Keine Kompromisse von Nightprincess (Kaiba gegen die Yakuza) ================================================================================ Kapitel 1: Schicksalhafte Begegnung ----------------------------------- ~~ Seto Kaiba ~~ Ich war ja einiges gewöhnt. Ich hatte viel gesehen. War vielen Menschen begegnet. Hatte viele Situationen überstanden. Habe Mordanschläge überlebt. Mich mit Entführern rumgeschlagen. Hackerangriffe vereitelt. Wurde von weiblichen und sogar männlichen Fans belagert. Aber bisher hatte es noch niemand gewagt, sich buchstäblich auf meinen Schoß zu werfen, bis heute. Mir war nicht ganz klar, wie ich mit so einer Situation umgehen sollte. Mein Bodyguard Roland nahm mir diese Entscheidung jedoch ab, indem er eine Waffe auf den Eindringling richtete und ihn anschrie: „Keine Bewegung oder Du bist tot!“ „Ich bin unbewaffnet! Bitte nicht schießen!“ Der Eindringling zuckte auf meinen Knien erschrocken zusammen und rührte sich dann nicht einen Millimeter. Er schien nicht einmal mehr zu atmen, so still lag er auf meinem Schoß. „Wer bist Du und was willst Du in Seto Kaibas Limousine?“ „Ich bin Katsuya und war auf der Flucht vor ein paar Gangstern. Ich hab nur ein Versteck gesucht und ich wusste nicht wem die Limo gehört. Bitte nicht schießen!“ Noch immer liegt der Eindringling völlig unbeweglich auf meinen Beinen, während er sich vor Roland zu rechtfertigen versucht. Die ganze Situation ist dermaßen lächerlich, dass man vermutlich darüber lachen könnte, jeder andere hätte es vermutlich auch getan. „Darf ich mich erheben? Ich lieg hier ein wenig unbequem.“ Roland wirft mir einen fragenden Blick zu, ich nicke nur müde. „Aber langsam, halt die Hände so, dass ich sie sehen kann und keine falsche Bewegung, sonst hast Du ein Loch im Kopf!“ Die Drohung scheint der Eindringling ernst zu nehmen, denn wie in Zeitlupe richtet er sich auf und hält seine Hände brav über seinen Kopf. Er wirft mir einen kurzen Seitenblick zu, wendet sich aber schnell wieder ab. Die Limousine fährt noch immer in Richtung Kaiba Villa und ich denke darüber nach, den Eindringling, der sich Katsuya nennt, einfach mitten auf der Straße aus der fahrenden Limousine zu werfen. „Kann ich mich eine Weile hier verstecken? Also nur bis ich meine Verfolger abschütteln kann? Bitte?“ Wieder wirft mir Roland einen fragenden Blick zu, ich schau mir den Eindringling etwas genauer an und irgendwie kommt er mir ein wenig bekannt vor, kann ihn aber nirgendwo richtig zuordnen. Ich bin sicher, dass ich ihn noch nie zuvor gesehen habe, auch sein Name ist mir unbekannt. „Wer war hinter Dir her und aus welchem Grund?“, frage ich und erwarte eine eindeutige Antwort, von der ich meine Entscheidung abhängig machen werde, ob ich den Eindringling einfach hinauswerfen oder gar an Ort und Stelle abknallen lasse. Der Eindringling wirft mir erneut einen kurzen Blick zu und senkt dann den Kopf. „Ich war in einem dieser Spielcasinos im Taido-kai Gebiet und hab wohl etwas zu viel gewonnen, zumindest waren die Leute da nicht sehr erfreut drüber. Kann aber auch vermutlich daran liegen, dass ich einfach mit meinem Gewinn getürmt bin.“ Ich sehe ein breites Grinsen auf dem Gesicht des Eindringlings, er schaut mir diesmal direkt ins Gesicht und ich erkenne an seinem Blick, dass er die Wahrheit sagt. Menschenkenntnis ist eines der nützlichen Dinge, die mir Gozaburo beigebracht hat. Mitgefühl gehört jedoch nicht zu den Dingen, die ich gelernt habe, es kümmert mich also nicht, was für Probleme dieser Eindringling hat. Ich werde ihn allerdings nur hinauswerfen lassen, das erspart meinen Angestellten das Saubermachen. „Wirf ihn auf die Straße, Roland.“ Der Eindringling mit Namen Katsuya zuckt etwas erschrocken zusammen und senkt dann ziemlich geknickt den Kopf. Nebenbei gibt Roland dem Fahrer der Limousine die Anweisung irgendwo am Straßenrand anzuhalten. Ich bemerke nur am Rande, dass wir uns gerade in der Nähe des Gebietes der Jonogami-kai befinden, was für mich nicht ganz ungefährlich ist. Ich überlege kurz, ob ich den Eindringling warnen soll, entscheide mich aber dagegen. Was geht es mich an, was mit dem Kerl passiert? Er wirft einen kurzen Blick aus dem Fenster und grinst dann breit. „Ja, ich denke hier ist okay. Den Rest schaff ich auch alleine.“ Erneut betrachte ich mir den Eindringling genauer. Blonde, etwas zu lange Haare, die ihm ständig ins Gesicht hängen. Braune, leicht goldene Augen, die mir fast einen Blick in seine Seele gewähren. Sein Blick wird ernst, als er eine leichte Verbeugung andeutet. Meine Limousine hält am Straßenrand an. „Danke für die Hilfe, Kaiba. Du hast mir das Leben gerettet, dafür schulde ich Dir was und ich pflege meine Schulden immer zu bezahlen. Immer!“ Es klingt wie eine Drohung. Der Eindringling namens Katsuya öffnet die Tür meiner Limousine und steigt aus. Roland richtet noch immer seine Waffe auf ihn. „Wir sehn uns, Kaiba.“ Bevor ich darüber nachdenken kann, ihm etwas zu erwidern, schließt er die Tür und rennt in Richtung Jonogami-kai Gebiet. Ein unangenehmes Ziehen macht sich in meiner Brust bemerkbar und ich ziehe nachdenklich die Augenbrauen zusammen. Wenn ich doch nur wüsste, warum dieser Eindringling mir so bekannt vorkommt. ~~~~ Ich sitze in meinem Arbeitszimmer meiner Villa an meinem Schreibtisch und warte ungeduldig auf meine Brüder. Vor einer halben Stunde hat Noah mir mitgeteilt, dass er das Problem im Hauptrechner der Kaiba Corporation beseitigt hat und sich nun mit Mokuba auf dem Rückweg befindet. Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass Mokuba nicht in meiner Nähe ist und das Noah sich um dessen Sicherheit kümmert. Es ist nicht so, als würde ich ihm nicht vertrauen, aber manchmal sehe ich in seinen Augen, dass er mich dafür hasst, was ich seinem Vater angetan habe. Ich habe Gozaburo bei den Big 5 ausgestochen, habe mit den Anteilen meiner Brüder seine Firma übernommen. Ich hatte Noah nicht in meine Pläne eingeweiht, immerhin ging es hier um seinen leiblichen Vater. Zusammen mit den Prozenten der Big 5, meinen 4 Prozent und den 2 Prozent von Mokuba hatten wir 46 Prozent der Kaiba Corporation in unserer Hand. Gozaburo hatte 49 Prozent in seinem Besitz und Noah besaß seine eigenen 5 Prozent. Gozaburo war sich so sicher, dass Noah auf seiner Seite stand, er hatte sich geirrt. Noah hat sich damals für mich und gegen seinen eigenen Vater entschieden, obwohl ich ihn nicht eingeweiht hatte in meinen Plan. Er hat sich freiwillig auf meine Seite gestellt und dennoch schaut er mich manchmal mit diesem Blick an, als würde er mich am liebsten erwürgen wollen. Ich kann ihn sehr gut verstehen. Wenn einer ein Recht darauf hat, mich umzubringen, dann Noah und nur er. Genau das hatte ich ihm auch zu verstehen gegeben, als er mich zum ersten Mal mit diesem Blick ansah, kurz nach Gozaburos Selbstmord. Damals hat er sich nur von mir abgewandt und ist gegangen. Danach haben wir nie wieder ein Wort darüber verloren. „Mr. Kaiba?“ Ich schaue zur Tür meines Arbeitszimmers, an der mein loyalster Mitarbeiter steht. Daimon Hobson, mein Butler, der schon hier war, als ich, mit Mokuba an der Hand, die Kaiba Villa das erste Mal betrat. „Ja?“ Daimon verbeugt sich leicht und räuspert sich kurz. „Da ist ein junger Mann mit Namen Katsuya vor dem Tor und bittet um Einlass. Er sagt, Sie würden ihn kennen und er schulde Ihnen noch einen Gefallen.“ Ich ziehe irritiert meine linke Augenbraue hoch, die Sache gefällt mir nicht. Ich bin noch immer nicht dahinter gekommen, warum mir dieser Eindringling so bekannt vorkommt und nun taucht er auch noch in meiner Villa auf. „Sagen Sie Roland, dass er ihn in mein Arbeitszimmer bringen soll, die übliche Prozedur.“ Daimon nickt und schließt die Tür. Roland wird den Eindringling nach Waffen durchsuchen, denn nur unbewaffnet kommt man an ihm vorbei. Geduldig wartend, wende ich mich wieder meinen Unterlagen zu. Was könnte dieser Eindringling von mir wollen? Es war nicht meine Absicht, ihm das Leben zu retten, er schuldet mir demnach auch nichts. „Boss?“ Roland steht an meiner Tür. Ich nicke ihm zu. „Bring ihn rein.“ Der Eindringling mit Namen Katsuya erscheint im Türrahmen und ich ziehe irritiert meine Augenbrauen zusammen. Er sieht übel aus. „Haben Deine Verfolger Dich doch noch erwischt?“ Ich weiß nicht, warum ich ihn das frage. Eigentlich interessiert es mich ja nicht. Aber er sieht wirklich übel aus. Über seinem linken Auge sehe ich eine Schnittwunde, die noch immer leicht blutet. Der rechte Ärmel seiner Jacke ist abgerissen, auch dort sind Schnittwunden erkennbar. Seine Haare sind verdreckt und noch wilder als zuvor. Er humpelt auf meinen Schreibtisch zu und grinst ein wenig schief. „Nein. Das hier war mein Vater.“ Bei dem Wort Vater verzieht sich sein Gesicht zu einer wütenden Grimasse und ich nicke verstehend. Ja, mit dieser Art von Vater bin ich sehr gut vertraut. „Und was verschafft mir nun die zweifelhafte Ehre Deines Besuches?“ Wieder dieser ernste Blick, den er mir schon in der Limousine gezeigt hat. „Ich hab Dir etwas zu sagen, das mich vermutlich das Leben kosten wird. Kann ich darauf vertrauen, dass Dein Bodyguard mich nicht sofort abknallt?“ Ich nicke Roland zu, er steckt seine Waffe weg und zieht sich zurück. „Ich warte vor der Tür. Wenn Sie mich brauchen?“ Der Eindringling nickt zufrieden und setzt sich auf einem Stuhl, der vor meinem Schreibtisch steht, direkt mir gegenüber. „Also, was wolltest Du mir sagen, das so wichtig ist, dass Du dafür meine Villa aufsuchst, selbst auf die Gefahr hin sofort erschossen zu werden?“ Er senkt den Kopf, seufzt niedergeschlagen und sieht mich dann mit einem Blick an, der mir beinahe den Atem raubt und den ich schon oft gesehen habe. Immer dann, wenn ich in den Spiegel schaue. „Mein Name ist Katsuya Jonouchi und mein Vater ist Saburo Jonouchi.“ Meine Arbeitszimmertür wird knallend aufgestoßen und Roland stürmt mit gezogener Waffe herein. Bevor er jedoch auf den Eindringling schießen kann, hebe ich die Hand und halte ihn davon ab. „Roland!“ „Boss?“ „Warte draußen.“ „Aber…!“ „Das ist ein Befehl!“ Roland nickt, steckt seine Waffe wieder weg und wirft noch einen bitterbösen Blick auf den Eindringling, bevor er sich dann erneut zurückzieht. Ich kann seine Wut verstehen. Saburo Jonouchi ist das personifizierte Böse, selbst Gozaburo Kaiba kam nicht an die Niederträchtigkeit von Saburo heran und das ist noch eine riesige Untertreibung. Und nun sitzt mir sein Sohn gegenüber und sieht mich mit diesem Blick an, der eindeutig zeigt, dass er keine Angst hat. Vor Niemandem. Nicht einmal vor dem Tod. Er ist so wie ich und es erschreckt mich, weil ich beinahe seine Gedanken lesen kann. „Du hast sicher einen verdammt guten Grund, warum Du jetzt mit der bitteren Wahrheit rausrückst.“ „Den habe ich. Mein Vater plant Deine Firma an sich zu reißen. Mit allen Mitteln, wenn Du verstehst was ich meine. Und ich schulde Dir noch immer mein Leben. Also wollt ich Dich warnen und Dir helfen.“ „Dafür drehst Du einem Mann wie Saburo Jonouchi den Rücken zu? Weißt Du, worauf Du Dich da einlässt?“ Der Eindringling verschränkt nur lässig seine Arme. „Natürlich weiß ich das. Er ist immerhin mein Vater. Aber es ist egal. Ich war nie wirklich einer Meinung mit ihm…“ Er schweigt kurz und schaut mit leerem Blick an mir vorbei. „…Seit er zugelassen hat, dass meine Mutter mit meiner Schwester das Weite gesucht hat.“ „Nenn mir einen guten Grund, warum ich Dir glauben soll.“ Der Eindringling legt den Kopf leicht schief und schaut mich ernst an. „Sind Deine Brüder schon zurück?“ Unruhe macht sich in mir breit, ich betätige eine Taste meiner internen Sprechanlage. „Daimon?“ „Mr. Kaiba?“ „Sind meine Brüder schon eingetroffen?“ „Noch nicht, Mr. Kaiba. Ich werde Sie informieren, sobald sie die Villa betreten.“ „Tun Sie das.“ Ich wende mich wieder dem Eindringling zu, der leicht den Kopf schüttelt. „Sie werden nicht kommen, befürchte ich. Mein Vater plant eine erneute Entführung. Wenn die gelingt…“ Mit einer etwas zu heftigen Handbewegung bring ich ihn zum Schweigen und greife zu meinem Handy um Noah anzurufen. Es klingelt einmal, zweimal, dreimal, dann nimmt endlich jemand ab. „Seto?“ „Mokuba?“ „Seto! Hilf mir! Noah ist verletzt! Fuguta und Kemo sind ebenfalls leicht verwundet. Mir geht‘s gut, aber wir sind ein wenig umzingelt. Saburos Männer haben uns aufgelauert!“ Ich schlucke nervös. „Wo seid ihr?“ „Zwischen dem Domino-Park und dem Taido-kai Gebiet. Ecke Masa Avenue. Wir haben uns hinter der Limousine verschanzt, aber lange können wir uns hier nicht halten.“ „Ich bin unterwegs.“ Ich lege auf, stecke das Handy wieder in die Tasche und begebe mich mit schnellen Schritten zu einer Seitentür meines Arbeitszimmers. Der Eindringling folgt mir unaufgefordert. Ich betrete meine kleine Waffenkammer, die ich extra für solche Notfälle habe einrichten lassen. „Kannst Du mit einer Waffe umgehen?“ Ich höre ein belustigtes Schnauben. „Na hör mal. Mein Vater ist nen verdammter Yakuza-Boss! Kannst Du mit ner Knarre umgehen?“ „Mein Vater hat die Dinger gebaut.“ Mehr ist als Antwort nicht nötig. Ich öffne meinen Waffenschrank und werfe ihm eine Beretta M 92 FS zu und vier passende Magazine. Ich selbst greife mir eine Beretta 92 FS INOX und ebenfalls vier Magazine. Nebeneinander verlassen wir mein Arbeitszimmer, Roland schaut mich verwirrt an. „Boss?“ „Keine unnötigen Fragen, Noah und Mokuba sind in Gefahr.“ „Aber warum…“ „Keine Fragen jetzt! Später!“ Zu dritt verlassen wir die Kaiba Villa und machen uns bereit fürs Gefecht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)