War von Hinarika ================================================================================ Kapitel 8: Denial ----------------- Hinata versucht gar nicht erst, ihren ungestümen Herzschlag zu kontrollieren. Beinahe genießt sie die wilde Heftigkeit sogar. Es ist der beste Beweis dafür, dass sie nicht träumt und er wirklich vor ihr steht. Ihr Puls rast, ihr ist unnatürlich heiß, jeder Zentimeter ihrer Haut ist mit einer tiefen Gänsehaut überzogen und sie hat sich seit fünf Jahren nicht mehr so lebendig gefühlt. Als sie Naruto ansieht und er sich im selben Moment zurück verwandelt, fällt ihre Beherrschung zusammen wie ein Kartenhaus. Innerhalb eines Wimpernschlags steht sie vor ihm. Ihre Hände zittern, als sie sie langsam anhebt, bis ihre Finger seine Wangen streifen. „Naruto!“ Mit ihrem Flüstern rinnt eine einzige Träne über ihr Gesicht und Naruto reißt sie ohne zu Zögern ungestüm in seine Arme. „Hinata!“ Sie hält sich zitternd an ihm fest und birgt ihr Gesicht schutzsuchend an seiner Schulter. Als sie vorhin sein Chakra gespürt und ihn daran erkannt hat, hat sie ihren Herzschlag einen Moment lang nicht gespürt. Als hätte es vorhin wirklich ausgesetzt, schlägt es jetzt so schnell, als wolle es alles Versäumte auf einmal nachholen. Sein Geruch, seine Umarmung und sein wilder Herzschlag versetzen sie mit beeindruckender Geschwindigkeit zurück in die Nacht vor fünf Jahren. Naruto lacht leise und Hinata hält ihn fester; sie ist sich nicht sicher, ob sie ihren Beinen noch lange trauen kann, dass sie ihr Gewicht weiterhin tragen werden. „Ich fürchte, ich kann dich nie mehr loslassen.“ „Dann halt mich fest!“ Dass sie trotz seiner Nähe nicht mehr stottert, ist die einzige Veränderung, die in diesem Moment darauf hinweist, dass ihr letztes Treffen Jahre zurückliegt. Naruto wartet lange, bis er das Schweigen zwischen ihnen bricht. „Hina... Ich weiß, dass das nichts wieder gut machen kann, schon gar nicht die letzten fünf Jahre, aber... es tut mir so leid!“ Die junge Clanerbin lockert ihre Umarmung doch und legt eine Hand zurück an seine Wange. „Du schuldest mir keine Entschuldigung, Naruto. Wir haben damals beide gewusst, worauf wir uns einlassen. Und dass es so kommt, konnte wirklich niemand ahnen.“ Aber sie erkennt den tief verankerten Schmerz in seinen blauen Augen. „Es tut mir leid, dass ich dich allein gelassen habe und nicht da gewesen bin, als du mich am Dringendsten gebraucht hast! Ich habe die ersten vier Jahre im Leben unserer Kinder verpasst. Es gibt nichts, was ich mehr bereue.“ Als er von ihren Kindern spricht, muss Hinata die Tränen in ihren Augen wegblinzeln. „Naruto... wir sind zusammengekommen, nachdem du diese Mission bereits angenommen hattest. Und von unseren Kindern wusstest du bis vor ein paar Tagen doch gar nichts. Also hör auf dich schuldig zu fühlen, denn du hast nichts falsch gemacht.“ „Ich hätte dir gleich am ersten Tag sagen sollen, wer ich bin.“ „Ich weiß, dass du es wolltest, aber ich bin fast froh, dass du dir diese paar Tage Zeit gelassen hast. Ich habe nämlich nach fünf Jahren immer noch keine Antwort darauf gefunden, wie ich es dir sagen soll.“ Sie beißt sich fest auf die Unterlippe und obwohl sie seinem Blick unsicher ausweicht, kann er ihr an der Nasenspitze ablesen, was sie bedrückt. Er hebt ihr Kinn an, wie er es auch in jener Nacht vor fünf Jahren getan hat, und zwingt sie schonungslos ihn anzusehen. „Wie du mir sagen sollst, dass du mich zum glücklichsten Mann der Welt gemacht hast, indem du mir das geschenkt hast, was ich mir schon immer am Meisten gewünscht habe?“ Er lächelt versonnen. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass wir eine Familie sind.“ Die hübsche Hyuuga schluchzt unterdrückt und er nimmt ihr Gesicht zärtlich in beide Hände. „Ich liebe dich!“ Hinata legt beide Arme haltsuchend um seinen Nacken und streckt sich ihm sehnsüchtig entgegen. „Ich liebe dich auch!“ Sie flüstert nur noch, einmal mehr überwältigt von seiner Nähe. Und dann küsst er sie. Hinata lächelt in sich hinein, weil es sich noch genauso anfühlt wie damals. Dieselbe Hitze, die in jeder Faser ihres Körpers explodiert. Dasselbe Kribbeln, das ihren Bauch ausfüllt und dasselbe wilde Trommeln in ihrer Brust. Aber sie zögert nicht mehr so lange. Sie lässt sich fallen und erwidert seine Berührung leidenschaftlich, hemmungslos. Naruto lässt sich geschickt mit ihr auf die Couch fallen, ohne sie ein einziges Mal loszulassen und zieht sie dann auf seinen Schoß, um sie nur noch näher zu bei sich zu haben. Und auch, als sich ihre Lippen trennen, behält Hinata beide Arme fest um den jungen Mann geschlungen und lehnt ihren Kopf vertraut gegen seine Schulter. Auch wenn sie einander unendlich viel zu erzählen haben, ist das im Moment genug. ~ Tenten rennt. Sie rennt bis ihre Beine unangenehm brennen und ihr Atem aufgrund der Anstrengung rasselt. Sie sprintet ziellos durch den Wald, bis zum Gipfel des höchsten Berges, der das Dorf umgibt. Sie macht sich nicht einmal die Mühe den Zweigen auszuweichen, die sie wie Peitschenhiebe treffen, in ihrem dringenden Wunsch möglichst schnell möglichst viel Entfernung zu dem kleinen Dorf zu gewinnen. Sie provoziert den körperlichen Schmerz viel mehr, um einen anderen zu verdrängen. Sie spürt ihn hinter sich und rennt noch schneller. Aber der Kampf vorhin und auch die letzten Tage haben sie Kraft gekostet. Außerdem atmet sie falsch. Jahrelanges Ninja-Training kann nicht verhindern, dass ihre Aufregung sie vollkommen aus dem Konzept bringt. Und allzu bald schließt sich seine Hand fest um ihren Oberarm und reißt sie hart herum. Die talentierte Waffenexpertin schreit wütend auf und holt mit ihrer anderen Hand aus. Dieses Mal will sie ihn wirklich schlagen, aber als er keine Anstalten macht sich zu wehren, schlägt sie ihm nur gegen die Brust und reißt sich grob aus seinem Griff los. „Fass mich nicht an!“ Neji hebt beschwichtigend die Arme, macht aber keine Anstalten sie noch einmal zu berühren. „Tenten-“ „Ach, du kannst ich noch an meinen Namen erinnern? Soll ich mich jetzt vielleicht geehrt fühlen?!“ Sie hasst sich selbst dafür, dass sie in diesem Maß die Beherrschung verliert, denn normalerweise ist allein Sakura die Impulsive von ihnen. Aber sie fühlt so viel auf einmal, dass es sie fast von innen heraus zerreißt. Und von all ihren Gefühlen ist Wut noch am leichtesten zu ertragen. Außerdem kann sie damit umgehen wütend zu sein; darin hat sie in den letzten Jahren viel Übung gesammelt. „Wie kannst du einfach so dastehen? Wie kannst du mir nach fünf Jahren so offen in die Augen sehen? Es macht dir nichts aus, nicht wahr? Verdammt, es tut dir doch nicht mal leid!“ „Doch. Tenten, es tut mir wahnsinnig leid-“ Aber sie lässt ihn wieder nicht aussprechen. „Lüg mich nicht an! Du bereust es nicht mich für diese Mission verlassen zu haben! Du würdest es jederzeit wieder tun, weil dir dein Erfolg, deine Karriere und dein Ego wichtiger sind, als alles andere-“ Dieses Mal unterbricht Neji sie. Er nimmt ihr Gesicht sanft in seine Hände und drückt seine Lippen gegen ihre. Aber seine ehemalige Teamkameradin schiebt ihn energisch von sich und dieses Mal trifft ihre Handfläche wirklich seine Wange. „Ich habe gesagt, du sollst mich nicht anfassen!“ Aber der talentierte Hyuuga zuckt nicht einmal. „Tenten, dich verlassen zu haben, war der größte Fehler meines Lebens. Ich werde mir nie verzeihen, dass ich nicht bei dir war, als du von Yuki erfahren hast. Ich wünsche mir nichts mehr als die Zeit zurückdrehen zu können, um bei dir zu sein, als du von ihr erfahren hast und sie heranwachsen zu sehen. Ich habe ihre ersten Schritte verpasst, ihr erstes Wort, ihre Geburt. Denkst du wirklich, das macht mir nichts aus? Tenten, du kennst mich.“ Jetzt sieht er den Schmerz in ihren Augen, der zuvor noch von ihrer Wut verborgen wurde und das Wissen, dass er diesen Schmerz verursacht hat, quält ihn. „Das dachte ich auch. Aber weißt du, Neji... du hast mich so problemlos verlassen, als hätte ich dir nie etwas bedeutet!“ Ihre Worte verletzen ihn mehr, als er je zugeben wird. „Das ist nicht wahr, Ten und das weißt du auch. Ich liebe dich!“ Diese drei Worte sind zu viel für die strapazierte Beherrschung der jungen Frau. Tenten wischt sich wütend die Tränen von den Wangen, aber es fallen immer neue. „Ich wünschte, ich könnte dir das glauben, Neji. Denn ich liebe dich. Aber ich weiß nicht, wie ich dir je wieder vertrauen soll. Warum hast du damals bloß nicht mit mir geredet? Ist dir eigentlich klar, dass das alles verändert hätte? Ich weiß, dass du etwas für mich empfindest, Neji. Und ich wünschte wirklich, das wäre genug.“ Sie versucht verzweifelt nicht vollständig in Tränen auszubrechen. Sie will weder sich selbst, noch ihm diese Schwäche zugestehen. „Ich kenne dich und deswegen weiß ich, wie schwer es dir fällt zuzulassen, dass dir jemand mehr bedeutet. Ich weiß, was es für dich bedeutet zu lieben, Neji, und es bedeutet mir unendlich viel, dass ich die Erste bin, der du gestanden hast, dass du sie liebst. Aber am meisten liebst du dich selbst. Wenn dir das nächste Mal wieder eine Mission angeboten wird, die dich weiterbringt, dann würdest du mich jederzeit wieder dafür verlassen.“ Er will sie unterbrechen, aber sie lässt ihn nicht zu Wort kommen. „Dafür musst du dich nicht entschuldigen, das ist dein gutes Recht. Jeder von uns muss seine eigenen Entscheidungen treffen. Ich kann nicht von dir verlangen, dass du für mich irgendetwas aufgibst. Das will ich auch nicht. Aber dass du bereit bist, es jederzeit für Yuki zu tun, das erwarte ich von dir. Ich weiß, dass du ihr ein guter Vater sein wirst. Liebe sie von Herzen, Neji, dann kann ich dir vielleicht irgendwann verzeihen, dass du uns so lange allein gelassen hast.“ Der talentierte Shinobi streckt vorsichtig die Arme nach ihr aus, aber als sie erneut von ihm zurück weicht, respektiert er ihren Wunsch. „Ich liebe sie auf eine Art, von der ich nicht wusste, dass sie existiert. Ich werde immer alles für sie tun. Aber ich werde dir auch beweisen, wie wichtig du mir bist. Ich kann diesen Fehler, den ich gemacht habe, als ich wegging, nicht rückgängig machen und vermutlich kann ich es auch nicht wieder gut machen. Aber ich werde nicht aufgeben, bevor ich mir dein Vertrauen wieder verdient habe. Ich bin weggegangen und werde das immer bereuen, aber ich werde dich nicht so einfach gehen lassen.“ Sie kennt das Gewicht, dass hinter einem solchen emotionalen Geständnis von seiner Seite liegt, aber nach fünf Jahren ist das einfach nicht genug. „Du musst mich nicht gehen lassen, Neji. Denn in ein paar Tagen schon, wirst du es sein, der wieder geht.“ Damit wendet sie sich von ihm ab und strebt zurück in die ungefähre Richtung des Dorfes, aber dieses Mal lässt er ihr ihren Freiraum und folgt ihr nur in entsprechendem Abstand. ~ Sakura zieht sich gerade ein frisches, übergroßes T-Shirt über den Kopf, als Sasuke den Raum betritt und schlüpft unbeeindruckt in kurze rote Shorts, bevor sie sich ihm zuwendet. „Womit verdiene ich denn dieses Mal deine Anwesenheit?“ Sie legt den Kopf schief und ihre grünen Augen schimmern kalt und gleichgültig, weil sie ihre Gefühle mit aller Gewalt unterdrückt. Hinata hat einmal mehr Recht behalten: Wenn sie will, verfügt Sakura über eine grandiose Selbstbeherrschung. „Lass mich raten: Du willst irgendetwas von mir. Denn, dass du mich aus Nächstenliebe alle fünf Jahre mit deiner Gegenwart beehrst, kann ich bei deinem Charakter ja beruhigt ausschließen.“ Aber seine Gleichgültigkeit macht sie auch nach all der Zeit immer noch rasend. Doch noch behält sie die Beherrschung. „Wir müssen reden.“ Es braucht nur drei Worte von ihm, in Kombination mit seinem Tonfall und Sakura ist bereit ihren Vorsatz sich zu beherrschen augenblicklich über Bord zu werfen. Sie verschränkt grob die Arme vor ihrem Oberkörper. Abwehrend. Nicht, um sich selbst Halt zu geben, sondern vielmehr um die Distanz zwischen ihnen zu wahren. „Wir hatten uns noch nie viel zu sagen, Sasuke. Oder besser gesagt: Du warst nie an dem interessiert, was ich zu sagen hatte. Und ganz ehrlich, es gibt einen Grund dafür, dass jeder die Laute `Tse´ und `Hn´ mit dir in Verbindung bringt.“ Mehr als alles andere stört sie die Tatsache, dass ihre Worte wie immer spurlos an ihm vorbeizugehen scheinen. Weil er ihr damit jedes Mal das Gefühl gibt, dass das was sie zu sagen hat, nicht wichtig genug ist, um von ihm gehört zu werden. Und dafür hasst sie ihn mehr, als für alles andere. „Ich werde nie ein großer Redner werden, Sakura. Aber auch ich kann mich ändern. Ich habe längst eingesehen, dass ich vielleicht zu oft geschwiegen habe. Fünf Jahre sind eine lange Zeit.“ „Vor allem, wenn man sie verdoppelt.“ Ihr beißender Sarkasmus kommt doch wieder durch und sie kämpft verzweifelt darum die Kontrolle zu behalten. Und er weiß es. Die Art wie sie sich hart auf die Unterlippe beißt und zornig den Blick abwendet, verrät ihm, dass sie längst an ihrer Grenze angekommen ist. Die Tatsache, dass er sie immer noch so leicht aus der Ruhe bringen kann, macht sie so wütend, dass sie ihren Zorn kaum noch hinunterschlucken kann. Aber sie hat sich geschworen dieses Gespräch ruhig und zivilisiert zu führen. Nicht um ihm zu beweisen, dass auch sie sich in den letzten fünf Jahren verändert hat, sondern um nicht auch noch das letzte bisschen Hoffnung zu verlieren, das sie hat. Hoffnung darauf, dass ihr Herz irgendwann aufhören wird für ihn zu schlagen. Sie will endlich in der Lage sein sich dem Einfluss, den er schon seit mehr als einem Jahrzehnt über sie hat, zu entziehen. Aber sie weiß auch, dass die Wahrscheinlichkeit dafür nicht gerade hoch ist. „Aufgrund eurer heldenhaften Täuschung, hinter der ihr euch die letzten Tage über so feige versteckt habt, weißt du doch ohnehin, was ich denke. Es ist wie ich gesagt habe: Ich kann nicht länger für uns beide lieben. Meine Liebe zu dir frisst mich seit mehr als einem Jahrzehnt auf. Ich bereue trotzdem keine Sekunde von der Zeit, in der du mir die Ehre deiner Gegenwart zukommen hast lassen. Du hast mir Yoru geschenkt. Das Beste, was mir je passiert hast. Und dafür bin ich dir unendlich dankbar. Ich will ihn mit dir zusammen großziehen. Ich weiß, dass du ein guter Vater für unseren Sohn sein kannst. Und mehr verlange ich auch nicht.“ Der dunkelhaarige Clanerbe macht einen großen Schritt auf seine ehemalige Teamkameradin zu und damit trennt ihn nur noch ein halber Meter von ihr. „Aber ich will mehr.“ Die schöne Medic-nin verdreht ungehalten die Augen. „Dann hab ich noch eine Neuigkeit für dich: Es geht nicht immer nur darum, was du willst!“ Aber Sasuke hebt beide Arme und nimmt ihr Gesicht so vorsichtig in seine Hände, als hätte er Angst, seine bloße Berührung könnte sie verletzen. Genau, wie er es an jenem verhängnisvollen Abend vor fünf Jahren getan hat. So wie damals, schneidet sie seine ungewohnte Zärtlichkeit wie eine scharfe Klinge, weil sie ihr tief unter die Haut geht und ihr Herz berührt. Sie kann sehen, dass seine nächsten Worte ihn einige Überwindung kosten, was es für sie nur noch schwerer macht sie zu hören. „Ich liebe dich.“ Sakura schließt verzweifelt die Augen, um ihren Schmerz zu verbergen. Aber ein erschüttertes Schluchzen entkommt ihrer Kehle, bevor sie es verhindern kann. Ihr ehemaliger Teamkamerad zieht sie ungewohnt tröstend an sich, aber sie stößt grob ihn von sich und stolpert schutzsuchend nach hinten, in der vergeblichen Hoffnung, dass ein wenig Abstand zu ihm, endlich das bleierne Gewicht von ihrem Brustkorb nimmt und fährt sich mürrisch über die Augen. „Warum tust du mir das an?! Warum konntest du mir das nicht vor fünf Jahren sagen, als wir noch eine Chance hatten? Warum ausgerechnet jetzt?!“ Seine tiefe, ruhige Stimme steht wie so oft im harten Kontrast zu ihrer. „Weil ich glaube, dass wir immer noch eine Chance haben. Weil ich ein Idiot und ein Feigling war und unzählige Fehler gemacht habe und das wieder gut machen muss. Weil ich will, dass du weißt, dass ich um deine Liebe kämpfen werde.“ Es wäre so verlockend ihm zu glauben. Ihm ein weiteres Mal zu vergeben. Aber das hat sie schon viel zu oft getan und ist jedes mal mit einem gebrochenen Herzen zurückgeblieben. Und sie ist jemand, der aus seinen Fehlern lernt. Obwohl sie ihrer Selbstbeherrschung in seiner Gegenwart trotzdem nie trauen kann. Weshalb sie geradezu erleichtert Hinatas vorsichtigen Ruf als willkommene Ausrede wahrnimmt, um ihm und der ewigen Achterbahn ihrer Gefühle wenigstens für den Moment zu entkommen. ~ Hinata und Naruto sitzen immer noch Arm in Arm auf der Couch, als sie plötzlich spürbar zusammenzuckt und sich ihr ganzer Körper verkrampft. „Hina? Was ist los?“ Ausnahmsweise achtet sie nicht auf seine besorgte Frage und steht stirnrunzelnd auf. Eine Sekunde später hat sie ihre Byakugan aktiviert und ein genervtes Stöhnen entflieht ihrem Mund, bevor sie es verhindern kann. Sie deaktiviert ihr Bluterbe und streicht sich wütend eine Haarsträhne aus der Stirn. „Auch das noch!“ Er will seine Frage wiederholen, kommt aber nicht dazu. Die junge Clanerbin beugt sich über ihn und küsst ihn ungewohnt ungestüm und leidenschaftlich und er ist sofort bereit alles zu vergessen, worum seine Gedanken eben noch gekreist sind. Aber sie löst ihre Berührung zu schnell. „Es tut mir leid, aber ich muss etwas Wichtiges mit Sakura besprechen.“ Bevor er reagieren kann, steht sie schon am Fuß der Treppe. „Saku?“ Sakura braucht keine zwei Sekunden, bis sie stirnrunzelnd neben ihr steht. „Was ist los?“ Hinata nickt in die Richtung ihres Schlafzimmers und die talentierte Medic-nin stellt keine weiteren Fragen. Stattdessen wendet sie sich an Naruto und Sasuke, der ihr natürlich gefolgt ist. „Wir müssen etwas klären und ihr wartet am besten hier. Wenn Tenten zurückkommt, sagt ihr, dass wir im Keller sind!“ Jegliche Proteste unterbinden die beiden mit ihrem sofortigem Verschwinden. Sasuke sieht auf die geschlossene Schlafzimmertür und lässt sich dann gegenüber von Naruto in einen der grün gepolsterten Sessel fallen. „Was war das denn?“ Sein bester Freund fährt sich sichtlich zerstreut durch die blonden Haare. „Das wüsste ich auch gerne.“ Aber dann grinst er. „Du lebst ja noch.“ „Tse, halt einfach die Klappe, Dobe.“ „Du weißt, das liegt mir nicht, Teme.“ „Leider, ja.“ Ihr Schweigen hält keine fünf Minuten, dann steht Tenten in der Tür, Neji nicht weit hinter ihr. Auch die talentierte Waffenkünstlerin hält sich keine Sekunde mit irgendwelchen Höflichkeitsfloskeln auf. „Wo sind Hinata und Sakura?“ „Im Keller.“ Sasukes knappe Antwort beschert ihm nur einen finsteren Blick. Man sieht Tenten an, dass sie abwägt, ob es sich lohnt sich mit ihnen zu befassen und sich dann dagegen entscheidet. Sie verschwindet ebenfalls wortlos im Schlafzimmer, aber dieses Mal folgen ihr die Männer. Sie schleichen lautlos an ihren schlafenden Kindern vorbei und Sasuke schließt die Luke hinter ihnen, die sie zurück in den Kellerraum führt. Sakura und Hinata stehen an einem der beiden Tische und blättern beide in einem Buch. Tsunades ehemalige Schülerin sieht nicht einmal auf, aber Hinata mustert Tenten kurz kritisch. Diese scheint das Problem mit einem Blick zu erfassen und tritt schnell neben ihre beiden Freundinnen. „Wer?“ Als Hinata die Hand hebt, mischt sich deutlicher Unglaube in Tentens Mienenspiel. „Wie hast du das denn hinbekommen?“ Die hübsche Hyuuga kräuselt die Nase, seit jeher ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie sich über etwas ärgert. „Ich hab kurz nicht aufgepasst, als mich ein Kunai getroffen hat. Ich dachte, es wäre ein normaler Schnitt und hab mir nicht die Mühe gemacht nachzusehen. Bis vor ein paar Minuten habe ich nicht einmal etwas gespürt.“ „Ein Foltergift mit verspäteter Wirkung.“ Sakura bestätigt Tentens Feststellung, ohne mit dem Blättern aufzuhören. „Ja, dummerweise gibt es Einige, die dafür in Frage kommen. Die meisten Gifte dieser Art setzen zeitverzögert circa eine Stunde nach der Verabreichung ein.“ „Gifte?“ Naruto steht hinter Hinata, aber ihre Antwort bleibt ihr im Hals stecken. Ein plötzlicher Hustenanfall schüttelt ihren Körper und sie beugt sich gerade noch rechtzeitig über das Waschbecken in der hinteren Zimmerecke, bevor sie Blut spuckt. „Hinata!“ Während Narutos Gesicht von Besorgnis gezeichnet ist, erscheinen Sakura und Tenten vollkommen unbeeindruckt. Und auch Hinata dreht nur kurz den Wasserhahn auf und richtet sich dann seufzend wieder auf. Ihre Worte richten sich in gewohnter Ruhe an Sakura. „Leberinsuffizienz und Lungenthromboembolie.“ Aber dann stutzt die blauhaarige Clanerbin plötzlich und wendet sich stirnrunzelnd an ihre beste Freundin. „Kannst du bitte hochgehen und Shinzo fragen, was er mitten in der Nacht von uns will?“ Während Tenten lautlos verschwindet, mustert Neji seine Cousine stirnrunzelnd. „Wie hast du ihn bemerkt?“ Er ist sich sicher, dass sie ihre Bykugan nicht aktiviert hat und das Chakra des Riesen ist perfekt verborgen. Hinata schließt müde die Augen, in einem schlechten Versuch ihr plötzliches Schwindelgefühl zu kaschieren. „Ich habe in den letzten fünf Jahren gelernt meine Umgebung immer mit allen Sinnen wahrzunehmen. Ich brauche meine Byakugan nicht, um zu spüren, dass sich uns jemand nähert.“ Sie dreht ihrem Cousin den Rücken zu und nimmt Narutos Hand vorsichtig in ihre. Es steht ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, dass ihn ihre Vergiftung vollkommen aus dem Konzept gebracht hat. „Mach dir keine Sorgen, in einer Stunde ist das alles wieder überstanden. Es gibt kein Gift zu dem es nicht auch ein Gegengift gibt. Und Sakura kennt sie alle.“ Sie lächelt, aber als eine neue Welle Schmerz durch ihren Körper zuckt, festigt sie den Griff um seine Hand krampfhaft. In diesem Moment springt Shinzo durch die Luke, die Tenten schnell wieder hinter ihm schließt. Das veränderte Aussehen der drei Männer ist auch für normalsterbliche Augen nicht zu übersehen und zu hoffen, dass Shinzo sich nicht sofort darauf fokussiert, dass Hinata immer noch Narutos Hand hält, wäre mehr als töricht. „Was ist hier los?“ Hinata dreht sich zu dem älteren Hyuuga um, denkt aber gar nicht daran Narutos Hand loszulassen. „Wie wäre es, wenn du uns zuerst erklärst, was du hier mitten in der Nacht zu suchen hast?“ Shinzos Blick fährt wachsam über die drei ANBU. „Ich habe ihr verändertes Chakra gespürt.“ Sakura hält auch für Shinzo keine Sekunde in ihrer Suche inne, lässt sich aber gleichgültig dazu herab, ihm die Situation so kurz angebunden wie möglich zu erklären. „Sie sind die Väter unserer Kinder. Bis vor einer Stunde hatten wir davon keine Ahnung, weil unsere geschätzte Hokage ihnen dabei geholfen hat, nicht nur ihr Aussehen, sondern auch ihre komplette Chakrastruktur zu verändern.“ Aber Shinzos finsterer Blick lässt Hinata nicht los. „Du hast es vorhin schon gewusst und mir nichts davon gesagt?“ Sein junges Oberhaupt nimmt den Vorwurf hin, ohne mit der Wimper zu zucken. „Wir haben uns dazu entschieden uns erst selbst mit der Situation auseinanderzusetzen, schließlich ist es allein unsere Angelegenheit. Ich hätte es dir morgen gesagt.“ Das Zittern ihrer Hand, die immer noch seine umschließt, verrät Naruto, dass sie krampfhaft versucht die Symptome ihrer Vergiftung vor den wachsamen Augen des hochgewachsenen Hyuuga zu verbergen. Erwartungsgemäß vergeblich. „Versuchst du mich möglichst schnell loszuwerden, damit du mir nicht erklären musst, warum dein ganzer Körper von einem Gift verseucht ist?“ „Das ist leicht zu erklären: Ich musste versuchen an zwei Orten gleichzeitig zu sein, weil unsere Gegner in der Überzahl waren und du fast 20 Minuten gebraucht hast, um dich uns anzuschließen!“ Hinata beißt sich so fest auf die Innenseite ihrer Wange, dass sie erneut Blut schmeckt, aber wenigstens verzieht sich ihre Miene kein Stück, obwohl ein brennender Schmerz längst ihren ganzen Körper ausfüllt. Sie weiß, dass sie Shinzos Wut mit ihren Vorwürfen herausfordert und sie das nicht weiterbringen wird, aber sie braucht all ihre Selbstbeherrschung dafür ihre Schmerzensschreie hinunterzuschlucken. Außerdem fällt es ihr mit jeder Minute schwerer sich zu konzentrieren und Diplomatie liegt ihr im Moment fern. „Desorientierung und Herzflimmern.“ Sakura nimmt die neuen Symptome mit einem Stirnrunzeln zur Kenntnis, wirft ihr Buch ungerührt zur Seite, zieht gezielt ein neues aus dem Regal und beginnt ihr wildes Blättern von vorn. Tenten tritt energisch neben ihre beste Freundin, greift ungefragt nach deren freier Hand, um geübt ihren Puls zu messen und legt ihre andere Hand auf Hinatas blasse Stirn. „Saku, sie fiebert schon.“ Die Angesprochene schiebt sich ungeduldig eine lose Haarsträhne aus der Stirn. „Es wirkt ungewöhnlich schnell, aber das grenzt es wenigstens ein. Jetzt kommen von 126 Foltergiften zumindest nur noch acht in Frage.“ Dieses Mal gibt sie sich keine Mühe ihren Sarkasmus zu verbergen. Naruto streicht mit seinem Daumen sanft über Hinatas Handrücken und sein besorgter Blick liegt ununterbrochen auf ihr. Sie hat die Augen geschlossen und scheint jedes Interesse daran verloren zu haben ihre Diskussion mit Shinzo fortzuführen. „Warum Foltergifte?“ Weil Sakura immer noch in ihr aktuelles Buch vertieft ist, beantwortet Tenten die besorgte Frage des blonden Shinobi. „Gifte wie das, das Hinata abbekommen hat, werden Foltergifte genannt, weil sie genau zu diesem Zweck entwickelt worden sind. Man bekommt ihre Wirkung erst nach einiger Zeit zu spüren, damit die Anwender Zeit haben ihre vergifteten Gefangenen wegzuschaffen. Währenddessen breitet sich das Gift aber langsam im ganzen Körper aus und wenn man es dann spürt, sind es wahnsinnige Schmerzen auf einmal. Diese Schmerzen schwächen den Körper und in den starken Fieberphasen wird der Vergiftete befragt, weil er dann fast keine andere Wahl mehr hat, als die Wahrheit zu sagen. Hinata weiß das, deswegen spricht sie im Moment nicht.“ Shinzos Besorgnis zeigt sich in seinem Vorwurf – wenn man ihn gut genug kennt. „Das wäre alles nicht passiert, wenn ihr nicht wieder einmal auf eigene Faust gehandelt hättet!“ Hinatas Lider fliegen hoch und ihr ganzer Körper krampft, als sie darum ringt einen neuen Schmerzenslaut zu unterdrücken. Aber bevor die junge Hyuuga die Kraft für eine Erwiderung aufbringt, fährt Sakura dazwischen und dieses Mal hält sie ihre unkontrollierte Wut nicht zurück. „Shinzo, wenn du nicht sofort aufhörst sie zu provozieren, dann werfe ich dich eigenhändig raus! Okay, streich das eigenhändig, dafür habe ich keine Zeit, aber ich werde dich rauswerfen lassen! Glaub mir, die Drei haben alle ihre Fehler, aber ich werde keinen von ihnen zweimal bitten müssen. Also halt die Klappe oder verschwinde!“ Es protestiert keiner mehr, denn Hinata beugt sich in eben dieser Sekunde mit einem lautlosen Keuchen nach vorne, eine Hand krampfhaft auf ihre Brust gedrückt. Dass sie den Schmerz nicht länger aus ihrer Miene fernhalten kann, ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass ihr Zustand bedenklich ist. Tenten schiebt besorgt Hinatas Hand beiseite und fühlt gezielt nach ihrem Herzschlag. „Saku, das ist kein Herzflimmern mehr, das sind Krämpfe! Hina, setz dich endlich hin! Du musst hier niemandem etwas beweisen, also setz dich!“ Die schöne Clanerbin rutscht wirklich widerstandslos an der Wand zu Boden und Tenten geht vor ihr in die Hocke, eine grün-schimmernde Hand immer noch gegen Hinatas Oberkörper gepresst. Sakura fegt ihre Bücher mit einer Armbewegung zur Seite und reißt einen anderen Schrank auf, in dem unzählige Kräuter säuberlich geordnet verwahrt sind. „Ten, versuch es mit gezielten Herz-Rhythmus-Massagen. Ich weiß welches Gift es ist und in fünf Minuten hab ich auch das Gegengift zusammen, aber solange musst du sie stabil halten!“ Tentens Hand beginnt schon in gleichmäßigen Abständen aufzuleuchten, bevor Sakura ihre Aufforderung beendet hat. „Du hast sie gehört, Süße, fünf Minuten lang keinen Herzstillstand und wir können diesen beschissenen Tag endlich zu Ende bringen! Nein, ich will keine Antwort! Alles worauf du dich jetzt in den nächsten Minuten über konzentrierst ist dein Herzschlag.“ Der einzige Hinweis darauf, dass Hinata Tentens Worten in ihrem Fieberwahn überhaupt noch folgen kann, ist ein schwaches Nicken ihrerseits. Sie hat den Kopf gegen die Wand gelehnt, die Augen geschlossen und der kalte Schweiß steht ihr auf der Stirn. Und als sie leise spricht, verrät der raue, heisere Klang die Auswirkungen, die das Gift auf ihre Lunge und ihre Atemwege hat. „Ten? Es tut mir... leid, dass ich... gelogen habe.“ Tenten sieht stirnrunzelnd von Hinata zu Sakura, die Kräuter über Kräuter zusammenwirft. „Sie fantasiert im Fieber.“ Die braunhaarige Kunoichi beißt sich zögernd auf die Unterlippe und mustert ihre beste Freundin sichtlich hin- und hergerissen. „Ich weiß, aber das bedeutet auch, dass sie die Wahrheit sagt.“ Sakura wirft kurz einen mahnenden Blick in ihre Richtung, bevor sie mit der Mischung des Gegengiftes fortfährt. „Sie könnte alles Mögliche damit meinen, Tenten. Jede noch so kleine Banalität, an die sie sich im Fieberwahn erinnert. Außerdem kannst du sie nicht fragen, weil bloß Atmen schon eine Tortur für sie ist!“ Tenten nickt, aber zu Hinata scheint Sakuras Ansprache nicht durchgedrungen zu sein. Sie zwingt sich die Augen zu öffnen und sieht ihre langjährige Freundin müde an. „Ich hab das gerade laut gesagt oder?“ Auf Tentens vorsichtiges Nicken hin, legt sie stöhnend den Kopf in den Nacken. „Natürlich!“ Die untypische Reaktion der zurückhaltenden Hyuuga, lässt Tenten vergessen, dass sie das Ganze eigentlich auf sich beruhen lassen wollte. „Sobald Sakura dich wieder instand gesetzt hat, musst du mir erklären, was du damit meinst, Hina. Ich meine, wann hast du mich je angelogen? Wir haben uns doch immer alles erzählt.“ Hinata ringt offensichtlich mit den Auswirkungen des Giftes. „Ich hab dir immer die Wahrheit gesagt, Ten, bis auf dieses eine Mal. Am Tag der Beerdigung... von Sakuras Mutter.“ Sasuke mustert seine ehemalige Teamkameradin aufmerksam, die endlich eine Regung zeigt und inne hält, um besorgt zu Tenten und Hinata zu sehen. Die Männer können die Beerdigung von Sakuras Mutter unmöglich mit Hinatas Lüge in Verbindung bringen, aber Tenten braucht keine zehn Sekunden dafür. Sie springt auf und blankes Entsetzen entstellt ihre Gesichtszüge. Neji braucht seine Byakugan nicht, um an ihrer Mimik ablesen zu können, wie sehr sie um ihre Beherrschung ringt. „Du kannst nicht gelogen haben!“ „Du erinnerst dich an jedes Wort, nicht wahr?“ Auch Hinata versucht sich die Mühe, die es sie kostet die Augen offen zu halten und ruhig zu sprechen nicht anmerken zu lassen. Tenten zittert. „Vor allem erinnere ich mich an jeden blauen Fleck auf deiner Haut! Ich werde nie vergessen, was er dir angetan hat!“ Naruto erinnert sich an Kibas wütende Worte und begreift den Zusammenhang. Er kniet schon die ganze Zeit neben Hinata und flüstert jetzt, weil nun auch seine Stimme zu brechen droht. „Hina-“ Ihr Blick fliegt zu ihm und er fragt sich, woher sie die Kraft nimmt ihn jetzt noch anzulächeln. „Ich verspreche es dir zu erklären, wenn auch nicht mehr heute Nacht. Hilfst du mir auf?“ Er umklammert ihre Hand fester und schlingt seinen freien Arm um ihre Hüfte, um ihr aufhelfen zu können. Aber sie steht sicherer, als er es ihr in ihrem Zustand zugetraut hätte und so lässt er sie widerwillig los. Dafür fährt Sakura sie aber an. „Verdammt, Tenten, Hinata! Was es auch ist, könnt ihr das vielleicht klären, wenn das Gift aufgehört hat, Hinatas Organe aufzufressen?“ Sie bläst sich wütend eine Haarsträhne aus dem Gesicht und will in ihrer Predigt fortfahren, als sie plötzlich schwankt. Erst der feste Griff, mit dem sich eine Hand blitzschnell um ihren Oberarm schließt, gibt ihr ihren Halt zurück. „Lass mich los, Sasuke!“ Er kommt ihrem Verlangen wortlos nach und gibt sie frei. Die ehemalige Schülerin der Sanin wirft die letzte Zutat in das Gegengift, verhängt ein Jutsu darüber und reicht es wortlos an Hinata weiter. Diese trinkt es, ohne den abscheulichen Geschmack auch nur mit einem Augenrollen zu würdigen und gibt Sakura die Flasche mit einem schwachen Lächeln zurück. „Ich danke dir!“ Die talentierte Medic-nin schließt mit einem abwiegelnden Lächeln die Augen, legt ihre Hand dann aber selbst haltsuchend auf Hinatas Schulter, als ihr ein weiterer Schwindelanfall den Boden unter den Füßen wegzieht. „Scheiß Chakramangel!“ Hinata verspürt den Drang über Sakruas Fluch zu schmunzeln, aber als sie Tenten ansieht, ist alles was sie noch fühlt, tiefe Trauer, unter dem Zwang endlich die unschöne Wahrheit aus ihrer Jugend zu gestehen. „Ich habe gelogen, als ich euch erzählt habe Hiashi hätte mir die blauen Flecken beim Training zugefügt.“ Tenten schließt die Augen und versucht gar nicht ihren Schmerz zu verbergen. Sakura hebt den Kopf zu schnell und starrt die junge Hyuuga entgeistert an. „Er hat dich geschlagen?!“ Aber Tenten schüttelt angewidert den Kopf. „Nein! Geschlagen hat er sie, wenn er ihr über die Jahre hinweg jedes Mal eine Ohrfeige verpasst hat, wenn ihm irgendetwas an ihr nicht gepasst hat! Als er sie so zugerichtet hat, dass sie am ganzen Körper grün und blau war, hat er sie nicht nur geschlagen!“ Ihr Blick findet Hinatas in eben diesem Moment, als die Tränen in ihren Augen überlaufen. „Dieses Arschloch hat dich verprügelt!“ Hinata macht einen unsicheren Schritt auf sie zu, aber Tenten weicht zurück und wischt sich erfolglos die Tränen von den Wangen, weil sie nicht aufhören kann zu weinen. In dem Moment, in dem Tenten schluchzend die Augen schließt, bewegt sich Hinata und schlingt fest beide Arme um ihre älteste Freundin. Die sensible Waffenexpertin sträubt sich einen Moment lang gegen ihre Umarmung, greift dann aber fest in Hinatas Pullover, als tiefe Schluchzer ihren ganzen Körper schütteln. Neji weiß nicht, ob das Entsetzen, das er verspürt eher von der Offenbarung rührt, dass Hiashi Hinata regelrecht misshandelt hat, oder mit der Tatsache zusammenhängt, dass Tenten gerade so bitter und hemmungslos weint, wie er es noch nie zuvor erlebt hat. Hinata hält ihre Kindheitsfreundin stumm fest, bis das Zittern ihres Körper langsam nachlässt. „Teni.“ Ihr alter Spitzname füllt Tentens Augen erneut mit Tränen. Außer Neji und Sakura weiß kaum jemand, dass Hinata und Tenten sich schon seit ihrer frühen Kindheit kennen, weil ihre Mütter gut befreundet waren, bevor sie ihr früher Tod auseinander riss. Hinata erinnert sich ebenfalls daran zurück und bringt ein ehrliches Lächeln zustande. „Teni, du braucht nicht um mich zu weinen: Ich bin doch hier. Ich bin hier und es geht mir gut. Es ist schon so lange her und er wird mir nie wieder etwas antun können.“ Tentens Stimme klingt gedämpft, weil sie ihren Kopf kein Stück von Hinatas Schulter hebt. „Warum hast du es mir damals nicht gesagt?“ „Weil ich wusste, dass du ihn noch am selben Tag eigenhändig erwürgt hättest.“ Und schon spuckt die gerissene Waffenexpertin ihre Antwort voller Hass und Abscheu durch zusammengebissene Zähne aus. „Das würde ich auch heute noch, wenn er jetzt vor mir stünde!“ „Ich weiß. Aber ich habe dir damals versprochen, dass er uns und den Kindern niemals etwas anhaben wird. Hiashi wird in unserem Leben nie mehr eine Rolle spielen.“ Niemand sieht es, aber Tenten schließt plötzlich entspannter die Augen. „Für immer wir.“ Sie strecken beide einen Arm aus und Sakura schließt sich ihrer Umarmung unter Tränen lachend an. „Was würde ich nur ohne euch machen.“ Tentens geflüsterte Worte dringen nicht bis zu den Männern durch, aber ihr ungesehenes Verschwinden ist eindeutig. Als Naruto sich umdreht, ist auch Neji verschwunden. Sakura drückt Hinata noch kurz. „Ich kümmere mich noch um das Chaos hier und nein, ich brauche keine Hilfe! Alles was mich heute noch retten kann, ist mein Bett und viel Schlaf.“ Die schöne Clanerbin schmunzelt müde. „Dann schlaf gut.“ „Nacht, Süße.“ Sakura lässt sie los und Hinata wendet sich erschöpft an den anderen Hyuuga, der das Geschehen der letzten Minuten sichtlich überfordert, stumm mitangesehen hat. „Shinzo, ich bringe dich zur Tür.“ Sie wartet die Antwort nicht ab und klettert lautlos durch die Luke nach oben. Weil sowohl Shinzo als auch Naruto ihr folgen, bleiben Sakura und Sasuke allein zurück. . . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)