Kindersegen von KarliHempel (Schuldig x Ran) ================================================================================ Kapitel 1: 1 ------------ Ich mache mir mal die Welt wie sie mir gefällt. Die Charaktere sind alle etwas älter. Zimlich genau 10 Jahre älter. (Ist für später wichtig.) Wer wissen will wie alt die einzelnen Herren sind, kann es sich gern ausrechnen. ;-) Für alle die nicht rechnen wollen: Schuldig. 31, Ran: 30, Omi: 27, Ken: 29, Yoji: 32 Dazu kommt: "....." jemand sagt etwas /...../ jemand denkt etwas oder spricht thelepatisch zu Schuldig //..// Schuldig redet thelepatisch zu jemandem Nun viel Spaß bei meiner Ff. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kindersegen -Ayas POV- Langsam schlich ich mich in das alte Gebäude. Mein Katana fest in der Hand. In meinem Ohr hörte ich leise Funksprüche meiner Kollegen. Sie begaben sich zu ihren Positionen. Wir waren bereit. Wir würden aus dem Hinterhalt angreifen. Vielleicht würde ich nun die Rache für meine kleine Schwester bekommen. Lange hatten wir uns auf diesen Auftrag vorbereitet und ihn bis ins kleinste Detail geplant. Nach diesem Auftrag, so beschloss ich, musste ich unseren kleinen Omi ausgiebig loben. Er hatte ganze Arbeit geleistet. Das Gebäude war hervorragend ausgekundschaftet. Unsere Aktionen wurden von ihm perfekt getimet. Wir würden wohl kaum in einen Kampf geraten und Takatoris Tod würde einem Unfall gleichen. Dieses alte, baufällige Gebäude würde einfach zusammenstürzen und unsere Feinde unter sich begraben. Nur kurz zuckte ich zusammen, als ich einen Schatten an der gegenüberliegenden Wand sah. Zeugen konnten wir nicht gebrauchen. Nicht heute. Nicht jetzt. „Hier Kitty, Kitty!“, hörte ich plötzlich eine viel zu bekannte Stimme. Ich konnte das breite Grinsen und den Spott des Deutschen fast auf meiner Haut spüren. Dennoch verhielt ich mich ruhig. Es konnte auch sein, dass er nur bluffte. Ich würde mich sicher nicht unbedacht ans Messer liefern. Nicht, wenn dieser Plan so vieles für uns bedeuten konnte. Vielleicht hätten wir alle nach dieser Mission ein neues Leben vor uns. //Komm schon raus, Kätzchen//, schallte es in meinem Kopf und ich musste allen Ärger in mir unterdrücken um nicht mit der blanken Klinge auf ihn loszugehen. Weiterhin hielt ich mich ruhig. Einzig meine Hände umgriffen mein Schwert fester. //Ich weiß, dass du da bist, Abyssinian. Komm spielen, Kitty!//, lachte er in meinen Gedanken. Dieser Hohn in seiner Stimme machte mich rasend. Mein Headset knirschte bedrohlich. Ich hörte die Laute meiner Kollegen und sah auf meine Klinge. „Bombay! Ein Hinterhalt. Schwarz ist … „ Mit einem lauten knacken brach der Kontakt ab. Wir waren entdeckt worden. Nun gut. Konnte ich mich meinem Wunsch hingeben, diesem arroganten Kerl das Grinsen aus dem Gesicht zu wischen. Ich trat ruhig ins Licht und blickte in das amüsierte Gesicht meines Gegners. „Braves Kätzchen!“, lobt er mich und stemmte seine Hände in die Hüfte. Wenn ich ihn so ansah, schien er vor Hohn nur so zu triefen. Seine überhebliche Haltung und sein selbstsicheres Lächeln verspotteten mich. „Lass uns spielen!“, grinste er. Ich zog mein Katana und ging auf ihn los. Er wich mir aus und trat einige Schritte zurück. Ich erkannte, dass er keine Angst vor mir hatte. Es war sein Spiel. Er spielte mit mir Katz und Maus. Erneut ging ich auf ihn los. Ich würde ihn töten. Jetzt und hier. Als ich mein Schwert über den Kopf hob um es zu schwingen, dröhnte eine Explosion durch den Gang in dem wir standen. Die Druckwelle zerrte an meinen Kleidern und an meinen Haaren. Schützend hielt ich den Arm vor mein Gesicht. Im Augenwinkel konnte ich erkennen, dass dem Deutschen das Grinsen aus dem Gesicht wich. Nur kurz. Jedoch lang genug um mir zu zeigen, dass diese Situation nicht das Werk von Schwarz war. Auch er schützte sich vor dem schneidenden Staub. Eine neue Explosion riss Teile der Decke mit sich nach unten und trennte mich von Schuldig. „Rückzug! Rückzug!“, hörte ich unter dem Rauschen in meinem Ohr und ich trat zurück. So sehr mich diese Entwicklung auch enttäuschte. Ich lief aus dem Gebäude und wich den fallenden Trümmern aus. Immer neue Explosionen erschütterten den Boden unter meinen Füßen und trieb mich an schneller zu laufen. Ich stieß die Tür vor mir auf und lief ins Freie. Hinter mir brach das Gebäude in sich zusammen. Die Druckwelle stieß mich von den Füßen. Ich rollte mich über den Asphalt des Parkplatzes und versteckte mich hinter meinem Wagen vor dem Staub und den Trümmern. Hustend erhob ich mich, als der Staub sich legte. Er brannte in meinen Lungen und den Augen. Mühsam verschaffte ich mir einen Überblick. „Bombay? Siberian? Balinese?“, fragte ich mit trockenem Hals und unter wiederkehrendem Husten. Immer wieder klopfte ich auf den Knopf in meinem Ohr, doch dieser strafte mich mit Schweigen. „Wir sind hier!“, erklang die angestrengte Stimme von Yoji. Ich blickte auf und sah, wie sich Gestalten auf mich zubewegten. Je mehr der Staub sich legte, desto besser konnte ich meine Kollegen erkennen. Nur kurz legte sich ein Lächeln auf meine Lippen, ehe ich die Augen schloss und den Kopf senkte. Meine Kühle kehrte in mich zurück. Sie lebten. Das war das Wichtigste. Erneut sah ich auf. Yoji trug Omi auf seinen Armen und Ken stützte ich auf seiner Schulter ab. „Nur ein paar Kratzer!“, versicherte mir Ken und ich nickte, bevor ich meinen Blick auf meinen Wagen richtete. Nur kurz zuckte meine Augenbraue. Mein Wagen! Der Lack zerkratzt. Die Frontscheibe gesprungen. Und von der Farbe war so gut wie nichts mehr zu erkennen. Vor mir stand ein grau-brauner wirtschaftlicher Totalschaden. Wenn ich erfahren würde, wer dafür verantwortlich ist … „Wir sollten zusehen, dass wir noch Beweise finden!“, rief ich mich zur Konzentration. Ich blickte auf meine Kollegen. „Ken bringt Omi nach Hause. Kümmere dich um ihn. Yoji und ich nutzen die Zeit, bis die Polizei hier ist!“, bestimmte ich und warf Ken meinen Autoschlüssel zu. Um einen Teil meines Teams nach Hause zu bringen wäre dieser ehemalige Sportwagen sicher noch gut. Ken legte Omi auf die Rückbank und fuhr los. Der Staub, der von dem Dach des Wagens dabei aufgewirbelt wurde machte mir die Situation meines Porsche noch einmal bewusst. Um mich abzulenken ging ich auf die Überreste des Gebäudes zu und sah Yoji neben mich treten. „Wonach suchen wir genau?“, wollte er wissen. „Nach allem, was nützlich sein kann!“, erklärte ich kühl und trat auf die Trümmer. Immer wieder hob ich einen Brocken an, doch fand ich nichts, was sich lohnte mit sich zu nehmen. „Aya!“, hörte ich meinen Namen und sah zu Yoji. Er befahl mich mit seinem Blick zu sich und deutete unter die Trümmer. Mit schnellen, doch bedachten Schritten kam ich zu ihm und blickte erstaunt auf den eingestaubten Mann vor mir. „Er lebt noch. Was machen wir mit ihm?“, fragte mich Balinese und ich hörte den Unterton deutlich heraus. Es wäre die perfekte Gelegenheit den langhaarigen Schwarz mit meinen eigenen Händen zu töten. Mit einem gequälten Husten öffnete Schuldig die Augen und blickte zu uns hinauf. Ich war mir jedoch sicher, dass er uns nicht erkannte. Erneut überlegte ich ihn hier und jetzt zu töten, doch dieser leidende und hilflose Blick des Deutschen hielt mich zurück. „Wir nehmen ihn mit. Auch wenn er keine Informationen für uns hat, können wir ihn noch immer als Druckmittel benutzen.“, bestimmte ich und beobachtete meinen Feind, wie er sich der Ohnmacht ergeben musste. Yoji sah mich nur kurz erschrocken an. Zusammen machten wir uns daran Schuldig aus den Trümmern zu holen und nahmen ihn mit. Ich legte ihn mir über die Schulter und stutzte. Seine Beckenknochen fühlten sich unnatürlich weich an. „Vielleicht sollten wir ihn in ein Krankenhaus bringen. Wenn er stirbt hätten wir ihn auch hier lassen können.“, meinte ich und änderte meine Richtung. Ich legte Schuldig vor die Notaufnahme und beobachtete, wie Pfleger und Schwestern den Verletzten auf eine Trage hievten und ihn in das Gebäude brachten. Mit meinem Kollegen trat ich den Heimweg an. Dabei überlegte ich mir, wie man den Deutschen ab Besten im Auge behalten konnte. Schneller, als meine Gedanken zu einem Schluss kommen konnten waren wir an unserem Blumenladen angekommen und stiegen die Treppe zu unserer Wohnung hinauf. Auf der letzten Stufe hörte ich Omis Jammern. Ken kümmerte sich um seine Wunden und die beiden Freunde begannen zu streiten. Ruhe legte sich in mein Inneres. Die Mission war beendet und wir hatten alle überlebt. -Schuldigs POV- Nur langsam konnte ich meine Augen öffnen. Ich hörte Stimmen, doch ich verstand sie nicht. Ich spürte, wie lange ich brauchte um meine Umgebung als solche wahrzunehmen. Ich lag. Soviel konnte ich noch verstehen. Schnell reimte ich mir hoffnungsvoll zusammen, dass ich in einem Bett lag. Es war schön warm und weich. Eine Gestalt stand vor meinem Bett und das kalte Neonlicht der Decke beschien sie wie eine Gestalt aus einem Märchen. Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. Obwohl ich Schmerzen hatte funktionierte dieser Reflex noch tadellos. „Schade. Ich dachte wenigstens dein blödes Grinsen wäre dir vergangen!“, erklang eine kühle Stimme und mein Lächeln wurde breiter. „Kitty!“, formten meine Lippen das Wort, doch mein Hals brachte nur ein Krächzen heraus. Ich versuchte mich aufzurichten. Liegen zu müssen, während dieser Mann stand empfand ich als demütigend. Ich presste die Augen zusammen, als ein stechender Schmerz durch meinen Körper schoss und ich konnte ein Keuchen nur knapp unterdrücken. Nein. Diese Blöße würde ich mir nicht geben. Diese Genugtuung würde ich Abyssinian nicht gönnen. „Bleib liegen. Du bist grade so über den Berg!“, herrschte er mich an und ich öffnete ein Augen einen Spalt weit. Hatte ich da gerade so etwas wie Sorge vernommen? Erneut stahl sich mein automatisches Grinsen auf mein Gesicht. Ich spürte seine Gedanken und versuchte mich heimlich hinein zu stehlen. Sicher war ich mit Schmerzmittel vollgepumpt, denn ich merkte wie holprig und unbeholfen ich meine Fähigkeit kontrollieren konnte. „Lass es. Ich sage dir, warum du hier bist.“, wehrte mich Aya ab und ich lies mich zurück in die Kissen sinken. „Der Kampf.“, versuchte ich mich zu erinnern. Langsam kamen die Bilder zu mir zurück. Mein Spiel mit dem Kätzchen. Die Explosionen und die höllischen Schmerzen in meinem Körper. Ich war mir sicher, dass dies mein Ende sein würde. Nur kurz sah ich zu dem Weiß und in mir formte sich eine Frage, die mich überheblich lächeln ließ. //Ihr braucht mich!//, grinste ich in seinen Gedanken. Diese Art der Kommunikation war anstrengend, doch besser als mit zitternder, brechender Stimme noch weicher auszusehen, als ich es ohne hin schon tat. Ayas Augenbraue zuckte nur für den Bruchteil einer Sekunde und mein Grinsen wurde breiter. //Volltreffer!//, lachte ich gedanklich. Ich fing seine Gedanken auf, wie er sich ärgerte sein Katana nicht mitgenommen zu haben. Dieses Gefühl, ihn zu ärgern ließ mich meine Schmerzen fast vergessen. Mit unterdrückter Wut griff er nach der Klingel und rief eine Schwester. Unsere Blicke verfingen sich und wir versuchten uns mit Blicken nieder zu meucheln. Erst als eine Schwester den Raum betrat endete unser Kampf und Aya drehte sich von mir weg. Er zeigte mir seine kalte Schulter. „Er ist wach!“, bemerkte er wie beiläufig und verließ das Zimmer. Fast war ich der Meinung die Temperatur des Raumes sei um 5 Grad gestiegen, als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. Kurz musste ich überlegen kichern, doch mein trockener Hals zwang mich zu einer Unterbrechung. Das folgende Husten schmerzte in meinem ganzen Körper. Die Schwester reichte mir einen Becher mit Wasser, den ich in einem Zug leerte und mit einer Geste nach mehr verlangte. Stunden später wurde ich erneut durch Stimmen aus meinem erholsamen Schlaf geholt. Ich öffnete die Augen und tastete neben dem Bett nach der Fernbedienung. Ich richtete mein Rückenteil auf, dass ich bequemer auf die Menschen sehen konnte, die mein Zimmer betraten. Den Oberarzt erkannte ich vor der Tür. Er durchsuchte eine Akte und ich schlich mich in seine Gedanken. /Wundheilungsstörung nach Amputation?/, wiederholte ich geschockt und blickte auf meine Hände. Sekundenbruchteile später riss ich mir die Decke vom Leib und atmete durch. Arme und Beine waren noch wo sie hingehörten. Ich zuckte zusammen und hob den Bund meiner Shorts mit zittrigen Fingern. Vorsichtig schielte ich unter den Stoff und seufzte tiefer. Ich schloss erleichtert meine Augen und ließ die Decke über meine Beine sinken. „Ein Glück!“, murmelte ich für mich. Alles war noch da, wo es sein sollte. Dies war also nicht meine Akte. /Ich sollte mir angewöhnen genauer zu suchen und nicht jeden Gedanken aufzuschnappen!/, mahnte ich mich selbst für die Zukunft. Ich öffnete die Augen, als der Oberarzt mit einer Akte das Zimmer betrat und mich musterte. „Wie fühlen Sie sich heute, Herr …. „ Er unterbrach sich und suchte verwirrt nach meinem Namen in der Akte. „Schuldig. Einfach Schuldig!“, meinte ich ruhig und grinste spielerisch, als die Verwirrung den ganzen Raum ergriff. Die Schwestern tuschelten und erneut versuchte ich mich im Gedankenlesen. Ich musste schließlich wieder in Form kommen. „Herr Schuldig.“, begann der Arzt mit Unsicherheit in der Stimme.Erneut tauchte ich in seine Gedanken ein. /Zertrümmerte Hüfte, gebrochene Rippen, ein Riss in der Lunge, ein gebrochenes Bein und eine schwere Gehirnerschütterung./, las ich mir selbst vor und nickte. „Für diese Umstände geht es mir gut. Sicher bekomme ich auch entsprechende Schmerzmittel. Die würde ich gern absetzen. So zugedröhnt kann ich mich nicht konzentrieren.“, erklärte ich mit einem koketten Lächeln und beschwichtigenden Handbewegungen. „Absetzen?“, fragte der Arzt mich schockiert. Ich blickte ihn durch meine Wimpern an und grinste dunkler. Ich wusste, wie bedrohlich ich durch diese Geste aussehen kann und nutzte sie nun für meinen Vorteil. Wie so oft würde ich bekommen, was ich wollte. „Mit Schmerzen kann ich umgehen.“, erklärte ich betont leise. Ich spürte, wie die Schwestern ängstlicher wurden. Ich hatte also nichts von meiner Ausstrahlung verloren. Sehr gut. Wenn ich mich von diesen Schmerzmitteln lossagen konnte würde ich sicher jemanden so weit manipulieren können, dass er mir zur Flucht verhalf. Mein dunkles Grinsen wurde breiter, als der Arzt mit einem Kollegen tuschelte und dieser nur mit den Schultern zuckte. Geschafft. „Es ist Ihre Entscheidung!“, meinte er und ich spürte, wie er die Verantwortung in meine Hände legte. /Brav./, dachte ich für mich und beobachtete, wie die Ärzte den Raum verließen. Einzig eine Schwester blieb bei mir um meine Werte zu kontrollieren. In ihren Gedanken suchte ich mir alle Informationen, die ich brauchte. Sie ging und ich schnaufte durch. Ich lehnte mich zurück und ging mir mit einer Hand durch die Haare. Diese paar Informationen hatten mich viel Kraft gekostet. Ich musste von diesen Schmerzmittel runter kommen. Ich war mir sicher, dass ich etwas aus der Familie der Opiate verabreicht bekam. Dies hinderte mich aber daran meine Fähigkeiten vollkommen zu nutzen. Je länger ich dieses Zeug bekam, desto länger würde ich brauchen um wieder zu meiner alten Form zurück zu finden. Erschöpft schloss ich die Augen. Ich würde mich in Geduld üben müssen. Etwas, dass ich nicht in meinem Wortschatz führte. Müde lies ich mich in einen Dämmerschlaf fallen. Dabei überlegte ich mir die Länder, die kein Auslieferungsabkommen mit Japan hatten sollte ich nicht zu meiner Gruppe zurückkehren können. Sicher war ich Brad gegenüber sehr loyal, doch war mir meine eigene Haut immer noch wichtiger. Ich merkte nicht wie die Zeit verstrich. Erst als ich Schritte hörte und eine bestimmte Aura wahrnahm schlug ich meine Augen auf. Die Tür öffnete sich und das rote Kätzchen betrat mein Zimmer. Sein Blick war eiskalt und doch fand ich etwas Neugierde in seinen Gedanken. Ich richtete mich auf und schnaufte lautlos. „Warum hast du die Schmerzmittel abgesetzt? Leidest du gern?“, hörte ich ihn fragen und ich musste lächeln. „Aber nicht doch, Kitty.“, presste ich spottend hervor und bemühte mich ihm ins Gesicht zu sehen. „Aber diese Opiate schenken mich ein. Es macht keinen Spaß in anderen Gedanken zu graben, wenn es so schwer geht.“, kicherte ich. Ich wusste nicht ,warum ich ihm das erzählte, doch sein kälter werdender Blick erfreute mich und gab mir die Bestätigung, die ich brauchte. Mit genug Konzentration würde ich die Schmerzen in meinem Körper verdrängen können. Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie viel Kraft mich diese Konzentration kostete und lächelte spielerisch. //Hattest du Sehnsucht nach mir, Kitty?//, schnurrte ich in seinen Gedanken und wartete darauf, dass ein neuer Kampf unserer Blicke begann. Kapitel 2: 2 ------------ -Ayas POV- Wütend stand ich in dem Krankenzimmer und wusste nicht ob ich mich erneut darüber ärgern sollte, mein Katana in meinem Zimmer gelassen zu haben. Ich entschied mich dafür froh über diese Entscheidung zu sein, da ich sonst noch meine Rache an ihm vollziehen würde. Ein Blutbad im Krankenhaus wäre sicher unklug. //So ein artiges Kätzchen!//, hörte ich in meinem Kopf und ein tödlicher Blick von mir schoss auf den Deutschen zu. Dieser griff sich an die Kehle und röchelte übertrieben, ehe es in ein Lachen um schwang. Er nahm seine Hand von seinem Hals und lachte mich mit voller Kehle aus. Ich biss meine Zähne aufeinander. Dieser Kehl reizte mich bis aufs Blut. Ich ballte meine Hand zur Faust und lies ein kurzes, jedoch dunkles Knurren verlauten. Schuldigs Lachen erstarb und er wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. „Ist ja schön, dass ich dich so unterhalte.“, schnaubte ich und er nickte. „Köstlich!“, spottete er und blickte mich erneut mit seinen überheblichen Blicken und diesem höhnischen Lächeln an. Er wurde ruhiger. Eine Ruhe, die ich nur zu gut kannte. Mastermind war zurück. Ich war mir sicher, er hatte schon einen Plan, wie er versuchen würde zu flüchten. Ich überlegte nur kurz, ob es gut war diesen Mann in die Enge zu treiben. „Schwarz existiert nicht mehr!“, meinte ich knapp und beobachtete den Telepaten genau. Sein Blick wurde klarer und sein Grinsen dunkler. Eine Reaktion, die ich nicht verstand. „Gefangen?“, fragte er fast schon gelangweilt, doch seine Blicke schienen zu lauern. „Tod.“, erwiderte ich kalt und erntete ein knappes Nicken. „Da habe ich ja richtiges Glück.“, kam es spöttisch von ihm. //Komm zu mir, Kitty und ich bedanke mich ausgiebig!//, lockte er in meinen Gedanken und für einen Moment war ich verführt auf ihn zuzugehen. /Vergiss es!/, schnaubte ich harsch in meinen Gedanken und verschränkte die Arme vor der Brust. „Dann sag mir doch mal, welche Optionen ich deiner Meinung nach habe!“, forderte Schuldig und aus dem Augenwinkel sah ich ihn an. Sein Blick verriet mir, dass er die Oberhand in diesem Gespräch hatte. Sollte er das ruhig glauben. „Du kannst dich stellen und alle Verbrechen gestehen …“, begann ich und wurde unterbrochen. „Und diesen tollen Körper im Knast verrotten lassen? Keine Option für mich. Weiter!“, befahl er und ich konnte ein Knurren nur knapp unterdrücken. „Ich kann dich auch gleich hier töten!“, bot ich zischend an. Schuldigs Augenbraue hob sich synchron mit seinem Mundwinkel. //Womit?//, spottete er. //Dein Salatmesserchen ist nicht in der Nähe!// Ich wand meinen Blick ab um mich zu beruhigen. Dennoch ging ich in Gedanken die Gegenstände im Raum ab und überlegte mir, wie ich es schnell zu Ende bringen konnte. Diese Gedanken ließen mich ruhiger werden. „Nett!“, hörte ich anerkennend von der Seite und blickte auf den Deutschen. Er saß in seinem Bett und schien meine Gedanken wie einen Film zu verfolgen. „Das mit dem Tropfständer fand ich interessant. Ich frage mich nur, wie du es erklären willst, wenn du mich damit erstochen hast.“ Mein Blick wanderte erneut aus dem Fenster. Ich musste mich beruhigen, sonst hätte ich ihn sicher noch getötet. Innerlich atmete ich tief durch und zählte bis zehn. Erst das Rascheln der Bettwäsche lockte meine Aufmerksamkeit wieder zu dem Schwarz. Meine Augenbraue hob sich etwas, als ich sah wie Schuldig seine Beine aus dem Bett schwang. „Was wird das?“, fragte ich ruhig und lies meine Wut für einen Moment los. „Du hast keine passenden Optionen für mich. Also werde ich mich vom Acker machen!“, erklärte er ruhig und tastet mit den Füßen nach dem Boden. Noch ehe ich etwas sagen konnte stieß er sich vom Bett und ruderte mit den Armen um sein Gleichgewicht zu halten. Seine Beine jedoch sackten unter seinem Gewicht zusammen. Aus einem Reflex heraus war ich in nur drei Schritten bei ihm und fing seinen Sturz ab. Dabei riss er mich mit sich auf den Boden. Ich saß auf meinem Hintern. Mit einem Arm hatte ich mich nach hinten abgefangen, der Andere war um seine Schulter geschlungen. „Scheiße!“, hörte ich ihn auf deutsch fluchen. Ein Beben ging durch mich und brach in einem Lachen aus. Ich weiß nicht, ob es der Schreck war oder der Anblick, den der Schwarz mir geliefert hatte. Ich lachte aus vollem Hals und hörte die finsteren Flüche des Anderen nur am Rand. -Schuldigs POV- Verdammt. Ich verfluchte mich und meinen Körper. Hilflos lag ich in den Armen des Weiß und dieser amüsierte sich köstlich über mein Missgeschick. Lautstark verfluchte ich ihn und zeterte in seinen Gedanken weiter, als meine Stimme versagen wollte. Ich drückte mich aus dem Griff in eine sitzende Position, die keinen zu großen Druck auf mein Becken ausübte. Mit einem finsteren Blick sah ich meinen Feind an und beobachtete ihn bis er sich beruhigt hatte. Noch immer lag ein erheitertes Lächeln auf seinen Lippen und ich stutzte. Dieses ehrliche Lächeln sah richtig gut an ihm aus. Schnell mahnte ich mich zur Ruhe. /Das ist die Gehirnerschütterung!/, erklärte ich mir und schob mich weiter von meinem Gegner weg. //Genug gelacht, Kitty!//, zischte ich in seinen Gedanken und er fand zu seiner alten Kühle zurück. /Schade eigentlich/, dachte ich mir, als das warme Lächeln erstarb. Schwestern kamen in mein Zimmer gelaufen und riefen erschrockene Worte herum. Ich murrte nur und hievte mich auf mein Bett zurück. „Sie dürfen nicht aufstehen. Sie müssen erst ihre Muskeln trainieren.“, erklärte mir eine Frau und ich schnaubte verächtlich. „Dabei ist draußen so schönes Wetter!“, klagte ich übertrieben. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass man mir in diesem Punkt zustimmen würde. Doch als mir nur Minuten später ein Rollstuhl ins Zimmer gebrachte wurde war ich erstaunt. „Ihr Freund kann sie durch den Park schieben!“, erklärte sie freundlich. Mein Blick wanderte zu Aya, dessen Miene sich augenblicklich verfinsterte. Gefährliche Blicke zuckten zu der Schwester und mir stahl sich erneut ein amüsiertes Lächeln auf die Lippen. Das klang nach viel Spaß. „Sicher wird mein „Freund“ es mir nicht verwehren etwas frische Luft zu schnappen!“, meinte ich und betonte das Wort Freund besonders. Ayas Blick wurde noch dunkler und mein Grinsen noch breiter. „Mach doch ein Fenster auf!“, zischte er zu mir und wurde von der Schwester getadelt. „Frische Luft und Sonnenschein unterstützen das Immunsystem und beugen Depressionen vor!“ Belustigt sah ich zu, wie Aya den Rollstuhl in die Hand gedrückt bekam. Au ja. Das klang nach sehr viel Spaß. -Ayas POV- Mit einem schneidenden Blick bedachte ich den Schwarz, dessen Grinsen kaum hätte breiter sein können. /Depressionen? Der? Sicher nicht!/, dachte ich mir und schloss die Augen kurz. //Autsch! Das schmerzt mich, Kitty! Auch ich habe Gefühle!//, jammerte er gespielt in meinen Gedanken und ich schenkte ihm ein weiteren harten Blick. Warum brachte einer diese Blicke ihn nicht einfach um? Dann wäre ich ihn los. Ich hatte nicht über die Konsequenzen nachgedacht, als ich ihn dem Krankenhaus überließ. Perser hatte angeordnet, dass Schuldig überwacht werden musste. Nach einer scheinbar ewigen Diskussion mit meinen Kollegen holte Ken vier Streichhölzer. Er brach bei einem den Kopf ab und mischte sie hinter seinem Rücken. Jeder von uns zog ein Streichholz. Kurz hatte mein Auge gezuckt, als ich in meinen Fingern ein kopfloses Stück Holz hielt. „Jetzt ist er dein Problem!“, hatte Yoji erleichtert von sich gegeben und die drei waren wie der Blitz aus meinem Einzugsbereich geflohen. //Solche Verräter!//, schmunzelte Schuldig spielerisch in meinen Gedanken, als er sich in den Rollstuhl lies und seine Füße auf die Stützen hob. „Lass das!“, zischte ich grob und warf ihm rüde eine Wolldecke zu. Ich löste die Bremsen des Stuhls und schob den Schwarz durch den Gang des Krankenhauses zu den Fahrstühlen. Wir wurden mit etlichen Seitenblicken bedacht, als wir auf den Aufzug warteten. „Du könntest ruhig netter zu mir sein, Schatzi. Ich bin verletzt!“, klagte er gespielt und augenblicklich wurde das Getuschel lauter. Mir stieg die Röte ins Gesicht und meine Finger verkrampften sich um die Griffe des Rollstuhls. Es schien ihm eine unmenschliche Freude zu bereiten, mich so zu demütigen. „Ich kann dich auch die Treppe runter jagen!“, fauchte ich ungehalten, ermahnte mich jedoch erneut zur Ruhe. Ich rieb mir über die Nasenwurzel. Hätte ich nicht eher die Neigung zu niedrigem Blutdruck, wäre dieser Stress sicher gefährlich für mich. Der Aufzug kam und ich schob den Stuhl hinein. Ich betätigte den Taster für das Erdgeschoss und lehnte mich mit verschränkten Armen an die Wand hinter mir. Die Fahrt über blieb der Mann mit den orangenen Haaren still, doch ich konnte sein Grinsen spüren. Ich ergriff den Rollstuhl und schob ihn aus dem Aufzug. Mein Blick wanderte auf den Schopf und ich musste feststellen, dass diese Mähne es durchaus nötig hatte gekämmt zu werden. „Du kannst mich ja nachher striegeln, Schnurzel!“, schnurrte er süffisant und ich stoppte abrupt die Fahrt. Die Umstehenden blickten uns verwirrt an. Schnell atmete ich durch und gab mich meinen Gedanken, wie ich handeln würde, wäre mein geliebtes Katana bei mir, ausgiebig hin. Ich schob Schuldig aus dem Krankenhaus und in den Park. Es schien mir besser für unser beider Gesundheit, wenn wir nicht all zu viel Publikum hatten. //Heißblütiges Kätzchen. So viel Leidenschaft hatte ich dir gar nicht zugetraut.//, flüsterte er anschmiegsam. /Raus. Aus. Meinem. Kopf!/, dachte ich energisch und lies mich in Gedanken mit meinem Schwert an ihm aus. Sein Lachen ärgerte mich nur weiter. Ich schob ihn zu einer Bank und lies ihn einfach stehen. Kalt setzte ich mich auf der Bank so weit wie möglich von ihm weg. Ich verschränkte meine Arme und schloss die Augen. Er sollte wissen, dass ich ihn ignorierte. //Willst du mir jetzt nicht noch die andere Option verraten?//, fragte er nach einiger Zeit. Ich knirschte mit den Zähnen. Alles in mir sträubte sich gegen die nächsten Worte. -Schuldigs POV- Ich bekam nicht genug von dieser unterdrückten Wut. Nie hätte ich gedacht, dass dieses Katerchen so heftig auf meine Kosenamen reagierte. Seine Gedanken jagten jedes Mal durch seinen Kopf, wenn die Menschen um uns herum das Gefühl bekamen, uns würde etwas verbinden. Diesen Schwachpunkt würde ich mir merken. Damit bekam ich sicher noch viel Spaß. Nun saßen wir in der Sonne und ich beobachtete Aya ausgiebig. Er schien die Sonne und ihre Wärme zu genießen. Ich spürte, wie er ruhiger wurde. /Nicht doch!/, dachte ich mir. Mir gefiel er besser, wenn er mit seiner Fassung rang. Ich fragte ihn nach der nächsten Option. So wie er sich gegen die Nähe zu mir wehrte, konnte ich mir schon denken, welche Möglichkeit mir jetzt offengelegt werden würde. „Du kannst überlaufen.“, zischte Aya schnell und ich grinste erneut. Es schien ihm komplett gegen den Strich zu gehen. Es war wundervoll. „Gut!“, gab ich von mir und das rassige Kätzchen neben mir versteifte sich. „Was?“, fragte er schneidender. Wären meine Beine nicht so taub hätte ich vor Freude mit den ihnen gestrampelt wie ein kleines Kind. Ich hatte einen heiden Spaß. Einzig meine geballten Fäuste wackelten minimal vor Freude. „Ich habe zugestimmt. Ich laufe über. Schwarz gibt es nicht mehr und offensichtlich habt ihr ein gewisses Interesse an mir.“, gab ich fast gelangweilt von mir, obwohl alles in mir tobte. /Dir gehe ich noch so richtig auf den Keks! Den Spaß lasse ich mir nicht entgehen./, schwor ich mir und lächelte fast besänftigend. Lange saßen wir still in der Sonne. Ich zog die Decke über meine Füße und blickte zu ihnen herunter. Das Kätzchen neben mir verdiente meine Aufmerksamkeit gerade nicht. Er bewege keinen Muskel. Ich blickte auf meine Zehen und war der Meinung, dass auch meine Füße schmaler geworden waren. In einem Film hatte ich mal etwas gesehen. /Wackel' mit dem Zeh!/, dachte ich mir und erinnerte mich an diese Szene. Mein Zeh bewegte sich augenblicklich und ich gab einen erstaunten Laut von mir. In dem Film hatte es ewig gedauert. Nun blickte mich Aya forschend an. „Er bewegt sich!“, meinte ich knapp und deutete mit einer Kopfbewegung auf meinen Zeh. Aya beugte sich vor und beobachtete meinen Fuß. Erst war es die Neugierde, die ich wahrnahm, doch nun wich sie der Langeweile. „Du bist ja auch nicht gelähmt!“, murrte er und ich forschte in seinen Gedanken. Ich fand die Szene, die zuvor mir in den Kopf gekommen war. Also hatte er diesen Film auch gesehen. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Es wunderte mich eigentlich nicht. Wir waren beide Killer. Wer würde in unserer Situation keinen Film ansehen, in dem das Wort „Kill“ vorkam? „Wie läuft das eigentlich mit dem …“, kurz überlegte ich, wie es es beschreiben sollte. „Arbeitgeberwechsel?“, formulierte ich zu ende und sah zu dem Weiß, der seine Arme erneut verschränkte. /Gott...Geht das nicht irgendwann auf die Schultern?/, dachte ich mürrisch und wand meinen Blick wieder auf meine Füße, welche ich abwechselnd anspannte und lockerte. Ich sollte meine Muskeln schließlich trainieren. Also konnte ich auch während der Arbeitsvermittlung damit beginnen. Schnell spürte ich, wie meine Waden übersäuerten und ich gönnte mir eine Pause. Mein Blick wanderte zu dem Rothaarigen und ich murrte leise. „Soll ich mir erst alles zusammensuchen?“, drohte ich und erntete einen harten Blick. „Wag' es ja nicht!“, drohte er kühl. Ich zuckte gelangweilt mit den Schultern. So lange ich für Weiß interessant blieb wäre meine Haut in Sicherheit. Ich hörte, wie er ruhig durchatmete. Es war mir eine fast sadistische Freude, wie sehr ihn die Tatsache ärgerte, dass ich zugestimmt hatte. „Wenn du hier entlassen wirst kommst du mit und wirst Perser alles erzählen, was er wissen will!“, erklärte er tonlos und ich zuckte erneut mit den Schultern. „Gut.“, meinte ich knapp. Sicher fiel es mir nicht wirklich leicht meine Gruppe zu verraten, doch immer wieder aufs Neue zu sehen, wie Aya sich über meine gespielte Gleichgültigkeit ärgerte, war dieses Spiel ganz sicher wert. Zudem war es gerade meine einzige Möglichkeit am Leben zu bleiben. Ich war mir sicher, dass ich tot wäre, sobald ich mich querstellte. Aya blickte auf seine Armbanduhr und erhob sich langsam. „Es wird Zeit!“, erklärte er knapp. Er löste die Bremsen und schob mich zu meinem Zimmer zurück. Ich blieb still. Es waren nicht genug Leute hier um meinen Spaß zu treiben. In meinem Zimmer hievte ich mich auf mein Bett und biss die Zähne zusammen. Die Schmerzen waren extrem. Mit viel Konzentration schob ich sie etwas bei Seite. Ich fuhr mir durch die Haare und blieb an den Knoten in ihnen hängen. Mir fiel Ayas Blick auf und ich versuchte mich an einem weichen Lächeln. „Du könntest mich wirklich kämmen!“, meinte ich leiser und sah den lauernden Blick des Weiß. „Ich weiß, dass du das kannst!“, meinte ich noch. Kapitel 3: 3 ------------ -Ayas POV- Ich zog meine Augenbrauen zusammen. Hatte dieser Mistkerl sich gerade in meine Erinnerungen an meine Schwerster gehackt? Meine Wut stieg augenblicklich. /Leck mich!/, dachte ich erbost und wandte mich zum Gehen. //Nicht doch, Kätzchen. Ich muss meine Hüfte noch schonen!//, säuselte er mir in Gedanken zu und ich ballte meine Hände zu Fäusten. Hätte Perser nicht so ein Interesse an Schuldig, würde ich ihn einfach erwürgen. Ohne ein weiteres Wort verließ ich den Raum und trat den Heimweg an. Ich setzte mich in meinen reparierten Porsche und schnaufte durch. Innig hoffte ich, dass ich morgen nicht wieder zu dem Schwarz musste. Ich startete meinen Wagen und fuhr zum Laden. Die Stimmen der Mädchen war eine echte Wohltat gegen dieses Grinsen. Ich begrüßte meine Freunde und wurde von Omi abgefangen. „Du sollst dich melden, wenn du da bist.“, meinte er leise und ich nickte knapp. Perser wollte also mit mir reden? Gut. Dann konnte ich ihm klar machen, dass ich kein Babysitter für einen spaßsüchtigen Schwarz war. Mein Weg führte mich in den Keller. Ich blickte auf den Bildschirm und Perser erschien. Er gab mir seine Anweisungen und ich biss die Zähne aufeinander. Seine Stimme sagte mir mehr als deutlich, dass er keine Widerworte duldete. Mit unterdrückter Wut stimmte ich zu. Ich war nun also persönlich für Schuldig verantwortlich. Ich allein war verantwortlich, dass er kooperierte. Würde ich diesen kindischen Schwarz also bespaßen müssen. Ich schritt die Treppe hinauf und schlug die Tür hinter mir fester zu, als es nötig war. Ich spürte die Blicke meiner Kollegen in meinem Rücken, doch ich ignorierte sie. In meinem Zimmer ließ ich auch diese Tür meine Wut spüren. Ich hoffte, dass Schuldig nichts von meiner Zwangslage erfahren würde. War ich mir doch sicher, dass er dies eiskalt ausnutzen würde. Er war eben Schuldig. /Vielleicht hätte ich ihn damals einfach sterben lassen sollen/, dachte ich mir und ließ mich auf mein Bett fallen. //Dabei bist du so ein liebes Kätzchen!//, flüsterte es in meinem Kopf und ich schreckte auf. Fast hatte ich das Gefühl berührt zu werden. Ich schauderte. /Verschwinde!!/, rief ich in Gedanken und erntete dafür ein hallendes Lachen. //Nicht doch. Nicht jetzt, wo wir beide so viel Spaß haben werden!// Das Grinsen, welches ich spürte lies mir eisige Schauer über den Rücken laufen. Er wusste es. Resignation und Wut vermischten sich in mir zu einem unbeschreiblichen Gefühl. Ab jetzt würde ich genauer darauf achten, was mir durch den Kopf ging. Ich ignorierte den Feind in meinem Kopf und stellte mich unter die Dusche, wusch mir die Haare und begab mich ins Bett. Keiner der Anderen traute sich nicht noch einmal in mein Sichtfeld. Vielleicht war dies auch besser so. Ich war voller Wut und wollte nichts sagen, was ich später bereuen könnte. Irgendwann wurde auch die Stimme in meinem Kopf leiser und ich gab mich dem Schlaf hin. -Schuldigs POV- Erfreut stellte ich fest, dass ich meine Fähigkeiten immer besser nutzen konnte. So verfolgte ich den roten Kater in Gedanken bis nach hause und lauschte dem, was in seinen Gedanken vorging. /Hat was von einem Hörbuch!/, stellte ich fest und lächelte zufrieden. Ich verschränkte meine Arme hinter meinem Kopf und lauschte weiter. Mein Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen, als ich Ayas Gedanken über Perser aufschnappte. Ich hätte nicht erwartet, dass ausgerechnet Perser mir so in die Hände spielen würde. Schnell stachelte ich den Weiß etwas an. Ich mochte seine feurige Art. Dies machte den Eisklotz nur interessanter. Noch einige Zeit hielt ich mich in seinen Gedanken auf, bis mich die Erschöpfung in ihren Bann zog und ich einschlief. Die Nacht verging mir zu schnell. Ein Klopfen riss mich viel zu früh aus meinem Schlaf und eine Schwester betrat das Zimmer. Sie reichte mir einige Tabletten, welche ich skeptisch ansah. Ich war einfach noch zu müde um meine Mundwinkel zu bewegen. „Der Arzt meinte ich soll es ihnen immer wieder anbieten!“, erklärte sie schnell und ich schüttelte den Kopf. Langsam drehte ich mich auf den Rücken, als sie das Zimmer verlassen hatte. Unterdrückt schnaufte ich vor Schmerzen. Ich fühlte mich steif. Langsam versuchte ich meine Beine anzuziehen und gab nach nur wenigen Zentimetern auf. Die Schmerzen waren furchtbar. Auch mit all meiner Konzentration konnte ich sie nicht vollkommen von mir schieben. Das Frühstück wurde gebracht und mürrisch stocherte ich in dem trockenen Reis herum. Zu gern hätte ich ein gutes deutsches Frühstück gehabt. Dies gönnte ich mir immer, wenn ich mich nicht wohlfühlte. Ich sehnte mich nach warmen Brötchen, einem starken Kaffee und Marmelade. Vielleicht auch Käse. Vorsichtig stellte ich das Kopfteil meines Bettes an und schnaufte ob der Schmerzen in meinem Becken. Als diese sich gelegt hatten stützte ich mich gelangweilt auf den Arm meines Tischchens und schob den Reis mit dem Besteck über den Teller. Ich wartete nur darauf, dass man dieses pappige Zeug aus meinem Sichtfeld nahm. Ich starrte auf die Tür und suchte die Gedanken einer Schwester. Mit einiger Mühe schaffte ich es sie zu mir zu lotsen und sie räumte das Tablett weg. Ich schob den Tisch auf Rollen zur Seite und hing meine Beine über die Bettkante. Mit einem Arm angelte ich nach dem Rollstuhl. Durch ein weiteres Klopfen zuckte ich zusammen und verlor das Gleichgewicht. Ich stürzte zu Boden und fluchte lautstark. Schimpfen konnte ich noch immer am besten auf Deutsch. Die Tür wurde geöffnet und Aya trat mit einem weiteren Mann in das Zimmer. Der Mann schien für das Krankenhaus zu arbeiten. Er lief zu mir und half mir in den Rollstuhl. Noch einmal ließ ich Flüche in meiner Muttersprache durch den Raum schallen. Der Pfleger blickte zu Aya, der nur abwinkte. „Er ist Deutscher!“, hörte ich ihn abfällig sagen und ich knurrte. Der Mann zu meinen Füßen blickte verständnislos zwischen uns hin und her. Dann erklärte er mir, dass er mein Physiotherapeut sei. Er begann mir Übungen zu zeigen und Aya trat zur Tür. Der Mann hielt ihn auf und erklärte ihm, dass ich diese Übungen auch zu hause machen müsse, bis alles endgültig verheilt war. In seinen Gedanken konnte ich lesen, dass auch er dachte, Aya und mich würde etwas verbinden. Ich grinste breit und wollte zu einer Spitze ansetzen, doch Aya kam mir zuvor. -Ayas POV- Innerlich fluchte ich, doch ich war nun mal für ihn verantwortlich. Ich zog mir einen Stuhl heran und beobachtete die Übungen. Mit ein wenig Genugtuung sah ich, wie Schuldig unter den Bewegungen litt. Er musste wirklich schlimme Scherzen haben, wenn er sich dazu herabließ sein Gesicht zu verziehen. Ein wenig biss ich mir auf die Unterlippe. Seit wann war ich so gehässig? Auch wenn er ein Schwarz war, verdiente es kein Mensch leiden zu müssen. Mit mehr Aufmerksamkeit verfolgte ich die Therapie. Wenn Perser Schuldig noch einsetzen wollte musste dieser wieder auf die Beine kommen. Auch wenn mir dieser Gedanke gar nicht gefiel. Ein Schnaufen riss mich aus meiner Überlegung. Schuldig sah wirklich geschafft aus. Der Physiotherapeut verabschiedete sich und meinte, dass er zum Abend wieder kommen würde. Nur für den Bruchteil einer Sekunde sah ich in Schuldigs Augen etwas aufblitzen. Ich verstand nicht, was es war, doch augenblicklich tat er mir etwas mehr leid. „Wo hast du eine Bürste?“, fragte ich kühler, als gewollt. Ich lies Schuldig etwas durchatmen und lauschte seinen Worten. „Ich glaube in dem Nachtschrank ist eine.“ Langsam stand ich auf und ging zu dem kleinen Schrank auf Rädern. Ich durchsuchte ihn und fand schließlich, was ich suchte. Ich setzte mich auf meinen Stuhl zurück und zog Schuldig mit seinem Rollstuhl zu mir. Ohne ein Wort zu verlieren begann ich von unten nach oben seine Haare zu entfitzen. Ich wusste nicht, warum ich das für ihn tat, doch etwas in mir hielt mich dazu an, sagte mir, dass es richtig wäre. Stille herrschte zwischen uns. Auch wenn ich den Schwarz immer wieder in meinem Kopf spürte, hörte ich nichts von ihm. Offensichtlich hatte er meine Überlegung gefunden, dass ich mein Tun sofort abbrechen würde, wenn er einen spöttischen Ton von sich gab. Es dauerte seine Zeit, doch am Ende glitt die Bürste durch die orangene Mähne wie durch Seide. Nur kurz kam mir der Gedanke ihm Zöpfe zu flechten, wie ich es immer für Aya tat, wenn ich sie besuchte. Ich spürte das Zucken in dem Körper vor mir und konnte mir ein verschmitztes Lächeln nicht verkneifen. Dieses Bild in meinem Kopf war zu amüsant. -Schuldigs POV- Ich genoss es, wie die Bürste durch meine Haare glitt. Nicht ohne Grund hatte ich so lange Haare. Ich liebte die leichte Massage, die mir die Bürste auf der Kopfhaut gab. Ich mochte das Gefühl, wenn Haare über meine Haut strichen. Ich fühlte mich wohl, wenn der Wind an den Strähnen zog. Ein wenig schloss ich meine Augen. Diese Sanftheit in meinen Haaren lenkte mich von den Schmerzen in meinem Becken ab. Ich wusste zwar, was passiert war, doch interessierte mich nun, wie meine Prognose sein würde. Kurz überlegte ich, bis ich leise meine Stimme erhob. Ich wusste nicht, warum ich so leise sprach, doch ich hatte das Gefühl die Situation zu zerstören, wenn ich lauter sprach. „Hilfst du mir, jemanden auszuspionieren?“, fragte ich ganz offen und wartete ruhig auf eine Antwort. „Wen?“, fragte Aya ebenso leise hinter mir. „Den Arzt. Ich will wissen, was für Chancen ich wirklich habe.“, meinte ich und spürte, wie angestrengt der Weiß hinter mir nachdachte. Dankbar stellte ich jedoch fest, dass er nicht aufhörte mir durch die Haare zu bürsten. Ganz vorsichtig tastete ich mich in seine Gedanken und fand eine Erinnerung an seine Schwester. Diese Erinnerung strahlte viel Ruhe und Wärme aus. /Es tut also uns beiden gut/, dachte ich für mich und machte keine Anstalten mich zu bewegen. „Ich werde ihn fragen gehen. Seine Gedanken gehören ihm. So wie die Meinen mir gehören.“, hörte ich ihn murmeln und bekam Gänsehaut. Mit dieser Kälte hätte ich nicht gerechnet. Damit wurde diese angenehme Ruhe gebrochen und wir standen uns wieder als aneinander gekettete Feinde gegenüber. „Lass nur meine wertvolle Fähigkeit nicht verkümmern!“, mahnte ich mit einem breiten Grinsen. Ich musste mir eingestehen, dass ich mich dahinter nur versteckte, doch einen angeborenen Reflex kann man nicht unterbinden. -Ayas POV- Ich erhob mich, als ich diese Erinnerung von Aya nicht mehr vertreiben konnte. Vor meinem Feind durfte ich nicht schwach sein. Ich durfte nicht angreifbar sein. „Nervtötende Dinge können ruhig verkümmern. Aber das hat ja schon bei deinem Grinsen nicht funktioniert!“, gab ich kalt von mir und verließ das Zimmer. Mit der Tür im Rücken atmete ich tief durch. Diese warmen Gefühle wollte ich doch für immer in mir vergraben. Sie gehörten zu Ran. Doch der existierte in diesem Körper nicht mehr. Nur Aya konnte eiskalt töten, die Bösen bestrafen und Rache für seine Schwester nehmen. Ich lief den Gang entlang um zum Zimmer der Ärzte zu gelangen. Ich klopfte und wartete auf den Arzt. Kurz schilderte ich Schuldigs Wunsch und der Arzt nickte. Zusammen kamen wir ins Zimmer zurück. Blitzartig zuckte ich zusammen. Das Fenster stand offen und Schuldig war nicht im Zimmer. „Dieser Mistkerl!“, fluchte ich und trat an das Fenster. Ich suchte die Straße vor dem Krankenhaus mit meinen Augen ab und fragte mich, wie er es geschafft hatte mit diesen Schmerzen so schnell verschwunden zu sein. Das Rauschen einer Spülung lies mich aufsehen. Die Tür zum Bad wurde geöffnet und Schuldig rollte mit kräftigen Bewegungen ins Zimmer. Ein weiteres Mal stellte ich fest, dass man ihm die Anstrengung deutlich ansah, wenn er sich unbeobachtet fühlte. Er hatte sein Bandana in den Haaren, welches ihn gleich noch etwas mehr, wie den alten Schuldig aussehen ließ. Ich riss mich zusammen und sprach ihn kühl an. „Der Arzt!“, meinte ich schnell und verschränkte die Arme vor der Brust. Der Mann im weißen Kittel nickte kurz und erklärte Schuldig seine Prognose. Ich beobachtete den Schwarz genau. Sein Blick glitt ein wenig in die Weit und er hob sein Kinn kaum merklich. Diese Bewegung war mir schon einmal aufgefallen. Als ein seltsamer Glanz in seine Augen trat wusste ich, was es bedeutete. Er las die Gedanken des Arztes. Nun war es der Arzt, den ich genau beobachtete. Er verabschiedete sich und sah mich an. „Ob ich noch einmal kurz mit ihnen sprechen könnte?“, fragte er mich und ich nickte. Ich wusste nicht, was er von mir wollte, doch ich folgte. Wir drehten uns etwas von Schuldig weg. „Ich wollte ihnen nur zu bedenken geben, dass die Brüche im Becken zwar heilen, die Bruchstellen jedoch noch empfindlich sind. Sie sollten also jede Art von... naja Stößen auf das Becken vermeiden!“, flüsterte er mir zu. Verwirrt sah ich ihn an, doch dann hörte ich das schadenfrohe Lachen in meinem Kopf. //Du sollst sanft zu mir sein. Kätzchen!//, hörte ich ihn spotten und mir stieg die Röte in die Wangen. Noch ehe ich etwas erwidern konnte verschwand der Arzt und ließ mich mit einem breit Grinsenden Schuldig zurück, der seinen Kopf amüsiert in seine Hand stützte. Kapitel 4: 4 ------------ -Schuldigs POV- Das wurde ja immer besser. Meine Frakturen waren so gut wie verheilt und Aya kochte vor Peinlichkeit und Wut. Ein Mal mehr hätte ich wie ein glückliches Kind strampeln können. Ich begnügte mich jedoch mit einem überlegenen Lächeln. „Wir können ja noch etwas rausgehen?“, fragte ich spielerisch und empfing einen weiteren Blick, der zum Töten bestimmt war. „Ich könnte dir auch den Hals brechen!“, zischte er und mein Grinsen gipfelte in einem leisen Lachen. „Dann wird aber dein Boss sauer!“, mahnte ich. Die Augen des Weiß funkelten bedrohlich, doch es lies mich kalt. Mein Leben war vorerst in Sicherheit und auch Ayas tödlichster Blick würde daran nichts ändern. Murrend kam er zu mir und ergriff die Bremsen des Rollstuhls. Verwirrt sah ich ihn an und ehe ich mich versah warf er mir Kleidung zu. Ich sah auf die Jogginghose und den dünnen Pullover. Es war zwar noch warm draußen, doch der Herbst kündigte sich mit kühlem Wind bereits zu Wort. //Hilfst du mir?//, schnurrte ich und grinste, als er die Tür öffnete und mich eiskalt im Stich lies. Kurz zuckte ich mit den Schultern. Ich zog mir das Krankenhaushemd über den Kopf und warf es unbeachtet in eine Ecke. Ordnung gehörte noch nie zu meinen Stärken. Ich blickte auf die Flexüle in meinem Arm und klingelte eine Schwester zu mir. Sie trat in das Zimmer ein und auch der Weiß kam zurück. „Das kann raus!“, bestimmte ich und deutete auf den winzigen Schlauch in meiner Vene. Die Schwester blickte mich skeptisch an. Schnell suchte ich ihre Gedanken und lies sie in dem Glauben, dass es völlig in Ordnung war, mir das Teil zu entfernen. Sie holte ein Pflaster und einen Tupfer und zog sich Handschuhe an. Mit einem gekonnten Zug verschwand der Störenfried aus meinem Arm und sie presste mir den Tupfer auf die Wunde. Kaum eine Minute später klebte das Pflaster und sie entsorgte den Abfall, ehe sie das Zimmer verließ. Neugierig tippte ich auf das Pflaster und murrte. Was Farfarello nur an diesen Tätigkeiten fand? Der kalte Blick von Aya ließ mich ihn ansehen und mit der Schulter zucken. „Was?“, fragte ich voller Unverständnis. „Du hättest ja was sagen können, wenn es dir nicht passt!“, stellte ich mit dem gleichen Unterton weiter fest. Ich zog mir den Pullover über den Kopf und über die Arme. Die Hose schien ein größeres Problem zu werden. Ich schlüpfte in die Beine der Hose und zog sie bis zur Kante des Rollstuhls hoch. Einmal mehr war ich dankbar, dass man mir meine Unterhose gelassen hatte. Völlig nackt hätte ich mich unter diesem luftigen Hemdchen wirklich nicht wohlgefühlt. Viel zu zugig. Ich stellte meine Beine auf den Boden und rückte mit dem Hinten an die Kante des Stuhls vor. Kurzentschlossen stieß ich mich aus dem Stuhl hoch und zog die Hose hoch. Zufrieden grinsend sackte ich in den Stuhl zurück und biss mir augenblicklich schmerzhaft auf die Zunge. Dieser flammende Schmerz in meinem Becken peitschte mir die Tränen in die Augen. /Ich Idiot!/, schallte ich mich. „Du Idiot!“, bekam ich es aus Ayas Mund somit dual zu verstehen, dass diese Aktion blöd war. Er hatte die Strecke zu mir schnell überwunden und nun fühlte ich seine Hände auf meinen Schultern. „Vielleicht sollte sich der feine Herr doch herablassen, Schmerzmittel zu nehmen.“, fuhr er mich an und ich öffnete ein Augen einen Spalt weit. Ich erwartete unbändige Wut in den Amethysten des Andern, doch ich fand Sorge. Forschend durchsuchte ich seine Gedanken. Der körperliche Kontakt zu ihm half mir dabei enorm. Mir war in diesem Moment egal, wie holprig ich mich dabei anstellte. Ich wollte wissen, ob er das ernst meinte, was ich sah. „Raus da!“, knurrte er und richtete sich auf. Er löste seine Hände, doch ich hatte schon gefunden, was ich suchte. Sein Beschützerinstinkt war mehr als ausgeprägt. Das kam mir nun zu Gute. Langsam beruhigte sich der Schmerz in mir und ich konnte auf seine Frage antworten. „Dann kann ich mich nicht konzentrieren!“, gab ich zu und stutzte im selben Moment. Schon wieder gab dich meine wahren Beweggründe preis. „Was ist so schlimm daran?“, fragte er noch immer genervt von meiner Dummheit. „Ich fühle mich nicht wohl!“, kamen die Worte schneller aus mir, als ich es wollte. Aya löste meine Bremsen und schob mich in Richtung der Aufzüge. Dankbar registrierte ich, dass er diesen Satz missverstanden hatte. „Ein blödes Kommentar von dir und ich werfe dich vor das nächste Auto!“, zischte er mir zu. -Ayas POV- Ich schob ihn zu den Fahrstühlen. Wenn er sich nicht wohl fühlte, brauchte er frische Luft. Ich drückte den Rufknopf und wir warteten. Mein Blick wanderte zu dem Schwarz. Sein Gesicht zeigte noch immer diese Schmerzen, die mich so erschreckt hatten. Als er vor dem Bett zusammengesackt war schien er nur überrascht zu sein, doch diese schmerzverzerrte Fratze von eben hatte mir kalte Schauer über den Rücken getrieben. Er muss gelitten haben. Auch seine Suche in meinen Gedanken war mehr als ungelenk gewesen. Das konnte er besser. Ich hatte ihn einen Idioten genannt doch nun tat er mir leid, wie er in diesem Stuhl saß und vor Schmerzen nicht wusste, wie er sitzen sollte. Der Aufzug kam und ich stieg mit ihm ein. Die Stille zwischen uns gab mir Zeit meinen Gedanken nach zuhängen. Ich hatte die Röntgenbilder gesehen. Sein Becken war ein einziger Trümmerhaufen. Auch wenn es die Aufnahme eines Feindes war hatte sie mich schon vor Wochen erschreckt. Noch heute schauderte ich bei dem Gedanken an die vielen kleinen, weißen Splitter auf dem Bild. /Es heilt ja!/, mahnte ich mich und schob ihn in den Park des Krankenhauses. Ich stellte Schuldig neben die gleiche Bank wie am Tag zuvor und setzte mich hin. Der Abstand zwischen uns war geringer als gestern. Ich fand es nicht richtig ihm nun ganz von der Seite zu weichen. „Danke!“, hauchte der Telepath neben mir und ich sah ihn ruhig an. Einzig meine Augenbraue hob sich. Hatte er sich gerade bedankt? Bei mir? Wofür? Ein Lächeln stahl sich auf sein immer noch leidendes Gesicht. -Schuldigs POV- Ich deutete kurz auf meine Schläfe. „Ich habe deine Gedanken aufgeschnappt. Muss wirklich schlimm um mich gestanden haben. Insofern verdanke ich dir, glaube ich, mein Leben.“, murmelte ich leise. Meine Stimme hatte noch keine richtige Kraft. Erneut verlagerte ich mein Gewicht auf die andere Seite meines Körpers und biss die Zähne zusammen. „Beim nächsten Mal ziehe ich mich im Bett um!“, dachte ich laut und lächelte über meine eigene Dummheit. Aya sagte nichts dazu. Das brauchte er auch nicht. Sein kalter Blick sprach Bände. Auch auf meine Danksagung hatte er nichts erwidert. Ich nickte leicht und sah auf den See vor uns. Es hatte etwas friedliches und allmählich verstand ich, was in den letzten Wochen passiert war. „Sie sind alle tot.“, erklärte ich mir, doch meine Stimme hatte einen fragenden Unterton angenommen, worauf hin Aya nickte. „Es stimmt, dass ich Brad gegenüber immer loyal war. Doch wirklich leid tut es mir nur um unseren kleinen Chibi.“, gestand ich. Ich wusste nicht was es war, dass mich dazu trieb meine Gedanken so brach zu legen. Vielleicht wollte alles auch einfach mal aus mir heraus. Ich wusste, dass Aya mir aufmerksam zuhören würde. Ich war mir auch sicher, dass er Perser Bericht über mich abliefern musste. Ich schnaufte kurz durch und setzte mein altbekanntes Lächeln auf. „Nun sag mal, Kätzchen. Was sagen den die andern Weiß dazu, dass ich bei euch aufschlage?“, grinste ich und beobachtete die Reaktion meines Gesprächspartners. „Du wirst ganz sicher nicht bei uns wohnen!“, wiegelte er das Thema ab und ich grinste breiter. //Denkst du Perser lässt mich so nahe an sich heran? Für ein paar mickrige Informationen?// -Ayas POV- Ich murrte in mich hinein. Sicher würde ich diesen Schwarz nicht in unsere Wohnung lassen. Doch auch ich hegte Zweifel daran, dass Perser Schuldig direkt zu sich holen würde. Ich würde mein Team wohl oder übel darauf einstimmen müssen, dass ein Feind bei uns einzog. Zum Glück für mich hatte ich dafür noch ein paar Tage Zeit. Schuldig würde nicht gleich morgen entlassen werden. Genug Zeit um diese Hiobsbotschaft zu überbringen. Ich schob diesen Gedanken von mir. Stille legte sich zwischen uns und ich konnte unwichtigen Gedanken nachhängen. Ganz bewusst dachte ich über Rechnungen, Lieferungen und die noch zu kaufenden Lebensmittel nach. Ich war mir sicher, Schuldig würde in meinen Gedanken herumschnüffeln. Er sollte sich wenigstens genauso langweilen, wie ich es im Moment tat. „Essen klingt gut.“, hörte ich ihn neben mir und öffnete ein Augen ein wenig. Er rieb sich den Bauch. Ich musste kein Telepath sein um zu ahnen, dass er sein Frühstück nicht angefasst hatte. Er löste die Bremsen seines Rollstuhls und bewegte sich mit kräftigen Schüben an den Räder vorwärts. „Lass uns was essen!“, bestimmte er und bewegte sein Gefährt über den Kiesweg. Auch mein Magen zog sich zusammen. In meiner Wut war ich am Morgen ohne Frühstück aus dem Haus gegangen. Ich erhob mich langsam und folgte dem Schwarz. Er hatte keine Möglichkeit zu fliehen, also konnte ich etwas Abstand zu ihm halten. Ein wenig hoffte ich so auch die offensichtlichen Gerüchte zu unterbinden. Mit ruhigen Schritten folgte ich Schuldig in die Cafeteria des Krankenhauses. Besonders ansprechend sahen auch diese Speisen nicht aus, doch sicher war es besser, als das Essen auf den Zimmern. -Schuldigs POV- Ich sah die Brötchen in der Auslage und lecke mir über die Lippen. Sicher sahen sie in meiner Vorstellung besser aus als sie es in Wirklichkeit taten, doch mein Hunger meldete sich erneut und gab mir zu verstehen, dass es ihm egal war. „Du hast kein Geld!“, kam es ruhig von dem Mann hinter mir und ich legte ein breites Lächeln auf. „Dann sei so gut und leih mir etwas. Ich habe da einen lukrativen Job in Aussicht. Ich zahle es dir zurück!“, erklärte ich und zwinkerte Aya zu. Nur seine Augenbraue zuckte kurz in einem Anflug von Wut, ehe er seufzte und zu der Bedienung trat. Er sah mich noch einmal an, doch mein Blick hing weiter an den belegten Brötchen. „Zwei Kaffee und ein Brötchen!“, hörte ich ihn bestellen und lächelte in mich hinein. Gegen kindlich Augen konnte der kühle Weiß offensichtlich nicht ankommen. Gut zu wissen. Kindlichkeit, Hilfsbedürftigkeit. Kurz überlegte ich und begann mich zu fragen, wie gut es der Kleinste von Weiß wohl bei Aya hatte. Ich schüttelte den Kopf. Das kleine Kätzchen würde so etwas sicher nie für sich ausnutzen, dafür war er leider zu ehrlich. Ich rollte an den Tisch und trank einen Schluck von dem Kaffee. Sicher schmeckte er zu Hause besser, doch das war mir gerade egal. Endlich wieder Kaffee. Ich biss in das Brötchen und sah auf den Tisch, als mir ein Zettel hin geschoben wurde. Mit einem kurzen Blick erkannte ich die Rechnung und grinste. Er hielt wirklich daran fest, dass er sein Geld wiedersehen würde. Das gab mir Hoffnung. Ich würde also zum Arbeiten zu Weiß kommen. Auch gut. Beim Essen suchte ich noch etwas in fremden Gedanken herum. Zum Einen wollte ich meine Fähigkeiten noch etwas trainieren. Zum Anderen lauschte ich schon immer gern den Gedanken anderer Menschen. Es machte mich zu einem guten Beobachter. Bei einem Gespräch blieb ich hängen. Ein junges Paar unterhielt sich. Sie wollte seine Telefonnummer. Angeblich nur für Notfälle. Doch ihre Gedanken erzählten mir ihre Notfälle. Einsamkeit, Langeweile, Sehnsucht, … //Gib sie ihr. Was kann schon passieren?//, pflanzte ich den Gedanken in seinen Kopf und er schrieb ihr seine Nummer auf. /Gute Tat für heute getan./, dachte ich für mich und wägte mich in Sicherheit für mein nächstes Vorhaben. „Gib mir deine Nummer, Kitty.“, meinte ich ruhig und schob ihm die Rechnung zurück. „Ich soll was?“, fragte er eiskalt und blickte mich mehr als distanziert an. „Du bist für mich verantwortlich.“, meinte ich nur und trank unbeeindruckt meinen Kaffee weiter. Das saß. Er blieb still. An sein Verantwortungsgefühl zu appellieren kam also auch auf meine Liste. Noch etwas mehr Zeit und ich hätte den großen Anführer in meiner Hand. Was konnte mir Besseres passieren? Über ihn würde ich zur Not sicher auch den Rest von Weiß kontrollieren können. Noch einmal würde ich in diese Kerbe schlagen. „Könnte ja sein, jemand will mich hier umbringen.“, murmelte ich. „Umbringen? Dich? Wer sollte …“, begann er und stockte, als er begriff, dass dieser Gedanke gar nicht so abwegig war. Erstaunt schielte ich über den Tassenrand zu ihm, als er einen Kuli nahm und tatsächlich eine Nummer auf das Papier schrieb. Er schob es mir zu und sah mich mahnend an. „Nur für absolute Notfälle!“ Ich nickte knapp und schnappte mir das wertvolle Papier. Etwas in mir sagte mir, ohne die Nummer gesehen zu haben, dass es sich dabei um seine private Handynummer handeln musste. Jetzt musste ich mir nur noch ein Handy besorgen, doch das wäre wohl eins der kleinsten Probleme in meiner Situation. Nach dem Essen wurde ich auf mein Zimmer geschoben und ich setzte mich in mein Bett. Aya blickte auf die Uhr und verabschiedete sich. „Schicht im Laden?“, fragte ich unverfänglich nach und er nickte. Schon als sich die Tür des Zimmers schloss wurde mir langweilig. Mein Spielzeug war ja gerade auf dem Weg in den Blumenladen. Ich machte es mir etwas im Bett bequem und konzentrierte mich. Schon bald überließ mir ein Pfleger sein Handy. Modern war zwar anders, doch für eine oder zwei SMS war es noch gut. Sicher hätte ich mich auch in Ayas Gedanken schleichen und ihn so nerven können, doch auch so würde ich meinen Spaß mit ihm haben. -Ayas POV- Wütend saß ich in meinem Porsche und fuhr zum Koneko. Wieso hatte ich Schuldig meine Handynummer gegeben? Wenn wirklich etwas sein sollte, würde mich das Krankenhaus informieren. Mein Hände legten sich enger um das Lenkrad und mein Fuß trat etwas fester auf das Pedal. Am Laden angekommen stieg ich aus und atmete durch. Die nächsten Stunden würden mich noch genug Kraft kosten. Ich setzte meinen ersten Fuß in den Laden und meine Ohren begannen zu klingeln. Die Mädchen freuten sich mich zu sehen. Als wäre ich ein Popstar. Ich blieb nach Außen hin gelassen, doch der Stress machte sich in anfänglichen Kopfschmerzen langsam bemerkbar. „Habt ihr keine Schule?“, fragte ich, doch meine Stimme ging in dem Geplapper einfach unter. Ich sah zu Omi, der angestrengt zwischen den einzelnen Kunden hin und her sprang und mein Blick wurde dunkler. „Wo ist Yoji?“, fragte ich den Kleinen und er deutete nur mit einem Finger nach oben. „Schläft!“, war die knappe, gehetzte Antwort. Ich knurrte und schritt entschlossen die Treppe hinauf. Mit einem Lauten Geräusch öffnete ich die Tür zu seinem Zimmer und baute mich vor seinem Bett auf. „Yoji Kudou. Mich interessiert nicht, was du mit deiner Freizeit machst. Aber du hast Dienst im Laden, also beweg deinen Hinter runter!“, rief ich und sofort saß er im Bett. „Ich bin vor 2 Stunden erst ins Bett!“, fluchte er ungehalten und sah mich wütend an. „Ich sagte bereits, dass mir das völlig egal ist! Also beweg dich, sonst helfe ich nach!“, drohte ich und Yoji gab sich geschlagen. Er stapfte wütend an mir vorbei und murmelte noch etliche Flüche. Ich rieb mir die Nasenwurzel. „Wie im Kindergarten, hier!“, murrte ich. Die Kopfschmerzen nahmen ordentlich zu. Doch mit einem Mal waren sie weg. Verwirrt sah ich auf. Mein Handy gab einen Ton von sich und ich blickte mehr als überrascht auf die SMS. Nur meine Freunde hatten meine Nummer. Ich öffnete die Nachricht und ein eisiger Schauer lief mir über den Rücken. „Armes, gestresstes Kätzchen. Ist es so besser?“ Mehr war nicht zu lesen, doch ich wusste sofort, wer der Absender war. Zu geschockt um zu antworten steckte ich mein Handy weg und begab mich in den Laden um Omi zu helfen, bis Yoji sich endlich zu uns begab. Kapitel 5: 5 ------------ -Schuldigs POV- Grinsend verfolgte ich die angestrengten Gedanken des roten Kätzchens. Die Verwirrung war überall in seinem Kopf zu finden. Ich nutzte diese Ablenkung um mich noch etwas in seinen Erinnerungen umzusehen. Er schien mal ein ganz normaler junger Mann gewesen zu sein. Ausgeglichen und nicht so kalt wie er es jetzt war. Immer wieder stolperte ich in seinen Erinnerungen über den Namen Ran. Nun musste auch ich in meinen Erinnerungen kramen, bis mir einfiel, warum dieser Name mir so bekannt vorkam. Ich hatte mich über die ganzen Jahre an ihn als Aya gewöhnt, dass mir sein richtiger Name völlig entfallen war. „Ran.“, murmelte ich für mich. Ein schöner Name. Er passte zu ihm. Ich schüttele den Kopf, verschränke meine Arme dahinter und lehne mich tiefer in das Kissen. Gelangweilt stelle ich ein Bein an und wackle mit dem Knie hin und her. Mein Blick bleibt an der weißen Krankenhausdecke hängen. So sehr hatte ich mich noch nie gelangweilt. Ich schnaufte und setzte mich an die Bettkante. Ich hatte nicht vor länger als nötig hier zu bleiben. Im Krankenhaus Spaß zu haben war wirklich schwer. Auch die Gedanken der Pfleger und Schwestern waren immer die Gleichen. Geldsorgen, Liebesdramen und Selbstzweifel. Langsam wurde mir klar, wie man im Krankenhaus depressiv werden konnte. „Nicht mit mir!“, murmelte ich und tastete mit meinen Füßen nach dem Boden. Immer weiter rutschte ich an die Kante und belastete meine Beine mit meinem Gewicht. Ich spürte, wie sie zu zittern begannen. Muskeln bauten sich wirklich schnell ab. Mit einiger Anstrengung schaffte ich es schließlich mein Gewicht auf meinen Füßen zu tragen und blieb etwas stehen. Laufen wäre wohl verfrüht gewesen. Mit einem siegessicheren Grinsen stemmte ich meine Hände in die Hüfte. /Geht doch!/, dachte ich, als die Tür sich öffnete. Der erschrockene Ausruf lies mich zusammenschrecken und ich verlor die Balance. Hart schlug ich auf den Boden auf und konnte mir einen Schmerzensschrei nicht verkneifen. Feurig schoss der Schmerz durch meinen Körper und nahm mir fast das Bewusstsein. Ich spürte, wie man mich auf das Bett legte und meine Hüfte abgetastet wurde. Es schmerzte höllisch, doch ich spürte keine Bewegung in den Knochen. War also nichts gebrochen? Mit aller Kraft versuchte ich die Gedanken um mich herum aufzuschnappen, doch ich schaffte es nicht. Ich spürte erst etwas Kaltes an meinem Bein, dann einen kurzen Stich. Sofort wurden meine Schmerzen weniger und mein Geist vernebelt. -Ayas POV- Mein Handy klingelte und ich blickte auf die Nummer. Sofort nahm ich den Anruf entgegen und lauschte der Schwester am anderen Ende. Eine seltsame Mischung aus Wut und Sorge stieg in mir auf. In meinem Kopf entstand das Bild von Schuldig, wie sehr er litt. „Ich muss weg!“, meinte ich nur knapp zu meinen Kollegen und bestätigte der Schwester mein Kommen. Ich legte meine Schürze ab und zog meine Jacke über. Schnell stieg ich in meinen Wagen und fuhr zum Krankenhaus. Ich war wütend auf diesen Idioten. Hatte er es denn noch nicht begriffen? Und doch raste mein Herz. Was wenn er verletzt war? /Blödsinn/, unterbrach ich mich. Mir gefiel die Richtung nicht, in die diese sorgenvollen Gedanken weiter gingen. Er war Schuldig. Er war ein Schwarz. Er hatte Mitschuld an dem Zustand meiner Schwester. Ich biss meine Zähne fest auf einander. Diese Wut in mir hatte mich all die Jahre angetrieben. Ich durfte sie nicht einfach aufgeben. Ich hielt am Krankenhaus und stieg aus. Nach Außen hin war ich die Ruhe in Person. Ich fiel niemandem auf. Gut so. Alles Andere würde diese blöden Gerüchte über mich und Schuldig nur noch schüren. Schnell schüttelte ich auch diese Gedanken ab. Warum nur dachte ich immer wieder darüber nach? Mir konnte es doch egal sein, was man von mir dachte. Ich wusste, wer ich war und mehr brauchte es nicht. „Was hat er angestellt?“, fragte ich kühl und fast gelangweilt, als ich auf der Station ankam. Die Schwester lief mit mir zu seinem Zimmer und erklärte mir die Situation. Sie erklärte mir, dass er unter starken Schmerzmitteln stand. Nur für einen Moment machte ich mir Sorgen um die Gesundheit der Verantwortlichen, wenn Schuldig wieder seine volle Kraft hatte. Doch ich beschloss, dass ich ihn im Zaum halten würde. Knapp nickte ich verstehend und betrat das Zimmer. „Ich komme zurecht!“, versicherte ich ihr und sie warf mir noch einen entschuldigenden Blick zu. Ein mal wieder wollte ich das Missverständnis aufklären, doch sie war schon auf dem Gang verschwunden. Ich schloss die Tür hinter mir und trat an das Bett heran. Schuldig lag entspannt auf der Matratze und doch schien er sich nicht wohl zu fühlen. Seine Gesichtszüge waren angespannt und sogar sein Lächeln war verschwunden. Bei diesem Anblick bekam ich Mitleid mit ihm. Er sah so verletzlich und hilflos aus. Ich hob meine Hand und strich ihm eine verirrte Strähne seines Haares aus dem Gesicht. Langsam öffnete er seine Augen und ich blickte in vernebeltes Blau. Es versetzte mir einen Stich. -Schuldigs POV- Meine Umwelt nahm ich nur wie durch Watte wahr. Verfluchte Schmerzmittel. Ich konnte mich nicht konzentrieren. Ich konnte meine Fähigkeiten nicht nutzen. Ich hasste dieses Gefühl. Ich konnte meinen Geist nicht ausbreiten. Er war in meinem Körper gefangen. Etwas Kühles durchbrach diese flaumige Wärme in mir und ich öffnete meine Augen. Es dauerte etwas, bis ich mir bewusst wurde, wer da vor mir stand. Ein Lächeln zog sich auf meine Lippen. Ich war ehrlich froh, ein bekanntes Gesicht zu sehen. „Ran.“, murmelte ich und schloss meine Augen wieder. Sie aufzuhalten war einfach zu schwer. „Warum hast du das getan?“, hörte ich die leise Frage und musste alle Kraft zusammenkratzen um die sie zu verstehen. „Es ist langweilig!“, murmelte ich weiter. Meine Zunge fühlte sich seltsam an. Alles an mir war so unwirklich. Ich glaubte, auf Grund meines Gewichtes durch das Bett brechen zu müssen. „So schwer!“, dachte ich laut und versuchte den Pullover von meiner Brust zu ziehen. Ich hörte ein geräuschvolles Atmen und spürte wieder diese kühlen Finger auf mir. Kurz zuckte ich unter der Kühle zusammen. „Es ist kalt draußen.“, hörte ich, wie er sich entschuldigte. Matt versuchte ich der vorgegebenen Bewegung zu folgen und lies mich auf die Seite drehen. Das Atmen wurde mir leichter. „Besser?“, fragte Aya und hielt mich an der Schulter. Ich nickte nur und genoss, wie die Kälte durch diese unangenehme Wärme drang. //Mehr!//, dachte ich mir. -Ayas POV- Gott war ich froh, dass er die Augen geschlossen hielt. Mir war es unglaublich peinlich neben Schuldig auf dem Bett zu sitzen und seine Schulter zu halten. Die Wut über meinen richtigen Namen war bereits verflogen. Ich gestattete mir die Freiheit es als im Rausch gesagtes Wort abzutun. Mein Blick hing die ganze Zeit auf dem Fenster. Doch als ich diese Stimme in meinem Kopf hörte sah ich auf den Schwarz herab. Leicht knirschte ich mit den Zähnen. Eindringlich hatte mir Perser verständlich gemacht, dass ich für ihn verantwortlich war und es an mir lag ihn auf unsere Seite zu ziehen. Das hieß wohl auch, dass ich etwas nett zu ihm sein musste. Ich unterdrückte ein genervtes Murren und legte meine Hand auf seinen Kopf. Seine Stirn war warm unter meinen Fingern. Ich entlockte Schuldig ein entspanntes Seufzen und sein Körper sank langsam immer mehr in sich zusammen. „Eingeschlafen“, stellte ich leise fest und war versucht einfach aufzustehen und zu gehen. Mein Verantwortungsbewusstsein hingegen hielt mich auf meinem Platz. /Gut!/, dachte ich sarkastisch. /Sitze ich eben neben einem Schwarz und streiche über seinen Kopf. Ist ja absolut normal!/ -Schuldigs POV- So gut. Diese Kühle tat so gut. Sie beruhigte diese Beklemmung in meinem Geist. Die Finger in meinen Haaren taten ihr Übriges um mich in einen wohligen Schlaf abdriften zu lassen. Traumlos und erholsam. Als ich die Augen das nächste Mal aufschlug spürte ich die Finger noch immer in meinen Haaren. Sie streichelten mich nicht mehr, doch der vorsichtige Druck gab mir ein ähnlich gutes Gefühl. Mein Blick wanderte über die Gestalt, neben mir. Aya saß auf dem Bett und blickte gedankenverloren aus dem Fenster. Nur die Straßenlaternen erhellten mein Zimmer. Er muss über Stunden hier gesessen haben. Es war selten, doch in diesem Moment wusste ich nicht, was ich tun sollte. Sollte ich ihn ansprechen und riskieren, dass er wieder eine sichere Distanz zwischen uns brachte? Sollte ich meine Augen einfach wieder schließen? Sollte ich die Gelegenheit nutzen und seine Gedanken lesen? Das Klopfen an der Tür nahm mir die Entscheidung ab. Aya stand auf und entzog mir seine kühlen Finger. Er ging zur Tür und nahm ein Tablett entgegen. Als er sich umdrehte schloss ich meine Augen. Mein Herz begann zu rasen. Würde er sich wieder zu mir setzen? Würde er mich versuchen zu wecken? /Ruhig Blut!/, raunte ich mir in Gedanken zu. Ich hörte seine Schritte. Er stellte das Tablett ab und kam auf mein Bett zu. Ich spürte sein Zögern fast körperlich. Dann spürte ich seine kühlen Finger auf meiner Stirn. Ungewollt seufzte ich erleichtert. Seine Hand ertastete meine Wange und prüfte den Temperaturunterschied zwischen den beiden Stellen um Fieber auszuschließen. /Wie fürsorglich!/, dachte ich für mich. Ein Teil in mir fand es nicht richtig ihn weiter im Unklaren zu lassen. Ich öffnete langsam meine Augen und sah, wie Aya zurücktrat. Er brachte einen sicheren Abstand zwischen uns. Dies nahm ich etwas unwillig zur Kenntnis. -Ayas POV- Ich trat einen Schritt zurück. Vielleicht auch weil ich nicht wollte, dass er bemerkte, wie peinlich mir diese Situation war. „Du bist wach. Gut. Wenn du jetzt klarer bist erklärst du mir vielleicht, warum du so einen Blödsinn veranstaltest.“, gab ich kalt von mir und setzte mich auf den Stuhl unter dem Fenster. Das Licht beschien mich von hinten und verhinderte, dass man mir die Verlegenheit auf den Wangen ansehen konnte. Gelassen schlug ich ein Bein über das Andere. „Hier ist es langweilig.“, bekam ich als Antwort und sah dabei zu, wie Schuldig sich aufsetze. „Dann sag doch einfach etwas.“, fiel es mir unbedacht über die Lippen. „Denkst du, die haben hier Lust mich zu bespaßen? Was bringt es mir, hier jemandem zu sagen, dass ich mich langweile?“, erhielt ich als Gegenfrage. Noch bevor ich über eine Antwort nachdenken konnte polterten weitere Worte aus mir heraus. „Doch nicht denen hier. Mir!“ Ich stockte. Verdammt. Das hatte ich jetzt nicht wirklich gesagt. Schnell wollte ich das Thema wechseln. „Warum stehst du ohne Hilfe auf?“, fragte ich kühler. Ich hatte die Veränderung in dem Mann auf dem Bett bemerkt und hoffte inständig, dass er nichts weiter dazu sagte. „Ich will laufen. Ich bin noch nie in einem Krankenhaus gewesen. In der Villa war es relativ egal, wie ich wieder auf die Beine kam, solange ich bei den Versuchen nicht starb.“ Ich stockte. Ich war der Meinung etwas Bitteres in der sonst so spottenden Stimme zu hören. -Schuldigs POV- Keine fünf Minuten war ich nun wach und schon wurde ich von heiße in kalte Gefühle und zurück gestoßen. Ich wollte eine spöttische Bemerkung über Ayas Angebot machen, doch er wechselte abrupt das Thema. Es waren nicht die Worte, die er gewählt hatte, die mich rasend machten. Es war die Art. Diese desinteressierte Kälte. Er versteckte sich dahinter. Auch im Schatten konnte ich seine Gesichtszüge erkennen. Eiskalt und hart. Dieses schöne Gesicht, welches er vor ein paar Minuten noch hatte, war ganz und gar verschwunden. Ich lies meinem Frust ein wenig Luft. „Ich will einfach hier raus. Und wenn das erst geht, wenn ich mich selbst wieder bewegen kann dann bitte!“, meinte ich ungewöhnlich trotzig für meine Verhältnisse. „Wenn du dir dein Becken noch einmal zertrümmerst wird es nur noch länger dauern.“, hörte ich ihn. Mit verschränkten Armen sah ich ihn an. Ich musste zugeben, dass er recht hatte. Mit einem Mal kam mir ein Gedanke, wie ich meiner Langeweile Abhilfe schaffen konnte. „Dann wirst du wohl hier bleiben müssen, Kitty. Wenn du gehst wird es langweilig und wenn es langweilig wird, will ich hier weg.“, unterbreitete ich ihm. Ich wusste selbst, dass dies nur ein Teil der Wahrheit war, doch man sagte ja auch einer Maus nicht, dass man beim Speck eine Schlange versteckte. Überlegen grinste ich ihn an. Er schien ernsthaft darüber nachzudenken. -Ayas POV- Die Tür rettete mich. Der Physiotherapeut betrat das Zimmer um mit Schuldig seine Übungen zu machen. Ich ging aus dem Zimmer und lief auf dem Gang bis zu den Aufzügen. Mit einem unguten Gefühl im Magen rief ich eine Nummer an. Es war eine Nummer von Manx. Schnell erklärte ich ihr die Situation und erwartete von ihr die Erlaubnis Schuldig einfach ignorieren zu können. Doch nach einer kleinen Ewigkeit, in der sie sich mit ihrem Boss absprach übermittelte sie mir den Befehl weiter auf Schuldig zu achten. Was war nur so wichtig an diesem Kerl? Wütend legte ich auf. Ich hatte keine Wahl. Mit langen Schritten ging ich zu dem Krankenzimmer und trat ungefragt ein. Mein Blick heftete sich auf Schuldig und seine Übungen. Erneut stieg ein peinliches Unwohlsein in mir auf. Der Therapeut war so nahe bei Schuldig. Diese Übungen würde ich sicher nicht mit ihm machen. Er konnte sich ja eine häusliche Pflege bestellen, die ihm half. Doch ich würde meine Hände sicher nicht an sein Bein legen. Ich sah aus dem Fenster um mir diese Nähe nicht ansehen zu müssen. „Das war es für heute. Ruhen Sie sich noch etwas aus.“, erklang die Stimme des Therapeuten und er verabschiedete sich bei jedem von uns. Erneut setzte ich mich auf den Stuhl unter dem Fenster. Bewusst sah ich dem Schwarz nicht ins Gesicht. Ich wusste, dass dort nur ein weiteres breites Grinsen auf mich wartete. -Schuldigs POV- Mein Blick hatte auf Aya geheftet, als er in das Zimmer kam. Mit unbändiger Freude nahm ich seine Verlegenheit wahr. Als wir allein im Zimmer waren setzte er sich auf seinen Stuhl und ich mich im Bett auf. Mein Grinsen suchte seines Gleichen. //Wenn du eifersüchtig bist, dann kannst du mir ja morgen früh helfen!//, schnurrte ich in seine Gedanken und empfing einen kalten Blick. Seine Augen funkelten dunkel. Es war ihm wirklich peinlich. „Ich bin nicht eifersüchtig!“, warf er mir entgegen und für den Bruchteil einer Sekunde sanken meine Mundwinkel etwas. /Schade eigentlich./, kam es mir in den Sinn. Ich lehnte mich entspannt zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Stille legte sich zwischen uns und ich zog ein Bein an meinen Körper um wie schon einmal zu vor mit dem Knie hin und her zu wackeln. „Das Liegen nervt. Hilf mir aufstehen!“, meinte ich dann und setzte mich in meinem Bett auf. Prüfende Blicke trafen mich. -Ayas POV- Helfen? Kurz überlegte ich, ob die Gehirnerschütterung Schäden hinterlassen haben könnte. „Du bist schon zwei mal umgefallen. Langsam solltest auch du es begreifen!“, schimpfte ich und lehnte mich demonstrativ weiter nach hinten in den Stuhl. „Aller Guten Dinge sind drei.“, erhielt ich als Antwort. Meine Zähne bissen fest aufeinander. Ich stand auf und seufzte. /Der lernt es nie!/, dachte ich für mich und bedachte ihn mit einem prüfenden Blick. //Unter den Klamotten bin ich nackt. Also wo sollte ich Waffen versteckt haben?//,  hörte ich es in meinem Kopf und stieg mir die Schamesröte ins Gesicht. Ich verkaufte sie jedoch als Wut. „Raus aus meinem Kopf!“, schimpfte ich und ging auf ihn zu. Ich schnappte mir seinen Kragen und zog ihn etwas an mich. „Sei bloß vorsichtig, Schwarz.“, zischte ich und er grinste mich nur überlegen an. Er griff nach meinen Schultern und ich versteifte mich augenblicklich. Diese Nähe war mir unangenehm. Ich war meinen Feinden schon oft sehr nahe gekommen, doch dies hier schien anders zu sein. Schuldig zog sich an meinen Schultern nach oben und ich richtete mich auf. Kapitel 6: 6 ------------ ~Schuldigs POV~ So nahe. Ich war Aya so nahe, dass ich seinen Geruch erkennen konnte. Er hatte kein Parfum auf seiner Haut. Dieser Duft nach Blumen und herben Holz war sein ganz eigener Geruch. Ich war ihm schon ein paar mal im Kampf nahe gekommen, doch dieser Geruch war etwas Neues. Erneut schoss ihm die Röte ins Gesicht und ich freute mich einmal mehr diebisch. Auf all unseren Missionen war er nie so leicht aus dem Konzept zu bringen, wie es hier der Fall war. War das vielleicht der echte Aya? Der echte Ran? Langsam tastete ich mich in seinen Kopf vor und suchte danach. Seinen Blick hatte er abgewendet. Es musste ihn wirklich stören. Nicht mal seine kühle Maske kam gegen dieses Unwohlsein an. Ein dunkles Grinsen legte sich über mich, als ich ein paar Fetzen aufgreifen konnte. /So so./, dachte ich mir und angelte nach weiteren Fetzen seiner Gedanken. //Haut an Haut ist dir unangenehm?//, grinste ich ihn an. Ein Fehler. Er drückte mich zurück und ließ mich über dem Bett zusammensacken. Ein unglaublicher Schmerz schoss durch meinen Körper. „Mistkerl!“, zischte ich. Ich erntete einen der kältesten Blicke, die ich kannte. Vielleicht hatte ich es doch übertrieben? Innerlich lachte ich auf. /Ich übertreibe nie!/, motivierte ich mich und schnaufte den Schmerz bei Seite. //Bei deinem kleinen Problem kann ich dir gern helfen, Kitty!//, schnurrte ich so verführerisch ich konnte in seinen Kopf. Selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich mich nun nicht bremsen können. Ich hatte einfach zu viel Freude an seiner Wut. ~Ayas POV~ Das gab es doch nicht. /Dieser.../ Ich riss mich zusammen. Was kramte dieser Mistkerl nur in meinem Kopf herum? Noch dazu, wenn ich noch so nett war und ihm helfen wollte. Ich floss förmlich über vor Hilfsbereitschaft und er dankte es mir so? Erneut hörte ich ihn in meinem Kopf schnurren. „Das reicht!“, fiel es mir über die Lippen. Ein Teil von mir wollte ihn wieder und wieder mein Katana schmecken lassen, doch wollte ich mich nicht auf dieses Niveau herunterlassen. Ich würde mich sicher nicht auf diese Machtspielchen einlassen. Ich straffte meine Kleidung und drehte mich zur Tür. „Schönes Leben noch!“, gab ich eiskalt von mir und verließ den Raum. Ich glaubte, dass er mich noch eine Weile verfolgen würde. Also stieg ich in meinen Porsche und fuhr zum Koneko. In meinem Kopf hallte noch eine Beleidigung nach, doch ich nahm mir vor nicht darauf einzugehen. Ich verbiss mir jeden Kommentar, jeden Gedanken. Ich dachte an Nichts außer an Rechnungen und zu bestellenden Blumensorten. Ich wusste zwar, dass er von den Schmerzmitteln eingeschränkt war, doch ich wusste nicht in wie weit. Schnell kam ich an und stieg aus. /Lila Knete./, dachte ich probehalber, doch erhielt ich keine Bemerkung. Seine Kräfte schienen nicht bis hier zu reichen. Gut so. Diesen Mistkerl würde ich durch die Hölle jagen. Niemand wusste von diesem Thema. Niemand. Und so sollte es auch bleiben. Es ging Niemanden etwas an, dass ich nur den Personen nahe sein wollte, die ich liebte. /Schluss jetzt!/, drohte ich mir selbst und trat in den Laden ein. Als Erstes nahm ich den beißenden Geruch war, der sich durch die Luft zog. Dann erst kamen die panischen Laute unseres Kleinsten zu mir durch. Ich hetzte in größter Alarmbereitschaft die Treppe zur Wohnung hinauf und wurde von beißenden Rauchschwaden empfangen. „Wie konntest du das nur vergessen?“, rief Omi heiser, als ich in die Küche trat und wie versteinert stehen blieb. Beide sahen mich erschrocken an. Yoji versuchte noch den rauchenden Topf hinter seinem Rücken zu verstecken. „Macht mal einer ein Fenster auf?“, fragte ich gereizt und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich blieb in der Tür stehen. So leicht würde ich die Beiden nicht entkommen lassen. Wenn sie nicht aus dem Fenster springen und sich etwas brechen wollten, war dies der einzige Fluchtweg. Durch mich besetzt. „Was geht hier vor?“, fragte ich unterkühlt, als Omi das Fenster weit aufgerissen hatte und der Rauch sich langsam verzog. Peinlich berührt blickten die Beiden erst sich, dann den Boden an. Eisernes Schweigen? Gut. Ich hatte Zeit. Ich war geduldig. Sehr geduldig. Immer wieder blickten sie sich an und auf diesen bestimmten Punkt auf dem Boden. Dies weckte natürlich meine Neugierde, doch ich kannte diese beiden Menschen vor mir zu gut. Sobald ich die Tür freigeben würde, wären sie mir entschwunden. Also spielte ich das pure Desinteresse. „Ich warte!“, gab ich nur kalt zu verstehen. Das konnte ja noch heiter werden. ~ Schuldigs POV~ //Zickige Diva!//, rief ich ihm gespielt pikiert in Gedanken noch nach. Mein nächster Gedanke galt der Flucht. Ich hatte es so satt hier sinnlos rumliegen zu müssen. Doch durch die Schmerzmittel und die neuen Schmerzen schaffte ich es nicht jemanden davon zu überzeugen, mich gehen zu lassen. Aya mental zu folgen hatte nun auch keinen Sinn. Mürrisch lehnte ich mich zurück. Zum ersten Mal in meiner Zeit im Krankenhaus ließ ich mich von dem Fernseher an der Wand verführen. Gelangweilt schaltete ich ihn ein und zappte durch die Programme. Eigentlich brauchte ich diese blöde Kiste nicht. Ich konnte mir meine Informationen auch so holen, doch dieser eklig sterile Raum ließ mich noch verrückt werden. An den Nachrichten blieb ich hängen. Der Moderator las die Meldungen unberührt vor. „An dem Standort sind die Räumungsarbeiten in vollem Gange. Anschließend wird das Gelände dem Verein zur …“ Ich schaltete ab. Ein hartes Schlucken ging mir durch den Hals. Ich setzte mich auf. Das Bild im Hintergrund war mir schmerzhaft in Erinnerung geblieben. Erst jetzt wurde mir klar, dass dich den Tod von Schwarz noch immer für einen Scherz gehalten hatte. Ich schloss meine Augen. Die Tür öffnete sich und die Schwester trat mit Tabletten ein. //Jetzt nicht! Verschwinde!//, zischte ich zu ihr und überlegte es mir dann anders. Ich machte ihr schnell klar, dass ich die Schmerzmittel schon genommen hatte und sie ging. Ich wollte jetzt niemanden vom Personal sehen. Erneut schloss ich die Augen. Ich konzentrierte mich auf sie. Auf Schwarz. Auf jeden Einzelnen. Brad. Nichts. Kein Fluchen, Keine Wand, kein ordentlich durchgeplanter Gedanke. Der Klos in meinem Hals wurde dicker. Jay. Auch nichts. Nicht einmal das leise Klingeln im Hintergrund, wenn er zu verrückt war um einen einzigen Gedanken zu fassen. Kurz überlegte ich, ob es wirklich tun sollte. Doch ich musste es wissen. Noch einmal volle Konzentration. Nagi. Stille. Nicht das kleinste Geräusch. Nicht das kleinste Gefühl eines Gedanken. Gar nichts. Absolute Stille. Totenstille. Erneut öffnete ich die Augen. Nur kurz brauchte ich, bis ich mein Grinsen zurück hatte. /Ich bin einfach zu weit weg. Oder zu zugedröhnt von den Schmerzmitteln/, redete ich mir ein. /Ja. Rede es dir nur ein./ ~Ayas POV~ /So nicht! Sicher Nicht!/, dachte ich mir. Noch immer standen Omi und Yoji vor mir und so langsam bekam ich den Eindruck zwei kleine Schuljungen vor mir zu haben. Nichts an ihnen ließ erahnen, wie gefährlich und überaus tödlich diese Männer sein konnten. Langsam zog sich eine meiner Augenbrauen ein Stück nach oben. Für die beiden Ertappten vor mir das beste Zeichen nun zu reden. Meine engelsgleiche Geduld neigte sich gefährlich nahe ihrem Ende. „Ich habs vergessen!“, begann nun endlich Yoji. Er war eingeknickt. Sehr schön. Ich hatte meine Ausstrahlung noch nicht verloren. /Warum klappt das bei diesem verdammten Schwarz nicht?/, dachte ich mir, doch ließ ich mir nichts anmerken. „Was vergessen?“, fragte ich sehr ruhig nach. Omi wurde unter meinen Worten noch kleiner. Fast konnte ich es ein wenig genießen. Nach dem ganzen Theater mit Schuldig, war diese Reaktion auf mich, wie Balsam auf meine gespannten Nerven. Warum regte ich mich bei Schuldig nur so auf? Warum fuhr ich bei diesem verfluchten Schwarz nur so aus der Haut? Warum nervt mich sein blödes Grinsen genau jetzt, obwohl er nicht mal in der Nähe ist? Meine Hand begann sich zu einer Faust zu ballen. /Nein!/, stoppte ich mich selbst harsch und mein Körper gehorchte mir augenblicklich. Meine Hand wurde lockerer. Sehr gut. „Ich hatte mir nur schnell was zu essen gemacht. Ich hab keine Ahnung, warum das Zeug anbrennen konnte!“, verfiel der Größere der Beschuldigten nun in einen Redeschwall. Gott. War ich gerade wirklich so abgelenkt? Ich musste mich wirklich mehr zusammennehmen. Wie sah das denn aus? „Und?“, fragte ich kühl. Nun kam auch in Omi wieder Leben. „Ich wollte das Schlimmst noch verhindern.“, rief er und deutete auf diesen ominösen Fleck vor ihren Füßen. Durch den Küchentisch konnte ich immer noch nicht durchsehen. //So ein böser Tisch! Wie kann er es sich wagen, nicht sofort unter den harten Blicken des großen Abyssinian durchsichtig zu werden oder wenigstens demütig zur Seite zu treten!//, hörte ich diese vor Hohn triefende Stimme. /Jetzt nicht!/, herrschte ich ihn in Gedanken an. Meine Gesichtszüge mussten sich minimal gerührt haben, denn Omi zuckte zusammen. „Es ist Yojis Schuld!“, jammerte er und der Größere zuckte nun auch zusammen. „Spinnst du?“, rief er erschrocken. „Du hättest diesen blöden Topf nicht auf den Boden stellen dürfen. Das weiß man doch!“, verteidigte er sich weiter. Nun war ich abgemeldet. Omi beschuldigte Yoji und umgekehrt. Sie bemerkten nicht einmal, wie ich in die Küche trat und um den Tisch lief. Meine Augen weiteten sich. Nun war alle Beherrschung dahin. Diese nervige, stichelnde Stimme in meinem Kopf, diese mehr als lauten Streithähne und dieses kohlrabenschwarze, topfgroße Brandloch im Küchenfußboden. Das war zu viel. „Ihr seid wohl wahnsinnig?“, rief ich. Meine Stimme war einfach schneller als mein Kopf. Sofort setzte eine mehr als gefährliche Stille ein. Nur kurz trafen meine Blicke, die der seltsam Stillgewordenen. Keiner von uns bewegte einen Muskel. Plötzlich rannten die Beiden um ihr Leben. „Hier geblieben!“, rief ich ihnen hinterher. Zu spät. ~Schuldigs POV~ Lachend rollte ich mich auf meinem Bett. Köstlich. Hervorragend. Der Wahnsinn. Das hier war besser als jeder Film. Ich hatte mich nicht nur in Ayas Gedanken geschlichen. Nein auch die flehenden Gedanken des kleinen Chibi und die heimlichen Stoßgebete von Balinese hatte ich mir zu Gemüte geführt. Ein mal mehr war ich überaus dankbar für meinen guten Stoffwechsel. Es kostete mich noch immer einiges an Kraft bis in das Körbchen der Kitten vorzudringen, doch das war es alle mal wert. //Wenn das jemand mitbekommt!//, lachte ich unverhohlen in Ayas Gedanken. //Euch kann doch keiner ernst nehmen!//, spottete ich weiter. „Mein Bauch!“, lachte ich und hielt mir die vor Spannung schmerzende Stelle. Ich konnte mich nicht zurück nehmen. Ich wollte nicht. Ayas kochende Wut und seine überaus detaillierten Gedanken über mein Ableben waren einfach zu gut, um es nicht auszukosten. Oh er wollte mich töten. So sehr. So langsam. So genussvoll. Aber er durfte es nicht. So sehr sich alles in ihm sträubte, er würde es nicht tun. //Du bist so leidenschaftlich, Kitty. Kaum zu glauben, dass du so keusch bist!//, schnurrte ich nun. Ein weiterer Schwachpunkt, den ich einfach ausnutzen musste. Ich hörte ihn in Gedanken schimpfen. //Niedlicher Rohrspatz!//, säuselte ich und konnte die Scharm in seinen Wangen fast auf meinen Eigenen spüren. /Seltsam!/, dachte ich noch. Eine solche Übertragung von Gefühlen war mir bis jetzt noch nicht untergekommen. Doch so schnell dieses Brennen in meine Wangen gestiegen war, so schnell war es wieder verschwunden. Was soll's?! Mit einem Mal war jedoch Schluss. Ich stockte und setzte mich auf. Nun war ich doch überrascht. Er hatte mich tatsächlich aus seinem Kopf geworfen. War ich zu unkonzentriert? Zu nachlässig? Ich zuckte mit den Schultern. „Sicher die Medikamente!“, beschloss ich und gähnte herzhaft. Dieser Tag war anstrengend. Ich beschloss mich auszuruhen. Ich schloss meine Augen, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und stellte ein Bein auf, mit welchem ich hin und her wackelte. Ich genoss die Schwärze um mich herum. Ruhe. Endlich Ruhe. Endlich bewusste Entspannung. Ich wollte mich hingeben, doch meine Augenbraue wollte nicht. Sie zuckte ungehalten. Eine Uhr? Wagte es da tatsächlich eine Uhr zu ticken? Welche Unverschämtheit! Meine Augen öffneten sich und suchten den Übeltäter um ihm allein mit einem Blick den Gar aus zu machen. Nichts. Auch das Ticken war verschwunden. /Übermüdet!/, erklärte ich für mich und schloss meine Augen erneut. Der Schlaf sollte mich endlich zu sich holen. ~Ayas POV~ Tick. Tack. Tick. Tack. Tick. Tack. Wie beruhigend! Wie beständig! Wie vorhersehbar! Kontrollierbar! Mein Blick lag auf der Uhr, welche an der Wand gegenüber meines Bettes hing. Wie konnte Zeit nur so schnell vergehen? Es war nun kurz vor Mitternacht und ich lag in meinem Bett. Doch ich fand keinen Schlaf. Mein Blick folgte dem Sekundenzeiger. Meine Gedanken schwiffen ab. Ich hatte Yoji und Omi dazu verdonnert, den Topf auf Hochglanz zu polieren. Noch immer hörte ich sie fluchend in der Küche stehen. Ken hatte sich an diesem Szenario vorbei geschlichen. Ich hatte ihn bemerkt, jedoch hatte ich ihn gewähren lassen. Für den Fußboden hatte Yoji kurz vor 22 Uhr versprochen einen Handwerker zu bestellen und ihn aus eigener Tasche zu bezahlen. Ich war zwar der Meinung, dass aus ihm nur die Müdigkeit sprach, doch mir sollte es recht sein. Nun war die Küche sauber und ausgelüftet. Der Topf strahlte in perfekter Edelstahloptik und der Boden würde Morgen in Angriff genommen werden. Alles war so, wie es sein sollte. Und doch ließ mir irgendetwas keine Ruhe. Tick. Tack. Tick. Tack. Ja. Das tat gut. Dieser Takt streichelte meine geschundenen Nerven. Verdammter Schuldig! Ich spürte, wie meine Brauen zuckten. Das war es! Dieser verdammte Schwarz ließ mir keine Ruhe. Ich hatte mich mit meinem geliebten Katana gedanklich an ihm ausgelassen, doch es beruhigte mich nicht. Es linderte meine Wut, doch es beruhigte mich nicht. Warum konnte dieser Mistkerl nicht einfach tot umfallen? Warum hatte ich ihn nur mitnehmen wollen? Er hatte gelitten. Er hatte mich so flehend angesehen. Ihm war sein Ende bewusst. Ich hatte in seinem Blick erkannt, dass er sich seiner Hilflosigkeit bewusst war. Dieser leidende Blick. Diese Schmerzen. Diese Hilflosigkeit. Dieses Flehen in den vor Schmerzen verwässerten blauen Augen. /Halt!/, rief ich mir zu und schüttelte den Kopf. Hatte ich etwa Mitleid? Ich verbot es mir, mir auf die zusammengezogene Brust zu fassen. Ich hatte kein Mitleid. Nie! Ich hatte ihn mitgenommen, weil er nützlich hätte sein können. Es ging um die Informationen in seinem Kopf. Um Nichts anderes! Es ging nicht um diesen flehenden Blick. Es ging auch nicht um Mitleid. /Natürlich hätte ich ihn auch sterben lassen können. Ganz einfach!/, erklärte ich mir bestimmt und drehte mich auf die Seite. Ich zog die Decke über meine Schulter. War es in meinem Zimmer schon immer so kalt gewesen? Eisige Schauer liefen mir über den Rücken. Ich zwang mich zur Ruhe. Doch dieser Blick, diese tiefen blauen Augen ließen mich die ganze Nacht über nicht los. /Verfluchter Schuldig!/ Kapitel 7: 7 ------------ -Schuldigs POV- Der Morgen kam viel zu früh. Steif drehte ich mich auf die Seite und versuchte mich langsam aufzurichten. Ich war genervt. Die ganze Nacht über hatte ich immer wieder dieses blöde Ticken gehört. Wo kam das nur her? In diesem Zimmer gab es keine Uhr. Auf dem Gang vor der Tür hing nur eine dieser Digitaluhren von der Decke, die immer wieder zwischen dem Datum und der Uhrzeit wechselte. Immer wenn ich kurz davor war tiefer einzuschlafen kam dieses Ticken wieder. Wenn ich diese verfluchte Uhr fand, würde ich kurzen Prozess mit ihr machen. Ganz sicher. Dieses Mistding hätte zum letzten Mal meinen, so wichtigen Schönheitsschlaf gestört. Ich hörte, wie die Tür zu meinem Zimmer aufging und eine Schwester mit einem Tablett eintrat. Frühstück. /Lass mich bloß mit dem Zeug in Ruhe./, dachte ich gereizt, doch mein Magen teilte diese Abneigung nicht. Er rieb schmerzhaft seine Wände aneinander und verursachte ein unangenehmes Knurren. Angeekelt blickte ich auf den Teller mit pappigem Reis und zerkochtem Gemüsebrei. Mit aller Mühe verhinderte ich, dass mir die Galle in den Hals stieg. Meinem Magen zu Liebe rührte ich diese, als Essen deklarierte Pampe nicht an. Das würde ich mir nicht antun. Lieber würde ich verhungern, als das hier essen zu müssen. Plötzlich kam mir ein Gedanken. Weiß war nicht hier. Ich war nicht mehr auf Schmerzmittel. Ich hatte freie Hand. /Super!/, dachte ich mir und ein dämonisches Lächeln zog sich über mein Gesicht. Ich zog den Rollstuhl an mein Bett und hievte mich ungelenk auf den Sitz. Zu Erst ins Bad! Gesagt. Getan! Nachdem ich mir Erleichterung verschafft hatte rollte ich zur Zimmertür. Ein Griff und schon war ich etwas freier. Eine Schwester versuchte auf mich einzureden, dass ich doch nicht allein unterwegs sein sollte. Ein Blick von mir und sie war in dem Glauben, dass alles so war, wie sie es wollte. Ich rollte zum Aufzug und fuhr in die Cafeteria. Etwas mehr Anstrengung und schon stand ein belegtes Brötchen und eine Tasse dampfenden Kaffees vor mir. Noch ein bisschen Manipulation und die Bedienung glaubte bezahlt worden zu sein. Das Grinsen auf meinem Gesicht wollte nicht weichen. Meine Kraft war wieder zurück. Ich hatte ein gutes Frühstück vor mir und noch immer kein rotes Kätzchen in der Nähe, das mich aufhielt. /Schönes Leben!/, dachte ich für mich und biss genüsslich ins Brötchen. So konnte es bleiben! -Ayas POV- Die Müdigkeit saß mir tief in den Knochen. Ich hatte die Nacht durchgeschlafen, dennoch fühlte ich mich keines Wegs erholt. Ungewöhnlich. Auch die Dusche am Morgen hatte daran nichts geändert. Fast wäre ich unter dem warmen Wasserstrahl noch einmal eingeschlafen. Murrend stellte ich den Blumentopf vor dem Laden ab. Die Sonne schien noch kräftig vom Himmel, doch im Schatten wurde es langsam kühl. Ich hörte das langgezogene Gähnen hinter mir und wusste, wen ich erblicken würde. Yoji band sich mit geschlossenen Augen seine Schürze um. Einen Moment lang dachte ich darüber nach, ob er vielleicht schlafwandelte. Doch es konnte mir egal sein, solange er seine Arbeit machte. Ihm auf dem Fuße folgte Ken. Als auch er sich seine Schürze umband verschränkte ich neugierig die Arme vor der Brust. „Das Training der Kleinsten ist heute abgesagt.“, war seine kurze Erklärung. Sein Blick wanderte nun zwischen Yojis halb offenen Augen hin und her. „Willst du mir noch irgendetwas sagen?“, fragte ich ruhig und Ken grinste verlegen. Er hielt die Arme beschwichtigend hoch und ich war der Meinung feine Schweißperlen auf seiner Stirn zu sehen. „Naja. Du hast ja noch etwas Anderes, um das du dich kümmern musst. Also dachte ich, ich entlaste dich etwas im Laden.“ Er lachte beim Reden, doch konnte ich seine Frucht fast spüren. „Was du nicht sagst.“, war meine Antwort. Ich wollte nicht näher darauf eingehen und nahm meine Schürze ab. Ohne ein weiteres Wort hing ich sie ordentlich an ihren Hacken und verließ den Laden. Omi wusste ich sicher in der Uni und Ken und Yoji würden alle Hände voll mit dem Laden zu tun haben. Konnte ich mich also wirklich der nervigsten Sache in meinem derzeitigen Leben widmen. Schuldig. Ich stieg in meinen Porsche und fuhr zum Krankenhaus. Ich hatte das Gebäude noch nicht ganz betreten, da kochte ich einmal wieder vor Wut. Warum regte mich dieser Mann nur so auf? Ich hoffte inständig, dass er nicht wieder versuchte aufzustehen oder die Gedanken der Angestellten zu manipulieren. Ich wartete auf den Fahrstuhl, als mir im Augenwinkel etwas auffiel. -Schuldigs POV- Das war gut. Mein Magen war zufrieden und ich hatte meinen Spaß mit einem schüchternen Pärchen gehabt. Es war aber auch zu niedlich gewesen. Keiner von Beiden hatte sich getraut den ersten Schritt zu gehen. Also half ich etwas nach. Sie waren in ihrem Gespräch regelrecht um einander herumgeschlichen. Ich war wirklich ein liebenswerter Typ. Mit vor Stolz geschwollener Brust rollte ich zum Aufzug und erblickte ein rotes Katerchen. Mein Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. //Kitty!//, flüsterte ich erfreut in seinen Kopf und seine vor Wut glitzernden Amethyste erfreuten mich noch mehr. Seine Stimme vibrierte angespannt, als er meinen Namen nannte. Dennoch klang es schön. /Blödsinn. Ein Name ist ein Name./, dachte ich für mich und nickte spielerisch. „Schön dich zu sehen, mein Herzblatt!“, neckte ich ihn, als die Türen des Fahrstuhls aufgingen und uns die Leute ansahen. Aya kochte vor Wut. Er griff meinen Rollstuhl und schüttelte energisch mit dem Kopf. Der Fahrstuhl schloss sich und fuhr ohne uns weiter. Das wütende Katerchen schob mich ins Freie und zu der mir wohlbekannten Bank. Dort stellte er mich einfach ab und zog die Bremsen an. „Lass den Mist, Schuldig!“, kam nun endlich wieder Leben in seine Stimme. Mein Lächeln wurde überheblich. Mein liebstes Spielzeug war wieder bei mir. -Ayas POV- Alles in mir überschlug sich. Ich hatte große Mühe ihm nicht vor den Augen der Leute den Hals umzudrehen. Dieser Mistkerl. Was erhoffte er sich nur von diesem Gerücht? Abgesehen davon, dass mich nichts mit Schuldig verband. In wenigen Wochen würde er entlassen werden und dann nützte ihm ein solches Gerücht überhaupt nichts mehr. Ich setzte mich auf die Bank im Park und sah auf den kleinen See. Vielleicht sollte ich die Bremsen des Rollstuhls lösen und ihn einfach ersaufen lassen?! Ich könnte sagen, dass es ein Unfall war. Lautlos seufzte ich. So etwas könnte ich mit mir selbst nicht vereinbaren. Doch warum nicht? Ich stutzte. Ein Stoßgebet flog zum Himmel, dass der Telepath genau diesen Gedanken nicht lesen konnte. Wenn er erfuhr, dass ich ihn nicht einfach so über die Klinge springen lassen könnte, hätte er mich ganz und gar in der Hand. Das durfte nicht passieren. „Nicht wütend, dass ich hätte abhauen können?“, unterbrach mich diese all zu bekannte Stimme. Ich sah ihn ruhig an. Ich musste meine Gedanken ordnen. War ich darüber wütend? Nein. Wütend war ich darüber, dass er erneut ein solches Gerücht über uns in die Welt gesetzt hatte. Doch warum war ich deswegen nur so wütend? Ich beschloss nicht weiter darüber nachzudenken. „Nein.“, war dann meine Antwort nach einigen Sekunden. -Schuldigs POV- Seltsam. Der Tag war vergangen. Als Aya mich in mein Zimmer schob war die Sonne bereits untergegangen und der Physiotherapeut wartete auf mich. Wie konnte der Tag so schnell vergehen? Und das an einem Ort, der so langweilig war. Ich hatte kaum ein Wort mit dem Katerchen gewechselt und wir waren fast den ganzen Tag an dieser Bank am See geblieben. Doch ich hatte mich nicht gelangweilt. Ein paar wenige Scherze auf Ayas Kosten hatte ich gemacht um seine Wut nicht verglühen zu lassen. Wäre doch zu schade, wenn dieses Feuer in seinen Augen erlosch. So funkelten diese reinen Amethysten noch stärker. Innerlich schüttelte ich den Kopf. Ob ich doch noch auf irgendwelchen Drogen war? „Sei dann wenigstens ein paar Stunden artig!“, riss mich seine Stimme aus den Gedanken. Hatte ich mich verhört, oder hatte er sich an einem Scherz versucht? Ein breites Grinsen zog sich über meine Lippen. „Seit wann bin ich bitte artig?“, gab ich zurück und erneut funkelten diese schönen Augen. Aya knurrte und griff nach der Klinke der Tür. Was? Er wollte gehen? /Bitte geh nicht!/, dachte ich überstürzt und war augenblicklich froh, dass es seinen Kopf nicht erreicht hatte. „Reiß dich einfach zusammen!“, kam es nun wieder kühl von ihm, ehe er ohne sich umzudrehen aus dem Zimmer verschwand. Mein Grinsen erstarb. Er war wirklich gegangen. Einfach so. Ich schüttelte den Kopf und setzte ein spielerisches Lächeln auf. Nur ich wusste, dass es nicht echt war. -Ayas POV- Als ich mich in meinen Porsche setzte atmete ich geräuschvoll durch. Ich musste meine Augen schließen. Was war gerade passiert? Hatte ich da gerade einen spielerischen Ton in meiner Stimme? Hatte ich etwa so etwas wie Freude daran? Meine Finger griffen fest um das Lenkrad und ich atmete noch einmal tief durch. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. Ich startete meinen Wagen und beschloss diesen Tag hinter mir zu lassen. Ich würde mich nicht auf Schuldigs Niveau herunter lassen und an solchen Spielchen Freude haben. Das war nicht ich. Vielleicht hätte Ran es früher gekonnt, doch ich war nicht mehr Ran. Ich bin...Kurz stockte ich. Diese eine Frage kroch in mir empor, obwohl ich ihr verboten hatte, sich jemals wieder zu zeigen. /Wer bin ich?/ Ich hielt am Koneko und blickte in den Rückspiegel. Ich konnte nur meine Augen sehen. Dieser eiskalte Blick. Lange sah ich in den Spiegel. „Aya?“, kam es gedämpft zu mir und jemand klopfte an der Seitenscheibe meines Wagens. Ich schluckte. /Ich bin Aya!/ Ich wischte jeden Zweifel aus meinem Kopf und stieg aus. Ken sah mich fragend an. Ich musste schon eine ganze Weile im Auto vor dem Blumenladen gestanden haben, doch ich sagte nichts dazu. Es ging sie nichts an. Ich hörte noch das Murmeln hinter mir und bedachte Ken mit einem kalten Blick. Er zuckte zusammen und ich folgte meinem Weg. Dieser führte mich erst ins Bad. Eine heißt Dusche würde jetzt Wunder wirken. Ich musste diesen seltsamen Tag von meiner Haut waschen. -Schuldigs POV- Heißes Wasser lief über mein Gesicht. Ich spürte es an meinem Hals, meinen Haaren und meinen Schultern. Anschließend floss es mit Körpertemperatur über meine Arme, meinen Bauch und meine Beine weiter. Zufrieden seufzte ich. Nach der Physiotherapie war ein Arzt zu mir gekommen und hatte verkündet, dass ich ab jetzt duschen durfte. Sie trauen mir nun also zu, dass ich mich auf diesem Duschhocker nicht doch aus Versehen umbrachte. „Sehr schön!“, murmelte ich für mich. Ich saß nun schon fast eine Stunde unter dem rieselnden Wasser und hatte nicht vor in nächster Zeit was daran zu ändern. Wochen lang war ich komatös ans Bett gefesselt gewesen. Nun wollte ich den Luxus von heißem Wasser auf meiner Haut genießen. Ich senkte den Kopf und spürte, wie meine Haare um meine Schultern nach vorn gespült wurden. Nasse Strähnen klebten an meiner Brust und ebnete dem Wasser in kleinen Rinnsalen den Weg über meinen Bauch. Mein Blick heftete sich an mein Becken. Viele kleine Narben zogen sich über meine Haut. Die Oberflächlichen waren heller, doch ich erkannte auch die dunklen OP- Narben. Vorsichtig strich ich mir über die Leiste und den, von Haut umspannten Hüftknochen. Alles in mir rief nicht darüber nach zudenken, doch mir wurde einmal mehr bewusst, dass ich Aya mein Leben zu verdanken hatte. Er hätte mich einfach liegen lassen können. /Ich hätte es getan!/, dachte ich für mich. /Ich hätte ihn einfach sterben lassen/ Ich seufzte mürrisch. Ein mal mehr wurde mir bewusst, dass ich wieder allein in diesem Zimmer und in meinen Möglichkeiten eingeschränkt war. Mein Mund verzog sich zu einer mürrischen Schnute. Ich konnte so kindlich sein, wenn ich alleine war. Dann kam mir eine Idee und mein altes, breites Grinsen kam zurück. //Kitty...!//, jammerte ich langgezogen und grinste breiter, als ich spürte, dass er darauf ansprang. -Ayas POV- Endlich im Bett. Ich kuschelte mich in meine Decke und wollte mich dem Schlaf entspannt in die Arme fallen lassen, als etwas schneidendes durch meinen Kopf zog. /WAS?/, herrschte ich ihn an. Gerade hatte ich mich beim Duschen etwas entspannen können, doch nun zog sich wieder jeder Muskel in mir sauer zusammen. //Mir ist langweilig!//, quengelte es in meinem Kopf. Ich griff mir in die Haare. Das konnte es doch nicht geben. /Na und?/, dachte ich hart und kuschelte mich tiefer in meine Decke. Vielleicht würde sie mich ja vor diesem nervigen Kleinkind in meinem Kopf schützen. //Du hast gesagt, dass ich dir Bescheid sagen soll!//, kam es kindlich jammernd von dem Schwarz. Ich riss die Augen auf. Irrte ich mich, oder glaubte ich wirklich Schuldig mir einer schmollenden Schnute vor mir zu sehen? Niedlich sah es ja schon aus. Ich saß mit einem Mal im Bett. Was dachte ich da gerade? Ich schob all diese Gedanken von mir und lehnte mich ergebend zurück. Ich hatte es ihm ja angeboten. Auch wenn es nur aus mir heraus gepoltert war musste ich nun zu meinem Wort stehen. /Was soll ich dagegen tun?/, fragte ich müde. Irgendwie fehlte mir die Kraft um mich großartig zu wehren. -Schuldigs POV- Erstaunt stellte ich fest, dass das Katerchen auf mein Gequengel eingegangen war. Doch ich freute mich. Einige Zeit herrschte Ruhe zwischen uns und ich war geneigt schon diese Verbindung und das wartende Gefühl von Aya als angenehm zu empfinden. /Wenn du nichts von mir willst, kann ich auch schlafen!/, kam es recht brummig von dem Weiß und ich wurde aus meinen Gedanken gerissen. Nein! Ich konnte ihn doch jetzt nicht schlafen lassen. Wer wusste, ob er sich nochmal darauf einließ. //Rede mit mir.//, beschloss ich somit schnell. /Reden? Worüber?/, war die knappe Antwort. Gut. Er wehrte sich nicht dagegen, doch nun überlegte ich krampfhaft worüber man mit einem Mann wie Aya reden sollte. Waffen? Nein. Frauen? Garantiert nicht. Nichts? Ja. Das wäre wohl die beste Wahl. Deprimiert lehnte ich mich in mein Bett zurück in das ich mich jetzt gehievt hatte. /Und?/, wurde ich kühl gefragt. Ich blickte zu den Kacheln an der Decke auf und lächelte. //lass uns Tic Tac Toe spielen.//, meinte ich. /Änderst du immer so schnell deine Meinung?/ Nun musste ich lachen. //Wenn ich etwas ganz sicher will, dann nicht.//, reizte ich ihn mit einer dunkleren Stimme. Warum tat ich das? Es hatte keinen Sinn ihn jetzt zu reizen, wo es keiner sah. Ich sollte diese verlegene Röte auf seinen Wangen nicht verschwenden. So viele Menschen wie möglich sollten diese Niedlichkeit an ihm sehen. Erneut stockte ich in meinen Gedanken. //Für mich ein x in der Mitte.//, lenkte ich mich ab. /Ich finde das Katerchen niedlich?/, der Gedanke ließ mich schaudern. Vielleicht hatte mein wertvolles Hirn ja doch noch einen Schaden davon getragen. -Ayas POV- Diese Situation war mehr als seltsam. Ich lag in meinem Bett und spielte gedankliches Tic Tac Toe mit Schuldig. Ich dachte, er würde aggressiver spielen und mir Fallen stellen, doch dies war nicht der Fall. Wir spielten wie zwei Schuljungen aus Langeweile. Und jedes Spiel ging unentschieden aus. Nun begannen wir auch noch über alltägliche Dinge zu reden. Er erzählte mir, dass er zum ersten Mal duschen konnte und damit die Wasserrechnung des Krankenhauses in die Höhe getrieben hat. Ein Schmunzeln fiel mir über die Lippen, als ich mir sein kicherndes Gesicht unter der Dusche vorstellte. /Er muss es genossen haben/, dachte ich für mich und stellte mir vor, wie sehr ich es wohl nach so langer Zeit genießen würde. /Dann erzähl ich dir lieber nicht, dass die große, stämmige Schwester für deine Körperpflege zuständig war?!/, neckte ich ihn. Ich hörte seinen Aufschrei und lächelte etwas mehr, ehe ich zusammenzuckte. /Gott. Was tue ich hier schon wieder?/, tadelte ich mich und setzte mich wieder in meinem Bett auf. Ich durfte einfach nicht in eine zu entspannte Stimmung geraten. Zu viel gab ich sonst von mir preis. //Kitty?//, hörte ich ihn wieder in meinen Gedanken. /Was?/, fragte ich schnell und verwirrter, als es mir lieb war. //Du hast nicht aufgepasst.//, kam die Antwort und ich war heil froh, dass er nur das Spiel meinte und sich nicht in meinen Gedanken ausgetobt hatte. /Es ist schon spät. Du solltest dich ausruhen!/, meinte ich und rieb mir selbst ein Augen. //Das ist sinnlos, Kätzchen. Ich 30 Minuten kommt das Frühstück.// Der Schock saß. Mein Blick schnellte zu meiner Uhr. „Halb Sieben?“, rief ich erschrocken und ließ mich stöhnend in die Kissen sinken. Das durfte nicht wahr sein. Ich hatte die ganze Nacht über mit Schuldig ein Kinderspiel gespielt. Doch ich sah noch einmal auf. Schuldig war aus meinem Kopf verschwunden. Was war hier los? Kapitel 8: 8 ------------ -Ayas POV- Müde trat ich in die Küche ein und das beginnende Jaulen einer Säge ging mir direkt an die Nerven. Knurrend blickte ich auf und erkannte die bestellten Handwerker, welche sich gerade an dem Boden zu schaffen machten. Ich hielt meine bissigen Kommentare vorsorglich für mich. Ich war einfach total übermüdet. Schnell griff ich nach der Kaffeekanne und goss mir eine Tasse ein. Es war eher selten, dass ich Kaffee statt Tee trank, doch heute war einer dieser Tage, an denen ich diese schwarze Brühe brauchte. Knurrend ging ich aus dem Zimmer. Schlagartig hingen meine Gedanken bei dem Schwarz. Erst hielt er mich die ganze Nacht wach und als ich genervt reagierte, war er plötzlich verschwunden. /Mistkerl!/, dachte ich träge. Ich hatte diesen Gedanken schon zu oft in Verbindung mit Schuldig gehabt. Ich trank die heiße Flüssigkeit, so schnell sie es zuließ und stellte meinen leeren Becher geräuschvoll auf dem Tresen des Blumenladens ab. Es wunderte mich, dass niemand hier war. Wie konnte man bei dem Krach nur seelenruhig weiter schlafen? Vorsorglich wanderte mein Blick auf den Kalender an der Wand und ich stutzte. Ken: ganztägiges Fußballtraining. Omi: Uni + Spätvorlesung Yoji: … „Yoji!“, seufzte ich. Ich sollte die Schicht mit Yoji haben. Doch wie ich ihn kannte war der gute Mann selbst erst vor gefühlten Minuten heimgekommen. Und ich war einfach zu müde und zu sensibel um mich auf einen Streit mit ihm einzulassen. /Also mache ichs heute allein./, dachte ich und seufzte, ehe ich zu meiner alten Fassung zurück fand und den Laden öffnete. Das Kichern und Lachen der jungen Damen tat im Vergleich zu der Säge in der Küche richtig gut. Gut. Der Lärmpegel war für zwei Stunden ungefähr gleich, doch zu Schulbeginn wurden beide Geräusche leiser. Noch ein paar Hammerschläge und schon hörte ich Schritte auf der Treppe. Die Handwerker verabschiedeten sich und ich lehnte mich an die Theke. Mein Blick wanderte auf den leeren Stuhl. Es kam nicht oft vor, doch hin und wieder vermisste ich die alte Dame im Laden. Vor einiger Zeit war sie in ein betreutes Wohnen umgezogen, da sie es gesundheitlich nicht mehr schaffte allein zu leben. //Hey Kitty//, hörte ich es fast vorsichtig in meinem Kopf. /Schon wieder langweilig?/, fragte ich ruhig und schloss meine Augen. Ich wollte wenigstens etwas Ruhe finden. //Ich habe lange nachgedacht//, begann er und mir liefen kalte Schauer über den Rücken. Wollte ich wirklich wissen, worüber ein Schwarz lange nachdachte? //Willst dus wirklich allein machen?//, kam auch schon die Antwort und ich zuckte unweigerlich zusammen. Dieser dunkle, schnurrende Unterton gefiel mir gar nicht. Ich brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, warum es mir nicht gefiel und augenblicklich begannen meine Wangen zu brennen. /Ich meinte den Laden, du …. du..../ Mir fiel einfach kein passendes Schimpfwort für ihn ein. -Schuldigs POV- Den ganzen Vormittag hatte ich Aya in seinen Gedanken verfolgt. Und den ganzen Vormittag  grübelte ich über meine Reaktion nach. Als das Katerchen zur Ruhe fand kam es einfach über mich. Ich musste ihn einfach reizen. Erneut kam mir das Geräusch in den Sinn. Ich schüttelte den Kopf. Daran konnte ich jetzt nicht denken. Ich durfte nicht. Es könnte die Beziehung zwischen mir und Aya nachhaltig verändern. /Beziehung?/, dachte ich sarkastisch. Wir hatten keine irgendwie geartete Beziehung. Ich war in Persers Hand und er war mein Wachhund. Mehr nicht. /Schade./, dachte ich für mich. Schon wieder. Schon wieder fand ich etwas schade, was mich nicht zu interessieren hatte. Aya ignorierte mich, schien mich jedoch in seinem Kopf zu dulden, oder mich nicht zu bemerken. Gut so. Ich wollte nicht ganz allein sein. Mein Blick wanderte auf die leere Bank neben mir. Wem wollte ich denn etwas vormachen? Ich war ganz allein. Schnaufend griff ich mir durch die Haare. /Krankenhäuser machen wirklich depressiv./, dachte ich und schnappte den Gedanken eines vorbeigehenden Mannes auf. /Ein Reharaum?/, echote ich für mich. Ich rollte in die Richtung dieses Raumes. Ich wollte nicht depressiv werden. Ich wollte nicht länger als nötig in diesem verfluchten Krankenhaus bleiben. Mit einiger Überzeugungskraft verschaffte ich mir Zugang zu diesem Raum und grinste breit. Ich würde den Kitten schneller auf den Keks gehen, als es ihnen lieb war. -Ayas POV- Müde lehnte ich mich an die Tür meines Zimmers und schloss sie mit meinem Gewicht. Ich hatte mir nichts anmerken lassen, doch ich hätte im Stehen einschlafen können. Als Yoji sich nach dem Mittag dazu entschlossen hatte in den Laden zu kommen hatte ich meinen Dienst beendet und ihm den restlichen Tag als Strafe aufgebrummt. Nun stand ich hier und hatte leise Zweifel, dass ich es bis zum Bett schaffen konnte. An einen Kleidungswechsel war für mich nicht mehr zu denken. Inständig hoffte ich, dass sich der Schwarz wirklich zusammen riss und mir nicht noch mehr Stunden Schlaf rauben würde. Es war ein Merkwürdiges Gefühl, so über Schuldig nachzudenken. /Einfach zu müde!/, brach ich alle weitere Gedanken über ihn ab und lies mich mit stolpernden Schritten in mein Bett fallen. Noch bevor ich mich richtig hinlegen konnte war ich schon eingeschlafen. Spät am Nachmittag wurde ich von dem Klopfen an meiner Tür geweckt. /Wer wagt es.../, knurrte ich für mich, doch ich stand auf und ging zur Tür. Ken blickte mich recht verwirrt an und begann mich zu mustern. „Was ist?“, fragte ich ruhig und kühl. Ken blickte mir wieder in die Augen und auch sein Blick wurde ernster. „Eine Mission.“, war alles was es brauchte um mich endgültig wach zu bekommen. Stumm folgte ich Ken in den Keller des Koneko und lauschte Persers Anweisungen. Manx schaltete das Licht ein und überreichte uns alle Informationen, die wir brauchten. Ich überflog die Zeilen und nickte. Das Adrenalin begann durch meine Adern zu fließen. -Schuldigs POV- Ich ließ mich in den Rollstuhl sinken. Ich war völlig fertig, doch auch hoch zufrieden. Fast den ganzen Tag hatte ich hier in diesem Raum verbracht und hatte an meiner Muskelkraft gearbeitet. Ich würde noch einiges an Zeit in diesen Raum hier stecken müssen, doch ich war mir sicher, dass ich dann schneller aus diesem Krankenhaus kam. Langsam rollte ich aus dem Zimmer und tastete mich in den Kopf des roten Katerchens. Den ganzen Tag war ich ihm nicht auf den Keks gegangen. Das musste ich jetzt nachholen. Ich wollte zu einer bissigen Bemerkung über seine Verantwortung mir gegenüber ansetzen, doch ich las etwas Anderes. /Eine Mission?/, dachte ich für mich und hielt mich im Hintergrund. Aya hatte mich nicht bemerkt. Also konnte ich genüsslich zusehen. Ich würde es mir in meinem Zimmer bequem machen und das Kätzchen verfolgen. All die Jahre hatte ich mich nicht ganz auf seine Gedanken konzentrieren könne, da ich immer auch seinem Salatmesserchen gegenüber stand. Doch heute würde ich mich entspannt zurücklehnen können. Ich hoffte jedoch, dass er dabei an andere Dinge dachte als an Rechnungen und Blumen. Ein Grinsen stahl sich auf mein Gesicht. /Zuzutrauen wäre es dem Eisklotz schon./, überlegte ich mir und musste weiter grinsen. Vorsichtig tastete ich mich weiter vor. Nun konnte ich alle die Fragen beantwortet bekommen, die ich mir schon immer gestellte hatte. Achtete Aya auf sein aussehen? Sicher er sah immer gut aus, aber war es ihm auf einer Mission auch so wichtig, wie mir? Oder war er da recht pragmatisch? Aß er was vor einer Mission? Und wenn ja was? Süß oder herzhaft? Ich strich mir mit der Hand durch das Gesicht. Worüber machte ich mir da gerade Gedanken? Ich war dabei einen Killer bei einer Mission zu beobachten und überlegte, ob er sich einen Schokoriegel genehmigte, ehe er sein Schwert schwang? Ich musste über mich selbst lachen, bemühte mich jedoch die Verbindung zu Aya zu halten. -Ayas POV- Mit leisen Schritten schlich ich an der Wand des Ganges entlang. Mein Katana hielt ich unter meinen dunklen Mantel verborgen. Vorsichtig blickte ich um eine Ecke in einen weiteren dunklen gang. „Abyssinian. Alles frei.“, flüsterte ich und bekam eine ebenso leise Antwort aus dem Knopf in meinem Ohr. „Noch 30 Sekunden. Dann bin ich auf Position.“, flüsterte ich und eilte in den dunklen Gang. Ich erreichte meine Position und blickte auf die Uhr. Trotz der Kurzfristigkeit hatte Omi die Mission wieder einmal gut durchgetimet. Das Rauschen in meinem Ohr lies mich aufmerksam werden. „Bombay. Der Empfang hier unten ist schlecht.“, flüsterte ich, doch die Antwort war nur abgehackt. Ein leises Knurren fiel mir über die Lippen. Ich hoffte, dass alles wie geplant verlaufen würde, denn kurzfristige Absprachen würden wohl nicht funktionieren. //Du solltest nicht dort bleiben.//, drang es mir in den Kopf und ich wurde angespannter. /Raus da!/, herrschte ich ihn an und konzentrierte mich wieder auf meine Umgebung. //Kitty, hör auf mich! Da kommen gleich sehr unangenehme Typen auf dich zu, denen du nicht in die Arme laufen willst.//, drängte es sich erneut in mein Bewusstsein. /Lass das! Ich hab jetzt keine Zeit für deine Langeweile!/, dachte ich ungehalten. Ich brauchte meine Aufmerksamkeit für meine Mission. //Du hast auch keine Zeit mehr für diese Machtspielchen. Sei ein artiges Kätzchen und tu ein einziges Mal, was man dir sagt!//, herrschte er mich nun an. Ich murrte innerlich, doch ein Teil in mir hielt mich an Schuldig zu glauben. Mit kräftigen Schritten lief ich auf die Wand vor mir zu und trat mich in einiger Höhe von ihr ab um auf die Rohre der Lüftung zu gelangen. Ich presste mich flach an sie heran und beruhigte meinen Atem. Vier Männer in Anzügen und mit Boxernasen hielten direkt unter mir an und nuschelten leise Worte in ihre Kragen. Mit einer Patrouilliere hatte hier unten niemand gerechnet. Ich lies sie außer Reichweite gehen, ehe ich mich fast lautlos von den Rohren herunterließ und mich erneut umsah. Ich ließ meinen Zeigefinger an dem Knopf im Ohr klopfen. „Bombay. Hier sind grade vier Schlägertypen vorbeigekommen. Seit vorsichtig!“, flüsterte ich und war froh, dass ich eine Stelle gefunden hatte, an der das Signal einiger Maßen verständlich durchkam. „Abyssinian, geht’s dir gut?“, kam mit einigem Knistern die Frage unseres Kleinsten. „Ja. Passt einfach auf!“, murmelte ich und ging wieder an meinen vorgesehenen Platz. -Schuldigs POV- Seufzend lehnte ich mich zurück. Zum Teil war ich erleichtert, dass Aya auf mich gehört hatte. //Das hätte wirklich schief gehen können, Kitty.//, murmelte ich und erntete ein Knurren. Es war mir bewusst, dass es dem großen Anführer nicht passte, auf mich zu hören, doch die Geschehnisse gaben mir recht. /Was willst du jetzt von mir?/, fing er an und ich setzte mich neugierig auf. /Reine Nächstenliebe traue ich dir nicht zu. Also. Sind wir jetzt quitt, weil ich dein Leben verschont habe?/, fragte er mich angesäuert und ich grinste breit in mich hinein. //Quitt? Oho. Nein. Noch lange nicht, Kätzchen. Du lagst nicht über Wochen im Krankenhaus und musstest dich waschen lassen.//, erklärte ich und wusste wie sehr meine höhnische Stimme ihn ärgerte. Ich spürte, wie sehr es ihn wurmte, dass er jetzt vielleicht Schulden bei mir haben könnte. Das musste ich einfach noch etwas ausnutzen. Dies und sein Verantwortungsbewusstsein. //Komm doch nach deiner Mission zu mir, dann können wir die Modalitäten für den Schuldenabbau besprechen.//, erklärte ich kühl und versuchte so geschäftig zu klingen, wie ich konnte. Sofort spürte ich, wie seine Gedanken zu rasen begannen. Treffer, versenkt. /Es ist mitten in der Nacht./, kam es leiser von dem Katerchen. //Die Schwestern stehen auf nächtlichen Herrenbesuch. Und ich steh drauf, wenn ein blutbesudelter Killer ist.//, schnurrte ich verführerisch, stoppte jedoch sofort meine Gedanken. Ich zog mich aus seinem Kopf zurück. Was hatte ich da gerade gesagt? Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. „Eine Hirnverletzung. Ganz sicher. Es muss eine Hirnverletzung sein.“ -Ayas POV- Erschrocken starrte ich vor mich hin. Hatte ich das gerade richtig verstanden? Ein Schauer durchlief mich. Das konnte nicht sein. Schuldig spielte sicher wieder eins seiner Spielchen mit mir. So musste es sein. Entweder das, oder er war in den letzten 24 Stunden geisteskrank geworden sein. Hatte der Kontakt mit dem verrücken Iren in den letzten Jahren eine solche Wirkung gehabt? Vermutlich. Ein Blick auf meine Uhr rief mich zur Konzentration. Hecktische Schritte kamen auf mich zu. Ich blickte vorsichtig um die Ecke und erkannte den Flüchtenden. Fast lautlos zog ich mein Katana und schloss die Augen. Ich konzentrierte mich auf die hektischen Schritte und stach in den Gang hinein. Vor Schrecken geweitete Augen blickten zu mir auf. Das verwaschene Braun begann zu verschwimmen und der Mann sackte an meinem Schwert zu Boden. Sein billiger Anzug saugte sich mehr und mehr mit seinem Blut voll. Gut. „Erledigt.“, murmelte ich in mein Headset und zog mein Schwert zurück um es sicher zu verstauen. Ich zog mich zurück und wartete auf die Anderen an meinem Porsche. „Wir haben alles!“, erklang nach wenigen Minuten Omis Stimme und ich sah auf. Alle Drei standen unversehrt vor mir und ich nickte. Mein Blick wanderte die Straße entlang. Ich verfluchte mich schon jetzt für meine folgenden Worte. „Nehmt den Wagen und macht euch nach hause. Ich habe noch was zu erledigen.“, erklärte ich kühl und stieß mich von meinem Wagen ab. Ich warf Ken meinen Schlüssel zu und ging an ihnen vorbei. Ich hörte noch, wie Omi protestierte, doch Yoji unterbrach ihn. Er wusste, dass ich nichts preisgab, wenn ich es nicht wollte. -Schuldigs POV- Erschöpft lehnte ich mich zurück und schloss die Augen. Ich ließ die Gedanken, die auf mich einströmten, wie beiläufige Musik vorbeiziehen. Wenn ich weit genug abdriftete hatte das unterschwellige Gemurmel etwas von Meeresrauschen. Lange lag ich mit geschlossenen Augen auf meinen Bett und stellte mir vor an einem Strand zu liegen und dem Meer zuzuhören. Erst eine zu gut bekannte Präsenz lies mich aus der schönen Vorstellung zurück in das sterile Krankenzimmer kommen. Ich setzte mich träge auf, als die Tür sich öffnete und ein sehr bekannter Mantel durch den Türrahmen trat. Mein Gesicht zeigte nur kurz die Verwunderung in mir, ehe ich überlegen lächelte. „Kitty.“, grinste ich und erhaschte den eisig funkelnden Blick in den reinen Amethysten, den ich so gern sah. „Wie hast du das gemacht?“, fragte er mich und ich schmollte übertrieben. „Aber Kätzchen. Man kommt doch nicht so schnell zur Sache. Erst etwas Vorspiel!“, mahnte ich und blickte ihn durchdringend an. Ich erkannte das Zittern seiner Faust. Oh er war sauer. Herrlich. Er konnte mit so viel Leidenschaft und Inbrunst wüten, dass es mir eine Gänsehaut über den Körper laufen ließ. „Ich habe keine Lust mitten in der Nacht deine Spielchen zu spielen.“, knurrte er mich an und seine Augen funkelten mehr. „Dann macht es aber weniger Spaß!“, gab ich zu verstehen und lachte, als seine Hand unter seinen Mantel zuckte. //Nicht doch, Kätzchen. So blutig muss es doch nicht enden.//, gab ich zu verstehen und blickte ihn tiefer an. Ich hatte ihn in diesem Moment in der Hand und er wusste es. Kapitel 9: 9 ------------ -Ayas POV- Meine Zähne rieben auf einander. Ich ließ meine Hand sinken und stellte mich an das Fenster des Zimmers. Ich öffnete es und sog die kalte Luft tief ein. Ich musste zur Ruhe kommen, sonst würde ich wirklich noch blutbesudelt heim kommen. Der Gedanke daran ließ mich ruhiger werden. Nur kurz überlegte ich, ob Schuldig es mitbekommen hatte. Das Kichern war mir jedoch schon Antwort genug. „Also. Erkläre es mir.“, forderte ich und sah auf den Parkplatz vor dem Krankenhaus. Nach einem schweren Seufzen erklärte Schuldig mir, was bei der Mission passiert war. Ich verstand zwar nur die Hälfte davon nickte jedoch. Eine weitere Blöße würde ich mir nicht geben. Dafür war ich einfach zu stolz und zu angespannt. Ein einziger blöder Spruch von dem Schwarz könnte reichen um mich aus der Fassung zu bringen. Das durfte einfach nicht passieren. „So macht es wirklich keinen Spaß!“, hörte ich ihn murmeln und blickte ihn wütend über die Schulter an. Niemand hatte gesagt, dass seine Erklärungen Spaß machen sollten. Er strich sich durch die orangenen Haare und sah genervt aus. Kurz zuckte einer meiner Mundwinkel. Sollte ich es auch geschafft haben den Anderen an seine Grenzen zu treiben? Er schwang die Beine aus dem Bett. Oh nein! Dieses Mal würde ich nicht zulassen, dass er an meinen Beschützerinstinkt appellierte. Ich war in nur vier Schritten an seinem Bett und drückte ihn grob mit den Schultern in die Matratze. „Wag es ja nicht. Ich bin nicht in der Stimmung!“, zischte ich ihn an. Er blickte mich erschrocken an. Meine Augen verengten sich weiter. Konnte er diese Spielchen nicht einfach lassen? Warum musste er jetzt schon wieder so hilflos aussehen, dass ich mich schlecht fühlte? Knurrend stieß ich mich von seinen Schultern ab um mich zu erheben, als eine Hand sich hart in meinen Nacken legte und mich zurück zog. „Finger weg!“, hauchte ich eisig kalt. -Schuldigs POV- Was war gerade passiert? Ich lag auf meinem Bett. Aya hatte mich zurück gestoßen und so meinen Versuch mich zu erheben unterbunden. Nun stützte er sich über mir ab und wirkte so kalt wie nie. Meine Hand lag in seinem Nacken und hatte ihn dabei gehindert sich zu entfernen.Warum hatte ich das getan? Forschend blickte ich in die glühenden Amethyste über mir. In ihnen loderte das Feuer. Ich wollte meine Hand von ihm nehmen, doch mein Körper gehorchte mir nicht. Ich stützte mich auf einen Ellenbogen und blickte ihm weiter in die Augen. „Du musst ruhiger werden, Kitty!“, hörte ich mich selber sagen. Meine Stimme war erschreckend ruhig. Ayas Körper begann zu zittern. Ich sah in seinem Blick, dass sein Geduldsfaden zum Reißen gespannt war. /Alles oder nichts!/, dachte ich für mich. Ich würde jetzt Spaß haben oder sterben. Wie in Zeitlupe legten sich meine Lippen auf die des roten Katerchens. Meine Augen fielen zu. Wie ein Stromschlag durchfuhr mich die Hitze seiner Lippen. /So weich. So warm./, dachte ich und presste mich fester an seine Lippen. Nun konnte passieren, was wollte. Mit diesem schönen Gefühl in mir konnte er gern den kalten Stahl seines Katana mit meinem Blut wärmen. -Ayas POV- Ich riss mich los. Geschockt blickte ich Schuldig an. Was war das für ein Spiel? Diese Grenze hatte er nie überschritten. Seine Psychospielchen kannte ich. Seine Kraft war mir nichts Neues. Doch das hier... Ich öffnete den Mund um dem Chaos in mir Luft zu machen, doch ich brachte kein Wort über die Lippen. Meine Lippen. Meine Finger ertasteten zittrig meinen Mund. Ich hatte nicht den Hauch einer Chance meine kühle Maske auf zu legen. Ich war zu verwirrt. Gestresst. Müde. Sauer? War ich wirklich wütend? /Nein./, dachte ich und diese Erkenntnis jagte mir heiße und kalte Schauer über die Haut. Ich musste hier weg und mich sammeln. Doch meine Glieder waren wie eingefroren. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich stand noch immer am Bett des Schwarz und war nicht in der Lage mich zu rühren. Ich sollte ihn töten. Gleich hier. Ich musste doch reagieren. Irgendwie. Weglaufen war ja offensichtlich keine Option. Dieser. Dieser.... Mir fiel nichts ein. Mein Kopf war wie leergefegt. Und gleichzeitig schien er mit Gedanken überzulaufen. Was hatte er mir angetan? Mein Blick zuckte zum Schwarz, als dieser sich erhob. Nein! NEIN! Er würde aufstehen, fallen und  ich war gezwungen ihn zu fangen. Diese Nähe wäre nicht gut. Toxisch. Konnte nicht eine Schwester kommen und mich aus dieser Situation reißen? Schuldig blickte zu mir auf, als seine Füße den Boden berührten. Dieser Blick. Ich hielt den Atem an. Warum passierte das hier? Was genau war es, dass hier passierte? Konnte es mir nicht jemand erklären? Ich wollte es wissen. Ich musste doch irgendwie reagieren können. Ich war wie gelähmt. Ja! Das war es. Schuldig. Es war alles Schuldigs Spiel. Er hatte mich gelähmt. Er wollte mich demütigen. Nicht mit mir! Meine Augen zog ich enger zusammen. Schuldigs Blick änderte sich. Warum konnte ich diesen Blick nicht deuten? Meine Wut stieg in mir hoch. Endlich. Ein gewohntes Gefühl. Ich würde meine Sicherheit gleich wieder haben. „Nein!“, kam es von dem Schwarz vor mir. Es war nur ein Flüstern. Er erhob sich und stand dicht vor mir. Seine blauen Augen treiben meine Wut zurück. Ich durfte nicht verlieren. Meine Brauen zog ich eng zusammen. Meine Zähne rieben auf einander. Sein Plan war nach hinten los gegangen. Ich holte tief Luft. Die Worte, die sich in meinem Kopf gebildet hatten brauchten Freiheit. Ich öffnete den Mund um ihnen diesen Wunsch zu erfüllen und meinem Frust eine Stimme zu geben. Zwei Hände griffen meine Wangen und hielten meinen Kopf fest. Erneut spürte ich Schuldigs Lippen auf meinen. Zu weich! Zu warm! Zu schön! /Nein!/, dachte ich panisch und kniff die Augen zusammen. Eine feuchte Zunge brannte sich heiß über meine Lippen. Ich japste verzweifelt und griff nach seinen Schultern. Ich brauchte Halt. Ich hatte das Gefühl zu fallen. Ich brauchte Hilfe. Jetzt! -Schuldigs POV- Dieses schöne Gefühl. Ayas Gedanken klangen so anders. So menschlich. /Sympathisch./, dachte ich mir und atmete tief durch die Nase ein. Meine Lippen streichelten über Seine. Sein Duft benebelte meinen Kopf auf eine faszinierende Weise. Ich konnte nicht anders. Meine Zunge glitt über seine bebenden Lippen. So süß mit einer herben Note. Sein verzweifeltes Japsen musste ich nutzen. Ich strich über die glatte Zahnreihe. Der Geschmack, welchen ich auf der zarten Haut schmeckte wurde um so stärker, je mehr ich von dieser warmen Fremde einnahm. Meine Augen waren schon lange zugefallen. Mir war egal, was in meiner Umgebung passierte. Nichts um mich herum war es wert meine Aufmerksamkeit von diesem Kätzchen zu nehmen. Ich stieß mit meiner Zunge an den Eigentümer dieses Mundes. Seine Zunge zuckte zurück und strich an meiner entlang. Sanft berührte ich sie erneut. Das Zucken war nun stärker. Es hatte etwas von einem aller ersten Kuss. Wohlig breitete sich dieser Gedanke in mir aus. Langsamer und vorsichtiger strich ich an seiner Zunge entlang. Ayas Körper begann zu zittern. Die Hände in meinem Shirt hielten sich fester. Sein Panik wurde stärker. Nein. Das hier durfte jetzt nicht enden. Ich schlang einen Arm um seine Taille und zog ihn an mich heran. //Ich halte dich. Ich passe auf dich auf!//, versprach ich in seinem Kopf. Es war mein Ernst. Ich würde ihn nicht fallen lassen. Nicht jetzt. Dies hier war kein Spiel. /Stopp!/, schoss es mir durch den Kopf. Vorsichtig löste ich unsere Berührung und betrachtete das Gesicht vor meinem. Ayas Lieder waren aufeinander gepresst. Seine Lippen bebten und er schien sich nicht zu trauen sich zu bewegen. Er hatte Angst! Eiskalt lief es durch mein Rückrad. Ich musste etwas sagen. Etwas tun. So durfte er das hier nicht in Erinnerung behalten. Was sollte ich nun sagen? Du schmeckst gut? Lass uns das bei Gelegenheit wiederholen? Ja. So hätte ich sicher reagiert, wenn es ein Spiel wäre. So hatte ich immer reagiert. Es war immer ein Spiel. Warum war es nur jetzt keins? Warum konnte es verdammt noch mal kein Spiel sein? Ich biss die Zähne aufeinander. In so einer Situation war ich noch nicht. Angestrengt jagten meine Gedanken durch meinen Kopf. /Moment/ Ich hatte Nagi mal ins Kino begleitet, damit das Mädchen, dass ihn eingeladen hatte nicht auf die Idee kam, es könne sich um ein Date handeln. Was war in dem Schnulzenfilm passiert? Wie hatte er die Frau danach angesprochen? /Schau mir in die Augen Kleines?/ Ja dieser Satz war darin vorgekommen. Hatten die Beiden sich überhaupt geküsst? Ich konnte mich nicht mehr erinnern. Ich hatte mich in den gleichgesinnten Gedanken der anderen männlichen Zuschauer geflüchtet. Manchmal hasste ich meine Unaufmerksamkeit. Und nun? Nun stand ich hier mit Aya im Arm und wusste nicht weiter. Nein. Das hier war sicher nicht der Aya, der er gerne wäre. Sollte ich?... -Ayas POV- „Ran?“, wurde ich angesprochen. Ich war noch immer erstarrt. Diese Wärme um mich herum machte mich fertig. Wie konnte er mir nur so nahe kommen? Was sollte ich jetzt tun? Ich wollte mich losreißen. Doch dann wäre ich sicher gestürzt. Meine Beine waren zu weich um mein Gewicht zu halten. Und eine weitere Belustigung wollte ich dem Schwarz nicht geben. Er hatte doch schon gewonnen. Ich hatte verloren. Ich hatte mich verloren. Das er mich nun mit meinem Namen ansprach bestätigte diesen Gedanken. Er hatte Aya durchbrochen. /Bitte, tu mir nicht weh!/, wimmerte eine leise Stimme in mir. „Ran.“, kam es zärtlich an mein Ohr und der Rücken von Fingern strich mir über die Wange. War das nicht genug für ihn? Musste er mich noch weiter demütigen? Was wollte er damit bezwecken. Erschrocken riss ich die Augen auf, als ich einen zarten Kuss auf die Stirn gehaucht bekam. /Zu viel!/, dachte ich hektisch. Selbst für ihn war das zu viel für ein Spiel. Warum stieß er mich jetzt nicht von ihm um seinem Hohn freien Lauf zu lassen? Warum spürte ich an meiner Stirn kein überlegenes Grinsen? //Ich meine es nicht böse! Ich …//, flüsterte er sanft in meinen Kopf. Das Klopfen an der Tür riss uns auseinander. Die Kälte des Raumes, die mir entgegenschlug ließ mich aufatmen. Schuldig setzte sich in sein Bett, als die Schwester eintrat und mich erst erschrocken, dann mit einem neidischen Blick musterte. Ich zog mich hinter meine kühle Maske zurück. Hier war ich sicher vor allem, was jetzt kommen würde. „Ich bin weg!“, erklärte ich kalt und drehte mich von Schuldig weg. „Gut.“, war die tonlose Bestätigung. Kein Hohn? Kein Spott? Keine Anspielung der Schwester gegenüber? Was passierte hier nur? Ich schritt an der Schwester vorbei und trat in den Gang heraus. Die Tür zog ich leise hinter mir zu. Ich musste keine unnötige Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Mein Weg führte durch die Nacht zum Koneko. Erneut wanderten meine Finger an meine Lippen. Als sie diese berührten zuckte ich zusammen. Meine Fingerspitzen waren eisig kalt. Hatte ich mit einer ähnlichen Wärme gerechnet? Meine Hand ballte sich zur Faust. Mein Kopf brannte. Meine Gedanken schossen durch ihn hindurch, streiften scharf andere Gedanken ohne das ich sie fassen konnte. Ich stand vor der Tür und hatte die Klinkte schon seit einiger Zeit in der Hand. Wieder war da diese seltsame Starre. Doch was sollte Schuldig davon haben mich vor meinem Zuhause erstarren zu lassen? /Das war er nicht/, überlegte ich und mein Griff um die Klinke wurde fester. Entschlossen trat ich in das Gebäude. Zu meinem Glück herrschte Ruhe. Die Lichter waren allesamt gelöscht. Ich machte mir nicht die Mühe daran etwas zu ändern. Ich kannte die Wege in diesem Haus schon zu gut. Meine Schritte führten mich in mein Zimmer. Ich sah mich um. Das Mondlicht erhellte den Raum und ich atmete zufrieden durch. Perfekte Ordnung. Hier würde ich sicher zur Ruhe kommen können. Ich nahm mir ein großes Handtuch und hing meinen Mantel ordentlich in den Schrank. Ich ging ins Band und zog mich aus. Die Kleider warf ich in den Wäschesack in dem sich auch die Missionskleider der Anderen befanden. Ich stieg unter die Dusche. Heißes Wasser lief mir über das Gesicht. Es strich über meine Lippen und ich stürzte sie. Ich schmeckte das Wasser und war überrascht über dieses Gefühl der Enttäuschung. Warum war ich enttäuscht? Was hatte ich denn erwartet? Seit meiner jüngsten Kindheit wusste ich doch wie Wasser schmeckt. Warum war ich nun überrascht? Wütend ließ ich den Kopf hängen. Ich schloss meine Augen und zuckte zurück, als sich Bilder von Schuldig in meinem Kopf bildeten. Wie er sich durch die Haare fuhr. Wie er mich aus diesen blauen Augen ansah. Dieser seltsame Blick. Ohne das Funkeln, welches immer in ihnen auftrat, wenn er seine Fähigkeit nutzte. Dieser Blick hatte etwas ehrliches. Etwas fast schon Unschuldiges. Schnell schüttelte ich den Kopf. Ich trat zurück und rutschte in der Dusche weg. Hart kam ich auf dem Boden auf und saß nun in der Dusche unter dem heißen Wasser und rieb mir den Hintern. Das würde wohl blau werden. Ich schnaufte. So viele Emotionen hatte ich lange nicht mehr gespürt. Es war als würde Ran sich in mir regen. Das durfte nicht passieren. Ran war nicht stark genug um dieses Leben zu führen. Er würde daran zu Grunde gehen. „Verdammt!“, fluchte ich leise. Ich zog meine Beine an meinen Körper und legte meine Ellen auf meine Knie um meine Arme verschränken zu können. Meine Lippen stürzte ich und schmeckte erneut das Wasser. Ich lehnte meine Stirn auf meine Arme und war froh, dass mich so niemand sah. So hilflos. So verzweifelt. So unsicher. Ich war gerade zu viel Ran. -Schuldigs POV- Ich setzte mich in meinen Rollstuhl und warf mir eine Decke über die Beine. Ich hatte gut trainiert und konnte schon im Zimmer herumlaufen. Doch für den Weg, den ich nun antreten wollte, war ich noch zu schwach. Ich rollte aus meinem Zimmer und grüßte die Oberschwester. „Gehts wieder spazieren?“, fragte sie mich freundlich. Ich grinste und zwinkerte ihr nur zu, ehe ich weiter fuhr. Der Herbst war bereits gekommen, doch in der Sonne war es noch schön warm. Ich fuhr mit dem Fahrstuhl nach unten und rollte in den Park an diese eine Bank an der ich in den letzten drei Wochen jeden Tag stand. Diese Bank auf der ich Ran noch immer sitzen sehen konnte. Ich schüttelte den Kopf und das Bild von ihm verschwand. Seit dieser Nacht war er nicht mehr gekommen. Erst hatte ich befürchtet, dass Weiß nun doch von mir Abstand nahm und ich wieder auf der Abschussliste stand. Doch es passierte nichts. Das Zimmer wurde weiter bezahlt. Es kam niemand, der mich umbringen wollte. Ich atmete durch und lehnte meinen Kopf zurück um mein Gesicht von der Sonne bescheinen zu lassen. Nur langsam zog sich das Lächeln auf meine Lippen. Es war so selten geworden, dass es nun richtig anstrengend war. Noch immer hatte ich nicht verstanden, was in dieser Nacht passiert war. /Ich muss es als das sehen, was es ist. Ein Versehen. Da war nichts dabei. Es war ein Fehler. Mein Leben geht weiter./, redete ich auf mich ein und das Lächeln ging mir leichter von der Hand. Gegenüber dem Krankenhauspersonal verhielt ich mich wie immer. Ich gönnte mir auch immer wieder mal den Spaß in ihren Gedanken zu suchen, doch dabei kam nie etwas Spannendes heraus. Einmal wieder nahm ich das Telefon aus meiner Hosentasche und blickte auf die eine Nummer, die darin gespeichert war. Es stand kein Name dazu. Warum auch? Ich kannte diese Nummer auswendig. Ich hätte sie löschen können. Die Zahlen waren in meinem Kopf fest verankert. Doch diese Telefonnummer ansehen zu können gab mir ein besseres Gefühl. Ich ließ sie gespeichert. So oft hatte ich überlegt diese Nummer zu wählen und dem Mann am anderen Ende meine Langeweile zu klangen und ihn zu reizen, bis seine Augen wieder leidenschaftlich glänzten. Ein träges Lachen kam aus meiner Kehle. Das war zu verrückt. Ich fuhr mir durch meine Haare, zog meinen Kopf mit ihnen etwas nach Hinten und blickte in den Himmel. „Dass sie einen wie dich allein lassen!?“, hörte ich hinter mir und alles in mir krampfte sich zusammen. Kapitel 10: 10 -------------- -Ayas POV- Ich war schon mit schlechter Laune in dieses Krankenhaus gefahren. Nun fand ich ihn im Park. Allein. Er fuhr sich durch die Haare und das Lachen lies mich kalt erschaudern. Es war nicht das ausgelassene Lachen, dass ich von Schuldig kannte, doch ich würde mich heute nicht hinter meiner kalten Maske vorwagen. Zu deutlich war mir der letzte Fehltritt meinerseits bewusst. Ich setzte mich auf die Bank und verschränkte die Arme vor der Brust. Abstand! Das war meine Prämisse. Ich spürte seinen prüfenden Blick auf mir und zwang mich auf den See zu blicken. Erst als ich die Schritte einer Person hörte sah ich zu ihm. Meine Zähne rieben auf einander. Noch immer sah er mich an. „Sie werden bei der Reha erwartet.“, erklärte die Schwester und Schuldig nickte. Er löste die Bremsen und rollte los. Ich hatte zu tun hinter ihm her zu kommen ohne meine vermeintliche Ruhe aufzugeben. Nur kurz fragte ich mich, seit wann er so schnell war. Still verfolgte ich ihn in den Reharaum und setzte mich auf eine Bank vor einer Sprossenwand. Erneut verschränkte ich meine Arme und schlug die Beine über einander. Ein junger Mann in Trainingshosen kam auf Schuldig zu und reichte ihm freundlich die Hand. „Ich hoffe ich hab dich nicht gestört. Aber ein Patient hat abgesagt und ich weiß ja, wie wild entschlossen du bist!“, meinte er und lachte leise. Auch Schuldig lachte melodisch und ich wurde aufmerksamer. Seine Augen funkelten nicht. Er manipulierte den jungen Mann nicht. Skeptisch besah ich mir das Schauspiel. Schuldig fuhr sich durch die Haare und ich beobachtete jede seiner Bewegungen. Hart musste ich schlucken, als ich bemerkte, wie tief ich in diesen Anblick versunken war. Leise knurrte ich in mich hinein. „Alles ok?“, fragte der Mann Schuldig und dieser nickte und mach eine abwertende Bewegung. „Er hat schlecht geschlafen!“, war die knappe Antwort ehe er sich ein Haarband in die orangene Mähne arbeitete. Er hievte sich mit Hilfe des Mannes auf seine Beine und hielt sich an zwei Stangen fest, die ihm die Richtung vorgaben und ihn beim Laufen unterstützen sollten. Er tat die ersten Schritte und hielt in der Mitte des Weges an. Der Mann bedachte Schuldig mit besorgtem Blick. Meine Kiefer pressten fester aufeinander, als ich sah, wie er Schuldig an Rücken und Bauch eine Stütze anbot. Meine Brauen zogen sich zusammen. Überrascht blickte mich der Schwarz an, ehe sich ein breites Grinsen auf seine Lippen legten. -Schuldigs POV- Ich machte die ersten Schritte. Dieses waren noch immer die Unangenehmsten. Mit der Zeit würde auch das besser werden. Ich hatte in den letzten drei Wochen jede Chance genutzt um hier meine Beine zu trainieren. Pete war einer der Therapeuten, die ständig hier waren. Ihn musste ich gar nicht manipulieren. Er war jung und war über jeden Patienten froh, der ihn in Anspruch nahm. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie sich Ayas Haltung änderte. Vorsichtig schlich ich mich in seinen Kopf. Was ich dort fand, ließ mich überrascht aufsehen. Der Anblick, den er bot bestätigte seinen unterbewussten, dennoch starken Gedanken. Ich folgte seinem Blick und sah auf die Hand von Pete auf meinem Bauch. Mein Grinsen wurde breiter und endete in einem haltlosen Lachen. Vorsichtig hockte ich mich hin und hielt mich an den Stangen fest. Dieses Lachen befreite etwas in mir. Er war ehrlich eifersüchtig. Und er wusste es nicht ein mal. Seine unschuldige, fast naive Art war fantastisch. Endlich hatte ich wieder Spaß. Erst nach Minuten hatte ich wieder genug Kraft in mir um mich zu erheben. Pete sah mich besorgt an und Ayas Blick auf mir ließ mich frösteln. Ich fühlte mich in dieser Situation einfach nur wohl. //Hat man dir das Fell gegen den Strich gestreichelt, Kitty?//, meinte ich spöttisch in seinen Gedanken und setzte wieder einen Fuß vor den Anderen. Ran blickte ruckartig aus dem Fenster und seine Augen begannen wütend zu funkeln. Ja so musste es sein. So und nicht anders. Dieses Feuer musste zwischen uns lodern. Eine kalte Distanz wie sie in den letzten drei Wochen herrschte war furchtbar. „Und nun lass los!“, meinte Pete und Ayas Augen hefteten sich auf mich. Sein Körper bewegte sich sonst nicht. Ich drehte mich am Ende der Stangen um und ließ sie los. Allein stehen konnte ich schon seit einiger Zeit. Doch ich konnte in seinen Gedanken lesen, dass ich nun meine ersten Schritte ohne Hilfe gehen sollte. Breit grinste ich und hob mein Kinn. -Ayas POV- Diesen Anblick kannte ich nur zu gut von Schuldig. Dieser überhebliche Blick, die selbstsichere Körperhaltung und das überlegene Grinsen. Doch etwas sagte mir, dass dies die Fassade war, hinter der er sich versteckte. Vielleicht würde es mir in seiner Situation nicht anders gehen. Mein Kopf drehte sich zu ihm, als er den ersten Fuß vorsetzt und wankte. Meine Arme lösten ihre starre Haltung. Ich war bemüht mich so ruhig und gleichgültig zu bewegen, doch mein Herz schlug um etliche Takte schneller. Wenn er nun fallen würde? /Dann wäre es die Schuld des Jungen./, dachte ich und beruhigte mich etwas. Gespielt gelangweilt stand ich auf. Ich verstand nicht, was ich hier tat. Ich trat an Schuldig heran und blickte ihn genervt an. „Mach hin... Ich hab nicht nur dich auf meiner Liste!“, flüsterte ich ihm ruhig zu und erntete ein breiteres Grinsen. Er setzte den nächsten Fuß nach vorn und begann zu laufen. Sein Gang war wacklig, doch konnte er sich ohne Hilfe fortbewegen. Der junge Mann blickte mich an und Unverständnis war in sein Gesicht geschrieben. Ich ging zur Tür und wartete darauf, dass Schuldig sich in seinen Rollstuhl setzte und mir folgte. -Schuldigs POV- Vorsichtig setzte ich mich in den Rollstuhl und verabschiedete mich von Pete. Er sagte nichts zu Ayas schroffer Art, doch seine Mimik und seine Gedanken sprachen dafür, dass er das rote Kätzchen mich leiden konnte. Ich rollte zu Aya und wortlos beschritten wir den Weg zum Fahrstuhl. In diesem waren wir allein und ich blicke vor mich auf die Tür. //Ich weiß, was du da gerade gemacht hast//, dachte ich und beobachtete, wie er seine Arme vor der Brust verschränkte. „Ich habe gar nichts gemacht. Deine Lahmarschigkeit nervt!“, zischte er und schloss seine Augen. Mein Grinsen wurde breit, wie lange nicht mehr. „Ja, klar!“, meinte ich und betonte die Worte besonders. Er sollte wissen, dass ich um seine Hilfestellung wusste. Er hatte mich mit seinen Worten an meiner Ehre getroffen. Er hatte mich gereizt und herausgefordert. Ich musste ihm einfach beweisen, dass ich es konnte. „Danke. Für deine.....Ruhelosigkeit!“, spottete ich, doch mir war der Dank ernst. In meinem Zimmer angekommen setzte er sich auf den Stuhl unter dem Fenster und schloss die Augen. Er hatte also noch etwas anderes zu tun?! Dennoch saß er nun in meinem Zimmer und lauschte meinen Bewegungen. Ich zog das Band aus meinen Haaren und wuschelte sie durch. //Wärst du noch einmal so nett?//, fragte ich in seinem Kopf und zeigte ihm, wie meine Finger in meinen Haaren hingen. Er blickte zu mir auf und ich konnte erkennen, wie sehr er mit sich kämpfte. Er wollte diesen Abstand partout nicht überwinden. -Ayas POV- Ok. Ich hatte nichts mehr zu tun. Das war eine Lüge. Perser hatte mich regelrecht zusammengestaucht, dass ich den Schwarz unbeobachtet gelassen hatte. Nun war ich dazu verdonnert worden jeden einzelnen Tag hier zu verbringen. Nicht einmal im Laden hatte ich einen einzigen Dienst bekommen. Ich öffnete meine Augen, als ich angesprochen wurde und sah auf Schuldigs Haare. Meine Kiefer spannte sich an. Ich wollte ihm nicht so nahe sein. Ich erinnerte mich daran, was passiert war, als wir das letzte Mal eine Armlänge von einander entfernt waren. Doch was sollt ich tun? Mein Pflichtbewusstsein und meine Bedürfnis zu helfen war einfach stärker. Ich stand auf und kam zu dem Schwarz. Ohne ihn eines Blickes zu bedenken setzte ich mich auf sein Bett, holte die Bürste aus dem Nachtschrank und begann seine Haare zu kämmen. Erneut keimte dieses ungewohnte Gefühl in mir auf. Abwechselnd fuhren meine Finger und die Bürste durch die orangene Mähne. Ich ermahnte mich nicht in den Gedanken um die Weichheit dieser Haare zu versinken. Lieber konzentrierte ich mich darauf einen gleichmäßigen Rhythmus bei zu behalten. Meine Finger griffen von unten in die Haare und kämmten sie durch, während die Bürste von oben über die Strähnen glitt. Ihr Geruch stieg mir in die Nase und ich beendete nach nur ein paar Minuten die Prozedur. „Fertig!“, erklärte ich schneller, als es mir lieb war, legte die Bürste auf den Nachttisch und erhob mich. Ich drängte mich an ihm vorbei. Eine warme Hand schlang sich um mein Handgelenk und zerrte mich abrupt zurück. Ich verlor das Gleichgewicht und fiel auf die Knie. Noch ehe ich protestieren konnte fasste eine zu bekannte Hand in meinen Nacken und heiße Lippen pressten sich auf meine. Erschrocken riss ich die Augen weiter auf. Schuldigs Augen funkelten mich an. Dieses reine und tiefe Blau zog mich in seinen Bann. Ich riss mich los und stand auf, ehe meine Augen zufallen konnten. /Ich knie doch nicht vor einem Schwarz./, fluchte ich innerlich. „Gut!“, kam es als Antwort von Schuldig, der sich mit Mühe erhob. Wie gelähmt stand ich vor ihm. Es war das gleiche Gefühl wie beim letzten Mal. /Ich spiele deine Spiele nicht mit!/, knurrte ich und wollte eher mich als ihn überzeugen. Ein Lächeln zog sich über seine Lippen. Es war dieses undurchsichtige Lächeln. //Ich spiele nicht!//, war seine Antwort. Er zog meinen Nacken wieder zu sich und presste unsere Lippen auf einander. Seine zweite Hand wanderte um meine Taille und zog mich fester an ihn. Ich folgte seiner Aufforderung, war ich doch nicht in der Lage mich zu wehren. Noch immer hafteten meine Blicke an seinen blauen Augen. Seine Lippen begannen meine zu streicheln und ich presste meine Lieder zusammen. Ich spürte, wie er seine Lippen teilte und an meiner Unterlippe saugte. Ich wollte diesen heißen Lippen entfliehen, doch wollte ein Teil in mir sich der Kälte im Zimmer nicht aussetzen. Nur langsam tropften Schuldigs Worte in meinen Kopf. Er spielte nicht? Warum tat er dann so etwas? Wir waren Feinde. Er war Schwarz, ich Weiß. -Schuldigs POV- Es hatte mich einfach überkommen. Nun stand ich hier und hielt das störrische rote Katerchen im Arm. Meine Lippen strichen über seine und ich saugte an seiner Unterlippe. Mit der Hand in seinem Nacken zog ich ihn näher an mich und griff ihm in die weichen Haare. Er schmeckte nach Tee und seiner ganz persönlichen Süße. Kurz löste ich meine Lippen von ihm und sah ihn aus halb geöffneten Augen an. Nur für einen Moment erhaschte ich einen Blick auf die glitzernden Amethyste. Ich schloss meine Augen und küsste ihn erneut. Ja ich war mir bewusst darüber, dass ich das Katerchen gerade küsste. Ich war mir darüber im Klaren, dass ich genau das wollte. Ich wollte ihn schmecken. Meine Hand in seinen Haaren wanderte zu seiner Wange und strich sanft über das Kiefergelenk. Er lockerte sich langsam. War ihm jetzt bewusst geworden, was ich gesagt hatte? //Ran//, hauchte ich in seinem Kopf und spürte, wie er begann zu zittern. Das wollte ich. Ich wollte Ran. Ich spürte, wie er sich an mir festhielt und sein Gewicht schwerer auf meinen Arm drückte. Seine Beine wurden weich. Ging es mir denn anders? Nicht wirklich, doch ich wollte durchhalten, wollte mein Versprechen auch nach Wochen halten. Ich würde ihn nicht fallen lassen. Meine Zunge strich über seine Lippen und erneut entlockte diese Handlung ihm ein erschrockenes Japsen. Meine Chance. Ich eroberte die fremde Mundhöhle und strich über die scharfen Zähne. Würde er jetzt zubeißen... Ich vertrieb den Gedanken. Hier hatte Gewalt keinen Platz. Langsam strich ich über seine warme Zunge. Erneut fiel mir auf, wie weich und warm sie doch war. Betörend warm. Ich wollte mit ihr spielen. Aya hätte ich sicher mit einer Aufforderung und Provokation zu einem Kampf bewegen können, doch war ich mir sicher, dass unter dieser harten, kalten Schale ein sensibler junger Mann steckte. Das hier war nicht Abyssinian. Das hier war Ran. /Sei sanft!/, ermahnte ich mich selbst. -Ayas POV- Ich musste mich an ihm festhalten. Mein Kopf war wie leergefegt. Ich war hilflos und diese Hilflosigkeit lähmte mich. Ich ärgerte mich darüber so schwach zu sein und auf einen Fremden, auf einen Schwarz angewiesen zu sein, doch hatte ich keine Kraft in meinem Körper um mich zu wehren. Fast war es mir, als wollte sich mein Körper nicht wehren. Diese warme Zunge strich immer wieder an meiner entlang. Dies war eine Aufforderung. Doch sollte ich darauf eingehen? So konnte ich mich verteidigen, dass er mich geküsst hatte. Würde ich auf seine Aufforderung eingehen würde aus dem „Er hat..“ ein „Wir haben...“ entstehen. Seine Lippen lösten sich von mir und ich hörte ein leises Lachen von ihm. „Du musst schon weiteratmen.“, flüsterte er und ich spürte den Luftzug seiner Worte an meinen Lippen. Ich biss mir auf die Unterlippe. Ich öffnete meine Augen. Nur einen Spalt. Ich wollte wissen, wie viel Spott in seiner Mimik lag um angemessen zu reagieren. Doch seine Mimik war nicht spöttisch. Kein Hohn war in ihr zu sehen. /Mist/, dachte ich hektisch. Ich atmete langsam weiter und überlegte noch an einer Reaktion, als mich das Klopfen an der Tür rettete. Erneut. Ich dankte der Schwester, die ein so hervorragendes Timing hatte. Schuldig löste sich still von mir und ließ sich mit einem leisen Erschöpfungslaut in seinen Rollstuhl sinken. Ich selbst trat an das Fenster heran um den Raum durch zu lüften. Es war keine schlechte Luft, doch der Abstand zu Schuldig und die Kühle der Nacht würden mir helfen mich zu mir zu führen. Hinter mir trat die Schwester ins Zimmer und brachte Schuldig sein Abendessen. Ich drehte mich um und lehnte mich mit der Hüfte an das Fensterbrett. Von hier aus konnte ich die Szenerie betrachten ohne ein Teil von ihr sein zu müssen. „Ihr Arzt will Sie sprechen. Sein Sie bitte zur Abendvisite in ihrem Zimmer. Oder wenigstens auf der Station.“, bat sie freundlich und ging. Schuldig stocherte in seinem Essen und für einen Moment tat er mir leid. Mein Blick fiel auf meine Armbanduhr. In einer halben Stunde würde die Visite beginnen. Ich lehnte mich etwas nach hinten um besser um die Ecke des Fensters blicken zu können. Ich sah den Sushiladen, von dem die Mädchen uns Essen in den Laden brachten. Den Gedanken, dass ich erst darüber nachdenken sollte, was ich jetzt mit dieser Information anfangen sollte, verschob ich. Ich hatte meine Entscheidung doch schon lange getroffen. „Hältst du es eine knappe Stunde aus, dich zu benehmen?“, fragte ich mit einem ruhigen, kalten Ton und erntete einen fragenden Blick. Noch immer stocherte er in dem weißen Haufen herum, der auf dem Speisezettel als Reis deklariert war. „Wenn du dich benimmst besorge ich dir was ordentliches zu essen.“, versprach ich und erkannte das kleine Funkeln in den blauen Augen. Ich schnaufte amüsiert und tarnte es als genervten Laut. Mit Schwung stieß ich mich von dem Fensterbrett ab und trat auf die Tür zu. Ohne ein weiteres Wort hatte ich das Zimmer verlassen und wartete auf den Fahrstuhl. In Gedanken streiften meine Fingerspitzen meine Lippen. Noch immer spürte ich diese Wärme auf ihnen. „Der Fahrstuhl ist da!“, wurde ich aus den Gedanken gerissen und blickte verstohlen neben mich. Eine Frau hielt ihren Fuß in die Lichtschranke des Aufzugs und hielt die Hände ihres Freundes. Zärtlich berührten sich ihre Lippen immer wieder. „Noch einen für den Heimweg!“, hauchte sie und er lachte leise. Erneut trafen sich ihre Lippen und beide schlossen ihre Augen. Ich spürte, wie mir die Wärme in die Wangen stieg und ich betrat den Fahrstuhl. Meinen Blick richtete ich auf das Hygieneplakat gegen Krankenhauskeime. Interessiert starrte ich es an ohne auch nur ein Wort zu lesen. Ich hatte die Fähigkeit Menschen zu beobachten, ohne das es ihnen auffiel. Die Frau stahl sich noch einen Kuss von ihrem Freund und stieg nun in den Aufzug. Theatralisch seufzte sie, als die Türen geschlossen waren. „Entschuldigung!“, murmelte sie mir verlegen entgegen und musterte mich. „Aber Sie kennen das sicher. Ich habe sie schon oft mit ihrem Freund gesehen.“, plapperte sie und ich schluckte hart. /Diese Situation würde Schuldig noch bereuen./, schwor ich mir. „Aber Küsse schmecken einfach zu gut von der geliebten Person, nicht?!“, riss sich mich aus meinem Fluch und ich zuckte innerlich zusammen. Der Aufzug hielt und ich stieg ohne ein Wort aus. Was war das gerade? Warum hatte mich dieser Satz getroffen? Ich schüttelte den Kopf und begab mich zu dem Sushiladen. Ich hatte Zeit und nutzte sie um mich im Laden abzumelden. Ken gab mir knapp zu verstehen, dass er und Omi auf einer Mission sein würden, wenn ich heim käme und Yoji gerade mit seinem Date das Haus verlassen hatte. Ich legte auf und atmete durch. Ich hatte heute Abend also meine Ruhe. -Schuldigs POV- Ich schob das Essen von mir und setze mich auf das Bett. Gedankenverloren stellte ich ein Bein an und wackelte mit dem Knie hin und her. Meine Gedanken hingen an dem roten Katerchen und dessen weichen Lippen. Leicht leckte ich mir über die Meinen um seinen Geschmack zu erhaschen. Doch enttäuscht zog sich meine Zunge zurück. Vielleicht sollte ich Kontakt zu Ran aufnehmen. Nun hatte er den Abstand, den sein Verstand brauchte um zu funktionieren. Doch vielleicht funktionierte er dann zu gut? Ich wurde aus meinen Überlegungen gerissen, als der Tross an Ärzten und Schwestern das Zimmer betrat. Der Arzt untersuchte die Narben und die Beweglichkeit in meinem Becken. Pete war unter den vielen Menschen und flüsterte dem Arzt etwas zu, der mich darauf hin aufforderte mich zu erheben. Mit langsamen Bewegungen erhob ich mich von meinem Bett und machte die zwei Schritte zu meinem Rollstuhl, um mich dort hinzusetzen. Eine Schwester reichte dem Arzt eine Akte in der er angestrengt las. „Sieht so aus, als könnten wir sie schon in einer Woche entlassen!“, meinte er überrascht und nickte zuversichtlich. „Wenn sie das Laufen noch etwas üben können wir sie am übernächsten Montag entlassen. Das Becken ist gut verheilt und mit noch etwas Schonzeit werden keine Beeinträchtigungen zurückbleiben.“, erklärte er mir und ich forschte in seinen Gedanken nach. Er war anscheinend wirklich überrascht, dass es mit meiner Genesung so gut voran ging. Ich nickte nur knapp und der Tross zog weiter. Langsam rollte ich zum Fenster und wollte es schließen, als eine Böe hereinwehte und ich tief durchatmen musste. Mir fehlte der Wind in meinen Haaren. Der Park des Krankenhauses war gut gegen Wind geschützt. Mir kam ein Gedanke und hoffte, dass das Katerchen mitspielen würde. Kapitel 11: 11 -------------- -Ayas POV- Meine Augenbraue hob sich, als ich das Zimmer des Schwarz betrat und er mich mit einem breiten Grinsen empfing. Ich blieb einfach im Türrahmen stehen und blickte kühl zu ihm. „Du hast doch sicher noch etwas Zeit für mich?!“ „War das eine Frage oder eine Feststellung?“, fragte ich zurück und er grinste breiter. Er stand auf und lies sich in seinen Rollstuhl sinken. Er schnappte sich eine Jacke und meine Braue wanderte weiter Richtung Haaransatz. //Wir machen einen Ausflug!//, bestimmte er und mein Blick wanderte auf die erhellten Laternen auf der Straße. Ich wollte widersprechen, doch Schuldig fuhr mit einem kindlichen Kichern an mir vorbei. /Oh weih. Worauf lasse ich mich nur ein?/, dachte ich und räusperte mich. Ich brauchte meine innere Ruhe zurück. Langsam folgte ich Schuldig mit der Sushitüte in der Hand. Er rollte zum Schwesternzimmer und klopfte an die Glastür. Eine kräftige Frau öffnete ihm und nickte nur knapp. „Aber um Zehn ist Nachtruhe!“, mahnte sie und nun war es an Schuldig zu nicken. „Komm!“, meinte er zu mir und fuhr zu den Aufzügen. „Was wird das?“, fragte ich angesäuert, als wir schließlich auf den Haupteingang des Krankenhauses zusteuerten. //Wir machen einen Ausflug.//, kam die kryptische Antwort und ich blickte kalt auf ihn herab. //Keine Sorge. Ich war artig. Der Arzt hat es mir erlaubt!//, verteidigte er sich und stellte den Rollstuhl an den Eingang. „Nun darfst du mir eine Stütze sein!“, grinste er mich an und erhob sich. Mit knirschenden Zähnen ging ich zu ihm und ließ ihn sich an meinem Arm festhalten. //Dir fallen irgendwann die Zähne aus, wenn du weiter so knirscht.//, ermahnte mich der Schwarz und ich blickte fest nach vorn. Meine Wut kam langsam zu mir zurück. /Das wirst du nicht mehr erleben, wenn du so weiter machst!/, zischte ich scharf. Er führte mich zu meinem Porsche und ich musterte ihn gründlich. „Komm schon. Ich habe in den letzten Monaten nichts gemacht, dass dir geschadet hat. Vertrau mir mal. Wir sind bald Arbeitskollegen!“, erklärte er mit einem breiten und überheblichen Grinsen. Dabei lehnte er sich mit dem Rücken an meinen Wagen und steckte die Hände in die Hosentaschen. Diese Haltung kannte ich nur zu gut von ihm. Murrend öffnete ich den Wagen und wir stiegen ein. -Schuldigs POV- Ran startete das Auto und eine angenehme Gänsehaut jagte durch meinen Körper, als der Motor aufheulte. Ich schloss kurz genießend die Augen. //Auf die Schnellstraße!//, meinte ich und sah gerade aus. Er fuhr los und ich betrachtete die vorbeiziehenden Häuser. Mit einem Handgriff fand ich den elektrischen Fensterheber und ließ die Scheibe in der Tür verschwinden. Ich lehnte meinen Kopf an die B-Säule und schloss erneut die Augen. Der Fahrtwind zog an meinen Haaren und ließ mich mehr lächeln. Tief zog ich die Luft in meine Lungen. Das Ausatmen fiel mir schwer, da der Wind mir ins Gesicht drückte. Da war er. Der Moment in dem ich einfach nur glücklich und dankbar war am Leben zu sein. Ich öffnete meine Augen nach einiger Zeit und deutete auf ein Schild. //Die Nächste runter!//, bestimmte ich und blickte wieder nach draußen nur um Sekunden später meine Augen wieder zu schlissen und den Fahrtwind zu genießen. /Nicht einschlafen!/, mahnte es in meinem Kopf und ich grinste als Antwort. Ich spürte, wie der Wagen langsamer wurde. Ich setzte mich gerade hin und führte Ran zu einer großen Villa. „Wir sind da.“, flüsterte ich und blickte auf das im Dunkeln liegenden Gebäude. „Das ist nicht dein Ernst!“, kam es von der Seite und ich grinste. //Ich habe nichts mehr zum Anziehen.//, gab ich zu verstehen und stieg langsam aus. Mein Herz begann nervös zu schlagen. Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich so stark ich konnte. So weit meine Kraft auch reichte. Ich spürte niemanden von Schwarz. Schmerzhaft blickte ich auf. „Niemand da.“, meinte ich knapp, als Ran neben mich trat. Erneut stützte ich mich auf seinen Arm und wir schritten auf das Gebäude zu. „Schlüssel?“, fragte er und ich schüttelte den Kopf. Ich zog eine kleine Holzkachel der Eingangstür zur Seite und legte meine fünf Fingerspitzen auf die weiße Platte. Nach einem kurzen Surren entriegelte die Tür und wir traten ein. Ich deutete auf ein Zimmer und wir traten ein. Ich schaltete das Licht ein und schluckte hart. Die Staubschicht auf Brads Schreibtisch ließ diesen brennenden Gedanken tiefer in meinen Kopf dringen. „Lass uns hochgehen.“, meinte ich leise und wir stiegen die Treppe langsam hinauf. In meinem Zimmer angekommen setze ich mich auf mein Bett und schnaufte durch. Mein Becken schmerzte und meine Beine brannten sauer. Ich beobachtete Ran, wie er sich umsah und schließlich geschäftig auf den Schrank zuging und die Kleider darin in eine Tasche packte, die er im untersten Regal gefunden hatte. Fein säuberlich packte er die Sachen ein und ich grinste in mich hinein. Meine Kleider waren nur in den Schrank geworfen. Ich hasste es zu bügeln oder die Sachen zusammen zu legen. Darum hatte ich nur Kleidung aus Stoffen, die mehr als pflegeleicht waren. Nun war Ran auf ein Knie gesunken und legte meine Hemden ordentlich zusammen. Ich griff unter das Bett und sofort hatte ich Rans volle Aufmerksamkeit. //Keine Sorge Kitty. Meine Waffen sind hinter dir im Schrank!//, beruhigte ich ihn und zog eine kleine Kiste unter dem Bett hervor. Es war eine farblose, etwas abgenutzte Schuhkiste. Dennoch strich ich vorsichtig den Staub von ihr und erhob mich. Ran hatte sich erhoben und ich legte die Kiste auf das Oberste Hemd, ehe ich den Reißverschluss der Tasche zuzog. „Mehr gibt es hier nicht zu holen, was du mit mir in der Nähe transportieren willst.“, scherzte ich und griff noch meinen grünen Mantel, welcher unbeachtet auf der Stuhllehne des Schreibtischs hing. Der Blick des roten Katers entging mir nicht. //Ich habe mehr als einen!//, erklärte ich knapp und verließ das Zimmer. Erst als ich die Treppe erreicht hatte hörte ich meine Zimmertür. Und der Kater folgte mir. -Ayas POV- Ich half Schuldig die Treppe hinunter. Diese Richtung schien ihn mehr zu schaffen zu machen, als der Weg hinauf. Das Blau seiner Augen war getrübt. Innerlich schüttelte ich den Kopf. Ich wusste, dass dieser Blick, dieses glanzlose Blau etwas ganz anderes bedeutete. Er war der letzte Schwarz und hier in diesem Haus hatte sich ihr Leben abgespielt. Würde es mir anders gehen, wenn ich nach dem Tod von Weiß ins Koneko kommen würde? Nein. Ich würde es sicher auch hinter körperlichen Schmerzen verstecken. Am Auto angekommen ließ ich Schuldig einsteigen und verstaute die Tasche im Kofferraum. Ich setzte mich auf meinen Platz und startete den Motor. „Warte. Wir haben noch gut zwei Stunden Zeit!“, hörte ich Schuldig und blickte ihn an. Prüfend ließ ich meinen kühlen Blick über ihn gleiten. /Was kommt jetzt?/, überlegte ich und das entstehende Grinsen in Kombination mit dem wachsenden Leuchten in seinen Augen ließ mich ein eine Anspannung geraten, wie ich sie nur vor einer Mission empfand. „Fahr die Straße einfach bis zu Ende!“, meinte er und deutete nach vorne. Mit mulmigen Gefühl fuhr ich los und kam auf einem Hügel zum Stehen. Langsam stieg ich aus und blickte mich um. Ich suchte eine Falle. //Ich will dich nicht umbringen!//, kam es mit amüsierten Unterton und Schuldig winkte mich zurück ins Auto. Er ließ auch mein Fenster herunter und schien den steifen Wind auf diesem Hügel auch noch zu genießen. Zusammen aßen wir das mitgenommene Sushi und blieben über eine Stunde still sitzen. Er genoss den Wind und ich folgte den Lichtern der Stadt. Ein Schauer durchfuhr mich und legte meine kalten Hände unter meine Oberschenkel. Schuldig besah mich knapp, ehe er nach hinten griff und seinen Mantel hervor zog. Langsam beute er sich zu mir und legte mit den Stoff um die Schultern. „Der Wind kommt nicht so gut durch den Stoff.“, meinte er leise und zog ihn fester um meine Schultern. Mit eisigem Blick wollte ich ihn auf seinen Platz verweisen. Ein typisches Grinsen war seine Antwort. Langsam kam er mir näher und ich schob mich weiter in den Mantel. Wenn er hier mit diesem Quatsch beginnen würde, gäbe es keine Tür und keine Schwester, die mich retten würde. Mit dem Daumen strich er mir über die Wange und besah sich seine Fingerspitze. Er nahm sie in den Mund und funkelte mich mit seinen Augen an, als wäre er ein Raubtier, dass sich seine Beute ausgesucht hatte. //Sag jetzt etwas. Oder schweig!//, schoss es durch meinen Kopf. Noch ehe ich etwas sagen konnte spürte ich seine Lippen auf meinen. Erst riss ich meine Augen erschrocken auf, doch dann fielen sie einfach zu. Ich seufzte ergeben. Was hatte es noch für einen Sinn? Ich konnte mich nicht regen, mich nicht bewegen, mich nicht wehren. Seine Hände waren noch immer am Revers seines Mantels. Das ließ mir wenigstens etwas Verstand übrig. Seine Zunge glitt über meine Lippen. Ein Schauer jagte durch meinen Körper. Wollte ich das, was jetzt kommen würde? Die beiden letzten Male hatte ich mich erschreckt, doch nun wusste ich, dass dieser heiße Muskel die Haut meiner Lippen versengen würde. //Weiteratmen!//, kam es belustigt von Schuldig. Wütend öffnete ich meine Augen und blickte in amüsiertes Blau. Demonstrativ schnaufte ich durch die Nase. Das Beben an meinen Lippen gab mir Hoffnung. Schuldig löste ich von mir und begann zu lachen. //trotziges Kitten!//, spottete er und ich lehnte mich in meinem Sitz zurück. „Wir sollten zurück.“, erklärte ich und das Lachen neben mir wurde weniger. „Nein.“ Ich stockte. Nein? Wie konnte er nein sagen? In weniger als einer Stunde mussten wir zurück sein. //Erst will ich einen ordentlichen Abschluss!//, meinte er bestimmt. Ich kochte vor Wut. Ich funkelte ihn an und wollte meiner Wut über so wenig Disziplin Luft machen. Schon wieder spürte ich seine Lippen auf den Meinen und meine Wut verlegte den Ausbruch auf später. Meuterei! Ich brauchte sie um mich zu schützen. Schuldig war mir einfach zu nahe. Ich stand auf einem Drahtseil, wenn er mich so berührte. Wenn er doch mit mir spielte, mich nur demütigen wollte, dann durfte ich nicht fallen. Ich durfte mich nicht fallen lassen. -Schuldigs POV- Meine Chance hatte ich nutzen müssen. Hier würde uns niemand stören. Hier konnte ich einen passenden Abschluss finden. Ran hatte schon Luft geholt um sich aufzuregen. Sogleich hatte ich ihn geküsst und meine Zunge zwischen seinen Zähnen. Noch immer bemühte ich mich um Sanftheit. Doch so langsam wollte ich einen richtigen Kuss. //Ich kann deine Gedanken hören. Vergessen? Lass einfach los. Ich habe dir versprochen, dass ich dich halte. Wenn nicht, kannst du mich auf dem Weg zurück noch immer umbringen und es als Unfall tarnen!//, drängte ich es in seinen Geist. Dieser Gedanke gefiel dem roten Kater. Er machte sich weniger Gedanken darüber, dass er sich nicht fallen lassen konnte. Nun drang seine Unerfahrenheit an die Oberfläche und ich lächelte in mich hinein. //Mach einfach irgendwas. Und dann machst du da, was dir gefallen hat//, war meine kurze Anweisung. Mehr zu erklären würde die Stimmung endgültig töten. Ich fuhr mit meiner Hand in seinen Nacken und zog ihn an mich, gab ihm den Halt, den ich versprochen hatte. Langsam bewegte sich seine Zunge. Mit langsamen Bewegungen zeigte ich ihm, was mir gefiel. Vielleicht wäre etwas dabei, dass auch ihm gefiel. Sanft strich ich an der Seite des warmen Muskels entlang, als Ran sich etwas entspannte. /Nochmal./, hörte ich es ganz leise in seinen Gedanken. Es war sicher nicht einmal an mich gerichtet, doch gerade jetzt würde ich mich sicher nicht aus seinem Kopf zurückziehen. Ich strich noch mal so an der Seite entlang und spürte kurz darauf, dass er es imitierte. Der Kuss war holprig, doch entstand so etwas wie ein Spiel. Zaghaft.Vorsichtig. Doch es begann. -Ayas POV- Immer wieder jagten Schauer durch meinen Körper. Schuldigs Halt an meinem Hinterkopf reichte mir nicht mehr. Die Bewegungen unserer Lippen, unserer Zungen und die dabei entstehenden Geräusche ließen mich auf meinem Drahtseil gefährlich wanken. Mit einem Ruck wurde ich etwas zur Seite gezogen. Unsere Lippen trennten sich dabei nicht. Sein Arm schlang sich um meinen Körper und ich seufzte zufrieden. Das unangenehme Gefühl zu fallen trat bei Seite. Langsam schob ich meine Hände in die orangene Mähne. Schuldig löste sich nur für den Bruchteil einer Sekunde von mir um seinen Kopf auf die anderes Seite zu legen. Nahtlos führten wir unser Spiel fort. Dennoch war es anders. Besser? Vielleicht. Mein Verstand hatte seine Koffer schon gepackt und winkte mir noch aus der Ferne zum Abschied. Die weichen Haare zwischen meinen Fingern ließen ihn im Nebel verschwinden. Ich wurde mutiger. Oder Ehrgeiziger. Ich war noch nie gerne der Schüler. Ich probierte mich aus und fand schnell Bewegungen, die mir wohlige Schauer durch den Rücken trieben. Seine Hand in meinem Nacken begann sich ebenfalls zu bewegen. Sie strich mir sanft über die Wange, über das Ohr und durch das Haar. Nie hatte ich eine solche Zärtlichkeit gespürt. Ich war meiner Schwester immer am Nächsten gewesen und hatte sie umarmt. Sie hatte mich viel mehr berührt. Oft hatte sie meinen Arm an sich gedrückt und mich so zu fast allem überreden können. Doch das hier war etwas ganz anderes. Viel zarter. Viel emotionaler. /Ich kann nicht mehr/, dachte ich für mich, doch ich wollte diese Wärme nicht gegen die Kälte des Autos eintauschen. Nur langsam trennte sich Schuldig und gab mir kurze Küsse auf meine geschwollene Lippen und meine freie Wange. Ganz kurz strichen seine warmen Lippen mein kaltes Ohr. Wie einen Stromschlag durchfuhr es mich und ich atmete erschrocken ein. „Das ist ein Abschluss“, wisperte er mir mit seinem heißen Atem in den kühlen Gehörgang und mich durchlief ein heißer Schauer. Er löste seine Lippen von mir. Erst dann verließen mich auch sein Arm und seine Hand. Die Kühle empfing mich, doch war der Schnitt zwischen den Temperaturen nicht ganz so extrem. Langsam startete ich den Wagen und wir fuhren ins Krankenhaus zurück. Den ganzen Weg herrschte Stille zwischen uns. Ich parkte den Wagen und zog den Schlüssel ab. „Ich werde wahrscheinlich schon übernächsten Montag entlassen“, kam es ruhig von der Seite und ich blickte Schuldig an. „Ist das so?“, fragte ich kühler und ein seltsames Lächeln zog sich über seine Lippen. „So ist das.“, war die Antwort. Ohne ein weiteres Wort stiegen wir aus. Ich holte einen Rollstuhl und schob Schuldig ins Gebäude, nachdem ich ihm seine Tasche auf die Beine gelegt hatte. Die Schwester blickte uns mahnend an und sah dann betont deutlich auf die Uhr, die von der Decke hing. „Wir standen im Stau.“, log ich. Schuldig grinste vor sich hin und ich brachte ihn zu seinem Zimmer. Der Blick der Schwester sprach Bände. Sie glaubte mir kein Wort, würde jedoch nichts weiter dazu sagen. Ich brachte Schuldig in sein Zimmer und räumte seinen Schrank ein. „Ich komme Morgen später.“, gab ich von mir und erntete ein zustimmendes Geräusch. „Dann versuch bis morgen die Gedanken der Anderen in Ruhe zu lassen!“, mahnte ich noch einmal. Eine Hand griff in meinen Nacken und kurz legten sich heiße Lippen auf meine. //Einer für Unterwegs// Ich verließ das Zimmer und stellte mich an den Aufzug. Meine Finger glitten an meine Lippen. Ich erinnerte mich an die Frau mit ihrem Freund. /Einen für unterwegs./, echote ich und spürte, wie sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen stahl. Sofort zog ich meine kalte Maske auf. Ich hoffte, dieses typische Grinsen wäre nicht ansteckend. Träge fuhr ich heim und nahm Schuldigs Mantel mit mir. Er wurde im Auto vergessen. Ich würde ihn morgen mitnehmen. Jetzt wollte ich nur noch schlafen und meinem gebeuteltem Kopf etwas monotone Ruhe gönnen. Kapitel 12: 12 -------------- -Ayas POV- Der Morgen kam schnell und ich stand langsam auf. Ich zog mir ein Pulli und eine Hose über und ging ins Bad um meine Zähne zu putzen. In der Küche herrschte noch schläfrige Ruhe. Ich brühte mir einen Tee auf und las in der Zeitung. Ich spürte etwas in meinem Kopf. /Raus da. Das ist unhöflich!/, murrte ich nur, war ich doch noch zu müde um mich wegen dem Schwarz aufzuregen. Schuldig kicherte in meinem Kopf und erklärte mir, dass er nur wissen wollte, ob es mir gefallen hatte, was wir am Abend zuvor getan hatten. Ich verschluckte mich an meinem Tee und hustete herzhaft. /Das geht dich nichts an!/, fauchte ich nun ungehalten und dachte intensiv an die einzelnen Blumensorten in unserem Laden um ihm seine Antwort zu verwehren. Zu spät. Das Kichern erwuchs zu einem Lachen. //Kitty!//, mahnte er fast väterlich. //Ich weiß es doch schon längst. Dennoch Respekt, dass du mich bemerkt hast.// Murrend trank ich meinen Tee weiter. Innerlich fluchte ich lautstark und hoffte den Schwarz aus meinem Kopf zu vertreiben. „Aya. Du bist noch da?“, rief mich eine Stimme aus meinen Bemühungen. Mein Blick wanderte zu dem kleinen Chibi unserer Gruppe. Nein. Er war schon lange kein Chibi mehr. Er wurde zu einem Mann. Er streckte sich ausgiebig und betätigte dann die Kaffeemaschine. Er war Student. Erwachsen. Er plante unsere Missionen. Er war sicher kein Kind mehr. Ich sah auf die Uhr und verbarg das Entsetzen über die Zeit. „Ich bin schon weg.“, erklärte ich kühl und erhob mich langsam. Ich durfte jetzt nicht in Hektik verfallen. Ich war zu spät, doch das würde ich auf der Schnellstraße herausholen. Ich wusch meine Tasse aus und stellte sie zum Trocknen auf die Platte daneben. „Pass mir auf, dass der Frauenheld seine Schicht auch wirklich antritt!“, mahnte ich und erntete ein Nicken. Schnell nahm ich meine Jacke und Schuldigs Mantel vom Hacken und stieg in meinen Wagen. Gekonnt überholte ich die anderen Wagen und kam pünktlich bei dem Krankenhaus an. Mit einem Blumentopf in der Hand betrat ich das Zimmer und schloss die Tür hinter mir. „Guten Morgen Aya.“, flüsterte ich und stellte den Topf neben ihr Bett auf den Nachtschrank. Anschließend öffnete ich die Fenster und ließ frische Luft in den Raum. Ich blickte auf die Straße und hoffte auch noch nach Jahren darauf, dass sie sich regte und mir zu verstehen gab, dass ich nicht immer so in Gedanken versinken sollte. Vorsichtig blickte ich über meine Schulter und kam auf sie zu um sie zuzudecken. Ich setzte mich zu ihr und öffnete ihre Hand. Noch immer befand sich der Ohrring in ihr. Sanft lächelte ich und strich ihr durch das Pony. „Danke, dass du so gut darauf aufpasst.“, flüsterte ich und erhob mich. Ich holte die Bürste aus dem Nachtschrank und setzte mich erneut zu ihr. Ich öffnete ihre Zöpfe und ließ die Bürste durch die vollen Haare gleiten. Durch die ständigen Zöpfe bäumten sich ihre Haare in voluminösen Wellen auf und schimmerte seiden. Ich würde ihr nicht sagen, wie sehr ich sie und unser früheres Leben vermisste. Ich würde ihr nicht sagen, was in den letzten Wochen passiert war. So sehr es mich beschäftigte und mir den Schlaf raubte. Ich würde sie damit nicht belasten. Stattdessen erzählte ich ihr, dass Omi weiterhin einer der Besten in der Uni war und das Yoji und Ken sich auch nicht verändert hatten, dass alles seinen gewohnten Gang ging. Mir kam der Gedanke, ob die Welt in einer Art Starre verblieb, bis Aya ihre Augen öffnete. Schnell schüttelte ich den Kopf. Der Einzige, der in seiner Starre verblieb, war ich. Ich wartete darauf, dass meine Schwester ihre Augen öffnete, damit ich mein Leben wieder aufnehmen konnte. Dieser Gedanke schmerzte. Erneut versprach ich ihr, dass ich sie den Jungs vorstellen würde, wenn sie wach wurde. Eine Schwester betrat das Zimmer und sah mich an. Ich nickte. Meine Zeit mit Aya war für heute vorbei. Ich band ihren letzten Zopf und strich ihr erneut durch den Pony. /Ich habe dich gerächt Aya. Takatori ist tot. Bitte wach auf!/, flehte ich in Gedanken und stand auf. Ich schloss ihre Hand um den Ohrring und schloss die Fenster, ehe ich ging. An meinem Wagen angekommen atmete ich tief durch. /Ruhig. Ganz ruhig!/, mahnte ich mich und warf einen letzten Blick auf ihr Fenster. Mit den vielen bunten Blumen war ihr Fenster sehr auffällig. Ich stieg ein und fuhr quer durch die Stadt zu dem anderen Krankenhaus. Irgendwann würde ich sicher ein Krankenhauskoller bekommen. Vielleicht würde ich dann Schuldig wirklich noch Zöpfe flechten. Dieses Bild gefiel mir und nahm etwas Last von meinen Schultern. Ich parkte den Wagen ab und lief den gewohnten Weg zu Schuldigs Zimmer. Augenblicklich waren alle meine Gedanken verschwunden. Schuldig war weg. Mein Körper spannte sich an. Er bereitete sich und mich auf einen Kampf vor. /Unsinn!/, dachte ich mir. Schuldig konnte nicht aus dem Krankenhaus geflohen sein. Er hatte mir doch versprochen... Erneut erschrak ich. Seit wann verließ ich mich auf ein Versprechen eines Schwarz? Knurrend suchte ich das Schwesternzimmer auf. Ich war wütend. Wütend auf Schuldig, da er nicht war, wo er zu sein hatte. Wütend auf mich, dass ich ihm vertraut hatte. Die Oberschwester erkannte mich sofort und lächelte mich freundlich an. „Ihr Partner ist im Reharaum!“, erklärte sie und ich hörte das Kichern der jungen Damen. Meine Wut stieg. Zu gern hätte ich ihr sehr deutlich gesagt, was ich von dem Deutschen hielt. Wir waren aneinander gekettete Feinde. Nichts weiter. Wir waren keine Freunde. Und schon gar nicht waren wir ein Paar oder Partner. Niemals! Äußerlich ruhig nickte ich und verließ die Station. Schuldig würde leiden müssen, für die ganze Wut... nein. Für diese ganzen Gefühle in mir. Ich würde ihn töten, wenn Ran noch weiter durch die kühle Mauer hindurch kommen würde. Der Junge hatte in mir nichts mehr verloren. Ich war nicht mehr Ran. Ran war mit meiner Schwester ins Koma gefallen. /So und nicht anders!/, bestimmte ich und trat in den Reharaum ein. -Schuldigs POV- Als die Tür ging sah ich auf. Auch Pete hielt in der Bewegung inne und sah auf den unerwarteten Besuch. Ich erkannte das wütende Lodern in seinen Augen und grinste. „Hallo, Kitty!“, begrüßte ich ihn mit zuckersüßer Stimme. Er kam auf mich zu, packte mich am Kragen und zerrte mich dicht an sich. Oh er war mehr als wütend. Das musste ich ausnutzen. Ich klimperte ihn spielerisch mit den Augen an. „Schatz, ich hab dich ja auch vermisst. Aber wir können nach her noch genug kuscheln!“ Seine Augen blitzten auf. /Ups!/, schoss es mir durch den Kopf. Das war wohl zu viel. Nun würde er endlich richtig aus der Haut fahren. Und ich saß dabei in der ersten Reihe. Mist. „Jetzt reicht es mir!“, fing er an und der Griff in meinem Shirt wurde fester. Seine Fäuste begannen zu zittern. „Ich bin gar nichts für dich. Also lass deine blöden Kosenamen. Ich bin nur hier, weil ich dich bewache. Ich spiele deine Spiele nicht mit. Wenn dir langweilig ist, dass such dir einen Anderen dafür!“, zischte er mir entgegen. Die Kälte in seiner Stimme ließ selbst Pete erschauern und er trat einen Schritt zurück. Ich hingegen verfolgte den Wutausbruch des rassigen Kätzchens mit Begeisterung. „Du wirst dich ab jetzt benehmen. Du sprichst mich nicht an, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Du wirst jedes Einzelne deiner Kommentare, Kosenamen und Andeutungen für dich behalten und vor allem...Halt dich aus meinem Kopf fern!“ Er wurde immer leiser, bedrohlicher. Ich grinste nur breit. Da ging doch noch was! „Ach Schatzi, hast du heute Morgen deine Tabletten nicht genommen?“, fragte ich fast fürsorglich. Sein Mund öffnete sich und schloss sich gleich wieder um mit den Zähnen aufeinander zu reiben. Sein ganzer Körper war zum Zerreißen angespannt und seine Hände zitterten stärker. „Du wirst für das Alles bezahlen!“, flüsterte er eiskalt und nahe an meinem Gesicht, ehe er mich abrupt los ließ und den Raum verließ. Er lehnte sich an die Glastür. Ich hatte mich an den Stangen abgefangen. Mein Grinsen wich nicht aus meinem Gesicht. Ich stahl mich in seinen Kopf. Ich war mir sicher, dass er mich vor lauter Wut nicht bemerken würde. Ein weiteres Mal ergötzte ich mich an seinen Fantasien. Die Arten, wie er mich unter die Erde bringen wollte, waren so leidenschaftlich, dass es mir einen Schauer über den Rücken trieb. Egal wie er es anstellen wollte. Wenn er mich mit so viel Feuer und Inbrunst um die Ecke brachte, wäre es ein guter Tod. -Ayas POV- Ich schnaufte um mich zu beruhigen. In meinem Kopf ließ ich den Schwarz hunderte verschiedene Tode sterben. Einige blutig. Andere raffinierter. Doch immer war er am Ende meines Gedanken kalt. Mit aller Kraft unterdrückte ich den Drang mir die Nasenwurzel zu reiben. Ich würde meine kühle Maske sicher nicht ein zweites Mal verlieren. Nicht heute. Und wenn es nach mir ginge, nie wieder! /Dieser.../, dachte ich und knirschte bedrohlich laut mit den Zähnen. Ich wollte nicht daran denken, was passieren würde, wenn er in den Laden ziehen würde. Das pure Chaos würde ausbrechen mit diesem manipulierendem Telepaten. /Er würde doch nicht.../, dachte ich und wie glühendes Metall brannte sich ein Gedanke in meinen Kopf. Würde er mich...Würde er uns verraten? Würde er seine Spiele mit mir im Laden fortführen? /Er ist Schuldig.../ Die Resignation kroch durch mein Rückrad und ließ mich erschaudern. Er würde vermutlich den Spaß seines Lebens haben. Er würde sicher nicht eine einzige Gelegenheit auslassen seinen Schabernack mit uns zu treiben. Doch war dieser Gedanke nicht das Schlimmste. Meine Finger strichen über meine Lippen. Ich würde seine Kommentare nicht einmal abschmettern können. Ich war in seine Falle getappt. Ich hatte mich ihm zum Fraß vorgeworfen. Meine Unachtsamkeit, nein, Rans idiotisches Vertrauen und seine Hoffnung, Menschen könnten sich ändern hatten mich in diese Sackgasse manövriert. Ich hörte Geräusche hinter der Tür und stieß mich von dieser ab. Ich würde mir keine Blöße geben. Abwartend stand ich der Tür zugewandt und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Schuldig kam in seinem Rollstuhl heraus und der Physiotherapeut schenkte mir einen harten Blick. Es war eine Mischung aus Verachtung und Neugier. Mein Blick senkte sich auf den Patienten und wurde kälter, als ich in klares Blau sah. Nein. Ich würde mir sicher nicht eingestehen, dass dieses reine Blau mich faszinierte. Das dieser ungewohnte Blick von dem Schwarz mich interessierte. Harsch wand ich meinen Kopf und erntete ein amüsiertes Kichern. /Idiot!/, dachte ich trotzig. //zickiges Kitten!//, bekam ich zurück und schnaufte verächtlich. -Schuldigs POV- Stille herrschte auf dem Weg zu meinem Zimmer. Der rote Kater schob mich. Es hatte etwas von einer stillen Übereinkunft gehabt. Ich hatte keine Bemerkung mehr ausgesprochen und er war hilfsbereiter. Ich fuhr mir mit beiden Händen und etwas Druck durch meine Haare und schloss die Augen. Leicht massierte ich mit den Fingerspitzen meine Kopfhaut. „Lass das!“,zischte es hinter mir und ich blickte mit einem dunklen Grinsen über die Schulter. Ich wusste, dass seine Blicke auf meinen Haaren hing. //Gefällt dir, was du siehst? Ich wusste nicht, dass du nen Haarfetisch hast!//, stichelte ich ihn und das lodernde Funkeln kehrte in seine Augen zurück. So glänzten diese reinen Amethyste noch schöner. „Von wegen! Deine Matte reibt auf meinen Händen. Das nervt!“, erklärte er knapp und kalt. /Lügner!/, dachte ich für mich. Mir war aufgefallen, dass Aya den Blick abwendete, wenn er log. Offensichtlich war der rote Kater es nicht gewohnt Menschen ins Gesicht zu lügen. Mein Grinsen wurde breiter. Er war ein so reines Geschöpf. Und ich bekam die Gelegenheit dem mit Blut beschmutzten Abyssinian diesen unschuldigen Ran unter die Nase zu reiben. Ein Spiel mit dem Feuer. Sicher. Doch das Gefühl, welches nun in mir aufstieg hatte ich so schmerzlich vermisst. Macht. Ich hatte die Macht den zarten Ran zu brechen. Ich hatte die Macht den großen und kalten Weißleader zu unterwerfen in dem ich Ran auf meine Seite zog. Kurz schweiften meine Gedanken ab. /Ob das schon als klassische Schizophrenie galt?/ Die Tür meines Zimmers weckte mich aus meiner Überlegung. Ich erhob mich aus meinem Rollstuhl und sah auf den Weiß, der mich genau musterte. Die Fassade glich der, die ich schon von ihm kannte, doch war dort unter der Oberfläche noch etwas anderes. Nervosität. Er war mit mir allein. Er wusste, was die letzten Male passiert war, wenn wir allein waren. Ein ungewöhnlich hartes Schlucken kämpfte sich durch meine Kehle. Diese Spannung zwischen uns war anders als sonst. Mit zwei schnellen Schritten hatte ich den Abstand zu ihm überwunden und griff in seinen Nacken. Ich zog ihn zu mir und presste meine Lippen auf Seine. Was auch immer mich dazu getrieben hatte. Plötzlich herrschte pure Entspannung in mir. -Ayas POV- Wie ein Stromschlag durchzuckte es meinen Körper eiskalt und doch siedend heiß. Ich konnte nicht glauben, was passierte. Ich hatte keine Kontrolle über meinen Körper. Meine Finger verfingen sich in seinen Haaren und meine Lippen begannen die Bewegungen zu imitieren, die ich spürte. Ich war angespannt und doch wie losgelöst. Es sollte enden! Jetzt! Das durfte nicht sein! //Ran//, flüsterte diese warme und weiche Stimme in meinem Kopf. Nein! Er durfte mich so nicht nennen. Nicht er. Nicht in diesem Moment der Schwäche. Ran sehnte sich nach Wärme und Geborgenheit. Das hier musste sofort enden. Warum also wurde der Griff in den fremden Haaren fester? Ich musste mich von ihm losreißen! Dennoch lehnte ich mich in den Kuss. Nur ein wenig, doch es reichte, dass eine heiße Zunge sich animiert fühlte über meine Lippen zu streichen. /Nicht!/, flehte ich in mir. Ein sicherer Arm schlang sich um mich und gab mir Halt. Er gab mir Sicherheit. Warum nur? //Ran//, flüsterte es erneut beruhigend. //Niemand wird es erfahren. Niemand. Ich achte auf dich!// Mein Kopf war wie leergefegt, als der warme Muskel an meiner Zunge anstieß und sie sofort sanft entlang strich. Ich hörte mich selbst nur noch ergeben seufzen, ehe ich den Kuss erwiderte. Ich hatte verloren. Erneut. -Schuldigs POV- Er erwiderte den Kuss. Ein Schauer durchlief mich. War es das, was ich erwartet hatte? Nein. War es das, was ich gehofft hatte? Vielleicht. Noch fester zog ich Ran an mich heran. Die Wärme seines Körpers an meinem zerstörte das Bild des kalten Killers immer mehr. Ich strich ihm durch die weichen Haare. So gefiel mir das. Ich intensivierte den Kuss und Ran folgte. Schüchtern und ungeübt, doch er folgte. Entspannt schnaufte ich in den Kuss. /Moment!/, rief ich mich zur Ordnung. Das war zu ernst! So sehr wollte ich mich nie darauf einlassen. Ich wollte mich dabei nicht selbst fallen lassen. Ich löste den Kuss und blickte Ran in die Augen. Er blickte zurück. Fragend. Verunsichert. Mein Blick huschte zwischen den glänzenden Augen hin und her. Ich fand gefallen an diesem leichten Nebel in ihnen. /Verdammt!/, dachte ich, als die Erkenntnis in mir einschlug. Auch ich hatte mich verloren. Ich hatte nicht aufgepasst. Still und heimlich hatte ich diese eine Grenze überschritten. Keine echten Gefühle. Zu spät! Noch bevor ich weiter denken konnte sah ich in den schönen Augen vor mir etwas aufblitzen und schon spürte ich seine Lippen auf meinen. /Zu spät!/, war das Letzte, woran ich denken konnte, ehe ich den willigen Körper fest an mich zog und den scheuen Kuss erwiderte und erneut die Führung übernahm. Mein Verstand verließ mich schlagartig. Ich wollte nur noch fühlen. Ich wollte ihn spüren. Ich hatte mich in ihm verloren. Kapitel 13: 13 -------------- -Ayas POV- Was hatte ich getan? Ich hatte Schuldig geküsst. Es ging von mir aus. Nun stand ich am Fenster und sah der untergehenden Sonne dabei zu, wie sie sich hinter den Gebäuden zu verstecken begann. Verstohlen huschte ein Blick in die geschlossene Glasscheibe vor mir und beobachtete die Szenerie hinter meinem Rücken. Eine Schwester hatte uns mit ihrem Klopfen auseinander getrieben. Eine Blutprobe vom Telepaten war fällig. Mit der Ausrede kein Blut sehen zu können hatte ich mich abgewandt. Schuldig hatte nur breit gegrinst. Dieses Grinsen sah ich nun auch in der Spiegelung des Glases. Ich wollte ihm das dämliche Grinsen aus dem Gesicht wischen und doch wollte ihm nicht zu nahe kommen müssen. Kurzentschlossen blickte ich auf meine Uhr und setzte mich in Richtung Tür in Bewegung. „Ich muss los“, meinte ich und hatte die Klinke schon in der Hand, als die Schwester mich noch aufhielt. „Sie müssten noch ein paar Unterlagen ausfüllen.“, erklärte sie mir und ich nickte. „Ich warte am Schwesternzimmer.“ Mit einem tiefen Durchatmen lehnte ich mich an die Tür, als ich diese zugezogen hatte. Ich glaubte zu wissen, was gerade in mir vor sich ging. Nur wollte ich genau das nicht wahr haben. Noch einmal gönnte ich mir die Schwäche des Verschnaufens, ehe ich mich auf den Weg zum Schwesternzimmer machte. Ich unterschrieb einige Angehörigeninformationen und verabschiedete mich höflich, aber unterkühlt. Auf meinem Weg zu den Fahrstühlen konnte ich die Blicke der Schwestern und Pfleger in meinem Rücken spüren. Sollten sie glauben, was sie wollten. Ich setzte mich in meinen Wagen und fuhr zum Koneko. Ohne unnötige Geräusche trat ich in den Laden ein und hängte meinen Schlüssel ordentlich das das Schlüsselbrett. Nur kurz schenkte ich den lieblos hingeworfenen Schlüsseln auf der Kommode meine Aufmerksamkeit. Sollten die Anderen ihre Schlüssel bei nächsten Mal ausgehen doch suchen bis sie nahe am Nervenzusammenbruch waren. Die Vorstellung davon wie Yoji vor seinem nächsten Date panisch seinen Schlüssel suchte rang mir ein amüsiertes Schnaufen ab. Ich schritt die Treppe zur Wohnung hinauf und hörte die Stimmen aus der Küche. Meine Hände hatte ich in meine Hosentaschen gesteckt. Vor der Küche blieb ich stehen und sah in den Raum. Der Rest von Weiß saß um den Tisch und wärmten sich mit heißen Getränken. Der aufsteigende Dampf aus den drei Tassen ließ mich zu diesem Schluss kommen. Ein Tee würde mir sicher auch gut tun. Wortlos trat ich ein und nahm mir meine Tasse aus dem Schrank um mir Tee aufzubrühen. „Wie lief's?“, hörte ich Yoji fragen. Seine Worte zu verstehen, wenn er eine Zigarette zwischen den Lippen hatte, erforderte etwas an Übung. „Er wird am Montag in einer Woche entlassen.“, war meine knappe Antwort. Dabei versuchte ich so desinteressiert wie nur möglich zu klingen. Dennoch änderte sich die Stimmung im Raum merklich. „Und dann?“, fragte nun Ken. Er versuchte unparteiisch zu klingen, doch die Sorge in seiner Stimme konnte ich trotzdem heraushören. „Er wird wohl erst einmal hier unter Bewachung stehen.“, erklärte ich in gewohnt kaltem Ton. Ich hatte mir diese Worte lange zurecht gelegt. Bewachung war wohl besser als ihnen zu sagen, Schuldig würde hier einziehen. Ich glaubte nicht, dass einer von uns das wirklich wollte. Betont langsam goss ich das Wasser in meine Tasse. Ich spürte, die erwartungsvollen Blicke auf mir und wollte mich partout nicht umdrehen. Ich wusste doch selbst nicht, was wir dann machen sollten. Sollten wir ihn einfach irgendwo wegsperren? Wäre wohl das Beste. Doch sagte mir diese kleine nervige Stimme in meinem Hinterkopf, dass Perser das wohl nicht gut heißen würde. Ein Knurren unterdrückend herrschte ich Schuldig mit bissigen Gedanken an und wollte ihn aus meinem Kopf vertreiben. „Nehmt es mir nicht übel. Aber sollten wir dann nicht ein Zimmer für Schuldig vorbereiten?“ Augenblicklich hefteten sich alle Augen auf Omi. Ich konnte nicht fassen, was er gerade gesagt hatte. Nun sah er sich peinlich berührt auf seine Finger, welche er um die warme Tasse gelegt hatten. „Ich meine er ist doch auch nur ein Mensch... und er hat gerade sein Team verloren..“, murmelte er nun eher eingeschüchtert. „Dir ist aber schon klar, dass er noch immer ein Schwarz ist?!“, verlieh nun Yoji seinem Unglauben eine Stimme. „Ich kann mein Zimmer verwanzen und dann kann er mein Zimmer haben. Da haben wir ihn gut unter Kontrolle.“, meinte er schnell und sah mich fragend an. Ich hatte dem Ganzen nur still gelauscht, doch nun wanderte Kens und dann auch Yojis Blick zu mir. //Meuterei!!//, kicherte es in meinem Kopf. Mit einem scharfen Zischen in meinen Gedanken befahl ich Schuldig zur Ruhe. „Von der Lage wäre das keine Schlechte Idee“, begann ich und erntete Blicke voller Unverständnis „Und der Kleine soll dann auf der Couch schlafen?“, nuschelte Yoji ungehaltener mit seiner Zigarette zwischen den Lippen. //Unfreundliches Pack! Euer Chibi ist wenigstens nett zu mir!//, kam es nun mit kindlich schmollender Stimme. Mein Zischen wurde schärfer und ich wand mich wieder meinen Kameraden zu. „Natürlich nicht. Für diese kurze Übergangszeit müssen wir eben enger zusammenrücken.“ Ich war stolz auf meine Diplomatie. //Du könntest Politiker werden!//, spottete Schuldig. Meine Wut stieg. Ich drehte meinen Kopf zu meiner Schulter und zischte lauter. /Ruhe jetzt! Sonst lasse ich dich angekettet im Keller krepieren!/ Ein übertriebenes Schnurren drang in meinem Kopf. //Kitty...Fesselspiele also? Heiß!// Sein Ton allein reizte mich bis aufs Blut. „Aya? Geht's dir gut?“, holte mich Omi aus meiner beginnenden Rage und ich blickte in verwirrte Gesichter. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich das letzte Zischen laut von mir gegeben hatte. Ich antwortete nicht und machte mit einem einzigen Blick allen Anwesenden klar, dass dieses Thema jetzt ein Ende hatte. Kurz war nur Stille im Raum. „Ich kann in der Zwischenzeit bei Ken schlafen!“, schlug Omi vor. Ken schnappte kurz hektisch nach Luft. Ein fragender Blick von Omi und skeptische Blicke von mir und Yoji waren sein Lohn. „Meinst du das ernst?“, fragte er vorsichtig und Omi nickte mit einem seltsamen Lächeln. Knapp hob ich eine Augenbraue. /Ich bin zu müde um mir darüber jetzt Gedanken zu machen./, beschloss ich für mich und stellte die Tasse auf die Arbeitsplatte. Ich hatte nicht einen Schluck getrunken, doch nun wollte ich nur eine heiße Dusche und ein weiches Bett. „Dann wäre das ja beschlossen.“, fand auch dieses Thema ein Ende und ich verließ die Küche. Ich betrat mein Zimmer und verdrängte den Gedanken mich unnötig über Schuldigs Spielereien aufzuregen. „Lass mich einfach in Ruhe! Nur 24 Stunden!“, murmelte ich für mich. //Und dich aus den Augen lassen? Nix da!// Ich schloss meine Augen und versuchte den nervenden Gast in meinem Kopf zu ignorieren. Ich nahm mir ein frisches Handtuch aus meinem Schrank und begab mich unter die heiße Dusche. Das sanfte Nass tat, was es sollte. Es entspannte mich und gab mir die letzte Schwere, die ich brauchte um müde ins Bett fallen zu können. Dieser Tag musste einfach enden. -Schuldigs POV- Ich hatte das Kätzchen den ganzen Weg über in seinen Gedanken verfolgt. Er war seltsam ruhig gewesen. Hatte er etwa mit einer solchen Reaktion von mir gerechnet? Ich war nicht im Stande einen derartigen Gedanken zu finden. Nun stand ich an der Stelle, an der vor knapp zwei Stunden Ran gestanden hatte. Meine Finger strichen über das Fensterbrett. Ich konnte nicht mehr sitzen. Ich hatte genug vom Liegen. Mein Blick wanderte von der Bewegung meiner Fingerspitzen über das Glas. Ich sah nur mich. Das Licht des Raumes verbot mir die Aussicht auf die belebte Straße. Ich blickte in meine Augen. Das war nicht mehr ich. Das war der Junge, der nie wieder so sein wollte. Der Junge, welcher ich vor vielen Jahren einmal war. Ich forderte eine Schwester in ihren Gedanken auf das Licht in meinem Zimmer zu löschen. Solange ich noch nicht alleine laufen konnte, war ich auf sie angewiesen. Sie kam, wünschte mir eine gute Nacht und löschte das Licht. Mit einem leisen Klicken war das Bild vor mir verschwunden. Dieser Blick aus den blauen Augen existierte nicht mehr. Nun konnte ich auf die Straße sehen. Auf die vielen Menschen, die wie aufgeschreckte Ameisen umherliefen. Meine Muskeln begannen sauer zu brennen, doch ich zwang sie mein Gewischt zu ertragen. Ich wollte noch nie so unbedingt stehen. /Was hast du nur angerichtet?/, fragte ich in Gedanken. Ich hätte nicht sagen können, ob es an mich oder an Ran gerichtet war. Vielleicht war es auch an uns beide adressiert. Hatte er mir nicht genauso viel angetan, wie ich mir? /Nicht doch!/, mahnte ich mich. So etwas war mir in meinem ganzen Leben noch nicht passiert. Das durfte nie passieren. Ich hatte mir versprochen, dass ich mich niemals... /Nein!/, herrschte ich mich selbst an. Dieses Wort. Wenn ich es nur denken würde, würde es real werden. Mit einem theatralischen Schnaufen schüttelte ich meine Mähne und ließ mich in meinen Rollstuhl nieder. Meine Oberschenkel zitterten vor Anstrengung. Mein Körper war schwach. Sicher war es meine Psyche auch. Ich sah auf mein gemachtes Bett und erschauderte. Dann fuhr ich aus dem Zimmer zur diensthabenden Schwester und machte ihr geschickt klar, dass es völlig in Ordnung wäre, wenn ich die Nacht nicht in meinem Zimmer verbringen würde. So fuhr ich in den Reharaum und griff nach den Stangen, die mir Halt geben sollten. Die Mühe Licht zu mache, gab ich mir nicht. Das Licht der Laternen und Scheinwerfer reichte mir. Ich musste... nein ich wollte selbstständig sein. In einem starken, unabhängigen Körper steckte auch ein starker, unabhängiger Geist. Über Stunden lief ich diese kurze Strecke immer wieder hin und her. Nun musste ich mich auf den Stangen abstützen. Meine Haare hingen mir in Strähnen ins Gesicht. Ich war verschwitzt und mein ganzer Körper schrie nach Ruhe. Dennoch. Entschlossen blickte ich auf die restliche Strecke. Noch ein einziges Mal ohne Stütze hin und her. Dann wäre ich zufrieden. Ich schob mich aus den Schultern in die Höhe und richtete mich zu meiner vollen Größe auf. Meine Beine zitterten bereits im Stehen. Schritt um Schritt trieb ich mich voran. In Gedanken führte ich mir vor Augen, was wohl die Anderen sagen würden, wenn sie mich so sehen würden. /Komm endlich auf die Beine! Wir haben zu tun./, mahnte mich Brads Stimme und ich konnte ihn fast vor mir sehen. Ungeduldig hatte er seine Finger am Mittelsteg seiner Brille. /Soll ich nachhelfen?/, fragte nun Nagi mit einem desinteressierten Ton in der Stimme. Doch wusste ich, dass sein Angebot ehrlich gemeint wäre. /Tut es weh?/ Ich stockte. Mit einem mal brach lautes Lachen aus meiner Kehle hervor. Ich sank auf die Knie und hielt mich an den Stangen fest. Ich konnte es nicht bremsen. Das Lachen schüttelte meinen ganzen Körper und trieb mir die Tränen in die Augen. Es ließ mir das Atmen schwer werden, dennoch konnte ich nicht aufhören lauthals zu lachen. Wie bei einem Krampf würde ich warten müssen, bis es vorbei war. Etwas in mir fragte sich, ob mich nun der Wahnsinn zu sich holen würde. Fühlte es sich so an, wenn man zerbrach? Doch ich war noch immer ich, als das Lachen langsam verebbte und der rutschfeste Boden meine salzigen Tränen aufgenommen hatte. Ich war noch immer Schuldig. Ein Schwarz. „Blödsinn!“, kicherte ich. Ich war kein Schwarz mehr. War ich ein Weiß? Sicher nicht. Vielleicht konnte ich irgendetwas Graues sein? Etwas, was nirgendwo dazugehörte. Ich nickte. Das war etwas, das ich kannte. In dieser Rolle konnte ich mich wohlfühlen. Ich erhob mich und schleppte mich zu meinem Rollstuhl. Träge fuhr ich in mein Zimmer und ließ mich ins Bett nieder. Ich hatte keine Kraft zu duschen. Mein Blick wanderte zu dem Fenster und meine Gedanken wanderten zu dem roten Kater, dem dieser Platz schon fast gehörte. Ich spürte den weichen Fluss seines Seins. Er schlief. Gut so. Diese Verbindung hätte mich warnen sollen, als ich sie zu Aya aufgebaut hatte. Es war etwas, dass ich nur sehr selten tat. Bis jetzt nur vier mal. /Nicht schon wieder!/, dachte ich mir und zog die Decke über meine Schulter, als ich mich auf die Seite drehte. Ich musste jetzt dringend schlafen. Der Morgen kam zu früh. Ich war mürrisch und mein Körper war stark übersäuert. Es fühlte sich an, als wäre ich ein einziger Muskelkater. Das pappige Frühstück ließ ich unbeachtet stehen und zog mich ins Bad zurück. Ich putzte lieblos meine Zähne und setzte mich anschließend in die Dusche. Dieser Duschhocker war noch immer nervig, doch das heiße Wasser beruhigte mich. Es nahm mir die Schmerzen und gönnte mir noch eine Stunde Schlaf an der gefliesten Wand. Als ich aufwachte spürte ich eine Präsenz in meiner Nähe, die mir mehr als gelegen kam. Ich brach meine Dusche ab und zog mir einen Bademantel über. Jetzt mussten nur noch die nächsten Minuten laufen, wie ich es wollte. Ich setzte mein bestes Lächeln auf und hob meinen Kopf etwas an. So sah ich selbstsicher und überlegener aus. Mit gespielt entspannten Schritten kam ich aus dem Bad. „Oh. Besuch!“, tat ich überrascht und versteckte alle Schwierigkeiten hinter diesem überlegenen „Ihr könnt mir alle nichts“ Blick. Der Arzt war erstaunt über meine Fortschritte und blickte neugierig in meine Akte. Ich schnappte einige Fetzen seiner Gedanken auf und mein Lächeln erwuchs zu einem Grinsen. So sollte es sein. „Bei solch guten Erfolgen und ihren ausgezeichneten Blutwerten können wir Sie schon morgen entlassen.“, versprach er mir und ich blinzelte. „So ein Pech!“, schimpfte ich gespielt und lies meine eine Faust in die andere Handfläche fallen. „Mein Freund ist morgen nicht da und ich wüsste nicht, wie ich dann nach hause kommen sollte.“, erklärte ich betroffen und machte ein angestrengt grübelndes Gesicht. „Dann... Wenn wie Sie es verantworten können mit Ihren Schmerzen...Dann werden wir Sie heute Abend entlassen. Sie waren nun weiß Gott lange genug hier.“, lächelte er mich an und ich blinzelte überrascht. „Wirklich?“, fragte ich erstaunt und erntete ein Nicken. Der Arzt verließ den Raum und mein Kinn hob sich siegessicher weiter in die Höhe. Mein Grinsen wurde breiter und ich spürte mich so mächtig wie lange nicht mehr. /Kitty!..../, lockte ich gedehnt. Ein angespanntes Knurren war mein Lohn. Ich sog es in mir auf wie ein Schwamm Wasser in der Wüste auf sog. /Ab heute Abend bin ich dein Mitbewohner!/, erklärte ich übertrieben beschwingt. Das wütende Meckern des kleinen Rohrspatzes war wie Musik in meinem Ohren. Ich schloss meine Augen. „Alles auf Anfang!“, grinste ich dunkel. Kapitel 14: 14 -------------- -Ayas POV- Das konnte einfach nicht sein. Wie hatte dieser Mistkerl nur geschafft die Ärzte davon zu überzeugen ihn zu entlassen? Knapp eine Woche zu früh. Nun saß ich am Steuer meines Wagens und schielte immer wieder prüfend zu dem Schwarz neben mir, der mit geschlossenen Augen am offenen Fenster lehnte und sich den Fahrtwind um die Nase wehen ließ. Für einen Moment kam mir der Gedanken, wie es wohl wäre, wenn ich an einer Dornenhecke entlang schrammen würde. Genugtuung breitete sich für diesen Moment in mir aus. Doch der frische Lack an meinem Wagen war mir dieses kurze Vergnügen nicht wert. Wir kamen am Koneko an und ich nahm seine Tasche vom Rücksitz. Zum Weglaufen war er einfach noch zu lahm – Gut für ihn. Hätte ich ihm noch hinterherjagen müssen wie einem trotzigen Kind, hätte er es sicher nicht überlebt. Zumal er für längere Strecken eine Unterarmstütze benötigte, die mir als Mordwaffe völlig ausreichend erschien. Ich ließ ihn in den Laden eintreten, wo er von Ken und Yoji empfangen wurde. Yoji hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und zwischen seinen Lippen klemmte eine glimmende Zigarette. Sein Blick glitt prüfend über den Feind in seinem Revier. Er schien überzulaufen vor Testosteron und seine ganze Ausstrahlung sollte jedem klar machen, dass er hier der Hahn im Korb war. Das Alphatier. Ken hingegen lehnte am Tresen und stützte sich nach hinten ab. Auch er musterte Schuldig argwöhnisch. Mit einem kurzen Blick zwischen meinen Kollegen hin und her, machte ich ihnen deutlich, dass auch ich wenig begeistert war. Doch nun mussten wir zusammen durch diese Situation durch. „Könnte lustig werden!“, hörte ich es von dem Deutschen und sah sein überlegenes Lächeln. „Reiß dich zusammen und du bleibst am Leben!“, drohte Yoji und löste seine Haltung auf. „Ich gehe! Die Luft wird mir zu knapp.“, murmelte er und griff nach seiner Jacke und seinem Schlüssel. So hatte ich den Blonden noch nicht gesehen. Ken stieß sich vom Tresen ab und ging auf Schuldig zu. „Es tut mir leid, was dir passiert ist. Doch das ändert nichts!“, erklärte er und wand sich zum Gehen. Sein Weg führte ihn in den hinteren Teil des Ladens. Ich war mir sicher, dass auch er, wie Yoji, einfach aus der Situation raus musste. „Komm mit!“, befahl ich knapp und führte Schuldig in die Wohnung. Bei jedem Raum, den ich ihm zeigte durchzog mich ein Gefühl von Übelkeit. Er sollte nicht hier sein. Wir sollten nicht zusammen an ein und dem selben Ort sein. Das war nicht richtig. Nachdem ich ihm Küche und Bad gezeigt hatte brachte ich ihn in Omis Zimmer. „Hier wirst du für den Übergang bleiben. Auch wenn es dir egal ist. Das hier ist Omis Zimmer. Hab also etwas Respekt davor.“, meinte ich und stellte seine Tasche auf den Schreibtisch. „Ich nehme an, hier sind überall Wanzen und Kameras?“, kam es fast gelangweilt von dem Schwarz und ich nickte nur. „Dachte ich mir.“ „Als Zeichen unseres guten Willens werden wir dich nicht einsperren. Du sollst schließlich kooperieren. Doch bei der kleinsten Abweichung von unseren Regeln werde ich dich in einen winzigen, dunklen Raum im Keller anketten. Bei Wasser und Brot.“, drohte ich. Er musste nicht wissen, dass aus Sicherheitsgründen keiner der Räume verschlossen werden konnte. „Ich gehe jetzt. Ich habe noch mehr zu tun, als mich um dich zu kümmern.“ Damit verließ ich den Raum und zog die Tür hinter mir zu. Ich musste meine Schicht im Laden antreten. -Schuldigs POV- Ich sah mich nur kurz in dem kleinen Raum um. Es war ausgeräumt worden. Ich konnte noch die Dellen im Boden erkennen, wo einmal schwere Schränke standen. Trotz der Hektik, mit der das Zimmer bereitet wurden war, waren ein paar kleine Details erhalten geblieben. Ich fand auf dem Schreibtisch ein Bild der vier Weiß im Blumenladen. Es war ein Schnappschuss, doch es drückte so viel aus. Ein trauriges Lächeln zog sich über meine Lippen.Vorsichtig stellte ich das Bild an seinen Platz zurück und sah mich weiter um. Ein Bücherregal war vollgestopft mit Computerbüchern und Zeitschriften für Programmierer. Das Bett war offensichtlich frisch bezogen und eine Vase mit frischen Blumen standen auf dem Nachttisch. Fast war ich mir sicher, dass es die Arbeit des kleinsten Weiß war, die mir hier versuchte das Gefühl eines Gefängnisses zu nehmen. Ein mal wieder bewies sich, was ich so oft in dem Kleinen gelesen hatte. Er hatte ein gutes Herz. Hier würde ich mich ganz sicher benehmen. Auch wenn das Bild Weiß zeigte, die Zeitschriften in Eile in das Regal gestopft wurden und das Bettzeug Falten aufwies erinnerte es mich an mein Zuhause. Eine seltsame Mischung aus unser allen Räumen. Mein Chaos, Brads pragmatischer Einrichtungsstil, Nagis Computerzeug und Jays Stille. Ich räumte meine Tasche aus und verstaute meine Kleidung in dem Schrank und schob die Tasche mit dem Fuß unter diesen. Dann ließ ich mich auf das Bett sinken. Mein Körper verlange Ruhe. Ich streckte meine Fühler aus und ertastete die Gedanken der Weiß. Yoji war, vermutlich nach einer Raucherpause, wieder in das Gebäude zurückgekehrt. Nun ließ er seinen Unmut am Geschirr aus und beschwerte sich bei dem Steingut über die herrschende Situation. Ken und Ran, nein Aya, schienen den Laden geöffnet zu haben und konzentrierten sich auf die vielen Stimmen der Mädchen. Ich machte mir nicht die Mühe sie alle zu lesen, ließ sie eher wie einen rauschenden Bach durch mich hindurch waschen, doch die Mehrzahl der Gedanken glichen sich erheblich und dabei ging es nicht um Blumen. Ich lächelte. //Ganz schön anstrengend so angegraben zu werden, nicht?//, dachte ich neckend in seinem Kopf und erntete einen leisen, jedoch harschen Fluch. //Hab dich nicht so. Du bist der Einzige, mit dem ich hier reden kann. Die anderen Beiden würden mich ohne mit der Wimper zu zucken nieder meucheln, egal was ich ihnen zu sagen hätte.//, schmollte ich übertrieben. -Ayas POV- Die Mädchen waren heute irgendwie besonders anhänglich. Ich hörte die Stimme in meinem Kopf und rieb die Zähne aufeinander. /Dann hättest du im Krankenhaus bleiben sollen!/, gab ich patzig zurück. Es war nicht meine Entscheidung gewesen. Es war seine. Also sollte er auch mit den Konsequenzen leben. /Und wage es dir ja nicht, einen von uns zu lesen!/, drohte ich schnell. Ich vernahm ein theatralisches Seufzen. //Diese seelische Folter! Diese Grausamkeiten! Ich beschwere mich bei der UN! Menschenrechtsverletzung!//, jammerte es. Ich schnaufte. /Wenn du so viel Langeweile hast kannst du auch arbeiten!/, herrschte ich ihn ungehalten an. Die Anzahl der Kunden überstieg den normalen Pegel erheblich. Der Kontakt mit Schuldig brach ab. Ich hatte nichts anderes erwartet. Der Deutsche wollte immer nur seinen Spaß. Aber arbeiten? /Fauler Sack!/, dachte ich. Ich schnaufte verächtlich, als ich einen Blumenstrauß in schützendes Papier wickelte. Weich lächelte ich das kleine Mädchen an, als sie ihn bezahlte. Das Mädchen kam jede Woche und kaufte für ihre Oma Blumen, da diese nicht mehr oft aus dem Haus konnte. Sie erinnerte mich an meine kleine Schwester. Geflochtene Zöpfe, ehrliche, strahlende Augen und ein großes Herz. „Oh mein Gott!“, schnappte ich aus dem beginnenden Tuscheln auf. Mein Blick folgte denen unserer Kundschaft und ich zuckte kurz zusammen. Eiseskälte lief mir durch die Nervenbahnen. Schuldig stand lässig an die Wand des Treppenhauses gelehnt, die Hände in den Hosentaschen. Er trug eine weiße Anzughose und ein blaues Hemd, welches so gut zu seinen Augen passte. Ich schüttelte diesen Gedanken ab. Wie hatte er es nur so schnell geschafft sich umzuziehen? Auch diesen Gedanken verdrängte ich. Seine Haare waren zu diesem verdammten Zopf gebändigt, der viel zu viel von seinem markanten Gesicht preisgab. Gekonnt lieferte er einen Filmreifen Augenaufschlag und ein sehnendes Seufzen der Mehrzahl der Kunden war sein Lohn. Ich ächzte und verschränkte die Arme vor der Brust. Was machte dieser Schwarz da? -Schuldigs POV- Ich hatte nichts von meiner Ausstrahlung verloren. Ich senkte meinen Kopf ein wenig und setzte mein verführerischstes Lächeln auf. Die Damen schmolzen dahin. Ich hörte die Fragen nach meiner Person in ihren Köpfen und stieß mich von der Wand ab. Ich musste viel Kraft aufbringen, doch diesen Auftritt brauchte ich einfach nach so langer Zeit. Ein Teil in mir wollte auch die beiden Kitten ärgern, die mich erst geschockt, dann mit unterdrückt glühender Wut taxierten. Mit langsamen Schritten ging ich auf Aya zu, der mich prüfend musterte. Seine Augen funkelten dunkel. Sehr dunkel. Es passte ihm gar nicht, dass ich jetzt hier war. Mein Lächeln wuchs zu einem überheblichen Grinsen, als ich vor ihm stand. Noch immer hatte ich meine Hände in den Hosentaschen. Ich spürte die sehnsüchtigen Blicke und fing etliche Gedanken auf, die sich darum drehte, wie ich mir Aya schnappte und ihn leidenschaftlich küsste. /Keine schlechten Gedanken!/, dachte ich für mich und hob mein Kinn überlegen. Ayas Augen begannen mich drohender zu begutachten. „Ich komme zum arbeiten, großer Meister!“, erklärte ich spöttisch devot. Nur das winzige Zucken an seinem unteren Augenlid verriet seine aufflammende Wut. Oh wie mir diese Wut schmeckte. Wie süßer, warmer Honig. /Dir ist hoffentlich bewusst, dass du mit diesem debilen Grinsen aussiehst als ob du nur ein Stück Seife im Kopf hast!/, herrschte er mich an und mein Grinsen wurde breiter. Seife also? Wollen wir ihm mal zeigen, was Seife alles kann. Wenn ich mit ihm fertig war, würde er wohl keine Seife zum Waschen mehr nehmen können. Ich drang tief in seine Gedanken ein und holte die Bilder unserer gemeinsamen Küsse hervor. Ich holte seine ganzen Gefühle daran hervor und schickte die Impulse durch seine Nervenbahnen. „Na gut. Hier sind die Listen mit den Bestellungen und den Lieferungen. Verschwinde im Lager und sieh nach, ob alles da ist!“, erklärte er mir kühl und ich nickte anerkennend. So viel Disziplin. Disziplin, die es zu brechen galt. „Jawohl!“, flüsterte ich und deutete eine kleine Verbeugung an. Die sich überschlagenden Gedanken der anwesenden Kundschaft erheitere mich. Doch den größten Spaß hatte ich an dem roten Kater. -Ayas POV- Mit Bedacht begab sich Schuldig in das Lager. Ich würde ihm nicht sagen, dass ich diese Aufgabe schon erledigt hatte. Von meinem Standpunkt aus hatte ich ihn noch gut im Blick, doch die Kundschaft würde ihn nicht weiter ertragen müssen. Die Gefühle in mir peitschte ich immer wieder herunter. Das würde er später büßen müssen. Ich bediente noch einige Kunden, ehe sich der Laden langsam leerte. Immer wieder huschte mein Blick auf den Schwarz, der sich zumindest äußerlich voll auf seine Aufgabe konzentrierte. Innerlich jedoch trieb er seinen Schabernack mit mir. Ich kochte. Ken berührte mich an der Schulter und als ich aufsah, verriet mir sein Blick, dass ich mich ganz mit Schuldig beschäftigen konnte. Er würde die restlichen Kunden bedienen und ich könnte den Schwarz um die Ecke bringen. Zur Tarnung säuberte ich die Theke, rückte näher an das Lager heran und beobachtete Schuldig. Ich wartete auf den Moment in dem ich ihn unbehelligt mit irgendetwas erschlagen konnte, als er mir einen neue Welle dieser Gefühle durch meinen Körper jagte. Intensiver als zuvor. Ich unterdrückte ein angespanntes Geräusch. Noch immer scheinbar vertieft in seine Arbeit zog er den sich gelockerten Haargummi aus seiner Mähne. Eindeutig zu langsam um nicht als Show durchzugehen. Ohne seine Aufgabe zu unterbrechen fuhr er sich mit beiden Händen durch die orangene Mähne und band sie zu einem festeren Zopf. //Gefällt dir, was du siehst?//, fragte es verführerisch schnurrend in meinem Kopf. Dabei legte er den Kopf schief und bedachte mich mit einem tiefen Blick. Ich schnaufte verächtlich und wand meinen Blick auf die Arbeitsplatte. /Sicher nicht. Diese verfilzte Matte ist eher abschreckend. Hoffentlich ladet nicht eins deiner splissigen Haare auf unseren schönen Blumen/, konterte ich. Ein amüsiertes Kichern war der Lohn. Einen Todesblick von mir später war das Kichern nur noch ein siegessicheres Grinsen. Wenigstens was. Er schob die Ärmel seines Hemdes über die Ellen und ich besah mir das sich bietende Schauspiel von Licht und Schatten auf dem seidig glänzenden Stoff. Vielleicht war es wirklich Seide. Das reine Blau änderte seine Farbe in winzigen Nuancen, wenn Schuldig sich bewegte. //Es gefällt dir doch!//, hallte es überlegen in mir und ich knurrte dunkel. „Halt dich aus meinem Kopf fern!“, zischte ich ihm scharf zu. Er durfte einfach nicht wissen, was in meinem Kopf vorging. -Schuldigs POV- Mein Blick wanderte von den Papieren zu dem roten Kätzchen. Ich war mir sicher, dass er die oberste Schicht der Arbeitsplatte schon herunter gerieben hatte. Sein Blick war starr und seine Gedanken versuchten sich vor mir zu verstecken. Immer wieder schnappte ich einen verzweifelten Gedanken auf. Er mochte also kein Blau? Nein. Er hasste es? So ein Lügner. Er war angespannt. Mit kindlicher Freude beschloss ich diese Situation zu nutzen. „Chef!“, meinte ich wie ein Praktikant und winkte ihn zu mir. Er kam widerwillig und sah auf das Papier. „Was?“, knurrte er mich an und begann meine Arbeit zu kontrollieren. Dies war meine Chance. Ich beute mich weit zu ihm. So weit, dass mein Atem seinen Hals und sein Ohr berühren konnte. „Da ist eine Spinne in deinem Laden! Vielleicht eine Trichternetzspinne!“, erklärte ich bedrohlich ruhig und deutete in die Ecke des Laden, die am weitesten von uns entfernt war. „Dann kümmere dich doch drum, wenn es dich stört!“, fauchte er mich an und machte einen großen Schritt zurück. Seine Gedanken kreisten jedoch nicht um die harmlose kleine Spinne. Ich schnaufte entsetzt. „Ich dachte du wärst einer von den Guten?! Muss ich mich wohl bei deinem Chef beschweren...“, jammerte ich gespielt. Seine Hand ballte sich zu einer zitternden Faust und die leidenschaftlichen Gedanken an eine Begegnung zwischen mir und seinem Katana schickten mir heiße Schauer über den Rücken.. -Ayas POV- Dieser... Das konnte doch nicht wahr sein. „Ich bin doch nicht dein Babysitter!“, murrte ich und wand mich ab. Ich bemühte mich ruhig zu bleiben, doch dieser Schwarz machte es mir wirklich nicht einfach. //Wenn du mich mit Aufgaben betraust, die du schon längst gemacht hast um mich zu ärgern, darf ich das auch!//, kam es überlegen von ihm. „DU darfst schon mal gar nichts!“, herrschte ich ihn an. Ich spürte Kens alarmierten Blick in meinem Rücken. „Du darfst nur noch atmen, weil ich so gütig bin und es dir gestatte!“, zischte ich drohend nahe vor seinem Gesicht. Zu meinem Leidwesen verging das debile Grinsen in seinem Gesicht nicht. „Öhmm...“, unterbrach Ken Schuldig und mich dabei uns hochzuschaukeln und ich blickten ihn an. „Ich könnte Hilfe brauchen!“, erklärte er. Er war völlig durchnässt und hielt einen großen Blumentopf in den Armen. Ich wand mich von Schuldig ab und begab mich zu Ken um ihm zu helfen. Nur wenige Schritte außerhalb des Ladens reichten um auch mich bis auf die Haut zu durchnässen. Die Kälte des Regens halfen mir wieder runter zu kommen. „Wäre besser, wenn wir erst mal zu machen. Bei dem Wetter kommt eh keiner!“, meinte er mit fragendem Unterton und ich nickte. Es hatte keinen Sinn den Laden offen zu lassen. Es regnete in strömen. Ich trat ein und blieb erschrocken stehen. Schuldig war weg. Augenblicklich kochte meine Wut wieder auf. „Ich habe ihn hoch geschickt. Ich dachte mir, da kann er nicht so viel anstellen.“, kam es mit einem entschuldigenden Unterton von dem Brünetten und ich nickte erneut. Er schloss den Laden und ich stieg die Treppe hinauf, nachdem ich meine Schürze verstaut hatte. Mein Weg führte mich in Schuldigs Zimmer. Ich musste kontrollieren, ob er wirklich nicht geflohen war. Er lang auf seinem Bett und richtete sich auf, als er mich wahrnahm. Augenblicklich drehte ich mich weg und wollte gehen. //Ran.//, hielt er mich mit einer sanften Stimme in meinem Kopf auf und ich blieb lautlos seufzend stehen. Warum ging ich nicht einfach weiter? Noch einmal drehte ich mich um und blickte ihn genervt an. /Was?/ -Schuldigs POV- Ich erhob mich von meinem Bett und griff das Handtuch, welches auf einer Ecke des Bettes lag. Ich ging zu ihm und entfaltete das trockene Tuch. //Du bist ganz nass// Er blickte mich reserviert an und machte einen Schritt nach hinten. Er machte sich Gedanken um die Wanzen in meinem Zimmer und ich lächelte sanfter. Also waren hier nur Wanzen, keine Kameras. Mit bedacht legte ich ihm das Handtuch über den Kopf und die Schultern. Nur an den Ecken hielt ich es noch fest. //Du musst aufpassen, dass du nicht krank wirst. Kätzchen sind nicht für Wasser gemacht.// Stur zog er meine Hände von dem Tuch und rieb sich die Haare trocken. Demonstrativ drückte er mir anschließend das klamme Handtuch wieder in die Hand und sah mich trotzig an. Seine Augen funkelten in dunklem Violett. Eine Farbnuance, die mich mehr als reizte. Ich griff in seinen Nacken und zog ihn mit einem kräftigen Ruck zu mir. Noch ehe er widersprechen konnte lagen meine Lippen schon auf Seinen. Ich konnte den hilflosen Protest in seinen Gedanken ganz klar lesen, doch als ich meine Lippen bewegte, wurde es still in seinem Kopf. Eine Stille, die ich in ihren Ansätzen bereits kannte. Das vor mir war Ran. Der unschuldige junge Mann, der sich nach dieser Liebkosung sehnte. //Niemand sieht uns!//, versicherte ich in seinen Gedanken und leckte ihm genüsslich über die Lippen. Bereitwillig öffnete er seinen Mund und empfing meine Zunge mit seiner. /Hast du mich so vermisst?/, dachte ich für mich und lächelte. Ich schlang meinen Arm um ihn und zog ihn fest an mich heran. Ich wollte seinen kühlen Körper an mir spüren. Wollte ihn wärmen. „Aya?“, erklang eine junge Stimme und trieb den rassigen Kater von mir weg. Er hielt sich für einen Moment die Lippen und machte dann einen großen Schritt rückwärts. -Ayas POV- Ich versuchte meinen Atem zu kontrollieren. Meine Lippen wurden noch immer von diesem Prickeln durchzogen. Schuldigs Blick wurde kälter und er hob sein Kinn etwas. „Ich bin hier, Omi!“, rief ich und bemühte mich um größtmögliche Ruhe. Mein Blick blieb an Schuldig kleben und immer wieder herrschte ich ihn in Gedanken an, dass er den Mund zu halten hatte. Omi trat neugierig in das Zimmer ein und bedachte Schuldig mit nervösen Blicken. Ihm war deutlich anzusehen, dass es ihm mehr als unangenehm war mit diesem Mann unter einem Dach atmen zu müssen. Lange sahen sie sich schweigend an, bis Omi minimal zusammenzuckte. Mein Blick schnellte zu dem Schwarz herüber und erhaschte das kurz Zucken um seine Mundwinkel. Er hatte es getan. Er hatte in Omi etwas gelesen. „Omi! Geh!“, befahl ich trocken und der Kleine nickte um kurz darauf zu verschwinden. Eiskalt sah ich Schuldig an, ehe auch ich aus dem Zimmer verschwand. Ich folgte Omi in Kens Zimmer und fand beide dort vor. Omi wühlte mit zitternden Fingern in seinem Rucksack und Ken rieb sich die Haare trocken. „Ihr müsst vorsichtig sein n seiner Nähe.“, erklärte ich den Umstand, den ich nicht erklären musste. Beide Nickten und ich sah erneut zu Omi. „Denkt an irgendetwas Nutzloses, wenn ihr ihn in euren Köpfen merkt und vor allem... Sagt es mir!“, mahnte ich und ging nach einem weiteren Kopfnicken der Beiden in mein Zimmer. Ich war müde und verwirrt. Die Küsse im Auto und im Krankenhaus waren das Eine. Doch dass er mich hier geküsste hatte... Hier wo er in wenigen Augenblicken hätte tot sein können. Das war noch mal etwas ganz anderes. Der Abend kam und ich machte mich daran der hungrigen Meute etwas vorzusetzen. Viel würde ich nicht zu tun haben. Yoji hatte sich abgemeldet und mir erklärt, dass er sicher über Nacht wegbleiben würde. Das Zwinkern verriet mir, dass er nun eins seiner berüchtigten „dritten Dates“ hatte. Da blieb er immer über Nacht weg. Ken und Omi hatten nur geringen Hunger angekündigt. Ich beeilte mich mit dem Essen und nahm den Topf mit der Gemüsepfanne vom Herd. Mit einem gefüllten Teller in der Hand klopfte ich an Kens Tür. „Essen!“, meinte ich nur und ging wieder. Ich war nicht dazu da, auch noch den Kellner zu spielen. An Schuldigst Tür überlegte ich ob ich klopfen sollte. Doch die Höflichkeit zwang mich dazu. Ich klopfte und öffnete die Tür. Schuldig lief probehalber in dem Zimmer auf und ab. Er blieb stehen, als er mich sah und heftete seinen Blick auf den Teller in meiner Hand. „Essen ist in der Küche!“, erklärte ich ruhig und ging auch hier wieder. Endlich konnte ich mich in mein Zimmer begeben. Ich schloss die Tür hinter mir und atmete durch. Mein Zimmer. Meine Oase der Ruhe und der Ordnung. Mein Kleinod der Entspannung. Ich setzte mich auf meine Couch und schaltete den Fernseher ein. Nichts was ich häufig tat. Mit den Nachrichten im Ohr und der Ankündigung an einen Western begann ich zu essen. //Kitty!//, drängte sich der Schwarz in meinen Kopf und ich schnaufte genervt. Konnte ich denn gar keine Ruhe mehr finden? -Schuldigs POV- Langsam folgte ich den Flur zur Küche. Ich hatte wirklich Hunger, doch der Gedanken daran, dass man mich hier alleine herumlaufen ließ schrie in mir mir nur nach einer hinterhältigen Falle. Ich trat in die Küche und blieb stehen. Omi starrte mich erschrocken an und die zwei Teller in seinen Händen begannen zu zittern. Er versuchte zwar es zu unterdrücken und an seine Hausaufgaben zu denken, doch ich konnte seine Angst deutlich sehen. Krampfhaft überlegte ich, wie ich mich verhalten sollte. Sollte ich der sein, den der Kleine von seinen Missionen kannte? Oder sollte ich der sein, der mit seinem Team auf dem Sofa fletzte und bei Cola und Popcorn einen Aktionfilm ansah? Ich erinnerte mich an meine Entscheidung etwas Graues zu sein. /Gut. Ich bin die Schweiz!/, entschied ich und versuchte mich an einem gutmütigen Lächeln. Gar nicht so einfach. „Ich bin nur hier um was zu essen.“, erklärte ich und hob entwaffnend meine Hände. Der Blick des Weiß Chibis wurde prüfender. „Ich verrate nichts...wäre nicht gut. Weder für meinen schönen Hals noch für meinen Hintern!“, scherzte ich und begab mich zu dem Topf mit Essen, der mich schon mit seinem Geruch lockte. „Da du auch davon isst, nehme ich an, da ist kein Gift drin.!“, murmelte ich neckend und fing einen fast spielerischen Blick des Kleinen auf. „Bis ich da war sicher nicht. Du wirst wohl pokern müssen.“, erklärte er mit einem überlegenen Lächeln und ging. /Alle Achtung!/, dachte ich und nahm mir eine Portion. Er hatte es versucht zu verstecken, doch ich hatte aufgeschnappt, dass er nichts getan hatte. Ich ging in mein Zimmer und aß. Schnell begann ich mich zu langweilen. //Kitty!//, dachte ich und empfing ein genervtes Schnauben. //Mir ist langweilig!//, schmollte ich kindlich. /Dann schlaf! Dann haben alle Ruhe und du drängst dich nicht ungefragt in fremde Gedanken!/, peitschte es mir mit ehrlicher Wut entgegen. Ich lehnte mich in die Kissen meines Bettes zurück und blickte an die Decke. //Ich mach das nicht mit Absicht! Nicht immer zumindest!//, verteidigte ich mich. //Manchmal überschwemmt es mich auch einfach. So wie bei deinem Kurzen!// Kurz herrschte Stille zwischen uns. //Mir ist immer noch langweilig!//, maulte ich. In diesem Zimmer gab es nicht mal einen Fernseher. Ich nahm an, dass der kleine Weiß über seinen Pc fern sah, wenn er überhaupt fern sah. Ich erhob mich und verließ das Zimmer. Mir war ja nicht untersagt worden das Zimmer zu verlassen. //Lass mich einfach bei dir fernsehen. Du hast mich unter Kontrolle und ich...naja.. ich kann halt fernsehen!// /Du? In meinem Zimmer? Vergiss es!/, schnappte es zurück und ich lachte leise. //Herzchen, ich stehe schon vor deiner Tür. Was sollen deine Kollegen denken, wenn sie mich hier stehen sehen? Mit einem Mal herrschte Stille und Sekunden später wurde die Tür geöffnet und ein wütender Kater blitzte mich aus dunklen Amethysten an. Seine Hand schnellte nach vorn, griff meinen Kragen und zerrte mich in das Zimmer, ehe die Tür geräuschvoll zuschlug. Kapitel 15: 15 -------------- -Ayas POV- Das konnte nicht wahr sein. Dieser manipulative... Mir fehlten die Worte um zu beschreiben, was Schuldig war. „Denk ja nicht, dass ich dich hier lange dulde!“, zischte ich und versperrte den weiteren Weg in mein Zimmer mit meiner Person und verschenkten Armen. Schuldig schien mich einfach zu ignorieren. Er blickte über meine Schulter und schüttelte den Kopf. „Bloß nichts persönliches, nicht wahr?“, murmelte er und stoppte abrupt. „Was?“, zischte ich ihn an. Was ging ihn an, wie mein Zimmer aussah? „Wenn's dir nicht passt dann...“, maulte ich, doch ich wurde einfach zur Seite geschoben. Der Schwarz ging zielstrebig zu der Wand gegenüber meines Bettes und blickte die Uhr bedrohlich an. „Die lässt sich von dir nicht einschüchtern!“, spottete ich und ging ihm hinterher. „Das werden wir sehen!“, kam es von ihm in einer unterkühlten Art, die mich schlimmes befürchten ließ. Er nahm die Uhr von der Wand und war schneller am Fenster, als ich gucken konnte. Mit einer flüssigen Bewegung öffnete er das Fenster und warf die Uhr hinaus. Sie zerschmetterte auf dem Asphalt der kleinen Straße und Schuldig seufzte zufrieden, als hätte man ihm einen Dorn unter dem Nagel hervorgeholt. „Was sollte das?“, wollte ich wissen und verschränkte meine Arme einmal mehr. //Das Miststück hat mich schon im Krankenhaus genervt!//, dachte er abfällig und blickte überheblich auf sein gemeucheltes Opfer herunter. Mein Blick wurde prüfender. „Wie meinst du das?“, wollte ich wissen und er sah mich mit seinem so typischen Grinsen an. Seine Augen begannen dunkel zu glänzen. //Ich sagte doch ich lass dich nicht mehr aus den Augen!//, erklärte er mir und tippte sich an die Schläfe. Seine tiefe Stimme trieb mir einen eisigen Schauer über den Rücken. War ich hier vielleicht der Gefangene? „So!“, riss er mich aus meinen Überlegungen und klatschte freudig in die Hände. „Nach dem dieser Gegner eliminiert wurde...“ //... können wir uns vergnügen, Kitty!// -Schuldigs POV- Ich ging an ihm vorbei, setzte mich auf seine Couch und schaltete den Fernseher ein. Fehlte nur noch Popcorn und Cola. Ich suchte in der Nähe nach einem willigen Opfer und fand eins direkt vorm Laden. //Bin gleich wieder da!//, meinte ich und verließ das Zimmer. In Rans Gedanken herrschte das Chaos. Gut so. So brauchte ich ihn. Hilflos und verwirrt. Ich hatte den jungen Mann „gebeten“ Cola und Popcorn vor dem Eingang zum Laden zu deponieren, wo ich es nun abholte und zurück ging. „Wo hast du das her?“, fragte er misstrauisch und ich zuckte mit den Schultern. „Milde Spende für Knabberzeuglose!“ Ich setzte mich mit einem Kissen vor die Couch und schob den kleinen Tisch bei Seite. //Der Film ist gut. Du solltest dich mal etwas entspannen. Sonst wird das noch Chronisch!//, meinte ich und stopfte mir eine Hand voll Popcorn in den Mund. Wehrend ich kaute schraubte ich die Cola auf und trank direkt aus der Flasche. Ran setzte sich unwillig neben mich auf die Couch und bedachte mich mit tadelnden Blicken „Komm runter! Lass dich einfach mal etwas gehen. Kann man ja nicht mit ansehen, wie du den Stock im Hintern mit dir herumträgst.“, meinte ich mit vollem Mund und wand meinen Blick nicht von der Mattscheibe. „Ich kann mich sehr wohl „gehen lassen“! Dabei muss ich mich ja nicht wie ein pubertäres Kind aufführen.“, knurrte er und fast hatte ich das Gefühl ein Fauchen als Unterton zu hören. Schnell schluckte ich das Popcorn hinter und griff nach seinem Fuß. Blitzschnell zerrte ich ihn von der Couch auf den Boden und küsste ihn leidenschaftlich. //Dann lass mich mal sehen, wie du dich gehen lässt!// -Ayas POV- Ich japste erschrocken auf und hielt mich am nächstbesten Gegenstand fest. Nur Sekundenbruchteile später fühlte sich diese heiße Zunge zwischen meinen Lippen und wildes Haar zwischen meinen Fingern. Seine Stimme dröhnte unheilvoll in meinem Kopf. Doch um mich zu wehren war es zu spät. Ich erwiderte das Streicheln des fremden Muskels und den festen Griff an meinem Körper. //Ran//, flüsterte er in einer Ebene meines Geistes, die mir heiße Schauer über die Haut trieben und mir eine Gänsehaut verpassten. Er strich mir unter den Pullover. Nicht weit. Nur genug um meine Haut ertasten zu können. //Ran//, flüsterte er erneut und eine neue Welle der Gänsehaut erfasste mich. Das Lächeln konnte ich an meinen Lippen spüren. //Ich mag die Gänsehaut, die du bekommst, wenn ich dich Ran nenne.// /Oh Gott!/, flehte ich innerlich. Das alles war mir zu nahe. Zu peinlich. Zu vielversprechend. //Schuldig reicht, mein Herz//, kicherte er in meinem Kopf und ich nutzte all meine Kraft um mich von ihm wegzudrücken. Genug um unsere Lippen zu trennen. Für einen Moment nahm ich meine ganze Konzentration zusammen und besah mir meine Lage. Ich lag halb und der Schwarz auf mir. Mit einem Arm stützte er sich auf dem Boden ab. Mit dem Anderen hielt er mich an sich gedrückt. Meine Finger waren noch immer in der Mähne Schuldigs vergraben und dem schien das auch noch zu gefallen. /Schuldig.../, dachte ich und sah in das reine Blau seiner Augen. //Ja?//, kam es abwartend. Dennoch legte sich ein amüsiertes Lächeln auf seine Züge. „Ist das dein richtiger Name?“, drang diese Frage nun aus mir heraus. Er zog seinen Kopf ein wenig schief und eine Augenbraue wanderte nach oben. „Fragst du mich das wirklich? Jetzt?“, wollte er wissen und deutete auf unsere Position hin. Mir schoss das Blut ins Gesicht und ich hatte alle Mühe nicht in panische Wut zu verfallen. Ergeben seufzte er und verwickelte mich in einen neuen Kuss. Er drängte mich weiter hinter und zog seinen Arm unter meinem Rücken hervor, als ich den kalten Boden unter mir spürte. Mit beiden Händen umfasste er mein Gesicht und streichelte meine Wangen zärtlich. Ich biss vorsichtig, doch bestimmt auf die Zunge, die mich meines Denkens berauben wollte. Wir sahen uns einige Zeit an, biss er die Augen verdrehte. //Ran, so kann ich nicht schlucken!// Ich zuckte zusammen, als dieser Satz in meinen Kopf sickerte. Meine Gedanken waren schon viel zu weit. //Ich sabbere dich an, wenn du mich nicht loslässt!//, schickte er nach und ich ließ seine Zunge erschrocken frei. Er setzte sich auf und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. //Du kannst die Stimmung wirklich hervorragend killen.//, murrte er und auch ich setzte mich auf. Das wir uns dabei sehr nahe waren ignorierte ich gekonnt. „Also?“, fragte ich und erntete einen genervten Blick. //Lass gut sein, Kitty// „Sag schon.“, drängte ich auf mein Thema zurück. „Ich weiß es nicht, ok?“, herrschte er mich an und fuhr sich durch die Haare um sich zu beruhigen. //Ich habe es einfach irgendwann vergessen. Lass es einfach dabei!//, murrte er mich an. „Vergessen?“, echote ich für mich und überlegte, wie man seinen eigenen Namen vergessen konnte. //Noch ein paar Jahre mehr als Aya und du hättest Ran auch vergessen.// -Schuldigs POV- Das die Stimmung zwischen uns nun so am Boden war, ärgerte mich wirklich. Warum musste er auch nur mit meinem Namen anfangen? Was war schon ein Name? „War es ein deutscher Name?“, erklang es nachdenklich in meinen Ohren und ich sah verwundert zu dem Mann vor mir. „Ich bin Deutscher. Ich nehme stark an, dass ich auch nen deutschen Namen hatte. Schuldig ist auch deutsch!“, gab ich amüsiert zu verstehen. Die Richtung, in die Rans Gedanken gingen, hoben meine Laune. „Vielleicht ja Karl.“, überlegte er und ich lachte auf. //Sehe ich auf wie ein Karl?//,lachte ich in seinem Kopf. „Sehe ich etwas wie „Ran“ aus?“, fragte er patzig. Ich setzte mein charmantestes Lächeln auf und beute mich zu ihm. //Ja, mein Blümchen....//, schnurrte ich und grinste breiter. //Lass mich deine Biene sein!//, kicherte ich und wackelte mit den Augenbrauen. Ihm schoss Farbe ins Gesicht und er drückte mich mit der flachen Hand auf meinem Gesicht von sich. „Idiot!“, zischte er und ich grinste breit. //Lass es einfach gut sein. Ich hab nen unverwechselbaren Namen. Das passt schon so.//, erklärte ich und setzte mich auf den Platz den ich mir so schön mit einem Kissen ausgepolstert hatte. Ich aß noch eine Hand voll Popcorn und versuchte den Fortschritt des Filmes zu erfassen. Super. Der Showdown um zwölf Uhr Mittags. //Und du kannst dich doch nicht gehen lassen!//, stichelte ich und erhielt ein verachtendes Schnauben. „Sieh lieber zu, dass du nach dem Film verschwindest. Ich habe morgen früh Dienst im Laden!“ Ich nickte nur knapp und sah den Film zu Ende. Dann erhob ich mich und warf das Kissen auf die Couch. Sicherheitshalber nahm ich die halbe Cola und das angefangene Popcorn mit mir. Ohne ein Wort verließ ich den Raum und schlich in mein Zimmer. Ich versteckte die Nascherei und ging ins Bad um mir die Zähne zu putzen und mich für die Nacht fertig zu machen. Mit einem Schwund Wasser im Gesicht beendete ich meine Abendwäsche und trat auf den Gang hinaus. Yoji kam mir entgegen und blieb vor mir stehen. „Oh. Nicht zum Zug gekommen?“, fragte ich und begann ein Grinsen, als mich seine Faust auch schon traf. Ich wankte zurück und fasste mir an die Lippe, auf die ich mir gebissen hatte. „Was ist dein Problem? Lass deine dreckigen Finger aus meinen Gedanken!“, brüllte er mich an und ich spürte, wie die Aufmerksamkeit der anderen Weiß sich auf mich legte. „Das hatte ich nicht nötig. So angefressen wie du aussiehst, war das ja eindeutig!“, murmelte ich und richtete mich zu meiner vollen Größe auf. „Ich weiß, man traut es mir nicht zu, doch ich halte mich an Abmachungen. Und eine war, euch nicht zu lesen. Aber wenn einer auf mich zukommt mit nem Handabdruck im Gesicht und ner Aura, als würde er gleich platzen oder den nächsten Baum anspringen...“, schnaubte ich und machte große Gesten. „Dann muss ich nur eins und eins zusammenzählen.“ Yoji lachte auf. „So? Der Herr kann bis eins zählen?“ Ich knurrte. „Länger brauche ich nicht, um dich zu töten. Warum da mehr können müssen?“, drohte ich spöttisch, provozierend und schon spürte ich wie sich ein Körper zwischen uns schob. Eine Hand presste sich auf meine Brust und schob mich und Yoji weiter auseinander. „Das reicht jetzt. Alle beide!“, kam es unterkühlt von Ran. „Wenn ich euch jetzt loslasse und einer wagt auch nur eine Provokation kette ich euch beide draußen an nen Laternenmast!“ Ich atmete durch und lockerte meinen Körper. „Ich hab nichts mehr zu sagen.“ Yoji trat einen Schritt zurück und ging an uns vorbei zu seinem Zimmer, wo er die Tür äußerst geräuschvoll schloss. Mein Blick wanderte zu Omi und Ken, die aus dem Türrahmen blickten und vermutlich auf Yojis Sieg gehofft hatten. „Ins Bett!“, rief Ran herrisch in ihre Richtung und die beiden verschwinden im Zimmer. Gedankenverloren leckte ich mir über meine aufgeplatzte Lippe. Es brannte und der metallene Geschmack sagte mir, dass es noch immer blutete. „Ins Zimmer!“, zischte er nun mich an und führte mich in sein Zimmer. Wohl der neutralste Ort in diesem Haus, in dem ich gerade sein konnte. Ich ließ mich auf die Couch fallen und tippte mit dem Finger an meine Lippe um ihn mir dann zu besehen. -Ayas POV- Ich zog sein Gesicht zu mir und drückte ihm ein Taschentuch auf die Lippe. Er zischte, ob meiner Grobheit. „Selbst schuld. Vollidiot!“, schimpfte ich. Mahnend sah ich ihn an. /Aber gut gekontert!/, musste ich zugeben und brachte doch ein leichtes Schmunzeln zustande. //Er ist nicht der einzige Mann auf der Welt, der sexuell frustriert nach hause geht.//, klang es in meinem Kopf und mit einem Mal begann ich zu überlegen, ob Schuldig von sich selbst sprach. //Solche Gedanken solltest du dir nicht machen.//, meinte er und zog meine Hand von seinem Gesicht. Seine Zunge fuhr über die verletzte Stelle und ich schluckte schwerer. Ich ärgerte mich über den Wunsch, der gerade in mir hoch kroch. //Nicht denken, machen!//, drang es dunkel in meinen Kopf, ehe ich seine Lippen auf meinen spürte. Seine Zunge strich siedend heiß über meine Haut und ich öffnete meine Lippen um den Muskel zu mir zu locken. Er zog mich eng an sich und wie aus einem Reflex heraus griff ich nach seinem Nacken. /Deine Lippe!/, dachte ich mit dem Rest an Verstand, der mir noch gegeben war. //Ist jetzt nicht wichtig//, flüsterte er mir zu und drängte mich weiter hinter. Kapitel 16: 16 -------------- -Schuldigs POV- Eng drängte ich mich an das rote Katerchen. Seine Wärme zog mich an. Mit beiden Händen strich ich über seine Wangen in seinen Nacken. Nur mit den Kuppen der Daumen strich ich immer wieder über die Haut über seinem Kiefergelenk. Es berauschte mich. Tief sog ich seinen Duft ein und wollte mehr. Ich küsste ihn leidenschaftlicher. Meine Gedanken drifteten langsam ab. Ein so seltenes Gefühl. Ein leerer Kopf. So schön. Nur fühlen und schmecken. Fantastisch. „Sch...Schuldig...deine..Lippe“, kam es von Ran, wurde von unseren Lippen jedoch gedämpft. Erst jetzt schmeckte ich die leicht metallene Note in dieser herben Süße. //Unwichtig..//, dachte ich schnell, spürte aber, dass er sich daran festhielt. Ich löste den Kuss und sah ihm ernst in die Augen. //Entweder du schaltest dein Denken jetzt aus, oder ich mache es!//, drohte ich ihm. Ich erhielt ein kämpferisches Knurren. „Wag es dir...“, zischte er. Ich lächelte dunkel. //Das werde ich// Ich schnappte nach seinen Lippen und verwickelte ihn in einen neuen Kuss. Der Anfang war immer so leicht. Ich drang tief in seine Gedanken ein und fand den Punkt, an dem er zurückzuckte. Die Angst sich fallen zu lassen. Einem anderen Menschen blind zu vertrauen. Kontrolle abgeben zu müssen und ausgeliefert zu sein. Ich wurde zärtlicher. Diese Furcht konnte ich bei seinen anderen Gedanken nur zu gut verstehen. Dennoch musste ich mir diesen Stein aus dem Weg räumen. Ich küsste mich über sein Kinn und strich mit meiner Zungenspitze hauchzart von seinem Kehlkopf zu seinem Kinn. Er legte den Kopf hinter und ich spürte das Vibrieren eines lüsternen Geräusches. Energisch presste er die Lippen auf einander und schnaubte nur durch die Nase. //Lass los!//, hauchte ich zu ihm, doch seine Lippen pressten sich fester auf einander. Langsam verabschiedete sich meine Geduld von mir und der Wunsch einfach seinen Kopf leer zu wischen und mir wie immer zu nehmen, was ich wollte, wurde immer größer. Ich mahnte mich zur Disziplin. Das es mit diesem Mann etwas Anderes war, wurde mir erneut bewusst. Ich wollte nicht gegen seinen Willen handeln. Ich wollte es mit ihm zusammen erleben. „Ran“, flüsterte ich und senkte einen Kuss auf sein Ohr. Ich schob meine Hand unter seinen Pullover. Weiter als zuvor. Ich konnte seine Rippen unter der straffen Haut ertasten, als mich eine Welle von Rans erschrockenen Gedanken erreichte. „Warte!“, japste er und griff nach meiner Hand unter dem Stoff. Fester, als es nötig war. Ich blickte ihn abwartend an. Ich würde mir anhören, was er zu sagen hatte. -Ayas POV- Ich stoppte ihn. Das ging mir einfach zu schnell. Zu weit. Vielleicht auch zu schnell zu weit. „Warte!“, meinte ich noch einmal, obwohl er sich nicht bewegt hatte. Er blickte mich ruhig an, doch in seinen Augen sah ich die Ungeduld. „Ich bin nicht für solche Späße. Wir sollten das hier einfach dabei belassen.“, erklärte ich kühler, als ich es erhofft hatte. Meine Fassade funktionierte. „Spaß?“, fragte er mich deutlich überrascht. Mein Blick suchte den Spott in seinen Augen, fand jedoch keinen. Ein Umstand, der mich skeptisch machte. „Wer sagt dir, dass ich es nicht vielleicht doch ernst meine?“, fragte er lauernd und meine Kehle wurde enger. Das durfte doch nicht wahr sein. Bestand die Möglichkeit, dass dies hier keins seiner sadistischen Spiele war? „Ist es dir denn ernst?“, kam meine Gegenfrage ohne groß darüber nach zu denken. Nun waren wir in einer Pattsituation. Derjenige, der echte Gefühle bestätigte würde sich angreifbar machen. Würden wir es verleugnen, wäre an dieser Stelle ein Ende gefunden. Ich konnte nicht sagen, was mir lieber wäre. Auch Schuldig schien sich der Schwere der folgenden Antwort bewusst zu sein, denn er ließ sich viel Zeit damit. Er schien die Für und Wider abzuschätzen. Ungewöhnlich für diesen impulsiven Mann. Ein Nicken schickte mir heiße Stiche durch meine Nerven. //Es ist mir ernst, Ran//, folgte es in meinem Kopf und für einen Moment war ich der Meinung, der Welt entrückt zu sein. Ich war schockiert. Erleichtert. Verzweifelt. Alles schien so weit weg. „Und dir?“ Die Frage holte mich in diese Welt zurück und schickte mich in eine eisige Starre. Nun lag es an mir. Erwiderte ich es, war ich ganz sicher Freiwild für dieses erwachsene Kind vor mir. Verneinte ich es, könnte das Grenzen in den Boden stampfen, die vielleicht nie wieder zu lösen gingen. „Ernster, als es mir lieb ist.“, hörte ich mich mit trockener Kehle sagen. Das Gefühl, das Richtige gesagt zu haben, schwand, je breiter das Grinsen des Telepaten wurde. Seine Augen funkelten in einem tiefen Blau, ehe sie sich schlossen und seine Lippen sich an meinen Hals legten. //Dann lass los!//, raunte er dunkel in meinem Kopf und ich musste meine Augen schließen. Er war zu präsent in meinem Kopf und an meinem Körper. Ich spürte seine Wärme, seine sanften Finger, die meine Rippen streichelten und seine Anwesenheit in meinem Kopf. Ich wollte nicht fallen. Ich konnte mir denken, was er jetzt von mir wollte. Doch war ich dafür bereit? -Schuldigs POV- Diese Grenze hatte ich endgültig hinter mir gelassen. Ich hatte aus diesem anfänglichen Spiel um das wütende Funkeln in seinen Augen etwas Ernstes, etwas Echtes gemacht. Ich wollte nicht mehr nur die Wut in seinen Augen funkeln sehen. Zärtlich strichen meine Lippen über sein Schlüsselbein, saugten sich daran fest. Stark genug um die Haut intensiver zu reizen, doch zu schwach um Spuren zu hinterlassen. Ich öffnete meine Augen, als ich seinen Gedanken an das Kommende auffing. Kurz schnaufte ich. Dieser Kater kostete mich echt Kraft und vor allem Beherrschung. Ich biss neckend in seinen Hals und er zuckte zusammen, kam mit seinen Gedanken ins Hier und Jetzt zurück. //Wir haben viel Zeit Kitty.//, versuchte ich zu beruhigen, doch gesellte sich der Schalk in meinen Nacken. Meine Lippen trennten sich von seinem Hals und ich blickte ihm in die Augen. Ich fand schnell die Stelle in seinem Kopf die ich suchte. Ich reizte das Katerchen in seinem Kopf und spürte, wie die Lust sein Hirn mit Endorphinen überschwemmte. Ran keuchte erschrocken auf und schloss die vernebelten Augen. Er jagte mir einen heißen Stoß in die Lenden, als er seinen Kopf wegdrehte und sich vor Lust wand, die nun in jede Faser seines Körpers drang. //Außerdem muss ich noch nicht einmal in deiner Nähe sein, um dich über die Klippe zu jagen.// Ich spürte das aufkommende Grinsen und leckte mir genüsslich über die Lippen, als ich dieser Stelle in seinem Kopf mehr Aufmerksamkeit zukommen ließ. Seine Hände schlugen sich vor seinen Mund um das aufkommende Stöhnen zu dämpfen. Seine Lieder pressten sich aus einer Mischung aus Unwillen und Hingabe zusammen. Seine Hüfte wand sich unter mir weg um einer peinlichen Berührung zu entgehen. Noch immer versuchte er sich zusammen zu reißen. Etwas dass mich nur noch mehr reizte. Ich wollte ihn schreien hören. Ungedämpft und rein. Ich ließ von meiner Fähigkeit ab und sah wie Ran aufatmete. Seine Wangen waren vom einschießenden Blut verfärbt. Ich wollte ihn. Jetzt. Hier. Ich griff nach seinen Handgelenken und hielt sie neben seinem Kopf fest. -Ayas POV- Ich presste meine Lippen auf einander, als er mit seiner Zunge erneut über meine Kehle fuhr. Ich musste meinen Kopf ins Polster pressen und schnaufen. Zu viel begann sich in mir an zu stauen. Plötzlich biss er in den Übergang zwischen Hals und Schulter und saugte an der empfindlich gewordenen Haut. Ich war zu erschrocken um mich zu bremsen. Ich hörte mich dunkel stöhnen, doch klang das nicht mehr wie meine Stimme. //Gott....Ran...Noch mal!//, klang es angespannt in meinem Kopf und ich spürte, wie seine Lippen sich den Weg am Kragen meines Pullovers entlang suchten um in die andere Seite meines Halses zu beißen. Er war nicht grob. Es war pure Leidenschaft, die durch meine Haut jagte und mich unter einem leiseren Stöhnen winden ließen. Diese Geräusche waren mir unangenehm. /Ich will nicht laut sein!/, dachte ich hektisch und spürte nur Sekunden später zärtliche Lippen auf Meinen. Noch immer schmeckten die Küsse von Schuldig ein wenig nach Blut. Doch nun fand ich es sonderbar anregend. Der Geschmack von etwas Blut ließ mich ruhiger werden, sicherer. Vielleicht war ich schon zu lange ein Mörder? Meine Hände zuckten und wurden freigegeben. Diese Sicherheit wurde sofort ausgereizt. Zwei entschlossenen Hände strichen ungeduldig unter meinem Pullover und schoben den Stoff höher. Die heiße Zunge an Meiner und der seidige Stoff an meinem Bauch ließen mich zusammenzucken. Ich wollte mehr davon. Ich wollte mehr auf meiner empfindlichen Haut spüren. Nein. Ich wollte seine Haut spüren. Ich griff nach seinem Hemd und zog daran. Auf einmal störte mich dieser Stoff, der mir vor wenigen Momenten noch einen sicheren Abstand unserer Körper versprach. Ich zog fester daran, stieß jedoch bald an seine Arme. //Etwas Geduld, mein Herz!//, kicherte es in meinem Kopf, doch war auch diese Stimme bereits dunkler, ungeduldiger. Er zog mich mit sich in eine sitzende Position und zog an meinen Händen. Nur widerwillig ließ ich los. Wusste ich doch, das dieser nervige Stoff wieder der Schwerkraft gehorchte, wie es der Stoff meines Pullovers tat. Unter einem wachsenden Lächeln wurden meine Hände an Schuldigs Brust geführt. Erst jetzt bemerkte ich wie zittrig ich war. Ich ertastete die Knöpfe und öffnete einen nach dem Anderen. Mit jedem einzelnen Knopf schossen mir wirre Fragen durch den Kopf, was mich wohl unter der verhüllenden Seide erwartete. War seine Haut so warm, wie seine Lippen? Würde ich feine Haare ertasten? Würde ich auf fein definierte Muskeln stoßen? //Ja, wenn nicht heißer. Nein, du wirst nicht ein Haar finden und nicht mehr so definiert, aber das wird wieder.//, beantwortete er mir in meinem Kopf und ich musste lächeln. Seltsamer Weise nahm mir das etwas Nervosität. Ich öffnete alle Knöpfe und legte meine Hände an die Haut unter dem Stoff. Ich ertastete straffe, glatte Haut, die sich anfühlte, als würde sei unter meinen Fingern zu brennen beginnen. Schuldigs Atem wurde kurzzeitig unregelmäßiger, als ich mit meinen Fingerspitzen über seinen Bauch und seine Brust zu seinen Schultern fuhr. Eine Hand legte sich in meinen Nacken und zog mich fester an die Lippen und die Zunge, die meinen Mund plünderte. Etwas änderte sich. Es wurde düsterer, leidenschaftlicher und entfesselter. Die Küsse wurden rauer. Ich musste mir eingestehen, dass es mir so besser gefiel. Die Vorsicht begann von uns abzufallen. Mit der ganzen Handfläche übte ich Druck auf die heiße Haut aus und schob den störenden Stoff über die breiten Schultern. Ich hatte nie bemerkt, wie kräftig Schuldig gebaut war. Ich hatte es immer für seine Ausstrahlung gehalten. Ich spürte, wie ich mich ihm entgegen drängte. Ich wollte seine verdammte Haut endlich an meiner spüren. Seine Hände verließen mich und ich spürte, wie er sich das Hemd von den Armen strich und es irgendwo fallen ließ. Augenblicklich fanden sie sich unter meinem Pullover wieder und ich atmete tiefer ein. Jede Berührung war wie ein kleiner elektrischer Schlag, der direkt in meine Leiste schoss. Bestimmt drängten diese Hände den Stoff nach oben. Die Zeit für Nettigkeiten war vorbei. -Schuldigs POV- Ich konnte mich nicht mehr stoppen. Ich wollte nicht mehr. Ich wollte jetzt endlich das haben, was ich mir schon einige Male ausgemalt hatte. Etwas ruppig löste ich mich von Rans Lippen und zog den Pullover über seinen Kopf und seine Arme. Einen Augenblick gönnte ich mir und besah den Körper vor mir, den ich gerade entpackte. Doch als der Stoff den Körper verlassen hatte schnappte ich nach seinen Lippen. Wir fochten einen heißen Kampf aus. Und das Katerchen kämpfte mit vollem Einsatz. Alles darunter hätte mich auch enttäuscht. Den Pullover ließ ich einfach neben dem Sofa fallen. Mit beiden Händen umgriff ich seinen Hinterkopf und presste ihn fester an mich. Eine Flucht war unmöglich. Ich spürte seine Hände in meiner Mähne und schnaufte ergeben. Das war zu gut. Ich drückte mich auf meine Knie hinauf und zog ihn mit mir. Das gemeinsame Aufkeuchen, als sich unsere Oberkörper berührten gab mir Gewissheit. Wir waren in einem Gleichklang, der uns beide zum Rand treiben würde. Eine meiner Hände wanderte über seine Seite zu seinem Rücken und legte sich auf seinen Steiß. Mit einem festen Ruck zog ich ihn an mich. Für den Bruchteil einer Sekunde fragte ich mich, ob ich zu grob war, doch das willige Keuchen und der festere Zug in meinen Haaren wischten diesen Zweifel weg. Ran konnte etwas Grobheit vertragen. Bei ihm musste ich mich nicht zurückhalten, wie bei den Püppchen vor ihm, die schon bei ein bisschen mehr Leidenschaft zu jammern begannen. Mit bestimmten Druck fuhr ich jeden seiner Wirbel nach oben entlang und presste seinen Körper so an immer anderen Stellen an meinen. Der Kampf unserer Zungen wurde wilder. Plötzlich schnappten Zähne nach meiner Zunge und ich zuckte zusammen. Er hatte mich wirklich gebissen. Ich knurrte mehr erregt als wütend und sah ihn drohend an. Ich blickte in dunkle, verschleierte Amethyste in denen die Kampfeslust funkelte. Ich schnappte nach seinen Lippen, doch er entwischte mir. Ich grollte bedrohlicher und spürte, das erregte Zittern in dem anderen Körper. Nun wusste ich also, wie ich ihn dazu bringen konnte, sich fallen zu lassen. Ich griff nach seinem Oberschenkel und drängte ihn nach hinten. Er hatte nicht genug Halt und musste sich mir fügen. Meine Lippen senkte ich auf sein Schlüsselbein. Nur hauchzart um kurz darauf langsam meine Zähne in seinem Brustmuskel zu versenken. Ran wand sich unter meiner Bemühung und ich spürte das harte Pulsieren unter seinen Rippen. Mit meiner Zungenspitze besänftigte ich die gereizte Haut und fuhr über seine vibrierende Kehle zu seinem Ohrläppchen, in dass ich hinein biss. Dabei rieb ich meinen Körper über seinen. Ich machte uns beiden bewusst, dass ein anderes Körperteil nach unserer Aufmerksamkeit lechzte. Meine Hand wanderte an der Seite seiner Bauchmuskeln langsam herunter und strichen über die beachtliche Beule unterhalb seines Gürtels. Ich spürte, wie seine Gedanken aus dem Nebel aus Lust und Neugier auftauchten. //Nicht nachdenken, Ran.//, drängte ich mich bestimmt in seinen Kopf und er keuchte ergeben auf, ehe er sich eine Hand vor den Mund legte. Eine Geste, die ich nur zu gut verstand. Zu gern hätte ich mehr von seinem Körper geschmeckt, doch erforderte die Situation anderes Handeln. /Für dich, füge ich mich/, entschied ich für mich. Ich verwickelte Ran in einen leidenschaftlichen Kuss und strich reizender über den Stoff an seinen Beinen. Unser Kuss dämpfte all seine Geräusche und Rans Kopf glitt in den Nebel der Erregung zurück. Er ließ sich fallen. Gut so. Nun konnte auch ich mich fallen lassen. Ich ließ meine Gedanken von mir wegtragen und ergab mich in den erbarmungslosen Kampf unserer gemeinsamen Erregung. Mit schnellen Fingern öffnete ich seine Hose und glitt hinein. Ran wand sich unter mir und mir wurde immer schmerzlicher bewusst, dass auch ich seine Finger gern an anderen Stellen spüren würde. //Ran//, flehte ich in Gedanken und erntete ein angespanntes Stöhnen. Seine Hände glitten erforschend über meinen Rücken, meine Seiten und eine von ihnen strich, langsamer werdend, zum Bund meiner Hose. //Schon gut. Probier dich aus.//, dachte ich so sanftmütig, wie meine Ungeduld es noch zu ließ. Ran wurde mutiger und seine Fingerspitzen glitten an meiner Seite unter den Bund meiner Hose. Ich mochte diese Hose sehr, doch in diesem Moment verfluchte ich die Tatsache, dass ich keine Jeans anhatte, deren Bund weitaus tiefer begann. -Ayas POV- Mir war so heiß. Und doch glaubte ich, dass es noch heißer ging und ich war neugierig darauf. Schuldig bemühte sich geduldig zu sein, doch spürte ich sein Drängen in seinem wilder werden Kuss. Seine Hand lang auf meinem Hüftknochen und streichelte über die dünne Haut darüber. Wenn er auch nur ansatzweise das heiße Ziehen in seiner Leiste spürte, wie ich es tat, durfte ich ihn nicht weiter foltern. Meine Finger strichen am Bund seiner Hose entlang, bis ich auf meine Haut traf. Sofort hob er sich etwas von mir ab und machte mir Platz. Ich war zittrig, als ich meine zweite Hand dazu nahm und die Hose öffnete. Sein Kuss wurde fahriger. Sollte ich ihn einfach so anfassen? //Verzeih mir//, keuchte es plötzlich in meinem Kopf und Schuldig löste den Kuss. Er war extrem angespannt. Seine Lippen senkten sich auf meinen Hals und wanderten bestimmt über meine Brust und meinen Bauch. Hektisch griff eine meiner Hände in die orangene Mähne. Seine Haare, die über meine Haut glitten, reizten mich zusätzlich. Meine andere Hand legte ich auf meinen Mund und dämpfte das Stöhnen, dass ich nicht mehr unterdrücken konnte. Es kam in einer Welle, die meinen Körper lang zog. Mein Kopf legte ich hinter und meinen Rücken bog ich durch. Schuldigs Zungenspitze senkte sich in meinen Bauchnabel. Mein ganzer Körper brannte und ich wollte noch mehr davon. Ich war so abgelenkt von seiner Zunge, dass ich nur am Rande bemerkte, dass seine Hände meine Hose samt Shorts über meine Hüfte zogen. Erschrocken schrie ich auf, als mich ein heißer Stich durchfuhr. Meine Nervenbahnen prickelten und ich presste meine Hand fester auf meinen Mund. Meine Augen musste ich schließen. Ich wagte keinen Blick nach unten zu der Stelle, als der sich Schuldig gerade verging. Ich spürte nur noch seine heiße Zunge, seine weichen Lippen und geschickte Fingerspitzen, die mich allesamt um den Verstand bringen wollten. Ich verlor jedes Gefühl für Zeit. Das Einzige, dessen ich mir noch sicher sein konnte war die Tatsache, dass ich mich mit großen Schritten auf einen Punkt zubewegte, an dem es kein Zurück mehr gab. /Schuldig/, stöhnte ich in Gedanken und griff nach dem weichen Haarschopf um ihn zu mir zu ziehen. Begierig drängte ich ihm meine Lippen auf und eroberte seinen Mund. Ein herber, fast etwas bitterer Geschmack schlug mir entgegen, ließ das Alles hier noch aufregender werden. Ich warf all meine Vorsicht über Bord und griff nach dem Körperteil, dass sich schon flehend an mir gerieben hatte. Das raue Aufstöhnen bestätigte mir mein Tun. Ich strich über die empfindsame Haut, tat das, was ich mir selbst in diesem Moment wünschte. Nur Augenblicke später erhielt ich die Berührungen synchron zu dem, was ich tat. Es trieb mich und meinen Körper voran, weiter in dieses lodernde Feuer hinein. Drängend spürte ich Schuldig in meinem Kopf. Er fand diesen Punkt, den er zuvor malträtierend gereizt hatte um mir seine Macht zu demonstrieren. Doch das hier war kein Machtbeweis. Es war der Wunsch mich mit einem Paukenschlag über diesen Point of no return zu jagen. Er spiegelte meine Bewegungen und peitschte mich mit Kopf und Körper voran. Ich griff in seinen Nacken und gleichzeitig spürte ich seine Hand in Meinem. Meine Gedanken überschlugen sich und dennoch waren sie alle bei dem Mann über mir. Mit einer letzten Bewegung krampfte sich alles in mir zusammen und er stieß mich die Klippe hinunter. Unser Aufschrei wurde von unserem Kuss gedämpft. Mit dem Hochgenuss des freien Falls umfing mich die Dunkelheit. Kapitel 17: 16 - zensiert ------------------------- -Schuldigs POV- Eng drängte ich mich an das rote Katerchen. Seine Wärme zog mich an. Mit beiden Händen strich ich über seine Wangen in seinen Nacken. Nur mit den Kuppen der Daumen strich ich immer wieder über die Haut über seinem Kiefergelenk. Es berauschte mich. Tief sog ich seinen Duft ein und wollte mehr. Ich küsste ihn leidenschaftlicher. Meine Gedanken drifteten langsam ab. Ein so seltenes Gefühl. Ein leerer Kopf. So schön. Nur fühlen und schmecken. Fantastisch. „Sch...Schuldig...deine..Lippe“, kam es von Ran, wurde von unseren Lippen jedoch gedämpft. Erst jetzt schmeckte ich die leicht metallene Note in dieser herben Süße. //Unwichtig..//, dachte ich schnell, spürte aber, dass er sich daran festhielt. Ich löste den Kuss und sah ihm ernst in die Augen. //Entweder du schaltest dein Denken jetzt aus, oder ich mache es!//, drohte ich ihm. Ich erhielt ein kämpferisches Knurren. „Wag es dir...“, zischte er. Ich lächelte dunkel. //Das werde ich// Ich schnappte nach seinen Lippen und verwickelte ihn in einen neuen Kuss. Der Anfang war immer so leicht. Ich drang tief in seine Gedanken ein und fand den Punkt, an dem er zurückzuckte. Die Angst sich fallen zu lassen. Einem anderen Menschen blind zu vertrauen. Kontrolle abgeben zu müssen und ausgeliefert zu sein. Ich wurde zärtlicher. Diese Furcht konnte ich bei seinen anderen Gedanken nur zu gut verstehen. Dennoch musste ich mir diesen Stein aus dem Weg räumen. Ich küsste mich über sein Kinn und strich mit meiner Zungenspitze hauchzart von seinem Kehlkopf zu seinem Kinn. Er legte den Kopf hinter und ich spürte das Vibrieren eines lüsternen Geräusches. Energisch presste er die Lippen auf einander und schnaubte nur durch die Nase. //Lass los!//, hauchte ich zu ihm, doch seine Lippen pressten sich fester auf einander. Langsam verabschiedete sich meine Geduld von mir und der Wunsch einfach seinen Kopf leer zu wischen und mir wie immer zu nehmen, was ich wollte, wurde immer größer. Ich mahnte mich zur Disziplin. Das es mit diesem Mann etwas Anderes war, wurde mir erneut bewusst. Ich wollte nicht gegen seinen Willen handeln. Ich wollte es mit ihm zusammen erleben. „Ran“, flüsterte ich und senkte einen Kuss auf sein Ohr. Ich schob meine Hand unter seinen Pullover. Weiter als zuvor. Ich konnte seine Rippen unter der straffen Haut ertasten, als mich eine Welle von Rans erschrockenen Gedanken erreichte. „Warte!“, japste er und griff nach meiner Hand unter dem Stoff. Fester, als es nötig war. Ich blickte ihn abwartend an. Ich würde mir anhören, was er zu sagen hatte. -Ayas POV- Ich stoppte ihn. Das ging mir einfach zu schnell. Zu weit. Vielleicht auch zu schnell zu weit. „Warte!“, meinte ich noch einmal, obwohl er sich nicht bewegt hatte. Er blickte mich ruhig an, doch in seinen Augen sah ich die Ungeduld. „Ich bin nicht für solche Späße. Wir sollten das hier einfach dabei belassen.“, erklärte ich kühler, als ich es erhofft hatte. Meine Fassade funktionierte. „Spaß?“, fragte er mich deutlich überrascht. Mein Blick suchte den Spott in seinen Augen, fand jedoch keinen. Ein Umstand, der mich skeptisch machte. „Wer sagt dir, dass ich es nicht vielleicht doch ernst meine?“, fragte er lauernd und meine Kehle wurde enger. Das durfte doch nicht wahr sein. Bestand die Möglichkeit, dass dies hier keins seiner sadistischen Spiele war? „Ist es dir denn ernst?“, kam meine Gegenfrage ohne groß darüber nach zu denken. Nun waren wir in einer Pattsituation. Derjenige, der echte Gefühle bestätigte würde sich angreifbar machen. Würden wir es verleugnen, wäre an dieser Stelle ein Ende gefunden. Ich konnte nicht sagen, was mir lieber wäre. Auch Schuldig schien sich der Schwere der folgenden Antwort bewusst zu sein, denn er ließ sich viel Zeit damit. Er schien die Für und Wider abzuschätzen. Ungewöhnlich für diesen impulsiven Mann. Ein Nicken schickte mir heiße Stiche durch meine Nerven. //Es ist mir ernst, Ran//, folgte es in meinem Kopf und für einen Moment war ich der Meinung, der Welt entrückt zu sein. Ich war schockiert. Erleichtert. Verzweifelt. Alles schien so weit weg. „Und dir?“ Die Frage holte mich in diese Welt zurück und schickte mich in eine eisige Starre. Nun lag es an mir. Erwiderte ich es, war ich ganz sicher Freiwild für dieses erwachsene Kind vor mir. Verneinte ich es, könnte das Grenzen in den Boden stampfen, die vielleicht nie wieder zu lösen gingen. „Ernster, als es mir lieb ist.“, hörte ich mich mit trockener Kehle sagen. Das Gefühl, das Richtige gesagt zu haben, schwand, je breiter das Grinsen des Telepaten wurde. Seine Augen funkelten in einem tiefen Blau, ehe sie sich schlossen und seine Lippen sich an meinen Hals legten. //Dann lass los!//, raunte er dunkel in meinem Kopf und ich musste meine Augen schließen. Er war zu präsent in meinem Kopf und an meinem Körper. Ich spürte seine Wärme, seine sanften Finger, die meine Rippen streichelten und seine Anwesenheit in meinem Kopf. Ich wollte nicht fallen. Ich konnte mir denken, was er jetzt von mir wollte. Doch war ich dafür bereit? -Schuldigs POV- Diese Grenze hatte ich endgültig hinter mir gelassen. Ich hatte aus diesem anfänglichen Spiel um das wütende Funkeln in seinen Augen etwas Ernstes, etwas Echtes gemacht. Ich wollte nicht mehr nur die Wut in seinen Augen funkeln sehen. Zärtlich strichen meine Lippen über sein Schlüsselbein, saugten sich daran fest. Stark genug um die Haut intensiver zu reizen, doch zu schwach um Spuren zu hinterlassen. Ich öffnete meine Augen, als ich seinen Gedanken an das Kommende auffing. Kurz schnaufte ich. Dieser Kater kostete mich echt Kraft und vor allem Beherrschung. Ich biss neckend in seinen Hals und er zuckte zusammen, kam mit seinen Gedanken ins Hier und Jetzt zurück. //Wir haben viel Zeit Kitty.//, versuchte ich zu beruhigen, doch gesellte sich der Schalk in meinen Nacken. Meine Lippen trennten sich von seinem Hals und ich blickte ihm in die Augen. Ich fand schnell die Stelle in seinem Kopf die ich suchte. Ich reizte das Katerchen in seinem Kopf und spürte, wie die Lust sein Hirn mit Endorphinen überschwemmte. Ran keuchte erschrocken auf und schloss die vernebelten Augen. Er jagte mir einen heißen Stoß in die Lenden, als er seinen Kopf wegdrehte und sich vor Lust wand, die nun in jede Faser seines Körpers drang. //Außerdem muss ich noch nicht einmal in deiner Nähe sein, um dich über die Klippe zu jagen.// Ich spürte das aufkommende Grinsen und leckte mir genüsslich über die Lippen, als ich dieser Stelle in seinem Kopf mehr Aufmerksamkeit zukommen ließ. Seine Hände schlugen sich vor seinen Mund um das aufkommende Stöhnen zu dämpfen. Seine Lieder pressten sich aus einer Mischung aus Unwillen und Hingabe zusammen. Seine Hüfte wand sich unter mir weg um einer peinlichen Berührung zu entgehen. Noch immer versuchte er sich zusammen zu reißen. Etwas dass mich nur noch mehr reizte. Ich wollte ihn schreien hören. Ungedämpft und rein. Ich ließ von meiner Fähigkeit ab und sah wie Ran aufatmete. Seine Wangen waren vom einschießenden Blut verfärbt. Ich wollte ihn. Jetzt. Hier. Ich griff nach seinen Handgelenken und hielt sie neben seinem Kopf fest. -Ayas POV- Ich presste meine Lippen auf einander, als er mit seiner Zunge erneut über meine Kehle fuhr. Ich musste meinen Kopf ins Polster pressen und schnaufen. Zu viel begann sich in mir an zu stauen. Plötzlich biss er in den Übergang zwischen Hals und Schulter und saugte an der empfindlich gewordenen Haut. Ich war zu erschrocken um mich zu bremsen. Ich hörte mich dunkel stöhnen, doch klang das nicht mehr wie meine Stimme. //Gott....Ran...Noch mal!//, klang es angespannt in meinem Kopf und ich spürte, wie seine Lippen sich den Weg am Kragen meines Pullovers entlang suchten um in die andere Seite meines Halses zu beißen. Er war nicht grob. Es war pure Leidenschaft, die durch meine Haut jagte und mich unter einem leiseren Stöhnen winden ließen. Diese Geräusche waren mir unangenehm. /Ich will nicht laut sein!/, dachte ich hektisch und spürte nur Sekunden später zärtliche Lippen auf Meinen. Noch immer schmeckten die Küsse von Schuldig ein wenig nach Blut. Doch nun fand ich es sonderbar anregend. Der Geschmack von etwas Blut ließ mich ruhiger werden, sicherer. Vielleicht war ich schon zu lange ein Mörder? Meine Hände zuckten und wurden freigegeben. Diese Sicherheit wurde sofort ausgereizt. Zwei entschlossenen Hände strichen ungeduldig unter meinem Pullover und schoben den Stoff höher. Die heiße Zunge an Meiner und der seidige Stoff an meinem Bauch ließen mich zusammenzucken. Ich wollte mehr davon. Ich wollte mehr auf meiner empfindlichen Haut spüren. Nein. Ich wollte seine Haut spüren. Ich griff nach seinem Hemd und zog daran. Auf einmal störte mich dieser Stoff, der mir vor wenigen Momenten noch einen sicheren Abstand unserer Körper versprach. Ich zog fester daran, stieß jedoch bald an seine Arme. //Etwas Geduld, mein Herz!//, kicherte es in meinem Kopf, doch war auch diese Stimme bereits dunkler, ungeduldiger. Er zog mich mit sich in eine sitzende Position und zog an meinen Händen. Nur widerwillig ließ ich los. Wusste ich doch, das dieser nervige Stoff wieder der Schwerkraft gehorchte, wie es der Stoff meines Pullovers tat. Unter einem wachsenden Lächeln wurden meine Hände an Schuldigs Brust geführt. Erst jetzt bemerkte ich wie zittrig ich war. Ich ertastete die Knöpfe und öffnete einen nach dem Anderen. Mit jedem einzelnen Knopf schossen mir wirre Fragen durch den Kopf, was mich wohl unter der verhüllenden Seide erwartete. War seine Haut so warm, wie seine Lippen? Würde ich feine Haare ertasten? Würde ich auf fein definierte Muskeln stoßen? //Ja, wenn nicht heißer. Nein, du wirst nicht ein Haar finden und nicht mehr so definiert, aber das wird wieder.//, beantwortete er mir in meinem Kopf und ich musste lächeln. Seltsamer Weise nahm mir das etwas Nervosität. Ich öffnete alle Knöpfe und legte meine Hände an die Haut unter dem Stoff. Ich ertastete straffe, glatte Haut, die sich anfühlte, als würde sei unter meinen Fingern zu brennen beginnen. Schuldigs Atem wurde kurzzeitig unregelmäßiger, als ich mit meinen Fingerspitzen über seinen Bauch und seine Brust zu seinen Schultern fuhr. Eine Hand legte sich in meinen Nacken und zog mich fester an die Lippen und die Zunge, die meinen Mund plünderte. Etwas änderte sich. Es wurde düsterer, leidenschaftlicher und entfesselter. Die Küsse wurden rauer. Ich musste mir eingestehen, dass es mir so besser gefiel. Die Vorsicht begann von uns abzufallen. Mit der ganzen Handfläche übte ich Druck auf die heiße Haut aus und schob den störenden Stoff über die breiten Schultern. Ich hatte nie bemerkt, wie kräftig Schuldig gebaut war. Ich hatte es immer für seine Ausstrahlung gehalten. Ich spürte, wie ich mich ihm entgegen drängte. Ich wollte seine verdammte Haut endlich an meiner spüren. Seine Hände verließen mich und ich spürte, wie er sich das Hemd von den Armen strich und es irgendwo fallen ließ. Augenblicklich fanden sie sich unter meinem Pullover wieder und ich atmete tiefer ein. Jede Berührung war wie ein kleiner elektrischer Schlag, der direkt in meine Leiste schoss. Bestimmt drängten diese Hände den Stoff nach oben. Die Zeit für Nettigkeiten war vorbei. -Schuldigs POV- Ich konnte mich nicht mehr stoppen. Ich wollte nicht mehr. Ich wollte jetzt endlich das haben, was ich mir schon einige Male ausgemalt hatte. Etwas ruppig löste ich mich von Rans Lippen und zog den Pullover über seinen Kopf und seine Arme. Einen Augenblick gönnte ich mir und besah den Körper vor mir, den ich gerade entpackte. Doch als der Stoff den Körper verlassen hatte schnappte ich nach seinen Lippen. Wir fochten einen heißen Kampf aus. Und das Katerchen kämpfte mit vollem Einsatz. Alles darunter hätte mich auch enttäuscht. Den Pullover ließ ich einfach neben dem Sofa fallen. Mit beiden Händen umgriff ich seinen Hinterkopf und presste ihn fester an mich. Eine Flucht war unmöglich. Ich spürte seine Hände in meiner Mähne und schnaufte ergeben. Das war zu gut. Ich drückte mich auf meine Knie hinauf und zog ihn mit mir. Das gemeinsame Aufkeuchen, als sich unsere Oberkörper berührten gab mir Gewissheit. Wir waren in einem Gleichklang, der uns beide zum Rand treiben würde. Eine meiner Hände wanderte über seine Seite zu seinem Rücken und legte sich auf seinen Steiß. Mit einem festen Ruck zog ich ihn an mich. Für den Bruchteil einer Sekunde fragte ich mich, ob ich zu grob war, doch das willige Keuchen und der festere Zug in meinen Haaren wischten diesen Zweifel weg. Ran konnte etwas Grobheit vertragen. Bei ihm musste ich mich nicht zurückhalten, wie bei den Püppchen vor ihm, die schon bei ein bisschen mehr Leidenschaft zu jammern begannen. Mit bestimmten Druck fuhr ich jeden seiner Wirbel nach oben entlang und presste seinen Körper so an immer anderen Stellen an meinen. Der Kampf unserer Zungen wurde wilder. Plötzlich schnappten Zähne nach meiner Zunge und ich zuckte zusammen. Er hatte mich wirklich gebissen. Ich knurrte mehr erregt als wütend und sah ihn drohend an. Ich blickte in dunkle, verschleierte Amethyste in denen die Kampfeslust funkelte. Ich schnappte nach seinen Lippen, doch er entwischte mir. Ich grollte bedrohlicher und spürte, das erregte Zittern in dem anderen Körper. Nun wusste ich also, wie ich ihn dazu bringen konnte, sich fallen zu lassen. Ich griff nach seinem Oberschenkel und drängte ihn nach hinten. Er hatte nicht genug Halt und musste sich mir fügen. Meine Lippen senkte ich auf sein Schlüsselbein. Nur hauchzart um kurz darauf langsam meine Zähne in seinem Brustmuskel zu versenken. Ran wand sich unter meiner Bemühung und ich spürte das harte Pulsieren unter seinen Rippen. Mit meiner Zungenspitze besänftigte ich die gereizte Haut und fuhr über seine vibrierende Kehle zu seinem Ohrläppchen, in dass ich hinein biss. Dabei rieb ich meinen Körper über seinen. Ich machte uns beiden bewusst, dass ein anderes Körperteil nach unserer Aufmerksamkeit lechzte. Meine Hand wanderte an der Seite seiner Bauchmuskeln langsam herunter und strichen über die beachtliche Beule unterhalb seines Gürtels. Ich spürte, wie seine Gedanken aus dem Nebel aus Lust und Neugier auftauchten. //Nicht nachdenken, Ran.//, drängte ich mich bestimmt in seinen Kopf und er keuchte ergeben auf, ehe er sich eine Hand vor den Mund legte. Eine Geste, die ich nur zu gut verstand. Zu gern hätte ich mehr von seinem Körper geschmeckt, doch erforderte die Situation anderes Handeln. /Für dich, füge ich mich/, entschied ich für mich. Ich verwickelte Ran in einen leidenschaftlichen Kuss und strich reizender über den Stoff an seinen Beinen. Unser Kuss dämpfte all seine Geräusche und Rans Kopf glitt in den Nebel der Erregung zurück. Er ließ sich fallen. Gut so. Nun konnte auch ich mich fallen lassen. Ich ließ meine Gedanken von mir wegtragen und ergab mich in den erbarmungslosen Kampf unserer gemeinsamen Erregung. -Ayas POV- Mir war so heiß. Und doch glaubte ich, dass es noch heißer ging und ich war neugierig darauf. Schuldig bemühte sich geduldig zu sein, doch spürte ich sein Drängen in seinem wilder werden Kuss. Seine Hand lang auf meinem Hüftknochen und streichelte über die dünne Haut darüber. Wenn er auch nur ansatzweise das heiße Ziehen in seiner Leiste spürte, wie ich es tat, durfte ich ihn nicht weiter foltern. Meine Finger strichen am Bund seiner Hose entlang, bis ich auf meine Haut traf. Sofort hob er sich etwas von mir ab und machte mir Platz. Ich war zittrig, als ich meine zweite Hand dazu nahm und die Hose öffnete. Sein Kuss wurde fahriger. Sollte ich ihn einfach so anfassen? //Verzeih mir//, keuchte es plötzlich in meinem Kopf und Schuldig löste den Kuss. Er war extrem angespannt. Seine Lippen senkten sich auf meinen Hals und wanderten bestimmt über meine Brust und meinen Bauch. Hektisch griff eine meiner Hände in die orangene Mähne. Seine Haare, die über meine Haut glitten, reizten mich zusätzlich. Meine andere Hand legte ich auf meinen Mund und dämpfte das Stöhnen, dass ich nicht mehr unterdrücken konnte. Es kam in einer Welle, die meinen Körper lang zog. Mein Kopf legte ich hinter und meinen Rücken bog ich durch. Schuldigs Zungenspitze senkte sich in meinen Bauchnabel. Mein ganzer Körper brannte und ich wollte noch mehr davon. Ich verlor jedes Gefühl für Zeit. Das Einzige, dessen ich mir noch sicher sein konnte war die Tatsache, dass ich mich mit großen Schritten auf einen Punkt zubewegte, an dem es kein Zurück mehr gab. /Schuldig/, stöhnte ich in Gedanken und griff nach dem weichen Haarschopf um ihn zu mir zu ziehen. Begierig drängte ich ihm meine Lippen auf und eroberte seinen Mund. Ein herber, fast etwas bitterer Geschmack schlug mir entgegen, ließ das Alles hier noch aufregender werden. Ich warf all meine Vorsicht über Bord und griff nach unten. Das raue Aufstöhnen bestätigte mir mein Tun. Ich tat, was ich mir selbst in diesem Moment wünschte. Nur Augenblicke später erhielt ich die Berührungen synchron zu dem, was ich tat. Es trieb mich und meinen Körper voran, weiter in dieses lodernde Feuer hinein. Drängend spürte ich Schuldig in meinem Kopf. Er fand diesen Punkt, den er zuvor malträtierend gereizt hatte um mir seine Macht zu demonstrieren. Doch das hier war kein Machtbeweis. Es war der Wunsch mich mit einem Paukenschlag über diesen Point of no return zu jagen. Er spiegelte meine Bewegungen und peitschte mich mit Kopf und Körper voran. Ich griff in seinen Nacken und gleichzeitig spürte ich seine Hand in Meinem. Meine Gedanken überschlugen sich und dennoch waren sie alle bei dem Mann über mir. Mit einer letzten Bewegung krampfte sich alles in mir zusammen und er stieß mich die Klippe hinunter. Unser Aufschrei wurde von unserem Kuss gedämpft. Mit dem Hochgenuss des freien Falls umfing mich die Dunkelheit. Kapitel 18: 17 -------------- -Schuldigs POV- Ich brauchte einige Zeit um in das Hier und Jetzt zurück zu finden. Aufmerksam machte mich die Stille in meinem Kopf. Ich stützte mich über Ran und suchte den Grund für die Stille in seinem Gesicht und seinen Gedanken. Ein wenig verlegen musste ich lächeln, als ich bemerkte, dass ich ihn wohl mit der gedanklichen Verbindung ausgeschaltet hatte. /Gut. Dann bekommt er auch nichts davon mit./, dachte ich mir und senkte meine Lippen ganz zärtlich auf seine Stirn. Meine Lippen wanderten sanft weiter über seine Nase, seine Wangen und endeten mit einen hauchzarten Kuss auf seine Lippen. Ich erhob mich mit wackligen Beinen und zog mir die Hose ordentlich an. Ich fand ein Handtuch und beseitigte alle Spuren an ihm, ehe ich ihm die Hose von den Beinen strich und seine Shorts ordentlich anzog. Mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte und den Schmerz in meinem Becken ignorierend hob ich ihn vom Sofa und trug ihn ins Bett. Trotz allem ließ ich es mir nicht nehmen kurz an seinen Haaren zu riechen. Der süße Geruch von Blumen und von frischem Schweiß hatte etwas von einer Droge. Schnell deckte ich ihn zu und verließ mit meinem Hemd in der Hand sein Zimmer. In meinem Zimmer angekommen verriet mir die Digitaluhr, dass es bereits weit nach zwei Uhr nachts war. Müde ließ ich mein Hemd neben dem Bett fallen und befreite mich von der Hose, die unangenehm zu kleben begann. Für einen Moment dachte ich daran noch duschen zu gehen, doch das wäre sicher zu auffällig gewesen. Ich griff erneut nach meinem Hemd und verwischte auch meine Spuren. Ich zog mir eine dünne, lange Hose an und legte mich ins Bett. Erschöpft schlief ich ein. Krach riss mich aus dem Schlaf. Aus Reflex sprang ich aus dem Bett und spannte meinen Körper zum Kampf bereit an. Yoji baute sich im Türrahmen vor mir auf und bedachte mich mit drohenden Blicken. „Eigentlich will ich gar nicht wissen, was du Bastard angestellt hast, dass Aya noch mieser drauf ist, als sonst. Aber du siehst lieber zu, dass du deinen Arsch ins Lager bewegst und etwas guten Willen zeigst!“, grollte er mir entgegen und ich richtete mich entspannter auf. Balinese war nun wirklich keine Bedrohung für mich. „Was kann ich dafür, dass der ach so ehrwürdige Alphawolf mies drauf ist?“, fragte ich und grinste spielerisch. „Vielleicht hat die Mieze sich nen Nagel eingerissen?“, mutmaßte ich, obwohl ich durchaus eine Vermutung über den Grund anstellen konnte. „Perser hat nur Aya verboten dich zu töten. Sei also ganz vorsichtig, Schwarz!“, drohte er mir und schmiss die Tür in den Rahmen, als er ging. /Soviel zu „respektvoll mit dem Raum umgehen“!/, tadelte ich und schüttelte schnalzend den Kopf. Dennoch musste ich mich jetzt Wichtigerem zuwenden. Mit aller Vorsicht um nicht entdeckt zu werden schlich ich mich in Rans Kopf. Dorf fand ich jedoch nur Ayas kalte Mauer und bittere Flüche, die allesamt mir galten. Langsam fragte ich mich wirklich, was ich Schlimmes getan hatte um so brutal und einfallslos in seinen Gedanken zu sterben. Ich suchte nach den Gedanken, die in Ayas Nähe waren. Er hatte sein Katana nicht bei sich. Das hieß zwar nicht, dass er nicht gefährlich war, doch nun müsste er um einiges näher an mich heran um mich zu erledigen. Ich zog mir schwerfällig eine frische Hose und ein grünes Hemd an. Ich zog jedes Bein einzeln an meinen Körper um die Schmerzen aus meinem Becken zu vertreiben. Dann begab ich mich in den Blumenladen und zum Herren der Unterwelt himself. Abyssinian. -Ayas POV- Der Morgen war potenziell tödlich für alle in meiner Nähe. Selbst Ken, der mir mit seiner ausgeglichen fröhlichen Art oft unbewusst zur Ruhe verhalf hielt ehrfürchtigen Abstand zu mir, bedachte mich nur mit prüfenden Blicken, als begutachtete er eine instabile Atombombe. Ok. War vielleicht ganz passend, der Vergleich. Ab dem Moment in dem ich die Augen geöffnet hatte feierte ich Schlachtfest in meinem Kopf, mit Schuldig als einzigen Teilnehmer. Omi war ohne ein Wort an mich zu richten in die Küche gekommen, hatte sich so leise wie möglich seine Mahlzeit für die Tag genommen und war Richtung Uni verschwunden. Yoji hatte sich mein eisernes Schweigen für ein paar Stunden mit angesehen und war nun in die Wohnung verschwunden. Gut so. Ein Unschuldiger weniger, den eine Explosion meinerseits zerreißen konnte. Ich hielt mich auch bei den wenigen Kunden im Laden etwas im Hintergrund und band die bestellten Sträuße für eine Geburtstagsfeier. Das stärker werdende Tuscheln verriet mir, dass die Wurzel alles Übel, die Achse des Bösen, Satan persönlich und Vater alles dämonischen Grauens in einer Person den Laden betreten hatte. „Schuldig.“, zischte ich dunkel und sofort heftete sich Kens erschrockener Blick auf mich. Mein erstes Wort, dass ich heute sprach und es trug den Namen des Schwarz. Die weiblichen Kunden waren seinem Lächeln binnen Sekunden erlegen und die Herren bedachten ihn mit neidischer Verachtung. /Genieß es nur, so lange du noch irgendwas genießen kannst, Todgeweihter!/, dachte ich zynisch. „Guten Morgen!“, hörte ich ihn vor Freundlichkeit triefend sagen und mein Blut kochte. /Stolpere! Fall! Und stirb qualvoll!/, fauchte ich, doch meine innigen Wünsche wurden nicht erhört. Er trat neben die Treppe und griff in seine Hosentasche. Als er mit seinen Händen durch seine langen Haare fuhr um sich einen Zopf zu binden, platzte mir der Kragen. Drohend knurrte ich ihn an und schickte ihm einen meiner patentierten Todesblicke. „Aya“, sprach mich Ken flüsternd an und ich fuhr zu ihm herum. Er zuckte zurück, fing sich jedoch schnell. „Wenn du ihn erledigen willst, machs im Lager. Ich sag auch es war ein Unfall!“, gab er mir den Freibrief. Gute Idee. Ich ging an Schuldig vorbei zum Lager. „Komm mit!“, fachte ich ihn drohend an und sah im Augenwinkel, wie er mir folgte. Kaum war er durch die Tür zum Lager getreten, drehte ich mich zu ihm und hielt ihn mit meinem Blick auf seinem Platz. //Was?//, fragte er mich teils mit Unverständnis, teils neugierig. Ich griff nach einer Rankhilfe aus Stahl. Sie war lang, schmal und hatte ein ähnliches Gewicht wie mein Schwert. Schuldig zog eine Augenbraue nach oben. Verhöhnte mich dieser Bastard mit seinem unwissenden Getue? Ich knurrte finster und ging auf ihn los. In all den Wochen hatte ich vergessen, wie schnell er sein konnte. Er duckte sich unter meinem Angriff weg. Die Rankhilfe stieß in den Beton und blieb stecken. Blitzschnell packte er mich und hielt mich zwischen sich und der Wand gefangen. Das Funkeln seiner Augen zeigte mir, dass er im Eiltempo durch meine Gedanken jagte und ich ihn davon nicht abhalten konnte. -Schuldigs POV- Schnell durchforstete ich seine Gedanken der letzten Stunden und wurde fündig. /Dummes Kätzchen/, dachte ich für mich. Ich zog mich zurück, packte seinen Kopf mit beiden Händen und presste ihm meine Lippen auf. Der erste Widerstand war schnell gebrochen. Seine Hände griffen nach meinem Nacken. Er zog den Zopf auf und fuhr durch meine offenen Haare. Wie gut sich das anfühlte. Ich drängte mich fester an ihn und wir verloren uns in einen kämpferischen Kuss. Erst als ich das erste Schnaufen von ihm hörte löste ich mich. Dies war sicher nicht der richtige Ort dafür. //Du wolltest nicht allein aufwachen?//, fragte ich nun und erntete ich einen dunklen Blick. Wenn Ran sich schämte und es hinter Wut verbergen wollte war er doch am niedlichsten. //Ich wollte dich nicht umhauen. Das bringt diese Verbindung manchmal mit sie.//, erklärte ich und tippte mir an die Schläfe. „Das nächste Mal darfst du neben mir aufwachen!“, hauchte ich nahe an sein Ohr und erntete ein Zittern. „Wenn es überhaupt ein nächstes Mal geben wird.“, murrte er und schob mich von sich. Unwilliger, als er mir weiß machen wollte. Ich griff nach dem Metallstab und zog ihn mit einem Ruck aus der Wand. Das dieser Ruck sich durch meinen ganzen Körper zog hatte ich dabei nicht bedacht. Ich presste die Lippen auf einander und kniff die Augen kurz zu. Ich stützte mich zur einen Seite auf den Metallstab und die andere Hand stemmte ich in meine Hüfte. „Schuldig.“, hörte ich Ran und schüttelte den Kopf. //Alles gut.//, meinte ich, richtete mich auf und atmete durch. Ich erhaschte einen Blick von dem roten Kater. Lange sahen wir uns einfach an. Eine Frage schwebte zwischen uns im Raum. Die Differenzen war geklärt und machten dieser einen entscheidenden Frage Platz. /Und nun?/, fragte er mich. Das war eine gute Frage. Es war zu frisch um jemanden davon zu erzählen. Eine Veränderung in unseren Verhaltensweisen könnte mir negativ angehaftet werden. „Doppeltes Spiel.“, war das Einzige, was mir dazu einfiel. Nicht die beste Lösung, doch für einige Zeit sollte es funktionieren. „Aya!“, wurden wir aus der Situation gerissen. Ken kam in das Lager und sah sich verwundert um. Er sah mich mit dieser Eisenstange, das Loch in der Wand und Aya gelockert an dieser lehnen. Ich musste seine Gedanken nicht lesen um zu wissen, dass er sich ein anderes Ende dieses Kampfes gewünscht hatte. „Mission.“, meinte er leiser zu Aya und sah mich misstrauisch an. „Du sollst mit.“, knirschte er mit den Zähnen. Ich ließ den Stab achtlos fallen und folgte Aya mit langsamen Schritten. Mein Becken schmerzte noch immer. Ich folgte ihm in den Keller. Sofort waren alle Blicke auf mich gerichtet. Auf dem Monitor vor mir erkannte ich die Umrisse eines Mannes. „Perser! So lernt man sich also kennen!“, grinste ich und konnte die unterdrückte Wut im Raum fast schmecken. Perser unterbrach die aufkommende Ruhe und ignorierte mein Kommentar vollkommen. Er erklärte die Mission. Die Art war mir vertraut. Ich erhielt eine Akte und sah sie mir kurz durch. Die Informationen waren mehr als dürftig. Kurz erklärte er, dass nicht viel Zeit war um zu recherchieren. Die Mission müsste noch heute Nacht stattfinden. Sie vermuteten einen Mädchenhandel- und Drogenring. „Das ist ja ganz nett. Aber was soll ich da tun?“, fragte ich gelangweilt. Laut den Informationen handelte es sich wohl um 10 bis 20 Mitglieder. Ich musste mich nur einmal stark genug konzentrieren und sie fielen mit nem Schlaganfall zu Boden. Doch ich war mir sicher, dass man mich nicht dafür schicken würde. „Sie werden das Team koordinieren.“, war die knappe Anweisung. Ich lachte auf und steckte eine Hand in meine Hosentasche. Mit der Anderen wedelte ich mit der Akte. „Ihre seltsamen Teambindungsmaßnahmen in allen Ehren.“, fing ich an und deutete auf den Blumenladen über uns. „Aber glauben Sie wirklich, dass man auf mich hören wird?“, überheblich grinsend hob ich eine Augenbraue. So leicht ließ ich mich nicht auf eine so fadenscheinige Sache ein. Ayas Blick traf mich und deutete mir still zu sein. Nicht mir mir. „Mal ehrlich. Was wollen Sie von mir? Sie können es mir jetzt sagen oder ich hole mir meine Infos.“ Wer war ich denn, dass ich nur nickte und wie ein Perserlemming bereitwillig über eine Klippe in den Tod sprang. Perser seufzte kaum hörbar und rückte sich seine Brille zurecht. „Wir wissen, dass Sie eine Gabe haben...“, begann er und ich lachte erneut. „Ja. Telepathie. Wahnsinns Neuigkeiten, oder? Schön, dass es nun auch zu Ihnen durchgedrungen ist.“ Drei der vier Weiß knurrten mich an. Bombay schüttelte nur den Kopf und griff sich an die Stirn. /Überheblicher Sack/, konnte ich in ihm lesen. „Ich meine eigentlich die dauerhafte Verknüpfung.“, wurde Perser nun konkreter und ich sah das kurze Zucken in Ayas Augenlid. Er hatte es ihnen also nicht verraten. „Was soll damit sein?“, fragte ich ernster und erhielt nun die Aufmerksamkeit aller im Raum. „Wir wissen, dass Sie damit nicht nur Gedankenlesen und kommunizieren können. Sie wissen, wo die einzelnen Personen sind und was in ihrem Umkreis passiert.“, erklärte Perser und das Erstaunen der Anwesenden wurde größer. -Ayas POV- Ruhig Blut. Ich musste mir erst alles zu Ende anhören. Perser fasste diese spezielle Verbindung von Schuldig zusammen und ich begriff nun, was vor Wochen auf der Mission passiert war. Er hatte mir sagen können, wer in meiner Nähe war, weil er diese Verbindung zu mir aufgebaut hatte. Vielleicht war auch das der Grund für die letzte Nacht... „Sie haben also auch ein bisschen Spaß mit mir gehabt, während ich geschlafen habe? Wie schön.“, stellte Schuldig eher fest, als dass er fragte. Ich hörte das unterdrückte Grollen heraus. „Sie haben bis heute Abend Zeit eine Entscheidung zu treffen.“, bestimmte Perser und der Bildschirm schaltete sich ab. Manx verabschiedete sich und bedachte Schuldig noch mit einem argwöhnischen Blick. Yoji steckte sich eine Zigarette an und blickte zwischen mir uns Schuldig hin und her. Der Detektiv in ihm war noch immer einer der Besten. „Klärt mich jetzt mal einer auf, was hier läuft?“, fragte er fast genervt. Omi nickte schnell und erhob sich vom Sofa. „Was soll das denn bedeuten?“, fragte er neugierig. Er sah wohl mehr den wissenschaftlichen Teil. Schuldig rieb die Zähne aufeinander. /Reiß dich zusammen. Du weißt, dass du keine Wahl hast. Du kannst später toben. Ich lass dir einen übrig./, meinte ich kühl und holte den Deutschen aus seiner Wut. Er warf die Akte vor sich auf das zweite Sofa und stemmte die Hände in die Hüfte. Sein spielerisches Lächeln kehrte zurück. „Wie soll ich das erklären, dass ihr es auch begreift? Es ist eine Art Standleitung. Einmal geschlossen ist es für Kommunikationen ideal. Wie auf einem Radar weiß ich wo die Leute sich befinden. Ich könnte quasi euch blind durch ein Labyrinth führen ohne einen einzigen Wandkontakt.“, lobte und brüstete er sich. Stille beherrschte den Raum. Nur kurz überlegte ich mir die Konsequenzen. „Es hat uns schon einmal eine Mission gerettet.“, erklärte ich. Vier Augenpaare sahen mich ungläubig an. Ich schnaufte. Ich mochte lange Erklärungen nicht. „Ich hab keine Ahnung wie es entstanden ist. Aber auf der letzten Mission konnte Schuldig mir sagen, dass eine unerwartete Patrouilliere kam und ich konnte mich verstecken und bin nicht aufgefallen.“, erklärte ich so knapp wie möglich. Ken knurrte dunkel und ballte eine Hand zur Faust. Ich schnaufte genervt. Eine weitere aufgeplatzte Lippe würde ich nicht in diesem Haus tolerieren. „Ist das nicht anstrengend?“, durchbrach nun Omi die angespannte Stimmung. Er sah Schuldig ehrlich an. Schuldig lächelte mehr und zuckte mit den Schultern. „Das Herstellen und Beenden erfordert schon etwas Konzentration. Aber einmal geschlossen ist es wie gesagt ganz praktisch.“, gab er als Auskunft. „Ich will es testen.“, meinte Omi und erhielt von Ken und Yoji entsetzte Blicke. „Wenn Perser ihn dafür zu uns gebracht hat sollten wir es ausprobieren. Aya scheint es ja auch nicht geschadet zu haben. /Wie man es nimmt/, dachte ich mir und fing einen bösen Blick Schuldigs ein. -Schuldigs POV- Ich wand mich Bombay zu und nickte. Ich war bereit es mit ihm auszutesten. War für mich vielleicht auch eine gute Gelegenheit um meine Grenzen besser auszutesten. „Gut. Einzige Bedingung: Du musst es zulassen. Es wird vielleicht einen Moment geben, an dem der Druck in deinem Kopf etwas steigt. Das kann unangenehm sein, geht aber schnell wieder vorbei. Du darfst dann nur nicht blocken.“, erklärte ich schnell und sah zu Ran. „Ist nicht bei jedem so. Ich wollte nur vorwarnen. Es kommt auf die Kompatibilität an.“, erklärte ich nun noch dem roten Kater. „So viele schwere Worte, Schwarz. Pass auf, dass dein Hirn nicht anfängt zu kochen.“, stichelte Yoji mit seiner Zigarette zwischen den Lippen und erntete ein überhebliches Grinsen von mir. „Das meine ich mit Blocken. Oh hier noch ein paar Wörter für dich. Sexuelle Frustration als Ausdruck unverarbeiteter psychischer Konflikte. Hmm... Das war ein Satz mit...“ Ich zählte übertrieben mit meinen Fingern mit. „Sieben Worten. Mensch, ich kann ja doch weiter als bis Eins zählen!“, konterte ich und das Schnauben verriet meinen Sieg. Balinese stieg die Treppe hinauf und lies uns zurück. Ken folgte ihm. /Unnötig!/, schimpfte Ran und ich grinste ihn an. //Ich mache es später wieder gut.// „Ihr redet mit einander, oder?“, fragte der kleinste Weiß und ich sah ihn ruhig an. Aufmerksam war der Kleine ja. „Kannst du auch haben.“, grinste ich breit. Ich ging um das Sofa herum und setzte mich hin. Ich stützte meine Ellen auf meine Knie und betrachtete mir den Kleinen genau. „Wollen wir anfangen?“, fragte ich ihn und erntete ein eher schüchternes Nicken. „Keine Sorge, wenn ich Mist baue, werde ich nieder gemeuchelt.“, winkte ich ab und deutete auf Ran. Omi setzte sich entspannter mir gegenüber und sah mich fragen an. „Muss ich was machen?“, wollte er wissen und ich lachte. „Was denn? Willst du eine Beschwörungsformel runter beten? Mach nur!“, bot ich ihm an. Ich suchte mir den Weg in seinen Kopf. Seine Angst machte mir das Vordringen nicht gerade einfach. //Entspann dich. Ich bring dich schon nicht um. So machst dus und unnötig schwer.// Er wurde ruhiger und ich fand die Stellen mit denen ich mich verknüpfen musste. Sein Zischen zeigte mir, wo wir sehr weit aus einander waren. Nach 4 Minuten war alles vorbei. Ich atmete lautlos durch. Das hatte Kraft gekostet. Ich fing Rans Blick auf und sah zu ihm hoch. //Ich hoffe die Anderen sind nicht so inkompatibel, sonst kannst du mich heute Abend vergessen.// Ein einziger Blick von Ran reichte mir um mir etwas Hoffnung zu geben. Balinese würde wohl am einfachsten sein. Wir waren uns vom Charakter recht ähnlich und Siberian machte auf mich einen eher entspannten Eindruck. //Wie geht’s, Kleiner?//, fragte ich und sah wie Omi sich den Kopf rieb. „Drückt etwas, aber wird besser. Kann man es schon testen?“, wollte er wissen und ich nickte. //Geh doch eine Runde um das Haus.//, empfahl ich und der kleine Weiß stand auf und ging nach oben. Ich stand auf und blickte auf Ran. Kurz huschte mein Blick auf den Fernseher und ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. -Ayas POV- Schuldig griff nach meinem Arm und zog mich in den abgetrennten Teil des Kellers. Hier lehnte er sich an einen der Spinde und zog mich an sich. //Ich muss mich noch bedanken.//, raunte er mir in meinem Kopf zu und zog mich in einen leidenschaftlichen Kuss. Ich kam nicht mehr dazu nach dem Warum zu fragen. Seine Hände um meinen Hinterkopf jagten mir Schauer über den Rücken. Dieses Spiel der Dominanz reizte mich. Ich drängte ihn fester an den Schrank und pachte ihn an der Hüfte. Erst sein Zischen machte mir die Härte meines Griffes bewusst. Ein knapper Kuss seinerseits beendete unser kleines Intermezzo und er blickte mich mit diesem eindeutigen Schimmer in den Augen an. „In deiner Nähe sind fünf Kinder. Drei Mädchen, zwei Jungen. Die Jungs streiten sich um eine Schaufel. Gleich kommt ein Mann an dir vorbei, der ziemlich in Gedanken ist. Vielleicht ließt er ein Buch oder geht seine letzte Uniarbeit durch. Jedenfalls solltest du einen Schritt nach vorn machen, sonst rempelt er dich an.“, flüsterte er mir zu. /Angeber/, murmelte ich und erntete ein Lachen. Dies war der erste Moment in dem ich wirklich froh war ihn gerettet zu haben. Nicht wegen seiner Nützlichkeit für Weiß, nicht für die Gefühle in mir. Nur wegen diesem ehrlichen Lachen. Ich löste mich und stieg die Treppe hinauf. Omi kam begeistert in den Laden und zeigte mit eine rote Stelle an seinem Arm. „Schuldig hatte recht. Er hat mich angerempelt!“, erklärte er und jagte die Treppe zur Wohnung hinauf um es weiter zu erzählen, dabei nahm er zwei Stufen mit einem Mal. Das konnte ja ein Abend werden. -Schuldigs POV- Schnell waren nach den Erzählungen des kleinen Weiß auch Siberian und Balinese überzeugt und wie erwartet war das Knüpfen dieser Verbindung einfacher. Nun stand ich in meinem Zimmer und strich über meinen grünen Mantel. Wie lange hatte ich auf eine Mission gewartet und nun war ich tatsächlich aufgeregt. Waffen wurden mir verboten, doch brauchte ich wirklich eine? Nein. Ich zog den Mantel über und schloss ihn bewusst Knopf für Knopf. Mein Ritual vor einer Mission. Ich zog mein Bandana und Handschuhe an. Ich stahl mich in die Gedanken der Weiß. Ich musste wissen, worauf ich mich einließ. Bombay war aufgeregt und kontrollierte immer wieder seine Ausrüstung. Siberian spielte mit seinem Fußball. Balinese rauchte am Fenster seines Zimmers noch eine Zigarette. Abyssinian. Ran. Er saß auf seinem Bett, polierte sein Katana und schien dabei zu meditieren. Es konnte losgehen. Ich ging auf den Flur und spürte, wie auch der Rest sich bereit machte. Sie kamen aus den Zimmern und wir alle tauschten vielsagende Blicke aus. Wir mussten uns auf einander verlassen. Mit Blicken vereinbarten wir einen Waffenstillstand. Heute Nacht würde es kein Schwarz oder Weiß geben. In dieser Nacht mussten wir ein Team sein. Bombay teilte uns in zwei Wagen auf. Abyssinian und Siberian würden von Norden kommen. Bombay und Balinese von Süden. Ich würde auf der südlichen Seite im Parkhaus Stellung beziehen und sie führen. Auf der Fahrt ging ich noch mal alle Verbindungen einzeln durch. Mein Leben hing genauso davon ab. Im Parkhaus machten sich die Weiß auf den Weg und ich lehnte mich ins Halbdunkel eines Pfeilers. Ich schloss meine Augen. Es war lange her, dass ich vier Leute führen und nebenbei noch Opfer und Täter trennen musste. Sie drangen in das Gebäude ein und spalteten sich auf. //Auf der zweiten Etage nehme ich eine Menge ängstlicher Gedanken wahr.//, berichtete ich und ließ meine Fühler weiter gleiten. Ich fand einen Wachposten. //Balinese. 15 Meter vor dir, links. Ein Wachposten.// Ich durchforschte seine Gedanken und stockte. //Bombay. Bleib sofort stehen!//, herrschte ich ihn hart an und er blieb augenblicklich stehen. //Sieh nach unten. Die Eingänge zur zweiten Etage sind mit Sprengfallen gesichert.// Nachdem sich der Kleine gefangen hatte, entschärfte er die Sprengfallen und er und Siberian brachten die entführten Mädchen aus dem Haus. /Nur ein Wachposten?/, fragte Abyssinian skeptisch. Ich breitete meine Sinne aus. Ein Schlag auf den Hinterkopf ließ mich taumeln. Es war heftig genug, dass ich mir sicher war, dass die Weiß ihn gespürt hatten. Ich hingegen drehte mich wütend um und besah mir den Mann mit Boxernase vor mir. Ein Augenbraunzucken von mir später sackte er in sich zusammen und ich schnaubte verächtlich. /Mastermind? Schuldig?/, erklang Rans Stimme und ich folgte meinem Auftrag. //Sie haben sich in den umliegenden Gebäuden verteilt. Ich bringe sie euch.// Schnell drängte ich mich in die Gedanken der Männer und lockte sie an einen zentralen Platz. /Bring es zu Ende, Mastermind./, tönte plötzlich Balineses Stimme in meinem Kopf. Ich suchte eine Bestätigung bei Abyssinian und stellte mich an das Geländer des Parkhauses. Die vier Weiß blickten zu mir und ich konzentrierte mich auf den Haufen Ziele. Wie auf Knopfdruck sackten sie alle zusammen. Ich fühlte mich mächtig, wie lange nicht. Mächtig und gut. //Mission completed//, gab ich von mir und sah wie Weiß sich trennten um zu den Fahrzeugen zu kommen. Ich setzte mich bereits in den Seven und griff mir an den Hinterkopf. Das würde eine ordentliche Beule und heftige Kopfschmerzen geben, aber es floss kein Blut. „Wer ist das?“, fragte Balinese und deutete auf den Toten. „Das war was Persönliches!“, murrte ich und griff nach der wachsenden Beule an meinem Hinterkopf. Ich schnappte die amüsierte Bewunderung des Blonden auf und wir fuhren los. Unterwegs lehnte ich mich zurück und schloss meine Augen. Sollten sie ruhig wissen, dass ich jetzt etwas Ruhe und Erholung brauchte. Wir waren an einander gebunden. Vielleicht würde es helfen ein Team zu bilden. Der Fahrtwind tat mir gut. Als wir in der Nähe des Koneko waren durchfuhr mich allerdings etwas ganz anderes. Ich wusste sofort, wer es war. Ran. In ihm kochte noch immer das Adrenalin. Und meine Machtdemonstration auf dem Hof schien ihm den Rest gegeben zu haben. Sein Körper war zum Zerreißen gespannt. Kapitel 19: 18 -------------- -Ayas POV- Ich war angespannt. Ich wollte wissen, was es mit dem Ruck in meinem Kopf zu tun hatte. Ich wollte streiten. Ich wollte meine Energie irgendwie los werden. Ken und ich warten auf den Rest und zusammen kamen die drei in den Laden. Yoji zündete sich eine Zigarette an und verabschiedete sich ins Bett. Ken und Omi schienen ebenso angespannt und entschieden noch einen Film zu sehen. Auch sie verabschiedeten sich und gingen die Treppe hinauf. Aus einem Impuls heraus griff ich nach Schuldigs Hand. Sein Blick ruckte auf mich und im nächsten Moment fand ich mich zwischen der Wand des Treppenhauses und Schuldigs erhitzten Körper wieder. Schlagartig wurde mir klar, was ich wollte. Ich griff auf seinen Rücken und verkrallte mich in seinem Mantel, zog ihn fester an mich. Er folgte meiner Order und trieb mir mit seinem Körper die Luft aus den Lungen. Kurz schnappte ich nach Luft. „Was ist passiert?“, wollte ich wissen. Meine Stimme war schon rau belegt. „Nur ein ungebetener Gast. Es ist alles Gut, mein Herz.“, flüsterte er mir zu und ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Erleichterung machte sich in mir breit. Er musste einen Schlag auf den Kopf bekommen haben, anders konnte ich es mir nicht erklären. „Nicht so viel denken.“, raunte er mir ins Ohr und hob meinen Kopf. „Dann muss ich ja jetzt auf zwei Stellen aufpassen.“, murmelte ich und bekam ein ehrliches Lächeln geschenkt. „Ich vertrag schon was...Kannst du gern testen!“, schnurrte er verführerisch. -Schuldigs POV- Sanft küsste ich ihn erneut. Er sollte sich wegen ein paar Narben und einer Beule keine Gedanken machen. Heiß strich seine Zunge fordernd über meine Lippen. Am Rande nahm ich Balinese wahr und schnappte spielerisch nach Rans Lippen. „Ran, lass uns das verlegen.“, flüsterte ich, wollte ich doch nicht von dem Playboy erwischt werden. Nicht Jetzt. Schwerfällig lösten wir uns von einander und mit Ran an meiner Hand schritt ich zu seinem Zimmer voran. Meins wäre wohl wegen der Wanzen mehr als ungünstig für das, was ich vor hatte. Kaum in seinem Zimmer drängte er mich an die Innenseite seiner Tür und küsste mich leidenschaftlich. Ich erwiderte den Kampf und zog an dem Gürtel seines Mantels. Nach diesem Hindernis machte ich mich an den Schnallen zu schaffen. Auch Rans Finger blieben nicht untätig. Schwerer Stoff sackte auf den Boden. Schnell fanden auch unsere Handschuhe ihre Ruhestätte auf dem Boden. Ich drängte Ran zu seinem Bett. Für große Zärtlichkeiten war hier kein Platz. Wir waren beide voller Adrenalin und mussten uns Linderung verschaffen. Das was wir hatten war neu, aufregend. Perfekt um sich an einander abzureagieren. Grob zog ich ihm das schwarze Shirt über den Kopf. Ebenso verlor ich mein Hemd. Auch unsere Hosen fielen schnell. Ich drängte ihn auf sein Bett und zog ihm Socken und Hose von den Füßen. Sanft küsste ich sein Knie. Ich beugte mich über ihn und wir begannen einen neuen, kämpferischen Kuss. Meine Hände glitten über seine Beine. Ich musste mir den Rest an Sanftheit, den ich noch in mir fand, aufheben. Ich biss leidenschaftlich in seinen Hals, bekam das ergebene Stöhnen, dass ich wollte. Offensichtlich war Ran so weit in seiner Lust gefangen, dass ihm seine Geräusche nichts mehr ausmachten. Gut so. Ich ließ meine Lippen und meine Zunge über seinen straffen Körper wandern. Er schmeckte zu gut. Doch lange hielt ich mich nirgends auf. Ich knabberte an der Innenseite seines Oberschenkels um ihm noch mehr Lust zu verschaffen. Seine Hände glitten heiß über meinen Rücken, verfingen sich in meinen Haaren, zogen mich zu ihm und zwangen meinen Kopf in den Nacken. Diese Dominanz gefiel mir. Mit den Zähnen arbeitete er sich von meinem Schlüsselbein über meinen Hals zu meinem Kinn vor. Es schickte mir heiße Wellen in den Unterleib. Noch ein wenig musste ich mich zusammenreißen, sonst würde ich nur über ihn herfallen. Ich zog ihm die Shorts von den Beinen. -Ayas POV- Ich war gefangen in der Hitze und wollte noch mehr davon. Kurz verließen Schuldigs Lippen meinen Körper um sich kurz darauf wieder mit meinen zu duellieren. //Ran//, dröhnte es in meinem Kopf und mein Körper bog sich durch unter der immer stärker werdenden Spannung. /Mach was!/, konnte ich nur hektisch denken. Ein seltsam lustvoller Schmerz durchzog mich und goss Öl in mein inneres Feuer. Ich hatte nicht genug Kapazität um zu überlegen, was die Finger da in mir taten. Ich spürte die ungewohnte Bewegung sehr deutlich in meinem Unterleib und kurz darauf schoss ein heißer Schauer durch meine Nerven. Ich konnte Schuldigs Grinsen in meinem Kopf spüren. //Gefunden//, kicherte er und schien sich zu konzentrieren. /Nicht denken!/, echote ich und hörte ein ergebenes Schnaufen, als ich ihm die Shorts von der Hüfte schob. //Irgendwann kannst dus mir zurückzahlen!//, erklang seine Stimme, als würde er etwas aufgeben. Er schnappte nach meinen Lippen, nahm meine Hand von seiner Erregung und begann einen neuen Zungenkuss. Ein siedend heißer Schmerz durchzog mich und ich schrie auf. Sofort war Schuldigs Hand in meinen Haaren, gaben mir Halt und beruhigte mich, bis dieser Schmerz abebbte. -Schuldigs POV- Ich konnte nicht mehr warten. So vorsichtig wie ich konnte, drängte ich mich weiter in ihn vor. Die Hitze des anderen Körpers raubte mir fast den Verstand. Und ich muss zugeben die neugierigen Gedanken der anderen Weiß, welche vermutlich vor der Tür standen, machten es noch reizvoller. Ich würde das hier nicht stoppen. Nicht wegen neugierigen Gedanken. Sie würden schon gehen, wenn der Anstand sie dazu trieb. Und wenn nicht bescherten wir ihnen das Kopfkino ihres Lebens. Inniger küsste ich Ran und verband uns weiter, tiefer. Kurz gab ich uns beiden Zeit. Mein Herz raste und musste sich etwas beruhigen. Meine Lust hingegen wollte befriedigt werden. //Geht's?//, fragte ich knapp und erhielt ein genauso knappes Nicken. Ich begann mich zu bewegen. Rans Nägel gruben sich in die Haut an meinem Rücken. Unser Kuss wurde stockender. Ich lehnte meine Stirn an seine, spürte den feinen Schweißfilm und versuchte mich an einem prüfenden Blick. Ich blickte in vernebeltes, dunkel glänzendes Violett. Die Erregung überschwemmte ihn immer wieder, dennoch versuchte er meinem Blick stand zu halten. Nichts konnte in diesem Moment besser sein. Wir wurden schneller, wilder. Meine Bewegungen drängender. Sein Stöhnen rauer. Jedes Gefühl für unsere Umwelt ging verloren, als wir uns gegenseitig über die Klippe jagten. Zärtlich strich ich über sein Bein, welches sich dabei um meine Hüfte geschlungen hatte. Wir brauchten Ruhe und schwelgten in den letzten Wellen unseres Höhenfluges. /Deine Hüfte/, was das erste, was ich als vernünftige Worte von Ran wahrnahm und ich lächelte. /Du hast dir gerade von mir deine Unschuld rauben lassen. Vom Feind. Und du machst dir Sorgen um meine Hüfte?/, dachte ich und senkte einen Kuss auf sein Brustbein. //Alles gut, Kitty. Die Spuren deiner Krallen werden nachhaltiger sein.//, gab ich zurück und erhob mich etwas. Sanft setzte ich seinen Kuss auf seine Lippen. Es war etwas Abschließendes. Etwas Ruhe bringendes. Ich legte mich neben ihn, hob die Decke über uns und spürte, wie uns der Schlaf langsam zu sich holte. //Ich bin da, wenn du morgen wach wirst//, versprach ich, dann sank ich in die Tiefen des Schlafes. -Ayas POV- Die Sonnenstrahlen in meinem Gesicht holten mich aus meinem erholsamen Schlaf. Träge öffnete ich meine Augen und sah neben mich. Schuldig hatte sein Versprechen gehalten. Er lag neben mir. Auf dem Bauch, das Gesicht halb im Kissen vergraben. Die andere Hälfte war durch die orangene Mähne kaum auszumachen. Einzige eine Strähne deutete mir mit ihrem rhythmischen Wackeln die Atembewegung des Deutschen an. Ich setzte mich vorsichtig auf und stockte. Für einen Moment hatte ich noch immer das Gefühl, wir wären noch verbunden. Es schmerzte etwas. Leise stand ich auf und zog mir meine Shorts über, ehe ich kurz über das Chaos in meinem Zimmer den Kopf schüttelte. Aus meinem Schrank holte ich mir eine Stoffhose und ein Shirt. Leise zog ich mich an und trat aus meinem Zimmer heraus. Ich straffte meinen Körper und ging in die Küche. „Du hättest mir nicht so am Ohr ziehen müssen.“, hörte ich Yoji leise maulen und Omi schnaubte. „So was macht man nicht! Man lauscht nicht!“, zischte er. Ich trat ein. Omi, Yoji und Ken saßen mit ihrem Tee und Kaffee am Tisch und musterten mich eindringlich. Fast hatte ich das Gefühl, sie wollten mich mit ihren Blicken sezieren. Vorsichtig hob ich eine Augenbraue. Ich hoffte sehr, dass es ein Thema war, dass nur sie drei betraf. „Bin ich in den letzten zwölf Stunden irgendwie interessanter geworden?“, fragte ich kühl, fast genervt und füllte eine Tasse mit Kaffee. „Kann man so sagen.“, nuschelte Yoji süffisant und bekam augenblicklich einen Ellenbogen von Omi in die Rippen. Ken hingegen hielt sich an seiner Tasse fest und blickte auf die Uhr. „Du bist spät.“, meinte er und auch ich sah zu Uhr. Das Datum und die Uhrzeit verrieten mir, dass ich wirklich spät war. „Ich bin gleich weg“, bestätigte ich und verließ die Küche. Das hektische Rücken der Stühle und die anschließend herrschende Stille verrieten mir, dass sie mir nachsahen. /Verfluchter Schwarz/, dachte ich und nippte am Kaffee. Leise betrat ich mein Zimmer. -Schuldigs POV- Der Duft von frischem Kaffee lockte mich aus meinem Schlaf. Ich drehte mich mühsam auf den Rücken und schnaufte leicht. Ich hoffte, dass mein Becken nicht wetterfühlig wurden. „Soll ich helfen?“, drang Rans Stimme zu mir und ich begann zu grinsen. //Kitty. So zahm?// Der spitze Finger in meiner Seite belehrte mich eines Besseren. „Vielleicht etwas.“, gab ich von mir, als ich mein Bein anzog. Ich öffnete meine Augen und heftete meinen Blick auf das reine Violett vor mir. Ich konnte so tief in sein Innerstes sehen. /Das ist Ran in Reinform/, überlegte ich für mich und ließ mir dabei helfen, mein Becken mit den Übungen aus dem Krankenhaus beweglicher zu machen. Nur Minuten später saß ich auf der Bettkante, die Decke über die Hüfte geworfen mit einem heißen Kaffee in der Hand. Vorsichtig trank ich immer wieder einen Schluck. „Heute Vormittag keinen Dienst?“, wollte ich wissen und Ran schüttelte den Kopf. „Ich habe heute Vormittag noch was anderes vor.“, kam die Antwort und ich beobachtete ihn, wie er unsere Sachen vom Boden aufhob und notdürftig zusammenlegte. Er konnte wohl nicht ohne Ordnung. Er hing seinen Mantel an die Griffe des Schrankes und strich nachdenklich darüber. „Willst du mitkommen?“, fragte er unvermittelt. Ich schnappte etliche Gedanken auf, konnte sie jedoch nicht zu einem Kontext zusammenfassen. Leise stellte ich die Tasse auf den Nachtschrank. Mit der Decke um meine Hüfte erhob ich mich und trat hinter ihn um seine Schultern mir meinen Armen zu umfangen. Meine Nase strich sanft über seine Halsbeuge. „Ich komme mit dir, wenn du dir ganz sicher bist, dass du mich dabei haben willst.“, versprach ich und hörte das erleichterte Schnauben. „Dann das nächste Mal?“, fragte er und ich nickte. Ich entließ ihn aus meinem Griff und er ging zur Tür. Er hatte die Klinke schon in der Hand, als er sich noch einmal umdrehte. Seine Hände umfingen mein Gesicht und er hauchte mir einen Kuss auf die Lippen. /Einen für unterwegs!/, flüsterte er mir zu und ich lächelte, gab ihm noch einen Kuss. //Und einen für den Rückweg.// Er verließ den Raum und das Koneko. Ich nahm mir vor ihm nicht zu folgen. Ich zog mich an und ging in mein Zimmer. An Schleichen war nicht zu denken. Ich zog mich um und schlenderte mit der leeren Kaffeetasse in die Küche. Omi und Ken saßen da und schrecken zusammen, als ich eintrat. Breit grinsend schlenderte ich an ihnen vorbei. „Keine Sorge ich habe nicht gesehen, dass ihr Händchen gehalten habt. Und nein bei unserer ersten Begegnung hat der Kleine auch nicht panisch drüber nachgedacht, ob ich das mir euch rauskriege.“, erklärte ich spöttisch, als ich die Tasse auffüllte. Ich drehte mich um und lehnte mich mit der Hüfte an die Arbeitsplatte. Ich blickte in zwei geschockte Gesichter. „Ihr seid ja süß“, lachte ich. „Und in wie fern macht uns das zu was anderem als dich und Aya?“, fand nun Ken seine Stimme wieder. Ich zuckte mit den Schultern. „Gar nicht. Wollte nur Unklarheiten beiseite räumen.“, gab ich unberührt von mir und nippte an meinem Kaffee. „Mich interessiert eher, wie sehr es Balinese nervt.“, überlegte ich laut und mein Grinsen wurde gehässiger. „Find es doch raus. Er ist im Laden.“, murmelte Omi, erhob sich und drückte Ken einen Kuss auf die Wange, ehe er ging. Ken sah mich prüfend an. „Ist es nicht besser so?“, fragte ich milder und erhielt ein Lächeln. Kurz, aber es war da. /Ja. Viel besser/, dachte er und ich nickte. Ich stieß mich von der Arbeitsplatte ab und ging mit meiner und einer weiteren Tasse Kaffee in den Laden. Die zweite Tasse stellte ich dem Blonden auf den Tresen. „Was ist das?“, fragte er, als er den Kunden abkassiert hatte. //Friedensangebot?//, dachte ich und nippte an meinem Kaffee, ehe ich begann die Briefe zu öffnen und zu sortieren. „Wie kommst du darauf, dass es eines Friedensangebotes bedarf?“, knurrte er mich an und ich grinste. Mit großen Augen deutete ich mit dem Zeigefinger auf ihn. „Genau deswegen“ „Willst du nicht lieber in Ayas...nein warte, Rans Gedanken herumspuken?“, schnappte er und knurrte. Er erinnerte mich dabei an einen Hund, dem man auf die Pfote gestiegen war. Gleich würde er beißen. Ich blieb davon unbeeindruckt und sortierte weiter die Post. „Neidisch, Balinese?“, stichelte ich und wich dem Stift knapp aus, den er nach mir geworfen hatte. „Ich glaube, dass er etwas Persönliches klären muss. Also habe ich mir vorgenommen ihn damit allein zu lassen.“, beantwortete ich ihm seine Frage. „Du bist ja auch eklig sozial, oder?“, maulte er. Ich blickte Yoji mitleidig an. „Zynismus steht dir nicht. Überlass das den Erwachsenen. Oder wenigstens denen, die es können“, meinte ich und wich einem Steckmassenklumpen aus. „Denen, die es können? Was kannst du schon ohne deinen verdrehtes Hirn?“, schimpfte er nun ungehalten. Ich durchdrang ihn mit einem breiten Grinsen, gehobenen Kinn und ausdrucksstarker Aura. //Ich kann das, was du dir nur in deinen Träumen wagst vorzustellen. Immerhin hat euer großer Leader die Nacht mit mir verbracht, nicht?// Die Schere, die nun geflogen kam blieb hinter mir in der Wand stecken. Ich schnalzte ermahnend mit der Zunge. „Nicht doch. Das hätte ins Auge gehen können.“, tadelte ich. „Das war mein ursprünglicher Plan!“, kam es nun fast spielerisch von Balinese. Gut. Ihr bekam ich offensichtlich mit Machtspielen auf meine Seite. Dann sollte es so sein. Kapitel 20: 18 - zensiert ------------------------- -Ayas POV- Ich war angespannt. Ich wollte wissen, was es mit dem Ruck in meinem Kopf zu tun hatte. Ich wollte streiten. Ich wollte meine Energie irgendwie los werden. Ken und ich warten auf den Rest und zusammen kamen die drei in den Laden. Yoji zündete sich eine Zigarette an und verabschiedete sich ins Bett. Ken und Omi schienen ebenso angespannt und entschieden noch einen Film zu sehen. Auch sie verabschiedeten sich und gingen die Treppe hinauf. Aus einem Impuls heraus griff ich nach Schuldigs Hand. Sein Blick ruckte auf mich und im nächsten Moment fand ich mich zwischen der Wand des Treppenhauses und Schuldigs erhitzten Körper wieder. Schlagartig wurde mir klar, was ich wollte. Ich griff auf seinen Rücken und verkrallte mich in seinem Mantel, zog ihn fester an mich. Er folgte meiner Order und trieb mir mit seinem Körper die Luft aus den Lungen. Kurz schnappte ich nach Luft. „Was ist passiert?“, wollte ich wissen. Meine Stimme war schon rau belegt. „Nur ein ungebetener Gast. Es ist alles Gut, mein Herz.“, flüsterte er mir zu und ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Erleichterung machte sich in mir breit. Er musste einen Schlag auf den Kopf bekommen haben, anders konnte ich es mir nicht erklären. „Nicht so viel denken.“, raunte er mir ins Ohr und hob meinen Kopf. „Dann muss ich ja jetzt auf zwei Stellen aufpassen.“, murmelte ich und bekam ein ehrliches Lächeln geschenkt. „Ich vertrag schon was...Kannst du gern testen!“, schnurrte er verführerisch. -Schuldigs POV- Sanft küsste ich ihn erneut. Er sollte sich wegen ein paar Narben und einer Beule keine Gedanken machen. Heiß strich seine Zunge fordernd über meine Lippen. Am Rande nahm ich Balinese wahr und schnappte spielerisch nach Rans Lippen. „Ran, lass uns das verlegen.“, flüsterte ich, wollte ich doch nicht von dem Playboy erwischt werden. Nicht Jetzt. Schwerfällig lösten wir uns von einander und mit Ran an meiner Hand schritt ich zu seinem Zimmer voran. Meins wäre wohl wegen der Wanzen mehr als ungünstig für das, was ich vor hatte. Kaum in seinem Zimmer drängte er mich an die Innenseite seiner Tür und küsste mich leidenschaftlich. Ich erwiderte den Kampf und zog an dem Gürtel seines Mantels. Nach diesem Hindernis machte ich mich an den Schnallen zu schaffen. Auch Rans Finger blieben nicht untätig. Schwerer Stoff sackte auf den Boden. Schnell fanden auch unsere Handschuhe ihre Ruhestätte auf dem Boden. Ich drängte Ran zu seinem Bett. Für große Zärtlichkeiten war hier kein Platz. Wir waren beide voller Adrenalin und mussten uns Linderung verschaffen. Das was wir hatten war neu, aufregend. Perfekt um sich an einander abzureagieren. Grob zog ich ihm das schwarze Shirt über den Kopf. Ebenso verlor ich mein Hemd. Auch unsere Hosen fielen schnell. Ich drängte ihn auf sein Bett und zog ihm Socken und Hose von den Füßen. Sanft küsste ich sein Knie. Ich beugte mich über ihn und wir begannen einen neuen, kämpferischen Kuss. Meine Hände glitten über seine Beine. Ich musste mir den Rest an Sanftheit, den ich noch in mir fand, aufheben. Ich biss leidenschaftlich in seinen Hals, bekam das ergebene Stöhnen, dass ich wollte. Offensichtlich war Ran so weit in seiner Lust gefangen, dass ihm seine Geräusche nichts mehr ausmachten. Gut so. Ich ließ meine Lippen und meine Zunge über seinen straffen Körper wandern. Er schmeckte zu gut. Doch lange hielt ich mich nirgends auf. Ich knabberte an der Innenseite seines Oberschenkels um ihm noch mehr Lust zu verschaffen. Seine Hände glitten heiß über meinen Rücken, verfingen sich in meinen Haaren, zogen mich zu ihm und zwangen meinen Kopf in den Nacken. Diese Dominanz gefiel mir. Mit den Zähnen arbeitete er sich von meinem Schlüsselbein über meinen Hals zu meinem Kinn vor. Es schickte mir heiße Wellen in den Unterleib. Noch ein wenig musste ich mich zusammenreißen, sonst würde ich nur über ihn herfallen. Ich zog ihm die Shorts von den Beinen. Und ich muss zugeben die neugierigen Gedanken der anderen Weiß, welche vermutlich vor der Tür standen, machten es noch reizvoller. Ich würde das hier nicht stoppen. Nicht wegen neugierigen Gedanken. Sie würden schon gehen, wenn der Anstand sie dazu trieb. Und wenn nicht bescherten wir ihnen das Kopfkino ihres Lebens. Zärtlich strich ich über sein Bein, welches sich dabei um meine Hüfte geschlungen hatte. Wir brauchten Ruhe und schwelgten in den letzten Wellen unseres Höhenfluges. /Deine Hüfte/, was das erste, was ich als vernünftige Worte von Ran wahrnahm und ich lächelte. /Du hast dir gerade von mir deine Unschuld rauben lassen. Vom Feind. Und du machst dir Sorgen um meine Hüfte?/, dachte ich und senkte einen Kuss auf sein Brustbein. //Alles gut, Kitty. Die Spuren deiner Krallen werden nachhaltiger sein.//, gab ich zurück und erhob mich etwas. Sanft setzte ich seinen Kuss auf seine Lippen. Es war etwas Abschließendes. Etwas Ruhe bringendes. Ich legte mich neben ihn, hob die Decke über uns und spürte, wie uns der Schlaf langsam zu sich holte. //Ich bin da, wenn du morgen wach wirst//, versprach ich, dann sank ich in die Tiefen des Schlafes. -Ayas POV- Die Sonnenstrahlen in meinem Gesicht holten mich aus meinem erholsamen Schlaf. Träge öffnete ich meine Augen und sah neben mich. Schuldig hatte sein Versprechen gehalten. Er lag neben mir. Auf dem Bauch, das Gesicht halb im Kissen vergraben. Die andere Hälfte war durch die orangene Mähne kaum auszumachen. Einzige eine Strähne deutete mir mit ihrem rhythmischen Wackeln die Atembewegung des Deutschen an. Ich setzte mich vorsichtig auf und stockte. Für einen Moment hatte ich noch immer das Gefühl, wir wären noch verbunden. Es schmerzte etwas. Leise stand ich auf und zog mir meine Shorts über, ehe ich kurz über das Chaos in meinem Zimmer den Kopf schüttelte. Aus meinem Schrank holte ich mir eine Stoffhose und ein Shirt. Leise zog ich mich an und trat aus meinem Zimmer heraus. Ich straffte meinen Körper und ging in die Küche. „Du hättest mir nicht so am Ohr ziehen müssen.“, hörte ich Yoji leise maulen und Omi schnaubte. „So was macht man nicht! Man lauscht nicht!“, zischte er. Ich trat ein. Omi, Yoji und Ken saßen mit ihrem Tee und Kaffee am Tisch und musterten mich eindringlich. Fast hatte ich das Gefühl, sie wollten mich mit ihren Blicken sezieren. Vorsichtig hob ich eine Augenbraue. Ich hoffte sehr, dass es ein Thema war, dass nur sie drei betraf. „Bin ich in den letzten zwölf Stunden irgendwie interessanter geworden?“, fragte ich kühl, fast genervt und füllte eine Tasse mit Kaffee. „Kann man so sagen.“, nuschelte Yoji süffisant und bekam augenblicklich einen Ellenbogen von Omi in die Rippen. Ken hingegen hielt sich an seiner Tasse fest und blickte auf die Uhr. „Du bist spät.“, meinte er und auch ich sah zu Uhr. Das Datum und die Uhrzeit verrieten mir, dass ich wirklich spät war. „Ich bin gleich weg“, bestätigte ich und verließ die Küche. Das hektische Rücken der Stühle und die anschließend herrschende Stille verrieten mir, dass sie mir nachsahen. /Verfluchter Schwarz/, dachte ich und nippte am Kaffee. Leise betrat ich mein Zimmer. -Schuldigs POV- Der Duft von frischem Kaffee lockte mich aus meinem Schlaf. Ich drehte mich mühsam auf den Rücken und schnaufte leicht. Ich hoffte, dass mein Becken nicht wetterfühlig wurden. „Soll ich helfen?“, drang Rans Stimme zu mir und ich begann zu grinsen. //Kitty. So zahm?// Der spitze Finger in meiner Seite belehrte mich eines Besseren. „Vielleicht etwas.“, gab ich von mir, als ich mein Bein anzog. Ich öffnete meine Augen und heftete meinen Blick auf das reine Violett vor mir. Ich konnte so tief in sein Innerstes sehen. /Das ist Ran in Reinform/, überlegte ich für mich und ließ mir dabei helfen, mein Becken mit den Übungen aus dem Krankenhaus beweglicher zu machen. Nur Minuten später saß ich auf der Bettkante, die Decke über die Hüfte geworfen mit einem heißen Kaffee in der Hand. Vorsichtig trank ich immer wieder einen Schluck. „Heute Vormittag keinen Dienst?“, wollte ich wissen und Ran schüttelte den Kopf. „Ich habe heute Vormittag noch was anderes vor.“, kam die Antwort und ich beobachtete ihn, wie er unsere Sachen vom Boden aufhob und notdürftig zusammenlegte. Er konnte wohl nicht ohne Ordnung. Er hing seinen Mantel an die Griffe des Schrankes und strich nachdenklich darüber. „Willst du mitkommen?“, fragte er unvermittelt. Ich schnappte etliche Gedanken auf, konnte sie jedoch nicht zu einem Kontext zusammenfassen. Leise stellte ich die Tasse auf den Nachtschrank. Mit der Decke um meine Hüfte erhob ich mich und trat hinter ihn um seine Schultern mir meinen Armen zu umfangen. Meine Nase strich sanft über seine Halsbeuge. „Ich komme mit dir, wenn du dir ganz sicher bist, dass du mich dabei haben willst.“, versprach ich und hörte das erleichterte Schnauben. „Dann das nächste Mal?“, fragte er und ich nickte. Ich entließ ihn aus meinem Griff und er ging zur Tür. Er hatte die Klinke schon in der Hand, als er sich noch einmal umdrehte. Seine Hände umfingen mein Gesicht und er hauchte mir einen Kuss auf die Lippen. /Einen für unterwegs!/, flüsterte er mir zu und ich lächelte, gab ihm noch einen Kuss. //Und einen für den Rückweg.// Er verließ den Raum und das Koneko. Ich nahm mir vor ihm nicht zu folgen. Ich zog mich an und ging in mein Zimmer. An Schleichen war nicht zu denken. Ich zog mich um und schlenderte mit der leeren Kaffeetasse in die Küche. Omi und Ken saßen da und schrecken zusammen, als ich eintrat. Breit grinsend schlenderte ich an ihnen vorbei. „Keine Sorge ich habe nicht gesehen, dass ihr Händchen gehalten habt. Und nein bei unserer ersten Begegnung hat der Kleine auch nicht panisch drüber nachgedacht, ob ich das mir euch rauskriege.“, erklärte ich spöttisch, als ich die Tasse auffüllte. Ich drehte mich um und lehnte mich mit der Hüfte an die Arbeitsplatte. Ich blickte in zwei geschockte Gesichter. „Ihr seid ja süß“, lachte ich. „Und in wie fern macht uns das zu was anderem als dich und Aya?“, fand nun Ken seine Stimme wieder. Ich zuckte mit den Schultern. „Gar nicht. Wollte nur Unklarheiten beiseite räumen.“, gab ich unberührt von mir und nippte an meinem Kaffee. „Mich interessiert eher, wie sehr es Balinese nervt.“, überlegte ich laut und mein Grinsen wurde gehässiger. „Find es doch raus. Er ist im Laden.“, murmelte Omi, erhob sich und drückte Ken einen Kuss auf die Wange, ehe er ging. Ken sah mich prüfend an. „Ist es nicht besser so?“, fragte ich milder und erhielt ein Lächeln. Kurz, aber es war da. /Ja. Viel besser/, dachte er und ich nickte. Ich stieß mich von der Arbeitsplatte ab und ging mit meiner und einer weiteren Tasse Kaffee in den Laden. Die zweite Tasse stellte ich dem Blonden auf den Tresen. „Was ist das?“, fragte er, als er den Kunden abkassiert hatte. //Friedensangebot?//, dachte ich und nippte an meinem Kaffee, ehe ich begann die Briefe zu öffnen und zu sortieren. „Wie kommst du darauf, dass es eines Friedensangebotes bedarf?“, knurrte er mich an und ich grinste. Mit großen Augen deutete ich mit dem Zeigefinger auf ihn. „Genau deswegen“ „Willst du nicht lieber in Ayas...nein warte, Rans Gedanken herumspuken?“, schnappte er und knurrte. Er erinnerte mich dabei an einen Hund, dem man auf die Pfote gestiegen war. Gleich würde er beißen. Ich blieb davon unbeeindruckt und sortierte weiter die Post. „Neidisch, Balinese?“, stichelte ich und wich dem Stift knapp aus, den er nach mir geworfen hatte. „Ich glaube, dass er etwas Persönliches klären muss. Also habe ich mir vorgenommen ihn damit allein zu lassen.“, beantwortete ich ihm seine Frage. „Du bist ja auch eklig sozial, oder?“, maulte er. Ich blickte Yoji mitleidig an. „Zynismus steht dir nicht. Überlass das den Erwachsenen. Oder wenigstens denen, die es können“, meinte ich und wich einem Steckmassenklumpen aus. „Denen, die es können? Was kannst du schon ohne deinen verdrehtes Hirn?“, schimpfte er nun ungehalten. Ich durchdrang ihn mit einem breiten Grinsen, gehobenen Kinn und ausdrucksstarker Aura. //Ich kann das, was du dir nur in deinen Träumen wagst vorzustellen. Immerhin hat euer großer Leader die Nacht mit mir verbracht, nicht?// Die Schere, die nun geflogen kam blieb hinter mir in der Wand stecken. Ich schnalzte ermahnend mit der Zunge. „Nicht doch. Das hätte ins Auge gehen können.“, tadelte ich. „Das war mein ursprünglicher Plan!“, kam es nun fast spielerisch von Balinese. Gut. Ihr bekam ich offensichtlich mit Machtspielen auf meine Seite. Dann sollte es so sein. Kapitel 21: 19 -------------- -Ayas POV- Leise trat ich in das Zimmer ein. Die Monotonen Geräusche der Überwachungsgeräte legten mir einen schweren Stein in den Magen. Wann hatte ich angefangen die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass Aya nicht mehr aufwachte? Ich mahnte mich zur Ruhe. Das würde nicht passieren. Ich glaubte daran, das meine Schwester aufwachen würde. Ich stellte die frischen Blumen auf das Fensterbrett und griff nach der Bürste auf ihrem Nachtschrank. Vorsichtig öffnete ich ihre Zöpfe und begann ihre Haare zu bürsten. Ich konnte ihr ansehen, wie schlecht es ihr in Wirklichkeit ging. Sie war schmal geworden, fast hager. Ihre Haut hatte einen leichten Grauton und die vielen Male, die ich nicht in ihr Zimmer durfte, weil sie wunde Stellen hatte, die versorgt werden mussten. Ich wusste, dass sie das nicht mehr lange aushalten würde. Sie hatte immer häufiger Atemaussetzer. Ihr Körper hatte der Belastung nicht mehr viel entgegen zu setzen. Ich begann ihr von Schuldig zu erzählen. Ich erwähnte Schuldig nicht direkt. Eher, dass es jemanden gab, der mich zur Weißglut bringen konnte. Das Zuhause das Chaos eingezogen ist. Als das erzählte ich ihr in Gedanken ohne ein Wort zu verlieren. Sie hätte sicher gemeint, dass dann endlich mal etwas Spannung in mein Leben käme. Leicht lächelte ich. Sie hatte ja keine Ahnung, wie viel Spannung bereits in meinem Leben war. War vielleicht auch besser so. Ich band den letzten Zopf, ehe ich ihre Hand öffnete und den Ohrring darin betrachtete. Aus der Tasche meiner Jacke holte ich die alte Geburtstagskarte heraus. Ich hatte sie all die Jahre aufgehoben. Die Risse im Papier, die mit der Zeit gekommen waren hatte ich geklebt und die Knicke vorsichtig ausgestrichen. Dennoch sah die Karte nach über zehn Jahren mitgenommen aus. So mitgenommen, wie es auch meine Schwester tat. Einmal mehr las die die wenigen Zeilen darin. Ich konnte sie mittlerweile auswendig, konnte mir ein genaues Bild von Ayas Handschrift ins Gedächtnis rufen. Und doch musste ich es mir immer wieder ansehen. Ich konnte einfach nicht loslassen. Ich hatte sie gerächt. Takatori war tot. Meine Aufgabe war beendet. Warum konnte ich nicht endlich meinen erhofften Lohn bekommen. Meine Schwester sollte aufwachen. Ich hatte noch so viel mit ihr vor. Ich hatte ihr doch versprochen, sie mit ins Koneko zunehmen und sie den Jungs vorzustellen. Ich wollte, dass Ken seine Leidenschaft zum Fußball und Sport unter freiem Himmel mit ihr teilte. Ich wollte, dass Omi in der Uni auf sie aufpassen konnte, wenn sie wieder zur Schule ging. Ich wollte mich mit Yoji streiten, dass er meine Schwester nicht angraben sollte. Ich schnaufte amüsiert. Und nun wollte ich mich auch mit ihr wegen Schuldig sticheln. Ich hatte noch so viel vor. /Schuldig./, dachte ich und blickte auf die Tür. Vielleicht könnte mir der Telepath helfen. Sollte ich seine Fähigkeiten wirklich für mich nutzen? War ich so egoistisch? -Schuldigs POV- Ich war dazu übergegangen an der Kasse zu sitzen und fantastisch auszusehen. Ich schnappte immer wieder die Gedanken der jungen Damen auf und arbeitete Yoji zu. „Unser guter Yoji ist wirklich gut im Training. Doch viel wichtiger. Er ist ein einsamer Single!“, erklärte ich dem Mädchen, wie beiläufig und sah, wie sie ihm bei der Verabschiedung ihre Telefonnummer zusteckte. Mit unechter Wut blicke er mich an. //Ich bin ein wahnsinnig guter Wingman!//, lobte ich mich in seinen Gedanken und grinste dunkel. //Sag mir einfach, welchen Typ du bevorzugst!// /Du bist ein manipulativer Mistkerl!/, warf er mir entgegen und ich griff mir theatralisch auf die Brust. //Balinese. Das verletzt mich. Ich will mich doch nur ins Team einfügen.//, jammerte ich gespielt und stockte. Mein Blick wurde ernster und wanderte aus dem Fenster in die Ferne. /Ran ist am anderen Ende der Stadt und mächtig unruhig/, dachte ich für mich. Meine Neugier stieg. Ich wollte zu gern wissen, was dort war. Wer dort war, dass es ihn so aufwühlte. „Arbeiten, nicht starren!“, rief mich Yoji in die Realität zurück und wedelte mit einem Geldschein vor meiner Nase. „Wenn du so unkonzentriert bist, bleibst du nicht lange hier. Wir sind schließlich die Elite.“, mahnte er zweideutig und ich lachte auf. //Darum haben wir euch so oft den Hintern versohlt, Mister Elite!//, dachte ich höhnisch und gab das Wechselgeld heraus. Yoji begleitete die Dame höflichst zur Tür des Ladens und schloss ihn für die Mittagspause. Mein Blick wanderte zur Uhr, zum Dienstplan und wieder in die unbestimmte Ferne. Irgendetwas stimmte nicht. Überlegend lehnte ich mit einem Arm auf die Lehne des Stuhls zurück. Ich schätzte Ran nicht so ein, dass er erst wenige Minuten vor seinem Dienst hier erscheinen würde. Auch glaubte ich nicht, dass er das Mittagessen ausfallen lassen würde. Dafür achtete er zu sehr auf seine Gesundheit und das Gleichgewicht in seinem Körper. Das hatte ich schon mitbekommen. Auch auf Missionen hatte er nie einen Gedanken an Hunger oder Durst verschwendet. Er achtete gut auf sich. Meine Augen wurden schmaler. Ich erhob mich und ging zur Garderobe, wo meine Jacke hing. „Was wird das?“, fragte mich Ken lauernd, der die Treppe hinunterkam. „Ich gehe etwas spazieren.“, gab ich recht kryptisch von mir und drehte mich erst an der Tür noch einmal um, um zu schnaufen. „Ich bin genauso an euch gebunden, wie ihr an mich, Ich werde schon wiederkommen.“, murrte ich und verließ den Laden. Ich wusste wohin mich mein Weg mich führen würde. Ich wusste nur nicht, ob es gut war ihn zu gehen. /Ein Orakel wäre jetzt hilfreich/, dachte ich mir und blieb an einer Bushaltestelle stehen. Ich stieg in den nächsten Bus, der kam und machte allen Anwesenden klar, dass ich ganz legal hier war und wir auf Grund einer Umleitung erst ans andere Ende der Stadt fuhren. Dort angekommen stieg ich aus und sah an dem Gebäude empor. Meine Hände steckte ich in meine Hosentaschen. Das es sich um ein Krankenhaus handelte war mir sofort klar gewesen. Doch erschloss sich mir der Sinn noch nicht ganz. Er hatte doch keine Familie mehr. Wäre er selbst krank, hätte ich das schon bemerkt. Ich schloss meine Augen. Bei so vielen Menschen musste ich mich konzentrieren und ich war einfach aus der Übung. Schnell fand ich Rans Präsens und weitete mich von ihm aus weiter aus. Ich fand einen Pfleger und durchsuchte seine Gedanken. Ich war auch einfach zu neugierig und der Pfleger zu leicht zu knacken. Überrascht öffnete ich meine Augen wieder. Rans Schwester lebte also noch. Naja zumindest atmete sie noch. Ein Leben konnte man das hier sicher nicht nennen. Ein weiteres Mal überlegte ich, ob es gut war hier zu sein. /Verdammter Ami. Nie bist du da, wenn man dich braucht./, verfluchte ich Brad noch bis in die Hölle, in der er garantiert schmorte. Ich ging in das Gebäude. Handeln war einfach mehr mein Naturell. Ich trat vor die Tür des Krankenzimmers und besah mir den Namen daneben. Aya Fujimiya. „Entschuldigung. Sind sie ein Bekannter?“, fragte mich eine Schwester und ich blickte auf die kleine Frau hinab. „Kann man so sagen.“, meinte ich und sie lächelte. „Das ist schön. Freunde der der Familie haben wir hier noch nie gesehen.“, freute sie sich und ich lächelte dunkel. /Freund der Familie ist wohl nicht der passende Ausdruck./,dachte ich amüsiert. „Wollen Sie nicht rein? Herr Fujimiya ist auch gerade da.“, fragte sie nun und ich blickte die Tür vor mir an. /Ich bin mir nicht sicher, ob ich willkommen bin/, antwortete ich für mich und lächelte sanft. „Ich warte noch etwas.“, war meine letzte Antwort. Ich rief ihr ins Gedächtnis, dass sie ja arbeiten muss und sie ließ mich allein. Erneut sah ich auf die Tür, bis ich genervt schnaufte. Wer war ich denn, dass ich hier wie ein angeleinter Hund auf irgendwen wartete. Ich wusste ja nicht einmal, worauf ich wartete. Ich bewachte Rans Präsenz und verließ nebenbei das Gebäude. Es dauerte nicht lange, bis Ran nachkam. -Ayas POV- Ich stieg in meinen Porsche und atmete durch. Ich startete den Wagen und blickte auf die Fahrbahn. Den orangenen Schopf zwischen den Mützen und dunklen Haaren erkannte ich sofort. Ich fuhr langsam neben ihn und sah ihn durch das Seitenfenster an. /Was machst du hier?/, fragte ich ihn und er lief ruhig weiter, die Hände in seinen Hosentaschen vergraben. //Spazieren//, kam die Antwort und ein spielerisches Lächeln legte sich auf seine Züge. // Nimmst du nen Anhalter mit? Ich hab auch was zu bieten!//, erklang es zeitgleich mit einigen Erinnerungen an die letzte Nacht. Einen Todesblick später durch das Fenster begann er zu lachen. Er zog seinen Kragen von seinem Hals als wollte er sich mir anbieten. Überlegen hob er das Kinn und setzte einen wissenden Blick auf. Ich hielt an. //Na?//, lockte er. Dieser Drecksack wusste, was für eine Ausstrahlung er hatte. Ich griff rüber und öffnete die Tür. Er stieg ein und funkelte mich aus dunklen Augen an. Es war eine Mischung aus einem Versprechen und Wissen. /Ruhe! Nicht ein Wort! Oder ich bringe dich um!/, keifte ich ihn an und fuhr los. Meinen Sportsitzen zu Liebe entschied ich mich dazu sein spöttisches Kichern nicht als Wort zu zählen. Schweigend kamen wir am Laden an und traten ein. Der Klang von Streitigkeiten drang zu mir und ich suchte die Ursache als erstes in dem Schwarz hinter mir, der entwaffnend seine Hände hob. Dazu verzog er amüsiert sein Gesicht. Es schien ihm Spaß zu machen, dass ich ihn verdächtigte. Ich schritt die Treppen hinauf und besah mir den brodelnden Haufen in der Küche. Da war man mal ein paar Stunden weg und schon brach hier das Chaos aus. „Wo soll ich denn sonst lernen?“, keifte Omi Yoji an und blickte dann mürrisch zu Ken, der die Reste des von ihm gekochten Mittagessen im Kühlschrank verstaute. Mein Blick erhaschte die Sushi-rolle und ich gab mich für Sekunden der Vorfreude hin. „Was kann ich dafür, das mein Zimmer so klein ist? Du musstest Schuldig ja dein Zimmer überlassen!“, gab Ken ebenso zurück. „Ich wollte nur wissen, ob du auf dem Tisch noch einen winzigen Platz für meinen Teller findest.“, stöhnte Yoji entnervt und schob sich den letzten Bissen in den Mund. „Aber jetzt hab ich ja aufgegessen!“, wollte er das Thema beenden. Omi klappte seinen Laptop zu und schnaufte sauer. „Macht, was ihr wollt. Ich gehe jetzt duschen. Ich treffen mich noch mit Leuten zum lernen!“ Yoji und Ken sahen ihn entsetzt an. „Ich muss zu einer Besprechung im Verein. Da kann ich nicht nach Fisch riechen!“, japste Ken und erntete böse Blicke. „Warum musstest du dann heute Sushi machen?“, keifte Yoji angespannt. „Ich hab ein Date!“, schob er nach. Ich unterdrückte den Impuls mir die Hand an die Stirn zu schlagen. /Kinder! Alles Kinder. Ich bin im Kindergarten gelandet!/, jammerte ich mir in Gedanken vor. Konnte es denn noch schlimmer werden? Das Kichern neben mir, verriet: Ja es konnte! -Schuldigs POV- Ich besah mir das Schauspiel vor mir und grinste breit, bevor ich mich straffte und mich geräuschvoll räusperte. „Was'n mit dir?“, murrte Bombay mich an. Die anderen Weiß bedachten mich nur mir taxierenden Blicken. „Ich will dieses wirklich amüsante Theater ja nicht stören...Aber ich glaube ihr könntet mehr Platz gebrauchen?“, fragte ich, doch war es mehr eine Feststellung. Die Aufmerksamkeit der Weiß war nun vollkommen bei mir und Aya warf mir tödliche Blicke zu. Er hatte schon eine dunkle Ahnung. Meine Mund verzog sich. Ich konnte den Spaß, den ich empfand nicht mehr verstecken. „Ich hab 14 Zimmer, Pool, Hi-Tec und einen Hubschrauberlandeplatz zu bieten!“ Yoji fiel die frisch angezündete Zigarette aus den Lippen. Ken und Omi blickten mich schockiert an und überlegten, wie unterbezahlt sie eigentlich waren. Aya hingegen verfluchte mich in seinen Gedanken. Omi fing sich. Ihn hatte ich schnell für mich gewonnen. „Was für Hi-Tec?“, fragte er neugierig. Ich grinste als Antwort. //Wo von träumst du denn so?//, schob ich noch lockend hinterher und zuckte mit den Augenbrauen. Das Leuchten in seinen Augen genoss ich sehr. „Außerdem ist es nicht wirklich weit von hier!“, bot ich es weiter an. „Nein!“, fuhr Ran mir dazwischen. „Nein. Nein. Nein!“, bestimmte er und sah sein Team mahnend an. „Das Haus gehört Takatori. Wer weiß, was da für Fallen lauern“, warnte er und ich lachte kurz auf. „Das Haus gehört mir! Und wir hätten uns doch selbst ins Bein geschossen, wenn wir Fallen versteckt hätten....Ok, für den Keller gebe ich lieber keine Garantie!“ „Ich kann es mir ja ansehen. Dann wissen wir es genau.“, versuchte Omi nun eine Erlaubnis aus seinem Anführer heraus zu locken. Der rieb die Zähne aufeinander und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich will sehen, ob der Schwarz nicht maßlos übertreibt!“, kam es nun von Yoji, der sich eine neue Zigarette angesteckt hatte, doch seine Gedanken hingen an einem beleuchteten Pool und vielen schönen Frauen in der Nacht. Ken hingegen war mit seinen Gedanken bei einem weitläufigen Garten und einem kleinen Bolzplatz. „Ist für jeden was dabei!“, meinte ich Achsel zuckend. -Ayas POV- Ich knirschte mit den Zähnen. Ich sah ja ein, dass dieser Zustand nicht auf Dauer aus haltbar war, doch in das Hauptquartier von Schwarz? Alles in mir wehrte sich dagegen. Nur ein winziger Teil war verlockt, ob des Fehlen von Platzstreitigkeiten. Ich schnaufte. „Omi wird mitkommen. Wir sehen uns das einfach mal an. Ihr zwei bleibt hier und wenn ihr bis heute Abend nichts von uns gehört habt, kommt ihr nach und erledigt das Großmaul hier!“, bestimmte ich und deutete auf Schuldig, der sich, für meinen Geschmack, seiner Sache einfach zu sicher schien. Ich war mehr als skeptisch. Ich schrieb die Adresse auf und reichte Yoji den Zettel. „Wenn das eine Falle ist, darfst du dich gern an ihm auslassen!“, erlaubte ich ihm und er nickte. „Keine Sorge. Ich werde dir alle Ehre machen!“, versprach er und ich ging mit Schuldig und Omi zu meinem Wagen. Omi hielt seinen Laptop im Arm und versuchte sich seine Aufregung nicht anmerken zu lassen. Er war längst erwachsen, doch hin und wieder schimmerte das Kind in ihm noch hindurch. Wir brauchten nur 25 Minuten über Schleichwege zum Anwesen der Schwarz. Der Weg gefiel mir. Er war verwinkelt und kompliziert genug um eventuelle Verfolger abzuhängen. Schuldig stieg aus und stellte sich vor das Tor. Seine Hände stemmte er überlegen in die Hüften und grinste uns über seine Schulter hinweg an. „Zu viel versprochen?“, fragte er spöttisch und Omi stand wie angewurzelt und mit offenem Mund vor dem Tor. „Konzentrier' dich!“, murmelte ich zu ihm und folgte Schuldig an den Eingang des Hauses. Omi stand neben uns und beobachtete den Öffnungsmechanismus eingehend. Als die Tür sich öffnete war es um ihn geschehen. Er lief aufgeregt durch den großen Raum. „Wie ein Kind im Süßwarenladen!“, grinste Schuldig und Omi bestaunte die Eingangshalle. „Wie kommst du eigentlich darauf, dass das hier, dir gehört?“, fragte ich nun und Schuldig deutete mir ihm zu folgen. In Brads Arbeitszimmer setzte er sich auf den eingestaubten, ledernen Sessel und zog eine Schublade auf. Ich wurde starr. Was, wenn sich dort eine Waffe befand? Ich durfte nicht so gutgläubig sein. Mein Körper spannte sich an. Ich beobachtete Schuldig genau, wie er eine Akte auf den Tisch fallen ließ. Staub wirbelte auf. Schuldig blätterte die Akte auf und suchte einige Zettel heraus. Ein einzelnes Blatt Papier warf er mir auf den Rand des Tisches. Ich kam zu ihm. „Testamente. Wir haben alle eins.“, erklärte er und ich nahm mir das Blatt. Ich hob meine Augenbraue ungläubig, als ich die Zwei Zeilen ansah. „Schuldigs Testament. Wenn ich draufgehe, bekommt der, der überlebt Alles?“, las ich ungläubig vor. Ich glaubte nicht, dass dieser Wisch irgendwo als Testament anerkannt werden würde. „Ich habe es auf das Wichtigste reduziert!“, kam es ungerührt von ihm und er zuckte mit den Schultern. Omi trat neben mich und besah sich den Zettel. Sein Blick wurde ungläubig. „Ist das ein Scherz?“, fragte er Schuldig und deutete auf das Blatt. Wir mussten auch Testamente für den Fall der Fälle schreiben, doch das hier war nur ein Witz. Schuldig schob uns die Akte zu. "Da sind die anderen Testamente. Am Ende steht überall das selbe drin.“ -Schuldigs POV- Ich wand mich dem kleinsten Weiß zu. „Na, gefällt es dir?“, fragte ich amüsiert und bekam ein schnelles Nicken. Ich erhob mich ruhig und ging an ihm vorbei. //Dann komm mal mit!//, lockte ich und er folgte mir neugierig. Neugierde war eine starke Kraft, die ich für mich zu nutzen wusste. Ich schritt mit ihm die Treppe zum Keller hinab, dicht gefolgt von einem misstrauischen Ran. Ich öffnete die Tür zu unserem Serverraum. Ich hatte damit nie viel zu schaffen. Solange die Technik funktioniert, war mir das „wie“ völlig egal. //Willkommen im Schlaraffenland!// Ich gab den Weg frei und Omi trat ehrfürchtig ein. Hastig schloss er seinen Laptop an einige Kabel und verschwand mit seinem Geist in seiner eigenen Welt. Ein beruhigendes Gefühl. Nagi hatte sich auch einige Male so abgemeldet. „Soll ich dir den Pool zeigen?“, schnurrte ich verführerisch leise und beugte mich näher an Ran. Dieser blickte mich prüfend an und ging die Treppe wieder hinauf. //Lass dir Zeit. Wenn es an die Heimreise geht, holen wir dich schon!//, meinte ich in Bombays Kopf und er nickte nur abwesend. Ich folgte Ran und fand ihn in Brads Arbeitszimmer. Er durchsuchte die Schränke. /Misstrauischer Kater!/, dachte ich amüsiert und lehnte mich lässig an den Türrahmen. „Sieh lieber oben in den privaten Zimmern nach! Wer weiß, was da alles auf dich lauert“, meinte ich spöttisch. Ran drehte sich zu mir um, sah mich finster an und kam auf mich zu. „Sieh mir in die Augen und sag mir, dass das hier keine tödliche Falle ist in die du mein Team locken willst!“, bestimmte er und ich blickte ihn ehrlich an. „Ich schwöre. Für den Keller allerdings gebe ich wirklich keine Garantie... Ansonsten kannst du alles beschlagnahmen, was du für zu gefährlich hältst.“ erlaubte ich. Sein Blick änderte sich. Noch bevor ich erhaschen konnte, was es war knurrte sein Magen und lenkte mich auf ein versöhnlicheres Thema. Ich lächelte. „Friedensangebot. Du suchst dich oben durch die Zimmer, gehst dann entspannt duschen und ich machen dem hungrigen Kitten was zu essen.“ -Ayas POV- Skeptisch sah ich ihn an. Ganz vertraute ich seinen Worten nicht, doch im Fall der Fälle würde Yoji uns rächen. „Gut.“, ging ich darauf ein und drängte mich an Schuldig vorbei. Ich ging die Treppe hinauf und durchsuchte die einzelnen Zimmer. Alle 14. Ich fand nur wenig, was mir gefährlich schien und packte es in eine Tasche, die ich in einem Schrank gefunden hatte. Schwarz fühlte sich offensichtlich wirklich sicher in diesem Haus. Erneut kam mir der Gedanke, dass es ihr Zuhause war. Auch Schuldig hatte über Jahre hier gelebt. Nein. Er war hier zuhause gewesen. Ob er es deswegen angeboten hatte? Ich sah mich zu Letzt noch einmal in Schuldigs Zimmer um und besah mich im Spiegel an seinem Schrank. Staubflocken hingen in meinen Haaren und an meiner Kleidung. Eine Dusche erschien mir nun wirklich angebracht. Ich ging in das zugehörige Bad. Da jedes Zimmer ein kleines Bad mit Dusche hatte, wären sicher viele Streitereien Geschichte. Ich schüttelte den Kopf. Am Ende musste es Kritiker entscheiden. Ich schloss die Tür und zog mich aus. Das heiße Wasser tat mir gut. Erneut kam mir der Gedanke, das Schuldig vielleicht einfach nur nach Hause wollte. Immer weniger glaubte ich daran, mit diesem Haus in eine Falle zu laufen. Was hatte er noch außer dieses Haus und sein Leben? Tropfend stieg ich aus der Dusche und wickelte mir ein Handtuch um die Hüfte. Mit einem Zweiten trocknete ich meine Haare. Meine Kleidung war ja noch immer staubig. So öffnete ich eher unwillig den Schrank des Telepaten und suchte mir eine schwarze Stoffhose und ein rotes Hemd heraus. Das fiel nicht in Schuldigs sonstiges Farbschema. Also wenig getragen, schloss ich daraus und zog mich an. Als ich die Tür des Zimmers öffnete drängte sich mir Clubmusik auf. Es beschallte das ganze Haus. Hier oben war es nur gedämpft zu hören. Neugierig folgte ich der Musik zur Quelle und stockte. Schuldig stand an der Arbeitsplatte neben dem Herd und rührte etwas zusammen. Ich versteckte mich hinter dem Türrahmen und beobachtete ihn. Ich hätte ihm nicht zugetraut, wirklich kochen zu können. Ein neues Lied begann mit einem einzelnen Beat und Schuldigs Fuß tippte im Takt auf den Boden. Eine Frauenstimme erklang und kurz darauf kamen eine Männerstimme und Bass dazu. Sie sagen auf Englisch. Schuldigs Lippen machten den Eindruck als sänge er den Text mit. Seine Stimme hörte ich jedoch nicht. Ich verstand den Text nicht, doch Schuldig schien es zu gefallen, denn er zog leicht die Brauen zusammen. Nun wippte auch sein Kopf. Er drehte die panierten Scheiben in der Pfanne und schien ganz in seiner Welt. „Das musst du dir an...“, erklang Omis Stimme. Sofort unterbrach ich ihn mit einem harten Blick und legte den Zeigefinger auf meine Lippen. Meine Hand kippte ab und deutete in den Raum. Omi trat vorsichtig an den Türrahmen und schielte um die Ecke. Sein aufkommendes Grinsen und sein amüsierter Blick machten mir Freude. „Nur ein Beat per minute mehr und er fängt an zu tanzen!“, spottete er. //Ich kann euch spüren, vergessen? Und außerdem... Ich kann fantastisch tanzen!//, drängte es in meinen Kopf. Die Musik wurde leiser gestellt und er drehte sich zu uns um. „Essen ist fertig!“ Omi trat grinsend in den Raum ein. „Was gibt es denn, Tanzbär?“, stichelte er und auch ich trat in den Raum ein. „Nudeln mit Tomatensauce und Jägerschnitzel!“, meinte er stolz. //Und wo hast du das her?//, fragte ich vorsichtig, als ich mich an den großen Tisch setzte. „Schon mal was von ner Tiefkühltruhe gehört? Ist ganz praktisch, das Teil!“, spottete er und trug uns das Essen auf. Ich besah mir die panierten, runden Scheiben und hob sie prüfend mit der Gabel an. Abgesehen von der Tatsache, dass ich hier mit einer Gabel saß...Ein Schnitzel hatte ich mir anders vorgestellt. //Jägerschnitzel, mein Herz! Panierte Jagtwurst.//, kam die Erklärung. Ich bedachte das Essen weiterhin skeptisch und wartete auf Omis Urteil, der sich genüsslich eine Gabel davon in den Mund schob. „Lecker!“, urteilte er und auch ich begann zu essen. Kapitel 22: 20 -------------- -Schuldigs POV- Das Essen war still verlaufen. Nur die Musik gab etwas Atmosphäre. Ich hatte sie auf ein Minimum herunter gedreht. „Die Sicherheitssysteme sind der Wahnsinn!“, begann Omi und schob seinen leeren Teller von sich. „Es gefällt dir also?“, fragte ich unnötiger Weise nach. Ein Nicken war die Antwort. „Das ganze Haus ist so gut wie autark. Eigene Stromversorgung durch Photovoltaik, eigene Wasserversorgung durch einen tiefliegenden Brunnen, Wasserwiederaufbereitung, eigene, höchst gesicherte Server. Hier könnte man einen Krieg überstehen... Oder einen anfangen... Aber das ist nur das, was ich in den zwei Stunden herausgefunden habe. Mienen oder andere Fallen sind aber tatsächlich nicht zu finden.“ Still stand ich auf und räumte die Teller ab. Ich machte mir einen Kaffee. All diese hochspezialisierten Kleinigkeiten waren nicht der Grund warum dieses Haus besser war als die enge Wohnung über dem Blumenladen. Es wäre ein Neuanfang. Und brauchten nicht auch die Weiß, wie auch ich einen Neuanfang? Ich spürte Rans Blick in meinem Rücken. /Es ist dein Zuhause/, drängte es zu mir und ich lächelte nur. Ja, vielleicht auch das. „Such noch ein paar mehr Informationen zusammen. Dann machen wir uns wieder auf den Rückweg.“, bestimmte er und Omi verschwand aus dem Raum. Ich nippte an meinem Kaffee und drehte mich zu Ran um. //Überzeugt, großer Leader?// Er sah mich prüfend an. „Jedenfalls überzeugter als noch vor Stunden. Jetzt will ich mir noch den Rest ansehen.“ Ich nickte und führte Ran wieder in den Keller. Ich offenbarte ihm unsere „Arbeitsräume“. Einen großen Trainingsraum, einen Besprechungsraum, und auch Jeis Räumlichkeiten. Er ging dir Treppe hinauf und zog sein Handy. Offensichtlich wollte er Yoji die schlechte Nachricht überbringen, dass ich den Abend überleben würde. Nur eine Stunde später saßen wir wieder in dem weißen Porsche und fuhren zum Koneko zurück. Yoji und Ken verabschiedeten sich zu ihren Terminen und Omi sah sich unsicher um. „Ich tue deinem Chef schon nichts.“, erklärte ich und Ran nickte. „Und selbst wenn...Dann musst du mir höchstens morgen helfen seine Leiche verschwinden zu lassen.“, schob er nach und Omi lächelte etwas. Er nahm seine Unterlagen und beeilte sich zu seinem Treffen zu kommen. //Und was machen wir zwei Hübschen jetzt?//, fragte ich grinsend. Ran schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Ahnung was du jetzt machst. Ich mache mir jetzt einen Tee und gehe dann die Rechnungen durch.“, erklärte er und schritt die Treppe hinauf. Ich folgte ihm und hielt ihn vor der Küche auf. Ich legte meine Arme um seine Schultern und stützte mein Kinn auf seine Schulter. //Ich locke euch nicht in eine Falle.//, betonte ich und spürte, wie er sich an mich lehnte. /Ich weiß. Etwas in mir vertraut dir. Doch ein Teil mahnt mich immer wieder zur Vorsicht. Du wechselst mir einfach zu schnell die Seiten./ Ich schnaubte leise. //Ran, ich hatte nie eine Seite. Nur Arbeit. Ob ich es nun gut fand oder nicht, war egal. Ich hatte Aufträge, wie du sie hast. Ich habe es nur nie hinterfragt.// /Warum nicht?/, wollte er wissen. Sanft küsste ich seine Halsbeuge. Seine Haut schmeckte einfach zu gut um nicht genossen zu werden. //Es hätte nichts geändert und wäre mir wohl möglich noch gefährlich geworden.// „Also tust du, was immer man dir sagt?“, fragte er nun und ich musste nicht lange überlegen. „Wenn Widerworte mich das Leben kosten, ja. Dann tue ich, was man mir sagt“ -Ayas POV- Ich schluckte hart. Ging es mir bei Kritiker da nicht besser? Immerhin hatte ich bei jedem Auftrag die Wahl. „Kann ich dich dann auch für meine Zwecke benutzen?“, kam es aus mir heraus und ich versteifte mich. Ich wollte das nicht sagen. Ich wollte es nicht so sagen. Schuldig richtete sich hinter mir auf. Seine Arme lösten sich von meinen Schultern. Die Zärtlichkeit war vergangen. „Wofür denn?“, fragte er lauernd, doch hörte ich auch heraus, dass er schon eine grobe Ahnung hatte. Doch wollte ich das wirklich? Wollte ich seine Fähigkeiten für meine persönlichen Ziele benutzen? Dann war ich nicht anders, als Takatori selbst, oder? //Es geht um deine Schwester?//, mutmaßte er und ich spannte mich weiter an. /Hol sie aus ihrem Schlaf. Weck sie auf!/, dachte ich ungehalten. Schnell drehte Schuldig mich um und hielt mich fest an den Armen. Sein Blick war der eines Raubtieres. „Und was, wenn es nicht geht? Was wenn ich suche, aber es nichts gibt, was man aufwecken kann?“, fragte er lauernd mit unterdrückter Wut. /Das darf nicht passieren!/, flehte ich für mich und ich sah ihn kämpferisch an. Ich schob seine Hände von meinen Schultern. „Ich weiß, dass sie noch da ist.“ Seine Augen verengten sich. //Du weißt nichts, Katerchen. Du hast keine Ahnung, was passiert, wen man versucht einen Toten zu wecken. Du hast keine Ahnung, auf was ich mich da einlassen soll. Du weißt noch nicht einmal, was du tun willst, wenn sie nicht mehr da ist//, drängte er in meinen Kopf und ich trat einen Schritt zurück. Es stimmte. Ich hatte keine Ahnung, was für Risiken für Schuldig bestanden. Ich konnte nur hoffen, dass er sie einfach wach bekam. Ein Teil in mir flüsterte, dass die Antwort auf alle meine Zweifel und Fragen so einfach war. So einfach und doch für mich so unendlich schwer. Loslassen. Vertrauen. Es hinnehmen, was dann passierte. Ich sah zu dem wartenden Schwarz. Ich biss mir auf die Zunge. Vielleicht musste ich nicht nur lernen, mich gehen zu lassen. Wenn sie erwachte, konnte ich Aya auch nicht ihr ganzes Leben im Auge behalten. Sie würde ihr eigenes Leben führen. So oder so. Ich musste loslassen. „Ich bitte dich.“, flüsterte ich und Schuldig seufzte ergeben. Für ihn war es sicher auch ein Tanz auf dem Drahtseil. „Unter zwei Bedingungen. Du besorgst mir Schmerztabletten. Die Guten. Nicht dieses Pseudozuckerzeug. Und du sorgst dafür dass ich in den nächsten 12 Stunden vollkommene Ruhe habe!“ Ich nickte. Alles. In diesem Moment konnte er Alles von mir verlangen. Er wand sich zum Gehen und ich folgte ihm. Wir fuhren zum Krankenhaus und traten in das Zimmer ein. Schuldig besah sich den ruhigen Körper Ayas und schien ihre körperlichen Reserven und begutachten. Er sah mich nicht an, als er mich wegschickte um ihm die Tabletten zu besorgen. Nun musste ich ihm blind vertrauen. Ich schlich mich in das Schwesternzimmer und suchte die Medikamente zusammen. Ich nahm von allem etwas mit, was ich aus der Familie der Opiate vermutete. Etwas in mir wurde mit einem Ruck gekappt. Ich japste. Mir war, als hätte ich eine Verbindung verloren. Alarmiert begab ich mich zum Zimmer meiner Schwester zurück. Ich öffnete die Tür. Schuldig saß keuchend auf dem Boden. Mit einer Hand stützte er seinen Kopf. „Schu...“, begann ich. Sofort ruckte seine Hand nach oben und verbot mir so jedes weitere Wort. Ich blieb still. Mein Blick richtete sich auf Aya, die unverändert in ihrem Bett lag. Was auch immer er getan hatte, hatte ihr zumindest nicht geschadet. Ich holte einen Stuhl und half dem Telepaten auf. Fast blind warf er sich einige Tabletten in den Rachen und spülte sie mit einem Schluck Wasser herunter. -Schuldigs POV- Alles schmerzte. Jede Helligkeit. Jedes Geräusch. Meine Sicht war wie durch Milchglas. Ich nahm, was Ran mir an Tabletten anbot. Schlimmer als jetzt konnte es nicht werden. Ich stützte meine Ellen auf meine Knie und legte mein Gesicht in meine Hände. Quälend lange Minuten vergingen. Ich verfluchte den Kater für jeden Schritt, den er tat. Das Klingeln seines Handys ließ mich schmerzhaft aufstöhnen. Das war Folter. Er schaltete es aus und verließ den Raum. Gott sei dank. Ruhe. Ich wachte aus meinem Dämmerschlaf auf, als ich etwas angenehm kaltes in meinem Nacken spürte. Vorsichtig sah ich auf. Meine Sicht wurde klarer. Ich besah meine Hände und fuhr mir mir der Handkante unter der Nase entlang. Die rote Spur verriet mir, dass ich Nasenbluten hatte. Gut. Konnte passieren. „Weg von hier!“, gab ich benommen von mir. Ran half mir auf und schaffte es irgendwie mich zu seinem Wagen zu bringen. Noch ehe ich den Sitz richtig wahrnahm, war ich wieder weggetreten. Unterbewusst spürte ich Ran. Er war bei mir. Vielleicht nicht ganz schlecht nicht allein zu sein. Ich wurde nur langsam wach. Mein Körper fühlte sich noch immer betäubt an. Verständlich bei der Medikamentendosis. Prüfend öffnete ich ein Auge. Dunkelheit. Das wenige Licht, das doch in das Zimmer fiel machte mir klar, ich lag in meinem Bett. Zuhause. Ein Eimer stand vor meinem Bett. Hatte ich mich übergeben? Mein Kopf drückte schmerzhaft, wie bei einem Hangover. Ich fand das große Glas auf meinem Nachttisch. Prüfend roch ich daran und nippte kurz. Wasser. In wenigen Schlucken hatte ich das Glas geleert und stellte es zurück. Ich rieb mir über die Stirn. Denken fiel mir noch immer unglaublich schwer. Holprig sah ich telepathisch im Haus um. Ich spürte Ran. Wankend erhob ich mich und zog mir eine weite Stoffhose über die Beine. Mein Becken schmerzte. Ich hatte nicht die Kraft, den Schmerz zu verdrängen. Ich zog mir ein weites Shirt über und öffnete vorsichtig dir Tür zu meinem Zimmer. Stille. Sehr gut. Träge stieg ich die Treppe hinunter und hasste mich für jede Stufe etwas mehr. Jeder Schritt glich einem Schlag mit einem Holzhammer. Mit dröhnendem Kopf schlürfte ich in die Küche. Ohne Ran eines Blickes zu würdigen setzte ich mich an meinen Platz und legte den Kopf auf die kühle Tischplatte. „Kaffee...mit oder ohne Strychnin. Ist mir egal!“, murmelte ich vor mich hin. Eine Tasse wurde vor mich gestellt und ich zuckte zusammen. Es dröhnte in meinem Kopf unangenehm. Ich spürte, wie meine Haare angehoben wurden und etwas Kaltes sich in meinen Nacken legte. Ich brauchte noch etliche Minuten, ehe ich meinen Kopf heben und ungelenk an meinem Kaffee nippen konnte. Ich versuchte schlürfenden Geräusche zu unterlassen. Nichts was irgendwie Krach machte. Ruhe war gut. Die Türklingel ließ mich auffahren. Ich hielt mir den dröhnenden Kopf. Ran öffnete die Tür und ich vernahm Yojis Stimme. Ich hörte, wie beide in die Küche traten und ich war gewillt, Balinese an meinem Leiden teilhaben zu lassen. „Willst du mir nicht noch die Nägel ausreißen?“, knurrte ich sauer. War das etwa der Dank? Ich legte meinen Kopf auf die Tischplatte zurück und wartete auf das erlösende Ende meiner Notschlachtung. -Ayas POV- Ich drängte Yoji aus der Küche in das Arbeitszimmer. „Bist du wahnsinnig?“, herrschte er mich an, als die Tür geschlossen wurde. „Was ist mit dem überhaupt passiert? Selbst seine Augenringe haben Augenringe!“ Ich seufzte und rieb mir die Nasenwurzel. Ich hatte keine Ahnung, wie ich das erklären sollte. „Er hat Aya geweckt.“, meinte ich knapp und Yoji sah mich prüfend an. Vermutlich glaubte er wirklich ich hätte de Verstand verloren. „Er hat meine Schwester geweckt. Sie ist aus dem komaartigen Zustand aufgewacht.“, meinte ich weiter. „Warum bist du dann nicht bei ihr?“, fragte er skeptisch. Ich blickte neben mich an auf die Tür. „Sie ist noch sehr schwach und schläft noch viel. Wenn ich hier fertig bin, werde ich sie besuchen.“, gab ich von mir. „Hier fertig bist?“, fragte er lauernd. „Ich glaube, er hat mehr riskiert, als er eigentlich wollte. Es ist meine Aufgabe mich nun um ihn zu kümmern, bis er wieder etwas fitter ist.“, gestand ich. Das Gefühl der Verantwortung konnte ich einfach nicht ablegen. „Sei vorsichtig, auf dem Weg auf dem du gerade gehst!“, mahnte er mich und ich nickte. Das würde ich sein. Yoji versprach mir sich eine Ausrede für mich zu überlegen. Den Rest würde ich dann regeln müssen, wenn ich zurück kam. Ich schloss die Tür und ging zurück in die Küche. Der ruhige Atem verriet mir, dass nicht nur Aya viel Schlaf nötig hatte. Ich wechselte den Lappen in seinem Nacken und ließ ihn dann allein zurück. Vielleicht half ihm auch meine Abwesenheit. Ich erkundete das Haus und fand nun auch den Pool in einem eigenen kleinen Haus hinter dem Haupthaus. Unnötiger Weise sah ich mich um, ehe ich meine Schuhe und meine Socken auszog und meine Hose über die Knie krempelte. Ich setzte mich an den Rand des Pool und ließ meine Füße in das kühle Nass gleiten. An einer langen und einer kurzen Seite was was Poolhaus verglast und ließ natürliches Licht hinein. An der anderen kurzen Seite machte ich eine Dusche und eine kleine Sauna aus. Schwarz hatte sich ganz schön was geleistet. Abschätzten besah ich mir das Becken. Es schien Wettkampfmaße zu haben. Wer hier wohl trainiert hatte? Ich lehnte mich zurück und legte mich auf den rutschfesten Boden. Die Sonne schien mir ins Gesicht und ich schloss meine Augen. Nun war alles anders. -Schuldigs POV- Langsam wurde ich wieder wach. Ich hob meinen Kopf und spürte, wie etwas Feuchtes aus meinem Nacken rutschte und auf den Boden fiel. /Wenigstens nicht mehr so geräuschempfindlich!/, stellte ich müde fest. Ich trank meinen kalt gewordenen Kaffee und meine Lebensgeister fanden langsam zurück. Ich  erhob mich und auch die Schmerzen in meinem Becken waren weniger präsent. „Apropos Präsenz...“, murmelte ich und ging langsam aus der Küche. Ich suchte nach Ran. Im Poolhaus wurde ich fündig. Er stützte sich auf, als ich die Tür schloss. Ich sah auf den Pool das kühle Wasser täte mir sicher gut. „Willst du schwimmen?“, hörte ich ihn und schüttelte den Kopf. „Ich glaube ich würde sofort absaufen.“ „Wie geht’s deinem Kopf?“, fragte er weiter. „Als hätte man ihn gegen eine Wand geschlagen. Ich sah mich etwas wirr um. „Ich muss duschen. Ich glaube ich stinke.“, überlegte ich laut. Ich hörte, wie Ran seine Füße aus dem Wasser nahm und zu mir kam. „Denkst du, dass du Duschen schaffst?“, fragte er und ich grinste. //Du kannst ja mitkommen.// „Bleibt es dann beim Duschen?“ Ich sah ihn müde an. „Wenn ich mich dann weiter so fühle wie jetzt auf jeden Fall“, gab ich von mir und trat den Rückweg zum Haus an. Ran folgte mir. In meinem Bad zog ich mir die Kleidung vom Körper und tat mich wirklich schwer unter dem warmen Wasser nicht gleich wieder einzuschlafen. Meine Augen fielen zu. Wach bleiben war einfach schwer. Ich spürte eine Hand in meinem Nacken und kurz darauf wurde mein Kopf an eine Schulter gezogen. Der Geruch war eindeutig. Ran. Wer sonst sollte hier sein? Ich lächelte über meinen wirren Geist. Noch ein paar Stunden mehr Ruhe und ich war wieder zu etwas zu gebrauchen. -Ayas POV- Ich folgte Schuldig in die Dusche und gab ihm Halt. Ich glaubte, dass er immer wieder kurzzeitig einschlief. „Ran“, begann er und schnaufte amüsiert. „Ich bin echt fertig. Lass mich einfach noch etwas schlafen und geh zu deiner Schwester. Das willst du doch, oder?“ Ich sah auf die nasse Mähne. Schuldig hatte alle Verbindungen gekappt und stand noch immer unter Drogen. Er konnte seine Fähigkeit nur zu einem ganz geringen Teil nutzen. Er würde mich nicht lesen können. Ich schnaubte. „Natürlich. Und dich guten Schauspieler hier allein und ohne jede Bewachung in deinem Revier lassen? Ganz sicher nicht!“, bestimmte ich. Er hob müde eine Hand. „Oh großer Leader. Dein sei das Misstrauen.“, versuchte er sich an einem Scherz, ehe er seinen schweren Kopf von meiner Schulter hob und in den Nacken legte. „Ich muss ins Bett!“, ächzte er und tat sich schwer seine Augen zu öffnen. Ein Blick genügte mir um das verwaschene Blau zu erkennen. Ähnliches hatte ich gesehen, als ich ihn mit Yoji aus den Trümmern gezogen hatte. Ich konnte ihn nicht allein lassen. Nicht in diesem Zustand, den er trotz aller Mattheit zu überspielen versuchte. Ich setzte ihn auf den Boden der Dusche und begann ihn zu waschen. Schuldig lehnte in der Ecke mit dem Kopf an die Fliesen gelehnt und schlief ohnmächtig. Vorsichtig strich ich ihm über die Wange. „Danke“ -Schuldigs POV- Ich erwachte und sah verschlafen auf den Wecker neben meinem Bett. Es war mitten in der Nacht. An meine Zwölf Stunden hatte ich mich wohl nicht gehalten. Es ging mir besser. Ich fühlte mich noch immer eingeschränkt, doch sonst ging es mir viel besser. Einmal mehr war ich dankbar für meine Fähigkeit mich schnell zu erholen. Stoffwechsel sei dank. Ich erhob mich und zog mir nur ein Shirt über. Eine Hose trug ich bereits. Ich versuchte mir die Ereignisse der letzten 24 Stunden ins Gedächtnis zu rufen, doch gab ich es bald auf. Ich trottete in die Küche und fand Essen und kalten Kaffee. Egal. Erstmal stärken. Ich nahm mir den Teller und entdeckte einen Zettel. „Wenn du wach wirst. Bau keinen Mist, Schuldig!“, las ich mir vor und lächelte. Ein Liebesbrief von Ran. „Du kannst so romantisch sein.“, murmelte ich und setzte mich hin. Ich trank meinen kalten Kaffee und aß mich satt. Ich suchte und fand Ran im Keller. Grübelnd stieg ich die Treppe hinunter und fand ihn und Omi im Serverraum. Ich fand die Zwei vor dem Laptop auf dem Boden sitzen. Ein seltsames Bild, fand ich. „Morgen!“, kündigte ich mich an und bekam überraschte Blicke. „Von den Toten auferstanden?“, fragte mich Ran und Omi nickte mir nur knapp zur Begrüßung zu. Dann wand er sich dem Laptop zu. Ran erhob sich und trat auf mich zu. Sein Blick fragte mich, wie es mir ginge. „Hast du was angestellt?“, fragte mich sein Mund. Ich grinste leicht. „Aber nein, großer Meister.“, gab ich entrüstet zurück. „Und wieder hat es nicht gereicht um dir das debile Grinsen aus dem Gesicht zu wichen.Schade aber auch.“, meinte er spielerisch, lächelte jedoch. Ungesehen von Omi griff ich nach Rans Nacken und küsste seine Wange. „Sieh zu, dass du endlich wegkommst. Deine ständige Anwesenheit ist ja kaum zu ertragen!“, flüsterte ich und löste mich vom Katerchen. „Erst wenn ich dich wieder unter Kontrolle habe“, bestimmte er leise, doch sein Ton drückte mehr Sorge, als Bestimmung aus. Ich schüttelte den Kopf. „Darauf wirst du wohl bis morgen warten müssen. Lass mich einfach in den fähigen Händen deines Kleinsten“, flüsterte ich und schob ihn an mir vorbei. „Hau endlich ab.“, gab ich noch von mir und sah ihm hinterher, bis er um die Ecke der Treppe verschwunden war. Ich ging zu Omi und ließ mich neben ihn. „Du warst so kurz davor ein Ziel zu werden!“, tadelte er mich ohne aufzusehen und deutete mit Daumen und Zeigefinger einen Millimetergroßen Abstand an. „Ich weiß.“, gab ich zurück und ging mir durch die Haare. Ich suchte in meiner Hosentasche nach einem Haargummi und wurde fündig. Eine Macke von mir. In jeder meiner Hosen war ein Haargummi. Ich band mir einen einfachen Zopf und wischte mir mit beiden Händen durchs Gesicht. „Was machst du da?“, fragte ich neugierig. Ich hatte auch Nagi immer mal gefragt, wenn er so auf den Tasten herum klickte. Verstanden habe ich es nie. Wozu auch? Wenn ich mich in den Kopf von jemanden drängen konnte konnte ich praktisch einen Hubschrauber fliegen. „Ich ändere die Sicherheitseinstellungen des Hauses. Gerade speise ich die Fingerabdrücke aller wichtigen Personen in die Datenbank.“, erklärte er monoton. Doch. Das hatte selbst ich verstanden. „Kritiker erlaubt euch einen Umzug?“, stellte ich eine Vermutung an und erntete ein Nicken. „Wegen des Pools?“, fragte ich neckisch. Omi lächelte breit. „Genau. Nur wegen des Pools!“, bestätigte er mich ironisch und ich grinste breiter. Langsam erhob ich mich und streckte mich beim Gehen. Prüfend sah mir Omi nach. „Ich mache uns was zu trinken. Ich schaffe es keine 100 Meter zu flüchten. Und selbst wenn wäre ich dann noch immer auf dem Grundstück, wenn ich zusammenbreche.“ -Rans POV- Ich klopfte an der Tür und wurde von einer Schwester hereingebeten. Aya war in ein neues Zimmer verlegt worden. Sie brauchte nicht mehr so viel Aufmerksamkeit. All ihre Blumen waren in ihr neues Zimmer gebrachte worden. Mit einer einzelnen Sonnenblume betrat ich ihr Zimmer und sie blickte mich verschlafen an. Mir fiel ein Stein vom Herzen. „Aya“, flüsterte ich erleichtert und sie lächelte mich an. Schnell winkte sie mich zu ihrem Bett und richtete ihr Rückenteil auf. „Ran.“, begann sie und umfasste mein Gesicht, als ich mich zu ihr ans Bett gesetzt hatte. Ihre kühlen Hände störten mich nicht. „Du bist alt geworden.“, neckte sie und ich ließ es ihr durchgehen. Ich würde ihr alles durchgehen lassen. „Nicht alt, nur älter.“, erwiderte ich und lege meine Hand an ihre. „Du hast lange geschlafen.“, begann ich nun vorsichtig und sie nickte. „Ich weiß. Man hat mir gesagt, dass ich über 10 Jahre verschlafen habe. Und ganz ehrlich. So fühle ich mich auch.“, meinte sie und kicherte. Nichts von ihrem sonnigen Gemüt war verschwunden. Ein Glück. Ich reichte ihr die Sonnenblume und sie lächelte dankbar. „Du musst mir alles erzählen. Alles was ich verpasst habe!“, wies sie mich an und ich nickte. Ich erzählte ihr in der nächsten Stunde, dass ich in einem Blumenladen arbeitete, dass ich sie jede Woche besuchen kam und dass ich ihr immer wieder versprochen hatte ihr alles zu zeigen, jeden der Anderen vorzustellen. Ihr Blick wurde trauriger. „Was hast du?“, wollte ich wissen und sie griff in ihren Nachtschrank. Kurz darauf hielt sie mir den anderen Ohrring vor die Nase. „Zehn Jahre, Ran. Zehn Jahre. Und niemand war es wert?“, fragte sie trauriger. Ich nahm meinen Ohrring ab und besah mir beide, als sie mir ihren in die Hand drückte. „So hatte ich immer eine Verbindung zu dir.“, gestand ich. „Ich bin deine Schwester. Wir haben immer eine Verbindung.“, meinte sie weiter traurig. Ich sah auf ihre Bettdecke. Sollte ich ihr von Schuldig erzählen? Wie sollte ich ihr klar machen, dass es Menschen mit einer solchen Fähigkeit gab? „Wie geht es eigentlich dem Mann?“, fragte sie unvermittelt und erwischte mich kalt damit. „Wem?“, wollte ich wissen. „Dem Mann, der bei mir war, als ich wach geworden bin. Ich glaube es ging ihm nicht gut. Er sah so blass aus.“ Ich lächelte gutmütig. Die Sorge um Andere war wohl eine Familienmacke. „Ihm geht’s besser. Er schläft sich aus.“, gab ich wahrheitsgemäß an. Eine SMS zog meine Gedanken von Schuldig ins Krankenzimmer zurück. Langeweile, Kitty. Waren die einzigen Worte und ich wusste, dass alles gut war. „Wer ist das, dass sie dieses Lächeln und diesen Blick verdient?“, lockte Aya und ich sah fragend auf. Der Mann, der dich mir zurückgebracht hat? Der Feind, mit dem ich Tisch und Bett teile? „Schuldig.“, fiel es mir leise über die Lippen. Ayas fragendem Blick konnten keine Worte mehr folgen. Eine Schwester bat mich zu gehen. Aya bräuchte noch viel Ruhe. „Du bringst sie einfach mal mit!“, bestimmte sie und ich hob meine Hand zum Abschied. Ich setzte mich ins Auto und sah auf die SMS. Wo bist du? Ich schickte meine Frage und erhielt schnell eine Antwort. //Brav zu hause.// Ich startete den Porsche und fuhr zu der Villa. Meine weiße Prinzessin parkte vor dem Anwesen und ich schritt zur Tür. Wenn Omi die Nacht durchgemacht hatte, wollte ich ihn nicht durch ein Klingeln wecken. Ich schob die Kachel zur Seite und besah mir das weiß Feld. Prüfend legte ich meine Fingerspitzen auf die Platte. Es erschienen rote Kreise um meine Fingerkuppen und wurden grün. Das Surren ließ mich aufatmen. Ich trat in die Villa ein und indirektes Licht begrüßte mich. Es würde noch etwas dauern, bis die Sonne aufging. Das Licht war angenehm. Ich stieg die Treppen hinauf und blieb vor Schuldigs Zimmer stehen. Ob ich klopfen sollte? Hörte er es überhaupt? Ich war der Meinung, dass die Türen Schallschluckend waren. Die Tür öffnete sich und Schuldig sah mich erst überrascht, dann mit einem wachsenden Lächeln an. Er griff meinen Nacken, zog mich in sein Zimmer und küsste mich begierig. Ich hatte es vermisst. Das wurde mir jetzt klar. Meine Hände griffen nach seinem Zopf und zogen ihn auf. Ich spürte, wie er sich an die Tür und mich an sich lehnte. Seine Zunge strich über meine Lippen und ich erwiderte, was immer mir geboten wurde. Nur am Rande spürte ich den leichten Druck in meinem Kopf, der Sekunden später abebbte. Schwerfällig löste er sich von mir. „Und Nummer vier.“, flüsterte er erleichtert. -Schuldigs POV- Alles war wieder, wie es sein sollte. Ich war wieder mit den Weiß verbunden. Sie hatten ihre wenigen Habseligkeiten hergebracht. Jeder hatte sich sein Zimmer gesucht. Und Ran lag endlich wieder in meinen Armen. „Sind die Anderen schon hier?“, fragte er mich und ich nickte. „Zumindest haben sie schon mal ihre Zimmer bezogen. Balinese und Siberian haben Dienst und Bombay ist scheintot ins Bett gewankt.“, berichtete ich. „Dann bin ich der Einzige, der noch kein Zimmer hat?“, fragte er ungläubig und ich grinste breit. „Du bekommst auch keins!“, bestimmte ich. //Wenn du ein Zimmer bekommst, wird mir langweilig. Und wenn mir langweilig wird, stelle ich nur Unsinn an.// Er nickte ergeben. Er hatte gar keine andere Wahl. Ich schnappte seine Müdigkeit auf und raubte ihm einen Kuss. „Lass uns ins Bett gehen.“, flüsterte ich und erhielt einen skeptischen Blick. „Ich fasse dich auch nur ganz wenig an.“, versprach ich hoch und heilig. Ran rollte mit den Augen und ging zum Bett. Dabei zog er sich den Pullover über den Kopf und die Arme. Er legte ihn zusammen und auf meinen Schreibtisch. Ich betrachtete das Muskelspiel in seinem Rücken. Als er sich an das Öffnen seiner Hose machte war ich in wenigen Schritten bei ihm und hielt seine Finger auf. //Hab gelogen!//, gestand ich und küsste seine Hals beuge. Ich nahm seine Hände in Meine und umarmte ihn so. In dieser Haltung war er bewegungsunfähig und mir ausgeliefert. Meine Zunge fuhr an seinem Hals entlang. Sein tiefes Seufzen war mir Lohn genug. Dieser Morgen würde nur uns zwei gehören. Kurz nach 10 Uhr wachte ich auf und erhob mich leise. Ran schlief noch den Schlaf der Gerechten. Ich zog mir meine Anzughose und ein dunkelblaues Hemd an, ehe ich aus dem Zimmer trat und zur Küche ging. Ich begrüßte Omi und goss mir Kaffee ein. An der Arbeitsplatte lehnend trank ich das heiße Gebräu langsam. Ich würde mit Omi die Nachmittagsschicht im Blumenladen übernehmen. Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. Kurz danach standen wir vor der Tür und besahen uns den Roller, der im Regen durchweichte.Wir beide nahmen den Blick nicht vom Roller. Ich hielt einen Autoschlüssel hoch. „Wollen wir einen von Meinen nehmen?“, fragte ich monoton und sah aus dem Augenwinkel ein Nicken. Nur Minuten später standen wir vor einer Tür mit Zahlenfeld. Ich gab den Code ein und die Tür glitt auf. Je mehr Licht in dem Raum anging, desto ungläubiger wurde Omi. Drei Sportwagen, einer schnittiger, als der Andere wurden in warmes Licht getaucht. „Du bist nicht unterbezahlt. Alles ….“ Ich überlegte. „Leihgaben!“, erklärte ich und drückte auf den Knopf für die Zentralverriegelung. Der dritte Wagen röhrte auf und sein Licht ging an. „Du solltest mal die Schätze der Anderen sehen!“, winkte ich meinen kleinen Haufen Luxus ab. „Was sind das alles?“, fragte der Kleine geplättet. Ich ging vor und stelle jedes Auto vor. „Der Erste ist ein Audi R8, dann ein Mercedes SLS AMG Black Series und ein BMWi8.“, erklärte ich und stieg in den BMW ein. Omi folgte mir ehrfürchtig. Er schnallte sich an und hielt sich am Gurt fest. Ich betätigte einen Schalter am Himmel des Autos und das Tor zur Tiefgarage glitt auf. Ich fuhr los. Aus der Tiefe aufgetaucht sah ich Rans Porsche im Regen stehen. Der würde sicher noch ein warmes Plätzchen bei meinen Lieblingen bekommen. Nur Minuten später führen wir vor dem Blumenladen vor und waren sofort der Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit. Ich band mir mit Blick in den Rückspiegel einen Zopf und stockte. Ein kleiner blauer Fleck stahl sich unter dem Rand meines Hemdes hervor und zierte mein Schlüsselbein. Ich zog den Stoff etwas über den Fleck. „Das kleine Biest.“, flüsterte ich und reckte etwas den Hals, auf der Suche nach weiteren Verzierungen. /Hat er mich einfach markiert/, dachte ich und ließ den Stoff zurückgleiten. Omi blickte mich verlegen an. Offensichtlich war ihm das mit mir und Ran noch immer unangenehm. Der Regen hatte sich in einen Niesel gewandelt und wir stiegen aus. Die Damen waren überwältigt. Ich steckte meine Hände in die Hosentaschen und grüßte freundlich. Ken sah erst Omi geschockt, dann mich böse an. Yoji stierte auf meinen Wagen und ich warf ihm den Schlüssel zu. „Nur für heute Abend. Und keine Kratzer!“, erklärte ich und die Damen waren Feuer und Flamme für Yoji. „Sadist!“, schimpfte Ken, als der Blonde zwischen den Damen verschwand. Ich grinste nur siegessicher. Kapitel 23: 21 -------------- -Rans POV- Ich erwachte durch das aufjaulen eines Motors. Ich rutschte auf dem Bett zum Fenster und sah meinen Porsche im Garten stehen. Gut, kein Diebstahl. Ich ließ mich in das weiche Kissen zurück und blickte an die Decke. Keine drei Minuten später schwang ich meine Beine aus dem Bett und ging ins Bad. Die heiße Dusche erfrischte mich, wusch die Spuren der letzten Nacht von mir. Ich duschte zu Ende. Mit einem Handtuch um die Hüfte stellte ich erneut fest, dass ich nichts zum Anziehen hier hatte. Ich stieg in meine alte Kleidung und verließ das Zimmer. Mein Weg führte mich direkt aus dem Haus zu meinem Wagen. Ich würde den heutigen freien Tag für meinen Umzug nutzen. Solange Schuldig nicht da war, hatte ich auch Gelegenheit mir ein Zimmer zu suchen. Ich fuhr zum Laden und hielt hinter dem Sportwagen. Ich fand das Auto mehr als übertrieben. Als ich ausstieg und das Logo erkannte wurde mir klar, wem das Auto gehörte. So ein Angeber. Dieses Ps-Monster stahl meinem geliebten Porsche 911 doch fast die Show. Ich warf meine Autotür zu und ging in den Laden. Noch im Eingang blieb ich stehen und besah mir das bizarre Szenario. Schuldig las die Kunden und bezirzte sie, um seines Spaßes Willen, Omi und Ken versuchte zwischen den Schulmädchen und jungen Studentinnen abzukassieren und die Blumen einzupacken. Und von Yoji sah ich nur hin und wieder einen Teil. Ich verbat meinem Mund offen zu stehen und fragte mich einmal mehr, in welchen Zoo ich hier geraten war. Eisige Schauer liefen mir über den Rücken. Ich musste da durch. Anders kam ich nicht in die Wohnung. Nur nicht auffallen hieß die Devise. „Kitty!“, meinte Schuldig lauter, als nötig. Mist. Meine Fans erblickten mich und kamen auf mich zu. Sie fragten mich, ob ich heute nicht arbeitete. Offensichtlich wohl nicht. /Das wirst du mir büßen, Schwarz. Blutig büßen!/, prophezeite ich ihm und er zog den Kragen seines Hemdes etwas zur Seite, so dass ich den kleinen blauen Fleck erkannte. //Die Rache ist mein, Herzchen!//, grinste es dunkel in meinem Kopf. Ich kämpfte mich in die Wohnung vor und packte meine wenigen Habseligkeiten ein. Bei meinem Griff in meine Jackentasche stockte ich. Ich zog die Ohrringe hervor und besah sie mir erneut. Meinen setzte ich wieder an seinen Platz in meinem Ohr. Den Anderen platzierte ich in der kleinen Tüte in der Geburtstagskarte. Alles Gute zum 18. Ich lächelte. Die nächste Zeit sollte ruhiger werden. Wir lebten uns in der Villa ein. Einmal in der Woche machten wir es zum Ritual, dass wir uns abends zum gemeinsamen Fernsehen zusammenfanden. Nun hatten wir ja ein großes Wohnzimmer mit genug Sitzgelegenheiten. Omi nahm sich ein Beispiel an Schuldig und setzte sich mit einem Kissen zu ihm auf den Boden. Schuldig färbte wohl mehr auf uns ab, als ich zu Anfang vermutet hatte. Fast täglich besuchte ich Aya im Krankenhaus. Ich erzählte ihr die Dinge von meinen Kollegen, die ich ihr in Gedanken schon so oft erzählt hatte. Schuldig ließ ich in meinen Erzählungen aus. Auch wenn sie es immer wieder versuchte aus mir heraus zu fragen. Ich wusste nicht, wie ich ihr alles erklären sollte, wenn sie mich fragte, wie wir uns kennengelernt haben. Ich konnte ihr doch nicht erklären, dass er ein Leibwächter von dem Mann war, der Schuld an ihrem Zustand trug. Schließlich kam der Tag, auf den ich seit Jahren gewartet habe. Ich trat in das Zimmer meiner Schwester und mir stockte der Atem. Sie trug einen kuschelig aussehenden Pullover und einen dicken Rock, der über dem Knie endete. Ihre Beine waren in eine dicke, schwarze Strumpfhose gehüllt und ihre Füße steckten in kurzen Stiefeln. Meine Augenbraue hob sich fragend, als ich überlegte, woher sie diese Sachen hatte. „Eine Schwester war so lieb und hat es für mich gekauft.“, erklärte sie. Woher das Geld kam, war mir wohl bekannt. Sie umarmte meinen Arm, wie sie es als kleines Mädchen schon so oft getan hatte. Zusammen gingen wir auf die verschneite Straße hinaus. Ich führte sie zum Auto und ließ sie einsteigen. „Ich bin richtig aufgeregt!“, kicherte sie, als ich mich anschnallte. „Du hast mir so viel erzählt, dass ich glaube sie alle schon zu kennen. Ein komisches Gefühl.“ Ich lächelte sanft. Vorsichtig brachte ich meine Schwester zum Koneko und half ihr beim Aussteigen. Den Jungs hatte ich nur gesagt, dass ich sie heute mitbringen würde. Mehr wussten sie von meiner Schwester nicht. Ich trat in den Laden, der heute „wegen Inventur geschlossen“ war. Alle Augen hefteten sich auf uns. „Hallo“, meinte Aya schüchtern und winkte in die Runde. Yoji trat vor und hieß sie als erstes bei uns Willkommen. Nun kamen auch Ken und Omi dazu. Ayas Aufregung ließ sich kaum verstecken. Ein Blick von mir richtete sich auf Yoji der in die alte Wohnung zeigte. „Irgendwas von Mittagessen!“, war die kurze Information. Ich schritt die Treppe hoch und wies Yoji an, dass sie Aya dann einfach mitbringen sollten. Der Geruch zog mich in die Küche. „Deutsche Küche?“, fragte ich und lehnte mich mit einer Schulter an den Türrahmen. „Ja. Aber ich bin diese kleine Küche nicht mehr gewöhnt. Eigentlich könnte man doch eine Wand einreißen.“, überlegte er laut und drehte sich um. Ein amüsiertes Schnauben entkam mir, als ich die Schürze sah. „Küss den Koch?“, las ich mir vor und schon kam Schuldig auf mich zu. //Was Schürzen sagen, muss man tun. Alles Andere bringt Unglück!//, flüsterte es verführerisch in meinem Kopf und gleichzeitig legten sich seine Lippen auf Meine. Kurz aber leidenschaftlich fiel unsere Begrüßung aus. „Schuldig ist oben!“, hörte ich Kens Stimme und erschrak. Schuldig zuckte zurück und sah mich missmutig an. //Nicht ausfallend werden!//, murrte er. Ich hingegen spürte wie ich blass wurde. „Schuldig?“, fragte meine Schwester nach. Oh nein. Das durfte nicht passieren. Nicht jetzt. Nicht so! „Etwa die Schuldig?“, fragte sie nun aufgeregt. Das anschließende Schweigen brachte mich in noch schlimmere Beklemmungen. „Die?“, fragte Ken ungläubig nach und trat in die Küche ein. Was sollte ich tun? Ich konnte meine Schwester ja schlecht von der Küche verhalten. Sie trat an mir vorbei in den Raum ein. Sie blieb abrupt stehen und blickte Schuldig entsetzt an. „Sie sind doch der Mann aus dem Krankenhaus.“, stellte sie fest, ehe sie zum Ende ihrer Rechnung kam. „Sie sind Schuldig?“ -Schuldigs POV- Ich besah mir Rans Schwester. Die lebendige Farbe in ihrem Gesicht stand ihr wesentlich besser. Sie schien alle Teile in dem Puzzle zusammen zuführen und fragte mich nach meinem Namen. Ich nickte nur knapp und begann leicht zu grinsen. Hatte er ihr also nichts gesagt? Mit einem drohendem Grinsen blickte ich den blassen Kater an. /Wehe! Ich schlafe auf der Couch! Lass es! Ich bring dich um! Ich ersäufe dich im Pool!/, drohte er mir hektisch. Nein. Ich würde mich nicht zurückhalten. „Bin ich dir peinlich, Schatz?“, meinte ich gespielt betroffen. „Nach all den Jahren, die wir uns nun schon kennen, hätte ich dich für mutiger gehalten!“, tat ich verletzt. Rans Gesichtsfarbe wechselte von kalkweiß zu einer gesunden Röte. Er war auf der Palme. Ich streckte meine Hand zu Yoji aus, ohne meinen grinsenden Blick von Ran zu nehmen. Murrend schlug mir Balinese einen Geldschein in die Hand. „Du hast sicher betrogen!“, zischte er hinterher. „Verloren ist verloren!“, gab ich kalt zurück. Rans Todesblick traf nun Yoji. „Du wettest auch noch darauf?“, zischte er und drohende Stille stieg im Raum auf, bis sie von Ayas herzhaften Lachen durchbrochen wurde. Sie hielt sich den Bauch und bekam Tränen in die Augen. „Ihr seid wirklich wie eine Familie!“, brachte sie lachend heraus. „Omi ist er ruhige Sohn, der immer gute Noten heimbringt. Ken ist die Mutter, die irgendwie alles aus dem Hintergrund erledigt. Ran ist der seltsame Onkel und Schuldig die theatralische Tante!“, erklärte sie, als sie sich etwas beruhigt hatte. „Dann müsste ich ja die Problembehaftete Nichte sein...Ok. 10 Jahre Koma kann man glaub ich als „Problem“ bezeichnen“ Nur kurz herrschte Stille, bis auch alle Anderen leise lachen mussten. Das Eis war also gebrochen. Höflich stellte ich mich noch einmal vor, bevor wir gemeinsam aßen. Omi verabschiedete sich zum Lernen, Yoji zu einem dritten Date und Ken zum Training. Wir drei tranken noch einen Tee zusammen. „Wie habt ihr euch denn nun kennengelernt?“, wollte sie nun wissen. //Du hast ihr gar nichts erzählt?//, fragte ich nach. /Ich wusste nicht wie/ Ich nickte. „Wir haben in unterschiedlichen Firmen gearbeitet. Da wir beide im Außendienst tätig waren liefen wir uns zwangsläufig immer wieder über den Weg. Der Mandant unserer Firma war nicht besonders beliebt bei Rans Chef. Naja. Familienstreitigkeiten. Das kennt man ja. So trafen wir immer in eher suboptimalen Situationen auf einander. Vor Einiger Zeit ist unser Mandant verschieden und die Spannungen zwischen unseren Firmen wurden weniger. Dann hatte ich einen Arbeitsunfall und meine Abteilung ist aufgelöst worden. Ran wusste um meine besonderen Fertigkeiten im Außendienst und bot mir an mich seiner Firma zuzuwenden. Sie hätte wohl Interesse. Und seit diesem Arbeitgeberwechsel sind wir uns dann näher gekommen. Schließlich stehen wir ja jetzt auf der selben Seite“, beendete ich meine Erklärung. Ran sah mich böse an. /Du bist ein manipulativer Lügner!/, knurrte er mich an. „Was denn, stimmt doch!“, meinte ich zu ihm und zuckte mit den Schultern. Im Groben und Ganzen hatte ich ja Recht. Wen kümmerten da unwichtige Details? „Du warst im Außendienst?“, fragte seine Schwester nun und er sah mich erneut böse an. „Ja. Als Nebenjob.“ //Wer lügt nun?//, fragte ich bissig und erntete ein dunkles Knurren. „Romantisch ist zwar anders, aber man kann sich ja nicht immer auf Liebe auf den ersten Blick verlassen“, meinte Aya und nickte. „Ich freue mich für dich Ran.“, meinte sie und sah auf die Uhr. Auch Ran sah auf die Uhr in der Küche. „Ich bringe dich ins Krankenhaus zurück. Und du räumst noch auf, bevor du gehst!“, sagte er erst zu seiner Schwester, dann zu mir. Ich knurrte dunkel und beugte mich leicht zu Aya herunter. „Manchmal hasse ich meinen Chef“, flüsterte ich und deutete mit einem Kopfnicken auf den roten Kater. Zusammen verließen sie den Laden und ich kümmerte mich fluchend um den Abwasch. Ich hatte schon gekocht. Da sollte sich jemand anderes um den Abwasch kümmern. Zuhause hatten wir wenigstens eine Spülmaschine. Nach einer Stunde schloss ich den Laden ab und fuhr mit meinem BMW heim. Ich war wie erschlagen. Ich wollte nur noch duschen, Zähne putzen und ins Bett. Schnell arbeitete ich meine To do Liste ab und legte mich in die weichen Kissen. Rans ins Bett kommen würde ich wohl nicht mehr erleben. Am Morgen wachte ich mit einem Rotschopf auf meiner Brust auf. Trotz eigenem Zimmer war Ran jede Nacht bei mir. Nur kurz vor einer Mission zog er sich für seinen meditativen Moment dorthin zurück. Ich strich ihm durch die weichen Haare und war mir einmal mehr sicher, das Richtige getan zu haben. Hier. In diesem Team. In diesem Moment empfand ich Zufriedenheit, vielleicht Glück. -Rans POV- Durch sanfte Streicheleinheiten wurde ich aus meinem traumlosen Schlaf geholt. Ich rieb mich an meiner Wärmequelle und schob mein Kinn dann auf seine Brust. Der Langschläfer vor mir sah seltsam erholt aus. Widerwillig erhob ich mich aus dem Bett und begab mich zum Zähneputzen ins Bad. Dabei sah ich auf den Telepaten und murrte. „Hey!“, rief ich und warf ein Handtuch nach ihm. /Erst aussehen, wie das blühende Leben und dann einfach wieder einschlafen? So nicht!/, schallte ich und riss ihn aus dem Schlaf. Auch er stand auf und wir machten uns für den Dienst im Blumenladen fertig. Es würde ein anstrengender Tag werden. Blumenschmuck für eine große Hochzeit musste gefertigt werden. Die Blumen dafür würden heute eintreffen. Zu fünft fuhren wir zum Laden und beeilten uns aus der Kälte des Winters heraus zu kommen. Kaum hatten wir unsere Jacken aufgehängt und die Heizungen höher geschraubt, kam der Lieferant. In einer Kette gaben wir die Rosen und das Schleierkraut in die Kühlung. Schuldig hatte den Lieferschein und verglich ihn mit der Ware. Ich trug den letzten Eimer mit Rosen zu ihm in das Lager. „Noch zwanzig Rosen!“,erklärte ich und schielte auf die Liste. Alles war abgehackt. „Stimmt so“, bestätigte auch Schuldig und ich ging vor um mich vom Lieferanten zu verabschieden.  Ich sah mir mit Yoji noch einmal die Berechnung für den Brautstrauß und den Autoschmuck an. „Suchst du schon nach Ideen?“, stichelte Yoji und ich blickte ihn böse an. Schuldig und ich waren gerade mal drei Monate zusammen. Wer dachte da an irgendeine Hochzeit? „Das sollen mal Leute machen, die seit Jahren zusammen sind!“, mischte sich Schuldig ein und warf einen seltsamen Blick zu Ken. Hatte ich da irgendwas verpasst? Ich wusste ja nicht einmal, dass er eine Freundin hatte. Die Tür öffnete sich und ein junges Mädchen trat in den Laden. Yoji lächelte und richtete sich auf. „Wie kann man dir denn helfen, schönes Kind?“, fragte er und ich musterte die Kleine. Sie war wirklich hübsch. Große Augen. Ein nettes Lächeln. Lange, dunkle Haare. Sie lächelte verlegen und der Griff um die Henkel ihrer Tasche wurde fester. „Ich suche meinen Vater“ Kapitel 24: 22 -------------- - Schuldigs POV- Die aufgewühlten Gedanken der Weiß lockten mich aus dem Lager. Ein Grinsen legte sich auf mein Gesicht. Omi, Ken und Yoji blickten das Mädchen am Tresen geschockt an. Ran hatte seine Arme vor der Brust verschränkt. Yoji fing sich und machte einen schnellen Schritt zur Seite. Ran war jedoch schneller. Er packte ihn am Kragen und zog ihn zurück. „Du verschwindest nicht!“, zischte er drohend. „Du wirst schön Verantwortung übernehmen“, knurrte er und baute sich vor Balinese auf. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Ran konnte so dominant sein. Seine Gedanken waren eben so drohend. Unwillig fügte sich Yoji unter Rans harten Blicken. „Mein Name ist Yoji“, stellte er sich vor. Der verwirrte Blick des Mädchens interessierte mich. Ich trat einen Schritt näher heran. Meine Nackenhaare begannen sich aufzustellen. Etwas war mehr als seltsam. „Ich suche einen Mann namens Schuldig.“ Ich schluckte, als alle Blicke sich auf mich richteten. Yoji lehnte sich entspannt an die Arbeitsplatte und wischte sich über die Stirn. Ich senkte mein Kinn und lächelte breit. Meine Hände steckte ich in meine Hosentaschen. „Ich bin Schuldig. Aber ich bin ganz sicher nicht dein Vater!“, merkte ich an und blickte sie dunkel an. Ran zog in diesem Moment mehr Aufmerksamkeit auf mich. Seine Haltung und Ausstrahlung war hart und unterkühlt. Doch sein Innerstes tobte wild. In seinem Fall eine mehr als gefährliche Kombination. Er ging langsam an mir vorbei und deutete mir mit einem einzigen Blick, ihm zu folgen. Mein Lächeln wurde spielerischer. Sein Blick kälter. Ich folgte ihm ins Lager und lehnte mich entspannt in den Türrahmen. „Kennst du sie? Und lüg mich nicht an!“, drohte er mir. -Rans POV- Ich blickte ihn durchdringend an. Das leichte Zittern in meiner Hand war wohl das einzige Zeichen meiner Wut. Schuldigs Entspannung verflog. Ich hatte ihn wohl getroffen. Er richtete sich auf, hob überlegen sein Kinn und blickte auf mich herab. Sein Lächeln war schmal und dunkel. Lange hatte ich diesen gefährlichen Gesichtsausdruck nicht an ihm gesehen. Zu der Zeit, waren wir noch Feinde. „Ich habe es gar nicht nötig zu lügen“, gab er in einer eisigen Ruhe von sich. Dennoch hatte seine Stimme diesen spielerischen Ton. Gerade jetzt konnte er tödlich sein. Für einen Moment kam in mir die Frage auf, ob der Typ, der ihm auf den Kopf geschlagen hatte einen ähnlichen Blick erhalten hatte bevor er starb. „Du weißt nichts von dem, was ich über die Menschen weiß. Niemals würde ich ein Kind in diese Welt setzen. Nicht solange die Möglichkeit besteht, dass...“ Er brach ab und ich konnte sehen, dass er sich auf die Zunge gebissen hatte. Er senkte seinen Kopf und drehte sich zum Gehen. Ich folgte ihm. „Ich gehe jetzt heim!“, bestimmte er, dass alle es hören konnten. „Das wirst du nicht!“, gab ich ebenso zurück. Er drehte nur seinen Kopf über die Schulter. Ansehen konnten wir uns so nicht. Dennoch erkannte ich sein typisches Grinsen. //Ich spüre die leidenschaftlich blutigen Gedanken in dir. Und es gibt nur zwei Wege, wie du sie jetzt loswerden kannst. Sex und ein Mord//, dröhnte es in meinem Kopf. Endlich drehte er sich etwas mehr zu mir um und sah mir in die Augen. Das Blau seiner Augen leuchtete dunkel. War er etwa genauso angespannt? „Wir kennen uns zu gut um zu wissen, dass du dir das Eine und ich dir das Andere nicht erlauben würden. Also werde ich jetzt gehen. Wir können reden, wenn du dich anderweitig abreagiert hast.“, meinte er ruhig und verließ den Laden. Das aufjaulen des BMW verhieß nichts gutes. Er würde wohl nicht den direkten Weg wählen. Ich schnaufte verachtend und wand mich dem Rest meines Teams zu. Omi und Ken waren enger zusammen gerückt und blickten mich nun fast mitleidig an. Yoji hatte seinen Kopf gesenkt, zündete sich eine Zigarette an und musterte das Mädchen, welches verwirrt da stand. Nun besah auch ich sie mir genauer und suchte die Parallelen zu dem Telepaten. Vielleicht deuteten ihre großen Augen darauf hin, dass sie nur ihre Mutter Japanerin ist. Doch sonst erinnerte nichts an diesen Mann, der allem überlegen schien. Kein selbstsicheres Lächeln. Keine Lässigkeit, die sich nicht aus der Ruhe bringen ließ. Ich mahnte mich zur Ruhe. Ich würde diesen Mistkerl jetzt nicht idealisieren. Das hatte er nicht verdient. Und wer war ich denn, dass ich so kitschig wurde. Das kalte Stechen in meiner Brust ignorierte ich zu Tode. „Wie kommst du denn auf seinen Namen?“, wollte nun Yoji wissen. Er war gefasster, als wir Anderen zusammen. „Meine Mutter gab mir einen Zettel. Darauf stand sein Name.“, erklärte sie und reichte Yoji ein altes Stück Papier. „Warum suchst du ihn hier?“, fragte er und zog an seiner Zigarette. Dabei beobachtete er das Mädchen eindringlich. Ein Teil in mir war dankbar für diesen Detektiv in meinem Team. Seine antrainierte Skepsis hielt mich davon ab mich in meinen Gedanken fest zu setzen. „Ich habe von meiner Mutter erfahren, dass sie sich hier in Tokio kennengelernt haben. Also bin ich hergekommen und habe mich angefangen durch zu fragen.“ Etwas Eisiges lief mir den Rücken runter. Konnte es sein, dass nun die halbe Stadt von einem vermeintlichen Kind Schuldigs wusste? Das wäre nicht gut. „Und du glaubst, es wäre gut durch eine Großstadt zu laufen und überall nach deinem Vater zu fragen?“, verbalisierte Yoji meine Sorge. Sie wurde verlegen und spielte mit den Henkeln ihrer Tasche. War sie sich erst jetzt der Konsequenzen bewusst geworden? „Ich habe nur nach Schuldig gesucht. Erst ein paar Mädchen einer Oberschule erklärten mir, dass Schuldig hier in diesem Laden arbeitet. Ich habe erst hier nach meinem Vater gefragt. Ich hatte gehofft, er wüste von mir.“ Sie wurde immer leiser. Omi bat ihr einen Stuhl am Tisch an und setzte sich zu ihr. Vom Vater enttäuscht zu werden konnte er wohl am besten nachvollziehen. Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Wie heißt du?“, fragte ich. Yojis Fragen hatten mich wieder auf den Boden geholt. Meinen blutigen Kampf mit Schuldig hatte ich auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. „Akina. Akina Tanaka. Meine Mutter ist Haruka Tanaka.“, erklärte sie und schien zu hoffen, dass einem von uns der Name etwas sagen würde. Doch der Einzige, dem dieser Name etwas sagen konnte, war geflüchtet. Mein Blick wurde dunkler. Ich legte schweigend meine Schürze ab und nahm meine Jacke. Die Fragen meiner Kollegen ignorierte ich. Ich trat in den kalten Winter und lief durch den knirschenden Schnee zu meinem Wagen. Ich fuhr zum Haus und stellte meinen weißen Schatz in die Tiefgarage. Ein dreckiger BMW gab mir die Antwort, die ich wollte. Ich schritt die Treppen hinauf und fand ihn in der Eingangshalle. Er hatte sich einen Kaffee gemacht. Dieser... Erst flüchten und dann rotzfrech gemütlich einen Kaffee trinken wollen. „Du solltest nicht hier sein“, meinte er leise und nippte an seinem Getränk. Das reichte. Als er mich fast gelangweilt ansah schlug ich zu. Er fing meine Faust ab und blickte mich  kalt an. Das Funkeln in seinen Augen und das gehobene Kinn. Er las mich. Dieser.... Ich schlug mit er anderen Faust zu und auch diese wurde abgefangen. Die Tasse mit dem Kaffee zerschellte am Boden. Es war wie ein Startsignal. Wir sprangen etwas auseinander nur, damit ich wieder auf ihn losgehen konnte. Er wich mir jedoch nur aus. Das machte mich nur noch wütender. Einen Treffer landete ich dann doch an seinem Kiefer. Er fegte mir mit seinem Fuß die Beine weg. Ich landete hart auf dem Boden. Schuldig blickte auf mich herab und steckte seine Hände in seine Hosentaschen, als hätte er vor mir nichts zu befürchten. „Erstmal Abstand!“, grinste er und legte seinen Fuß an meine Taille. Mit Schwung schob er mich über die polierten Fliesen von sich weg. Ich drehte mich dabei etwas auf die Seite. Diese Erniedrigung würde ich sich nicht vergessen. Aus dem Augenwinkel erkannte ich einen Besen. Ich griff danach. Der Besenstiel würde mir mein Katana ersetzen. Ich sprang auf und riss den Besen über meinen Kopf. Schuldig riss eine Hand hoch. „Stopp!“, rief er und mit einem Mal konnte ich keinen Muskel mehr bewegen. Mit keiner Silbe hatte ich daran gedacht, dass er seine Fähigkeiten noch mal gegen mich einsetzen würde. „Was geht hier vor?“, rief Ken erschrocken und ich kochte innerlich noch einmal hoch. Die Jungs standen mit dem Mädchen in der Eingangstür und sahen uns beide erschrocken und alarmiert an. Schuldig schloss seine Hand augenblicklich und lies sie sinken. Im selben Zug gehorchte mir mein Körper wieder. Ich ließ den Besen sinken und schließlich warf ich ihn entwaffnend weg.  Ich sah Schuldig an. Sich zu prügeln half offensichtlich auch nichts. „Ihre Mutter heißt Haruka Tanaka. Sagt dir das was?“, fragte Yoji Schuldig und dieser blieb still. Er überlegte. -Schuldigs POV- Nun war ich wirklich genervt. Dieses Gör stand in meinem Haus. Neben meinem Team und hetzte meinen... hetzte Ran auf mich. „Ja“, war meine Antwort und ich spürte, wie die Weiß angespannter wurden. „Sie war ein One-night-stand bei einem Auftrag.“ Das Mädchen zuckte zusammen. Ich konnte ihre Bestürzung in ihren Gedanken lesen. Doch das war mir egal. Ich blickte zu Ran, der mich nur kalt musterte. „Wie viele One-night-stands hattest du denn?“, fragte er lauernd und sein Fuß rutschte näher an den Besenstiel heran. Lange sahen wir uns an, fochten harte Kämpfe mit unseren Blicken aus. „Mehr als es dir und weniger als es ihm lieb wäre.“, griff Yoji ein und erntete von uns beiden harte Blicke. „Am Ende ist es auch egal. Wir wissen alle, dass er heute auf der Couch schläft.“, löste er die aufgelaufene Anspannung. Unisono drehten Ran und ich uns zur Treppe. „Du drückst dich nicht!“, meinte er und versperrte mir mit seiner Person den Weg. „Du übernimmst die nötige Verantwortung und klärst das!“, bestimmte er, ehe er sich umdrehte und in die obere Etage verschwand. Ich war mehr als angefressen. Nach diesem Desaster musste ich mich auch noch mit dem Grund dafür unterhalten. Knurrend ging ich in die Küche um mir einen neuen Kaffee zu machen. -Rans POV- Ich trat in mein Zimmer ein und sah mich etwas um. Seit ich hier eingezogen war hatte ich, außer kurz vor einer Mission, keinen Fuß in dieses Zimmer getan. Es wirkte kalt und mehr als unpersönlich. Auf dem Bett lag nicht mal ein Lacken. Wozu auch? Ich setzte mich auf die Kante des Bettes und blickte in den Spiegel des Schrankes. Der Blick, der mir zurückgeworfen wurde wirkte verletzt. Warum verletzte es mich so? Ich wusste doch, dass Schuldig kein Kind von Traurigkeit war. Wenn ich das Alter des Mädchens richtig einschätzte, hätte Schuldig gerade 18, wenn nicht gar knapp darunter sein müssen, als es zu diesem Intermezzo gekommen war. „Im Rahmen eines Auftrages.“, echote ich mir zu und senkte den Kopf. Diesen jämmerlichen Blick konnte ich nicht ertragen. Ich konnte den verletzten Stolz nicht ertragen. Stunden vergingen und meine Gedanken drehten sich im Kreis. Es klopfte an der Tür und ich sah wütend auf, als der ungebetene Gast eintrat. „Du“, murrte ich und Schuldig lehnte sich an die Tür um sie ganz zu schließen. //Komm runter!//, warf er mir zu und ich stand auf. Meine Wut kochte erneut hoch. Wie konnte er nur so gleichgültig sein? //Es ist ewig her. Ich kann es nicht ändern.//, meinte er tonlos und zuckte mit den Schultern. „Wie kam es dazu?“, wollte ich wissen und verschränkte meine Arme. „Ich sollte Informationen beschaffen. Ich war jung und habe das Nützliche mit dem Angenehmen verbunden. Ich hatte Vorsichtsmaßnahmen ergriffen.“, gab er von sich. „Hat ja hervorragend funktioniert.“, zischte ich. //Hey. Neben einem Killer und einem Typen der Blümchen vertickt bin ich auch immer noch ein Mann. Und nicht jeder bürdet sich die Abstinenz bis ins hohe Alter auf!//, grollte es in meinem Kopf und ich schnappte. „Hohes Alter?“, fauchte ich und bekam ein amüsiertes Lächeln. „Natürlich mein Herz. Ab Dreißig geht es steil bergab!“, stichelte er mich. „Dir ist bewusst, dass du älter bist?“, konterte ich und er lachte. Er blitzte mich aus seinen reinen blauen Augen an. Dieser verdammte Schwarz wusste einfach zu gut, wie er mich um den Finger wickeln musste. „Dass machte ich alles mit meiner unglaublichen Ausdauer wieder wett.“, gab er von sich und kam auf mich zu. Etwas in mir wollte sich wehren, doch der größere Teil blieb einfach stehen und genoss still die Hand in meinem Nacken. Der Tag war so angespannt und aggressiv gewesen. Ich sehnte mich nach seiner Zärtlichkeit. -Schuldigs POV- Ich näherte mich Ran langsam. Er sollte Zeit haben loszulassen. Sanft berührte meine Nase Seine. Ich musste mir eingestehen, dass dieser Machtkampf mich angeheizt hatte, doch ich wollte mein Leben nicht für wilde Leidenschaft riskieren. „Aya!“, kam es mit einem Klopfen von Omi und Ran fuhr zurück. Er würde wohl nie Zärtlichkeiten in der Nähe seines Teams zulassen. Schon seine Emotionalität im Eingangsbereich hatte ihn geärgert. Er löste sich von mir und ging an mir vorbei. Omis Blick und Rans Name ließen auf eine Mission schließen. Ich folgte beiden und sah mich unten nach dem Mädchen um. Yoji hatte gesagt, dass er sie in ihr Hotel bringen würde. Doch sicher war sicher. Aus irgendeinem Grund hatte ich ein komisches Gefühl bei ihr. Sie sollte nicht hier sein. Ken blickte mich durchdringend an. „Zwei reichen!“, hielt er mich auf. In seinen Gedanken fand ich den Grund für seine unterdrückte Wut. Ich musste dem kleinen Weiß einen gehörigen Schrecken mit meinem „Beziehungsverhalten“ eingejagt haben. Aber niemand hatte gesagt, dass es zwischen mir und dem rassigen Kater einfach werden würde. Nur zehn Minuten später kamen die beiden wieder aus dem Keller und stiegen ohne ein weiteres Wort die Treppe zum Obergeschoss hinauf. //Ran?//, fragte ich vorsichtig und setzte mich in die Küche. Ken war Omi nachgestiegen. /Später. Ich melde mich/, meinte er knapp und ich hörte ihn die Treppe mit Omi herunter kommen. Im Türrahmen der Küche blieb er stehen und sah mich an. Ein Lächeln zog sich über meine Lippen. Ich mochte seine winterliche Missionskleidung sehr. Auf dem weißen Mantel flossen seine roten Harre wie frisches Blut über Schnee. Sein blauer Pullover passte so gut zu seinen Augen und dessen schräger Reißverschluss ließ in mir so manche Fantasie empor kriechen. Wir tauschten nur einen kurzen Blick aus und er verschwand aus meinem Sichtfeld. -Rans POV- Ich klemmte mir das Headset ins Ohr. Es war seltsam wieder eins zu tragen, machte es mir doch nur bewusst, dass Schuldig nicht da war. Die Mission schien einfach. Zumindest dieser Teil. Beobachten. Morgen würde das anders aussehen. Ich hockte auf dem Dach eines Industriehauses. Vor mir erstreckte sich eine Lagerhalle, die zu einer Diskothek umgebaut wurde. Laute Musik drängte mir jedes Mal entgegen, wenn die Tür geöffnet wurde. Ich wartete auf das Ziel. Ein großer, hagerer Mann mit kantigem Gesicht und verschlagenen Augen. Sein Bild war sehr einprägsam gewesen. Ein schmieriger Typ, an dem man den Knastaufenthalt beinahe riechen konnte. /Schuldig?/, fragte ich prüfend. Ich war viel zu unruhig. Ich musste das mit Schuldig jetzt klären und auf diese Entfernung würden wir uns wohl kaum die Köpfe einschlagen. Zumindest ich konnte es nicht. //Ich bin hier//, kam es zurück. Gut. Ich wurde etwas ruhiger. Vielleicht, weil ich hoffte, dass er ein Auge auf mich hatte? Wann hatte ich angefangen mich darauf zu verlassen? /Wusstest du wirklich nichts von ihr?/, fragte ich noch einmal nach. Das erwartete genervte Schnauben blieb jedoch aus. //Wirklich nicht.// /Sie war also eine Gelegenheit./, stellte ich fragend fest. Mit einem solchen Verhalten konnte ich leben. Ich sah es immer mal bei Yoji. Wenn er Informationen beschaffen oder sich getarnt einschleichen musste, nahm er die Damenwelt dafür gerne in Anspruch. Lange blieb es still in meinem Kopf. //Sie war nichts Ernstest.//, begann er. Es machte auf mich den Eindruck, als wollte er noch etwas Wichtiges los werden. Ich ließ ihm Zeit und sah weiter auf den Eingang der Disco. Omi würde sich melden, wenn sich am Hintereingang was tat. //Du bist der Erste und der Einzige mit dem ich es jemals ernst gemeint habe. Und ich tue es noch.// Ich stockte. Nach unserem ersten intimen Abend hatten wir dieses Thema nicht wieder aufgegriffen. Wir wollten uns beide nicht verwundbarer machen, als nötig. //Ran.//, holte er mich zurück. Mein Herz raste. //Ich liebe dich, Kitty, Das weißt du, oder?// Mir blieb die Luft weg. Ich wusste es? Nein. Ich hatte etwas geahnt, gehofft vielleicht. Aber ich hatte es nicht gewusst. /Jetzt weiß ich es./, gab ich zurück. Ich gestattete mir ein kurzes Lächeln und den romantischen Gedanken, dass es wirklich jemanden gab, der mich lieben konnte. Ein Mann in schwarzer Kleidung erregte meine Aufmerksamkeit. Ich schob alle Romantik von mir. Es war das Ziel. Er trat in die Diskothek und nur eine halbe Stunde später hörte ich Omi in meinem Ohr. „Abyssinian. Das Ziel ist hinten aufgetaucht. Er hat jemanden bei sich. Er scheint betäubt. Soll ich eingreifen?“ Omis Stimme bebte etwas. Persers Befehl heute nur zu beobachten, auch wenn dies ein Opfer mehr bedeutete machte ihm zu schaffen. „Negativ, Bombay. Wir schnappen uns das Schwein morgen.“, versprach ich und zog mich zurück. Ich traf mich mit Omi und wir fuhren zurück. Ich stieg die Treppen aus der Tiefgarage hinauf und stockte. Die Stimme kam mir bekannt vor. Ich blickte auf und schob mein Katana weiter unter den Mantel. Yoji blickte mich verzeihend an. „Sie wollte nicht aussteigen. Nicht ehe sie weitere Antworten hatte.“, erklärte er und ich knurrte. War ich also nicht der Einzige, der heute Klarheit brauchte. „Ich bin gleich da.“, gab ich von mir und ging hoch um mich umzuziehen. Schuldig stapfte mir entgegen und ich entschied nur meinen Mantel und mein Katana zu verstauen. Ich musste ihn im Auge behalten. Kapitel 25: 23 -------------- -Schuldigs POV- Ich saß in der Küche an der kurzen Seite des Tisches und lehnte mit einer Elle auf der Lehne meines Stuhles. Am andere Ende saß der kleine Störenfried und wir taxierten uns. Ihr Blick was verbissen. Meinen hielt ich ausdruckslos. Ran kam in die Küche und besah unser eisiges Schweigen. /Telepathische Kriegsführung?/, fragte er und ich setzte mich bewusst langsam auf. Ran hatte mich auf einen gefährlichen Gedanken gebracht. Was, wenn sie wirklich mein Kind war? Was wenn sie auch nur einen Bruchteil meiner Gebe geerbt hatte. Ich stützte beide Ellen auf den Tisch und besah sie mir genauer. Sie machte es mir nach. Ran lehnte sich mit der Hüfte an die Arbeitsplatte und beobachtete uns, wie wir uns beobachteten. „Wie alt bist du?“, fragte ich. „12“, kam die kurze Antwort. „Schule?“, wollte ich wissen. „Natürlich“ „Kannst du gut, mit deinen Mitschülern?“ Sie stutzte und nickte dann verwirrt. Ein gutes Zeichen. Doch das seltsame Gefühl flaute nicht ab. „Fällst du in der Schule auf?“, wollte ich wissen und hob mein Kinn. Ich wusste nicht, ob ich den Versuch wagen sollte ihre tiefer liegenden Gedanken zu lesen. Sollte sie eine von uns sein, könnte sie es bemerken und die ganze Sache kompliziert werden lassen. Rans Blick wurde prüfender. Wieder blickten wir uns an. Ich musterte sie genau. Sie hatte keine Ähnlichkeit mit mir. Dunkle Haare, dunkle Augen. Ich lehnte mich entspannter zurück und lächelte überlegen. Meine Elle legte ich wieder an ihren Platz auf der Lehne. Auch diese Bewegung spiegelte sie und nun begann auch sie zu lächeln. Wissend. Ihre Augen begannen dunklen zu leuchten und ihre Lächeln war so spielerisch, wie meins. War ich mir zu sicher gewesen? Dieses Lächeln war eindeutig meins. „Moment!“, gab ich von mir, erhob mich. Ich deutete ihm mit einem kurzen Blick mir zu folgen. Wir gingen durch die Eingangshalle in Brads Büro. „Was soll das?“, fragte er lauernd. Ich schloss die Tür. Zumindest dem Schall gebot dieser Raum Einhalt. „Ich will, dass du jetzt nur als mein Leader nachdenkst. Lass Ran mal außen vor.“, bat ich und erhielt einen kalten Blick. „Nur angenommen... Sie wäre wirklich meine Tochter.“, begann ich und Ran schnaubte. „Was denkst du wohl, was passiert, wenn sie meine Fähigkeit geerbt haben sollte?“ Seine Augen verengten sich. Er verstand das Problem und seine Gedanken wurden kontrollierter. Sein Schweigen gab mir alle Antwort, die ich brauchte. Es könnte gefährlich werden. „Ist sie ein Telepath?“, fragte er und ich zuckte mit den Schultern. „Ich kann sie ja schlecht einfach fragen. Wenn ich in ihren Kopf dringe und sie einer ist, könnte es schwierig werden. Ich hätte ungern die Leiche eines kleinen Mädchens in der Küche rumliegen. Vielleicht weiß sie auch noch nichts von ihrer Gabe. Dann müssen wir sie nicht noch darauf aufmerksam machen. Vielleicht bricht es dann niemals an die Oberfläche.“, erklärte ich und sah die Tür an in deren Verlängerung die Küche war. „Wie war es bei dir?“, riss mich Ran aus meinen Überlegungen. Ich sah ihn ruhig an. „Willst du wieder in der Vergangenheit schwelgen?“, fragte ich ihn mürrisch. „Ich kann mit ihr reden. Vielleicht finde ich ja Vergleichbares zu deiner Vergangenheit.“ Ich lachte auf. „Das wird schwer. Wenn sie nicht eine ausgezeichnete Schauspielerin ist, nehme ich an, dass sie nicht annähernd meine Fähigkeiten hat.“, murmelte ich für mich. Ran sah mich ernst an. Ich seufzte ergeben. „Ich bin mit fünf irgendwann nachts wach geworden und hörte hunderte Stimmen, obwohl ich allein war. So etwas vergisst man nicht. Ich bin weggelaufen, doch die Stimmen kamen mit mir. Ich wusste irgendwann nicht mehr, was meine Gedanken waren und was die Anderen. Wenn man alles ungefiltert aufnimmt ist es schwer kindlich naiv zu bleiben. Ich fiel immer irgendwie auf. Schon bald wusste ich um die Dreifaltigkeit dieser Welt. Sex, Macht und Geld. Ich war jung und mächtig. Da probiert man sich eben aus, bis man die Grenze des Möglichen erreicht hat. Man könnte jetzt sagen ich hätte damit die falschen Leute auf mich aufmerksam gemacht...“ Ich senkte meinen Kopf und schloss meine Augen. „Am Ende ist es auch egal. Ich war, wo ich war und wurde immer besser. Und jetzt? Jetzt kann ich potenzielle Gefahren für mich schneller erkennen und erledigen, als es ihnen bewusst wird, dass sie gefährlich sein könnten. Und bei diesem Mädchen habe ich ein komisches Gefühl.“ Den letzten Satz knirschte ich zwischen den Zähnen hervor. Es war nicht der Teil in mir, der sie erledigen wollte, der mir kalte Schauer über den Rücken trieb. Sondern der Teil, der mich genau davon abhielt. „Du bist ja sehr von dir überzeugt.“, kam es von Ran und ich blickte ihn spielerisch an. Meine Mimik verzog sich zu einem Grinsen. „Ich habe dich Eisprinzessin dazu gebracht mir zu verfallen und habe dafür nicht mal einen Bruchteil meiner Fähigkeiten gebraucht. Glaub mir, mein Herz. Ich bin der Beste!“,meinte ich überlegen. Erneut schnaubte Ran, doch ich spürte, dass ihn das nicht kalt ließ. Wir standen wohl beide auf ein wenig Dominanz. Er ging an mir vorbei und trat in die Küche ein. Ich hingegen lehnte mich neben die Tür an die Wand der Eingangshalle. Ich belauschte die Beiden, bereit einzugreifen, wenn es nötig wurde. Würde sie versuchen in seinen Kopf zu dringen würde ich sie erledigen. Ran fragte sie ob sie etwas trinken wolle. Nach wenigen Minuten der Stille und dem Rauschen des Wasserkochers erklang ihre Stimme. -Rans POV- „Er mag mich nicht, oder?“, fragte sie und blickte in ihren Tee. Ich bemühte mich mitfühlend zu klingen. „Ich glaube es ist schwer sich zu freuen, wenn eine Fremde auftaucht und ihn als ihren Vater betitelt.“, überlegte ich und sie lächelte matt. Selbst dieses matte Lächeln glich dem Schuldigs. „Meine Mutter hielt es auch für keine gute Idee. Als ich sie nach meinem Vater gefragt habe meinte sie gleich, dass ich lieber nicht nach ihm suchen sollte. Er wäre wohl kein einfacher Charakter. Da hatte sie wohl Recht.“, meinte sie und schnaubte amüsiert. „Sie hat mir erzählt, dass es eine... naja … Eine einmalige Sache auf Arbeit war. Doch es jetzt noch mal von ihm zu hören schmerzt schon etwas.“ „Warum suchst du ihn gerade jetzt?“, wollte ich wissen. Sie rutschte unsicher auf ihrem Stuhl herum und ich wurde vorsichtiger. -Schuldigs POV- Ich lauschte aufmerksam und stockte. Bestimmt langsam trat ich in die Küche und sah sie mahnend und überlegen an. Sie sollte mich als Bedrohung wahr nehmen. „Lass das!“, bestimmte ich und sie zuckte zusammen. Sie blickte erschrocken zu mir auf und begann zu zittern. „Ich weiß nicht wie.“, brachte sie schließlich heraus. Meine Augen verengten sich und mein Kinn hob sich. Nun konnte sie es ruhig wissen. Ich drang tief in ihren Kopf ein und suchte mir alles zusammen, was ich brauchte. „Das ist kalt!“, meinte sie und fasste sich an den Kopf. Ich zog mich zurück und steckte die Hände in die Tasche. „Seit zwei Monaten geht es bei dir schon.“, erklärte ich und Ran stand auf. Er war angespannt. Mir ging es nicht anders. Ich sah ihn ernst an. //Ich werde eine Runde mit ihr gehen. Kritiker darf das nicht spitz kriegen.// Sein Nicken war alles was ich brauchte. //Komm mit!//, bestimmte ich in ihrem Kopf und sie zuckte zusammen. Das alles war ihr noch fremd. Ich musste mir eingestehen, dass ich wirklich Verantwortung übernehmen musste. Mit ihr ging ich in den Keller und zu meinen Autos. Mit dem R8 fuhren wir zu dem kleinen Hügel am ende der Straße. Hier konnte ich auch schon mit Ran ungestört sein. Ich hielt den Wangen an und lehnte mich entspannt zurück. „Weiß deine Mutter davon?“, fragte ich und erntete ein nervöses Kopfschütteln. „Gut. Dann behalt es auch für dich. Je mehr davon erfahren, desto gefährlicher wird es für dich.“, erklärte ich ohne Umschweife. Für Nettigkeiten war später noch Gelegenheit. „Was ich dir jetzt erzähle kommt dir sicher seltsam vor.“, versuchte ich mich dennoch an etwas Sanftheit in der Stimme. „Wir sind Telepaten. Also zumindest bin ich einer. Wie viel du von dieser Gabe geerbt hast wird sich noch zeigen. Zwei Sachen sagte ich dir gleich zu Anfang. Solange du nicht stark genug bist um dich und die in deiner Nähe zu verteidigen darfst du dich auf keinen Fall erwischen lassen. Wenn du dich erwischen lässt sei dir bewusst, dass jeder, der es weiß eine potenzielle Gefahr darstellt, die du bereit sein musst zu eliminieren.“ Sie zuckte zurück. Diese Lektion hatte ich viel früher lernen müssen, dennoch konnte ich ihre Reaktion verstehen. „Aus diesem Grund wollte ich nie Kinder. Das du es jetzt mit dir trägst tut mir leid.“, meinte ich leiser. Ich verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lehnte mich in meinem Sitz zurück. „Weiß es dieser Ran?“, fragte sie und ich sah sie mit einem Grinsen an. „Nicht annähernd genug um gefährlich zu sein.“, gab ich nur zurück. Einige Zeit herrschte Ruhe. Ich spürte, wie sie krampfhaft überlegte. „Bringst du mir bei, es richtig zu machen?“, fragte sie schließlich kleinlaut. Ich öffnete meine Augen und sah an den Himmel meines Wagens. Sollte ich sie wirklich trainieren?  Sollte ich ihr nicht lieber den Gefallen tun und ihre Fähigkeit verkümmern lassen? Es war nicht für jeden ein Segen. „Ich bringe dir keine niedlichen Tricks bei. Ich helfe dir nur, nicht aufzufallen!“, bestimmte ich. Ein Nicken war ihre Antwort und ich nahm ihre Erleichterung wahr. Offensichtlich war sie ein guter Mensch und wollte nicht mehr als ein normales Leben. Gut so. Ich würde ihr die Vorteile der Fähigkeit nicht noch vorkauen. „Morgen. Heute nicht mehr.“, bestimmte ich und setzte mich aufrechter hin. Beim Starten des Wagens überlegte ich ob ich sie wirklich ins Hotel bringen sollte. „Du wirst bei uns bleiben, bis ich sicher bin, dass du allein durchkommst. Es gibt nur zwei Regeln. Du tust, was ich dir sage, ohne ein Widerwort. Und du stellst keine Fragen. Zu Nichts und Niemanden in diesem Haus.“ Sie wurde kleiner in ihrem Sitz. Ich nahm dies als Zustimmung. Zuhause angekommen stieg ich aus meinem Wagen und stoppte im Gehen. Ich lief zurück und öffnete die Beifahrertür. Einen Arm lehnte ich auf die Tür. Die andere Hand steckte in der Tasche. So beugte ich mich etwas zu ihr herunter. „Willst du hier unten schlafen?“, fragte ich und lächelte. Ich musste zugeben, dass ich es schon niedlich fand, wie sie in ihrer Verwirrung bockte. „Oben gibt es richtige Betten!“, lockte ich und sie sah mich mit einer Mischung aus Angst und Erschöpfung an. „Du bringst mich nicht um, oder?“, fragte sie schließlich und ich begann zu grinsen. Sie war clever. „Nicht, wenn du keine Probleme machst.“, gab ich ehrlich zurück. Sie stieg aus und kam mit mir. Wir gingen in das Obergeschoss. Ran schloss die Tür zu seinem Zimmer und sah zu mir auf. Er hatte sich umgezogen und geduscht. „Sie bleibt.“, gab ich nur von mir und sah sie über meine Schulter an. Ran folgte meinem Blick. /Wir haben morgen eine Mission!/, dachte er eindringlich und ich wand mich ihm zu. //Sie wird nicht fragen und keinen Unsinn anstellen.//, versicherte ich. Ich trat näher an ihn heran und sog seinen Duft in meine Lungen. „Ich habe ihr eingeschärft, was passiert, wenn sie abweicht.“, flüsterte ich und besah mir den roten Kater. //Ich werde mit ihr trainieren, dass die fremde Gedanken nicht aufschnappt.// Ran funkelte mich überheblich an. „Hat ja schon bei dir nicht funktioniert“, spottete er und ich grinste dunkel. „Ich bin ja auch ein schlechter Schüler!“, konterte ich und widerstand dem Drang in seine Haare zu fahren nicht. Es war nur eine kurze Berührung. Ran ging an mir vorbei in mein Zimmer. Gut. Wusste ich ihn zumindest in Sicherheit. Ich brachte die Kleine in ihr Zimmer. „Zu dem Zimmer gehört ein Bad“ Ich deutete auf eine Tür und sie nickte. „Kannst du mir etwas von dir erzählen?“, fragte sie, als ich gehen wollte. „Stocher nicht in der Vergangenheit. Nicht in der Eigenen und nicht in der von Anderen. Dir könnte nicht gefallen, was du dort findest“, meinte ich nur und ließ sie zurück. Ich würde sie nicht einsperren, doch wirklich wohl war mir nicht, sie unbeobachtet zu lassen. Nun war mir Ran aber wichtiger. Der Morgen kam mit grellen Sonnenstrahlen, die mich aus dem Schlaf holten. Ich stieg aus dem Bett und zog mich an. Ran war sicher mit den Anderen im Laden. Gähnend trottete ich in die Küche.   „Du bist schon wach, Kleine?“, fragte ich mürrisch. Ich hatte auf einen entspannten Morgen gehofft, doch nun fiel mir meine Tagesaufgabe wieder ein. „Akina. Akina Tanaka“, meinte sie und ich griff nach einer Tasse und der Kaffeekanne. „Ja,ja. Glückwunsch“, murrte ich und stellte die Kanne wieder weg. Ihr entsetztes Gesicht ließ mich schnaufen. „Tut mir ja leid, Kleine..“ „Akina!“ „Ja, klar. Also. Ich bin nicht auf ein Kind vorbereitet. Also...“ Ich zuckte mit den Schultern. Ich musste erst einen Kaffee trinken. Sonst konnte es noch passieren, dass ich ein wenig verletzend wurde. „Nenn mich beim Namen oder ich nenne dich Vati!“ Ich blickte sie düster an. „Tu es und du kannst dir nen schönen Platz auf der Wiese suchen, wo ich dich verscharre.“, murmelte ich und trank meinen Kaffee weiter. „Bitte, Schuldig. Nur einmal.“, bat sie leiser und ich blickte über den Rand meiner Tasse. Genervt blubberte ich meinen Kaffee und setzte die Tasse ab. „Akina...Zufrieden?“ Sie nickte schnell und ich verließ die Küche. Zum Glück hatte ich keine Kinder...Naja keine anderen zumindest. „Was ist nun Kichererbse? Kommst du?“, rief ich, als ich in den Keller ging. Ich hörte sie hinter mir und trat mit ihr in einen leeren Raum ein. Mein Trainingsraum. Ich drückte die Tür zu und hörte wie sie schloss. Keine Gedanken kamen hier herein oder heraus. Ich setzte mich in den Raum auf den Boden und kramte in meiner Hosentasche herum. Die Kleine beobachtete mich, wie ich mir einen Zopf band. „Komm schon. Hinsetzen. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.“, meinte ich und sie schob mir mit den Fuß die Tasse zu. „Vielleicht wäre es besser, wenn du vor dem ersten Kaffee gar nichts sagst. Das macht dich charmanter.“ Ich grinste dunkel. Etwas Charakter schien sie doch von mir abbekommen zu haben. „Hinsetzen!“, befahl ich und trank meinen Kaffee aus. „Wollen wir mal sehen, was du kannst.“ -Rans POV- Ich wickelte gerade einen großen Strauß Rosen ein. Der Mann hatte mir gesagt, dass er sich bei seiner Frau entschuldigen müsse. Unnötige Informationen. Doch als er ging und Ruhe in den Mittag einkehrte wanderten meine Gedanken zu Schuldig und seinem Geständnis. Immer wieder schaffte er es mich in diese Ecke zu drängen in der ich reagieren musste. Die Ladentür riss mich aus meinem Gedankengewirr und ich blickte auf. „Aya!“, entkam es mir und meine Schwester lächelte mich weich an. Ich erwiderte das Lächeln. Sie sah aus, wie ein Schneemann. Dicke Mütze, dicker Schal, Handschuhe und langer Mantel. „Ich wollte dich fragen, ob wir zusammen Mittagessen.“, erklärte sie und ich blickte zu den Anderen. Ken und Omi nickten schnell und Yoji fegte mich mit einer Handbewegung aus dem Laden. Ein dankbarer Blick huschte mir über das Gesicht und ich nahm meine Jacke und ging mit Aya in den Winter. „Du siehst mitgenommen aus.“, stellte sie fest. Ich steckte meine Hände in meine Jackentaschen. Ich kaute auf meiner Wange. Sollte ich ihr eine solche Frage stellen? Sollte sich sie nach Schuldig fragen? Andererseits war sie meine Schwester. Wir ließen und in einem kleinen, ruhigen Lokal nieder und bestellten Tee. „Nun sag schon!“, drängte sie besorgter. „Das ist vielleicht eine komische Frage. Glaubst du, dass ich Schuldig liebe?“ Sie stockte. Unser Tee wurde uns hingestellt und der Kellner verschwand. „Was ist das denn für eine Frage, Ran?“, fragte sie und die Sorge in ihrer Stimme wurde deutlicher. „Ich habe euch zwei nur einen Abend zusammen erlebt und habe gemerkt, wie viel Gefühl zwischen euch ist.“ Ich schüttelte den Kopf. „Das meine ich nicht.“, schnaubte ich. „Was dann?“ Nun hatte ich angefangen, nun musste ich es auch zu Ende bringen. „Wir haben uns gesagt, dass wir es ernst miteinander meinen. Mehr war nie Thema. Und nun hat er mich gefragt, ob ich wüsste, dass er mich liebt.“, umriss ich es kurz. In meinen eigenen Ohren schallte es seltsam wider. Sie griff nach meiner Hand und hielt sie fest. Fragend blickte ich sie an und erntete ihr warmes Lächeln. „Als du im Krankenhaus diese SMS bekommen hast wusste ich es. Nie habe ich einen solchen Blick und ein solches Lächeln von dir bekommen. Wer auch immer dir da geschrieben hatte war deinem Herzen noch näher als ich es sein könnte. Und wenn das keine Liebe ist....“ Sie ließ den Satz unvollendet, dennoch verstand ich. „Hab ich dich gefunden, Kitty!“, schnurrte eine Stimme neben meinem Ohr. Fast gleichzeitig legte sich ein Arm um meine Schultern und eine orangene Mähne floss über meine Schulter und an meiner Wange vorbei. „Als ob du mich suchen müsstest“, flüsterte ich und konnte das Grinsen fast spüren. „Wir haben gerade von dir gesprochen!“, freute sich Aya und räumte Schuldig den Platz mir gegenüber frei. Seine Wärme entzog sich mir und ich blickte in erfreutes Blau, als ich aufsah. Sein Lächeln war breit und überlegen. Nur kurz hob sich eine meiner Augenbrauen. Er trug seine Missionskleidung. Lange hatte ich ihn nicht mehr in voller Montur und im Licht gesehen. Gelbes Bandana, Sonnenbrille, weißer Anzug und grüner Mantel. Eine furchtbare Farbkombination. Doch ihm stand es. „Ich soll dich abholen. Wir haben einen Auftrag.“, meinte er und lächelte Aya freundlich an, als sie nachfragte. „Wir werden heute Nacht zu Helden der Menschheit, die einen Organhändler hochgehen lassen und unzählige unschuldige Menschen retten.“ Ich schnappte nach Luft. Ayas Lachen deutete mir, dass sie den Ernst der Worte nicht verstanden hatte. Unter dem Tisch wollte ich Schuldig ans Schienbein treten, doch ich beließ es bei einem meiner Todesblicke. Mit Schuldig verabschiedete ich mich von Aya und versprach sie bald in ihrer neuen Wohnung zu besuchen. Ich stieg vor der Villa aus dem Auto des Deutschen und blickte ihn noch einmal finster an. Er griff sich erschrocken ans Herz und schnaubte dann gelangweilt. „Auch dieses Mal nicht. Aber versuchs ruhig weiter!“, spottete er. Wir gingen in den Keller und bekamen den Auftrag das gestrige Zeil nun zu erledigen. „Ich gehe.“, bestimmte ich, als der Bildschirm aus und das Licht angeschaltet wurde. Omi sah mich entsetzt an. Yoji zündete sich eine Zigarette an. „Ich würde ja den Schwarz in die Höhle des Löwen schicken, wenn der Kerl auf außergewöhnliche Typen steht!“, murmelte er und ich schüttelte den Kopf. „Wenn dieser Typ wirklich erst zugreift, wenn seine Opfer mit Ko-Tropfen unschädlich gemacht sind, dann nützen uns Schuldigs Fähigkeiten kaum etwas.“, meinte ich. Kurz herrschte eine Stille in der jeder nach einer anderen Lösung suchte. „Gut. Dann ist das geklärt. Omi wartet am Hintereingang und hält ihn auf, sollten die Anderen nicht schnell genug zugreifen. Ken wird mich irgendwann in der Disco lange genug ablenken, damit der Typ sich sicher ist. Yoji bewacht den Vordereingang und meldet, wenn es Schwierigkeiten geben sollte.“, erklärte ich. /Und du passt gefälligst auf mich auf!/, gab ich kalt zu Schuldig. „Ich lass dich nicht aus dem Auge!“, versprach er und ich nickte. Mein Weg führte mich in die obere Etage. Ich musste mich umziehen. -Schuldigs POV- Ich zog mich dieses Mal nicht in mein Zimmer zurück. Ich ging zu Akina. Leise trat ich in ihr Zimmer ein und sie musterte mich. Ich würde nun tun, was ich immer vermieden habe. Ich wurde konkret. „Es geht jetzt los. Du wirst dieses Haus nicht verlassen. Du wirst in keins der anderen Zimmer gehen und wenn irgendwer nach Hause kommt wirst du nicht zu hören und nicht zu sehen sein. Verstanden?“, meine Stimme war bedrohlich ruhig. Sie nickte. „Das was ihr jetzt macht ist gefährlich?“, fragte sie und ich nickte knapp. Sie kam langsam auf mich zu und hielt nur eine Sekunde inne, ehe sie ihre Arme um meine Taille warf und sich an mich drückte. Wie unter einer Eisdusche keuchte ich auf und schob sie von mir. Wir blickten uns erschrocken an. Ich nahm meine Hände von ihren Schultern und versteckte mich hinter meiner gleichgültigen, immer lächelnden Fassade. „Deine Hüfte ist schwer verletzt gewesen.“, murmelte sie und ich blickte sie mit gesenktem Kopf zwischen meinen Wimpern an. Ihre Empathie verstärkte sich also durch Berührungen. Nützliche Information. „Halt dich an meine Regeln!“, gab ich nur zurück und verließ das Zimmer. Draußen gab ich mich dem eisigen Schauer hin. Ich trat die Treppe hinunter und stockte. Ran zog sich eine schwarze Jacke über. Ich blieb stehen und besah mir seinen Aufzug. Eine enge, schwarze Hose schmiegte sich um seine Beine. Das dunkelrote Seidenhemd kleidete ihn hervorragen, kam mir jedoch seltsam bekannt vor. Beim Anziehen stahl sich helle Haut unter dem weiten Kragen des Hemdes hervor. Ich ging zu ihm, als alle anderen sich die Schuhe anzogen. Schnell griff ich seinen Nacken, zu ihn an mich und leckte ihm frech über die Lippen. //Ich habe dich angeleckt. Du bist meins!// Er löste sich von mir, lächelte jedoch vielversprechend. Er fuhr mit seinem Porsche und wir mit Yojis Seven. Der Fahrer und ich suchten uns einen Platz in einem alten Bürohaus. So konnten wir durch die verglaste Seite der Disco und auf den Haupteingang sehen. Ich stellte einen Fuß auf den unfertigen Fensterrahmen, steckte meine Hände in die Taschen und beugte mich etwas vor um zu sehen, wie Ran aus seinem Wagen stieg und vom Türsteher in die Disco gelassen wurde. Die Aufmerksamkeit war ihm also sicher. Er setzte sich an die Bar und bestellte sich ein Drink. Ich verengte meine Augen und verstärkte die Verbindung zu ran. Ich wollte mithören, was der Typ sage, der auf ihn zukam. „Das erste Mal hier?“, fragte er und Ran lächelte angetan. „Ja. Ich habe einen Aushang der Disco gesehen und dachte, ich versuche es mal.“, antwortete Ran gespielt begeistert. „Willst du tanzen?“ „Ich kann nicht tanzen“, rief Ran gegen den Lärm an. Ich stahl mich tief in die Gedanken des Typen. //Lass dir eine gute Ausrede einfallen. Er wird misstrauisch.// Ran lächelte verlegen. „Ich habe nur einen Kurs im Standardtanz. So habe ich noch nie getanzt!“, erklärte er und deutete auf die Tanzfläche. //Gut so// Der Typ begann zu grinsen. Er wollte seinen Spaß mit dem roten Kater. „Ich zeig es dir!“, bot er an und ging mit Ran auf die Tanzfläche. Seine Gedanken waren mehr als eindeutig. Er stellte sich hinter Ran und griff nach seinen Hüften. So wollte er ihm bei den ersten Bewegungen die Scheu nehmen und sich ein schönes Bild liefern. Ran folgte den Bewegungen und wurde schnell eigenständig. Seine Haare flogen, sein Körper wand sich im Takt der Musik. Kurz musste ich mir über die Lippen lecken, als ich seine Gedanken aufschnappte und begann breit zu grinsen. „Hey!“, meinte Yoji und stieß mir mit der Elle in die Seite. „Du sollst auf ihn aufpassen und nicht deinen komischen Fantasien hinterher hängen.“ Ich bedachte ihn mit einem kurzen Seitenblick. „Ganz ruhig, Balinese. Er macht alles richtig. Alles ist gut. Der Typ geht vollkommen auf ihn ab und der große Anführer stellte vor dort unten mit mir zu sein.“, gab ich grinsend von mir. Yoji zog an seiner Zigarette, hielt jedoch eine Hand vor den Glimmstängel um nicht mit der Glut aufzufallen. „Dumm hat eben Schwein!“, zischte er mir zu. „Also doch neidisch.“, kicherte ich und erhaschte einen finsteren Blick. „Wegen eines Traums im Suff....“, murrte er und ich hob mahnend den Zeigefinger. „Nicht doch. Nicht wegen des Traums. Weil du immer wieder daran zurückdenkst!“ Das Ende des Liedes kam und das Ziel drehte Ran zu sich. Seine Gier nach dem Rassekater konnte ich fast auf meiner Zunge schmecken. Er zerrte Ran an sich und dieser wurde nervös. „Nicht gut“, murrte ich und drängte mich in einen Gast. Das Ziel rieb sich an ihm und Ran wurde unsicherer. Er stand an der Wand in Rans Sichtfeld. //Sieh gerade aus!//, befahl ich Ran und er folgte. Durch den Gast grinste ich mein so typisches Lächeln und tippte ihm an den Kopf. //Ich hab dich im Auge!// Ran wurde ruhiger, konzentrierter. Ich zog mich aus dem Gast zurück und beobachtete die beiden. Sie gingen an die Bar und bestellten noch was zu trinken. // Siberian. Dein Auftritt//, schickte ich Ken los. Er rempelte Ran an und lies sich die gefälschte Brille von der Nase rutschen. Ran drehte sich zu ihm und half ihm mit der Brille. Nebenbei entschuldigte er sich mehrfach. Diese Gelegenheit nutzte unser Zeil um sein Mittel in Rans Getränk zu schütten. //Erledigt//, gab ich das Zeichen und Ken verschwand. Ran setzte sich zu dem Mann und nahm sein Getränk. Alles in mir zog sich zusammen. //Jetzt wird es ernst. Keine Fehler!//, meinte ich an alle. Ich wurde angespannter, je verworrener Rans Gedanken wurden. Ihm wurde übel und der Mann half ihm aus dem Hintereingang der Disco an die Frische Luft. Yoji und ich hatten unsere Position verlassen und waren mit Ken zu Omi am Hintereingang geeilt. „Ruh dich ruhig etwas aus, mein Hübscher.“, meinte der Typ, als er Ran auf der Beifahrerseite seines Wagens niederließ. Ich schnappte Rans panischen Gedanken nach mir auf. //Wir haben ihn. Ich bin da.//, konnte ich beruhigen, ehe er in eine tiefe Ohnmacht absank. Mein Blick haftete sich an das gezückte Messer. Ich blickte dunkler auf ihn, je näher er Rans Körper damit kam. „Lasst mich gehen. Sonst ist es das Ende eures Freundes hier!“, drohte er. Ich spürte, wie die Weiß zögerten. Ran war ihnen zu wichtig. Ich hob mein Kinn. „Du hast dich heute sicher noch nicht rasiert!“, höhnte ich. Die Weiß sahen mich erschrocken an. „Mastermind!“, zischte Yoji und mein Lächeln wurde noch dunkler. „Keine Panik. Ich lass euch ein Stück zum Spielen übrig.“ Der Mann lachte über uns und sah ihn spielerisch an. Ich zwang seine Hand von Ran weg und zu seinem eigenen Hals. Sein Lachen erstarb und wechselte in panische Laute. Er sah mich an, als hätte er einen Geist gesehen. Grinsend blickte ich zurück. Er sollte meine Macht spüren. Ken und Yoji griffen ein. Yoji fesselte ihn mit seinem Draht und Ken drohte ihm mit seinen Krallen. Omi stürzte zu Ran und auch ich kam langsam auf ihn zu. Meine Gefühle für ihn würde ich auf einer Mission sicher nicht präsentieren. „Er atmet.“, kam es von Omi und er blickte mich fragend an. „Er ist nur ohnmächtig. Weit weg, aber es geht ihm gut.“, bestätigte ich und deutete dem Kleinen, sich seiner Aufgabe zu widmen. Zu dritt schleiften sie das Ziel in eine unbehelligte Gasse zu Verhör. Als ich mir sicher war, dass wir allein waren hob ich Ran auf meine Arme. Den Schmerz in der Hüfte schob ich weit von mir. Blind fand ich den Weg zu seinem Wagen. Ich beobachtete sein entspanntes Gesicht, welches an meinem Arm lag. Ich fuhr uns nach hause und trug ihn die Treppen hinauf. Am oberen Absatz stutzte ich und knurrte leise. Sie hatte ich ganz vergessen. „Belib weg!“, zischte ich. Ich brachte Ran in mein Zimmer und legte ihn auf das Bett, um ihn zuzudecken. Ich selbst ließ mich auf ein Knie nieder und strich ihm über die Stirn. Die Kleine stand in der Tür und trat einen Schritt in das Zimmer. „Raus!“, rief ich ungehalten und sei zuckte zurück, ehe sie ging. Ich wollte nicht, dass sie ihn so sah. Er würde es nicht wollen. „Er ist ganz warm“, murmelte ich für mich und strich erneut über seinen Kopf. Meine Aufmerksamkeit wurde auf die Tür gezogen, als Akina kam mit einer Schüssel ins Zimmer und stellte sie schweigend auf den Nachtschrank. Ich frag das Tuch darin aus und legte es Ran auf die Stirn. Ich stand auf, zog meinen Mantel aus und zog die Kleine mit mir aus dem Zimmer. Wir setzten uns in die Küche und tranken etwas. Immer wieder lauschte ich auf Rans Gedanken. „Was ihr tut ist nicht legal oder?“, fragte sie mich leise. Ich sah sie durchdringend an. „Sie beschützen die, die sich selbst nicht beschützen können.“, gab ich zurück. „Und du?“, Meine Augenbraue hob sich interessiert. „Ich bin Egoist. Ich beschütze nur, was ich behalten will.“ Sie lächelte über meine Antwort. „Ich könnte Menschen mit dieser Gabe helfen oder?“ Ich nickte. „Könntest du.“ Sie blickte an die Decke. „Haben sie alle solche Fähigkeiten?“ Mein Lächeln wurde kryptisch. //Sie haben mich.//, flüsterte ich in ihren Kopf. Mein Kopf ruckte zur Decke. Ran wurde wach. Gleichzeitig mit Akina wanderte mein Blick nun in Richtung Tiefgarage. „Geh in dein Zimmer und versuch zu schlafen.“, gab ich von mir und sie verschwand. Ich holte drei kleine Gläser aus der Bar und stellte eine gut gefüllte Flasche Schnaps dazu, als die Jungs in die Küche kamen. Ich ließ sie allein. Es reichte mir, was ich aufgeschnappt hatte. Sie hatten das „Lager“ gefunden aber niemanden mehr retten können. Ich schüttelte mich ob der Bilder. Leise trat ich ins Zimmer und sah, wie Ran sich leicht wand. Es ging ihm nicht gut. Kapitel 26: 24 -------------- -Rans POV- Mir war heiß. Unerträglich heiß. Immer wieder drehte ich mich auf eine kühlere Stelle auf der Matratze, doch die Hitze wollte einfach nicht abklingen. Im Gegenteil. Ich hatte das Gefühl, es würde mit jeder Berührung schlimmer werden. Doch war da noch eine andere Hitze, die immer stärker in mir aufflammte. Und ich ärgerte mich darüber. Seit wann war ich so ein gieriger Mensch geworden? Ich beschloss alle Symptome auf das Mittel zu schieben, dass mir verabreicht wurde. Diese unerträgliche Hitze, mein Verlangen nach Händen auf meiner Haut, die beginnenden Schmerzen in meinem Unterleib. Mein Atem ging flach und mein ganzer Körper war angespannt. Ich glaubte, dass es mich irgendwann zerreißen würde. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Schuldig bemerkte ich erst als seine kühlen Finger über meine heiße Stirn strichen. Ich zuckte zurück und keuchte gleichzeitig. Oh nein. Das war so nicht richtig. Ich schlug mir die Hände vor den Mund und krümmte mich, als ich bemerkte, wie diese kleine Berührung direkt in meine Lenden schoss. Die Decke, die mich bis jetzt vor seinen Blicken beschützte hatte wurde mit Schwung weggerissen und ich rollte mich mehr ein. Es war mir einfach nur peinlich so schwach und hilflos zu sein. Ich spürte, die die Matratze sich bewegte und erstarrte. Das konnte er nicht wirklich ausnutzen wollen. /Geh weg!/, rief ich in Gedanken und erntete nur ein dunkles Kichern. Nur eine Berührung später verabschiedete sich mein klares Denken. -Schuldigs POV- Zärtlich senkte ich meine Lippen auf sein Ohr. Sein Geräusch war eine Mischung aus hilflosem Wimmern und erregtem stöhnen. Er wehrte sich gegen die Reaktionen seines Körpers. //Du willst mich nicht wegschicken. Du willst, dass ich dir helfe.//, hielt ich ihm seine Gedanken unter die Nase und er spannte sich mehr an. „Nein.“, keuchte er und versuchte mich mit seinen Gedanken und seinem Körper abzulehnen. Ich richtete mich schnaufend auf. „Ich weiß, dass du mit solchen Mitteln keine Erfahrung hast.“, begann ich und tat mich schwer mich nicht von dem sich winden Körper ablenken zu lassen. Erneut beugte ich mich über ihn. Meine Lippen an seinem Ohr wer einmal mehr die Einzige Berührung. „Es wird nicht von allein besser. Das solltest du schon bemerkt haben.“, hauchte ich und ließ meine Zungenspitze nur minimal über die feine Haut vor seinem Ohr streichen. Lustvoll stöhnte er auf und presste beide Hände vor den Mund. /Tu mir das nicht an. Bitte!/, flehte er in seinen Gedanken und ich lächelte. „Ich helfe dir, wenn du mich darum bittest.“, schnurrte ich und ließ meine Fingerspitzen vorsichtig durch seine Haare gleiten. Allein diese Berührung reichte um ihn mit seiner Lust zu quälen. Nicht das es mir Freude machte Ran zu quälen. Nein. Ich genoss es lediglich, dass er keine Kontrolle mehr darüber hatte. Zu oft hatte er nicht alles von sich gezeigt. Und das wollte ich nun ändern. Vielleicht ließ er mich dann noch etwas näher an sich heran. „Es wird unerträglich, wenn du nichts dagegen unternimmst. Glaub mir. Ich kann es für dich erträglich machen.“, bot ich erneut an. Die Droge in seinem Blut spielte mir dabei in die Hände. „Heiß...so heiß“, wimmerte er und sah mich aus verschleiertem Violett an. „Ich weiß“, gab ich mitfühlend von mir. Er sollte nicht den Eindruck haben, dass ich sein Problem nicht ernst nahm. „Sag es.“, forderte ich, als ich die ersten Züge seiner Bitte in seinen Gedanken aufschnappte. /Tu was... Bitte/, kam es leise, doch ich lächelte. Sanft drehte ich ihn auf den Rücken und senkte meine Lippen auf Seine. Lange blieb es nicht bei den liebevollen Zärtlichkeiten. Ran griff gierig nach mir und zog mich auf sich. Ich folgte und ließ meine Finger über seine Kleidung wandern. Es dauerte nur wenige Minuten, bis wir den ersten Teil unser Kleidung verloren hatten. Meine Lippen wanderten über seinen bebenden Bauch und endeten am Bund dieser fantastischen Hose. „Wie bist du da rein gekommen?“, fragte ich neugierig und erntete einen verwirrten Blick. //Ich möchte dieses schöne Kleidungsstück ungern in Fetzen reißen müssen.//, gurrte ich in seinem Kopf und genoss seine Reaktion darauf. Er war einfach zu empfindlich. Ich grinste und machte mich mehr als vorsichtig an der Hose zu schaffen. In Rans Kopf war nur heilloses Chaos und Leidenschaft. Sein Verstand war gerade zu nichts mehr zu gebrauchen. Ich zog ihn aus und strich über die sensible Haut seiner Seiten. Eine einzige Berührung des heißen Fleisches reichte um ihn laut über die Kippe zu stoßen. Ich grinste. Die Erregung klang nur minimal ab. „Das wird eine lange Nacht!“, flüsterte ich angetan und küsste ihn erneut. Die nächsten Stunden waren nichts als Leidenschaft. Wir wühlten uns durch die Kissen. Ohne Pause gab Ran sich mir hin und ich nahm was er mir bot. Wir waren im Einklang und ich war ihm so nah wie nie. Er ließ mich wissen, was er wollte und ich gab, wonach er verlangte. Ich raubte Küsse, stahl feinen Schweiß von seiner Haut, genoss alles an ihm. Mit dem Morgengrauen erwachte ich und besah mir das erschöpfte Bündel neben mir. Schwerfällig erhob ich mich. Ich klebte und hatte das Gefühl zum Himmel zu stinken. Diese Nacht hatte mich an meine Grenzen gebracht. Doch war es die Beste meines Lebens. Ich stieg unter die Dusche und genoss das warme Wasser. Ich schloss die Augen. Warme Hände strichen über meine Seiten und legten sich auf Brust und Bauch. Weiche Lippen senkten sich auf meinen Rücken. Ein Lächeln zog sich über meine Lippen. Da war noch ein Rest Droge und ganz viel Ran, die nach mir verlangten. Ich drehte mich zu ihm und fuhr mit beiden Händen in seinen Nacken. Sein Kopf passte perfekt in meine Hände. Er passte perfekt zu mir. Er drängte sich an mich und wir verfielen einander erneut. Wir waren sanfter zu einander. Zärtlicher. Die wilde Leidenschaft dieser Nacht war fantastisch gewesen, doch passte sie jetzt nicht hier her. „Wenn es so weiter geht verpassen wir noch unseren Dienst.“, hörte ich und schnaufte. Teils amüsiert, teils enttäuscht. -Rans POV- Nach dieser endlos scheinenden Dusche und mit noch immer weichen Knien trat ich aus dem Bad und steckte das Handtuch um meine Hüfte fest. Ich bemühte mich Schuldig nicht anzusehen. Noch immer war diese Gier in mir nicht ganz verschwunden, doch ich bestimmte, dass ich diese Gier ab sofort unterdrücken würde. Wie lange konnte eine solche Droge denn schon anhalten. //Die Wirkung hat schon seit Stunden nachgelassen.//, kicherte es in meinem Kopf und ich biss die Zähne aufeinander. Verdammt. Ich fühlte mich ertappt. Ich zog mich wortlos um und ging mit Schuldig zusammen in die Küche. Yoji stand mit verschränkten Armen und glimmender Zigarette an der Arbeitsplatte. Ken und Omi saßen mit Akina am Tisch und sahen uns mit seltsamen Blicken an. „Offensichtlich hat sie es noch nicht drauf, sich aus fremden Emotionen fern zu halten“, kam die Feststellung an mein Ohr und trieb mir die Scham durch die Nerven. Ich versteckte es gekonnt hinter meiner Wut. „Hättest du dich zusammengerissen, wäre sie jetzt nicht in dieser Situation.“, schob ich alles von mir und wandte mich zum Gehen. -Schuldigs POV- Ich grinste. Es war dem Katerchen so unangenehm, wie es für mich lustig war. Er verließ den Raum und bemühte sich so kühl und gefasst zu sein, wie es ging. Auch Akina entschuldigte sich kleinlaut und huschte verlegen an mir vorbei. Sollte sie ruhig wissen, was die letzte Nacht alles passiert war. Vielleicht würde es den Abstand zwischen uns erweitern. Käme mir nur zu Gute. „Wie könnt ihr das der Kleinen antun?“, herrschte Yoji mich an. Ich nahm mir gelassen eine Tasse Kaffee und trank einen Schluck, ehe auch ich mich an die Arbeitsplatte lehnte. In der einen Hand den Kaffee. Die Andere steckte ich in die Hosentasche. „Ich habe niemandem etwas angetan. Ran ist unter Drogen gesetzt worden und ich habe geholfen, wo ich konnte, um sein Leiden zu beenden.“, gab ich von mir, dennoch lächelte ich dunkel. Die Nachwellen hingen noch immer in mir und fast hätte ich begonnen zu schwärmen, wie gut diese Nacht wirklich war. Yoji schüttelte den Kopf. Von ihm schlug mir Wut, Entsetzen und doch auch ein bisschen Neid entgegen. „Das kann ich mir vorstellen. Von wegen heldenhafter Retter...“, schnaubte er und trank seinen Kaffee weiter. „Ich muss ja irgendwann mein Karma aufpolieren. Wenn das in wenigen Stunden erledigt werden kann, warum nicht?!“, gab ich zurück und erntete ein Lächeln. „Du bekommst dein Karma niemals aufpoliert!“, erklärte er mir ernüchternd mit mitleidigem Blick. Ich trank meinen Kaffee aus, beobachtete Ken und Omi, wie sich sich verabschiedeten, ohne, dass Yoji etwas bemerkte und sah ihnen nach, als sie den Raum verließen. „Wie lange weißt du es schon?“, fragte Balinese mich unberührt. „Seit meinem Einzug.“, gab ich ebenso zurück. Ich stellte meine Tasse in den Geschirrspüler und nahm mir noch einen Apfel als Ersatz für das Frühstück. „Es wird dir nicht gelingen, sie mit deiner überheblichen Art von dir fern zuhalten.“, mahnte er mich und ich musterte ihn. Ich wusste, dass er recht hatte, doch war ich nicht bereit ein solches Risiko einzugehen. „Ich merke es mir.“, war alles, was ich mit gelangweiltem Unterton herausbekam, bevor ich mich in den Keller begab um mit Ran zum Laden zu fahren. -Rans POV- Es war seltsam so ruhig neben ihm zu sitzen. Fast so, als hätte es die Nacht nicht gegeben. Ich stieg schweigend aus dem R8 und schloss den Laden auf. Eine handvoll Kunden standen bereits davor. Ich erklärte, dass gleich bedient werden würden und hörte, wie Schuldig sich höflich dafür entschuldigte, dass die Kundschaft in der Kälte stehen musste. Er konnte so rücksichtsvoll sein. Ich schob den Gedanken von mir und band meine Schürze um. Nachdem ich mich an der Kasse angemeldet hatte begann ich die Kunden abzukassieren. Ein mal mehr fiel mir auf, wie gut der Deutsche mit den Kunden umgehen konnte. Sicher war auch dies zu einem Teil seiner Fähigkeit geschuldet. Er hielt sie bei Laune und scherzte mit ihnen. Der letzte Kunde verließ den Laden und ich schloss die Tür hinter ihm. Nun konnte ich hier erst einmal ankommen. Ich drehte die Heizung auf und sah nach den Wasserständen der Schnittblumen. Schuldig fand ich am Tresen. Er öffnete die Post. Mein Blick wanderte aus dem Fenster. „Es schneit.“, bemerkte ich und auch Schuldig sah auf. „Wird auch Zeit.“, meinte er und widmete sich wieder seiner Aufgabe. Ich musterte ihn. „Weihnachten steht vor der Tür. Da muss es ja mal schneien.“, beantwortete er meine unausgesprochene Frage. „Weihnachten“, echote ich leise und blickte wieder auf die Straße. Ich hatte vorgehabt das Schaufenster ein wenig für das Jahresende zu schmücken. Aber Weihnachten? „Mach dir keine Umstände.“, wiegelte er meine entstehenden Gedanken an das christliche Fest ab. Der Lieferant zog meine Aufmerksamkeit auf mich. Ich quittierte die Lieferung und brachte die Ware schnell ins wärmere Lager um sie dort zu entpacken. Dabei versuchte ich mir vorzustellen,wie Weihnachten wohl bei Schwarz begangen wurde. Offensichtlich war dieser Tag Schuldig nicht so unwichtig wie mir. Nach einander ging ich die Mitglieder durch. Schuldig war Deutscher. Weihnachten war also wichtig. Crawford war Amerikaner. Amerikaner feierten bekanntlich alles. Nagi war Japaner. Also war es ihm sicher egal. Und Farfarello? Er war Ire. Aber feierte man in Irland? Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als jemand den Laden betrat. Ich sah aus dem Lager und erkannte meine kleine Schwester. Sie hatte rote Wangen und war tief in ihren Schal versunken. „Guten Morgen.“ gab sie mit leicht zitternder Stimme von sich und streckte ihren Hals ein wenig um Schuldig anzulächeln. Dieser erwiderte den Gruß und deutete auf das Lager. Sie schüttelte mit dem Kopf und deutete, dass sie sich mit Schuldig unterhalten wolle. Ich lehnte mich neben die Tür des Lagers und lauschte. Nichts was mir mein Anstand erlaubte, doch ich war zu neugierig, was meine Schwerster mit dem Telepaten zu besprechen hatte. Kapitel 27: 25 -------------- -Schuldigs POV- Ich war überrascht, dass sie ausgerechnet mit mir sprechen wollte. Ich blickte noch einmal zum Lager. Ich spürte Ran und seine Neugierde. Ein kurzes Lächeln zuckte über meine Lippen. „Lass uns zusammen einen Kaffee trinken gehen. Der wird dich aufwärmen.“, bot ich an und deutete ihr den Weg. Sie umarmte meinen Arm und lächelte mich an. Ich lächelte zurück. „Wir sind dann mal weg!“, rief ich und beeilte mich mit Aya den Laden zu verlassen. In meinem Kopf empfing ich noch ein dunkles Knurren. Seinen Todesblick konnte ich mir nur zu gut vorstellen. Mein Lächeln ebbte nicht ab. Mit Rans Schwester setzte ich mich in das Café in dem ich die beiden gefunden hatte. Ich bestellte mir einen Kaffee und Aya einen weißen Tee. Verwirrt sah sie mich an und erklärte mir, dass dies ihr Lieblingstee sei. Ich grinste in mich hinein. „Ich brauche deine Hilfe!“, meinte sie ernst, als die Getränke hingestellt wurden. Ein diabolisches Grinsen stahl sich auf meine Lippen. „Deinem Bruder habe ich die ganze Nacht lang geholfen.“, murmelte ich und genoss ihre Verwirrung. „Wobei?“, wollte ich wissen und trank einen Schluck Kaffee. „Eine Weihnachtsfeier“, warf sie mir als Information vor die Füße. „Weihnachten ist hier doch nicht wirklich populär“, stellte ich fest. Sie nickte und wurde etwas verlegen. „Ich weiß. Aber es ist ein Fest in dem die Familien enger zusammenrücken. Und gerade weil es hier nicht besonders wichtig genommen wird brauche ich deine Hilfe“, erklärte sie und wärmte ihre Hände an ihrer Tasse. Spielerisch legte ich den Kopf schief und überlegte übertrieben angestrengt. „Wenn Ran erfährt, dass ich lieber die helfe eine Feier zu planen als zu arbeiten...“, ich ließ den Satz offen und sah sie erwartungsvoll an. Vielleicht hatte sie mir ja noch etwas zu bieten. Und vielleicht schaffte ich es ja auch, dass wenigstens ein Mitglied der Fujimiyafamilie für mich bettelte. „Das wird er schon nicht. Kann ja keiner Gedankenlesen und ich kann Geheimnisse gut für mich behalten.“ Ich lachte. „Das ist wohl wahr. Du wärst eine gute Geheimnisträgerin.“, bestätigte ich. Sie machte es mir schwer etwas aus ihrem Kopf herauszuziehen. „So. Nun wo wir das geklärt hätten, musst du mir sagen, was du an Weihnachten gerne isst.“ Ich lehnte eine Elle auf die Lehne meines Stuhles. „Ich?“, fragte ich nach und erhielt ein Nicken. „Natürlich. Es soll sich ja die ganze Familie wohl fühlen.“, gab sie zu verstehen. Ich begann zu grinsen. „Du tust ja so, als hätte ich längst in eure Familie eingeheiratet.“, meinte ich amüsiert. „Das mit uns geht doch gerade mal drei Monate. Vielleicht auch etwas länger.“ Ich wurde etwas leiser und begann zu überlegen. Sie hob skeptisch eine Augenbraue. „Vielleicht?!“,echote sie und blickte mich durchdringender an. „Was ist das denn zwischen Ran und dir?“ Sie wurde lauernder. In ihren Gedanken konnte ich ihre Sorge lesen, ich könnte Ran fallen lassen. „Seit wann genau seit ihr ein Paar?“, fragte sie und ihr Ton forderte eine Antwort. Ich wurde neugierig. All ihre Gedanken drehten sich um diese Frage. Ihre Blicke machten denen ihres Bruders Konkurrenz. „Du hast echtes Talent dafür Leute zu verhören. Vielleicht sollte ich dir nen Job bei uns beschaffen.“, scherzte ich. Doch in meinem Kopf ging ich diese Möglichkeit einmal durch. „Lieber nicht. Dann lyncht er mich.“, kicherte ich. „Lenk' nicht ab!“, sie blieb hart. „Sag mir, was da zwischen euch läuft. Rans Blicke sind so kalt, wenn du mir etwas von euch erzählst oder diese komischen Scherze machst.“ Sie wurde leiser und sah mich prüfend an. Ich hob ein wenig mein Kinn. „Ist das so?“, fragte ich nach und sie nickte. Sie war so aufmerksam wie Ran. „Ich glaube, dass da viel mehr ist, als ich von euch erfahre. Ran war nie jemand, der einfach sagte, was in ihm vorgeht. Trotzdem habe ich das Gefühl, du weißt so gut wie alles von ihm.... Und von mir. Also wie kann das sein?“, wollte sie wissen. Ich trank meinen Kaffee aus und lächelte dunkler, als sie mich weiter so ansah. Langsam lehnte ich mich vor und spiegelte ihren Blick. Meine Lächeln wurde noch eine Spur dunkler, drohender. „Wenn ich dir das erzählen würde, würde dein heiles Weltbild bröckeln.“, flüsterte ich bedrohlich und lehnte mich entspannter zurück. „Lass es lieber so.“, meinte ich heiterer und begann mit meiner Kaffeetasse zu kippeln. Mein Blick wanderte aus dem Fenster. Ich war in Spiellaune und begann mich nach dem Rassekater zu sehnen. Zu gern hätte ich ihn nun etwas bedroht und mich an seiner Reaktion erfreut. Aya war nicht ansatzweise so anregend gefährlich , wie ihr Bruder. /Ran. Ich. Jetzt. Hier./, dachte ich und ein Schauer lief mir über den Rücken. Es gab einige Szenarien, die mir durch den Kopf spukten und Jedes brachte Erinnerungen an die letzte Nacht mit sich. Aya riss mich aus meiner beginnenden Fantasie, als sie ihre Tasse energisch auf die Untertasse stellte. Aus dem Augenwinkel sah ich sie an. Nun hatte ich doch glatt meine Umgebung vollkommen ausgeblendet. „Egal was es ist. Ich will es wissen. Es gibt nichts, was meine Meinung über Ran ändern könnte.“, sagte sie bestimmt und ich widmete mich wieder ganz ihr. Vielleicht konnte ich mit ihr doch etwas Spaß haben. So ernst ich es in diesem Moment konnte sah ich sie an. „Sag es. Sag, dass du es wissen willst, egal welche Konsequenzen es mit sich bringt.“, forderte ich und lockte sie mit einem geheimnisvollen Ton. Sie nickte sofort. „Ich will es wissen. Mit allen Konsequenzen.“ Ich grinste. Sie meinte es wirklich ernst. Dann sollte sie es auch so haben. Ich wusste schon jetzt, dass sie keiner Menschenseele ein Wort darüber verraten würde. Allein schon wegen ihres Bruders. Ich erhob mich und legte Geld auf den Tisch. Ohne ein weiteres Wort zog ich meinen Mantel über und deutete ihr mit einem einzigen Blick, dass wir die Lokalität wechseln würden. Auch sie zog sich ihren Mantel an und folgte mit still. Einen Moment lang fühlte ich mich, als würde ich dieses unschuldige Lamm hinter mir zur Schlachtbank führen. Ich überlegte ob der große Abyssinian mit mir spielen würde, wenn ich ihm zwei unschuldige Seelen opferte. Ich lächelte leicht über diesen Gedanken. Ich war dem roten Kater einfach zu sehr verfallen. Ich schüttelte den Kopf. Mein Glück war, das ich der einzige hier war, der von diesen Gedanken wusste. Mit Aya an meiner Seite folgte ich dem Weg in den Park. Zu dieser Jahreszeit war er menschenleer. Ein guter Ort für ein solches Gespräch. „Nun sag schon, Schuldig. Spann mich nicht so auf die Folter!“, forderte sie und ich blieb stehen. Meine kalten Hände steckte ich in meine Hosentaschen. „Dafür bringt er mich ganz sicher um.“, murmelte ich mit einem Lächeln und blickte auf den Kies vor meinen Füßen. „Ach was. Ran kann keiner Fliege was zu leide tun.“, wiegelte sie ab und setzte sich auf eine Parkbank. Ich seufzte leise und hob den Kopf um Aya zu betrachten. Sie saß aufrecht, fast grazil und mit einer ordentlichen Portion Stolz vor mir, bereit alles zu hören, was ich ihr sagen würde. Respekt. „Ich meine es sehr ernst, Aya.“, begann ich und wischte jedes Amüsement aus meiner Stimme. „Er darf niemals erfahren, dass ich dir etwas davon gesagt habe. Eigentlich  würde ich dir darüber auch nichts erzählen. Aber du bist so stur und hartnäckig, wie dein Bruder. Da ist es mir lieber, ich sage es dir. Du würdest es so oder so herausfinden und das wäre dann viel schlimmer für dich.“ So. Vorgewarnt war sie nun. In ihrem Kopf suchte ich nach Anhaltspunkten, dass sie es nun doch nicht wissen wollte. Meine Suche blieb erfolglos. Einzig etwas Unsicherheit konnte ich wahrnehmen. Ich lehnte mich mit der Hüfte an das Geländer gegenüber der Bank und blickte über die Schulter auf die Lichter der Stadt. „Du bist zu recht verunsichert. Ran war in den letzten Jahren nicht der, für den du ihn hältst.Er hat sich verändert. Er lebte nur noch für seine Rache. Er wollte dich so unbedingt rächen, dass alles Andere nebensächlich wurde. Sie alle haben Schreckliches erlebt. Das verbindet sie.Jetzt sind sie es,die Menschen wie Takatori den Gar aus machen, dem Mann der für deinem Zustand verantwortlich war.“ Sie schnappte nach Luft und überlegte angestrengt. Ihre Gedanken überschlugen sich, als sie sich an meine Geschichte erinnerte. „Genau. Ich habe für Takatori gearbeitet. Ran wollte ihn für dich töten. Meine Aufgabe war es, genau das zu verhindern.“, erklärte ich kühl, ohne sie anzusehen. Erneut überlegte sie und kam zu einem, für sie, wahnwitzigen Schluss. Ich lachte leise und sah sie dunkel an. Mein Grinsen war spielerisch. Ich war ihr überlegen und ich wollte diesen Moment genießen in dem ihre Welt aus den Angeln gehoben wurde. „Du bist zu niedlich. Ja. Es gibt Menschen, die Gedanken lesen können.“, begann ich und fühlte mich mächtig, wie lange nicht mehr. Mein aktuelles Umfeld machte es mir schwer sie zu beeindrucken. Dafür hatten die Weiß schon zu viel gesehen und mich schon zu gut kennengelernt. Doch dieses Mädchen. Sie konnte ich mit einem Wimpernschlag aus ihrer Wohlfühlzone stoßen. //Ich bin einer von ihnen.//, flüsterte ich in ihren Kopf und ergötzte mich an ihrer Reaktion. Sie zuckte zusammen und ich konnte die Gänsehaut an ihren Wangen sehen, die sich vermutlich über ihren ganzen Körper zog. „Mein Arbeitsunfall war ein einstürzendes Haus. Kurz davor wollte mich dein lieber Bruder noch mit seinem Katana in Streifen schneiden.“ Ich blickte in den Himmel. Dicke Flocken sanken langsam zu Boden. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel Leidenschaft er in seine Gedanken legen kann. Ich bekomme jedes Mal eine Gänsehaut, wenn er wütend ist und mich in seiner Fantasie um die Ecke bringt.“, mein Blick wanderte zu ihr und ich grinste noch ein bisschen breiter. „Sags schon. Der Gedanke ist dir doch gekommen, dass es krank ist.“ Sie schüttelte schnell den Kopf. „Nein. Ich meine Ja. Aber... Oberflächlich betrachtet mag das so sein. Aber...Eigentlich finde ich es traurig. Ich finde es traurig, dass er wegen mir gemordet hat. Das hätte ich nie von ihm verlangt. Ich hätte es nie gewollt. Andererseits habe ich in den Nachrichten von dem Organhändler gehört, der aufgefunden wurde. Das wart ihr, oder?“, sie sah mich gefasst an, doch ich blieb still. Vielleicht sagte ihr meine Mimik schon genug. „Dann tut ihr doch das Richtige, auch wenn es mit den falschen Mitteln ist. Ehrlich gesagt...Mit diesen ganzen Heimlichkeiten hatte ich so was Ähnliches schon befürchtet.Nun bin ich doch aber wieder wach. Nun kann er doch damit aufhören!?“ Sie klang verzweifelt. Mein Grinsen erstarb und ich blickte erneut auf die Stadt. Ich wäre für einen Ausstieg sicher auf die Abschussliste gekommen. Ich hatte keine Ahnung, wie Kritiker so etwas handhabte. „Ich glaube, nach zehn Jahren ist es nicht so einfach dieses Kapitel zuschießen und ein normales Leben zu leben. Diese Arbeit prägt einen Menschen für den Rest seines Lebens. Ran war so lange nicht er selbst. Er nahm deinen Namen an um jemand anderes sein zu können. Das wird ihn nicht mehr loslassen.“ Meine Stimme war ruhig. Ich hörte wie sie aufstand und sah, wie sie neben mich trat. „Schuldig?“, begann sie und ich schenkte ihr meine ganze Aufmerksamkeit. „Sag mir, dass es ihm damit gut geht.“, bat sie so leise, dass der aufkommende Wind ihre Worte fast verschluckt hätte. „Er ist stark. Das war er immer. Er ist daran gewachsen und ist überzeugt davon, dass er mehr Leben rettet, als er nimmt. Außerdem ist er gut in dem was er tut. Hab Vertrauen.“, gab ich eben so leise zurück. Der Wind frischte auf und Aya zog mit beiden Händen ihren Schal über das Kinn. „Ich habe vertrauen in dich. Du wirst auf ihn aufpassen.“, sagte sie, ohne ihren Blick von der Stadt zu nehmen. Ich lachte leise. „Er ist mein Lieblingsspielzeug. Ich werde den Teufel tun und daran was ändern. Sonst wird mir ja langweilig.“ Sie nickte und lächelte. „Dann ist es ja gut.“ Aya fröstelte und ich entschied, dass alles gesagt wurde. Wir spazierten zum Laden zurück und begannen die Planung einer Weihnachtsfeier für die Weiß. Ich öffnete ihr die Tür und unsere belustigte Stimmung erstarb, als wir Ran erblickten. Er stand vor dem Tresen. Die Arme hart verschränkt mit eiskaltem Blick. Augenblicklich griff ich mir an den Hals und schnappte nach Luft. Aya verstand und gab mir mit sorgenvollem Blick Halt. Es dauerte nur Sekunden, bis sie und ich in erneutes Lachen ausbrachen. „Fast..Fast, Kitty!“, lobte ich und sah, wie er wütender wurde. Mir liefen heiße und kalte Schauer über den Rücken. Dieses Feuer in Kombination mit meinem Geständnis Aya gegenüber gaben dieser Situation eine sehr erotische Note. Aya verabschiedete sich von uns. Offensichtlich hatte sie die Schwingungen bemerkt. Als die Tür in die Angel schlug konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. -Rans POV- Fünf Stunden. Ich war stocksauer. Fünf Stunden war der Schwarz mit meiner Schwester verschwunden, ohne dass ich wusste wohin oder warum. Doch noch schlimmer war, dass ich ganz allein den Laden im Auge behalten musste. Der Ansturm junger Familien vor Weihnachten war der Horror. Brüllende Kinder, genervte Eltern und zu wenig Platz um ruhig arbeiten zu können. Ich glaubte immer an zwei Stellen gleichzeitig sein zu müssen. Und nun kam dieser Deserteur und meine Schwester lachend zurück. Jetzt. Nun wo alle Arbeit getan und nur noch der Laden geschlossen werden musste. Ich knurrte und hoffte, dass dieser Todesblick seinem Namen gerecht wurde. Doch einmal mehr veralberte mich der Deutsche und Aya half ihm auch noch dabei. Ich wollte aus der Haut fahren. Aya verabschiedete sich schnell und verschwand. Gut so. Konnte ich meinen ganzen Frust an Schuldig auslassen. Sein Blick verhieß jedoch nichts Gutes. Er richtete sich auf und ging langsam zur Ladentür. Für meinen Geschmack zu langsam. Er drehte das Schild im Fenster um und betätigte das Schloss. Nur wenig wanderte meine Augenbraue hoch. Mit schnellen Schritten kam er zu mir. Er konnte so verdammt schnell sein. Ich konnte kaum reagieren. Ich fand mich über die Schulter des Deutschen geworfen. War ich etwa ein Kartoffelsack? Ich fluchte, doch wurde ich einfach überhört. Schuldig trug mich in einer Geschwindigkeit die Treppen hinauf, die mein Herz schneller schlagen ließ. Das Adrenalin schoss durch meine Adern, dass es für einen kurzen Moment schmerzte. Er warf mich von seiner Schulter und ich hustete, ob des Staubes. Ein kurzer Blick genügte um mein altes Zimmer zu erkennen. Bruchteile einer Sekunde später spürte ich Schuldig über mir und seine heißen Lippen auf Meinen. Ich biss zu. Nicht um ihn zu verletzten, doch fest genug um meinen Protest Gehör zu verschaffen. Er zuckte nur kurz zurück und sah mich an. Sein Blick lies mich frösteln, bevor diese Hitze der letzten Nacht in mir aufstieg. Drogen konnten es nicht mehr sein. War das also mein eigenes Verlangen? /Völlig egal!/, beschloss ich, griff nach seinem Nacken und zog ich zu mir. Dann war ich eben gierig geworden. Was soll's. Wie war das doch gleich? Zwischen den Missionen und dem Blumenladen war ich auch noch ein Mann. Ich war auch nur ein Mensch. Und dieser Mensch über mir gab mir widerstandslos, was ich wollte. Warum war dieser Knoten nicht schon eher in mir geplatzt? Warum brauchte es ein Glas voll Drogen und fast sechs Stunden ununterbrochenen Sex um das zu begreifen? //Völlig egal!//, drang es in meinem Kopf zu mir. Seine Stimme war schon heiser. Ich seufzte ergeben. Ich wollte mehr. Ich war noch immer sauer und wollte ein wenig wüten. Mit einem Ruck drehte ich uns. Ich löste mich und setzte mich etwas auf Schuldig auf. Schwer musste ich schlucken. Seine Haare waren auf der staubigen Matratze ausgebreitet. Das Blau seiner Augen war von einem feinen Schleier überzogen und dennoch drang ein eigenartiges Funkeln hervor Seine Arme lagen rechts und links von ihm und sein Atem ging etwas schneller. Unbedacht stürzte ich meine Lippen und leckte über sie. Ob ich auch so ein Bild abgab? All mein Ärger war verpufft. Ich hatte mir noch nie Zeit genommen Schuldig so genau zu betrachten. Seine Hände griffen nach mir und mir wurde heiß. Es hatte etwas Sehnendes. Willig ließ ich die großen Hände in meinen Nacken fahren und schloss die Augen. Dies wart eine Bewegung, die mir unendlich viel bedeutete. Es gab mir Sicherheit. Es nahm mir die Kontrolle. Es nahm mich in Besitz. Einen Besitz, von dem ich wusste, dass ich ihn jederzeit ablehnen konnte. Doch ich wollte nicht. Er zog mich zu sich und presste meine Lippen auf Seine. Schnell wurden wir wilder. Leidenschaftlicher. Wir trugen Kämpfe aus und Schuldig setzte sich mit mir auf. Ich zerrte an seiner Kleidung, wie er an meiner. Endlich spürte ich seine Haut an mir. Seine heiße Haut, die mich in Flammen steckte. Schuldigs Hände fuhren über meinen Rücken, pressten mich grob an ihn und mir gefiel es. Meine Finger griffen in seine Haare, zogen seinen Kopf in den Nacken. Ich öffnetet meine Augen ein wenig. Das Licht der Straßenlaternen gab nur wenig Licht, doch reichte es um mir ein fantastisches Bild zu geben. Schuldig hatte die Augen geschlossen und sein Gesicht war entspannt und vertrauensvoll. Langsam senkte ich meine Lippen an seinen Hals an dem ich mich festsaugte. Ich spürte das Vibrieren an meinem Lippen und schnaufte. Es war zu gut. Der Griff in seinen Haaren wurde fester und die Finger an meinem Rücken gruben sich in meine Haut, zogen Spuren und jagten mir heiße Schauer durch die Nerven. Ein Keuchen konnte und wollte ich mir nicht verkneifen. Schnell biss ich zu und erntete ein Stöhnen. Schneller als ich denken konnte dirigierte er mich auf die Knie. Ich blickte auf ihn herab und fuhr zärtlich durch seine Haare. Seine Augen hefteten sich an meine. Langsam senkte er seine Lippen auf meinen Bauch und ich spürte, das Beben unter meiner Haut. Ich hatte mühe meine Augen offen zu halten, doch ich wollte sehen, was ich spürte. Seine Hände glitten zart über meinen geschundenen Rücken und verschaffte mir eine Gänsehaut. Die heiße Zungenspitze, die sich in meinen Bauchnabel senkte,  gab mir den Rest. Ich musste den Kopf in den Nacken legen und stöhnte meine Lust leise aus. Dieses Spiel hätte ewig weiter gehen können. Seine Finger glitten über meine Oberschenkel, zogen  den Bund meiner Hose ein wenig hinunter und seine Lippen senkten sich auf den Kamm meines Hüftknochens. Vorsichtig richtete ich meinen Blick wieder auf ihn und ich stöhnte erneut, als ich sah, wie hingebungsvoll und genüsslich er mit der Zunge über die Haut meiner Hüfte strich. Plötzlich biss er zu. Erschrocken japste ich auf und sah weiter auf ihn hinab. Voller Hingabe saugte er an meiner Haut und küsste das dunkle Mal, dass er erzeugt hatte. Den Blick, den er mir zuwarf war wie Öl, dass man ins Feuer goss. Eine neue Welle Adrenalin schoss durch mich. Bestimmt griff ich nach seinen Wangen und senkte meine Lippen fast zärtlich auf Seine. Liebevoll küssten wir uns, als ein Rufen uns zu einem Ende zwang. Ich nahm mir die Zeit ihn anzusehen. Ich strich ihm das Haar aus dem Gesicht. Dieses eine Mal würde ich uns nicht auseinander treiben. Einen Kuss später erhob ich mich ruhig und zog meinen Pullover über. Auch Schuldig zog sein Hemd an und zog den Mantel über seine Arme. Ich trat aus meinem Zimmer und stutzte, als Yoji vor mir stand und mich mit einem seltsamen Blick ansah. „Was?“, fragte ich gelassen, unterdrücke es mit einer Schulter zu zucken und ging an ihm vorbei. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er in das Zimmer sah. Ein Lächeln zog sich auf mein Gesicht, als ich Schuldig hörte. „Er ist Nostalgiker.“, war das Kommentar, das alles und nichts sagte. Wir fuhren nach Hause. Die Spannung zwischen mir und Schuldig war seltsam hartnäckig. Im Auto suchten sich unsere Hände den Weg zu einander, um ihre Finger in einander zu verflechten. Kaum zu Hause angekommen schafften wir die Treppe nur Stufe für Stufe. Immer wieder spürte einer von uns die Wand des Treppenhauses im Rücken. Unser Weg führte uns nur kurz zu den Anderen in die Küche. Einen Saft und ein Wasser später fanden wir uns an der Wand neben seinem Zimmer wieder in einender versunken. Es war wie ein Rausch. Schnell löste ich mich, als ich Schritte hörte. Omi blieb auf der Treppe stehen und bedachte uns mit einem prüfenden Blick. Knapp erklärte er uns, dass wir das Haus für uns haben würden. Ich erinnerte mich. Ken war zu einem Elternabend seiner Fußballkids geladen, Yoji bei einem Date und Akina würde mit Omi ins Kino gehen, damit sie sich nicht wie eine Gefangene fühlte. Knapp nickte ich. Er drehte sich um und ging. Ich strich mir durch die Haare. Sollte es so offensichtlich sein? Die Eingangstür klappte zu und ich spürte Schuldigs Lippen an meiner Schläfe. Seine Hände glitten an Meinen entlang, verschränkten unsere Finger und zogen mich zu ihm. Er lehnte an der wand und ich an ihm. Immer wieder wechselten wir zwischen liebevollen Küssen und langen, bedeutungsvollen Blicken. Er schob unsere Hände auf meinen Rücken und umarmte mich so. „Lass uns was essen.“, flüsterte er und ich stahl mir einen weiteren Kuss, ehe ich nickte. Schuldig löste mich von sich und ging die Treppe hinunter. Schon als er in seine Hosentasche griff und mich dabei über die Schulter ansah wusste ich, wie der Abend aussehen würde. Betont langsam band er sich seinen Zopf und ich knurrte leise, etwas unwillig. Ich stieg ihm nach und er grinste mich dafür nur an. Das Essen war mehr ein Hindernis. Das Kochen lenkte uns nur unnötig von einander ab. Nie hätte ich ich geglaubt, dass ich einmal auf einer Arbeitsplatte in der Küche sitzen würde und das Essen dafür verfluchte, dass es umgerührt werden musste. Endlich legte Schuldig den Löffel weg und ich zog ihn zu mir um uns wieder in einem Kuss zu verbinden. Ich kam mir vor wie ein naiver Teenager. Jede Minute ohne Schuldigs Wärme an mir war verlorene Zeit. Ihm schien es jedoch nicht anders zu gehen. So beschlossen wir gleich aus der Pfanne zu essen. Dem Drang mich füttern zu wollen konnte das große Kind vor mir nicht widerstehen. Ich zog erst eine Braue hoch, ließ es dann doch zu. Kurz vor meinem Mund zog er den Löffel von mir und schnappte nach meinen Lippen. So ein Kind. Ich schmunzelte. Es war albern. Wir waren albern und ich wollte uns ganz sicher nicht von außen sehen müssen. Und doch war es schön. „Du solltest duschen. Du bist ganz staubig, Kitty“, flüsterte er an meine Lippen. „Das merkst du erst jetzt?“, spottete ich und zuckte zusammen, als mich in die Lippe biss. „Los hoch. Sonst helfe ich nach!“, drohte er. „Auf deine Hilfe kann ich verzichten. Da kommt nichts Gutes bei raus.“, schnurrte ich mit spottendem Unterton, ehe ich mich zwischen ihm und der Arbeitsplatte heruntergleiten ließ und dann seelenruhig den Weg ins Zimmer antrat. Ich duschte heiß und zog mir bequeme, saubere Kleidung an. Mir die Haare trocknend stellte ich mich an eins der großen Fenster und blickte in die verschneite Nacht. Es hatte etwas friedliches. Das Handtuch wurde von meinen Schultern gezogen und warme Lippen begrüßten die frei gewordenen Haut. Gleichzeitig wurde eine dampfende Tasse in mein Sichtfeld gehalten. Dem Geruch nach war es Tee. Ich nahm die Tasse an und spürte, wie seine Arme sich um mich legten. Sein Kinn lag auf meiner Schulter. „Lass uns Weihnachten feiern. Uns alle zusammen“, meinte er leise und ich nippte an meinem Tee. „Wirst du sentimental?“, fragte ich leise. „Vielleicht.“, war die Antwort im selben Ton und ich nickte. „Von mir aus.“, gab ich gespielt ergebend von mir und schnaufte übertrieben. „Wie großzügig Ihr sein könnt, großer Alphawolf“, gab er demütig von sich und ich lächelte. Er passte so gut zu mir. Kapitel 28: 26 -------------- -Schuldigs POV- Die Tage im Dezember waren erstaunlich kurz. Vormittags hatte ich Dienst im Laden, da sich herausstellte, dass die jungen Studentinnen einen besonderen Narren an mir gefressen hatten. Nachmittags plante ich mit Aya die große Weihnachtsfeier von Essen bis Geschenke und die Nächte gehörten Ran. Es gab immer mehr Nächte, in denen ich wach lag und seinen Schlaf bewachte. Ich hatte noch nie lange eine solche Ruhe in meinem Leben. Vermutlich hatte ich einfach Talent dafür in schwierige Situationen zu geraten und mein Glück hielt schon zu lange an. Es lief einfach zu gut. Weiß hatte mich aufgenommen und langsam entwickelte sich eine Art Vertrautheit. „Noch ein Stück weiter links!“, hörte ich Ken rufen und schnaufte. //Mach hin! Das ist schwer und langsam wird es saukalt!//, herrschte ich ihn an. Er zeigte mir den gestreckten Daumen und ich setzte die Blumenbank ab. Ich stützte mich darauf auf und bedachte Siberian mit einem finsteren Blick, als er in den Laden kam und die Tür endlich schloss. „Hab dich nicht so. Ist ein gutes Training.“, stichelte er Ich griff einen Lappen mit dem ich vorher das Schaufenster geputzt hatte und warf ihn. „Ich habe genug Training. Das hier ist Sklavenarbeit!“, murrte ich und spürte Ran aus dem Lager kommen um eine weitere Liste zu holen. „Dann arbeite weiter, Sklave!“, bestimmte er und ich erhob mich um meinen Rücken durchzudrücken. „Dir ist bewusst, dass ich meine Waffen wieder habe?“, fragte ich prüfend. Er hob den Blick von seiner Liste und warf mir einen mitleidigen Blick zu. „Hau bloß ab!“, murrte ich, erntete ein amüsiertes Lächeln und sah wie Ran mit der neuen Liste in Richtung Lager ging. Ich streckte mich und schnaufte. Die Türglocke erklang und ich begann zu lächeln. „Aya, meine Retterin. Hilf mir. Dein tyrannischer Bruder versklavt mich!“, jammerte ich leidend, stützte mich wie ein leidendes Tier auf die Blumenbank ab und bekam von Ken einen Klaps auf den Hinterkopf. „Und jetzt auch noch körperliche Gewalt!“, ächzte ich. Sie lachte. „Dann ist es ja gut, dass ich komme. Schnapp dir deinen Mantel. Wir gehen einkaufen.“, erklärte sie. Ich schluckte. Mit einer Frau einkaufen gehen, die nun mit ihrer Kreditkarte winkte und dieses seltsame Lächeln auf den Lippen trug? Nein danke. Ruckartig drehte ich mich um. „Ran hilf mir!“, begann ich und wurde mit einem einzigen Blick unterbrochen. „Nimm ihn ruhig mit. Er ist ein schlechter Sklave!“, versagte er mir jede Hilfe und machte eine scheuchende Handbewegung. //Wie kaltherzig!//, schnappte ich und sah das diabolische Lächeln auf seinen Lippen. Murrend nahm ich meinen Mantel und ging mit Aya aus dem Laden. Der frische Schnee knirschte unter unseren Füßen. Es war bitter kalt geworden. Über der Stadt hin eine graue Wolkendecke und schneite seit zwei Tagen unaufhörlich. Ein trocken kalter Winter. Wunderbar. Wegen des Schnees staute es sich in der Stadt mehr als sonst und wir beschlossen die Strecke zum Einkaufszentrum zu laufen. Wenn ich ehrlich war wollte ich meine Lieblinge auch nicht der Glätte und dem Salz aussetzen. Schadet nur dem Lack. „Wir bekommen sicher weiße Weihnachten.“, überlegte Aya, als wir an der Ampel standen. Wir traten in das Einkaufszentrum und mir schlug die überheizte Luft ins Gesicht. Nach wenigen Schritten zog ich meine Handschuhe und meinen Mantel aus. Zum Glück gab es hier Schließfächer. Ich hatte keine Lust wie ein Packesel mit Tüten, Beuteln und Jacken herumzulaufen. Auch Aya legte ihre Sachen in ein Schließfach. Einzig ihre Kreditkarte und eine Liste behielt sie bei sich. „Wir sollten hier alles bekommen.“, begann sie und ich drehte mich zu den vielen Läden. „Außer den Baum“, meinte ich. Zusammen gingen wir ihre Liste durch und arbeiteten uns von Laden zu Laden. Ich war erstaunt. Aya war sehr … lösungsorientiert. Wir waren in keinem Laden länger als 15 Minuten. Keine unnötigen Wege oder Extrabesorgungen. Sie trug ebenso viele Tüten wie ich. So gefiel mir Einkaufen. Wir hatten für jeden der kleinen Familie, wie Aya unseren bunten Haufen nannte, ein kleines Geschenk eingeplant. Schließlich musste man zu Weihnachten auch etwas schenken. „Ich gehe schnell noch mal allein in den Laden. Du kannst uns schon mal etwas zum Mittag besorgen.“, bestimmte sie und war nach einem Nicken meinerseits verschwunden. Langsam ging ich weiter und blieb an einem Schaufenster hängen. Zwar hatten wir für Ran etwas anderes überlegt, doch das hier gefiel mir auch. Ich betrat den Laden und kaufte es. Anschließend setzte ich mich in das Bistro und wartete mit meinem Kaffee auf Aya, die mit einem geheimnisvollen Lächeln auf mich zukam. „Nicht nachsehen!“, mahnte sie und ich ahnte, dass in der kleinen Tüte mein Geschenk sein würde. Davon hatte sie mir nichts gesagt. Sie hatte alle Geschenke ausgesucht. Ich hingegen habe nur spioniert und Bericht erstattet. Für mich auch eine perfekte Gelegenheit vor ihr mit meiner Gebe zu prahlen. „Den Spaß verderbe ich mir nicht.“, versprach ich und wir aßen etwas, bevor wir den Rest der Dekoration einkauften. Schwere Sachen wie Getränke und Lebensmittel würden wir morgen mit dem Auto holen. -Rans POV- Ich schloss den Laden und drehte das Schild in der Tür um, ehe ich meine Schürze abnahm und an ihren Platz hing. Mein Blick ließ ich über die anderen drei wandern. Heute war der heilige Abend. Schuldig hatte sich über dieses Thema in eisernes Schweigen gehüllt und auch aus meiner Schwester hatte ich nichts heraus bekommen. Nicht das ich übermäßig neugierig war, doch ich mochte einfach keine Überraschungen. Ich zog meine Jacke an und griff nach dem Schlüssel für den BMW. Da im Kühlraum noch ein paar Getränke für den heutigen Abend zwischengelagert waren, hatte Schuldig mir den Wagen für den Transport ausgeliehen. Mit Ken belud ich den Kofferraum und ich fuhr uns vier nach Hause. Mit den Getränken betraten wir das Haus und ich blieb erstaunt stehen. Schon der Eingangsbereich war dezent geschmückt und weihnachtliche Musik drang leise zu mir. Es roch nach Keksen und warmes Licht flackerte auf dem Wohnzimmer. Ich trat meine Schuhe aus. „Ich zieh mich um.“, hörte ich von Yoji und schlüpfte in meine Hausschuhe und brachte die Getränkekiste in die Küche um sie auf den Tisch neben den Punsch zu stellen. „Alkohol?“, fragte ich nach, obwohl der Duft für sich sprach. „Ja. Ich habe alles geklärt. Keine Aufträge heute oder Morgen.“, beschwichtigte Schuldig und schenkte mir ein Glas ein. Ich nahm es entgegen und beschloss mich den ganzen Abend an diesem einen Glas festzuhalten. Zusammen gingen wir ins Wohnzimmer und ich besah mir auch hier die angenehm dezente Dekoration, die nur von dem geschmückten Nadelbaum gestört wurde. Er war nicht überladen und nicht übertrieben groß, doch für mein Verständnis machte ein Baum in einem Haus einfach keinen wirklichen Sinn. „Seht mal!“, rief Akina erfreut und ich drehte mich zu ihr um, wie auch Schuldig, Ken und Omi ihr Aufmerksamkeit schenkten. Sie stand auf einem Stuhl und befestigte lächelnd mit einer Reißzwecke einen Mistelzweig am Türrahmen. Yoji hatte kam die Treppe hinunter und half Akina vom Stuhl. Sie wurde verlegen und blickte zum Zweig hinauf. Ich hörte wie Schuldig nach Luft schnappte. „Nein!“, untersagte er alles, was da kommen könnte und war mit wenigen Schritten bei seiner Tochter. Unter einem Knurren griff er nach ihren Schultern, schob sie ins Wohnzimmer und bedachte Yoji mit warnendem Blick. Ich musste lächeln. Waren da etwa doch väterliche Gefühle ausgebrochen? Mein Lächeln erstarb, als er Yoji meine Schwester vorschob. In einem Zug leerte ich das Glas mit dem Punsch und stellte es achtlos weg. „Nein!“, meinte ich hastig. Nun war ich in wenigen Schritten bei der Tür und zog meine Schwester von Yoji weg, der mittlerweile mehr als verwirrt dreinblickte. „Aber nicht zu küssen, bringt Unglück.“, kicherte Ken. Schneller, als es ihm lieb war schnappte ich ihn und schob ihn zu Yoji. „Dann bitte.“, war mein knapper Kommentar. Nun kam Leben in Yoji und er schnappte nach Luft. „Sicher nicht!“, lehnte er ab und hob die Hände. Er ließ Ken stehen und holte Omi. „So“, gab er von sich und klopfte Omi aufmunternd auf den Rücken. Er gesellte sich zu uns und Omi begann seine Finger zu kneten. Verlegen schielten sie beide zu uns und dann sich an. Minimal hob sich meine Augenbraue, als ich mir dieses schüchterne Bild betrachtete und mir langsam klar wurde, was ich schon längst hätte bemerken müssen. Ihr Verhalten, als Schuldig bei uns einzog. Dessen Kommentare und ihr jetziges Verhalten. -Schuldigs POV- Mein Blick wanderte von dem entlarvten Paar zu Ran. //Hast du es wirklich erst jetzt bemerkt?//, kicherte ich in seinem Kopf. Seine Antwort waren verschränkte Arme und ich grinste. Ich schnaufte, als nach einer Weile noch immer nichts passiert war. Ich hielt Ran eine Hand vor die Augen und bedeckte Meine mit der Anderen. „Macht schon. Sonst gibt’s keine Geschenke!“, mahnte ich und schielte grinsend zwischen meinen Fingern hindurch. Beide bedachten mich mit bösen Blicken. Ich nahm meine Hände runter und Omi seufzte ergeben. Er griff nach Kens Wangen und drückte ihm einen Kuss auf. Verlegen trennten sie sich und kamen zu uns. Zusammen setzten wir uns an den großen Tisch und aßen. Die Stimmung war ausgelassen und die Gespräche angeregt. Ich war erstaunt wie man über Stunden zwischen Killern sitzen konnte ohne, dass ein einziges Wort in diese Richtung ging. Der Punsch leerte sich und wir begaben uns zur Bescherung an den Baum. Ran betrachtete das Gewächs argwöhnisch, als er sich setzte und noch einen Schluck trank. -Rans POV- Schuldig griff nach dem ersten Geschenk und reichte es Aya. „Erst die Damen.“, meinte er und reichte auch Akina ihr Geschenk. Zusammen packten sie es aus. Aya hatte einen Schal für sich und Akina gekauft. Beide hängten sich ihren Schal um und Akina kuschelte sich in die weiche Strickware. Ken war der Nächste. Er bekam neue Fußsocken und ein kleines Erste-Hilfe-Set als scherzhaftes Beiwerk. Yoji besah sich die Schachtel und klapperte damit. Als er sie öffnete lachte er leise. Er ließ die zwei Schachteln Zigaretten auf seine Hand fallen, die mir einer kleinen roten Schleife umwickelt wurde. „Nur weil Weihnachten ist!“, mahnte Aya und hob spielerisch den Zeigefinger. Omi öffnete sein Geschenk und grinste. Er freute sich wie ein kleines Kind über den USB Stick, der die Form eines blauen Wassereises hatte. Aya reichte Schuldig sein Geschenk. Er öffnete es neugierig und begann zu lachen. Er hob das grüne Bandana aus der Schachtel und bedankte sich höflich. Nun schob mir Schuldig mein Geschenk zu. Ich öffnete die kleine Schachtel. Darin befand sich eine Tüte Lachgummis. Witzig. Und ein kleiner Zettel. Ich las ihn. „Und?“, wollte Yoji wissen und beugte sich zu mir. Schnell ließ ich den Zettel mit der Aufschrift - Dein Geschenk bekommst du später ;-) - in meine Hosentasche verschwinden und hob die Süßigkeitentüte hoch. Mein Blick wanderte zu meiner Schwester und wurde etwas dunkler. „Wem habe ich das wohl zu verdanken?“ Sie kicherte. „Danke.“, meine ich leise und lächelte ein wenig. Wir redeten noch etliche Stunden, ehe sich alle ins Bett begaben. Aya würde für diese Nacht hier schlafen, damit sie nicht nach Mitternacht noch durch die halbe Stadt musste. Auch Schuldig und ich zogen uns zurück. Ich schloss die Tür und sah Schuldig hinterher, als er im Bad verschwand. Durch den Alkohol ermutigt ging ich zum Schreibtisch und holte die kleine Geschenkschachtel hervor. Ein mal mehr empfand ich dieses Geschenk als albern und doch war ich nervös. Ich sah auf, als Schuldig mit einem Handtuch um die Hüfte aus dem Bad kam und sich mit einem Zweiten die Haare trocknete. „Nun zu deinem Geschenk“, meinte er und ich schluckte. Er griff unter das Bett und holte einen flachen Karton hervor auf dem eine einzelne Schleifenblume klebte. Ich nahm den Karton entgegen, legte ihn auf den Schreibtisch und sah hinein. „Nach zehn Jahren dachte ich man könnte ihn austauschen.“, erklärte er mir leise und ich hob den mattschwarzen Ledermantel aus seiner Verpackung. Er sah meinem alten sehr ähnlich und doch musste ich Schuldig Recht geben. Nach über zehn Jahren war mein Mantel abgenutzt und konnte ersetzt werden. Vorsichtig legte ich den Mantel zurück und legte einen Finger an die kleine Schachtel auf dem Tisch. Wortlos schob ich sie zu Schuldig und er nahm sie in die Hand. Er öffnete sie und eins seiner wenigen ehrlichen Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Er stellte die Schachtel auf den Tisch, griff nach meinem Nacken und zog mich in einen zärtlichen Kuss. //Ich liebe dich auch.//, hauchte es in meinem Kopf und ich lächelte. Nun würde auch Aya zufrieden sein. Ich hatte die Ohrringe verschenkt. Zumindest einen davon. Kapitel 29: 27 -------------- -Schuldigs POV- „Du wirst besser.“, stellte ich fest und trank einen Schluck Wasser, ehe ich das Glas auf die Arbeitsplatte stellte. Ich beobachtete Akina, wie auch sie etwas trank. Ihre Fähigkeit unter Kontrolle zu halten war noch immer anstrengend. Doch bekam ich in ihrer Nähe schon viel seltener diese Gänsehaut. Auch schien sie immer weniger Emotionen aus dem Haus aufzunehmen. Dies fiel mir besonders nach den intensiveren Nächten mit Ran auf. Sie schien von unser Leidenschaft nichts mehr mit zu bekommen. Einzig die Spannung vor diesen Nächten bemerkte sie. Ich musste auch zugeben, dass diese Spannung unübersehbar war. Ran und ich fochten Kämpfe mit unseren Blicken aus, schaukelten uns mit bissigen Kommentaren auf und nährten dieses entstehende Verlangen mit heimlichen Berührungen. Ich schüttelte den Kopf. Ich durfte jetzt nicht weiter darüber nachdenken, sonst würde ich noch das Training mit Akina abbrechen und zu dem schlafenden Rassekater in unser Körbchen steigen nur um da weiter zu machen, wo wir vor wenigen Stunden aufgehört hatten. Ein heißer Schauer lief mir über den Rücken. Es lief schon viel zu lange gut mit uns und genau das ließ mich misstrauisch werden. Für jemanden wie mich, der das Chaos anzog deutete diese reibungslose Ruhe auf einen gewaltigen Sturm hin. Nur hatte ich keine Ahnung, wie ich die Weiß und Akina darauf vorbereiten sollte. Ich hatte beschossen ihr Training zu intensivieren. Dann wäre sie schon weit weg von uns, wenn das Unwetter losbrach. Am besten noch vor dem Jahreswechsel wollte ich sie aus dem Haus haben. Damit hatte sie jetzt noch fünf Tage. „Komm her!“, meinte ich und reichte ihr meine Hand. Erschrocken sah sie mich an. Seit ihrer überstürzten Umarmung hatten wir uns so wenig wie irgend möglich berührten. Wir hatten uns einen Sicherheitsabstand zu einander aufgebaut, an den wir beide uns mittlerweile gewöhnt hatten. Mein einziger Ausrutscher war zu Weihnachten passiert. Ich kann nicht sagen, was mich dazu bewegt hat ihre Schultern zu greifen. Sie war auch nicht auf diese Tat eingegangen. Sie stand auf und legte ihre Hand, wie zur Begrüßung, in Meine. „Was spürst du?“, fragte ich und beobachtete jede Regung. Ich las sie. Alles in ihr. Ich erkannte jedoch nur ihre Verwirrung über meine Aufforderung. „Nur, dass du angespannt bist.“, erklärte sie und ich nickte. Gut, diese Anspannung war wohl etwas, was ein Blinder erkennen konnte. „Gut.“, gab ich von mir und zog meine Hand zurück. Nur keinen unnötigen Kontakt. „Darf ich mit Omi heute einen Kaffee trinken gehen?“, fragte sie mich. „Kaffee haben wir hier.“, gab ich lauernd von mir. Ich hatte gedacht der Besuch im Kino wäre eine einmalige Sache gewesen, doch scheinbar sah sie die Gefahren für Menschen wie uns nicht. Sie blickte zu mir auf und ich fuhr mir seufzend durch die Haare. „Na gut. Aber du weichst ihm keinen Millimeter von der Seite!“, forderte ich und sie umarmte mich. Einmal mehr hielt ich die Luft an. Das sie sich so vertrauensvoll an mich drückte fühlte sich irgendwie....falsch an. Sie sollte mir nicht vertrauen. Sie sollte lieber vor mir davon laufen. Doch sie hatte ihre Arme um meine Taille geschlungen und ihren Kopf an meine Brust geschmiegt. Aus dem Augenwinkel erkannte ich Ran, der im Türrahmen stand und uns interessiert musterte. -Rans POV- Ich konnte meinen Blick nicht von den Beiden nehmen. Der große, mächtige und über alles erhabene Mastermind stand, von seiner Tochter umarmt, steif in der Küche, als umschlängelte ihn eine gereizte Giftschlange und jeder Atemzug seinerseits wäre sein sicherer Tot. Er hatte die Hände gehoben und blickte mich nun auch noch hilfesuchend an. Wie konnte man nur solche Angst vor einem harmlosen, kleinen Mädchen haben? Dieser Anblick war Gold wert. Ich spürte, wie mein Mundwinkel kurz zuckte und mein Amüsement über diese Situation verriet. Schuldigs Blick wurde dunkler und er schickte mir mit einem Schlag Bilder, Gedanken und Emotionen der letzten Nacht in den Kopf. Ein Japsen konnte ich nicht verhindern. Ich biss mir energisch auf die Zunge um jedes weitere Geräusch zu unterdrücken. Fing dieser Mistkerl schon wieder an mich zu reizen. Nach Außen gelassen trat ich einen Schritt in die Küche ein und erhaschte Akinas Aufmerksamkeit. Sie löste sich schnell von Schuldig und ging mit einem leisen Gruß an mir vorbei. Kaum war sie verschwunden schenkte ich Schuldig meinen kältesten Todesblick. Schuldig hingegen sah mich erwartend an, ehe er zur Decke blickte und angestrengt in sich hinein zu spüren schien. „Ja. Warte. Gleich hast du's! “, verspottete er mich und winkte dann enttäuscht ab. „Doch nicht. Na viel Glück beim nächsten Mal.“ Ich knurrte leise und begann damit mir einen Tee zu bereiten. Dabei war meine Aufmerksamkeit immer bei dem Deutschen. Er wollte es sich nicht anmerken lassen, doch ich wusste, dass er auf der Lauer lag. Er schien auf etwas zu warten. Auf etwas Katastrophales. Auch ich war dadurch angespannt und wollte zu gern Klarheit über sein Verhalten. Dennoch versuchte ich mich daran ihm zu vertrauen. Ich hoffte einfach, dass er mich informieren würde, wenn Gefahr bestand. Ich lächelte innerlich über mich selbst. Ich war dabei blind zu vertrauen. -Schuldigs POV- Den ganzen Tag brachte ich damit zu wie ein eingesperrtes Tier durch das Haus zu laufen.Warum musste ich auch heute frei haben? Ran war mit Ken bei der Nachmittagsschicht, Omi und Akina bei ihrem Kaffeetrinken und Yoji....Der war auch irgendwo. Ich hatte es vergessen. Er hatte etwas von einem Treffen gesagt, doch nach dem dritten Satz hatte mein Kopf abgeschaltet. Ich musste mich wieder in den Griff bekommen. Die Haustür ging und ich trat die Treppe hinunter. Nach außen war ich betont ruhig, doch innerlich freute ich mich diebisch, dass mein liebstes Spielzeug den Weg zu mir gefunden hatte. Konnte ich mich mit ihm etwas von dieser Unruhe in mir ablenken. Im Hormonrausch oder beim erschöpften Schlafen konnte man schließlich nicht gut nachdenken. Ich ging langsam auf Ran zu, obwohl ich viel schneller bei ihm sein wollte. Als er sich vom Schuhe ausziehen aufrichtete griff ich nach seinen Wangen und presste ihm meine Lippen auf. Ich wollte nicht noch mehr Zeit vergeuden. Er erwiderte den Kuss sehnsüchtig und ließ sich von mir bis zur Treppe mitziehen. Dann nahm er seine Hände an meine und löste uns von einander. „Ich muss erst etwas essen.“, murmelte er und sah mich prüfend an. Ich setzte mein bestes Lächeln auf. „Aber nur einen Happen. Ich bin heute nicht sonderlich geduldig.“, schnurrte ich und spürte ein mal mehr, wie Ran seine Verlegenheit und aufkommende Erregung hinter falscher Wut versteckte. Dies war unser Spiel und nur wir kannten die Regeln. „Dann wirst du dich in Geduld üben müssen. Ich werde ganz sicher nicht schlingen.“, ermahnte er mich und sah mich unterkühlt an. Wie sehr ich diesen kalten Blick in Verbindung mit seinen heißen Gefühlen liebte. Ich spürte, dass mein Lächeln weicher wurde und ging ihm, über mich selbst belustigt, in die Küche nach. Meine Hände steckte ich in meine Hosentaschen und ich lehnte mich an den Türrahmen. So gelassen dastehend beobachtete ich, wie Ran sich eine Mahlzeit zubereitete. Er war nicht der große Esser. Vielleicht verbot es ihm sein Anstand viel zu essen, vielleicht brauchte er wirklich nicht mehr. „Komm rein und setz dich wenigstens. Wenn ich heute noch einen Menschen sinnlos rumstehen sehen muss...“ Er ließ seinen Satz unvollendet und ich setzte mich brav an den Tisch. Ich konnte seinen Tag in ihm lesen. Er war langweilig gewesen. Kaum Kundschaft. Verständlich es waren Ferien und die meisten Familien waren entweder zu hause der bei der Verwandtschaft. „Denk nicht mehr dran.“, meinte ich ruhig und zuckte mit einer Schulter, ehe ich die Elle auf die Lehne des Stuhles legte. Ran trug sich sein Essen auf und stellte mir einen Kaffee hin. „Du kannst Gedanken lesen.“, scherzte ich und sah, wie Rans Mundwinkel kurz zuckte. Dann begann er zu essen und wir blieben still. Mein Blick war in die dunkle Flüssigkeit vor mir gerichtet und meine Gedanken folgen erneut in die dunklen Wolken des kommenden Sturms. -Rans POV- Ich aß auf und räumte den Tisch ab. Dann setzte ich mich auf meinen Platz und beobachtete Schuldig, wie er in Gedanken versunken in seinen Kaffee stierte. Dieser Anblick ließ in mir schlimme Befürchtungen aufsteigen. Er dachte nie groß nach. Und wenn er es doch tat ging es um große Entscheidungen. Seine Natur war zu impulsiv um über zwanzig Minuten stur in eine erkaltende Flüssigkeit zu blicken. Mein Blick wanderte auf die Uhr am Herd und jede Minute, die Schuldig weiter vor sich hin stierte beunruhigte mich mehr. Ich spannte mich an. Sollte ich ihn fragen, was los war? Noch ehe ich den Mund öffnen konnte, verkrampften sich seine Finger um die Tasse. Sein Kopf schnappte nach oben und nur einen Bruchteil einer Sekunde später stürzte er aus der Küche in den Eingangsbereich, in dem er erstarrt stehen blieb. Meine Nackenhaare stellte sich auf, als ich Schuldigs Gesichtsausdruck erkannte. Er war blass und starrte. Er sah aus, als hätte er einen Geist gesehen. „Geh weg von ihm!“, herrschte er jemanden an und ich stand auf. Langsam trat ich aus der Küche hinaus. Ich hatte das Gefühl, als gefriere mir das Blut in den Adern. In der Tür stand ein Mann, der dort nicht stehen durfte. Der es nicht konnte. „Brad.“, hörte ich es atemlos von Schuldig, als Leben in ihn kam und er sich entspannter aufrichtete. Akina suchte hinter mir Schutz. „Endlich stehen wir uns wieder gegenüber.“, begann Crawford und schob seine Brille zurecht. „Deine Tochter zu finden, war gar nicht so leicht. Sie ist einfach zu unentschlossen um eine feste Entscheidung zu treffen.“, meinte er und es klang, als wollte er seine lange Abwesenheit erklären. Mein Blick wanderte prüfend zwischen Schuldig und Crawford hin und her. „Was machst du hier?“, fragte Schuldig und begann zu grinsen. „Und du?“, fragte sein Gegenüber und deutete mit einem Kopfnicken auf mich. „Lässt uns zum Sterben zurück und holst dir den Feind ins Haus?“ Seine Stimme bekam einen bitteren Unterton. „Bist du jetzt einer von ihnen? Ein Weiß?“ Schuldig schnaufte und grinste breiter. „Wo denkst du hin. Ich und ein Weiß.“, spottete er. Innig hoffte ich, dass seine Worte ihn lügen straften, doch ein gewisser Teil in mir glaubte ihm jedes seiner Worte und war sauer. Ich fühlte mich enttäuscht und verraten. „Du bist ein Verräter!“, hörte ich eine Stimme und hoffte, dass es nicht meine war. Schuldig blitzte jedoch den Schwarz vor ihm an und knurrte dunkel. „Sag das nicht.“ Er schien ehrlich verletzt. „Niemals würde ich euch einfach verraten. Ich dachte ihr wärt tot.“ Crawford griff in sein Jackett und zog die Brauen eng zusammen. „Das ist also deine Ausrede für deinen Verrat.“, stellte er fest und zielte mit seiner Waffe auf den Deutschen. Dieser bekam einen schmerzvollen Blick. „Tu das nicht, Brad. Ich werde mich wehren.“, meinte er ruhig, doch der Schlag des Bolzens auf die Pfanne der Waffe ließ ihn zusammenzucken. Er trat einen Schritt zurück und hielt sich den Arm. Mein Blick schwang zu dem Schützen, der auf seine Knie und vorn über sank. Ich sah zu Schuldig, dessen Blick nicht nur wegen des Streifschusses voller Wut und Schmerz war. Er richtete sich auf und stieg die Treppe hinauf. -Schuldigs POV- Ich versorgte die kleine Wunde an meinem Arm. Ich las Akinas panische Gedanken und war zum Teil froh, als sie mich als Monster bezeichnete. Die Tür meines Zimmer schlug in die Angeln und ich trat aus dem Bad heraus. Ich machte mir nicht die Mühe Ran zu lesen. Ich kannte ihn zu gut und zu lange um mich falschen Illusionen hinzugeben. „Du bist also keiner von uns?“, begann er kalt und ruhig. Zu ruhig. Kurz musterte ich ihn. Sein Schwert hatte er nicht bei sich. Also würde ich dieses Gespräch höchst wahrscheinlich überleben. „Bist du ein Schwarz?“ Ich sah ihn wütend an. „Lass mich in Ruhe. Ich bin gar nichts.“, herrschte ich ihn an und zog mir ein neues Hemd an. „Ich bin der Leader dieses Teams. Ich muss wissen woran ich bei dir bin.“ Mein Blick jagte von den Knöpfen meines Hemdes zu Ran. Er wusste nicht woran er bei mir ist? Die Wut in mir kochte über. „Du bist nicht mein Leader. Mein Leader liegt tot in meiner Eingangshalle und wird langsam kalt!“, brach es aus mir heraus. Ich wusste sofort, dass dies nicht die ganze Wahrheit war, doch ich musste um mich schlagen, wie ein verwundetes Tier. Ich ging an ihm vorbei und schlug die Tür hart zu. Mein Weg führte mich in meinen Trainingsraum, wo ich meiner ganzen Wut in einem einzigen, tobenden Schrei und einem mentalen Supergau Luft machte. Wie hatten mich Brads und vor allem Rans Worte so treffen können? Ich beschloss es darauf zu schieben, dass ich in Gesellschaft dieser Blümchenbinder einfach zu weich geworden war. Stunden später hatte ich mich soweit beruhigt, dass ich aus dem Raum trat und in mein Zimmer ging. Meine feste Absicht, Ran einfach zu ignorieren wurde zunichte gemacht. Er war nicht da. Ich zog meine Missionskleidung an und nahm den Schlüssel für den R8 mit mir. Ich musste wissen, was passiert war. Ich musste wissen, warum Brad so reagiert hatte. Ich musste wissen, was mit den Anderen war. In einer fließenden Bewegung ließ ich mich in das Polster des Sportsitzes nieder und startete den Wagen. Das Garagentor fuhr hoch und ich atmete geräuschvoll. Ran stand mir mit seinem weißen Mantel, seinem Schwert und seinem eiskalten Blick im Weg. Das er dabei auch noch fantastisch aussah begann mich zu nerven. //Was willst du. Geh mir aus dem Weg, sonst fahr ich dich um.“, grollte ich. Er trat einen Schritt auf mich zu und ich hörte, wie die hinteren Türen geöffnet wurden. Ich sah in den Rückspiegel, dann mahnend zu Akina und bedrohlich dunkel zu Omi. Nun ging auch die Beifahrertür und ich erkannte Ran, der sich in den Sitz gleiten ließ. „Wir konnten sie ja schlecht allein hier lassen.“, rechtfertigte sich der Jüngste Weiß. „Gehst du allein, wirst du zum Ziel. Das würde uns Aya nie verzeihen.“ Ich knurrte dunkel. „Ich hasse euch alle samt!“, grollte ich zu dem Jungen auf der Rückbank, ehe ich meinen härtesten Blick auf Ran senkte. „Und dich ganz besonders, Abyssinian! Das weißt du, Oder?“ Er regte sich nicht. „Ich weiß. Fahr endlich.“ Kapitel 30: 28 -------------- -Rans POV- Wir fuhren lange und langsam fragte ich mich, ob Schuldig überhaupt eine Ahnung hatte wo er hinfuhr. „Zerbrich dir deinen hübschen Kopf nicht darüber.“, meinte er leise und blickte kurz zu mir. Ich schnappte nach Luft und knurrte ihn wütend an. Ein breites Grinsen stahl sich auf seine Lippen. Wie konnte er mir ein Kompliment in Gegenwart meines Teams machen? Er deutete mit einem Daumen nach hinten. „Sie schlafen“, erklärte er knapp und ich drehte mich etwas um. Omi und Akina schliefen beide tief und fest. Sie nutzten sich gegenseitig als Kopfstütze. Gut so. Wenn Omi ausgeruht war, würde ich beruhigter sein. „Weißt du überhaupt, was du hier tust?“, fragte ich nun frei heraus. Sein Grinsen wurde schmallippig und ich beobachtete ihn genau. Er blickte in den Rückspiegel, als wolle er sich versichern, dass seine Tochter wirklich schlief. Sollte sie etwas nicht erfahren? „Ich verfolge Brads Gedanken zurück. Ich folge den Erinnerungen an den Weg“ Ich blickte ihn weiter prüfend an. Das er mich mit seinem doch recht ausgeklügeltem Plan beeindruckte, versteckte ich tief in mir. Das musste er nicht erfahren. „Du solltest auch etwas schlafen. Der Weg ist lang“, kam es gutmütig von dem Deutschen und blickte auf die vorbeiziehenden Bäume. „Ich lasse dich sicher nicht unbeobachtete. Außerdem sind wir auf einer Insel. Wie lange kann man da unterwegs sein?“ Den letzten Satz schob ich nur nach, weil ich hoffte, Schuldig würde mir verraten, wo wir hinfuhren. „Gut“, meinte er nur und fuhr an eine Tankstelle. „Ich tanke und dann fährst du weiter. Dann kannst du mich bewachen, während ich schlafe. Ich weiß, dass du darauf stehst“ Seine Stimme wurde immer leiser, verführerischer und noch ehe ich mich versah lag seine Hand in meinem Nacken und zog mich in einen ungewöhnlich sanften Kuss. Er sah mir in die Augen, als er sich löse. Ich versuchte meinen Blick so emotionslos zu halten. //Ist alles gut mit uns?//, fragte er und ich rieb meine Zähne auf einander. War alles gut. Sicher nicht. Doch war ich geneigt zu verzeihen. Er hatte emotional reagiert. Ich wusste, dass er seine Worte mir gegenüber nicht ernst gemeint hatte. Außerdem hielt ich einen Streit vor einer Mission für suboptimal. So nickte ich knapp. Alles weitere würde man sehen, wenn wir wieder zu hause waren. Kurz zuckten Schuldigs Mundwinkel zu dem echten Lächeln, dass ich an ihm mochte. Er stieg aus und tankte den Wagen voll. Ich beobachtete ihn genau. Ich hatte noch immer das Bedürfnis ihn zu bewachen. Er ging in die Tankstelle und ich sah, wie freundlich er die junge Dame anlächelte. Er lehnte sich etwas zu ihr und sie kicherte verlegen. Ich schnaubte. Dieser Mistkerl. -Schuldigs POV- Ich umgarnte das junge Ding an der Kasse. Auf dem Weg zum Auto zurück packte ich noch ein paar Flaschen Wasser und ein paar Snacks ein. Ran hatte sich schon auf den Fahrersitz gesetzt und sein Katana lag hinter seinem Sitz zu Omis Füßen. Ich stieg ein und lehnte meinen Kopf an die B Säule. Ich spürte seine wütenden und eifersüchtigen Gedanken und musste lächeln. Ich sagte ihm welchen Weg er fahren musste und schloss dann meine Augen. Ein wenig machte ich das Fenster herunter und ließ mich vom Fahrtwind in den Schlaf begleiten. Ich blieb traumlos und wurde von dem Sonnenschein und Ran geweckt. „Los wach auf. Ich muss wissen, welchen Weg ich nehmen soll“, meinte er und ich setze mich aufrecht hin um mir den Nacken zu reiben und den Kopf kreisen zu lassen. Mein Blick fiel auf die Rückbank. „Sie vertreten sich die Beine“, war die Antwort auf meine unausgesprochene Frage. „Wir tauschen“, bestimmte ich und stieg aus. Sofort streckte ich mich und beobachtete, wie Omi aus dem Gebüsch kam. Gute Idee. Ich ging zu den Beiden und an ihnen vorbei. Hinter einem Baum erleichterte ich mich und schritt zurück zum Wagen. Omi und ich wuschen uns die Hände mit einem Schluck Wasser. Mir die Hände abschüttelnd sah ich auf das nächste Straßenschild. Es fiel mir schwer mich zu erinnern. Auch wenn Brad ein ausgezeichnetes Gedächtnis hatte und sich den Weg genaustens eingeprägt hatte, war dies bei mir nicht der Fall. Mit einer Schusswunde war es aber auch schwer sich eine Wegbeschreibung zu merken. Doch ich würde so kurz vor dem Ziel nicht aufgegeben. Das war nicht meine Art. „Wo lang?“, fragte Ran etwas ungehalten. Ich grinste ihn überlegen an. „Lass dich überraschen“, gab ich melodisch von mir und erntete einen seiner Todesblicke. Ich lachte leise und winkte ihn auf meine Seite rüber. „Komm und schlaf, Kitty“, lockte ich. Ran knurrte und sah mich verbissen an. Ich schnaufte gespielt. „Du bist nutzlos, wenn du vor Müdigkeit nicht stehen kannst“, mahnte ich. Sein Augenlid zuckte kurz und seine Augen begannen dunkel zu funkeln. Ruhe breitete sich in mir aus. Seine Wut beruhigte mich. Ich stieg über die Beifahrerseite ein, ließ mich auf den Fahrersitz sinken und ließ die Scheibe herunter. „Ich kann dich auch hier lassen“, bot ich an. Er knurrte und stieg ein. Auch Omi und Akina stiegen ein. Ich bog auf die Straße ein und blickte in den Rückspiegel. Balinese und Siberian waren nicht weit hinter uns. Als wir losgefahren waren, hatte ich ihnen Bescheid gegeben. Doch auf sie warten wollte ich nicht. Sie würden den kleinen Rastplatz erst in drei Stunden erreichen, wenn sie keine Pause machten. So lange konnte und wollte ich nicht warten. Es dauerte nur wenige Minuten, bis Ran seine Augen schloss und in einen tiefen Schlaf fiel. Omi kümmerte sich um Akina und lenkte sie von der Stimmung im Wagen ab. Noch zwei Stunden folgte ich der Straße, ehe wir an einem Industriegebiet ankamen. Ich fuhr langsam und versuchte einen Gedanken von Nagi oder Jay aufzufangen. Ich schnappte ein vertrautes Klingeln auf und sah in den Rückspiegel. Keiner hatte mein Zucken gesehen. Ich sah wieder auf die Straße und fand ein Schild mit der Ausweisung eines Hotels. Ich fasste einen Plan und lächelte in mich hinein. Ich fuhr das Auto zu besagtem Hotel und checkte für uns ein. Dann schickte ich Omi und Akina in den Hotelshop. Badesachen kaufen. Ran würde ich in der Zwischenzeit in das Zimmer tragen. -Rans POV- Mir kam der Gedanke, dass das Auto wohl über eine schlechte Straße fuhr. Kein Grund wach zu werden. Dennoch öffnete ich irgendwann meine Augen und blickte an eine weiße Decke. Sofort setze ich mich auf und griff nach meinem Katana. Nichts. Alarmiert sprang ich auf. Mein Mantel hing über einem Stuhl in diesem Hotelzimmer. Wie war ich hier hergekommen? Auf den Bett neben meinem lag ein Stapel Kleidung und ein Zettel. Mir liefen kalte Schauer über den Rücken, als ich die Handschrift erkannte. Schuldig. „Zieh dich um und komm an den Strand“, las ich mir vor und rieb meine Zähne aufeinander. Wollte dieser Mistkerl einfach Urlaub machen und es als Mission tarnen? Mürrisch folgte ich der Aufforderung und zog mir eine Stoffhose und ein Shirt an. Die Badehose ignorierte ich. Wütend fand ich mich an der Information wieder und fragte nach dem „Strand“. Es war mitten im Winter. Was wollte Schuldig mit sommerlicher Kleidung an einem Strand? Mir wurde der Weg gewiesen und ich trat durch die schleusenartige Tür in der ich die Schuhe ausziehen sollte. Mir schlugen tropische Temperaturen entgegen und ich japste. Heiß und feucht war die Luft und ich hörte einen Wasserfall. Palmen umsäumten einen riesigen Pool und der Sand unter meinen Füßen erinnerte wirklich an einen echten Strand in den Tropen. Ich lief zum Wasser. Wellen schlugen mir an die Füße. Ich erkannte Omi und Akina, die recht ausgelassen im Wasser planschten. „Na endlich lässt sich er Alphawolf blicken. Ich dachte schon du schläfst ewig.“, erklang es amüsiert und ich senkte meinen finstersten Blick auf den Schuldigen. Doch stockte ich und wusste, dass mein Blick versagte. Schuldig stand vor mir. So gut wie nackt. Einzige der Verband an seinem Arm und die grüne Badeshorts mit Hawaiimuster verdeckte etwas Haut. Er ließ sich in einen der Liegestühle nieder, schlug entspannt die Beine übereinander und setzte seine Sonnenbrille auf. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und blickte auf die Menschen im Wasser. /Erklär mir das!/, forderte ich, erhielt jedoch keine Antwort. Ich hörte, wie Schuldig sich bewegte und spürte kurz darauf einen Arm um meine Hüfte. Er zog mich schnell auf die Liege neben seine und grinste mich an. Betont langsam zog er sich die Brille auf die Nasenspitze herunter und sah mich über den Rand der Brille an. Sein Blick war der eines Raubtieres und meine Nackenhaare stellten sich auf. „Alles zu seiner Zeit, Kitty.“, begann er und kam mir näher. „Erst einmal sollten wir so tun, als wären wir normale Touristen und nicht auffallen.“, erklärte er und ich versteckte meine aufkeimende Lust hinter einem wütendem Geräusch. „In wie fern denkst du, dass wir so nicht auffallen?“, murrte ich und sah ihn kämpferisch an. Ein Schwall Wasser traf uns und ich hielt die Luft an. Noch immer blickten Schuldig und ich uns an. Ich sah ihm an, dass auch er die Luft angehalten hatten. Gemeinsam entließen wir unseren Atem und sahen zu Akina, die mit einem Eimer und tiefroten Wangen vor uns stand. „Ihr braucht eine Abkühlung! Alle beide!“, schimpfte sie, ließ den Eimer fallen und ging zu Omi, er uns verwirrt ansah. „Sie kann es immer noch nicht kontrollieren. Wenn das einer mitbekommt.“, flüsterte der Deutsche neben mir, doch seine Stimme hatte einen gefährlich spielerischen Ton. „Du benutzt sie als Köder.“ Es war nur ein Hauchen meinerseits, doch erweckte es das überlegene Grinsen Masterminds. „Besser kann man nicht erkennen, wer es auf uns abgesehen hat.“, erklärte er mir und ich sah ihn aus dem Augenwinkel an. „Sie werden wissen, dass sie zu uns gehört.“ Er nickte knapp und sah mich durchdringend an. Er musste kein Ton sagen. Ich konnte mir denken, was er vor hatte. „Ich kann mir denken, dass sie nur die Kleine haben wollen.“, bestätigte er mir einen Gedanken. „Und du kannst dich entspannt zurücklehnen und alles beobachten.“ Das grinsen wurde breiter. Schuldig schob sich die Brille vor die Augen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Sie wird mich zum Rest von Schwarz führen, ohne, dass ich mich unnötig bemühen muss. Ist doch ganz praktisch. Sie darf nur nicht wissen, dass sie der Köder ist. Also halt deine Emotionen etwas zurück.“, mahnte er spöttisch und lachte leise. Ich knurrte und sah auf Akina und Omi. „Bist du deswegen so gesprächig?“, wollte ich wissen, der Telepath schwieg sich dazu aus. „Hier seid ihr!“, riss mich eine Stimme aus meinen beginnenden Überlegungen und ich sah über Schuldig hinweg. Ken und Yoji kamen auf uns zu. Auch sie hatten Badesachen an. Ken trug eine blaue Badeshorts und ein Fußballshirt. Yojis Aufzug trieb mir die Scharmesröte in die Wangen. Er trug ein enges schwarzes Etwas, dass nur das Nötigste verdeckte. Ich wand meinen Blick ab und war heilfroh, dass es nur Yoji und nicht Schuldig war, der in dieser Provokation umherlief. Bestimmt sah auf den Sand vor der Liege um meine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. Ein Schatten trat auf mich zu und als ich aufsah erwischte mich ein neuer Schwall Wasser. Pitschnass strich ich mir das Wasser aus dem Gesicht und knurrte ungehalten. „Grade von dir hätte ich was anderes erwartet!“, tadelte sie mich und Schuldig lachte haltlos. Ich warf ihm einen harten Blick zu und er japste, setzte sich auf und hustete. Er rang nach Luft. Omi klopfte ihm auf den Rücken und er deutete mit einer gehobenen Hand seine Besserung an. „Hab mich verschluckt!“, ächzte er und atmete geräuschvoll durch. Ich erhob mich und beschloss mich umzusehen. Als ich mich unbeobachtete fühlte, zog ich mein Shirt über den Kopf und frang es aus. Ich sah mich dabei um. Dieses Bad, wenn man es so nennen wollte, war von einer riesigen Plane überspannt. Eine architektonische Meisterleistung. Die Kuppel stützte sich einzig auf ihren Rand. Von meiner Position aus konnte ich den Wasserfall sehen, den ich bereits gehört hatte. Eine Junglelandschaft mit Felsen, Lianen und hohen Bäumen schlich sich in einen Strand aus, der mit seinen, auf Pfählen stehenden, Bungalows und einzelnen Palmen an Postkarten aus der Karibik erinnerte. „So etwas gibt es auch in Deutschland. Dort wurde ein solches Paradies in einen Zepelinhanga gebaut. Das hier wurde ihm nachempfunden. Ist nur größer.“, erklang eine Stimme hinter mir und ich zog das nasse Shirt über, ehe ich mich umdrehte. Mit meinem besten Pokerface sah ich den Mann an. Er trug eine Uniform und mit dem Rechen in der Hand sah er nach einem Angestellten des Hotels aus. Ich nickte nur. „Hinter dem Wasserfall ist auch eine Höhle mit einem Wirlpool“ „Ich werde es mir merken“, beendete ich das Gerede des Mannes und drängte mich an ihm vorbei. „Da bist du!“, rief Schuldig und warf seine Arme in die Luft. Ich schnaubte verächtlich und deutete ihm mit meiner ganze Körperhaltung meine Ablehnung. Diese Touren waren doch peinlich. War er es nicht, der meinte, wie sollten nicht auffallen? „Hat der Mann dich belästigt?“, dröhnte seine dunkle Stimme zu mir. Die unausgesprochene Drohung in seiner Stimme ließ mich unwillkürlich erschaudern. Er machte in diesem Moment deutlich, dass er allein Besitzansprüche an mir erheben durfte und kein anderer. Als es mir bewusst wurde, wurde mir von diesem kitschigen Gedanken sogar ein wenig übel. „Er hat mir nur von dem Wirlpool erzählt.“, murmelte ich und deutete hinter mich. Der Deutsche begann zu grinsen. „Dann nichts wie hin!“, forderte er und zerrte mich an der Hand hinter sich her hinter den Wasserfall. Ich konnte nur einen kurzen Blick auf die Gruppe Jugendlicher im Pool werfen, ehe ich Schuldigs Hände in meinem Nacken und seine Lippen an meinen spürte. Stürmisch küsste er mich und zog mich näher zum Pool. Die angewiderten Laute der Jungs konnte ich nur am Rande wahrnehmen. Schuldig war zu präsent und ich versuchte nicht zu stolpern. Er zog mich eine Treppe hinunter und warmes Wasser umspülte meine Beine. Nun war ich endgültig nass. Mit aller Kraft löste ich mich. „Was soll das?“, fauchte ich. Schuldig änderte schlagartig seine Richtung und drängte sich an mich. Er küsste mein Ohr. „Wir müssen ihnen doch die Gelegenheit geben die Kleine mit zu nehmen.“, raunte er mir zu. Ich verstand. Doch was ich verstand, gefiel mir nicht. „Du lässt sie entführen?“, fragte ich verständnislos. Dennoch versuchte ich leise zu sein. Er sah mich an. Sein Blick war zum Teil gierig, zum Teil misstrauisch. Seine Hände streichelten meinen Nacken. „Warum bekomme ich das Gefühl, dass du der Puppenspieler bist und mit uns spielst?“, entkam es mir und Schuldigs beginnendes Grinsen war mir eine unheilvolle Antwort. Seine Lippen senkten sich an meinen Hals und die Finger seiner einen Hand wanderten über meinen Körper. Dieser Mistkerl. Kapitel 31: 29 -------------- -Schuldigs POV- Sanft streichelte ich Ran, der sich trotz der immer größer werdenden Lust wehrte. Ich würde ihn hier nicht verführen. Den Anblick den er dabei abgab würde ich mit keiner Sicherheitskamera und keinem anderen Menschen teilen. Sie sollten nur wissen, dass wir beschäftigt waren. Für einen Moment war ich unachtsam. Ran drehte sich auf mich und ich blickte etwas erschrocken zu ihm auf. Wollte er es doch zu einem Abschluss bringen? Sein Körper schrie regelrecht danach. Er funkelte mich bitter böse an und titschte mich unter Wasser. Dabei stand er von mir auf. Mit einem tiefen Atemzug tauchte ich auf. Das heiße Wasser brannte auf meiner Haut und ich strich mir die Haare aus dem Gesicht um Ran nachzusehen. Ein Teil in mir wollte ihm nach, der andere Teil war beruhigt, dass er so wütend auf mich war. Das würde mir später einiges einfacher machen. Ich blieb noch knapp eine viertel Stunde in dem Pool sitzen. Das sollte genug Zeit gewesen sein. Ich suchte die anderen Weiß. Ken und Omi dösten in den Liegestühlen und Yoji flirtete was das Zeug hielt. Beim Vorbeigehen tippte ich Omi an und dieser erwachte. Vermutlich hatte er nur so getan und alles andere beobachtet. Langsam ging ich zu der Schleuse und rieb mir mit einem Handtuch, dass ich mir bei einem unbewachten Liegestuhl ausgeliehen hatte die Haare trocken. Mit Omi im Schlepptau ging ich zum Fahrstuhl und vor unseren Zimmern trennten sich unsere Wege. Ein einziger Blick von mir reichte um Omi zu deuten, dass die Mission begonnen hatte. Ich trat in das Zimmer ein und stutzte. Ran war offensichtlich duschen gewesen. Er trug ein Handtuch um die Hüfte und zog sich ein trockenes Shirt über. Mein Grinsen wurde breit. Genau in diesem Moment reizte er mich besonders. Ich trat an ihn heran und umarmte ihn von Hinten. Ein wütender Blick durch den Spiegel vor uns war mein Lohn. Seine Haut war eiskalt und ich begann zu kichern. -Rans POV- Duschen. Kalt duschen. Eiskalt! Mehr war in diesem Moment nicht wichtig gewesen. Das Eiswasser hatte mich keuchen und mein Herz kurz stocken lassen. Doch mein eigentliches Problem wurde sofort im Keim erstickt. Ich blieb lange unter der Dusche, ließ das Wasser weiterhin kalt. Irgendwann war ich aus dem Bad gekommen, hatte mir ein Handtuch um die Hüfte geschlungen und mich mit einem zweiten abgetrocknet. Ich war eingenommen von meiner Wut auf Schuldig. Wie konnte man sich nur so schamlos verhalten? Wie konnte er mir das nur in aller Öffentlichkeit antun? Allmählich kam mir der Gedanke, dass Deutschland Schuldig vielleicht rausgeschmissen hatte um sein Ansehen nicht unnötig zu schädigen. Sicher hatten sie ihm eine neue Identität gegeben und ihm lebenslang verboten deutschen Boden zu betreten. Ich schnaufte. Wenn ich einen Staat leiten müsste, würde ich so verfahren. Warme Hände strichen über meine Haut und ich warf einen bösen Blick durch den Spiegel zu Schuldig. Sein Kichern ärgerte mich weiter. Ich löste mich ruhig von ihm, schnappte mir meine Hose und verschwand im Bad. Angezogen kam ich zurück und strafte den Deutschen mit kalter Ruhe. Er hatte sich in der Zwischenzeit umgezogen und saß auf der Bettkante. „Sagst du mir, jetzt, was du hier für ein Spiel spielst?“, fragte ich fast gelangweilt. Schuldig stand auf, steckte seine Hände in die Tasche und setzte dieses überlegen, arrogante Mienenspiel auf, dass nichts sagte und doch eine böse Vorahnung in meine Knochen trieb. „Sieh du lieber zu, dass du runter kommst. Nicht, dass du noch wen tötest.“, flötete er sarkastisch und verließ das Zimmer. Ich möchte keine Überraschungen und noch weniger mochte ich es eine Schachfigur in Schuldigs Spiel zu sein. Würde ich ein Bauer sein, den er bereit war zu opfern? War er der Läufer, der das Spiel entschied und würde es auch alle anderen Figuren das Leben kosten? Ich musste mir eingestehen, das die Zeit mit ihm mich verklärt hatte. Ich hatte aufgehört ihn als den überlegenen Mann zu sehen, der eine fast sadistische Freude daran hatte mit anderen zu spielen. Meine Zähne rieben aufeinander. Immer mehr wurde mir bewusst, dass wohl jeder meines Teams nur einen Bruchteil der Informationen hatte, die Schuldig in seinem Kopf herumtrug. Was musste er planen, dass er einen Menschen, seine eigene Tochter als Köder benutzte und dabei scheinbar noch Spaß hatte. Konnte ich mich so in ihm getäuscht haben? Mein Blick wanderte an meinem langen Schatten zum Balkon und darüber hinaus auf den Horizont, an dem die Sonne langsam verschwand. Ich kniff die Augen zusammen und hob schützend eine Hand. Ich hatte eine gefühlte Ewigkeit hier gestanden. Würde es mir zum Verhängnis werden, ihn damals gerettet zu haben? Ich zog mir meine Missionskleidung an und schob mein Schwert, dass ich unter der Matratze gefunden hatte unter meinen Mantel. Vorsichtig trat ich aus dem Zimmer und sah auf den Flur. Ich hatte eine Tür in der Nähe meines Zimmers schlagen hören. Lautlos lauschte ich an den Türen in meiner Umgebung und hörte vertraute Stimmen. Ich öffnete die Tür und blieb im Türrahmen stehen. Omi saß an einem Schreibtisch vor einem, vermutlich geklauten, Laptop. Schuldig stand neben ihm, stützte sich mit einer Hand auf den Tisch und hatte die Andere in seiner Hosentasche verschwinden lassen. Auch sie trugen ihre Missionskleidung. Ich drückte die Tür in die Angeln, als der Telepath seinen Kopf etwas drehte und mich aus amüsiertem Blau anblitze. Er war in seinem Element und ich hasste ihn dafür. Ich trat an Omis andere Seite und blickte auf den Bildschirm. Ein kleiner roter Punkt blinkte auf dem Bildschirm herum. Als er einige Male an der selben Stelle blinkte, richtete sich Schuldig auf. „Sie sind da. Los geht’s!“, befahl er und trat auf die Tür zu. Omi folgte ihm auf dem Fuße und auch ich schob alle Sentimentalität zur Seite. Akinas Leben war jetzt wichtiger. Beim Gehen klopfte er an eine andere Tür. Ich vermutete Ken und Yoji würden uns in angemessenem Abstand folgen. Wir waren zu dritt in unserer Kleidung schon auffällig genug. Schuldig führte uns zum Auto und wir stiegen ein. Er fuhr schnell, ignorierte Ampeln und Verkehrszeichen und brachte uns an ein Industriegebiet. Ruhig stellte er Motor und Licht ab und lehnte sein Kinn an das Lenkrad um an dem Gebäude empor sehen zu können. „Keine Einzelgänge.“, meinte er bestimmt, aber ruhig. Er sah mich mahnend an. „Und keine Widerworte.“ Ich nickte, obwohl ich wusste, dass er eigentlich noch etwas hätte sagen sollen. Wir stiegen aus und drückten die Türen des Wagens leise in ihr schloss. Knapp hinter uns kamen auch Ken und Yoji an. Wir drangen in das Gebäude und teilten uns auf. Ken und Omi würden den Kontrollraum suchen und uns sagen, welche Wege wir gehen mussten. Yoji, Schuldig und ich schoben uns langsam ins Innere des Gebäudes hinein. Es musste sich um eine alte Stahlfabrik handeln. Überall hingen oder lagen verrostete Schmelzöfen. Riesige Lufträume erstreckten sich über die gesamte Höhe. In einem dieser Lufträume stand ein Stuhl und auf ihm saß Akina. Gefesselt und geknebelt und blickte uns erleichtert an. Yoji machte einen Schritt auf sie zu und wurde von Schuldig mit einer Hand auf der Brust zurück gehalten. „Ist es nicht auffällig, wie sie da sitzt?“, fragte er ruhig und in Akinas Augen funkelte der Unglaube. Sie rief gegen den Knebel um Hilfe und wehrte sich heftiger gegen den Stuhl. Tränen rannen ihr über das Gesicht. Ich trat neben Schuldig. Es war wirklich auffällig. Ich blickte auf dem Boden umher und fand eine verräterische Staubschicht. Ich machte einen großen Schritt um die, wie auch immer geartete Falle nicht auszulösen. Ich deutete ihr mit einem Finger auf meinen Lippen ganz leise zu sein. Bewusst langsam löste ich ihre Fesseln um keine zweite Falle zu übersehen. Sie warf sich mir in die Arme und schluchzte in meinen Hals. Ihr Körper zitterte und ich nahm sie auf die Arme. Schuldig grinste mich wissend an. Hinter ihm tauchte ein Mann aus dem Schatten auf, der nur ein Mundwinkelzucken, Schuldigs später in sich zusammensackte. Ich kam auf Yoji und Schuldig zu, als der Alarm schrill aufjaulte. Schuldigs Grinsen verschwand und er sah in die oberen Etagen. „Verschwindet von hier. Lauft weg. Weit weg!“, bestimmte er und sah mich ernst an. Ich knurrte. Und ihn hier allein lassen? „Sicher nicht!“, bestimmte ich und wurde rüde am Arm gepackt. Er zerrte mich zu sich und schob mich weiter. „Ran ich sage das nur einmal. Bring verdammt nochmal meine Tochter hier raus!“, rief er ungehalten und ich zuckte tatsächlich zusammen. Er knurrte und wandte sich ab. Sekunden später war er im Dunkel der Gänge verschwunden. Ich brachte Akina zum Wagen, verfrachtete sie auf die Rückbank und setzte mich auf den Fahrersitz. Schuldig hatte doch tatsächlich den Schlüssel stecken lassen. Omi und Ken liefen an uns vorbei zu Yoji in seinem Seven. Mit einem Mal wurde es mir klar. Er hatte es so gewollt. Schuldig wollte allein in diesem Gebäude sein. Eine eisige Gänsehaut zog sich auf meiner Haut entlang. -Schuldigs POV- Ich drückte mich mit dem Rücken an eine Wand um möglichst weit in ihrem Schatten zu verschwinden. Ich hörte Schritte und einen Augenblick der Konzentration später hörte ich wie der Körper auf dem Boden aufschlug. Ich lauschte noch einmal in den Gang, dann lief ich weiter. Ich spürte Nagi und folgte seiner Spur. Er war schwach, doch er war am Leben. Ich trat in den großen Raum ein und fand ihn auf einer Liege. Mit Bedacht trat ich auf ihn zu, wollte nicht irgendetwas übersehen. Vorsichtig tastete ich nach seinem Puls. Er war ruhig und gleichmäßig. Ich drang in seinen Geist und fand die Art der Ohnmacht, die nur starke Medikamente hervorrufen konnten. Das metallene Geräusch von Ketten ließ mich aufsehen. Ich folgte ihm. Im Nachbarzimmer fand ich Jay, der kopfüber in eine Zwangsjacke gewickelt von der Decke hing. Ein leises Schnarchen kam mir entgegen und ich seufzte. Der Typ würde mir ein ewiges Rätsel bleiben. Seine Schmerzunempfindlichkeit in allen Ehren, doch hier entspannt rumzuhängen und zu schlafen, fand selbst ich ein wenig skurril. Ich schüttelte den Kopf und ging auf ihn zu. „Hey.“, sprach ich ihn an und er öffnete beide Augen. Ich bemühte mich um ein ausdrucksloses Gesicht. Die fehlende Augenklappe wurde mir erst jetzt bewusst. Immer mal hatte ich wissen wollen, was sich darunter verbarg, doch diese dunkle Höhle in seinem Kopf ließ auch mir kalte Schauer über den Rücken laufen. Ich hing ihn von der Decke ab, als ich die schnellen Schritte hörte. Ich befreite Jay von seiner Jacke und er band sich die Augenklappe um. Das Klingeln in seinem Kopf wurde lauter und ich ließ ihm den Vortritt. Während er sich an den Wachen ausließ nahm ich Nagi auf die Arme. „Genug gespielt, Farf. Wir fahren heim!“, rief ich. Der Ire, stieg aus seinem Gemetzel empor folgte mir treu. Aus dem Gebäude getreten hing mein Blick auf meinem R8 und Yojis Seven. „Weiß“, hörte ich Farf neben mir grollen und seufzte. Der Heimweg würde wohl eine logistische Meisterleistung erfordern. Kapitel 32: 30 -------------- -Rans POV- Ich hatte keine Ahnung, was mich dazu getrieben hatte, doch nun saß ich am Steuer des R8. Neben mir Schuldig und hinter mir ein schlafender Prodigy und ein knurrender Berserker. Zum Glück war Akina bei Yoji, Ken und Omi in besserer Gesellschaft. Schuldig senkte seinen Blick auf mich und schien meine Mimik zu studieren. „Was?“, presste ich knirschend hervor und auch Farfarello verstummte. Ich spürte seinen Blick regelrecht im Rücken. Der Ire war weiß Gott nicht dumm. Im Gegenteil. Sagte man nicht Genie und Wahnsinn würden nahe bei einander liegen? „Du bist die Dame, kein Bauer“, kam es ungewöhnlich leise von dem Deutschen und ich löste meinen Blick erstmals in dieser Fahrt von der Straße um ihn hart auf Schuldig zu senken. Kurz schnaubte ich verächtlich und sah wieder auf den Asphalt vor mir. Was für eine miese Entschuldigung. Ich rieb die Zähne aufeinander. Eine Dame. Ich war in seinem Spiel die Dame und er der große Held, oder was? Nach einem kurzen Moment der Beleidigung, kam mir mein Vergleich mit dem Schachspiel in den Sinn. Im Schach war ein Spiel ohne Dame kaum mehr zu gewissen, war sie doch die wichtigste Spielfigur. Ich versteckte meine verlegene Röte hinter einem dunklen Knurren. „Manipulativer Sadist.“, zischte ich und erntete ein amüsiertes Lachen. Die weitere Fahrt verlief ruhig. Selbst auf der Rückbank war Ruhe eingekehrt. Ich wagte keinen Blick in den Spiegel um dies zu überprüfen. Mit Sonnenaufgang hielten wir an einer Tankstelle und ich stieg aus um mir die Beine zu vertreten. Das ständige Sitzen ging wirklich auf den Rücken. -Schuldigs POV- Ich hievte mich aus dem Wagen und begann zu tanken. Farf sah mich durch die Scheibe an. Ich hatte keine Ahnung was ich ihm sagen sollte. Wie würde es sein, wenn er und Nagi begriffen, dass ich quasi übergelaufen war? Würden sie mir folgen? Für den Kurzen war Brad immer die Bezugsperson gewesen. Was würde wohl passieren, wenn sie Brad in der Eingangshalle finden würden? Ich rümpfte die Nase. Es war eine eklige Vorstellung. Eine knapp drei Tage alte Leiche in der Eingangshalle. Ich schüttelte mich. /Sie sind nicht mehr unser Feind?/, drang es mir entgegen und ich blickte auf Farf herab. //Das ist kompliziert.//, begann ich und sein goldenes Auge heftete sich auf Ran, der in die Tankstelle ging. /Der rote Kater ist deine Dame?/ Sein Scharfsinn ließ mich ertappt grinsen. /Die anderen Kater?/, fragte er mich und ich blickte auf den hinter meinem Wagen parkenden Seven. Auch Yoji musste tanken. Ken verschwand im Gebüsch und Omi legte Akina eine Jacke um. //Keine Feinde. Sie sind Freunde geworden.//, dachte ich und atmete durch. /Brad?/ Ich schüttelte den Kopf und erhielt ein Nicken. Ran kam wieder und warf mir eine Flasche Wasser zu, ehe er in den Wagen stieg. Ich verfrachtete den Zapfhahn in seiner Halterung und stieg ebenfalls ein. Der Rest des Heimwegs war still. Zuhause angekommen fuhren wir in die Tiefgarage. Schweigen erfüllte den Raum mit einer unangenehmen Anspannung. Farf verschwand in seinen Kellerraum. Ich trug Nagi die Treppe hinauf und wurde dabei von Yoji begleitet, der Akina trug. Brads Körper war verschwunden und in Yojis Gedanken wurde ich fündig. Sie hatten ihn anständig im Garten begraben. Wirklich nett von ihnen. „Du solltest dich entschuldigen“, murmelte er und ich nickte knapp. Ich legte Nagi in sein Bett und deckte ihn zu. Mit wenigen Zeilen auf einem Papier versprach ich ihm alles zu erklären, wenn er wach wurde und bat ihn gleichzeitig das Haus nicht dem Erdboden gleich zu machen. Ich verließ das Zimmer und trat in das Zimmer von Akina ein. Sie war wach und blickte mich wütend an. Ich ließ die Tür unbeachtet und steckte meine Hände in die Taschen. „Dir geht’s gut.“, stellte ich unter einem Lächeln fest. Sie kam auf mich zu und gab mir eine Ohrfeige. Nur kurz weitete ich überrascht meine Augen, ehe ich meinen Kopf hob und dunkel auf sie herab blickte. „Ich verstehe dich nicht!“, rief sie verzweifelt. „Das musst du auch nicht.“, gab ich kühl von mir und sah das Funkeln in ihren Augen. „Alles in dir sagt mir, dass du dir deinen Namen selbst gegeben hast. Wie sehr muss man sein Leben verpfuscht haben, dass man sich so nennt?“, herrschte sie mich an. Ich wurde wütend. Mit einer mentalen Ohrfeige brachte ich sie zum Schweigen. „Wag es nie wieder deine Fähigkeit gegen mich zu richten.“, drohte ich und sie trat einen Schritt zurück. „Du wirst mich nicht töten. Du hast mich deine Tochter genannt.“, flüsterte sie und ihre Hoffnung in der Stimme schnürte mir die Kehle zu. Ich senkte meinen Blick, schnaufte amüsiert und grinste dunkel. „Das war nur für Ran. Er ist der Familientyp, nicht ich. Ich bin einfach gestrickt. Ich allein gegen die Welt. Hauptsache ich habe meinen Spaß.“, verkündete ich und zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Was ist mit Ran?“, fragte sie empört. „Er hat einfach Glück, dass er mir noch nicht langweilig geworden ist.“, gab ich lapidar zurück, ehe ich sie ernst ansah. „Du, Kleine, bist wie ich auch nur eine Laune der Natur. Beziehungen sind nichts für uns.“ Sie sah mich wütend an. „Vielleicht bist du wirklich so ein egoistischer Mistkerl, wie meine Mutter behauptete.“ Ich grinste. „Die Chancen stehen gut dafür.“, höhnte ich und sah wie sie sich straffte. Ich hatte es geschafft. Ich hatte sie zu einer Entscheidung bewegt. „Dann habe ich hier nichts mehr verloren.“, kam es kalt von ihr und ich nickt. Sie schnappte sich ihre Tasche und ihre wenigen Kleider und begann zu packen. Ich trat aus dem Zimmer heraus und richtete meinen Blick auf Ran, der neben der Tür an der Wand lehnte. Die Arme verschränkt, die Augen geschlossen. Er musste alles mit angehört haben. Prüfend sah er mich an, als ich die Tür ins Schloss drückte. „Ein Glück, dass du es nicht nötig hast zu lügen“, meinte er ruhig. Ich lächelte ihn ehrlich an und griff in seinen Nacken. Zärtlich senkte ich meine Lippen auf seine. Er war einfach perfekt für mich. Er würde mir wohl nie langweilig werden. „Nein. Mein Glück ist, dass nur du die Wahrheit kennst.“, raunte ich ihm zu und sah ihn an. „Willst du sie wirklich so gehen lassen?“ Ich nickte. „Sie muss da allein durch. Sie muss sich ihren Weg selbst suchen. Außerdem...Zu viel Kontakt mit einem Telepaten lässt die sozialen Kompetenzen verkümmern.“, erklärte ich und Rans Augen wurden schmaler. „Warum bin ich dann mit dir zusammen?“ Ich lachte leise und grinste ihn spielerisch an. „Weil es bei dir kaum soziale Kompetenzen gibt, die verkümmern können.“ Er knurrte mich an und blickte mich dann spielerisch an. „Du wärst ein echt guter Vater!“, gab er von sich und ich hörte den Spott. „Wäre ich nicht.“, bestätigte ich und senkte meine Lippen auf seinen Hals. „Stimmt. Wärst du nicht.“, gab er von sich, löste sich von mir und zog mich in unser Zimmer. Ich spürte, dass er eine Entschuldigung für die Sache im Hotel verlangte und schnaufte übertrieben. Das würde eine anstrengende Entschuldigung werden. Kapitel 33: 31 -------------- -Rans POV- Seine Hände strichen über meine Haut und seine Küsse raubten mir den Atem. Das war eine Entschuldigung, wie sie mir gefiel. Meine Haut an seiner. Wir beide. Vertraut und ehrlich. Ich mochte diese Mischung aus Spiel und Kampf. Keine Masken. Es hatte mir in den letzten drei Tagen gefehlt. Ich spürte Schuldig an meinem Körper und in meinem Kopf. Er war überall und ich war froh, dass unsere Geräusche von den Wänden des Zimmers geschluckt wurden. Meine Nägel gruben sich in seine Haut und zogen Spuren. Er zischte und schnappte nach meinen Lippen. Er küsste meinen Hals und saugte sich an der Haut fest. Dabei machte er einen Buckel. Meine rüde Behandlung schien ihm zu gefallen. Seine eine Hand in meinem Nacken gab mir Halt, die andere jagte mir heiße Schauer über die Haut und in den Unterleib. Es würde nicht mehr lange dauern, bis wir das gelobte Ende unserer Extase erreichen würden. Seine Bewegungen wurden gröber und nach weiteren Stößen jage er uns beide über die Klippe. Wie ein Ertrinkender klammerte ich mich an ihn und schlang meine Beine um seine Hüfte. Wir gaben uns ein paar Minuten regungsloser Stille. Schuldig hob langsam seinen Kopf und sah mich still an. Verschwitzte Strähnen klebten an seinen geröteten Wangen. Das strahlende Blau seiner Augen war von einem zarten Schleier verhangen. Ich schob meinen Kopf hoch und legte meine Lippen sanft auf seine. /Zwischen uns ist alles gut./, gab ich zärtlich von mir. Als Team würden wir wohl alle tierisch einen auf den Deckel bekommen, doch in der kleinen Welt, in der ich mit ihm in diesem Moment verweilte war alles gut. Ich spürte das Lächeln an meinen Lippen, ehe er meine Beine von sich löste, sich stöhnend neben mich fallen ließ und die kühle Matratze im Rücken genoss. Ich warf uns eine dünne Decke über die Beine und verschränkte meine Arme auf seiner Brust. Meine Wange bette ich auf meine Arme und lauschte dem leisen Klopfen. Ich schloss die Augen. Ich musste etwas zur Ruhe kommen. Zwei mal hatte Schuldig sich für seinen „Plan und einfach alles, was mir nicht gefiel“ entschuldigt. Unter einem amüsierten Schnaufen stellte ich fest, dass ich ihn vermutlich auch noch für sein Fehlverhalten belohnt hatte. Zwei mal. Ich schob den Gedanken von mir und schob mein Kinn auf meine Arme um zu Schuldig empor zu blicken. Gedankenverloren angelte ich mir einige der orangenen Haare und schrieb mit den weichen Spitzen auf seiner Haut. Ich zog Striche, malte Kreise und spielte. „Ich frage mich noch immer, wie du wirklich heißt.“, gab ich einem Gedanken eine Stimme und erntete einen überraschten Blick. Schuldig seufzte theatralisch. „Warum kannst du es denn nicht dabei belassen?“, wollte er wissen. Seine Stimme hatte einen genervten Unterton, doch sein Blick zeigte echte Neugierde. Ich kaute an meiner Unterlippe. Ich wusste es nicht. Es gab so viele Gründe und keiner davon schien mir dem Grunde nach wichtig. Vielleicht weil ich dann etwas von ihm wusste, das kein anderer weiß? Vielleicht, weil ich mich ihm dann noch näher fühlen konnte? Vielleicht konnte ich ihm dann mehr vertrauen? Und vielleicht, aber nur vielleicht auch einfach weil ich neben Überraschungen auch Geheimnisse nicht leiden konnte und das obwohl ich mich selbst mit so vielen Geheimnissen umgeben hatte. Schuldig seufzte und zog mich an sich empor. „Du machst mich fertig, Kitty!“, schnaufte er, ehe er mein Ohr küsste. Was sollte das jetzt? Ablenkungstaktik? Im nächsten Moment war ich starr. Er hatte mir zwei Worte ins Ohr gehaucht. Einen Namen. Schuldig sah mich prüfend an und ein spielerisches Lächeln lag auf seinen Lippen. Wie im Schock setzte ich mich auf. Hatte ich mich verhört? Der Deutsche grinste mich überlegen an. „So nenne ich dich nicht!“, war alles was ich hervorbrachte. Ganz sicher nicht. No way. Niemals. Diesen Namen konnte ich nicht mit dem Mann in Verbindung bringen, der sich langsam aufsetzte und mich mit einem breiter werdenden Grinsen ansah. Diesen Namen würde ich niemals aussprechen. Auf gar keinen Fall. //Dann gib mir einen anderen Namen//, lockte es in meinem Kopf. Schuldig zog mich fest an seine Hüfte und ich keuchte auf. Mein Körper war noch zu empfindlich. „Dann muss ich dich eben dazu bringen, mich anders zu nennen“, drohte er mit einem schnurren in der Stimme und leckte über meine Kehle. Gott. Er konnte doch nicht noch Kraft für eine dritte Runde haben. //Gott? Guter Anfang!//, kicherte er und biss mir auf die Zunge um nicht laut aufzustöhnen. Er senkte seine Zähne in die Haut über meinem Schlüsselbein. „Schuldig bist du...oh.“ Ich stockte. Nagis Stimme sickerte wie heißes Metall in meinem Kopf und ich war starr. Ich traute mich kaum zu atmen. Der Sadist, auf dessen erregten Schoß ich saß sah an meiner Schulter vorbei und lächelte gutmütig. „Nagi. Du bist wach. Wie schön.“, plauderte er drauf los, als würde er von der Zeitung und einem Kaffee aufsehen. Innerlich verfluchte ich den Deutschen und schickte Stoßgebete zum Himmel, dass es sich nur um einen ganz miesen Alptraum handelte. Ich sagte keinen Ton, vertraute ich doch meiner Stimme nicht über den Weg. Auch wagte ich nicht einen Muskel zu bewegen. Schuldig blickte mich kurz an und hob die Decke hinter mir mit einer akribischen Ruhe, um sie mir über die Schultern zu legen und meinen Rücken vor Nagis neugierigen Blicken zu schützen. „Keine Sorge. Er hat mich schon bei Schlimmeren erwischt.“, gab er lapidar von sich und lächelte mich aufmunternd an. Diese Situation war einfach nur grotesk. Das konnte nicht der Realität entsprechen. Moment. „Schlimmer?“, keifte ich ungehalten, biss mir dann aber hart auf die Zunge. Was für Situationen konnten schlimmer sein als DAS? Ein Weiß auf dem Schoß von einem Schwarz. ICH auf Schuldigs Schoß. Es gab keine Situation in der es schlimmer wäre erwischt zu werden. In diesem Moment konnte ich meine Wut nicht zurückhalten. Am liebsten wäre ich aufgesprungen. Schuldig sah mich liebevoll an. Verhöhnte er mich jetzt auch noch? Meine Wangen brannten vor Wut. „Gib mir zehn Minuten. Ich bin gleich bei dir.“, versprach er, nahm seinen Blick jedoch nicht von mir. „Gut. Ich war nur überrascht, dass ausgerechnet du dich auf ein solches Kind einlässt, Abyssinian.“ Mit einem Todesblick, von dem ich mir sicher war, dass er seine Arbeit tat, sah ich über meine Schulter, doch Nagi war schon verschwunden und zog die Tür ins Schloss. Im nächsten Moment spürte ich Arme um mich fliegen und einen Augenblick später lag ich unter dem Deutschen. „Jetzt müssen wir uns aber beeilen, mein Herz.“, schnurrte er amüsiert. Noch bevor meine Schimpftirade beginnen konnte hatte er meine Lippen fest versiegelt und ließ seine Finger über meine Haut fliegen. Lautstark schimpfte ich in seinem Kopf und dieser Sadist schien es auch noch zu genießen. -Schuldigs POV- Es war fantastisch. Rans leidenschaftliche Wut in Verbindung mit seinem willigen Körper. Noch immer liefen mir kalte und heiße Schauer über den Rücken. Ich trat aus der Dusche heraus und wickelte mir ein Handtuch um die Hüfte. Mit einem Zweiten trat ich ins Schlafzimmer und trocknete meine Haare. Ein Kissen und die halbe Decke lagen auf dem Boden. Ran lang vollkommen erschöpfte auf seinem Bauch, von der anderen Hälfte der Decke, vor Blicken geschützt. Er atmete noch immer schneller und sah mich böse an. Das würde ein Nachspiel haben. Ich grinste. Ich konnte es kaum erwarten. Ich warf das Handtuch für die Haare unbeachtet auf den Boden zum Kissen und hockte mich vor den wütenden Kater. „Tut mir ja leid, dass ich dich so zurücklassen muss, aber ich muss ein Versprechen einhalten.“, begann ich ehrlich betrübt. Mein Blick huschte nur kurz auf meinen Wecker. Die versprochenen zehn Minuten waren seit knapp einer Stunde um. „Ich glaube ich verspäte mich schon jetzt.“, meinte ich und erhielt ein klägliches knurren. „Schon deine Stimme mein Herz. Sie ist so sehr strapaziert worden.“ Gutmütig strich ich über den Handrücken, der aus dem Bett hing und erhob mich. Ich zog mich um und verließ das Zimmer. Ran würde noch etliche Zeit brauchen um sich zu erholen. Mit einem stolzen Lächeln strich ich mir mit dem Daumen über die Lippe und trat in die Küche ein. Nagi saß auf einem Stuhl und hielt eine halbvolle Tasse Tee in den Händen. „Hast du uns verraten?“, kam es leise und gefühlskalt zu mir. „Nein“, war meine ruhige Antwort. Meine gute Laune war verpufft. Ernst sah ich auf den Jungen und setzte mich ihm langsam gegenüber. „Was dann?“ Das war eine gute Frage. Was hatte ich denn nun getan? Hatte ich sie vielleicht doch verraten? Nein. Ich hatte keine Information über sie preisgegeben. Darauf hatte ich geachtet. War ich denn wirklich ganz und gar übergelaufen? Nein. Auch so fühlte ich mich nicht. Ich war kein Weiß. Aber ich war auch ganz sicher kein Schwarz mehr und würde es nie mehr sein. Ich wusste nicht, was ich war. Doch ich wusste was ich sein wollte, nur passte dieser Gedanke so gar nicht in mein Leben und meinen Job. Ich wollte einfach nur bei Ran sein. Ein eisiger Schauer lief durch meinen Körper. Mein selbstsicheres Lächeln, dass ich nun auf meinen Lippen spürte war nichts als eine Fassade. Seit wann war ich so verdammt gefühlsbetont? Ich verkniff mir ein wütendes Knurren über mich Selbst. „Wir haben ihn nach der Explosion aus den Trümmern gezogen. Er war schwer verletzt und lag über Wochen im Koma. Danach sagte ich ihm, dass ihr gestorben wärt und machte ihm klar, dass er keine Wahl hat, als sich uns zu fügen.“, erklang Rans schwache Stimme und ich blickte zu ihm auf. Er hatte sich angezogen und taxierte Nagi mit prüfenden Blicken. Nagi sah mich fragend an und ich nickte. Ich hörte, wie auch Yoji die Küche betrat. Er sah überlegend in die Runde, ehe er seine Stimme erhob. „Ich habe einen Anruf bekommen. Es scheint Probleme im Laden zu geben und Omi und Ken sind...anderweitig beschäftigt.“ Ran nickte und sah auf mich. Ich lächelte ihn an. „Ich bleibe hier und passe auf alles auf. Ich verspreche auch, es fließt kein Blut!“ Ran rieb mit den Zähnen aufeinander, nickte dann jedoch und verschwand mit Yoji. Ich wandte mich wieder Nagi zu. „Brad?“, wollte er wissen und ich schüttelte den Kopf. „Einer von ihnen?“, fragte er lauernd und ich sah über meine Schulter aus der Küche. „Nein. Ich. Einer von ihnen hätte mich fast aufgehalten und weiß es nicht einmal.“ Meine Stimme war leise. „Ich denke nicht, dass es gut enden wird, wenn wir bleiben.“ Nagi war ein so kluger Junge. Auch ich konnte das Chaos schon erahnen. „Ich kann nicht weg, Nagi.“, begann ich und sah zu ihm. Der Gedanke daran ihn gehen zu lassen und ihm vielleicht bald schon als Feind gegenüber stehen zu müssen wollte mir das Herz brechen. „Entscheide das in Ruhe. Ich werde dich aufhalten, aber ich möchte dir auch nicht im Kampf gegenüber stehen müssen.“ Er nickte und erhob sich. Seinen Tee hatte er zwischenzeitlich geleert. „Wir haben nur diese eine Chance.“, vermutete er und ich nickte. Er stieg die Treppe hinauf und ich ging mir durch die Haare. Langsam fragte ich mich, wie es nur soweit kommen konnte. -Rans POV- Ich stieg aus dem Wagen und besah mir den Blumenladen. Von Außen schien alles in Ordnung zu sein. „Wo ist das Problem?“, fragte ich und Yoji zündete sich, entspannt am Wagen lehnend eine Zigarette an. „Es gibt keins. Eine Glühbirne flackert. Das ist alles.“ Ich sah auf den Laden und fand die besagte Glühbirne. Ich betrat das Gebäude und schraubte sie fest. Sofort verrichtete sie ihre Arbeit reibungslos. „Warum hast du mich dann hergeschleppt?“, wollte ich wissen und schloss den Laden ab. „Ich dachte, sie sollten etwas Zeit für sich haben.“ Ich schnappte nach Luft. Wie konnte der Blonde nur so lässig da stehen? Tiefe Züge an seinem Glimmstängel tätigen, während er die drei übrigen Schwarz allein ließ In ihrem eigenen Haus? Erblickte mich an, ohne seinen Kopf zu heben und dieser Blick war so wissend, dass ich wütend wurde. „Lass ihn einfach. Er wird es schon richten.“, nuschelte Yoji und zog noch ein letztes Mal an seiner Zigarette, ehe er sie auf den Boden warf und austrat. Langsam blies er den Rauch aus seinen Lungen. Lange sah ich ihn an, wägte das Für und Wider ab und massierte meine Nasenwurzel. „Wir sollten telefonieren.“, gab ich schließlich nach und hoffte inständig, dass ich keinen Fehler beging. Yoji richtete sich auf und wir gingen in den Laden. Dieses Gespräch sollte nun wirklich niemand mitbekommen. Einmal mehr verfluchte ich Schuldig und das Chaos, dass diesem Mann scheinbar auf dem Fuße folgte und jeden um ihn herum ins Verderben riss. Kapitel 34: 32 -------------- -Schuldigs POV- Lange hatte ich mit Nagi gesprochen, ihm alles erklärt und ihn gebeten hier, bei mir zu bleiben und auch etwas Graues zu werden, wie ich es war. Ihn von irgendetwas zu überzeugen war schwerer, wenn er nicht selbst davon überzeugt war. Er hatte seine Zweifel und wer konnte ihm die verübeln? Seine Bezugsperson war tot. Getötet von einem Vertrauten. Nun saß er in einem Haus, in dem der Feind lebte. Er hatte sich einige Zeit zum Nachdenken erbeten und würde wohl solange hier sein. Nagi versprach sich aus allem heraus zuhalten und wollte auch ein Auge auf Farfarello haben, bis eine Entscheidung gefallen war. Ich hatte nur genickt und ihn aus der Küche entlassen. Gehen lassen wollte ich den Kleinen auf gar keinen Fall, hatte ich ihn doch gerade erst wiedergefunden. Doch würde ich es schweigend akzeptieren, wenn er doch gehen wollte. Vorsichtig folgte ich ihm und blickte ihm die Treppe hinauf nach. Ich erblickte Akina, die wütend die Treppe hinunter wollte. Ich versteckte mich hinter einer Ecke und beobachtete die Beiden. Sie könnte mir in der Situation gelegen kommen und Nagi für mich unbewusst zu einer Entscheidung bringen. „Lass mich dir helfen.“, gab Nagi ruhig von sich und ließ die Tasche die Treppe herunter schweben. Akina blickte ihn erst erschrocken, dann neugierig an. Nagi blieb ruhig, wie immer. Er war diese Blicke gewöhnt. „Er ist also nicht der Einzige.“, murmelte sie und sah auf ihre Tasche am Fuße der Treppe. „Kannst du auch Gedanken lesen?“ Nagi schüttelte den Kopf. Akina überlegte. „Dann hat Schuldig mir nicht alles erzählt. Vielleicht sind wir alle doch nur seine Spielzeuge.“, murrte sie und verschränkte ärgerlich die Arme vor der Brust. „Das ist seine Natur.“, erklärte Nagi gelassen und erntete einen entsetzten Blick. „Wie kannst du da so ruhig sein?“ „Wäre ich ihm unwichtig hätte er mich in dem Lagerhaus sterben lassen.“, war die Antwort und ich schluckte. Das wäre etwas, dass ich nie zulassen würde. Aber er hatte recht. „Willst denn nicht von so einem Egoisten weg?“, wurde sie ungehalten. Nagi blieb einige Sekunden ruhig, ehe er seine Stimme erhob. „Dass ist seine Art Zuneigung auszudrücken. Man bleibt solange in seiner Nähe, bis er einen dort nicht mehr duldet.“ Kurz zuckte Nagi mit den Schultern. Akina überlegte angestrengt. Sie schien die Ehrlichkeit dieser Worte in Nagi zu spüren. Dann seufzte sie und strich sich kurz über die Stirn, ehe sie Nagi anlächelte. „Kannst du mir meine Tasche bis Morgen wieder hochholen?“, wollte sie wissen und Nagi holte die Tasche zu sich. „Darf ich noch etwas mit dir reden?“, fragte sie und erhielt ein Nicken von ihm. Ich lehnte mich an die Wand. Akinas Gedanken waren gutmütiger, mir gegenüber, doch würde sie morgen gehen. Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht, als ich an Nagis Worte über mich nachdachte. Lange hatte ich keine so treffende Beschreibung gehört. Auch hoffte ich, dass seine Worte die Entscheidung waren, dass er bei uns bleiben würde. Ich wünschte es mir. Ich ging ins Bett und wartete auf Ran, der Stunden später leise die Tür in ihr Schloss drückte. „Ich bin noch wach.“, murmelte ich schon etwas schlaftrunken. Ich hörte, wie seine Kleidung raschelte und vermutlich auf den Schreibtisch zusammengelegt wurden. Dann bewegte sich die Matratze und eine mir wohl bekannte Wärme kroch unter der Decke zu mir. Ich umfing ihn einladend mit meinen Armen und bettete meinen Kopf auf seiner Brust. Er war ungewöhnlich ruhig. „Was ist los?“, wollte ich noch wissen, erhielt jedoch nur einen Kuss auf die Haare. „Morgen“, flüsterte er und ich tauchte in einen tiefen Schlaf ab. Die letzten Tage waren auch für mich zu viel. Der Morgen kam und ich fuhr mit den Weiß und Akina zum Laden. Die Kleine hielt einen fast bockigen Abstand zu mir und ich strafte sie mit Desinteresse. Ich stellte einen Topf mit einer Palme vor den Laden und richtete deren Blätter, während ich die Vorgänge im Laden beobachtete. Akina verabschiedete sich von allen und wurde von Ran aus dem Laden begleitet. Ich hörte, wie sich ihre Schritte entfernten und wandte mich um. Mit Ran sah ich ihr nach. „Du bist dir ganz sicher?“, fragte er und ich nickte. So war es besser. Für sie und für mich. Dies war der beste Schutz, den ich ihr bieten konnte. „Entschuldigung?“, wurden wir angesprochen und drehten uns um. Eine schwangere Frau sah uns mit einem weichen Lächeln an. „Ich suche Yoji Kudou.“, waren ihre nächsten Worte und ich begann breit zu grinsen. Ich blickte auf Ran, dessen Gesicht Wut und Unglauben gleichermaßen spiegelte. Mein Lächeln wurde diabolisch. //Darf ich es ihm sagen? Oh Bitte, bitte, bitte.//, bettelte ich wie ein Kind in einem Süßwarenladen. Ein Seufzen war mir Antwort genug. Entspannt steckte ich meine Hände in meine Hosentaschen. Dieser Augenblick wollte genossen werden. Ich sah grinsend auf die Frau, die mich verwirrt ansah. //Balinese!//, lockte ich gedehnt in seinem Kopf und erhaschte seine Aufmerksamkeit. //Hier ist eine junge Frau für dich. Sie hat ein fantastisches Lächeln. Oh und glaub mir, ihre Rundungen werden dich umhaun!//, gab ich schwärmerisch von mir. Mit seinem besten Lächeln trat Yoji aus dem Laden und erstarrte. Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen. Vor lauter Amüsement konnte ich die geflüsterten Flüche des Blonden nicht ganz verstehen, doch glaubte ich Drohungen bezüglich meines Ablebens von dem Weiß zu bekommen. Er trat einen Schritt zurück und wurde grob von Ran am Arm gepackt. „Du gehst ganz nicht stiften. Vergiss es.“, zischte er mit eisiger Kälte in der Stimme. Ich brach in ein Lachen aus und trat in den Laden. Das war zu viel. Mit einer Hand wischte ich mir eine Träne aus dem Augenwinkel und stutzte. Omi und Ken standen zusammen am Fenster. Ich schlich mich an. „Bloß gut, dass du keine Frau bist. Dann kommen wir nie in eine solche Situation“, gab Ken erleichtert von sich. „Das „Kompliment“ kann ich ja nur erwidern.“, murrte Omi und ich hob eine Augenbraue, ehe ich erneut kicherte. So war das also zwischen den Beiden. Ihre Köpfe sanken ertappt an ihren Hälsen herunter. Der Tag war unbezahlbar. -Rans POV- Der Tag war furchtbar. Wie sich herausstellte, war Yoji wirklich auf dem besten Wege Vater zu werden. In knapp drei Monaten würde er ein Neugeborenes in den Armen halten. Schuldig hatte den restlichen Tag nur debil vor sich hin gegrinst und Ken und Omi machten mir den Eindruck, als wären sie auf dem Weg zur Schlachtbank. Ich schüttelte den Kopf, als ich aus meinem Porsche ausstieg und ihn abschloss. Schuldig kicherte leise vor sich hin. Langsam fragte ich mich, was so lustig war, dass man sich bin in den Abend hinein nicht beruhigen konnte. Ich trat mit ihm durch die Tür und stutzte. Eine Akte schwebte von der Küche in Brads ehemaliges Büro. Ein Schauer lief mir über den Rücken. „Ich glaube nicht, dass ich mich daran gewöhnen werde.“, meinte ich und unterdrückte ein Seufzen. Mit neugierigem Blick trat Schuldig vor mich und musterte mich eingehend. Ich atmete durch. „Wir können sie ja schlecht vor die Tür setzten. Immerhin ist es auch ihr Haus.“, begann ich und sah auf Schuldig. Das Funkeln in seinen Augen ließ mich erahnen, dass er wohl Rücksprache mit den beiden anderen Schwarz hielt. Dann lächelte er überlegen und ich wandte meinen Blick ab um stur auf die Wand zu sehen. „Du hast dich ja auch integrieren lassen. Da wird das mit den Beiden ein Klacks.“, gab ich Kritikers Entscheidung von mir, Nagi und Farfarello in unser Team aufzunehmen. Er schnaufte und ich blickte ihn an. „Jay kann aber manchmal ein echtes Kind sein. Bist du bereit für eine solch schwere Aufgabe?“, mahnte er. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich habe doch schon ein Kleinkind. Was macht da ein Zweites?“, begann ich und gab mich gelassen. In mir sah es anders aus. Ich war dabei Schuldig nach einer gemeinsamen Zukunft zu fragen. „Und ich bin ja auch nicht allein, oder?“, wollte ich von ihm wissen und bekam dieses ehrliche Lächeln geschenkt, dass ich so mochte. Schuldig schüttelte den Kopf. Er würde mich nicht allein lasen. Ich ließ mich hinreißen. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und küsste ihn dankbar. „Ha! Erwischt!“, rief Yoji und trieb mich erschrocken von Schuldig weg. Er hatte uns gesehen. Er hatte mich gesehen, wie ich Gefühle zuließ. Hinter Yoji erblickte ich Ken und Omi, welcher einen entsetzten Gesichtsausdruck hatte. Es konnte nicht schlimmer sein. Mein ganzes Team hatte es gesehen. „Das war irgendwie gruselig. Macht das bitte nicht wieder!“, gab Omi mit zitternder Stimme von sich. „Der emotionslose, kalte Abyssinian ist hiermit gestorben und zu Grabe getragen.“, lachte Yoji. „Du bist nur neidisch. Ich kann es bis hier her aus deinem Kopf schreien hören.“, spottete Schuldig und Yoji baute sich wütend auf. Noch ehe ein Streit ausbrechen konnte wurde der Blonde von Ken und Omi in den Keller gezogen. Erst jetzt fiel mir ihre Trainingskleidung auf. Konnte sich Yoji beim Training abreagieren. Was für ein Stress. Ich griff mir an die Stirn und hob entwaffnend dann beide Hände. Nun konnte ich auch emotional sein. „Vergiss es. Ich bin von Kleinkindern umgeben. Ich kündige. Das ist zu viel. Das schaffe ich nicht. Schon gar nicht, mit so einer hundsmieserabelen Vaterfigur.“ Schuldig griff in meinen Nacken und erstickte jedes weitere Wort in einem bestimmten Kuss. „Sagt man nicht viele Kinder sind ein Segen?“, flüsterte er an meinen Lippen und ich knurrte. Er legte seine Stirn an meine. „Wir teilen uns einfach die Arbeit. Du sorgst dafür, dass sie sich gegenseitig nicht umbringen und ihre Arbeit erledigen.“ Ich blickte ihn skeptisch an. „Und was genau machst du?“ Schuldig löste sich von mir und griff nach seinem Autoschlüssel. Sein vergnügter Gesichtsausdruck ließ Misstrauen in mir aufsteigen. „Ich hole Eis und gehe dann mit den Kleinen schaukeln!“, flötete er und ich knurrte. „Ich hasse dich.“, murrte ich, wurde ein weiches Lächeln Schuldigs später aber eines Bessern belehrt. Wie konnte ich diesen Mistkerl nur so sehr lieben? Das konnte ja was werden. Er küsste kichernd meine Stirn. „Ich liebe dich auch, mein Herz. Dich und all unsere Kinder.“ -Ende- Epilog: 33 ---------- -Rans POV- Ich erwachte und erhob mich unter Strecken aus dem Bett. Müde blickte ich aus dem Fenster und stockte. Lange hatte ich gehofft, dass Schuldig diesen Blödsinn, den er vor einem halben Jahr veranstalten wollte, vergessen hatte, doch nun wurde ich eines Besseren belehrt. Untersätze nie den kindlichen Wahnsinn eines Telepaten. Hatte der Deutsche doch tatsächlich eine quietschbunte Doppelschaukel in den Garten gestellt. Ungläubig rieb ich mir die Augen. Als ich die Schaukel danach immer noch sah, beschloss ich einfach zu duschen und die Sache auf sich beruhen zu lasen. Sich darüber aufzuregen hatte keinen Sinn. Schon gar nicht bei Schuldig. Er würde mich heute noch genug Nerven kosten. Was machte da eine bunte Kinderschaukel hinter einem Haus voller Killer? Genau. Gar nichts. Ich duschte heiß und ausgiebig. Die letzte Mission steckte mir noch tief in den Knochen und ich wollte alles abwaschen. Die Bilder, die Schreie und auch die tiefblauen Flecken auf meiner Haut. Zwar hatte ich schon gestern Nacht geduscht, als ich nach drei Tagen endlich wieder heim gekommen war, doch leider hatte ich dabei das Raubtier geweckt, dass in meinem Bett zu schlummern schien. Hätte man das Haus eingerissen. Er hätte weiter geschlafen. Doch das Geräusch der Dusche hatte ihn aus seinem komatösen Zustand geweckt. Ich schüttelte den Kopf über diesen Mann. Ein ewiges Rätsel. Mit Seife strich ich über meinen Körper, betrachtete die Prellungen und blauen Flecke. Ich hatte schon auf der Mission ordentlich einstecken müssen, aber dank Schuldig... /Sadist/, dachte ich und hoffte, dass er es hörte. Ich duschte mich ab und trat aus dem Bad um mich anzuziehen. Weite Kleidung war meine Wahl. Für alles Andere war ich an zu vielen Stellen zu wund. /Den Tag am Besten im Stehen verbringen/, dachte ich und schnaufte genervt. Dieses Tier. Langsam ging ich in die Küche und fand eine Tasse dampfenden Tees vor. Daneben ein Zettel. Es gab aktuelle nur Einen, der mir eine Nachricht zukommen lassen konnte. Schuldig. Alle Anderen waren ausgeflogen. Omi und Nagi waren auf einem Ausflug ihrer Uni, Ken mit den Kids im Trainingslager, Farfarello beim medizinischen Check up und Yoji verbrachte gerade viel Zeit mit seinem drei Monate altem Sohn. Ich sah auf den Zettel. „Solltest du es tatsächlich bis hier her geschafft haben...“, las ich vor und betrachtete die Karikatur Schuldigs von sich selbst mit breitem Grinsen. Ich steckte den Zettel ein und nippte an dem Tee um dann einen größeren Schluck zu trinken. Mit Bedacht stieg ich die Treppe in den Keller hinab und fand das Raubtier im Trainigsraum. Ich lehnte mich an die Tür und beobachtete Schuldig, wie er sich auf dem Laufband mühte. Sonst ging er mit Omi joggen, doch der war nicht da. Zu Beginn des Jahres hatten sie es sich angewöhnt zusammen zu laufen, als Omis mp3 Player kaputt gegangen war. Er stellte das Band ab und stieg von dem Gerät. Schnaufend griff er zu einem Handtuch und wischte sich über das Gesicht. Nur kurz gönnte ich mir den Anblick des nackten, verschwitzten Oberkörpers, dessen Brust sich schnell hob und senkte. Ein Stöhnen riss mich aus meinen Gedanken und ich blickte in überlegenes Blau. „Noch nicht genug?“, fragte er mit diesem Unterton in der Stimme, der mir die Nackenhaare aufstellte. Gott. Bekam er denn nie genug davon? Sein Grinsen wurde breit und er zog sich ein Shirt über. „Nicht, dass du mir noch an deiner Gier stirbst!“, kicherte er und kam auf mich zu um mich zu küssen. Er roch nach frischem Schweiß und Kaffee. „Lass bloß die Finger von mir. Ich weiß ja kaum, wie ich den Tag im Laden überstehen soll.“, murrte ich und erntete ein Lachen. //Am Besten immer in meiner Nähe.//, schnurrte es in meinem Kopf und ich schnaubte. „Klar.“ Ich löste mich und trank meinen Tee aus, als wir zusammen in sein Zimmer gingen. Er ging Duschen und ich schaltete den Laptop ein um nach den Emails zu sehen. Kritiker hatte sich vergrößert und seinen Hauptsitz verlegt. Wir bekamen also keinen Besuch mehr von Manx oder Birma. Wir bekamen Emails. -Schuldigs POV- Entspannt seufzte ich, als das heiße Wasser über meine Haut rann. Ich schloss die Augen und ließ mich berieseln. Nur am Rande hörte ich, wie Ran in das Bad kam. Er wollte mir etwas sagen. Ein diabolisches Grinsen stahl sich auf meine Lippen. Ich hatte mir vorgenommen ausgiebig zu duschen. Und wenn er nicht zu mir kommen wollte, oder gegen das Rauschen anschreien wollte, würde er wohl einige Zeit warten müssen. Mal sehen, wie geduldig der rote Kater wirklich war. Ich wusch mir die Haare und seifte mich ein. Mit einem Blick blieb ich auf den Narben an meiner Hüfte hängen. Diese Narben hatten bald ihren Jahrestag. Sie wurden blasser, doch jagten sie mir noch immer eisige Schauer über den Rücken. Drei große Narben waren mir von der Operation geblieben. Drei Narben, die mir meine Grenzen gezeigt hatten. Mein Blick wanderte auf Rans Schatten. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und schien ungeduldig zu werden. /Los mach! Der Job wartet./, kam es bei mir an und ich grinste. Etwas schneller wusch ich mich und stieg dann aus der Kabine. „Hetz mich nicht. Ich bin sensibel.“, jammerte ich und sah, wie seine Mundwinkel kurz zuckten. Er schnaufte und wandte sich ab. Mein Lächeln wurde breit. Er war aufgetaut. In den letzten Monaten war er emotionaler geworden. Noch immer wollte er keine Zärtlichkeiten vor seinem Team zulassen, doch auch das wurde besser. Wir fuhren in seinem Porsche zum Laden und öffneten ihn. Ich betrachtete unsere Spiegelungen im Glas. Wir sahen gut zusammen aus. Ran trug ein schwarzes Shirt und eine helle Stoffhose und ich meine weiße Anzughose und ein grünes Hemd. Ich griff beim Reingehen in meine Hosentasche und stutzte. „Was?“, wurde ich gefragt und suchte tiefer in der Hosentasche. „Ich finde meinen Haargummi nicht.“, gab ich als Antwort. Ran verschränkte seien Arme und sah auf die Wand neben ihm. „Die habe ich aus deinen Taschen genommen. Das nervt beim Waschen“, murmelte er und ich nickte. „Ich weiß und ich stecke sie immer wieder rein, wenn die Hosen im Schrank liegen.“ Sein Blick richtete sich auf mich und wurde ärgerlicher. „Warum nimmst du sie dann nicht vor dem Waschen raus?“ Ich grinste überlegen. „Dann hast du ja nichts mehr zu tun!“ Ran schnappte nach Luft, doch bevor er zu schimpfen beginnen konnte ging die Türglocke und unsere Arbeit begann. -Rans POV- In Windeseile war der Laden voll und ich ging meiner Arbeit nach. Mürrisch blickte ich immer wieder zu Schuldig, dessen lange Haare immer wieder über seine Schultern glitten. Offensichtlich war er dadurch ein noch größerer Mädchenmagnet. Eine junge Frau zupfte an einer seiner Strähnen und schien sich mit ihm über Haarpflege zu unterhalten. Ich rieb die Zähne aufeinander und griff in meine Tasche, um einen Haargummi hervor zu holen. Kurz überlegte ich, bis ich zu den Beiden ging und ihm den Haargummi in sein Sichtfeld hielt. „Gefunden.“, gab ich knapp zu verstehen und beide blickten mich überrascht an. Die junge Frau strich sich verlegen ihre Haare hinter die Ohren und Schuldig begann überheblich zu lächeln. //Die Eifersucht ist ja eine unglaubliche Motivation!//, kicherte er und ich knurrte. /Nimm und sei ruhig!/, herrschte ich ihn an und verschwand, als er den Gummi an sich nahm. Ich und eifersüchtig. Pah! Das Ich nicht lache. Ich will nur nicht, dass ein anderer Mensch weiß wie weich seine Haare sind. Das ist alles! //Das ist Eifersucht, mein Herz!//, kam es milde von ihm und warf ihm einen Todesblick zu. Ein Ran Fujimiya war, ist und wird nie eifersüchtig sein! Den restlichen Tag verbrachte ich ruhiger. Schuldig hatte seinen Haargummi wieder und dies schien ihn sich besser auf die Arbeit konzentrieren zu lassen. Gegen Mittag hatte er sich um eine Kleinigkeit zu essen gekümmert und nun trug ich das Werbeschild hinein. Schuldig saß an der Kasse und erledigte die Abrechnung. Ich hatte ihm diese Aufgabe nicht wirklich zugetraut, doch er war sehr gründlich dabei. Hin und wieder fragte ich mich, ob er einen Teil von Crawfords Aufgaben übernehmen wollte. Er hielt in der Bewegung inne und sah mich an, ohne den Kopf zu heben. „Glaub mir, das Schild wird nach knapp fünf Minuten immer schwerer. Du solltest es langsam abstellen.“ Hatte er also bemerkte, dass ich ihn anstarrte. Gut. Nach drei ganzen Tagen konnte man den Mann schon mal anstarren, den man liebte. Erstaunt ließ Schuldig die Zettel sinken und sichtete sich auf, nur um den Kopf neugierig zur Seite zu legen. Sein Blick hatte etwas Dunkles. //Du hast mich vermisst// Er begann zu lächeln. Ich knurrte. „Vergiss es! Ich hab mich getäuscht.“, meinte ich und stellte das Schild für die Nacht an seinen Platz. Schuldig schloss die Tür ab und wir fuhren heim. Erneut sah ich nach den Mails und stutzte. Mit einem Blick auf die Uhr hielt ich Schuldig davon ab, sich umzuziehen. „Das klingt nach einer Mission.“, meinte ich und zusammen gingen wir in den Keller für eine Videokonferenz. Persers Schatten erschien und klärte uns auf. Ein Börsenmakler entführte junge Mädchen und bot sie seinen Geschäftskunden auf seinen Highsociety-partys an. Da nur wir beide da waren, würden wir morgen auf einer dieser Partys nach dem Makler suchen und dieses Treiben beenden. Ich nickte. Der Bildschirm ging aus und ich begann zu überlegen, wie man auf eine solch elitäre Feier kommen konnte. „Du besorgst dir einen eleganten Anzug und ich kümmere mich darum, dass wir auf diese Party kommen!“, bestimmte Schuldig und ich sah ihn fragend an. Er lächelte nur vielversprechend und ich seufzte ergeben. „Habe ich eine andere Wahl?“, wollte ich wissen und erhielt ein Kopfschütteln. „Nö!“, schob er nach. Ich rieb mir die Nasenwurzel. Vier von fünf Tagen auf Mission zu sein war einfach etwas viel. -Schuldigs POV- Ich beobachtete Ran genau. Er war wirklich am Ende, doch wusste ich, dass er das nie sagen würde, wenn es um einen Job ging. Ich legte meine Hände um seinen Hinterkopf und lehnte meine Stirn an seine. Meine Augen schlossen sich und ich begann mit ihm im Gleichklang zu atmen. Dabei nahm ich ihm seine Kopfschmerzen. Er konnte von meiner Fähigkeit ruhig auch etwas profitieren. „Du gehst jetzt baden! Ich mache Abendessen und dann lümmeln wir uns auf die Couch und sehen einen Film“, flüsterte ich und kraulte seinen Nacken. Langsam begann er zu entspannen und nickte schließlich. Mir jedoch kam ein anderer Gedanke. „Oder wir bestellen was und ich kümmere mich um dich.“ Sein Kopf rückte etwas zurück und er blickte mich skeptisch an. Sanft küsste ich seine Stirn. //Ich meine es ernst. Ich bin ganz lieb. Lass dich mal etwas verwöhnen, kleine Kratzbürste.//, kicherte ich. Ran löste sich von mir und schritt müde die Treppe hinauf. Ich folgte ihm und zog mein Handy aus der Tasche. Es war noch immer das alte Gerät, dass ich mir im Krankenhaus hatte ausleihen können. Ich war ein großer Fan von Dauerleihgaben. Im Bad angekommen ließ ich Wasser in die Wanne, während sich Ran bequeme Sachen im Zimmer suchte. Heute wollte ich mal etwas romantisch sein, hatte ich den Rassekater in den drei Tagen doch auch vermisst. Ich zündete ein paar Kerzen an und goss ein wenig Duftöl ins Wasser. Anschließend zog ich mich aus, band mir einen Dutt und stieg in das warme Nass. Ran trat ins Bad und stutzte. „Wir müssen es mal ausnutzen, dass die Kinder aus dem Haus sind.“, meinte ich und erntete ein leises Schnaufen. Er zog sich aus und kam zu mir ins Wasser. Langsam lehnte er seinen Rücken an meine Brust und ich umfing seine Schultern. Einige Zeit bleiben wir so, bis sein Kopf sich an meine Schulter und meinen Hals lehnte. Ich suchte seine Gedanken, doch fand ich nur einen leichten Dämmerschlaf. Über so viel Vertrauen musste ich schmunzeln. Vorsichtig strich ich mit einem Schwamm über seine Brust und Schultern. Ich wusste, dass diese Dämmerphasen bei ihm nie lang waren und gab ihm die halbe Stunde, die er brauchte. Als er erwachte, setzte ich ihn mit mir auf. Kurz küsste ich seine Wange. „Langsam bekomme ich wirklich Hunger.“, murmelte ich. Ran nickte. Zusammen stiegen wir aus der Wanne und trockneten uns. Er hielt mir ein Stapel Kleidung hin. Ich zog mich an und lächelte in mich hinein. Er kümmerte sich so gut um mich, obwohl ich hin und wieder ein wenig schwierig sein konnte. Wir bestellten Essen und lümmelten uns dann auf die Couch. Lümmeln hieß in Rans Fall in bequemen Sachen auf die Couch setzen. Für mich hieß das, ein Kissen vor Rans Füße zu werfen und mich mit meiner Pizza im Schneidersitz drauf fletzen. Er aß sein Sushi und legte seine Hände dann in meine Haare, kämmte sie mit den Fingern. Vielleicht sollte ich dafür sorgen, dass wir öfters allein hier waren. -Rans POV- Der Abend verging und wir fanden den Weg ins Bett. Müde wie ich war, schlief ich sofort ein und erwachte erst, als die Sonne mir sanft übers Gesicht strich. Langsam öffnete ich meine Augen und blickte auf ein leeres Kissen. Ein Zettel lag darauf. „Genieß noch deinen Schönheitsschlaf. Der Laden bleibt heute zu! Ich hole dich heute Abend mit unserer Einladung ab.“, las ich mir durch und ließ das Papier zurück aufs Bett fallen. Es dauerte etwas, bis ich begriff, dass ich heute allein war und mich am Nachmittag nur noch um einen Anzug kümmern musste. Ich griff nach dem Kissen und legte meinen Kopf darauf um noch etwas weiter zu schlafen. Es war noch ein wenig warm. Er musste gerade erst gegangen sein. Gegen Mittag erwachte ich erneut und erhob mich. Ich fühlte mich besser. Erholter. Konzentrierter. Ich dusche und verschaffte mir Erleichterung. Nach dem Zähneputzen zog ich mich an und ging in die Küche. Ich nasche an den Resten meines Sushi und schnappte mir mein Portemonnaie und meine Autoschlüssel. Mein Weg führte mich zu einem edlen Herrenausstatter im Stadtzentrum. Kundenzufriedenheit schien ein großes Thema zu sein, denn eine junge Dame begrüßte mich höflich und sehr freundlich im Laden. Ich erklärte ihr, was ich wollte und sie führte mich in ein Separeé mit Umkleidekabine. Nach nur zwei Fehlversuchen hatte ich einen Anzug an, der mir gefiel. Tailliert geschnitten, matt glänzendes Schwarz, mit dunkelrotem Hemd und schwarzer Krawatte. Ich nickte und sie packte ihn mir ein. Das gute Stück war teuer. Sehr teuer. Doch ich wollte ihn nicht über Kritikers Spesenkonto laufen lassen. Vielleicht brauchte ich ihn mal für private Zwecke. Ich fuhr heim. Kurz nach mir hörte ich Schuldig ins Haus kommen. „Ich ziehe mich nur schnell um.“, meinte er und hauchte mir, beim Vorbeigehen einen Kuss auf die Wange. Nach ihm zog ich mich um. Noch einmal polierte ich die schwarzen Schuhe über. Ich trat die Treppe hinunter und musste lächeln. Schuldig richtete sein offenes Jackett. Kein Bandana, keine Sonnenbrille. Offenes Haar Sein Anzug war blütenweiß, sein Hemd hatte das einzigartige Blau, dass so gut zu seinen Augen passte. Im Gegensatz zu mir trug er keine Krawatte. Er war eben der Typ Mensch, der sich nie ganz irgendwelchen Regeln unterwarf. Der Rebell. Ich lächelte, als ich seinen gierigen Blick auf mir spürte. „Darum habe ich mich erst jetzt umgezogen.“, gab ich von mir und überprüfte noch einmal, ob mein Jackett korrekt geschlossen war. Schuldig grinste. Er nahm einen Schlüssel und wartete auf mich. Zusammen traten wir aus dem Haus und ich stockte. Auf dem Weg stand ein PS starkes Biest in seinem roten, metallenem Korsett. „Was ist das?“, wollte ich wissen und Schuldig grinste breit. „Das, mein Herz, ist unsere Einladung auf die Party. Eine Corvette ZR1“, kam es ehrfürchtig von der Seite. „Wo hast du die her?“, meine Stimme war ganz leise. „Ausgeliehen“, war die knappe Antwort. Wir stiegen in den Wagen und ich atmete den Neuwagenduft. Schuldig startete den Motor und mir lief eine Gänsehaut über den Körper. Geräuschvoll brachte er uns zu der gewünschten Adresse. Ich kannte mich auf solchen Partys aus. Ruhig ließ ich mir die Tür öffnen und stieg aus. Ich richtete meinen Anzug, wartete auf Schuldig und zusammen gingen wir entspannt an den wartenden vorbei. Etwas Zuarbeit von Schuldig und wir waren auf der Party, die auf dem Dach stattfand. Den fantastischen Blick über die Stadt beachtete ich nur kurz. -Schuldigs POV- Ran stellte sich mit einem Getränk an das Geländer und sah in die Menge. Lässig stellte ich mich zu ihm, blickte in die Lichter der Stadt. „Ich höre mich mal etwas um.“, meinte ich leise und erhielt ein kleines Nicken. „Sorg du dafür, dass du weiter so fantastisch aussiehst und wirk etwas einsam.“, gab ich schmunzelnd von mir und mischte mich unter die Leute. Ich ließ die Gedanken der Gäste durch mich durch waschen, doch bei einem Herren blieb ich hängen. Seine Gedanken waren nicht so ausgelassen wie die der anderen Gäste. „Nette Party.“, meinte ich, stellte mich zu ihm und angelte mir ein Getränk von einem Tablett. Der Mann nickte und schenkte mir seine Aufmerksamkeit. „Sie sind allein hier? Wünschen Sie Gesellschaft?“, fragte er mich und winkte eine sehr junge Dame heran. Ich schüttelte den Kopf. „Meine Interessen liegen wo anders.“, gab ich leise von mir und deutete mit einem Kopfnicken auf Ran. Ich sah den Mann erwartend an und er nickte hastig. Er tauchte in der Menge unter und kam anschließend wieder zu mir. Er bat mich um ein paar Minuten Geduld. Beim Trinken beobachtete ich wie Ran von zwei Herren gebeten wurde ihnen zu folgen. Er stellte sein Glas ab und folgte. Innerlich hoffte ich, dass er mir nicht all zu böse sein würde. „Ich hatte schon immer eine Idee im Kopf.“, begann ich und der Herr sah mich neugierig an. Er würde mir wohl jeden Wunsch erfüllen. Und wenn nicht, dann würde ich dafür sorgen. „Dafür müsste ich mir allerdings die Damen mal ansehen.“, meinte ich und nippte an meinem Getränk. Er verstand meinen Wunsch, bat mich ihm zu folgen. Ich lief ihm nach und sah, wie die jungen Damen langsam eingesammelt wurde. Ein teures Auto war schon immer der einfachste Weg zum Erfolg. Mit einem solchen Geschoss fragte niemand, wie viel man wirklich in der Tasche hatte. Ich pokerte hier und die Corvette war mein Bluff. Nur kurz rutschten meine Gedanken zu Ran. Er war mein Einsatz. Noch ehe wir am Zugang zum Penthouse ankamen ertönte der Feueralarm und die Gäste verließen die Lokalität. Ich grinste in mich hinein und folgte dem hektisch gewordenen Mann. -Rans POV- Ich folgte den beiden Herren in ein Arbeitszimmer. Nur kurz musste ich warten, bis ein Mann das Zimmer betrat. Das Ziel. Er bot mir einen Platz an, doch ich lehnte ab. Er setzte sich hinter seinen wuchtigen Schreibtisch. Hinter ihm war teurer Nippes präsentiert. Darunter ein Schwertset bestehend aus Katana, Wakizashi und Tanto in einem Holzständer. Ein Blick genügte mir um zu wissen, dass die ausgestellten Stücke echt waren und hoffte auf gute Pflege. Ein kurzes Lächeln huschte über meine Lippen. In meiner Jackentasche startete ich das Aufnahmegerät. Mein Schweigen wurde von ihm als Anlass gesehen mir alles zu erzählen. Er meinte, er könne bei mir auf eine Beruhigung verzichten, da dieser bestimmte Kunde wohl selbst ein etwas wilderer Typ sei. Ich rieb meine Zähne aufeinander. Ich hatte meine Situation also Schuldig zu verdanken. Der Mann erhob sich und sah mich abwartend an. „Tut mir leid. Da mache ich nicht mit.“, meinte ich, holte das Aufnahmegerät hervor und sah ihn kalt an. „Ich bin nicht hier um für Sie zu arbeiten. Ich werde sie für ihre Taten bestrafen. Er japste und schneller, als er um Hilfe schreien konnte war ich bei ihm, schnappte mir das Katana und brachte ihn zur Strecke. Mit seiner letzten Kraft löste er den Feueralarm aus. Die Tür wurde aufgestoßen und ich blickte kalt auf die entsetzen Gesichter der Securitymitarbeiter. Ich erhob mich von dem Leichnam und umgriff das Schwert fester. Sekunden später ging ich auf sie los und mit zwei Zügen war die diese Zeugen los. Schuldig kam mir mit einem sehr angespannt aussehenden Herren entgegen. Ungehalten knurrte ich. /Amüsierst du dich gut, während ich die Arbeit erledige?/, fragte ich aufgebracht in Gedanken. Der Mann blieb stehen und starrte erst mich, dann Schuldig an. Dieser begann zu grinsen, steckte seine Hände in die Taschen und blickte überlegen auf uns herab. //Amüsieren? Ich bringe das letzte Lamm zur Schlachtbank.//, meinte er. Ich stellte mich aufrechter hin. „Er ist kein Ziel.“, mahnte ich leise und Schuldig blickte mich kalt an. „Er ist es geworden, als sich heraus stellte, dass er die rechte Hand des Ziels ist, ihm diese Idee erst eingepflanzt hat.“, berichtete er und der Mann zuckte zusammen. „Woher?“, begann er und wurde von einem diabolischen Lächeln unterbrochen. „Wollten Sie sich nicht schon immer die Sterne ansehen?“, begann der Deutsche und der Mann wurde seltsam ruhig. //Gib ihm das Schwert.//, bat er mich. Ich wischte meine Fingerabdrücke vom Griff und überließ dem Mann skeptisch das Katana. Schuldig kam zu mir, führte mich zum Aufzug. Als sich dessen Tür schloss konnte ich noch erkennen, wie der Mann mit dem Schwert in der Hand auf die Brüstung des Daches kletterte. Mein Blick ruckte auf Schuldig, dessen Mundwinkel nur kurz zuckte. Er hatte ihn zum Selbstmord getrieben. Ein mal mehr war ich froh, diesen Mann nicht mehr als meinen Feind zu haben. -Schuldigs POV- Mit Ran an meiner Seite schritt ich ruhig zu unserem Wagen. Die Menge war zu aufgebracht über den Alarm und den Toten auf der Straße um uns zu beachten. Ich ließ mich in den Sitz gleiten und fuhr los. Ran neben mir blickte aus dem Fenster. Er verschloss sich mir. Nichts was ich bereit war zu dulden. Ich fuhr auf die Schnellstraße und reizte die 620 PS aus. Ich konnte fast sehen, wie sein Adrenalin durch seine Venen jagte, sein Herz schneller schlug und seine Atmung flach wurde. In diesem Punkt waren wir beide gleich. Wir brauchten Spannung, Aufregung, Adrenalin in unserem Leben. Über Minuten peitschte Rennmaschine mit brachialer Kraft über den Asphalt. An einem Rastplatz beendete ich den Rausch und schaltete den Motor ab. Meine Hand lag auf dem Zündschlüssel, Mein Blick auf dem Firmenemblem auf dem Lenkrad. „Sag es!“, befahl ich tonlos. Ran sah mich wütend an. Sein Atem ging flach, er und sein ganzer Körper waren zum Zerreißen gespannt. Ich liebte diesen Zustand an ihm. Es war ein Tanz auf dem Drahtseil. Entweder gingen wir uns an die Gurgel oder wir vergingen uns aneinander. „Tob dich aus! Schrei! Fluch! Nur ignoriere mich nicht.“ Ich wurde leiser und hob meinen Blick zu dem Rassekater. Immer wieder holte er tief Luft um sich zu beruhigen. „Du hast mich als Köder benutzt!“, kam der Vorwurf von ihm und ich nickte. „Ja. Habe ich.“, meine Stimme blieb ruhig. Ich wollte nicht streiten. Seine Gedanken waren eindeutig. Er war so sauer wie noch nie. Ran beschimpfte mich haltlos in seinen Gedanken, doch kein Wort kam über seine Lippen. Ich bekam ein ungute Gefühl im Magen. Würden wir heute als Paar oder als neue Feinde zurück zur Villa fahren? Ich schluckte hart. Ran sah mich durchdringend an. „Mach das noch einmal, ohne mein Einverständnis und ich bring dich auf der Stelle um!“, zischte er mir zu und meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Langsam beugte ich mich zu ihm und küsste seine Lippen zärtlich. Warme Hände griffen in meine Haare und zogen mich ungeduldig fester an ihn. Das Adrenalin hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Gefügig schob ich seine Rückenlehne zurück und mich über ihn. Mein streifte zwischen seinen entlang und entlockten ihm ein heiseres Keuchen. Ausgiebig liebkoste ich seinen Hals, bis der Griff in meinen Haaren fester, drängender wurde. „Hast du einen Wunsch, Kitty?“, fragte ich und erntete einen harten Blick. „Das ist jetzt nicht dein Ernst“, japste er und ich nickte, knabberte an seiner Kinnlinie und strich über sein bedecktes Bein. //Du hast von mir das Versprechen, dass ich dich nicht mehr ungefragt, als Köder benutze. Dafür will ich auch etwas haben// Ran schob mein Gesicht vor seines. In seinen Augen erkannte ich dass er eine Ahnung davon hatte, was ich wollte. //Bettel für mich, Fujimiya//, raunte ich dunkel in seinen Geist und er biss fest die Zähne auf einander. Ich kicherte, als nach einigen Sekunden nichts von ihm kam und wandte mich meiner letzten Tätigkeit zu. Dazu reizte ich das Lustzentrum in seinem Kopf. Auch ich war angestachelt. Ich wollte nicht ewig auf meine Belohnung warten. Seine Geräusche waren einfach zu köstlich. Er wand sich unter mir, zog an meiner Kleidung und verbiss sich ein Stöhnen in meiner Halsbeuge. Das würde sicher blau werden. /Mach etwas! Bitte/, kam es bei mir an, doch noch konnte ich mich zügeln. //Mehr!//, verlangte ich so kalt ich konnte. Rans Anblick trieb auch mich langsam an den Rand meiner Geduld. Er warf den Kopf hinter und machte seiner Lust Luft. Noch einmal intensivierte ich die Liebkosung an seinem Körper und in seinem Geist. Ich wollte, dass er mich anbettelte ihn zu erlösen. Nur ein einziges Mal. Er griff nach meinen Wangen und blickte mir in die Augen. Das schöne Violett war lustverhangen und schimmerte im Halbdunkel. Ein hinreißender Anblick. Göttlich. Einmal mehr wurde ich mir bewusst, dass ich diesem Mann verfallen war. Nur einmal wollte ich wissen, dass er genauso weich wurde wie ich. „Schuldig.“, begann er mit bebender Stimme und ich musste meine ganze Konzentration bei mir behalten um ihm folgen zu können. „Ich flehe dich an. Schlaf bitte mit mir.“ Hauchzart kamen diese Worte zu mir, doch ihr Einschlag in meinem Geist war enorm. Mit meiner Zurückhaltung war es vorbei. Aus. Schluss. Ich konnte nicht mehr. -Rans POV- Mein Körper war erschöpft und dennoch prickelte er noch immer. Schuldigs Kopf lag auf meiner Schulter. Mein Blick war auf die beschlagene Frontscheibe gerichtet. Alles hier roch nach Sex und Neuwagen. Peinlich berührt senkte ich meinen Blick auf den orangenen Schopf. „So kann ich den Wagen nicht zurück geben“, kam es träge von dem Deutschen und ich war froh, dass er nicht sehen konnte wie verlegen ich wurde. „Wir sollten ihn behalten. Für besondere Anlässe ist eine solche Dauerleihgabe sicher nützlich.“, murmelte er weiter. Ich überlegte hin und her, war mir jedoch sicher, kein wirklich großes Gewicht bei der Entscheidung zu haben. Dann kam mir eine andere Frage in den Sinn. „Hast du alle deine Autos so bekommen?“ Schuldig hob den Kopf und küsste mich weich, ehe er mich kryptisch angrinste. „Bis auf den Sex im Neuwagen... Ja. So ähnlich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)