Last Desire 13 von Sky- ================================================================================ Kapitel 14: Wieder bei Samajim ------------------------------ In letzter Sekunde hatten sie es geschafft, das Institut zu verlassen, bevor es mit der Explosion des Reaktors in sich zusammenstürzte und alles unter sich begrub. Fassungslos standen sie da und brachten kein Wort hervor. Nastasja selbst sagte nichts und nahm stattdessen Elion in den Arm, der im Moment wohl mehr Trost brauchte als sie. Immerhin hatte er gerade seine Mutter verloren, nachdem er erfahren hatte, dass sie ihn trotz allem sehr geliebt hatte. „Mach dir keine Sorgen, Elion“, hörte der Proxy Elohims Stimme zu ihm sprechen. Zwischen ihnen war die Verbindung deutlich stärker geworden, seit Elion die Wahrheit erfahren und Elohim auch selbst getroffen hatte. So konnten sie auch im Wachzustand miteinander kommunizieren. „Es wird alles gut werden. Weißt du, deine Mutter hat dich wirklich sehr geliebt, trotz der Dinge, die geschehen sind. Sie ist gestorben, damit du in Sicherheit bist und weiterhin bei Nastasja und den anderen leben kannst. Und das darfst du niemals vergessen. Hör mal, ich habe einige wichtige Dinge zu erledigen. Ajin will mich umgehend sprechen und ihn sollte man in keinem Falle warten lassen. Entschuldige bitte, dass ich dich darum bitte, nachdem du deine Mutter verloren hast. Aber… könntest du meinem Sohn ausrichten, dass wir beide bald wieder zurück sein werden?“ „Ja, das mache ich.“ Elion spürte eine seltsame innere Kälte. So als würde ein fremdartiger Sog durch seinen Körper gehen und dann war es auch wieder verschwunden. Nun spürte er deutlich, dass Elohim seinen Körper verlassen hatte. Für einen Moment wurde ihm schwindelig und er verlor die Kraft in den Beinen, doch sofort fing Nastasja ihn auf. „Elion, was ist los? Was hast du?“ Er fing sich wieder und bemerkte, dass er ziemlich müde war. Wahrscheinlich weil Elohim so viel Kraft verbraucht hatte, dass sich sein Körper erst einmal davon erholen musste. Ja… die Anstrengung musste wohl zu viel gewesen sein. „Elohim ist gerade gegangen. Er sagte, es gäbe ein paar wichtige Dinge, um die er sich kümmern muss.“ „Dad ist weg?“ fragte Dathan zum Teil enttäuscht, denn er hatte gehofft, dass sein Vater bei ihm bleiben würde. Sie hatten sich so lange Zeit nicht gesehen und nun war er einfach wieder fort. Aber… es stand ja von vornherein schon fest, dass sein Vater gehen würde. Immerhin konnte er ja nicht ewig in Elions Körper bleiben und es war auch so vereinbart, dass er gehen würde, sobald der Alpha-Proxy besiegt war. „Er sagte aber“, fügte Elion noch hinzu als er die Enttäuschung bei Dathan sah, „dass sie beide bald zurückkommen würden.“ Zuerst war nichts als Ratlosigkeit bei dem Unvergänglichen zu sehen und er verstand nicht, was sein Vater mit beide meinte. Von wem sprach er denn? Er überlegte kurz, aber dann weiteten sich seine Augen. Ja richtig…. Sie war damit gemeint! Und in dem Augenblick hatte er Tränen in den Augen und konnte es selbst nicht glauben. Vorsichtig legte sich eine Hand auf seine Schulter, doch dieses Mal zuckte er nicht mehr erschrocken zusammen wie die Jahre zuvor. „Dathan?“ „Alles in Ordnung“, versicherte er. „Ich weiß, dass es meinen Eltern gut geht und sie bald kommen werden.“ Sie machten sich auf den Rückweg zu den Autos und legten Lacie vorsichtig auf den Rücksitz. Doch es gab ein Problem: das andere Auto gehörte ihr und sie brauchten den Schlüssel. Also begann Nastasja ihre Taschen zu durchsuchen, in der Hoffnung, dass sie die Wagenschlüssel vielleicht noch bei sich hatte. Tatsächlich fand sie sie in ihrer Jackentasche, aber sie ertastete noch etwas anderes. Neugierig holte sie es heraus und fand dieses merkwürdige zusammengerollte Blatt, welches Nabi Lacie im Auftrag von Samajim gegeben hatte. Kaum, dass sie es in der Hand hielt, brach es langsam auf und sie ahnte, um was es sich bei diesem Blatt handeln könnte. Schnell gab sie es L, der gleich neben ihr stand mit der Erklärung „Nimm du es, bevor ich zu schreien anfange.“ Schnell entfernte sie sich und zuerst verstand kaum jemand ihr seltsames Verhalten, aber dann erkannten sie, dass es sich bei dem vermeintlichen Blatt um einen Kokon handelte. Es war ein Schmetterlingskokon. Jeremiel reagierte sofort und fand im Wagen eine kleine Box und sperrte den Schmetterling darin ein mit der Erklärung „Wenn wir ihn hier draußen lassen, geht er bei der Kälte noch ein. Am besten bringen wir ihn an einen geeigneten Ort, wo er vor der Kälte geschützt ist.“ „Das Pfarrhaus in Greenwich hat ein kleines Gewächshaus. Wir können Samajim darum bitten, sich um Lacies Beerdigung zu kümmern. Sie hat es ja verdient, wenigstens angemessen bestattet zu werden.“ Also einigten sie sich darauf, dass eine Gruppe nach Greenwich fahren würde und die andere nach Hause zurückkehrte. Da sich Elion nicht sonderlich fit fühlte und sich ausruhen musste, wollte er nach Hause, Nastasja musste sich um Watari kümmern und zudem Frederica die Nachricht beibringen, dass Lacie tot war. Jeremiel kam ebenfalls mit, da auch er ziemlich erschöpft von der ganzen Aufregung war. Also machten sich Beyond, L, Liam und Dathan auf den Weg nach Greenwich. Während sie im Wagen saßen, starrte Beyond zum Fenster hinaus und hielt die kleine Box mit dem Schmetterling fest. „Glaubt ihr, dass das ein Zeichen ist?“ fragte er schließlich, ohne dass er diese Frage wirklich an jemanden direkt gestellt hätte. „Wie meinst du das?“ wollte L wissen, der fast genauso nachdenklich und ein wenig melancholisch wirkte. „Lacie sagte von sich selbst, dass sie wie ein Kokon war. Sie war weder eine Raupe, noch ein Schmetterling, sondern nur ein Zwischending. Vielleicht ist dieser Schmetterling hier ja ein Zeichen, dass sie nicht gänzlich tot ist. Sie sagte, sie würde Alice retten und Ain Soph zurückholen. Sie sollte eigentlich Ain Sophs Wiedergeburt werden, aber da sie die Erinnerungen, Träume und Hoffnungen von Alice hatte, war sie zu menschlich. Aus demselben Grund war es ihnen nicht gelungen, Elohims Kinder wiederzuerwecken: solange sie zu menschlich sind, können sie nicht zu Entitäten werden, weil Menschlichsein auch Begrenztheit bedeutet. Und die Entitäten selbst sind absolut grenzenlos und unendlich. Also hätte Lacie genau dies alles ablegen müssen, um Ain Soph zu werden. Und solange sie noch gelebt hat, war sie unvollständig. In Alices Brief stand ja, dass wir alle Fragmente der Ewigkeit sind und mit dem Tod werden wir eins mit der Unendlichkeit. Demnach also war Lacies Tod nötig, damit Ain Soph erwachen konnte.“ „Als eine kleine Raupe dachte, die Welt ginge zu Ende, da wurde sie zu einem Schmetterling. So zumindest ging der Spruch, wenn ich mich recht entsinne“, sagte Dathan schließlich und nickte. „Ja… ich glaube, dass das auf Lacie zutrifft. Warum auch sonst hätte Samajim ihr den Kokon gegeben und gesagt, dies würde ihre Frage beantworten? Sie hat sich ja immer gefragt, wer sie wirklich ist. Und letztendlich hat er ihr die Antwort gegeben und damit hat Lacie allein für sich beschlossen, zu einem Schmetterling zu werden. Deshalb meinte sie wahrscheinlich auch, dass es vielleicht besser wäre, wenn sie von eurer Familie nicht aufgenommen wird… sie wollte… sie wollte nicht, dass jemand sie vermisst, wenn sie stirbt.“ Da Dathan in seiner Trauer nicht mehr imstande war, vernünftig zu fahren, übernahm schließlich Liam das Steuer und als sie Greenwich erreichten, begann es zu regnen und sie eilten zum Pfarrhaus. Nabi öffnete ihnen die Tür und führte sie ins Wohnzimmer. „Und? Wie ist es gelaufen?“ fragte er sofort und daraufhin gab L ihm die Kurzfassung von den Ereignissen und wie es ausgegangen war. Nabi hörte ihnen aufmerksam zu und servierte ihnen schließlich heißen Tee, den sie bitter nötig hatten. Er nahm schließlich die Box mit dem Schmetterling an sich und brachte das kleine Tierchen ins Gewächshaus, wo es vorerst vor der Kälte geschützt war. „Verstehe“, sagte er schließlich und kam wieder zurück. „Meister Samajim ist sowieso wieder zurück. Ich müsste ihn nur kurz wecken gehen, einen Augenblick bitte.“ Während sie auf dem Sofa und dem Sessel Platz nahmen, hörten sie auch in einem der anderen Zimmer Nabi laut rufen. „Meister, Ihr habt Besuch. Würdet Ihr also bitte die Freundlichkeit besitzen und endlich unter Eurem Heiztisch hervorkommen?“ „Verdammt Nabi, ich hab gerade so schön geschlafen. Warum bist du denn schon wieder so gereizt?“ „Na weil es nicht angeht, dass ich hier alles mache und Ihr Euch die ganze Zeit auf die faule Haut legt. Also hoch mit Euch und dann ab ins Wohnzimmer, sonst gibt es die nächsten zwei Wochen keine Twinkies mehr für Euch.“ „Meine Güte bist du gereizt in der letzten Zeit. Ich glaub langsam ernsthaft, du brauchst ne Frau… oder nen Kerl. So langsam glaube ich nämlich wirklich, dass das nur der sexuelle Frust bei dir ist.“ „Meister, die können uns hören!“ „Als ob mich das sonderlich stört…“ Und wenig später kam Samajim herein, der einen etwas verschlafenen Eindruck machte. Er ordnete ein wenig halbherzig seine Haare und gesellte sich zu ihnen dazu. „Ich hoffe, wir stören Sie nicht“, sagte Beyond halb sarkastisch und sogleich winkte Nabi ab. „Nein, ihr stört ihn schon nicht. Meister Samajim muss nur langsam wieder ans Arbeiten gewöhnt werden, das ist alles. Nicht wahr, Meister?“ Und diese Frage hatte schon fast etwas Drohendes an sich, sodass dieses freundliche Lächeln des Sefiras beinahe schon unheimlich wirkte. Samajim grummelte nur missmutig etwas vor sich hin und wandte sich dann seinen Gästen zu. „Ich wollte mich bei der Gelegenheit noch mal bei euch persönlich bedanken. Ich glaube, ihr habt keine Vorstellung davon, was ihr alles durch euer Handeln verändert habt. Nicht nur, dass eure Welt gerettet ist und Elohims Hass endlich vernichtet wurde, ich habe meinen besten Freund wieder und nun wird auch für die Sefirot eine ganz neue Zeit anbrechen. Es wird sehr viele Veränderungen geben und endlich wird auch diese ewig andauernde Tyrannei enden.“ „Was genau passiert denn jetzt eigentlich?“ „Nun, das liegt nicht in meiner Macht zu entscheiden. Das liegt einzig und allein bei Ajin Gamur. Nachdem er erfahren hat, was damals wirklich zum Sefirot-Krieg geführt hat, hat er die Sache selbst in die Hand genommen, was ja eigentlich eher untypisch ist für ihn. Denn normalerweise hält er sich lieber zurück, da er der Auffassung ist, die anderen hätten genug Verstand, um selbst eine Lösung für das Problem zu finden. Aber wie sich ja gezeigt hat, ist es dringend nötig, dass er endlich handelt, weil es sonst eines Tages wieder so eskalieren wird wie damals. Glaubt mir, für uns verläuft die Zeit anders als für euch Menschen. Da wir schon so lange leben, sind hunderttausend Jahre für uns nichts als ein kurzer Augenschlag und mehr nicht. Darum dauern Fehden und Kriege ganze Äonen an. Selbst Gefühle wie Liebe, Freude oder Hass können länger andauern als eine eure im Vergleich dazu sehr kurze Menschheitsgeschichte. Jedenfalls wird es in der nächsten Zeit so einige Änderungen geben. Als erstes hat Ajin die Drahtzieher des Attentats von damals sowie mehrere Mitverschwörer verhaften lassen und auch das hohe Gericht aufgelöst. Damit hat auch die Willkür der großen Alten ihr Ende gefunden.“ „Und was passiert mit den Mördern meiner Geschwister?“ fragte Dathan und wurde unruhig. „Nun“, begann Samajim und ließ sich von Nabi einen Tee bringen. „Ajin Gamur, der ja im Grunde so etwas wie dein Großvater ist, hat die Entscheidung über ihr Schicksal deiner Mutter überlassen. Nachdem Ain wieder zurückgekehrt ist, hat er ihr und deinem Vater die die Aufgabe übertragen, Gerechtigkeit und Ordnung in unsere Welt zu bringen und die Willkür und die blutigen Machtkämpfe zu beenden. Und als Erstes haben sie die Todesstrafe abgeschafft. Stattdessen wird auf Miswa, Rakshasa, Kabod und die anderen Verräter eine Strafe warten, die für sie viel schlimmer ist als der Tod. Ein Leben in Vergänglichkeit und im Elend, Armut und Einsamkeit ohne Hoffnung auf Glück ist für einen Sefira von hohem Rang das Schlimmste, was ihm passieren kann. Sie werden bis in die Ewigkeit geboren werden und sterben, denselben Kreislauf wieder und wieder durchleben und nie einen Hoffnungsschimmer in ihren unzähligen Leben erfahren. Ihnen wird ein Leben blühen, welches nicht weniger trostlos ist als das von den bedauernswerten Menschen in der dritten Welt, die tagtäglich um ihr Überleben kämpfen müssen und denen doch kein besseres Schicksal zuteil wird.“ Das war wirklich eine grausame Strafe und wieder musste Beyond an die Szene im Institut denken, als er den übel zugerichteten James Brown umbringen wollte und Liam ihn davon abgehalten hatte. Manchmal war solch ein Leben noch viel schlimmer als der Tod, das stimmte wohl. Und wenn man bedachte, was sie getan hatten… Sie hatten Dathans Geschwister getötet, versucht seinen Vater umzubringen und hatten dessen besten Freund Hajjim auf dem Gewissen. Lange Zeit hatten sie ein regelrechtes Terrorregiment geführt und jeden getötet, der es gewagt hatte, sich gegen sie aufzulehnen. Darum war diese Strafe vielleicht tatsächlich besser als der Tod. So hatten sie genug Zeit, um für ihre Verbrechen zu büßen. Und die Verschwörer hinzurichten, hätte auch sicherlich nicht zu Elohim gepasst. Denn er hielt an diesem Grundsatz fest, dass man Unrecht nicht mit Unrecht vergelten sollte. Und darum würde er einen Mord auch nicht mit dem Tode bestrafen. Das hätte gegen alles verstoßen, woran er geglaubt hatte. „Dann heißt das also, die großen Alten haben alle ihre Macht verloren?“ „Nicht ganz“, widersprach Samajim und gab etwas Zucker in seinem Tee. „Es gibt noch eine kleine Anzahl, die von nun an eine beratende Funktion ausüben. Allerdings haben sie keinerlei Entscheidungsgewalt mehr. Damit wird auch sichergestellt, dass es nicht schon wieder eines Tages zu einem Aufstand oder ähnlichem kommt. Ich gehöre auch zu den Beratern. Aber jetzt habe ich genug von mir gesprochen. Ihr seid sicher mit einem anderen Anliegen hergekommen, nicht wahr?“ Dathan nickte und senkte niedergeschlagen den Blick. „Es geht um Lacie… wir… wir wollen sie wenigstens angemessen bestatten, nach allem, was sie für uns getan hat. Könntest du uns da vielleicht helfen?“ „Gerne. Überlasst das nur mir. Sie wird ein schönes Grab bekommen und eine angemessene Beerdigung. Einer meiner Asylanten arbeitet ohnehin als Bestatter, der wird sich dann darum kümmern, dass sie hübsch hergerichtet wird. Darüber macht euch mal keine Sorgen. Habt ihr sie mitgebracht?“ „Ja, sie ist im Auto.“ Samajim wies Nabi an, Lacies Leichnam zu Sha’chor zu bringen, woraufhin sich Nabi den Wagenschüssel geben ließ und sich auf den Weg machte. Als sich die Haustür schloss, kam L auf etwas anderes zu sprechen. „Ist Alice jetzt endgültig tot oder gibt es noch Hoffnung?“ „Tja“, murmelte der Pfarrer und kratzte sich am Kinn. „Das liegt leider nicht mehr in meiner Macht. Da müssen wir uns wohl auf eine höhere Instanz verlassen. Ich weiß, dass das für Menschen wie euch jetzt recht abgedroschen klingt, aber da wird euch nur der Glaube helfen. Ich habe Ajin in Evas Namen gebeten, sich um die verlorenen Seelen jener zu kümmern, die zum Opfer von Elohims Hass geworden sind. Aber was er genau mit ihnen vorhat, das kann ich euch nicht sagen und er hat mir auch nicht mehr gesagt. Manchmal ist es da sowieso ratsamer, nicht näher nachzufragen, weil Ajin eh sehr gereizt war wegen dieser Verschwörungsgeschichte. Aber so viel kann ich euch schon mal versichern und dafür lege ich auch meine Hände ins Feuer: Ajin Gamur vergisst niemals, wenn man ihm einen guten Dienst erweist.“ Tja, dann hieß es also tatsächlich abzuwarten und zu hoffen, dass sich das Beste ergab. Nach all den Dingen, die geschehen waren, wäre es wenigstens tröstlich zu wissen, dass Alice und die verstorbenen Proxys in einem anderen Leben vielleicht mehr Glück hatten als in diesem. Und vielleicht konnten sich Alice und Joseph gemeinsam den Traum von ihrem eigenen Utopia erfüllen und endlich zusammen glücklich werden, nachdem es das Schicksal schon nicht gut mit ihnen meinte. Und vielleicht fanden auch Sariel, Samsara und Simrah endlich ihr eigenes Glück und konnten noch mal ganz von vorne anfangen. Genauso wie Evas Familie, die vor 445 Jahren gestorben war und die dann wiedergeboren wurde. Als normale Menschen, die durch eine Verkettung schicksalhafter Ereignisse zueinandergefunden hatte. Liam war in ein sehr nachdenkliches Schweigen versunken und hatte die Arme verschränkt. Sein Blick war düster und doch ließ sich so etwas wie Sorge erkennen. Und es ließ sich erahnen, woran oder an wen er dachte. Und schließlich sprach er den Gedanken laut aus. „Als wir im Institut waren, da ist Jeremiel mit Sam Leens verschmolzen und es hat sich zudem gezeigt, dass er die Eigenschaften eines Proxys entwickelt hat. Seit er wieder aufgewacht ist, wirkt er ziemlich neben der Spur. Insbesondere weil er jetzt mit dessen Erinnerungen leben muss und das geht ihm nahe, auch wenn er es zu verbergen versucht. Ich bin da ehrlich gesagt besorgt, dass er das nicht verkraften kann.“ Samajim nickte bedächtig und dachte kurz nach. „Das ist ja auch verständlich. Jeremiel besitzt genauso wie sein Bruder und seine Mutter einen starken Gerechtigkeitssinn und Fakt ist, dass er euch alle sehr ins Herz geschlossen hat und damit leben zu müssen, was er getan hat, ist schwer. Immerhin hat er sehr grausame Dinge getan und unzählige Menschen getötet, darunter auch Kinder und das kann kein Mensch so einfach spurlos wegstecken, wenn er Gefühle und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hat. Deshalb würde ich dringend anraten, dass er Abstand zu alledem bekommt und sich eine Auszeit nimmt, um auf andere Gedanken zu kommen. Da Sam Leens keinerlei Kontakt mit dir hatte, würde ich dir ans Herz legen, dass besonders du ein Auge auf ihn hast und dich um ihn kümmerst, Liam. Und er braucht auch den Halt seiner Familie. Wenn sich sein Zustand nicht bessern sollte, würde ich vorschlagen, dass er sich professionelle Hilfe sucht. In dem Fall kann ich euch auch die Adresse eines Sefiras geben, der sich in Boston niedergelassen hat. Dann kann Jeremiel auch ohne Bedenken über die Geschehnisse reden.“ „Aber es ist jetzt endgültig vorbei, oder?“ fragte Beyond, der noch mal kurz wieder auf das Projekt zu sprechen kommen wollte und sich noch mal klare Gewissheit verschaffen wollte, dass die ganze Sache ein für alle Mal abgeschlossen war. Offenbar war er ernsthaft besorgt, dass es wieder anfangen könnte und wahrscheinlich galt das auch für die anderen. Samajim versicherte ihm dies und erklärte „Die Wurzel des Übels war der Zorn Elohims, der das Projekt AIN SOPH für seinen persönlichen Rachefeldzug missbraucht hat. Aber Alice hat ihn dank des Serums zerstört und er existiert nicht mehr. Ursprünglich hatte Elohim ja vorgehabt, sich mit seiner anderen Hälfte zu vereinen und auf diese Weise seine andere Hälfte aufzuhalten. Aber dies hätte nur dazu geführt, dass Elohim eines Tages wieder in sein altes Muster verfallen wäre und der Hass und der Groll hätten tiefe Spuren bei ihm hinterlassen. Er wäre wahrscheinlich nicht mehr der friedliebende und freundliche Geselle gewesen, den ihr kennen gelernt habt. Und um das zu verhindern, hat sich Alice selbst das Serum injiziert, um zu verhindern, dass der Hass je wieder auf einen anderen Wirt übergreifen kann. Das war die einzige Chance gewesen, das alles ein für alle Male zu beenden. Und da Alice den Hass mit sich in den Tod genommen hat, wird er nie wieder irgendjemandem schaden können. Und da auch endlich die Gerechtigkeit in unsere Welt eingekehrt ist und Ain Soph jetzt zusammen mit Elohim das Regiment übernommen hat, wird sich auch diese Tragödie von damals nicht mehr wiederholen. Ach ja…“, seufzte er bei den letzten Worten, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme, wobei er etwas verträumt schmunzelte. „Wer hätte gedacht, dass so kleine und einfache vergängliche Wesen wie die Menschen so viel auszurichten vermögen? Tja… vielleicht ist das ja dieser berühmte Dominoeffekt, von dem ihr Menschen immer zu sprechen pflegt…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)