Special Ark von LockXOn ================================================================================ Kapitel 10: Tragisches Schicksal -------------------------------- Ark Thompson – Privatdetektiv extra ordinaire – stieg die Treppen zu seinem Appartement und Büro in Los Angeles hinauf, während er sich bemühte, gleichzeitig eine vollgepackte Einkaufstüte, sein Handy und die Suche nach dem Wohnungsschlüssel zu koordinieren. Das Telefon zwischen Ohr und Schulter geklemmt, sprach er nachdrücklich hinein: „Aber ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass Ihr Sohn mit dem Verlust des Geldes absolut nichts zu tun hat! Der arme Kerl kann einem ja leidtun, so wie seine eigene Familie auf ihm rumhackt! ... Hören Sie, ich kann Ihnen nur die Ergebnisse präsentieren, die ich im Laufe der Untersuchung durch hieb- und stichfeste Beweise habe ermitteln können ... Was interessiert es mich, dass Sie damit nicht einverstanden sind?! Die Wahrheit tut eben manchmal weh! Wenn Sie nicht akzeptieren können, dass Ihre geschätzte Lieblingstochter Ihnen ohne Ihr Wissen die Konten leerräumt, kann ich auch nichts dran ändern! ... Ich lege Ihnen wärmstens ans Herz, Ihren Sohn mit derartigen Anschuldigungen in Ruhe zu lassen, wenn Sie nicht wollen, dass er Sie wegen Verleumdung anzeigt! ... Mrs. Grant, ich habe genug von Ihren Beschwerden. Ich habe den Fall gelöst, ob nun zu Ihrer Zufriedenheit oder nicht und ich möchte Sie freundlichst um baldige Begleichung Ihrer Rechnung bitten. Ansonsten gibt es Mittel und Wege, an mein Geld zu kommen. Auf Wiederhören.“   Er bog um eine Ecke und bemerkte den kräftigen, blonden Mann, der geduldig vor seiner Wohnungstür wartete.   Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er ihm mit einem Nicken entgegentrat: „Morgen, Leo...“ Er stutzte kurz und schnaubte dann, während er seine Tür aufschloss: „Ach, du bist es, Lane. Hat unser Großguru mal wieder zu viel zu tun, um mich persönlich abzuholen?“ Der Besucher legte den Kopf schief: „... Wie machst du das?“   „Wie mach ich was?“   „Woran erkennst du, dass ich nicht Leon bin? Wir schaffen es, selbst unsere engsten Mitarbeiter zu täuschen, also wie kommt es, dass du uns jedes Mal sofort entlarvst?“   „Ich wär ja schön blöd, dir das zu verraten. Ihr scheint es sowieso darauf abgesehen zu haben, mich damit zu veräppeln, deswegen behalte ich es mal lieber wohlweislich für mich.“   Er schob sich in seine Wohnung und marschierte zur Küche, um die Lebensmittel einzusortieren: „Komm rein. Ich hab gestern die Nachricht von der D.S.O. bekommen, hatte nur noch keine Zeit, drauf zu antworten. Um bereit für den Einsatz zu sein, musste ich erst meinen aktuellen Fall abschließen und den Bericht dazu zu Ende schreiben. Das hat mich jede freie Minute gekostet. Aber sag, was steht denn diesmal an? Eine simple Aufklärungsmission oder ist es diesmal zur Abwechslung mal was Harmloses?“ „Ich weiß es nicht genau, aber offensichtlich ist es ein Notfall“, kam es nur als Antwort.   Bald darauf ließ er die Regaltüren zufallen und entnahm dem Kühlschrank zwei Flaschen Sprudel: „Willst du was trinken?“ Lane hatte sich an den kleinen Küchentisch gesetzt und nickte dankbar: „Gern. Aber danach müssen wir sofort los. Die anderen sind schon auf dem Weg zum Flugplatz, deshalb sollten wir uns besser nicht verspäten ...“ Ark ließ sich stöhnend auf den zweiten Stuhl fallen und winkte ungeduldig ab: „Schon kapiert. Ich trinke schnell. Wie lief dein Date mit Angela?“   „Es hat sehr viel Spaß gemacht. Sie ... hat wieder einmal versucht, unsere Beziehung auf die nächste Stufe zu heben.“   „Was hast du getan?“   „Höflich abgelehnt.“   „Hm. Die Profs haben dir also immer noch kein grünes Licht gegeben, was?“   „Nein.“   „Mir auch nicht. Was ist das für ein Leben, hm? Wir atmen zwar, aber jeglichen Spaß verbieten sie uns. Ich weiß kaum, wohin mit meinen Frust!“   Lane schwieg betroffen und Ark runzelte die Stirn: „Hey, nimmʼs dir nicht so zu Herzen. Es betrübt mich zwar, dir das sagen zu müssen, aber derjenige, an dem sie interessiert ist, ist sowieso nicht Lane Bowman, sondern Leon Kennedy. Wenn sie wüsste, wer du wirklich bist, würde sie dir wahrscheinlich eigenhändig ʼne Kugel zwischen die Augen jagen.“ Lane seufzte und nippte an seinem Getränk: „Ich weiß. Aber es tut gut, ab und zu wie ein Mensch behandelt zu werden.“ Ark schnaubte: „Jepp, ich versteh dich. Als ob wir dauernd daran erinnert werden müssten, promenierende Virenschleudern zu sein, die ihre Freundinnen innerhalb einer heißen Nacht in verwesende Untote verwandeln können. Pah!“ Lane blickte nachdenklich aus dem Fenster: „Ob wir jemals Frauen kennenlernen werden, die uns nehmen, wie wir sind?“ „Keine Ahnung“, zuckte Ark gleichgültig mit den Schultern, „aber selbst wenn, könntest du es mit deinem Gewissen vereinbaren, es drauf ankommen zu lassen?“ Lane überlegte und grinste resigniert: „Wahrscheinlich nicht.“   Sie ließen den Rest des Wassers ihre Kehlen hinunter rinnen und standen dann auf. Ark verschwand in seinem Schlafzimmer, um wenige Minuten später in einer etwas praktischeren, widerstandsfähigeren Aufmachung wieder herauszukommen und eine dunkelgrüne Cargojacke vom Garderobenhaken zu fischen. Lane öffnete ihm derweil die Wohnungstür und schmunzelte verschmitzt: „Naja, letztendlich haben wir ja immer noch uns ...“ Ark starrte ihn an, als hätte sich ein drittes Nasenloch in seinem Gesicht aufgetan, streifte sich dann kopfschüttelnd die Jacke über und drängte sich an ihm vorbei in den Flur: „Du hast einen höchst fragwürdigen Humor entwickelt, Bowman. Ich will sowas nie wieder hören, klar?! Mal ehrlich, was zum Teufel bringen die dir bei der D.S.O. bloß bei?!“   Lane zog die Tür hinter sich zu und sein Lachen verklang mit ihren Schritten.   ---   „Scheiße. Die Typen sind mal wieder überall.“   „Überrascht dich das? Der Einsatz von Biowaffen wäre nicht gar so angsteinflößend, wäre er weniger potent.“   „Also wie immer, was? Rein, Saubermachen, Raus. Und bei Gelegenheit so viele Überlebende wie möglich bergen.“   Der B.S.A.A.-Captain ließ sein Fernglas sinken und robbte sich rückwärts von der Klippe weg, um nicht die Aufmerksamkeit des Feinds auf sich zu lenken. Seine Partnerin tat es ihm gleich. „Tut uns leid wegen der Verspätung. Zwei unserer Leute hatten ein ... Trinkproblem“, ertönte es hinter ihnen und sie wandten sich verwundert um, bevor sie aufstanden und sich Schmutz von den Uniformen klopften. Der Soldat nickte den Neuankömmlingen zu: „Noch im grünen Bereich. Ist nicht so, dass wir inzwischen schon einen sicheren Weg hinein gefunden hätten.“   Leon und Helena reichten beiden zur Begrüßung die Hand: „Lange nicht gesehen. Chris. Jill.“ Der Captain runzelte die Stirn: „Ihr seid die Unterstützung? Hätte mit vielem gerechnet, aber nicht, dass sich die D.S.O. mal dazu herablässt, sich hinten anzustellen. Aber haben sich nicht vier Leute angekündigt?“   „... Ja. Trinkproblem. Schon vergessen?“   „... Ah. Verstehe. So, warum mischt sich die D.S.O. in einen unserer Aufträge ein, noch dazu, indem sie vor uns zu Kreuze kriecht?“   Leon kratzte sich verlegen am Kopf, doch seine Stimme verriet nichts außer unbeugsames Selbstvertrauen: „So, wie es aussieht, befindet sich die Familie eines unserer wichtigsten Wirtschafts-Tycoons unter den Opfern. Wir wurden vom Verteidigungsminister eingeschaltet, um den Erfolg ihrer Rettung sicherzustellen.“ Chris schnitt eine ungläubige Grimasse und baute sich drohend vor ihm auf, mit einem Handzeichen, dass sich seine ebenfalls empört aufrückenden Kollegen zurückhalten sollten: „Hey, Herr Super-Geheimagent, dann wollen wir doch gleich mal was klarstellen. Dein Ton gefällt hier niemandem und du wärest gut beraten, unseren Qualifikationen ein wenig mehr Respekt entgegenzubringen, kapiert? Die B.S.A.A. schließt fast alle ihre Missionen erfolgreich ab, also warum nimmst du nicht dein hohes Ross und schiebst es-“ Leon hob beschwichtigend die Hände: „Ganz ruhig, Captain. Lass mich ausreden. Ich habe nur den Verteidigungsminister wörtlich wiedergegeben. Die Aussage spiegelt in keiner Weise meine persönliche Meinung wider.“ Chris wandte sich wütend ab und spuckte abfällig auf den Boden. Leon fuhr fort: „Einigen wir uns einfach darauf, dass wir nur hier sind, um eure Zahl an fähigen Händen ein wenig aufzustocken. Wenn sich ein launischer Politiker besser fühlt, wenn seine eigenen Leute mitmischen, tu ihm doch einfach den Gefallen.“ Chris sah ihn nur finster an, doch mit einem Blick auf Jill seufzte er schließlich einsichtig und renkte ein: „Na schön. Ich weiß ja, dass du auf unserer Seite bist. Entschuldige.“   Dann wies er auf die Klippe und setzte die Anwesenden über die bevorstehende Mission in Kenntnis: „Gestern um Nullneunhundert sollte der Vergnügungspark hinter mir eingeweiht werden. Ihr habt sicher schon davon gehört. Wurde in allen Medien groß angekündigt.“ „Ja“, nickte Helena, „‚Montana Land‘, wenn ich mich recht erinnere. Es gab Kontroversen in Landbesitz und Aktienemission. Ich dachte, der Bau wäre deshalb stillgelegt worden?“ „Zeitweise ja“, bestätigte Chris und zuckte mit den Schultern, „aber die Hauptaktionäre haben sich gegen alle Widerstände durchgesetzt. Tja, und das haben sie jetzt davon. Jemand hat einen terroristischen Anschlag auf den Park verübt und all seine Besucher in Zombies verwandelt. Und es liegt mal wieder an uns, die Scheiße zu richten und die Schuldigen hinter Schloss und Riegel zu bringen.“ Leon runzelte die Stirn: „Private Vendetta also, hm?“ „Ja“, murrte Chris missgelaunt, „ich könnt gerade echt die Wände hochgehen! Schlimm genug, wenn man seine Streitigkeiten nicht friedlich beilegen kann, aber so viele Unschuldige mit reinzuziehen, nur weil ein reicher Sack seinen Willen nicht bekommen hat, das ist echt das Letzte. Ich bin so sauer, ich könnt kotzen, wenn ich das Wort ‚Biowaffe‘ nur höre!“   Leon schnitt eine leidige Grimasse und Helena musste ihn mit einem strengen Nicken und einem Knuff in den Rücken auffordern, ehe er ein Thema anschnitt, welches er unter diesen Umständen lieber so lange wie möglich für sich behalten hätte. Er räusperte sich und begann zögerlich: „Also ... wegen unserer Kollegen ... Puh, ich weiß nicht genau, wie ich es euch am besten beibringen soll. Die Agents Bowman und Thompson sind ... wie soll ich sagen ... Speziell.“   „Lass gut sein, Leon. Taten sprechen lauter als Worte.“   Alle sahen sich erstaunt an, als die ihnen unbekannte Stimme aus den Headsets ertönte. Chris hob eine Augenbraue und sah seinen Freund misstrauisch an: „Wer war das?“ „Agent Thompson“, klärte ihn Leon einsilbig auf und wandte sich dann halb ab, „Ark, wo seid ihr? Wir haben auf euch gewartet!“ „Ihr wartet auf uns?“, kam es lachend als Antwort, „Hör mal, Leon, ich hab keine Ahnung, wie lange ihr da oben noch Wurzeln schlagen wollt, aber Bowman und ich für unseren Teil sind schon seit ʼner Ewigkeit einsatzbereit. Sollen wir vorgehen oder was?“ Leon stutzte und lief dann zum Rand der Klippe. Die anderen folgten ihm und warfen neugierige Blicke auf den riesigen Platz vor dem Parkeingang.   Allen stockte der Atem.   Die gewaltige Anzahl von Untoten, die Chris und Jill bei der vorherigen Observation gesehen hatten, war empfindlich ausgedünnt worden. Vielmehr standen nur noch wenige der zuvor noch auffallend aggressiven Zombies und diese schienen sich nun beinahe schüchtern um zwei einzelne Gestalten herumzudrucksen. Immer wieder machten sie Anstalten, sie anzugreifen, doch kaum, dass sie nahe genug herangekommen waren, verschwanden die beiden wie durch Zauberhand und tauchten an anderer Stelle wieder auf, während auf der Strecke, die zwischen ihrem alten und neuen Aufenthaltsort lag, Zombies reihenweise zu Boden stürzten und unbewegt liegenblieben.   Es dauerte eine Weile, bis er die Informationen verarbeitet hatte, doch dann fuhr Chris zornig auf und packte Leon am Revers: „Scheiße, das ist doch ein schlechter Scherz, oder?! Die Typen bewegen sich wie Wesker! Sag bloß, ihr habt Experimente mit all den Forschungsberichten durchgeführt?! Seid ihr noch zu retten?! Das sind Monster! Wenn du wirklich glaubst, dass ich meine Männer einfach so mit unkontrollierbaren Bestien zusammenarbeiten lasse, dann-“   „Sind die beiden vertrauenswürdig?“   „Wa...?! Jill!“   Seine Partnerin sah die beiden Agents fest an. Leon erwiderte ihren forschenden Blick mit ebenso viel Standhaftigkeit: „Bowman arbeitet schon seit mehreren Jahren für die D.S.O. Er ist nicht einmal negativ aufgefallen. Und was Ark betrifft ...“ Seine Hand fuhr ihrerseits zu Chrisʼ Kragen: „Ich bin noch nicht dazu gekommen, es zu erwähnen, aber er ist einer meiner besten und ältesten Freunde. Du kannst denken, was du willst, aber solltest du ihn auch nur noch einmal in seiner Gegenwart als ‚Monster‘ bezeichnen, mach ich dich fertig. Und zwar so, dass du nicht wieder aufstehst.“ Der Soldat runzelte ob der ungewohnten Aggressivität in Leons Stimme verdrossen die Stirn. Jill hingegen entspannte sich sichtlich und verschränkte die Arme vor der Brust: „Also für mich klingt das sehr vertrauenswürdig.“   Chris schien etwas einwenden zu wollen, doch nachdem sie einen verschworenen Blick miteinander gewechselt hatten, ließ er Leon knurrend los: „Scheiße. Na gut. Aber beim ersten Anzeichen von ... übernatürlichem Appetit können sie sich auf einen Gnadenschuss aus meiner Heckler&Koch gefasst machen, ist das rübergekommen?“   „Klar und deutlich, Captain Redfield. Ich wünsche Ihnen ebenfalls einen wunderschönen guten Morgen und hoffe auf eine ebenso gute Zusammenarbeit!“   „Verstanden. Ich hatte sowieso nicht vor, meinen Speiseplan nach all den Jahren zu ändern.“   Leon sah ihn erheitert an, während er ihm lediglich einen genervten Blick zuwarf. Dann wandte Chris sich an seine Leute: „Jetzt seid ihr alle auf dem Laufenden! Keinen weiteren Aufschub! Ausrücken!“ Sie salutierten und begannen umgehend damit, sich von der Klippe in das neue Abenteuer abzuseilen. Leon lächelte und tippte an sein Headset: „Du hast es gehört, Ark. Wir beginnen mit der Operation. Räumt uns den Weg frei, okay?“   „Geht klar.“   Ark, der mit einer Zigarette im Mundwinkel ungeduldig wartend auf der Motorhaube eines parkenden PKWs hockte, machte einen kräftigen Zug und wies mit dem Kinn auf die weit entfernten Silhouetten, die sich ihnen unter stetigem Gewehrfeuer und fallenden Gegnern schnell näherten: „Sieht aus, als hätten sich Ihre Heiligkeiten endlich dazu herabgelassen, zu uns in die Hölle hinabzusteigen. Zeit, unsere Nekrophobie zu unterdrücken und in ein paar Monsterärsche zu treten. Enttäuschen wir ihre Erwartungen nicht.“ Lane, zur Abwechslung mal mit seinem eigenen Gesicht, marschierte eifrig los: „Verstanden.“   Ark warf den Glimmstängel mit einem Fingerschnippen von sich und brannte bei dieser Gelegenheit gleich eine Gruppe Zombies nieder, die sich zu nahe an ihn herangewagt hatte. Er schulterte seine Schrotflinte und folgte Lane seufzend, um sich an seiner Seite in Richtung des riesigen, verschlossenen Eingangstors durchzukämpfen. Dort angekommen nickten sie sich zu, schlossen ihre freien Hände um die Streben des Stahlgitters und zogen.   Die Flügel trudelten mehrere Meter weit durch die Luft und bohrten sich in die Erde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)