Keine Kompromisse von Nightprincess (Kaiba gegen die Yakuza) ================================================================================ Kapitel 14: Geiselnahmen ------------------------ ~~ Ryuji Otogi ~~ Es ist doch kaum zu glauben, wie viele jugendliche Drogensüchtige es gibt und wie viele Kinder in den letzten Jahren dazugekommen sind. Die Yakuza nimmt scheinbar auf gar nichts mehr Rücksicht. Seit ich beim Drogendezernat arbeite, hat sich die Zahl der Drogentoten vervierfacht und die Tendenz ist weiterhin steigend. Wo soll das noch enden? Die Drogensüchtigen werden auch immer skrupelloser beim Beschaffen der nötigen Geldmittel für ihren Stoff. Da werden alte Leute für ne Handvoll Yen halbtot geprügelt, oder Kinder um ihr weniges Taschengeld beraubt und Läden überfallen, wo es nicht selten auch zu Todesfällen kommt, wenn mal wieder jemand im Drogenrausch einfach wahllos in die Menge ballert oder manchmal sogar Geiseln nimmt, um noch mehr Geld zu erpressen. So wie heute. „Was für ein beschissener Scheißtag!“ „Das kannst Du laut sagen, Ryuji.“ Mein Gesicht verzerrt sich ungewollt zu einem breiten Grinsen. „Yami! Altes Haus! Schon wieder die Spätschicht erwischt?“ Er klopft mir freundschaftlich gegen die linke Schulter. „Und dank Dir heute schon um 19:00 Uhr statt laut Plan um 20:30 Uhr.“ Ich hebe abwehrend die Hände. „Hey, das ist ne Geiselnahme, euer Job, aber ich wusste nicht, dass sie ausgerechnet euch schicken.“ Yami zuckt mit den Schultern und grinst. „Wir sind eben die Besten.“ „Oder die Einzigen, die mit ihm klarkommen.“ „Danke, Yugi, sehr freundlich.“ Yugi grinst genauso breit wie sein großer Bruder. Es ist ein beinahe freudiges Wiedersehen, wären die Umstände nicht so ernst. „Also, was liegt an? Ich brauche alle Infos, die Du hast.“ Yamis Tonfall ist so ernst wie die momentane Situation. Ich atme tief durch und schlage eine Akte auf, die ein Kollege mir vor wenigen Minuten gebracht hat. „Tetsu Ushio und Koji Nagumo, beide 21 Jahre alt, ehemalige Schüler der Domino High, die sie aufgrund von Regelverstößen und daraus resultierender Suspendierung vorzeitig verlassen haben. Beide hielten es nicht für nötig, die Schule nach abgegoltener Strafe wieder aufzusuchen, stattdessen schlossen sie sich der Taido-kai an. Vorstrafen wegen Waffen- und Drogenbesitz, Erpressung, Diebstahl, Einbruch, Fahrerflucht, Körperverletzung. Warum die Beiden neuerdings auch Geiseln nehmen, wissen wir nicht, aber bei dem Vorstrafenregister überrascht mich das nicht.“ Yamis Augenbrauen ziehen sich leicht zusammen. „Ich erinnere mich an die Beiden. Die waren ein Jahrgang über uns und haben viel Mist gemacht, damals schon. Da sich beide unabhängig voneinander an Yugi vergriffen haben, hatte ich schon damals das Vergnügen ihre Bekanntschaft zu machen.“ Wir werfen zeitgleich einen Blick auf seinen kleinen Bruder, der nur grinsend mit den Schultern zuckt. „Ich war jung und naiv.“ Er ist noch immer jung und naiv, aber ich verkneife mir jeglichen Kommentar, denn als ich das letzte Mal etwas Ähnliches gesagt habe, hatte ich die Mündung von Yamis Dienstwaffe im Nacken. „Was wissen wir über die Geiseln und deren Anzahl?“ „Die bereits identifizierten Geiseln sind unter anderem der Ladenbesitzer Totani Ialos, ein Illusionist, der hier Zauberartikel verkauft, aber auch Dinge, die mit Märchen oder Legenden zu tun haben und sein jugendlicher Assistent Balfry Ginger, ein talentierter Nachwuchsmagier, der sich hier etwas Kleingeld nebenbei verdient. Außerdem wissen wir, dass sich noch zwei weitere Jugendliche im Laden aufhalten sollen, die nach Zeugenaussagen den Laden zwar betreten, aber noch nicht verlassen haben, bevor es zu dieser Geiselnahme kam. Wir sind nicht sicher, wo sich die Geiseln genau aufhalten, aber wir gehen davon aus, dass sie sich im hinteren Bereich befinden, wo es keine Fenster gibt. Tetsuo befindet sich im Laden, allerdings in einem Bereich, den wir nicht genau einsehen können, Koji hat den Laden durch eine Tür im hinteren Bereich verlassen, vermutlich bewacht er die Geiseln. Das ist alles, was wir bisher haben.“ „Na, das ist doch eine ganze Menge. Damit können wir doch arbeiten.“ „Und was habt ihr jetzt vor?“ Yami zwinkert mir verschwörerisch zu. „Das lass mal unsere Sorge sein, Ryuji, ist schließlich unser Job, wie Du es so passend formuliert hast.“ Yugi nickt zustimmend und ich schüttle nur missmutig den Kopf. Während Yugi jung und naiv ist und immer im Schatten seines großen Bruders steht, ist Yami eher ein Draufgänger und sehr von sich überzeugt, der blüht erst so richtig auf, wenn es irgendwo Action gibt, dabei strahlt er allerdings so eine überwältigende Aura aus, dass man gar nicht anders kann, als ihm zu vertrauen, egal worum es geht. ~~ Rebecca Hopkins ~~ Es ist lange her, dass ich die Zeit hatte, mich in Domino einfach nur mal umzusehen. Es kommt selten vor, dass ich sonntags mal keine Klienten habe und somit frei, also muss ich diesen Tag genießen. Zumindest würde ich das gerne, leider fällt das etwas schwer, wenn vor dem Café, in dem ich mein Kirschsahneeisbecher genießen will, eine ganze Schar von Polizisten die Straße absichern und ständig Kommandos durchs Megaphone brüllen. Da drüben im Laden ist scheinbar eine Geiselnahme im Gange. Letzten Monat hatte ich den Ladenbesitzer als Klient, angeblich fühlte er sich beobachtet. Allerdings gab es keinerlei Hinweise auf einen Stalker, der Ladenbesitzer hat die Suche nach zwei Wochen einstellen lassen und gemeint, er wäre wohl doch nur paranoid. Ob es vielleicht doch einen Stalker gab? Mürrisch erhebe ich mich von der Sitzbank, schnappe mir meine Handtasche und verlasse das Café, ohne meinen angefangen und bereits bezahlten Kirscheisbecher weiter zu beachten. Ich muss der Polizei die Infos weitergeben, die ich habe. Zielstrebig marschiere ich auf die rotweiße Absperrung zu und werde prompt von einem jungen Polizisten aufgehalten. „Du kannst hier nicht durch, junge Dame.“ Ein wenig genervt hole ich meinen Ausweis und eine meiner Visitenkarten aus meiner Handtasche und reiche beides an den Polizisten weiter. „Rebecca Hopkins, Privatdetektivin. Ich möchte den Verantwortlichen sprechen, da ich wichtige Infos habe.“ Der junge Polizist mustert mich skeptisch, nickt dann aber und gibt mir meinen Ausweis zurück. „Warten Sie hier, ich werde die Mutou-Brüder benachrichtigen.“ Mit der Visitenkarte in der Hand dreht er sich um und geht zu einer kleinen Gruppe von Polizisten, wo er sich kurz mit zwei von ihnen unterhält. Die Mutou-Brüder, Zwillinge, die in die Fußstapfen ihrer Eltern getreten sind und zudem Enkel von Opas bestem Freund Sugoroku Mutou. Obwohl die Zwillinge in einem Anbau neben der Hopes Detektei wohnen, überschneiden sich unsere Aufgabenbereiche kaum. Während wir in Erscheinung treten, wenn noch kein Verbrechen nachgewiesen werden kann, kümmern sich Yugi und Yami um die überführten Verbrecher. Manchmal kommt es vor, dass wir ihnen einen Verbrecher aushändigen, über den wir zufällig gestolpert sind und dann kommt es manchmal vor, dass wir auf Bitten der Polizei Nachforschungen anstellen, weil ihnen selbst die Hände gebunden sind, letzteres ist aber eher selten der Fall. Ich sehe Yugi auf mich zukommen, während Yami mit einem mir nicht namentlich bekannten Typen zu einem Jeep in der Nähe geht. Der Typ neben Yami passt hier irgendwie nicht rein mit seinen langen schwarzen Haaren, die er lässig zu einem Zopf gebunden hat, seinem roten ärmellosen Shirt und seiner überaus engen schwarzen Hose. Ein Würfelohrring an seinem linken Ohr lässt in mir die Vermutung aufkommen, er wäre schwul. Und wenn ich darüber nachdenke, dass Yami privat manchmal einen ähnlichen Kleidungsstil hat, wobei er allerdings nur schwarz bevorzugt und keinen Ohrschmuck, dafür aber Lederarm- und Halsbänder trägt, dann ist es ein sehr merkwürdiges Gefühl. Ob Yami schwul ist? „Hallo, Becci. Was führt Dich zu uns?“ Mein Herz klopft unnatürlich schnell und ich starre aufgeschreckt in Yugis Gesicht. Verdammt! Der Gedanke, Yugi könnte ebenfalls schwul sein, ist definitiv nicht gut. Ich zwinge mich zu einem routinierten Lächeln. „Hallo, Yugi. Ich habe ein paar Infos für euch, die den Besitzer des Ladens betreffen. Es lag der Verdacht vor, dass er gestalkt wird, wir konnten zwar nichts Verdächtiges finden, aber ich habe auf meinem Tablet ein paar Überwachungsbänder und einen Grundriss vom Laden. Vielleicht hilft es euch ja.“ Yugi nickt lächelnd und öffnet die Absperrung für mich. „Lass uns zu Yami und Otogi gehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)