Kindersegen von KarliHempel (Schuldig x Ran) ================================================================================ Kapitel 25: 23 -------------- -Schuldigs POV- Ich saß in der Küche an der kurzen Seite des Tisches und lehnte mit einer Elle auf der Lehne meines Stuhles. Am andere Ende saß der kleine Störenfried und wir taxierten uns. Ihr Blick was verbissen. Meinen hielt ich ausdruckslos. Ran kam in die Küche und besah unser eisiges Schweigen. /Telepathische Kriegsführung?/, fragte er und ich setzte mich bewusst langsam auf. Ran hatte mich auf einen gefährlichen Gedanken gebracht. Was, wenn sie wirklich mein Kind war? Was wenn sie auch nur einen Bruchteil meiner Gebe geerbt hatte. Ich stützte beide Ellen auf den Tisch und besah sie mir genauer. Sie machte es mir nach. Ran lehnte sich mit der Hüfte an die Arbeitsplatte und beobachtete uns, wie wir uns beobachteten. „Wie alt bist du?“, fragte ich. „12“, kam die kurze Antwort. „Schule?“, wollte ich wissen. „Natürlich“ „Kannst du gut, mit deinen Mitschülern?“ Sie stutzte und nickte dann verwirrt. Ein gutes Zeichen. Doch das seltsame Gefühl flaute nicht ab. „Fällst du in der Schule auf?“, wollte ich wissen und hob mein Kinn. Ich wusste nicht, ob ich den Versuch wagen sollte ihre tiefer liegenden Gedanken zu lesen. Sollte sie eine von uns sein, könnte sie es bemerken und die ganze Sache kompliziert werden lassen. Rans Blick wurde prüfender. Wieder blickten wir uns an. Ich musterte sie genau. Sie hatte keine Ähnlichkeit mit mir. Dunkle Haare, dunkle Augen. Ich lehnte mich entspannter zurück und lächelte überlegen. Meine Elle legte ich wieder an ihren Platz auf der Lehne. Auch diese Bewegung spiegelte sie und nun begann auch sie zu lächeln. Wissend. Ihre Augen begannen dunklen zu leuchten und ihre Lächeln war so spielerisch, wie meins. War ich mir zu sicher gewesen? Dieses Lächeln war eindeutig meins. „Moment!“, gab ich von mir, erhob mich. Ich deutete ihm mit einem kurzen Blick mir zu folgen. Wir gingen durch die Eingangshalle in Brads Büro. „Was soll das?“, fragte er lauernd. Ich schloss die Tür. Zumindest dem Schall gebot dieser Raum Einhalt. „Ich will, dass du jetzt nur als mein Leader nachdenkst. Lass Ran mal außen vor.“, bat ich und erhielt einen kalten Blick. „Nur angenommen... Sie wäre wirklich meine Tochter.“, begann ich und Ran schnaubte. „Was denkst du wohl, was passiert, wenn sie meine Fähigkeit geerbt haben sollte?“ Seine Augen verengten sich. Er verstand das Problem und seine Gedanken wurden kontrollierter. Sein Schweigen gab mir alle Antwort, die ich brauchte. Es könnte gefährlich werden. „Ist sie ein Telepath?“, fragte er und ich zuckte mit den Schultern. „Ich kann sie ja schlecht einfach fragen. Wenn ich in ihren Kopf dringe und sie einer ist, könnte es schwierig werden. Ich hätte ungern die Leiche eines kleinen Mädchens in der Küche rumliegen. Vielleicht weiß sie auch noch nichts von ihrer Gabe. Dann müssen wir sie nicht noch darauf aufmerksam machen. Vielleicht bricht es dann niemals an die Oberfläche.“, erklärte ich und sah die Tür an in deren Verlängerung die Küche war. „Wie war es bei dir?“, riss mich Ran aus meinen Überlegungen. Ich sah ihn ruhig an. „Willst du wieder in der Vergangenheit schwelgen?“, fragte ich ihn mürrisch. „Ich kann mit ihr reden. Vielleicht finde ich ja Vergleichbares zu deiner Vergangenheit.“ Ich lachte auf. „Das wird schwer. Wenn sie nicht eine ausgezeichnete Schauspielerin ist, nehme ich an, dass sie nicht annähernd meine Fähigkeiten hat.“, murmelte ich für mich. Ran sah mich ernst an. Ich seufzte ergeben. „Ich bin mit fünf irgendwann nachts wach geworden und hörte hunderte Stimmen, obwohl ich allein war. So etwas vergisst man nicht. Ich bin weggelaufen, doch die Stimmen kamen mit mir. Ich wusste irgendwann nicht mehr, was meine Gedanken waren und was die Anderen. Wenn man alles ungefiltert aufnimmt ist es schwer kindlich naiv zu bleiben. Ich fiel immer irgendwie auf. Schon bald wusste ich um die Dreifaltigkeit dieser Welt. Sex, Macht und Geld. Ich war jung und mächtig. Da probiert man sich eben aus, bis man die Grenze des Möglichen erreicht hat. Man könnte jetzt sagen ich hätte damit die falschen Leute auf mich aufmerksam gemacht...“ Ich senkte meinen Kopf und schloss meine Augen. „Am Ende ist es auch egal. Ich war, wo ich war und wurde immer besser. Und jetzt? Jetzt kann ich potenzielle Gefahren für mich schneller erkennen und erledigen, als es ihnen bewusst wird, dass sie gefährlich sein könnten. Und bei diesem Mädchen habe ich ein komisches Gefühl.“ Den letzten Satz knirschte ich zwischen den Zähnen hervor. Es war nicht der Teil in mir, der sie erledigen wollte, der mir kalte Schauer über den Rücken trieb. Sondern der Teil, der mich genau davon abhielt. „Du bist ja sehr von dir überzeugt.“, kam es von Ran und ich blickte ihn spielerisch an. Meine Mimik verzog sich zu einem Grinsen. „Ich habe dich Eisprinzessin dazu gebracht mir zu verfallen und habe dafür nicht mal einen Bruchteil meiner Fähigkeiten gebraucht. Glaub mir, mein Herz. Ich bin der Beste!“,meinte ich überlegen. Erneut schnaubte Ran, doch ich spürte, dass ihn das nicht kalt ließ. Wir standen wohl beide auf ein wenig Dominanz. Er ging an mir vorbei und trat in die Küche ein. Ich hingegen lehnte mich neben die Tür an die Wand der Eingangshalle. Ich belauschte die Beiden, bereit einzugreifen, wenn es nötig wurde. Würde sie versuchen in seinen Kopf zu dringen würde ich sie erledigen. Ran fragte sie ob sie etwas trinken wolle. Nach wenigen Minuten der Stille und dem Rauschen des Wasserkochers erklang ihre Stimme. -Rans POV- „Er mag mich nicht, oder?“, fragte sie und blickte in ihren Tee. Ich bemühte mich mitfühlend zu klingen. „Ich glaube es ist schwer sich zu freuen, wenn eine Fremde auftaucht und ihn als ihren Vater betitelt.“, überlegte ich und sie lächelte matt. Selbst dieses matte Lächeln glich dem Schuldigs. „Meine Mutter hielt es auch für keine gute Idee. Als ich sie nach meinem Vater gefragt habe meinte sie gleich, dass ich lieber nicht nach ihm suchen sollte. Er wäre wohl kein einfacher Charakter. Da hatte sie wohl Recht.“, meinte sie und schnaubte amüsiert. „Sie hat mir erzählt, dass es eine... naja … Eine einmalige Sache auf Arbeit war. Doch es jetzt noch mal von ihm zu hören schmerzt schon etwas.“ „Warum suchst du ihn gerade jetzt?“, wollte ich wissen. Sie rutschte unsicher auf ihrem Stuhl herum und ich wurde vorsichtiger. -Schuldigs POV- Ich lauschte aufmerksam und stockte. Bestimmt langsam trat ich in die Küche und sah sie mahnend und überlegen an. Sie sollte mich als Bedrohung wahr nehmen. „Lass das!“, bestimmte ich und sie zuckte zusammen. Sie blickte erschrocken zu mir auf und begann zu zittern. „Ich weiß nicht wie.“, brachte sie schließlich heraus. Meine Augen verengten sich und mein Kinn hob sich. Nun konnte sie es ruhig wissen. Ich drang tief in ihren Kopf ein und suchte mir alles zusammen, was ich brauchte. „Das ist kalt!“, meinte sie und fasste sich an den Kopf. Ich zog mich zurück und steckte die Hände in die Tasche. „Seit zwei Monaten geht es bei dir schon.“, erklärte ich und Ran stand auf. Er war angespannt. Mir ging es nicht anders. Ich sah ihn ernst an. //Ich werde eine Runde mit ihr gehen. Kritiker darf das nicht spitz kriegen.// Sein Nicken war alles was ich brauchte. //Komm mit!//, bestimmte ich in ihrem Kopf und sie zuckte zusammen. Das alles war ihr noch fremd. Ich musste mir eingestehen, dass ich wirklich Verantwortung übernehmen musste. Mit ihr ging ich in den Keller und zu meinen Autos. Mit dem R8 fuhren wir zu dem kleinen Hügel am ende der Straße. Hier konnte ich auch schon mit Ran ungestört sein. Ich hielt den Wangen an und lehnte mich entspannt zurück. „Weiß deine Mutter davon?“, fragte ich und erntete ein nervöses Kopfschütteln. „Gut. Dann behalt es auch für dich. Je mehr davon erfahren, desto gefährlicher wird es für dich.“, erklärte ich ohne Umschweife. Für Nettigkeiten war später noch Gelegenheit. „Was ich dir jetzt erzähle kommt dir sicher seltsam vor.“, versuchte ich mich dennoch an etwas Sanftheit in der Stimme. „Wir sind Telepaten. Also zumindest bin ich einer. Wie viel du von dieser Gabe geerbt hast wird sich noch zeigen. Zwei Sachen sagte ich dir gleich zu Anfang. Solange du nicht stark genug bist um dich und die in deiner Nähe zu verteidigen darfst du dich auf keinen Fall erwischen lassen. Wenn du dich erwischen lässt sei dir bewusst, dass jeder, der es weiß eine potenzielle Gefahr darstellt, die du bereit sein musst zu eliminieren.“ Sie zuckte zurück. Diese Lektion hatte ich viel früher lernen müssen, dennoch konnte ich ihre Reaktion verstehen. „Aus diesem Grund wollte ich nie Kinder. Das du es jetzt mit dir trägst tut mir leid.“, meinte ich leiser. Ich verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lehnte mich in meinem Sitz zurück. „Weiß es dieser Ran?“, fragte sie und ich sah sie mit einem Grinsen an. „Nicht annähernd genug um gefährlich zu sein.“, gab ich nur zurück. Einige Zeit herrschte Ruhe. Ich spürte, wie sie krampfhaft überlegte. „Bringst du mir bei, es richtig zu machen?“, fragte sie schließlich kleinlaut. Ich öffnete meine Augen und sah an den Himmel meines Wagens. Sollte ich sie wirklich trainieren?  Sollte ich ihr nicht lieber den Gefallen tun und ihre Fähigkeit verkümmern lassen? Es war nicht für jeden ein Segen. „Ich bringe dir keine niedlichen Tricks bei. Ich helfe dir nur, nicht aufzufallen!“, bestimmte ich. Ein Nicken war ihre Antwort und ich nahm ihre Erleichterung wahr. Offensichtlich war sie ein guter Mensch und wollte nicht mehr als ein normales Leben. Gut so. Ich würde ihr die Vorteile der Fähigkeit nicht noch vorkauen. „Morgen. Heute nicht mehr.“, bestimmte ich und setzte mich aufrechter hin. Beim Starten des Wagens überlegte ich ob ich sie wirklich ins Hotel bringen sollte. „Du wirst bei uns bleiben, bis ich sicher bin, dass du allein durchkommst. Es gibt nur zwei Regeln. Du tust, was ich dir sage, ohne ein Widerwort. Und du stellst keine Fragen. Zu Nichts und Niemanden in diesem Haus.“ Sie wurde kleiner in ihrem Sitz. Ich nahm dies als Zustimmung. Zuhause angekommen stieg ich aus meinem Wagen und stoppte im Gehen. Ich lief zurück und öffnete die Beifahrertür. Einen Arm lehnte ich auf die Tür. Die andere Hand steckte in der Tasche. So beugte ich mich etwas zu ihr herunter. „Willst du hier unten schlafen?“, fragte ich und lächelte. Ich musste zugeben, dass ich es schon niedlich fand, wie sie in ihrer Verwirrung bockte. „Oben gibt es richtige Betten!“, lockte ich und sie sah mich mit einer Mischung aus Angst und Erschöpfung an. „Du bringst mich nicht um, oder?“, fragte sie schließlich und ich begann zu grinsen. Sie war clever. „Nicht, wenn du keine Probleme machst.“, gab ich ehrlich zurück. Sie stieg aus und kam mit mir. Wir gingen in das Obergeschoss. Ran schloss die Tür zu seinem Zimmer und sah zu mir auf. Er hatte sich umgezogen und geduscht. „Sie bleibt.“, gab ich nur von mir und sah sie über meine Schulter an. Ran folgte meinem Blick. /Wir haben morgen eine Mission!/, dachte er eindringlich und ich wand mich ihm zu. //Sie wird nicht fragen und keinen Unsinn anstellen.//, versicherte ich. Ich trat näher an ihn heran und sog seinen Duft in meine Lungen. „Ich habe ihr eingeschärft, was passiert, wenn sie abweicht.“, flüsterte ich und besah mir den roten Kater. //Ich werde mit ihr trainieren, dass die fremde Gedanken nicht aufschnappt.// Ran funkelte mich überheblich an. „Hat ja schon bei dir nicht funktioniert“, spottete er und ich grinste dunkel. „Ich bin ja auch ein schlechter Schüler!“, konterte ich und widerstand dem Drang in seine Haare zu fahren nicht. Es war nur eine kurze Berührung. Ran ging an mir vorbei in mein Zimmer. Gut. Wusste ich ihn zumindest in Sicherheit. Ich brachte die Kleine in ihr Zimmer. „Zu dem Zimmer gehört ein Bad“ Ich deutete auf eine Tür und sie nickte. „Kannst du mir etwas von dir erzählen?“, fragte sie, als ich gehen wollte. „Stocher nicht in der Vergangenheit. Nicht in der Eigenen und nicht in der von Anderen. Dir könnte nicht gefallen, was du dort findest“, meinte ich nur und ließ sie zurück. Ich würde sie nicht einsperren, doch wirklich wohl war mir nicht, sie unbeobachtet zu lassen. Nun war mir Ran aber wichtiger. Der Morgen kam mit grellen Sonnenstrahlen, die mich aus dem Schlaf holten. Ich stieg aus dem Bett und zog mich an. Ran war sicher mit den Anderen im Laden. Gähnend trottete ich in die Küche.   „Du bist schon wach, Kleine?“, fragte ich mürrisch. Ich hatte auf einen entspannten Morgen gehofft, doch nun fiel mir meine Tagesaufgabe wieder ein. „Akina. Akina Tanaka“, meinte sie und ich griff nach einer Tasse und der Kaffeekanne. „Ja,ja. Glückwunsch“, murrte ich und stellte die Kanne wieder weg. Ihr entsetztes Gesicht ließ mich schnaufen. „Tut mir ja leid, Kleine..“ „Akina!“ „Ja, klar. Also. Ich bin nicht auf ein Kind vorbereitet. Also...“ Ich zuckte mit den Schultern. Ich musste erst einen Kaffee trinken. Sonst konnte es noch passieren, dass ich ein wenig verletzend wurde. „Nenn mich beim Namen oder ich nenne dich Vati!“ Ich blickte sie düster an. „Tu es und du kannst dir nen schönen Platz auf der Wiese suchen, wo ich dich verscharre.“, murmelte ich und trank meinen Kaffee weiter. „Bitte, Schuldig. Nur einmal.“, bat sie leiser und ich blickte über den Rand meiner Tasse. Genervt blubberte ich meinen Kaffee und setzte die Tasse ab. „Akina...Zufrieden?“ Sie nickte schnell und ich verließ die Küche. Zum Glück hatte ich keine Kinder...Naja keine anderen zumindest. „Was ist nun Kichererbse? Kommst du?“, rief ich, als ich in den Keller ging. Ich hörte sie hinter mir und trat mit ihr in einen leeren Raum ein. Mein Trainingsraum. Ich drückte die Tür zu und hörte wie sie schloss. Keine Gedanken kamen hier herein oder heraus. Ich setzte mich in den Raum auf den Boden und kramte in meiner Hosentasche herum. Die Kleine beobachtete mich, wie ich mir einen Zopf band. „Komm schon. Hinsetzen. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.“, meinte ich und sie schob mir mit den Fuß die Tasse zu. „Vielleicht wäre es besser, wenn du vor dem ersten Kaffee gar nichts sagst. Das macht dich charmanter.“ Ich grinste dunkel. Etwas Charakter schien sie doch von mir abbekommen zu haben. „Hinsetzen!“, befahl ich und trank meinen Kaffee aus. „Wollen wir mal sehen, was du kannst.“ -Rans POV- Ich wickelte gerade einen großen Strauß Rosen ein. Der Mann hatte mir gesagt, dass er sich bei seiner Frau entschuldigen müsse. Unnötige Informationen. Doch als er ging und Ruhe in den Mittag einkehrte wanderten meine Gedanken zu Schuldig und seinem Geständnis. Immer wieder schaffte er es mich in diese Ecke zu drängen in der ich reagieren musste. Die Ladentür riss mich aus meinem Gedankengewirr und ich blickte auf. „Aya!“, entkam es mir und meine Schwester lächelte mich weich an. Ich erwiderte das Lächeln. Sie sah aus, wie ein Schneemann. Dicke Mütze, dicker Schal, Handschuhe und langer Mantel. „Ich wollte dich fragen, ob wir zusammen Mittagessen.“, erklärte sie und ich blickte zu den Anderen. Ken und Omi nickten schnell und Yoji fegte mich mit einer Handbewegung aus dem Laden. Ein dankbarer Blick huschte mir über das Gesicht und ich nahm meine Jacke und ging mit Aya in den Winter. „Du siehst mitgenommen aus.“, stellte sie fest. Ich steckte meine Hände in meine Jackentaschen. Ich kaute auf meiner Wange. Sollte ich ihr eine solche Frage stellen? Sollte sich sie nach Schuldig fragen? Andererseits war sie meine Schwester. Wir ließen und in einem kleinen, ruhigen Lokal nieder und bestellten Tee. „Nun sag schon!“, drängte sie besorgter. „Das ist vielleicht eine komische Frage. Glaubst du, dass ich Schuldig liebe?“ Sie stockte. Unser Tee wurde uns hingestellt und der Kellner verschwand. „Was ist das denn für eine Frage, Ran?“, fragte sie und die Sorge in ihrer Stimme wurde deutlicher. „Ich habe euch zwei nur einen Abend zusammen erlebt und habe gemerkt, wie viel Gefühl zwischen euch ist.“ Ich schüttelte den Kopf. „Das meine ich nicht.“, schnaubte ich. „Was dann?“ Nun hatte ich angefangen, nun musste ich es auch zu Ende bringen. „Wir haben uns gesagt, dass wir es ernst miteinander meinen. Mehr war nie Thema. Und nun hat er mich gefragt, ob ich wüsste, dass er mich liebt.“, umriss ich es kurz. In meinen eigenen Ohren schallte es seltsam wider. Sie griff nach meiner Hand und hielt sie fest. Fragend blickte ich sie an und erntete ihr warmes Lächeln. „Als du im Krankenhaus diese SMS bekommen hast wusste ich es. Nie habe ich einen solchen Blick und ein solches Lächeln von dir bekommen. Wer auch immer dir da geschrieben hatte war deinem Herzen noch näher als ich es sein könnte. Und wenn das keine Liebe ist....“ Sie ließ den Satz unvollendet, dennoch verstand ich. „Hab ich dich gefunden, Kitty!“, schnurrte eine Stimme neben meinem Ohr. Fast gleichzeitig legte sich ein Arm um meine Schultern und eine orangene Mähne floss über meine Schulter und an meiner Wange vorbei. „Als ob du mich suchen müsstest“, flüsterte ich und konnte das Grinsen fast spüren. „Wir haben gerade von dir gesprochen!“, freute sich Aya und räumte Schuldig den Platz mir gegenüber frei. Seine Wärme entzog sich mir und ich blickte in erfreutes Blau, als ich aufsah. Sein Lächeln war breit und überlegen. Nur kurz hob sich eine meiner Augenbrauen. Er trug seine Missionskleidung. Lange hatte ich ihn nicht mehr in voller Montur und im Licht gesehen. Gelbes Bandana, Sonnenbrille, weißer Anzug und grüner Mantel. Eine furchtbare Farbkombination. Doch ihm stand es. „Ich soll dich abholen. Wir haben einen Auftrag.“, meinte er und lächelte Aya freundlich an, als sie nachfragte. „Wir werden heute Nacht zu Helden der Menschheit, die einen Organhändler hochgehen lassen und unzählige unschuldige Menschen retten.“ Ich schnappte nach Luft. Ayas Lachen deutete mir, dass sie den Ernst der Worte nicht verstanden hatte. Unter dem Tisch wollte ich Schuldig ans Schienbein treten, doch ich beließ es bei einem meiner Todesblicke. Mit Schuldig verabschiedete ich mich von Aya und versprach sie bald in ihrer neuen Wohnung zu besuchen. Ich stieg vor der Villa aus dem Auto des Deutschen und blickte ihn noch einmal finster an. Er griff sich erschrocken ans Herz und schnaubte dann gelangweilt. „Auch dieses Mal nicht. Aber versuchs ruhig weiter!“, spottete er. Wir gingen in den Keller und bekamen den Auftrag das gestrige Zeil nun zu erledigen. „Ich gehe.“, bestimmte ich, als der Bildschirm aus und das Licht angeschaltet wurde. Omi sah mich entsetzt an. Yoji zündete sich eine Zigarette an. „Ich würde ja den Schwarz in die Höhle des Löwen schicken, wenn der Kerl auf außergewöhnliche Typen steht!“, murmelte er und ich schüttelte den Kopf. „Wenn dieser Typ wirklich erst zugreift, wenn seine Opfer mit Ko-Tropfen unschädlich gemacht sind, dann nützen uns Schuldigs Fähigkeiten kaum etwas.“, meinte ich. Kurz herrschte eine Stille in der jeder nach einer anderen Lösung suchte. „Gut. Dann ist das geklärt. Omi wartet am Hintereingang und hält ihn auf, sollten die Anderen nicht schnell genug zugreifen. Ken wird mich irgendwann in der Disco lange genug ablenken, damit der Typ sich sicher ist. Yoji bewacht den Vordereingang und meldet, wenn es Schwierigkeiten geben sollte.“, erklärte ich. /Und du passt gefälligst auf mich auf!/, gab ich kalt zu Schuldig. „Ich lass dich nicht aus dem Auge!“, versprach er und ich nickte. Mein Weg führte mich in die obere Etage. Ich musste mich umziehen. -Schuldigs POV- Ich zog mich dieses Mal nicht in mein Zimmer zurück. Ich ging zu Akina. Leise trat ich in ihr Zimmer ein und sie musterte mich. Ich würde nun tun, was ich immer vermieden habe. Ich wurde konkret. „Es geht jetzt los. Du wirst dieses Haus nicht verlassen. Du wirst in keins der anderen Zimmer gehen und wenn irgendwer nach Hause kommt wirst du nicht zu hören und nicht zu sehen sein. Verstanden?“, meine Stimme war bedrohlich ruhig. Sie nickte. „Das was ihr jetzt macht ist gefährlich?“, fragte sie und ich nickte knapp. Sie kam langsam auf mich zu und hielt nur eine Sekunde inne, ehe sie ihre Arme um meine Taille warf und sich an mich drückte. Wie unter einer Eisdusche keuchte ich auf und schob sie von mir. Wir blickten uns erschrocken an. Ich nahm meine Hände von ihren Schultern und versteckte mich hinter meiner gleichgültigen, immer lächelnden Fassade. „Deine Hüfte ist schwer verletzt gewesen.“, murmelte sie und ich blickte sie mit gesenktem Kopf zwischen meinen Wimpern an. Ihre Empathie verstärkte sich also durch Berührungen. Nützliche Information. „Halt dich an meine Regeln!“, gab ich nur zurück und verließ das Zimmer. Draußen gab ich mich dem eisigen Schauer hin. Ich trat die Treppe hinunter und stockte. Ran zog sich eine schwarze Jacke über. Ich blieb stehen und besah mir seinen Aufzug. Eine enge, schwarze Hose schmiegte sich um seine Beine. Das dunkelrote Seidenhemd kleidete ihn hervorragen, kam mir jedoch seltsam bekannt vor. Beim Anziehen stahl sich helle Haut unter dem weiten Kragen des Hemdes hervor. Ich ging zu ihm, als alle anderen sich die Schuhe anzogen. Schnell griff ich seinen Nacken, zu ihn an mich und leckte ihm frech über die Lippen. //Ich habe dich angeleckt. Du bist meins!// Er löste sich von mir, lächelte jedoch vielversprechend. Er fuhr mit seinem Porsche und wir mit Yojis Seven. Der Fahrer und ich suchten uns einen Platz in einem alten Bürohaus. So konnten wir durch die verglaste Seite der Disco und auf den Haupteingang sehen. Ich stellte einen Fuß auf den unfertigen Fensterrahmen, steckte meine Hände in die Taschen und beugte mich etwas vor um zu sehen, wie Ran aus seinem Wagen stieg und vom Türsteher in die Disco gelassen wurde. Die Aufmerksamkeit war ihm also sicher. Er setzte sich an die Bar und bestellte sich ein Drink. Ich verengte meine Augen und verstärkte die Verbindung zu ran. Ich wollte mithören, was der Typ sage, der auf ihn zukam. „Das erste Mal hier?“, fragte er und Ran lächelte angetan. „Ja. Ich habe einen Aushang der Disco gesehen und dachte, ich versuche es mal.“, antwortete Ran gespielt begeistert. „Willst du tanzen?“ „Ich kann nicht tanzen“, rief Ran gegen den Lärm an. Ich stahl mich tief in die Gedanken des Typen. //Lass dir eine gute Ausrede einfallen. Er wird misstrauisch.// Ran lächelte verlegen. „Ich habe nur einen Kurs im Standardtanz. So habe ich noch nie getanzt!“, erklärte er und deutete auf die Tanzfläche. //Gut so// Der Typ begann zu grinsen. Er wollte seinen Spaß mit dem roten Kater. „Ich zeig es dir!“, bot er an und ging mit Ran auf die Tanzfläche. Seine Gedanken waren mehr als eindeutig. Er stellte sich hinter Ran und griff nach seinen Hüften. So wollte er ihm bei den ersten Bewegungen die Scheu nehmen und sich ein schönes Bild liefern. Ran folgte den Bewegungen und wurde schnell eigenständig. Seine Haare flogen, sein Körper wand sich im Takt der Musik. Kurz musste ich mir über die Lippen lecken, als ich seine Gedanken aufschnappte und begann breit zu grinsen. „Hey!“, meinte Yoji und stieß mir mit der Elle in die Seite. „Du sollst auf ihn aufpassen und nicht deinen komischen Fantasien hinterher hängen.“ Ich bedachte ihn mit einem kurzen Seitenblick. „Ganz ruhig, Balinese. Er macht alles richtig. Alles ist gut. Der Typ geht vollkommen auf ihn ab und der große Anführer stellte vor dort unten mit mir zu sein.“, gab ich grinsend von mir. Yoji zog an seiner Zigarette, hielt jedoch eine Hand vor den Glimmstängel um nicht mit der Glut aufzufallen. „Dumm hat eben Schwein!“, zischte er mir zu. „Also doch neidisch.“, kicherte ich und erhaschte einen finsteren Blick. „Wegen eines Traums im Suff....“, murrte er und ich hob mahnend den Zeigefinger. „Nicht doch. Nicht wegen des Traums. Weil du immer wieder daran zurückdenkst!“ Das Ende des Liedes kam und das Ziel drehte Ran zu sich. Seine Gier nach dem Rassekater konnte ich fast auf meiner Zunge schmecken. Er zerrte Ran an sich und dieser wurde nervös. „Nicht gut“, murrte ich und drängte mich in einen Gast. Das Ziel rieb sich an ihm und Ran wurde unsicherer. Er stand an der Wand in Rans Sichtfeld. //Sieh gerade aus!//, befahl ich Ran und er folgte. Durch den Gast grinste ich mein so typisches Lächeln und tippte ihm an den Kopf. //Ich hab dich im Auge!// Ran wurde ruhiger, konzentrierter. Ich zog mich aus dem Gast zurück und beobachtete die beiden. Sie gingen an die Bar und bestellten noch was zu trinken. // Siberian. Dein Auftritt//, schickte ich Ken los. Er rempelte Ran an und lies sich die gefälschte Brille von der Nase rutschen. Ran drehte sich zu ihm und half ihm mit der Brille. Nebenbei entschuldigte er sich mehrfach. Diese Gelegenheit nutzte unser Zeil um sein Mittel in Rans Getränk zu schütten. //Erledigt//, gab ich das Zeichen und Ken verschwand. Ran setzte sich zu dem Mann und nahm sein Getränk. Alles in mir zog sich zusammen. //Jetzt wird es ernst. Keine Fehler!//, meinte ich an alle. Ich wurde angespannter, je verworrener Rans Gedanken wurden. Ihm wurde übel und der Mann half ihm aus dem Hintereingang der Disco an die Frische Luft. Yoji und ich hatten unsere Position verlassen und waren mit Ken zu Omi am Hintereingang geeilt. „Ruh dich ruhig etwas aus, mein Hübscher.“, meinte der Typ, als er Ran auf der Beifahrerseite seines Wagens niederließ. Ich schnappte Rans panischen Gedanken nach mir auf. //Wir haben ihn. Ich bin da.//, konnte ich beruhigen, ehe er in eine tiefe Ohnmacht absank. Mein Blick haftete sich an das gezückte Messer. Ich blickte dunkler auf ihn, je näher er Rans Körper damit kam. „Lasst mich gehen. Sonst ist es das Ende eures Freundes hier!“, drohte er. Ich spürte, wie die Weiß zögerten. Ran war ihnen zu wichtig. Ich hob mein Kinn. „Du hast dich heute sicher noch nicht rasiert!“, höhnte ich. Die Weiß sahen mich erschrocken an. „Mastermind!“, zischte Yoji und mein Lächeln wurde noch dunkler. „Keine Panik. Ich lass euch ein Stück zum Spielen übrig.“ Der Mann lachte über uns und sah ihn spielerisch an. Ich zwang seine Hand von Ran weg und zu seinem eigenen Hals. Sein Lachen erstarb und wechselte in panische Laute. Er sah mich an, als hätte er einen Geist gesehen. Grinsend blickte ich zurück. Er sollte meine Macht spüren. Ken und Yoji griffen ein. Yoji fesselte ihn mit seinem Draht und Ken drohte ihm mit seinen Krallen. Omi stürzte zu Ran und auch ich kam langsam auf ihn zu. Meine Gefühle für ihn würde ich auf einer Mission sicher nicht präsentieren. „Er atmet.“, kam es von Omi und er blickte mich fragend an. „Er ist nur ohnmächtig. Weit weg, aber es geht ihm gut.“, bestätigte ich und deutete dem Kleinen, sich seiner Aufgabe zu widmen. Zu dritt schleiften sie das Ziel in eine unbehelligte Gasse zu Verhör. Als ich mir sicher war, dass wir allein waren hob ich Ran auf meine Arme. Den Schmerz in der Hüfte schob ich weit von mir. Blind fand ich den Weg zu seinem Wagen. Ich beobachtete sein entspanntes Gesicht, welches an meinem Arm lag. Ich fuhr uns nach hause und trug ihn die Treppen hinauf. Am oberen Absatz stutzte ich und knurrte leise. Sie hatte ich ganz vergessen. „Belib weg!“, zischte ich. Ich brachte Ran in mein Zimmer und legte ihn auf das Bett, um ihn zuzudecken. Ich selbst ließ mich auf ein Knie nieder und strich ihm über die Stirn. Die Kleine stand in der Tür und trat einen Schritt in das Zimmer. „Raus!“, rief ich ungehalten und sei zuckte zurück, ehe sie ging. Ich wollte nicht, dass sie ihn so sah. Er würde es nicht wollen. „Er ist ganz warm“, murmelte ich für mich und strich erneut über seinen Kopf. Meine Aufmerksamkeit wurde auf die Tür gezogen, als Akina kam mit einer Schüssel ins Zimmer und stellte sie schweigend auf den Nachtschrank. Ich frag das Tuch darin aus und legte es Ran auf die Stirn. Ich stand auf, zog meinen Mantel aus und zog die Kleine mit mir aus dem Zimmer. Wir setzten uns in die Küche und tranken etwas. Immer wieder lauschte ich auf Rans Gedanken. „Was ihr tut ist nicht legal oder?“, fragte sie mich leise. Ich sah sie durchdringend an. „Sie beschützen die, die sich selbst nicht beschützen können.“, gab ich zurück. „Und du?“, Meine Augenbraue hob sich interessiert. „Ich bin Egoist. Ich beschütze nur, was ich behalten will.“ Sie lächelte über meine Antwort. „Ich könnte Menschen mit dieser Gabe helfen oder?“ Ich nickte. „Könntest du.“ Sie blickte an die Decke. „Haben sie alle solche Fähigkeiten?“ Mein Lächeln wurde kryptisch. //Sie haben mich.//, flüsterte ich in ihren Kopf. Mein Kopf ruckte zur Decke. Ran wurde wach. Gleichzeitig mit Akina wanderte mein Blick nun in Richtung Tiefgarage. „Geh in dein Zimmer und versuch zu schlafen.“, gab ich von mir und sie verschwand. Ich holte drei kleine Gläser aus der Bar und stellte eine gut gefüllte Flasche Schnaps dazu, als die Jungs in die Küche kamen. Ich ließ sie allein. Es reichte mir, was ich aufgeschnappt hatte. Sie hatten das „Lager“ gefunden aber niemanden mehr retten können. Ich schüttelte mich ob der Bilder. Leise trat ich ins Zimmer und sah, wie Ran sich leicht wand. Es ging ihm nicht gut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)