Satisfy Me! - Ein neues Mitglied für Team Satisfaction! von Mitsuki_Insanity ================================================================================ Kapitel 19: Nineteenth Satisfaction: Zerbrochene Träume ------------------------------------------------------- Es gibt einfach gewisse Dinge im Leben, von denen wünscht man sich, sie würden nie vergehen. So sehr, dass man Angst bekommt. Und dann versucht man, diese Angst mit allen Mitteln zu bekämpfen. Das Problem ist dabei oft nur, dass man dadurch alles nur schlimmer macht. Ich bin mir sicher, Kyousuke hatte Angst davor, seine Freunde zu verlieren. Jetzt, wo wir doch eigentlich alle Duel-Gangs besiegt hatten, hätten wir das Leben genießen können. Soweit, wie man es an einem Ort wie Satellite eben genießen konnte. Aber Kyousuke wollte nicht aufhören. Immer weiter machen und mit jeder Sekunde, die nun verstrich, hatte ich das Gefühl, er würde sich damit sein eigenes Grab schaufeln. Wir hatten doch eigentlich alles erreicht, aber dennoch gab er sich nicht zufrieden. Und der Gedanke, dass er sich immer mehr in eine schier irre Idee verrannte, machte mir Angst. Er hatte Ziele gehabt, Träume, Hoffnungen, mit denen er Yuusei, Jack, Crow und mich, angesteckt hatte. Aber mittlerweile befürchtete ich, dass Kyousuke langsam Größenwahnsinnig wurde. Ich wollte nicht über solche Dinge nachdenken. Versuchte, sie aus meinem Kopf zu verbannen. Diese Gedanken einfach wegzusperren. Vielleicht würde dann alles so bleiben, wie es bisher immer gewesen war. Wir trafen uns am nächsten Tag, wie besprochen, um noch die übrig gebliebenen und eigentlich völlig harmlosen Gangs zu besiegen. Yuusei, Jack und Crow konnte man ansehen, dass sie nicht wirklich Lust hatten, aber sie beschwerten sich auch nicht, als wir loszogen. Ich sah darin auch keinen Sinn, aber Kyousuke war nun mal unser Freund. Außerdem hätte ich ihm selber auch nichts abschlagen können. Wir begannen damit, die Bezirke systematisch abzuklappern. Kyousuke sah sich immer wieder um, während wir durch den ersten Bezirk liefen. Es wirkte ruhig, während wir durch die schmale Gasse, des Hochhäuserblocks liefen. „Du bist dir sicher, hier waren noch welche?“, hörte ich Kyousuke Yuusei fragen, der daraufhin nur nickte. Es wirkte hier wirklich so gespenstig ruhig, dass man tatsächlich meinen könnte, keine Menschenseele würde hier noch leben. Aber Yuusei hatte Recht. Nachdem wir das Ende der Gasse fast erreicht hatten, ertönte ein lautes Scheppern und ein Junge, in etwa in unserem Alter, sprang hinter zwei großen Müllcontainern hervor und rannte, was das Zeug hielt. Auch über unseren Köpfen schien plötzlich die Hölle ausgebrochen zu sein, als wir nach oben zu einem der Hochhäuser sahen. Zwei weitere Jungs liefen dort das Treppengeländer entlang. Der eine nach unten, der andere noch oben in Richtung Dach. Und noch zwei weitere kamen gerade aus einem alten, leerstehenden Fahrradladen, direkt vor uns. Ich sah zu Kyousuke, der grinste und leise lachte. „Sehr gut! Dann machen wir uns an die Arbeit, Leute!“, rief er und rannte los in die Richtung des Fahrradladens. Jack und Yuusei liefen zu dem Hochhaus, um ihre Gegner dort zu stellen und Crow war dem Jungen nachgerannt, der sich hinter den Müllcontainern versteckt hatte. Ich blieb ein paar Sekunden unschlüssig stehen, aber rannte dann Kyousuke hinterher. Warum taten wir das nur? Diese Kerle hatten doch mehr Angst vor uns, als wir vor ihnen hätten haben müssen. Ich sah wirklich keinen Sinn darin, aber dennoch schnitt ich meinem Gegner den Weg ab. Der Junge war vom Fahrradladen aus in eine Gasse gelaufen, zu der ich über eine Abkürzung kam. Mein Weg hatte mich über eine Mauer geführt, auf die ich mithilfe eines andern Müllcontainers klettern konnte und von dort sprang ich nach unten und meinem Opfer direkt entgegen. Mein Gegner war ein recht klein geratener, schwarzhaariger Junge mit Sommersprossen. In etwa in meinem Alter. Er hatte keine große Chance, als ich schon mein Duell-Seil geschwungen hatte, welches sich an seinem linken Handgelenk verhakt hatte. Zum Duell gezwungen, blieb er stehen. Es war auch kein sonderlich langes Duell. Er war nicht wirklich gut. Nach ein paar wenigen Zügen hatte ich ihn schon erledigt und er landete vor Schreck mit rauchender Duel Disk am Arm auf seinem Hosenboden. „B-Bitte... t-tu mir nichts!“, stammelte er und ich musste leicht schlucken. Ich hatte noch nie wirklich Mitleid mit meinen Gegnern gehabt, aber dieser Kerl vor mir, wie er völlig verängstigt dort saß, löste es dennoch unwillkürlich in mir aus. War das wirklich noch richtig? Ich wusste es nicht. „Tut mir Leid...“, flüsterte ich und lief an ihm vorbei, nachdem ich meine Duel Disk deaktiviert hatte. Ich fühlte mich nicht mehr wirklich gut, aber verdrängte dieses Gefühl. Es war nicht okay, Mitleid mit dem Feind zu haben. Auf meinem Rückweg traf ich Crow und Yuusei, die bereits auch fertig waren. Crow wirkte etwas angenervt, während Yuusei wie immer schwieg. Aus seinem Gesicht konnte ich nicht viel lesen. „Wie lief's bei euch?“, fragte ich, während wir zu dritt Ausschau nach Jack und Kyousuke hielten. „Eigentlich ist das voll schwachsinnig.“, murmelte Crow und verschränkte seine Arme hinter dem Kopf. „Die Typen sind total harmlos. Das sind keine starken Duellanten. Vor denen muss man sich nicht fürchten. Kiryuu übertreibt langsam ein wenig. Seit wir Bezirk M eingenommen haben, ist er eh etwas seltsam geworden...“ Ich gab ein hörbares Seufzen von mir. „Ich mache mir etwas Sorgen um ihn... Ich hab irgendwie so ein komisches Gefühl, aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein.“ „Mir geht es nicht anders. Ich hoffe, er hat nicht vor, etwas Dummes zu tun.“, antwortete Crow. „Ich sorge mich auch ein wenig. Aber Kiryuu ist unser Freund. Wir sollten ihm vertrauen. Er wird schon wissen, was er tut.“, sagte Yuusei. Er vertraute Kyousuke wirklich blind und ich schämte mich fast dafür, dass ich immer noch so misstrauisch war. Oder vielleicht wieder? Eventuell war es auch gar kein Misstrauen, sondern einfach Angst. Angst, ihn zu verlieren. Ich wollte Kyousuke immerhin vertrauen! Nach einer Weile kam uns auch Jack entgegen, der ebenso relativ genervt wirkte, aber sich nicht großartig äußerte. Weder Crow, Yuusei, noch ich, fragten groß nach. Und ehrlich gesagt: Auf einen zickigen Jack konnte ich gut verzichten. So liefen wir weiter durch die Straßen, bis wir Kyousuke auf uns zukommen sahen. Er grinste und wirkte immer noch mehr, als nur übermotiviert. „So. Die haben wir abgehakt. Welche Bezirke stehen noch aus?“, fragte er voller Elan. Da Jack und Crow schwiegen, erzählte Yuusei Kyousuke davon, in welchen Bezirken sie noch Gegner gestern hatten ausmachen können. Kyousuke scheuchte uns in den darauffolgenden Stunden durch alle möglichen Bezirke. Jeder Gegner stellte kaum eine Bedrohung dar, aber Kyousuke schien das Egal zu sein. Er betonte immer wieder, dass uns jede noch so kleine Gang einen Strich durch die Rechnung machen könnte, obwohl es so offensichtlich war, dass das nicht stimmte. Es war schwachsinnig. Aber wir ergaben uns dennoch weiterhin brav seinen Anweisungen. Wie Yuusei es ja auch gesagt hatte. Wir waren seine Freunde. Und wir vertrauten ihm. Vor allem ich. Trotz all meiner Angst. Die Sonne war bereits am Untergehen, als wir uns wieder vor der alten Schule trafen. Kyousuke wirkte recht zufrieden und ich fragte mich, ob es das vielleicht gewesen war. Hatten wir nun alle Duel-Gangs zerschlagen? „Ich denke, das reicht für heute nun erst einmal.“, verkündete er und sah erst zu mir, dann zu Yuusei, Jack und Crow. „Morgen werden wir wieder ausziehen. Ich checke nochmal alles soweit ab und wir treffen uns wie heute hier vor meinem Unterschlupf.“ Die Anderen nickten langsam, wenn auch merklich schwermütiger als sonst. „Bis morgen dann.“, sagte Crow und lief schon langsam vor. „Wir sehen uns dann, Kiryuu.“ Auch Yuusei wandte sich zum gehen und Jack winkte nur zum Abschied ohne viele Worte. Dabei fiel mir auf, wie er noch einmal zu mir sah, ehe er Yuusei und Crow nachlief. Ich winkte ihnen auch noch nach, aber sah dann zu Kyousuke. „Und nun?“, fragte ich. Kyousuke, der unseren Freunden noch nachgesehen hatte, wandte sich mir zu. „Lass uns hereingehen.“, sagte er und ging mit mir zur Feuerleiter. In unserem Stockwerk angekommen traten wir ein. Ich fühlte mich müde, nahezu ausgelaugt und trottete zur Couch, auf die ich mich einfach fallen ließ. Kyousuke legte seine Duel Disk ab und setzte sich neben mich. Eine Weile beobachtete ich ihn, wie er einfach nur vor sich hinstarrte und an seinem rechten Daumennagel kaute. Mit seinem linken Fuß tappte er immer wieder auf den Boden. Ein Verhalten, dass für mich Unruhe, Nervosität und Angespanntheit ausstrahlte. „Wir hätten noch weiter machen können... Vielleicht...“, hörte ich ihn murmeln, doch dann schüttelte er seinen Kopf und drehte diesen in Richtung Fenster. Ich richtete mich etwas auf. Erst unschlüssig und nicht wissend, was ich tun oder sagen sollte. Dann jedoch, umarmte ich ihn einfach leicht und kuschelte mich an ihn. Ich spürte, wie er unter dieser Geste verwirrt zusammenzuckte. „Ryoko-chan?“ „Bitte übertreib es nicht okay?“, platzte es aus mir heraus. „Ich vertraue dir, Kyousuke-kun. Du bist mein Freund und deswegen... Bitte mach keine Dummheiten.“ Kyousuke rührte sich kaum. Ich konnte nur seine Hand an meinem Rücken spüren und wie er mich näher zu sich zog. So nah, dass ich für einen Moment seinen Herzschlag hören konnte. Ich atmete seinen vertrauten Geruch ein und für wenige Minuten in denen wir so da saßen, schien die Welt wieder in Ordnung. „Mir passiert schon nichts, Ryoko-chan.“, sagte er nach einer Weile schlicht, aber mit seiner typischen, sanften Stimme. Ob er überhaupt wusste, wie ich das gemeint hatte? Mir kam es fast so vor, als war er sich nicht im Klaren, worüber ich überhaupt sprach. Er sagte auch nichts weiter und ich ließ es dabei. Die Erschöpfung des Tages ließ meine Augen immer schwerer werden. Verschwommene Bilder flimmerten an meinen Augen vorbei. Verzerrte Stimmen und ein Kinderlachen. Eine Schattenhafte Gestalt, die vor mir stand. „Guck Mal. Das ist ganz einfach. Hier hast du die Angriffspunkte und da die Verteidigungspunkte.“ „Uh.. Und die Sterne da?“ „Öhm.. Die zeigen an, ob für das Monster ein anderes Monster vom Feld gehen muss.“ Hatte ich so angefangen Duel Monsters zu lernen? Wer hatte es mir eigentlich genau beigebracht? „Ich kann den Text da nicht lesen... Was steht da?“ „Moment, ich lese es dir vor.“ Ich versuchte mich zu erinnern, aber stattdessen wurden die Bilder nur verschwommener, verzerrter. „Ryoko! Ryoko! Komm sofort mit mir nach Hause!“ Eine Hand, die grob nach mir griff und mich mit sich zog. Karten, die aus meiner Hand fielen. „Ich will aber nicht gehen!“ Tränen, die meine Wangen benetzten. Ich rief etwas. Einen Namen? Nach Hilfe? Meine Worte verließen nur stumm meinen Mund und alles wurde schwarz. Kalt. Und Einsam. „Ryoko? Ryoko... Versprich mir etwas, ja? Versprich mir, dass du niemals aufgibst, egal was auch immer passieren mag.“ Diese sanfte Stimme... Mama? „Mama?“ Ruckartig schlug ich meine Augen auf und griff an meine Stirn. Mein Kopf schmerzte und meine Schläfen pulsierten, während ich mich langsam aufsetzte. Ein Traum? Es war schon einige Monate her, seit ich das letzte Mal von meiner Kindheit geträumt hatte. Ich versuchte mich an die Stimme genau zu erinnern und an das Gesicht der Person, die versucht hatte, mir Duel Monsters beizubringen. Aber Nichts. Stattdessen schmerzte mein Kopf umso mehr. Wer war das gewesen? Ein Freund oder eine Freundin, die ich verdrängt hatte? Und das ich von meiner Mutter geträumt hatte... Kopfschüttelnd sah ich mich um. Das fahle Licht des Mondes strahlte durch das Fenster. Von Kyousuke war weit und breit keine Spur. Mein Magen zog sich auf eine widerwärtige Art zusammen. Wo steckte er bloß? War er allein losgezogen? War er etwa zur... Ich legte meine Arme um mich und versuchte diesen Gedanken zu verscheuchen. Vielleicht war er nur auf dem Klo oder auf dem Dach oder... Mich zu beruhigen versuchend, kramte ich das Bild meiner Mutter heraus, was ich immer noch mit mir herumtrug. Ich strich über den gesprungenen Rahmen und über das Gesicht der Frau, die mich zur Welt gebracht hatte. Gerade jetzt wünschte ich mir, sie würde neben mir sitzen, mich in den Arm nehmen und mir einen Rat geben. Mich irgendwie beruhigen und mir sagen, dass ich mir keine Sorgen machen brauchte. Aber Mama war nicht da. Sie war weg. Tot. Und das schon seit Jahren. Ich versuchte meine Tränen zurückzuhalten. Sie hatte mir im Traum gesagt, dass ich nicht aufgeben durfte, egal was auch passierte. Ob sie das auch wirklich einmal zu mir gesagt hatte, konnte ich nicht mehr sagen. Zu lange lag die Zeit zurück. Für einen Moment überkam mich die Idee, einfach zu Martha zu gehen und mir Trost bei ihr und einen guten Rat zu suchen. Aber diesen Gedanken verwarf ich sofort wieder. Ich wollte Martha nicht mit meinen Sorgen und Ängsten belasten. Sie hatte genug zu tun mit Jack, Yuusei, Crow und auch den anderen Kindern. So steckte ich das Bild meiner Mutter zurück in meine Hosentasche und stand auf. Vor dem Fenster blieb ich stehen und sah nach unten. Es regnete leicht, wie es für diese Jahreszeit üblich war und ich gab ein Seufzen von mir. „Kyousuke-kun... wo bist du nur?“ Ich versuchte, meine Nervosität zu unterdrücken. Es war ruhig auf den Straßen. Eigentlich ein gutes Zeichen, wenn ich so darüber nachdachte. Keine Sirenen, keine Motorgeräusche von den Wagen, der Security. Nichts. Nur das Prasseln des Regens und der Wind, der ab und an um die zerfallenen Häuser heulte. Langsam sank ich auf die Knie und lehnte mich an die Wand unter dem Fenster. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren und meine Augen fühlten sich schwer an... „Ryoko-chan? Wach auf!“ Nur langsam öffnete ich meine Augen und blinzelte ein paar Mal kurz. „Huh?“ Verschlafen rieb ich mir meine müden Lider und bemerkte Kyousuke, der vor mir stand. In der Hand hatte er eine Dose mit Lemon-Soda und ein noch verpacktes Melonenbrötchen. Etwas schwerfällig setzte ich mich auf und nahm die Sachen entgegen. „Danke...“, nuschelte ich und öffnete die Dose. Mit dem ersten Schluck kamen auch langsam meine Erinnerungen zurück. Das ich Nachts aufgewacht war. Das Kyousuke verschwunden gewesen war. „Du warst Nachts wach.“, sagte Kyousuke eher beiläufig und ich nickte langsam. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich wieder auf der Couch lag. Vermutlich hatte Kyousuke mich am Boden schlafend vorgefunden und wieder auf die Couch gehievt. Der Gedanke daran ließ mich erröten. „Ich hab geträumt und bin davon aufgewacht. Wo warst du eigentlich?“, sagte und fragte ich, während ich die Packung meines Melonenbrötchens aufriss. Kyousuke verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf und lehnte sich zurück. „Ich hab was nachgesehen. Tut mir Leid, wenn du dir Sorgen gemacht hast.“, sagte er und blickte dabei zu mir. „Ich hatte schon Angst, du wärst... irgendwo hingegangen und…“, begann ich aber verstummte schnell wieder. Kyousuke hob eine Augenbraue und legte seinen Kopf schief. „Wo hingegangen? Ich bin kurz wohin gegangen und hab etwas geprüft, ja, aber wovon genau redest du gerade?“, fragte er. Ich winkte schnell ab. „Ach. Ist egal jetzt.“, log ich schnell. Ich konnte unmöglich sagen, dass ich überlegt hatte, ob er zum Security-Hauptquartier gegangen war. Das ging einfach nicht. Aber wenn er etwas „geprüft“ hatte... vielleicht war er wirklich dort gewesen? Er bedachte mich noch eine Weile mit einem leicht verwirrten Blick, aber sprang schließlich auf, als ich fertig mit Essen und Trinken war. „Wenn du soweit bist, können wir ja nun runter und auf Yuusei, Jack und Crow warten!“, sagte er voller Elan. „Ähm, klar.“, antwortete ich nur. Kyousuke schnappte sich seine Duel Disk und legte sie an. Ich tat es ihm gleich und gemeinsam verließen wir das Zimmer und gingen nach unten. Vor der Haupteingangstür warteten wir. Es dauerte auch nicht lange bis Jack und Crow auftauchten. Zu meiner Verwunderung, wo sonst Yuusei meistens der Erste vor Ort war. Viel geredet wurde nicht. Ich merkte nur, dass Crow immer wieder mal kurz zu Kyousuke sah und dann leicht den Kopf schüttelte. Kyousuke jedoch schien das gar nicht zu registrieren. Er blickte geradeaus die Gasse entlang, bis Yuusei endlich eintraf. Kaum war Yuusei anwesend, plapperte er auch schon los. „Heute kümmern wir uns um die letzten verbliebenen Mitglieder von Team Insect aus Bezirk F!“, sagte Er voller Elan und aktivierte schon seine Duel Disk. „Wir sind immer noch nicht fertig mit der Eroberung von Satellite. Jeder mit einer Duel Disk ist unser Feind!“ Er hob kurz eine Faust und grinste dabei. Crow seufzte schwer und auch ich hatte das Bedürfnis es ihm gleich zu tun. Kyousukes Verhalten hatte langsam schon etwas von einem Diktator und ich hatte wieder das Gefühl, als würde heute etwas Schlimmes passieren. Ich warf einen kurzen Blick in den Himmel. Er war grau und trist, voll mit den Rauchwolken der Fabrik, so wie fast immer eigentlich. Aber heute wirkte er besonders grau und unangenehm. Zumindest glaubte ich nun zu wissen, wo Kyousuke in der Nacht hin verschwunden war und was er geprüft hatte. Er war allem Anschein nach noch einmal alleine nachsehen, wo sich noch Gegner befanden und hatte dabei wohl festgestellt, dass es immer noch ein paar Mitglieder von Team Insect gab. Auf dem Weg zu Zone F blickte ich immer wieder zu Kyousuke, neben dem ich lief. Er sah nur flüchtig zu mir und lächelte leicht. „Ist etwas?“ Ich zuckte leicht zusammen und schüttelte den Kopf. „Nein, nein, schon gut.“, sagte ich schnell. „Mach dir keine Sorgen. Irgendwann gehört Satellite komplett uns!“, sagte er und ich zuckte mit den Schultern. Gerade deswegen machte ich mir ja Sorgen. Wir erreichten Bezirk F gegen Nachmittag. Es fing langsam schon an, wieder zu dämmern und Kyousuke sah sich nach den Mitgliedern von Team Insect um. Diese hatten sich recht gut versteckt und es brauchte eine Weile, bis wir die ersten ausfindig gemacht hatten. „Teilt euch auf und schnappt sie euch!“, rief Kyousuke und wir folgten seinem Befehl. Ich folgte Kyousuke in die Richtung die er einschlug, bis ich ihn aus den Augen verlor. Dann hatte ich auch schon meinen ersten Gegner im Visier. Ich weiß nicht mehr, wie viele Duelle ich an jenem Tag bestritt. Meine Gegner waren alle nicht sonderlich stark und teils jünger als ich. Es war bereits dunkel geworden, als ich einen lauten Schrei vernahm, der mich aufzucken ließ. Ich rannte aus der Ecke in der ich mich gerade befand und das was ich sah ließ mir den Atem stocken. Kyousuke stand dort vor einem der Mitglieder von Team Insect. Ein kleiner Junge, vielleicht zwölf oder dreizehn, der auf dem Boden lag. Seine Duel Disk qualmte und Kyousuke ging auf den Jungen zu. Ich konnte mich kaum bewegen. Fühlte nur, wie meine Beine zitterten, als Kyousuke einfach die Duel Disk des Jungen kaputt trat und dabei lachte. Es war dieses Lachen, was mich Jahre später noch in meinen Träumen verfolgen würde und mir einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte. Unfähig mich zu rühren oder gar etwas zu sagen, sah ich dabei zu, wie er seinen Fuß langsam hob und auf den Jungen eintreten wollte. „Und genau deswegen sollte man sich nie halbherzig duellieren!“, rief er mit einer Aggressivität in seiner Stimme, die ich so nie gekannt hatte. Kyousuke-kun, hör auf!“, wollte ich sagen, aber meine Lippen zitterten zu sehr und ich kniff meine Augen zusammen. Dann hörte ich einen erneuten Schrei und riss meine Augen auf. Crow hatte sich auf Kyousuke gestürzt und diesen zu Boden geworfen. „Beeil dich und lauf weg!“, rief er dem Jungen zu, während auch langsam Yuusei angelaufen kam. Kyousuke richtete sich wieder auf, nachdem Crow ihn losgelassen hatte. „Was zur Hölle... Warum hast du das getan, Crow!?“, brüllte Kyousuke und verpasste Crow einen Schlag in den Magen. Ich fühlte, wie Tränen meine Wangen hinabliefen und kniff meine Augen erneut zusammen. Das durfte doch nicht wahr sein. Gestern war alles noch okay gewesen und nun? Warum passierte das nur? „Bitte hört auf!“, platzte es aus mir heraus, aber es half nichts. „Jetzt beeil dich und verschwinde von hier!, hörte ich Yuusei zu dem Jungen sagen und dann wandte er sich ebenso an Crow und Kyousuke. „Crow, Kiryuu, das reicht!“ Aber Kyousuke dachte nicht daran aufzuhören. „Warum hast du...“. Er holte zu einem erneuten Schlag gegen Crow aus, wurde jedoch im nächsten Moment von Jack am Arm festgehalten, der nun auch dazugekommen war. Yuusei hatte sich Crow geschnappt, um diesen festzuhalten. „Lass mich los, Yuusei! Ich ertrag das nicht mehr länger!“, fauchte Crow und Yuusei ließ ihn los. Crow schnaufte kurz. „Duelle sollten Spaß machen und jeder sollte sich duellieren dürfen, egal wer er ist oder wo er herkommt!“, sagte er. „Und Niemand hat das Recht dazu, darüber zu urteilen– weder einer von euch noch ich!“ Ich verstand was Crow sagte. Es stimmte ja auch. Duelle sollten Spaß machen. Selbst ich, die sich jahrelang nie aus Spaß, sondern nur, um zu überleben, duelliert hatte, hatte verstanden, dass Duelle etwas waren, was eigentlich Spaß machen sollte. Ein Hobby und kein Zwang. Natürlich war es irgendwo ehrenhaft, sich für etwas zu duellieren, was einem wichtig war. Aber so? Dennoch konnte ich nichts sagen. Ich konnte mich einfach nicht gegen Kyousuke wenden. Wollte nicht glauben, was hier passierte, dass Kyousuke langsam wirklich... „Was?“, knurrte Kyousuke, den Jack nun auch losgelassen hatte. Crows nächste Worte und das, was dann geschah, brannte sich tief in mein Gedächtnis ein. Eine der vielen Erinnerungen, die mir Alpträume bescherten. Ich stand immer noch zitternd da. Fühlte, wie meine Beine nachgaben. „Ich bin raus.“, sagte Crow, drehte sich um und ging einfach. Hatte er das wirklich gesagt? War er wirklich gerade...? „Crow...“ Selbst Yuusei wirkte fassungslos. Bestimmt dachte er, Crow würde noch einmal umdrehen und zurückkommen. „Sind wir etwa kein Team!?“, rief Kyousuke ihm nach. „Hey Crow! Sind wir etwa keine Freunde!?“ Er schien nicht begreifen zu wollen, warum Crow gegangen war. Und all sein Rufen brachte nichts. Crow ging wirklich. Ohne sich auch nur noch einmal umzudrehen. Und dann ging auch Jack. Er sagte keinen einzigen Ton und verließ das Szenario in eine andere Richtung als Crow. "Jack, warte!" Dieser verzweifelte Ruf, war das einzige, zu dem ich mich noch durchringen konnte. Ich hoffte, dass wenigstens Jack noch umdrehen würde, wenn er meine Stimme hörte, doch nichts. Er war aus meinem Blickfeld verschwunden. Vielleicht hatte er sogar noch kurz zu mir gesehen. Ich weiß es nicht mehr. Kyousuke brüllte ihnen immer noch nach und ich sank auf meine Knie. Ich konnte nicht mehr länger. Warum passierte das nur? Warum? Wieso? Ich fühlte, wie noch mehr Tränen meine Wangen hinabliefen, während ich hörte, wie Kyousuke sich an Yuusei wendete. „Wir sind doch ein Team nicht wahr!? Wir sind doch Freunde oder etwa nicht!? Yuusei sagte nichts, aber ich war mir sicher, ihn kurz nicken zu sehen. Zwischen all meinen Tränen erkannte ich kaum etwas. Ich konnte einfach nicht glauben, was da gerade abgelaufen war. Ich wollte es nicht glauben. Ich wollte, dass alles nur ein böser Traum war. Das Jack und Crow einfach nur sauer waren, aber wieder kommen würden, wenn sie sich abreagiert hatten. Wir waren doch ein Team! Wir waren Freunde! Und sie alle... waren... meine Familie. Das durfte nicht passieren. Das war ein Traum. Ein Alptraum. Morgen wäre sicher wieder alles in Ordnung. Ich fühlte, wie mir Jemand hoch half und mich in den Arm nahm. „Du bleibst auch bei mir, nicht wahr?“ Es war Kyousukes Stimme. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Schmiegte mich nur zaghaft an ihn. Zu groß saß der Schock und zu tief die Angst. Ich wollte einfach nur, dass das alles wieder werden würde. Aber tief in meinem Inneren war mir bereits klar, dass dieses Ereignis hier und heute, gleichzeitig auch das Ende von Team Satisfaction einläuten würde... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)