Kindersegen von KarliHempel (Schuldig x Ran) ================================================================================ Kapitel 28: 26 -------------- -Schuldigs POV- Die Tage im Dezember waren erstaunlich kurz. Vormittags hatte ich Dienst im Laden, da sich herausstellte, dass die jungen Studentinnen einen besonderen Narren an mir gefressen hatten. Nachmittags plante ich mit Aya die große Weihnachtsfeier von Essen bis Geschenke und die Nächte gehörten Ran. Es gab immer mehr Nächte, in denen ich wach lag und seinen Schlaf bewachte. Ich hatte noch nie lange eine solche Ruhe in meinem Leben. Vermutlich hatte ich einfach Talent dafür in schwierige Situationen zu geraten und mein Glück hielt schon zu lange an. Es lief einfach zu gut. Weiß hatte mich aufgenommen und langsam entwickelte sich eine Art Vertrautheit. „Noch ein Stück weiter links!“, hörte ich Ken rufen und schnaufte. //Mach hin! Das ist schwer und langsam wird es saukalt!//, herrschte ich ihn an. Er zeigte mir den gestreckten Daumen und ich setzte die Blumenbank ab. Ich stützte mich darauf auf und bedachte Siberian mit einem finsteren Blick, als er in den Laden kam und die Tür endlich schloss. „Hab dich nicht so. Ist ein gutes Training.“, stichelte er Ich griff einen Lappen mit dem ich vorher das Schaufenster geputzt hatte und warf ihn. „Ich habe genug Training. Das hier ist Sklavenarbeit!“, murrte ich und spürte Ran aus dem Lager kommen um eine weitere Liste zu holen. „Dann arbeite weiter, Sklave!“, bestimmte er und ich erhob mich um meinen Rücken durchzudrücken. „Dir ist bewusst, dass ich meine Waffen wieder habe?“, fragte ich prüfend. Er hob den Blick von seiner Liste und warf mir einen mitleidigen Blick zu. „Hau bloß ab!“, murrte ich, erntete ein amüsiertes Lächeln und sah wie Ran mit der neuen Liste in Richtung Lager ging. Ich streckte mich und schnaufte. Die Türglocke erklang und ich begann zu lächeln. „Aya, meine Retterin. Hilf mir. Dein tyrannischer Bruder versklavt mich!“, jammerte ich leidend, stützte mich wie ein leidendes Tier auf die Blumenbank ab und bekam von Ken einen Klaps auf den Hinterkopf. „Und jetzt auch noch körperliche Gewalt!“, ächzte ich. Sie lachte. „Dann ist es ja gut, dass ich komme. Schnapp dir deinen Mantel. Wir gehen einkaufen.“, erklärte sie. Ich schluckte. Mit einer Frau einkaufen gehen, die nun mit ihrer Kreditkarte winkte und dieses seltsame Lächeln auf den Lippen trug? Nein danke. Ruckartig drehte ich mich um. „Ran hilf mir!“, begann ich und wurde mit einem einzigen Blick unterbrochen. „Nimm ihn ruhig mit. Er ist ein schlechter Sklave!“, versagte er mir jede Hilfe und machte eine scheuchende Handbewegung. //Wie kaltherzig!//, schnappte ich und sah das diabolische Lächeln auf seinen Lippen. Murrend nahm ich meinen Mantel und ging mit Aya aus dem Laden. Der frische Schnee knirschte unter unseren Füßen. Es war bitter kalt geworden. Über der Stadt hin eine graue Wolkendecke und schneite seit zwei Tagen unaufhörlich. Ein trocken kalter Winter. Wunderbar. Wegen des Schnees staute es sich in der Stadt mehr als sonst und wir beschlossen die Strecke zum Einkaufszentrum zu laufen. Wenn ich ehrlich war wollte ich meine Lieblinge auch nicht der Glätte und dem Salz aussetzen. Schadet nur dem Lack. „Wir bekommen sicher weiße Weihnachten.“, überlegte Aya, als wir an der Ampel standen. Wir traten in das Einkaufszentrum und mir schlug die überheizte Luft ins Gesicht. Nach wenigen Schritten zog ich meine Handschuhe und meinen Mantel aus. Zum Glück gab es hier Schließfächer. Ich hatte keine Lust wie ein Packesel mit Tüten, Beuteln und Jacken herumzulaufen. Auch Aya legte ihre Sachen in ein Schließfach. Einzig ihre Kreditkarte und eine Liste behielt sie bei sich. „Wir sollten hier alles bekommen.“, begann sie und ich drehte mich zu den vielen Läden. „Außer den Baum“, meinte ich. Zusammen gingen wir ihre Liste durch und arbeiteten uns von Laden zu Laden. Ich war erstaunt. Aya war sehr … lösungsorientiert. Wir waren in keinem Laden länger als 15 Minuten. Keine unnötigen Wege oder Extrabesorgungen. Sie trug ebenso viele Tüten wie ich. So gefiel mir Einkaufen. Wir hatten für jeden der kleinen Familie, wie Aya unseren bunten Haufen nannte, ein kleines Geschenk eingeplant. Schließlich musste man zu Weihnachten auch etwas schenken. „Ich gehe schnell noch mal allein in den Laden. Du kannst uns schon mal etwas zum Mittag besorgen.“, bestimmte sie und war nach einem Nicken meinerseits verschwunden. Langsam ging ich weiter und blieb an einem Schaufenster hängen. Zwar hatten wir für Ran etwas anderes überlegt, doch das hier gefiel mir auch. Ich betrat den Laden und kaufte es. Anschließend setzte ich mich in das Bistro und wartete mit meinem Kaffee auf Aya, die mit einem geheimnisvollen Lächeln auf mich zukam. „Nicht nachsehen!“, mahnte sie und ich ahnte, dass in der kleinen Tüte mein Geschenk sein würde. Davon hatte sie mir nichts gesagt. Sie hatte alle Geschenke ausgesucht. Ich hingegen habe nur spioniert und Bericht erstattet. Für mich auch eine perfekte Gelegenheit vor ihr mit meiner Gebe zu prahlen. „Den Spaß verderbe ich mir nicht.“, versprach ich und wir aßen etwas, bevor wir den Rest der Dekoration einkauften. Schwere Sachen wie Getränke und Lebensmittel würden wir morgen mit dem Auto holen. -Rans POV- Ich schloss den Laden und drehte das Schild in der Tür um, ehe ich meine Schürze abnahm und an ihren Platz hing. Mein Blick ließ ich über die anderen drei wandern. Heute war der heilige Abend. Schuldig hatte sich über dieses Thema in eisernes Schweigen gehüllt und auch aus meiner Schwester hatte ich nichts heraus bekommen. Nicht das ich übermäßig neugierig war, doch ich mochte einfach keine Überraschungen. Ich zog meine Jacke an und griff nach dem Schlüssel für den BMW. Da im Kühlraum noch ein paar Getränke für den heutigen Abend zwischengelagert waren, hatte Schuldig mir den Wagen für den Transport ausgeliehen. Mit Ken belud ich den Kofferraum und ich fuhr uns vier nach Hause. Mit den Getränken betraten wir das Haus und ich blieb erstaunt stehen. Schon der Eingangsbereich war dezent geschmückt und weihnachtliche Musik drang leise zu mir. Es roch nach Keksen und warmes Licht flackerte auf dem Wohnzimmer. Ich trat meine Schuhe aus. „Ich zieh mich um.“, hörte ich von Yoji und schlüpfte in meine Hausschuhe und brachte die Getränkekiste in die Küche um sie auf den Tisch neben den Punsch zu stellen. „Alkohol?“, fragte ich nach, obwohl der Duft für sich sprach. „Ja. Ich habe alles geklärt. Keine Aufträge heute oder Morgen.“, beschwichtigte Schuldig und schenkte mir ein Glas ein. Ich nahm es entgegen und beschloss mich den ganzen Abend an diesem einen Glas festzuhalten. Zusammen gingen wir ins Wohnzimmer und ich besah mir auch hier die angenehm dezente Dekoration, die nur von dem geschmückten Nadelbaum gestört wurde. Er war nicht überladen und nicht übertrieben groß, doch für mein Verständnis machte ein Baum in einem Haus einfach keinen wirklichen Sinn. „Seht mal!“, rief Akina erfreut und ich drehte mich zu ihr um, wie auch Schuldig, Ken und Omi ihr Aufmerksamkeit schenkten. Sie stand auf einem Stuhl und befestigte lächelnd mit einer Reißzwecke einen Mistelzweig am Türrahmen. Yoji hatte kam die Treppe hinunter und half Akina vom Stuhl. Sie wurde verlegen und blickte zum Zweig hinauf. Ich hörte wie Schuldig nach Luft schnappte. „Nein!“, untersagte er alles, was da kommen könnte und war mit wenigen Schritten bei seiner Tochter. Unter einem Knurren griff er nach ihren Schultern, schob sie ins Wohnzimmer und bedachte Yoji mit warnendem Blick. Ich musste lächeln. Waren da etwa doch väterliche Gefühle ausgebrochen? Mein Lächeln erstarb, als er Yoji meine Schwester vorschob. In einem Zug leerte ich das Glas mit dem Punsch und stellte es achtlos weg. „Nein!“, meinte ich hastig. Nun war ich in wenigen Schritten bei der Tür und zog meine Schwester von Yoji weg, der mittlerweile mehr als verwirrt dreinblickte. „Aber nicht zu küssen, bringt Unglück.“, kicherte Ken. Schneller, als es ihm lieb war schnappte ich ihn und schob ihn zu Yoji. „Dann bitte.“, war mein knapper Kommentar. Nun kam Leben in Yoji und er schnappte nach Luft. „Sicher nicht!“, lehnte er ab und hob die Hände. Er ließ Ken stehen und holte Omi. „So“, gab er von sich und klopfte Omi aufmunternd auf den Rücken. Er gesellte sich zu uns und Omi begann seine Finger zu kneten. Verlegen schielten sie beide zu uns und dann sich an. Minimal hob sich meine Augenbraue, als ich mir dieses schüchterne Bild betrachtete und mir langsam klar wurde, was ich schon längst hätte bemerken müssen. Ihr Verhalten, als Schuldig bei uns einzog. Dessen Kommentare und ihr jetziges Verhalten. -Schuldigs POV- Mein Blick wanderte von dem entlarvten Paar zu Ran. //Hast du es wirklich erst jetzt bemerkt?//, kicherte ich in seinem Kopf. Seine Antwort waren verschränkte Arme und ich grinste. Ich schnaufte, als nach einer Weile noch immer nichts passiert war. Ich hielt Ran eine Hand vor die Augen und bedeckte Meine mit der Anderen. „Macht schon. Sonst gibt’s keine Geschenke!“, mahnte ich und schielte grinsend zwischen meinen Fingern hindurch. Beide bedachten mich mit bösen Blicken. Ich nahm meine Hände runter und Omi seufzte ergeben. Er griff nach Kens Wangen und drückte ihm einen Kuss auf. Verlegen trennten sie sich und kamen zu uns. Zusammen setzten wir uns an den großen Tisch und aßen. Die Stimmung war ausgelassen und die Gespräche angeregt. Ich war erstaunt wie man über Stunden zwischen Killern sitzen konnte ohne, dass ein einziges Wort in diese Richtung ging. Der Punsch leerte sich und wir begaben uns zur Bescherung an den Baum. Ran betrachtete das Gewächs argwöhnisch, als er sich setzte und noch einen Schluck trank. -Rans POV- Schuldig griff nach dem ersten Geschenk und reichte es Aya. „Erst die Damen.“, meinte er und reichte auch Akina ihr Geschenk. Zusammen packten sie es aus. Aya hatte einen Schal für sich und Akina gekauft. Beide hängten sich ihren Schal um und Akina kuschelte sich in die weiche Strickware. Ken war der Nächste. Er bekam neue Fußsocken und ein kleines Erste-Hilfe-Set als scherzhaftes Beiwerk. Yoji besah sich die Schachtel und klapperte damit. Als er sie öffnete lachte er leise. Er ließ die zwei Schachteln Zigaretten auf seine Hand fallen, die mir einer kleinen roten Schleife umwickelt wurde. „Nur weil Weihnachten ist!“, mahnte Aya und hob spielerisch den Zeigefinger. Omi öffnete sein Geschenk und grinste. Er freute sich wie ein kleines Kind über den USB Stick, der die Form eines blauen Wassereises hatte. Aya reichte Schuldig sein Geschenk. Er öffnete es neugierig und begann zu lachen. Er hob das grüne Bandana aus der Schachtel und bedankte sich höflich. Nun schob mir Schuldig mein Geschenk zu. Ich öffnete die kleine Schachtel. Darin befand sich eine Tüte Lachgummis. Witzig. Und ein kleiner Zettel. Ich las ihn. „Und?“, wollte Yoji wissen und beugte sich zu mir. Schnell ließ ich den Zettel mit der Aufschrift - Dein Geschenk bekommst du später ;-) - in meine Hosentasche verschwinden und hob die Süßigkeitentüte hoch. Mein Blick wanderte zu meiner Schwester und wurde etwas dunkler. „Wem habe ich das wohl zu verdanken?“ Sie kicherte. „Danke.“, meine ich leise und lächelte ein wenig. Wir redeten noch etliche Stunden, ehe sich alle ins Bett begaben. Aya würde für diese Nacht hier schlafen, damit sie nicht nach Mitternacht noch durch die halbe Stadt musste. Auch Schuldig und ich zogen uns zurück. Ich schloss die Tür und sah Schuldig hinterher, als er im Bad verschwand. Durch den Alkohol ermutigt ging ich zum Schreibtisch und holte die kleine Geschenkschachtel hervor. Ein mal mehr empfand ich dieses Geschenk als albern und doch war ich nervös. Ich sah auf, als Schuldig mit einem Handtuch um die Hüfte aus dem Bad kam und sich mit einem Zweiten die Haare trocknete. „Nun zu deinem Geschenk“, meinte er und ich schluckte. Er griff unter das Bett und holte einen flachen Karton hervor auf dem eine einzelne Schleifenblume klebte. Ich nahm den Karton entgegen, legte ihn auf den Schreibtisch und sah hinein. „Nach zehn Jahren dachte ich man könnte ihn austauschen.“, erklärte er mir leise und ich hob den mattschwarzen Ledermantel aus seiner Verpackung. Er sah meinem alten sehr ähnlich und doch musste ich Schuldig Recht geben. Nach über zehn Jahren war mein Mantel abgenutzt und konnte ersetzt werden. Vorsichtig legte ich den Mantel zurück und legte einen Finger an die kleine Schachtel auf dem Tisch. Wortlos schob ich sie zu Schuldig und er nahm sie in die Hand. Er öffnete sie und eins seiner wenigen ehrlichen Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Er stellte die Schachtel auf den Tisch, griff nach meinem Nacken und zog mich in einen zärtlichen Kuss. //Ich liebe dich auch.//, hauchte es in meinem Kopf und ich lächelte. Nun würde auch Aya zufrieden sein. Ich hatte die Ohrringe verschenkt. Zumindest einen davon. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)