Kindersegen von KarliHempel (Schuldig x Ran) ================================================================================ Kapitel 12: 12 -------------- -Ayas POV- Der Morgen kam schnell und ich stand langsam auf. Ich zog mir ein Pulli und eine Hose über und ging ins Bad um meine Zähne zu putzen. In der Küche herrschte noch schläfrige Ruhe. Ich brühte mir einen Tee auf und las in der Zeitung. Ich spürte etwas in meinem Kopf. /Raus da. Das ist unhöflich!/, murrte ich nur, war ich doch noch zu müde um mich wegen dem Schwarz aufzuregen. Schuldig kicherte in meinem Kopf und erklärte mir, dass er nur wissen wollte, ob es mir gefallen hatte, was wir am Abend zuvor getan hatten. Ich verschluckte mich an meinem Tee und hustete herzhaft. /Das geht dich nichts an!/, fauchte ich nun ungehalten und dachte intensiv an die einzelnen Blumensorten in unserem Laden um ihm seine Antwort zu verwehren. Zu spät. Das Kichern erwuchs zu einem Lachen. //Kitty!//, mahnte er fast väterlich. //Ich weiß es doch schon längst. Dennoch Respekt, dass du mich bemerkt hast.// Murrend trank ich meinen Tee weiter. Innerlich fluchte ich lautstark und hoffte den Schwarz aus meinem Kopf zu vertreiben. „Aya. Du bist noch da?“, rief mich eine Stimme aus meinen Bemühungen. Mein Blick wanderte zu dem kleinen Chibi unserer Gruppe. Nein. Er war schon lange kein Chibi mehr. Er wurde zu einem Mann. Er streckte sich ausgiebig und betätigte dann die Kaffeemaschine. Er war Student. Erwachsen. Er plante unsere Missionen. Er war sicher kein Kind mehr. Ich sah auf die Uhr und verbarg das Entsetzen über die Zeit. „Ich bin schon weg.“, erklärte ich kühl und erhob mich langsam. Ich durfte jetzt nicht in Hektik verfallen. Ich war zu spät, doch das würde ich auf der Schnellstraße herausholen. Ich wusch meine Tasse aus und stellte sie zum Trocknen auf die Platte daneben. „Pass mir auf, dass der Frauenheld seine Schicht auch wirklich antritt!“, mahnte ich und erntete ein Nicken. Schnell nahm ich meine Jacke und Schuldigs Mantel vom Hacken und stieg in meinen Wagen. Gekonnt überholte ich die anderen Wagen und kam pünktlich bei dem Krankenhaus an. Mit einem Blumentopf in der Hand betrat ich das Zimmer und schloss die Tür hinter mir. „Guten Morgen Aya.“, flüsterte ich und stellte den Topf neben ihr Bett auf den Nachtschrank. Anschließend öffnete ich die Fenster und ließ frische Luft in den Raum. Ich blickte auf die Straße und hoffte auch noch nach Jahren darauf, dass sie sich regte und mir zu verstehen gab, dass ich nicht immer so in Gedanken versinken sollte. Vorsichtig blickte ich über meine Schulter und kam auf sie zu um sie zuzudecken. Ich setzte mich zu ihr und öffnete ihre Hand. Noch immer befand sich der Ohrring in ihr. Sanft lächelte ich und strich ihr durch das Pony. „Danke, dass du so gut darauf aufpasst.“, flüsterte ich und erhob mich. Ich holte die Bürste aus dem Nachtschrank und setzte mich erneut zu ihr. Ich öffnete ihre Zöpfe und ließ die Bürste durch die vollen Haare gleiten. Durch die ständigen Zöpfe bäumten sich ihre Haare in voluminösen Wellen auf und schimmerte seiden. Ich würde ihr nicht sagen, wie sehr ich sie und unser früheres Leben vermisste. Ich würde ihr nicht sagen, was in den letzten Wochen passiert war. So sehr es mich beschäftigte und mir den Schlaf raubte. Ich würde sie damit nicht belasten. Stattdessen erzählte ich ihr, dass Omi weiterhin einer der Besten in der Uni war und das Yoji und Ken sich auch nicht verändert hatten, dass alles seinen gewohnten Gang ging. Mir kam der Gedanke, ob die Welt in einer Art Starre verblieb, bis Aya ihre Augen öffnete. Schnell schüttelte ich den Kopf. Der Einzige, der in seiner Starre verblieb, war ich. Ich wartete darauf, dass meine Schwester ihre Augen öffnete, damit ich mein Leben wieder aufnehmen konnte. Dieser Gedanke schmerzte. Erneut versprach ich ihr, dass ich sie den Jungs vorstellen würde, wenn sie wach wurde. Eine Schwester betrat das Zimmer und sah mich an. Ich nickte. Meine Zeit mit Aya war für heute vorbei. Ich band ihren letzten Zopf und strich ihr erneut durch den Pony. /Ich habe dich gerächt Aya. Takatori ist tot. Bitte wach auf!/, flehte ich in Gedanken und stand auf. Ich schloss ihre Hand um den Ohrring und schloss die Fenster, ehe ich ging. An meinem Wagen angekommen atmete ich tief durch. /Ruhig. Ganz ruhig!/, mahnte ich mich und warf einen letzten Blick auf ihr Fenster. Mit den vielen bunten Blumen war ihr Fenster sehr auffällig. Ich stieg ein und fuhr quer durch die Stadt zu dem anderen Krankenhaus. Irgendwann würde ich sicher ein Krankenhauskoller bekommen. Vielleicht würde ich dann Schuldig wirklich noch Zöpfe flechten. Dieses Bild gefiel mir und nahm etwas Last von meinen Schultern. Ich parkte den Wagen ab und lief den gewohnten Weg zu Schuldigs Zimmer. Augenblicklich waren alle meine Gedanken verschwunden. Schuldig war weg. Mein Körper spannte sich an. Er bereitete sich und mich auf einen Kampf vor. /Unsinn!/, dachte ich mir. Schuldig konnte nicht aus dem Krankenhaus geflohen sein. Er hatte mir doch versprochen... Erneut erschrak ich. Seit wann verließ ich mich auf ein Versprechen eines Schwarz? Knurrend suchte ich das Schwesternzimmer auf. Ich war wütend. Wütend auf Schuldig, da er nicht war, wo er zu sein hatte. Wütend auf mich, dass ich ihm vertraut hatte. Die Oberschwester erkannte mich sofort und lächelte mich freundlich an. „Ihr Partner ist im Reharaum!“, erklärte sie und ich hörte das Kichern der jungen Damen. Meine Wut stieg. Zu gern hätte ich ihr sehr deutlich gesagt, was ich von dem Deutschen hielt. Wir waren aneinander gekettete Feinde. Nichts weiter. Wir waren keine Freunde. Und schon gar nicht waren wir ein Paar oder Partner. Niemals! Äußerlich ruhig nickte ich und verließ die Station. Schuldig würde leiden müssen, für die ganze Wut... nein. Für diese ganzen Gefühle in mir. Ich würde ihn töten, wenn Ran noch weiter durch die kühle Mauer hindurch kommen würde. Der Junge hatte in mir nichts mehr verloren. Ich war nicht mehr Ran. Ran war mit meiner Schwester ins Koma gefallen. /So und nicht anders!/, bestimmte ich und trat in den Reharaum ein. -Schuldigs POV- Als die Tür ging sah ich auf. Auch Pete hielt in der Bewegung inne und sah auf den unerwarteten Besuch. Ich erkannte das wütende Lodern in seinen Augen und grinste. „Hallo, Kitty!“, begrüßte ich ihn mit zuckersüßer Stimme. Er kam auf mich zu, packte mich am Kragen und zerrte mich dicht an sich. Oh er war mehr als wütend. Das musste ich ausnutzen. Ich klimperte ihn spielerisch mit den Augen an. „Schatz, ich hab dich ja auch vermisst. Aber wir können nach her noch genug kuscheln!“ Seine Augen blitzten auf. /Ups!/, schoss es mir durch den Kopf. Das war wohl zu viel. Nun würde er endlich richtig aus der Haut fahren. Und ich saß dabei in der ersten Reihe. Mist. „Jetzt reicht es mir!“, fing er an und der Griff in meinem Shirt wurde fester. Seine Fäuste begannen zu zittern. „Ich bin gar nichts für dich. Also lass deine blöden Kosenamen. Ich bin nur hier, weil ich dich bewache. Ich spiele deine Spiele nicht mit. Wenn dir langweilig ist, dass such dir einen Anderen dafür!“, zischte er mir entgegen. Die Kälte in seiner Stimme ließ selbst Pete erschauern und er trat einen Schritt zurück. Ich hingegen verfolgte den Wutausbruch des rassigen Kätzchens mit Begeisterung. „Du wirst dich ab jetzt benehmen. Du sprichst mich nicht an, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Du wirst jedes Einzelne deiner Kommentare, Kosenamen und Andeutungen für dich behalten und vor allem...Halt dich aus meinem Kopf fern!“ Er wurde immer leiser, bedrohlicher. Ich grinste nur breit. Da ging doch noch was! „Ach Schatzi, hast du heute Morgen deine Tabletten nicht genommen?“, fragte ich fast fürsorglich. Sein Mund öffnete sich und schloss sich gleich wieder um mit den Zähnen aufeinander zu reiben. Sein ganzer Körper war zum Zerreißen angespannt und seine Hände zitterten stärker. „Du wirst für das Alles bezahlen!“, flüsterte er eiskalt und nahe an meinem Gesicht, ehe er mich abrupt los ließ und den Raum verließ. Er lehnte sich an die Glastür. Ich hatte mich an den Stangen abgefangen. Mein Grinsen wich nicht aus meinem Gesicht. Ich stahl mich in seinen Kopf. Ich war mir sicher, dass er mich vor lauter Wut nicht bemerken würde. Ein weiteres Mal ergötzte ich mich an seinen Fantasien. Die Arten, wie er mich unter die Erde bringen wollte, waren so leidenschaftlich, dass es mir einen Schauer über den Rücken trieb. Egal wie er es anstellen wollte. Wenn er mich mit so viel Feuer und Inbrunst um die Ecke brachte, wäre es ein guter Tod. -Ayas POV- Ich schnaufte um mich zu beruhigen. In meinem Kopf ließ ich den Schwarz hunderte verschiedene Tode sterben. Einige blutig. Andere raffinierter. Doch immer war er am Ende meines Gedanken kalt. Mit aller Kraft unterdrückte ich den Drang mir die Nasenwurzel zu reiben. Ich würde meine kühle Maske sicher nicht ein zweites Mal verlieren. Nicht heute. Und wenn es nach mir ginge, nie wieder! /Dieser.../, dachte ich und knirschte bedrohlich laut mit den Zähnen. Ich wollte nicht daran denken, was passieren würde, wenn er in den Laden ziehen würde. Das pure Chaos würde ausbrechen mit diesem manipulierendem Telepaten. /Er würde doch nicht.../, dachte ich und wie glühendes Metall brannte sich ein Gedanke in meinen Kopf. Würde er mich...Würde er uns verraten? Würde er seine Spiele mit mir im Laden fortführen? /Er ist Schuldig.../ Die Resignation kroch durch mein Rückrad und ließ mich erschaudern. Er würde vermutlich den Spaß seines Lebens haben. Er würde sicher nicht eine einzige Gelegenheit auslassen seinen Schabernack mit uns zu treiben. Doch war dieser Gedanke nicht das Schlimmste. Meine Finger strichen über meine Lippen. Ich würde seine Kommentare nicht einmal abschmettern können. Ich war in seine Falle getappt. Ich hatte mich ihm zum Fraß vorgeworfen. Meine Unachtsamkeit, nein, Rans idiotisches Vertrauen und seine Hoffnung, Menschen könnten sich ändern hatten mich in diese Sackgasse manövriert. Ich hörte Geräusche hinter der Tür und stieß mich von dieser ab. Ich würde mir keine Blöße geben. Abwartend stand ich der Tür zugewandt und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Schuldig kam in seinem Rollstuhl heraus und der Physiotherapeut schenkte mir einen harten Blick. Es war eine Mischung aus Verachtung und Neugier. Mein Blick senkte sich auf den Patienten und wurde kälter, als ich in klares Blau sah. Nein. Ich würde mir sicher nicht eingestehen, dass dieses reine Blau mich faszinierte. Das dieser ungewohnte Blick von dem Schwarz mich interessierte. Harsch wand ich meinen Kopf und erntete ein amüsiertes Kichern. /Idiot!/, dachte ich trotzig. //zickiges Kitten!//, bekam ich zurück und schnaufte verächtlich. -Schuldigs POV- Stille herrschte auf dem Weg zu meinem Zimmer. Der rote Kater schob mich. Es hatte etwas von einer stillen Übereinkunft gehabt. Ich hatte keine Bemerkung mehr ausgesprochen und er war hilfsbereiter. Ich fuhr mir mit beiden Händen und etwas Druck durch meine Haare und schloss die Augen. Leicht massierte ich mit den Fingerspitzen meine Kopfhaut. „Lass das!“,zischte es hinter mir und ich blickte mit einem dunklen Grinsen über die Schulter. Ich wusste, dass seine Blicke auf meinen Haaren hing. //Gefällt dir, was du siehst? Ich wusste nicht, dass du nen Haarfetisch hast!//, stichelte ich ihn und das lodernde Funkeln kehrte in seine Augen zurück. So glänzten diese reinen Amethyste noch schöner. „Von wegen! Deine Matte reibt auf meinen Händen. Das nervt!“, erklärte er knapp und kalt. /Lügner!/, dachte ich für mich. Mir war aufgefallen, dass Aya den Blick abwendete, wenn er log. Offensichtlich war der rote Kater es nicht gewohnt Menschen ins Gesicht zu lügen. Mein Grinsen wurde breiter. Er war ein so reines Geschöpf. Und ich bekam die Gelegenheit dem mit Blut beschmutzten Abyssinian diesen unschuldigen Ran unter die Nase zu reiben. Ein Spiel mit dem Feuer. Sicher. Doch das Gefühl, welches nun in mir aufstieg hatte ich so schmerzlich vermisst. Macht. Ich hatte die Macht den zarten Ran zu brechen. Ich hatte die Macht den großen und kalten Weißleader zu unterwerfen in dem ich Ran auf meine Seite zog. Kurz schweiften meine Gedanken ab. /Ob das schon als klassische Schizophrenie galt?/ Die Tür meines Zimmers weckte mich aus meiner Überlegung. Ich erhob mich aus meinem Rollstuhl und sah auf den Weiß, der mich genau musterte. Die Fassade glich der, die ich schon von ihm kannte, doch war dort unter der Oberfläche noch etwas anderes. Nervosität. Er war mit mir allein. Er wusste, was die letzten Male passiert war, wenn wir allein waren. Ein ungewöhnlich hartes Schlucken kämpfte sich durch meine Kehle. Diese Spannung zwischen uns war anders als sonst. Mit zwei schnellen Schritten hatte ich den Abstand zu ihm überwunden und griff in seinen Nacken. Ich zog ihn zu mir und presste meine Lippen auf Seine. Was auch immer mich dazu getrieben hatte. Plötzlich herrschte pure Entspannung in mir. -Ayas POV- Wie ein Stromschlag durchzuckte es meinen Körper eiskalt und doch siedend heiß. Ich konnte nicht glauben, was passierte. Ich hatte keine Kontrolle über meinen Körper. Meine Finger verfingen sich in seinen Haaren und meine Lippen begannen die Bewegungen zu imitieren, die ich spürte. Ich war angespannt und doch wie losgelöst. Es sollte enden! Jetzt! Das durfte nicht sein! //Ran//, flüsterte diese warme und weiche Stimme in meinem Kopf. Nein! Er durfte mich so nicht nennen. Nicht er. Nicht in diesem Moment der Schwäche. Ran sehnte sich nach Wärme und Geborgenheit. Das hier musste sofort enden. Warum also wurde der Griff in den fremden Haaren fester? Ich musste mich von ihm losreißen! Dennoch lehnte ich mich in den Kuss. Nur ein wenig, doch es reichte, dass eine heiße Zunge sich animiert fühlte über meine Lippen zu streichen. /Nicht!/, flehte ich in mir. Ein sicherer Arm schlang sich um mich und gab mir Halt. Er gab mir Sicherheit. Warum nur? //Ran//, flüsterte es erneut beruhigend. //Niemand wird es erfahren. Niemand. Ich achte auf dich!// Mein Kopf war wie leergefegt, als der warme Muskel an meiner Zunge anstieß und sie sofort sanft entlang strich. Ich hörte mich selbst nur noch ergeben seufzen, ehe ich den Kuss erwiderte. Ich hatte verloren. Erneut. -Schuldigs POV- Er erwiderte den Kuss. Ein Schauer durchlief mich. War es das, was ich erwartet hatte? Nein. War es das, was ich gehofft hatte? Vielleicht. Noch fester zog ich Ran an mich heran. Die Wärme seines Körpers an meinem zerstörte das Bild des kalten Killers immer mehr. Ich strich ihm durch die weichen Haare. So gefiel mir das. Ich intensivierte den Kuss und Ran folgte. Schüchtern und ungeübt, doch er folgte. Entspannt schnaufte ich in den Kuss. /Moment!/, rief ich mich zur Ordnung. Das war zu ernst! So sehr wollte ich mich nie darauf einlassen. Ich wollte mich dabei nicht selbst fallen lassen. Ich löste den Kuss und blickte Ran in die Augen. Er blickte zurück. Fragend. Verunsichert. Mein Blick huschte zwischen den glänzenden Augen hin und her. Ich fand gefallen an diesem leichten Nebel in ihnen. /Verdammt!/, dachte ich, als die Erkenntnis in mir einschlug. Auch ich hatte mich verloren. Ich hatte nicht aufgepasst. Still und heimlich hatte ich diese eine Grenze überschritten. Keine echten Gefühle. Zu spät! Noch bevor ich weiter denken konnte sah ich in den schönen Augen vor mir etwas aufblitzen und schon spürte ich seine Lippen auf meinen. /Zu spät!/, war das Letzte, woran ich denken konnte, ehe ich den willigen Körper fest an mich zog und den scheuen Kuss erwiderte und erneut die Führung übernahm. Mein Verstand verließ mich schlagartig. Ich wollte nur noch fühlen. Ich wollte ihn spüren. Ich hatte mich in ihm verloren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)