Muzukashii Sekai von Harulein (MiA x Meto / Tsuzuku x Meto) ================================================================================ Kapitel 33: [meto] Act 33 ------------------------- Tsuzuku ging nur kurz in sein Zimmer, um seine Zigaretten zu holen und sich bei seinem Zimmergenossen abzumelden, dann verließen wir zu dritt den Tempel und machten uns auf den Weg in die Innenstadt. Wir kamen dabei auch am Park vorbei und sahen Haruna und Hanako, die auf der Bank um den Baum saßen und uns zuwinkten. Unser Ziel war der große Brunnen mitten in der Stadt und als wir diesen erreichten, verschwand Koichi in Richtung des nächsten Supermarktes und kam wenig später mit einer Packung Kekse und drei Bechern Kaffee zurück. Tsuzuku und ich saßen derweil auf den Stufen vor dem Brunnen. Es war ein bisschen windig und ich spürte ab und zu kalte Tröpfchen im Nacken, wenn das Wasser aus dem Springbrunnen in unsere Richtung geweht wurde. „Ich will gar nichts“, sagte Tsu, als Koichi den Kaffee vor ihm hinstellte. „Hat dich das so geschockt?“, fragte der Rosahaarige. „Das mit der bei dir im Tempel?“ „Sie heißt Hitomi“, erwiderte Tsuzuku leise. „Wisst ihr, sie kam mir gleich … auf irgendeine Weise seltsam und vertraut vor. Aber ich hab einfach nicht kapiert, warum. Ich hätte mit ihr reden, sie davon abhalten müssen.“ „Du weißt doch selbst, dass man jemanden kaum von so was abhalten kann“, sagte ich und sah Tsuzuku an. Da war er wieder, dieser Schmerz in seinen Augen. Nur, dass es diesmal nicht von der Trauer über den Tod seiner Mutter herrührte, sondern vom Schock, dass jemand aus seiner direkten Umgebung sich selbst verletzt hatte. Er stellte den Kaffeebecher neben sich und kramte die Zigaretten aus seiner Hosentasche, zündete sich eine an und blickte geistesabwesend auf die Steine, während er rauchte. Ihm war anzusehen, dass ihm der Vorfall mit dieser Hitomi einen ziemlichen Schlag versetzt hatte, und ich überlegte, was ich tun konnte, damit es ihm so schnell wie möglich wieder gut ging. Ich wollte auf jeden Fall verhindern, dass sich der Schmerz wieder in ihm festsetzte und ihn runterzog. „Tsuzuku?“ „Hm?“ Er sah mich nicht mal an, sondern blickte weiter auf die glatten Steine zu seinen Füßen. „Möchtest du vielleicht … heute wieder bei mir übernachten?“ Er sah mich an, seine Züge hellten sich augenblicklich auf und er beugte sich zu mir rüber, bis seine Lippen an meinem Ohr waren, und flüsterte: „Unser Zweites Mal?“ Ich nickte, lächelte ihn an, bemerkte, dass es ihm mit einem Mal wirklich besser ging. Das war auch eine Seite seiner Schwankungen: Es ging auch in die andere Richtung, dass es ihm schlagartig gut ging und seine Traurigkeit wie weggepustet war. „Na, dir geht’s ja wieder gut“, bemerkte Koichi zu Tsu und nahm einen Schluck Kaffee. Tsuzuku drückte seine Zigarette auf einem der Steine aus und legte dann einen Arm um mich. „Meto ist mein Allheilmittel.“ Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter, freute mich, dass er wieder glücklich war, und spürte, dass er mich liebte. Es war ein wunderschönes, tiefes, warmes Gefühl, vielleicht das Schönste, was ich je gefühlt hatte. Und allein der Gedanke daran, Tsuzuku heute Nacht bei mir zu haben, ließ mein Herz schneller schlagen und mich vor Vorfreude ein wenig erröten. Eine Weile saßen wir einfach nur da, Koichi trank seinen Kaffee, Tsuzuku umarmte mich und ich beobachtete das Treiben auf dem Platz vor uns. Auf einmal sah ich, wie aus einer Seitenstraße jemand auf den Platz kam, der mir sofort ins Auge fiel: Eine hübsche, junge Frau in einem bodenlangen, dunkelroten Barockkleid, das über und über mit Rosen, Schleifen und Perlen geschmückt war. Hellbraune Locken fielen weit über ihre Schultern, dazwischen schimmerte glitzernder Haarschmuck in der Sonne. Sie trug zwei große, edel aussehende Einkaufstüten, von denen ich eine erkannte, weil ich mein einziges Kleid in demselben Laden gekauft hatte. Insgesamt sah sie aus wie eine Prinzessin auf Shoppingtour. Neben ihr, von mir aus gesehen dahinter, ging noch jemand, von dem ich jedoch nicht viel sah. Erst, als die Prinzessin stehen blieb, sich zur Seite drehte und auf den Brunnen deutete, konnte ich die zweite Person sehen und bekam einen Schreck, der meine ganze gute Stimmung davonfegte: MiA. Und er sah ganz anders aus. Seine vor ein paar Tagen noch hellblonden Haare waren gefärbt, in einem hellen, blassen Lila, und er trug ähnlich edle, elegante Kleidung wie die Prinzessin neben ihm. Anscheinend waren die beiden auf Einkaufstour, denn er hatte ebenfalls zwei große Einkaufstüten dabei. Als er mich sah, blieb er stehen, starrte mich an, nicht minder erschrocken als ich. Einen Moment lang passierte gar nichts, dann spürte ich, wie Tsuzuku, der MiA wohl erst jetzt bemerkte, sich anspannte und seinen Arm noch ein wenig fester um meine Schulter legte. Ich beobachtete, wie die Prinzessin MiA fragend ansah und hörte, wie er antwortete: „Der mit den blauen Haaren, das ist mein Exfreund.“ Ich spürte einen kleinen Stich. ‚Exfreund‘ hatte so einen schmerzhaften Klang. Und als MiA dann zusammen mit der Prinzessin auch noch auf mich zukam, wurde der Stich in meinem Herzen schlimmer. MiA blieb genau vor mir stehen, sah mich einen Moment lang an und ich spürte, dass er ebenso wenig wusste, was er sagen sollte, wie ich. „Ihr … seid jetzt zusammen, oder?“, fragte er schließlich mit einem deutlichen Zittern in der Stimme. Ich nickte. Ein winziges, mühsames Lächeln huschte über seine Lippen. „Na dann …“, sagte er leise. „Viel Glück euch beiden.“ Er drehte sich zum Gehen um, da sprang ich aus einem inneren Impuls heraus auf, wobei Tsuzukus Hand sich von meiner Schulter löste, und fasste MiA am Ärmel. „MiA …“ Er sah mich an, sein Blick sagte: ‚Was denn noch?‘ „Dir auch … viel Glück. Ich hoffe, … du kommst klar ...“, stotterte ich, mein Herz raste. „Ich hab was neues“, antwortete er mit ein wenig mehr Lächeln. „Keine Beziehung, aber was anderes.“ Ich dachte: ‚Ich hab dich wirklich geliebt‘, doch ich konnte es nicht aussprechen. Nicht jetzt, wo Tsuzuku dabei war und ich spürte, dass ihn mein Wiedersehen mit MiA eine gewaltige Menge Kraft und Nerven kostete. Ich ließ MiAs Arm los, er drehte sich um und ging zusammen mit der Prinzessin, die kein einziges Wort gesagt hatte, über den Platz hinweg davon. Ich sah ihm nach, bis er um die nächste Straßenecke verschwunden war, und wandte mich dann Tsuzuku zu. Ich spürte, dass seine Laune jetzt ebenso im Keller war wie meine und dass ich ihm eine Erklärung schuldete. „Jetzt ist es wirklich vorbei“, sagte ich leise und sah, dass Koichi seine Hand auf Tsuzukus gelegt hatte, in einem Versuch, ihn zu beruhigen. „Meto, ich will nicht … dass du …“, begann mein Freund, brach dann ab. „Ich werd ihn nicht wiedersehen. Er will nicht, ich will nicht, es ist vorbei.“ „Du liebst nur mich?“ Ich setzte mich wieder neben ihn, nahm sein Gesicht in meine Hände und küsste ihn. „Nur dich. Versprochen.“ Seine Lippen verzogen sich an meinen zu einem Lächeln, er legte seine Arme um mich und erwiderte den Kuss, völlig ungeachtet der Tatsache, dass wir uns mitten in der Öffentlichkeit befanden. Sobald ich daran dachte, dass uns hier gerade jeder sehen konnte, wurde ich wieder ein wenig rot, was Tsuzuku aber natürlich egal war. Na ja, die Straße war eben zu seinem Zuhause geworden und er war daran gewöhnt, kaum Privatsphäre zu haben. „Und?“, fragte Koichi. „Was machen wir jetzt? Gehen wir shoppen oder irgendwo eine Kleinigkeit essen, oder was wollt ihr?“ „Ich hab keinen Hunger, wirklich nicht“, sagte Tsu. „Aber du weißt doch, dass du was essen musst“, widersprach Koichi und hielt ihm Kaffee und Kekse hin. „Wieso denn keinen Hunger?“, fragte ich. „Ich bin heute Morgen mit Bauchschmerzen aufgewacht und wenn ich was esse, wird mir bestimmt wieder schlecht.“ „Was hast du denn gestern Abend gegessen?“, wollte ich wissen. „Nichts. Aber da ging es mir noch gut.“ Koichi nahm einen Keks aus der Packung und hielt ihn Tsuzuku hin. „Hier, wenigstens einen, für uns.“ Er nahm den Keks, aß ihn jedoch nur sehr langsam. Währenddessen überlegte ich, was wir gleich machen könnten, und kam zu dem Schluss, dass ein kleiner Shoppingtrip wohl wirklich eine gute Idee war. Zwar brauchte ich nicht wirklich was neues, und Tsuzukus Sachen waren soweit ich wusste auch noch alle in Ordnung, aber gegen einen Einkaufsbummel mit Klamotten anprobieren und neue Läden entdecken hatte ich nichts einzuwenden. „Einkaufen… klingt gut…“, sagte ich zu Koichi, der mich daraufhin anstrahlte und antwortete: „Super! Ich weiß einen ganz süßen kleinen Laden, da wart ihr bestimmt noch nicht drin.“ Tsuzuku, der das Thema Kekse inzwischen erstmal abgehakt hatte, lachte und bemerkte: „Ja, weil er wahrscheinlich pink ist, oder?“ „Pink ist eine wunderschöne Farbe!“, widersprach Koichi, ebenfalls lachend. „Nee ehrlich, der Laden ist toll, ihr werdet den lieben!“ Koichi und ich tranken noch unseren Kaffee leer, Tsuzuku kippte seinen in den nächstgelegenen Abflussschacht, dann standen wir auf und machten uns, von Koichi geführt, auf den Weg zu jenem Laden, von dem der Rosahaarige schon auf dem Weg zu schwärmen begann: „Die haben sogar Sachen von Vivienne Westwood, ich hab da meine absoluten Lieblingsschuhe her! Schwarzes Zeug gibt’s da auch massenweise. Und man kann fast alles bestellen.“ Ich beobachtete auf dem Weg, wie die Leute um uns herum auf Koichi reagierten. Er war wie immer perfekt geschminkt und zurechtgemacht, trug hohe Schuhe, eine figurbetonte, pastellfarbene Hose und eine niedliche Jacke, die er garantiert aus der Abteilung für junge Mädchen hatte. Und dass er beinahe ununterbrochen schnatterte, trug ebenfalls seinen Teil dazu bei, dass sich mehrmals Leute nach uns umdrehten und zuerst ihn, dann meine blauen Haare anstarrten. „Lass mich raten, deine Lieblingsschuhe sind auch pink?“, fragte Tsuzuku leicht spöttisch und grinste. „Du kennst die sogar. Ich hatte sie an, als wir uns kennen gelernt haben, Tsu.“ „Ich war nicht in der Stimmung, auf deine Schuhe zu achten.“, sagte mein Freund, woraufhin Koichi ihm die Schuhe ausführlich beschrieb und dann in einer kleinen Seitenstraße vor einem schmalen Schaufenster stehen blieb. „Da sind wir!“ Einen Moment blieben wir vor dem Laden stehen und schauten uns das randvoll gefüllte Schaufenster an, das mit seiner bunten, etwas merkwürdigen Mischung aus pastellfarbenen und dunklen Sachen , die die gesamte Palette von Kleidung, Schuhen und Schmuck abdeckten, schon recht vielversprechend wirkte. „Der ist erst seit ‘nem Jahr hier, aber ich war bestimmt schon an die fünfzig Mal drin“, erklärte Koichi und öffnete die Tür. Augenblicklich schallte uns ein E-Gitarren-Instrumentalstück entgegen, dass ebenso gut aus meiner Musiksammlung hätte sein können, und ein gerufenes „Herzlich Willkommen“ war zu hören. Wir betraten den Laden, der auf den ersten Blick genauso klein und vollgestopft wirkte wie das Schaufenster. Es schien sich um einen langen Gang zu handeln, an dessen Seitenwänden sich irgendwie alles befand, was abseits des normalen Klamottenstils lag. Bunt durcheinander standen pinkfarbene Pumps neben schwarzen Nietenstiefeln, hingen babyblaue Tutu-Kleider neben Ledershorts und lagerten CDs von Mayu Watanabe neben welchen von MUCC. Koichi hatte Recht: Der Laden war toll! Aus dem hinteren Teil des Ladens kam eine junge Frau auf uns zu, die genauso aussah, wie man es von einer Verkäuferin in so einem Laden erwartete: Sie trug eine bunte, aber durchaus hübsche Mischung beider Stile, die hier vertreten waren, hatte dieselbe Haarfarbe wie ich, und rosafarbene Kontaktlinsen, was ihrem Blick etwas gänzlich weltfremdes verlieh. „Herzlich Willkommen“, sagte sie noch einmal und verbeugte sich leicht. „Sehen Sie sich ruhig um.“ Einkaufen mit Koichi war … ein wenig anstrengend. Er stürzte sich geradezu hinein ins Vergnügen und während Tsu sich derweil bei den schwarzen Sachen umsah, stand ich ein bisschen unschlüssig herum. Nach hinten hin wurde der Gang etwas breiter und anscheinend gab es da noch viel mehr tolle Sachen, denn kaum war Koichi dorthin verschwunden, jubelte er „Vivienne, ich liebe dich!“ und kam kurz darauf strahlend mit hohen Schuhen, Schmuck und einer hübschen, wenn auch ziemlich knappen Kapuzenjacke zurück. „Na, Meto-chan, was sagst du dazu?“, fragte er, als er die Schuhe anprobierte und mir zeigte. Ich nickte, obwohl ich nicht ganz verstand, wie Koichi es fertig brachte, auf diesen extrem hohen Schuhen mit schmalen Absätzen zu stehen, geschweige denn zu laufen. „Kannst du auf den Teilen überhaupt laufen?“, fragte Tsuzuku hinter mir und deutete auf die Schuhe. „Ja, klar kann ich das! Ich übe schließlich schon seit Jahren!“ Koichi zog die Schuhe wieder aus und schaute auf das Preisschild, wobei sich wieder ein Strahlen auf seinem Gesicht ausbreitete. „Ich liebe solche Outlets.“ „Soll ich die Sachen schon mal zur Kasse nehmen?“, fragte die Verkäuferin, deren rosafarbener Blick mich aus irgendeinem Grund an Alice im Wunderland denken ließ. Koichi überreichte ihr alles, was er sich ausgesucht hatte, schaute sich dann wieder kurz um und hatte plötzlich ein hellblaues, rüschenbesetztes, weiß gepunktetes Lolitakleid in der Hand, das er mir entgegenhielt und mich abschätzend ansah. „Tsu, was meinst du? Sähe Meto-chan darin nicht wahnsinnig süß aus?“, fragte er. Tsuzuku hob eine Augenbraue. „Ich weiß nicht. Ich hab Meto noch nie in ‘nem Kleid gesehen.“ Koichi drückte mir das Kleid in die Hand, verschwand im hinteren Teil des Ladens und kam wenig später mit einer hellblauen Perücke zurück, ähnlich der, die ich selbst zuhause hatte. Ab und zu mochte ich es, mich wie ein Mädchen anzuziehen und mich so richtig hübsch zu machen, doch in den letzten Monaten war das irgendwie seltener vorgekommen, weshalb mein einziges Kleid mit Zubehör die meiste Zeit über im Schrank hing. „Komm, probier das mal an. Ich bin sicher, das steht dir.“ Ich sah fragend zu Tsuzuku, der ein kurzes „M-hm, ja“ verlauten ließ und dann lächelte. Koichi zeigte mir die etwas versteckt gelegene Umkleide und ich zog den Vorhang hinter mir zu, ehe ich mich auszog und in das niedliche Kleid zwängte, das mir an den Schultern doch ein klein wenig eng war, weswegen ich den Reißverschluss nicht alleine zu bekam. Ich setzte die Perücke auf und schaute mich im Spiegel an. Es war ein bisschen ungewohnt, weil ich ja lange kein Kleid mehr getragen hatte, doch ich fand mich schon irgendwie schön darin. „Tsu?“, fragte ich, „Kannst du hinten zu machen?“ „Ja, klar.“ Er zog den Vorhang zurück, kam herein und ich drehte mich um, damit er an den Verschluss herankam. Ich sah durch den Spiegel hinter mir stehen und er sah mich an, lächelte. „Du siehst schön aus, Meto“, sagte er leise, schob die Perückenhaare beiseite und küsste kurz meinen Nacken, bevor er den Reißverschluss langsam nach oben zog. „Findest du, das steht mir?“, fragte ich. „Ich bin etwas überrascht, aber ja, das steht dir sehr gut“, antwortete er und legte von hinten die Hände an meine Hüften, sodass ich mir vorkam wie ein junges Mädchen auf einem Ball. Ich schmiegte mich an ihn und einen Moment blieben wir so stehen, so lange, bis Koichis Stimme von draußen uns wieder einmal aus unserer Zweisamkeit riss: „So, jetzt will ich’s aber auch mal sehen!“ „Oh mein Gott, das ist ja noch süßer, als ich dachte!“, rief der Rosahaarige aus, als ich aus der Kabine kam und ihm mein ungewohntes Outfit präsentierte. Die Verkäuferin stand auch in der Nähe und nickte bestätigend. „Das sieht sehr hübsch aus.“ „Komm, kauf das“, versuchte Koichi mich schon zum nächsten Schritt zu überreden, doch ich war noch nicht so ganz sicher. Immerhin hatte ich schon ein solches Kleid und wusste auf die Schnelle keine Gelegenheit, dieses hier zu tragen. Ich suchte nach dem Preisschildchen, welches mit einer Sicherheitsnadel am Rock befestigt war. Da ich nicht damit gerechnet hatte, einkaufen zu gehen und dann auch noch etwas zu finden, hatte ich nicht viel allzu Bargeld eingepackt und musste erst einmal rechnen, ob es reichte oder ich meine Karte nehmen musste. Siebentausend Yen kostete das Kleid, das war für so ein schickes Lolitakleid recht wenig, doch ich hatte nur fünftausend eingesteckt. Also würde ich wohl mit Karte bezahlen müssen. Zuerst einmal ging ich in die Kabine zurück und zog mich wieder um, wobei Tsuzuku mir half. Als ich wieder herauskam, hob ich meine Umhängetasche auf, suchte mein Portmonee hervor und zog die Karte heraus. „Geht… das…?“, fragte ich die Verkäuferin, wobei mir selbst kaum auffiel, dass ich wieder, wie immer Fremden gegenüber, stockte. „Ja, natürlich.“ Sie nahm mir das Kleid ab und legte es zu Koichis Sachen, verschwand dann wieder im hinteren Teil des Ladens, um die Perücke wieder an ihren Platz zu bringen. Damit war wohl entschieden, dass ich das Kleid kaufte, und wenn Tsu mich darin schön fand, hatte ich auch einen Grund. „So, und jetzt kommst du dran“, sagte Koichi zu Tsuzuku. „Im Gegensatz zu euch beiden hab ich aber kaum Geld in der Tasche“, antwortete mein Freund, blickte dabei jedoch sympathisierend auf ein Paar schwarzer Stiefel mit ein wenig Absatz. „Gar nichts?“, fragte Koichi. „Nicht mal fünfhundert oder so?“ Tsuzuku zog seinen kleinen Geldbeutel aus der Hosentasche, klappte ihn auf und kippte den Inhalt auf seine Handfläche. Ich zählte zehn Einhundert-Yen-Münzen. „Das ist mein Taschengeld vom Tempel, für Zigaretten und so.“ „Okay, fünfhundert Yen kostet eine Packung. Dann hast du immer noch die andere Hälfte für was anderes“, rechnete Koichi aus. „Der Schmuck hier ist zum Beispiel teilweise echt nicht teuer, da finden wir schon was für dich.“ Er deutete auf ein Regal, das angefüllt war mit allem, was an Schmuck zu den dunklen Sachen im Laden passte. Tsuzuku trat vor das Regal, sah sich die Sachen eine Weile lang an und nahm auch einiges in die Hand, um es jedoch nach einem Blick auf die Preisschildchen wieder zurück zu legen. Doch schließlich schien er etwas gefunden zu haben, drehte sich zu uns um und hielt, mich fragend ansehend, ein breites, schwarzes Lederarmband in der Hand, das mit einer etwas schmaleren, silbernen Schnalle geschlossen wurde. „Das ist schön“, sagte ich. „Passt zu dir.“ „Siebenhundert Yen“, erwiderte er. „Dann reicht‘s nicht mehr für Zigaretten.“ „Zweihundert Yen werd ich dir schon noch leihen können“, sagte ich. „Probier’s mal an“, sagte Koichi, woraufhin Tsuzuku das Armband öffnete und sich ums Handgelenk legte. Es sah wirklich gut aus, harmonierte wunderbar mit seinen Tattoos und passte auch zu dem silbernen Ring, den er immer trug. „Steht dir gut“, sprach Koichi aus, was wir beide dachten. „Ich würde es echt kaufen.“ „Wenn du meinst …“, sagte Tsuzuku, lächelte aber, und ihm war anzusehen, dass er dieses Armband wirklich haben wollte. Es schien eines von diesen Dingen zu sein, bei denen man gleich wusste: ‚Das will ich!‘ Nachdem dann zuerst Koichi, dann ich und dann Tsu unsere jeweiligen Sachen bezahlt hatte, verließen wir den Laden und wanderten erst mal ein wenig ziellos durch die Stadt, sahen uns Schaufenster an und Tsuzuku und ich hörten Koichi zu, dem irgendwie nie der Gesprächsstoff auszugehen schien. „Immer, wenn ich in dem Laden war, hab ich danach kaum noch Geld im Portmonee. Der ist einfach so toll und weil die einzelnen Sachen weniger kosten als direkt vom Label, kaufe ich immer gleich so viel, dass es für keinen anderen Laden mehr reicht“, schnatterte der Rosahaarige in einer Tour und brachte damit Tsuzuku zum Lachen. „Koi, du bist so ein Mädchen!“ „Ich weiß. Ich war schon immer so.“ „Was sagt denn deine Freundin dazu, falls du eine hast?“, fragte Tsu. „Ich hab keine. Also nicht so eine.“ Koichi seufzte. „Irgendwie lande ich bei Frauen immer gleich in der Friendzone.“ „Kein Wunder, wenn du dich benimmst wie eine beste Freundin, statt wie ein Kerl.“ „Ey! Ich kann durchaus auch männlich sein! Ich hab nur meistens keine Lust drauf“, protestierte Koichi, lachte dann aber. Ich hörte nur zu, beobachtete die beiden und freute mich einfach, dass sie sich so gut verstanden und dass Tsuzuku sich jetzt so lockern konnte. Und dachte an früher, daran, wie ich ihn kennen gelernt hatte und wie er damals gewesen war. Es war auf dem Stadtfest gewesen, vor etwas über einem Jahr. Damals hatte ich, weil ich mich meines Sprachfehlers so sehr geschämt hatte, gar nicht mehr gesprochen und war vollkommen einsam gewesen. Außer meinen Eltern hatte ich niemanden gehabt und war an einem Punkt angekommen, an dem ich auch keine Lust mehr auf Menschen gehabt hatte. Das Stadtfest hatte mein letzter Versuch sein sollen, noch einmal in Kontakt zu treten und der Welt noch eine Chance zu geben, anderenfalls hatte ich vorgehabt, fortan als Hikikomori zu leben. Ziemlich gleichgültig war ich durch die Menge gelaufen, zwischen den vielen Ständen und Buden entlang, war in Gedanken versunken gewesen und hatte deshalb nicht darauf geachtet, was direkt vor mir war. Bis ich mit jemandem zusammenstieß. Ich hörte Münzen klingend zu Boden fallen, ein leises „Ouh!“ und akustisch unverständliches Fluchen. Meine Umhängetasche glitt mir von der Schulte, ich bückte mich, hob sie auf und sah erst jetzt, wen ich da umgerannt hatte. Sah tiefschwarzes, schulterlanges, strähniges Haar und tätowierte Arme. Eine schmale Gestalt, die vor mir auf dem Boden kniete und hastig die herumliegenden Münzen wieder einzusammeln versuchte. Zerrissene Jeans, ein abgewetztes T-Shirt und abgetragene, schwarze Schuhe. Er sah mich an, mit dunkelbraunen Augen, in denen eine solche Dunkelheit und Einsamkeit herrschte, die so traurig und resigniert aussahen, dass mir, zum ersten Mal seit Monaten, ein einzelnes Wort entwich: „… Entschuldigung…“ Er antwortete nicht, sondern kroch weiter auf dem Boden herum und versuchte, trotz der vielen Leute um uns herum sein Geld wieder zusammen zu suchen. Anscheinend war er einer der Obdachlosen, die das Fest zum Betteln nutzten, und ich hatte durch meine Unachtsamkeit seine gesamten Einnahmen verstreut. Ich kniete mich hin, stellte meine Tasche ab und versuchte, ihm zu helfen. Dabei sah ich wieder seine Augen und diese wahnsinnige Trauer und Einsamkeit in ihnen. Einsamkeit, das kannte ich auch, nur zu gut. Augenblicklich fühlte ich eine Art Verbindung zu diesem Mann, der anscheinend genauso am Rande der Gesellschaft stand wie ich, wenn auch auf andere Art. Ich öffnete meine Tasche, nahm mein Portmonee heraus und zog daraus einen Eintausend-Yen-Schein hervor, den ich ihm hinhielt. „… Hier, …bitte …“, sagte ich leise, es fühlte sich komisch an, wieder zu sprechen. Er sah mich ungläubig an. „… So viel?“ „Ja… Jetzt… nimm schon…“ Ich lächelte ihn an, oder versuchte es zumindest. Er streckte die Hand aus und ich drückte ihm den Schein in die Hand, die größer war als meine. Obwohl sie nicht sauber waren, Schmutz unter den Fingernägeln und dunkle Schrammen auf der Haut, hatten seine Hände etwas Schönes an sich, etwas, das mich dazu brachte, ihn wieder anzulächeln. Einen Moment lang blickten wir uns an, dann stand er auf, steckte den Geldschein in seine Hosentasche und sagte leise: „Danke.“ Er drehte sich um, wandte sich zum Gehen, doch aus einem inneren Impuls heraus packte ich ihn am Ärmel. Er war der erste Mensch, mit dem ich seit langem ein paar Worte gewechselt hatte und allein deshalb konnte ich ihn nicht so einfach gehen lassen. Ich wollte zumindest seinen Namen wissen. „Warte … mal“, stotterte ich, als er mich irritiert und fragend ansah. „Wie …heißt du…?“ Er sah mich einen Moment lang an, ohne etwas zu sagen, dann antwortete er: „Nenn mich Tsuzuku.“ Tsuzuku. Ein schöner, irgendwie besonderer Name. „Ich… bin Meto…“, sagte ich leise und fügte automatisch ein „Freut mich, dich kennen zu lernen“ an, von dem mir erst Sekunden später auffiel, dass ich es ohne jedes Stocken herausgebracht hatte. Tsuzuku lächelte, nur ein wenig und es erreichte seine Augen kaum, aber er tat es, und erwiderte: „Freut mich auch.“ „Wo … lebst du denn…?“, fragte ich. „Akutagawa-Kouen, unten am Fluss, bei der Brücke.“ Ich ließ seinen Arm los, er drehte sich um und verschwand wieder in der Menge. Doch ich wusste, ich würde hingehen zu diesem Park, und ihn wiedersehen. „Erde an Meto!“, riss mich eine Stimme aus meinen Erinnerungen. „Hey, du träumst ja mit offenen Augen!“ Ich schreckte auf, sah Koichi an, der mich von der Seite ansah und mit der Hand vor meinem Gesicht herumwischte. Während ich so in Gedanken gewesen war, hatten wir eine Parkbank am Rande der Innenstadt erreicht und ich saß zwischen Tsuzuku und Koichi, was ich jedoch zuerst gar nicht richtig bemerkt hatte, zu versunken war ich in meinen Erinnerungen gewesen. „Woran hast du gedacht?“, fragte Tsuzuku mich. „Daran, wie wir uns zum ersten Mal gesehen haben, auf dem Fest“, antwortete ich leise. Tsuzuku lächelte, einen Moment lang trat ein abwesender Ausdruck in seine Augen, weil er sich ebenso daran erinnerte, dann sagte er: „Damals hätte ich nie gedacht, dass ich mich je noch einmal verlieben würde.“ Ich drehte mich ganz zur Seite, zu ihm, um, legte meine Hand auf sein Bein und küsste ihn. Mir war völlig egal, wer zu sah und was irgendwelche Leute von mir dachten. Alles, was ich wollte, war, Tsuzuku zu zeigen, wie gern ich ihn hatte. Er erwiderte den Kuss und flüsterte an meinen Lippen: „Ich freu mich schon so auf heute Nacht.“ „Ich auch“, hauchte ich. „Ich werde ganz lieb zu dir sein, versprochen“, sagte er, sah mir in die Augen und ich erkannte ein warmes Leuchten in seinen. Ich lehnte mich an ihn, er legte seinen Arm um mich und küsste mich wieder, ganz sanft und vorsichtig. Koichi neben uns kicherte verhalten und schaute dann auf seine Armbanduhr. „Ist erst vierzehn Uhr“, bemerkte er. „Wollen wir noch irgendwo hin oder …?“ „Noch ‘nen Laden?“, fragte Tsuzuku. „Hast du denn noch Geld?“ „Kein Bargeld mehr, aber meine Karten“, antwortete Koichi. „Zu meinen neuen Schuhen brauch ich doch noch ‘ne passende Hose, oder?“ „Muss das heute sein?“ „Hast du keine Lust mehr? Ich mein ja nur, weil es noch so früh ist und so, dass wir nicht nur hier rumsitzen …“ Auf einmal schien Tsu etwas einzufallen, denn ein kleines, spezielles Lächeln schlich sich auf seine Lippen und er blickte rüber auf die andere Straßenseite, wo sich ein großer Drogeriemarkt befand. „Koi, was hälst du davon, wenn du dir deine Hose alleine kaufst und Meto und ich da drüben reingehen?“, fragte er. Koichi grinste, nickte, stand auf und nahm seine Einkaufstasche. „Okay. Dann mal viel Spaß. In zwanzig Minuten am Brunnen?“ „Ja.“ Tsuzuku erhob sich ebenfalls und nahm meine Hand. „Komm, Meto, ich will dir was zeigen.“ Ich verstand erst nicht, was er meinte, doch als wir Hand in Hand die Straße überquert hatten und den Laden betraten, fiel es mir wie Schuppen von den Augen und ich wurde schlagartig rot. Tsuzuku hatte doch nicht wirklich vor, mich jetzt in diese eine, gewisse Abteilung zu schleppen, oder? Auch, wenn es mir inzwischen kaum mehr peinlich war, ihn in der Öffentlichkeit zu küssen, war es doch irgendwie etwas ganz anderes, solche Sachen zu kaufen. Er drehte sich zu mir um und lächelte mich an. „Dein Ernst?“, fragte ich. „Natürlich. Ich will wirklich, dass das heute Abend richtig schön für dich wird, deshalb suchen wir jetzt alles aus, was wir dafür brauchen“, antwortete er. „Und wegen dem Geld: Ich hab Zigaretten von meinem Zimmernachbarn bekommen, die reichen noch ein paar Tage.“ Ich konnte nicht anders, als zurück zu lächeln und seine Hand ein wenig fester zu drücken. Tsuzuku konnte einfach so wahnsinnig süß sein, gerade wenn er so gut drauf und selbstbewusst war. Ich liebte diese offenherzige, selbstsichere Art an ihm, auch wenn er mich damit regelmäßig erröten ließ. Es gab mir unheimlich viel Sicherheit, zu spüren, dass es ihm, den ich schon in so schlimmen Zuständen erlebt hatte, gerade sehr gut ging, und dass ich etwas tun konnte, damit es auch so blieb. Das Regal, zu dem Tsuzuku mich führte, befand sich im hinteren Teil der Körperhygieneabteilung und war auf den ersten Blick einfach nur ein Regal mit Waren darin. Als ich jedoch genauer hinsah und die einzelnen Dinge erkannte, schlug mein Herz sofort aufgeregt schneller. Zum einen, weil ich dieses Regal bisher nie so genau in Augenschein genommen hatte, aber auch, weil mich der Anblick mit einer gewissen Vorfreude auf heute Nacht erfüllte. Während mein Freund sich ganz gezielt suchend umsah, stand ich mit klopfendem Herzen vor der Menge an Zeug, von dem ich bei manchen Sachen gar nicht so genau wissen wollte, wozu sie da waren, und versuchte, mir einzureden, dass das alles hier völlig normal war. ‚Ganz ruhig, Meto, das sind alles nur Sachen, die Sex noch schöner machen sollen …‘, sagte ich mir. Ich hörte Tsuzuku neben mir leise lachen und sah ihn an. Er deutete auf eine auffällig geformte, pinkfarbene Flasche und fragte grinsend: „Magst du Zucker?“ „Was … ist das?“, fragte ich, als er die Flasche aus dem Regal nahm und sich genauer ansah. Ich sah nur, dass ‚Love Candy‘ darauf stand und das Etikett voller rosa Herzchen war. „Das ist, glaube ich, zum auf die Haut tun und ablecken“, sagte er, senkte dann seine Stimme zu einem Flüstern ab und fügte hinzu: „Finde ich aber überflüssig. Ich schmecke lieber deine Haut als irgendwelches Zuckerzeug.“ Ich wusste nun wirklich nicht, was ich darauf antworten sollte, und blickte stattdessen umher, doch dabei fiel mein Blick nur wieder auf die Sachen um mich herum. Wenn ich mir vorstellte, wozu das alles gut war und wie sich das vielleicht anfühlen würde … Tsu nahm derweil eine Packung Kondome und eine Tube Gleitmittel aus dem Regal, legte beides wie selbstverständlich in den Einkaufskorb und fragte dann, als wäre es das Normalste von der Welt: „Willst du irgendwas Besonderes?“ „Was Besonderes?“, fragte ich. „Ja. Irgendwas, das du ausprobieren willst.“ Ich hob die Schultern, mir fiel nicht wirklich etwas ein, was ich ausprobieren wollte. Zumindest nichts, wofür ich etwas von den Sachen hier gebraucht hätte. „Ich weiß nicht“, sagte ich. „Ich hab, ehrlich gesagt, noch nie wirklich darüber nachgedacht.“ „Ist ja okay. Ich dachte nur, falls dir was gefällt … Weißt du, ich will es wirklich schön für dich werden lassen und …“ „Vielleicht irgendwann später“, unterbrach ich ihn. „Ich will heute Nacht nur ganz normalen Sex mit dir. Es reicht mir, wenn du lieb zu mir bist.“ Tsuzuku lächelte leicht. „Das werde ich auf jeden Fall sein.“ Wir gingen die beiden Sachen im Korb bezahlen und als ich sah, dass Tsu jetzt wieder sein ganzes Geld ausgegeben hatte, dachte ich kurz daran, wie es wäre, wenn wir beide arbeiten würden und er genug Geld hätte. Anscheinend bekam er im Tempel ein wöchentliches Taschengeld von eintausend Yen und war auch an Zigaretten gekommen. Ich war mir sicher, dass er, wenn er wieder arbeitsfähig sein würde, noch ein ganzes Stück selbstbewusster würde und darauf freute ich mich. Die Kassiererin achtete gar nicht großartig auf das, was wir da kauften, und sah uns auch nicht komisch an. Vielleicht lag es daran, dass Tsuzuku so selbstbewusst und selbstverständlich auftrat, dass einem gar nicht einfiel, irgendwas an ihm und mir ungewöhnlich zu finden. Wir gingen langsam in Richtung Stadtbrunnen, wo wir ja Koichi wieder treffen wollten. Als wir dort ankamen, war er noch nicht da und so setzten wir uns hin und warteten. Tsuzuku legte seinen Arm um mich und ich lehnte mich an seine Schulter, legte meine Hand auf sein Bein. Eine ganze Weile saßen wir einfach so da und beobachteten die Leute, die über den Platz vorbeieilten. „Oh. Mein. Gott. Wie süß!“, hörte ich eine weibliche Stimme von der anderen Seite des Platzes, sah hin und erblickte eine Gruppe Mädchen in Schuluniformen, die zu uns herüberschauten. „Ein echtes schwules Paar, ist das niedlich!“ Ich sah Tsu an, er hob eine Augenbraue und warf einen leicht genervten Blick in Richtung dieser Mädchen. Eine von ihnen hatte sich aus der Gruppe gelöst und kam auf uns zu. „Ihr seid ein Paar, oder?“, fragte sie. „Ja, sind wir. Aber ich wüsste nicht, was dich das angeht“, gab Tsuzuku zurück. Das Mädchen ließ sich jedoch von seinem dezent genervten Ton nicht beeindrucken und antwortete: „Ihr seid süß.“ „…Danke“, sagte ich und versuchte so was wie ein Lächeln. In dem Moment kam Koichi von der anderen Seite auf uns zu, winkte fröhlich und hielt drei große Einkaufstüten hoch. „Hey, habt ihr schon Fangirlies?“ Das Mädchen starrte Koichi einen Moment lang mit einem leuchtenden Blick an, wie kleine Mädchen Märchenprinzessinnen ansahen, dann quietschte sie etwas, das so ähnlich wie „Noch so ein Hübscher!“ klang und rannte daraufhin begeistert zu den anderen Mädchen zurück, die aufgeregt schnatterten und dann den Platz verließen, sich jedoch immer wieder nach uns umschauten. Tsuzuku legte den Kopf in den Nacken, seufzte und verdrehte die Augen. „Magst du keine Fangirlies?“, fragte Koichi. „Entschuldigung, aber was geht es fremde Mädels an, ob ich ‘nen Freund habe?!“ „Mädchen finden so was eben niedlich“, sagte Koichi. Ich wusste nicht recht, was ich von dieser kurzen Szene halten sollte. Mit Mädchen wie Haruna, Hanako oder Yami, die einfach locker, cool drauf und nett waren, kam ich ziemlich problemlos klar, aber solche wie diese Gruppe eben fand ich irgendwie … schwierig. Ich konnte sie nicht richtig einschätzen und ihr quietschendes Süß-Gehabe war mir ein bisschen unheimlich und unangenehm. „Habt ihr alles, was ihr braucht?“, fragte Koichi. Ich nickte, deutete mit einer unbestimmten Handbewegung auf die Tüte vom Drogeriemarkt. Koichi schaute auf seine Armbanduhr. „Fast drei Uhr“, informierte er uns. „Das ist ja immer noch viel zu früh“, seufzte Tsuzuku. „Was kann man denn noch machen?“, überlegte Koichi laut. „Meto hat ‘ne Menge gute Filme zu Hause“, sagte Tsuzuku nach einer Weile. „Also machen wir einen Filmnachmittag bis heute Abend?“, fragte Koichi. „Meto, was meinst du?“ Ich nickte, da mir auch nichts Besseres einfiel und ich es mir ganz nett vorstellte, mit meinem Liebsten und seinem besten Freund zusammen Filme zu schauen. Wir machten uns auf den Weg zu mir nach Hause. Tsuzuku hielt die ganze Zeit über meine Hand und ich spürte seine Verliebtheit, wie sehr er sich auf heute Abend freute. Zuhause angekommen fand ich auf dem Küchentisch eine Nachricht von Mama: „Yuu, Schatz, ich habe heute sehr, sehr viel zu tun und bleibe bis heute Nacht in der Kanzlei. Ich hab dir Essen zum Aufwärmen in den Kühlschrank gestellt. Mach dir einen schönen Abend. Hab dich lieb. Mama“ ‚Sturmfrei‘, dachte ich und ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Papa war seit gestern wegen irgendeiner beruflichen Angelegenheit unterwegs und wenn jetzt auch Mama die Nacht über wegblieb, hatten Tsu und ich dann das Haus für uns. „Hast du sturmfreie Bude?“, fragte Koichi. Ich nickte strahlend. Tsuzuku stand hinter mir, legte die Hände an meine Seiten und ich schmiegte mich automatisch an ihn, angezogen von seiner Wärme. „In einem hatten die Mädchen vorhin Recht“, sagte Koichi. „Ihr zwei seid wirklich sehr süß.“ Wir gingen rauf in mein Zimmer und ich suchte ein paar verschiedene Filme aus meinem Regal. „Ich wär für einen Liebesfilm“, sagte Koichi. „Hast du so was richtig Süßes?“ „Du immer mit deinem Süßkram“, widersprach Tsuzuku. „Ich will ‘nen Actionfilm.“ Die beiden waren so verschieden, dass ich grinsen musste. Ich selbst wusste gar nicht, was für einen Film ich sehen wollte, entschied mich dann aber für einen Anime, bei dem der Text auf der Rückseite sowohl Romantik, als auch Action versprach. „Ich hab irgendwie so gar keine Lust auf Anime“, sagte mein Freund und beharrte weiter auf seinem Actionfilm. Ich legte ihm sämtliche Filme dieser Art, die ich besaß, vor, und Koichi sah sich diese auch gleich mit an auf der Suche nach dem mit dem größten Romantikanteil. Mir war es irgendwie egal, ich kannte alle meine Filme und würde mich, wenn ich beim Anschauen neben Tsu auf meinem Bett lag, sowieso nicht recht auf die Handlung auf dem Bildschirm konzentrieren können. Irgendwann hatten wir uns dann doch auf einen ‚Batman‘ geeinigt, was Koichi mit einem „Ihr schuldet mir jetzt aber noch ‘nen Filmabend mit Liebesfilmen!“ quittierte, es sich aber gleich daraufhin auf meinem Bett bequem machte. Ich ging, bevor der Film anfing, noch mal runter und holte Knabberzeug aus der Küche, welches Koichi gleich für sich beschlagnahmte. „Hey, gib auch mal her, du bist hier nicht der einzige, der Hunger hat!“ Mit diesen Worten griff Tsuzuku nach der randvoll mit Chips gefüllten Schüssel und nahm sich eine Handvoll heraus. „Keine Angst, mir geht’s gut“, sagte er auf meinen etwas besorgten Blick hin und lächelte. „Ich hab nur heute noch nichts außer Reis und Keksen gegessen.“ „Heute Morgen hattest du Bauchweh“, gab ich zu bedenken. „Ist längst weg. Mir geht’s wirklich gut.“ Tsu lächelte und schob sich einen der Chips in den Mund. Ich hatte den Film schon ein paar Mal gesehen und so war es mir weniger wichtig, jede Sekunde der Handlung mitzubekommen. Viel lieber beobachtete ich Tsuzuku, wie er neben mir auf meinem Bett saß und gespannt das verfolgte, was sich auf dem Bildschirm abspielte. Ab und an griff er in die inzwischen halb leere Chipsschüssel, was so normal aussah, als wäre er völlig gesund. Einen Moment lang ließ ich die Hoffnung zu, dass er vielleicht wirklich gesund war, doch wirklich glaubte ich es nicht, obwohl es ihm ja offensichtlich sehr viel besser ging. Bulimie oder Magersucht, beides heilte ja nicht einfach so und war dann weg. Es war toll, wunderschön, dass es ihm gerade so gut ging, doch ich wurde das Gefühl nicht los, dass es mehr eine gute Phase als eine wirklich nachhaltige Besserung war. Als der Film vorbei war, wurde es draußen schon langsam dunkel. Koichi stand auf, streckte sich und zog seine Jacke wieder an. „Dann lass ich euch zwei Turteltäubchen mal alleine“, sagte er. „Ich … bring dich noch zur Tür“, erwiderte ich und stand ebenfalls auf. Tsuzuku blieb sitzen, sagte Koichi von da aus Tschüss. „Du bist echt sein Ein und Alles“, sagte Koichi zu mir, als wir unten an der Tür standen. „Ich …weiß“, antwortete ich. „Aber … er hat ja… auch noch dich…“ „Aber du bist es, wegen dem er in meinen Armen geweint hat. Den er jedes Mal vermisst. Meto, ich glaube, diese tiefe Liebe zwischen euch, das ist das Einzige, was ihm wirklich helfen kann, gesund zu werden.“ „Deshalb… will ich ja auch …mit ihm zusammen … leben…“, sagte ich. „Ich will …immer für ihn da sein und ich will ihn glücklich machen.“ Es war das erste Mal, dass ich das so jemand anderem gegenüber aussprach. Und ich brachte diese Worte fast ohne Stocken heraus. „Wenn ihr Hilfe braucht, dann bin ich da, okay?“ Koichi lächelte. Ich öffnete die Tür und er ging hinaus, winkte mir noch zu und ging dann davon. Als ich wieder in mein Zimmer kam, hatte Tsu den Fernseher ausgestellt und die Schublade unter meinem Bett aufgezogen, in der ich ja einen Teil seiner Sachen aufbewahrte. „Hattest du mir nicht mal ein Handtuch gekauft?“, fragte er, als er mich sah. „Weiß nicht. Wieso?“ „Ich würde gern vorher mit dir duschen gehen.“ „Du kannst doch eins von meinen Handtüchern nehmen“, sagte ich und sah jetzt erst, was Tsu noch gemacht hatte, während ich unten gewesen war: Er hatte die bunten Teelichter, die ich sonst auf meiner Fensterbank stehen hatte, auf meinen Nachttisch geräumt, in Form eines kleinen Herzens aufgestellt und stattdessen Ruana auf die Fensterbank gesetzt, wo sie nach draußen schaute. Neben dem Teelicht-Herz befanden sich die Packung Kondome, die Tube mit dem Gleitmittel und eins meiner Halstücher, zu einer Art Binde zusammengefaltet, was mich augenblicklich an die Augenbinde im Love Hotel denken ließ. „Tsu …“ entfuhr es mir. „Du bist so süß …“ „Ich wollte mal romantisch sein“, sagte er, lächelte kurz und öffnete dann die Tür, um in Richtung meines Badezimmers zu verschwinden. Ich folgte ihm, erreichte ihn an der Badezimmertür und legte von hinten meine Arme um ihn, so, wie er es immer bei mir tat. Er drehte sich in meinen Armen zu mir um und ich knutschte ihn kurzentschlossen gegen die Tür, die jedoch nachgab, weil er sie im selben Moment öffnete, sodass wir fast hingefallen wären. Gerade noch so fing er sich und mich irgendwie auf, lachte, küsste mich und löste sich dann von mir, um sich das Shirt über den Kopf zu ziehen und seine Hose zu öffnen. Ich tat es ihm gleich, bis wir beide unbekleidet im Raum standen und dann zusammen unter die Dusche huschten, wo das warme Wasser auf uns niederregnete. Es wurde keine lange Dusch-Session, sondern nur ein kurzes Waschen, bei dem nicht mal unsere Haare richtig nass wurden. Der einzige Zweck dieser Aktion war, uns ein bisschen anzuheizen und dafür zu sorgen, dass wir beide gut dufteten. Das richtige Duschen war morgen früh wieder dran. Als wir damit fertig waren, sah Tsuzuku mich ein wenig geheimnisvoll an und sagte: „Warte mal einen Moment hier. Ich will noch eben was vorbereiten.“ „Was denn?“, fragte ich. „Lass dich überraschen“, sagte er nur, zog sich meinen Bademantel über und verschwand in Richtung meines Zimmers. Ich ging in der Zeit noch einmal auf die Toilette, dann hörte ich meinen Freund auch schon nach mir rufen. Mit vor Vorfreude klopfendem Herzen wickelte ich mir ein Handtuch um und ging zurück in mein Zimmer. Das erste, was ich sah, waren die heruntergelassenen Rollläden und ein schimmerndes Licht, das von den Teelichtern ausging, die auf meinem Nachttisch brannten. Tsuzuku saß auf der Kante meines Bettes, seine dunklen Augen leuchteten vorfreudig und er deutete lächelnd neben sich, wo er eine wahnsinnig gemütlich aussehende Landschaft aus meinen Kissen und Decken aufgebaut hatte. Er stand auf, kam auf mich zu und nahm meine Hand, führte mich zum Bett und drückte mich sanft darauf nieder, bevor er sich wieder neben mich setzte, seine Hand an meinen Hals legte und unsere Lippen zu einem liebevollen, weichen Kuss verschloss. „Ich liebe dich, Meto“, sprach er, sah mir dabei in die Augen und so sah ich, wie ernst er diese Worte meinte, wie viel es ihm bedeutete. „Und ich werde alles tun, was ich kann, damit das hier nur schön für dich wird.“ „Mach dir keinen Druck“, sagte ich. „Sei einfach du selbst, das mag ich am liebsten.“ „Wirklich?“ „Ja.“ Hatte ich ihm eigentlich je gesagt, wie sehr ich seine selbstbewusste Seite liebte? „Ich mag das sehr, wenn du weißt, was du willst. Es gibt mir Sicherheit, wenn ich weiß, dass du dich gut und stark fühlst.“ „Warum eigentlich?“ „Ich hab dich so oft traurig und schwach erlebt, und manchmal hatte ich solche Angst um dich. Ich hatte Angst, dass du zerbrichst, deshalb macht es mich sehr glücklich, zu sehen, dass es dir jetzt besser geht und dass du wieder stärker geworden bist“, sprach ich ehrlich meine Gefühle aus und erntete dafür einen weiteren Kuss. „Du bist wundervoll, Meto, weißt du das?“ Ich rutschte rückwärts Richtung Kopfende und ließ mich in die weichen Kissen sinken, schloss für einen Moment die Augen und spürte, wie Tsuzuku mir nachkam, sich über mich beugte und seine Lippen wiederum auf meine legte, mich lange und liebevoll küsste und dann sein Tun auf meinen Hals ausdehnte, wo er vorsichtig saugte und knabberte, was mir ein erstes leises Seufzen entlockte. Kurz verschwanden seine Lippen von meiner Haut, ich hörte Stoff rascheln, als er den Bademantel auszog und irgendwohin fallen ließ, dann spürte ich, wie er seine Lippen auf mein linkes Schlüsselbein tupfte und schließlich mein Tattoo küsste, bevor er mich einige Sekunden gespannt warten ließ und dann seine unendlich weichen, süßen Lippen auf meine Brustwarze drückte und wiederum vorsichtig saugte, was augenblicklich dafür sorgte, dass sich ein leises Stöhnen aus meiner Kehle löste und mein Blut sich in südlichere Gebiete aufmachte. Und dass sich jenes angenehme Ziehen in meinem Innern ausbreitete. „Ich liebe es, wie du das liebst“, sprach Tsuzuku leise, seine Stimme klang sanft und dunkel. „Mach … weiter…!“, forderte ich und bog ihm leicht meinen Oberkörper entgegen zum Zeichen, dass ich schon jetzt nicht genug von seinen Zärtlichkeiten bekam. Tsuzuku rutschte ein Stückchen weit Richtung Fußende, beugte sich über meinen Bauch, wobei er sich mit der einen Hand auf der anderen Seite abstützte und die andere auf meine Brust legte, und küsste weiter meinen Körper, während seine Hand sich mit meiner rechten Brustwarze befasste, zuerst vorsichtig, doch langsam immer fester massierend, weil er wusste, wie sehr ich das mochte. Seine Lippen tasteten über meine Bauchdecke und ich spürte, dass er jeden einzelnen kleinen Kuss mit Bedacht setzte, um genau herauszufinden, was ich mochte und womit er mich heiß machen konnte. Zwischendurch spürte ich immer wieder auch seine Zunge, die mal flink und mal langsam über meine Haut leckte und dafür sorgte, dass sich meine Atmung beschleunigte. „Mmmhh, viel besser als so ein Zuckerzeug“, murmelte er, ich schaute ihn an, sah im Licht der Kerzen dieses eine, besondere Lächeln auf seinen Lippen. Er richtete sich auf, kletterte zwischen meine leicht angewinkelten, gespreizten Beine und fuhr von da aus fort, meinen Oberkörper nach allen Regeln der Kunst zu küssen, zu lecken und zu streicheln, bis er mich vollkommen heiß und kribbelig hatte. Ich erinnerte mich, soweit mein von Tsuzukus unglaublichen Zärtlichkeiten benebeltes Gehirn noch dazu in der Lage war, daran, wie er in unserer ersten Nacht gesagt hatte, dass er mich am liebsten von oben bis unten abküssen hatte wollen. Diesen Wunsch schien er sich jetzt zu erfüllen und ich genoss es sehr, jedenfalls bis zu dem Punkt, an dem ich ihn ebenfalls berühren wollte. Er war inzwischen bei meinen Oberschenkeln angelangt, küsste und streichelte die empfindlichen Innenseiten und kam dabei meiner längst glühend heißen Körpermitte immer näher. Es war absolut wundervoll, so von ihm verwöhnt zu werden, doch jetzt wollte ich dasselbe mit ihm machen, wollte ihn lustvoll seufzen hören. Und so setzte ich mich auf, stützte mich mit der einen Hand im Kissen ab und legte die andere an seine Brust, berührte erst das Implantat, dann Tsuzukus Nippel, die ich, sehr vorsichtig, zu massieren begann, was ihn aufstöhnen ließ. Schon die kleinste liebevolle Berührung dort schien ihn sehr zu erregen und so senkte ich den Kopf, bedeutete ihm, sich ein wenig zu strecken, und streifte dann, zum ersten Mal und immer noch sehr vorsichtig, mit meinen Lippen über diese hypererogenen Knospen, küsste dann etwas mutiger und lauschte seinem immer lauteren Stöhnen. „Aahhh … Meto …! Oh Gott, … ist das schön …!“ Seine Worte ließen ein Lächeln über meine Lippen huschen, das jedoch einem lauten Seufzen wich, als ich seine Hand an meiner Erregung spürte, seine Fingerkuppen, die quälend langsam über die Spitze strichen, was das Ziehen in meinem Innern stärker werden ließ. Kurzentschlossen streckte ich die Hand aus, berührte meinerseits seine Härte und spürte, wie erregt er schon war, seinen heißen Pulsschlag gegen meine Handfläche. Nicht mehr lange, und ich würde diese harte Hitze in mir spüren. Die Erinnerung daran und an das heiße Ziehen, der Gedanke daran, mit ihm, den ich so sehr liebte, eins zu werden, sorgte dafür, dass mir der oben verbliebene Teil meines Blutes in die Wangen stieg. „Bist du soweit?“, fragte Tsuzuku leise und nahm seine Hand von meiner Erregung weg. Ich ließ ihn ebenfalls los, fühlte in mich hinein, versuchte die Signale meines eigenen Körpers zu lesen und nickte dann. Ja, ich war soweit, bereit dafür, ihn mein Inneres ein zweites Mal erobern zu lassen. Mein Körper sehnte sich schon danach, eins mit seinem zu sein, und wieder dieses starke, heiße Ziehen zu spüren, das ich so liebte. „Dann leg dich hin“, forderte mein Liebster mich auf und ich ließ mich wieder in die Kissen sinken, sah im Schein der immer noch brennenden Teelichter, wie Tsu den Platz zwischen meinen Beinen verließ, sich das Gleitmittel vom Nachtschrank nahm und sich dann zu mir legte. Er legte seinen Arm um mich und zog mich auf die Seite, sodass ich sein Gesicht sehen konnte, rutschte dann ein bisschen runter und streichelte noch ein wenig meinen Rücken, bevor er seine Hand weiter herunterwandern ließ und seine Finger nach meinem Eingang tasteten. Und fast so wie bei unserem ersten Mal spürte ich, sobald sein Finger fand was er suchte und dagegen drückte, Tsuzukus Lippen auf meiner Brust, meinen Nippeln. Seine Hände hinter meinem Rücken öffneten mit einem leisen Klacken die Tube und ich wusste, dass er sich etwas von ihrem Inhalt auf die Finger tat, denn kurz darauf spürte ich das kühle Zeug zwischen meinen Pobacken. Wissend, dass er mich damit vollkommen entspannen konnte, küsste, leckte, saugte er an meinen Nippeln, und drängte gleichzeitig vorsichtig seinen Finger in mich, suchend nach jenem süßen Punkt, dessen Berührung mich schreien ließ. Als er diesen fand und mit der Fingerkuppe darüber rieb, keuchte ich laut auf, drückte mich enger an ihn und krallte meine Hand in seinen Rücken. „Du kannst gern schreien, wir sind doch allein im Haus“, sagte er. „Es hört niemand außer mir.“ Und rieb wieder über diese Stelle in mir. Dieses Mal konnte ich nicht anders, als zu schreien, und in dem Moment nahm er einen zweiten Finger dazu, begann, meinen Eingang zu dehnen, während sein Mund weiter meinen Nippeln Aufmerksamkeit schenkte und so dafür sorgte, dass sich mein Muskelring nicht wieder anspannte. Ich schrie, stöhnte, wand mich in seinen Armen, wusste kaum wohin mit meiner Lust, wäre am liebsten schon jetzt gekommen, doch ich beherrschte mich geradeso, wissend, dass das immer noch erst die Vorbereitung war. Süße Folter, wie sie Tsuzukus leicht sadistischer Seite im Bett ähnlich sah. Einerseits war er so absolut lieb und vorsichtig zu mir, weil er mich über alles liebte, doch auf der anderen Seite war da seine Lust, das, was ihn geil machte und das war nun einmal diese Sache mit der Macht und dem Mich-Erobern, etwas, das mir jedoch nicht weniger gefiel als seine liebevolle Seite. Je härter er seine Finger in mich drängte, umso stärker wurde das Ziehen und umso heißer wurde ich (falls das überhaupt noch möglich war), doch auf einmal erinnerte ich mich daran, dass er mir den ganzen Tag über immer wieder versprochen hatte, heute Abend, also jetzt, ganz lieb zu mir zu sein. „Tsu …“, keuchte ich atemlos, „Weißt du noch, … was du … aahhh … mir heute versprochen hast…?“ Er stoppte augenblicklich, sah mich an, und ich hörte ein leises „Ja. … Entschuldige bitte …“ „Alles gut“ erwiderte ich. „Ich dachte nur … heute vielleicht etwas sanfter …?“ „M-hm“, machte er, schien verstanden zu haben, dass ich damit keineswegs meinte, dass mir seine ‚härtere Tour‘ nicht gefiel oder so. Er machte noch ein wenig weiter mit der Vorbereitung, jetzt um einiges sanfter und liebevoller. Und als er dann seine Finger aus mir zurückzog und seine Lippen von meinen Nippeln löste, die sich schon ganz geschwollen und glühheiß anfühlten, war ich absolut tiefenentspannt und hätte schnurren können wie eine rollige Katze. „Meto, ich hab mir ein paar Gedanken gemacht, was die Stellung angeht. Ich würde gern hinter dir liegen und dich dabei im Arm halten, das wäre um einiges sanfter, als wenn ich’s so mache wie beim letzten Mal“, sprach Tsuzuku und rutschte wieder so weit hoch, dass wir auf Augenhöhe waren. „Du winkelst am besten die Beine ein wenig an, dann komme ich leichter rein, und ich würde mich nur bewegen, statt in dich zu stoßen.“ Wie machte er das, diese Sachen mit einer solchen Ruhe und so völlig schamlos auszusprechen? Nicht mal rot wurde er, soweit ich das bei diesen Lichtverhältnissen sehen konnte. „M-hm …“, war das einzige, was mir zu sagen einfiel. Ich löste mich ein wenig von ihm, um mich auf die andere Seite zu drehen, und zog die Knie ein Stückchen weit hoch, so wie er gesagt hatte. Er setzte sich kurz auf, griff nach dem neben der Schachtel liegenden Kondom, packte es aus und rollte es über seine Härte ab, um sich dann wieder neben mich zu legen. Tsuzuku schmiegte sich an meine Kehrseite, schob seinen rechten Arm unter meinen Hals, legte den linken um mich und streichelte zuerst einfach nur meinen Bauch, ehe er seine Hand herunter wandern ließ und meine Erregung berührte. Kurz nahm er seine Hand nach hinten, prüfte, ob ich noch entspannt genug war, und drang dann vorsichtig in mich ein. Es spannte immer noch ein wenig, tat jedoch kaum weh und ging anscheinend ganz leicht, kein Wunder bei der Menge Gleitmittel, die seine Finger zuvor in mir verteilt hatten. Es war ein wunderschönes Gefühl, so mit ihm vereint zu sein, ihn so nah bei mir zu wissen und seine Lust und Liebe beide auf einmal zu spüren. Als er schließlich fast ganz in mir war, nahm er seine Hand wieder nach vorn, um sie an meine Körpermitte zu legen und mich dort zu berühren, nur ganz leicht, damit ich nicht zu früh kam. „Ich liebe dich“, sagte er leise, bevor er langsam begann, sich zu bewegen, und gleichzeitig meinen Nacken zu küssen. „Oh Gott, Meto, ich liebe dich so wahnsinnig, das kannst du dir gar nicht vorstellen!“ Mir entfuhr ein leises, ganz leichtes Kichern, so gerührt war ich von seinen Worten. Als er jedoch den Winkel seiner Bewegung nur ein wenig veränderte und meinen Lustpunkt traf, wurde dieses Kichern zu einem tiefen Stöhnen, von dem ich selbst ein wenig überrascht war, weil ich nicht damit gerechnet hatte, so plötzlich eine so heftige Lustwelle zu verspüren. Ich drängte meinen Hintern seiner Körpermitte entgegen, wodurch er noch tiefer in mich drang und ebenfalls aufstöhnte. Der hocherregte Klang seiner wunderschönen Stimme trieb mir einen heißen Schauer über den Körper und ließ mich leicht erzittern. Eine etwas eigenartige Empfindung ergriff mich, irgendetwas zwischen dem Verlangen, möglichst bald zum Höhepunkt zu kommen, und dem Wunsch, dass das hier nicht so bald enden sollte, weil es einfach so absolut wunderschön war. Tsuzuku nahm mich vorsichtig und liebevoll, streichelte mit der oberen Hand immer wieder über meinen Oberkörper und drückte dann sanft auf meinen Bauch, genau dorthin, wo ich dieses heiße, inzwischen beinahe schmerzhaft schöne Ziehen verspürte. Woher er davon wusste, wusste ich nicht, nur, dass es sich unendlich gut anfühlte. Ich stöhnte erlöst, hatte mich unterbewusst die ganze Zeit danach gesehnt, dass er dieses Ziehen irgendwie bemerkte und darauf einging. „Ist das noch was, was du magst?“, fragte er und ich nickte. Seine Hand bleib jetzt dort liegen und drückte vorsichtig, während er sich weiter in mir bewegte und ich meine eigene Erregung umfasste, nicht mehr länger fähig, den Höhepunkt hinauszuzögern. Als die heißen Blitze durch meinen Körper schossen und es mich überrollte, wurde das Ziehen zu Feuer und das letzte, was ich spürte, bevor ich für einen Moment ins Nichts voller leuchtender Sterne verschwand, war, dass sich mein Eingang um Tsuzukus Erregung zusammenzog, er mit einem Mal hart in mich stieß und laut aufschrie vor Lust. Ich spürte weder, wie sich sein heißer Erguss in meinem Inneren verteilte, noch, wie er sich aus mir zurückzog, doch als ich wieder halbwegs bei Sinnen und Verstand war, lag er schwer atmend neben mir und zog sich gerade das Kondom ab. „Meto?“, fragte er, klang ein wenig besorgt. „Alles okay?“ Ich nickte, mein Sprechzentrum war noch nicht wieder einsatzbereit. „Du hast so sehr gestöhnt, ich hab mich richtig ein bisschen erschrocken“, informierte er mich über etwas, das ich selbst im Moment meines Höhepunktes gar nicht selbst mitbekommen hatte. Augenblicklich wurden meine Wangen glühheiß und ich wandte den Blick ab. „Hey, das muss dir nicht peinlich sein. Ich hab dir das nur … irgendwie nicht zugetraut.“ Er lachte leise, erhob sich dann und warf das Kondom in den Mülleimer neben meinem Bett. Dann nahm er eine Packung Taschentücher von meinem Schreibtisch und warf sie mir hin. „Mach dich sauber und dann geh am besten mal kurz auf die Toilette.“ „M-hm“, machte ich, bekam immer noch nicht mehr heraus. Langsam und mit zitternden Beinen erhob ich mich und ging nackt über den Flur in mein Badezimmer, wo ich mich erst einmal im Spiegel betrachtete. Ich konnte keine Knutschflecken oder dergleichen feststellen, nur war ich nassgeschwitzt, meine Brustwarzen waren ziemlich gerötet und meine Haare sahen dezent furchtbar aus. Ich strich sie ein wenig glatt, dann setzte ich mich auf die Toilette und versuchte, die Spuren der Liebe meines Liebsten loszuwerden. Als ich dann schließlich wieder in mein Zimmer kam, hatte Tsuzuku die Kerzen ausgemacht und lag schon im Bett. Als er mich sah, lächelte er und schlug die Bettdecke beiseite, sodass ich mich neben ihn legte und mich an seinen warmen Körper schmiegte. „Und hat es dir gefallen?“, fragte er leise und strich mir durchs Haar. Ich sah ihn mit großen Augen an. Das fragte er noch, ob es mir gefallen hatte?! Nach dem heißesten, schönsten, liebevollsten Sex, den wir bisher gehabt hatten? „Natürlich!“, antwortete ich, drehte mich auf die Seite, ihm zu, und küsste ihn. „Es war absolut wundervoll.“ Tsuzuku lächelte mich an, legte seinen Arm um mich und küsste mich seinerseits, ganz lieb und sanft und süß. „Fand ich auch“, sagte er schließlich, seine Stimme klang schon müde. Ich nahm ihn in meine Arme, er schlief irgendwann ein und kurz darauf war ich auch schon im Land der Träume. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)