Wen ich wirklich liebe von Monyong (SasoDei, DeiKuro, SasoSaku) ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Sasori erschauderte. Das Gefühl auf seinen Lippen hatte nichts mit dem zu tun, welches er letzte Nacht verspürt hatte. Nicht nur, dass der Geschmack von Alkohol auf Sakuras Lippen fehlte, sie waren dazu noch viel weicher als die von Deidara und klebten von dem rosigen Lipgloss. Lange hielt dieser Kuss allerdings nicht, denn nachdem der erste Schock verschwunden war, riss sich seine Verehrerin von ihm los und keine Sekunde später, fuhr ein brennender Schmerz über Sasoris Wange und ein schallendes Geräusch erklang. Sakura hatte ihm mit der flachen Hand eine Ohrfeige verpasst, wobei sie ihn nun nun mit einer Mischung aus Entsetzen und Enttäuschung anfunkelte. „S-spinnst du?“ Ihre Stimme zitterte. „Bist du deshalb nicht hergekommen?“ Gezwungen ruhig rieb sich Sasori die schmerzende Stelle. Natürlich war er sauer; einerseits weil sich dieses Gör etwas derartiges erlaubt hatte und andererseits weil er kurz davor gewesen war Deidaras Worten einen kleinen Glauben zu schenken. Jemanden eine Chance zu geben, den er nicht kannte. Jemanden, den er mit voller Absicht provoziert hatte. Vermutlich hatte er diese Ohrfeige verdient und er wartete nun darauf, dass Sakura an ihm vorbei stürmte, um wegzurennen, weil sie sich so in ihn getäuscht hatte. Aber so war es, wenn man andere beurteilte, ohne sie wirklich zu kennen. Allerdings bewegte sich das Mädchen kein Stück, sondern setzte plötzlich nur eine wütende Grimasse auf. „Spinnst du?“, wiederholte es sich, „Ich bin hier, weil du mit mir reden wolltest! Ich dachte, du würdest mich kennenlernen wollen...“ Je weiter Sakura sprach, desto leiser und kraftloser wurden ihre Worte und Sasori wartete förmlich darauf, dass sie ihm verkündete, wie sehr sie sich geirrt hatte, doch nichts geschah. „Eh... Entschuldigung.“, sagte sie stattdessen, wobei sie plötzlich lächelte, wenn auch etwas beschämt, „Du hast mich erschreckt... S-soetwas macht man nicht!“ Sasoris sehnsüchtiges Gefühl alleine gelassen zu werden schwand. Dafür wunderte er sich nun, denn er verstand nicht, was soeben vor sich ging. Immer noch lächelnd trat Sakura auf ihn zu. Sie streckte ihre Hand nach ihm aus und berührte sein Handgelenk, sodass er vor ihr zurückwich. Doch sie griff auch mit der anderen Hand nach ihm, die sie auf die zuvor geschlagene Wange legte. „Wieso wolltest du denn nun mit mir reden?“ Diese Hartnäckigkeit kannte er bisher nur von Deidara, der zwar nervig, aber bei weitem nicht so aufdringlich war. Auch wenn er spürte, dass Sakuras Finger vor Aufregung zitterten. Sie war nervös. „Es gab keinen besonderen Grund. Ich wollte dich nur sehen, um herauszufinden, wie ernst es dir wirklich ist.“, antwortete er ihr ehrlich. Gerade als er ihre Hand von sich schieben wollte, zog sie sich allerdings schon wieder zurück. „Wie ernst... uhm, achso. Nunja... vermutlich mag das jetzt dumm klingen, aber es war so ein bisschen, wie Liebe auf dem ersten Blick. Ich habe dich gesehen und...“ „Meinst du nicht, dass das sehr oberflächlich ist?“ Sasori trat einen weiteren Schritt zurück und Sakura riss ihre Augen auf. Ihre Wangen färbten sich rot. „J-ja, irgendwie schon, aber es war ja nicht nur dein Aussehen. Es war... uhm, ich kann es nicht beschreiben.“ Letztendlich zuckte sie nur mit den Schultern, wobei sie an den Saum ihres Faltenrockes griff. „Ich schätze, es lag daran, weil mir aufgefallen ist, dass du anders bist.“ Anders. Sasoris Mundwinkel zuckten und seine Lippen formten ein fast schon zynisches Lächeln. Er war nicht nur anders als andere, er machte auch keinen Hehl daraus, auch wenn ihn Deidaras Worte immer noch in den Ohren lagen. Vertrauen? Es fühlte sich nicht so an, als würde er diesem Mädchen vertrauen können und das einzige, was sein Interesse weckte, war die Tatsache, dass sie hier war. Deshalb könnte Sakura auch jede andere Person sein, es war ihm vollkommen gleich, aber er gab ihr dennoch eine Chance. „Ich hole dich morgen von der Schule ab.“, sagte er aus diesem Grund sehr ruhig. Er kannte ihre Schuluniform, er kannte diese Mädchenschule, zumal er auch noch jemanden kannte, der einen guten Grund hatte diese Schule aufzusuchen. Sakuras Augen blitzten auf. Sie lächelte und verabschiedete sich mit einem Nicken, woraufhin Sasori nichts erwiderte. Er fasste sich mit seinen Fingern nur an die eigenen Lippen, kaum dass sie den Aufenthaltsraum verlassen hatte, um sich das klebende Zeug abzuwischen. „Meine Freundin?“ Deidara zog überrascht die Augenbrauen hoch, als er hörte, worüber Sasori mit ihm reden wollte. „Hm, nein ich kann sie immer noch nicht erreichen, un.“ Seufzend stützte er seinen Kopf auf, während er sich verkehrt herum auf seinen Stuhl gesetzt hatte, um seinen rothaarigen Klassenkameraden zu beobachten. „Wieso holst du sie nicht von der Schule ab?“, schlug dieser überraschenderweise vor, woraufhin Deidara aber nur tief seufzen konnte. „Wenn es so einfach wäre, ihr alter Herr holt sie ab, un. Ich hab es Freitag schon versucht. Mann, was kotzt mich das an!“ Brummelnd starrte er kurz aus dem Fenster. Er spürte, dass Sasori ihn anschaute und es war ihm mehr als nur unangenehm, denn er verstand nicht, worauf dieser hinaus wollte. Dann zog der Kleinere auf einmal sein Handy hervor. „Sie könnte ihrem Vater erzählen, dass sie heute etwas mit einer Freundin unternimmt. Sakura, richtig?“, hörte er ihn sagen, sodass sein Kopf regelrecht herumflog. „Un?“ Für einen Moment musste Deidara überlegen, doch er begriff schnell. „...du hast diesem Mädchen doch eine Chance gegeben?“ Allerdings wusste er nicht, ob er sich darüber nun wundern sollte. Sasori, der plötzlich Kontakt suchte? Hatte er mit seiner Vermutung tatsächlich so richtig gelegen, dass der Rotschopf so einsam war und einfach nur auf den passenden Moment gewartet hatte, dass sich sein Leben veränderte? „Es ist nur eine Chance. Das bedeutet nicht, dass sie auf einmal kein kleines Gör mehr ist. Sieh meinen Vorschlag als richtiges Dankeschön, dass du mir mit meinen Kunstwerken geholfen hast. Damit hast du nun das, was du damals unbedingt wolltest, oder?“ Obwohl Sasoris Stimme so gleichgültig wie immer klang, löste sie ein heißes Gefühl in Deidaras Körper aus. Er freute sich. Er freute sich wahnsinnig darüber und erst jetzt merkte er, was es für Vorteile gab, da Kurotsuchi diese beste Freundin, Sakura, hatte. Es war nicht nur für seine Beziehung gut, sondern es würde auch noch Sasori guttun. Da war er sich sicher. Am Ende des Schultages verließen sie gemeinsam und unter einigen argwöhnischen Blicken das Schulgelände. Obwohl der Weg dieser privaten Mädchenschule nicht sehr weit war, kam es Deidara wie eine Ewigkeit vor und das Stillschweigen, das zwischen ihm und Sasori währenddessen herrschte, war ihm ein bisschen unangenehm. Aus irgendeinem Grund fühlte es sich so an, als hätte er diese seltsame Nettigkeit seines Mitschülers nicht verdient; immerhin hatte er ihm nur beim Tragen einiger Bilder und Skulpturen geholfen, wobei Sasori ihm nun bei der Beziehung mit Kurotsuchi half. Es waren zwei vollkommen unterschiedliche Dinge. Als sie an dem Eingang eines kleinen Parks angekommen waren, blieb Deidara kurz stehen. Er blickte auf den schmalen Rücken des anderen und überlegte dabei. Im gleichen Moment kam ihnen eine Windbrise entgegen, die den leichten Duft aus Sasoris Haaren und seiner Schuluniform zu ihm herübertrug. Sofort zog sich der Magen des Blonden zusammen. In der ganzen Euphorie hatte er diesen einen Moment fast vollkommen vergessen, weshalb er sich nun fast schon schmerzend genau daran zurückerinnerte. „Hm? Was ist? Hast du es doch nicht so eilig deine Freundin zu sehen?“ Erst die Stimme des Kleineren riss Deidara zurück in die Realität, sodass er bemerkte, dass er immer noch regungslos am Parkeingang stand und schnell einige Schritte zulegte, um zu Sasori aufzuholen. „Nein. Ich habe mich nur gefragt, wie es kommt, dass du dem Mädchen doch eine Chance gibst? Ist sie doch keine von diesen kleinen Gören, wie du dachtest?“, log er auf diese Frage hin, wobei er ein Grinsen aufsetzte. Aber Sasori schaute ihn nur ausdruckslos von der Seite an. „Wer weiß.“, antwortete er sehr vage, womit Deidara nicht zufrieden war. Schließlich hatten sie nun endlich ein äußerst interessantes Gesprächsthema. „Hm, oder gefällt sie dir einfach? Findest du sie hübsch?“ Auch wenn er sich sicher sein konnte, dass Sasori wohl eher nicht auf solche Äußerlichkeiten achten würde, kam diese Frage einfach so aus ihm herausgesprudelt. „Keine Ahnung.“, wich ihm dieser abermals aus. „Ach komm schon, un. Du wirst doch auf irgendetwas stehen. Nur weil sie deine erste Freundin ist...“ Sofort verstummte Deidara, als er den eisigen Blick seines Begleiters sah. Er war damit wohl viel zu weit gegangen und biss sich deshalb auf die Unterlippe. „Lippen.“ „U-un?“ Irritiert löste er den Biss, als er sah, wie Sasori recht offensichtlich auf seine Lippen schaute. „Ich mag es, wenn jemand feingeschwungene und schöne Lippen hat.“, offenbarte sich der Rotschopf wider Erwartens, weshalb sich Deidara etwas verunsichert fühlte. In jeder anderen Situation hätte er darüber wohl gelacht, nur wenn er an diese Nacht zurückdachte, wurde ihm ein bisschen anders. Hatte er ihn deswegen geküsst? Hatte er sich aus diesem Grund zu ihm hingezogen gefühlt, oder wieso? Er schluckte. Besonders als er merkte, wie er in die Versuchung kam seine eigene Lippen mit den Fingern berühren zu wollen. „Und was ist mit dir? Ist deine Freundin deine Erste?“, konterte Sasori mit einer Gegenfrage, die sich mit seinem kühlen Tonfall allerdings alles andere als ernst gemeint anhörte, doch Deidara ging trotzdem darauf ein. „Un. Die Erste, mit der ich solange zusammen bin. Vorher... hatte ich nur... naja, du weißt schon!“ Er grinste verschmitzt, wobei er sich seinen Hinterkopf rieb. „Ich kann es mir vorstellen.“ Sasori zuckte mit einer Augenbraue. Es war offensichtlich, was dieser nun dachte und der Blonde bemerkte auch erst jetzt, wo es zu spät war, was er soeben gesagt hatte. Er zeigte sich gerade nicht unbedingt von seiner besten Seite, jedoch hatte er sich verbotenerweise Alkohol gekauft, sich damit betrunken und schließlich selbst zu seinen Mitschüler nach Hause eingeladen. Er hatte eine ganze Reihe an Dingen gemacht, die Sasori mit seiner verqueren, moralischen Einstellung sicherlich verachten müsste. Seinen Bezeichnung als Göre konnte er damit immerhin nicht so einfach loswerden, woraufhin er in ein etwas verärgertes Schweigen verfiel. Sasori atmete unbemerkt tief durch, als sie das Schultor der Privatschule erreicht hatten. Kichernd kamen ihnen bereits einige Mädchen entgegen, von denen sie mit neugierigen Blicken gemustert wurden. Jungs waren hier wohl etwas wie eine Seltenheit und einige der Blicke wurden regelrecht von Neid zerfressen, da Sakuras Stimme zu ihnen herüberschallte. „Sasori-san!“, rief sie und kam zu ihnen gelaufen. An ihrer Hand hielt sie dabei die viel größere Kurotsuchi, die entgegen von Sasoris Vermutung, aber eher bedrückt, anstatt glücklich wirkte. Still beobachtete er sie deshalb. Er hatte sie schon vor einiger Zeit im Cafè gesehen, nur hatte er ihr zu diesem Zeitpunkt keine Beachtung geschenkt, weshalb er sie sich nun genauer anschaute. Im direkten Vergleich zu Sakura wirkte sie wirklich jungenhaft und wenn man noch Deidara mit dessen langen blonden Haaren daneben betrachtete, stach es regelrecht hervor. Sasori schmunzelte innerlich, denn es war offensichtlich, was seinem Mitschüler wohl gefallen musste. „Sakura. Lass uns einen Moment woanders hingehen.“, sagte er schließlich leise, wobei er nach ihrer anderen Hand griff und sich sofort ein sanfter rosafarbener Schleier auf ihre Wangen legte. Sie nickte, ehe sie ihm gehorsam folgte. „Ich freue mich, dass du hier bist!“, strahlte sie dabei, aber Sasori selbst lächelte nur sehr dünn. „U-und... ich wusste gar nicht, dass du ein Freund von Deidara bist...“ „Ein Freund?“ Der Rotschopf verzog seinen Mund. Vermutlich war Freundschaft das falsche Wort, aber er erwiderte darauf nichts weiter. „Kennst du die beiden schon länger?“, wollte er stattdessen wissen. „Kurotsuchi kenne ich schon sehr lange und ihren Freund. Hm, bisher hat sie mir nur Bilder von ihm gezeigt und ein paar Geschichten über ihn erzählt, aber ich habe ihn noch nie direkt kennengelernt.“ „Achso?“ „Hm. Naja, es ist ja ihr Freund...“ Nachdem sie um eine Ecke verschwunden waren, blieb Sasori stehen und ließ die Hand des Mädchens wieder los, dessen Blick auf einmal etwas traurig wirkte. „Du scheinst nicht sehr zufrieden mit der Beziehung zwischen den beiden zu sein?“, mutmaßte er direkt. Deidara war nicht der Einzige, der die Gestiken und Mimiken anderer zu deuten wusste. Sasori konnte es ebenfalls, weshalb er bisher immer gedacht hatte, sein Innerstes gut verstecken zu können, aber er war etwas besserem belehrt worden, weshalb er nun hier stand. „Ach... also... Deidara scheint mir etwas verrückt zu sein. Die beiden schwänzen recht oft die Schule. Er ist deshalb wohl auch schon häufiger geflogen, musste oft die Schule wechseln und Kurotsuchi verbringt wirklich sehr viel Zeit mit ihm, seitdem sie zusammen sind. Früher haben wir zusammen Tanzkurse besucht, aber das vergangene Jahr war ich dort immer alleine und... ach, was rede ich?“ Sasori beobachtete, wie das Mädchen beschämt zu lachen begann. Aber er verstand. Der plötzliche Schulwechsel des Blonden und auch der Versuch, Sakura und ihn zu verkuppeln. Schließlich war es mehr als offensichtlich, dass diese unter der Einsamkeit litt, in der sie gestoßen worden war und das war ein Gefühl, welches er selbst ebenfalls nur zu gut kannte. Langsam streckte er erneut seine Hand nach ihr aus, berührte aber ihre Schulter, ehe sich seine Finger auf den Weg zu ihrem Nacken aufmachten. Verwundert schaute sie ihn dabei an, aber dieses Mal schien er sie nicht zu überfallen, als er sich ihr näherte und seine Lippen auf ihre legte. Schluckend fiel Deidaras Blick auf Kurotsuchi, die die ganze Zeit über nur angespannt auf ihre eigenen Füße starrte, seitdem Sasori und Sakura sie alleine gelassen hatten. „'tschuldigung.“, nuschelte sie schließlich, „Mein Vater...“ „Ich weiß, un. Dein Vater, der alte Sack...“ Deidara verdrehte seine Augen, woraufhin er einen funkelnden Blick seiner Freundin erntete. „Ich weiß ja, dass er vielleicht etwas zu hart durchgreift, aber er macht sich doch nur Sorgen...“, versuchte sie ihn tatsächlich zu verteidigen, was er kaum glauben konnte. „Un? Das ist noch lange kein Grund, dass er all diese Dinge mit dir abzieht! Der will uns auseinanderbringen...“ Kurotsuchi schaute zurück gen Boden, wobei sie schmerzlich lächelte. Sie schien ihm damit zuzustimmen, weshalb Deidara zufrieden aufschnaubte. „...wieso hast du ihn auch angelogen, bevor er auf seine Dienstreise gegangen ist...“, entkam es ihm dennoch, leider etwas zu anklagend, weil er sofort mitansehen musste, wie sich das Gesicht seiner Liebsten verzog. „Was hätte ich denn tun sollen? Vermutlich hätte er mir dann meinen großen Bruder als Aufpasser auf den Hals gehetzt!“ Tatsächlich war dieser Gedanke nicht abwegig und Deidara wusste das, sodass er tief aufseufzte. Letztendlich blieben ihnen nicht viele Möglichkeiten. Entweder Kurotsuchi widersetzte sich den Anweisungen ihres Vater, wodurch sie Gefahr lief, dass dieser nur noch viel mehr von ihrem Leben kontrollierte, oder aber sie spielten ihm eine Lüge vor, indem sie Sakura als Ausrede benutzten, was dem Blonden als die etwas sichere Entscheidung vorkam. „Hör mal...“, setzten die beiden allerdings auf einmal gleichzeitig an, woraufhin sie wieder verstummten. „Un?“ Erneut schluckend ließ er seiner Freundin den Vortritt, in der Hoffnung, sie würde eine bessere Idee haben, aber das, was er dann hörte, gefiel ihm überhaupt nicht. „Wir sollten uns vielleicht erst einmal nicht mehr sehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)