Kindersegen von KarliHempel (Schuldig x Ran) ================================================================================ Kapitel 13: 13 -------------- -Ayas POV- Was hatte ich getan? Ich hatte Schuldig geküsst. Es ging von mir aus. Nun stand ich am Fenster und sah der untergehenden Sonne dabei zu, wie sie sich hinter den Gebäuden zu verstecken begann. Verstohlen huschte ein Blick in die geschlossene Glasscheibe vor mir und beobachtete die Szenerie hinter meinem Rücken. Eine Schwester hatte uns mit ihrem Klopfen auseinander getrieben. Eine Blutprobe vom Telepaten war fällig. Mit der Ausrede kein Blut sehen zu können hatte ich mich abgewandt. Schuldig hatte nur breit gegrinst. Dieses Grinsen sah ich nun auch in der Spiegelung des Glases. Ich wollte ihm das dämliche Grinsen aus dem Gesicht wischen und doch wollte ihm nicht zu nahe kommen müssen. Kurzentschlossen blickte ich auf meine Uhr und setzte mich in Richtung Tür in Bewegung. „Ich muss los“, meinte ich und hatte die Klinke schon in der Hand, als die Schwester mich noch aufhielt. „Sie müssten noch ein paar Unterlagen ausfüllen.“, erklärte sie mir und ich nickte. „Ich warte am Schwesternzimmer.“ Mit einem tiefen Durchatmen lehnte ich mich an die Tür, als ich diese zugezogen hatte. Ich glaubte zu wissen, was gerade in mir vor sich ging. Nur wollte ich genau das nicht wahr haben. Noch einmal gönnte ich mir die Schwäche des Verschnaufens, ehe ich mich auf den Weg zum Schwesternzimmer machte. Ich unterschrieb einige Angehörigeninformationen und verabschiedete mich höflich, aber unterkühlt. Auf meinem Weg zu den Fahrstühlen konnte ich die Blicke der Schwestern und Pfleger in meinem Rücken spüren. Sollten sie glauben, was sie wollten. Ich setzte mich in meinen Wagen und fuhr zum Koneko. Ohne unnötige Geräusche trat ich in den Laden ein und hängte meinen Schlüssel ordentlich das das Schlüsselbrett. Nur kurz schenkte ich den lieblos hingeworfenen Schlüsseln auf der Kommode meine Aufmerksamkeit. Sollten die Anderen ihre Schlüssel bei nächsten Mal ausgehen doch suchen bis sie nahe am Nervenzusammenbruch waren. Die Vorstellung davon wie Yoji vor seinem nächsten Date panisch seinen Schlüssel suchte rang mir ein amüsiertes Schnaufen ab. Ich schritt die Treppe zur Wohnung hinauf und hörte die Stimmen aus der Küche. Meine Hände hatte ich in meine Hosentaschen gesteckt. Vor der Küche blieb ich stehen und sah in den Raum. Der Rest von Weiß saß um den Tisch und wärmten sich mit heißen Getränken. Der aufsteigende Dampf aus den drei Tassen ließ mich zu diesem Schluss kommen. Ein Tee würde mir sicher auch gut tun. Wortlos trat ich ein und nahm mir meine Tasse aus dem Schrank um mir Tee aufzubrühen. „Wie lief's?“, hörte ich Yoji fragen. Seine Worte zu verstehen, wenn er eine Zigarette zwischen den Lippen hatte, erforderte etwas an Übung. „Er wird am Montag in einer Woche entlassen.“, war meine knappe Antwort. Dabei versuchte ich so desinteressiert wie nur möglich zu klingen. Dennoch änderte sich die Stimmung im Raum merklich. „Und dann?“, fragte nun Ken. Er versuchte unparteiisch zu klingen, doch die Sorge in seiner Stimme konnte ich trotzdem heraushören. „Er wird wohl erst einmal hier unter Bewachung stehen.“, erklärte ich in gewohnt kaltem Ton. Ich hatte mir diese Worte lange zurecht gelegt. Bewachung war wohl besser als ihnen zu sagen, Schuldig würde hier einziehen. Ich glaubte nicht, dass einer von uns das wirklich wollte. Betont langsam goss ich das Wasser in meine Tasse. Ich spürte, die erwartungsvollen Blicke auf mir und wollte mich partout nicht umdrehen. Ich wusste doch selbst nicht, was wir dann machen sollten. Sollten wir ihn einfach irgendwo wegsperren? Wäre wohl das Beste. Doch sagte mir diese kleine nervige Stimme in meinem Hinterkopf, dass Perser das wohl nicht gut heißen würde. Ein Knurren unterdrückend herrschte ich Schuldig mit bissigen Gedanken an und wollte ihn aus meinem Kopf vertreiben. „Nehmt es mir nicht übel. Aber sollten wir dann nicht ein Zimmer für Schuldig vorbereiten?“ Augenblicklich hefteten sich alle Augen auf Omi. Ich konnte nicht fassen, was er gerade gesagt hatte. Nun sah er sich peinlich berührt auf seine Finger, welche er um die warme Tasse gelegt hatten. „Ich meine er ist doch auch nur ein Mensch... und er hat gerade sein Team verloren..“, murmelte er nun eher eingeschüchtert. „Dir ist aber schon klar, dass er noch immer ein Schwarz ist?!“, verlieh nun Yoji seinem Unglauben eine Stimme. „Ich kann mein Zimmer verwanzen und dann kann er mein Zimmer haben. Da haben wir ihn gut unter Kontrolle.“, meinte er schnell und sah mich fragend an. Ich hatte dem Ganzen nur still gelauscht, doch nun wanderte Kens und dann auch Yojis Blick zu mir. //Meuterei!!//, kicherte es in meinem Kopf. Mit einem scharfen Zischen in meinen Gedanken befahl ich Schuldig zur Ruhe. „Von der Lage wäre das keine Schlechte Idee“, begann ich und erntete Blicke voller Unverständnis „Und der Kleine soll dann auf der Couch schlafen?“, nuschelte Yoji ungehaltener mit seiner Zigarette zwischen den Lippen. //Unfreundliches Pack! Euer Chibi ist wenigstens nett zu mir!//, kam es nun mit kindlich schmollender Stimme. Mein Zischen wurde schärfer und ich wand mich wieder meinen Kameraden zu. „Natürlich nicht. Für diese kurze Übergangszeit müssen wir eben enger zusammenrücken.“ Ich war stolz auf meine Diplomatie. //Du könntest Politiker werden!//, spottete Schuldig. Meine Wut stieg. Ich drehte meinen Kopf zu meiner Schulter und zischte lauter. /Ruhe jetzt! Sonst lasse ich dich angekettet im Keller krepieren!/ Ein übertriebenes Schnurren drang in meinem Kopf. //Kitty...Fesselspiele also? Heiß!// Sein Ton allein reizte mich bis aufs Blut. „Aya? Geht's dir gut?“, holte mich Omi aus meiner beginnenden Rage und ich blickte in verwirrte Gesichter. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich das letzte Zischen laut von mir gegeben hatte. Ich antwortete nicht und machte mit einem einzigen Blick allen Anwesenden klar, dass dieses Thema jetzt ein Ende hatte. Kurz war nur Stille im Raum. „Ich kann in der Zwischenzeit bei Ken schlafen!“, schlug Omi vor. Ken schnappte kurz hektisch nach Luft. Ein fragender Blick von Omi und skeptische Blicke von mir und Yoji waren sein Lohn. „Meinst du das ernst?“, fragte er vorsichtig und Omi nickte mit einem seltsamen Lächeln. Knapp hob ich eine Augenbraue. /Ich bin zu müde um mir darüber jetzt Gedanken zu machen./, beschloss ich für mich und stellte die Tasse auf die Arbeitsplatte. Ich hatte nicht einen Schluck getrunken, doch nun wollte ich nur eine heiße Dusche und ein weiches Bett. „Dann wäre das ja beschlossen.“, fand auch dieses Thema ein Ende und ich verließ die Küche. Ich betrat mein Zimmer und verdrängte den Gedanken mich unnötig über Schuldigs Spielereien aufzuregen. „Lass mich einfach in Ruhe! Nur 24 Stunden!“, murmelte ich für mich. //Und dich aus den Augen lassen? Nix da!// Ich schloss meine Augen und versuchte den nervenden Gast in meinem Kopf zu ignorieren. Ich nahm mir ein frisches Handtuch aus meinem Schrank und begab mich unter die heiße Dusche. Das sanfte Nass tat, was es sollte. Es entspannte mich und gab mir die letzte Schwere, die ich brauchte um müde ins Bett fallen zu können. Dieser Tag musste einfach enden. -Schuldigs POV- Ich hatte das Kätzchen den ganzen Weg über in seinen Gedanken verfolgt. Er war seltsam ruhig gewesen. Hatte er etwa mit einer solchen Reaktion von mir gerechnet? Ich war nicht im Stande einen derartigen Gedanken zu finden. Nun stand ich an der Stelle, an der vor knapp zwei Stunden Ran gestanden hatte. Meine Finger strichen über das Fensterbrett. Ich konnte nicht mehr sitzen. Ich hatte genug vom Liegen. Mein Blick wanderte von der Bewegung meiner Fingerspitzen über das Glas. Ich sah nur mich. Das Licht des Raumes verbot mir die Aussicht auf die belebte Straße. Ich blickte in meine Augen. Das war nicht mehr ich. Das war der Junge, der nie wieder so sein wollte. Der Junge, welcher ich vor vielen Jahren einmal war. Ich forderte eine Schwester in ihren Gedanken auf das Licht in meinem Zimmer zu löschen. Solange ich noch nicht alleine laufen konnte, war ich auf sie angewiesen. Sie kam, wünschte mir eine gute Nacht und löschte das Licht. Mit einem leisen Klicken war das Bild vor mir verschwunden. Dieser Blick aus den blauen Augen existierte nicht mehr. Nun konnte ich auf die Straße sehen. Auf die vielen Menschen, die wie aufgeschreckte Ameisen umherliefen. Meine Muskeln begannen sauer zu brennen, doch ich zwang sie mein Gewischt zu ertragen. Ich wollte noch nie so unbedingt stehen. /Was hast du nur angerichtet?/, fragte ich in Gedanken. Ich hätte nicht sagen können, ob es an mich oder an Ran gerichtet war. Vielleicht war es auch an uns beide adressiert. Hatte er mir nicht genauso viel angetan, wie ich mir? /Nicht doch!/, mahnte ich mich. So etwas war mir in meinem ganzen Leben noch nicht passiert. Das durfte nie passieren. Ich hatte mir versprochen, dass ich mich niemals... /Nein!/, herrschte ich mich selbst an. Dieses Wort. Wenn ich es nur denken würde, würde es real werden. Mit einem theatralischen Schnaufen schüttelte ich meine Mähne und ließ mich in meinen Rollstuhl nieder. Meine Oberschenkel zitterten vor Anstrengung. Mein Körper war schwach. Sicher war es meine Psyche auch. Ich sah auf mein gemachtes Bett und erschauderte. Dann fuhr ich aus dem Zimmer zur diensthabenden Schwester und machte ihr geschickt klar, dass es völlig in Ordnung wäre, wenn ich die Nacht nicht in meinem Zimmer verbringen würde. So fuhr ich in den Reharaum und griff nach den Stangen, die mir Halt geben sollten. Die Mühe Licht zu mache, gab ich mir nicht. Das Licht der Laternen und Scheinwerfer reichte mir. Ich musste... nein ich wollte selbstständig sein. In einem starken, unabhängigen Körper steckte auch ein starker, unabhängiger Geist. Über Stunden lief ich diese kurze Strecke immer wieder hin und her. Nun musste ich mich auf den Stangen abstützen. Meine Haare hingen mir in Strähnen ins Gesicht. Ich war verschwitzt und mein ganzer Körper schrie nach Ruhe. Dennoch. Entschlossen blickte ich auf die restliche Strecke. Noch ein einziges Mal ohne Stütze hin und her. Dann wäre ich zufrieden. Ich schob mich aus den Schultern in die Höhe und richtete mich zu meiner vollen Größe auf. Meine Beine zitterten bereits im Stehen. Schritt um Schritt trieb ich mich voran. In Gedanken führte ich mir vor Augen, was wohl die Anderen sagen würden, wenn sie mich so sehen würden. /Komm endlich auf die Beine! Wir haben zu tun./, mahnte mich Brads Stimme und ich konnte ihn fast vor mir sehen. Ungeduldig hatte er seine Finger am Mittelsteg seiner Brille. /Soll ich nachhelfen?/, fragte nun Nagi mit einem desinteressierten Ton in der Stimme. Doch wusste ich, dass sein Angebot ehrlich gemeint wäre. /Tut es weh?/ Ich stockte. Mit einem mal brach lautes Lachen aus meiner Kehle hervor. Ich sank auf die Knie und hielt mich an den Stangen fest. Ich konnte es nicht bremsen. Das Lachen schüttelte meinen ganzen Körper und trieb mir die Tränen in die Augen. Es ließ mir das Atmen schwer werden, dennoch konnte ich nicht aufhören lauthals zu lachen. Wie bei einem Krampf würde ich warten müssen, bis es vorbei war. Etwas in mir fragte sich, ob mich nun der Wahnsinn zu sich holen würde. Fühlte es sich so an, wenn man zerbrach? Doch ich war noch immer ich, als das Lachen langsam verebbte und der rutschfeste Boden meine salzigen Tränen aufgenommen hatte. Ich war noch immer Schuldig. Ein Schwarz. „Blödsinn!“, kicherte ich. Ich war kein Schwarz mehr. War ich ein Weiß? Sicher nicht. Vielleicht konnte ich irgendetwas Graues sein? Etwas, was nirgendwo dazugehörte. Ich nickte. Das war etwas, das ich kannte. In dieser Rolle konnte ich mich wohlfühlen. Ich erhob mich und schleppte mich zu meinem Rollstuhl. Träge fuhr ich in mein Zimmer und ließ mich ins Bett nieder. Ich hatte keine Kraft zu duschen. Mein Blick wanderte zu dem Fenster und meine Gedanken wanderten zu dem roten Kater, dem dieser Platz schon fast gehörte. Ich spürte den weichen Fluss seines Seins. Er schlief. Gut so. Diese Verbindung hätte mich warnen sollen, als ich sie zu Aya aufgebaut hatte. Es war etwas, dass ich nur sehr selten tat. Bis jetzt nur vier mal. /Nicht schon wieder!/, dachte ich mir und zog die Decke über meine Schulter, als ich mich auf die Seite drehte. Ich musste jetzt dringend schlafen. Der Morgen kam zu früh. Ich war mürrisch und mein Körper war stark übersäuert. Es fühlte sich an, als wäre ich ein einziger Muskelkater. Das pappige Frühstück ließ ich unbeachtet stehen und zog mich ins Bad zurück. Ich putzte lieblos meine Zähne und setzte mich anschließend in die Dusche. Dieser Duschhocker war noch immer nervig, doch das heiße Wasser beruhigte mich. Es nahm mir die Schmerzen und gönnte mir noch eine Stunde Schlaf an der gefliesten Wand. Als ich aufwachte spürte ich eine Präsenz in meiner Nähe, die mir mehr als gelegen kam. Ich brach meine Dusche ab und zog mir einen Bademantel über. Jetzt mussten nur noch die nächsten Minuten laufen, wie ich es wollte. Ich setzte mein bestes Lächeln auf und hob meinen Kopf etwas an. So sah ich selbstsicher und überlegener aus. Mit gespielt entspannten Schritten kam ich aus dem Bad. „Oh. Besuch!“, tat ich überrascht und versteckte alle Schwierigkeiten hinter diesem überlegenen „Ihr könnt mir alle nichts“ Blick. Der Arzt war erstaunt über meine Fortschritte und blickte neugierig in meine Akte. Ich schnappte einige Fetzen seiner Gedanken auf und mein Lächeln erwuchs zu einem Grinsen. So sollte es sein. „Bei solch guten Erfolgen und ihren ausgezeichneten Blutwerten können wir Sie schon morgen entlassen.“, versprach er mir und ich blinzelte. „So ein Pech!“, schimpfte ich gespielt und lies meine eine Faust in die andere Handfläche fallen. „Mein Freund ist morgen nicht da und ich wüsste nicht, wie ich dann nach hause kommen sollte.“, erklärte ich betroffen und machte ein angestrengt grübelndes Gesicht. „Dann... Wenn wie Sie es verantworten können mit Ihren Schmerzen...Dann werden wir Sie heute Abend entlassen. Sie waren nun weiß Gott lange genug hier.“, lächelte er mich an und ich blinzelte überrascht. „Wirklich?“, fragte ich erstaunt und erntete ein Nicken. Der Arzt verließ den Raum und mein Kinn hob sich siegessicher weiter in die Höhe. Mein Grinsen wurde breiter und ich spürte mich so mächtig wie lange nicht mehr. /Kitty!..../, lockte ich gedehnt. Ein angespanntes Knurren war mein Lohn. Ich sog es in mir auf wie ein Schwamm Wasser in der Wüste auf sog. /Ab heute Abend bin ich dein Mitbewohner!/, erklärte ich übertrieben beschwingt. Das wütende Meckern des kleinen Rohrspatzes war wie Musik in meinem Ohren. Ich schloss meine Augen. „Alles auf Anfang!“, grinste ich dunkel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)