Babysitten für Fortgeschrittene von RedRidingHoodie ================================================================================ Kapitel 1: Der Profi-Babysitter ------------------------------- Resigniert blickte ich auf das leere Kopfkissen neben mir. Er war gegangen. Mal wieder. Man würde ja meinen, irgendwann müsste man sich daran gewöhnen, aber das war ein Trugschluss. Der warme Körper, nach dem ich beim Aufwachsen wie von selbst den Arm ausgestreckt hatte, fehlte, und der Mangel trug nicht gerade positiv zu meiner morgendlichen Stimmung bei. Ein Teil von mir wollte den Wecker gegen die Wand pfeffern, als dieser schrill seinen Dienst begann, aber das würde nichts ändern, also ließ ich das arme Ding leben. Da erging es ihm besser als so manchen seiner Vorgänger. Das Gute an der Situation war, dass es keinen Grund gab, noch liegen zu bleiben, also schwang ich die Beine aus dem Bett und starrte apathisch die Schrankwand gegenüber an, auf deren matt glänzender, schwarzer Oberfläche sich meine zerzauste Haarmähne und mein ziemlich zerknautschtes Gesicht spiegelten. Kein Wunder, dass er sich rausgeschlichen hatte. Getrieben von meiner Eitelkeit stieg ich unter die Dusche, die ich wie immer eiskalt einstellte – Sehr zum Unverständnis meines Liebhabers – Und unter der Leben in mich kam, sodass ich mit der Tagesplanung beginnen konnte. Es war noch früh, ich hatte also Zeit, bevor ich die kleinen Kröten - Besser bekannt als mein Genin-Team - Sehen musste. Sie stellten sich nicht dumm an, aber es war eine lange, ermüdende Zeit, bis die Kinder endlich anständige Aufträge ausführen konnten und sich nützlich machten. Bis dahin hieß es, Ausdauertraining hier, Grundtechniken festigen da, Chakrakontrolle erlenen und so weiter. Inzwischen trug ich die schwarze Kleidung meiner Arbeit und legte die grüne Weste an. Kurz betrachtete ich die weiße Weste, die ich eine Zeit lang getragen hatte und die dazugehörige Maske, die jetzt schon ein bisschen Staub angesetzt hatte, dann zog ich die Schranktür zu und wandte mich ab. Mein Hokage wollte mich im Dorf behalten, also würde ich bleiben. Ich verließ die Wohnung auf dem Weg zu eben diesem Hokage. Auf den Straßen des Dorfes war so früh noch nicht viel los, aber die Leute, denen ich begegnete, deuteten zumeist höflich eine Verbeugung an oder nickten mir zumindest zu. Ich war mir nicht sicher, ob sie mir wirklich verziehen hatten – Lang genug wäre meine Abwesenheit ja her – Oder ob der Einfluss des Hokage auf mich sie derart katzbuckeln ließ, aber eigentlich war es mir egal. Es hätte mich genauso wenig gekümmert, wenn die Dorfbewohner mich weiterhin gemieden hätten. Wer meine Gegenwart wünschte, konnte kommen, sonst würde ich niemandem nachlaufen… Nun, fast niemandem. Im Hokage-Turm selbst ging es schon geschäftiger zu und ich wurde durch einige Kollegen aufgehalten, die sich unterhalten wollten. „Na, spielst du mal wieder Weckdienst, Uchiha?“, fragte ein grinsender Kiba, der eigentlich gerade dabei war, mit zwei hübschen Kunnoichi zu flirten. „Kann man dich mieten?“ „Nicht deine Preisklasse“, erwiderte ich gelassen und hob im Vorbeigehen noch die Hand, stehen bleiben tat ich nicht. „Ts… Bring uns wenigstens nächstes Mal allen Frühstück mit, du arroganter Scheißkerl!“, verlangte er lautstark, was die Damen zum Kichern brachte. Ich beachtete es nicht weiter. Kiba war schon immer ein Großmaul gewesen, und das hatte sich mit dem Alter nicht geändert. Trotz der struppigen Haare und des Bartes war und blieb er einfach ein Kindskopf. Vielleicht verstand er sich deshalb so gut mit unserem Hokage, an dessen Bürotür ich jetzt klopfte. Als keine Antwort kam, seufzte ich tief. Das mit dem Weckdienst war wohl kein Scherz gewesen. Ich versuchte es erneut, diesmal lauter: „Hokage-sama!“ Als wieder niemand reagierte, drückte ich die Klinke, aber es war abgesperrt. Entnervt kramte ich in meiner Hosentasche, bis ich einen kleinen Schlüssel hervorzauberte, den ich nur äußerst selten und äußerst ungern benutzte. Es stand mir nicht zu, das Büro meines Chefs ungefragt zu betreten. Wenn der aber vorhatte, den ganzen Tag zu schlafen, war er falsch gewickelt. Ich trat ein, fand den Raum scheinbar leer vor, ließ mich davon aber nicht beirren – Zumal vom Gästesofa ein eindeutiges, lautes Schnarchen zu hören war. Ich trat auf die Couch zu und betrachtete den darauf Schlafenden. Der Mund sperrangelweit offen, die Haare zerzaust auf dem Kissen verteilt, ein Bein, das nur in Boxershorts steckte, lässig über den Rand der Couch hängend, so lag er da, unser Staatsoberhaupt. Ich schürzte missbilligend die Lippen und ließ kurzerhand die Bäckertüte, die ich in der Hand hielt – Deshalb auch Kibas qualifizierter Kommentar über meinen Frühstücks-Lieferdienst – Auf Narutos Gesicht fallen. Seine Reaktion war lustig zu beobachten. Er schrie auf, schlug die Tüte beiseite und war mit einem Sprung vom Sofa und in Kampfposition, die weniger bedrohlich wirkte, weil er nur Unterhosen und ein Shirt trug. Ich stand mit lässig verschränkten Armen da und legte den Kopf ein wenig zur Seite. „Bist du fertig?“ „Woah, Alter! Das war lebensgefährlich. Was, wenn ich dich umgebracht hätte?!“, rief er entsetzt, als er die Arme sinken ließ. Ich zog eine Braue hoch und ließ abfällig den Blick über seine Gestalt gleiten. „Sicher. Zieh dich an und iss was. Es gibt Arbeit.“ „Hehe… Dir steht es, den strengen Sekretär raushängen zu lassen, Baby“, schnurrte er und kam auf mich zu. „Willst du nicht…?“ Bevor Naruto mich anfassen konnte, hob ich eine Hand mit Kaffeebecher darin und stupste ihm mit diesem gegen die Stirn. „Los jetzt. Ich muss bald zum Babysitten.“ „Awww, Mann, Sasuke!“, jammerte er und rieb sich die leicht gerötete Stirn. Der heiße Kaffee war übergeschwappt und ein paar Tropfen waren ihm ins Gesicht gelaufen, trotzdem nahm er den Becher und verzog sich damit hinter seinen Schreibtisch. Unterwegs sammelte er noch die Bäckertüte auf, über deren Inhalt er sich dann gierig hermachte. Ich folgte ihm gemächlich und sortierte die unordentlichen Akten, die auf dem Tisch herumflogen. Dank Sakura, die ihm als Beraterin zur Seite stand, war Naruto nicht ganz so chaotisch wie Tsunade – Unser früheres Teammitglied hätte ihm sonst den Kopf abgerissen – Aber viel besser war es eigentlich auch nicht. Zumindest war er kein Trinker. Ich nahm einen Schluck von meinem eigenen Kaffee und sah Naruto beim Essen zu. Er wirkte dabei immer so unbeschwert glücklich, dass ich unwillkürlich schmunzeln musste. Vielleicht war das einer der Gründe, aus dem ich ihm immer Frühstück brachte, wenn er mal wieder im Büro schlief. Naruto bemerkte meinen Blick und sah mich verwirrt an. „Wasch?“, fragte er mit vollem Mund, wofür ich ihm eine Kopfnuss verpasste. „Mach den Mund zu, das ist eklig", beschwerte ich mich und legte ihm seine Hosen hin, die er umständlich mit einer Hand anzog, weil er in der anderen noch sein Frühstück hielt. "Und ich bekomme noch fünf Euro von dir.“ „Waaaas? Du willst von deinem geliebten Hokage Geld verlangen?“ „Du zahlst mir nicht genug, als dass ich dich durchfüttern könnte, Hokage-sama“, erwiderte ich zynisch. „Du bekommst doch eh schon mehr als die anderen Ausbilder.“ Ich verzog das Gesicht. „Was ich nicht möchte, wie ich dir bereits mehrmals gesagt habe. Ich mache dieselbe Arbeit, also verdiene ich denselben Lohn.“ „Aber… Ich versteh nicht, wieso!“, rief Naruto verwirrt. Ich seufzte entnervt. Natürlich verstand er das nicht, er war ein Hohlkopf. Dabei war es eigentlich so offensichtlich, wenn man bedachte, dass wir eine Affäre hatten, von der nicht wenige Kollegen ahnten – Natürlich wusste niemand etwas Sicheres. Ich vermutete zwar, dass er auch Sakura nicht unbedingt schlechter bezahlte als die anderen Medic-nin, aber immerhin war sie die Leiterin ihrer Abteilung und verdiente es sich somit. Womit verdiente ich mir ein besseres Gehalt? Dadurch, dass ich die Beine breit machte? Er sah das sicher nicht so, aber ich kam mir trotzdem vor wie eine Hure, seit ich wusste, dass er das machte, und ich war eine Zeit lang richtig sauer auf ihn gewesen. Begeistert war ich, wie man wohl merkte, immer noch nicht, aber inzwischen hatte ich mir klar gemacht, dass Naruto das tat, weil ich, abgesehen von seinem Sexualpartner, sein Freund war. Er meinte es gut. Das tat er immer. „Vergiss es“, seufzte ich mit einer wegwerfenden Handbewegung, bei der ich einen Blick auf meine Uhr warf. Sie war das Weihnachtsgeschenk meines Liebhabers, wie ich leicht genervt zugeben musste, und zeigte, dass es acht Uhr morgens war. Um halb neun musste ich bei den Kindern sein, also hatte ich noch ein wenig Zeit. Ich setzte mich auf den Schreibtisch und zog die Unterlagen für den heutigen Tag hervor, die der Hokage noch nicht beachtet hatte. „Du wirst eine Truppe losschicken müssen wegen dieser Banditen am Waldrand. Es wurden schon wieder zwei Reisegruppen überfallen. Und wir sollten jemanden nachsehen lassen, was Takeda so treibt. Sie hat seit zwei Wochen keinen Bericht mehr geschickt“, erklärte ich und sah zu Naruto rüber, dessen Blick seltsam verklärt und auf meine Beine gerichtet war. „Hörst du mir überhaupt zu?“ „Mhm, Banditen und Berichte… Scheiße, Baby, du hast sexy Beine…“, brummte er in der tiefen Tonlage, die meinen Bauch ins Schlingern brachte. Ich schluckte leicht, behielt aber den strengen Gesichtsausdruck bei. „Tja, diese Beine werden jetzt zu ihrem Job gehen.“ Ich stand auf, doch bevor ich weit gekommen war, hatte Naruto mich eingeholt und küsste meinen Nacken genau an der Stelle, die mir heiße Schauer den Rücken runter jagte. „Das glaube ich nicht~“, schnurrte er und biss mich sacht in den Hals. Seine Hand lag auf meiner Hüfte, hielt mich aber nicht sonderlich fest. Ich hätte mich losmachen können, wenn ich gewollt hätte. Problem war nur, dass ich absolut nicht wollte. Er ließ das Becken gegen meinen Hintern kreisen, den ich automatisch gegen ihn drückte. „Ja, genau, reib dich an mir, Baby. Dein Arsch ist in diesen Hosen so geil…“ Mit diesen Worten spreizte er meine Pobacken und rieb den Finger durch den Stoff an meinem Loch, das ich begierig zucken spüren konnte. Ich tarnte mein leises Keuchen als ungeduldiges Knurren und löste mich von ihm. „Wenn du es so nötig hast, na gut.“ Ich schob ihn hinter den Tisch auf seinen Stuhl und spreizte seine Beine, um mich dazwischen knien zu können. Er sah mit laszivem Grinsen zu, wie ich ihm die Hose öffnete und richtete sich etwas auf, damit ich sie runter ziehen konnte. In seiner Boxershort sah ich bereits eine pralle Beule und leckte mir unwillkürlich die trockenen Lippen. „Aw, du siehst so gierig aus, Sasuke… Hattest du noch kein Frühstück?“, fragte Naruto belustigt und lehnte sich entspannt zurück, um sich einladend über den Schritt zu reiben. Quälend langsam schob er den Stoff seiner Shorts herunter und entblößte damit seinen großen, bereits halb erregten Schwanz, den er genüsslich zu massieren begann. „Ich will deine Beine sehen, Sasuke. Zieh die Hose aus.“ Ich biss mir auf die Lippe, tat dann aber, was er wollte, was etwas umständlich war, da ich in dem kleinen Hohlraum unter seinem Schreibtisch saß, der eigentlich für seine Beine gedacht war. Hinter mir war massives Holz und zu beiden Seiten die Schubladen des Tisches. Schließlich saß ich nur noch in Unterwäsche zu Narutos Füßen. „Und jetzt?“, wollte ich leicht gereizt wissen. Er hatte öfter solche Ideen und das konnte manchmal dauern, aber ich hatte jetzt keine Zeit, ewig zu spielen. „Leg dich auf den Rücken und streck die Beine nach oben“, befahl er, was ich skeptisch tat. Naruto packte meine Knöchel und küsste diese, was mir überraschender Weise einen Schauer über den Rücken jagte; Ich hätte nicht gedacht, dass meine Beine erogene Zonen waren. Als er es bemerkte, grinste er zufrieden, dann drückte er meine Unterschenkel zusammen und schob seinen inzwischen völlig harten Penis dazwischen. „Hah… Alles an dir fühlt sich so gut an.“, stöhnte er, als er anfing, sich zwischen meine Beine zu stoßen. Erst kam ich mir etwas albern vor. Nicht, dass er sich nicht schon mal vor mir einen runtergeholt hätte, aber er rammelte da gerade meine Beine! Doch dann merkte ich, wie sein erregtes Gesicht mit selbst anturnte. Er brauchte nur meine Schenkel, um so geil zu werden… Das war richtig heiß. Und unwillkürlich stellte ich mir vor, wie er mit demselben Gesichtsausdruck mein Loch füllte, ein Gedanke, bei dem ich unwillkürlich aufstöhnte. Naruto öffnete die Augen und sah zu mir runter. „Was denn, macht dich das geil? Du kleines Miststück… Los, hol deinen Schwanz raus.“ Ich hätte nie gedacht, dass ich so auf Befehle stehen konnte, aber meine Affäre mit Naruto hatte mich eines besseren belehrt; Wie ein dressiertes Hündchen schob ich meine enge, schwarze Unterhose runter, sodass mein hartes Glied sichtbar wurde, doch als ich anfangen wollte, mich selbst zu befriedigen, schnalzte er missbilligend mit der Zunge. „Ah, ah, ah, das hab ich nicht gesagt. Ich werde nachher… Nh, fuck, deine Beine… Oh… I-Ich werde deine Oberschenkel ficken. Dann kannst du kommen.“, stöhnte er, als er sich inzwischen ziemlich heftig zwischen meine Beine rammte. Er grunzte lustvoll und ich stieß verzweifelt meine Hüfte in die Höhe, ein stummes Flehen, er möge mich endlich erlösen. Einige seiner Lusttropfen liefen mir schon die Schenkel herab, ich spürte sie in den Haaren an meinen Beinen kleben, und ich hätte sie zu gerne aufgeleckt. Endlich ließ er mich los, doch gerade, als ich mich aufsetzte, klopfte es an der Tür. Rasch rutschte Naruto nah an den Tisch, sodass er mich zurück drückte. Ich war unter dem Tisch gefangen mit dem Geruch von Sperma und seinem harten Schwanz irgendwo in der Dunkelheit direkt vor mir. Hm~ „He-Herein!“, rief der Hokage etwas atemlos und ich hörte dumpf, wie die Tür aufging. „Gu-guten Morgen, Hokage-sama.“ Die Piepsstimme gehörte Hinata Hyuuga und unwillkürlich schloss ich die Hände fest um die straffen Schenkel, die mich umschlossen. Er gehörte mir. „Oh, Morgen, Hinata! Was gibt es?“, fragte Naruto eindeutig zu erfreut. Zur Strafe grub ich die Nägel in seine Schenkel und er zischte leise. „Ähm… Alles ok?“ „Ja, ich hab mir nur das Knie angehauen“, erwiderte er böse mit einem Blick auf mich. „A-ah, ok… A-Also, ich wollte nur fragen, ob… Also ob du und ich… Also…“ Ich hörte auf, ihrem Gestammel zu folgen. Vermutlich würde sie sowieso nie zu Potte kommen. Stattdessen konzentrierte ich mich auf den äußerst verführerischen Duft direkt vor meiner Nase, dem ich jetzt den Kopf entgegenstreckte. Endlich berührte meine Nase den harten, heißen Schaft und ich stöhnte leise auf, als ich tief einatmete. Ich spürte, wie die Muskeln in Narutos Bauch zuckten und er die Hüfte nach vorne stieß, um mehr Wiederstand aufzubauen. Zufrieden lächelnd leckte ich über seinen Schwanz, bis dieser ganz feucht war, dann stülpte ich langsam die Lippen um seine Eichel und fing an, genüsslich daran zu nuckeln. Meine Hände lagen dabei noch immer auf Narutos nackten Beinen und ich spürte, wie er sie anspannte, während er versuchte, weiter mit Hinata Konversation zu machen. Gerade berichtete sie mühsam davon, dass sie heute Abend noch nichts vorhatte, aber ich hörte eigentlich gar nicht richtig zu. Stattdessen nahm ich endlich den prallen Schaft in den Mund, so tief ich konnte. „Aah…“, machte Naruto knurrend und eine seiner Hände wanderte unter den Tisch, um sich auf meinen Hinterkopf zu legen. Ein paar Zentimeter fehlten noch und die drückte er mich jetzt runter, bis meine Nase in seinem Schamhaar vergraben war. Mir kamen die Tränen und gleichzeitig spürte ich, wie mein Penis zuckte vor Erregung. „Ist wirklich alles gut, N-Naruto-kun?“, fragte Hinata besorgt. „Jaaaa…“, keuchte er und fing an, meinen Kopf an den Haaren vor und zurück zu bewegen. „We-Weißt du was? Ich glaube, Kiba hat heute auch frei. Warum fragst du nicht, ob er was mit dir unternimmt?“ „Oh…“ Die junge Frau hörte sich alles andere als erfreut an und ich hätte gegrinst, wenn ich den Mund nicht so voll gehabt hätte. „Ähm… Ok, da-das werde ich machen… Bis dann…“ Erneut war die Tür zu hören, dann, ohne Vorwarnung, riss Naruto meinen Kopf zurück und mich auf die Beine. Ich hustete noch, als er mich umdrehte und meine Shorts ganz zu Boden riss. „Du kleines Miststück…“, knurrte er tief und erregt, als er mich an der Schulter auf seinen Schreibtisch drückte und seinen Schwanz zwischen meine Beine rammte. Ich stöhnte laut auf, als er dabei meine Hoden streifte. „Wirst so geil davon, mir den Schwanz zu lutschen, während die süße, unschuldige Hinata zwei Meter daneben steht… Du solltest dich schämen.“ „Halt die Klappe“, zischte ich und fing an das Becken gegen ihn zu bewegen, sodass man seine Eier gegen meine Beine klatschen hören konnte. „Du wärst davon fast gekommen.“ „Wenn ich so eine notgeile Schlampe sehe, bleibt mir ja auch nichts anderes übrig.“ Ich hörte das Grinsen aus seiner Stimme, als er anfing, sich kräftig zwischen meine Schenkel zu stoßen. Jedes Mal, wenn er dabei meinen Schwanz oder meine Hoden streifte, stöhnte ich auf, und mit der Zeit wurde es immer besser, weil sein Sperma als Gleitmittel diente. Das Holz des Schreibtischs schabte kühl über meine erhitzte Brust und inzwischen überzog eine feine Gänsehaut meinen Oberkörper. Ich spürte, wie mir die ersten Lusttopfen kamen und biss mir in den Arm, um nicht zu laut zu sein, immerhin waren vor dem Büro sehr wahrscheinlich noch Kollegen. Naruto lehnte sich etwas zurück, sodass er meine Pobacken spreizen konnte, und rieb den Daumen über mein Loch, was mich leise wimmern ließ. „Aaah, du hättest gern, dass ich dich richtig ficke, nicht? Schön tief und hart.“ Er stieß die Kuppe seines Daumens in mich und ließ sie dort gemächlich kreisen, während er mich im selben Tempo fickte. Mein Magen krampfte immer wieder angestrengt. Oh ja, ich wollte ihn in mir, so sehr, oh Gott, ja…! „Aber wir haben kein Gleitgel“, sagte er betrübt und schob den Daumen bis zum Gelenk in mich, wodurch meine Hüfte nach hinten stieß. Seine andere Hand wanderte nach vorne, zu meinem pulsierenden Schwanz, dessen feuchte Eichel er mit den Fingerspitzen rieb. „Naruto… I-Ich… Aaah…“, wimmerte ich und wand mich hilflos unter ihm, bis er sich erbarmte und den ganzen Daumen in mich schob, während er gleichzeitig fest meinen Penis massierte. Unkontrolliert stieß ich mich in seine Handfläche, ich spürte ein heftiges Flattern in meiner Magengegend und wusste, dass ich ganz nah war. „Jaaa, oh Gott, fick mich…“ Inzwischen kümmerte ich mich nichtmehr um meinen Ruf. Narutos Schwanz steckte immer noch verlockend zwischen meinen Schenkeln, er presste mich gegen den Tisch, damit mir die wackeligen Knie nicht nachgaben. Gleichzeitig fickte er mich gemächlich mit dem Daumen, bis ich endlich mit einem Gefühl wie von einem Blitz, der durch meinen Körper jagte, kam. Dick quoll mein Sperma über seine Hand und er verteilte es auf meinen Schenkeln und seinem Schwanz, wie um sein Revier zu markieren. Ich lag schwer atmend auf dem Tisch während er sich zwischen meine Beine stieß, immer verzweifelter und unkontrollierter, und schließlich spritzte er selbst mit einem dumpfen Stöhnen auf den Boden. Naruto küsste mein Wange, meine Schulter und meinen Nacken – Das tat er immer, wenn wir Sex hatten - Dann ließ er mich los, um das Ergebnis seiner Arbeit zu betrachten. Nicht wenig Stolz sprach aus seiner Stimme, als er meinte: „Wow, das hat dir echt gefallen, oder?“ Ich gab nur ein widerwilliges Brummen von mir, richtete mich auf und verzog das Gesicht, als ich merkte, dass alles an mir klebte und ich vermutlich erbärmlich stank. „Na super…“ „Hey, das ist wirklich super“, grinste Naruto und nahm mich in den Arm, um seine Stirn gegen meine zu legen. „Ich freu mich immer, wenn ich es dir besorgen kann.“ Mürrisch schubste ich ihn von mir und kippte den Inhalt einer Wasserflasche, die auf seinem Schreibtisch stand, in ein Taschentuch. Damit machte ich mich notdürftig sauber, aber der Gestank dürfte mir erstmal bleiben. Naruto beobachtete das ganze amüsiert – Er hatte keinen Stress, immerhin gab es hier eine Dusche extra für ihn – Doch dann runzelte er die Stirn. „Also… Nicht, dass ich dich rausschmeißen will, aber sagtest du nicht, du hättest es eilig?“ “Wie spät…? Oh, Scheiße”, zischte ich nach einem Blick auf meine Armbanduhr. Schneller als je ein Mensch zuvor war ich wieder vollständig bekleidet und auf dem Weg zur Tür. Es war schon fast neun. „Sehen wir uns heute Abend?“, rief Naruto mir nach. „Fick dich“, fauchte ich, als ich die Tür hinter mir in die Angeln schmiss. Und da fragte er sich noch, wieso ich mich für ein Flittchen hielt! Argh! Ich war so sauer, dass ich fast ein paar Passanten über den Haufen gerannt hätte. Das einzig Positive daran, dass ich mich so beeilen musste, war, dass der Schweiß vielleicht den Geruch nach Sex von meiner Haut wusch. Ich schaffte das Unmögliche, indem ich um kurz nach neun am Trainingsplatz war. Die Kinder saßen, uns zu Kakashis Zeiten nicht ganz unähnlich, gelangweilt um die hölzernen Trainingssäulen und sprangen auf, als sie mich sahen. Die Jüngste war das Mädchen, Tsubaki, dann, nur ein paar Monate älter, kam Nishiki, der bünett und stets gut gelaunt war und sich eigentlich nur von Naruto damals unterschied, dass er tatsächlich Talent hatte. Der dritte im Bunde und mit sechzehn um einiges ältere Takeshi dagegen war chronisch faul und wäre er nicht so verdammt begabt gewesen, hätte man ihn schon längst rausgeschmissen. Seine große Klappe hatte ihm schon ein paar Extrarunden in der Akademie verschafft, deswegen war er jetzt erst bei den Anfängern. „Los, wärmt euch auf“, befahl ich ein wenig außer Atem in dem Versuch, meine Würde zu bewahren. „Wo waren Sie denn so lange, Sasuke-Sensei?!“, fragte das Mädchen mit empört in die Hüfte gestemmten Händen. „Ich hatte noch eine Besprechung mit dem Hokage. Los, fangen wir an.“ „Besprechung, ja klar“, feixte Takeshi mit verschränkten Armen. „Weiß doch jeder, was ihr da so treibt!“ „Ach ja? Und was soll das sein?“, erwiderte ich gelassen. Er klappte den Mund auf und zu und wurde knallrot, sagte aber nichts mehr, also schnaubte ich nur. „Wenn du nichts zu sagen hast, lass es bleiben. Und jetzt los, lauft ein paar Runden, wenn ihr euch schon nicht ohne meine Hilfe aufwärmen könnt.“ Ich sah ihnen nachdenklich hinterher, als sie große Runden über den Platz joggten. Tsubaki rempelte Takeshi an und schimpfte offensichtlich mit ihm, doch er rümpfte nur die Nase und lief schneller, bis er sie nicht mehr hören konnte. Eigentlich war es mir egal, was die Leute über meine Beziehung mit Naruto dachten – Vor allem, wenn es die Meinung eines Kindes war – Aber ich konnte es mir nicht gefallen lassen, wie er mit mir redete. Er war talentiert, klar, aber das entband ihn nicht von seiner Pflicht zum Gehorsam. Ich hielt ihn nicht für dumm. Er wusste sicher, dass er als Einzelkämpfer nicht weit kommen würde. Irgendeinen Grund musste es dafür geben, dass er ständig die Konfrontation suchte, gerade mit seinen Vorgesetzten. Kein Wunder, dass vor mir alle Erziehungsberechtigten die Flinte ins Korn geworfen hatten, aber mit mir würde er sich bei seinem Spielchen die Zähne ausbeißen. Ich würde ihm schon Disziplin einbläuen. Zu diesem Zwecke ließ ich ihn weiter laufen, während ich die anderen in Kampftechniken unterrichtete. Natürlich war es nichts schwieriges, das ich ihnen beibrachte, und Takeshi beherrschte diese Übung soweit ich wusste schon – Aber er wusste das nicht und ärgerte sich merklich. Vielleicht würde ihm das beim nächsten Mal sein loses Mundwerk stopfen. Es war später als sonst, als ich das Training beendete, trotzdem musste ich Nishiki und Tsubaki fast dazu zwingen, nach Hause zu gehen. Amüsiert sah ich zu, wie sie quatschend zwischen den Bäumen verschwanden. So viel Motivation hatte ich schon lange nicht mehr gesehen. Jemand hatte Mal gesagt, dass die nächste Generation immer die vorhergegangene übertreffen musste, und vielleicht würden sie das auch schaffen. Ich hörte Geräusche hinter mir und sah, wie Takeshi seine Sachen zusammenräumte. Mit verschränkten Armen näherte ich mich ihm. „Wer hat gesagt, dass du schon fertig bist?“ „Ach, komm… En Sie!“, fügte er noch hinzu, als er meinen warnenden Blick bemerkte. Wütend wischte er sich das schweißnasse, dunkle Haar aus den Augen. „Sie hatten jetzt Ihre kleine Rache, oder? Nur, weil Sie mich nicht leiden können, können Sie mir doch meine Ausbildung nicht versauen“, beschwerte er sich mürrisch, ließ jedoch folgsam die Tasche auf den Boden plumpsen. „Es geht nicht darum, ob ich dich leiden kann oder nicht.“ Ich joggte los und bedeutete ihm mit einem Winken, mir zu folgen. Ziemlich sicher verdrehte er die Augen, aber er tat, was ich wollte. „Es geht um Gehorsam und Respekt“, fügte ich hinzu, als er aufgeholt hatte. „Wir sind alle füreinander verantwortlich und du wirst deinen Kollegen und Vorgesetzten vertrauen müssen, wenn du ein Teil des Teams sein willst. Und dabei meine ich jetzt nicht Team 8, sondern ganz Konoha.“ Takeshi starrte weiterhin grimmig auf den Boden. „Bisher hat Ihr sogenanntes Team aber noch nichts für mich getan.“ „Ach? Du hast eine Ausbildung, obwohl du dein Bestes gibst, um rauszufliegen, und du bist hier sicher. Ist das nichts?“ „Aber…“ Er geriet ins Stocken, schüttelte den Kopf und blieb stehen, um mich wütend anzufunkeln. „Sie wissen nicht, wovon Sie reden! Mischen Sie sich nicht in meine Angelegenheiten ein, dann kommen wir gut zurecht!“ Ich legte den Kopf zur Seite. „Du bist meine Angelegenheit, Takeshi.“ Das brachte ihn jetzt völlig aus dem Konzept; Er klappte den Mund auf und zu wie ein Fisch auf dem Trockenen, was mich schmunzeln ließ. „Ich weiß, dass du ein guter Shinobi sein kannst – Und der Hokage weiß das auch, sonst hätte er dich nicht mir überantwortet, sondern dich rausgeschmissen.“ „Sie halten ziemlich viel auf sich.“ „Zu Recht.“ Man sah ihm deutlich an, dass er mich für arrogant hielt, seine Zunge aber mühsam im Zaum hielt. Offensichtlich wollte er nicht noch mehr Runden joggen. „Ich habe Ihren Lebenslauf gelesen“, schnaubte Takeshi und ein Funken Misstrauen trat in seine Augen, als suchte er den Verräter in mir. Ich hielt seinem Blick gelassen stand und verschränkte die Arme vor der Brust. „Sie sind eigentlich zu gut, um ein Babysitter zu sein. Warum machen Sie da mit?“ Vermutlich musste ich ihm ein bisschen was von mir preisgeben, damit er anfing, mir zu vertrauen und ich mit ihm arbeiten konnte, aber mir fiel das genauso schwer wie dem Jungen. „Ich bin für die harten Fälle wie dich zuständig… Ein Profi-Babysitter, sozusagen.“ „Machen Sie sich nicht über mich lustig!“, drohte Takeshi und trat auf mich zu. Dabei erhaschte er einen Blick auf meine Armbanduhr und zuckte merklich zusammen. „Fuck, ich muss los!“ Er rannte davon, ohne sich zu verabschieden und ich fuhr mir durch die Haare. Das war jetzt eher so semi-Hilfreich gewesen. Unzufrieden sammelte ich die Trainingsutensilien ein ehe ich mich auf den Rückweg machte. Ich hatte die Sachen gerade in der Schule verstaut als ich eine bekannte Stimme vom Ende des Flures hörte. „Hey, Uchiha! Wie sieht´s aus? Wir gehen noch was trinken, kommste mit?“, rief Kiba mir zu, der wartete, bis ich zu ihm aufgeschlossen hatte. Ich zögerte, in Gedanken bei Narutos Frage, ob wir uns noch sehen würden. Aber der hatte eh nie Zeit, dachte ich schnaubend, also nickte ich. „Wer sind ´wir`?“, wollte ich wissen, als wir gemeinsam durch den leeren Flur liefen. Die Frage wurde vor der Akademie beantwortet, vor der ein Großteil unseres Jahrgangs stand: Shino und Hinata, Choji und seine überraschend hübsche Freundin, die gerade zu Besuch war, Ino, die Mal wieder mit Sai zu flirten versuchte (Was er eher amüsiert als interessiert hinnahm, falls er es überhaupt bemerkte) und natürlich die Ehepaare der Gruppe, Lee und Tenten und Shikamaru und Temari. Es war mir immer noch ein Rätsel, wie die Augenbraue eine Partnerin gefunden hatte, aber so war es nun mal. „Na, ´wir` halt!“, lachte Kiba und legte mir den Arm um die Schulter, als wir uns den anderen anschlossen. Ich schüttelte ihn ab, woraufhin er sich gequält an die Brust griff. „Weißt du mich etwa schon wieder ab, mein Herzblatt?“ „Ich steh nicht auf Waldläufer“, gab ich trocken zurück, worüber die Umstehenden lachten, als wir uns auf den Weg zu unserer Stammkneipe machten. „Bist ja nur neidisch, weil du keinen Bartwuchs hast“, erwiderte Kiba beleidigt, der, wie jeder wusste, sehr stolz auf seine Gesichtsbehaarung war. Amüsiert verdrehte ich die Augen, obwohl er schon Recht hatte. Mein Bart wuchs wirklich äußerst spärlich, aber das war mir ganz lieb, denn ich mochte Bärte nicht sonderlich. Das sah meistens ungepflegt aus, fand ich. „Es gibt da diese neuartige Erfindung: Sie nennt sich Rasierer.“ „Also ich mag seinen Bart“, sagte Ino, die Kiba kritisch musterte. „Danke, Ino. Siehst du, Uchiha, wenigstens die Lady hat Geschmack!“ „Ja… Ich meine, mit den wild abstehenden Haaren siehst du ein bisschen aus wie Albert Einstein in jung. So wirkst du wenigstens ein bisschen intelligent, wenn du es schon nicht bist“, stichelte die Blondine und quietschte dann vergnügt, als sie vor Kiba weglief, der sie über die Straße jagte. „Man könnte meinen, die wären noch sechzehn“, seufzte Shikamaru, indem er den Rauch seiner Zigarette ausblies. Seine Frau knuffte ihn in die Schulter. „Red nicht so spießig, du bist noch keine hundert.“ „Ich pass mich eben deinem Alter geistig an“, grinste er zurück und wich der Kopfnuss aus, die Temari ihm verpassen wollte, dann legte er den Arm um sie und küsste ihre Stirn. Sämtliche Singles beobachteten sie ein wenig neidisch. Nicht wenige wären gerne so spießig wie die beiden gewesen mit gemütlichen Dinnerparties und Abenden vor dem Fernseher zu zweit… Das hieß, wenn sie denn mal gleichzeitig zu Hause waren. Ich selbst vermisste das nicht sonderlich, genau genommen war bei mir das genaue Gegenteil der Fall. Ich hätte lieber etwas mehr Action, statt ständig, wie sogar mein eigener Schüler es genannt hatte, den Babysitter zu spielen. Natürlich blieb mir nichts anderes übrig und inzwischen machte ich es schon so lange, dass ich mehr oder weniger abgestumpft war. Endlich erreichten wir das Lokal, dessen Kapazitätsgrenzen mit uns auf die Probe gestellt wurden. Irgendwie fanden aber alle einen Platz am Tisch und schon bald herrschte eine gemütliche, vertraute Atmosphäre, die ich eher von außen beobachtete, als mich selbst daran zu beteiligen. Es war nicht so, als hätten sie mich ausgeschlossen. Vor allem dank Naruto war ich fester Bestandteil seines Freundeskreises und jeder, der anfänglich noch Zweifel meiner Treue gegenüber Konoha gehabt hatte, hatte sich in den vergangenen Jahren von mir überzeugen lassen. Trotzdem trennte mich immer eine mentale Blockade von ihnen. Mochten sie auch Schlimmes erlebt hatten, so hatten sie doch nicht gesehen, was ich gesehen hatte. Das wünschte ich keinem von ihnen, aber es ließ mich alleine zurück, wenn sie unbeschwert miteinander lachten. „Hätte ich nicht gedacht, dass der olle Uchiha mal der einzige von Team 7 sein würde, der an einer Party teilnimmt“, lachte Kiba, der mir mit einem Glas Sake zuprostete und einer knallroten Hinata den Arm um die Schulter gelegt hatte. Der Anblick gefiel mir. Sollte der Köter sie sich schnappen, dann würde sie aufhören, Naruto anzuhimmeln. Nicht, dass mich das etwas anging, aber er hatte einfach kein Interesse, bemerkte ihre Schwärmerei ja noch nicht mal, das sollte sie wohl langsam einsehen. Tatsächlich war Naruto, seit er Hokage war, kaum je privat unterwegs, er hatte manchmal nicht mal Zeit, nach Hause zu gehen, wie man an seiner Pyjama-Party in seinem Büro gemerkt hatte. Sakura war schon immer ein Arbeitstier gewesen, bei ihr war das nichts Ungewöhnliches. „Sakura ist eben eine gute Ehefrau“, verteidigte Ino ihre beste Freundin scherzhaft, denn es war eine Art Running-Gag, dass Sakura mit ihrem Job verheiratet wäre. „Das bin ich auch!“, brüstete sich Tenten. Zum Beweis prostete sie Lee zu, als sie erklärte: „Ich trinke sogar für meinen Anti-Alkoholischen Ehemann mit.“ „So eine Frau wünscht sich doch jeder“, sagte eine Stimme von der Tür aus und alle drehten sich in ihre Richtung. Ein Aufschrei ging durch die Gruppe und Naruto kratzte sich äußerst zufrieden am Hinterkopf wegen der überschwänglichen Begrüßung. Neben ihm stand Sakura, die das ganze eher hinzunehmen als zu begrüßen schien. Offensichtlich hatte ihr Chef sie dazu gezwungen, mitzukommen. Dieser quetschte sich jetzt zwischen Kiba und Shikamaru an den Tisch und irgendwie rückten alle zusammen, bis Sakura sich neben mir niederlassen konnte. Das Essen wurde aufgetragen und Getränke für die Neuankömmlinge bestellt, dann fragte jemand: „Dich hat man hier ja schon lang nicht mehr gesehen. Hast du dir das Bein abgenagt, um von der Kette loszukommen?“ Naruto lachte ausgelassen und deutete auf Sakura. „Ne, ich hab meine Kette einfach mitgebracht!“ „Aber wir sollten kein zu großes Aufheben darum machen“, zischte die Medic-Nin mit einem besorgten Blick auf den Flur vor unserem Zimmer. „Wir wollen hier keine Menschenmassen.“ „Ach, jetzt entspann dich mal. Es wird schon keinen Anschlag geben, gerade, wenn ich mit den besten Shinobi des Dorfes zu Abend esse: Ihr passt auf mich auf, Leute, oder?“, erwiderte Naruto leichthin, woraufhin zustimmendes Gebrüll von den Männern einsetzte. Ich verdrehte die Augen und hielt mich aus dem weiterlaufenden Gespräch heraus. Er nahm das alles wirklich viel zu leicht… Andererseits war es irgendwie schön, ihn in dieser gewohnten Umgebung zu sehen, mit entspanntem, lachendem Gesicht und ohne seine Amtsrobe. Diese Natürlichkeit stand ihm viel besser als seine hohe Position. „Idiot“, zischte Sakura neben mir zu niemand bestimmten. „Fällt dir das erst jetzt auf?“, fragte ich schmunzelnd. Sie sah seufzend zu mir auf, lächelte dann ebenfalls. „Das fällt jedem auf, der mehr als zwei Worte mit ihm redet. Nicht mal dieser alberne Hut und der Mantel können ihn als Würdenträger tarnen!“ „Hoffentlich sehen unsere Koalitionspartner das anders.“ „Ich glaube schon“, murmelte sie mit nachdenklichem Blick auf Naruto. „Ab und zu kann er sich ja zusammenreißen, wenn es sein muss.“ Ich summte zustimmend und schob mir ein bisschen Reis in den Mund, was Sakura natürlich auffiel. „Isst du immer noch kein Fleisch? Kein Wunder, dass du so dünn bist, Sasuke-kun! Ein schwer arbeitender Mann muss doch Proteine zu sich nehmen.“ „Ich arbeite nicht allzu schwer“, beruhigte sie ich mit bitterer Selbstironie. Missbilligend runzelte sie die Stirn. „Das sehe ich aber anders. Takeshi-kun ist ein ganzes Stück Arbeit, was man so hört. In letzter Zeit kommt er ziemlich oft zu mir. Weißt du etwas darüber?“ Sakura sagte das vorsichtig, aber die unterschwellige Frage, ob ich ihn zu hart rannahm und dabei verletzte, entging mir nicht. „Nein“, erwiderte ich einsilbig, woraufhin sie bestürzt die Hand auf meinen Arm legte. „I-Ich wollte dich nicht beleidigen, Sasuke-kun. Nur… Irgendwoher müssen die Blessuren ja kommen, und da du für seine Ausbildung zuständig bist, dachte ich, vielleicht ist dir etwas aufgefallen.“ Ich dachte an das ergebnislose Gespräch, das ich am Nachmittag mit meinem Schützling geführt hatte. Einfühlsamkeit gehörte nicht wirklich zu meinen Stärken, ich war mehr der Typ für disziplinäre Strenge. Das erinnerte mich stark an meinen Vater und ich schob den Gedanken rasch beiseite. Er war nicht der angenehmste Umgang für ein Kind gewesen. „Sie sind noch nicht bereit zu kämpfen, also stammen die Verletzungen nicht aus dem Training. Vielleicht prügelt er sich in seiner Freizeit zum Spaß“, schlug ich geringschätzig vor. Für einen pubertierenden Jungen wäre das nicht allzu ungewöhnlich. „Das ist nicht sehr hilfreich“, beschwerte Sakura sich und drückte sacht meinen Arm, den sie meiner Meinung nach ruhig mal wieder hätte loslassen können. „Vielleicht kannst du ja mal darauf achten und ihn ansprechen, wenn dir etwas auffällt?“ „Solange er sich nicht in meiner Aufsicht verletzt, ist das nicht meine Sache.“ Endlich ließ sie mich los, und ihr Blick sah dabei ernsthaft enttäuscht aus. „Glaubst du, Kakashi-Sensei hätte das auch so gehandhabt?“, fragte sie leise. Mürrisch presste ich die Lippen aufeinander. Es war unfair von ihr, diese Karte auszuspielen – Aber sehr effektiv. „Also schön“, knurrte ich. Sakura strahlte wieder und nur mein warnender Blick hielt sie davon ab, die Arme vor Begeisterung um mich zu werfen. „Danke, Sasuke-kun!“ „Hn“, machte ich und wandte mich wieder meinem Essen zu. „Seid ihr endlich mal mit flirten fertig?!“, rief jemand vom anderen Ende des Tisches herüber, was Sakura zum Erröten brachte. Ich sah Naruto nur gelangweilt an. Er wurde sehr albern, wenn er eifersüchtig war. Im Moment steckten ihm Essstäbchen in der Nase und er verzog das Gesicht, bis er wie ein Walross aussah. Kiba schmiss sich vor Lachen weg und auch Hinata kicherte, aber das lag nur daran, dass ersterer ein Affe war und Letztere in den Hokage verknallt. „Wir sind fertig. Deine Fratze hat mir die Lust verdorben“, erklärte ich kühl, womit ich natürlich ihn meinte. Bei uns würde heute sicher nichts mehr laufen, dazu war er schon jetzt zu betrunken. „Du hast so einen Stock im Arsch“, schmollte Naruto, der begriffen hatte, was ich meinte. „Und du hast einen sitzen.“ „Weil du mich nicht beachtest!“, jammerte er kläglich. Inzwischen war der ganze Tisch auf unser Gespräch aufmerksam geworden. Ich rieb mir erschöpft die Schläfen, weil ich mich fragte, ob er es wirklich so offensichtlich machen musste, was zwischen uns lief. Die meisten glaubten zwar, dass er einfach nur obsessiv an unserer Freundschaft hing, aber die, die etwas zwischen uns vermuteten, sahen in seinen Worten sicher Neonreklame für ihre Annahmen. Der hereinkommende Wirt unterbrach die unangenehme Situation, indem er noch mehr Getränke brachte. Als Naruto den Inhalt eines Schälchens über dem Tisch verschüttete und nach einem neuen griff, stand ich auf und verließ den Raum. Von drinnen hörte ich lautes Johlen, das sich danach anhörte, als hätte unser ehrwürdiger Hokage gerade ein Wetttrinken begonnen. Erst, als ich auf der Straße vor dem Restaurant war, waren die Stimmen kaum noch hörbar, sodass ich mir entspannt eine Zigarette anzünden konnte. Es war gut, dass die andern ihren Spaß hatten, aber mir wurde das schnell zu viel. Meistens blieb ich nur bis nach dem Essen, und obwohl ich kurz versucht gewesen war, es heute ein bisschen später werden zu lassen, zog es mich jetzt bereits nach Hause. Ich wollte ihnen den Spaß nicht verderben. Kurz darauf wurde meine Ruhe von Ino unterbrochen, die zögernd auf mich zukam. „Sasuke-kun…?“ „Hn?“ Sie zuckte zusammen, obwohl ich nicht mal scharf gesprochen hatte. „Ähm, kommst du nicht nochmal rein?“ „Ich gehe nach Hause“, erklärte ich, nicht sicher, worauf sie hinauswollte. Ihre Schwärmerei hatte sie schon vor Ewigkeiten auf Sai umgelagert und ich hoffte, dass sie es sich jetzt nicht wieder anders überlegt hatte. Vielleicht sollte ich mich doch mal outen, dachte ich, während ich meine Zigarette mit dem Schuh ausdrückte. Andererseits könnten konservative Eltern Ärger machen wegen eines schwulen Ausbilders, und darauf hatte ich keine Lust. „Das hab ich mir schon gedacht… Aber bevor du es packst, könnten wir da drinnen nochmal deine Hilfe gebrauchen. Kommst du?“ Mit irritiert gerunzelter Stirn folgte ich ihr. „Was ist passiert?“ „Na ja, er ist doch dein bester Freund, deswegen dachte ich, auf dich hört er vielleicht. Sakura hat es schon versucht, aber sie wird nur sauer und dann fängt er an zu lachen… Ich glaube, sie erschlägt ihn gleich“, beantwortete Ino meine Frage nicht. Aus unserem Raum war inzwischen noch mehr Lärm zu hören. Ein sichtlich besorgter Restaurantbesitzer linste durch die Tür hinein, wagte sich jedoch offenbar nicht zu seinen Gästen, bis irgendwer noch mehr Sake beorderte. Wir folgten dem Wirt und fanden eine geteilte Gruppe vor: Die eine, bestehend aus Naruto, Kiba, den Naras, Sai, Lee und Choji, sahen ersterem dabei zu, wie er offenbar einen Geschwindigkeitsrekord im Trinken aufstellen wollte, wofür er auf den Tisch geklettert war. Er wankte gefährlich, stolperte über seine eigenen Füße, wurde aber zum Glück von Kiba aufgefangen, der ihn lachend auf die Sitzbank bugsierte. Die andere, kleinere Gruppe setzte sich aus den restlichen Damen zusammen, die wahlweise besorgt, gereizt oder belustigt das Spektakel beobachteten. „Schaff ihn weg“, begrüßte Sakura mich scharf. „Schaff ihn weg oder ich schwöre, morgen brauchen wir einen neuen Hokage.“ „Sakuha-schan, du siesd doch vieeeel hüpscha aus, wennu lächelst!“, lallte Naruto, der sich von einem Stuhl zum nächsten robbte, bis er neben mir saß und sich an meiner Arbeitsweste festhalten konnte. „Du musst immer alles übertreiben“, fauchte die Angesprochene und wandte sich von dem sichtlich betrübten Hokage ab. „Magst u nich lieber mid mir trinken statt sauer sein?“, wimmerte er, tief getroffen von ihrer Zurückweisung. „Nein.“ „Aber…“ „NEIN!“, keifte Sakura und jetzt sah Naruto wirklich aus, als würde er gleich weinen. „Meine beschte Freundin had mich nimma lieb… Isch muss noch was drinken! Wird! Wird, wir brauchen noch eine Runde“, befahl er und deutete vage in Richtung der Tür. Kurz darauf kam der Restaurantbesitzer mit einem Tablett, doch als Naruto nach einem Becher greifen wollte, nahm ich ihm diesen weg. Er sah erstaunt zu mir auf, als ich „Ich bringe dich nach Hause, Hokage“, zischte und ihn am Arm auf die Beine zerrte. Irgendwie schaffte ich es, mir seinen Arm um die Schulter zu wuchten und ihn zur Tür zu bugsieren. „Uchiha, du Spaßbremse!“, rief Kiba mir nach, wofür ich jetzt absolut keine Geduld hatte. „Halt´s Maul“, war alles, was ich noch sagte, bevor ich das Zimmer verließ. Draußen räusperte sich der Wirt, der wohl besorgt um seinen Umsatz war. Ich kramte umständlich in Narutos Taschen und gab dem guten Mann alles, was ich im Geldbeutel des Hokage fand, und das war weiß Gott nicht wenig. Es würde wohl für den Ärger und alles, was unsere Freunde noch so tranken, ausreichen. Naruto, der sich bis dahin von mir hatte tragen lassen wie ein nasser Sack, rührte sich wieder und verkündete dümmlich grinsend: „Hehe… Jetzt hasu mich abgeschleppt...“ Vielleicht hätte ich ihm erstmal Wasser geben sollen, bevor wir uns auf den Weg machten. Na ja, dafür war es jetzt zu spät. „Wie hast du es geschafft, in einer halben Stunde so stockbesoffen zu werden?“, ignorierte ich seinen Witz und lief los. „Du has mich ja nid beachded!“, schimpfte Naruto und schlug mich gegen die Schulter. Es brauchte all meine Willenskraft, ihn dafür nicht am Wegesrand flacken zu lassen. Irgendwer würde ihn am Morgen schon als unseren Hokage erkennen und wieder aufpäppeln… Aber nein, das blieb wieder an mir hängen. „Ich saß am anderen Ende des Tisches. Es war bei dem Lärm nicht möglich, mit dir zu reden.“ „Aber mit Sakura-schan konntesu reden!“, brüskierte er sich. Ich versuchte nicht mal, ihm zu erklären, dass sie neben mir gesessen hatte – Und dass sie nur mit mir geredet hatte, um sich in meine Ausbildungsmethoden einzumischen. „Du hast mich erwischt. Ich interessiere mich wesentlich mehr für Sakura als für dich.“ „Oh“, machte er und für den Moment schien seine Wut verraucht. „Liebsu mich nicht mehr, Sasu?“ Ich verdrehte die Augen und zog ihn in eine bequemere Position über meiner Schulter. „Red keinen Quatsch“, mahnte ich, was ihn nur viel zu kurz ruhig stellte. „Wo gehen wir hin?“, wollte er dann, als er sich wieder etwas gefangen hatte, wissen. „Zu dir. Du musst ins Bett.“ „Bleibsu dann da?“, fragte Naruto hoffnungsvoll wie immer und wie immer enttäuschte ich ihn. „Nein.“ Ich schlief nie auswärts und ich hatte eigentlich ungerne jemandem in meinem Bett wenn ich schlief, aber Naruto hatte es irgendwie schon öfter geschafft, sich ein Schlafplätzchen bei mir zu erschleichen. „Aber… Dann nimm mich mit zu dir!“, verlangte er und blieb abrupt stehen. „Du kannsd mich doch nid alleine lassen! Was… Was, wenn ich an meiner eigenen Kotze ersticke?!“, fragte er mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen. Ein Schmunzeln unterdrückend sah ich die nächtliche Straße hinab. „Dann haben wir vielleicht keinen Trunkenbolt mehr als Hokage… Jetzt komm.“ „Ich will aber nich allein su Haus sein“, schmollte er und blieb trotzig stehen. „Nimm mich mit.“ „Nein. Du bist selbst schuld, dass du dir so die Kante gegeben hast.“ „Aber ich war doch nur da und hab mich betrunken wegen dir.“ Ich sah Naruto an und ob es jetzt am Alkohol lag oder an seiner offenen Art, die Aufrichtigkeit in seinem Blick rührte etwas in mir an. Das gefiel mir überhaupt nicht. Genervt massierte ich mir die Schläfen, dann packte ich ihn ungeduldig am Arm und zerrte ihn weiter. Als er merkte, wohin wir gingen, nämlich in Richtung meiner Wohnung, wankte er gehorsam mit einem zufriedenen Lächeln neben mir her. So ein Idiot. Kapitel 2: Old McDonald had a Farm ---------------------------------- Der Nebel hing in unangenehm kühlen Schwaden am Boden, noch unberührt von der blassen Morgensonne über mir. Der Rauch meiner Zigarette vermischte sich mit dem Dunst und das leise Geräusch das entstand, wenn ich ihn zwischen den Lippen ausstieß, war das einzig hörbare in der Nähe des Stadttores. Die Kinder waren spät. Sonst waren sie das nie und sie waren es nicht gewohnt, so früh aufzustehen, deshalb würde ich ihnen verzeihen – Für dieses Mal. Endlich waren in der Ferne Schritte zu hören und Nishiki tauchte mit einer Frau mittleren Alters auf, die ihrem braunen Strubbelkopf zufolge wohl seine Mutter war. „Entschuldigen Sie“, keuchte die Dame, die etwas zu sehr mit den Wimpern klimperte, als sie mich anlächelte. „Das ganze Haus hat verschlafen!“ Ich nickte steif. „Wie Sie sehen, sind Sie die ersten.“ „Trotzdem! Sie stehen ja auch hier in der Kälte und haben nur diese dünne Jacke an. Friert es Sie denn nicht?“, wollte sie, die Hand auf meinen Arm legend, wissen. Nishiki wippte nervös von einem Bein auf das andere und zupfte seiner Mutter am Ärmel. „Mooom, lass das!“, zischte er. „Was denn, mein Liebling?“, flötete sie kokett, worüber ich nur schmunzeln konnte. Kurz darauf erschien auch Tsubaki, allerdings alleine. Nishiki versuchte, seine Mutter zum Gehen zu bewegen, aber sie zog es vor, in der Kälte auf das letzte Drittel der Gruppe zu warten: „Damit ich ihn auch endlich mal kennenlerne!“, erklärte sie und plauderte dann über ihren Sohn, als stünde der nicht direkt neben ihr. So vergingen fast zwanzig Minuten, in denen mein ältester Schützling immer noch nicht aufgetaucht war, und langsam reichte es mir. Das Gespräch über Respekt, das wir vor ein paar Wochen geführt hatten, hatte scheinbar keine Früchte getragen. Ich wollte schon aufbrechen, als Takeshi doch endlich die Straße runter gelaufen kam. Bei seinem Anblick schnappten die Umstehenden merklich nach Luft. An der Stirn hatte er eine Platzwunde, die von dem winzigen darübergeklebten Pflaster eher noch betont als verdeckt wurde und er humpelte ein wenig. „Was ist denn mit dir passiert?“, rief Nishikis Mutter entsetzt, während sie sich schon den Rucksack ihres Sohnes schnappte und darin nach Verbandszeug kramte. Unter vielen „Moooom!“, und „Nein… Wirklich, danke, aber… Nein“-Ausrufen umwickelte sie den Kopf des Jungen mit einer dicken Lage Mullbinde, nachdem sie einen halben Liter Creme darauf geschmiert hatte. Ich beobachtete das ganze mit verschränkten Armen, ohne das Muttertier zu unterbrechen. Aus ähnlichen Situationen mit Sakura wusste ich, dass es keinen Sinn hätte. Schließlich, als Takeshi aussah wie eine Mumie, war sie zufrieden und wandte sich mit erhobenem Zeigefinger an mich. „Sie sollten den Burschen ins Krankenhaus bringen. Das muss genäht werden!“ „Das ist nur ein Kratzer!“, rief Takeshi betont munter und lief schon aus dem Tor. „Lasst uns endlich gehen. Wir sind spät dran, ihr Trantüten!“ „Du bist ja wohl zu spät gekommen, du Invalide!“, meckerte Tsubaki, die ihm, Nishiki im Schlepptau, bereits hinterher rannte. „Ich werde mich darum kümmern“, versprach ich mit einer angedeuteten Verbeugung zu Mrs. Nishikis-Mom. Ein Kunstwerk würde es zwar nicht werden, aber notdürftig würde ich ihn schon zusammenflicken bei der nächsten Rast… Sehr hygienisch, auf offener Straße. Sie sah besorgt aus, kam aber nicht zu noch mehr guten Ratschlägen, denn da rief mein Flohzirkus schon ungeduldig nach „Sasuke-Sensei!“ und ich trottete ihnen schicksalsergeben hinterher auf ihre erste Mission. Ob man es so nennen wollte, stand jedem selbst zu; sie sollten einem Bauern helfen, dessen Gehöft unter einem Unwetter gelitten hatte. Aber die drei waren aufgeregt als würden sie in die Schlacht ziehen und plapperten munter durcheinander. Sogar Takeshi, der sich sonst zu cool für die beiden Jüngeren vorkam, schloss sich dem Gespräch mit leuchtenden Augen an. Wirst du noch weich auf deine alten Tage?, feixte Narutos Stimme in meinem Kopf als ich einen Anflug von Zuneigung spürte. So ein Unsinn. Ich war eben für die drei verantwortlich, das war alles, was mich mit ihnen verband. Sie waren laut, inkompetent und rebellisch… Und erinnerten mich dadurch ernüchternd stark an mein Team in seiner Anfangsphase. Kurz vor Mittag machten wir eine Pause an einer Lichtung. Während Nishiki und Tsubaki aßen, nahm ich Takeshi beiseite und befahl ihm, den Verband abzunehmen, was er wiederstrebend tat. Ich betastete die Umgebung der Wunde und runzelte die Stirn, als er mit einem Zischen zurück wich. Das Fleisch hatte sich trotz der Salbe entzündet. „Was hast du da gemacht?“, fragte ich streng und kramte in meinem Rucksack nach einem kleinen Fläschchen. Takeshi sah skeptisch zu, wie ich den Inhalt in ein Tuch kippte. „Ich bin gestolpert und die Treppe runter gefallen, weil ich mich so beeilt hab. Dabei hab ich mir auch das Bein verletzt, wenn Sie´s genau wissen wollen, aber so schlimm ist´s nicht… Halt, halt, halt!“, protestierte er und hielt meine Hand mit dem Tuch von seinem Gesicht weg. Seine Augen waren misstrauische Schlitze und huschten zwischen der Mullbinde und meinen Augen hin und her. „Was ist das?“ „Gift“, antwortete ich trocken. „Und jetzt halt still, damit ich es auftragen kann.“ Natürlich kam Takeshi meinem Befehl nicht nach, sondern zog sich von mir zurück. Mit einer fließenden Bewegung hatte ich seinen Arm gepackt, ihn zwischen meine Beine gezogen und dort fixiert. So sehr er auch strampelte, er kam nicht frei, sodass ich in aller Seelenruhe sein Gesicht betupfen konnte. Die beiden anderen sahen verwirrt zu uns herüber, weil sie ihn schreien hörten, wussten aber offenbar nicht, was sie tun sollten. "Das ist Alkohol, gegen die Entzündung“, seufzte ich im selben Moment, in dem ich ihn losließ. Mitten in der Bewegung fing ich seine Hand ein, mit der er gerade den Schnitt betasten wollte. Seine Vertrauensprobleme kommentierte ich lieber nicht. „Nicht anfassen. Oder willst du nochmal in die Beinschere?“ „Bloß nicht!“, japste Takeshi und wich zurück. Ich brummte zustimmend und machte mich daran, sein wiederwilliges Gesicht wieder zu bandagieren. „Diese Haltetechnik war… Richtig gut. Wie haben Sie das gemacht?“ Ich lächelte schmal. Für Komplimente war ich vielleicht eine Spur zu anfällig. „Das war keine Technik, sondern reine Kraft. Du bist zwar für dein Alter gut trainiert, aber bei einem erfahreneren Gegner kannst du dich nicht auf deine Muskeln verlassen.“ „Es gibt keinen Stärkeren als mich!“, tönte er. „So? Und wieso bist du dann nicht freigekommen?“ „Das… Ich… Das war unfair!“, platzte er wütend heraus. „Ich war nicht vorbereitet! In einem fairen Kampf hätten Sie es nicht so leicht.“ Bei dem Geprahle kam mir eine Idee. Ich stand auf, winkte mit einer Hand um Takeshi aufzufordern, dasselbe zu tun. „Also gut. Beweise dich.“ „Was…?“ „Wir kämpfen. Wenn du gewinnst, bist du vom Unterricht befreit; Ich werde euch einfach so bei der Prüfung anmelden.“ Nicht, dass er sie dann bestehen könnte, aber es würde seinem Ego schmeicheln. „Wenn nicht, wirst du für den Rest deiner Ausbildung auf mich hören.“ Takeshi ließ prüfend den Blick über mich wandern und überlegte offenbar, ob meine schlanke Gestalt Auskunft über meine körperliche Kraft gab. Tatsächlich war ich wesentlich dünner als die meisten meiner Kollegen, was jedoch nicht hieß, dass ich irgendeinem von ihnen unterlegen war. Ich war der Beste im Dorf. Takeshi hatte die Guard, in der ich ihn eben gehabt hatte, wohl schon vergessen, denn er moserte: „Aber Sie können Jutsu, die ich noch nicht beherrschte. Das ist fies.“ Also war er zu dem Schluss gekommen, dass meine Kräfte seinen unterlegen seien. Dummkopf. „Wir beschränken uns auf Tai-Jutsu“, versprach ich, als würde ihm das irgendetwas bringen. Ein überraschend gemeines Lächeln huschte über sein junges Gesicht, als er sich in Kampfstellung brachte. „Also gut.“ Tsubaki und Nishiki, die das Ganze von fern beobachtet hatten, kamen auf uns zugelaufen, während wir uns voreinander verbeugten. Das Mädchen schrie auf, als Takeshi auf mich losging, aber das war unnötig. Mit Leichtigkeit wich ich ihm aus, folgte seiner Bewegung und gab ihm einen leichten Tritt in den Allerwertesten. Seine Augen leuchteten wütend, als er herumwirbelte. Erneut stürmte er auf mich zu, ich sprang in die Luft, doch diesmal überraschte er mich. Er stieß sich ebenfalls vom Boden ab, erwischte meinen Fuß und riss mich mit unerwarteter Kraft auf die Erde. Ich rollte ab, wurde einige Meter zurückgeschleudert. Oho, der Kleine wollte spielen – Und er war besser als erwartet. Takeshi ging in den Frontalangriff. Wir lieferten uns einen Schlagabtausch, bei dem ich natürlich nicht alles gab, mich aber doch mehr anstrengen musste, als ich gedacht hätte. Ein paar Mal traf er mich sogar, aber dann machte er einen Fehler. Er duckte sich, sichelte mich und ich sprang über sein Bein, sodass ich das Knie genau auf Höhe seines Kopfes hatte. Statt ihn zu treten, schlang ich die Schenkel um Takeshis Hals und riss ihn mit Kraft zu Boden, wo er sich zu winden begann. „Du hast mich genau zu deinem Schwachpunkt gelotst – Dein verletzter Kopf“, erklärte ich mit der Zunge schnalzend. Takeshi knurrte auf und wand sich unter mir, schaffte es aber nicht, sich zu befreien. „Den Arm zwischen die Beine… Zu spät“, spottete und schlüpfte fließend in den nächsten Haltegriff. Ich führte den Zuschauern noch ein paar Techniken vor, dann zog ich den Griff an, bis es schmerzte. Takeshi klopfte nicht ab. „Ich weiß, dass es weh tut“, sagte ich sanft. „Gib auf.“ „N-Nein…“, knurrte er und schaffte es mit einem herkulischen Kraftakt tatsächlich kurzzeitig, seine rechte Hand zu befreien. Ich schnappte sie und nahm ihn wieder in die Guard. Diesmal zog ich fester an und er stöhnte auf, klopfte aber immer noch nicht ab. Wenn ich noch weiter machte, würde ich ihm den Arm auskugeln – Was es ihm scheinbar wert war. Als mir das klar wurde, ließ ich los und stand auf. Schwer keuchend rappelte Takeshi sich auf die Beine. „Was ist los? Wir sind noch nicht fertig!“ „Doch“, wiedersprach ich kühl. „Ich werde dich nicht verletzten und du wirst nicht aufgeben.“ „Aber… Dann hab ich gewonnen! Sie geben auf! Haha, ich hab gewonnen!“, freute er sich und stieß mit einem Siegestänzchen die Hand in die Luft. „Sie tun immer so cool, aber ein Junge hat gegen Sie gewonnen!“ „Ja, hast du – Du kannst gehen. Ich bin dein Lehrer, um dir beizubringen, dich zu verteidigen, aber du hast bewiesen, dass du das nicht möchtest.“ Takeshi stockte irritiert. „Doch, deswegen darf man ja nicht aufgeben. Wer aufgibt, hat verloren.“ „Das einzige, was du gerade eben fast verloren hättest, ist dein Arm.“ Auch darauf wusste er scheinbar keine Antwort, und langsam stieg ihm die Röte ins Gesicht. Seufzend sammelte ich meine Sachen ein. „Du kämpfst gut. Aber was bringt es dir, wenn du dich einem Feind opferst, dem du vielleicht mit wichtigen Informationen für das Dorf hättest entkommen können? Es ist nicht schlimm, jemanden zu finden, der besser ist als man selbst. Das gibt einem Ansporn, sich zu verbessern. Aber solange du noch nicht an dir gearbeitet hast, reibst du dich nur daran auf. Stärke entwickelt sich nicht von einem Tag auf den anderen. Geduld ist wichtig – Auch Geduld mit dir selbst. Denn du bist wichtiger als jeder Sieg, den du für Konoha erringen kannst.“ Mir fiel auf, dass die Kinder mich angafften wie ein Ufo und ich räusperte mich. Wie ich große Reden liebte… „Wie dem auch sei, du kannst gehen. Aber du weißt, dass du mich brauchst.“ Mit diesen Worten ging ich zurück zu unserem provisorischen Lager am Rand der Wiese und aß selbst zu Mittag. Die Kinder debattierten hitzig, aber schließlich kamen nur Nishiki und Tsubaki zurück. Das war zu erwarten gewesen bei Takeshis Stolz. „Er ist echt gegangen“, nuschelte das Mädchen geknickt, während der Junge über seinen Teamkameraden lästerte. „Wollen Sie ihn nicht zurückholen?“ „Nein“, antwortete ich, ohne von meinem Apfel aufzublicken. „Aber… Was, wenn ihm etwas passiert? Sie sind doch für ihn verantwortlich!“, empörte Tsubaki sich. „Und wenn er jetzt wirklich nicht mehr ins Training kommt, gefährdet er damit das Weiterkommen der ganzen Gruppe!“ Ich schwieg mich aus, denn ich war mir nicht so sicher, ob wir schon das letzte von unserem verlorenen Sohn gehört hatten. Es war später als geplant, als wir endlich an dem kleinen Gehöft mitten im Nirgendwo ankamen. Die nächste Ortschaft lag in einem drei, vier Kilometer entfernten Tal, rund um uns gab es nur Wald und Berge. Die steilen Hänge machten mich ein bisschen nervös; ich fühlte mich eingekesselt, irgendwie umzingelt. Feinde hätten hier leichtes Spiel. Aber der einzige Feind würde die Langeweile sein, dachte ich, als die dickliche Bäuerin uns freundlich begrüßte und erstmal alle in ihre Stube zu Kaffee und Kuchen drängte. Die Kinder waren müde von der Reise und trotzdem überdreht und ich ließ sie fürs Erste, immerhin war das ihre erste sogenannte Mission. Sie würden schon noch früh genug lernen, was Angst, Erschöpfung, Schmerz und Hunger hieß, wenn sie richtige Aufträge bekamen. „Ach, ihr Lieben! Ihr seht ja schon so professionell aus – Und das ist wirklich euer erster Auftrag? Das kann ich gar nicht glauben!“, gurrte Suyin, wie die Bäuerin uns gedrängt hatte, sie zu nennen. Nishiki rieb sich mit einem dümmlichen Grinsen die Nase, aber auch Tsubaki sah geschmeichelt aus. „Hehe, wir sind auch Profis! Machen Sie sich keine Sorgen, wir kümmern uns um… Was auch immer so anliegt!“ „Was ist denn Ihr Problem?“, fragte Tsubaki und ich rieb mir erschöpft über den Nasenrücken. Das konnte doch nicht wahr sein! Ich hatte sie instruiert, als ich ihnen von unserem Auftrag erzählte, und seitdem hatten sie es schon wieder vergessen? Der Hausherr, Bumi, lachte gutmütig und erklärte: „Hier gab es vor einer Woche einen starken Sturm, der ein paar Sachen an unserem Haus und auf unseren Feldern zerstört hat. Ihr seid hier, um uns bei den Reparaturen zu helfen.“ „Waaaa?! Es gibt gar keine Monster oder Feinde zu besiegen?“, rief Nishiki, empört mit seiner Gabel voller Kuchen gestikulierend. „Du wirst noch genug Monster und Feinde zu Gesicht bekommen“, versprach ich dann bat ich Bumi, mir genau zu beschreiben, was getan werden musste. „Ich will aber jetzt etwas tun!“, beschwerte mein Schüler sich missbilligend. „Dann iss auf und räum deine Sachen in dein Zimmer, das hilft schon genug.“ Mürrisch taten die Kinder was ich wollte, während ich mich mit dem Hausherren auf dem Grundstück umsah und einen Zeitplan erstellte. Wie es aussah, würden wir etwa eine Woche Ferien auf dem Bauernhof spielen – Wie ich mich freute! Wir machten uns gerade auf den Rückweg von den Feldern, als ich nochmal stehen blieb und den erdigen Boden begutachtete. Im schwarzen Grund waren deutliche Fußabdrücke zu sehen, die vom nahen Wald ein paar Meter ins Feld und wieder zurück führten. Misstrauisch ließ ich den Blick über die dunklen Baumreihen gleiten, aber direkt hinter den ersten Stämmen war nichts mehr zu sehen. „Alles in Ordnung?“, rief Bumi mir über das halbe Feld, das er bereits überquert hatte, zu. „Ja“, antwortete ich mit einem weiteren Blick auf die Spur im Matsch. „Ich denke schon.“ Der erste Tag unseres Aufenthaltes verlief erwartungsgemäß ruhig. Nachdem ich mein Quartier bezogen hatte, das ich mit Nishiki teilte, zeigte das Ehepaar den Kindern das Gelände und ich erklärte ihnen, was wir wann tun würden. Viel würden wir heute nicht mehr schaffen, bevor es dunkel würde, trotzdem trieb ich sie an, zumindest mit der Reparatur eines Zaunes am Rand der Felder zu beginnen. Es dämmerte bereits, als Suyin uns zum Abendessen rief. Nachdem alle satt waren – Was im Fall meine männlichen Schützlings einiger Nachschläge bedurfte – Plauderten wir noch ein wenig, aber die Kinder dämmerten bald auf den gemütlichen Sesseln im Wohnzimmer vor sich hin, sodass ich sie ins Bett schickte. Sie meckerten kurz, gaben aber dann den Anstrengungen des Tages nach und trollten sich. „Zwei gute Kinder“, lobte Bumi, der sich eine Pfeife angezündet hatte. „Aber sagen Sie, wenn es nicht zu indiskret ist… Beinhalten die Gruppen nicht normalerweise drei Genin?“ Wegen des Rauchs rutschte ich etwas unbehaglich auf meinem Stuhl herum. Ich hätte am liebsten selbst geraucht, doch das kam mir in einem fremden Haus unangebracht vor, also antwortete ich nur auf seine Frage: „Mir ist heute ein Schüler abhanden gekommen.“ „Aber das ist ja schrecklich! Wollen Sie ihn denn nicht suchen?“, fragte eine sichtlich bestürzte Suyin, die aufgesprungen war, als würde sie sogleich eine Suchtruppe zusammentrommeln wollen. Ich blieb die Gelassenheit in Person. Takeshi war freiwillig gegangen, ich fühlte mich in keiner Weise für ihn verantwortlich. „Das wird nicht nötig sein.“ „Wie können Sie so etwas sagen? Das ist doch noch ein Kind – Für das Sie verantwortlich sind“, wiederholte die Bäuerin, was schon Tsubaki mir vorgeworfen hatte. Dabei ignorierte sie die mahnenden Blicke ihres Mannes. „Der Junge ist ein paar Jahre älter als die anderen.“ „Wie alt? Fünfzehn? Sechzehn?“ Als ich nicht antwortete, ging ihr wohl auf, dass ich das genaue Alter meines Schülers nicht wusste, wofür sie nur einen verächtlichen Blick übrig hatte. „ Hören Sie, ich sehe ja, dass Sie jung sind, und Ihrem Verhalten entnehme ich, dass Sie eigentlich ein Kämpfer sind – Und zwar ein ziemlich guter. Aber deshalb sind Sie mit Sicherheit nicht zu gut für die Kinder, die Ihnen anvertraut wurden. Was glauben Sie, was die Mutter des armen Burschen durchmacht, wenn sie erfährt, dass ihr Junge ganz alleine nach Hause laufen musste? Es würde mich nicht wundern, wenn sie Ihnen das Fell über die Ohren ziehen würde!“ Meine Einschätzung, nach der sich Takeshis Mutter wohl nicht sonderlich um ihren Sohn kümmerte, behielt ich lieber für mich. Offensichtlich hatte ich hier eine Glucke vor mir, und ich glaubte nicht, sie überzeugen zu können. Darauf, es zu versuchen, hatte ich sowieso nicht wirklich Lust. „Dann werde ich darauf warten, dass sie das tut“, erklärte ich nüchtern, woraufhin Suyin puterrot anlief; offenbar war ihr bewusst, dass sie ihren Aufgabenbereich soeben überschritten hatte. „Na, der Junge wird schon wieder auftauchen!“, intervenierte Bumi etwas verspätet und erhob sich. „Ich denke, wir sollten alle ins Bett gehen. Es ist schon spät, und morgen ist viel zu tun.“ Mit einer Verbeugung verließ ich das Wohnzimmer und machte mich bettfertig. Das Badezimmer war in der Dachschräge des Holzhauses angebracht, ein Giebelfenster zeigte die dunkle Nacht draußen. Unten im Tal blinkten vereinzelte Lichter eines Dorfes, das wir in zwei Tagen besuchen würden, um Material für die Reparaturen zu kaufen. Der Fokus meines Blickes verrutschte, sodass ich mein zahnbürstenbewährtes Spiegelbild im Fensterglas sehen konnte. Es sah seltsam verloren aus, wie es mir mit verwirrtem Blick in die Augen sah. Ein, zwei Furchen, die vor ein paar Jahren noch nicht da gewesen waren, zogen sich über die blasse Stirn und ich hatte schon ein paar weiße Haare in meinen dicken schwarzen Strähnen entdeckt. Ich würde früh alt werden, hatte Naruto mal grinsend gesagt, damit mein Aussehen meinem Charakter angepasst wäre. Das war ein Scherz gewesen, aber hier stand ich mit fast neunundzwanzig und hatte bereits einen melierten Skalp wie ein reifer Mann. Wenn das wirklich vom geistigen Alter einer Person abhing, würde Naruto wohl ewig seine goldblonde Löwenmähne behalten. Er war nicht begeistert gewesen von meiner Abreise, obwohl er den Auftrag ja selbst erteilt hatte. Die letzten Tage vor dem Aufbruch war er richtig nervig gewesen, hatte ständig in meiner Wohnung herumgelungert und mich wegen irgendwelchem Firlefanz zu sich beordert. Als hätte ich nichts Besseres zu tun! Und noch schlimmer war, dass ich mich scheinbar schon an seine lautstarke Unfähigkeit, sich selbst zu beschäftigen, gewöhnt hatte, denn, auch wenn ich es nicht gerne zugab, er fehlte mir. Stirnrunzelnd wandte ich mich vom Fenster ab, spuckte aus und wusch mir das Gesicht im Waschbecken. Ich wusste nichts mit mir anzufangen, war mir aber sicher, dass ich nicht würde schlafen können, denn zehn Uhr war absolut nicht meine Bettgehzeit. Arbeiten oder lesen könnte ich aber im Zimmer nicht, denn darin schlief ja Nishiki. Das war alles so frustrierend… Diese Quengeligkeit meinerseits würde sich schon noch legen, so reagierte ich immer, wenn ich irgendwo „Urlaub“ machte, aber gerade in diesem Moment wünschte ich mir meinen Liebhaber hierher. Ihm hätte es bestimmt gefallen bei den Tieren und dem gutmütigen Ehepaar, ständig draußen in der Sonne. Wir hatten auf Missionen ein paar verrückte Dinge erlebt, bevor Naruto Hokage geworden war, und auf einer davon hatte das mit uns angefangen. Es war ein schöner Tag gewesen, aber am Abend hatte die Hitze sich zu einem Gewitter aufgestaut, dass sich wütend über der hohen Fichte ergoss, unter der wir Zuflucht gesucht hatten. Zu dem Zeitpunkt waren wir schon klatschnass, sodass Naruto sich ungeniert bis auf die Boxershorts ausgezogen hatte. Die warme Luft hatte sich unter den tiefhängenden Ästen gestaut und es roch nach den weichen Nadeln am Boden. Während ich Feuerholz sammelte, linste ich immer wieder aus dem Augenwinkel zu Naruto. Er war zwar nach wie vor ein bisschen kleiner als ich, aber dafür wesentlich breiter gebaut und sehr muskulös. Die Muskeln spannten sich unter der gebräunten Haut, als er sein T-Shirt über einen Ast hängte und dann linste sein hellblaues Auge zu mir hinter. Hastig wandte ich mich ab und legte das Holz zu einem Stapel, den ich mit dem Katon vorsichtig entzündete – Ich wollte ja nicht unseren ganzen Unterschlupf anzünden. Auf den Nadeln federten Narutos Schritte, als er sich mir näherte. „Willst du dich nicht ausziehen?“, fragte er und ließ sich genau mir gegenüber auf die andere Seite des Feuers fallen, die Beine überkreuzt, die Hände locker im Schoß liegend. „Du wirst noch krank.“ „Ich werde nicht krank“, überging ich seine Frage. „Ts, deswegen sind nasse Klamotten trotzdem unangenehm. Die kleben so am Körper…“, ergänzte er und ließ den Blick über mein nasses Hemd gleiten, das tatsächlich an meiner Brust hing. Dann grinste er schelmisch. „Dir ist kalt – Deine Nippel sind schon ganz hart!“ „Idiot“, zischte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Er machte öfter Kommentare, bei denen ich mir nicht sicher war, ob es Flirtereien oder Späße waren. Darauf eingehen tat ich nicht, denn zu der Zeit war ich mehr oder weniger mit Kakashi liiert. Das Ganze war zwar genauso unausgegoren wie meine spätere Liaison mit Naruto, aber ich flirtete nicht mit anderen, ebenfalls wie bei Naruto. „Jetzt komm schon, wir sind doch unter uns“, verlangte er mit einer Kindlichkeit, die mich jeden Gedanken daran, dass er mich hätte anbaggern können, vergessen ließ. An sowas dachte dieser Vollpfosten einfach nicht. Stattdessen krabbelte er um das Feuer herum auf mich zu, plötzlich ein Glühen in den Augen und ein Feixen auf den Lippen. „Ich helf dir gegen deine Schüchternheit! Komm her!“ Mit ausgebreiteten Armen stürzte er sich auf mich, da halfen auch meine „Nein! Naruto, ich…!“-Rufe nichts. Er kugelte sich über mich, als ich wegrutschen wollte, und wir rangelten in den weichen Nadeln, bis er mit einem triumphierenden Lachen mein Hemd in die Höhe reckte. Ich verdrehte die Augen, konnte mich aber selbst eines Schmunzeln nicht erwehren. „Super. Und jetzt geh runter“, befahl ich und schupste ihn von meinem Schoß. Als ich mich aufgerichtet hatte und mir die Haare zurecht strich, blickte ich wieder zu Naruto und diesmal lag etwas anderes als Spielsucht in seinen Augen. Er leckte sich über die Lippen und schluckte, bevor er leise fragte: „Was… Was ist mit der Hose…?“ Für einen Moment hielt ich seinen Blick fest, dann streckte ich die Beine aus und zog langsam die Hose darüber weg. Das hier war gefährlich. Naruto war gefährlich. Und doch tat ich, was er wollte. Ein kühler Wind wurde in unser kleines Versteck getragen und bescherte uns beiden eine Gänsehaut, sodass wir schweigend näher ans Feuer rückten. Keiner von uns kommentierte, dass die Schulter des anderen ihn fast, aber auch nur fast, berührte. „War ne wirklich gute Mission“, sagte er unbeholfen in die Stille. „Mhm.“ Ich behielt den Blick auf die Flammen gerichtet, war mir aber bewusst, dass Naruto mich nicht aus den Augen ließ. „Du bist echt gut geworden.“ „Das war ich immer.“ „Arroganter Sack!“, lachte er, knuffte mich gegen die Schulter – Und ließ die Hand dort liegen. Noch immer sah ich ihn nicht an, als seine Finger sich vorsichtig zu meinem Nacken vortasteten und dort mit meinen Haarsträhnen zu spielen begannen. Jedes Zucken meiner Muskeln ließ ihn innehalten: Offenbar erwartete Naruto, dass ich ihn zurückwies. Aber ich tat es nicht. „Wir… Wir haben schon ganz schön viel durchgemacht“, fuhr er stockend fort. „Also, ich… Mir bedeutet das alles sehr viel… DU bedeutest mir sehr viel, Sasuke.“ Jetzt drehte ich ihm doch das Gesicht zu, mehr als erstaunt und unfähig, etwas zu erwidern. Noch nie hatte einer von uns in Worte gefasst, was wir aneinander fanden. Das war einfach nicht nötig. Dass Naruto es jetzt doch tat, verwirrte und beunruhigte mich und ich lehnte mich aus seiner Berührung weg. „Aha.“ Er wurde rot, als ich nicht mehr sagte. „Du bist so ein Idiot!“, lachte er verlegen und rieb sich den Nacken. „Ich meine das ernst… Willst du nichts antworten?“ Sein Blick war hoffnungsvoll, aber ich sah ihn nur an wie ein Fisch auf dem Trockenen, also schlug er die Augen nieder und seufzte. „Ich weiß ja, dass du mit Kakashi zusammen bist, aber ich dachte… Ach, ich weiß auch nicht, was ich dachte. Tut mir leid, wenn ich dich jetzt in eine dumme Situation gebracht habe. Ich wollte es nur einfach irgendwie loswerden.“ „Ich bin nicht mit Kakashi zusammen“, war alles, was mir als Erwiderung einfiel. Was um Himmels Willen sollte das hier werden? In meinem Kopf summten so viele Gedanken, dass ich die Situation nicht nachvollziehen konnte. Jetzt wirkte Naruto erstaunt. „Nicht? Aber du sagtest doch, ihr würdet… Na ja, euch treffen?“ Er wollte nicht 'Sex haben' sagen aus irgendeinem mir schleierhaften Grund. Ich nickte nur dumpf. Jetzt sah er noch verwirrter aus. „Aber dann seid ihr doch zusammen?“ Ich legte den Kopf schief. „Nein.“ „Ich glaube, das sieht er aber anders“, motzte Naruto und rückte von mir ab, als hätte ich ihn beleidigt. Er nahm einen Stock und stieß ihn immer wieder in die Glut, bis die Wärme fast unerträglich wurde, dann schmiss er sein Spielzeug in die Flammen und sah zu, wie es verbrannte. “Ihr trefft euch doch schon eine ganze Weile und ihr schlaft miteinander. Das nennt man gemeinhin eine Beziehung, Sasuke.“ „Bist du jetzt unter die Linguisten gegangen?“, fragte ich bissig. „Für mich ist es keine Beziehung, und dazu gehören immer noch zwei. Worauf willst du überhaupt hinaus?“ „Das habe ich doch schon gesagt. Du… D-Du bist mir sehr wichtig…“, erwiderte Naruto errötend. Ich machte eine wegwerfende Handbewegung. „Jaja, das hab ich gehört. Und weiter?“ Auf seinem Gesicht stritt sich Belustigung und Verärgerung. „Du bist so ein Gefühlskrüppel, das ist unglaublich!“ Als ich ihn nur schweigend ansah, holte er Luft und kam wieder näher. „Du bist also Single…?“ „Ja… Und?“ „Dann ist es ja ok, wenn ich…“ Naruto lehnte ich zögerlich vor, sah mir bei einem kurzen Verharren in die Augen und legte ungewohnt scheu die Lippen auf meine, nur für eine atemraubende, herzschlaglose Sekunde. Als er sich löste, war das Blau seiner Augen dunkler als sonst. „Wenn ich das mache?“ Die Überraschung hatte jede Emotion aus meinem Gesicht gesaugt. Wie war das passiert? Ich hatte eindeutig den Gesprächskontext verpasst, denn das hatte ich nicht kommen sehen. Mit einem Schlucken versuchte ich, mein Herz aus meinem Hals zurück in meine Brust zu befördern. Er hatte mich geküsst. Naruto hatte mich wirklich geküsst. Jetzt hieß es, das Gesicht wahren, ihm ein Pokerface verkaufen. Das war nicht leicht, denn Naruto war der einzige Mensch, der mich lesen konnte wie ein Buch, aber jetzt musste es sein. Ich konnte nicht zulassen, dass er so die Grundfesten meiner Vorstellung von unserer Beziehung einriss. „Hältst du das für eine gute Idee?“, fragte ich und verschränkte die Arme. Plötzlich wünschte ich mir, ich hätte mich nicht ausgezogen, so kam ich mir nur noch unsicherer vor. „Also, er glaubt das jedenfalls“, grinste er und deutete auf seinen Schritt, in dem sich eine leichte Beule abzeichnete. „Dass du notgeil bist, sehe ich.“ Ich verdrehte die Augen. „Aber wir sind Kollegen und ich dachte, du fühlst dich zu Frauen hingezogen.“ „Ich fühle mich vor allem zu dir hingezogen“, antwortete Naruto so ehrlich, dass mir die Luft wegblieb. „Sicher, du bist wahnsinnig attraktiv, aber noch anziehender finde ich alles andere, das dich ausmacht. Die ganzen kleinen Dinge, die du nicht mal selbst über dich weißt… Dieses kleine schnaubende Lachen, von dem du glaubst, niemand würde es bemerken. Dass deine Intelligenz dich in Lebenslagen verlässt, in denen keine Rationalität sondern Emotionen gefragt ist. Wie du zu jedem unbarmherzig ehrlich bist und es trotzdem schaffst, dich selbst zu belügen. Es ist faszinierend, wie du dich für umwerfen halten kannst und gleichzeitig niemandem glaubst, dass er dich um deinetwillen mag. Ich finde es sogar wunderbar, dass du hierbei zögerst, denn das zeigt, dass Kakashi dir etwas bedeutet, obwohl du es verdrängst. Und ich bedeute dir auch etwas.“ Während er gesprochen hatte, hatte ich ihn nur angestarrt, doch jetzt wandte ich ruckartig den Kopf ab. „Du denkst zu viel über mich nach. Ist ja gruselig.“ Naruto gluckste, drehte mein Gesicht sanft am Kinn zu sich. „Ich hatte viel Zeit, darüber nachzudenken“, flüsterte er mit einer seltsamen Mischung aus Ernst, Ehrlichkeit, Zuneigung und Resignation, dann küsste er mich mit genau diesem Gefühlscocktail. Jetzt raste mein Herz nicht mehr in meinem Hals, sondern durch meinen ganzen Körper. Jede Faser, jeder Nerv war zum Zerreisen gespannt, konzentriert auf diese so zärtliche Berührung. Das hier war so falsch… Ohne eine bewusste Entscheidung meinerseits lag meine Hand auf seiner Wange und ich ließ sie in sein Haar gleiten. Austestend bewegten wir die Lippen gegeneinander, beide vorsichtig, denn das hier war keinesfalls eine sichere Sache. Wir wussten nicht, wo wir beim anderen standen, denn wir hatten soeben die Grundmauer unserer Freundschaft eingerissen, um etwas Neuem Platz zu machen. Das hätte beängstigend sein müssen, aber ich dachte nicht darüber nach. Ich wollte Naruto. Ein anderer Gedanke war nicht möglich. Ein einzelner, schwerer Atemzug hob meinen Körper Narutos entgegen, mir klappten die Augen zu und der Mund auf in einer Urgewalt, die ich so noch nie empfunden hatte und die ich weder kontrollieren konnte noch wollte. Irgendwie fanden meine Hände ihren Weg auf seinen Rücken, an seine Beine und all das spülte meine Ressentiments wegen Kakashi weg wie ein reißender Gebirgsbach. Meine heftige Reaktion auf seinen sanften Kuss ließ ihn erstaunt zurückfahren, doch als hätte er meinen Hunger – Denn ein anderes Wort gab es für meine Empfindung nicht – Nach ihm gespürt, nahm etwas Animalisches in ihm die Überhand. Das schüchterne Gestammel von eben war vergessen, als er mich mit sich auf den Boden zog und die Beine um meine Hüfte schlang. Unsere Münder krachten wieder aufeinander, diesmal mit geöffneten Lippen, die Stimmen heiseres Stöhnen, die Zungen taumelnd umeinandergeschlungen. Irgendwo unter mir spürte ich Narutos Herz schlagen und suchte die Stelle mit der Hand. Als ich sie fand, grub ich die Nägel in seine Haut, als würde ich sie durchbohren wollen. „Sasuke…“, zischte er warnend, während er mir gleichzeitig die Hüften entgegen hob. „Jammer nicht“, antwortete ich, die Lippen an seinen Hals. Er schmeckte salzig und nach Waldboden. „Du wolltest mich. Jetzt musst du mit den Konsequenzen leben.“ „Ja.“ Narutos Stimme war tief und eindringlich, so hatte ich sie noch nie gehört. „Ich will dich.“ Noch mit dem letzten Wort krachte sein Mund auf meinen. Langsam ließ er die Nägel meinen Rücken runtergleiten, während er genauso gemächlich seine Zunge in meinen Rachen schob. Schließlich erreichte er meinen Hintern und schloss die Finger fest um ihn, womit er mich noch enger an sich presste. Ich kam der Bewegung nach, schob einen Arm unter seinen Rücken, stieß die Hüfte gegen seine in dem Verlangen, Reibung zu erzeugen, Wiederstand. Irgendetwas, das das Reißen in meinem Inneren aufhalten würde. Narutos Zunge in meinem Mund war ein heißer, feuchter Fremdkörper, der sich seinen Weg suchte und in meinen Rachen stieß wie ein Penis. Mit einem Stöhnen packte ich seine Beine, spreizte sie weit und fuhr mit den Fingern die Konturen seiner Erregung nach, die sich deutlich unter dem Stoff abzeichnete. „B-Bist du immer so stürmisch?“, fragte er mit einem atemlosen Lachen, als wir uns für einen Moment lösten. Meine Augen blitzten. „Wenn ich etwas mache, dann richtig“, knurrte ich spielerisch und löste mich, um seine Unterwäsche weg zu schieben. Er wollte die Beine ausstrecken, damit ich ihn ausziehen konnte, doch ich hielt ihn an den Knien fest. „Lass sie angewinkelt. So gefällst du mir.“ Er musste schlucken, bevor er „Bastard“, zischen konnte. Amüsiert schnaubend wandte ich mich seinen Beinen zu. Es war etwas umständlich, aber ich schob die Boxershorts in seine Kniekehlen, sodass Naruto mit entblößtem Unterleib und bis über den Bauch angezogenen Beinen vor mir lag. Ich ließ den Blick von seinem erstaunlich großen Penis über seinen muskulösen Bauch und zu seinem Gesicht gleiten, auf dem sich plötzlich Unsicherheit spiegelte. Ich ließ die Hände sinken. „Was ist?“ „Nichts…“, log er, besann sich aber sofort: „Na ja, ich hab das noch nie mit einem Mann gemacht.“ „Dafür bist du aber grad ganz schön abgegangen“, erwiderte ich erstaunt. Naruto trat nach meiner Schulter. „Maaan… Ich weiß doch auch nich. Sowas wie grad hab ich noch nie gespürt. Ich wollte einfach nur…“ „Ficken?“, fragte ich als Scherz, doch sein Blick blieb ernst, als er leise antwortete. „Ja.“ Ich leckte mir die Lippen, nicht ganz sicher, was ich jetzt tun sollte. Mit ihm schlafen stand nicht zur Debatte – Ich würde niemandem die Jungfräulichkeit auf dem Waldboden nehmen. Aber offensichtlich war er genauso erregt wie ich und er hatte ja gesagt, dass er es wollte. „Und jetzt hast du es dir anders überlegt?“, fragte ich austestend. Sofort schüttelte er den Kopf. „Nein! Ich weiß nur nicht, was ich machen muss…“ „Nichts“, versicherte ich und griff nach seinem prallen Schwanz, wie ich es schon die ganze Zeit hatte tun wollen. Er zuckte in meiner Hand, der harte Kern pulsierte unter der samtigen Haut willig als ich anfing, ihn sanft zu massieren. Naruto stöhnte und hob mir die Hüfte so gut es ging entgegen, was mich zum Lächeln brachte. „Für dein erstes Mal genießt du es ganz schön.“ „Runtergeholt hat mir schon mal jemand einen“, maulte er verlegen. „Ich sagte nur, dass ich noch nie Sex mit einem Kerl hatte. Ha-Hast du denn… Ähm, Gleitgel dabei?“ „Ja, Naruto, natürlich“, schnaubte ich sarkastisch und quetschte zur Strafe für die dumme Frage seinen Penis etwas fester. Zu meiner Überraschung traten daraufhin eine ganze Menge Lusttropfen aus. Soso, der Herr mochte es also gröber. Ich rieb mit dem Daumen über die Eichel, dann verteilte ich das Sperma über seinen Schaft, um meine Bewegungen fließender zu machen. Narutos Bauchmuskeln arbeiteten merklich und seine Beine zuckten, als ich mit der freien Hand seinen Hoden umfasste. „Wie lang hast du es schon nicht mehr gemacht?“, fragte ich mit rauer Stimme. Gott, er war so sexy, wie er da vor mir lag und mir vollkommen vertraute. „Du bist einfach nur echt gut.“ Seine Ehrlichkeit verblüffte mich einen Moment, dann schmunzelte ich. „Leg dich auf die Seite“, verlangte ich statt einer Antwort. Er tat, was ich wollte, und ich zog ihm die Wäsche aus, bevor ich mich hinter ihn legte, sodass mein Schritt seinen Hintern berührte. Als ich meine Boxershorts wegschob, zuckte Naruto zusammen. „W-Willst du nicht, na ja, irgendwie mit den Fingern vorarbeiten?“, fragte er unsicher, worüber ich nur die Augen verdrehte. „Wir werden keinen Sex haben“, erklärte ich, weil er es wohl nicht kapierte. Statt in ihn einzudringen, presste ich meine Erektion zwischen seine Pobacken, wo ich mich endlich etwas befriedigen konnte, indem ich mich an ihm rieb. Eine feine Gänsehaut zog sich über Narutos Schulter und ich folgte dieser Spur, indem ich seinen Nacken küsste. „Du bist echt empfänglich hierfür“, lobte ich und hob sein Bein an. „Ich bin keine Jungfrau“, fauchte er, als wäre das eine Beleidigung, aber sein Protest ging in einem Stöhnen unter, als ich unter seinem Schenkel durchgriff und wieder anfing, seinen Schwanz zu massieren. „Tss… Halt dein Bein selbst fest“, befahl ich, damit er keinen Krampf bekam. Es dauerte etwas, aber schließlich hatte ich einen Rhythmus raus, mit dem ich gleichzeitig seinen Hintern rammeln und ihm einen runterholen konnte. Je mehr Lusttropfen als Gleitmittel dienten, desto besser fühlte es sich an, und schon bald konnte ich nicht mehr wiederstehen und stupste mit der Spitze ab und zu gegen Narutos Loch. Natürlich versuchte ich nicht einzudringen, es war nur eine sachte Berührung, auf die er aber überraschend gut reagierte; jedes Mal spreizte er das Bein einladend und presste mir die Hüfte entgegen. Offensichtlich hatte er sich schon seit langem vorgestellt oder gewünscht, gefickt zu werden. Der Gedanke machte mich so an, dass mir schwindelig wurde. Hatte er sich selbst gefingert? Dabei womöglich an mich gedacht? Ich stöhnte tief auf und spürte, dass ich bald kommen würde. Ungeduldig riss ich Naruto auf die Knie, spreizte seine Backen und trieb mich dazwischen. Meine Bewegungen waren unkontrolliert, heftig und zittrig und Naruto sah erst erschrocken, dann zufrieden lächelnd zu mir auf. „Genau so, Baby. Komm für mich~“, schnurrte er, als ich ihn nur noch hilflos rammelte. Endlich hielt ich es nicht mehr aus und spritzte mit einem letzten Stöhnen auf seinen Rücken. Ich verharrte noch so, um das Nachbeben meines Orgasmus zu genießen, aber Naruto wand sich unbehaglich unter mir, als mein Sperma seinen Rücken runter lief. „Ugh, das ist ja widerlich“, beschwerte er sich, allerdings eher amüsiert als verärgert. „Sorry.“ Man merkte mir wohl an, dass es mir gerade relativ egal war. Was mir dagegen nicht egal war, war, dass er noch nicht gekommen war. Ich drehte ihn wieder auf den Rücken, sah ihn kurz an, dann tauchte ich zwischen seine Beine und leckte über sein noch immer hartes Glied. Ich saugte an der Spitze, bevor ich ihn ganz in meinen Mund gleiten ließ, wo ich dann aber verharrte, um mit der Zunge eine dicke Ader nachzuzeichnen. Naruto krallte die Finger in mein Haar, presste mich auf sich und stieß seine Hüfte in die Luft, sodass sein Schwanz tief in meinen Rachen glitt. Er stöhnte auf, aber mir traten die Tränen in die Augen. Ich ließ ihn nur machen, weil ich selbst nicht gerade zimperlich gewesen war – Und lange brauchte es eh nicht, bis ich heißes, bitteres Sperma auf der Zunge schmeckte. Genüsslich nuckelte ich an ihm, bis ich spürte, wie er schlaff wurde, dann ließ ich ihn aus meinem Mund gleiten und sah Naruto an. Der sah aus wie eine Katze, die soeben eine besonders fette Maus gefangen hatte, als er sagte: „Die scheiß Tannennadeln kleben an deinem Sperma auf meinem Rücken.“ Bei dem Gedanken an diesen unpassenden Kommentar verdrehte ich die Augen. Er war schon immer ein Idiot gewesen, was Sex anbelangte… Und trotzdem ziemlich begabt. In dieser Hinsicht war sein Hang zum ungewöhnlichen Vorgehen wirklich ein Vorteil. Jedenfalls hatte sich nach diesem Tag einiges verändert. Naruto hatte noch mehr an mir geklebt als sonst und irgendwie hatte ich Kakashi beigebracht, dass wir uns nicht mehr sehen würden. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis unser Lehrer wieder normal mit uns gesprochen hatte, und auch jetzt war der Kontakt sehr spärlich. Das war schade, aber zu erwarten gewesen – Immerhin hatte ich unsere Affäre für eine andere ausgetauscht. Naruto hatte sich danach angewöhnt, seine Zuneigung zu mir noch deutlicher zu machen, was mich anfangs ziemlich überfordert und genervt hatte, ich inzwischen aber ganz gut ignorieren konnte. Er war mir nichts schuldig, nur, weil wir Sex hatten. Genau genommen kam ich dabei nämlich auf meine Kosten. Genervt darüber, dass Naruto sich sogar in meine Gedanken schlich, wenn er eine halbe Tagesreise entfernt war, schnaubte ich und begab mich ins Bett. Am nächsten Tag war früh aufstehen und hart arbeiten angesagt, dafür musste ich fit sein. Mit Schlafen war es dann doch nicht so weit her gewesen, sodass ich schon schlecht gelaunt an den Frühstückstisch stapfte. Eigentlich wollte ich nur Kaffee, aber Suyin zwang mich, etwas zu essen, und danach ging es mir tatsächlich zumindest ein bisschen besser. Nach dem Essen halfen die Kinder Bumi, einen neuen Futtertrog zu bauen, während ich den Zaun fertig machte. Natürlich wäre das zu dritt schneller gegangen, aber ich war ganz froh, mal eine Zeit lang alleine zu sein und vor allem, den vorwurfsvollen Blicken unserer Gastgeberin entkommen zu können. Als ich am Rand des Geländes ankam, sah ich mich erstmal um. Auf dem Anwesen der Bauern standen einige Obstbäume und Hecken, an denen Beeren wuchsen, vor dem Zaun dagegen war außer ein paar verwucherten Büschen nur eine Wiese zu sehen, durch den sich der Pfad ins Dorf runterschlängelte. Nach der etwa zweihundert Meter breiten Heide verschwand der Weg im Wald, der das Grundstück an den Feldern umschloss. Ich kletterte über die provisorische Absperrung, die ich am letzten Abend mit den Kindern errichtet hatte, und sah mich um. Wie ich schon geahnt hatte, war jemand hier gewesen. Diesmal hatte man versucht, die Fußabdrücke zu verwischen, aber mit geübten Auge waren sie zu erkennen, und einige kleine Gegenstände, die ich zur Kontrolle in einer bestimmten Position hatte liegen lassen, waren verrutscht. Nachdenklich sah ich am Zaun entlang, der in einiger Entfernung eine Kurve beschrieb und dann außer Sicht geriet. Er war kaum eineinhalb Meter hoch und diente eindeutig mehr dazu, wilde Tiere vom Hof fernzuhalten als Menschen. Man brauchte nicht mal eine Leiter, um ihn zu übersteigen. Die Frage war eher, wieso man das tun sollte. Man sah schon am wackligen, uralten Tor, dass die Bauern zwar recht viel Land, aber gewiss kein Geld besaßen. Ich kletterte wieder auf das Anwesen und setzte die Reparatur des Zauns fort, während ich überlegte, ob ich den anderen von meiner Entdeckung erzählen sollte, entschloss mich dann aber dagegen. Vielleicht waren es nur ein paar Kinder aus dem Dorf gewesen, die neugierig auf die Shinobi gewesen waren, die hier arbeiteten. Trotzdem würde ich wachsam bleiben. Am Abend bereiteten wir alles für den Tagesausflug ins Dorf vor. Eigentlich hatte ich Nishiki auf dem Hof lassen wollen, damit wenigstens einer von uns weiter arbeitete, aber er wollte partout nicht bleiben und auf Suyins Tadel hin hatte ich schließlich erlaubt, dass er mitkam. Diese Alte war wirklich stur. Nach dem Abendessen, während die anderen im Wohnzimmer ein Brettspiel spielten, machte ich einen Kontrollgang über das Gelände. Sowohl unsere Gastgeber als auch die Kinder waren enttäuscht, aber ich brauchte einfach eine Weile für mich. Es war anstrengend für mich, vierundzwanzig Stunden um Menschen zu sein, deswegen hatte ich früher immer Einzelmissionen bevorzugt – Mal von Naruto als Partner abgesehen. Er war zwar wohl die lauteste Person auf Erden, aber irgendetwas an ihm strahlte so eine Leichtigkeit aus, dass ich es ertragen konnte, längerfristig bei ihm zu sein. Zumindest war das so gewesen, bevor er vor zwei Jahren Hokage geworden war. Unser Techtelmechtel dauerte gerade ein Jahr, hatte sich gerade sowas wie Routine erarbeitet, als alles über den Haufen geworfen wurde. Plötzlich war er nicht mehr mein Freund und Liebhaber, sondern mein Vorgesetzter und Staatsoberhaupt. Es hatte eine Weile gedauert, bis ich damit hatte umgehen können. Und dann hatte er angefangen, meine Arbeit zu beeinflussen. Zuerst war ich seine Leibwache geworden, vermutlich, weil er mich um sich hatte haben wollen in der ungewohnten Position, die ihm mehr Angst gemacht hatte, als er je zugegeben hätte. Vielleicht war er einfach noch zu jung. Dann, nach einer unglücklichen Verkettung von Ereignissen, während derer ich recht schwer verletzt worden war, hatte Naruto mich zum Lehrer gemacht. Zuerst sollte das nur eine temporäre Lösung sein, bis ich wieder ganz auf dem Damm war, aber irgendwie war ich jetzt schon eineinhalb Jahre Babysitter und jedes Mal, wenn ich Naruto darauf ansprach, blockte er ab. Wie ich es am Anfang gehasst hatte… Ich war ungeduldig mit den Kindern, ich war ungeduldig mit meiner Fähigkeit zu unterrichten und am aller ungeduldigsten war ich mit meiner eigenen Heilung. Ich war ein schrecklicher Lehrer gewesen und ich schätzte, meine ersten Schüler waren mehr als froh, als sie mich endlich loswurden. Bei den nächsten war es dann schon besser und meine neuste Truppe akzeptierte ich mit derselben stillen Resignation, mit der ich mich in meine neue Berufung ergab. Solange Naruto wollte, dass ich Lehrer war, würde ich das sein. Ich war ihm gegenüber hundertprozentig loyal. Als ich meinen kleinen Spaziergang beendete, waren schon fast alle Lichter im Dorf ausgegangen und das Haus machte sich bereit zur Bettruhe. Ich war gerade dabei, mich umzuziehen, als die Tür aufgerissen wurde und Tsubaki hereinstürmte. Sie wurde rot, als sie meinen nackten Oberkörper sah, und wandte sich rasch ab. „Ä-Ähm… Sensei, in der Scheune neben meinem Zi-Zimmer… Da sind so Geräusche zu hören. Ich glaube, da ist irgendein Tier oder so…“, stammelte sie, während ich mir das weite, weiße T-Shirt überstreifte, in dem ich zu schlafen pflegte. „So? Dann solltest du gehen und es verscheuchen", schlug ich trocken vor. „Immerhin bist du eine Kunnoichi, oder?“ „A-Aber… Es klang wirklich groß, Sensei!“, beharrte sie verzweifelt. Ich wollte sie noch etwas weiter ärgern – Denn ich wäre so oder so mitgegangen, selbst wenn sie es alleine versucht hätte – Aber da fiel mir wieder meine nachmittägliche Entdeckung ein und ich runzelte die Stirn. War tatsächlich jemand hier eingedrungen…? „Geht ins Bett, ich werde mich darum kümmern“, verlangte ich, denn natürlich war Nishiki von dem Rukus auf den Plan gerufen worden. Mein Befehl war jedoch nicht sonderlich erfolgreich; sie kamen mir die Treppe runter nach. Ich ließ sie machen, weil sie mir sowieso nachgeschlichen wären. Mit einer Taschenlampe bewaffnet liefen wir über den Hof zum Stall, der direkt an das Wohnhaus angeschlossen und auch etwa so hoch war. Ich schob den schwerfälligen Riegel hoch und trat in die heuduftende Wärme. Ein paar Hühner gackerten, aufgeschreckt von der Taschenlampe, sonst war es still. „Wo ist dein Zimmer etwa?“, fragte ich Tsubaki und sie deutete auf den Heu Stober, zu dem nur eine wackelige Holzleiter führte, die scheinbar schon ihre besten Tage hinter sich gelassen hatte. Was auch sonst. „Bleibt hier unten“, befahl ich, diesmal mit der Tonlage, die ihnen klar machte, dass ich es ernst meinte, dann begann ich den Aufstieg. Die Sprossen knarrten beunruhigend unter meinen Füßen, hielten mich aber, und schließlich war ich oben angekommen. Alles war still und dunkel, nur der schmale Lichtkegel ließ die Staubpartikel sichtbar werden, die in der Luft tanzten. Ich sah mich auf dem Boden um, aber im zertretenen Heu waren kaum Spuren zu erkennen. Leise begann ich, mich umzusehen und näherte mich einem hohen Haufen getrockneten Strohs. „Sasuke-Sensei?“, rief Tsubakis besorgte Stimme von unten und ich ließ vor Schreck die Taschenlampe fallen. Im selben Moment sprang eine Gestalt aus dem Heu und rannte in Richtung der Lucke, durch die das Tierfutter auf den Hof geschaufelt wurde. Ich sah noch eine schlanke Gestalt vor dem Nachthimmel, dann sprang die nach unten. Mit einem gezischten: "Verdammte Kinder...“, rannte ich hinterher. Auf dem Hof brauchte ich nur einen kurzen Orientierungsblick um zu wissen, wohin der Eindringling wollte: der Wald hinter den Feldern. Im fahlen Mondlicht war auf dem Acker gut zu erkennen, dass es sich um einen jungen Mann handelte, dem ich da nachrannte. Sein Gesicht konnte ich jedoch nicht erkennen. Der Einbrecher war schon fast auf Höhe der Bäume, als er sich eine Sekunde lang umdrehte. Offenbar hatte er bis dahin nicht gemerkt, dass er verfolgt wurde, denn er beschleunigte nochmal und erreichte endlich den Rand des Geländes. Mit ein paar geübten Griffen war er auf einem Baum und dann über die Mauer. Zum Glück war ich größer als meine Beute, denn ich konnte mich mit einem Sprung einfach über das Hindernis ziehen und kam ihr somit ein gutes Stück näher. Äste peitschten mir ins Gesicht, Gestrüpp verfing sich in meiner Lieblingsjogginghose und meine Flüche stiegen zum halb vollen Mond hinauf. Endlich war nahe an den Jungen herangekommen und schaffte es schließlich mit einer letzten Anstrengung, ihn an seiner Kapuze zu packen und auf den Boden zu drücken. Er sträubte sich, aber ich riss ihm die Kopfbedeckung weg – Und starrte erstaunt in das Gesicht meines dritten Schülers. Takeshi war schmutzig, aber die Wunde an seinem Kopf war genäht worden. Er wich trotzig meinem Blick aus, als ich fragte: „Was machst du denn hier?“ „Ich musste doch irgendwo schlafen… Und jetzt gehen Sie runter!“, beschwerte er sich und wackelte mit den Beinen. „Nicht, bevor du mir sagst, was eigentlich los ist. Warst du es, der die letzten Tage auf dem Anwesen herumgeschlichen ist?“ „Ja…“, nuschelte er verlegen. Ich runzelte die Stirn. „Warum bist du nicht zu uns gekommen?“ „Sie haben mich doch weggeschickt!“, schimpfte er. Ich stieg von Takeshi runter und setzte mich neben ihn auf den Waldboden. Noch dreckiger konnte ich eh nicht mehr werden. „Ich habe dir angeboten, zu gehen, und du hast dich entschieden, es zu tun.“ „Das… Ich… Sie sind so ein Korintenkacker!“, stieß er wütend hervor, als ihm aufging, dass sein Gestammel zu nichts führen würde. „Außerdem… Bin ich jetzt ja wieder da.“ „Hn.“ „Ich hasse es, wenn Sie dieses Geräusch machen!“ „Das sagen viele“, schmunzelte ich und sah hoch zum Mond, den man zwischen den Ästen gut sehen konnte. „Was willst du also hier?“ „Das wissen Sie doch ganz genau“, pflaumte Takeshi mich an, doch dann wurde er ganz kleinlaut. Scheinbar merkte er langsam, dass er mit seinem Gemecker bei mir auf Granit biss. „Ich will auch wieder an der Mission teilnehmen…“ „Was? Ich kann dich nicht hören ohne ein bestimmtes Wort.“ „Siiiiie…!“ Takeshi knurrte, schlug hilflos auf den Boden und presste fest die Lippen aufeinander. Er focht da gerade einen Kampf mit seinem Stolz und ich wartete geduldig, bis er gewonnen hatte. Schließlich schaffte er es endlich „Bitte nehmen Sie mich wieder in Ihr Team auf, Sensei…“, zu flüstern. Na also, dachte ich höchst befriedigt, und stand auf. „Beeil dich. Es ist spät und du musst noch duschen, bevor du ins Bett gehst“, erklärte ich, als ich ihm voraus in Richtung des Hauses zurück lief. Wir waren weiter gelaufen, als ich gedacht hatte, also dauerte es eine ganze Weile, bis wir wieder da waren. Tsubaki und Nishiki, die besorgt auf mich gewartet hatten, schrien auf, als sie ihren Teamkollegen sahen. Sie umarmten ihn stürmisch und irgendwie landete ich auch in diesem Gruppenkuscheln. Kurz ließ ich es unbehaglich zu, doch dann scheuchte ich sie ins Haus und in ihre Betten. Takeshi wusch sich und bekam leihweise Kleider von mir – Seinen Rucksack würden wir am nächsten Tag aus seinem Versteck im Wald holen – Dann legten sich endlich alle hin. Hatte ich es doch gewusst, dass er zurückkommen würde. Takeshi war so stolz, das war wirklich anstrengend, aber gleichzeitig machte es ihn sehr berechenbar. Er würde lernen müssen, sein Ego besser im Zaum zu halten, wenn er ein großartiger Shinobi werden wollte – Denn das Potential dazu hatte er. Er war stark und intelligent und hatte bereits in seinem jungen Alter ein Gespür dafür, das Richtige zu tun. Ich würde ihm schon beibringen, diese Vorzüge richtig einzusetzen, genauso wie den anderen beiden. Nishikis Atemzüge waren schon lange in ein gleichmäßiges Schnarchen übergegangen, als Takeshi nochmal leise etwas sagte: „Danke, Sensei.“ „Hn“, machte ich und schmunzelte in mich hinein, als ich sein wütendes Knurren hörte. Kapitel 3: Planschbecken ------------------------ Es war spät, als ich durch die leeren Straßen des Dorfes auf meine Wohnung zumanövrierte. Bumi und Suyin hatten uns nicht gehen lassen wollen – Sie hatten die Kinder in den paar Tagen bereits lieb gewonnen, sogar Takeshi, der sich störrisch wie immer benommen hatte – Und auch meine Schützlinge hatten es mit dem Aufbruch nicht eilig gehabt. Das Ehepaar hatte uns ins Dorf begleitet, was dank ihres Alters ewig gedauert hatte, und dann hatten wir zusammen Mittagessen müssen. Zum Abschied hatte es unsere Gastgeberin sich nicht nehmen lassen, jedem ein kleines Geschenk zu überreichen: Tsubaki hatte einen selbstgestrickten Schal mit einer kleinen acht darauf bekommen, die für unsere Team-Nummer stand, Nishiki einen halben Berg Gebäck und Takeshi eine besondere Salbe, die kleinere Kratzer schnell heilen lassen sollte. Mir hatte Suyin mit einem schelmischen, aber auch tadelnden Blick einen Beruhigungstee geschenkt. Verärgert verzog ich das Gesicht. Ich war die Ruhe in Person, dafür war ich verdammt nochmal bekannt! Wie kam sie darauf, mir ausgerechnet so etwas zu schenken? Und für dieses kleine Späßchen hatte sich unsere Abreise so sehr nach hinten verschoben, dass ich erst jetzt, gegen elf Uhr Nachts, nach Hause gehen konnte. Zuvor hatte ich Tsubaki und Nishiki zu ihren Eltern gebracht, Takeshi hatte sich bereits am Stadttor verdünnisiert. Erschöpft von einer Woche Flohzirkus stapfte ich die Treppe hoch, sperrte die Tür auf und erstarrte noch während ich die Klinke in der Hand hielt. Meine Nackenhaare stellten sich auf und ich wusste einfach, dass jemand in der Wohnung war. Mit einem leisen Knurren pfefferte ich den Rucksack in die Ecke, ehe ich mein Schwert zog; der Einbrecher hatte sich den falschen Tag und den falschen Mann ausgesucht. Mit der Waffe im Anschlag schlich ich zuerst zur Küche, die ich jedoch leer vorfand, dann durch das ebenfalls verlassene Wohnzimmer Richtung Büro. Ruckartig stieß ich die Tür auf, doch auch hier war niemand. Ich dachte schon, meine überstrapazierten Nerven hätten mir einen Streich gespielt, als ich erneut ein Geräusch wahrnahm – aus meinem Schlafzimmer, das in einer Galerie lag. Leise, denn der Einbrecher hatte mich wohl noch nicht bemerkt, sonst hätte er wohl versucht, zu entkommen, stieg ich die Treppe hoch, spähte über den letzten Absatz… Und ließ resigniert die Waffe sinken. Auch hier gab es keinen gefährlichen Unbekannten, aber sehr wohl einen unerwünschten Besucher, und der hatte es sich sogar in meinem Bett bequem gemacht. Mit weit aufgerissenem Mund schnarchte Naruto, den Schlaf der Gerechten schlafend. Nicht zum ersten Mal bereute ich es, ihm den Wohnungsschlüssel gegeben zu haben, trotzdem steckte ich mein Schwert weg und machte mich bettfertig. Als ich mich kurz darauf zu ihm legte, wurde er mit einem Grunzen wach und lächelte verschlafen, als er mich erkannte. „Hey, da bist du ja endlich…“ „Ich habe dir den Schlüssel für Notfälle gegeben“, ignorierte ich seine Begrüßung, während ich es gleichzeitig zuließ, dass er den Arm unter meinen Nacken schob. Naruto zog einen Flunsch. „Das ist ein Notfall: Ein klarer Sasuke-Zu-lange-Nicht-Gesehen-Notstand!“, erklärte er im Brustton der Überzeugung. Ich schnaubte nur „Was auch immer“, denn ich hatte jetzt keine Lust, mit ihm zu diskutieren. „Heißt das, ich darf hier pennen?“, fragte er überrascht und ich hörte ihn noch zufrieden summen, bevor ich endlich einschlief. Am Morgen bereute ich es, ihn nicht rausgeschmissen zu haben. Naruto brauchte nicht viel Schlaf und sobald er wach war, benahm er sich wie ein Kind, das sich nicht selbst beschäftigen konnte. Zwar gab er sich große Mühe, ruhig zu sein, aber schmuste sich unangenehm eng an mich und rollte sich von einer Seite auf die andere, bis ich mit einem genervten Seufzen aufgab und duschen ging. Natürlich kam er mit. „Wie war deine Mission?“, wollte er wissen und drückte mich wie üblich auf den Rand der Wanne, um mir die Haare zu waschen. Aus irgendeinem Grund tat er das gerne und aus einem anderen Grund ließ ich ihn gewähren. Als hätte er meine Antwort vorausgeahnt, fügte er noch hinzu: „Und untersteh dich, jetzt nur 'gut' zu sagen!“ Gehorsam antwortete ich mit einem bedeutend längeren: „Es ist gut gelaufen“, wofür ich trotzdem eine Kopfnuss kassierte. „Du bist unmöglich“, lachte Naruto mit einem seltsam weichen Unterton in der Stimme. „Beugen die Kinder sich deiner Alleinherrschaft?“ Er massierte das Shampoo bedächtig in meine Kopfhaut und ich schloss die Augen, doch bei dem Gedanken an Takeshi runzelte ich die Stirn. „Natürlich.“ „Was ist los?“, hakte er nach, denn natürlich war ihm mein Gesichtsausdruck nicht entgangen. „Nichts.“ „Du kannst mir alles sagen, Sasuke“, erklärte er leise und zog die Finger zurück. „Du bist mein Chef. Wieso sollte ich ausgerechnet dir sagen, was in meiner Arbeit schiefläuft?“, erwiderte ich und stand auf, um mir das Shampoo aus den Haaren zu waschen. „Weil du es sonst niemandem erzählst.“ Naruto klang plötzlich betrübt, so gar nicht nach sich selbst. „Und weil ich nicht nur dein Hokage bin. Im Moment bin ich das überhaupt nicht.“ „Du bist immer mein Hokage“, wiedersprach ich und drehte mich mit ernstem Blick zu ihm um. Das Wasser fing sich in meinen Wimpern und ließ Narutos Umrisse glitzern. Ich blinzelte es weg. „Du hast viele Rollen zugleich, aber du hörst nie auf, eine davon zu sein.“ „Wenn ich bei dir bin, gibt es keine Rollen. Dann bin ich einfach ich.“ „Wirklich?“, lächelte ich schmal und zog ihn sanft an der Hüfte zu mir. „Dann muss ich dich leider wegen Hausfriedensbruch anzeigen, wenn es nicht mein Hokage war, der gestern in meine Wohnung eingebrochen ist.“ Sofort wich die Ernsthaftigkeit aus seinen Zügen, machte Platz für sein schelmisches Grinsen. Stand ihm eh besser. „Ok, in dem Fall bin ich vielleicht doch dein Chef… Aber das zählt nicht, da warst du ja noch nicht da.“ Ich summte zufrieden, aber noch wollte Naruto keine Ruhe geben. „Dann befehle ich dir eben als dein Vorgesetzter, mir zu sagen, wie es gelaufen ist.“ „Ich dachte, du willst gerade nicht mein Chef sein?“, seufzte ich genervt und stieg aus der Wanne, wo ich mir die Haare trocken rubbelte. „Mensch, Sasuke.“ Naruto blickte verärgert aus seinen babyblauen Augen. Nicht sehr einschüchternd. „Warum muss ich dir eigentlich jedes Wort über deinen Job aus der Nase ziehen? Früher hast du doch auch darüber geredet!“ Zurück in der Galerie, auf der mein Schlafzimmer lag, zerrte ich lustlos ein paar Klamotten aus dem Schrank. „Meine Arbeit ist einfach nicht interessant.“ Naruto, der mir gefolgt war und aus seiner kleinen Schublade am Boden meines Schrankes ein paar Unterhosen hervorzog, sah entsetzt zu mir auf. „Du beobachtest Kinder dabei, wie sie erwachsen werden! Das ist sehr wohl interessant“, widersprach er brüskiert. „Wenn du das sagst“, erwiderte ich schulterzuckend. Dann deutete ich auf die Wäsche in seiner Hand. „Seit wann deponierst du hier deinen Kram?“ Meine Wohnung war doch kein übergroßer Kleiderschrank für den Hokage. „Hm?“, machte er, während er mit Unschuldsmiene in ebendiese Boxershorts schlüpfte. „Ich muss mich doch umziehen, wenn ich hier geschlafen habe! Wieso?“ „Dann schlaf einfach nicht hier“, erwiderte ich gereizt. Naruto beobachtete mich nachdenklich. „Die Woche hat dich wirklich gestresst, oder?“, wollte er dann mit sanfter Stimme wissen. Mein eigenes Erstaunen zeigte mir, dass ich mal wieder vergessen hatte, wie gut dieser Mann mich eigentlich kannte. Missbilligend zupfte ich einige widerspenstige Haare in meiner Stirn zurecht, wobei ich aber Naruto nicht aus den Augen ließ. Er war echt gut darin, die Leute zu lesen und zu beeinflussen, und er merkte es noch nicht mal. Wenn er nur schlau genug gewesen wäre zu merken, dass er mir damit unglaublich auf die Nerven ging. „Gehen wir im Myra frühstücken?“, beendete ich das Gespräch ohne zu antworten. Er nickte schicksalsergeben. Ich hatte an diesem Tag Urlaub und eigentlich vorgehabt, ihn in Ruhe zu Hause zu verbringen, was mit Naruto an meiner Seite aber natürlich nicht möglich war. Er hatte 'zufälligerweise' ebenfalls frei und wollte bespaßt werden. „Hast du dir extra für mich Urlaub genommen?“, fragte ich sarkastisch, als wir uns auf den Weg ins Schwimmbad machen. Er wäre zwar gerne an einen See gegangen, aber dazu war es noch zu kühl. Mit überraschtem Blick antwortete Naruto: „Natürlich!“ Dabei legte er so einen überzeugten Ton hin, dass ich unbehaglich das Gesicht abwandte. „Idiot…“ Manchmal wurden mir seine Späßchen echt zu viel. Ich musterte die neben mir laufende Person skeptisch. „Glaubst du wirklich, dass das funktioniert?“ Naruto warf das lange blonde Haar über die Schulter und grinste mich unbekümmert an. „Klar doch! Du merkst es doch selbst: Keiner beachtet uns. Wenn ich als Mann rumlaufen würde, hieße es ständig nur 'Hokage-sama!' hier und 'Hokage-sama?' da und darauf hab ich keine Lust. Ich will die Zeit mit dir genießen. Außerdem…“ Das Mädchen hakte sich bei mir unter und schmiegte die obszön großen Brüste an meinen Arm. Ich drehte das Gesicht weg. „Außerdem seh ich so sexy aus, oder?“ Wir hatten uns am Morgen für eine Weile getrennt, damit wir unsere Sachen zusammensuchen konnten, dann hatte ich ihn von seiner Wohnung abgeholt – Oder eher sie, denn Naruto hatte bereits in seinem Sexy no Jutsu die Tür geöffnet. Ich war ziemlich irritiert davon gewesen, weil ich ihn schon ewig nicht mehr so gesehen hatte, und selbst jetzt wusste ich nicht, wie ich damit umgehen sollte. Allerdings musste ich zugeben, dass es funktionierte: Niemand würdigte uns eines Blickes. Er hatte Glück mit seinem lächerlich riesigen Chakraaufgebot, sonst hätte diese Tarnung nicht lange gehalten. Als ich nichts sagte, kicherte Naruto nur und strich sich eine blonde Strähne hinters Ohr. „Sakura-chan hat für ein paar Stunden schon alles im Griff. Außerdem weiß sie, wo wir sind, falls etwas wichtiges sein soll. Das Dorf wird schon nicht untergehen.“ „Vermutlich. Es überlebt dich als Hokage jetzt schon ein paar Jahre. Es ist zäh.“ Lachend knuffte Naruto mich gegen den Oberarm. „Du bist so gemein!“ Ich zuckte nur amüsiert die Schultern, also wechselte sie das Thema: „Willst du mir jetzt endlich erzählen, was während deiner Mission passiert ist?" „Nein.“ „War es echt so schrecklich?“, wollte das Mädchen wissen, dann, mit einem entsetzten Blick, fuhr sie fort: „Aber sie leben alle drei noch?!“ Ich verdrehte die Augen. „Wir haben Urlaub auf dem Bauernhof gespielt, Naruto. Das gefährlichste, das ihnen passieren konnte, war umzukippen, weil ein Schaf zu niedlich war.“ Naruto lachte, aufgeben tat sie aber nicht. „Wenn es nichts Schlimmes war, kannst du es mir ja genauso gut erzählen.“ Bevor ich etwas erwidern konnte, wurde unser Gespräch von einem hellen „Sasuke-Sensei!“ unterbrochen. Ich sah auf und erkannte meinen Flohzirkus, der mit verschiedenen Stufen der Begeisterung auf uns zu rannte. Auf allen Gesichtern, sogar dem von Takeshi, machte die Freude Erstaunen Platz, als sie Naruto neben mir sahen. Sogar bei den Kindern war es wohl schon bekannt, dass ich nie mit Frauen unterwegs war. Juhu. „Ist das Ihre Freundin?“, wollte Tsubaki mit großen Augen wissen, woraufhin ich meinen Arm aus Narutos Griff befreite. Sie schien sich auch noch über diese Bezeichnung zu freuen. „Hah, ich glaube, ich krieg nie genug davon, so genannt zu werden“, meinte sie mit klimpernden Wimpern an mich gewandt. Ich verzog ungnädig das Gesicht und sie wandte sich lachend wieder an die Kinder. „Was habt ihr so vor?“ „Wir wollen trainieren gehen, Ma'am“, antworte Takeshi, als seine jüngeren Kameraden ihn hilfesuchend anblickten. Er straffte, offensichtlich nervös, die Schultern und zog die Lasche seines Rucksacks zurecht. „So? Ihr seid doch gestern erst von einer Mission zurückgekommen… Ha-hat Sasuke gesagt!“, haspelte sie, als die Kinder sie schräg ansahen, weil sie das ja gar nicht wissen konnte. „Wollt ihr euch nicht ausruhen?“ Über das daraufhin einsetzende Protestgeschrei lachte Naruto nur. „Sehr löblich! Von nichts kommt nichts, eh? Außer bei diesem arroganten Affen hier. Der konnte immer alles auf Anhieb“, neckte sie mich mit einem schelmischen Grinsen. Ich strafte Naruto mit einem überheblichen Blick Marke-„Du bist ja nur neidisch“, war aber nicht wirklich beleidigt. Er wusste, dass ich hart für meinen Erfolg gearbeitet hatte – obwohl mir vieles tatsächlich leichter gefallen war als ihm. Plötzlich bemerkte ich die fragenden Blicke, die die Kinder sich zuwarfen. Takeshi grinste sogar. „Und was haben Sie beide vor, wenn ich fragen darf?“, wollte er wissen und sein Feixen wurde nur noch breiter, als Naruto es ihm erzählte. „Oh, wir wollen nicht bei einem Date stören!“ Tsubaki und Nishiki kicherten und ich warf meinem ältesten Schüler einen warnenden Blick zu. „Das ist kein Date.“ „Du bist so grausam!“, jammerte mein Liebhaber und schaffte es sogar, ein bisschen wässrige Augen vorzuheucheln. „Sie sollten nicht so mit einer Dame reden“, schalt Takeshi mich wütend. Er wurde rot, als Naruto sich bei ihm bedankte und grinste sie eine Spur zu breit an. „Vor allem, wenn sie so hübsch ist!“ „Ach du…!“, kicherte Naruto ziemlich überzeugend. Ihr machte das offensichtlich ein bisschen zu viel Spaß, die Jungfrau in Nöten zu mimen. Mürrisch starrte ich sie an. Was sollte das denn? Naruto konnte doch nicht mit meinem minderjährigen Schüler flirten! Es war mir völlig egal, was er so trieb, aber Takeshi war immerhin noch ein Kind. „Wir… Sollten jetzt auch gehen!“, schlug Takeshi vor, dem offenbar als einzigem meine immer schlechter werdende Laune aufgefallen war. Naruto hatte sie sicherlich ebenfalls bemerkt, sich aber entschlossen, sie zu ignorieren. „Warte.“ Naruto ließ den Blick nachdenklich über die drei wandern, dann blitzten ihre Augen beunruhigend auf. „Ich glaube wirklich, ihr solltet euch einen Tag frei nehmen. Warum leistet ihr uns nicht Gesellschaft?“ "Was?“, fragten die Kinder und ich wie aus einem Munde. „Ach, kommt schon, das wird bestimmt lustig! Ihr müsst ja nicht die ganze Zeit mit uns rumhängen. Wir gehen gemeinsam ins Schwimmbad, lernen uns ein bisschen kennen und dann macht ihr, was ihr wollt, ok?“ Die drei sahen sich verwirrt an, trauten sich aber offensichtlich nicht, den Wunsch dieser aufdringlichen Frau abzulehnen. Also nickten sie zögerlich und liefen los, um ihre Badesachen zu holen. Ich musterte meinen Lover misstrauisch. Sonst war er sehr eifersüchtig, was unsere Zeit zu zweit anging, da kam es mir sehr spanisch vor, dass er sie jetzt so leicht aufgeben sollte, nur, um ein paar Genin kennen zu lernen. „Was hast du vor?“, wollte ich wissen, aber Naruto zuckte nur die Schultern. „Da es ja kein Date ist, ist es doch egal, ob ich noch jemanden einlade, oder?“, fragte sie, scheinbar bestens gelaunt, zurück. Nickend ließ ich es darauf bewenden, weil ich sie so vielleicht wenigstens nicht die ganze Zeit unterhalten müsste. Voll guter Hoffnung hatte ich ein Buch mitgenommen, das schon seit Wochen auf meinem Nachtkästchen gelegen hatte, und wenn mein Lover mit den Kindern spielte, könnte ich es vielleicht tatsächlich endlich beenden. Naruto sah, sich die Augen mit der Hand beschattend, das große Gebäude empor, in dem sich das Schwimmbad empfand. „Ich weiß gar nicht, wann ich zuletzt schwimmen war.“ „Vor zwei Jahren waren wir hier, kurz nach deiner Amtseinführung. Aber wir sind nicht lang geblieben, weil es zu viel Trubel gab“, antwortete ich und bereute es sofort, als sie sich viel zu sehr darüber freute. „Awww, das weißt du noch?“, fragte sie laut und nahm mich einfach in den Arm. Mit der Hand an ihrer Schulter versuchte ich, sie von mir zu schieben, was gar nicht so leicht war. Für ein zierliches Mädchen hatte sie ganz schön Kraft. „Lass den Mist!“ „Aber ich hab dich so vermisst, du Gefühlsinvalide!“, jammerte sie und versuchte tatsächlich, mich in aller Öffentlichkeit zu küssen. „Naruto…“, knurrte ich und schob sie endgültig von mir. Sie sah mit einem Schmollmund zu mir auf. „Was denn? Wir küssen uns doch nur nicht in der Öffentlichkeit, weil du nicht willst, dass alle wissen, dass du schwul bist. Wenn du mich jetzt küsst, würde das vielleicht sogar ein paar Gerüchte zerstreuen.“ „Es ist mir egal, was die Leute denken", erwiderte ich kühl. „Und das ist es dir auch, also erfinde nicht irgendwelche Ausreden.“ „Ich wollte nur, dass du dich entspannst…“ Aber Naruto versuchte nicht mehr, sich mir zu nähern, sagte stattdessen gar nichts mehr. Mürrisch betrachtete ich ihr beleidigtes Gesicht. Na super, bekam sie jetzt schon Hormonschwankungen wie eine richtige Frau? Es war eindeutig keine gute Idee gewesen, dieses Jutsu zu benutzen, dachte ich, mir unbehaglich mit den Fingern durchs Haar fahrend. Schließlich nervte mich die Stille so, dass ich die Hand unter Narutos Kinn legte und es zu mir drehte. Erstaunte blaue Augen starrten in meine, als ich für einen Moment innehielt. Es war albern, aber mein Herzschlag beschleunigte sich tatsächlich ein wenig und mein Mund wurde ganz trocken. Es war nichts Besonderes, Naruto zu küssen, warum stellte ich mich jetzt so an? Vielleicht, weil sie nicht aussah wie der Mann, den ich sonst küsste, und ich ein schlechtes Gewissen hatte? Ich schob diesen lächerlichen Gedanken beiseite, packte sie am Arm und küsste sie grob. Noch bevor sie erwidern konnte löste ich mich von ihr und drehte mich mit verschränkten Armen halb von ihr weg. „Zufrieden?“, brummte ich verstimmt. Naruto lachte glücklich und schmiegte sich wieder an meinen Arm. „Bastard, das war jetzt nicht sehr romantisch. Du hast echt keine Erfahrung mit Frauen, oder?“ „Du bist ja auch keine Frau“, schnappte ich ungeduldig. Wie war ich bloß an diesen Depp geraten?! Sie summte zufrieden und sah sich neugierig um, ob ein paar Leute zugeschaut hatten, wobei sie jedoch enttäuscht wurde; erneut hatte uns niemand beachtet. „Hoffentlich haben wir im Bad auch unsere Ruhe. Aber im Bikini erkennt mich bestimmt niemand. Oder meinst du, ich soll mir eine Taucherbrille aufsetzen, so als Verkleidung?“ „Vielleicht wäre das eine Verbesserung für dein Gesicht“, gab ich trocken zurück, worüber sie sich brüskierte, bis meine Schüler mit ihren Badesachen zurückkehrten. Takeshi räusperte sich gewichtig und fragte: „Das haben wir vorhin vergessen, Entschuldigung… Aber wie heißt du eigentlich?“ Naruto und ich warfen uns einen erschrockenen Blick zu. Darüber hatten wir wegen ihrer Albereien gar nicht nachgedacht! „Na… Naruko…?“, stammelte sie dann und ich hätte mir am liebsten ins Gesicht geschlagen. Einfallsreicher wäre es nicht gegangen? Sie war doch der verdammte Überraschungsninja und jetzt hörte es auf ein Mal auf damit oder wie? „Echt? Wie der Hokage!“, fiel Nishiki sofort auf, woraufhin Naruto leicht errötete. „Ähm, ja, cool, nicht?“, lachte sie und rückte etwas näher zu mir, als könne ich sie beschützen. Ich verschränkte distanziert die Arme. Das Süppchen hatte sie sich selbst eingebrockt, sollte sie es doch auslöffeln. „D-Der Name war beliebt, als wir geboren wurden.“ Es sah sogar aus, als würden die beiden Jüngeren ihr das abkaufen, nur Takeshi musterte Narutos Gesicht plötzlich etwas genauer. Dann zuckte er aber die Schultern und ließ es darauf bewenden. Zum Glück waren die Jugendgeschichten unseres Staatsoberhauptes offensichtlich noch nicht zu ihm durchgedrungen, sonst hätte er wohl mit Leichtigkeit erraten, wen er da vor sich hatte. „Na dann lasst uns mal reingehen und ein bisschen Spaß haben!“, rief Naruto, die das Thema wohl so schnell wie möglich abhaken wollte, und lief uns voraus ins Schwimmbad. Trotz Takeshis Protest musste Naruko selbst für ihren Eintritt zahlen – wäre ja noch schöner, wenn ich den Hokage eingeladen hätte. Mit den Karten gelangten wir durch die Drehtür in den Bereich der Umkleiden, wo kreischende Kinder durch die tropisch-warme Luft hopsten. Eltern verfolgten ihre Sprösslinge mit deren Kleidung in der Hand, um sie zum Gehen zu bewegen. Ein Junge tollte sogar völlig nackt an uns vorbei. Ich war schon erschöpft, bevor wir überhaupt im Wasser waren. Die Kabinen und Spinde waren in Reihen angeordnet. Wir verstauten unsere Taschen, dann ging jeder sich umziehen. Ich schlüpfte gerade in meine Badeschlappen, als es zögerlich an meiner Tür klopfte und Naruto leise: „Darf ich kurz reinkommen?“ fragte. „Was ist denn?“, fragte ich, ungeduldig die Tür öffnend. Sie drängte sich zu mir in die Kabine, schloss die Tür hinter sich und lächelte seltsam, während sie an ihrem winzigen Bikini – wo zur Hölle hatte sie den eigentlich her? – herumnästelte, bis die kleinen Stoffdreiecke von ihrer Brust rutschten. „Die Bänder gehen immer auf…~♥“, gurrte sie anzüglich. „Dann bind sie richtig zu.“ Ich drehte sie mit dem Rücken zu mir und wollte nach dem Bikini greifen, doch da legte sie die Hände um meine Handgelenke und legte sie auf ihren Busen. Über die Schulter sah sie mich an, den Hintern an meinen Schritt gepresst, die Lippen leicht geöffnet. „Ich will gar nicht wirklich, dass du mich anziehst, Sasuke“, machte sie deutlich. Irritiert zog ich die Hände zurück. „Hast du dich deswegen in ein Mädchen verwandelt?“ „Unter anderem“, gab sie freimütig zu und näherte sich mir, sodass sie die Brüste direkt an meinen Körper drücken konnte. Sie fühlten sich warm und schwer an auf meiner Haut, alles andere als unangenehm… „Komm schon, sei nicht so verspannt.“ Sie musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um meinen Hals küssen zu können, und presste sich dafür mit dem gesamten Gewicht gegen mich. „Die Kinder sind gleich nebenan“, zischte ich leise, die Hand halbherzig auf Narutos Schulter legend. Sie sah mich amüsiert an. „Dann musst du eben leise sein.“ „Dazu wird es keinen Grund geben. Ich bin schwul, falls du es vergessen hast.“ „Du hast es nur noch nie mit einem Mädchen ausprobiert“, wiedersprach sie dreist und legte die Hand auf meinen Schritt, wo sie einen Moment überrascht – und wohl etwas enttäuscht – liegen blieb. „Hm… Da ist wohl tatsächlich etwas mehr Überzeugungsarbeit nötig.“ „Lass es einfach“, murrte ich, aber da war Naruto schon vor mir in die Knie gegangen. Ich leckte mir über die Lippen. Zugegeben, ein bisschen neugierig war ich schon. Und das hier, in der Umkleidekabine des Schwimmbads, könnte wirklich sexy sein, dachte ich, als Naruto meine Badehose runterschob. Ihre Augen blitzten begierig, sobald sie meinen Penis sah und sie ließ die Zunge fast schon andächtig langsam darüber gleiten. Keuchend griff ich in ihr Haar, als mein Körper doch langsam reagierte, viel weniger auf den Körper zu meinen Füßen als darauf, dass Naruto so emsig bemüht war, mich zu erregen. Er hatte sich dieses Spiel für mich ausgedacht und war jetzt bereit, sich (noch mehr als sonst) Mühe zu geben, damit es mir gefiel. Diese Hingabe turnte mich wahnsinnig an – mal von der begabten Zunge an meinem Schwanz abgesehen. Befriedigt davon, mich doch hart gemacht zu haben, leckte sie dich die Lippen, dann nahm sie meinem Hoden in die Hand und saugte daran. „Hast du es dir besorgt, während du nicht da warst?“ „Was…?“ „Ob du masturbiert hast“, wiederholte sie. Sie erkundete mit der Zungenspitze die Unterseite meines Hodens, saugte etwas an der Stelle direkt daneben und genoss es so offensichtlich, dass mein Magen sich richtig verknotete vor Lust. Scheiße, Naruto war wirklich heiß, egal, welchen Körper er hatte. „Nein… Ich war immer bei den Kindern.“ Schmunzelnd sah sie zu mir auf, die Hand inzwischen um meinen Schwanz geschlossen. „Das bist du jetzt auch und trotzdem hast du einen Harten…“ „D-Das ist nicht dasselbe“, zischte ich, aber es ging in einem Stöhnen unter, als sie mich endlich in den Mund nahm. Geschickt bewegte sie den Kopf vor und zurück und ließ die Zunge um meinen Schwanz kreiseln, als wäre der ein Lutscher. Viel zu früh löste sie sich von mir, aber sie war offenbar noch nicht fertig. „Setzt dich auf die Bank“, verlangte sie flüsternd und krabbelte mir nach, als ich der Aufforderung nachkam. Ich war einfach zu angeturnt und neugierig, um sie weiter abzuweisen. Naruto spreizte meine Beine, rutschte dicht zu mir und grinste zu mir hoch. „Das wollte ich schon immer mal ausprobieren.“ Sie nahm ihre Brüste und umfing damit meinen Penis. Stöhnend sah ich zu, wie sie ihr weiches, heißes Fleisch auf und ab bewegte. Sie spielte mit ihren harten, dunklen Nippeln, völlig fasziniert von dem, was sie gerade tat. Es fühlte sich ungewohnt an und ich musste etwas zurück rutschen, damit sie überhaupt richtig hin kam, aber gleichzeitig war alleine der Gedanke, dass der Hokage, der verdammte mächtigste Mann des Dorfes, sich für mich in eine Frau verwandelt hatte und mir jetzt an seinen Brüsten eine runterholte, so unglaublich scharf. „Benutzt ein bisschen Speichel.“ „Ansprüche auch noch, huh?“, amüsierte Naruto sich, nur um im nächsten Moment Speichel von ihrer Zunge zwischen ihre Brüste tropfen zu lassen, die sie so besser bewegen konnte. Sie leckte über meine Eichel und nuckelte fest daran, als sie merkte, dass es mir gefiel. So viel Hingabe… „Shit, Naruto, ich komm gleich.“ Ich griff in ihr Haar und fing an, meinen Schwanz zwischen ihren Busen zu stoßen. Das Wackeln ihrer Brust hatte etwas Hypnotisches, sodass ich fast etwas vergessen hätte. „N-Nimm ihn in den Mund.“ „Was? Ich will, dass du auf meinen Titten kommst, Baby“, schmollte Naruto, aber ich schob sie von mir weg. „Du kannst nicht mit Sperma auf dem Körper zur Dusche laufen.“ Das schien ihr einzuleuchten, sodass sie die Lippen um meinen pulsierenden Penis legte. Sie musste nur ein paar Mal saugen, bevor ich mich stöhnend in ihren Mund ergoss. Kurz nuckelte sie noch begierig an mir, dann öffnete sie den Mund und sah zu mir auf, als sie mein Sperma schluckte. Erschöpft ließ ich mich gegen die Kabinenwand sinken und sah ihr zu, wie sie mit einem zufriedenen Grinsen ihr Bikinioberteil wieder verknotete. „Du bist wirklich notgeil…“, brummte ich, während ich überlegte, ob ich nicht noch ein Weilchen hier sitzen bleiben könnte. Ich fühlte mich grade so angenehm schlapp und hatte absolut keine Lust, aufzustehen. Natürlich war das albern, machte ich mir sofort klar, also erhob ich mich und zog mich ebenfalls an. „Ich?“, fragte Naruto ganz unschuldig, dann grinste sie hinterlistig. „Wer hat denn grade jemand anderem in den Mund gespritzt?“ Mit der flachen Hand schob ich ihr Gesicht weg, als sie mich küssen wollte, dann verließ ich die Kabine. Bemüht gelassen holte ich das Handtuch aus meiner Tasche. Trotzdem zuckte ich zusammen, als Nishiki um die Ecke der Spinde stürmte und laut fragte, wo wir blieben. Naruto grinste äußerst undamenhaft in sich hinein und ich sah ihr wütend nach, als wir uns vor den Duschen trennten. Länger als sonst blieb ich unter dem Wasser stehen, um auch ja alle Spuren meiner Unverfrorenheit von mir abzuwaschen. Ich war ein Lehrer! Wie konnte ich so etwas tun, während meine Schüler in der Nähe waren? Als ich endlich fertig war, warteten die anderen bereits in der warmen Luft des Erlebnisbades. Es gab vier Becken, eines für Kleinkinder, eines für Jugendliche mit Rutschen und einem Wasserstrudel, einen Jacuzzi und ein Sportbecken. In Letzterem war gerade ein Verein zugange, wie ich enttäuscht feststellte. Ich hätte gerne ein paar Bahnen gezogen. „Was sollen wir zuerst machen?!“, fragte Naruto, die scheinbar noch begeisterter war als die Kinder. Sie stürmten alle davon in Richtung der Rutsche und ich hoffte schon, dem ganzen entkommen zu können, als Tsubaki mich mit einem schüchternen Lächeln an der Hand nahm und mit sich zog. Jetzt, am frühen Nachmittag, war noch nicht viel los, sodass wir nicht lange anstehen mussten. An der Rutsche hing extra ein Schild, das betonte, dass nur eine Person fahren dürfte, aber das ignorierte Naruto, als sie uns in eine Reihe organisierte: „Ok, alle zusammen. Tsubaki, du bist die Leichteste, du zuerst. Dann die Jungs und unser Fettsack“ – damit war ich gemeint – „Kommt zuletzt. Alles klar? Dann los, es geht gleich los!“ Es setzte einiges Chaos ein, als die Anweisungen des getarnten Hokage ausgeführt wurden, doch schließlich saßen alle in Position. Takeshi grinste Naruto über die Schulter hinweg ein wenig zu breit an und sie zwinkerte ihm zu, dann befahl sie: „Schiiiiiiiiebt!“ Alle ruderten mit den Armen, trotzdem dauerte es etwas, bis unsere Karawane an Geschwindigkeit gewann. Wir lehnten uns alle zurück (Naruto zwang mich dazu, mitzumachen) und rauschten geradezu durch die kurze, bedrohlich wackelnde Rutsche. Naruto riss kreischend die Arme in die Luft, worüber ich nur die Augen verdrehen konnte, aber die Kinder machten begeistert mit. Lange dauerte die Fahrt sowieso nicht. Unten stießen wir prustend auf eine Wasserwand, die uns abbremsen sollte. Ich löste mich, während die anderen noch lachten, und ließ den Blick über die ausgelassenen Gesichter schweifen… Von denen eines fehlte. Erschrocken tastete ich unter die Wasseroberfläche und fand eine schmale Schulter, an der ich die keuchende Tsubaki hervorzog. „Woa, was ist mit dir?“, fragte Naruto, besorgt den Arm um das Mädchen legend. „D-Das Wasser hat mich runter gedrückt…. Danke, Sasuke-Sensei“, sagte sie verlegen, doch ich schnaubte nur. „Ab jetzt rutscht ihr höchstens zu zweit“, gebot ich, bereits dabei, den Ort des Geschehens zu verlassen. Mir war das eindeutig zu viel Trubel mit den vieren. Ich machte es mir auf einer der Flächen gemütlich, auf denen man sich von einem Wasserstrahl massieren lassen konnte, und sah der kleinen Truppe beim Spielen zu. Sie rutschten noch mehrmals und jagten sich durch den Wasserstrudel und irgendwie musste ich schmunzeln, als Naruto versuchte, über die Absperrung zu entkommen, aber im letzten Moment von den beiden Jungs gefangen wurde. Sie streckte die Hand hilfesuchend nach mir aus, wurde aber auf den Schultern von Takeshi und Nishiki davongetragen wie eine übergroße Jagdtrophäe. Naruto war es nie schwer gefallen, so ausgelassen zu sein. Er war das eher zu sehr. Während ich ihm so zusah, wie er, als Mädchen verkleidet, mit ein paar Kindern herumtollte, ging mir plötzlich auf, was für einen enormen Teil seines Charakters er aufgegeben hatte, als er Hokage geworden war. Klar, er war immer noch als Spaßvogel bekannt und erlaubte sich viele Scherze mit seinen Angestellten und den anderen Kage (gerade mit Gaara), aber er war lang nicht mehr so ein Kindskopf wie noch vor seinem Amtsantritt. Manchmal waren seine Augen dunkel vor Sorge. Dann kam er zu mir, aber ich wusste nicht, was ich dagegen tun sollte. Ich konnte niemanden aufheitern. Als ich aufstand, um zu unseren Liegen zu gehen, wurde Naruto auf mich aufmerksam. Sie folgte mir im Wasser und sah mich fragend an. „Ist dir nicht langweilig, so alleine?“ Ich warf ihr mit hochgezogenen Brauen einen Blick zu und sie lachte. „Ok, doofe Frage, du Einzelgänger… Aber du kommst nachher schon ins Wasser? Ich wollte nicht mit den Kindern hier sein.“ „Du hast sie doch eingeladen.“ „Awww, du brauchst nicht eifersüchtig sein!“, grinste sie, wofür ich ihr mit dem Fuß Wasser ins Gesicht spritzte. Ich war doch nicht eifersüchtig, dachte ich verstimmt, während ich mich vom Wasser entfernte. Von mir aus konnte dieser Volltrottel machen, was er wollte, mit wem er wollte. Mich betraf das nur insoweit, dass er seinen Job nicht vernachlässigte und meine Schüler in Ruhe ließ. Davon abgesehen hatte er sich mir für den heutigen Tag aufgedrängt und jetzt ließ er mich einfach sitzen. Da war es ja wohl nicht verwunderlich, dass ich ein wenig irritiert war. In dem Versuch, meine Gedanken von diesem unnötigen Thema abzuwenden, holte ich mein Handtuch und mein Buch aus den gläsernen Regalen in der Nähe der Duschen und suchte mir eine ruhige Liege in einer abgeschiedenen Ecke des Schwimmbads. Plastikpalmen wedelten so tropisch-beruhigend über mir im künstlichen Licht, dass ich fast das allgegenwärtige Kinderlachen ausblenden und mir vorstellen konnte, ich wäre tatsächlich irgendwo in der Ferne. Irgendwo, wo ich für niemanden außer mich selbst verantwortlich war. Wo ich mich nicht mit sozialen Verpflichtungen herumschlagen musste. Wo ich alleine war mit einem Auftrag und dem Willen, diesen zu erfüllen… „Sasukeeeee!“, weckte mich eine schrille Stimme aus meinem Halbschlaf. Ich fuhr gerade hoch, als ein schlanker Körper sich auf meinen Schoß schwang und erwartungsvolle blaue Augen mich anfunkelten. Im Hintergrund sah ich die Umrisse meiner Schüler. „Wir haben einen Haufen Geld bezahlt, um hier zu sein, da kannst du doch nicht pennen!“, beschwerte sich Naruto, die mir gegen die Brust schlug. Ihre langen Zöpfe hatten sich ein wenig gelöst, sodass ihr die blonde Mähne wild ins Gesicht hing. Ihr Haar schimmerte rötlich im Licht der Wärmestrahler. Ich drehte das Gesicht weg. „Geh runter.“ „Huh? Ach komm schon, du Spielverderber“, schmollte sie, wobei sie jedoch meiner Aufforderung nachkam und aufstand. Dann streckte sie mir die Hand lächelnd hin. „Wir wollen essen gehen. Kommst du mit?“ „Ich habe keinen Hunger.“ „Aber du kannst dich doch wenigstens zu uns setzen.“ Naruto wartete einen Moment, seufzte resigniert und verschränkte die Arme vor der Brust, als keine Antwort kam. „Du willst jetzt aber nicht wirklich die ganze Zeit hier alleine rumhocken, oder?“ Zu meiner Überraschung bekam ich Unterstützung von Takeshi, der sich kurzerhand auf die Liege neben meiner setzte. „Ich will eigentlich auch nichts und bleib hier. Geht ihr ruhig“, sagte er mit einer gebieterischen Geste. Naruto löste beide Zöpfe und warf das Haar über die Schulter, die Stirn in missbilligende Falten gelegt. „Schade, dabei hätte ich mich gerade mit dir gerne unterhalten. Was ihr so angedeutet habt, hast du schon so einiges erlebt, seit du bei Sasuke in der Ausbildung bist…“ Ich zog die Brauen zusammen, weil mir ihr Interesse speziell an Takeshi doch suspekt vorkam, doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, sagte mein ältester Schüler: „Wir können uns ja nachher noch unterhalten… W-Wenn du willst“, fügte er hinzu, als ihn seine Schüchternheit doch noch einholte. Dabei warf er mir einen vorsichtigen Blick zu, als erwarte er, ich würde ihn gleich erschlagen. Was war denn nur mit allen los? „Na gut, wie ihr meint“, fand Naruto mit einem breiten Lächeln ihre notorische gute Laune wieder. Sie winkte uns, dann griff sie nach den Händen der anderen beiden Kinder und zog diese zur Kantine. Jetzt sah Takeshi doch etwas neidisch drein, bevor er es sich bequem machte. Ich wollte mich meinem Buch zuwenden, wurde jedoch von einem Gesprächsversuch meines Schülers unterbrochen: „Naruko ist wirklich nett…“ „Hm?“, machte ich ohne aufzusehen. „Und hübsch ist sie auch.“ Die Nase rümpfend sah ich einem Vater dabei zu, wie er mit seiner Tochter spielte. „Findest du?“ „Na, Sie ja offenbar auch, so, wie Sie sie nicht aus den Augen gelassen haben!“, sagte Takeshi, was mich kurz sprachloch machte. Ich hatte was? „Na ja, jedenfalls haben sich dann wohl alle geirrt, was Sie und den Hokage angeht… Aber so eine Bombe hätten Sie echt nicht geheim halten müssen!“, grinste er verschwörerisch und stieß mich mit dem Ellbogen an. Ausnahmsweise hätte ich wirklich gerne etwas dazu gesagt – aber ich wusste einfach nicht, was. Diese verschrobene, unausgesprochene Entschuldigung – denn ich ging davon aus, dass es eine solche sein sollte – War so sinnlos wie nur irgendetwas auf der Welt. Im selben Moment war sie unglaublich verführerisch. Es schien nämlich, als wäre Takeshi eine ziemliche Tratschtante und vielleicht würde sich das Gerücht ja verbreiten, dass ich eine Freundin hatte. Dann wäre ich die ewige Fragerei los, was mich und Naruto anging. Noch dazu log ich meinen Schüler ja nicht direkt an, wenn ich ihn jetzt nicht korrigierte, ich ließ ihm nur seinen Glauben. „Glaub, was du willst“, erwiderte ich schließlich schulterzuckend. Ich musste mich schließlich nicht vor ihm rechtfertigen. "Wo haben Sie Naruko denn kennengelernt? So eine Freundin hätte ich auch gerne!“ Mit hochgezogenen Brauen sah ich zu ihm rüber. „Machen sich deine Eltern keine Sorgen, wenn du jetzt schon so den Mädchen nachstellst?“ Das Grinsen schwand aus seinem Gesicht, er drehte sich schnaubend zur Seite. Interessiert musterte ich ihn, aber nachfragen tat ich nicht. Vielleicht war er unglücklich verknallt oder so. In zumindest für mich angenehmem Schweigen verbrachten wir die restliche Zeit, bis die anderen drei mit merklich hervorstehenden Bäuchen zurückkehrten. Naruto setzte sich stöhnend auf das Fußende meiner Liege und lehnte sich an meine angewinkelten Knie. Das Grinsen, das Takeshi mir dabei zuwarf, ignorierte ich. „Boa, die haben hier echt ein gutes Büfett, das musst du mal ausprobieren!“, meinte Naruto zufrieden. „Hn.“ „Takeshi, da hinten gibt es scheinbar ein Wasserkino! Kommst du mit?“, fragte Tsubaki aufgeregt und nach einem kurzen Blick auf uns folgte mein ältester Schüler den beiden jüngeren. „Aber seid vorsichtig – nach dem Essen sollte man nicht sofort rumschwimmen!“, warnte Naruto, die ihnen sanft hinterher blickte. „Sie sind echt niedlich… Ich versteh gar nicht, was du gegen sie hast.“ „Ich habe nichts gegen sie.“ Das Mädchen drehte sich zu mir um, die Brauen tadelnd hochgezogen. „Erzähl keinen Scheiß! Du ziehst immer ein Gesicht wie ein sexloser Eremit, wenn du von ihnen redest… In den seltenen Fällen, in denen du das tust.“ Schulterzuckend schlug ich mein Buch wieder auf, ohne jedoch wirklich zu lesen. „Ich hab ja auch keinen Sex… Oder nennst du das Gestocher, dass du immer vollbringst, so?“ „Duuuu…!“, knurrte Naruto, wobei sie jedoch das Lachen nicht verkneifen konnte, und stürzte sich auf mich. Sie wollte mich kitzeln, was aber nur in einem kleinen Gerangel und schließlich damit endete, dass sie auf meinem Schoß saß mit den Handgelenken in meiner Gewalt. Keuchend grinste sie mich an, aber dann wandelte sich ihr Gesichtsausdruck langsam und sie wurde ernster. „Können wir nicht heute einfach so sein wie jetzt? Können wir nicht ein Mal so tun, als wären wir ein normales Pärchen?“ Erstaunt ließ ich ihre Hände los. „Wir werden nie normal sein“, erklärte ich tonlos. „Ich weiß... Wir sind Männer, ich bin der Kage und du ein Shinobi und dadurch mein Angestellter und… Und die Leute erinnern sich daran, dass du gegangen bist. Alles ist so kompliziert, aber für heute könnten wir doch einfach nur wir sein, ohne irgendwelche Titel. Nur wir als Menschen.“ Ich senkte den Blick, sah zu einer nahegelegenen Plastikblume. „So einfach ist es nicht und das weißt du.“ „Dann lass es uns so einfach machen! Nur für jetzt. Nur für heute.“ Lange Zeit sagte ich nichts dazu, wusste einfach nicht, was. Naruto verlangte von mir, dass ich so tat, als wäre ich jemand anderes und verstellte sich selbst so sehr, dass es körperlich sichtbar wurde. Und was sollte dabei herauskommen? Was erwartete er von diesem kleinen Experiment? Dass es anders wäre, wenn wir andere Menschen wären? Natürlich wäre es das. Wäre er wirklich ein Mädchen, wäre ich prinzipiell nicht an ihm interessiert, denn ich war natürlich nicht wegen ihm schwul. Und wäre ich ein anderer, wäre er vermutlich nicht halb so interessiert an mir, weil er Herausforderungen liebte. Was er sich da vorstellte, war ein Paradoxon. Und trotzdem legte ich den Arm um die viel zu schmalen Schultern und zog Naruto genau so an mich, dass sie mein Gesicht nicht mehr sehen konnte. „Nur heute.“ Zufrieden summend schmuste sie sich an mich und für eine Weile herrschte die Art Stille, die sogar das Kinderlachen vom Pool ausblendete, weil sie alles war, was gesagt werden musste. Dann kicherte Naruto leise und antwortete auf mein fragendes „Hm?“, mit einem Lachen. „Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, was man jetzt in einer normalen Beziehung so tut.“ Amüsiert verdrehte ich die Augen, musste ihr aber Recht geben. Mit Kakashi hatte ich nie sowas wie ein Date gehabt. Immerhin waren wir genauso wenig zusammen gewesen wie Naruto und ich, und andere Vergleichsmöglichkeiten hatte ich nicht. Andererseits hatte ich auch nie Wert auf romantische Zweisamkeit gelegt. Zum Glück wurde diese bald durch meine zurückkehrenden Genin unterbunden. „Da läuft nur Mist“, beschwerte Nishiki sich über das Kino. „Kommst du wieder mit rutschen?“ Die Frage war nur an Naruto gerichtet, aber als diese aufstand hielt sie mir auffordernd die Hand hin. „Na komm. Du hast gesagt, du versuchst es", grinste sie, woraufhin ich augenverdrehend ihre Hand nahm. Was hatte ich mir da nur wieder eingebrockt? Naruto hatte wohl beschlossen, meine Hand nicht mehr loszulassen und hielt sie noch, als wir erneut die rauen Stufen zur Rutsche emporkletterten. Diesmal war ein bisschen mehr los; einige Kinder waren nach Schulschluss direkt hierher gepilgert. Ein Junge drängelte sich an uns vorbei, worüber Takeshi genervt das Gesicht verzog. „Immer diese Kinder“, beschwerte er sich weltverdrossen. Naruto und ich warfen uns amüsierte Blicke zu, dann waren wir auch schon wieder an der Reihe. Meine Freundin auf Zeit schwang sich nach den Kindern voller Begeisterung in die Bahn – und rutschte dabei auf dem nassen Untergrund aus. Takeshi, der es noch gesehen hatte, klammerte sich mühevoll fest und rief „Brauchst du Hilfe?“, zu ihr zurück, aber da erfasste ihn schon die Strömung und er wurde weggetrieben. „Fuuuuuck!“, jammerte Naruto, sich den Hintern reibend. Ich versuchte nicht mal, mein Schmunzeln zu verbergen, als ich ihr auf die Beine half. „Da steht doch 'Vorsicht, Rutschgefahr', du Held“, tadelte ich und besah mir ihre wohlgeformte Kehrseite. Sie war ziemlich rot, aber immerhin konnte Naruto sich noch bewegen, also war es wohl nicht allzu schlimm. „Das ist nicht lustig! Fuck, mein Arsch tut mehr weh, als wenn du…“ Ein Kind, das hinter uns stand, sah mich mit großen Augen an, und so spontan fiel mir nichts Besseres ein, um Naruto zum Schweigen zu bringen, als ihr auf den Hintern zu hauen. Sie jaulte auf, sprang in die Höhe und wirbelte mit einem wütenden Blick und Tränen in den Augen zu mir herum. „Spinnst du?!“ „Willst du rutschen oder sollen wir gehen?“, fragte ich mit einem Nicken auf das kleine Mädchen, das Narutos Protest vorerst betäubte. Vor Kindern wollte sie unser Sexleben dann wohl nicht ausbreiten. „Es geht schon…“, nuschelte sie und stieg diesmal ganz vorsichtig in die Bahn. Sie wollte sich schon abstoßen, als ich mich hinter sie setzte, einen Arm um sie gelegt, den anderen zum Schieben verwendend. Erstaunt sah sie zu mir hinter, doch dann grinste sie nur glücklich und gab ihr Bestes, um uns noch mehr Schwung zu geben. „Ich hätte nicht gedacht, dass dir das Spaß macht!“, rief sie gegen den Fahrtwind, worüber ich nur die Augen verdrehte. Mitten in der Fahrt drehte sie sich um und legte sich bäuchlings auf mich. Durch die flache Position bekamen wir noch mehr Schwung, aber das bekam ich gar nicht mehr mit, als Naruto mich küsste. Gefühlte Sekunden später rauschten wir ins Abfangbecken, wo die Kinder bereits warteten. Sie verkniffen sich jeden Kommentar über unsere verschlungene Situation – was vermutlich vor allem an meinem warnenden Blick lag – und zogen sich zum Wasserstrudel zurück. „Das war lustig“, kommentierte Naruto, während sie ihr Bikinioberteil zurecht zupfte. Es war eigentlich physikalisch unmöglich, dass diese Stofffetzen so viel Brust überhaupt halten konnten, dachte ich, den faszinierten Blick auf ihren Busen gerichtet. Als Naruto das bemerkte, grinste sie breit und legte sich im Wasser auf den Rücken. „Na, gefällt's dir?“ „Ich hab mich nur gefragt, warum du immer so übertreibst“, schmollte ich, trotzdem folgte ich ihr, als sie in gemächlichen Zügen davon schwamm. Missbilligend schnalzte sie mit der Zunge. „Ah, ah, ah, wir hatten doch gesagt, dass du dich heute ein bisschen entspannst… Sei ruhig ehrlich – Immerhin wärst du vorhin fast auf diesen Babys gekommen.“ Weil ich nicht wusste, was ich dazu sagen sollte, schwieg ich einfach ganz. Naruto lachte nur und schwamm weiter, bis sie zu einer deckenhohen, runden Mauer kam, auf deren Innenseite das Kino lag, von dem die Kinder vorhin gesprochen hatten. Eigentlich wurden an die Wände nur Musikclips projiziert, aber der Raum war dunkel und abgeschieden und hatte ein paar Leute angelockt, die Ruhe von dem allgemeinen Schwimmbadtrubel wollten. Wir suchten uns ein ruhiges Plätzchen und Naruto versuchte mit einigen Verrenkungen, ihren Hintern zu inspizieren, der noch immer schmerzte, wie sie zu betonen nicht müde wurde. „Scheiße, ich glaube, das wird ein Mega Blauer Fleck“, stöhnte sie und ließ sich vorsichtig neben mir auf die niedrige Bank im Wasser sinken. „Selbst schuld“, zuckte ich die Schultern, wofür sie mir gegen selbige schlug. „Du bist so ein Bastard! Hab mal etwas mehr Mitgefühl mit deiner süßen, verletzten Freundin!“ „Wenn ich eine solche hätte, wäre ich das vielleicht.“ „Hast du nen Glück, dass ich deinen Humor kapiere…“, schmollte Naruto. Dann sah sie zu dem zwei Meter großen Abbild eines Teenie-Stars auf, der gerade auf äußerst nervige Art sein 'Baby, Baby, Baby, oh!' anhimmelte. „Mir ist gerade was eingefallen, was man so als normales Pärchen machen könnte“, wechselte sie dann abrupt das Thema. „Mhm?“ „Mhm“, machte sie mich nach und setzte sich dann auf meinen Schoß, die Arme um meine Schultern gelegt. Ein herausforderndes Lächeln lag auf ihren Lippen und ihre Augen glänzten im Zwielicht des Kinos. „Wie wär's mit Knutschen?“ „Hier?“, fragte ich, trotz meiner Irritation die Hände auf ihre Hüften legend. „Es sind kleine Kinder da.“ Naruto kniff mich amüsiert in beide Wangen. „Ich meinte wirklich NUR Knutschen, du Perversling!“, neckte sie mich, dann streichelte sie mir vom Hals ins Haar. „Also?“ Ich zögerte. Wir waren keine unkontrollierten Teenager mehr, die ihre Hormone in aller Öffentlichkeit ausrasten ließen. Natürlich hieß das auch, dass wir erwachsen waren und tun konnten, was wir wollten. Aber wollte ich das wirklich tun? Schließlich nahm Naruto mir die Antwort ab indem sie die Hand auf meine Wangen legte und die Lippen auf meine drückte. Sie zuckte zusammen als ich den Griff um ihre Hüfte etwas verstärkte und dadurch ihren verletzten Hintern streifte, beschwerte sich aber nicht, ließ nur die Lippen über meine gleiten, bot sich mir bereitwillig an. Falls wir uns überhaupt schon mal ohne Hintergedanken geküsst hatten, wusste ich nicht mehr, wann das gewesen sein sollte. Aber es gefiel mir, musste ich zugeben. Narutos im Moment so ungewohnt weicher Körper presste sich an meinen, ihre Hände glitten sanft über meine Brust und meine Arme, ihre Zunge schmiegte sich warm an meine. Ich ließ die Hand über ihren Hintern gleiten und schob die Fingerspitze unter den Rand ihres Höschens, aber da schlug sie mir auf die Finger. Sie schmiegte das Gesicht an meinen Hals und flüsterte: „Ich meinte wirklich nur küssen. Aber später kannst du gerne weiter machen…“ Ihr Mund an meiner Haut verursachte mir eine Gänsehaut – ich reagierte auf Naruto, egal, wie er aussah. Als ich mich von ihr löste um sie anzusehen, schluckte sie schwer an der Erregung in meinen Augen. „Später“, knurrte ich wie eine Drohung und ein Versprechen in einem. „Du bist heute so verspielt“, kicherte Naruto ein wenig atemlos. Ich zuckte nur die Schultern und wollte sie gerade wieder küssen, als die Kinder sich laut zu uns gesellten und weitere Aktivitäten wirklich auf den Abend verschoben. Irgendwie schaffte Naruto es doch, mich nochmal auf diese Rutsche zu bekommen, wir spielten Ringetauchen mit den Kindern und gingen zu zweit in die Sauna und überhaupt tat ich alles, was ein pflichtbewusster Freund so zu tun hatte. Es war bereits spät, als wir die Badeanstalt verließen. Alle waren erschöpft, aber gut gelaunt. Die beiden Damen liefen voraus und plauderten angeregt, was ich amüsiert beobachtete, die beiden Jungs hielten sich neben mir, unterhielten sich aber miteinander. Ich fühlte mich, als habe ich meinen Vorrat an Worten für die nächsten drei Monate an diesem einen Tag aufgebraucht. Erst, als ich die undeutlichen Worte hörte, die Naruto mit Tsubaki wechselte, wachte ich wieder aus meiner Schläfrigkeit. Der Idiot würde doch nicht…! „…So, und dann ist er einfach hinterher gerannt?“, fragte Naruto gerade mit hochgezogenen Brauen, woraufhin das Mädchen nickte. „Ja – Wir hätten ihm ja sowieso nicht helfen können“, erklärte sie betroffen. Naruto schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Es war gut, dass ihr zurückgeblieben seid! Mach dir deswegen keine Vorwürfe. Man sollte nie alleine in unbekanntes Gelände gehen, das ist sehr gefährlich, aber in diesem Fall hätte euer Sensei euch auch noch beschützen müssen, was ihn gefährdet hätte.“ Ich konnte nicht mehr weiter zuhören, weil Takeshi mich ansprach: „Ihre Freundin weiß ja ganz schön viel über Strategie und so. Vorhin haben wir auch schon darüber geredet.“ „Sie ist ein Shinobi“, erklärte ich ungeduldig, was ja noch nicht mal wirklich gelogen war; neben seinem Hokage-Posten war Naruto ja tatsächlich ein Genin. Ich bedeutete dem Jungen, still zu sein, weil ich den Damen weiter zuhören wollte. Tsubaki, die kleine Petze, war offenbar gerade dabei, ihrer neuen Freundin von unserer Mission zu erzählen, was Naruto mit einer Mischung aus Amüsement und Besorgnis zuließ. Sie warf mir einen Blick zu und zog die Brauen hoch, dann konzentrierte sie sich wieder auf das Mädchen. Dieses erzählte jetzt von Takeshis Wiederaufnahme in unsere Reihen als wäre er ein entlaufenes Schaf. Mir war das ganze äußerst unangenehm, aber ich wusste nicht, wie ich es unterbinden sollte. Zumindest wusste ich jetzt, wieso Naruto die Kinder eingeladen hatte; der hinterlistige Mistkerl hatte sie die ganze Zeit ausspionieren wollen um zu erfahren, was ich ihm nicht sagen wollte. Manchmal vergaß ich, dass er auch ein bisschen Ahnung von Spionage hatte. „Na, das Wichtigste ist, dass ihr eure Aufgabe bewältigt habt und niemand verletzt wurde“, lächelte Naruto mit einem äußerst selbstzufriedenen Gesichtsausdruck. Wir trennten uns wenig später von den Kindern und ich musste später mit meinem Liebhaber kämpfen, um ihn aus meiner Wohnung zu bekommen. Am Abend fiel ich todmüde ins Bett und wusste nicht, ob meine Erschöpfung an der Schauspielerei oder an der vielen Bewegung im Wasser lag. Ich dachte an das, was Naruto gesagt hatte, bevor er gegangen war. „Ich weiß gar nicht, warum du nicht über die Mission hast sprechen wollen. Du hast nicht deinem Ego nachgegeben und das Richtige getan – obwohl du ihn nicht hättest gehen lassen dürfen.“ Dann hatte er mich mit diesem seltsamen Lächeln bedacht, das mich immer ganz nervös machte. „Ich bin stolz auf dich.“ Kapitel 4: Babysitter digitiert zu Adoptivvater ----------------------------------------------- Das Training der nächsten Tage fand in ungewöhnlich guter Stimmung statt. Die Kinder waren gut drauf, sogar Takeshi war gehorsam und es machte sogar ein wenig Spaß, mit ihnen zu arbeiten. Wir machten Fortschritte, die wegen der ständigen Reibereien vorher nicht möglich gewesen wären und ich war sogar ein bisschen stolz auf meine Schützlinge. Ich dachte schon, die erste gemeinsame Mission und unser kleiner Ausflug mit Naruto haben Wunder gewirkt, als Takeshi in der nächsten Woche schon wieder zu spät auftauchte – Und das mit offensichtlichen blauen Flecken und seiner üblichen schlechten Laune. Ich fragte gar nicht erst, was er angestellt hatte – Er würde es mir ja sowieso nicht sagen – Und schickte ihn als Strafe joggen. Natürlich passte ihm das nicht, weshalb er im weiteren Verlauf des Vormittags patzig auf meine Anweisungen reagierte. Nach der Mittagspause waren alle müde, nervös und lustlos, trotzdem hielt ich an meinem Plan fest, ihnen eine komplizierte Technik beizubringen. Wenn sie erstmal auf sich gestellt wären, würde auch niemand Rücksicht auf ihre Befindlichkeiten legen. Von Erfolg gekrönt waren meine Bemühungen allerdings bei keinem der Kinder, was mich immer unzufriedener werden ließ. Sakura hatte mir schon eine Million Mal gesagt, dass ich geduldiger werden musste, aber das war einfach keine meiner Stärken. „Willst du die Bewegung nicht lernen?“, fragte ich ungeduldig, als Takeshi zum hundertsten Mal bei einer Übung versagte. Ich machte ihm die Bewegungsfolge nochmal vor. „So wird es gemacht.“ „Vielleicht erklären Sie es einfach scheiße!“, fuhr er mich mit glühenden Augen an. Mir fiel auf, dass er sein Gewicht möglichst oft auf das linke Bein verlagerte und mir seine rechte Seite zudrehte, als würde er eine Schwachstelle schützen wollen. Fast so, als erwarte er, ich würde ihn im nächsten Moment angreifen. „So ein Genie, wie Sie zu sein glauben, sind Sie nämlich gar nicht.“ „Es steht dir immer noch frei, zu gehen.“ Ich verschränkte die Arme, die Stimme kühl und hochnäsig. „Aber komm nicht nochmal angekrochen, wenn du es dir anders überlegst.“ „Ich…“ Takeshi stockte in einer sicherlich flammenden Rede. Unsere Blicke trafen sich wie Waffen, aber schließlich senkte er den Kopf, linste gleichzeitig immer noch wütend zu mir hoch. „Ich versuche es da drüben mal alleine, wenn das ok ist.“ Ich nickte und sah ihm hinterher, dann wandte ich mich kopfschüttelnd wieder den anderen beiden zu. Tsubaki und Nishiki sahen betrübt aus; Ihnen fehlte offensichtlich bereits die gute Atmosphäre der letzten Tage. Nun, das war nicht meine Schuld, dachte ich verstimmt, und pflaumte auch die beiden an, sie sollen endlich weiter machen. Es war wirklich nicht meine Aufgabe, mich um den Hormonstau dieses grantigen Teenagers zu kümmern. Mit den verwirrenden Veränderungen seines Körpers konnte er sich anderswo auseinandersetzen, nicht in meinem Unterricht. Und wenn er dafür die Unterstützung eines Erwachsenen brauchte hatte er dafür immer noch seine Eltern. Mit denen würde ich auch noch ein ernstes Gespräch führen, nahm ich mir vor, noch heute Abend, wenn es sein musste. Dabei ging es schon lang nicht mehr darum, ob der Junge ein guter Schüler war, sondern darum, dass er kein funktionierendes Mitglied der Gesellschaft sein konnte, so, wie er sich aufführte. Man konnte nicht immer nur seinen Stiefel durchziehen, das hatte auch ich irgendwann lernen müssen. Die Kinder waren noch immer befangen als sie ein paar Stunden später ihre Sachen zusammenräumten. „Bis Morgen, Sensei.“, sagte Tsubaki und die Jungs wollten sich mit einem Nicken anschließen, doch ich hielt meinen ältesten Schüler zurück. „Takeshi, auf ein Wort.“ Wiederwillig die Arme verschränkend blieb er stehen, die mitleidigen Blicke der anderen ignorierend. Tsubaki maßregelte ihren Teamkameraden regelmäßig, trotzdem mochte sie ihn wohl, und Nishiki brachte seinem Senpai sogar eine unterschwellige Verehrung entgegen. Zwar machte er ihn nicht nach, aber er bewunderte Takeshi ganz offensichtlich für seine Fähigkeiten. Ob dieser Ehrerbietung gerechtfertigt war, würde sich jedoch erst zeigen, wenn Nishiki etwas älter war; Im Moment hatte er ja noch den Körper eines Kindes. Als die Jüngeren weg waren, fuhr ich an Takeshi gewandt fort: „Dein Verhalten ist nicht mehr tragbar. Du behinderst damit nicht nur deine eigene, sondern auch die Entwicklung der anderen beiden.“ „Die letzte Woche haben Sie auch nichts gesagt. Nur, weil es heute nicht so gut gelaufen ist…“ „Es ist davor schon lange genug ´Nicht so gut gelaufen` - Was eine Untertreibung ist, wie du sehr wohl weißt.“, fiel ich ihm ins Wort. “Ich habe dir schon gesagt, dass ich Integration erwarte.“ Er warf die Arme hoch und wandte sich ab. „Und was wollen Sie jetzt machen? Mich doch rausschmeißen? War ja klar, dass Sie genauso einknicken wie die anderen…“ „Das hättest du wohl gerne“, zischte ich, nur mit Mühe die Fassung bewahrend. Ich wusste wirklich nicht, warum es diesem Rotzlöffel so leicht fiel, mich auf die Palme zu bringen. „Ich werde mit deinen Eltern sprechen. Offenbar ist in deiner Erziehung grundlegend etwas schiefgelaufen.“ „Sie können es ja versuchen“, lachte er höhnisch. Ich runzelte die Stirn. „Wie meinst du das?“ „Das geht Sie überhaupt nichts an, genauso, wie sie meine Erziehung nichts angeht! Vielleicht fassen Sie sich erstmal an die eigene Nase und denken über Ihre Lehrmethoden nach. Tsubaki und Nishiki haben sich bei dieser Lektion auch schwer getan, und die sind Ihnen in den Arsch gekrochen, oder?“ Überrumpelt von dieser flammenden Anklage verschränkte ich die Arme vor der Brust. Es war die Kritik eines kleinen Jungen, nichts weiter, und doch traf sie mich in meinem Stolz. „Niemand hat gesagt, dass das Training leicht wäre… Aber darum geht es nicht“, erwiderte ich ausweichend, Takeshis sarkastisches Schnauben ignorierend. Als würde ich mich von diesem Bengel belehren lassen! „Es geht darum, dass du mit deiner Eigenbrötlerei nicht weiter kommst. Wenn ich eine Übung für richtig halte, wirst du sie machen, Punkt. Vielleicht wirst du mal ein Teamführer sein, aber du kannst hier nicht deinen Kopf durchsetzen, solang du es dir nicht verdient hast, einen zu haben.“ „Ich war hier, ich habe versucht, diese beschissene Technik zu lernen – So wie Sie es wollten. Und ich hab niemanden verletzt, oder? Also haben Sie überhaupt keinen Grund, hier so auszurasten!“ Er hatte mich noch nie ausrasten gesehen und das wollte er mit Sicherheit auch nicht. Kurz davorstehen tat er jedenfalls schon mal. „Niemanden verletzt, ja? Und was ist mit dir selbst?“, fragte ich und nickte zu den Prellungen an seinen Armen, die er hastig mit den Händen bedeckte. „Mischen Sie sich nicht immer in meine Privatangelegenheiten ein. Das sind nur Kratzer und sie stammen nicht aus dem Training, also sind sie nicht Ihr Problem.“ „Es ist aber das Problem deiner Eltern.“ Nicht mehr gewillt, noch weiter mit einem Kind zu diskutieren, holte ich meinen Rucksack und warf Takeshi seinen zu. „Mit denen werde ich mich jetzt auch unterhalten. Los, bring mich zu ihnen.“ „Das kann ich nicht“, wiedersprach er und warf bockig seine Tasche zu Boden. Ich machte eine abschneidende Geste. „Genug jetzt. Du wirst tun, was ich sage.“ Takeshi lachte höhnisch, ein Geräusch, das er für einen so jungen Menschen viel zu oft von sich gab. „Wie war das mit ´Es kann nicht immer alles laufen, wie man will`?“ „ICH bin dein Vorgesetzter, entsprechend hast du zu laufen, wie ich will“, zischte ich und machte einen Schritt auf ihn zu, bevor ich bemerkte, dass das eine Drohgebärde war, die ich meinem Schüler gegenüber eigentlich nicht hätte zeigen dürfen. Zurückrudern tat ich allerdings auch nicht und weil er zu trotzig war, um auszuweichen, standen wir uns unangenehm nah. Die Spannung zwischen uns war fast greifbar. Mitten in diese geladene Atmosphäre stellte ich die persönliche Frage, die den Kern all unserer Auseinandersetzungen bildete: „Warum vertraust du mir nicht? Es hat dir nicht wehgetan, als du es versucht hast.“ Unbehaglich und mit angezogenen Schultern wandte er den Blick ab. „Sie kapieren gar nichts…“ „Dann erklär es mir.“ „Sie sind tot!“, schrie er mich an und plötzlich glitzerten seine wütenden Augen verdächtig. Er würde jetzt ja wohl nicht anfangen zu heulen, oder? „Meine Eltern sind tot, ok? Können Sie mit Geistern reden? Ich nämlich nicht, sonst würde ich sie Ihnen schon herholen, Sie… Arschloch!“ Mit diesem Abschlussstatement ließ er mich in meiner Verblüffung stehen, rannte einfach weg durch den Wald. Ich rieb mir über die Augen, fluchte ein leises „Fuck“ und hob den Kopf zum Himmel. Naruto hatte Recht; ich war ein Gefühlskrüppel. Wenn ich jetzt so nachdachte, hatte es genügend Zeichen dafür gegeben, dass Takeshi ein Waise war; Die oft dreckigen Kleider, die Ausdrucksweise, der verschlossene Gesichtsausdruck und diese ständige Wut… Letzteres hatte ich für pubertäre Rebellion gehalten, aber eigentlich hätte gerade ich es als Zeichen der Vereinsamung erkennen müssen. Außerdem hatte er nie über seine Eltern gesprochen, so wie die anderen. Wenn ich schon sonst blind wie ein Maulwurf war, hätte ich zumindest mal darauf kommen können, dass er häuslicher Gewalt ausgesetzt war, aber nicht mal auf diese Idee war ich gekommen. Diese späte Erkenntnis half mir natürlich nicht dabei, zu entscheiden, was jetzt zu tun war. So einfach ziehen lassen konnte ich ihn nicht, aber ich wusste nicht, was ich ihm sagen sollte. Das Thema wäre schon diffizil genug, hätten Takeshi und ich ein gutes Verhältnis zueinander gehabt. So aber würde er alles, was ich sagte, als Heuchelei abtun – Und vielleicht war es das auch, immerhin wollte ich gar nichts sagen. Nun, erstmal musste ich ihn finden, also lief ich ihm hinterher. Ich holte ihn bis zum Dorfrand nicht mehr ein und so erschien es fast unmöglich, ihn noch ausfindig zu machen. Eine Weile lang lief ich durch die Straßen, dann ging ich zur Akademie und durchsuchte Takeshis Unterlagen, in denen ich aber keine Adresse fand. Irgendwie hatte er sich um diese Angabe gedrückt, was mir ein ungutes Gefühl verursachte. Der Junge war zu gut darin, Geheimnisse zu bewahren. Wir konnten uns nicht sicher sein, was wir noch so alles nicht von ihm wussten. Es waren noch ein paar Kollegen im Gebäude, die ich auf meinen Schüler ansprach und von denen ich einhellig diskreditierende Antworten bekam. Niemand konnte den Jungen leiden, wo er wohnte wusste schon gleich zweimal keiner. Sonst hätte ich diese Aussagen mit einem Schulterzucken abgetan – Jeder durfte schließlich mögen oder nicht mögen, wen er wollte – Aber mit meinem neu erlangten Wissen über Takeshi machte mich die Ignoranz der anderen Ausbilder immer wütender. Hätten sie sich mit dem Problem befasst, wie es ihre Aufgabe gewesen wäre, hätten sie sehr wahrscheinlich dasselbe herausgefunden wie ich, allzu zurückhaltend war der Bursche ja nicht mit der Information gewesen. Vermutlich hatte er schon lange mit jemandem darüber sprechen wollen. Ironie des Schicksals, dass er mit diesem Wunsch ausgerechnet an mich geraten war, der ihn nur sehr unzureichend würde erfüllen können. „In der Nähe des Industriegebietes hab ich ihn ein paar Mal rumlungern gesehen“, erfuhr ich schließlich von einem naserümpfenden Lehrer. „Aber ich würd mir mit dem keine Hoffnungen oder Extramühen machen, Uchiha. An dem ist Hopfen und Malz verloren.“ „Für dich vielleicht“, zischte ich und wandte mich ab. Wenn seine Lehrer ihm alle so gegenübergetreten waren, war es kein Wunder, dass der Junge so in sich gekehrt war. Es dämmerte bereits, als ich im erwähnten Industriegebiet ankam. Die Straßen waren ausgestorben, die Arbeiter längst nach Hause gegangen und langsam fragte ich mich, was ich hier überhaupt tat. Am nächsten Tag würde er zum Unterricht kommen, dann könnte ich genauso mit Takeshi sprechen. Nur hatte ich das Gefühl, ich musste jetzt handeln. In der Angelegenheit war schon viel zu lange abgewartet worden. Also lief ich weiter durch die sich verdüsternden Straßen in der vagen Hoffnung, die Nadel im Heuhaufen zu finden. Was ich zu Takeshi sagen sollte, wenn ich ihn fand, war mir ein Rätsel. Für meine Worte entschuldigen würde ich mich nicht, immerhin hatte ich nicht gewusst, dass er Waise war. Hätte er Mitleid gewollt, hätte er von vorneherein etwas sagen müssen. Außerdem ging ich davon aus, dass er das nicht wollte, so, wie ich ihn einschätzte. Jedweder Versuch, ihm Verständnis zu zeigen, kam mir allerdings sinnlos vor. Niemand konnte den ganz persönlichen Schmerz begreifen, den ein Mensch wegen eines Verlustes durchlebte, nicht mal jemand, dem ein ähnliches Schicksal wiederfahren war. Jeder trauerte auf seine Weise, vermisste, zürnte, verdrängte und wertschätzte anders. Es stand niemandem zu, sich in diesen Prozess mehr einzumischen, als der Betreffende erlaubte. Ich lief schon eine Ewigkeit durch die Wege, als ich die Gegenwart eines anderen Menschen spürte und mich in die Richtung dieser Präsenz wandte. Sie führte mich in eine leere, stinkende Gasse, die ich nur zögernd betrat. Irgendwo hier war jemand, das spürte, aber wer immer es war verbarg sich vor mir. Ich hob dem Kopf und sah über einem Dachfirst aus Wellblech dreckige, zerbrochene Fenster, die wohl zu einer alten Lagerhalle führte. Eines davon stand offen. Es kam mir ziemlich albern vor, auf das Dach zu springen und vorsichtig an den rostigen Flecken vorbei zu balancieren, um zum Fenster zu gelangen. Selbst wenn jemand da drinnen war, war es wohl nur irgendein Arbeiter oder der Besitzer dieser Bruchbude. Vorsichtig lehnte ich mich an die Wand und linste ins Innere des Gebäudes in dem eine Lampe für eine schwache Beleuchtung sorgte. Neben der Lichtquelle stand, verborgen hinter alten Regalen und Fässern, eine modrige Matratze, um die einige Dinge verteilt lagen, die nicht in eine Fabrik gehörten: Ein abgegriffenes Schmuddelheft, ein Paar Kleidungsstücke und Verpackungen von Fertiggerichten, außerdem dreckige Kleidung sowie diverse nicht näher identifizierbare Gegenstände. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich gesagt, das Ganze sah nach der Karikatur eines Jugendzimmers aus. Ein Geräusch am Rand meines Sichtfeldes ließ mich zusammenzucken und ich drückte mich mit klopfendem Herzen an die Wand. Im gleichen Moment kam ich mir schon albern vor. Ich tat hier ja nichts Illegales! Trotzdem war ich vorsichtig, als ich wieder um die Ecke linste. Bei dem Anblick, der sich mir bot, riss ich die Augen auf. Da unten stand Takeshi in einer abgewetzten Jogginghose und einem weiten T-Shirt, ganz so, wie man sich in der häuslichen Gemütlichkeit eben anzog, und er aß Chips aus einer Tüte. Mit seinem Abendessen ließ er sich auf die alte Matratze plumpsen und schlug müßig die Zeitschrift auf. Aus einem nicht zu sehenden aber hörbar alten Radio krächzte wütende Musik. Das Bild ergab für mich keinerlei Sinn. Der Junge war doch zu alt, um sich eine Räuberhöhle zu basteln! Und tat man sowas nicht normalerweise mit seinen Freunden? Noch dazu sah diese Lagerhalle aus, als würde sie in nächster Zeit abgerissen werden oder von der Natur zurückerobert, auf jeden Fall aber wirkte sie einsturzgefährdet. Unschlüssig, was ich jetzt tun sollte – Wenn es nur ein Spiel für ihn war, musste ich mich ja nicht einmischen – Blieb ich eine Weile auf meinem Aussichtsposten und beobachtete Takeshi. Als er aufgegessen hatte stand er von seiner Sitzgelegenheit auf und fing an, Liegestützten zu machen, erst auf beiden, dann abwechselnd auf nur einem Arm. Danach zögerte er kurz und fuhr, zu meiner übermäßigen Überraschung, mit der Übung fort, die ihm am frühen Nachmittag im Unterricht nicht hatte gelingen wollen. Seine Haltung stimmte noch nicht ganz, weshalb er es immer noch nicht schaffte, was Takeshi mehr und mehr zu frustrieren schien. Ich schüttelte den Kopf als mir klar wurde, dass ich da gerade einen Minderjährigen beobachtete und das irgendwie falsch rüberkommen könnte. Bevor ich es mir anders überlegen konnte, sprang ich durch das offene Fenster in die Lagerhalle. Takeshi wirbelte herum, offensichtlich bereit, sich seiner Haut zu erwehren, dann riss er den Mund auf wie ein Fisch, als er sah, wer da vor ihm stand. Sein Blick flog von mir zu dem Fenster und wieder zurück, aber er brachte kein Wort heraus. „W-Was… Was machen Sie denn hier?!“, fuhr er mich an, als er seine Sprache wiedergefunden hatte. „Dasselbe könnte ich dich fragen“, erwiderte ich gelassen und sah mich um. In einem der wackeligen Regale, zwischen zerknautschen Kleidungshaufen, stand etwas, das verdächtig nach einem ausrangierten Heizstrahler aussah. „Was ist das hier? Eine Art… Baumhaus für Große?“ Takeshi fühlte sich merklich unwohl. „Verarschen kann ich mich auch selbst…“ Seufzend lenkte ich ein: „Schon gut, deswegen bin ich nicht hier. Es geht um vorhin.“ „Ihre geheuchelten Mitleidsbekundungen können Sie sich schenken“, fauchte er merklich selbstsicherer. Hass fiel ihm wohl leichter als Unbehagen. „Können Sie mich nicht einfach in Ruhe lassen?“ „Nein.“ Allerdings wusste ich auch nicht, was ich sagen sollte. Ich verstand Takeshi, viel besser, als er wahrhaben wollte, aber es würde ihm nichts bringen, wenn ich ihm das sagte oder ihm irgendwelche Ratschläge gab (Darin war ich sowieso ganz schlecht). Er musste das mit sich selbst und der Welt ausmachen. Und entschuldigen würde ich mich genauso wenig; er hatte gerade klar gemacht, dass er das nicht hören wollte, außerdem hatte ich nichts von seinen Problemen wissen können. „Wir sind aneinander gebunden, bis deine Ausbildung beendet ist und so lange erwarte ich, dass du dein Bestes tust. Dabei ist es mir egal, was du privat für Probleme hast, denn weißt du was? Da bist du nicht der einzige. Und es wird dich nicht weiter bringen, dich in deinem Selbstmitleid zu suhlen. Glaubst du, deine Eltern wären stolz auf das, was du tust?“ Mit dem letzten Satz hatte ich wohl eine falsche Richtung eingeschlagen, denn er fuhr mich wieder an: „Es ist mir egal, was die von mir gedacht hätten.“ „Wenn du meinst“, erwiderte ich, nicht wirklich überzeugt. „Du wirst so oder so ohne sie auskommen müssen. Das kannst du entweder gut machen oder so, wie du es im Moment tust. Deine Entscheidung.“ "Und trotzdem sind Sie hier und mischen sich in meine Entscheidung ein." Damit hatte er Recht und ich wäre liebendgerne einfach gegangen, aber es wäre einfach falsch gewesen. "Manche Entscheidungen kann man eben nicht alleine treffen. Vor allem nicht in deinem Alter." „Was wissen Sie denn davon, was es heißt, alleine zu sein?“, knurrte er wie ein verletztes Tier und ließ sich auf seine Couch fallen. „Eine ganze Menge. Und siehst du mich jammern?“, gab ich kühl zurück. Erneut hatte ich das unbestimmte Gefühl, es hätte etwas gebracht, wenn ich ihm ein wenig von meiner Vergangenheit eröffnet hätte, aber das konnte ich nicht. Das war meine Sache und hatte nichts mit Takeshis Zukunft zu tun. „Hier kannst du dich nicht ewig verkriechen. Komm, ich bring dich nach Hause.“ Erneut bekam ich dieses höhnische Lachen als Antwort, diesmal untermauert von: „Da sind wir schon.“ Was ich schon eine Weile lang vermutet hatte bestätigte sich jetzt. Ich schloss für einen Moment die Augen und dachte nach, Takeshis genörgelte Kommentare ignorierend. Hier bleiben konnte er natürlich auf gar keinen Fall – Auf meine gemurmelte Frage, wie lang er denn schon in dem Lagerhaus hauste, antwortete er mit einem ungenauen: „Eine Weile.“ – Aber was sollte ich stattdessen mit ihm anfangen? Irgendwie war der Junge durch das Netzt der Stadt gefallen und jetzt wäre es schwer, ihn da wieder reinzustecken. Es würde ewig dauern, bis alle Anträge unterschrieben, alle Untersuchungen gemach und alle Fragen gestellt worden waren, und selbst dann war es nicht sicher, dass Takeshi sich überhaupt wieder ins System einfügen lassen wollte. Die Leute hatten ihn bereits zu lange abgestempelt und er hatte offensichtlich beschlossen, ihnen genau das zu geben, was sie in ihm sehen wollten; ein schwer erziehbares Problemkind. Ich beschloss, dass heute nichts mehr von alldem geschehen würde, als ich die Augen öffnete und in sein unsicheres Gesicht blickte. Mit einem kühlen „Komm“, wandte ich mich ab und kletterte die Wand hoch zu dem Fenster, durch das ich gekommen war. Er blieb unten stehen. „Wohin?“, fragte er misstrauisch, als erwarte er, jeden Moment die Polizei vor der Tür zu haben. Ich sah zu ihm runter, wie er da in der düsteren, dreckigen, kalten Halle stand und so verloren wirkte, dass er aussah wie ein Kind. Schlagartig und vielleicht zum ersten Mal seit unserer gemeinsamen Zeit wurde mir bewusst, dass Takeshi genau das war: Ein Kind. Ein Anflug von Mitleid schwappte in mir auf, den ich jedoch mit einem mürrischen Knurren unterdrückte. Er hätte Hilfe bekommen können, wenn er darum gebeten hätte. Dass es nicht immer so leicht war, sich mit der Bitte um Unterstützung die eigene Schwäche einzugestehen, wusste ich nur zu gut. „Fürs Erste mit zu mir“, erklärte ich und verzog das Gesicht. „Du brauchst dringend eine Dusche.“ Die Stille am Tisch war erdrückend, aber noch ermüdender war das kontinuierliche Starren meines Gegenübers. „Wenn du…“, fing ich an, betont gelassen die Kaffeetasse zum Mund führend. „Nicht endlich sagst, was dein Problem ist, hast du noch ein neues.“ Rasch senkte Takeshi den Blick auf die muffigen Cornflakes vor sich, die Naruto vermutlich irgendwann mal hier eingeschleust hatte. Ich rührte so einen Fraß nicht an und aß zum Frühstück im Allgemeinen selten etwas. „Ich frage mich nur… Was Ihnen das hier bringt. Sie sind mir außerhalb des Trainings nichts schuldig.“ Dieser kleine Satz machte mich traurig. Wusste er denn nicht, dass ihm gerade als Kind, aber auch als Mensch im Allgemeinen, jeder Hilfe und Respekt schuldig war? Ich ließ mir meine Gefühlslage natürlich nicht anmerken, als ich antwortete: „Du bist ein Kind, das auf der Straße gewohnt hat.“ Mehr Erklärung brauchte es meiner Meinung nach nicht für mein Handeln; es hatte keine andere Option gegeben, als ihn vorerst bei mir aufzunehmen. Ich stand auf, spülte meine leere Kaffeetasse und räumte sie gleich in den Schrank, weil ich es nicht mochte, wenn Geschirr herumstand. „Ich bin kein Kind“, schmollte mein Gast. Ich wandte mich mit verschränkten Armen zu ihm um. „Das zu sagen ist meines Wissens typisch für Kinder.“ „Ich hab schon genug durchgestanden, dass es bei mir auch stimmt“, brüstete er sich mit geschürzten Lippen, worüber ich nur schmal lächelte. „Wir können gerne Lebensgeschichten vergleichen.“ „Was ist mit Ihren Eltern passiert?“, bohrte Takeshi so indiskret nach, dass ich meine Andeutung bereute. Die meisten Leute waren abgeschreckt von derart persönlichen Fragen – Obwohl sie vielleicht neugierig waren – Aber weil ich ihn direkt darauf angesprochen hatte und es ihn irgendwie betraf, fühlte der Junge sich wohl von dieser Zurückhaltungspflicht ausgenommen. „In den Berichten, die ich über Sie gelesen habe, stand nur, dass sie tot sind. Dann stand erst wieder etwas darüber drinnen, dass Sie das Dorf verlassen haben. Wieso haben Sie das getan?“ Naruto hatte anscheinend ganze Arbeit geleistet, was die Unterlagen über mich anging. Eine vollständige Ausgabe meiner Lebensgeschichte dürfte wohl nur noch in den geheimen Archiven der Stadt vorhanden sein. Mein Leben als Abtrünniger war praktisch aus den Annalen des Feuerreichs gelöscht. Unser Hokage wollte das nicht öffentlich sehen, und er war sehr gut darin, seinen Kopf durchzusetzen. „Bist du fertig?“, überging ich Takeshis Frage. „Der Hokage dürfte nicht viel Zeit haben.“ Der Junge stopfte sich die Pampe in den Mund – Ich unterdrückte ein Würgen – Und schmiss die Schüssel in die Spüle. Unter meinem mahnenden Blick wusch er sie aus, aber ich sah genau, wie er das Gesicht verzog, als er sie abtrocknete und wegräumte. Als wir uns auf den Weg machten, musterte ich Takeshi nachdenklich. Aus den Untiefen meines Schranks hatte ich eine Hose gegraben, die mir etwas zu klein war (Ich hatte den unterschwelligen Verdacht, dass sie Naruto gehören könnte, zog es aber vor, nicht zu genau darüber nachzudenken) und meinem Gast außerdem ein sauberes Shirt gegeben. Er war geduscht, hatte geschlafen und gegessen und war bisher trotz seines leichten Unbehagens wegen meiner Nähe recht gut gelaunt gewesen. Jetzt schwand diese Laune langsam und machte offener Beunruhigung Platz. Er rieb sich die Hände und sah sich immer wieder verstohlen um als wolle er durch die nächste Seitengasse davonstürzen. „Was?“, fragte ich gereizt als er auch noch anfing, an seinen Nägeln zu kauen, was ich absolut widerlich fand. Einen Moment sah Takeshi mich nur abwägend an, dann fragte er vorsichtig: „Was werden Sie dem Hokage denn erzählen?“ Ich zog die Brauen hoch, dann schmunzelte ich. Meine Güte, der Junge hatte tatsächlich Angst vor Naruto! Dass ich das noch erleben durfte. „Du wirst ihm von deiner Unterkunft erzählen und von deinen Eltern. Dann wird er entscheiden, was zu tun ist.“ „Ich soll das machen?“ „Natürlich“, antwortete ich, amüsiert über Takeshis Entsetzen, aber dann beschloss ich, ihn doch zu beruhigen. „Du hast noch nie mit dem Hokage gesprochen, oder?“ Als er zögerlich nickte versprach ich: „Er wird dir nicht den Kopf abreißen. Immerhin kannst du nichts für deine Situation und hast nichts Verbotenes getan. Wobei…“, fiel mir ein und ich warf ihm einen Seitenblick zu. „Weiß der Besitzer der Lagerhalle, dass er einen Untermieter hat?“ Als Takeshi nur das Gesicht verzog, seufzte ich leise. Das war zu erwarten gewesen, änderte aber nichts an der Reaktion, die bei Naruto abzusehen war. Im Hokage-Turm fing ich einen jungen Chu-nin ab und schickte sie los, um nach Sakura zu suchen, dann ging ich zum Büro unseres Staatsoberhaupts. Ich klopfte an, wurde aber mit einem „Moment!“, abgewimmelt, der sich dann doch fast zwanzig Minuten hinzog. Takeshi wanderte über den Flur, während wir warteten. „Der Hokage ist wohl beschäftigt… Sollen wir nicht lieber wann anders wiederkommen?“ „Nein. Und jetzt halt endlich still“, befahl ich, woraufhin er an der anderen Seite des Flurs stehen blieb, wo er jedoch anfing, von der Ferse auf den Fußballen zu wippen. Genervt verdrehte ich die Augen und sah wo anders hin. Eine ganze Weile später öffnete sich die Tür und drei ANBU verließen das Büro. Einer drehte mir das maskierte Gesicht zu und ließ mich nicht aus den Augen, während er vorbei lief, eine klare Provokation, vor allem, weil ich glaubte, den Typ aus meiner Zeit bei der Eliteeinheit zu kennen. Dann schnaubte er leise und folgte seinen Kollegen den Flur runter. Takeshi hatte das ganze neugierig beobachtet, doch bevor er etwas fragen konnte, schob ich ihn an der Schulter ins Büro, in dem uns ein sichtlich abgespannter Naruto empfing. Seine Züge hellten sich auf, als er mich sah. „Sasuke…!“ Mit einem strengen Blick und einem Nicken zu meinem Begleiter gebot ich ihm Schweigen. „Hokage-sama“, begrüßte ich ihn mit einer förmlichen Verbeugung. „Oh, hallo, Takeshi“, begrüßte Naruto den Jungen viel zu vertraut. Er hatte wohl vergessen, dass Takeshi nur seine weibliche Form kannte und deshalb jetzt irritiert die Stirn runzelte, bevor er sich hastig verbeugte. „Was kann ich für euch tun?“ „Ich habe ihn gestern in einer Lagerhalle in der Unterstadt gefunden – Scheinbar seinem Wohnsitz“, fügte ich als Einstieg hinzu. Den Rest durfte Takeshi selbst erklären. „Wie, Wohnsitz?“, hakte der sichtlich irritierte Naruto nach. „Ich wohne in einer leerstehenden Fabrikhalle im Gewerbegebiet“, antwortete Takeshi unsicher. Der Hokage richtete sich in seinem Stuhl auf, Unglauben und Entsetzen in seinen Augen. Er sah mich an und ich nickte bestätigend, dann fragte er an Takeshi gewandt: „Wie ist das zustande gekommen?“ Der jüngste Anwesende warf mir einen Blick zu, dann straffte er die Schultern und begann zu erzählen: „Ich bin mit Sasuke-Sensei hergekommen, um Sie um Hilfe zu bitten, Hokage-sama. Meine Mutter starb bei meiner Geburt, also wuchs ich bei meinem Vater auf. Er… Wollte nie ein Kind und hat mich deswegen oft alleine gelassen, aber das war gut so, denn als er verschwunden ist, konnte ich weitestgehend für mich selbst sorgen.“ „Wann war das?“, hakte Naruto nach, der sich keine Mühe gab, sein Mitgefühl zu verbergen. Takeshis Anfangsplädoyer war schnell herunterjgehaspelt und ihm fehlte es etwas an Zusammenhang, aber Narutos Aufmerksamkeit hatte er schon mal. „Vor sechs Jahren, also als ich zehn war, Hokage-sama“, erklärte Takeshi bereitwillig. „Danach habe ich eine Weile bei Pflegefamilien gelebt, aber ich bin immer wieder abgehauen und irgendwann hab ich einfach eine falsche Familie als Unterkunft angegeben. Es kam nie jemand, um das zu überprüfen.“ Vermutlich waren die Behörden froh gewesen, den rebellischen Jungen los zu sein. Stellvertretend für diese Institutionen bekam ich ein schlechtes Gewissen. Ich hatte Takeshi zwar nie aufgegeben, aber ohne Sakuras Denkanstoß und meinen eigenen unbedachten Kommentar über seine Eltern hätte ich mich wahrscheinlich nie so eingehend mit ihm beschäftigt, dass ich seine Wohnsituation bemerkt hätte. „Wolltest du keine Hilfe?“, fragte der Hokage nach. Takeshi zuckte unter der ungewohnt strengen Stimme leicht zusammen. „Ich habe nicht mehr mit Hilfe gerechnet, Sir.“ „Mhm… Und was erwartest du jetzt von mir?“ „Ich… Ich weiß nicht, Hokage-sama“, gestand der Junge mit einem neuerlichen Seitenblick auf mich. Als könnte ich ihm da helfen. Ich wusste ja noch nicht mal so recht, worauf Naruto mit seinem Machtgehabe hinauswollte. Sollte er dem Burschen doch einfach irgendeine Unterkunft zuschustern und alle wären glücklich. „Sasuke-Sensei hat mich hierher gebracht, nachdem er mich gestern bei sich übernachten gelassen hat.“ „Ach, er durfte bei dir schlafen?“, schmollte Naruto an mich gewandt, was mich genervt die Augen verdrehen ließ. Dafür war jetzt wirklich keine Zeit. „Hätte ich ihn in der Lagerhalle lassen sollen?“ „Natürlich nicht“, gab unser Staatsoberhaupt mürrisch zu. Begeistert wirkte er trotzdem nicht. In dem Moment klopfte es an der Tür und Sakura trat herein. Ihr Blick glitt skeptisch zwischen allen Anwesenden hin und her und blieb kurz an Takeshi hängen, der sie ein wenig zu strahlend anlächelte. Fast so wie Naruto es getan hatte, als wir noch Kinder waren. Den hatte Takeshi ja in seinem Sexy Jutsu auch schon so angehimmelt und langsam fragte ich mich, ob mein kleiner Problemschüler zusätzlich nicht ein ganz schöner Schwerenöter war. Das wurde ja immer besser. „Ihr wolltet mich sprechen?“, kam die Iryonin gleich auf den Punkt. „Ich hab dich rufen lassen, ja“, erklärte ich, weil Naruto sie anglotzte wie ein Ufo. „Du bist wohl besser mit der Logistik des Dorfes vertraut als Naruto… Was die Unterbringung von Waisen angeht“, fügte ich als kleine Spitze hinzu, weil er einfach insgesamt völlig planlos wäre ohne seine Beraterin. Als Sakura verwirrt nickte, deutete ich auf Takeshi: „Wir brauchen einen Platz für den Jungen.“ Dann erzählten wir nochmal die ganze tragische Geschichte, an deren Ende Sakura meinen Schüler in den Arm nahm. „Du Ärmster“, sagte sie und strich ihm eine Strähne aus den Augen. Sie behielt ihren Arm um ihn gelegt, als sie sich wieder an mich wandte. „Nur leider wird es schwierig sein, auf die Schnelle einen Platz für ihn zu finden, gerade, weil er schon älter ist und einen gewissen Ruf hat“, fügte sie mit einem missbilligenden Blick auf Takeshi hinzu. Der grinste nur unschuldig. „Wir haben sowieso schon sehr wenige Plätze in Kinderheimen und mit Pflegefamilien sieht es noch schlechter aus.“ Das hatten wir noch dem Krieg zu verdanken, den mein letzter lebender Verwandter angezettelt hatte; viele Waisen, wenig Platz. Yai, Uchiha... „Es wäre ja nur für zwei Jahre“, wiedersprach ich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Nur zwei Jahre ist gut. Das heißt immerhin, einen völlig Fremden in die Familie zu integrieren. Das ist eine Aufgabe!“ „Vielleicht wäre es auch besser, wenn es jemand wäre, den du schon kennst, oder, Takeshi?“, warf jetzt auch Naruto mit einem freundlichen Lächeln ein. Das verschlagene Glitzern, das dabei in seine Augen trat, wollte mir so gar nicht gefallen. „Am liebsten wäre es mir eigentlich, wenn ich alleine wohnen könnte, Hokage-sama. Ich meine, ich möchte niemandem auf die Nerven gehen oder so…“, fügte er hinzu, als wir ihn alle streng ansahen. Der Hokage runzelte die Stirn. „Nun, das wäre ziemlich teuer…“ „Und du bist noch minderjährig – Kommt überhaupt nicht in Frage!“, lehnte Sakura rigoros ab. „Da können wir dich genauso gut in deiner Fabrikhalle lassen.“ „Das wäre auch nicht schlimm“, meinte Takeshi schulterzuckend, wofür er einen sehr bösen Blick von der Henne im Korb zugeworfen bekam. Ich verstand ihre Ablehnung nicht so ganz. „Warum sollte er nicht alleine wohnen? Die meiste Zeit ist er sowieso in seiner Ausbildung und die paar Stunden danach… Was macht ein Teenager schon so? Filme sehen?“ Sakura und Naruto warfen sich Blicke zu, die deutlich sagten, dass ihnen noch ganz andere Sachen einfielen, die man mit sechzehn in seiner eigenen Wohnung so treiben konnte. Ich war mir nicht ganz sicher, aber ich vermutete, dass die beiden etwas miteinander gehabt hatten, während ich auf meinem Selbstfindungstrip gewesen war – Diesen Blick wertete ich als weiteres Indiz für meine Annahme. Aber sie erzählten mir nicht davon und ich wollte es nicht wirklich wissen, also ließ ich ihnen dieses Geheimnis. „Nicht jeder ist so… Verantwortungsbewusst, wie du in dem Alter schon warst, Sasuke-kun“, erklärte Sakura vorsichtig. „Was soll das denn heißen?“ „Dass du einen Stock im Arsch hattest“, brachte Naruto es auf den Punkt, womit er dem jüngsten Anwesenden ein Kichern entlockte. Ich warf Takeshi einen bösen Blick zu, aber ein Grinsen konnte er nicht unterdrücken. „Und ich glaub, der steckt da immer noch drinnen. Mal ehrlich, du hast Takeshi doch mitgebracht. Wie kannst du ihn jetzt einfach wieder abschieben wollen?“ „Ich will ihn nicht abschieben“, wiedersprach ich unbehaglich. „Aber Sakura sagt selbst, dass es keinen Platz in einer Pflegefamilie oder einem Kinderheim für Takeshi gibt und er möchte in keines von beidem. Was sollen wir stattdessen tun? Willst du ihn bei dir aufnehmen, Sakura?“ „Da-Das…“, stammelte die Iryonin verlegen, bevor sie sich mit einem Räuspern sammelte. „Ich habe kein freies Zimmer, sonst würde ich das schon machen“, verkündete sie dann nobel. „Außerdem würde sich das nicht schicken“, stimmte Naruto ihr zu, als wäre er ihr Vater. Dann verschränkte er die Finger und sah mich über deren Kuppen so intensiv an, dass ich unbehaglich mein Körpergewicht von einem Fuß auf den anderen verlagerte. In seinen Augen lag ein Ausdruck, den ich sehr gut kannte, obwohl er ihn seinen Freunden gegenüber selten zeigte. Den Ausdruck, der ihn trotz seiner kindischen Ader zu einem Souverän machte. Die unterschwellige Aura von Macht, die seit Generationen verfeindete Nationen einen Krieg um ihn hatte führen lassen. Das Leuchten, zu dem ich mich hingezogen fühlte wie eine Motte zum Licht. Eigentlich wusste ich schon, worauf das hinauslaufen würde, aber alles in mir bäumte sich gegen die Fremdbestimmung auf, die von Naruto ausging. Er legte die Fingerkuppen aneinander und erinnerte mich stark an Tsunade, bei der er sich die Geste wohl auch abgeschaut hatte, sagte aber nichts. Ich machte einen halben Schritt rückwärts. „Nein.“ „Was denn?“, fragte Takeshi verwirrt, als habe er etwas überhört. „Nun, ich denke, uns wird vorerst nichts anderes übrig bleiben, als deine Wohnsituation so zu belassen, wie sie in der letzten Nacht war. Du wirst bei Sasuke einziehen. Er hat ja ein Büro, in das wir ein Bett stellen können. So kann er auch deine Ausbildung besser überwachen und dich vor… Unfug bewahren“, endete Naruto mit hochgezogenen Brauen. Takeshi schien erstaunt darüber, dass der Hokage über seine Eskapaden im Bilde war, senkte aber nur schweigend den Blick. Er musste wirklich Respekt vor Naruto haben, denn so unterwürfig hatte ich ihn noch nie erlebt. Fast war ich ein bisschen neidisch auf meinen Liebhaber. Größer noch war allerdings meine Verärgerung. „Und ich habe dazu nichts zu sagen? Immerhin ist es mein Privatleben, über das wir hier sprechen.“ „Hast du einen anderen Vorschlag?“, erkundigte Naruto sich scheiße-freundlich, wofür ich ihm am liebsten den Hals umgedreht hätte. Er erwiderte meinen Killerblick mit einem immer breiter werdenden Lächeln, weil er genau wusste, dass ich tun würde, was getan werden musste. Sonst hätte ich Takeshi ja gleich in der Lagerhalle zurücklassen können; niemand hätte je herausgefunden, dass ich von seiner Wohnsituation wusste. Das wäre von Anfang an die bequemste Lösung gewesen. Vor allem hätte es aber gegen mein Pflichtbewusstsein, meine Moralvorstellungen und jede Erkenntnis, die ich aus eigenen Erfahrungen gezogen hatte, verstoßen. Vielleicht hätte ich mich früher aus reinem, egoistischem Kalkül dagegen entschieden, dem Jungen zu helfen, aber genau, wie ich Takeshi zu erklären versucht hatte, hatte ich gelernt, dass man sich nicht vor seiner Verantwortung für die Welt drücken konnte. Wir waren alle ein Teil davon und somit miteinander verbunden. Klar riss ich mich nicht um jede Wohltätigkeitsarbeit, aber wenn es jetzt eben sein musste, würde ich mich wohl oder übel mit einem Mitbewohner arrangieren. Gefallen tat mir diese Notwendigkeit natürlich trotzdem nicht. „Natürlich, Hokage-sama“, sagte ich distanziert und mit einer angedeuteten Verbeugung. „Sakura, du kümmerst dich darum, eine geeignetere Bleibe für ihn zu finden?“ Sie bemerkte natürlich meine miese Stimmung – Trotz oder gerade wegen meiner teilnahmslosen Stimme – Und zuckte etwas zurück, als sie „J-Ja, sicher, Sasuke-kun…“, stammelte. „Gut.“ Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr, die ich Naruto bei unserer nächsten Begegnung an den Kopf pfeffern würde, und bedeutete Takeshi, sich zu verabschieden, was er sehr höflich tat. Er lächelte Sakura an, als er mir nach draußen folgte, sah mich aber ziemlich skeptisch an, sobald wir auf dem Flur waren. „Sie haben keine Lust, das zu tun.“ Sarkastisch zog ich die Brauen hoch. „Wie kommst du denn darauf?“ „Ts, ich dräng mich Ihnen sicher nicht auf. Hab Sie ja auch nicht darum gebeten, mich von zu Hause weg zu holen“, brummte der Junge. Ein wenig verwirrt sah ich ihn an, bis mir aufging, dass meine Worte ihn wohl verletzt hatten. Das überraschte mich, denn ich hätte nicht gedacht, dass er Wert auf meine Meinung oder Akzeptanz legte. Entschuldigen würde ich mich aber sicher nicht, daran konnte er sich schonmal gewöhnen, wenn er bei mir einziehen wollte. Seufzend kramte ich in der Tasche meiner Weste und zog die Zigarettenschachtel heraus. Unter dem missbilligenden Blick meines Schülers zündete ich mir einen Glimmstängel an und blies den Rauch in die Luft. „Es geht dabei nicht um dich“, gestand ich dann mürrisch. „Ich bin es nur gewöhnt, alleine zu wohnen. Also… Mach dir nichts draus, wenn ich mich erst an dich gewöhnen muss. Du bist willkommen.“ Verblüfft sah er zu mir hoch, dann drehte er das Gesicht so, dass ich es nicht mehr sehen konnte, aber ich glaubte, zu erkennen, dass er ein wenig rot um die Nase geworden war. „Ihre grantige Art bin ich ja schon gewohnt…“ „Übertreib nicht“, mahnte ich und blies den Rauch aus den Mundwinkel von Takeshi weg. Er nuschelte etwas Unverständliches und kurz herrschte Schweigen zwischen uns, dann murmelte er etwas, das verdächtig nach „Danke…“, klang. Ich brummte etwas, das verdächtig nach „Gern geschehen“, klang. Sicher war ich mir da aber nicht. Kapitel 5: WG der verlorenen Kinder ----------------------------------- „Schmeiß dein Zeug in die Waschmaschine.“ – Wenn du es schon nicht in die Mülltonne werfen willst, fügte ich in Gedanken hinzu – „Die zweite Tür rechts. Das ist das Gästebad.“ Erschöpft seufzend sah ich Takeshi nach, als dieser meiner Aufforderung nachkam. Nach dem Training waren wir zu seiner ´Behausung` gegangen und hatten in schwierigen Verhandlungen festgelegt, was er mit in meine Wohnung bringen durfte und was weggeschmissen werden musste. Ich wäre für eine Radikalkur gewesen, bei der einfach alles in der Tonne landete, aber der Junge hatte sich sehr vehement dagegen ausgesprochen. Als ich ihn ungeduldig gefragt hatte, warum er so an dem Plunder hing, war er ernst geworden. „Als mein Vater mich verließ…“, hatte er mit angespannten Schultern gesagt. „Hat er mir nichts dagelassen außer dem, was ich anhatte. Alles hier hab ich mir selbst irgendwie besorgt…“ – Ich hatte vorgezogen, nicht zu fragen, woher er seine Besitztümer ´Besorgt` hatte – „Und deswegen möchte ich es ungerne einfach so aufgeben. Es ist ein Teil meines Lebens, dessen, was ich bin und es würde mir einfach falsch erscheinen.“ Takeshis Antwort war tiefgründiger, als ich sie dem Sechzehnjährigen zugetraut hätte, und sie kündete davon, dass er schon mehr erlebt hatte, als ihm gut tat. Also hatte ich ihm schließlich erlaubt, nicht nur seine Kleidung, sondern auch den alten Radio, seine Poster und einen kleinen Schrank mitzunehmen. Seine provisorische Trainingsausrüstung hatte er zurücklassen müssen, da ich sie für wirklich unbrauchbar hielt. „Außerdem habe ich selbst qualitative Produkte zu Hause, die du nutzen kannst“, hatte ich versprochen, woraufhin er erstaunt geschwiegen hatte. Nachdenklich ging ich in die Küche und nahm mir eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. Schon der Anfang unserer kleinen WG hatte mit stundenlangen Diskussionen geglänzt, das ließ auf eine konfliktreiche Fortsetzung schließen. Mir blieb nur zu hoffen, dass Sakura bald eine geeignete Unterkunft für meinen Schützling finden würde. Der kehrte jetzt auch zurück, offenbar unschlüssig, was er mit sich anfangen sollte. Mir ging es da ähnlich, also fragte ich: „Hast du Hunger?“ Er nickte. „Mhm… Ich hab kein Fleisch hier“, warnte ich, als ich erneut den Kühlschrank öffnete und den Inhalt nach etwas Brauchbarem durchsuchte. Mit was fütterte man Teenager üblicher Weise? „Hah, hab ich´s mir doch gedacht, dass Sie ein Körnerfresser sind!“, rief Takeshi und grinste nur, als ich ihm einen missbilligenden Blick zuwarf. „Ich hab Sie noch nie Fleisch essen sehen, nicht mal bei Suyin-obaasan.“ „Du beobachtest deine Umgebung sehr genau“, stellte ich fest und deutete auf eine der Schubladen. „Nimm von da einen Topf und setz Wasser für den Reis auf.“ Er tat mit einem dümmlichen Grinsen, was ich ihm aufgetragen hatte. „Hehe, klar, das ist ja auch wichtig für einen Shinobi!“ „Wenn du dann auch weißt, was du mit den Informationen anfangen kannst“, stimmte ich zu während ich die Arbeitsplatte abwischte, auf der ich das Gemüse schneiden würde. Hoch konzentriert füllte Takeshi das Wasser in den Topf, bevor er ihn auf den Induktionsherd stellte. „Aber… Wieso sind Sie Vegetarier? Ich meine, Sie sind Jo-nin, da haben Sie doch bestimmt getötet. Wo ist der Unterschied, wenn man Tiere zum Verzehr tötet?“ Den Blick fest auf meine Arbeit gerichtet, zögerte ich die Antwort eine Weile hinaus. Der Verzicht auf Fleisch war eine sehr persönliche Entscheidung, die ich vor einer ganzen Weile getroffen und vor niemandem gerechtfertigt hatte, nicht mal vor Naruto, und allen Sticheleien meiner Freunde und Kollegen zum Trotz. Mein Liebhaber hatte es ohne weitere Nachfragen akzeptiert, deshalb hatte ich mich ihm nie erklärt – Wenn er gefragt hätte, hätte ich es ihm wohl gesagt. Der Grund war albern. Auf der Reise, die ich nach dem Großen Ninjakrieg angetreten hatte, war ich in sehr abgelegene Winkel der Welt gekommen, in denen ich teilweise meilenweit der einzige Mensch war. Das hieß natürlich auch, dass es keine Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel gab und ich somit jagen musste, was mir auch keine allzu großen Schwierigkeiten bereitet hatte. Als ich jedoch gerade den Hasen gebraten hatte, den ich erlegt hatte, war mir wie aus dem Nichts die Frage gekommen, das wievielte Lebewesen ich mit diesem Tier schon getötet hatte. Bei dem Gedanken war mir so schlecht geworden, die gut verdrängten Gesichter meiner Opfer waren mir so deutlich vor Augen getreten, dass ich mich hatte übergeben müssen. Ich war mir wahnsinnig schuldig vorgekommen wegen des kleinen Nagers, fast schuldiger als bei jedem Menschen, den ich getötet hatte. Ich hatte immer einen Grund gehabt, jemandem das Leben zu nehmen, nie aus Spaß getötet. Sicher, das Kämpfen selbst konnte einen Rausch aus Adrenalin, Brutalität und purer Macht auslösen, der durchaus überwältigend sein konnte, aber wenn ich gesiegt hatte, hatte mir der finale Streich nie Genugtuung gegeben. Außer bei Itachi. Und seinen Tod bereute ich bis heute so sehr, dass mir der bloße Gedanke daran, noch jemanden aus Lust zu töten, Übelkeit verursachte. Und aus welchem anderen Grund als Lust am Fleisch tötete man Tiere? Aus diesem Grund hatte ich beschlossen, Vegetarier zu werden. Seitdem hatte ich nur noch getötet, wenn es sich absolut nicht hatte vermeiden lassen, und alle Feinde, die ich hatte jagen sollen, ins Dorf gebracht – Selbst die, für die ein Todesurteil vorlag. Mein Beruf hatte es mir nie erlaubt, diese pazifistische Haltung in mein gesamtes Leben zu integrieren… Nun, bis ich Lehrer geworden war. Diese Geschichte war allerdings so intim, dass Takeshi mit einer extrem gekürzten Version auskommen musste: „Ich habe einfach schon genug Tote gesehen“, antwortete ich ruhig. „Aber du kannst dir kaufen und hier kochen, was du möchtest.“ Der Junge musterte mich nachdenklich, als ahnte er, dass mehr dahinter steckte als ich zu sagen bereit war. Er beschloss, nicht weiter auf mich einzudringen, und spöttelte stattdessen: „Solange Sie nicht meinem Essen das Frühstück weg futtern.“ Amüsiert schnaubend schob ich ihm eine Paprika zu, damit er sie klein schnitt. „Das sagt Naruto auch immer.“ „Echt?“, fragte er und seine Augen leuchteten. „Der Hokage ist wirklich cool und nett. Sie haben wahnsinniges Glück, mit ihm befreundet zu sein und ihm so viel zu bedeuten.“ Ich blinzelte irritiert. „Tue ich das?“ Takeshi lachte überrascht. „Merken Sie das gar nicht? So, wie er mit Ihnen redet, vertraut er Ihrem Urteil wohl und hält sehr viel darauf.“ „Und trotzdem hat er sich anders entschieden…“, murmelte ich düster. „Aber das hat ja auch nichts mit Vertrauen zu tun. Sie sehen die Welt halt ganz anders als er, oder? Und trotzdem…“ Takeshi verstummte, fuhr aber fort, als ich ihn auffordernd ansah: „Na ja… Sie vertrauen Ihm ja wohl mehr als sich selbst – Immerhin bin ich jetzt hier. Ich habe nicht das Gefühl, dass Sie das zugelassen hätten, wenn Sie glauben würden, er läge völlig falsch, dafür sind Sie einfach nicht der Typ. Andererseits haben Sie ihm zuerst widersprochen, was wegen seiner Position auch auf Ihre enge Beziehung schließen lässt. Trotzdem haben Sie letztlich nachgegeben, also… Vertrauen Sie dem Hokage wohl.“ Verblüfft und vor den Kopf gestoßen von den detaillierten Beobachtungen des Jungen – Die natürlich völlig aus der Luft gegriffen waren! – Strich ich mir einige Haare aus den Augen. Um Zeit zu gewinnen, warf ich erstmal das Gemüse in die Pfanne und kümmerte mich um Soße und Reis, bevor ich antwortete. „Naruto ist mein Vorgesetzter. Ich habe mich nicht gegen seine Anweisungen zu stellen.“ – Das sagte ich mit einem eindeutigen Blick in die Richtung meines Gastes – „Außerdem gab es keine andere Möglichkeit.“ „Sie hätten mich auch zu einem anderen Ausbilder geben können.“ „Das wäre eine Zumutung.“ „Hey, was soll das heißen?!“, brauste er auf und seine ganze analytische Intelligenz verschwand, um dem Teenager Platz zu machen, der er eben war. Eigentlich hatte ich immer gedacht, Intelligenz zu schätzen, aber bei Takeshi bevorzugte ich dann doch den temperamentvollen Trottel. Er zog viel zu viele Schlüsse aus dem Nirgendwo. Ich vertraute niemandem so sehr wie mir selbst, das hatte mich das Leben gelehrt. Meinem Hokage schuldete ich Gehorsam, den ich ihm bedingungslos entgegenbrachte. Ich vertraute Naruto als Staatsoberhaupt und Freund und auch die Offenheit, die Sex verlangte, wenn er gut sein sollte, brachte ich bei ihm auf. Aber das war´s. Unser Verhältnis war ein Produkt der Umstände, unserer Lebensgeschichten. Die machte uns nicht zu so etwas Lächerlichem wie Seelenverwandten. Das Essen war fertig und ich war ganz froh, das Thema während der Mahlzeit fallen lassen zu können. Wir unterhielten uns über das Training, das Takeshi mit erstaunlich tiefgründiger und durchdachter Kritik beobachtete. Vielleicht würde ich mir das eine oder andere davon sogar zu Herzen nehmen, mal sehen. „Du wirst deine Wäsche selber waschen“, erklärte ich, während wir das Geschirr abspülten und aufräumten. Dann warf ich ihm einen strengen Blick zu. „Und du WIRST sie waschen, denn ich akzeptiere keine Haufen stinkender Kleidung in meiner Wohnung. Zudem wirst du zwei Mal die Woche staubsaugen und ein Mal den Boden wischen Das Badezimmer wird zwei Mal im Monat geputzt und…“ „Hey, ich bin keine Putzfrau, die sich um ihren Haushalt kümmert! Wir werden das schön aufteilen, ok?“ Schnaubend räumte ich die Teller in den Schrank. „Ich übernehme dasselbe Arbeitspensum wie du.“ „Moment… Heißt das, bevor ich hier eingezogen bin, haben Sie alleine vier Mal die Woche staubgesaugt?!“, rief Takeshi entsetzt, als hätte ich ihm von meiner Gewohnheit erzählt, Menschenfleisch zu essen. Als ich nichts erwiderte, lachte er. „Alter, ich hätte nicht gedacht, dass Sie so einen Putzfimmel haben!“ „Ich schätze Ordnung“, wiedersprach ich würdevoll. Solange er sich an meine Vorgaben hielt, war es mir egal, was er darüber dachte. „Nennen Sie es, wie Sie wollen, aber das ist manisch“, grinste mein Schüler. Dann war der Abwasch erledigt und er verfiel in ein ungewöhnliches Schweigen. Offenbar wusste er nicht, was er jetzt mit sich anfangen sollte, und auch ich war überfordert mit der Situation. Abgesehen von Naruto bekam ich nur selten Besuch, und wenn doch waren die Gäste Kollegen oder Bekannte, deren Aufenthalt in meiner Wohnung ein klares Ziel hatte; einen Bericht schreiben, die nächste Mission planen oder dergleichen. Takeshi dagegen war hier jetzt zu Hause, obwohl er noch wie ein Fremdkörper wirkte, und es würde mit Sicherheit eine Weile dauern, bis dieser Eindruck sich legte. Andererseits hoffte ich, er würde gehen, ehe er sich hier zu heimisch fühlte. Wenn er nicht hier gewesen wäre, hätte ich vermutlich schweigend bei einem Buch gegessen oder nebenbei Notizen über die Fortschritte der Kinder gemacht, nichts Spannendes. In meinem Leben passierte nie etwas Spannendes ohne Einwirkung von außen und solange mein Job abwechslungsreich genug gewesen war, hatte ich diese Ruhe geschätzt. Naruto hatte mir als privates Abenteuer gereicht. Aber seit ich nur noch Lehrer war, hatten Lethargie und Unzufriedenheit von mir Besitz ergriffen, die sogar den Gedanken in mir geweckt hatten, Konoha zu verlassen. Natürlich hätte ich dem Hokage einfach sagen können, dass ich wieder auf Missionen wollte, aber ich hatte nicht das Bedürfnis, meine Gefühlswelt mit meinem Liebhaber zu erörtern, worauf eine solche Beschwerde mit Sicherheit hinausgelaufen wäre. Es ging mir gut, ich war nur ein wenig gelangweilt gewesen. Und ich glaubte nicht, dass das nochmal der Fall sein würde, solange Takeshi in meiner Wohnung war. Die nächsten Tage verbrachten wir in einer ähnlich schwebenden Position zwischen gezwungener Vertrautheit und emotionaler Fremde, beide bemüht, sich möglichst höflich zu geben, beide in dem Bewusstsein, wie fragil der momentane Frieden war, und doch nicht gewillt, diesen so einfach aufzugeben. Unter der Oberfläche brodelten unsere unausgesprochenen Konflikte natürlich weiter, aber um des lieben Frieden Willens hielten wir uns beide zurück. Mehr als einmal kam mir der Gedanke, diese Selbstgeißelung einfach aufzugeben. Niemand konnte mir vorwerfen, ich hätte es nicht versucht, und dann wäre es Narutos Problem, eine neue Bleibe für meinen Schützling zu finden. Damit hätte ich mir sicher einige Unannehmlichkeiten erspart, nur konnte ich es einfach nicht mit meinem Gewissen ausmachen. Der Junge hatte in seinem Leben schon so viel Ablehnung erfahren – Auch von mir – Da musste ich dem nicht noch die Krone aufsetzen. Außerdem gab er sich ja Mühe, das musste man Takeshi zu Gute halten. Das einzige, das mich wirklich störte, waren die nächtlichen Ausflüge, die er nach wie vor ohne jede Vorankündigung unternahm. Ich fragte nicht, wo er hinging, und er sagte nichts, aber ich vermutete, dass er sich mit zwielichtigen Gestalten aus seiner Zeit auf der Straße traf und ich wusste nicht, ob ich das gutheißen sollte. Von diesen Ausflügen stammten nämlich, wie ich jetzt leicht beobachten konnte, seine Blessuren. Am dritten Abend hatte ich ihm, nachdem er gegangen war, einfach einen Verbandskasten in sein Zimmer gestellt, den er stillschweigend angenommen hatte. Weiterreichende Kommunikation hatte es diesbezüglich noch nicht gegeben und ich war mir ziemlich sicher, dass Sakura damit äußerst unzufrieden gewesen wäre. Sie hatte uns schon ein paar Mal besucht und war an einem Nachmittag sogar alleine mit Takeshi losgezogen, was ich angesichts seiner Schwärmerei für sie nicht wirklich billigte. Natürlich war das ihre Sache, also hatte ich nichts dazu gesagt. Vielleicht brauchte sie ja die Aufmerksamkeit. Im Moment war mein temporärer Mitbewohner allerdings nicht mit ihr unterwegs, sondern auf einem seiner kleinen mysteriösen Ausflüge, was mich besonders verärgerte, da die Teile für sein Bett geliefert worden waren. Wir hatten mein Arbeitszimmer umgeräumt – Die meisten Möbel standen jetzt entweder auf der Galerie oder im umdekorierten Wohnzimmer – Aber die Schlafstätte aufzubauen würde nochmal einiges an Arbeit werden, die ich eigentlich nicht hatte alleine machen wollen. Vielleicht würde ich ihm einfach die Teile vor die Zimmertür legen, damit er drüber stolperte, wenn er nachts nach Hause kam, dachte ich mürrisch, als ich mit einem Schattendoppelgänger die Einzelteile die drei Treppen zu meiner Wohnung hochschleppte. Wenn er sich dabei ausnockte, würde er wenigstens für eine Weile auf seine Ausflüge verzichten. In der Wohnung angekommen stellte ich mein Bündel erstmal ab und holte tief Luft. Als ich mich umsah, zuckte ich heftig zusammen; auf meiner Couch hatte es sich nämlich Naruto bequem gemacht. Verärgert die Stirn runzelnd ging ich in die Küche, um mich etwas zu trinken zu holen und zu überlegen, wie ich auf sein kontinuierliches Eindringen in meine Privatsphäre reagieren sollte. Sonst hatte ich ihm ganz normal gesagt, dass er nicht ohne meine Einladung in meine Wohnung zu kommen hatte – Das war immerhin Hausfriedensbruch, Hokage und Lover hin oder her. Aber seit Takeshi bei mir wohnte, reagierte ich gereizter als sonst was die Zeit anging, die ich mit mir selbst verbringen konnte. Sie war nämlich ein rares Gut geworden und ich hatte nicht vor, vollständig auf sie zu verzichten. Dauerhafte Gesellschaft lag mir einfach nicht. „Du hättest was sagen können“, meinte Naruto, als ich zu ihm zurückkehrte und ihm ein Glas Wasser hinstellte, mit einem Nicken auf das neue Bett. „Ich hätte dir jemanden geschickt, der dir hilft.“ Ungnädig nippte ich an meinem Getränk. „Das ist keine Staatsangelegenheit.“ „Irgendwie schon, oder? Immerhin hab ich dir Takeshi aufgebürdet“, grinste Naruto, der aufstand und zu mir schlenderte. Statt sein eigenes Glas zu leeren, nahm er einen großen Schluck aus meinem, das er dann wegstellte. Mit einem sehr eindeutigen Leuchten in den Augen machte er einen halben Schritt auf mich zu und legte die Hand auf meine Brust. „Weißt du… Wir sind ganz alleine hier…“ Ich leckte mir über die Lippen, den Blick zu meinem umdisponierten Büro und wieder zurück zu meinem Chef fliegend. „Nicht zum ersten Mal.“ Naruto lachte rau und zog mich sanft am Kragen meines Hemdes zu sich. „Aber zum ersten Mal, seit du einen Mitbewohner hast“, gurrte er, bevor er mich küsste. Tatsächlich hatten wir seit Takeshis Einzug keinen Sex mehr gehabt. Mir war das bis zu einem gewissen Grad ganz recht, denn ich betrachtete es als Rache dafür, dass er mir den Jungen gegen meinen Willen aufgeladen hatte. Trotzdem, gegen ein bisschen Nachholen hatte ich nichts einzuwenden, sodass ich bereitwillig auf seine Küsse und seine forschenden Hände einging. Nur ein paar Millimeter löste ich mich von seinen Lippen, um zu sagen: „Er könnte aber jeder Zeit wieder kommen…“ „Dann sollten wir uns beeilen“, missverstand Naruto mich mit Absicht bevor er mich schon zur Couch schob. Ich küsste ihn wieder, halb damit beschäftigt, den Stoff seines Shirts in die Finger zu bekommen, halb darauf achtend, nicht über den Beistelltisch zu stolpern. Meine Zähne kratzten über seine Unterlippe, dann schupste er mich auf das Sofa und musterte mich von oben herab. Seine Finger glitten von meinem Haar über meine Wange und zu meinen Lippen, die er sanft nachzeichnete. „Scheiße, du weißt gar nicht, wie sehr ich dich gerade will…“, stöhnte er mit einer Stimme, die es ziemlich offensichtlich machte. „Dann komm her.“ Ich zog Naruto an der Hüfte auf meinen Schoß und ließ genüsslich die Finger seine Oberschenkel hoch zu seinem Hintern gleiten. Ich presste ihn noch an mich als ich die Lippen für seine Zunge öffnete, die er mit einem leisen Stöhnen in meinen Mund schob. Bis dahin hatte nur das Geräusch unseres Atems die Luft erfüllt, aber da hörte ich hinter Naruto ein Rascheln, das mich aufsehen ließ. An der Tür zur Küche stand noch immer der Doppelgänger, mit dem ich das Bett heraufgetragen hatte – Ich hatte ihn ganz vergessen, nachdem mein Liebhaber mich derart überfallen hatte. Gerade wollte ich die Kunst auflösen, als Naruto die Hand auf meine legte, ein abwägendes Glänzen in den Augen. „Kann er nicht… Bleiben?“, fragte er mit Unschuldsmiene und einer Hand, die verführerisch-sanfte Kreise auf meiner Brust zeichnete, mit Tendenz zu meinem Nabel. Ich leckte mir über die Lippen, als ich aus dem Augenwinkel sah, wie der Doppelgänger sich uns langsam näherte. „Was hast du vor?“ Narutos Augen leuchteten auf und ein raubtierhaftes Lächeln teilte seine Lippen. „Hm… Spielen?“, schnurrte er und küsste mich wieder. Seine Stimme ging in einem Stöhnen unter, als der Doppelgänger seinen Nacken küsste. Ich sah zu, wie mein Abbild die Finger über Narutos Brust gleiten ließ um sein Shirts am Saum über seinen Kopf zu ziehen. Dann umfasste der Klon das Kinn meines Liebhabers, drehte dessen Gesicht zu sich und küsste ihn. Natürlich hätte ich das alles einfach beenden können, indem ich die Kunst aufgelöst hätte, aber tatsächlich sagte ich selten Nein zu einem von Narutos Einfällen. Er war kreativ und fähig, sowohl sehr gehorsam zu sein und dabei gleichzeitig klar zu machen, was er wollte, als auch Dominanz auszuüben ohne meine Bedürfnisse zu vernachlässigen. Ich fand beides ziemlich sexy und passte mich meist einfach seiner Stimmung an. Mein Blick traf den des Doppelgängers. Er grinste mich verschlagen an, dann vergrub er das Gesicht in Narutos dichtem Haar, die Hände auf einem eindeutigen südwärtsgerichtetem Kurs. Fasziniert beobachtete ich, wie er die Hand – Meine Hand – Auf den Schritt meines Liebhabers legte und mit einem Finger die eindeutige Kontur nachfuhr, die sich unter dem Jeansstoff abzeichnete. „Du bist schon hart… Ist einer von mir nicht mehr genug, um dich zu befriedigen?“, fragte der Klon amüsiert, als er den Reißverschluss quälend langsam herunterzog. Er ließ die Hand in die bunten Boxershorts gleiten und strich mit den flachen Fingern über Narutos Schwanz. „E-Er kann reden?“, fragte er stöhnend. Mit einem Schulterzucken beugte ich mich vor um seine Brust zu küssen – Mir war gerade aufgefallen, dass ich etwas tun sollte, nicht nur zusehen. „Berechtigte Frage.“ Naruto drückte meinen Kopf mit einem Arm an sich. „Es ist nur eine Spielerei… Zerdenk nicht immer alles.“ „Na gut“, stimmte ich zu, den auffordernden Blick auf unser ausgefallenes ´Spielzeug` gerichtet. Er wusste, was ich wollte – Immerhin war er praktisch ich – und ließ Naruto los, um auf meine Galerie zu gehen. Naruto wollte etwas sagen, aber ich unterbrach ihn mit einem Kuss. Nur zu bereitwillig öffnete er die Lippen für meine Zunge, die Finger inzwischen in mein Haar gekrallt, die Hüften ungeduldig an meine gepresst. Eine überwältigende Hitze ging von ihm aus, die meine Kleider durchdrang und mich wünschen ließ, ich wäre nackt, aber dafür war kein Platz zwischen unseren aneinandergehefteten Gliedern, Mündern, Wesen. In diesem Moment musste ich brennen. Mit einer halben Drehung legte ich Naruto auf die Couch und löste den Kuss, um mit dem Mund seinen Hals zu liebkosen. Jedes Mal, wenn ich seine Haut küsste, ließ ich kurz die Zunge hervorschnellen um ihn sacht zu berühren. So arbeitete ich mich zu seinen definierten Brustmuskeln, dem sich scharf abzeichnenden Hüftknochen und schließlich zu der geöffneten Hose. Unter den Boxershorts lugte bereits die Spitze von Narutos Penis hervor und er stöhnte auf als ich diese küsste. Ich zog ihn aus und leckte mir bei dem Anblick unwillkürlich über die Lippen, dann sah ich zu ihm auf. „Willst du, dass ich ihn in den Mund nehme, Naruto?“ „Jaaa…“, stöhnte er und hob mir fast bettelnd die Hüften entgegen, doch ich drückte sie unnachgiebig zurück auf die Couch. Meine Augen blitzten auf. „Was?“ „N-Nimm ihn in den Mund, Sasuke. Bitte“, wimmerte er und ich tat ihm den Gefallen. Naruto krallte sich in das Polster hinter ihm, bockte die Hüfte auf und trieb seinen Schwanz dadurch tief in meinen Hals. Ich erschrak im ersten Moment, übernahm aber sofort wieder die Kontrolle indem ich ihn an den Beinen packte und fixierte. Langsam hob und senkte ich den Kopf, zeichnete mit der Zunge eine Ader nach und ließ ihn dabei die ganze Zeit nicht aus den Augen. Mein Doppelgänger kehrte zurück – Ich glaubte inzwischen, dass Naruto mir ein wenig von seinem Chakra zur Verfügung stellte, sonst hätte die Kunst sich wahrscheinlich schon wieder aufgelöst. Der Klon blieb für einen Moment stehen und sah uns gebannt zu, dann kam er näher. Vor der Armlehne, auf der Narutos Kopf ruhte, blieb er stehen, ein düsteres Glänzen in den dunklen Augen. Ob ich auch so aussah, wenn ich erregt war? „Auf die Knie. Arsch zu mir“, befahl ich und half etwas nach als der noch lustverschleiert dreinblickende Naruto nicht sofort kuschte; Mit einer Hand auf seiner Hüfte und der anderen auf seinem Arsch drehte ich ihn herum. Wütend funkelte er zu mir hinter. „Übertreib nicht, Arschloch.“ Ich lächelte nur schmal und griff zwischen seinen Beinen nach seinem harten Schwanz. Ganz so abgeneigt war er dann wohl doch nicht. „Niemals“, schnurrte ich zärtlich, die Hand zu meinem Doppelgänger ausgestreckt, der mir folgsam gab, was er mitgebracht hatte; Eine kleine lilane Tube Gleitgel. Mein Doppelgänger, der in der Zwischenzeit die Hose geöffnet und ein wenig heruntergeschoben hatte, drehte Narutos Gesicht zu sich und strich ihm das leicht verklebte Haar aus der Stirn. „Kümmer dich lieber um mich“, verlangte er und drückte sein Glied gegen die Lippen des Hokage. Dieser gab ein kleines, wiederstrebendes Stöhnen von sich als er den Mund öffnete und begann, den Kopf zu bewegen. Ich ließ wieder von Narutos Penis ab, den ich die ganze Zeit über massiert hatte, und spreizte seine Arschbacken um Gleitgel auf der Rosette zu verteilen. Ein Schauder durchlief den ganzen Körper meines Liebhabers und er sah mit verklärtem Blick zu mir hinter. „F-Fuck… Warum muss das Zeug eigentlich so kalt sein?“, keuchte er. Schmunzelnd küsste ich seinen mit einer Gänsehaut überzogenen Hintern und drückte die Daumenkuppe gegen seine zuckende Öffnung. „Vielleicht, weil du sonst zu heiß wärest?“, flüsterte ich, sacht die Zähne über seine Haut schabend, dann schob ich den ganzen Daumen langsam in seine Enge. Er gab eine Mischung aus Lachen und Grunzen von sich und drückte, vermutlich unbewusst, den Rücken durch. „War das… Hn… Ein Kompliment…?“ Ich schnaubte nur leise und fing an, den Daumen langsam ein und aus zu stoßen, damit er sich an den Wiederstand gewöhnen konnte. Sobald er ein tiefes, befriedigendes Stöhnen von sich gab, verlangte der Doppelgänger wieder seine Aufmerksamkeit. Er fing an, den Penis an Narutos Gesicht zu reiben und griff ihm ungeduldig ins Haar. Bereitwillig nahm er ihn wieder in den Mund und ließ zu, dass der Klon sich in ihn stieß, genauso langsam und bedächtig, wie ich es mit meinem Daumen tat. Nach einer Weile zog ich den Daumen zurück und ersetzte ihn erst durch einen, dann durch zwei und schließlich durch drei Finger. Naruto stöhnte um den Schwanz in seinem Mund und bewegte ungeduldig die Hüfte, überließ es aber mir, zu entscheiden, wann ich weitermachen wollte und so genoss ich den Anblick seines schweißglänzenden, willigen Körpers vor mir ausgiebig. Irgendwann zog ich aber die Finger zurück und streckte erneut die Hand nach dem Doppelgänger aus, der mir diesmal ein Kondompäckchen reichte. Narutos Blick folgte der Geste ein wenig verwirrt und er löste sich von dem Klon um zu sagen: „Du musst kein Kondom benutzen, Baby. Ich will…“ „Ich weiß“, unterbrach ich und griff unter ihm durch, um etwas umständlich das Kondom über seinen Penis zu stülpen. Mein eigener rieb sich dabei so einladend an seiner Arschritze, dass ich mich am liebsten sofort in ihn gestoßen hätte. Derart ungeduldig dauerte es ein wenig, bis das Latex an seinem Platz war und ich mich wieder aufrichten konnte. Scheiße, ich wollte ihn so sehr, auch nach all der Zeit. „Aber ich will nicht, dass du meine Couch vollsaust“, erklärte ich. Dann spreizte ich endlich, endlich Narutos Hinterbacken und setzte die Spitze an seinen zuckenden Eingang. Viel zu langsam trieb ich mich in seine herrliche, heiße Enge und sah zu, wie er sich an der Sofalehne festklammerte. Sein ganzer Körper zitterte und er gab hin und wieder ein ersticktes Keuchen von sich, aber schließlich war ich ganz in ihm. Mit geschlossenen Augen genoss ich das Gefühl für einen Moment, dann lehnte ich mich über ihn um nach seinem Glied zu greifen – Das zu meiner Überraschung nach wie vor völlig erigiert war. Ich rieb mit der Fingerspitze über seine Eichel und sein ganzer Körper zuckte erwartungsvoll. „Du wolltest so sehr gefickt werden?“ Naruto sah über die Schulter zu mir. Ich konnte nur ein Auge sehen, aber das war dunkel vor Erregung und als Antwort fing er an, seine Hüfte gegen meine zu bewegen, sodass mein Schwanz sich immer wieder in ihn stieß. Dabei klappte er den Mund in so tiefer Befriedigung auf, dass ich für einen Moment nur sprachlos zusehen konnte. Auch als ich mich gefangen hatte, ließ ich ihn für eine Weile machen, einfach, weil der Anblick verdammt sexy war; er holte sich praktisch an mir einen runter, und das so emsig, so willig… „Sa-Sasuke… Genug. Fick mich.“ Das war kein Betteln sondern ein Befehl, dem ich augenblicklich nachkam. Ich griff nach seiner Hüfte und fing an, in ihn zu stoßen, erst langsam, dann zunehmend schneller, als er nach mehr verlangte. Für den Moment hatten wir den Doppelgänger völlig vergessen, doch der holte sich Narutos Aufmerksamkeit zurück indem er seinen Kopf an den Haaren zu sich drehte und den Schwanz an seinem Gesicht rieb, bevor er seinen Mund aufzwang und sich im selben Takt wie ich in den stöhnenden Hokage stieß. Als ich aufsah war es wie ein Spiegel; Gesicht und Brust des Klons waren gerötet, sein Atem ging schnell und in seinen Augen lag noch immer dieser bedrohliche Glanz, dieses Bewusstsein von Macht und dem Genuss dieses Gefühls… Dieses Gefühls von Naruto, der mir gehörte. Der er zuließ, dass ich seine Handgelenke nahm und ihn daran enger zu mir zog, um ihn besser ficken zu können. Der es genoss, so wahnsinnig genoss, meinen Schwanz in seinem Arsch zu haben… All das baute sich in meiner Magengegend zu seinem großen Kloß auf und ich wusste, dass ich nicht mehr lange durchhalten würde. Immer unkontrollierter stieß ich mich in meinen Liebhaber, massierte dessen Hintern und schließlich dessen Schwanz. Um mich etwas abzulenken sah ich zu meinem Doppelgänger, der inzwischen beide Hände in Narutos Haare gekrallt und die Augen geschlossen hatte. Sein Mund stand leicht offen und er stöhnte heiser, dann verzog er leicht das Gesicht, zog sich aus Narutos Mund und holte sich einen runter, sodass er bereits Sekunden später auf das Gesicht und die Haare des Hokage spritzte. Dieser kniff zwar die Augen zu, machte aber bereitwillig den Mund auf und schluckte, was ihm auf der Zunge landete. Der Doppelgänger rieb mit dem Daumen über einen Tropfen, der ihm an der Wange klebte, und lebte ihn sich von der Fingerkuppe, dann grinste er und verschwand in einer Rauchwolke. Ich stöhnte, als das Gefühl des abebbenden Orgasmus, den der Klon gerade erlebt hatte, mich zusätzlich zu meiner eigenen Erregung traf. Ich war so überrascht und überwältigt von dem Gefühl, dass ich urplötzlich selbst kam, wobei ich mich so tief in Naruto presste wie ich konnte. Der keuchte auf, als er plötzlich die heiße Flüssigkeit in sich spürte und sah mit verklärtem Blick zu mir hinter. „Das war… Überraschend?“, keuchte er mit einem schiefen Grinsen als ich meine Atmung etwas beruhigt hatte. Ich brummte nur etwas, zog mich aus ihm zurück und schob sofort die Finger in sein noch feuchtes Loch. Naruto stöhnte wimmernd auf, drückte das Gesicht an die Armlehne und den Hintern an meine Hand, als ich anfing, die Finger in ihn zu stoßen. Ich wusste, dass er auch so kommen konnte, fasste aber trotzdem zwischen seinen Beinen durch um seinen Penis gleichzeitig zu stimulieren, der bereits heftig zuckte. Durch das Latex des Kondoms konnte ich die Feuchtigkeit seiner Präejakulation spüren und die Adern, die sich deutlich unter der dünnen Haut abzeichneten. „Ge-Genau so… Fuck, jaaa, besorg´s mir…!“, stöhnte Naruto, nur Augenblicke bevor sein ganzer Körper sich anspannte und er in das Kondom spritze. Ich fickte ihn weiter mit den Fingern, bis sein Orgasmus verebbte, dann zog ich die Hand zurück und das Kondom von seinem erschlaffenden Glied. Ich verknotete es gerade, als mein Liebhaber sich bereits umgedreht hatte und sich auf meinen Schoß schmiegte. Ich wusste nicht so recht, wohin mit dem vollen Kondom, aber ihn schien das nicht zu stören, denn er fing bereits an, mit einem leisen Schnurren meine Kopfhaut zu massieren. „Das war der Wahnsinn~♥“, gurrte er mir ins Ohr, in das er dann zärtlich biss. Ich summte nur zustimmend, nicht wirklich geneigt, jetzt etwas zu sagen. Mit geschlossenen Augen genoss ich das träge Gefühl nach dem Orgasmus – Oder eher; den Orgasmen – Und Narutos Gewicht auf meinem Schoß sowie seine sanften Küsse, die mein ganzes Gesicht bedeckten. Erst als ich merkte, dass ich fast einnickte, klopfte ich auffordernd auf den Hintern meines Liebhabers. „Aufstehen. Wir müssen duschen, bevor Takeshi zurückkommt.“ Unwillig stöhnend schmiegte Naruto sich enger an mich. „Will nicht aufstehen…“ „Willst du lieber, dass ein Kind sieht, wie dir Sperma aus dem Arsch läuft?“, gab ich zu bedenken, aber darüber lachte er nur. Ich verdrehte die Augen, dann spannte ich die Muskeln an und hob ihn etwas wackelig hoch (Sonst wäre das natürlich kein Problem, aber nach Multiplen Orgasmen durfte man ja wohl etwas Kraft in den Beinen verlieren). Naruto lachte ununterbrochen, während wir die Treppe hochtorkelten und küsste mich ständig, um mich abzulenken. Das Ergebnis war ein gestoßener Zeh, ein Beinahe-Sturz und ein mittlerer Wutausbruch meinerseits und doch war Narutos gute Laune irgendwie ansteckend. „Du hast mich noch nie irgendwo hin getragen“, stellte er zufrieden fest, als ich ihn im Badezimmer wieder abstellte. „Wieso sollte ich?“, erwiderte ich und zog mir die sicherlich erbärmlich stinkenden Klamotten aus. In der Dusche hatte ich nur kurz meine Ruhe, bevor ein gewisser blonder Klammeraffe sich an meinen Rücken schmiegte. „Hmmm… Weil es mir gefällt?“ Ich drehte mich um und zwickte ihn in die Nase. „Ich bin nicht dein Lastentier“, erklärte ich streng, dann fing ich an, mich einzuseifen. „Awww, warum denn nicht? Du hast das doch gut gemacht!“, lachte Naruto, der mir kurzerhand die Shampooflasche aus der Hand nahm und meinen Körper mit deren Inhalt einrieb. Dabei trat ein so breites Grinsen auf sein Gesicht, dass ich misstrauisch die Augen verengte, was er natürlich bemerkte. „Ich hab es dir gleich zwei Mal besorgt!“, sagte er unglaublich stolz, wofür ich ihm Wasser ins Gesicht spritzte. „Idiot“, zischte ich, aber er lachte nur und küsste mich. „Du brauchst nicht so verlegen sein“, erklärte er dann sanft, eine Hand auf meiner Wange. „Ist ja nicht so, als hätten wir das erste Mal Sex gehabt.“ „Ich bin nicht verlegen.“ Verwirrt legte Naruto den Kopf schief. „Und was ist dann das Problem?“ Als ich nicht antwortete, fuhr er fort: „Ich meine, wir sind beide gekommen und es hat Spaß gemacht. Aber wenn es dir nicht gefallen hat…“ „Naruto… Lass es einfach“, unterbrach ich ihn mit einem ernsten Blick. Er blinzelte kurz, lächelte dann aber wieder dieses seltsam sanfte Lächeln und nickte. Als er mich dieses Mal küssen wollte, hielt ich allerdings die Shampooflasche dazwischen. „Mach dich sauber. Takeshi…“ „Takeshi, Takeshi, Takeshi!“, maulte Naruto unzufrieden, wobei er sich jedoch das Shampoo schnappte. „Du solltest nicht an ein Kind denken, wenn ich hier in all meiner Pracht nackt vor dir stehe!“ Kurz starrte ich ihn böse an, doch dann musste ich lachen und nachdem er die Backen aufgeplustert hatte (Wodurch er aussah wie ein unzufriedener Hamster) prustete auch er los. Noch immer lachend scheuchte ich ihn ins Schlafzimmer, damit er sich anzog und nicht doch noch nackt in meiner Wohnung erwischt wurde. Nachdem wir wieder angezogen waren fingen wir an, das Bett aufzubauen. Kurz bevor wir fertig waren kam der Junge tatsächlich zurück und rief nach mir. „Ich bin in deinem Zimmer und baue DEIN Bett auf“, antwortete ich rüde. Takeshi kam mit einem wenig schuldbewussten Lächeln und zwei Pizzakartons hereingestrolcht, ließ aber beides sinken, als er sah, neben wem ich da am Boden hockte. Naruto dagegen grinste umso breiter, als er aufstand. „Hallo, Takeshi!“ „Ho-Hokage-sama“, salutierte dieser und nahm hastig Haltung an – Soweit das mit dem Fastfood in seiner Hand ging. „Ich war nur…“ „Ach, mach dir keine Gedanken, ich wollte nur sicher gehen, dass der Stinkstiefel hier dir noch nicht die Laune verdorben hat“, winkte der Hokage nonchalant ab, ehe er wieder etwas ernster wurde. Natürlich hatte er die Kratzer an Takeshis Hals und Schultern gesehen, von denen nicht wenige frisch waren. Trotzdem blieb er vage, als er fragte: „Geht es dir gut?“ „Ich… Ja. Ja, danke“, antwortete mein Mitbewohner mit einem Seitenblick zu mir. „Sasuke-san ist sehr großzügig.“ Ich schnaubte zustimmend, aber Naruto machte große Augen. „Eeeeh?! Seit wann denn das?!“, platzte er so laut heraus, dass der Junge unwillkürlich zu lachen anfing und ich dem Hokage eine Kopfnuss verpassen musste. „Hey, was soll das? Du willst ja noch nicht mal dein Essen teilen, Bastard, das ist jetzt wirklich nicht großzügig!“ „Du magst einfach kein Gemüse“, wiedersprach ich gelassen. Takeshi, der sich wohl angesprochen gefühlt hatte, hob etwas zaghaft seine Pizzakartons. Er wusste offensichtlich nicht, ob es normal war, wie ich mit dem Staatsoberhaupt redete und ob dieses Staatsoberhaupt noch alle Tassen im Schrank hatte. „Ähm, ich hätte Abendessen dabei. Eine davon ist vegetarisch.“ „Au ja, eine Pause ist jetzt genau das richtige“, entschied Naruto einfach mal. Er griff bereits nach dem ersten Karton, reichte ihn mir dann aber mit gerümpfter Nase. „Die ist für Pflanzenfresser… Ah, geil, Prosciutto!“ Er schob sich bereits ein Stück der zweiten Pizza in den Mund als er zu mir aufsah. „Wir essen auf dem Balkon.“ Die Machtposition tat diesem Idioten eindeutig nicht gut, er übernahm den Befehlston schon in seinen privaten Sprachgebrauch. Ich wiedersprach zwar, aber der Herr beharrte darauf und so stiegen wir in die Galerie, wo ich eine Doppeltür öffnete, die auf einen kleinen Balkon führte, auf dem ich im Sommer las, wenn ich denn mal dazu kam. Der Balkon war wirklich klein – Eindeutig zu klein für zwei erwachsene und einen halbgaren Mann - Sodass wir uns Schulter an Schulter nebeneinanderstellen mussten während wir aßen. Naruto liebte diesen Balkon und turnte nicht selten halbnackt darauf herum, so oft ich ihm auch sagte, er sollte das bleiben lassen. Dementsprechend ging ich fest davon aus, dass meine Nachbarn nicht nur wussten, was es mit dem Hokage und mir auf sich hatte, sondern ziemlich genau die Größe und Form von dessen Testikeln hätten beschreiben können, wenn es darauf ankam. Daraus, dass beides noch in keinem Klatschblatt aufgetaucht war, schloss ich, dass es sie entweder nicht interessierte oder sie es nicht wagten, ihr Wissen an die Öffentlichkeit zu tragen. Ich hätte an ihrer Stelle auch eher verstört als interessiert auf den freischwingenden Penis eines Fremden reagiert. Naruto lehnte sich leicht an mich (Er stand natürlich in der Mitte, wo sonst), wofür ich ihm einen warnenden Blick zuwarf. Sagen konnte ich allerdings nichts, weil Takeshi seine Kuschelei sonst sicher mitbekommen hätte, und das wusste der Idiot auch ganz genau, denn er grinste nur breit mit der Pizza im Mund, anstatt mir Platz zu machen. „Ich wusste gar nicht, dass wir einen Balkon haben“, sagte Takeshi nach einer Weile in das einträchtige Schweigen. Dann errötete er. „I-Ich meine, Sie.“ Bevor ich etwas erwidern konnte, stieß Naruto ein erneutes empörtes „Eeeeh?“, hervor. Perplex sah er zwischen uns hin und her. „Du siezt ihn immer noch? Ihr wohnt jetzt zusammen! Da sollte man sich nicht siezen! Das ist… Das… Das ist physikalisch unmöglich.“ Ich verdrehte nur die Augen und auch Takeshi schien verlegen. Statt zu antworten nahm ich mir ein weiteres Stück Pizza und blickte über die Dächer der Stadt. Naruto regte sich die ganze Zeit auf, aber er war nicht der Grund, aus dem ich schließlich „Es ist ok, wenn du mich duzt“, zu Takeshi sagte. Der Grund war, dass Takeshi einen Erwachsenen brauchte, dem er vertrauen konnte, keinen distanzierten Vorgesetzten. Die persönlichere Basis, die das „Du“ bot, erschien mir dafür eine gute Grundlage, obwohl es sicherlich effektivere Ansätze gegeben hätte. Naruto wäre sicherlich der bessere Kandidat gewesen um emotional an den Jungen heranzukommen. Ich spürte jetzt schon, dass die beiden sich ganz wunderbar verstehen würden. Trotzdem war ich es, der herausfinden musste, wo mein Schüler sich fast jede Nacht seine Verletzungen holte. Der Hokage würde mir sicher helfen, so gut er konnte, aber der junge Genin würde sich trotzdem nicht dem Staatsoberhaupt anvertrauen und auch nicht Sakura. Ich war der einzige, der überhaupt eine Chance hatte, weil er mich trotz seines Wiederwillens offensichtlich respektierte. Mir würde nichts anderes übrig bleiben als zu versuchen, aus ihm rauszukitzeln, was genau bei ihm vorging. Diese Aufgabe wollte mir so gar nicht gefallen, weil sie nicht mit Verstand oder Kraft gelöst werden konnte, sondern Sozialkompetenzen erforderte. Ausgerechnet das, woran es mir mangelte. Takeshi murmelte nur ein leises „Ok“, auf mein Angebot, Naruto grunzte zufrieden und dann sahen wir als seltsames Dreiergespann zu, wie die Sonne hinter dem Hokage-Plateau versank. „Sag mal…“, unterbrach Takeshi das Schweigen, das ich seit unserem Aufbruch vom Trainingsplatz eigentlich als ganz angenehm empfunden hatte. Es war immer noch ein wenig ungewohnt, dass er mich duzte. „Warum sieht man Naruko eigentlich nie bei dir? Ich meine, jetzt wohne ich ja doch schon drei Wochen bei dir.“ Ich zögerte. Lügen wollte ich nicht, denn wir erarbeiteten uns langsam eine Vertrauensbasis, die ich nicht zerstören wollte. Andererseits konnte ich ihm schlecht sagen, dass der Hokage als Frau verkleidet durch das Dorf stromerte, das hätte Narutos Autorität zu sehr untergraben. „Das war nichts Ernstes“, antwortete ich schließlich wahrheitsgemäß, aber ausweichend. „Sie war doch nicht so mein Typ.“ Auch das stimmte. Es war zwar eine interessante Spielerei gewesen und Naruto und ich hatten an besagtem Abend noch großen Spaß gehabt, aber ich bevorzugte eindeutig Männer. „Eh?! Wie kann sie NICHT dein Typ sein? Sie ist eine zehn!“ Ich zuckte die Schultern. „Darauf kommt es aber auf Dauer nicht an, oder?“, erwiderte ich, was Takeshi so zu überraschen schien, dass er eine Weile nichts mehr sagte. „Warst du deshalb so zögerlich im Umgang mit ihr?“ Stutzend stellte ich fest, dass er Recht hatte; ich war meinem Liebhaber gegenüber tatsächlich sehr zurückhaltend, zumindest emotional. Ich hatte nicht das Bedürfnis nach tiefschürfenden Erörterungen meiner Seele, weil ich mich selbst ziemlich gut kannte und wusste, wieso ich so war, wie ich eben war. Dafür brauchte ich weder Mitleid noch Erklärungen. Zudem zog ich es eindeutig vor, alleine mit meinen Dämonen fertig zu werden. Ich hatte sie mir selbst eingefangen, also würde ich sie selbst wieder loswerden müssen, da konnte mir niemand helfen. Inzwischen hatten sie sich ganz gut eingelebt und ich hatte nicht mal das Verlangen, mich zu ändern. „Vielleicht. Man sollte einer Frau nichts vorspielen, das nicht da ist“, gab ich ihm eine Weisheit mit auf den Weg, an die ich mich tatsächlich immer gehalten hatte. Wenn auch wahrscheinlich zum Großteil deshalb, weil ich einfach nicht auf das andere Geschlecht stand. „Und wie kriegt man sie dann dazu, einen zu mögen?“, fragte er, wobei er ziemlich deprimiert klang. „Geht es um jemand speziellen?“, fragte ich mit mehr als einer vagen Ahnung, um wen es sich handelte. Takeshi wurde rot und starrte demonstrativ auf die Straße vor sich. „Nein, ich meinte jetzt so generell.“ Die Lüge war ziemlich offensichtlich, trotzdem zog ich es vor, nicht weiter auf ihn einzudringen. Es ging mich nichts an, außerdem interessierte es mich sowieso nicht übermäßig. „Dafür bin ich nicht der richtige Ansprechpartner. Die Frauen sind mir immer nachgelaufen.“ „Du bist so arrogant“, beschwerte Takeshi sich mit verzogenem Gesicht. Ich zuckte nur die Schultern. „So ist es eben. Aber ich vermute, dass die meisten Frauen Ehrlichkeit und Komplimente schätzen. Und vermutlich Geschenke.“ „Das empfiehlst du einem Schüler ohne nennenswertes Einkommen? Sehr hilfreich“, schnaubte er, wofür ich ihm einen säuerlichen Blick zuwarf. „Ich sagte doch, dass das nicht mein Metier ist.“ Dann schwieg ich eine Weile, bevor ich fortfuhr: „Wenn es aber um eine ältere Frau geht…“ – Er errötete verräterisch – „Schätze ich deine Chancen nicht allzu gut ein. Sie legt Wert auf Konventionen, außerdem ist sie sehr mütterlich, weshalb es ihr wohl schwer fallen würde, in jemandem, der nur halb so alt ist wie sie, einen gleichberechtigten Partner zu sehen.“ „Woher willst du wissen, wie sie so ist…?“, murmelte er, aber er verstummte, als ich ihm einen vielsagenden Blick zuwarf. Damit verkleckerte das Gespräch auf den letzten Metern zu unserer improvisierten WG. Man sah meinem zu Hause trotz meiner Ermahnung an den Jungen, ordentlich zu sein, an, dass es einen Jugendlichen beherbergte; ein paar Chipstüten (Geschenke von Naruto an Takeshi) und ein roter Hoddie lagen ihm Wohnzimmer und im Flur kuschelten zerfledderte Sneaker mit schmuddeligen Turnschuhen. Naserümpfend schob ich die Schuhe zurecht, dann zog ich meine eigenen aus und ging in Richtung Treppe. „Ich geh zuerst duschen.“ „Jaa… Ich muss eh nochmal los.“ Alarmiert blieb ich stehen. „So?“ Takeshi hatte schon in seinem Zimmer verschwinden wollen, hielt aber nochmal inne um mich prüfend anzusehen. „Ich treff mich mit ein paar Freunden… Wieso?“ „Weil ich für dich verantwortlich bin.“ Der ein wenig verwunderte Ausdruck auf seinem Gesicht machte einem trotzigen Platz. „Das heißt nicht, dass du bestimmen kannst, wohin ich gehen darf und wohin nicht.“ Genau genommen hieß es exakt das. Nachdem ich aber bereits ein Mal mit einer unbedachten Äußerung ihm gegenüber in die Nesseln gegriffen hatte, war ich ein wenig vorsichtiger. „Was für Freunde sind es denn?“, wechselte ich das Thema, denn ich wusste, dass ich ihn damit hatte; Takeshi hatte sich so sehr isoliert, dass er eigentlich keine Freunde hatte, außer wenn man den Begriff weit fasste und seine Teammitglieder inkludierte. Vermutlich glaubte er selbst, dass er keine näheren Bekannten haben wollte, weil er nie die Möglichkeit gehabt hatte, jemanden kennenzulernen. Langsam fing ich an, unangenehme – Und unlogische – Zusammenhänge zu ziehen, sodass es mir ganz gelegen kam, als Takeshi antwortete: „Die kennen Sie nicht. Ist doch auch egal.“ Mir entging nicht, dass er mich auf einmal wieder siezte, aber das war jetzt nicht das wichtige. „Nicht?“ „Es geht Sie… Dich jedenfalls nichts an“, korrigierte er seine Anrede, als ihm auffiel, dass er sich damit zwar von mir distanzierte, sich aber in eine unterlegene Position begab. Jetzt fing er damit schon wieder an, dachte ich genervt und verschränkte die Arme vor der Brust. „Naruto hat dich hier untergebracht, damit ich ein Auge auf dich habe. Also geht es mich sehr wohl etwas an“, argumentierte ich gelassen. Ich zögerte einen Moment, denn ich wusste bereits, dass ich zu weit ging, bevor ich es aussprach, aber irgendwie kamen mir die Worte trotzdem über die Lippen: „Und du darfst heute nicht mehr ausgehen.“ Zuerst sah Takeshi mich nur ungläubig an, als wartete er auf eine Pointe, aber die kam nicht. Dann verdüsterte sich sein Gesicht zunehmend, bis er schließlich schrie: „Du bist nicht mein Vater oder sonst was. Spiel dich gefälligst nicht so auf!“ „Trotzdem bleibst du hier.“ In hilfloser Wut sah er zwischen mir und der Tür hin und her, dann wandte er sich mit einem unartikulierten Zorneslaut ab. Mit einem Knall warf er seine Zimmertür ins Schloss und ward nicht mehr gesehen. Mir war sehr bewusst, dass ich gerade den mühsam erarbeiteten Waffenstillstand zwischen uns zunichte gemacht hatte. Ich seufzte erschöpft und wusste eine Weile nicht, was ich jetzt tun sollte. Es war ungewohnt für mich, dass jemand, mit dem ich Streit hatte, in meiner Wohnung war, in meinem Rückzugsort, und es war mir ziemlich unangenehm. Normalerweise ließ ich denjenigen, der mich verärgert hatte, stehen und kam hierher, aber jetzt gab es keinen Ort mehr, an den ich flüchten konnte. So hatte ich es auch mit Naruto gehalten, nachdem er mir meinen Mitbewohner aufgehalst hatte; ich war geflüchtet. Drei Tage lang hatte ich nur beruflich mit ihm gesprochen, wenn es unbedingt hatte sein müssen, und in die Wohnung hatte ich ihn erst Recht nicht gelassen. Vorgestern hatte er mir dann aufgelauert, als ich einkaufen gegangen war. Er war einfach aus einer Seitengasse aufgetaucht, unrasiert und offensichtlich müde, und hatte mich wie ein geschlagener Hund angesehen. Ich hatte mich schnaubend abgewandt, aber da ich ihn nicht weggeschickt hatte, war er mir in den Supermarkt gefolgt, wo wir eine Weile schweigend durch die Regale schlenderten, bis es aus ihm herausplatzte: „Ich sehe einfach keine andere Möglichkeit, Takeshi angemessen zu versorgen, Sasuke. Ich weiß, dass es Scheiße ist, aber er braucht ein zu Hause, und vor allem jemanden, der ein Auge auf ihn hat. Und da er keinerlei Familie hat – Ich habe mich erkundigt. Es gibt wirklich niemanden – Bist du eben der erste Ansprechpartner.“ „Ach?“, fragte ich bissig und drehte mich zum ersten Mal nach Naruto um. „Und wie wäre es, wenn du dann tatsächlich mit mir gesprochen hättest?“ „Das ging alles so schnell, wir mussten handeln. So ging es dir doch auch; du wolltest ihn einfach da rausholen… Habe ich nicht recht?“, bohrte er nach, als ich nicht antwortete. „Ja, aber das war meine Entscheidung“, erwiderte ich ungnädig. Eine ältere Frau beobachtete uns neugierig, zog sich aber rasch zurück, als ich ihr einen eisigen Blick zuwarf. Wütend pfefferte ich einen Bund Lauch in meinen Einkaufskorb und ging weiter. „Und was schlägst du vor, was wir mit ihm machen sollen?“ „Ich weiß es nicht – Und es ist nicht meine Aufgabe, das herauszufinden. Ich bin dafür verantwortlich, ihm eine anständige Ausbildung zu bieten und ihn überlebensfähig zu machen, nicht dafür, seine dreckige Wäsche zu waschen.“ Ich sah Narutos Mundwinkel zucken, aber er schluckte zu seinem Glück das Grinsen runter. „Dann bring ihm bei, selbst zu waschen.“ „Darum geht es nicht!“, blaffte ich und hätte ihm am liebsten den Käse, den ich gerade in der Hand hielt, ins Gesicht gepfeffert. „Es geht darum, dass er meine Arbeit ist, und du ihn in mein Privatleben einschleust. Das tust du ständig, und langsam reicht es mir einfach. Ich erwarte von dir, dass du dich zusammenreißt und mich behandelst wie jeden anderen Angestellten – Denn das hättest du von niemandem außer von mir erwartet, oder? Nicht mal von Sakura.“ „Du glaubst… Ich nutze meine Macht als Hokage aus, um dein Privatleben zu beeinflussen?“ „Du behältst mich hier im Dorf um… Babysitter zu spielen, obwohl du so gut wie ich weißt, dass ich im Außeneinsatz viel erfolgreicher wäre. Du verschwendest mich und meine Talente, weil du vögeln willst. Hältst du das für professionell? Glaubst du, irgendein Hokage vor dir wäre so verantwortungslos gewesen?“ Bevor er etwas erwidern konnte, fuhr ich fort: „Und die Sache mit Takeshi ist genau die andere Richtung: Du benutzt deinen Einfluss als Liebhaber, um deine Arbeit loszuwerden und dir ist scheinbar nicht mal bewusst, wie unverschämt das eigentlich ist.“ Narutos ganzes Gesicht war angespannt und er blinzelte ein paar Mal. Er rieb sich über die Schläfe und als er mich ansah, lächelte sein Mund, aber seine Augen nicht. Die waren tottraurig und das war meine Schuld. „Weißt du, warum ich mehr von dir verlange als von anderen, Sasuke? Weil ich dachte, dass du damit fertig wirst. Weil ich dich für stark halte. Du bist mein engster Vertrauter und deswegen bist du hier im Dorf: Weil ich deinen Rat brauche. Weil ich wissen muss, dass du mir den Rücken freihältst. Aber anscheinend ist es schon zu viel, was ich von dir verlange, und da glaubst du wirklich, ich soll dich auch noch aus dem Dorf schicken? Damit du wieder zurückkommst und aussiehst wie ein verdammtes Stück Frischfleisch? Damit du zurückkommen kannst, und ich wochenlang keinen klaren Gedanken fassen kann, weil ich panische Angst davor habe, den wichtigsten Rückhalt zu verlieren, den ich habe? Sasuke…“ Er hatte mich angebrüllt, doch jetzt wurde seine Stimme leiser und weicher, als wäre etwas in ihm gebrochen. Er machte einen Schritt auf mich zu, sah aber davon ab, mich zu berühren, weil wir sowieso schon beobachtet wurden. „Ich brauche dich. Verlang nicht von mir, dich wegzuschicken. Ich kann dich nicht nochmal verlieren.“ Ich presste die Lippen aufeinander, äußerst unzufrieden mit der Richtung, in die dieses Gespräch verlief und damit, welche Empfindungen da an der Oberfläche kratzten und aus mir raus wollten. Klar, ich hielt sie im Zaum, aber ich wollte sie gar nicht erst auf zehn Meilen an mich ranlassen. Das war gefährlich. „Wir hatten über Takeshi geredet“, kam ich mürrisch, aber wesentlich ruhiger als noch vor drei Minuten, auf das Thema zurück. Ich wollte keine Grundsatzdiskussion über unser Verhältnis, nicht in einem Supermarkt und auch nicht anderswo. „Ich weiß“, seufzte Naruto, dessen Augen plötzlich noch um einiges müder aussahen als zuvor. „Glaubst du nicht, dass du dich damit arrangieren könntest? Es wäre ja nur für eine Weile. Sakura-chan sucht schon mit Nachdruck nach einer Bleibe für ihn.“ „Hn.“ Mehr hatte ich dazu für den Moment nicht zu sagen, also schwiegen wir, während wir an der Kasse warteten. Vor dem Supermarkt blieben wir beide stehen, nicht sicher, was wir jetzt vom jeweils anderen erwarten oder selbst tun sollten. Schließlich war ich es, der die Stille durchbrach: „Du siehst beschissen aus. „Na, danke…“ Naruto lachte und fuhr sich über die struppigen Wangen. „Ich hab nur nicht so gut geschlafen.“ „Hn. So viel Arbeit?“ Er weitete die Augen, dann schüttelte er lachend den Kopf. „Du bist der Wahnsinn… Jaaa, klar, es liegt nur an der Arbeit und nicht an meinem Freund, der tagelang nicht mit mir redet. Ich dachte schon, du hasst mich jetzt…“ Ich war also nur ein Freund? Aha. „Wer sagt, dass ich das nicht tue?“ „Man, Sasuke…!“, jammerte er kläglich; eine richtige Beschwerde wagte er wahrscheinlich noch nicht, aus Angst, ich würde ihn wieder mit Schweigen bestrafen. Kurz zögerte er, dann fragte er: „Willst du noch mit zu mir kommen…?“ Zugegeben, ein wenig versucht war ich schon gewesen, aber dann hatte mein Stolz gesiegt und ich war nach Hause gegangen. Ich war noch sauer auf Naruto. Außerdem wollte ich mich noch eine Weile an seinem Elend weiden, das von dem abrupten Kontaktabbruch herrührte, bevor ich ihm großzügig verzieh. Er war so abhängig von mir, lief mir genauso hinterher wie in unserer Teenager-Zeit, und ich musste zugeben, dass mir diese Macht gefiel, die ich trotz unserer beruflichen Stellungen über ihn hatte. Es gab mir eine gewisse Selbstsicherheit. Irgendwann wurde mir klar, dass Takeshi nicht aus seinem Zimmer kommen würde, also machte ich mir Abendessen, obwohl ich nicht wirklich Hunger hatte. Ich sah ihn den ganzen Abend nicht, während ich auf der Couch ein Buch las und Berichte über die Kinder schrieb, aber ich glaubte nicht, dass das schon alles gewesen war. Immerhin war er ein Teenager, und noch dazu verdammt störrisch. Deshalb setzte ich mich später an den oberen Absatz der Treppe, die zu meiner Galerie führte, anstatt in mein Bett zu gehen. Dort wartete ich dann. Und wartete… Und wartete… Ich dachte schon fast, ich hätte mich geirrt und meine Zeit verschwendet, als das leise Scharren der Tür mich aus meinem Halbschlaf aufschrecken ließ. Takeshi war fast nicht zu sehen, denn er hatte sich gänzlich in schwarz gekleidet. Er blieb kurz auf der Türschwelle stehen und lauschte, dann schlich er vorsichtig zum Wohnzimmertisch, von dort aus zur Küche und schließlich in den Flur. Ich hörte die Ketten des Riegels klackern, dann war der Junge draußen. Mit einem müden Seufzen stand ich auf. Es wurde wohl Zeit, herauszufinden, woher sich unser kleiner Wildfang seine Blessuren holte. Kapitel 6: Schuleinschreibung ----------------------------- Die Nachtluft roch nach Sommer in der Großstadt; warm, voll und giftig. Bereits jetzt fragte ich mich, was ich hier eigentlich tat. War es für Teenager nicht normal, sich nachts aus dem Haus zu schleichen? Ich kam mir vor wie eine Glucke und das war mir äußerst unangenehm. Trotzdem folgte ich Takeshi die dunkle Straße hinunter, stets einen angemessenen Sicherheitsabstand zwischen uns, von dem ich jedoch das Gefühl hatte, ihn überhaupt nicht zu benötigen. Ich würde den Kindern bald beibringen müssen, wie man die Anwesenheit von Verfolgern bemerkte und ihnen entkommen konnte. Im Moment gereichte es mir jedoch zum Vorteil, dass der Junge sich völlig unbedarft bewegte. Nur ein Mal wurde es ein wenig brenzlig, als Takeshi stehen blieb und sich umsah, genau während ich unter einer Laterne stand. Es gelang mir gerade noch, mich in den Schatten zu flüchten. Zuerst wusste ich nicht, wo er hin wollte, doch dann kam mir der Weg immer bekannter vor, bis mir schließlich das Ziel klar wurde; das Industriegebiet. Aha, seine „Freunde“ wohnten also auch in einer verlassenen Lagerhalle. Vielleicht war das gerade in und ich hatte einen Trend verpasst. Wenn dem so war, hingen dem Trend noch nicht allzu viele Leute nach. Bis auf eine Katze, die scheppernd hinter ein paar nahestehenden Mülltonnen flüchtete, war die Straße verlassen. Die Fabrikhallen hoben sich schwarz vom schwarzen Nachthimmel ab und eine warme Briese trug brackige Gerüche heran, gegen die mein Magen rebellierte. Takeshi wohnte jetzt in einer schönen Gegend mit sauberen Straßen und warmen Wasser – Was zur Hölle zog ihn ausgerechnet hierher zurück? Schließlich kamen wir in das Randgebiet des Industriegebiets, in dem sich Casinos und Strippschuppen zwischen die Lagerhäuser mischten. Hier war mehr los als vorher und die Straßen waren nicht mehr ganz so schmuddelig – Oder zumindest ließ das schummrige Licht aus den Gebäuden es so erscheinen. Ich lehnte an einer Häuserecke und beobachtete Takeshi aus einiger Entfernung. Er ging ohne zu zögern auf eines der Casinos zu, und obwohl ich erwartet hatte, dass er sofort weggeschickt würde, zeigte er den beiden Türsteher-Gorillas etwas, das ihm Einlass verschaffte. Äußerst verstört von dieser Szene blieb ich noch eine Weile stehen und wartete, doch der Junge kam nicht mehr aus dem Gebäude. Hier war also der Grund des Geheimnisses meines kleinen Mitbewohners. Ein vorbeischlendernder Mann, der mich schon zuvor bemerkt hatte, musterte mich misstrauisch, als er an mir vorbei lief, doch ich fauchte nur: „Was?“, und er verkrümelte sich wieder. Es war also sogar in einer zwielichtigen Gegend ungewöhnlich, an Häuserecken herumzulungern und Minderjährige zu beobachten. Ich stieß mich von meiner Wand ab und schlenderte zu dem Tür-Gorilla, der mich schon im Näherkommen ungnädig aus seinen kleinen, schwarzen Knopfaugen musterte, obwohl er das Wort ´ungnädig` vermutlich selbst nicht kannte. Mit einem sehr demonstrativen Schritt in die Mitte der Tür sagte er: „Geschlossene Gesellschaft.“ Natürlich ließ er mich nicht in ein Spielhaus, in dem sehr wahrscheinlich eine illegale Geschichte ablief, wenn sie schon Kinder hineinließen. Ich war als Shinobi bekannt wie ein bunter Hund, und noch dazu der direkte soziale Kreis unseres hochgeschätzten Hokages. Manchmal war es wirklich anstrengend. Nicht, dass mich das aufhalten würde. „Du weißt, wer ich bin?“, fragte ich, unauffällig einen Schritt auf ihn zutretend und ohne den Blick von seinem zu lösend. Er nickte stirnrunzelnd, wich aber nicht zurück – Wahrscheinlich war er zu dumm, um Angst zu haben. „Ich habe hier privat etwas zu erledigen, aber das kann ich leicht ändern. Was meinst du? Hätte dein Chef gerne zehn, fünfzehn Shinobi im Haus?“ Das kastenförmige Gesicht des Türstehers verdüsterte sich und seine Muskeln pumpten sich noch ein bisschen mehr auf. Bald würde er Hulk Konkurrenz machen. „Drohst du mir?“ „Ich sage nur, dass ich in diesen Laden möchte. Und das werde ich mit oder ohne Ärger tun.“ Hinter den Stirnfalten rasten offensichtlich mehr Gedanken herum als in den letzten drei Jahren, dann brüllte er völlig unvermittelt: „Hikari!“ Einen Moment später tauchte ein mürrisches, dürres Mädchen mit blau gefärbten Haaren auf, die mich neugierig beäugte, bevor sie sich mit verschränkten Armen an den Gorilla wandte. „Ich sitze zwei Meter entfernt, weißt du?“, klärte sie ihn auf. „Du brauchst nicht so brüllen.“ „Sag dem Chef, dass wir besonderen Besuch haben und frag, ob er rein darf. Er sagt, er sei privat hier“, ignorierte ihr Kollege ihre Bitte. Sie verdrehte die Augen und verschwand in den Untiefen des Casinos, sodass ich in unbehaglicher Stille mit dem Türsteher zurückblieb. Natürlich hätte ich mir einfach Zutritt verschaffen oder, wie bereits angedroht, mit ein paar Kollegen anrücken können. Aber erstens hatte ich keine Beweise für meinen Verdacht, dass hier etwas Illegales abging und zweitens nutzte ich nur ungern meine Beziehung zu Naruto, um irgendwelche Befehle durchzusetzen. Das stand mir, so sehr es mich oftmals wurmte, als einfacher Ausbilder nicht mehr zu. Ich stand in der Rangfolge des Dorfes nur wenig über meinen eigenen Schülern, was mich wahnsinnig frustrierte. Gleichzeitig war aber genauso ein Schüler der zweite Grund, aus dem ich keine spontane Razzia anberaumte oder den Türaffen niederstreckte; solange Takeshi da drinnen war, wollte ich so wenig Ärger wie möglich verursachen. Wenn nämlich tatsächlich etwas Illegales ablief und mein Schüler und Mitbewohner da mit drinnen hing, hätte das nach seinem Vorstrafenregister mit Sicherheit Auswirkungen auf seine Ausbildung, vielleicht würde Naruto ihn sogar rausschmeißen müssen. Ich gab es ja nur ungern zu, aber ich wollte den Jungen nicht auf der Straße sehen. Seine Anwesenheit in meinem Haushalt hatte mir einige Aufregung gebracht, was mich zwar eigentlich nervte, den Alltag aber irgendwie auch spannender gestaltete. Zudem war sein Querkopf eine willkommene Herausforderung in meiner Arbeits-Tristesse. Und wenn er schon unter staatlicher Aufsicht in derart dubiose Kreise geraten war, wollte ich gar nicht wissen, was ohne seine Ausbildung aus Takeshi werden würde. Nein, wenn ich es verhindern konnte, wollte ich ihn da rausholen, ohne, dass es jemand bemerkte. Wenig später kehrte das dürre Mädchen zurück, inzwischen mit einem Kaugummi bewaffnet, um ihre Langeweile noch besser zur Schau stellen zu können. „Der Chef sagt, er kann rein. Und…“ – Sie erlaubte sich ein undamenhaftes Grinsen – „Dass du ein Hornochse bist.“ Ohne ihre Diskussion weiter zu beachten, schob ich mich zwischen ihnen durch und fand mich in dem schummrigen beleuchteten Eingangsbereich des Casinos wieder. Dem Licht nach zu urteilen war hier alles ziemlich dreckig, der älteste Trick der Welt. Ich gab mir jedenfalls Mühe, nichts zu berühren, während ich zwischen den Automaten und den Spielern hindurchlief. Manche von ihnen hatten leere Augen, als wären sie schon längst in ihr Spiel hineingesaugt worden. Das war ein sehr beunruhigender Anblick, den ich gerne vermieden hätte, wenn ich nicht jemand bestimmten gesucht hätte. Aber nach einer Runde durch den Laden stellte ich fest, dass Takeshi nicht hier war. Das war gar nicht möglich. Ich hatte ihn eindeutig hier reingehen sehen und danach die ganze Zeit vor der Tür gestanden. Er konnte nicht verschwunden sein… „Hey“, unterbrach eine Stimme hinter mir meine Überlegungen. Sie gehörte dem dürren Empfangsmädchen, das mich neugierig und ohne Scheu musterte. Als ihre Inspektion fertig war, fuhr sie fort: „Uchiha, oder? Der Chef hat dich zu seiner Privatvorstellung eingeladen. Wenn du mir bitte folgen würdest…“ „Ich bin beschäftigt.“ Ein amüsiertes Leuchten erschien in ihren dunkelgrünen Augen. „Ich fürchte, ich muss darauf bestehen“, erklärte sie und in dem Moment fielen mir drei Männer auf, dem Türgorilla nicht ganz unähnlich, die in der Nähe herumstanden und uns beobachteten. „Soll das eine Drohung sein?“, erkundigte ich mich unbeeindruckt. In Gedanken legte ich mir schon eine Strategie bereit, um mit den Muskelpaketen fertig zu werden. Sollte kein allzu großes Problem darstellen. Jetzt lachte die Kleine ganz offen. „Aber nein. Es ist eine Einladung, wie bereits gesagt. Allerdings ist der Chef es nicht gewöhnt, einen Korb zu bekommen.“ „Es gibt immer ein erstes Mal.“ „Da bin ich mir sicher“, stimmte sie zu. „Also? Kommst du?“ Ich überschlug meine Möglichkeiten. Offenbar war dieses Etablissement das Zentrum der Prügel, die mein Schüler regelmäßig bezog. Wenn ich jetzt eine Szene machte und die Aufpasser niederstreckte, würde ich hier nie mehr reinkommen und entsprechend nicht herausfinden, was Takeshi des nächtens in solch zwielichtigen Gegenden trieb. Außerdem war er verschwunden und das Angebot des Klappergestells erschien mir die vielversprechendste Möglichkeit, ihn wieder zu finden. Ich nickte. Sie zeigte beim Lächeln ein Piercing im Zahnfleisch, dann wandte sie sich zum Glück ab und ich folgte ihr. Ich hatte nichts gegen Körperschmuck, aber im Mund stellte ich mir das sehr unhygienisch vor. Glücklicherweise ging mich die Reinlichkeit dieser jungen Dame rein gar nichts an, sodass wir in friedlichem Schweigen das Casino durchqueren konnten, bis wir zu einer Tür mit der Aufschrift „Private – Staff only“ gelangten. Höflich hielt das Mädchen sie mir auf und ich betrat einen schummrigen Flur, wobei es mir etwas unangenehm war, sie im Rücken zu haben. Nicht, dass sie mir etwas hätte tun können, es ging einfach ums Prinzip. Ich sah mich in dem Gang um, der aussah, als würde er für die Strom- und abwasserversorgung des Gebäudes genutzt. Lose Kabel hingen von den dreckigen Wänden, einige Kisten standen herum und der Geruch von unverputzter Wand hing in der Luft. Der Flur zog sich hin. Wir kamen an einigen Biegungen vorbei und an mehreren Türen – Vermutlich Lagerräumen – Aber beachten taten wir keine von diesen Durchgängen. Schließlich fiel mir eine Stahltür auf, auf der „High Voltage – Betreten verboten!“ stand und ich blieb ungefragt stehen. Meine Begleitung zeigte wieder den Zahnfleischring. „Warst du doch schon mal hier?“, erkundigte sie sich amüsiert, als sie sich an mir vorbei schob um die Tür aufzusperren. Ich zuckte nur die Schultern. Wenn man lang genug im Geschäft war entwickelte man einen siebten Sinn für sowas. Mit offensichtlichen Schwierigkeiten zog die Hostess die Tür auf, hinter der uns absolute Schwärze entgegen leckte. Diesmal ging sie wieder vor, aber ich zögerte, ihr zu folgen. Natürlich hatte ich keine Angst vor einer dürren Frau, aber der Grundsatz, nicht alleine in unbekannte, düstere Grüfte zu steigen, war eine der Säulen, auf der das Überleben in meinem Beruf beruhte. Meine Begleitung drehte den Kopf zu mir, aber wegen dem Schatten, den ich von oben auf sie warf, konnte ich nur den Glanz ihrer Zähne im Schein der Lampe hinter mir erkennen. „Du kannst auch umkehren, wenn du Angst hast“, schnarrte sie und ging weiter. Mit einem leisen Schnauben folgte ich ihr die Treppe runter – Vielleicht gerade wegen des leichten Unbehagens, das sie bei mir auslöste. Wenn Takeshi hier irgendwo war, musste ich ihn da rausholen, das war meine Pflicht. Wir stiegen die Treppen hinunter und zuerst konnte ich es nicht richtig einordnen, doch dann hörte ich ein leises Dröhnen, das aus der Tiefe zu kommen schien und immer lauter wurde, je weiter wir gingen. Kurz darauf erreichten wir eine zweite Tür, diesmal in rotem Stahl und mit einem Scharnier auf Augenhöhe, gegen das meine Begleitung klopfte. Ein Riegel wurde hinter dem Scharnier zurückgezogen und schwarze Augen unter abrasierten Augenbrauen kamen zum Vorschein. Sie registrierten erst das Mädchen, dann mit einiger Skepsis mich. „Passwort?“, verlangte eine überraschend sanfte Männerstimme. Die Frau verdrehte die Augen und klopfte ungeduldig gegen den Stahl. „Mach keinen Scheiß, Senda. Der Kleine...“ – Ich war zwanzig Zentimeter größer und vermutlich zehn Jahre älter als sie – „Ist ein Gast vom Chef. Jetzt mach die Tür auf oder soll ich ihn holen?“ Die Knorpelwülste, auf denen eigentlich die Augenbrauen hätten sitzen sollen, zogen sich zusammen, ein mürrisches Brummen war zu hören, dann schloss sich der Riegel und die Tür wurde geöffnet. „Spiel dich nicht so auf, Hikari“, beschwerte sich ein gutaussehender Mann mit Undercut und Piercing in der Falte direkt über dem Kinn. Ich fragte mich, ob ein Gesichtspiercing Pflicht war, wenn man hier arbeiten wollte, dann wurde meine Aufmerksamkeit von einer Bewegung hinter dem Türwächter angezogen. Wir befanden uns in einem schummrig beleuchteten Raum, dessen genaue Größe ich nicht abschätzen konnte, weil er zum einen gesteckt voll mit Menschen war – Bereits einen halben Meter hinter Senda drängten die Leute gegeneinander wie eine wogende Masse – Und weil zum anderen die gesamte Raummitte mit einem Stahlkäfig ausgefüllt war. Die Konstruktion war bestimmt fünf auf fünf Meter groß und zog meinen Blick an wie ein Magnet. Darin bewegten sich zwei Gestalten, die ich zuerst für Tiere hielt, doch dann erkannte ich, dass es Frauen waren. Tranceartig machte ich einen Schritt nach vorne und sah dem Geschehen gebannt zu. Eine der Frauen, groß und mit langen roten Haaren, wich gerade ihrer zierlichen Gegnerin mit hellbraunen Rastalocken aus. Mit einem Hechtsprung war sie an der Käfigwand, an der sie hochkletterte wie eine Spinne, bis sie kopfüber an der Decke hing, dann ließ sie los und stieß sich mit bestialischem Kampfgebrüll auf ihre Konkurrentin. Diese sah grinsend zu der Rothaarigen auf und wartete bis zur letzten Sekunde, bevor sie zur Seite sprang. Dabei wurde sie von den langen, klauenartigen Nägeln der anderen erwischt und schrie auf, jedoch schaffte sie es im nächsten Moment, mit ineinander verschränkten Fingern auf den Rücken der am Boden liegenden Hünin zu schlagen. Die Rothaarige rührte sich träge, was die Rastafrau zum Anlass nahm, ihr ins Gesicht zu treten. Die Menge brüllte begeistert, offensichtlich dachten alle, die Siegerin stünde nun fest, doch sie hatten die Rechnung ohne die Rothaarige gemacht, die mit einer blitzschnellen Bewegung und leuchtend goldenen Augen das Bein ihrer kleineren Gegnerin schnappte und sie zu Fall brachte. Die beiden rangelten miteinander, doch die Rothaarige schaffte es, sich auf die Beine zu kämpfen, noch immer den Fuß ihrer Kontrahentin in den Händen, und fing an sich zu drehen wie beim Kugelstoßen bis die Rastafrau einige Zentimeter über dem Boden rotierte. Sie versuchte zwar, sich zu befreien, konnte aber nicht verhindern, mit voller Wucht und lautem Geschrei gegen den Zaun geschleudert zu werden – An dessen Boden sie reglos liegen blieb. Die Siegerin hob die Arme wie eine Preisboxerin und offenbarte dafür eine ganze Menge Muskeln, vor allem für eine Frau. Die Menge jubelte und geriet noch mehr in Aufregung, dann kamen drei Männer in den Ring. Zwei davon trugen die Bewusstlose raus, der letzte trug ein Mikrofon und ein breites Grinsen, mit dem er die Hand der Rothaarigen nahm und in die Luft stieß. Sie war ein ganzes Stück größer als er, sodass er es nicht bis ganz nach oben schaffte. „Hier haben wir die stolze Gewinnerin – Kamina! Was für ein Kampf! Wir müssen erstmal das Blut aufwischen, bevor es mit den Männern weitergeht, aber das ist auch gut so! Ihr solltet euch nämlich erstmal abkühlen, denn der nächste Kampf wird heiß!“ Die Rothaarige machte sich los, schien den Moderator anzuknurren und verließ den Käfig, vor dessen Tür sie von einem dunkelhaarigen Mann begrüßt wurde, den sie stürmisch küsste, als wäre er ihre Kriegstrophäe. Der Moderator sah ihr mürrisch nach, dann machte er eine Geste zu einem DJ-Pult, dessen Besitzer das Licht auf der Bühne dämpfte und hypnotische Bässe abspielte. Im ganzen Raum herrschte jetzt eine indirekte blaue Beleuchtung, die den Anwesenden etwas Geisterhaftes gab und ihnen zusammen mit der kühlen Luft einen Schauder nach dem anderen über den Rücken jagte. „Spannend, oder?“, weckte die Stimme meiner Führerin mich aus meinen Gedanken. Sie sah zu, wie ein unbeeindruckt wirkender Mann die gröbsten Flecken wegwischte, während halbnackte Frauen in der Menge Bier verteilten. „Was ist das hier?“, überging ich ihre Frage, weil ich nicht ehrlich antworten wollte. Sie lächelte. „Ein Kampf- und Wettring. Komm, ich führ dich ein bisschen rum. Bis zum nächsten Kampf dauert es noch etwas.“ Damit war sie schon in die Menge eingetaucht und ich hatte keine Zeit, mich zu entscheiden, ob ich ihr überhaupt folgen wollte, ich tat es einfach. Wir schoben uns durch die schwitzenden Menschen, die größtenteils standen. Einige hatten sich in abgesperrten Separees niedergelassen, in denen die Bedienungen fast noch weniger anhatten als in der Menge. Bei einer „Kellnerin“ war ich mir nicht mal sicher, ob sie ihrem Gast gerade einen Lapdance gab oder ob er wirklich in ihr steckte. Der Anblick verursachte mir ein seltsames Flattern im Magen und es fiel mir schwer, mich abzuwenden, als Hikari ihren Weg zur Bar fortsetzte. Der Anblick erregte mich nicht und ich fand ihn nicht abstoßend, sondern obszön auf eine Art, die ich so noch nie gesehen hatte. Der Mann fickte ein bezahltes Mädchen, während seine Kollegen neben ihm gut gelaunten Smalltalk hielten. Es war surreal, genauso wie der ganze Ort hier. Ich war fasziniert. „Finden die Kämpfe jeden Tag statt?“, erkundigte ich mich mit betont gleichmütiger Stimme, als meine Begleitung und ich an der Bar darauf warteten, bedient zu werden. „Nein, nur einmal die Woche. Wie du an dem Mädel mit den Rastas gesehen hast, brauchen die Teilnehmer oft ein Weilchen, um sich wieder zu erholen“, erzählte die Kleine. Sie stützte sich auf den Tresen, bis sie fast darauf lag, und winkte dem Barkeeper. Dessen mürrischer Blick verschwand sofort als er sah, wer die aufdringliche Kundin war. Entweder, er stand auf sie, oder Hikari hatte hier einiges zu sagen. Das würde ich noch rausfinden. Jetzt erzählte sie erstmal weiter: „Es gibt ein Mal die Woche freie Kämpfe, zu denen sich jeder anmelden kann. In den Fights kann man Punkte sammeln, die man braucht, um später an dem jährlichen Turnier teilzunehmen. Für einen Sieg bei den freien Kämpfen gibt es eine Prämie von 70000 Yen, beim Turnier gibt es für jede Runde, die man weiter kommt, 90000. Der Turniersieg bringt 700000 Yen. Natürlich sind das nur die Gagen. Wenn die Kämpfer auf sich selbst wetten, können sie noch einiges mehr abstauben, aber das machen die wenigsten. Man weiß nämlich nicht, gegen wen man antritt, bis man in den Ring steigt, und es gibt ein paar Leute, die hier schon seit Jahren Sieg um Sieg einfahren.“ „Und niemand im Dorf ahnt etwas davon.“ „Du bist der Busenfreund vom Hokage und hattest keine Ahnung, oder?“ Sie grinste selbstgefällig und griff mit spinnengleichen Fingern nach den Bierflaschen, die der Barkeeper uns reichte. Als ich zahlen wollte, winkte sie ab. „Der Chef lädt dich ein.“ „So…?“ Ich ließ das Getränk in der Flasche kreisen, jetzt schon sicher, nichts davon anzurühren. Die Leute hier wussten, wer ich war und behandelten mich dafür viel zu offenherzig. Mit dem, was ich bereits gesehen und gehört hatte, könnte ich alle hier Anwesenden einbuchten lassen, allen voran diesen ominösen ´Chef`, von dem die Angestellten ununterbrochen sprachen. Es war gut möglich, dass dieser Drink ein Versuch sein sollte, mich möglichst einfach zu beseitigen. „Womit komme ich zu dieser Ehre?“ „Sag du es mir.“ Hikari trat auf mich zu, sodass ich an die Bar gedrückt war, und ließ die dünnen Finger über meine Brust tanzen. „Du bist nicht mehr der böse Junge, der du mal warst. Du bist jetzt ein spießiger, kleiner Bürokrat mit einer fünftage Woche, einer kleinen Wohnung, einer kleinen Freundin…? Nein? Auch gut. Jedenfalls bist du ein Speichellecker unseres goldigen Staatsoberhauptes, dem es an nichts mangelt. Du hast keinen Grund, hier zu sein, Sasuke Uchiha, der ehemalige Rächer. Also sag mir, was du hier in dieser Spelunke willst, die nicht zu dem Leben passt, das du jetzt führst.“ Das Lächeln auf ihrem Gesicht wurde breiter mit jeder Sekunde, die ich nichts sagte, aber mir wollte einfach keine passende Erwiderung darauf einfallen. Natürlich war ich nicht hierhergekommen, um mich an irgendwelchen illegalen Geschäften zu beteiligen – Ich hatte ja noch nicht mal etwas von diesem Club gewusst. Aber das machte mich nicht zu einem spießigen Speichellecker. Genau wie früher tat ich immer genau das, was ich wollte und ließ mich dabei von niemandem beirren. Ich hatte einfach aufgehört, immer den schwierigsten Weg auszusuchen… War ich dabei aber vielleicht auf den Langweiligsten gekommen? Ich schluckte die Zweifel, die ich weder mir noch ihr eingestehen wollte, herunter und antwortete trocken: „Ich habe etwas verloren und bin gekommen, um es zu suchen.“ Hikaris Grinsen wurde höhnisch. „Du hast HIER etwas verloren? Na klar…“ Bevor wir unser Gespräch fortsetzen konnten, wurde der Spot wieder auf den Käfig gerichtet und der Moderator betrat mit einem breiten Grinsen die Bühne. „Seid ihr noch alle da?“, brüllte er in sein Mikrofon, woraufhin sich die Menge von ihren Drinks abwandte und ihm einen gewissen Lärmpegel als Antwort gab. „Ich kann euch nicht hören?!“, behauptete er und der daraufhin einsetzende Lärm der Gäste zerriss mir fast das Trommelfell. „Na schon besser! Wir haben heute etwas ganz besonderes für euch; den letzten Qualifikationskampf für das alljährliche Shadowdance-Turnier!“ Erneut johlte die Menge in befriedigendem Maße bis der Mann beschwichtigend die Hände hob. „Ich seh schon, ihr seid genauso heiß auf den Fight wie die Kämpfer! Lasst sie uns begrüßen! In der rechten Ecke haben wir… Zieht eure roten Klamotten aus und begrüßt mit mir: Bullfango!“ Auf den Klang seines Namens und den Jubel der Zuschauer hin öffnete ein untersetzter, haariger Mann die Käfigtür. Er trug zu enge Kleidung, die wohl spanisch aussehen sollte, und bei seiner Ehrenrunde durch den Ring hob er die Hände an den Kopf wie die Hörner eines Bullen. Ich warf Hikari mit hochgezogenen Brauen einen Blick zu und sie zuckte die Schultern nach dem Motto: „Ich sagte doch, dass sich JEDER anmelden darf.“ Nachdem Bullfango mit seiner Einlage fertig war, fuhr der Moderator fort: „Sehr schön, sehr schön… Und jetzt kommt etwas Spannendes: Ein Frischling! Bei seinen bisherigen Kämpfen hat er sich gut geschlagen, aber ob er auch bei den großen Jungs mitspielen darf, wird sich heute zeigen. Hier ist… Wolfskind!“ Der zweite Teilnehmer war genauso klein wie der erste, was allerdings daran lag, dass sein Name keine Erfindung war: Er war tatsächlich ein Kind. Ich schob Hikari beiseite, als ich einen Schritt nach vorne machte. Das konnte doch nicht wahr sein… Aber dann drehte sich das „Wolfskind“ mit einem breiten selbstgefälligen Grinsen in meine Richtung und winkte selbstbewusst in die Menge. Der Junge hatte die langen, schlaksigen Glieder des typischen Heranwachsenden, sein dunkles Maulwurfhaar hätte dringend einen Frisör gebraucht und er strahlte das lässige Selbstbewusstsein von jemandem aus, der noch nie einen wirklichen Gegner gehabt und entsprechend auch noch nie verloren hatte. Er sprang an die Gitter des Käfigs, rüttelte wie wild daran und stieß ein langgezogenes Heulen aus, das Begeisterungsstürme beim Publikum auslöste. „Takeshi…“, flüsterte ich, alles andere als begeistert. „Oh… Hast du gefunden, was du verloren hattest?“, fragte Hikari amüsiert, als sie zwischen dem Jungen, dessen Wangen vor Aufregung im Scheinwerferlicht rot glänzten, und mir hin und her geschaut hatte. „Oho, ich seh schon, unser Jungspund ist ganz scharf darauf, loszulegen!“, kreischte der Moderator offenbar begeistert. Takeshi bot ihm einiges an Gesprächspotential. Jetzt kam er erstmal von den Gitterstäben runter und umkreiste seinen Kontrahenten, immer um den Anheizer in der Mitte herum, den Blick fest auf den Gegner geheftet. „Ihr kennt die Regeln: Keine Jutsu“ – Bei diesem Hinweis warf er dem Jungen einen skeptischen Blick zu, was klärte, ob er dessen Identität als Shinobi-Lehrling kannte – „Keine Waffen, keine tödlichen Angriffe. Wer ohnmächtig wird oder aufgibt hat verloren und scheidet aus dem Vorentscheid für den Shadowdance aus. Alles klar? Dann fangt an!“ Damit zog er sich rasch zurück und verließ den Ring. Die Kontrahenten umkreisten sich noch einen Moment, dann zuckte Takeshis Mundwinkel, er täuschte mit einer flüchtigen Bewegung des Fußes einen Angriff vor und Bullfango ging voll auf die Finte ein. Er stürzte sich auf die rechte Seite des Jungen, der seinen Vorteil nutzte, indem er dem Älteren den Fuß stellte. Gelächter und Gejohle schallte aus dem Publikum als er auf seinem feisten Wanst landete und Takeshi badete in der Aufmerksamkeit, indem er die Arme in die Luft schmiss und eine Ehrenrunde durch den Käfig lief. Dabei übersah er, dass sein Gegner sich mit wutverzerrtem Gesicht wieder auf die Beine rappelte und hörte, vermutlich wegen der lauten, peitschenden Musik, auch nicht das Gebrüll, mit dem er sich auf ihn stürzte. Ich machte unbewusst einen Schritt nach vorne als Bullfango sich auf meinen Schüler stürzte und ihn mit seinem beträchtlichen Gewicht zu Boden riss. Der Dicke nahm Takeshi in die Beinschere und ich sah den Jungen schon genauso hilflos am Boden liegen wie vor Kurzem bei unserem Kampf, doch scheinbar hatte in dieser Hinsicht an sich gearbeitet: Mit den gefalteten Händen knickte er den Ellbogen seines Gegners ein und rollte ihn mit Schwung zur Seite, um selbst in die Mount zu gehen. Daraufhin entstand ein Gerangel, bei dem man nicht genau sagen konnte, wer die Oberhand gewann. Klar war jedoch, dass Bullfango jede Gelegenheit nutzte, meinen Schüler mit den Fäusten zu malträtieren, die kaum abgewehrt wurden. Es wunderte mich, dass Takeshi noch etwas sehen konnte, so viele Treffer waren schon in seinem Gesicht gelandet. Endlich schaffte der Junge es, seinen Gegner in eine Sidemount zu nehmen, allerdings sah ich schon von hier, dass er den Griff nicht sauber ausführte. Sein Gegner schaffte es leicht, sich mitsamt Takeshis Ellbogen zur Seite zu drehen und sein Gewicht zu nutzen, um von dem Jungen wegzukommen. Beide Kontrahenten nutzten die Gelegenheit für eine kurze Verschnaufpause, in der sie sich misstrauisch umkreisten. Ich war, ohne es wirklich zu merken, immer näher zum Ring gegangen und stand jetzt in der dritten Reihe vor dem Käfig, noch immer mit Hikari an meiner Seite, die das Schauspiel mit leuchtenden Augen verfolgte. Offensichtlich störte sie die Misshandlung eines Minderjährigen wenig, solange der sich freiwillig dafür meldete. Die lässige Arroganz hatte der Junge inzwischen verloren. Er hinkte beträchtlich, in der linken Augenbraue hatte er eine Platzwunde und auch insgesamt machte er nicht den Eindruck, als würde er noch lange durchhalten. Das war auch Bullfango aufgefallen, der zwar ebenfalls einiges abbekommen hatte, wegen seiner schieren Masse aber auch mehr einstecken konnte. Er hüpfte von einem Fuß auf den anderen, dass seine Plauze nur so wackelte, und er spuckte neben sich auf den Fußboden. „War das schon alles, Kleiner?!“, brüllte er. Die klischeemäßigste Herausforderung überhaupt – Aber Takeshi sprang bereitwillig darauf an. Ungeachtet seiner Verletzungen stürzte er sich auf seinen Gegner. Der hatte wohl nur darauf gewartet, denn er stellte sich breitbeinig hin, duckte sich ein wenig und fing den Tritt meines Schülers mit den bloßen Händen ab. Panik blitzte in Takeshis Augen auf, als er zwischen seinem Bein und dem grinsenden Gesicht seines Gegners hin und her sah. Mit aller Kraft versuchte er, sich aus dem Klammergriff zu befreien, aber das nutzte der Pseudo-Spanier nur dazu, in aus dem Gleichgewicht zu bringen. Noch bevor Takeshi sich wieder hochrappeln konnte, wofür er mit jedem Angriff, den er einstecken musste, mehr Zeit brauchte, bückte Bullfango sich nach ihm und hob ihn sich auf die Schultern wie einen erschossenen Rehbock. Er brüllte – Was aus der angeheizten Menge erwidert wurde – Drehte seinen halb ohnmächtigen Gegner zum Rand des Rings und ließ sich mit dem Rücken gegen die Gitterstäbe fallen. Ich keuchte stellvertretend für Takeshi schmerzlich auf. „Das ist doch verboten. Er kann eindeutig nicht mehr kämpfen“, protestierte ich an Hikari gewandt, doch die zuckte nur die Schultern. „Er hat noch nicht aufgegeben.“ „Er wird ihm das Genick brechen“, fauchte ich, als Bullfango sich immer wieder mit Wucht gegen den Käfig stieß. Inzwischen regte Takeshi sich wieder und versuchte sich zu befreien aber seine Versuche führten nur zu höhnischem Gelächter bei seinem Gegner. „Gib endlich auf, Kleiner. Du hast hier nichts zu suchen!“ „N-nein…“, stöhnte mein Schüler, der mit einer letzten Kraftanstrengung das Knie ins Gesicht seines Gegners rammte. Dabei musste irgendwas gebrochen sein, jedenfalls schossen dem Mann auf einmal Unmengen von Blut aus der Nase, die er sich mit einem Aufschrei zuhielt. Dabei ließ er Takeshi fallen und der robbte ein paar Meter weiter weg, bis er kraftlos in sich zusammensank. Als der Spanier einsah, dass die Hände auf seiner Nase die Blutung nicht stoppen würde, wirbelte er mit feurigem Blick herum. Sein Gesicht war rot gefärbt und seine Haare sträubten sich in alle Richtungen, als er auf den Jungen zustapfte, der sich kaum noch rührte. Ich wusste später nicht mehr genau, wie es passiert war. Plötzlich war da vor mir einfach die Käfigtür, die ich aufriss. Das grelle Scheinwerferlicht blendete mich, sodass ich fast blind durch den Ring stolperte, doch dann kniete ich vor Takeshi, ein leises Knurren auf den Lippen. Bullfango starrte mich an. Das Johlen der Menge war verstummt, nur noch die Bässe der Musik pumpten mir das Blut durch den Körper. Ein Herzschlag drückte neue rote Flüssigkeit aus der Nase des Kämpfers, ansonsten gab es keine Bewegung. „Sen…Sei…?“ Ich drehte mich nicht nach meinem Schüler um. „Ja.“ „Was… Machst du hier?“ Das wusste ich nicht so genau, aber ich kam nicht zu einer Antwort, denn der jetzt sichtlich wütende Bullfango machte einen weiteren Schritt auf mich zu, sodass seine Nase beinahe mein Brustbein berührte. „Geh aus dem Weg, sonst bist du dein hübsches Gesicht gleich los.“ „Ich würde ja dasselbe drohen, aber da gibt es bei dir nichts zu verlieren“, spottete ich und legte die Hand auf Takeshis Schulter, um ihn zur Tür zu führen. Dort wurden wir aber von einem sichtlich verwirrten Moderator aufgehalten. „I-Ich fürchte, du kannst nicht so einfach gehen…“ „Er ist offensichtlich nicht mehr kampffähig“, knurrte ich und wollte mich an ihm vorbei schieben, überlegte es mir dann aber nochmal anders, als sich gleich drei Sicherheitsmänner unauffällig ins Sichtfeld schoben. „Das mag sein…“ Der Moderator räusperte sich; Die mürrischen Rufe aus dem ungeduldigen Publikum machten ihn unruhig. „Aber er hat noch nicht aufgegeben und solange er das nicht getan hat oder ohnmächtig geworden ist…“ „Das hab ich schon gehört“, unterbrach ich genervt. Ich machte eine auffordernde Geste in Richtung Takeshi. „Los. Gib auf, damit wir nach Hause können.“ Der Junge überraschte mich, indem er heftig den Kopf schüttelte und sich von mir los machte, um einen Schritt zurück in den Ring zu machen. „Nein. Wenn ich das mache, bin ich disqualifiziert.“ Ich starrte ihn eine Weile perplex an. Er sah aus wie die Auslage einer Metzgerei und wollte trotzdem nicht aufgeben, das konnte doch nicht wahr sein! Er war so wahnsinnig stur und achtete kein bisschen auf seine eigene Gesundheit, das war eindeutig eine seiner größten Schwächen als Kämpfer. „Ich erlaube dir nicht, dieses Spielchen hier weiter zu spielen. Du wirst jetzt mit mir nach Hause kommen.“ „Du hast mir überhaupt nichts zu sagen.“ „Zwing mich nicht…“ Bevor ich noch ein paar extra Blessuren zu denen addieren konnte, die Takeshi eh schon aufwies, räusperte sich der zu tiefst verunsicherte Juror: „Na… Na ja, es gäbe da natürlich noch eine andere Möglichkeit…“ „Und die wäre?“, fuhr ich ihn so heftig an, dass er einen Schritt zurück wich. „Ähm… Du könntest für ihn antreten“, erklärte er mit einem Blick auf Takeshi. „Natürlich würde dann auch der Gewinn an dich übergehen…“ „Was? Nein!“, meckerte Takeshi bevor ich überhaupt etwas sagen konnte. „Geht es hier auch mal weiter?“, beschwerte sich Bullfango, der uns ansah als wäre es ihm völlig egal, wen von uns er verdreschen durfte. Mein völlig zerschundener Schüler wandte sich ihm zu und setzte einen Fuß humpelnd vor den anderen, doch bevor er den Schritt auch nur beenden konnte zog ich ihn an der Schulter zurück und trat für ihn vor. „Ja, tut es“, versprach ich und zog mir das Shirt aus: Ich hatte keine Lust auf Flecken. Takeshi fing das Kleidungsstück zwar auf als ich es ihm zuwarf, griff aber noch in derselben Bewegung nach meinem Arm. „Nein, das kannst du nicht machen. Ich… Ich brauche das Geld. Wirklich.“ Natürlich stellte sich jetzt die Frage, wofür er den Gewinn brauchte, aber auf die Antwort würde ich wohl bis nach dem Kampf warten müssen, also zischte ich nur: „Dann solltest du jetzt loslassen, damit ich es für dich gewinnen kann“, und machte mich los. Takeshi war für den Moment zu perplex um etwas zu erwidern und auch Bullfango sah mich jetzt eher skeptisch an. „Kenn… Ich dich irgendwoher?“, fragte er, als gerade der Moderator zwischen uns huschte um seinen Kommentar abzugeben. „Es hat sich eine kleine Änderung im Ablauf des heutigen Abends ergeben – Eine richtige Besonderheit sogar! Dieser junge Mann namens…“ Als er mir einen fragenden Blick zuwarf sagte ich automatisch: „Sasuke.“ Das schien dem Moderator nicht zu gefallen, trotzdem fuhr er fort: „Sasuke hat sich bereit erklärt, für Wolfskind einzuspringen. Ein Teufelsdreier, Leute! Wie findet ihr das? Na? Na?!“, brüllte er nochmal und die Menge johlte bereitwillig auf. Wahrscheinlich war ihnen egal, was passierte, solange es endlich weiter ging. Zufrieden mit der Reaktion wandte der Moderator sich wieder uns zu. „Es gelten dieselben Regeln wie zuvor: Keine Waffen, keine Jutsu, keine Todesstöße. Alles klar?“ Die Frage war an mich gerichtet also nickte ich, woraufhin der Ringsprecher eine übertriebene Handbewegung machte und sich aus dem Käfig rettete. „Dann kämpft!“ Ich war noch ziemlich überfahren von der Situation und hatte nicht damit gerechnet, dass Bullfango sofort auf mich losgehen würde; Falsch gedacht. Noch bevor die Käfigtür zu war musste ich mich unter einem Schlag weg ducken und ein paar Schritte zurückweichen. Aus dem Zuschauerraum war verhaltenes Gelächter zu hören, das mich in den Moment zurück brachte. Ich holte tief Luft und duckte mich leicht, denn mein Gegner holte bereits wieder nach mir aus. Diesmal jedoch fing ich seinen Arm ab und nutzte seinen Schwung um ihn gegen das Gitter zu schleudern. Ich setzte ihm nach, bevor er sich überhaupt bewegen konnte, packte blitzschnell seine Arme, zog sie zurück und stemmte den Fuß in sein Kreuz. Als ich an Bullfangos Handgelenken zog gab der ein gurgelndes Geräusch von sich, das mir eine düsterte Befriedigung verschaffte; wer lachte jetzt, huh? „Du kannst aufgeben, weißt du?“, schnurrte ich, dicht bei seinem Ohr, als er vergeblich versuchte, sich von mir loszumachen. Missbilligend schnalzte ich mit der Zunge und zog stärker an, bis ein Knacken in der Wirbelsäule des Mannes zu hören war, die sicher nicht mehr lange mitspielen würde. Der Gedanke rauschte mir zusammen mit dem Adrenalin durch die Ohren. Ich war diesem Mann eindeutig überlegen, ich konnte ihn zerstören, wenn ich es wollte… In dem Moment blickte ich von Bullfangos schweißnassem Nacken auf und blickte in die entsetzten Augen einer jungen Frau, die nur Zentimeter von uns entfernt vor dem Käfig stand. Als sie meinen Blick bemerkte, machte sie einen ängstlichen Schritt zurück und es war, als würde sie dadurch einen Stöpsel aus mir ziehen, der alle Mordlust, die ich gerade noch gespürt hatte, aus mir laufen ließ. Ich hatte wohl zu locker gelassen, denn mein Gegner nutzte die Gelegenheit um seinen Fuß gegen das Käfiggitter zu stoßen und mich mit seinem gesamten Gewicht zu Boden zu reißen. Stöhnend wurde ich unter ihm auf dem Boden begraben, hörte nur aus der Ferne wie jemand, vielleicht Takeshi, „Sasuke!“, rief. Schneller, als ich es ihm zugetraut hätte, presste Bullfango die Schulter gegen meine Kehle, sodass mir die Luft abgeschnürt wurde. Ich röchelte und griff in sein Haar, fand aber in den schweißnassen Strähnen keinen Halt. Überhaupt wirkte sein Körper wie in Öl eingerieben. Natürlich hätte ich ihn einfach grillen können, aber das war gegen die Spielregeln in diesem Zirkus und irgendwas in dem Blick, mit dem mich Takeshi vorhin angesehen hatte, ließ mich mitspielen. Ich war wohl mehr aus der Form, als ich gedacht hatte, stellte ich grimmig fest, dann mobilisierte ich meine letzten Kräfte, machte mich schmal und rutschte an der verschwitzten Schulter hoch, gerade so weit, dass ich wieder Luft bekommen konnte. Bullfango schien davon überrascht, denn ich schaffte es, meinen Arm zu befreien, ihn am Kopf zu packen und mit Wucht gegen den Betonboden zu rammen. Für einen Moment, in dem ich über meinem besiegten, bewusstlosen Gegner kniete, herrschte überraschte Stille im Publikum, dann brach die Hölle los. Der Moderator sagte irgendwas, das ich wegen des Blutrausches in meinem Kopf nicht hörte, und riss meine Hand hoch. Den Blick noch immer auf Bullfango gerichtet taumelte ich ihm hinterher. Ich blickte erst auf, als jemand die Hände auf meine Wangen legte und aufgeregt auf und ab sprang. „Takeshi“, sagte ich hohl. „Ja! Du warst BRILLIANT!“, rief er und der plötzlich zurückkehrende Geräuschpegel ließ mich zusammenfahren. Hikari stand mit leuchtenden Augen und verschränkten Armen hinter ihm, nickte mir aber nur zu, als unsere Blicke sich trafen. „Als du ihn an der Käfigwand hattest, dachte ich schon, das wär´s jetzt mit ihm gewesen.“ Das hatte ich auch gedacht, schoss es mir durch den Kopf, aber ich konnte nicht weiter darüber nachdenken, denn jetzt kamen die zwei hübschen Ringdamen zurück und führten meinen Schützling und mich davon. Hikari folgte der kleinen Prozession mit einem Nicken zu ihrem Kollegen am Mikrofon. Ich hörte noch, wie der Moderator Tänzerinnen ankündigte, die nach den „Säuberungsarbeiten“ auftreten sollten, dann wurden wir in ein ruhiges Hinterzimmer geschoben, in dem eine Bank und ein paar Plastikpflanzen in großen Töpfen standen, sonst nichts. Irgendwoher zauberte eine der Damen Getränke und die andere Verbandszeug während Hikari im nächsten Raum verschwand. Takeshi trank gierig eine Flasche leer, deren Inhalt ich für Limonade hielt, und ließ sich bereitwillig von dem halbnackten Mädchen verarzten, während ich die andere verscheuchte, als sie sich mir mit Mullbinden näherte. „Hier warst du also die ganze Zeit…“, zischte ich an den Jungen gewandt, der daraufhin ein wenig blass wurde und das selbstgefällige Grinsen verlor. „Weißt du eigentlich, in welcher Gefahr zu warst? Du hättest sterben können. Ganz davon abgesehen, dass diese ganze Angelegenheit hier höchst illegal ist. Du könntest deine Ausbildung verlieren, wenn nicht sogar ins Gefängnis kommen. Willst du das?“ „Und warum hast du dann mitgemacht?“, murmelte Takeshi trotzig. Für einen Moment wusste ich keine Antwort, dann wischte ich seine Worte mit einer Handbewegung beiseite. „Ich bin hergekommen, um dich zu retten.“ „Das wäre nicht nötig gewesen!“, brauste er auf, aber ich schnaubte nur herablassend. „Ach wirklich? Sah aber sehr danach aus, als dieses haarige Biest dich fast zerquetscht hätte.“ „Das war…“ Die beiden Mädchen räusperten sich nervös und warfen sich unsichere Blicke zu, als sie auf uns zutraten. „Na, na, nicht streiten“, flötete eine von ihnen mit zittriger Stimme und strich mir über die Brust. „Genau – Ihr habt doch gewonnen!“, gurrte die andere in geheuchelter Begeisterung, als sie es sich auf Takeshis Schoß gemütlich machte. Das schien jetzt auch dem Jungen bewusst zu werden, denn er rief: „Stimmt! Wo ist eigentlich mein Gewinn? Sonst gibt Narumi mir den immer sofort.“ Die Mädchen warfen sich zögernde Blicke zu, doch dann entschied die erste, zu antworten: „Hikari muss noch mit dem Chef reden – Wegen der… Ungewöhnlichen Umstände, weißt du? Mach dir deswegen keine Gedanken!“ Allerdings schien mein Schüler durchaus beunruhigt von dieser Verzögerung, was mich darauf schließen ließ, dass ihm seine Belohnung schon mal vorenthalten worden war. Von da an schwieg er sich aus und ignorierte das zunehmend beleidigte Mädchen auf seinem Schoß, bis sie sich zusammen mit ihrer Kollegin vom Acker machte. Kurz darauf ging die zweite Tür auf und Hikari kam heraus, zuerst ein wenig erstaunt, nur uns vorzufinden, doch dann offenbar amüsiert darüber. „Der Chef würde gerne mit euch sprechen“, verkündete sie und hielt uns die Tür auf. Der angrenzende Raum hätte das Büro jeder Steuerkanzlei sein können; ein großer, grauer Schreibtisch bildete das Zentrum, darum herum waren Topfpflanzen und Aktenschränke verteilt. Die einzige Ausnahme von diesem biederen Interieur bildeten die Fotos des Besitzers, die ihn zusammen mit diversen zerschunden aussehenden Personen zeigten. „Ah, das sind die Fotos der Shadowdance-Gewinner“, erklärte ein Mann, der sich gerade hinter dem Schreibtisch erhob und wohl der schon so oft erwähnte ´Chef` sein musste. Der Mann war dünn und hatte das etwa schulterlange braune Haar nach hinten gegelt. Er war mittelgroß, trug ein Sakko über einem blauen Shirt (Das war wohl die Dienstkleidung, denn bisher waren alle Angestellten ähnlich angezogen gewesen) und das einzig auffällige an ihm war ein großer goldener Ring und ein Goldzahn, die an Mund und Hand blitzten, als er mir diese entgegen streckte beziehungsweise lächelte. „Vielleicht könntest du auch bald da hängen, nach dem zu schließen, was mein kleines Singvögelchen hier mir erzählt hat!“, strahlte er und deutete auf Hikari, die die Augen verdrehte und das Büro verließ. Er ignorierte die offensichtliche Ablehnung seiner Angestellten wie jemand, der es gewohnt war und sich nicht darum scherte. „Sie sagte, du hättest Bullfango weggefegt, und der belegt seit Jahren die vorderen Ränge beim Shadowdance. Wie sieht´s aus, Uchiha? Dabei könnte ein hübsches Sümmchen für dich rausspringen.“ „Ich bin nicht an Geld interessiert“, erwiderte ich wahrheitsgemäß, aber Takeshi neben mir wand sich nervös, also fügte ich wiederwillig hinzu: „Aber ihm hier schulden Sie noch seinen Gewinn.“ „Ohne dich hätte er nicht gewonnen, also schulde ich ihm gar nichts“, schnaubte der Chef, dessen dauerhafte gute Laune für einen Moment schwand, bevor er sein Lächeln wiederfand. Das hatte ich bereits erwartet. Mit einem resignierten Seufzen verschränkte ich die Arme. „Diesem Moderator zufolge gibt es sogar eine eigene Regel dafür, wenn ein Kämpfer einen anderen im Ring ablöst. Davon, dass dabei der Gewinn verfällt, hat er allerdings nicht gesagt. Also würde ich vorschlagen, dass du den Jungen ausbezahlst, damit er ins Bett kommt. Das wird nämlich, falls du es nicht mitbekommen hast, von unserem geschätzten Hokage persönlich regelmäßig besucht“ – Das war natürlich maßlos übertrieben – „Und er würde sich doch wundern, seinen Protegé zu dieser Nachtzeit an so einem Ort aufzufinden, noch dazu derart zerschunden…“ „Schon gut, schon gut“, murrte mein Gegenüber, der jetzt endgültig mit dem dämlichen Grinsen aufgehört hatte. Er öffnete eine Schreibtischschublade, kramte etwas darin herum und reichte mir einige knittrige Geldscheine, die ich unbesehen an Takeshi weitergab. „Zähl sie durch“, wies ich ihn an, woraufhin der Chef wütend mit der Zunge schnalzte und noch ein paar Scheine dazu legte. „Du bist ja wirklich hartnäckig… Das gefällt mir – Erinnert mich an mich“, grinste er goldblitzend, dann, als wäre ihm schlagartig etwas eingefallen, schlug er sich gegen die Stirn und reichte mir rasch die Hand. „Wie unhöflich von mir, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt! Mein Name ist Giro… Nach deinem brauche ich gar nicht erst zu fragen – Niemand braucht das! Dieser Name würde uns das Haus füllen! Die Leute würden ausrasten: Uchiha Sasuke… Nein, noch besser: Der Rächer! In meinem Haus! Du wärst eine eigene Sensation. Wir würden in Geld ersaufen, sag ich dir…“ „Ich bin nur hier, um den Jungen abzuholen“, erwiderte ich kühl und legte diesem jetzt die Hand auf die Schulter. „Komm, wir gehen.“ „Aber überleg´s dir, das Angebot steht auf jeden Fall!“, rief Giro mir nach und fügte, kurz, bevor wir aus der Tür waren, hinzu: „Ach, und, Uchiha?“ Ich sah über die Schulter zu ihm und plötzlich war gar nichts mehr Freundliches in seinem Gesicht. „Ich würde aufpassen, was ich meinen Kollegen hierrüber erzähle. Meine Leute arbeiten überall…“ „Willst du mir drohen?“, fragte ich unbeeindruckt. Mit den paar hirnlosen Türsteher-Gorillas würde ich mit Leichtigkeit fertig werden, ich wollte es nur nach Möglichkeit vermeiden. Giro lächelte jetzt wieder, aber es erreichte nicht seine Augen. „Natürlich nicht, ich würde mich ja über eine Geschäftsbeziehung freuen. Nur… Der Junge steckt hier bis zur Nasenspitze mit drin. Wenn du uns alle verpfeifst, reitest du ihn mit rein. Das ist alles.“ Es gefiel mir nicht, derart entlassen zu werden, trotzdem verließ ich das Büro und durchquerte mit Takeshi den Kampfclub, in dem inzwischen eher getanzt wurde. Im Ring hingen Tücher von der Decke, an denen sich eine schöne Frau lasziv wand, aber als Takeshi ihr zu neugierige Blicke zuwarf, schubste ich ihn resolut weiter. Wir schoben uns durch die Menge, vorbei an mehreren Zuschauern, die uns beglückwünschen, und einigen Hostessen, die uns ihre Gesellschaft verkaufen wollten, aber ich hielt nicht an, bis wir aus dem Club raus waren. Takeshi kannte den Weg durch das Kellergewölbe, sodass wir kurz darauf im Casino waren, in dem wir von Hikari empfangen wurden, die uns mit gelangweiltem Blick zur Tür geleitete. Dort hielt sie mich am Arm und sagte: „Auf ein Wort.“ Ich zögerte, nickte dann aber dem fragend dreinblickenden Takeshi zu, er solle sich ein paar Meter zurückziehen. Murrend und nach Steinchen tretend verzog er sich, sodass ich ungestört mit der Organistin sprechen konnte. „Wenn du ihn von hier fernhältst, werden sie ihn holen, und das wird deutlich schlimmer für ihn ausgehen, als ein paar Kratzer.“ Ich schnaubte hochnäsig. „Ich sagte bereits, dass ich mir nicht drohen lasse.“ „Du kannst ihn nicht rund um die Uhr beschützen; sie werden ihn finden, und dann stellt sich die Frage ob er jemals ans Tageslicht zurückkehrt… Und wenn du ihn nicht im Jugendknast sehen willst, würde ich dir abraten, den Hokage da mit reinzuziehen. Takeshi war dem Chef schon bei der einen oder anderen Kleinigkeit behilflich.“ Ihr Lächeln erreichte nicht die Augen und ich wandte das Gesicht ab, um zu meinem Schützling zu blicken, der noch immer frustriert vor sich hin maulte und inzwischen eine Dose malträtierte. Er wollte immer überall mitmischen, aber wo genau hatte er hier seine Nase reingesteckt…? „Was wollt ihr eigentlich von ihm?“, fragte ich resigniert. „Er ist doch nur ein Junge.“ Hikari zuckte teilnahmslos die Schultern. „Schon mal auf die Idee gekommen, ihn das selbst zu fragen? Immerhin hältst du ihn für das Opfer und uns für die Bösen in der Sache, oder?“ Irgendwo aus ihrer Bluse zauberte sie ein Dokument hervor, das sie mir hinhielt. „Das ist das Anmeldeformular für den Shadowdance. Bring ihn uns einfach vorbei, wenn du so weit bist.“ Ein winziges, überhebliches Lächeln huschte über ihre Lippen, dann zog sie die Tür hinter sich zu und schloss mich mit meinem Papierfetzen aus. Ich war so wütend, dass ich den Bogen in der Hand zerknüllte… Aber ich warf ihn nicht weg. Stattdessen wandte ich mich jetzt Takeshi zu, der mich mit einem gelangweilten: „Auch schon fertig?“, begrüßte, das ich jedoch ignorierte. „Also?“, fragte ich und als Takeshi mich ansah wie ein Ufo, machte ich eine Geste, die alles, vom Casino über die Untergrundbar bis hin zu seiner Nahtoderfahrung einschloss. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg nach Hause, obwohl sich wohl keiner von uns danach fühlte, gerade mit dem jeweils anderen in einem geschlossenen Raum zu sein. „Erklär mir das. Macht es dir Spaß, dich in illegale Geschäfte zu verwickeln und jeden Versuch des Hokage, dir zu helfen, zu unterwandern?“ „Nein!“, zischte Takeshi, der rot angelaufen war und über diese Sicht der Dinge scheinbar noch nicht mal nachgedacht hatte. „Das ist meine Sache…“ „Ich denke, nachdem ich gerade meinen Kopf und meinen Job für dich riskiert habe, ist es auch meine Sache“, erwiderte ich kühl, woraufhin er verstummte. Erschöpft seufzend sah ich ihn an. „Niemand wird etwas davon erfahren; nicht Tsubaki und Nishiki, nicht Sakura, nicht Naruto. Wir regeln das zu zweit. Du musst mir nur sagen, worum es geht.“ Der Junge zog abwehrend die Schultern an und fing wieder an, imaginäre Steinchen vor sich her zu kicken. Wir waren schon fast bei meiner Wohnung angelangt, als er endlich mit der Sprache rausrückte. „Mein Vater hatte ein Handelsgeschäft, als er jünger war. Es lief eine Weile gut, aber dann hat er mehrere Lieferungen verloren und niemand wollte ihm einen Kredit geben. Also hat er sich an Geldhaie gewandt. Das half ein paar Monate und er schaffte es sogar, die Raten zurückzuzahlen… Aber dann wurde meine Mum schwanger. Sie wusste natürlich nichts von den Schulden und wollte mich behalten. Er hat versucht, es ihr auszureden, weil sie sich ein Kind nicht leisten konnten, aber weil sie nichts von den Problemen wusste, wollte sie auch nichts von einer Abtreibung hören. Ich schätze, sie hat meinen Vater sehr geliebt“, schnaubte Takeshi geringschätzig, als wäre das eine Straftat. „Jedenfalls bekamen sie mich, aber von da an wurde es nur noch schlimmer mit dem Geld. Mein Vater hat angefangen, mehr Geschäfte mit den Geldhaien zu machen, aber irgendwann konnte er kaum noch die Zinsen ausgleichen. Als immer weniger Zahlungen kamen, sind sie in die Wohnung meiner Eltern eingebrochen, als mein Vater nicht da war. Wahrscheinlich wollten sie meine Mum nur ängstigen, aber sie… Sie hat sich gewehrt und… Und dann ist sie gestürzt, mit dem Kopf gegen eine Tischkante… Sie war sofort tot.“ „Wer hat dir das erzählt?“, fragte ich, anstatt mich mit Mitleidsbekundungen aufzuhalten, die ihm sowieso nichts brachten. Außerdem hatte er die Frau, die ihn geboren hatte, ja nie kennengelernt. „Teils mein Vater, teils die Leute aus dem Casino“, antwortete Takeshi, als wir zu Hause waren. Er ließ sich auf die Couch fallen, während ich uns einen Tee machte und den Verbandskasten aus seinem Zimmer holen ging. „Erzähl weiter“, verlangte ich, als er mit einer Tasse versorgt war und ich mich daran machte, seine Verletzungen zu verarzten. Mit einem mürrischen Seitenblick auf mich ließ er sich die Behandlung gefallen und fuhr fort: „Nach dem Tod meiner Mutter haben wir zu zweit gelebt – Das habe ich ja schon erzählt. Er war immer ziemlich jähzornig und ich habe nie verstanden, wieso… Aber jetzt denke ich, er hat mich dafür verantwortlich gemacht, dass seine Frau gestorben ist. Wenn ich nicht geboren wäre, hätten sie das mit den Schulden geschafft. Dann wäre sie jetzt noch am Leben…“ „Hätte dein Vater sich nicht auf diese Geschäfte eingelassen, wäre es überhaupt nicht dazu gekommen“, wiedersprach ich gelassen, als Takeshis Augen leer wurden und seine Gedanken in eine falsche Richtung zu driften schienen. „Erzähl weiter.“ „Ich hab doch schon gesagt, dass er gegangen ist“, sagte er barsch. „Ich schätze, er hatte eine neue Tussi, ich weiß es nicht. Jedenfalls saß ich auf einmal alleine in der Wohnung und es kam einfach keiner… Also bin ich, als ich Hunger bekam, zu den einzigen Erwachsenen gegangen, die ich kannte: Giro und seine Leute. Er hat dafür gesorgt, dass ich in eine Gastfamilie kam, aber die wurden zu neugierig, also bin ich abgehauen. Das ist ein paar Mal so gelaufen, bis Giro mir den Platz in der Lagerhalle besorgt hat.“ „Wie großzügig.“ Takeshi entriss mir den Arm, den ich gerade verband. „Das ist mehr, als das Dorf je für mich getan hat! Er hat mir ein zu Hause besorgt und einen Job und eine Familie…“ „Ein zu Hause weit weg von ihm, das ihn nichts kostet, einen Job mit dem du – Lass mich raten? – Nur die Schulden deines Vaters abbezahlst und eine ´Familie`, die dafür sorgt, dass du regelmäßig aussiehst wie durch den Fleischwolf gedreht“, führte ich ihm gelassen vor Augen. Noch immer glommen seine Augen wütend, doch auch ein leiser Zweifel hatte sich in sie geschlichen. „Das ist immer noch mehr, als Konoha…“ "Du wohnst in meiner Wohnung. Der Hokage und seine Beraterin kümmern sich persönlich um dich und deine Ausbildung und Unterbringung. Ich habe dich gerade davor gerettet, zu Matsch verarbeitet zu werden“, fügte ich ein wenig selbstgefällig hinzu, nur der Vollständigkeit halber. „Du bist mir nur nachgekommen, weil ich mich deinem Befehl wiedersetzt habe und du das unterbinden wolltest!“, platzte Takeshi heraus, mal wieder erstaunlich spitzfindig für einen Teenager. Ich schnaubte ungnädig. „Vielleicht.“ Dann sah ich ihn sehr ernst an. „Aber wenn du Narutos und Sakuras Bemühungen nicht anerkennst, bist du dümmer, als ich dachte. Sie wollen nur dein Bestes.“ Das wollte ich auch, aber ich konnte es nicht sagen. Geglaubt hätte der sture Bengel es sowieso nicht. Er wurde ein wenig rot, senkte den Blick und sagte eine Weile nichts mehr. Als er wieder sprach, sah er mich nicht an. „Selbst wenn das so ist…“ „So ist es.“ „Selbst dann ändert das nichts daran, dass ich die Schulden meines Vaters geerbt habe. Giro wird keine Ruhe geben, bis er sein Geld hat.“ Jetzt war es an mir, zu schweigen. Natürlich hätte man nach Takeshis Vater fahnden können, aber nach sechs Jahren konnte er überall sein. In Konoha war er wohl nicht mehr, sonst hätten Giros Ganoven ihn sicherlich schon aufgegriffen. Ihn außerhalb des Dorfes zu suchen, wäre enorm viel Aufwand für einen Jungen – Davon abgesehen, dass ich schlecht einfach abhauen konnte, und Naruto sagen, was ich vorhatte, konnte ich nicht. Wie der Besitzer des Kampfrings nämlich schon gesagt hatte, hätte das meinen Schüler in den Ruin getrieben. Takeshi hatte einfach schon zu viel auf dem Kerbholz, um sich eine jahrelange Mitgliedschaft in einem illegalen Sportverein leisten zu können. Natürlich konnte ich aus diesem Grund den Hokage auch nicht einfach um Geld bitten. Ich war mir ziemlich sicher, dass er mir alles gegeben hätte, worum ich ihn bat – Vermutlich hätte der Idiot noch nicht mal Fragen gestellt – Aber dann würde ich genau das tun, was ich ihm vorgeworfen hatte; meinen privaten Einfluss auf ihn als Staatsoberhaupt ausnutzen. Das kam nicht in Frage. Jetzt war die Frage also, wie sonst wir an das Geld kommen sollten, ohne dass Takeshi jahrelang illegalen Geschäften nachgehen musste. Die Antwort war erschreckend einfach. „Wir hoch sind deine Schulden?“, fragte ich, als wir in der Wohnung waren. Der Junge beobachtete skeptisch, wie ich das Verbandszeug aufräumte. „Jetzt sind es noch etwa 2500000 Yen. Wieso?“ „Ich werde nicht zulassen, dass du dich länger als nötig in Gefahr begibst…“ „Ich nehme kein Geld von Dir!“ „Das werde ich dir auch nicht geben“, unterbrach ich ihn ungeduldig. „Ich werde mit für dich kämpfen. Und ich werde dieses Tournier gewinnen. Den Rest des Geldes, das du Giro noch schuldest, werde ich dafür verlangen, dass ich teilnehme.“ Der Junge sah mich unbehaglich an. „Bist du dir sicher, dass du das tun willst? Die Kämpfe sind illegal, du könntest deinen Job verlieren.“ „Genau deshalb musst du so schnell wie möglich damit aufhören“, sagte ich gelassen. Eine Weile sahen wir uns prüfend in die Augen, dann nickte er langsam. „Danke.“ Ein „Danke“ musste reichen, dafür, dass ich meine Verbannung riskierte. Seltsamer Weise spürte ich, wie meine Mundwinkel sich zu einem schmalen Lächeln hoben, als ich: „Natürlich“, antwortete. * - * Hallo, ihr Lieben :D Das hat jetzt ´etwas` länger gedauert als geplant… *hust* Danke für die Geduld, die wohl leider auch weiterhin nötig sein wird, weil ich keine Kapitel mehr auf Vorrat habe, haha… Tut mir leid. xD° Ich hoffe, ihr hattet Spaß und bleibt dran. lG Kapitel 7: Spiele für große Jungs --------------------------------- Eine fünf mal fünf Meter große Fläche des Trainingsgeländes war mit Seilen abgesteckt, etwa die Größe des Kampfkäfigs. Daneben lagen zwei Rucksäcke und standen Takeshi und ich. „Ich verstehe nicht, wieso das nötig ist“, stöhnte er genervt. „Bisher hat es doch auch ohne Extratraining ganz gut geklappt.“ „Es ist nötig…“, sagte ich hochmütig. „Weil du jetzt spielst, um zu gewinnen.“ Ich sah wieder das höhnische Grinsen des Mafiosi, als ich Giro sagte, dass ich kämpfen würde, und eine grimmige Entschlossenheit packte mich. So hatte ich mich lange nicht gefühlt, es war wie ein Rausch. „Außerdem akzeptiere ich nicht, dass einer meiner Schüler regelmäßig wie Frischfleisch aussieht. Das wirft ein schlechtes Bild auf mich und stört deine Ausbildung“, erklärte ich Takeshi, dem ich natürlich nicht von meinem persönlichen Ehrgeiz erzählen würde. Ich machte eine auffordernde Geste. „Fangen wir an.“ Der Junge verdrehte die Augen, nahm aber die Grundhaltung an. Schon hier kritisierte ich ihn: „Arme höher, Schwerpunkt tiefer… Arme hoch, habe ich gesagt.“ Als er endlich zu meiner Zufriedenheit positioniert war, stellte ich mich ihm gegenüber. „Und jetzt greif mich an“, verlangte ich, woraufhin er mit wütendem Blick die Arme sinken ließ. „Du bist der bessere Kämpfer, das haben wir doch schon…“ Bevor er ausreden konnte, gab ich ihm einen Klaps auf die Wange, den er mit einer anständigen Deckung leicht hätte abwehren können. „Ich sagte, greif mich an.“ Kurz starrte er mich völlig verdattert an, dann trat ein entschlossener Ausdruck in seine Augen und er duckte sich hinter seine – Diesmal perfekt ausbalancierte – Deckung. Obwohl er wütend war, hatte er nicht vergessen, dass links meine schwächere Seite war und jetzt schob er sich langsam in diese Richtung. Ich folgte seiner Bewegung, sodass wir uns einmal umeinander drehten, dann reichte es mir. „Du sollst…“, fing ich an. Bevor ich aussprechen konnte, hatte Takeshi meine Unaufmerksamkeit ausgenutzt und war auf mich zugesprungen. Er schlug nach meinem Bauch und ich konnte gerade noch ausweichen. Als ich mich meinem Schüler wider zuwandte, grinste der mich dreist an. „…Gut“, sagte ich wiederstrebend, nachdem wir uns lange nur angesehen hatten. „Aber ich möchte dir eine Verteidigungshaltung zeigen. Konzentrier dich jetzt und greif an.“ Er schnaubte nochmal wiederwillig, dann brachte er sich in seine Ausgangsposition und schlug diesmal sofort los. Ich wich zur Seite aus, packte sein Bein, mit dem er nach mir getreten hatte, riss ihn herum und stand über ihm, noch ehe er sich aufrichten konnte. Ich stellte den Fuß auf seine Brust. "Mit einem gut gezielten Tritt in den Magen hast du so gut wie jeden Gegner mindestens stark geschwächt.“ Ich zog den Fuß zurück und reichte Takeshi die Hand, um ihm beim Aufstehen zu helfen. „Diese Art von Verteidigung nutzt dein Aggressionspotential, ohne dass du übermäßig Schläge einstecken musst. Ich kann dir noch mehr Techniken zeigen. Einverstanden?“ Er zögerte kurz, zurückgehalten von seinem Stolz, doch dann nickte er. "Fangen wir mit der Technik an, die du gerade benutzt hast?“ In den nächsten Tagen war ich völlig eingenommen. Nach dem regulären Training mit den Kindern arbeitete ich an Takeshis Technik und an meiner eigenen Form. Als ich den Jungen geholt hatte, hatte ich nämlich eine erbärmliche Verfassung gezeigt, die von der schändlichen Vernachlässigung meines Körpers herrührte; ich hatte nicht meine volle Kraft gebraucht, also hatte ich mich gehen lassen. Vor meinem ersten Kampf als offizieller „Shadow Dance“-Teilnehmer in zwei Wochen wollte ich das wieder in Ordnung bringen. Auf dieses Ziel war ich völlig fixiert, sodass ich kaum Zeit für etwas anders hatte. Unsere Wohnung sah für meine Verhältnisse verwüstet aus, weil Takeshi und ich auch zu Hause trainierten, ich lehnte es ab, mich mit Freunden zu treffen und Naruto hatte ich in der letzten Woche nur selten gesehen, als er mich eines Nachmittags in der Akademie überraschte. Ich sortierte gerade ein paar Akten in einem Klassenzimmer, als es an der Tür klopfte und mein Liebhaber hereinkam. Vor Erstaunen deutete ich eine steife Verbeugung an. „Hokage-sama.“ Naruto lachte, während er auf mich zukam, und gab mir einen Kuss, der mich fast genauso sehr überraschte wie seine Anwesenheit. „Sasuke-Sensei…“, erwiderte er mit spielerischer, tiefer Stimme, die mir einen leichten Schauer den Rücken runterjagte. Es erinnerte mich daran, wie er am Morgen gestöhnt hatte, als ich ihn mal wieder vor dem Training mit den Kindern in seinem Büro besucht hatte... Dann trat sein übliches Strahlelächeln auf seine Züge, als er eine Tupperbox in die Höhe hielt. „Das ist für dich!“, rief er stolz. Zögernd nahm ich die Gabe. „Ist das so?“ „Jetzt schau nicht, als wäre da ne Klapperschlange drin. Das ist Tomatensalat“, erklärte er mit aufgeplusterten Wangen und nahm den Deckel ab, damit ich mich selbst überzeugen konnte. Irgendwo aus den Untiefen seines Mantels beförderte er noch eine Box mit einem Stück Baguette hervor, dann drückte er mir alles in die Hand und schob mich zu den Tischen. „Irkua-Sensei sagt, du isst kaum etwas bei der Arbeit und da dachte ich, ich kümmere mich selbst darum“, erklärte Naruto, den mein Schweigen offenbar verunsichert hatte. Sonst rechtfertigte er sich für keine seiner idiotischen Ideen. Tatsächlich war ich nur überrascht. So etwas hatte er noch nie gemacht und ich wusste nicht, worauf er damit hinaus wollte. Er hatte doch bestimmt besseres zu tun, als Essen auf Rädern zu spielen. Weil er immer nervöser wurde, nahm ich endlich die Essstäbchen, die er mir gegeben hatte, und hob ein paar für Narutos Verhältnisse erstaunlich fein geschnittene Tomatenstückchen auf. Vorsichtig kostete ich, aber es war in Ordnung, also aß ich weiter. „Gut?“, wollte er wissen, worüber ich nickte. Dieses seltsam bekiffte Lächeln, das er manchmal bekam und ich nicht verstand, legte sich über seine Züge. „Schön… Wie war dein Tag?“ „Nichts Besonderes… Musst du nicht arbeiten?“ „Ich muss auch irgendwann Pause und was essen machen“, zuckte er mit den Schultern, völlig außer Acht lassend, dass er nichts aß und manchmal tagelang keine Pause machte, weil er in Arbeit ertrank. Statt darüber nachzudenken, stützte er den Ellbogen auf den Tisch, das Kinn in die Hand und sah mir beim Essen zu, was mir ziemlich unangenehm war. „Was war denn so nicht besonders?“ Ich verdrehte die Augen. „Ein paar Kinder, die das, was ich erzähle, nicht interessiert. Das Übliche.“ „Glaubst du wirklich, dass sie das nicht interessiert?“, fragte Naruto verblüfft. „Ich bin sicher, du… Ok, nein, ich kann mir vorstellen, dass du echt ein langweiliger Lehrer bist, der ständig nur irgendwelche Fakten vorließt!“, lachte er dann und ich verzog das Gesicht, als er gar nicht mehr aufhörte zu kichern. „Wenn du es besser kannst, mach du es doch.“ Ich hätte es nie zugegeben, war aber ziemlich beleidigt. Das bemerkte er, denn er tat sein Bestes, seinen Lachflash unter Kontrolle zu bekommen, sodass nur noch sein Mundwinkel leicht zuckte, als er antwortete: „Das würde ich gerne. Eigentlich wäre ich gerne Lehrer gewesen, bevor ich das Amt des Hokage belege, aber dann hat Kakashis Unfall alles über den Haufen geworfen… Ich finde es interessant, die Kinder wachsen zu sehen, sowohl geistig als auch körperlich.“ Während er sprach, hatte ich weiter gegessen. Ich verstand schon, was Naruto meinte, aber diese Gefühle entwickelte ich einfach nicht für meine Schüler. Jetzt war ich für sie verantwortlich, aber ihre Zukunft würden sie auf den Grundlagen dessen, was ich ihnen gezeigt hatte, selbst gestalten müssen. Nach den Chunin-Prüfungen hatte ich meine vorigen Gruppen höchstens Mal im Vorbeigehen gesehen und ich ging nicht davon aus, dass es mit dem diesjährigen Team anders sein würde. Wert darauf legen tat ich allerdings auch nicht, was vielleicht an meiner generellen Ablehnung meinem Job gegenüber lag. Ich fühlte mich schon in meinem Beruf gefangen, da wollte ich mich nicht auch noch in innigen Lehrer-Schüler-Verhältnissen verstricken. Andererseits war die Entwicklung eines Menschen schon faszinierend. Ich sah Naruto an und erinnerte mich an den unkontrollierbaren kleinen Jungen, mit dem ich einstmals hier die Schulbank gedrückt hatte. Irgendwann war er zu diesem jungen Mann geworden, der mir jetzt gegenübersaß und das Staatsoberhaupt war. Er war ein guter Freund für viele, stark und konsequent und doch mit dem zugleich sanften und überdrehten Kern seines Naturells, der sich nie geändert hatte. Noch dazu war er ziemlich attraktiv geworden mit seinem blonden Bartschatten, den muskelbepackten Armen und den lebendigen blauen Augen, die aus seinem gebräunten Gesicht zu leuchten schienen… Und er gehörte mir. „Sasuke…?“, fragte er verwundert, als ich die Tupperschale wegstellte und unvermittelt auf seinen Schoß kletterte. Als ich beide Hände auf sein Gesicht legte und ihn küsste, keuchte er zuerst überrascht auf, legte jedoch im selben Moment noch die Hände auf meine Hüften und erwiderte. Befriedigt ließ ich die Zunge über seine Lippen und von dort in seinen Mund gleiten. Ich stupste seine Zunge an, lockte sie in meine Mundhöhle, wo ich anfing, begierig an ihr zu saugen. Als ich die Augen öffnete, sah ich, dass er mich mit dunklen Augen anblickte, aber wirklich reagieren tat er nicht. Etwas wiederwillig löste ich mich von ihm und fing an, seinen Hals zu küssen, während ich gleichzeitig sacht das Becken gegen seines rollen ließ. „Was ist?“, fragte ich leise, die Finger über seine Brust gleiten lassend. Meine Lippen waren direkt an seinem Ohr, als ich hauchte: „Willst du mich nicht…?“ Das kratzte jetzt wohl an seiner Ehre, denn Naruto verstärkte den Griff um meine Hüfte, ließ die Finger zu meinem Hintern gleiten und rieb über die Stelle von der er wusste, dass darunter mein Loch lag. „Doch, aber… Hier? Ich meine, was, wenn jemand reinkommt…?“ „Das stört dich in deinem Büro nie“, murrte ich, löste mich aber gleichzeitig, um die Fingerzeichen für einen Schattendoppelgänger zu formen. Naruto sah ihm interessiert nach, aber ich schickte den Klon nur zur Tür und ließ ihn verpuffen, sobald diese abgesperrt war. Gleichzeitig rutschte ich von Narutos Schoß und fing mit leuchtenden Augen an, seine Hose zu öffnen, unter der ich bereits die Anzeichen für seine Erregung spürte. „Muss ich dich echt überzeugen…?“, schnurrte ich, das Gesicht fast liebevoll an seinen Schritt gepresst und tief einatmend. Naruto legte stöhnend den Kopf zurück. „Ja… Überzeuge mich“, verlangte er und krallte die Finger in mein Haar. Ich spielte noch etwas mit der Nase an seinem Hosenstall, dann schob ich die Wäsche gerade so weit weg, dass sein Schwanz freigelegt war. Unwillkürlich keuchte ich auf, als der pralle Schaft mir entgegensprang. Naruto war so leicht zu erregen – Und diese Erregung würde er mir bald richtiggehend einbrennen. Tief einatmend drückte ich das Gesicht an seine Härte, bevor ich die Zunge darüber gleiten ließ. Ich erkundete jeden Zentimeter, jede hervorstehende Ader mit der Zungenspitze, stieß diese kurz gegen seine Eichel. Naruto ruckte ungeduldig mit der Hüfte, sein Griff in meinem Haar hatte sich verstärkt, aber er bat mich nicht, ihn ganz in den Mund zu nehmen, also tat ich es nicht. „Sasuke…“ „Hn…?“, machte ich ohne mein Tun zu beenden. „Willst du wirklich hier Sex haben?“ Als Antwort schloss ich endlich die Lippen um ihn und begann, den Kopf vor und zurück zu bewegen. Naruto lachte erstickt. „Ok, das ist wohl ein Ja… Ich hab kein Gleitmittel dabei.“ Das war mir im Moment gleichgültiger, als es wohl sein sollte. Es würde reichen müssen, dass er mit etwas Spucke eindrang. Ich löste mich von ihm, um etwas Speichel im Mund zu sammeln, und verteilte diesen großzügig auf seinem Schwanz, dann fing ich wieder an, ihn zu lutschen. Er verstand mich wohl. „A-Aber das ist nicht genug… Du musst dein Loch auch feucht bekommen.“ Wenn ich nicht so unendlich geil auf ihn gewesen wäre, hätte ich ihn wahrscheinlich gebissen. Ich konnte nicht fassen, wie sehr er sich gerade bitten ließ! So aber öffnete ich nur folgsam meine Hose, schob sie runter, bis mein Arsch entblößt war, und ließ sein Glied aus meinem Mund gleiten. Stattdessen steckte ich zwei Finger in den Mund und zog sie langsam wieder heraus. Ich leckte zwischen ihnen und benetzte sie mit Speichel bis sie glänzten. Das verfehlte seine Wirkung nicht; Narutos Schwanz zuckte ungeduldig vor meinem Gesicht. Schließlich hatte ich genug davon ihn zu reizen, und führte mir langsam erst einen, dann den zweiten Finger ein. Ohne Gleitmittel zog es ziemlich, aber ich wollte es jetzt einfach zu sehr. Mein Gott, ich wollte diesen Penis so sehr in mir spüren, dass ich schon kurz darauf anfing, meine eigenen Finger ungeduldig in mich zu stoßen, sie zu spreizen und kreiselnd immer tiefer zu schieben. Aber es war nicht genug. Ich brauchte etwas Größeres. Ich brauchte… „Naruto…“, wimmerte ich und drückte erneut das Gesicht an seinen Schritt während ich mich fingerte. Fast lächerlich sanft legte er die Hand in mein Haar und streichelte meinen Kopf. Langsam bewegte er die Hüfte vor und zurück, rieb sich an meiner Wange und verteilte einige Lusttropfen in den Haarsträhnen, die mein Gesicht einrahmten. „Du willst s-so sehr gefickt werden, Sasuke… Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie nuttig du gerade aussiehst? Jaaah, genau, spreiz dein Loch wie eine kleine Schlampe… Soll ich es füllen?“ Ich löste mich von ihm, um ihn mit brennenden Augen anzusehen. „Ja“, hauchte ich so bereitwillig, dass er die Augen aufriss. Mit einem Ruck hatte er mich von sich weggeschoben und auf das nächstgelegenen Schülerpult gehoben. Er riss mir förmlich die Hose vom Laib, behielt seine aber so, wie ich sie gelassen hatte, sodass nur sein Penis über dem Rand seiner Boxershort wippte. Ich zog die Beine an, spreizte mein Poloch und sah Naruto glasig an. „Nimm mich“, verlangte ich und endlich, endlich spürte ich, wie er seine Spitze an meinem Eingang positionierte. Quälend langsam schob er sich in mich, aber das war auch gut so. Er war so groß, dass ich mich schon nach der Hälfte ausgefüllt fühlte. „Fuck, wie kannst du nach heute Morgen so eng sein…?“, zischte Naruto erregt. Ich sah ihm an, dass er sich am liebsten in mich rammen wollte, aber er hielt sich zurück. Bei seinem ersten Mal als Top hatte er mir versehentlich wehgetan und seitdem war er übermäßig vorsichtig – Wenn auch nur am Anfang. Nach einer gefühlten Ewigkeit war er ganz drinnen und verharrte für den Moment mit geschlossenen Augen. Ich keuchte jetzt schon schwer, schloss die Augen und krallte die Finger in mein Haar. Mein ganzer Unterlaib zog sich um den großen, heißen Fremdkörper zusammen, ich spürte jeden Pulsschlag um Narutos Schwanz herum beben. Dann zuckte seine Hüfte ungeduldig, was mich aufstöhnen ließ. „Darf ich…?“, fragte er und fing an, langsam das Becken kreisen zu lassen, als ich nickte. Ich legte die Arme über die Augen, damit er nicht sah, wie erregt ich wirklich war. Es machte mir selbst ein wenig Angst, obwohl ich Gott weiß keine Jungfrau mehr war. Aber die Erregung jagte mir in Wellen durch den ganzen Körper – Und das, wo Naruto sich wirklich zurückhaltend bewegte. Er legte die Hände in meine Kniekehlen und drückte meine Beine zurück. Fast schon spürte ich seinen Blick über meinen Körper wandern und ganz automatisch spreizte ich die Schenkel noch etwas weiter, hieß ihn willkommen. Naruto starrte mich an, als würde er mich am liebsten auffressen. Es fiel ihm merklich schwer, sich zurück zu halten, und ich legte die Hand auf seinen Hinterkopf und zog ihn zu mir herab, um ihn mit einem Kuss abzulenken. Er sollte nicht nachdenken, sondern mich einfach ficken. Ich ließ die Finger über seine gebräunte Haut gleiten, unter der ich das Rasen seines Herzens spürte. Ich fühlte, wie er immer tiefer in mir zu sein versuchte. Ich fühlte seinen hastigen Atem auf meinem Gesicht… Ich spürte alles, und ich fühlte mich so wahnsinnig lebendig. Meine Hand fuhr wie von selbst in sein Haar und krallte sich in die dicken Strähnen. „Nicht aufhören…“, stöhnte ich und legte den Kopf zurück. Narutos Augen leuchteten vor Begierde. „Fuck, du bist so scharf, Baby…“ Er küsste mich wieder, wie gehofft ohne die anfängliche Zurückhaltung. Mein Shirt war mir bis über die Brust hochgerutscht und so, wie er meine Beine zurückdrückte, rieb mein Schwanz an meinem bloßen Bauch. Ich spürte, wie die ersten Lusttropfen sich auf meiner Haut verteilten und mein Hintern zuckte, verenge sich um Narutos Penis, während ich dem Orgasmus immer näher kam. „W-Warte“, sagte ich plötzlich und natürlich hielt er sofort inne. Er sah mich mit einer Mischung aus Belustigung und Besorgnis an. „Plötzlich doch wieder?“ Ich schnaubte nur: „Nimm ihn raus“, und drehte mich um, als Naruto meinem Befehl folgte. Ich sah ihn über die Schulter hinweg, als ich mich über den Tisch beugte und auffordernd meinen Hintern spreizte. „Ich will nicht auf meine Kleidung kommen“, erklärte ich. Naruto schluckte heftig, nickte und postierte sich wieder an meinem Loch. Ich konnte die Spitze immer wieder eindringen spüren, ehe er seinen ganzen Penis in mich schob. Keuchend klammerte ich die Finger einer Hand in die harte Tischplatte unter mir, die andere ließ ich zwischen meine Beine wandern, wo sie mein zuckendes Glied massierte. Eine unbeschreibliche Hitze baute sich in meiner Magengegend auf, angestachelt durch meine unkoordinierten Finger. „Gott, ja~ Fick mich…“, stöhnte ich ungeniert gegen den Tisch. Und das tat Naruto. Er stieß sich tief, unkontrolliert in mich, trieb mich immer näher an den Rand… Bis ich schließlich fiel und mit einem Gefühl grenzenloser Erleichterung in meine Hand spritzte. Halb in Trance bekam ich mit, wie Naruto: „I-Ich komme gleich… Jaa...“, stöhnte, dann fühlte ich, wie er seinen Penis aus mir zog. „Nein“, hielt ich ihn auf und fasste nach seiner Hand, die er um meinen Arsch geklammert hatte. „Komm in mir.“ Prompt lief mein Liebhaber rot an. „A-aber…“, stammelte er, da ich normalerweise ein Kondom wollte und wenn ich es ohne zuließ, musste er ihn rausziehen, bevor er kam. „Aber du hast noch Unterricht“, fuhr er nach einer kurzen Sprachlosigkeit fort. Ich leckte mir über die Lippen. Das stimmte natürlich, aber gerade machte mich die Vorstellung, noch etwas von ihm in mir zu haben, wenn er weg war, wahnsinnig an. Es würde aus mir laufen, wenn ich vor der Klasse stand… „Spritz in mich“, wiederholte ich heiser und Naruto nickte mit einem Blick, der mir einen heißen Schauer über den Rücken jagte. In diesem Moment war er mir absolut hörig. Er beugte sich über mich, legte den Arm um meine Schultern und hielt mit der anderen Hand meine Hüfte. Mit kleinen, schnellen Stößen bewegte er sich nur ganz leicht, aber sehr tief in mir und er flüsterte mir ununterbrochen meinen Namen ins Ohr. Ich stöhnte inzwischen selbst wieder. Zwar war ich nicht mehr hart, aber seine Lust erregte mich und er fühlte sich wahnsinnig gut an in mir. Als er schließlich leise grunzte und mich noch fester an sich presste, spürte ich die warme Flüssigkeit in mir und drückte automatisch die Hüfte nach hinten. Eine Weile blieb er so über mich gebeugt liegen, dann küsste Naruto träge meinen Nacken und zog sich aus mir. Ich spürte, wie er meine Pobacken spreizte, um zu sehen, wie sein Sperma aus mir ließ. Mit einer Gänsehaut blieb ich liegen, während er die Flüssigkeit ein wenig verrieb. „Wow“, sagte er schließlich atemlos. Er grinste noch immer erstaunt, als ich mich zu ihm umdrehte. „Was war das denn?“ Ich zog die Braune hoch, antworte aber gelassen: „Sex.“ „Ja – Aber was für welcher!“, rief er, während ich mich wieder anzog. „Sonst bist du so… Beherrscht und gerade warst du so… Wow!“ „Aha“, machte ich amüsiert. „Nein, aber mal im Ernst… Ist irgendwas?“, fragte Naruto, der mich dabei beobachtete, wie ich mich und den Tisch sauber machte und dann das Fenster öffnete. Mit verschränkten Armen drehte ich mich nach ihm um, musterte ihn. Für einen Moment war ich versucht, ihm alles zu sagen. Aber dann rief ich mir all die Gründe, aus denen ich es nicht tat, wieder ins Gedächtnis und schüttelte den Kopf. „Muss denn etwas passieren, damit ich mit dir schlafen will?“ Er stutzte, musste dann lachen. „Nein“, stimmte er zu und küsste meine Stirn. „Ich schätze nicht.“ „Genau. Und jetzt solltest du gehen.“ Kurz hatte ich zugelassen, dass er mit meinem Haar spielte, aber jetzt trat ich einen Schritt von ihm zurück. „Wir müssen beide arbeiten.“ „Du bist so unromantisch!“, jammerte Naruto, der sich noch einen Kuss von mir stahl, ehe er sich mal wieder anzog. „Schmeißt mich direkt nach dem Sex raus…“ „Das ist doch das Gute an einer Affäre.“ Ich ging wieder zum Fenster und atmete tief die kühle, frische Luft ein. „Also sehen wir uns heute Abend noch?“ Als er zögerte, sah ich doch über die Schulter zu ihm. Ein misstrauischer Zug lag in seinen ungewöhnlich dunklen Augen und er hatte die Arme verschränkt. Ich legte den Kopf schief. „Was ist?“ „Ich… Wir…“, stammelte er, doch dann holte er tief Luft, schüttelte den Kopf und setzte ein Lächeln auf. „Nichts. Bis später.“ „Hn“, machte ich, dann war mein Liebhaber schon aus dem Klassenzimmer verschwunden. Wenig später trudelten die Schüler ein. Ein paar erzählten aufgeregt, sie hätten den Hokage im Gebäude gesehen. Natürlich musste der Idiot sich noch hier herumtreiben. Eigentlich war dieser Mann schon Abenteuer genug für ein ganzes Leben… Mit dem Herzklopfen, welches mir am Abend Blut durch den Körper pumpte, konnte er aber nicht mithalten. Ich saß in einem Hinterzimmer des Casinokomplexes, Takeshi neben, Hikari vor mir, und von draußen war das dumpfe Wummern der Bässe zu hören, das sich mit den Gesprächen der Gäste mischte. „Gehen wir noch mal die Regeln durch“, riss Hikari mich aus meinen Gedanken. Ich zog die Brauen hoch. „Es gibt welche?“ Sie nahm den Einwurf zur Kenntnis, indem sie die Augen verdrehte. „Kein Töten…“ – Hier sah sie mich vielsagend an – „Keine Jutsu. Wer aufgibt oder KO geht, scheidet aus dem Turnier. Außerdem hat der Chef beschlossen, dass es während des Shadow Dance keine Hilfestellungen mehr gibt. Jeder kämpft für sich alleine.“ Wie war er wohl auf diese neue Regel gekommen, dachte ich sarkastisch, ersparte uns aber allen einen Kommentar. „Es gibt einen Monat lang alle zwei Tage einen Kampf, dann ist eine Woche Pause, in der die nächste Runde vorbereitet wird. Die verläuft in Gruppenphasen. In der ersten Woche gibt es vier Begegnungen in Gruppe A, dann vier in Gruppe B. Danach sind wieder sieben Tage Pause vor dem Halbfinale. In dieser Runde werden die vier verbleibenden Kämpfer aus beiden Gruppen im Losverfahren ihren Gegnern zugeteilt. Es kann also auch sein, dass zwei Kandidaten aus Gruppe A im Finale stehen. In drei Monaten ist der ganze Spaß dann auch schon wieder vorbei.“ Ihr gelangweilter Blick wanderte zwischen Takeshi und mir hin und her. „Alles klar? Gut“, fuhr sie fort, als wir nickten. „Ihr wurdet anderen Gegnern zugelost und seid auch an unterschiedlichen Abenden dran. Takeshi, du weißt ja bereits, dass du gleich raus musst. Natürlich kann das nächsten Monat anders laufen. Setzt euch damit schon mal auseinander, dass ihr vielleicht gegeneinander antreten müsst, wir wollen keine Verzögerungen, weil euch das „Gewissen“ plagt.“ Ich ignorierte den spöttischen Ton, den sie über etwas so Lachhaftes wie ein Gewissen anschlug und fragte: „Also sind die Gegner nicht nach Alter oder Gewichtsklassen unterteilt?“ „Unser kleiner Wildfang hier ist der jüngste Teilnehmer. Sonst sind, soweit ich weiß, alle Teilnehmer volljährig und dürften selbst wissen, was sie tun“, spöttelte Hikari herablassend. Bevor ich noch etwas sagen konnte, fuhr Takeshi mir über den Mund. „Jetzt lass es doch gut sein und entspann dich Mal. Es geht gleich los!“ „Er hat Recht“, stimmte die Organistin mit einem Blick auf ihre Armbanduhr zu. Sie grinste meinen Schüler breit an. „Du bist schon ganz scharf darauf, loszulegen, was?“ „Ja!“, rief er mit leuchtenden Augen, dann war ein Gong zu hören und die gedämpfte Stimme des Moderators drang in den Raum, in dem wir saßen. „Hochverehrte Gäste, Ladies und Gentleman! Wir heißen euch herzlich willkommen zum diesjährigen Shadow Dance Tournier! Genau heute beginnen drei Monate voller Spannender Begegnungen und nervenzerfetzender Spannung! Hoffen wir, dass wir genauso viel Durchhaltevermögen haben wie unsere Teilnehmer! Hoffen wir, dass uns die Kämpfe umhauen! Der heutige Abend beginnt mit einem Frischling in unserem Tournier. Wir werden sehen, wie er sich schlägt. Hier ist… Wolfskind!“ Takeshi nickte mir zu, dann riss er die Tür auf und rannte mit lautem Gebrüll in die Menge, um zum Käfig zu gelangen. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss und ich war alleine mit Hikari. Der Moderator kündigte den Gegner des Jungen an, dann konnte ich nur noch anhand der Zuschauerreaktionen erraten, was geschah. Ich machte mir keine Sorgen um meinen Schüler. Wie schon in den Vorrunden war es verboten, seinen Gegner zu töten, und der Bursche war zäh. Natürlich wäre es unseren Plänen, seine Schulden durch diese Kämpfe abzubauen, zuträglich, wenn er nicht gleich in der ersten Runde ausschied, aber wenn er es nicht schaffte, würde ich es eben alleine in die Hand nehmen. Das war sowieso am Effektivsten. „Und?“, fragte meine Gesellschafterin, als von draußen ein Aufschrei und das Johlen der Menge zu hören war. „Hast du Angst um deinen Welpen?“ „Er kann auf sich selbst aufpassen", erwiderte ich kühl, als wenig später Jubel ausbrach und die Stimme des Moderators erneut zu hören war. „Das war ein würdiger erster Kampf! Lasst noch mal was hören für unseren Sieger! Wir sehen ihn dann in der nächsten Runde wieder!“ Ich stand auf, als der Jubel nochmal aufbrandete, und ging an Hikari vorbei zur Tür. Die Menge war in heller Aufregung, sodass ich etwas brauchte, bis ich mich zum Käfig durchgeboxt hatte. Darin herrschte gerade ein kleiner Auflauf, weil der Besiegte abtransportiert wurde, aber als die Sanitäter weg waren, sah ich Takeshi neben dem Moderator stehen und breit grinsen. Als er bemerkte, dass ich den Käfig betreten hatte, löste der Junge sich aus der Menschentraube um ihn herum und kam strahlend auf mich zu. „Ich hab ihn platt gemacht! Zuerst sah es aus, als würde er die Oberhand behalten, aber dann… Bäm!“ „Du siehst schon wieder aus wie ein Boxsack“, ignorierte ich seine Begeisterung. „Hast du deine Deckung zu hoch gehalten?“ „Gar nicht“, schmollte er, aber als ich ihn mit den Fingerspitzen gegen den Bauch flickte, jaulte er auf und wich zurück. „Spinnst du?!“ „Ts… Komm, wir gehen. Das sollte behandelt werden, bevor du ins Bett gehst.“ „Eh?!“, protestierte der frisch gebackene erste Teilnehmer der zweiten Runde. Bevor wir darüber diskutieren konnten, mischte sich jemand ein. „Ihr geht schon? Wir hatten gehofft, mit unserem jüngsten Teilnehmer noch feiern zu können.“ Giro grinste ein kühles Grinsen, Hikari neben ihm sah gelangweilt aus der Wäsche. Irgendwie hatte sie bessere Laune, wenn keiner ihrer Kollegen in der Nähe war, fiel mir auf. „Es ist spät und er hat morgen zu arbeiten“, erklärte ich gelassen. „Ein Mal ist kein Mal. Und man hat nicht jeden Tag seinen ersten Kampf in einem Tournier“, beharrte der Casinobesitzer. „Jetzt zieh doch ein Mal den Stock aus dem Arsch“, stöhnte Takeshi, den alle kurz verblüfft ansahen, bevor Giro in schallendes Gelächter ausbrach. „Auf den Mund gefallen war er noch nie!“ Mürrisch wandte ich mich ab. „Wir gehen“, beharrte ich und da half alles Meckern und Jammern nicht, Takeshi musste sich mir fügen. Den ganzen Weg zu unserer Wohnung war er grummelig und er wollte sich nicht mal von mir verarzten lassen. Seufzend verschränkte ich die Arme. „Wenn du schon ins Bett gehst, können wir nicht auf deinen Sieg anstoßen.“ Er bekam große Augen. „Echt? Das würdest du tun?“ Schulterzuckend ging ich in die Küche, aus der ich mit zwei Bierflaschen und dem Verbandskasten zurückkehrte. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber der Junge sah tatsächlich enttäuscht aus, als er die beiden Flaschen in meiner Hand sah. „Was?“, wollte ich wissen, als er das Oberteil auszog und ich seinen Oberkörper inspizierte, der sich in einem einzigen Blauen Fleck verwandelt zu haben schien. Das würde sich wohl Sakura am nächsten Tag ansehen müssen. „Na ja, ein Bier ist jetzt nicht gerade, was ich mir unter einer Party vorstellen würde“, erklärte Takeshi. „Ich habe auch nichts von einer Party gesagt“, klärte ich ihn auf. Ich drückte ihm eine Salbe gegen die Schwellungen in die Hand und sah stirnrunzelnd zu, wie er sie auftrug. „Und was heißt, du stellst dir etwas anderes vor? Du darfst noch nicht mal Bier trinken in deinem Alter.“ Er zuckte die Schultern, bereute das aber wohl sofort, als sein zerschundener Körper aufbegehrte. „Ich durfte auch nicht in der Lagerhalle wohnen und habs getan, oder?“, erwiderte er, sich die schmerzende Seite reibend. „Also hat dir deine sogenannte ´Familie` auch noch Alkohol gegeben?“ Unbehaglich sah Takeshi, den ich gerade in Verband einwickelte, zur Seite. „Als ich kleiner war, hab ich da als Runner an der Bar gearbeitet. Nach Feierabend haben die immer noch was getrunken, und da bin ich halt geblieben.“ „Ist das alles?“ „Was…?“ „Ob Alkohol alles war, was du bekommen hast?“, fragte ich scharf. Er fuhr leicht zusammen, wurde aber nur noch mürrischer. „N bisschen Gras – Aber nichts Hartes oder so!“ „Das reicht mit sechzehn auch“, seufzte ich. Eigentlich hatte ich keine Lust, das noch zu unterstützen, aber jetzt hatte ich ihm schon versprochen, mit ihm anzustoßen, also öffnete ich die Flaschen, sobald er wieder angezogen war. Eine Weile saßen wir schweigend auf der Couch, dann überkam Takeshi mit einem Schnauben die Ungeduld. „Du tust gerade so, als hättest du nie Mist gemacht als Teenager!“ „Nicht solchen, nein.“ Er sah mich wachsam, neugierig an. „Sondern?“ „Ich dachte, du hättest dich über mich belesen“, sagte ich unbeeindruckt. „Solltest du das dann nicht wissen?“ „In deiner Akte steht nicht alles über dich. Sag, was du willst, aber die ist geschönt.“ „Sie ist unschön genug.“ Takeshis Blick wurde immer misstrauischer. „Wenn du es so sehr nicht sagen willst, muss es ja etwas Gravierendes sein.“ „Du musst nicht alles über mich wissen.“ Es war nicht so, dass ich mich für meine Taten schämte. Zu der Zeit waren es die sinnvollsten Optionen gewesen. Außerdem war es eben so passiert, und sich darüber zu grämen, würde es auch nicht ungeschehen machen. Aber besonders stolz war ich nicht darauf. „Außerdem wollten wir auf deinen Sieg anstoßen. Erzähl mir von deinem Kampf.“ Zuerst war er widerwillig, doch nach und nach geriet Takeshi ins Erzählen. Am Schluss wurden aus dem einen Bier dann doch drei, und als ich ihn ins Bett schickte, war es nach drei Uhr morgens. Entsprechend lustig war am nächsten Tag das Training. Meinem ältesten Schüler schien das nichts auszumachen, aber er war auch dreizehn Jahre jünger als ich. Mein eigener erster Kampf fand zwei Wochen später statt. Neben Takeshis Erziehung hatte ich die Zeit genutzt, um mich selbst wieder fit zu machen. Vor dem Tournier war mein Körper auch straff gewesen, aber als ich am Abend des Kampfes beim Umziehen in den Spiegel sah, zeichneten sich Bauch- und Armmuskeln erfreulich deutlich unter der Haut ab. Ich musterte den Mann im Spiegel eingehender. In seinen Augen lag ein dunkler Glanz, den sie schon lange nicht mehr gezeigt hatten. „Aufgeregt?“, fragte mein Mitbewohner, als ich zu ihm in die Küche trat. „Bereit“, erwiderte ich ruhig. Ich hatte nicht gelogen, sondern untertrieben. Tatsächlich brannte ich nämlich geradezu darauf, endlich loszulegen. Es war, als würde mein Körper sich an das Adrenalin erinnern, das der letzte Kampf in ihm ausgeschüttet hatte, und könnte es jetzt kaum erwarten, es wieder zu spüren. Inzwischen kannten die Gorillas an der Tür mich schon und ließen uns beide kommentarlos durch. Wir gingen zu Hikari, doch die winkte uns einfach mit der Erklärung, sie habe zu tun, durch. Bevor wir uns abwenden konnten, zwinkerte sie mir noch zu. „Keine Sorge, zum Kampf bin ich da. Ich lasse mir doch nicht unseren Stargast entgehen.“ Ohne etwas darauf zu erwidern, betrat ich mit Takeshi das Tunnelsystem. Schon auf dem Weg kamen uns ein paar Leute entgegen, was bisher noch nie passiert war. Als wir dann in den Keller gelassen wurden, sah ich auch, woran das lag: Der Raum war brechend voll. „Glaubst du, die sind alle wegen dir da?!“, fragte der Junge beeindruckt, als wir uns durch die Menge quetschten. „Hm… Du wirst dich in den Warteraum setzen“, überging ich das Thema. „Wenn du zusiehst und wegen so einer Lappalie disqualifiziert wirst, wirft das unsere Pläne zurück.“ „Aber ich will dich kämpfen sehen, Sensei!“, meckerte er, was mir fast noch mehr schmeichelte, als die vielen Gäste. „Ich gewinne. Mehr musst du nicht wissen.“ „Aber…!“, protestierte er, wobei er jedoch von der Hand, die ihm plötzlich jovial durchs Haar wuschelte, unterbrochen wurde. Giro war zu uns getreten, das ihm eigene breite Grinsen auf den Zügen. „Ach, lass den Jungen doch. Als Belohnung für deinen ersten Rundensieg kannst du heute bleiben. Vielleicht lernst du ja noch was von deinem Sensei, hm?“ „Cool, danke, Giro!“, grinste der Junge zufrieden. Ich sah den Veranstalter misstrauisch an. Er kam mir nicht wie jemand vor, der um der Nettigkeit Willen nett war, aber ich kam nicht darauf, was es ihm brachte, meinem Schüler seinen Willen zu lassen. Mich störte ein Zuschauer mehr oder weniger jedenfalls nicht. „Na?“, machte Giro und unterstrich die Frage mit einer Geste, die alle Anwesenden einschloss. „Ich habe doch gesagt, dass du mich reich machen wirst!“ „Glück für mich.“ Er lachte, aber seine Augen glänzten gefährlich, als er antworte: „Ja, nicht wahr…? Komm, Takeshi, du sitzt bei mir. Du hast mir noch nichts von deiner Ausbildung erzählt.“ Ich hatte ein ungutes Gefühl, als Giro meinem Schüler die Hand auf die Schulter legte und ihn davon führte. Glücklicherweise hatte ich dem Jungen nichts Wichtiges über mich oder Naruto anvertraut, aber ich würde ihm nochmal sagen müssen, dass unsere Gespräche vertraulich waren. Lange hatte ich aber nicht Zeit, darüber nachzudenken bevor mit einem lauten Gong alle Lichter außer dem Spot auf dem Käfig verloschen. Wie immer bestens gelaunt sprang der Moderator auf die Bühne und begrüßte die Anwesenden. Ich hörte nicht zu, während ich mich zur Käfigtür durchkämpfte. „… Habe ich heute die Ehre, euch ein ganz besonders Ereignis anzukündigen – Einen Stargast, sozusagen! Begrüßt mit mir den Rächer, den Verräter, den Kriegshelden… Sasuke Uchiha!“ Alles andere als begeistert von diesen Titeln schob ich mich an einer jungen Frau vorbei, die den Durchgang blockierte. Sobald ich im Käfig war, brach ohrenbetäubender Lärm aus. Geblendet vom grellen Scheinwerferlicht konnte ich nur Schattengestalten außerhalb des Käfigs erkennen, die allesamt meinen Namen brüllten. Sie rissen an den Gittern, stampften mit den Füßen und schwitzten ihre Sensationsgier praktisch aus jeder Pore. Mein eigener Ekel über diese Wollust mischte sich mit etwas genauso Ekelhaftem; Genuss. Es tat gut, dass diese Fremden nur wegen meines Namens hohe Erwartungen an mich hatten. Und sie würden gleich sehen, dass alle begründet waren. „Ok, ok, beruhigt euch!“, lachte der Moderator, als nach mehreren Minuten immer noch keine Ruhe eingekehrt war. „Er ist nicht der einzige Kandidat heute, wisst ihr?“ Grelles Pfeifen und Buhrufe antworteten, die er ignorierte. „Begrüßt mit mir unseren alten, aber deswegen nicht weniger süßen Hasen; Isogi!“ Die Tür ging nochmal auf und herein kam das Mädchen, das ich vorhin zur Seite geschoben hatte. Sie war klein, zierlich und hatte hellbraune, kurze Locken, mit denen sie wie ein Grundschulkind wirkte. Die beiden Frauen, die ich schon hatte kämpfen sehen, hatten eher wie Walküren gewirkt, während sie ihrem Namen alle Ehre machte. Mamoru, der Moderator, küsste ihr die Hand und riss diese in der nächsten Bewegung in die Höhe. „Halbfinale letztes Jahr, Sieg vorletztes Jahr und Finale im Jahr davor! Ihr brauche ich die Regeln nicht erklären, aber für unseren Neuzugang nochmal…“ „Nicht töten, keine Waffen, keine Jutsu. Wer KO geht, hat verloren“, unterbrach ich ihn gelangweilt. „Ich hab´s behalten.“ „… Da hat wohl jemand kein Problem, gegen Frauen zu kämpfen!“, grinste Mamoru als er die Sprache wiedergefunden hatte, offensichtlich ein wenig genervt. „Dann lasst uns beginnen! In Position!“ Ich stellte mich meiner Gegnerin gegenüber, die den Kopf schieflegte und mich neugierig musterte. „Viel Glück“, zwitscherte sie lächelnd. „Brauch ich nicht“, antwortete ich kühl, dann ließ der Referee den Arm niedersausen und gab den Kampf frei. In der nächsten Sekunde sah ich Isogi nicht mehr. Blitzschnell drehte ich mich um, wodurch ich gerade noch ihren Schlag abfangen konnte, der direkt auf meinen Nacken gezielt hatte. Während sie noch überrascht aus der Wäsche glotzte, rammte ich ihr die Faust in den Magen und boxte sie dadurch gegen den Käfig. „Oh… Du willst mir nicht den Gefallen tun und mich unterschätzen?“, fragte sie, als sie wankend wieder auf die Beine kam. Ohne zu antworten begab ich mich wieder in die Grundposition und griff sie an. Einige der stärksten Menschen, die ich kannte, waren Frauen, angefangen bei Sakura, bis hin zu den ehemaligen Kage Tsunade und Mei. Da würde ich sicher nicht den Fehler machen, jemanden nicht ernst zu nehmen, nur, weil er Brüste hatte. Gleichzeitig war es deshalb genau so, wie Mamoru gesagt hatte; ich hatte kein Problem damit, gegen Frauen zu kämpfen. Die größte Herausforderung an Isogi stellte ihre Schnelligkeit dar. Ich war selbst nicht langsam, aber sie schaffte es doch oft, sich vor mir in Sicherheit zu bringen. Scheinbar zielte sie darauf ab, mich zu Ermüden. Nun, darauf konnte sie lange warten. Aber ich musste sie wohl dazu bringen, mir wieder näher zu kommen und dafür musste sie glauben, sie hätte ihr Ziel erreicht. Ich ging wieder zu einem heftigen Angriff über, dem sie eine Weile direkt entgegen trat. Als ich es jedoch schaffte, ihr in den Magen zu treten, verschwand sie plötzlich. Scheinbar verwirrt blieb ich stehen und sah mich um. Eine Sekunde später spürte ich einen Ruck, als Isogi sich von der Käfigdecke auf mich fallen ließ. Ich wurde zu Boden gerissen und mein Kopf landete zwischen ihren Schenkeln, die sie immer fester zusammenpresste. Inzwischen hatte meine Gegnerin wieder einige Sympathisanten im Publikum, und die lieferten sich jetzt ein Schreiduell mit meinen ´Fans`, während Isogi versuchte, mir den Kopf zu zerquetschen. Meine Arme waren in ihren Kniekehlen gefangen, sodass ich mich kaum rühren konnte. Der Druck in meinem Schädel nahm immer mehr zu, obwohl ich mich heftig zu befreien versuchte. „Gib doch endlich auf. Wär doch eine Verschwendung um dein hübsches Gesicht“, feixte sie, worüber ich nur die Augen verdrehte. Was hatten die nur alle mit meinem Aussehen? Mit purer Muskelkraft schaffte ich es endlich, die Beine anzuziehen und ruckartig den Oberkörper hochzureißen, sodass Isogi auf meinen Schultern saß. Sie quietschte, krallte sich nur noch fester an mich und ich fing an, mich auf der Stelle im Kreis zu drehen. Ich spürte, wie sie die Nägel in meine Kopfhaut bohrte, aber der Griff ihrer Schenkel an meinem Gesicht wurde immer schwächer, je weiter sie abrutschte. Sobald ich merkte, dass sie sich nicht mehr halten konnte, sprang ich zur Käfigdecke. In einer fließenden Bewegung riss ich mir die Frau von den Schultern und stieß mich von den Gitterstäben ab. Bei dem Aufprall knallte Isogi mit einem ekelhaften Knirschen gegen die Betonplatte und rührte sich erstmal nicht mehr. Außer Atem trat ich von ihr zurück, sicher, den Kampf gewonnen zu haben. Als ich den Juror auffordernd ansah, hob der aber abwehrend die Hände. „Es ist noch nicht vorbei. Schau, sie bewegt sich noch.“ Und wirklich; als ich mich umdrehte, war Isogi gerade mit zitternden Armen dabei, sich wieder aufzurappeln. Man konnte ihr jedenfalls nicht vorwerfen, sie würde nichts aushalten. Um ihr die Möglichkeit zu geben, freiwillig aufzugeben, wartete ich, bis sie sich aufgesetzt hatte, anstatt gleich auf sie loszugehen. Allerdings blieb Isogi auf den Knien hocken und betastete ihr Gesicht, welches ich nicht sehen konnte, weil sie von mir abgewandt war. Durch die Menge, die ihr Antlitz sehen konnte, ging ein Raunen. Mamoru warf mir einen Blick zu, ging er zu der jungen Frau. „Wie sieht es aus? Kannst du… Du meine Güte!“, unterbrach er sich, als Isogi ihm das Gesicht zudrehte. „Wie sieht es denn aus?!“, fauchte sie in seltsam nasaler Tonlage. Sie sprang auf, wirbelte herum und endlich konnte ich den Grund für die ganze Aufregung sehen. Ich hatte ihr die Nase gebrochen. Kritisch musterte ich das Blut, das ihr übers Kinn strömte, und den seltsamen Winkel ihres Riechorgans. „Sieht aus, als solltest du zu einem Arzt“, schlug ich gelassen vor. „Du verdammtes ARSCHLOCH!“, brüllte sie, plötzlich gar nicht mehr niedlich. Blut spritzte in alle Richtungen, als sie auf mich zustürmte, aber das beeindruckte mich wenig. Ich streckte den Arm aus und schnippte gegen ihre Nase, woraufhin Isogi jaulte wie ein getroffener Wolf. Sie sank in sich zusammen und jeder Versuch, wieder auf die Beine zu kommen, wurde durch ihre zitternden Muskeln unterbunden. „Du hast mein Gesicht zerstört! Du hast mich entstellt! Entstellt!“, jammerte sie immer weiter, was ein paar besorgte Lacher nach sich zog. Der sichtlich irritierte Moderator kratzte sich am Kopf, als an der Käfigtür zwei Sanitäter auftauchten. „Ähm, ich denke, Isogi ist kampfunfähig…“ „NEEEIN!“, brüllte sie, sich gegen die Ärzte wehrend. Offensichtlich hatte sie einen Nervenzusammenbruch. „Und damit ist Sasuke der Gewinner! Herzlichen Glückwunsch!“ Er wollte meine Hand in die Luft reißen, aber ich verließ bereits den Käfig. Eigentlich hatte ich erwartet, meinen Schüler davor zu sehen, konnte ihn jedoch nirgends entdecken. Ein wenig irritiert machte ich mich auf die Suche nach ihm. Unterwegs musste ich eine gefühlte Million Fans abwimmeln, bis sich irgendwann herumgesprochen hatte, dass ich nicht scharf war auf Glückwünsche oder belustigte Kommentare über die gebrochene Nase meiner Gegnerin. Endlich machte ich Takeshi in einem der Separees aus, in dem er mit Giro und ein paar leicht bekleideten Damen lachte. Immerhin wurde er rot, als er meinen Blick auf das eindeutig mit Alkohol gefüllte Glas in seiner Hand bemerkte. Ich ignorierte seine Erklärungsversuche und sah seinen ´Chef` kühl an. „Kein Alkohol für ihn.“ „Ach komm, Sasuke. Das hier ist eine Party – Und ein Kind ist er auch nicht mehr“, lachte Giro, der aufgestanden war und mir die Hand hinhielt. „Lass dich lieber beglückwünschen. Gut gemacht! Die Leute haben sich gut unterhalten. Obwohl es schade um Isogis Gesicht ist“, fügte er leicht bedauernd hinzu. „Das Risiko war ihr bewusst“, meinte ich ungnädig, dann sah ich Takeshi an. „Komm.“ „Ich bin kein Hund, ok?“, motzte er, aber diesmal stand er sofort auf. „Feiern wir wieder zu Hause weiter?“ „Letztens war eine Ausnahme. Außerdem gibt es nichts zu feiern“, erinnerte ich ihn, schon im Gehen begriffen. „Es stand nie in Frage, dass ich gewinnen würde.“ Ohne ein weiteres Wort ließen wir Giro hinter uns, doch bevor er von der Menge verschluckt wurde, warf ich ihm noch einen Blick zu. Das Lächeln auf seinen Lippen wollte mir so überhaupt nicht gefallen, und ich musste den Impuls unterdrücken, meinem jungen Begleiter schützend die Hand auf die Schulter zu legen. Kapitel 8: Schulstress ---------------------- „Wie hast du das gemacht?“ „Die Kinder werden besser.“ „Sasuke-kun.“ Sakuras vorwurfsvoller Blick hielt sie nicht davon ab, weiter Salbe auf meinen geschwollenen Arm zu schmieren. „Du kannst mir nicht erzählen, dass das hier ein Dreizehnjähriger war. Außerdem ist das Muster der Blutergüsse seltsam. Wie ein Gitter oder so…“, überlegte sie, mit gerunzelter Stirn meinen zerschundenen Rücken betrachtend. Ehe sie weiter darüber nachdenken konnte, zog ich mir mein Shirt wieder über. Den Schmerz, den die rasche Bewegung verursachte, ignorierte ich, genau wie Sakuras (ein wenig bedauerndes) Seufzen. Sie war aber wohl sowieso mit ihrer Behandlung fertig, denn sie räumte kommentarlos ihre Utensilien weg. „Takeshi kommt jetzt zwar seltener, aber ich hatte nicht gedacht, dass du seinen Platz einnehmen würdest“, ließ sie nicht locker, und ich fragte mich, ob ich wirklich erwartet hatte, ohne Inquisition davon zu kommen. „Ist alles ok? Bei euch beiden, meine ich.“ Vor dem Krieg hätte ich sie schroff abgewiesen, ihr zu verstehen gegeben, dass es sie nichts anging. Seitdem war unsere Beziehung jedoch deutlich besser geworden, sodass ich mich zu einer Antwort herabließ. „Wir kommen klar.“ „Hm… Ok“, seufzte sie, doch dann berührte sie meine Hand und lächelte sanft. „Aber du weißt, dass du mir alles sagen kannst, ja? Vielleicht könnte ich dir helfen.“ „Es gibt nichts zu helfen“, beharrte ich, jetzt doch ein wenig schroff. Sakura ließ ihre Hand wieder sinken. „Du wirst das nie ablegen, alles selbst regeln zu wollen, oder?“ Ohne sie anzusehen, stieg ich in meine Stiefel und zog mir die Lederjacke über. „Wieso sollte ich?“ „Vielleicht, weil du jetzt nicht mehr nur für dich selbst verantwortlich bist?“ Sie lachte trocken, als ihre Worte mich tatsächlich kurz innehalten ließen. „Takeshi macht dich nach, das ist dir doch bewusst? Die Art, wie er seit Neustem redet, sich bewegt… Sogar die Kleidung, die er sich aussucht, erinnert mich an dich. Sasuke-kun, du bist das erste männliche Vorbild, das der Junge im Leben hat. Willst du wirklich, dass sich ein Kind denselben komplizierten Weg aussucht wie du?“ Natürlich hätte ich all das leugnen können, auf Takeshis und meine bestenfalls mittelmäßige Beziehung zueinander verweisen. Diese war nicht unbedingt die Basis dafür, jemanden als Vorbild auszusuchen. Tatsache war aber, dass mir diese Veränderungen selbst schon aufgefallen waren. Und wenn ich an seinen sonstigen Umgang dachte, konnte ich nicht anders, als es stillschweigend zuzulassen, wie mein Schützling sich in eine Mini-Version meiner selbst verwandelte. Ich machte mir nicht mehr die Mühe, die Erschöpfung der letzten Wochen zu verbergen, als ich mich doch endlich Sakura zuwandte und ruhig sagte: „Und was, wenn ich trotz allem das Beste bin, das er bekommen kann?“ Kurz sah sie erschrocken aus, doch dann machte sie einen Schritt auf mich zu und streckte die Hand nach mir aus. „Sasuke-kun…“ Ich schüttelte den Kopf und sie hielt in der Bewegung inne, obwohl sie nach wie vor verunsichert versuchte, in meiner Miene zu lesen. Schließlich sah sie ein, dass es zwecklos war, und nickte langsam. „Na gut… Aber pass auf dich auf, ok?“ „Hn“, machte ich, ließ ein kleines Lächeln aufblitzen und verließ ihre Wohnung ohne Dank oder Verabschiedung. Ich wusste, dass sie es gerne tat, also war so etwas nicht nötig. Es war schon später Nachmittag, als ich in der Akademie ankam, aus der ich etwas für das Training am nächsten Tag holen wollte. Ich hatte gehofft, alleine zu sein, hörte aber schon bald das Geschnatter einer aufgedrehten Schar Mütter. Bevor ich irgendwohin flüchten konnte, bog die Horde schon in den Flur vor mir. Noch so etwas, das ich an meinem Job hasste. Elternabende. „Sasuke-san!“, riefen ein paar der Mütter hellauf begeistert und stürmten auf mich zu. Das Interessante war, dass einige von ihnen nicht mal Kinder hatten, die ich kannte. Genug sinnlose Fragen fielen ihnen trotzdem ein. „Was sollte ich meiner Tochter zu essen geben?“ „Glauben Sie, Arzt X ist besser als Arzt Y?“ „Darf mein Sohn in die Gruppe seiner Mutter wechseln?“ Die Frage stellte der einzige anwesende Mann, der sich wohl von der allgemeinen Aufregung anstecken ließ. „Machen Sie noch Missionen?“ „Nimmt der Hokage Geschenke an, die man ihm schickt?“ „Für so etwas hat er keine Zeit“, schnappte ich, als mir nach zwanzig Minuten der Geduldsfaden riss. „Ich muss weiter.“ Die Meute schien enttäuscht, ließ mich schlussendlich aber ziehen. Erleichtert suchte ich das Zimmer mit den Übungsgeräten auf, aus dem ich einige Shuriken, Kunai und andere Waffen mitnahm. Meine Gruppe war jetzt so weit, etwas mehr Praxiserfahrung zu sammeln. Und schon bald würden sie die Chunin-Prüfung ablegen. Ich seufzte leise. Die Zeit verging so schnell, wenn man den Kindern jedes Jahr dasselbe beibrachte. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als eine Frau mir in den Weg trat. Sie konnte nicht viel älter sein als ich, hatte das braune Haar zu einem zerrupften Pferdeschwanz gebunden und sah auch sonst aus, als würde sie mehr Zeit auf dem Spielplatz verbringen als vor dem Spiegel. Das Lächeln, mit dem sie mich ansprach, kaufte ich ihr jedenfalls nicht ab. „Uchiha-san, wie gut, dass ich Sie noch erwische.“ Als ich nichts erwiderte, runzelte sie leicht die Stirn. „Hätten Sie vielleicht ein paar Minuten, um mit mir zu sprechen? Es geht um eine Angelegenheit, die alle Eltern schon lange besorgt.“ „So?“ Ich gab mich gelangweilt, ahnte aber nichts Gutes, als ich die Frau in ein leeres Klassenzimmer begleitete. Dort legte ich meine Utensilien auf dem Lehrerpult ab und wandte mich ihr mit verschränkten Armen zu. „Also?“ „Vielleicht sollte ich mich zuerst vorstellen. Mein Name ist Chiharu Mimori. Ich bin Mitglied des Elternbeirates.“ „Interessant.“ Chiharu runzelte die Stirn. „Am besten, Sie hören sofort auf, in diesem schnippischen Ton mit mir zu sprechen, junger Mann. Das, was ich Ihnen zu sagen habe, könnte ausschlaggebend für Ihre Karriere sein.“ Ich konnte zu der Vermutung, dass die Meinung eines Hausmütterchens Einfluss auf meinen beruflichen Werdegang haben sollte, nichts sagen. Zu schockiert war ich davon, dass sie mich ´junger Mann` genannt hatte. Hielt sie mich für eines ihrer Kinder, oder was sollte das? Als ich wieder nichts antwortete, fühlte Chiharu sich wohl genötigt, fortzufahren. „Es geht um Gerüchte, die schon länger die Runde machen. Sie haben bestimmt schon davon gehört… Natürlich darf man nicht alles glauben, was so getratscht wird, aber ein Fünkchen Wahrheit steckt doch meist darin. Deshalb sind viele Eltern besorgt, das verstehen Sie doch sicher? Wenn Sie also ganz klar Stellung beziehen würden…“ „Wozu?“, unterbrach ich ihren Monolog. Natürlich war es recht offensichtlich, worauf sie hinaus wollte, aber so einfach würde ich es ihr nicht machen. Die Taktik wirkte; sie errötete und rang einen Moment mit den Worten. Dann räusperte sie sich und setzte wieder ihre streng-fürsorgliche ´Mama-Mimik` auf. Zum Kotzen. „Es geht um Gerüchte über Ihre… Nun… Sexuelle Orientierung.“ „Was ist damit?“ Sie starrte mich erbost an, wusste offensichtlich, was ich da spielte, fand aber keinen Weg, dagegen vorzugehen. „Man sagt, Sie seien homosexuell“, explizierte sie sich also wiederwillig. „Und wenn dem so wäre?“ Dass ich nicht verlegen wurde, schien Chiharu zu stören, gerade so, als wäre es meine Pflicht, mich für meine Orientierung zu schämen. Das tat ich aber nicht. Ich hatte mich nicht geoutet, weil es schlicht und ergreifend niemanden etwas anging und weil ich genau so eine Szene, wie sie sich jetzt gerade abspielte, hatte vermeiden wollen. Außerdem war Naruto von seiner Reputation abhängig, und wenn meine Homosexualität herauskommen würde, wäre es nur eine Frage der Zeit, bis unsere Affäre auffliegen würde. Mir war es egal, was die Leute über mich erzählten, aber ich würde nicht zulassen, dass diese Gerüchte unserem Hokage schadeten. „Nun, das wäre natürlich alleine Ihre Sache. Aber wenn dadurch die Kinder beeinflusst würden…“ „Ich diskutiere mit meinen Schülern nicht mein Sexualleben, egal, wen dieses involviert. Es kann sie also nicht beeinflussen“, antwortete ich gelassen. Wenn sie nicht davon angefangen hätte, wäre es überhaupt nie irgendjemandem gegenüber zum Thema geworden. „Und selbst wenn eines der Kinder später herausfindet, dass es homosexuell ist, ist es wünschenswert, diese Selbsterkenntnis zu bestärken.“ „Wie wünschenswert etwas ist, beurteilt wohl jeder anders“, erwiderte sie kühl. „Aber ganz davon abgesehen gibt es Gerüchte…“ „Noch mehr?“ Chiharus Mundwinkel zuckten, aber sie reagierte nicht auf meinen Einwurf. „Gerüchte, denen zufolge Sie momentan mit einem Ihrer Schüler zusammen leben.“ Nun, das hatte wohl früher oder später rauskommen müssen, allerdings hatte ich nicht gedacht, dass die ganze Sache so ausgelegt werden könnte. „Das stimmt“, gab ich zu, als wüsste ich nicht, wohin ihre Argumentation laufen würde. „Wollen sie nicht etwas mehr Stellung dazu beziehen?“, verlangte sie lauernd. „Zusammengenommen mit den anderen Gerüchten ergibt diese Geschichte doch ein beunruhigendes Bild. Immerhin handelt es sich bei besagtem Schüler um einen jungen Mann.“ „Dieses Bild sieht der Hokage wohl nicht.“ „Der Hokage kann nicht alles im Blick haben.“ „Und Sie halten es für Ihre Aufgabe, das für ihn zu übernehmen?“, erwiderte ich kühl. „Ein hehres Ziel.“ „Machen Sie sich nicht lächerlich. Ich kann und will sicher nicht alles überwachen. Aber als Vorsitzende des Elternbeirates ist es meine Pflicht, die Vorgänge an der Akademie im Blick zu haben.“ „Und was glauben Sie, würde zwischen meinem Schüler und mir vorgehen?“ „Sagen Sie es mir.“ „Es ist genau, wie Sie es sich vorstellen.“ Chiharu weitete die Augen. Hinter ihrer Stirn ratterte es merklich, weil sie wohl eher mit verdächtigen Unschuldsbeteuerungen gerechnet hatte als mit einem offenen Geständnis. Sie wusste nicht mal, was sie tun sollte, wenn sie bekam, was sie wollte. Über so viel Inkompetenz konnte ich nur herablassend schnauben. „Wir essen zusammen, sehen zusammen fern, absolvieren gelegentlich ein Extra-Training… Ich verbiete ihm, zu lange wach zu bleiben, was er ignoriert. Er fragt mich um Rat, was Frauen angeht. Alles ist, wie man sich eine WG mit einem Teenager vorstellen würde. Homosexualität ist nämlich nicht gleichbedeutend mit Pädophilie.“ Falls überhaupt möglich, weiteten Chiharus Augen sich noch mehr und eine starke Röte bereitete sich von ihren Wangen bis zum Dekolleté aus. „Da-Das… Das habe ich auch nie gesagt!“ „Stimmt. Sie sagten, Sie würden sich Sorgen um meinen Schüler machen. Der Hokage wird Ihr Angebot, den Jungen in Ihre Familie aufzunehmen, zu schätzen wissen. Im Moment ist er dabei, eine passende Unterkunft für Takeshi zu finden. Er wird sich freuen, seine Suche dank Ihnen beenden zu können.“ An ihrem Gesichtsausdruck erkannte ich, dass ich gewonnen hatte, und mein zuvor neutraler Gesichtsausdruck wurde spöttisch. Sie hatte wohl wirklich erwartet, mich mit ihren albernen Fragen in Bedrängnis zu bringen, aber es war mir einfach vollkommen egal, was diese Person über mein Sexleben dachte. Den Schwachsinn mit Takeshi nahm ich gar nicht erst ernst. „Nun, so war das auch nicht gemeint. Ich habe immerhin meine Kinder, um die ich mich kümmern muss, und was man so hört, braucht Takeshi-kun viel Aufmerksamkeit“, sog sie sich eine Erklärung aus den Fingern, aber auch das war mir recht. Ich wollte meinen Mitbewohner ja nicht loswerden… Mein eigener Gedanke ließ mich stocken. Seit wann war es ok für mich, mit Takeshi zu wohnen? Ich hatte ihn doch gar nicht schnell genug loswerden können. Gerade war nicht der richtige Moment, um über diese Meinungsänderung nachzudenken. „Dann wird Takeshi bei mir bleiben, bis der Hokage einen geeigneten Ort findet. Ist das alles? Ich muss zu meinen Schülern.“ „Ja… Nein, eines wäre da noch.“ Ich hatte mein Equipment bereits aufgehoben und drehte mich wieder nach ihr um. „Die Gerüchte über Ihre sexuelle Orientierung…“ „Chiharu-san“, unterbrach ich sie und trat etwas näher zu ihr. „Kann es sein, dass Sie Gefühle für mich haben?“ Sie wurde rot und stolperte ein paar Schritte von mir weg. „W-Was soll die Frage? Ich bin verheiratet!“ „Das hat nichts miteinander zu tun.“ Ihr verlegener Blick wurde düster. Ich hatte es offensichtlich geschafft, Mutti sauer zu machen. „Dasselbe könnte ich auch von Ihrer Frage sagen.“ „Nun, was ich meinte, war, dass es Sie überhaupt nichts angeht, mit wem ich schlafe, solange Sie nicht diese Person sein wollen. Das war dann wohl alles.“ Ohne ihr die Gelegenheit zu geben, noch mehr von ihrem Unsinn bei mir abzuladen, verließ ich das Klassenzimmer. Äußerlich war ich ruhig, aber innerlich kochte ich regelrecht. Was bildete diese Frau sich ein, derart in meinem Privatleben zu schnüffeln, und mir sogar eine Affäre mit einem Sechzehnjährigen anzudichten? Der bloße Gedanke ließ mich erschaudern. Diese miese Stimmung bekam mein Team voll ab. Sie ächzten und stöhnten, machten aber jede Übung, die ich ihnen auftrug. Sogar Takeshi, obwohl ich diesen besonders drangsalierte, weil er Schuld an alldem war. Der Junge murrte und fragte auf dem Heimweg, was eigentlich mein Problem sei. ´DU!` hätte ich ihm am liebsten an den Kopf geworfen, was ich natürlich nicht tat. „Und du redest über Vertrauensprobleme“, murmelte Takeshi vor sich hin, als ich nicht antwortete. Ich sah den Zusammenhang nicht. Ob er einem Erwachsenen vertraute, der ihm tatsächlich helfen konnte, oder ob ich einem Teenager nicht von meinen Problemen erzählen wollte, waren ja wohl zwei grundlegend andere Themen. Da ich aber keine große Lust hatte, darüber zu debattieren, sagte ich einfach nichts. Im Moment pausierte der Kampfring, damit die Veranstalter die nächste Runde vorbereiten konnten. Meist nutzten Takeshi und ich die Zeit für zusätzliches Training, aber heute hatten wir uns frei genommen. Ich wusste nicht, was mein Mitbewohner vorhatte, doch ich würde in der freien Zeit mal wieder ein Buch zu lesen. Ich war gerade dabei, mein Abendessen vorzubereiten, als eine ganze Wolke von Aftershave die Küche flutete. Irritiert drehte ich mich um und erblickte Takeshi, der in seinem furchtbaren roten Hemd aussah wie ein zu klein geratener Zuhälter. Nachdem ich meine Sprache wiedergefunden hatte, fragte ich entsetzt: „Hast du versucht, dich in Parfüm zu ersäufen?“ Takeshi wurde rot und sah mich finster an. „Es ist auch für einen Mann wichtig, gepflegt zu sein.“ Mein Blick wanderte über seine Gestalt und ich musste feststellten, dass er in seinem Versuch, ´gepflegt` zu wirken, gescheitert war. Er sah einfach nur albern aus. Sogar seine Haare wirkten verwildert, obwohl er sie zu Beginn seiner Ausbildung militärisch kurz getragen hatte. So viel zu Sakuras Sorge, ich könnte den Jungen beeinflussen… „Wer sagt das?“ „Sakura-san…“ Ich zog die Brauen hoch. Nun, dann machte das alles natürlich Sinn. „Und?“ „Und ich treffe mich jetzt mit ihr“, erklärte er gleichzeitig trotzig und verlegen. Ich war mir nicht sicher, ob meine ehemalige Teamkollegin dieser Verabredung dieselbe Bedeutung zumaß wie mein Schüler, zog es aber vor, ihm nicht die Illusion zu nehmen. „Aha.“ Takeshi druckste eine Weile herum, trank betont langsam ein Glas Wasser und zupfte an seinen vom Gel steifen Haaren. Ich ignorierte seine stille Aufforderung, ihm zu helfen, bis er sie endlich aussprach. „Und… Was meinst du? Gefällt ihr das?“ „Bring ihr eine Atemmaske mit, sonst fällt sie von dem Parfüm in Ohnmacht, bevor sie sich darüber klar werden kann“, kommentierte ich gehässig, woraufhin er die Arme in die Luft warf und davon stapfte. „Warum frage ich überhaupt?!“ Ich blinzelte überrascht, weil er das Ganze wirklich so ernst zu nehmen schien. Ihm war wohl nicht klar, dass seine Angebetete verhaftet werden könnte, wenn sie ihn tatsächlich erhörte. Er brachte Sakura durch seine Schwärmerei in eine unangenehme Position. Anbetracht der Tatsache, dass sie aber wohl kaum auf ihn eingehen würde, konnte er es genießen, ein ´Date` mit ihr zu haben. Eigentlich hatte ich keine Lust, mich einzumischen, aber so konnte ich den Jungen auf keinen Fall auf die Straße lassen. Also folgte ich ihm zu seinem Zimmer, wo er wütend vor sich hin grummelnd auf dem Bett lag. „Was unternehmt ihr?“, wollte ich wissen. Kurz sah er mich nur trotzig an, dann entschied Takeshi sich doch, mir zu antworten. „Shoppen.“ „Und wieso siehst du dann aus, als würdest du ihr einen Heiratsantrag machen wollen?“ Er wurde wieder rot, setzte sich aber auf und zupfte unbehaglich an seinem Hemd. Da ich nicht der Typ für Dates war, konnte ich nicht wirklich nachvollziehen, wie aufgeregt er gerade war. Bei mir war es meistens so wie letztens in der Akademie: Mein jeweiliger Partner kam vorbei, wir redeten ein Weilchen, hatten Sex und zogen wieder unserer Wege. Keine unnötigen Herzchen und Blümchen, einfach… Bedürfnisbefriedigung. Da Sakura aber Recht hatte und ich Takeshi nicht zu einer Kopie meiner selbst machen sollte, sollte ich ihm wohl nicht zu meinem Umgang mit Gefühlen und Sexualität raten. „Genieß doch einfach die Zeit“, schlug ich daher etwas zögerlich vor. Das klang doch gut. Als könnte es in der nächsten Dr. Sommer Ausgabe stehen. Auch Takeshi sah mich eher skeptisch an. „Tipps zum Genießen kann man von dir irgendwie nicht gerade ernst nehmen.“ Ich zuckte die Schultern. „Dann geh so, wie du bist. Ist mir egal.“ „Hm… Vielleicht dusch ich vorher noch mal.“ Unbeteiligt zuckte ich die Schultern und wandte mich ab. Takeshi huschte ins Badezimmer, kam wenig später mit noch nassen Haaren zurück und zog sich um. Ich hatte meinen Teil beigetragen und kümmerte mich lieber wieder um mein Abendessen als um Takeshis Frauen Problem. Offenbar war es jetzt aber auch mein Problem, denn kurz darauf streunte mein Mitbewohner wieder in die Küche. „Besser?“, fragte er unsicher und ich musterte ihn genauer. Jetzt trug er schwarze Jeans und ein weißes Shirt mit Print. Seine Haare standen über der Stirn ein wenig ab. Zum ersten Mal fiel mir auf, dass der Junge eigentlich recht hübsch war, wenn er nicht gerade dreinschaute, als hätte er auf eine Zitrone gebissen. „Besser“, stimmte ich zu und wandte mich wieder meinem Essen zu. Einem leises Schnauben ging den Geräuschen von Takeshis Aufbruchsvorbereitungen voraus. Er sagte nichts mehr, bevor er die Wohnung verließ. Im Stillen wünschte ich ihm viel Spaß und Sakura viel Geduld. Noch immer fand ich es absonderlich, dass die beiden ein Date haben sollten, ging aber davon aus, dass daraus nichts werden würde. Gleichzeitig warf die Abwesenheit meines Mitbewohners mich etwas aus der Bahn. Ich mochte es, für mich zu sein. In den letzten beiden Monaten war das aber so gut wie nie der Fall gewesen. Wenn ich nicht bei meiner gesamten Gruppe gewesen war, war ich bei Takeshi, wenn nicht bei ihm, dann bei Naruto. Jetzt fühlte es sich einfach seltsam an, niemanden um mich zu haben. Schon komisch, wie schnell man sich an etwas gewöhnte. Außerdem gefiel mir diese Selbsterkenntnis nicht. Mir gefiel das ´Ich`, das mit seiner eigenen Gesellschaft völlig zufrieden war, wesentlich besser als der Zustand unruhiger Langeweile, in dem ich mich jetzt gerade präsentierte. Ich war immer sehr gut alleine zurechtgekommen, das hatte mir Sakura heute erst wieder diagnostiziert, deshalb weigerte ich mich jetzt, von diesem Selbstbild abzurücken. Ich konnte mich nicht von der Gegenwart eines Sechzehnjährigen abhängig machen – Oder noch schlimmer, von der eines Staatsoberhauptes, das kaum je Zeit hatte. Verärgert beendete ich mein Abendessen, dann schrieb ich ein paar Berichte, die ich vor mir her schob, seit ich mit Takeshi am Shadow-Dance teilnahm. Als ich damit fertig war, sah ich auf die Uhr. Noch nicht mal sieben. Missmutig beschloss ich, joggen zu gehen und bei meiner Rückkehr ein Bad zu nehmen. Wie ich später so im warmen Wasser lag und ein lange ignoriertes Buch las, das mich irgendwie nicht fesseln wollte, kam mir wieder Naruto in den Sinn. Seit er Hokage war, kannte er das Wort ´Langeweile` nicht mehr, und doch schaffte er es irgendwie, ein gesundes Maß sozialer Beziehungen zu führen. Vielleicht lag das daran, dass seine Freunde fast ausschließlich Shinobi waren und somit früher oder später zu ihm kommen mussten, aber irgendwie glaubte ich, er hätte es auch sonst geschafft. Der Mann hatte einfach zu viel Energie. Mir kam wieder in den Sinn, wie er diese Energie letztens im Klassenzimmer der Akademie eingesetzt hatte und ein leichtes Gefühl von Erregung machte sich in mir breit. Stöhnend sank ich bis zum Kopf unter Wasser aber es half nichts. Jetzt wurde ich schon aus Langeweile geil. Wundervoll! Genervt von mir selbst und recht beschämt traf ich einige Vorkehrungen, die dem Sex vorangingen, dann verließ ich die Wohnung in Richtung Hokage-Turm. Es wiederstrebte mir, Naruto nur aus diesem Grund aufzusuchen. Als hätte ich es so nötig! Aber scheinbar hatte ich das wirklich, denn meine Füße ließen sich nicht mehr zurück zu meiner Wohnung leiten. Ich war aber scheinbar nicht der Einzige, der zu dieser nächtlichen Stunde noch im Hauptquartier zu tun hatte. Manche Shinobi holten Unterlagen, gaben diese ab oder trafen sich mit Kollegen, andere suchten ärztlichen Rat. Und wieder andere, so hatte ich das Gefühl, waren nur hier, weil zu Hause niemand wartete. Einsamkeit war bei uns eine Berufskrankheit. Ein paar Kollegen sprachen mich auf dem Weg zum Büro unseres Chefs an, aber ich machte deutlich, dass ich keinen Smalltalk suchte. Es war mir unangenehm, hier zu sein. Ich kam mir bedürftig vor. Da brauchte ich nicht auch noch ein paar Affen, die mir diese Abhängigkeit vor Augen führen. Sollten sie lieber glauben, dass ich einen wichtigen Termin beim Hokage hatte. „Aber Naruto ist gar nicht da“, erwähnte ein Shinobi stirnrunzelnd, als ich ihn mit dieser Ausrede wegschicken wollte. „Was?“ Es war nicht zu fassen. Da wollte ich einmal ungezwungen in seinem Büro vögeln, und der Nichtsnutz trieb sich sonst wo herum. Für was war er eigentlich zu gebrauchen? Der Kollege zuckte die Schultern. „Ist vor ner Stunde heim. Tut ihm auch mal ganz gut, in einem richtigen Bett zu schlafen, wenn du mich fragst.“ Das tat ich aber nicht. Stattdessen wandte ich mich kommentarlos ab, um den Turm unverrichteter Dinge wieder zu verlassen. Ich war so genervt, dass ich mich einfach auf den Heimweg machte. Sonst klebte Naruto ständig an mir, ob es mir jetzt passte oder nicht. Da hatte er mir jetzt zur Verfügung zu stehen, wenn ich ihn mal sehen wollte. Aber nein, ausgerechnet heute wollte er so tun, als könnte er sich mit seinem Job so etwas wie einen Feierabend erlauben. Ich stand schon vor meiner Wohnungstür, als ich fluchend Kehrt machte. Verdammt, er hatte mir die ganze Sache mit Takeshi eingebrockt, jetzt würde auch zum Frustabbau herhalten. Natürlich lag Narutos Wohnung im besten Teil der Stadt, ein gutes Stück von meiner eigenen entfernt. Viele der Villen und luxuriösen Hochhäuser waren entstanden, seit er Hokage war, aber das Haus, in dem seine Wohnung lag, war schon älter. Damals, als er eingezogen war, hatte Naruto mich zur Wohnungsbesichtigung mitgeschleppt. Der Makler hatte uns wohl für ein Paar gehalten und ständig Dinge gesagt, wie: „Im Schlafzimmer ist Platz genug für ein großes Bett“, „Sie können jeder ein Büro einrichten und haben noch einen Hobbyraum“, „Im Wohnzimmer kann man es sich gut zusammen gemütlich machen.“ Und dergleichen mehr. Nach einer Stunde war mir der Geduldsfaden gerissen und ich hatte den Makler angeschnauzt: „Ich werde hier nicht einziehen.“ Der Mann sah das wohl schon als generelle Absage und zog sich zurück, damit wir uns besprechen konnten. Naruto war zu mir gekommen und hatte mit diesem nervigen, treudoofen Blick meine Hand genommen. „Wieso denn nicht?“ „Was, ´wieso nicht`?“, hatte ich misstrauisch zurück gefragt. „Wieso ziehst du nicht mit mir hier ein? Es gäbe genug Platz… Du könntest sogar ein eigenes Zimmer haben, wenn ich dich nerve.“ Er hatte die Frage wie einen Scherz klingen lassen wollen, aber das hoffnungsvolle Leuchten in seinen Augen verriet ihn. Und es erschreckte mich. Zu der Zeit war unsere Affäre noch frisch gewesen, die Regeln noch nicht klar abgesteckt. Die Vorstellung, aus dieser Situation heraus den nächsten Schritt in eine ´ernste` Beziehung zu wagen, indem wir zusammen zogen, erschien mir absurd und beängstigend. Das mit uns war einfach nichts ´Ernstes`. Himmel, es hatte mit hormonstaubedingtem Gefummel auf dem Waldboden angefangen! Aus so etwas entstand doch keine Liebesgeschichte. Zumal ich auch gar nichts Festes von Naruto wollte. Ich wollte wirklich guten Sex, wenn nötig wieder auf dem Waldboden. Ansonsten genoss ich meine Unabhängigkeit zu sehr. Und dann war da noch das winzige Detail, dass mein Liebhaber unser Staatsoberhaupt war und als solcher eine ´normale` Beziehung mit Ehefrauchen, zwei Kindern und Hund zu führen hatte. Keine abgehalfterte Affäre mit einem seiner Bodyguards, Schrägstrich einem ehemaligen Staatsfeind. Wenn wir aber, bei all den Gerüchten, die schon damals über uns kursierten, zusammen gezogen wären, wäre genau diese Affäre schneller rausgekommen als Team Rocket am Ende jeder Pokémon-Folge einen „Schuss in den Ofen“ landete. Nein, das war absolut keine gute Idee, und so hatte ich seinen Vorschlag einfach ignoriert, indem ich: „Du solltest hier einziehen. Die Wohnung ist schön“, gesagt hatte und den Makler suchen gegangen war. Das hatte Naruto getan, obwohl er sein großzügiges Heim mit seiner häufigen Abwesenheit nicht gerade zu würdigen wusste. Genau genommen schien er, wenn nicht im Büro, öfter bei mir zu schlafen als in seinem eigenen Bett. Zumindest hatte er das, bevor er mir Takeshi untergejubelt hatte. Mir war das ganz recht gewesen, da ich sowieso lieber alleine schlief, aber die anderweitige Gesellschaft ging doch ab. Wozu hatte man schließlich einen Geliebten? Vor dessen Tür kam ich schließlich an, zögerte aber mit dem Klingeln. Ich hatte schon genau Narutos dümmliches Grinsen vor Augen, wenn er sah, dass ich von mir aus bei ihm auftauchte – Und dann auch noch durch das Sexy-No-Jutsu als Frau getarnt, damit mich keiner erkannte. War ich wirklich bereit, mir diese Blöße zu geben? Zuzugeben, dass ich es so nötig hatte? Aber wie schon gesagt, wozu hatte man denn einen Liebhaber? Mit diesem Argument betätigte ich die Klingel. Kurz darauf wurde die Tür auch schon geöffnet und ein überrascht wirkender Naruto begrüßte mich mit einem fragenden: „Sasuke…?“ „Wer sonst?“, fragte ich ein wenig gereizt. Ich empfand meine Anwesenheit hier als Erniedrigung, und dann musste er auch noch umwerfend aussehen in den lockeren Jogginghosen und dem engen Shirt. Als Narutos Überraschung sich gelegt hatte, trat an ihre Stelle nicht das erwartete, süffisante Grinsen, sondern dieses bescheuerte, sanfte Lächeln, bei dem sich mein Magen jedes Mal schmerzhaft verknotete. Von wegen ´Umwerfend`. Wie ein Kiffer sah er aus! Und dann beugte er sich auch noch vor, um mich zu küssen. Hier, mitten auf dem Flur. Ich wich zurück. „Lass das.“ „So, wie du aussiehst, erkennt dich doch eh keiner… Aber komm halt rein“, lud Naruto mich ein und zog mich an der Hand in die Wohnung. Kaum war die Tür hinter mir zugefallen, da holte er den Kuss auch schon nach und diesmal gab ich nach. Genau deswegen war ich ja hier. Ich ließ die Zunge in seinen Mund gleiten und die Hände über seine Brust, dann zog ich ihn enger an mich. Als er sich löste, lag ein amüsierter Glanz in seinen Augen. „Ich brauch wohl nich fragen, wieso du hier bist.“ Ich leckte mir die Lippen, die nach ihm schmeckten. „Nicht für dumme Fragen jedenfalls.“ Er lachte, dann führte er mich in das großzügige Wohnzimmer mit den bodentiefen Fenstern, das Sakura so geschmackvoll für ihn eingerichtet hatte. Ich wusste noch, wie wir während seiner ersten Nacht hier vor diesen Fenstern miteinander geschlafen hatten. Weingläser auf dem Boden neben ein paar Kerzen, die er aufgestellt hatte. Leise Musik aus der Stereoanlage, die jetzt in seinem Fitnessraum stand. Und stundenlanger, langsamer, tiefer Sex. Die Erregung von vorhin, schon fast erstickt unter meinem Ärger, kehrte zurück. Ich fragte mich, wann wir das letzte Mal so viel Zeit im Bett verbracht hatten. Normalerweise lief das mit uns irgendwo zwischen Tür und Angel. Möglichst schnelle Befriedigung, Kosten-Nutzen-Faktoren beachten. Und es störte mich nicht, ich mochte dieses rohe Aneinander reiben lieber als übermäßige Zärtlichkeit, die mir immer unangenehm war. Aber jetzt, hier, mit Naruto, wollte ich genau das. Ich wollte ihn stundenlang berühren und von ihm berührt werden, bis seine Designer-Bettlacken ruiniert waren. Bis keiner von uns sich mehr bewegen konnte oder wollte. Deshalb gab ich ihm nach, als er mich wieder küsste. Seine Lippen bewegten sich sanft und warm auf meinen und als er sich löste, strich sein Daumen zärtlich über meine Wange. Im Fernsehen lief irgendein Schund, aber das künstliche Lachen interessierte keinen von uns, während wir uns in die Augen sahen. Abgesehen von der Erregung breitete sich ein warmes Gefühl in meiner Magengegend aus, das ich zuerst nicht recht einordnen konnte, doch dann realisierte ich; sicher. Ich fühlte mich sicher in Narutos Armen. „Du siehst wahnsinnig hübsch aus als Mädchen“, bemerkte er gerade und küsste meine Stirn. Schnaubend löste ich die Kunst, sodass ich wieder etwas größer war als er. „Ich sehe immer gut aus.“ Er lachte leise und küsste diesmal meine Nase. „Das stimmt natürlich.“ Missmutig wischte ich mir die Nase ab, worüber Naruto nur grinste, ehe er sie nochmal küsste. Bevor ich protestieren konnte, legte er die Lippen auf meine und ich beschloss, jetzt nicht sauer auf ihn zu sein. Später vielleicht… Oder morgen, schob ich meine schlechte Laune noch weiter vor mir her, als er mich in sein Schlafzimmer führte. Es war groß und modern-minimalistisch eingerichtet mit einem dunkelgrauen Bett, Schränken in verschiedenen grau- und Schwarztönen und einem Skizzenhaften Bild des Dorfes über dem Bett. Das Zimmer passte, bis auf die auf dem Boden verteilten Klamotten, überhaupt nicht zu Naruto. „Sorry, die Putzfrau kommt erst morgen“, meinte er verlegen, während er ein paar Boxershorts und Socken beiseite räumte. „Mhm“, machte ich, wenig überrascht von dem Chaos und ließ mich auf dem Bett nieder. Sofort sah Naruto auf und in seine Augen trat ein sehnsüchtiger Glanz. Er pfefferte die Wäsche in eine Ecke, kam zu mir, kniete sich vor das Bett und umarmte mich am Bauch. Als er sich anschmiegte, strich ich ihm durch das dicke Haar. „Du bist viel zu selten hier“, jammerte er. „Du auch.“ „Das liegt ja gerade daran, dass du nicht da bist.“ Er löste sich von meinem Bauch, um beide Hände auf meine Wangen zu legen und diese zu streicheln. „Was soll ich hier, wenn du die Wohnung nicht zu meinem zu Hause machst?“ Verblüfft sah ich ihn an, ehe ich das errötete Gesicht abwandte. „Woher kommt der Unsinn denn jetzt? Du wohnst hier seit zwei Jahren.“ „Und seit zwei Jahren bitte ich dich, zu mir zu ziehen.“ Das stimmte, aber ich hatte es immer für einen Scherz gehalten. Dazu kam, dass ich es auch nicht wirklich wollte. Wir führten keine Beziehung, aber normale Freunde, die eine WG gründeten, wären wir auch nicht. Das Ganze wäre mit so viel Verantwortung, so viel unnötigen Verpflichtungen verbunden, dass ich es mir gar nicht erst vorstellen wollte. „Was soll der Mist jetzt?“, fragte ich daher schroff, sobald meine Überraschung überwunden war. „Ich bin nicht hergekommen, weil ich eine Wohnung brauche.“ „So? Wieso dann?“, entgegnete Naruto mürrisch, als hätte ich ihn beleidigt. Ich zog die Brauen hoch. Ich hatte gedacht, der Grund für mein Kommen wäre offensichtlich. „Deinen Schwanz, Naruto“, erklärte ich gelassen. „Ich bin gekommen, weil ich deinen Schwanz brauche.“ Man sah ihm an, dass er nicht wollte, aber das Grinsen stahl sich doch auf seine Züge, und mit ihm die Lust in seine Augen. Na also, es ging doch ohne Gefühlsduselei. Und das nur, weil ich seine Geschlechtsteile erwähnte. Das war ja schon fast wieder zu einfach. „Wenn das ist, was du willst, sollst du es natürlich haben. Aber… Ich hätte auch eine Bitte an dich.“ Interessiert legte ich den Kopf schief. Seine Ideen im Bett waren meistens gut. Naruto interpretierte meine Reaktion richtig, als Aufforderung, weiter zu sprechen. „Verwandel dich wieder in ein Mädchen.“ Zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten konnte ich ihn nur sprachlos ansehen. Dann schüttelte ich den Kopf, ohne überhaupt darüber nachzudenken. „Nein.“ „Komm schon. Wieso nicht? Ich habe es auch gemacht, und ich bin mir sicher, dass es dir gefallen wird.“ Er setzte sich etwas auf, um die empfindliche Stelle direkt unter meinem Ohr zu liebkosen. „Ich will es dir besorgen, Sas. Mit den Händen, der Zunge… Und dann will ich dich ficken.“ „Das…“ Ich musste schlucken, ehe ich weiterreden konnte. Inzwischen pulsierte die Erregung eindeutig durch meine Lenden, und sie zog mir langsam die Kehle zu. Gott, wie sehr ich diesen Mann wollte. „Das kannst du auch so.“ „Aber nicht so oft.“ Seine Finger glitten von meiner Hüfte hoch zur Brust, wo er sachte gegen die Nippel flickte. „Sasuke…“ „Na gut… Na gut“, seufzte ich mürrisch und formte hinter Narutos Rücken, auf dem meine Hände bis dato gelegen hatten, die entsprechenden Fingerzeichen. Ich spürte den Unterschied sofort. Seine Finger sanken in das weiche Fleisch meiner Brüste und sie fühlten sich groß an. Schwer. Männlich. Außerdem war dieses warme Gefühl der Sicherheit zurück, und jetzt verstand ich, dass es an diesem Körper lag. Naruto war muskulös, recht groß und hatte diese undefinierbare Aura von sowohl Macht als auch Zärtlichkeit, kein Wunder, dass sich eine Frau bei ihm geborgen fühlte. Und auf einmal gefiel mir der Gedanke, dass andere weibliche Individuen genauso für ihn empfinden könnten, so überhaupt nicht. Er drückte nochmal die Lippen auf die Stelle an meinem Hals, dann löste er sich langsam, und sein Blick glitt über mich. Unruhig rutschte ich herum, was er natürlich bemerkte und mit einem leisen Kichern kommentierte. Er küsste meine Stirn und flüsterte: „Ich hab mich geirrt, du bist nicht hübsch. Du bist wunderschön“. Als er mich küssen wollte, drückte ich sein Gesicht weg und murrte: „Und du bist ein Idiot.“ Lachend drückte er die Lippen gegen meine Handfläche und linste mich durch meine gespreizten Finger an. Der Ausdruck, der dabei in seinen Augen lag, löste einen seltsamen Druck zwischen meinen Beinen aus, die ich unwillkürlich fester gegeneinander drückte. Naruto zog mich an den Knien näher an den Bettrand, wo er austestend die Finger unter mein inzwischen viel zu großes Shirt gleiten ließ und mir dieses über den Kopf zog, als ich mich nicht wehrte. Als er mich so ansah, hatte ich unwillkürlich das Bedürfnis, meine Brüste mit den Armen zu bedecken, aber ich hielt still. „Mhm… Übersichtlich“, kommentierte Naruto meine Rundungen, grinsend wegen meines trotzigen Gesichtsausdrucks. „Ich gehe“, verkündete ich würdevoll und wollte aufstehen, was er verhinderte, indem er die Hände um meine Oberschenkel schloss. „Nein, tut mir leid. Du siehst wirklich wunderschön aus, da werde ich einfach albern. Entschuldige“, erklärte er und legte seine warme Hand auf meinen Bauch, um mich sanft zurück zu drücken. Als ich lag, beugte er sich über mich, um mich genauer zu mustern, wobei seine Hand immer noch auf meiner Körpermitte lag. „Aber… Ein Sixpack sieht bei einer Frau wirklich seltsam aus.“ „Sonst stört dich das nicht“, schnaubte ich arrogant, worüber Naruto lachte. „Es ´stört` mich jetzt auch nicht. Ich dachte nur, du würdest… Keine Ahnung, weicher aussehen als Frau, aber du wirkst genauso hart wie sonst.“ So fühlte ich mich aber ganz und gar nicht, als er zwischen meinen Beinen auf die Knie sank und mir langsam, fast andächtig die Hose auszog. Sein wildes Haar kitzelte mich am Bauch, als er meinen Schritt unter der irgendwie unpassend wirkenden Boxershorts küsste. Auch diese wurde ausgezogen und ich musste gegen den Drang ankämpfen, die Oberschenkel zusammen zu drücken, aber ich wollte vor ihm nicht verschämt wirken. Naruto legte sich meine Beine über die Schultern und küsste zärtlich meinen Schenkel. „Keine Angst, Sasuke… Ich werde dafür sorgen, dass du dich gut fühlst“, versprach er, viel zu selbstsicher für meinen Geschmack. Ich wollte protestieren, aber er machte seine Ankündigung wahr, und alles, was ich für die nächste Zeit herausbrachte, war zunehmend heiseres Stöhnen. Seine Hand lag locker auf meinem Schritt zwischen meinen angewinkelten Beinen und er spielte etwas mit meinem Schamhaar. Nicht, um mich zu erregen, sondern weil er nicht stillhalten konnte und mich gerne anfasste. Ich wusste nicht genau, ob mich das wirklich nicht störte, oder ob ich einfach zu gerädert war, um ihn aufzuhalten. „Naruto?“, sagte ich schließlich in die schon recht lange Stille. „Mhm?“ Träge drehte ich den Kopf zur Seite und begegnete dem Blick seiner blauen Augen. „Ich möchte jetzt wirklich gerne mit dir schlafen.“ Das Blau leuchtete auf, als er sich hochstemmte und zwischen meine Beine kletterte. Sein Penis drückte heiß und hart gegen meinen Bauch, während er mich küsste, und er flüsterte: „Ich dachte schon, du fragst nie.“ Mein Gesicht war in ein Kissen gedrückt, das ich auch mit den Armen umklammerte. Auf meinem Hintern saß Naruto, der mir hingebungsvoll den Rücken massierte, und ich konnte seine Erregung schwer auf mir liegen spüren. Stöhnend bäumte ich mich etwas auf, als er eine besonders verspannte Stelle traf. Sofort bewegte er sich unruhig hin und her. „Fuck, Sasuke… Du klingst so sexy“, seufzte er und ich verbarg mein Grinsen im Kissen. Als wäre das keine Berechnung gewesen. Denn ich hätte es zwar nie zugegeben, aber sein praller Schwanz auf meinem Arsch erregte mich – Schon wieder. Er hatte sein Versprechen mehr als erfüllt und mich mehrmals zum Orgasmus gebracht, bevor ich die ziemlich schmerzhafte Entjungferung ertragen musste. Ich war nicht so umsichtig gewesen, als er mir vor einiger Zeit erlaubt hatte, seinen weiblichen Körper zu nehmen, und ich bekam spontan ein schlechtes Gewissen. Andererseits hatte er sich nicht beschwert, und ich fragte mich plötzlich, ob das überhaupt sein erstes Mal als Mädchen gewesen war. Im Gegensatz zu meinem momentanen Zustand hatte er nämlich recht selbstsicher gewirkt. Normalerweise fuhr ich die Devise, dass mich sein Sexleben vor unserer Affäre rein gar nichts anging, doch jetzt war ich hormonell so aufgeputscht, dass ich unwillkürlich fragte: „Hattest du vor mir schon mal Sex als Frau?“ Seine tastenden Hände stockten kurz, ehe er die Massage fortsetzte. „Ja. Ein Mal“, gestand er verlegend lächelnd. „Als ich einundzwanzig war, auf einer Mission. Ich sollte diesen super heißen Typ zurück in sein Dorf eskortieren. Leider war er sehr, sehr hetero…“ Narutos Lachen klang, als hätte er das durch einige Flirtversuche selbst herausgefunden. „Jedenfalls kam ich in der letzten Nacht in einer Herberge auf die glorreiche Idee, mich in ein Mädchen zu verwandelt und als ich ihn in der Lobby angeflirtet habe, ist er darauf eingestiegen… Gott, zu hättest sein Gesicht sehen sollen, als ich am nächsten Morgen neben ihm lag.“ Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, das Naruto jedoch nicht sah, weil mein Gesicht nach wie vor auf dem Kissen ruhte. Statt mein Amüsement preiszugeben, stellte ich fest: „Also warst du schon immer so notgeil.“ „Tja… Dein Vorteil, würde ich sagen.“ Ihm hörte man sein Grinsen sehr deutlich an. Er rutschte von meinem Hintern und beugte sich über mich, um seine Lippen sacht über meinen Rücken gleiten zu lassen und sein Atem bescherte mir eine Gänsehaut. Als ich mich unruhig wand, gab er ein tiefes, grollendes Lachen von sich. „Außerdem bist du wohl kaum besser…“, flüsterte er verheißungsvoll. Inzwischen waren seine Lippen bei meinem Arsch angekommen, und nachdem er diesen geküsst hatte, biss er spielerisch hinein. „Lass den Quatsch…“, protestierte ich und wollte mich aufsetzten, doch seine großen Hände an meinem Gesäß, die inzwischen die Backen spreizten, hielten mich in der liegenden Position. „Oh, Sasuke…“ Einer seiner warmen Finger spielte an meiner Rosette und drängte sanft die Kuppe in mich. Weiter drang er aber nicht vor. Stattdessen ließ Naruto die Hand zu meiner Scheide wandern, rieb kurz stimulierend über die Klitoris, ehe er gleich zwei Finger in mir versenkte. Inzwischen war ich überempfindlich, und meine Hüfte bockte ihm fast automatisch entgegen, als er anfing, rhythmisch in mich zu stoßen. Um mein Stöhnen zu unterdrücken, presste ich das Gesicht fest in mein Kissen, aber ich versuchte nicht mehr, von ihm weg zu rutschten. Ich hätte es nie zugegeben, aber ich wollte das. Ich wollte, dass er sich nahm, was ihm gefiel. „Meine Wichse macht dich noch feuchter, als du sowieso schon bist“, flüsterte er, ein fast schon hingebungsvoller, auf jeden Fall aber sehnsüchtiger Ton in der Stimme, der mich unwillkürlich aufstöhnen ließ. Seine Bewegungen änderten sich, fast, als würde er versuchen, sein Sperma in mich einzuarbeiten. Als wäre ich nicht sowieso schon voll davon. „Ich würde dich echt gerne nochmal ficken, so lange, bis…“ Er stockte, aber ich konnte mir vorstellen, was er gedacht hatte, weil ich denselben Gedanken gehabt hatte; er wollte mir ein Baby machen. Seltsamerweise wurde ich bei dem Gedanken noch feuchter und meine Beine spreizten sich wie von selbst. Dieser verfluchte Körper. „Aber…“, fuhr er fort, als hätte er meine einladende Reaktion nicht bemerkt, und zog seinen Finger aus mir. „Wir wollen ja nicht, dass dein wundervoller Arsch sich vernachlässigt fühlt, oder?“ Ich verdrehte zwar die Augen, ließ ihn aber erneut meine Hinterbacken spreizen. Weil ich sehr entspannt war und er natürliches Gleitmittel an den Fingern hatte, fiel ihm das Eindringen leicht. Er ging sehr behutsam vor, fast schon so, als wäre er trotz seiner großen Rede gerade unsicher. Schließlich fragte er leise: „I-Ist das wirklich ok für dich? Ich meine, es war meine Idee und du hast einfach so mitgespielt. Ich will dich nicht zu irgendwas drängen.“ „Naruto…“, knurrte ich ungeduldig und mit gepresster Stimme. Ich wollte ihm nicht sagen, dass es mir gefiel, als Frau von ihm genommen zu werden – dass mein Körper das so offensichtlich machte, war schon unangenehm genug. Allerdings schätzte ich, dass er abbrechen würde, wenn ich ihm nicht irgendeine Art von Zuspruch gab, also rang ich mir mühevoll ab: „Wenn ich das nicht wollte, hättest du nicht deine Finger in meinem Arsch, glaub mir.“ Sein überraschtes Schweigen wurde von einem leisen Lachen abgelöst. „Stimmt.“ Trotzdem blieben seine Berührungen behutsamer als sonst, auch, als er schließlich einen zweiten und dritten Finger einführte. Ich war das Gefühl der Völle gewöhnt, obwohl es sich durchaus anders anfühlte als sonst. Wie alles an ihm fühlten sich seine Finger in meinem Arsch größer an, und mein gesamter Unterleib zog sich erwartungsvoll zusammen bei dem Gedanken, sein pralles Teil zu empfangen. Mit einem schmatzenden Geräusch zog er schließlich die Finger aus mir. Mein Herzschlag beschleunigte sich wie von selbst, als ich spürte, wie er sein Gewicht verlagerte, und ich wollte mich in eine kniende Position aufrichten, aber erneut drückte Naruto meinen Arsch in die Matratze zurück. „Du bist so ungeduldig“, kicherte er und ließ seine Hand erneut zwischen meine Schamlippen gleiten. Seine Finger glitten langsam, genüsslich in mich und jagten mir kleine Stromstöße die Wirbelsäule hoch, während er mich mit den Händen fickte. „Und feucht bist du auch…“ „Du… Hn~ Du wärst nicht überrascht, wenn ich in dieser Situation einen Ständer hätte, oder?“, zischte ich mürrisch, was Naruto jedoch nur leise lachen ließ. „Dann wollen wir deinen Lady Boner mal nicht mehr weiter warten lassen“, grinste er und stemmte sich über mich, sodass meine Beine und Hüfte zwischen seinen Schenkeln eingeklemmt waren. Am liebsten hätte ich mich über seine Albernheit beschwert, aber als ich spürte, wie er meine Arschbacken spreizte und seine Eichel gegen mein Loch stieß, brachte ich nichts mehr raus. Wie ich bereits erwartet hatte, fühlte schon die Spitze sich wesentlich größer an als sonst. Allerdings war ich es gewöhnt und verkrampfte mich nicht, sodass es erträglich war, wie Naruto vorsichtig immer tiefer eindrang. Als er ganz drinnen war, gab er ein leises Grunzen von sich und küsste die Stelle hinter meinem Ohr, die mir jedes Mal einen heißen Schauer den Rücken runter jagte. „Es ist so geil zu wissen, dass ich der erste bin, dem du das alles hier erlaubst“, murmelte er leise, ohne sich zu bewegen. Ich schnaubte leise, mehr darauf bedacht, mich an das Völlegefühl zu gewöhnen als an der Konversation interessiert. „Du bist auch der einzige.“ Noch bevor die Worte im Zimmer verklangen waren, bereute ich es, sie ausgesprochen zu haben. Manchmal bekam Naruto seinen Sentimentalen, und das musste ich sicherlich nicht fördern, indem ich irgendwelches pseudo-verbindliches Zeug daherredete. Noch dazu, wo es überhaupt nicht so gemeint war. Naruto war einfach der einzige, vor dem ich mich jemals in eine Frau verwandeln würde, nur, weil derjenige es verlangte. Ich war nun mal ein Mann, wenn das meinem Partner nicht passte, sollte er sich eben eine Frau suchen. Aber bei Naruto war ich bereit, auf seine Spielereien einzugehen – Gott weiß, wieso. „Bild dir bloß nichts drauf ein“, zischte ich warnend. Erneut war ein leises Lachen zu hören und erneut legten sich seine Lippen sanft auf meinen Nacken. Trotzdem hörte seine Stimme sich verdächtig liebevoll an, als er flüsterte: „Niemals.“ Ich wollte weiter protestieren, aber da fing er an, austestend das Becken zu bewegen, und ich beschloss, das Thema fallen zu lassen. Statt zu meckern, krallte ich die Finger in das Kissen und schloss die Augen. Naruto stützte die Hände zu beiden Seiten meines Kopfes ab und machte kleine Bewegungen mit der Hüfte, bei denen mein Unterleib über das Lacken rieb. Es zog nach wie vor ein wenig an meinem After, aber ich mochte es, so voll von ihm zu sein, und langsam baute sich ein inzwischen bekannter Druck zwischen meinen Beinen auf, der sich mit jedem Stoß vergrößerte. Ich presste das Gesicht fester in mein Kissen, war aber sicher, dass er mein Stöhnen trotzdem hörte, genauso, wie das schmatzende Geräusch, das inzwischen von meiner Vagina ausging. Bisher hatte er mich in die Matratze gedrückt, doch jetzt zog er mich an der Hüfte hoch und fing an, über meinen Kitzler zu reiben, während er gleichzeitig fester in mich stieß. Unzählige kleine Schauder jagten mir den Rücken hoch und eine fast schon unerträgliche Hitze breitete sich von meiner Körpermitte in jedes Glied aus, bis ich die Finger verkrampfte und die Zehen spreizte, alles aus derselben Empfindung, die mich in heißen Wellen zu überrollen schien. Naruto schien nicht mal zu merken, dass ich gerade kam, denn er stieß einfach weiter in mich, und trieb mich damit immer weiter auf meinen überschäumenden Empfindungen. Als ich schließlich fast nicht mehr konnte, spürte ich, wie seine Bewegungen abgehackter und schneller wurden, und schließlich zog er sich mit einem „Fuck…“, aus mir zurück. Ich hörte kaum das klatschende Geräusch, als er sich selbst massierte, aber die klebrige Wärme seines Spermas auf meinem Rücken spürte ich sehr wohl. Völlig erschöpft hatte ich nicht mal die Nerven, mich darüber zu beschweren. Ich ließ einfach die Knie einklappen und genoss die satte Wärme, die mich durchzog. Als Frau zu kommen, war vollkommen anders als ein männlicher Orgasmus, stellte ich träge fest. Genauso beiläufig bemerkte ich, wie Naruto hinter mir herumwerkelte und schließlich mit etwas warmen, feuchten über meinen Rücken wischte, ehe er sich an ebendiesen schmiegte. Sanft küsste er meinen Nacken und zog mich an seine Brust. „Tut mir leid, dass ich gekommen bin. Soll ich…?“, fing er an, und seine Hand wanderte bereits zwischen meine Beine. Erschöpft fasste ich nach seinem Handgelenk um ihn aufzuhalten. „Schon gut…“ „Aber du bist nicht gekommen!“ Erstaunt blinzelnd öffnete ich die Augen. Wie bitte? Dieser Volltrottel hatte wirklich nicht gemerkt, dass er es mir nicht nur mit seiner Hand, sondern gerade verdammt nochmal mit seinem Schwanz in meinem Arsch besorgt hatte? Mit einem gereizten Stöhnen zischte ich: „Schon ok.“ „Es tut mir leid!“, rief Naruto betroffen, der die Situation wohl falsch interpretierte. „Ich wollte nicht egoistisch sein. Es hat sich nur echt gut angefühlt und…“ „Schon gut, Naruto“, wiederholte ich und wandte mich nach ihm um. Kurz sah er mich an wie ein Ufo, doch als ich vielsagend die Augenbrauen hochzog, merkte er, was Sache war, und lächelte wieder. „Also bist du…?“ Ehe er aussprechen konnte, legte ich ihm die Hand auf den Mund. „Halt die Klappe.“ Leise lachend küsste er meine Handfläche und zog dann meine Finger weg. Mal wieder lag dieser albern-zärtliche Ausdruck in seinen Augen, der mich ganz nervös machte, und ich setzte mich auf, um ihn nicht mehr ansehen zu müssen. Plötzlich waren mir die letzten Stunden extrem peinlich, und ich löste die Kunst, die mich in einen Frauenkörper bannte, wie, um die Zeit ungeschehen zu machen. Natürlich klappte das nicht. Verärgert ließ ich mich zurück in die Kissen sinken, den Rücken zu Naruto gedreht. Dessen Hand fand fast augenblicklich meine Hüfte, die er liebkoste. „Von mir aus hättest du ruhig noch etwas länger ein Mädchen bleiben können. Du sahst hübsch aus.“ „Wenn du ein Weib willst, solltest du dir eines suchen“, erinnerte ich ihn. Naruto seufzte leise. „Will ich aber nicht.“ „Dann ist doch alles gut.“ „Du bist echt so ein Miesepeter, Sasuke“, lachte er und küsste zärtlich meinen Nacken. Ich erwiderte etwas Unverständliches, dann herrschte viel zu kurz Stille, bevor er vorsichtig fragte: „Und jetzt…?“ „Jetzt hältst du am besten die Klappe“, schlug ich freundlich vor, woraufhin mein Liebhaber mich nicht gerade zärtlich in den Nacken biss. „Manche Leute sind nach Sex entspannt und gut gelaunt, aber Sasuke Uchiha natürlich nicht“, beschwerte Naruto sich, indem er wortreich meine Idee ignorierte. „Ich meine… Schläfst du hier?“ Als er es aussprach, spannte ich unwillkürlich den Nacken an. Darüber hatte ich in meiner postkoitalen Trägheit gar nicht nachgedacht, aber irgendwie war ich wohl stillschweigend davon ausgegangen. Die Vorstellung, jetzt nach Hause zu gehen, kam mir unerträglich mühsam vor. Andererseits hatte ich noch nie hier geschlafen – Wobei ich mich spontan fragte, wieso. Narutos Bett war riesig und bequem, und wenn ich als Mädchen wieder verschwand, würde niemand etwas mitbekommen. „Schlaf einfach“, teilte ich meinem Liebhaber bereits im Halbschlaf meine Entscheidung mit. „Weißt du eigentlich, dass du echt süß sein kannst?“, murmelte Naruto. Er hatte wirklich Glück, dass er sich gerade beim Sex so gut angestellt hatte und ich echt müde war, sonst hätte ich ihm für diesen Kommentar den Kopf abgerissen. Kapitel 9: Schulhof Rowdies --------------------------- Mein ganzer Körper fühlte sich schwer an, als hätte jemand während ich schlief ein Gewicht über mich gelegt. In der ersten Sekunde nachdem ich das Bewusstsein erlangte, war ich nicht mal sicher, die Augen öffnen zu können. Stöhnend drehte ich mich von der Seite, auf der ich gelegen hatte, auf den Bauch und drückte das Gesicht in mein Kissen. Noch träge nahm mein Hirn erst wahr, dass der Bezug gut roch, bevor es realisierte, dass es nicht nach mir roch. Langsam kehrten die Erinnerungen der letzten Nacht zurück und ich wäre am liebsten im Boden versunken. Nicht nur, dass ich Naruto wegen Sex wortwörtlich nachgelaufen war, nein, ich hatte mich auch noch dazu beschwatzen lassen, es als Frau mit ihm zu tun. Das war nicht nur erniedrigend, sondern auch ein Kontrollverlust, der mich nervös machte. Während wir miteinander schliefen, hatte ich es nicht so empfunden, aber jetzt wurde mir klar, wie sehr ich mich Naruto eigentlich untergeordnet hatte. Und dann war ich auch noch hier geblieben wie ein bedürftiges Weib, das nach Nähe bettelte und dafür sogar bereit war, auf jeden Stolz zu verzichten. Er brauchte jetzt aber nicht glauben, dass das immer so laufen würde. Ich drehte mich zur Seite, um ihm zu sagen, dass das eine einmalige Angelegenheit gewesen war – Und stellte fest, dass ich alleine war. Das nahm mir ziemlich den Wind aus den Segeln. Alleine gelassen in meiner Verärgerung, starrte ich das Kissen an, auf dem Naruto unverkennbar geschlafen hatte. Es klebten sogar noch ein paar blonde Haare am Bezug, die in seiner unbezwingbaren Mähne sicher nicht vermisst würden. Natürlich war er schon weg zur Arbeit. Wie war ich auf eine andere Idee gekommen? Vermutlich hatte ich gedacht, etwas wäre anders, weil ich zum ersten Mal in Narutos Wohnung geschlafen hatte, und ich verfluchte mich für diese Naivität. Nur, weil ich zu faul gewesen war, nach Hause zu gehen, hieß das nicht, dass er seine Pflichten vernachlässigen konnte. Ich fühlte mich noch immer gerädert, als ich zum Bettrand rutschte und die Beine über die Kante schwang. Wir hatten es wohl echt übertrieben. Aber es war auch echt gut gewesen, gab ich im Stillen zu und rieb mir den Nacken. Naruto hatte ganz eindeutig gewusst, was er tat, und hatte ich vorher die Vermutung gehabt, so war ich mir jetzt absolut sicher, dass er vor unserer Liaison mit mindestens einer Frau etwas gehabt hatte. Ich war wohl sein erster Mann gewesen, aber für eine Jungfrau hatte ich ihn nie gehalten. Allerdings fragte ich mich, wieso er nie etwas von der oder den Frauen erzählt hatte. Solange er es jetzt mit niemand anderem trieb, war das doch völlig normal. Es sei denn, er hatte tatsächlich noch jemand anderen neben mir. Bei dem Gedanken zog sich mein Magen schmerzhaft zusammen und ich hatte spontan Lust, die Designerlampe auf Narutos Nachtkästchen zu zerstören. Gleichzeitig fragte ich mich aber auch, wieso es so wichtig war, dass er nur mit mir schlief. Wir hatten schließlich keine Beziehung. Meine Entscheidung, nur mit einer Person Sex zu haben, war eine Persönliche, aber genauso wenig, wie ich ihm Rechenschaft schuldig war, schuldete er sie mir. Da er offensichtlich bisexuell war, wäre es nicht verwunderlich gewesen, wenn ihm ein Mann zu wenig war. Er hatte ja auch vorgeschlagen, dass ich mich in eine Frau verwandeln sollte. Mir kam wieder der Gedanke, dass Naruto als Hokage eigentlich Frau und Kinder haben sollte und nicht… Mich. Wenn er das eines Tages realisierte und eine Familie gründete, was würde dann aus uns? Entweder, er betrog die zukünftige Mrs. Uzumaki, oder wir beendeten es. Beide Vorstellungen gefielen mir ganz und gar nicht. Bevor ich meine Überlegungen weiterführen konnte, öffnete sich überraschend die bis dahin nur angelehnte Schlafzimmertür und Naruto kam mit einem Tablett bewaffnet herein. „Oh, du bist wach“, begrüßte er mich erstaunt lächelnd und kam näher. „Du hast geschlafen wie ein Stein, da dachte ich, ich wecke dich mit Frühstück.“ Er stellte das Tablett ab, auf dem Kaffee neben Brötchen und Orangensaft dampfte, und setzte sich neben mich. Als ich dem Kuss, den er mir auf die Schläfe drücken wollte, auswich, runzelte er verwirrt die Stirn. „Alles ok?“ „Ja, ich… Ja“, beharrte ich, da ich ihm schließlich unmöglich von meinen Überlegungen bezüglich seiner Hochzeit erzählen konnte. Erst jetzt, in seiner Gegenwart, wurde mir bewusst, wie albern das war, und dass es mich überhaupt nichts anging. Um etwas zu tun zu haben, nahm ich den Kaffee und trank einen Schluck, ehe ich fragte: „Musst du nicht arbeiten?“ Naruto, der etwas zögerlich ein Brötchen genommen hatte, weil er genau wusste, dass ich etwas verheimlichte, lachte überrascht. „Es ist Sonntag, Sasuke.“ „Oh“, machte ich meinerseits überrascht. Irgendwie war ich wohl noch im Halbschlaf, sonst hätte ich nicht erklären können, woher dieser völlige Verlust von Raum-Zeit-Verständnis rührte. „Ich dachte, deswegen wärst du überhaupt gekommen“, gestand Naruto amüsiert, ging aber zu seinem Glück nicht weiter darauf ein, sondern sagte: „Aber ich muss trotzdem noch mal ins Büro.“ Ich verdrehte die Augen. „War ja klar.“ Er grinste, rutschte weiter ins Bett und zog das Frühstückstablett mit sich. „Aber erst später. Jetzt bin ich ganz für dich da“, erklärte er gut gelaunt. Ich seufzte, setzte mich aber zu ihm, indem ich mich an das Rückenteil des Bettes lehnte und weiter meinen Kaffee trank. „Sag mal, was hast du eigentlich mit deinem Rücken gemacht?“, sprach Naruto die Verletzung an, die ich am letzten Tag von Sakura hatte verarzten lassen. Weil er das während wir miteinander geschlafen hatten nicht erwähnt hatte, hatte ich schon gehofft, deswegen meine Ruhe zu haben. „Nichts Tragisches“, spielte ich das Ganze runter, da Naruto sehr empfindlich darauf reagierte, wenn ich mich verletzte, seit ich damals als sein Bodyguard in Gefahr geraten war. „Ist beim Training mit den Kindern passiert.“ „Wie das denn?“, wollte er wissen, während er sein zweites Brötchen verspeiste. „Takeshi hat mich gegen einen Zaun geschupst. Sakura hat es sich schon angesehen.“ Zumindest letzteres stimmte ja, und irgendwie hatten die Prellungen ja auch etwas mit meinem Mitbewohner zu tun. „So? Hm… Ok“, murmelte er und seufzte dann leise. „Apropos Takeshi. Ich hätte eine Wohnung für ihn, in der er mit ein paar Jugendlichen zusammenwohnen würde. Allerdings sind sie etwas älter als er und ich weiß nicht, ob sie einen so guten Einfluss auf ihn hätten.“ Bei den Bedenken über den ´Einfluss`, den jemand auf meinen Schützling haben könnte, schnaubte ich leise. Er hatte schon die schlechtesten Vorbilder der Stadt, da würden ein paar Jugendliche auch keinen Schaden mehr anrichten. „Wenn du dir nicht sicher bist, solltest du ihn da nicht reinstecken“, entgegnete ich gelassen, woraufhin Naruto mich mit großen Augen anstarrte. „Was?“, fragte ich irritiert. „Ich dachte, du hättest den Jungen rausgeschmissen, bevor ich zu Ende gesprochen habe.“ Um nicht sofort antworten zu müssen, nahm ich ihm seine Semmel ab und aß, was noch davon übrig war. Natürlich hatte Naruto Recht; Noch vor ein paar Monaten hätte ich Takeshi bereits in diese WG geschoben und keinen Gedanken mehr an ihn verschwendet. Aber mittlerweile, so hatte ich gestern wiederwillig eingestehen müssen, hatte ich mich an meinen Mitbewohner gewöhnt. Ich wollte zwar nicht, dass er für immer blieb, aber ich wollte auch nicht, dass er schlecht untergebracht war. Hinzu kam die Tatsache, dass unsere Vorbereitungen und Teilnahme am Shadow-Dance wesentlich besser zu decken waren, wenn wir zusammen lebten. Niemand wunderte sich, wenn wir nach dem Training zusammen unterwegs waren, weil wir ja Einkäufe erledigen konnten oder so, und niemand stellte Fragen über Takeshis nächtliche Abwesenheit, weil ich der einzige war, der sie hätte bemerken können. Nein, im Moment war das ganze perfekt, und da ich nicht vorhatte, das Turnier zu beenden, bevor wir die Schulden des Jungen getilgt hatten, wäre es am besten, wenn wir die Situation beließen, wie sie war. Also zuckte ich zur Antwort auf Narutos Einwurf die Schultern. „Wenn es ihm da nicht gefällt, steht er wieder vor meiner Tür, bevor ich bis zehn zählen kann. Der Bursche ist stur.“ „Genauso wie du“, grinste Naruto, der näher zu mir rückte und den Arm um mich legte. „Gib doch wenigstens zu, dass du ihn magst.“ Würdevoll wandte ich das Gesicht ab. Das stimmte zwar, aber Naruto würde ich es nicht unter die Nase reiben. Zumal es weniger ein Mögen als ein Akzeptieren war, wenn überhaupt. Mein Liebhaber lachte nur leise in sich hinein, als wüsste er es besser. „Übrigens…“, unterbrach er das angenehme Schweigen, das während des Essens geherrscht hatte. „War gestern eine Frau wegen dir bei mir.“ „So?“, fragte ich, ein wenig überrascht, wie schnell das gegangen war. Chiharu ließ wohl nichts anbrennen, wenn ihr etwas nicht in den Kram passte. Naruto zog neugierig die Brauen hoch. „Du wusstest davon?“ Ich rieb mir den Nacken und zuckte die Schultern. „Sie hat mir gestern praktisch vorgeworfen, ich würde Takeshi vernaschen.“ „Tust du das denn?“, fragte er amüsiert, wofür ich ihn in die Seite boxte. Lachend fing er meine Hand auf, woraufhin ein kleines Gerangel entstand, nach dem er mit leuchtenden Augen unter mir lag, die Hände über ihn aufs Bett gepinnt, die Lippen zu einem Schmunzeln gekräuselt. „Und jetzt…? ~♥“, schnurrte er anzüglich. Ich blinzelte und ließ ihn los, blieb aber auf seiner Hüfte sitzen. „Du bist echt unersättlich“, kommentierte ich trocken, ehe ich aufstand und das Bett verließ. „Ich geh jetzt duschen, dann hau ich ab. Du musst ja noch arbeiten.“ Zwar schien Naruto ein wenig enttäuscht, aber er stimmte zu, sodass ich ausnahmsweise sogar alleine unter die Dusche konnte. Auch das Badezimmer in der Wohnung des Hokages war groß und hatte eine umwerfende Regenwalddusche, ganz abgesehen von dem modernen, schlichten Design des restlichen Zimmers. Daran könnte ich mich schon gewöhnen, dachte ich, als ich ein Handtuch vom Handtuchwärmer nahm und mich abtrocknete. In der Zwischenzeit hatte mein Liebhaber das Schlafzimmer gelüftet und das Bett neu bezogen und war jetzt verschwunden. Ich ließ mich auf das Bett sinken und genoss den frischen Geruch von Luft und Laken. Wir hatten recht lange geschlafen, aber nach den nächtlichen Anstrengungen fühlte ich mich auf angenehme Weise träge, und schon kurze Zeit später war ich wieder eingenickt. Ich wusste nicht genau, wie spät es war, als ich wieder aufwachte, aber ich war erneut alleine. Gähnend setzte ich mich auf und bemerkte einen Zettel, der neben mir auf dem Bett lag und neben dem ein Schlüssel platziert worden war. Ich nahm beides und betrachtete die Nachricht, die schlicht ´Bitte.` besagte. Naruto wollte, dass ich seinen Wohnungsschlüssel hatte. Ich verdrehte die Augen und ließ beides auf der Decke liegen, als ich mich anzog (Naruto hatte meine Klamotten gewaschen, während ich schlief) und die Wohnung verließ. Es wäre vollkommen unlogisch, sein Geschenk anzunehmen, denn ich würde ohne ihn sicher nicht hierher kommen. Warum sollte ich auch, ich hatte bereits ein zu Hause, in dem sogar jemand auf mich wartete. Genau das tat Takeshi nämlich, als ich unsere Wohnung betrat, und sein Grinsen sprach Bände. „Naaa? Wo hast du dich rumgetrieben?“, feixte er, was ich eigentlich ignorieren wollte, aber er folgte mir in die Küche. „Komm schon, du hast dieselben Klamotten an wie gestern. Das ist ein Walk of Shame!“ „Was?“, fragte ich möglichst würdevoll, als ich mir einen Tee aufsetzte. „Du hattest Sex!“ Ich zog die Brauen hoch und sah ihn an. „Neidisch?“ Kurz wurde er rot, doch dann boxte er mich freundschaftlich gegen die Schulter. „Jetzt sei nicht so, das ist doch was Gutes! Wer ist sie?“ ´Sie` war in dem Fall ich gewesen, aber das konnte ich ihm natürlich unmöglich sagen, sodass ich mich abwandte. Verdammt, was hatte mich gestern Abend nur geritten? Ich musste dringend mal wieder an meiner Selbstbeherrschung arbeiten. „Wie war es bei dir und Sakura?“, wechselte ich das Thema. Scheinbar war das eine gute Wahl gewesen, denn er strahlte. „Super! Wir hatten echt Spaß miteinander. Ich weiß echt nicht, wie sie Single sein kann.“ Oh, das wusste ich ziemlich genau; Männer rochen es nämlich praktisch, wenn eine Frau in einen anderen verliebt war. Takeshi war dazu wohl entweder zu jung oder zu verknallt, aber irgendwann würde auch er es bemerken. Bis dahin sollte er doch seine kleine Schwärmerei genießen und Sakura die Aufmerksamkeit. „Gut. Das hoffe ich, denn ab heute werden wir wieder mit dem Training beginnen.“ „Ach komm schon! Wir sind von der ersten Runde doch noch so gut vorbereitet, da können wir es jetzt doch etwas langsamer angehen lassen“, jammerte er und ich runzelte die Stirn. „Seid ihr… Nochmal verabredet?“, fragte ich misstrauisch. „Ja. Heute Abend gehen wir zusammen essen“, schwärmte Takeshi sofort, was mir überhaupt nicht gefallen wollte. Ich gönnte ihnen ja den Spaß, aber Sakura musste doch bewusst sein, dass der Junge in sie verknallt war und niemals etwas zwischen ihnen sein durfte. Warum machte sie ihm denn dann solche Hoffnungen? Zumal ich die Gefahr sah, dass Takeshi ihr alles erzählte, wenn sie sich zu nahe kamen, und Sakura würde unser kleines Spiel mit Sicherheit nicht mitspielen. Und plötzlich fiel mir wie Schuppen von den Augen, was da vor sich ging. Sie wusste ganz genau, dass Takeshi Gefühle für sie hatte, und sie wollte über ihn herausfinden, was ich vor ihr und Naruto verheimlichte. Dieses gerissene kleine Luder war dafür sogar bereit, mit dem Jungen zu spielen. Davon abgesehen, dass es mir natürlich nicht passte, dass sie in meinem Privatleben herumschnüffeln wollte, würde ich auch nicht zulassen, dass sie ihn so verarschte. Takeshi hatte schon zu viel Mist mitgemacht, da brauchte er nicht auch noch so etwas. „Du wirst dich nicht mit ihr treffen“, erklärte ich reserviert und erhob mich bereits, um mal ein ernstes Wörtchen mit meinem ehemaligen Teammitglied zu reden. Takeshi war in seinen Überlegungen offensichtlich noch nicht so weit wie ich und sah mich an wie ein Ufo. „Was?“ Ich blieb im Türrahmen stehen und sah ihn mit verschränkten Armen an. „Ich hoffe, du hast ihr nicht bereits etwas über den Kampfring erzählt, sonst können wir unsere Teilnahme und somit den Gewinn nämlich vergessen. Sie will wissen, was ich im Moment so treibe. Das ist der einzige Grund, aus dem sie sich mit dir trifft.“ Kurz schien er mir nicht folgen zu können, doch dann war er so schnell auf den Beinen, dass ich seinen Bewegungen fast gar nicht folgen konnte. „Wie kommst du jetzt auf so einen Mist? Sie hat mir das überhaupt erst vorgeschlagen!“ „Und wieso meinst du, dass eine erwachsene Frau wie Sakura sich so plötzlich für einen Teenager wie dich interessieren sollte?“, eröffnete ich ihm kühl. „Sie fragt mich schon seit Wochen aus, was ich mit dir am Hut habe, und nachdem ich nichts gesagt habe, um dich zu schützen, wendet sie sich jetzt eben an dich, weil du leichter zu manipulieren bist.“ „Das… ich… Das stimmt doch gar nicht!“, platzte Takeshi wütend heraus. „Sie manipuliert mich nicht.“ „Nicht? Und was hast du ihr schon alles erzählt?“ „Gar nichts! Nur… Nur, dass wir ab und zu alleine miteinander trainieren.“ Ich lachte höhnisch auf und schüttelte den Kopf. „Und was willst du ihr heute Abend erzählen? Die ganze Geschichte? Oder nur von dem Kasino? Was glaubst du, wie lange sie dann braucht, um herauszufinden was Sache ist? Du vergisst, dass Sakura eine ausgebildete Kunnoichi ist. Sie weiß ganz genau, was sie tut – Und wie sie ihre Reize als Frau einzusetzen hat.“ „Also findest du sie reizvoll“, pickte er sich den Teil aus meiner Erklärung, der ihm gerade in den Kram passte. „Das heißt, du bist einfach nur eifersüchtig darauf, dass wir miteinander ausgehen.“ Völlig perplex über diese lächerliche Anschuldigung blinzelte ich ein paar Mal, bevor ich etwas erwidern konnte. „Das ist absurd und ich werde es keiner Antwort würdigen.“ „Dann sagt dein Schweigen genug.“ „Hör jetzt auf mit dem Quatsch, Takeshi“, herrschte ich ihn an. „Sakura hat kein Interesse an dir, sondern an mir. Schon seit wir Kinder waren. Und sie will wissen, woher diese Verletzungen kommen die sie behandelt, wohin ich nachts gehe. Das hat nichts mit dir zu tun.“ „Du bist so ein Lügner“, schnaubte der Junge und die schneidende Kälte in seinem Blick erinnerte mich an mich selbst. „Das hat nichts mit dir zu tun. Sakura-san hat gesagt, dass sie mich mag.“ Mit diesen Worten wandte er sich ab und stürzte aus der Wohnung. Ich versuchte nicht mal, ihm zu folgen, denn ich hatte jetzt ein anderes Ziel; Sakura. Deren Wohnung lag ein gutes Stück entfernt von meiner, sodass meine Wut Zeit hatte zu verrauchen, bis ich vor ihrer Tür stand. Als sie mit einem überraschten „Sasuke-kun?“, öffnete, verschwendete ich keine Zeit damit zu warten, bis sie mich in die Wohnung bat. „Ähm, ist alles in Ordnung?“, fragte sie, als ich mit verschränkten Armen in ihrem Wohnzimmer stand und sie anfunkelte. „Du wirst augenblicklich damit aufhören.“ „Was…?“ „Takeshi“, war alles, was ich sagen musste, damit sie verstand. Der verwirrte Ausdruck verschwand aus Sakuras Gesicht und wich einem Trotz, den sie mit ebenfalls verschränkten Armen noch deutlicher machte. „Was soll mit ihm sein?“ „Du weißt ganz genau, was ich meine.“ „Klär mich auf.“ „Du spielst mit dem Vertrauen eines Jungen, der von jedem Erwachsenen in seinem Leben verraten wurde. Er glaubt, dass du ihn magst und…“ „Das tue ich, Sasuke-kun“, fuhr sie mir dazwischen. „Wie sieht es da mit dir aus?“ Ihre Worte überraschten mich ein wenig, da ich spürte, dass sie es ehrlich meinte. Trotzdem hatte ihre abwehrende Reaktion mir gezeigt, dass ich nicht falsch liegen konnte mit meinen Verdächtigungen, sodass ich beharrte: „Ach ja? Also bist du verliebt in einen Minderjährigen?“ Sakura wurde rot und wandte das Gesicht ab. „Na-Natürlich nicht…“ „Aber du glaubst, dass das passieren könnte, wenn du dich mit ihm verabredest?“ „Hör auf damit!“, blaffte sie mit tief verzweifeltem Gesicht. „Was bleibt mir denn anderes übrig, Sasuke? Was für eine Wahl lässt du mir? Du erzählst nie irgendetwas, und ich weiß genau, dass etwas nicht stimmt – Und Naruto weiß es auch. Wir machen uns Sorgen um dich, aber wir kommen nicht an dich heran, um dir zu helfen.“ Dass sie Naruto in die ganze Sache hineinzog, gefiel mir nicht. „Heißt das, er wusste, was du vorhast?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, er hätte das auch nicht gut gefunden. Aber ich musste doch etwas tun.“ Seufzend rieb ich mir über die Augen. „Nein, musst du nicht. Es geht dich nichts an, genauso wenig wie Naruto.“ „Wir sind deine Freunde. Natürlich geht es uns etwas an, wenn dich etwas belastet“, erwiderte Sakura traurig, doch als ich darauf nicht reagierte, fuhr sie fort: „Außerdem beeinträchtigt es deine Arbeit und somit die Kinder.“ „Inwiefern?“ „Du weißt noch nicht mal, dass bald die Chunin-Prüfungen sind und du dein Team nicht angemeldet hast, oder?“, fragte sie spöttisch, was mich leicht zusammenfahren ließ. Verdammt, das hatte ich in all den Vorbereitungen wirklich vollkommen vergessen. Sakura bemerkte, dass sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte und seufzte. „Keine Sorge, ich hab das für dich übernommen. Aber merkst du jetzt, dass, was auch immer du da treibst, sehr wohl weitreichende Folgen hat, die du scheinbar nicht mehr kontrollieren kannst? Lass dir helfen, Sasuke-kun. Dieses eine Mal.“ Selbst wenn ich gewollt hätte, konnte ich das nicht. Ich steckte jetzt schon viel zu tief in dieser ganzen illegalen Scheiße drin, von Takeshi ganz abgesehen. Wenn das herauskam, würden wir schneller im Knast landen, als wir schauen konnten, und daran konnte Sakura ganz bestimmt nichts ändern. „Halt dich einfach von meinem Schüler fern. Ich werde nicht zulassen, dass du weiter mit ihm spielst“, erklärte ich ihr kühl. Wir sahen uns eine ganze Weile schweigend an, in der langsam die Traurigkeit aus ihren Augen wich und einer brennenden Entschlossenheit wich. „Und ich werde nicht zulassen, dass du ihn so kaputt machst, wie du es schon bist“, antwortete sie schließlich. Die Schärfe ihrer Worte überraschte mich doch, denn sonst redete sie nie so mit mir. Sie himmelte mich zwar auch nicht mehr völlig ohne Sinn und Verstand an, aber gestritten hatten wir uns noch nie, weil sie dazu mir gegenüber viel zu devot war. Allerdings sah ich überhaupt nicht ein, dass ich mir von ihr so einen Müll an den Kopf werfen lassen musste, sodass ich nur langsam nickte. „Ich verstehe.“ Ohne ein weiteres Wort wollte ich die Wohnung verlassen, doch offensichtlich bereute Sakura bereits, was sie gesagt hatte, denn sie lief mir nach und rief: „Sasuke-kun, warte. Ich wollte nicht…“ Mein letzter Blick brachte sie zum Schweigen, dann zog ich die Tür hinter mir zu. Es war mir vollkommen egal, ob sie meinte, nur das Beste für alle zu wollen, so ließ ich niemanden mit mir reden. Sie hatte kein Recht darauf, sich in mein Privatleben einzumischen, und mit dem Versuch hatte sie jetzt auch das Recht auf meine Freundschaft verspielt. Ich versuchte zwar, mir einzureden, mir wäre dieser Streit mit Sakura egal, war aber doch während des ganzen Heimweges schlecht gelaunt. In der Wohnung duschte ich erstmal und zog mich um, um die Beweise für meinen ´Walk of Shame`, wie Takeshi das so schön genannt hatte, loszuwerden. Mit dem Burschen fing das ganze Dilemma ja überhaupt an. Bevor er hier eingezogen war, hatte es niemanden interessiert, ob und mit wem ich Sex hatte, und jetzt schien das ganze Dorf erpicht auf Neuigkeiten. Und dann belästigte mich auch noch Sakura, die ich für eine Freundin gehalten hatte. Was ging es sie an, wie ich mich verletzt hatte? Nicht mal Naruto fragte weiter nach, und der war nicht nur mein Vorgesetzter, sondern auch mein Geliebter. Was bildete sich also diese Frau ein, sich derart in meine Angelegenheiten einmischen zu können? Kaum war ich angezogen, da verließ ich auch schon wieder die Wohnung. Takeshi war zwar nicht zurückgekehrt, aber ich hatte auch keine Lust, ihn zu sprechen. Wenn er sich nicht helfen lassen wollte, bitte, sollte er sich doch von Sakura das Herz brechen lassen. Er war jung, das würde er schon aushalten. Normalerweise löste ich meine Probleme einfach, ohne lange darüber zu grübeln. Leider sah ich im Moment keinen direkten Weg, Sakuras Neugierde oder Takeshis Starrköpfigkeit loszuwerden. Klar, ich könnte ihn in diese WG abschieben, von der Naruto gesprochen hatte, aber dann wäre die Gefahr, dass er sich verplappern könnte, nur noch größer. Inzwischen war früher Nachmittag. Eigentlich noch zu früh, um sich in eine Bar zu setzen, aber ich hatte keine Lust, wahllos herumzulaufen und dabei womöglich jemandem zu begegnen, mit dem ich reden musste. Also betrat ich ein Lokal, in das meine Freunde mich ab und zu schleppten, und beorderte bei dem von meiner Anwesenheit merklich überraschten Barkeeper etwas zu trinken. „Was für ne Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“, fragte er, als er mir mein Glas hinstellte. „Keine, die dich was angeht“, beendete ich das Bargespräch, bevor es überhaupt begonnen hatte. Er zog die Brauen hoch, zuckte dann aber nur die Schultern und wandte sich ab, um weiter seine Tresen zu putzen. Während ich dasaß und über mein Problem nachdachte, füllte sich das Lokal langsam mit weiteren Gästen, die sich jedoch wie durch eine unsichtbare Mauer abgehalten von mir fernhielten. Der Laden war schon ziemlich voll, also war es wohl bereits spät, als das erste Mal jemand auf mich zutrat. Ich sah Shikamaru deutlich an, dass er nicht nur Smalltalk machen wollte, obwohl ich ihm nur einen kurzen Seitenblick gönnte. „Hier bist du“, begrüßte der andere Shinobi mich. Sein Blick lag auf dem Glas in meiner Hand (Dem zweiten an diesem Abend), dann suchte er in meinen Augen Anzeichen für Alkoholisierung. Als er keine fand, fuhr er fort: „Du solltest mitkommen. Da gibt es was, das dich interessieren könnte.“ Gelangweilt nahm ich einen Schluck. „Ich habe frei.“ „Es geht um dein Findelkind“, erklärte Shikamaru gelassen und ich musterte ihn stirnrunzelnd. Sollte mich das jetzt dazu bewegen, aufzuspringen und den besorgten Papa zu spielen? Sicher nicht. Takeshi war ja wohl klug genug, unseren Kollegen nichts von unserem kleinen Nebenjob zu erzählen. Alles andere ging mich nichts an. „Und?“ Endlich sah Shikamaru ein, dass ich nicht mitkommen würde, und ließ sich seufzend auf dem Platz neben meinem nieder. Mit einer Handbewegung orderte auch er ein Bier, dann schwiegen wir, bis sein Getränk kam. „Er hat geklaut und sich der Festnahme wiedersetzt, als er erwischt wurde. Recht stark, der Bursche“, lobte mein frischgebackener Saufkumpan, der mir zuprostete, bevor er auf das eigentliche Thema zurückkam. „Er hat gesagt, dass er nicht zu dir zurückwill.“ Ich hatte gerade das Glas gehoben und hielt kurz in der Bewegung inne. Dann nahm ich mit einem amüsierten Schnauben den letzten Schluck. So lief das also. Ich gewöhnte mich an das Balg, mochte ihn sogar irgendwie, und dann sowas. Was hatte ich auch erwartet? Dankbarkeit? Man würde ja wohl meinen, ich müsse es besser wissen, aber nein. „Dann braucht er eine andere Wohnung“, stellte ich unbeteiligt fest, woraufhin Shikamaru leise seufzte. „Hör mal, ich will dir den Kleinen nicht aufdrängen…“ – Dann tu es nicht, sagte ich mit Blicken – „Und euer kleiner Ehestreit ist mir auch egal. Aber Tatsache ist nun mal, dass du als sein Lehrer und Mitbewohner ihm am nächsten stehst und ihn davor bewahren kannst, als Kleinkrimineller sein Leben zu fristen. Du weißt, dass du nicht musst, und ich sehe, dass du keinen Bock hast – Versteh ich auch. Letztlich bist du nur deinem Gewissen verpflichtet.“ Daraufhin entstand ein – Von meiner Seite grummeliges – Schweigen, in welches ich mein drittes Bier orderte. Immer dieser Scheiß von wegen Gewissen. Und wo waren die guten alten Zeiten, als es mir nur zum Besten für mich selbst geraten hatte? Wir hatten eine ganze Weile still nebeneinandergesessen – Sollten wir öfter machen – Bis Shikamaru sein Getränk leerte und aufstand. Ohne etwas zu sagen, tat ich es ihm gleich und wir verließen das Lokal in Richtung des Hokage-Turms. Im zweiten Stock blieben wir vor einer Tür stehen und Shikamaru wandte sich mir zu. Er sah kein bisschen überrascht darüber aus, dass ich Takeshi abholte, was mich nervte. Er kannte mich nicht, da sollte er sich auch nicht so aufspielen. Andererseits war es aber auch so, dass es mich zwar wurmte, wieder Babysitter für dieses störrische Kind spielen zu müssen, aber ich selbst war eben kein Kind mehr und sollte mich wohl auch entsprechend verhalten. „Was auch immer ihr da für ein Ding am Laufen habt, ihr solltet es langsam klären. Naruto wird die Füße nicht mehr lange stillhalten – Nicht, wenn die Sache dich betrifft“, erklärte mein Kollege gelassen. „Und wenn er wissen will, was ihr treibt, finden wir es heraus, das weißt du.“ Mit dieser unverhohlenen Drohung wandte Shikamaru sich ab. Verärgert und ein wenig beunruhigt sah ich ihm nach. Was sollte das heißen: ´Wenn die Sache mich betraf`? Hatte er das jetzt aus einer freundschaftlichen Perspektive gemeint oder ahnte er, was zwischen dem Hokage und mir lief? Intelligent genug wäre er zumindest gewesen. Allerdings hatte es nicht den Eindruck gemacht, als würde es ihn sonderlich interessieren, und ich hielt Shikamaru auch nicht für eine Tratschtante, also wäre es wohl in Ordnung. Und selbst wenn er es weitererzählen wollte, konnte ich jetzt auch nichts mehr daran ändern. Ich sperrte die Tür auf und betrat einen kleinen Raum, in dem nur ein Tisch stand und ein Stuhl, auf dem Takeshi saß. Dieser verzog das Gesicht, als er mich sah. „Was willst du denn?“ „Wir gehen“, erwiderte ich gelassen und nickte auffordernd zur Tür. Takeshi lehnte sich mit verschränkten Armen zurück und sah weg. „Ich hab denen doch gesagt, dass ich nicht mehr zu dir gehe…“ „Das wirst du mir schon selbst sagen müssen.“ „Ich. Will. Nicht. Mehr. Bei. Dir. Wohnen“, funkelte er mich trotzig an, wobei er jedes Wort extra betonte. Das würde wohl noch länger dauern, also schloss ich seufzend die Tür und verschränkte die Arme vor der Brust. „Und wo willst du hin?“ „Mir egal. Zieh ich halt wieder in die Lagerhalle.“ „Jaa, klar“, spottete ich und verdrehte die Augen. „Und setzt dort deine Karriere als Kleinkrimineller fort, oder was?“ „Da brauchst du ja gerade reden.“ Takeshis giftiger Blick ließ mich innehalten. Ich hatte damit gerechnet, dass er früher oder später alles über meine Vergangenheit herausfinden würde – Leider war der Junge ja alles andere als dumm. Wo es jetzt aber so weit war, wünschte ich mir etwas weniger Intelligenz von ihm. „Was soll das heißen?“, fragte ich, als ob ich das nicht ganz genau wüsste. Wutentbrannt sprang er auf, so schnell, dass sogar sein Stuhl umkippte. „Sogar jetzt kannst du nicht die Wahrheit sagen? Gott, du bist so jämmerlich – Und ein Heuchler“, zischte der Junge. „Wie kannst du mir erzählen, was ich zu tun habe, wenn du selbst ein Verräter bist?“ Die Antwort war ganz einfach: Ich hatte aus harten Lektionen gelernt, die ich ihm gerne erspart hätte, und ich wünschte mir, er würde ein besserer Mensch sein als ich. Aber ich würde ihm diese Empfindungen nicht erklären, wenn er es nicht selbst verstand. „Weil ich im Moment für dich verantwortlich bin. Es ist leicht: Du arbeitest mit mir zusammen, oder du lässt es bleiben. Bloß solltest du bedenken, ob du auf irgendwelche Gerüchte über meine Vergangenheit hören oder dir aufgrund deiner eigenen Erfahrungen eine Meinung über mich bilden willst.“ Takeshi sah mich misstrauisch an, aber ich wusste, dass ich einen Nerv getroffen hatte. Er legte sehr viel Wert darauf, selbstständig zu sein. „Also leugnest du es nicht mal?“, fragte er austestend. „Wieso sollte ich?“, fragte ich und zuckte die Schultern. „Und du erwartest trotzdem, dass ich dir vertraue? Einfach so?“ „Nein. Es wäre dumm, einem Verräter einfach so zu vertrauen“, erwiderte ich sarkastisch. Takeshi fühlte sich wohl verarscht, denn er knurrte leise, aber das war mir egal. Diese ganze Situation war lächerlich, nachdem wir fast fünf Monate zusammengelebt hatten. „Die einzige Frage ist, was du in mir sehen willst. Denjenigen, der ich war, oder denjenigen, der dich aufgenommen hat und der dein kleines, düsteres Geheimnis herausgefunden, aber eben nicht verraten hat.“ „Es geht dabei doch nicht um eine Einzelperson. Keine Ahnung, irgendeinen Grund wirst du schon haben, wieso du nett…“ – Das sprach er eher spöttisch aus, als wäre ich ganz und gar nicht nett – „Zu mir bist. Aber damals hast du das ganze Dorf in Gefahr gebracht und wolltest den Hokage töten!“ Ich ging zum Tisch und lehnte mich an die Kante, von wo aus ich ein Bild ansah, das an der Wand des Verhörzimmers hing. „Naruto liebt dieses Dorf mehr als sich selbst.“ „Er ist Hokage! Natürlich tut er das!“, unterbrach Takeshi mich, bevor ich fertig war. „Worauf willst du hinaus?“ Jetzt sah ich doch wieder zu ihm. „Wenn er darauf vertraut, dass meine Anwesenheit dem Dorf nicht schadet, solltest du auch dazu fähig sein, oder?“ Das brachte den Jungen kurz aus dem Konzept. Während er sich wieder sammelte, lehnte er sich ebenfalls an den Tisch, wobei er die Arme verschränkte und sorgsam vermied, zu mir zu sehen. „Ich glaube… Ich glaube, er ist in der Hinsicht vorbelastet.“ Überrascht blinzelnd sah ich ihn an. Verdammt, der Kleine war wirklich schlauer als ihm guttat. Wie hatte er das denn jetzt herausgefunden? „Wie kommst du darauf?“, erwiderte ich scheinbar gelassen. Er warf mir einen kurzen, mürrischen, aber auch verlegenen Blick zu. „Sag doch einfach die Wahrheit… Die… Die ganzen Gerüchte über euch stimmen doch, oder?“ Nach dem Gespräch mit Chiharu letztens war ich vorsichtig, was dieses Thema anging, das hieß, noch vorsichtiger als sonst. „Was für Gerüchte?“ „Deine Lügen kotzen mich so an“, schnaubte der Junge, der mich jetzt doch wieder wütend anfunkelte. „Ich hab’s gesehen. Letztens, bevor er gegangen ist, hat der Hokage dich geküsst. Und es sah nicht aus, als wär’s das erste Mal gewesen.“ Erschöpft und genervt rieb ich mir die Augen. Gott, Naruto war so ein Volltrottel. Wie oft hatte ich ihm gesagt, er solle die Finger von mir lassen, wenn wir nicht alleine waren? Aber nein, er musste vor einem Kind mit mir knutschen! Und ich war genauso ein Idiot, dass ich es zugelassen hatte. „Und?“, fragte ich herausfordernd. „Was hast du deswegen jetzt vor?“ „Nichts.“ Diesmal war mein Blick völlig perplex, als ich mich Takeshi zuwandte, aber er zuckte nur die Schultern. „Ich versteh ja, dass das mit euch kompliziert ist. Du als Lehrer und er als Staatsoberhaupt. Du bist ja irgendwie sogar sein Angestellter.“ Ich summte zustimmend, wusste gerade aber nicht, was ich noch groß dazu sagen sollte. Auch Takeshi musste wohl einen Moment sacken lassen, welche Richtung unser Gespräch gerade genommen hatte, sodass wir eine Weile schwiegen. „Hab das nur angesprochen weil… Na ja, weil du ehrlich zu mir sein kannst. Ich verpfeif dich nicht – Genauso wenig, wie du das bei mir getan hast“, erklärte er recht kleinlaut, woraufhin ich mir erschöpft über die Augen rieb. „Das hat nichts mit dir zu tun. Es… Fällt mir generell schwer, Menschen ins Vertrauen zu ziehen. Und du musst zugeben, dass meine Geheimnisse größer sind als die des Durchschnittsbürgers.“ „Hallo?“ Takeshi winkte vor meinem Gesicht rum und sah mich mit skeptisch gerunzelter Stirn an ehe er auf sich deutete. „Ich hab nen Haufen Schulden, hab illegal in der Lagerhalle gewohnt, arbeite in einem Untergrundkampfring praktisch seit ich laufen kann… Mir brauchst du nichts über große Geheimnisse erzählen.“ Kurz sah ich ihn überrascht an, dann lachte ich unwillkürlich auf und schüttelte den Kopf. Ich wuschelte ihm durch das Haar und wir sahen uns nachdenklich an, weil irgendwie eine Umarmung in der Luft lag. Zum Glück waren wir beide nicht der Typ dafür und wandten eher unbehaglich das Gesicht ab. „Aber sag mal…“, fing Takeshi nach kurzem Schweigen an.“ Können du und Naruto das rummachen vor mir lassen? Das will doch keiner sehen!“ Ich ging zur Tür, wo ich lässig die Schultern zuckte. „Mal sehen“, spöttelte ich, während wir den Flur entlang liefen. Irgendwie stand gar nicht mehr in Frage, ob er wieder zu mir ziehen würde. „Boa, du machst überhaupt keinen Sinn! Erst willst du nicht, dass es überhaupt wer weiß, und dann willst du es vor mir treiben! Reiß dich gefälligst zusammen!“, beschwerte er sich lautstark, woraufhin ich fast lachen musste. „Es soll auch nicht jeder erfahren, also sei etwas leiser“, warnte ich meinen Begleiter. „Und… Was ist dein Problem? Wir sind beide attraktive Männer.“ „Für dich vielleicht! Ich bin hetero, Mann!“ „Mhm… Das hab ich an der Sache mit Sakura gemerkt.“ Seine vermutlich sowieso gespielte Empörung verrauchte bei der Erwähnung dieses Namens. „Glaubst du wirklich, sie hat sich nur aus Berechnung mit mir getroffen…?“, fragte er leise. Ich hätte ihm ja wirklich gerne etwas anderes gesagt, aber nach dem Gespräch mit Sakura war es einfach offensichtlich, was sie mit ihren Flirts zu erreichen versucht hatte. Zwar hatte sie nur das Beste im Sinne gehabt, doch manipuliert hatte sie ihren jungen Verehrer deswegen trotzdem. “Du bist ihr einfach zu jung“, versuchte ich, es zumindest zu erklären, doch Takeshi schnaubte nur. „Der Grund ist doch egal. Das Ergebnis ist dasselbe.“ „Kann sein, aber sie mag dich wirklich. Das hat sie mir vorhin selbst gesagt“, fügte ich, für meine Verhältnisse sanft, hinzu. Trotzdem weitete Takeshi entsetzt die Augen. „Du hast mit Sakura-san darüber geredet?!“ „Nicht über euch, nein. Ich habe ihr nur gesagt, dass sie mir nicht nachspionieren soll“, erklärte ich, während ich die Wohnungstür aufsperrte und meinen Mitbewohner rein ließ. Dieser fuhr sich mit nachdenklichem Blick durch die Haare. „Ich kann nicht glauben, dass sie sowas machen soll… Sie wirkt so süß.“ „Das ist eine der Lektionen, die du lernen musst.“ Im Wohnzimmer ließ ich mich auf der Couch nieder und Takeshi setzte sich mir gegenüber auf einen Sessel. Irgendwie kam mir wieder in den Sinn, was ich hier mit Naruto getrieben hatte und ich rutschte ein wenig unruhig auf meinem Platz herum, doch dann konzentrierte ich mich wieder auf das vor mir liegende Problem. „Du darfst deine Gegner nicht nach ihrem Äußeren beurteilen.“ „Sie ist doch nicht mein Gegner.“ „Stimmt.“ Ich lehnte mich mit verschränkten Armen zurück, um mein Gegenüber eingehend zu mustern. „Hast du vor noch weiter zu rebellieren? Wenn nicht, würde ich vorschlagen, dass wir uns wieder auf das Turnier konzentrieren.“ „Ich habe nicht rebelliert!“, protestierte er, verstummte aber, als ich die Brauen hochzog. „Was auch immer… Konzentrieren wir uns einfach auf die Kämpfe, bevor Sakura-san doch noch was rausfindet.“ Ich nickte, war mir aber nach Shikamarus Kommentar nicht sicher, ob sie unser einziges Problem sein würde. Drei Tage später fand Takeshis erster Kampf der dritten Runde statt. Wir achteten sehr darauf, nicht verfolgt zu werden, als wir uns auf den Weg zum Kasino machten. Zum Glück waren wir jedoch alleine, sodass wir unbehelligt in den Untergrund gelangten. Heute würde ich nicht kämpfen, und doch schlug mir das Herz wie wild in der Brust, schon als ich im Licht der ersten flackernden Lampe des Ganges stand. Die Luft roch verbraucht wie immer, die Bässe der Musik drückten wie immer gegen die schwere Stahltür, als wir diese öffneten und eine aufgeheizte Menge rieb sich ekstatisch aneinander wie immer. Es war berauschend, so sehr, dass ich am liebsten statt Takeshi in den Ring gestiegen wäre. „Pass heute mal auf deine Deckung auf. Ich will dich nicht zusammenflicken müssen und wir sollten uns eine Weile von Sakura fernhalten“, mahnte ich auf dem Weg zur Bar, an der ich uns Getränke besorgte. Takeshi verzog das Gesicht. „Du musst nicht die ganze Zeit auf ihr rumreiten.“ „Das hättest du ja lieber getan…“ „Und auf was reitest du so rum?“, zischte er mit funkelnden Augen. Ok, den hatte ich wohl verdient, gab ich schmunzelnd zu. Auf mir sitzen lassen konnte ich es natürlich auch nicht, sodass ich mich zu Takeshi beugte und leise fragte: „Willst du das wirklich wissen…?“ Er wurde rot und boxte mich gegen den Arm. „Behalt deine perversen Geschichten für dich!“ Mit einem überheblichen Lächeln widmete ich mich meinem Bier, jedoch fror mir der Gesichtsausdruck schnell ein, als ich eine kleine Gruppe auf uns zukommen sah. Giro und seine Spießgesellen. Natürlich hatte ich ihn schon an den Tischen im abgetrennten Bereich gesehen, aber ich hatte gehofft, ausnahmsweise ein lästiges Gespräch vermeiden zu können. Da er mal wieder auf uns zukam, blieb uns wohl nicht anderes übrig, als ihn zu sprechen. „Da seid ihr ja! Und wie ich sehe, hat unser Erziehungsberechtigter sein Alkoholverbot aufgehoben“, bemerkte Giro grinsend das Bier in Takeshis Hand. Tatsächlich hatte ich mein strikte Ablehnung aufgegeben. Er war ja nun auch kein Kind mehr, und er hatte sich durch seine Kämpfe, seinen Lerneifer und seine Selbstständigkeit meinen Respekt verdient. Das hieß natürlich nicht, dass ich vor Giro meine Entscheidungen rechtfertigen würde. „Was ist?“, erkundigte ich mich kühl. Giros Lächeln blieb ungebrochen bestehen. „Oh, nichts. Ich wollte nur meinen Publikumsmagneten begrüßen… Und euch warnen. Man hört so manches…“ „Du bist doch selbst der Meister darin, Gerüchte zu streuen“, mischte Takeshi sich ein, dem ich einen warnenden und sein Chef einen gelangweilten Blick zuwarf, ehe er sich wieder mir zuwandte. „Diese Gerüchte handeln von Nachforschungen eurer geschätzten Kollegen, Fragen, die gestellt werden… Die nächste Runde müssen wir deshalb leider andernorts abhalten.“ In dem Moment erloschen die Lichter im Publikum und der Spot im Käfig ging an. Mamoru begann mit seinen obligatorischen Einführungsfloskeln und Giro lehnte sich dicht zu mir, als er flüsterte: „Es wäre äußerst unangenehm, wenn uns durch derartige Vorkommnisse Einnahmen entgingen. Ich fürchte, die müsste ich euch dann berechnen… Du verstehst das sicher, mein Lieber.“ Wir fixierten uns einen Moment, dann lachte er und zog sich zurück. „Wie auch immer. Takeshi, du solltest auf die Bühne. Und ich habe noch einen Termin. Also…“ Er tippte sich an die imaginäre Hutkrempe, dann schob er sich mit seinem Gefolge zurück zum Séparée. Ich folgte ihm mit den Augen und sah, wie sich ein blonder Mann von einem der Sofas erhob, dann bewegte sich die Menge und verbarg das Bild. „Was hat er gesagt?“, wollte Takeshi wissen, der die Flüsterpost seines Chefs nicht mitbekommen hatte. „Nichts. Los, in den Ring mit dir, ´Wolfskind`. Und pass auf deine Deckung auf.“ Ich schob ihn zur Käfigtür und erhaschte noch einen Blick auf seinen Gegner – Ein gutaussehender Kerl mit dunklem Haar – Dann griff ich nach meinem Bier und nahm einen Schluck. Der blonde Fremde wollte mir nicht aus dem Kopf, irgendetwas an seiner Art, sich zu bewegen, hatte meine Aufmerksamkeit erregt. Leider hatte ich von meiner Position aus sein Gesicht nicht sehen können. Vielleicht schaffte ich es ja, näher heranzukommen… „Bist du immer noch da?“, riss Hikari mich aus meinen Gedanken und hakte sich kurzerhand bei mir unter, um mich zu dem Raum zu führen, in dem ich während der Kämpfe meines Schützlings warten musste. „Hast du dir doch endlich eingestanden, dass du Takeshi magst und willst deshalb ein Auge auf ihn haben?“ Schnaubend überging ich diese Frage und kam auf etwas zu sprechen, das mich gerade dringender beschäftigte: „Weißt du, wer der Typ ist, mit dem dein Chef gerade verhandelt?“ Scheinbar gelangweilt von meiner Ignoranz lehnte sie sich zurück, verschränkte die Arme und spielte mit der Zunge an ihrem Piercing. Bei dem Anblick hob sich mein Magen etwas und obwohl ich meinte, das üblicher Pokerface zu zeigen, trat ein seltsam befriedigter Ausdruck auf Hikaris Gesicht, als sie endlich antwortete: „Wie es aussieht, wirst du das schon bald selbst rausfinden können. Er will am Turnier teilnehmen.“ „In der dritten Runde?“, wollte ich wissen, doch sie zuckte nur die schmalen Schultern. „Er wird überzeugende Argumente haben, wenn der Boss es zulässt.“ Sie deutete mit einer Geste an, dass wohl eine Menge Geld floss. Dabei musterte sie mich neugierig. „Wieso interessierst du dich für den? Noch so ein Lieblingsschüler von dir?“ „Ich kenne ihn nicht.“ Ich stellte meine inzwischen leere Flasche auf den Boden und verschränkte die Arme. Hikari hatte sich zwar in den letzten Monaten zumindest Takeshi gegenüber freundlich präsentiert, aber das hieß nicht, dass ich ihr vertraute. Dafür stand sie Giro zu nahe. Außerdem hatten Takeshis und meine Aktionen schon zu viele Beobachter, da brauchte ich nicht auch noch das dürre, gepiercte Mädchen, von dem ich nicht mal wusste, auf welcher Seite sie stand. Vermutlich immer auf der des Gewinners. Hikari schien nicht ganz überzeugt, war wohl auch nicht interessiert genug, um weiter nachzufragen. In die Stille hinein überlegte ich, was für ´Argumente` es sein konnten, die einem scheinbar Fremden ermöglichten, so spät n och in den Wettkampf einzusteigen. So, wie ich Giro einschätze, war es vermutlich Geld, aber was wäre dann der Anreiz für den Neuling, überhaupt teilzunehmen? Ließ er sich gerne verprügeln? Suchte er den Nervenkitzel? Und wieso zerbrach ich mir überhaupt den Kopf darüber? Hier liefen mit Sicherheit so viele unlautere Geschäfte ab, da würde es das Kraut auch nicht mehr fett machen, wenn Blondie sich in das Turnier kaufte. Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr (Ich hatte sie Naruto dann doch nicht an den Kopf gepfeffert) und fragte mich, was da so lange dauerte. Sonst waren die Kämpfe nach zehn, fünfzehn Minuten beendet, doch jetzt saß ich bereits fast zwanzig Minuten hier und von draußen erschallten immer noch die Rufe des Publikums. Das gefiel mir nicht. Ich kannte Takeshis Kondition und wusste, dass er in den ersten Minuten all seine Kraft verbrauchte. Wenn er nicht bald gewann, sah es schlecht aus für den Jungen. Kaum hatte ich Zeit, nervös zu werden, als ein Aufschrei durch die Menge ging und die Stimme des Moderators das Ende des Kampfes ankündigte. Im Gleichtakt erhoben Hikari und ich uns, um zur Tür zu gehen, vor der sich die schaulustige Menge ausbreitete wie ein Sturmmeer. Ich hatte ein schlechtes Gefühl, als ich mich durch die erhitzten Leiber schob, und schon auf halbem Weg zum Käfig sah ich, dass Mamoru nicht Takeshis siegreichen Arm in die Luft reckte. Sofort sondierte ich die Lage auf der Suche nach meinem Schüler, aber er war nicht auffindbar. Ich wandte mich nach Hikari um, die noch blasser als sonst wirkte und mit der Zunge an ihrem Piercing spielte. „Wo ist er?“ „Wenn sie ohnmächtig sind, werden sie zur Erstbehandlung ins Krankenzimmer gebracht.“ „Bring mich hin.“ „Ganz ruhig, Papa“, erwiderte sie kühl auf meine gereizte Stimme. Trotzdem führte sie mich zu einer weiteren Eisentür, hinter der ein muffiger Flur uns über einige Stufen offenbar wieder an die Oberfläche brachte, den Treppen nach zu schließen, die wir erklommen. Der Weg endete an einer Tür, die Hikari ungefragt öffnete. Der Raum dahinter war klein und voll mit den Männern, die Takeshi wohl getragen hatten und dem, der scheinbar als Arzt fungierte. Er kniete neben dem Bett, auf das man den Jungen gelegt hatte, und untersuchte ihn, sah jedoch irritiert auf, als ich mich näherte. „Was wollen Sie? Der Patient braucht Ruhe.“ Ich ignorierte Dr Wichtig. Mein Blick lag auf Takeshis bleichem, zerschundenen Gesicht. Den geschlossenen Augen. Der sich kaum bewegenden Brust… Meine eigene zog sich zusammen, als wäre sie plötzlich des schmerzenden Herzens darin überdrüssig. Wie hatte ich ihn auch an diesem Wahnsinn teilnehmen lassen können? Er war doch noch ein Kind… „Was ist passiert?“, fragte meine Stimme wie die eines anderen. Kühl und beherrscht. Ich war froh, dass man mir die Angst nicht anhörte, wo sie doch so ein verräterisches kleines Biest war, das gerne in Worten lauerte. Dr Wichtig widmete sich, während er sprach, wieder seiner Untersuchung. „Abgesehen von diversen Frakturen wurde er schwer am Kopf getroffen. Ich werde sehen, was ich tun kann.“ Der Arzt hob die Hände und ließ grünes Chakra fließen. Ein Medic-Nin also, aber wie es aussah nicht der Beste. Er wirkte angespannt und erschöpft, als er wenige Minuten später die Behandlung beendete. Wahrscheinlich gab es deshalb nur einen Kampf am Tag: Sie konnten ihre Verwundeten danach sonst nicht mehr behandeln. „So, mehr kann ich vorerst nicht für ihn tun. Er sollte sich einfach ausruhen und nicht zu viel bewegen.“ Weil Takeshi gerade aussah, als würde er irgendwo hingehen. Er war verdammt nochmal ohnmächtig. Ich ignorierte meinen Ärger und ging zum Bett, um vorsichtig meinen Schüler anzuheben. „Was tun Sie da?!“, fragte Dr Wichtig alarmiert und trat mir in den Weg. „Ich sagte, er solle nicht bewegt werden!“ „Ich bringe ihn ins Krankenhaus. Und Sie sollten sich besser bewegen, und zwar zur Seite.“ Wahrscheinlich sah ich mit dem ohnmächtigen Teenager in meinen Armen nicht sonderlich bedrohlich aus, aber Hikari erkannte die Situation – Dass ich dem Stümper-Arzt den Hals umgedreht hätte, wenn er mich nicht gehen ließ – Und zog ihn beiseite. „Wenn er meint, lass ihn“, riet sie kluger Weise. „Er wird schon wissen, was er tut.“ Ich ignorierte ihren warnenden und die bösen Blicke der anderen und verließ das Krankenzimmer, ohne noch etwas zu sagen. ´Krankenzimmer`, meine Fresse, der Bursche war seit über zehn Minuten ohne Bewusstsein! Zwar spürte ich die Angst um den Jungen in meinen Armen an meinem Bewusstsein lecken, aber ich ertränkte sie in Wut, auf den unfähigen Arzt, der ihn nicht zu Bewusstsein bekommen hatte, den ganzen verdammten Kampfring, Takeshi selbst, weil er nie angemessen auf sich aufpasste… Bis zum Hospital war es ein ganzes Stück und mit Takeshi auf den Armen bekam ich viele fragende Blicke zugeworfen, doch das bekam ich nur am Rande mit. Gerade war nur wichtig, meinen Schüler in Behandlung zu bringen. Das sahen wohl auch die Ärzte so, die mir Takeshi praktisch aus den Armen rissen statt Fragen zu stellen. Auf dem Weg zu den Behandlungsräumen brüllten sie Anweisungen, als wären sie im verdammten Grey´s Anatomy, bis sie nicht mehr zu sehen waren. Ich war alleine. Wie lange ich da gestanden hatte, als eine Krankenschwester mich Platz zu nehmen bat, wusste ich nicht mehr. Es kam mir wie Stunden vor, in denen immer wieder Szenen der letzten Monate vor meinem geistigen Auge aufflackerten, die zu dieser Situation geführt hatten. Der grün und blau geschlagene, aber grinsende Takeshi nach seinem ersten Turnierkampf. Naruto, der fragte, wie es bei mir und meinem Mitbewohner lief. Takeshi, der auf der Couch schlief. Sakura, die mich warnte, den Jungen nicht zu einer Kopie meiner selbst zu machen. Ewige Diskussionen über Banalitäten mit Takeshi. Erst letztens, wie Naruto im Bett gefragt hatte, ob ich meinen Mitbewohner loswerden wollte. Und zuletzt Takeshis zerschundenes, fast lebloses Gesicht, das mich anzuklagen schien, während ich ihn ins Hospital trug. Ich hätte besser auf ihn aufpassen müssen, hätte nicht zulassen dürfen, dass er an dem Wettkampf teilnahm. Aber das Adrenalin, das ich selbst bei den Kämpfen empfand, hatte mich weitermachen lassen. Ich hatte mein Vergnügen über meine Fürsorgepflicht gestellt, und jetzt konnte ich nur hoffen, dass mein Schutzbefohlener keine bleibenden Schäden davontragen würde. Eine Stimme vor mir sagte etwas, doch ich fühlte mich nicht angesprochen, bis die Hände, die zu dieser Stimme gehörten, warm mein Gesicht umfassten und es anhoben. Naruto hatte mich gefunden. Manches war also doch noch wie immer. „Hörst du mich nicht, Sasuke?“ Mein Schweigen antwortete und wischte das Lächeln von seinen Zügen. „Was ist passiert?“ Ich lehnte mich zurück, sodass seine Finger von meiner Haut rutschten. Er konnte sowieso schon in meinen Augen lesen, da musste ich es ihm nicht durch Berührungen noch einfacher machen. „Takeshi ist verletzt. Schwer.“ „Das weiß ich – Was meinst du, wieso ich hier bin?“, fragte er, die Augen verdrehend. „Wie ist das passiert, dann eben.“ Bisher war noch keine Zeit gewesen, eine Lüge zu erdenken und für Naruto brauchte ich eine Gute. Er konnte zwar selbst nicht lügen und wenn es um sein Leben ginge, aber er konnte Unwahrheiten in den Augen der Menschen sitzen sehen. Vor allem in meinen, schien es mir. „Sasuke?“ „Beim Training.“ Gott, das war die mieseste aller Lügen, aber jetzt war sie über meine Lippen geschlüpft und ich musste dazu stehen. Trotzig hob ich das Kinn. Sollte Naruto die Lüge doch sehen, sie vertreiben konnte er ja doch nicht. „Er hat sich bei einem Extratraining verletzt, das wir abgehalten haben.“ Nachdem er mich gemustert hatte, seufzte der Hokage und ließ sich neben mir nieder. Sein Blick wanderte über die karge Einrichtung des Wartebereichst. Gegenüber gab es eine Stuhlreihe wie die, auf der wir saßen. Zwei Topfpflanzen versagten, das Bild aufzulockern. Die Empfangsdame am Tresen tuschelte aufgeregt mit einer Kollegin und warf Naruto immer wieder neugierige Blicke zu. Früher hätten sie mich angesehen. Ich vermisste es nicht. „Du willst mir erzählen…“, setzte mein Geliebter das Gespräch fort. „Dass du deinen Schüler krankenhausreif geprügelt hast. Beim Training.“ Ich sagte es doch: dumme Lüge… Gelangweilt zuckte ich die Schultern. „Er wollte mal wieder nicht aufgeben. Irgendwann muss man ihm seine Grenzen zeigen.“ „Sasuke…“ Er klang, als resigniere ihn meine Unehrlichkeit. Erschöpft rieb Narito sich über die Augen, bevor er mich wieder ansah. Jetzt lächelte er nicht mehr. „Sag mir doch einfach die Wahrheit.“ Wie oft ich darüber schon nachgedacht hatte. Zum ersten Mal, als ich von Takeshis kleinem Nebenjob und seinen Geldproblemen erfahren hatte, doch damals war es mir falsch erschienen, den Jungen zu verraten. Zu beeindruckt war ich von der Scheinwelt gewesen, die Giro da im Untergrund erbaut hatte. Was, wenn Takeshi doch von ihr verschluckt wurde? Dann hatte ich gekämpft und der Stolz war gekommen. Ich brauchte Naruto nicht, wir würden das zu zweit regeln, Takeshi und ich. Am besten ich alleine. Niemand würde mir die Genugtuung dieses Sieges nehmen, hatte ich gedacht. Und jetzt lag der Junge halbtot geprügelt in einem Krankenzimmer und mein verdammtes Ego erlaubte es immer noch nicht, Naruto ins Boot zu holen. „Was redest du?“ Ich war immer ein besserer Lügner gewesen als mein Liebhaber, und der Spott machte meine Worte nur überzeugender. „Das ist die Wahrheit. Du kennst Takeshi doch, er ist echt anstrengend.“ Aber Naruto ignorierte meine Rechtfertigungen. „Kannst du dir nicht wenigstens einmal helfen lassen? Es geht nicht nur um dich. Takeshi liegt im Krankenhaus! Das ist zu groß für dich alleine.“ „Ich weiß wirklich nicht, was du von mir willst… Oder wieso du überhaupt hier bist, wenn wir schon dabei sind. Hast du nichts anderes zu tun, Hokage?“ Man konnte praktisch die Sekunde sehen, in der Narutos Resignation verletzter Wut wich. Es war immer wieder erstaunlich, wie viel Einfluss meine Worte auf ihn hatten. Er war wirklich viel zu emotional, das war seine größte Schwäche. „Ich habe gehört, dass du im Krankenhaus bist, und habe mir Sorgen gemacht. Das ist ja wohl normal.“ „Nein. Ein normaler Chef hätte… Keine Ahnung, eine Grußkarte geschickt“, giftete ich und stand auf, weil seine Schulter, die fast meine berührte, mich plötzlich wahnsinnig nervte. Inzwischen schauten die Krankenschwestern nicht mehr neugierig, sondern besorgt. Auch Naruto stand auf. Er war immer noch ein wenig kleiner als ich, aber das merkte man nicht, als er mich aus seinen blauen Hundeaugen anschaute. Als gäbe sein übergroßes Herz ihm ein paar Zentimeter mehr. „Ich bin nicht als dein Chef hier.“ Wunderbar. Ich verdrehte die Augen und verschränkte die Arme, während ich mich abwandte. „Wenn du Sex im Krankenhaus willst, könntest du wenigstens ein Zimmer organisieren.“ „Hör auf, Sasuke.“ Narutos Stimme klang so gekränkt, dass ich doch wieder zu ihm blickte. Dieser Idiot würde doch wohl nicht hier anfangen zu heulen? Er war der Hokage! Hatte er gar keine Selbstbeherrschung? Aber als ich in seine Augen blickte, war darin nur Zorn. „Du weißt ganz genau, dass es zwischen uns niemals nur um Bedürfnisbefriedigung ging. Ich verstehe wirklich nicht, was du glaubst, das passieren würde, wenn du das endlich zugibst. Hast du Angst davor, glücklich zu sein? Weil du verdammt Recht hast. Ich werde dich glücklich machen. Weil du es verdienst, ob du´s glaubst oder nicht.“ Völlig verdutzt starrte ich Naruto an, der mich gerade nicht nur mit seiner Wut, sondern vor allem mit seinen Worten überfahren hatte. Wir waren keine reine Bedürfnisbefriedigung? Was dann? Und vor allem, wann hatten wir das ausgemacht? Und das bedeutete, dass er sich als meinen… Meinen… Ich setzte mich doch lieber wieder, auch wenn ich so zu ihm aufblicken musste. Zu meinem… Nein, ich konnte es nicht mal denken. Das war zu plötzlich. Und ich wollte kein ´Mein` vor seinen Namen setzten, weil das bedeutete hätte, das er dasselbe mit meinem tun konnte. Sein… „Das… Du hast nie gesagt… Ich meine, das…“, stammelte ich unbehaglich, bis er mich unterbrach. Wie ich diese Unsicherheit hasste, die ich gerade wegen ihm empfand! „Ich habe es dir von Anfang an gesagt. Ich hab dir gesagt, dass du mir viel bedeutest. Die verdammte Welt, um genau zu sein. Aber du schienst dich immer so unwohl zu fühlen, wenn ich es sagte, also hab ich damit aufgehört. Ich hab versucht, es dir stattdessen zu zeigen… Aber scheinbar ist mir das gründlich misslungen“, endete Naruto mit gerunzelter Stirn und leicht schiefgelegtem Kopf. Wie hatte es überhaupt so weit kommen können? Hatten wir nicht über den Jungen gesprochen? Und wieso stritten wir eigentlich über ihn wie ein altes Ehepaar über seinen Sohn? In dem Moment kam eine Schwester aus dem Behandlungsraum direkt auf uns zu. Auch ihr Blick blieb erst an Naruto hängen, doch nach einem kleinen Knicks wandte sie sich mir zu. „Ihr Sohn ist wach, Uchiha-san.“ Ich ignorierte nicht mal bewusst, dass sie Takeshi ´meinen Sohn` nannte, ich hörte es schlicht und ergreifend nicht. Es war so unwichtig. Sie hatte geholfen, dass er wach und gesund war, von mir aus konnte sie mich nennen, wie sie wollte. Die Arzthelferin und ich waren schon auf halbem Wege zu den Behandlungsräumen, als Narutos Stimme mich nochmal innehalten ließ. „Sasuke…“ Er sah so gequält aus, dass die Beklemmung in meiner Brust nur noch schlimmer wurde und ich einen halben Schritt rückwärts machte. Hätte er sich nicht eingebildet, wir hätten eine feste Beziehung, hätte ich ihn nicht so verletzen können. Das bildete ich mir zumindest ein, denn ich wollte nicht für Narutos Gefühle verantwortlich sein. Dass diese nicht an einen Beziehungsstatus gekoppelt waren, ignorierte ich dabei. „Ich kann das jetzt nicht.“ Vor der Tür stockte ich und wandte mich erneut nach ihm um. „Ich kann das gar nicht. Wir werden uns eine Weile nicht sehen.“ Und damit zog ich die Tür ins Schloss zwischen dem Hokage und mir. „I-Ist alles in Ordnung, Uchiha-san…?“, fragte die Krankenschwester leise, woraufhin ich nur ruckartig nickte. Wie kam sie auf die Idee, ich würde mit ihr reden wollen, wenn ich nicht mal mit dem Mann sprechen wollte, der sich offenbar seit drei Jahren für meinen Lebensgefährten hielt? „Wo ist der Junge?“ Sie zuckte zusammen, sagte aber nichts mehr, als sie mich durch die Flure des Krankenhauses führte. Eine Tür wurde mir geöffnet und mit dem Eintreten in Takeshis Krankenzimmer schob ich Naruto aus meinen Gedanken. Jetzt war nicht die Zeit, über Beziehungsprobleme zu sprechen. Himmel, vor zehn Minuten hatte ich ja nicht mal gewusst, dass ich eine Beziehung führte! „Sensei!“ Wie blass Takeshi aussah, trotz seiner offensichtlichen Freude über mein Kommen. Ich setzte mich neben ihn auf einen Stuhl für Besucher und ließ den Blick über sein zerschundenes Gesicht gleiten, bis der Junge sich unbehaglich zurücklehnte. „Es ist alles in Ordnung…“, murmelte er verlegen. „Ich hatte dir doch gesagt, dass ich es nicht dulde, dass meine Schüler aussehen wie Hackfleisch.“ Ich starrte mein persönliches Großmaul ärgerlich an, das plötzlich gar nicht mehr so viel zu sagen hatte. Sehr gut, bloß nicht zeigen, wie erleichtert ich war, ihn wach zu sehen und wie verwirrt wegen… Nein. Nein, ich hatte entschieden, jetzt nicht über Naruto nachzudenken – Oder am besten gar nicht. „Was ist überhaupt passiert?“, wollte ich barsch wissen. Der Widerwillen machte Takeshis Gesicht wieder etwas lebendiger. „Hast du den Typ gesehen? Der war zwei Mal so groß wie ich und bestand nur aus Muskeln.“ „Ja, vermutlich hatte er auch Muskeln statt Hirn im Kopf. Das hättest du nutzen können. Aber ich will keine Ausreden hören. Erzähl mir von dem Kampf.“ Zwar sah er noch immer trotzig aus, doch er tat, was ich wollte. Es war, wie ich vermutet hatte; Irgendwann war dem Jungen die Kraft ausgegangen und dann hatte sein Gegner praktisch den Boden mit ihm gewischt. Takeshi war sichtlich genervt von sich selbst und schwor die ganze Zeit, ihm das heimzuzahlen, aber das würde nicht nötig sein. Darum würde ich mich persönlich kümmern. Niemand schlug ungestraft meinen Ziehsohn. Niemand. Kapitel 10: Cliquen Krieg ------------------------- Es war leicht, in den Keller zu gelangen, fast schon langweilig. Ein Mädchen-Lächeln für den Mann hinter der Eisentür, schon war ich im dichten Gedränge des Clubs und spürte, wie nicht wenige Männer meinem temporären Körper in den Kleidern begutachteten, die ich extra hierfür besorgt hatte. Der Türsteher gehörte auch zu den Interessierten, doch ich ignorierte ihn wie die anderen Männer. Zum Flirten war ich sicher nicht hier. Befriedigt stellte ich fest, dass nicht so viel los war wie bei meinen Kämpfen, als ich mich (mühsam wegen der schmalen Frauenschultern) zur Bar durchkämpfte. Zum Glück war Hikari nicht hier. Meine Tarnung war zwar gut, aber sie war intelligenter als die meisten Gorillas, die hier arbeiteten, und kannte mich inzwischen ein wenig. Es wäre möglich, dass sie meine Spionageaktion aufdeckte. „Bier“, befahl ich, sobald der Barkeeper sich zu mir bequemte. Auch er musterte das schwarze Tanktop, unter dem sich meine Kurven abzeichneten, mit gewissem Interesse. Nach Narutos Kommentar hatte ich diesen Körper ein wenig üppiger ausgestattet, wenn auch nicht mit so übertriebenen Brüsten wie sein Sexy-no-Jutsu. Er war es auch, der mich auf die Idee gebracht hatte; mein Besuch bei ihm in dieser Gestalt hatte gezeigt, dass niemand die dunkelhaarige Frau, als die ich gerade am Tresen lehnte, mit mir in Verbindung brachte, wodurch sie sich perfekt für mein momentanes Anliegen im Kampfring eignete. „Trinken hübsche Mädchen nicht eher Cocktails?“, fragte der Barmann grinsend, als er mir meine Flasche hinstellte. „Einen herzustellen, würde dich nur überfordern.“ „Versuch es.“ „Glaub mir.“ Ich ließ ein herablassendes Lächeln aufblitzen und nippte an meinem Bier. „Ich bin anspruchsvoll.“ „Kann ich mir vorstellen.“ Der Blick des Barkeepers war eindeutig interessiert, was mich wunderte, da er sonst Hikari nachlief wie ein dressiertes Hündchen. Aber sie war nicht da, also nahm er wohl mit mir Vorlieb. Schmeichelhaft. Ich machte nicht mal Anstalten zu bezahlen. Naruto hatte nicht gelogen: Die Frau, die ich gerade verkörperte, war schön, und schöne Frauen zahlten nicht. Ohne meinen kleinen Verehrer weiter zu beachten wandte ich mich um und legte die Unterarme auf den Tressen, um das Publikum und die Tänzerinnen im Käfig beobachten zu können. Ihre Plastiktitten schimmerten im Licht und das blondierte Haar schwang wie das Pendel eines Hypnotiseurs von einer Seite der schmalen Rücken auf die andere… Sie sahen aus, als wäre Narutos Sexy-no-Jutsu-Form ihr Vorbild gewesen, aber sie wären an der Nachahmung gescheitert. Verärgert runzelte ich die Stirn. Ich wollte nicht die ganze Zeit an den Hokage denken, den ich seit der Krankenhaus-Szene nicht mehr gesehen hatte. Er tauchte zwar immer wieder bei meiner Wohnung auf, aber ich weigerte mich, ihn zu sprechen und ließ ihn von Takeshi wegschicken. Aus meinen Gedanken konnte ich ihn leider nicht so leicht verscheuchen wie von meiner Haustür. Es war doch alles ganz hervorragend gelaufen. Wieso hatte er alles kompliziert machen müssen? Davon abgesehen, dass es rein gar nichts brachte, jetzt mit dieser festen Beziehungskiste anzufangen. Wohin sollte das bitte führen? Er war immer noch der verdammte Hokage und ich nur kein Staatsfeind mehr, weil er es so wollte. „Wann geht es los?“, wollte ich vom Barmann wissen, der immer noch hinter mir herumlungerte. Er sah auf seine Armbanduhr (Meine war zu groß für ein Frauenhandgelenk, außerdem erinnerte sie mich zu sehr an den, dessen Namen ich nicht mehr denken wollte) und antwortete: „Paar Minuten noch. Aber ich weiß nich, ob das was für dich ist. Einer der Kämpfer hat seinen letzten Gegner ins Koma geschlagen, was man so hört.“ Das nun nicht, aber fit war Takeshi auch noch nicht wirklich. Ich musste ihn immer wieder vom Training abhalten, jetzt, wo er aus dem Krankenhaus entlassen war, denn er sah nicht ein, dass diese Pause ihm gut tat. Außerdem behinderte ihn das angebrochene Handgelenk, aber er sagte, er könne ja den Rest seines Körpers trainieren. Bisher gehorchte er mir zwar noch, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis er sich nicht mehr zügeln konnte. Ich fragte mich wirklich, woher er diese Sturheit hatte. Gerade war ich auf der Jagd nach dem, der ihm das angetan hatte. Der Fleischberg, wie ich ihn inzwischen insgeheim nannte, war genau, wie Takeshi ihn beschrieben hatte: Über zwei Meter groß, nur Muskeln. Ich hatte ihn beobachtet seit dem Kampf, und heute würde ich, verkleidet als Frau, seine Technik im Ring ansehen. Für jeden Tag, den der Junge im Krankenhaus verbracht hatte, würde ich dem Fleischberg einen Knochen brechen. Der Moderator, Mamoru, trat in den Käfig und vertrieb die Tänzerinnen daraus. Sie wirkten tatsächlich beleidigt, als bemerkten sie nicht, mit welch gelangweilten Blicken man sie beobachtete. Nein, das Publikum war nicht für nackte Haut hier - Noch nicht – Sondern für andere, blutigere Spektakel, und die versprach die aufgeputschte Stimme des Ansagers in den höchsten Tönen. „Hochverehrte Damen, Liebe Gäste!“ Er begrüßte die Leute wie ein Zirkusdirektor und sie kamen näher, um ihm aus der Hand zu fressen. Selbst ich spürte den Sog Richtung Arena, wenn auch aus einem anderen Grund als die Schaulustigen. Ich wollte sein, wieso diese Leute in lustvoller Erwartung schauderten, wen sie anbeteten und fürchteten gleichermaßen. Vor allem aber wollte ich den Fleischberg in die Finger bekommen. So hoffte ich, sein Gegner würde nichts taugen, damit ich im Halbfinale Gelegenheit hatte, ihm die verdiente Abreibung zu verpassen. „Heute dürfen wir Ihnen eine ganz besondere Vorstellung bieten! Ein wenig verspätet, denn langsam ist der Hokage etwas geizig mit dem Urlaub seiner Leibgarde, aber hier ist nichtsdestotrotz… Kitsune!“ Die Käfigtür öffnete sich und ins Rampenlicht schlenderte eine völlig in schwarz gekleidete Gestalt, unter deren Kapuzenpulli lag, was das Publikum den Atem anhalten ließ; Eine ANBU-Maske verhüllte das Gesicht des Neueinsteigerst. Ohne Mamorus Ankündigung hätte ich nicht mehr daran gedacht, aber so erinnerte ich mich an den blonden Mann, mit dem Giro letztens gesprochen hatte. Das musste er sein, obwohl nur wenige Strähnen des kurzen Haares unter den Kopfbedeckungen hervorlugten. Alles an der Haltung des Mannes strahlte aus, dass ihm weder Publikum noch Scheinwerfer etwas ausmachten, und schon gar nicht der Fleischberg, der kurz nach ihm in den Ring stieg. Mühsam riss ich den Blick von meinem Kollegen los und betrachtete das Gesicht des Mannes, der Takeshi so zugerichtet hatte. Wie schon bei ihrem Kampf stellte ich fest, dass der Fleischberg gutaussehend war, mal von den zu dichten schwarzen Augenbrauen abgesehen, aber das besänftigte den Hass nicht, der bei seinem Anblick in mir aufloderte. Ich wollte, dass er gewann, nur, damit ich ihn besiegen konnte. „Die Regeln kennen ja alle; Keine Jutsu, keine Waffen, keine Morde.“ Mamoru sah den Fleischberg an, um ihn an diese letzte Regel zu erinnern und ich fragte mich, was wirklich passiert war bei diesem verfluchten Kampf zwischen ihm und meinem Schüler. „Wer KO geht oder abklatscht, scheidet aus dem Turnier. Alles verstanden? Dann… Kämpft!“ Damit zog er sich aus dem Käfig zurück und wie auf Kommando setzten die Kontrahenten sich in Bewegung, immer im Kreis umeinander. Es wurden immer mehr Runden, bis ich den Fleischberg etwas sagte (Von der Bar aus konnte ich es natürlich nicht hören). Blondies Schultern zuckten, als er lachte, doch dann stieß er sich geschmeidig vom Boden ab und sprang elegant über seinen Gegner. Wie in Zeitlupe konnte ich sehen, wie er den Fleischberg im Flug einen Klaps auf den Hinterkopf verpasste, dann landete er und die Zeit nahm ihren regulären Fluss wieder auf. Der Große wandte sich um und schlug nach seinem Gegner, aber der duckte sich zur Seite und gab ihm diesmal eine Watschen auf die Backe. Das Publikum lachte, doch da packte der Fleischberg Blondies Arm und drehte sich wie ein Diskuswerfer, nur, dass sein Wurfgeschoss ein Mann war. Blondie krachte mit voller Wucht gegen die Käfigtür. Äußerst schmerzhaft, wusste ich aus eigener Erfahrung, aber er rappelte sich auf als wäre es nichts. Beim Aufprall war seine Kapuze runtergerutscht und sein Raspelkurzes blondes Haar stand ihm um den Kopf wie ein Heiligenschein. Etwas länger würde mir besser gefallen, schoss es mir durch den Kopf. Er fuhr sich durchs Haar, dann spannte er die Schultern an und rannte mit voller Wucht in seinen Gegner. Dieser knickte zwar ein, packte Blondie aber an der Hüfte und riss ihn von den Beinen um sich mitsamt ihm auf den Boden knallen zu lassen. Beide richteten sich nur mühsam wieder auf, aber wieder war Kitsune schneller. Flink wie ein Wiesel war er beim Fleischberg und trat diesem mit voller Wucht in den Magen, sodass er ein paar Schritte zurückstolperte. Noch bevor der Große das Gleichgewicht wiedergefunden hatte, war Blondie bei ihm und versetzte ihm eine Reihe blitzschneller Schläge, die ihn wieder zu Boden zwangen. Der Fleischberg rutschte von ihm weg, um zu Atem zu kommen, aber sein Kontrahent schlenderte ihm nach und packte ihn am Hals, sobald der Käfig die Flucht begrenzte. Inzwischen war jedem im Publikum, das erstaunlich still war, klar, dass Kitsune nur mit seinem Gegner spielte. Mit fast unverschämter Lässigkeit hob der Neue den Fleischberg an der Kehle empor und drückte ihn mit der Hand gegen das Stahlgitter, wobei er die zusehends kraftlosen Schläge ignorierte, die sein Kontrahent austeilte. Irgendwann während des Kampfes war ich an den Rand meines Stuhles gerutscht wie um näher am Geschehen zu sein. Jetzt lehnte ich mich zurück und trank einen Schluck, um meine Enttäuschung runterzuspülen. Diese Art zu kämpfen war nicht normal. Der Neue führte den Fleischberg vor wie einen Stier am Nasenring, und ich hatte die Hoffnung aufgegeben, meinen Schüler rächen zu können, denn es war keine Frage, wer heute gewinnen würde. „Ich gebe auf!“ Sofort ließ Blondie den Koloss los und der sank in die Knie, die Hände schützend um den wunden Hals gelegt. Als der Neuling sich abwandte, wurde mir klar, dass er seinen Gegner nicht nur zur Kapitulation, sondern auch zu deren lautstarker Verkündung gezwungen hatte. Normalerweise reichte Abklopfen, um sich geschlagen zu geben, aber Kitsune hatte seinen Gegner noch weiter erniedrigen wollen. Dieser Mistkerl. Verärgert drehte ich mich zur Bar und bestellte noch ein Bier. Das hätte mein Sieg sein sollen, verdammt. Jetzt hatte ich keine Möglichkeit, es dem Fleischberg heimzuzahlen ohne in seinem Privatleben herum zu pfuschen, und das wollte ich nach Möglichkeit vermeiden. „Was ist dir für ne Laus über die Leber gelaufen?“, erkundigte sich der Barmann, als er mir mein Getränk hinstellte. Sein Blick fiel auf den Käfig. „Haste auf den anderen gewettet?“ „So in der Art.“ Ich nahm einen Schluck und überlegte, was jetzt zu tun war. Natürlich hatte ich mich über das Leben informiert, das der Fleischberg außerhalb des Kampfringes führte. Er hatte eine Tochter, mit deren Mutter er nicht zusammenlebte. Tagsüber arbeitete er in einer Werkstatt, abends als Türsteher. In dieses Leben wollte ich nicht eingreifen, zumal das bedeutet hätte, den Shadow Dance auch in mein eigenes Privatleben zu lassen. Nein, es wäre einfach perfekt gewesen, im Ring gegen ihn anzutreten, aber diese nichtsnutzige Blondine hatte sich ja einmischen müssen. Eine Berührung an meinem Hintern ließ mich aufsehen in das grinsende Gesicht eines der Anzug-Affen, die ich hier schon öfter gesehen hatte, meist mit einem bestenfalls halbnackten Mädchen auf dem Schoß. „Na, Süße? Ich geb dir einen Cocktail aus. Passt eh besser zu so ner hübschen Dame als ein Bier.“ Ich schlug seine Hand weg und sah ihn gelassen an. „Wenn du mich noch einmal anfasst, breche ich dir die Hand“, erklärte ich, woraufhin er erst überrascht schaute, ehe er lachte. „Oho, eine kleine Wildkatze~ Das mag ich.“ Er trat näher und drückte mich mit seinem Körper an die Bar, die Hände zu meinen Seiten auf den Tresen abgestützt. „Komm schon, Baby, es ist nur ein Drink. Und dann wirst du sehen, dass du mich magst…“ Ich rammte ihm die Faust so fest in den Magen wie ich konnte. Wäre ich ein Mann gewesen, wäre er jetzt zusammengebrochen, so aber krümmte er sich nur ein wenig. Mit dem Schmerz sickerte der Hass auf sein einfältiges Gesicht. „Miese Schlampe, das wirst du noch bereuen…“, stöhnte er und griff nach meinem Handgelenk. Er hatte also immer noch nicht genug. Augenverdrehend wollte ich mit losreisen, aber sein Griff war fest wie ein Schraubstock und als ich ihn mit der anderen Hand schlagen wollte, schnappte er sich auch diese. Erneut drängte er mich an den Tresen und seine freie Hand grabschte nach meiner Brust während er seine Lippen auf meine presste. Entsetzten lähmte mich. Hilflos… Ich fühlte mich so hilflos, als er grob die Zunge in meinen Mund zwang. Doch dann erinnerte ich mich daran, wer ich war, und ich wollte ihm gerade das Knie zwischen die Beine rammen, als er unsanft von mir weggerissen wurde. „Was soll der Scheiß? Siehst du nicht, dass wir beschäftigt sind?“, fauchte der Mann, der gestolpert war und sich jetzt ungehalten den Anzug richtete. Eine Schulter schob sich vor mich und als ich den Blick hob, sah ich nur eine schwarze Kapuze. Ausgerechnet diese Nervensäge muss sich als Held aufspielen, dachte ich verärgert. „Ich glaube, die Lady möchte sich nicht mit dir beschäftigen.“ „Die kleine Schlampe beschäftigt sich mit jedem. Wenn du wartest, kannst du auch noch ran… Aaah! Du verfickter Psycho!“, schrie der Fremde, als Blondie ihm völlig unvermittelt den Arm herumriss, ihn in den Polizeigriff nahm und so stark anriss, dass ich hoffte, der Arm würde ihm ausgekugelt. So viel Glück hatte ich aber leider nicht. „Entschuldige dich“, knurrte Blondie leise. Kannte ich diese Stimme nicht? Ich konnte es nicht sicher sagen, die Maske verfälschte den Klang zu sehr, außerdem war es hier wahnsinnig laut. „Sofort.“ Einige Tränen traten in die Augen des Anzug-Affen und er winselte auf, als Kitsune noch fester anzog. „Scheiße, was ist los mit dir?!“ „Entschuldige dich.“ Die Stimme war befehlsgewohnt, dennoch wirkte es erneut lässig, als er den Mann auf die Knie zwang. „Es tut mir leid, ok?! Jetzt lass mich los, du Psycho!“ „Na also.“ Man hörte das Lächeln hinter der Maske. Als er losließ, funkelte der Mann uns noch mal an, dann ging er so schnell er konnte zu den Separees, wo seine Spießgesellen warteten. Sie lachten über den Zwischenfall, als hätte ihr Freund nicht gerade eine Frau belästigt. Ekelhaftes Pack. „Geht´s dir gut?“ Ich sah Blondie wütend an und trank ohne eine Antwort mein Bier. „Okey… Wer bedankt sich auch, wenn ihm geholfen wird?“, spöttelte der Mann mit der Maske, der eine Geste in Richtung des Barkeepers machte und ein Bier („Mit Strohhalm!“) bestellte. „Ich hatte nicht um Hilfe gebeten“, zischte ich. „Manchmal braucht man aber trotzdem welche.“ Erneut hörte ich das Lächeln hinter seinen Worten und fragte mich, wieso mir diese Stimme so vertraut war. Wahrscheinlich ein Kollege, mit dem ich früher zusammengearbeitet hatte, ich kam nur nicht drauf, welcher. „Schön, du hast dich als Ritter in der Not aufgespielt. Dann kannst du jetzt ja wieder gehen.“ „Oh, ich glaube nicht, dass der so leicht aufgibt.“ Blondie schob seinen lächerlichen Strohhalm unter die Maske und nickte zu dem Rudel Anzugträger, das inzwischen emsig diskutierte und immer wieder zu uns blickte. „Mit denen werde ich fertig.“ Sie würden sich wundern, wenn plötzlich ein Mann vor ihnen stand. Wenn ich mit ihnen fertig war, würden sie nie wieder eine Frau anfassen, so viel stand fest. „Mein Gott, du kannst ganz schön böse schauen dafür, dass du so hübsch bist.“ Ich zog eine Braue hoch. „Mies.“ Grinsend kratzte Blondie sich am Kopf. „Ich dachte, der wäre gar nicht so schlecht… Sorry, bei so einer Schönheit werde ich einfach nervös.“ Irgendetwas an dem Satz klang in mir nach, aber ich kam nicht darauf, wieso. „Kein Interesse“, klärte ich die Nervensäge auf. „Hm… Hab ich mir schon gedacht. Bei deinem Aussehen und Charme musst du ja praktisch einen Freund haben.“ Ich presste die Zähne aufeinander, denn daran wollte ich jetzt ganz sicher nicht denken. Natürlich bemerkte er meine Reaktion und bohrte nach. „Oh? Ärger im Paradies?“ „Warum sollte ich dir das erzählen?“ „Warum nicht? Du kennst mich nicht und ich dich nicht, also kann ich dir keinen Strick darauf drehen.“ „Wie dreht man aus einer Beziehung einen Strick?“, fragte ich, worüber er lachte. „Sag du es mir. Du willst ja nicht darüber reden.“ Bei dieser altklugen Antwort wandte ich mich ab und sah den Tänzerinnen im Käfig zu: Lange konnte ich nicht mehr bleiben, ich spürte bereits, wie mir das Chakra ausging. Aber für ein Bier würde es noch reichen. „Warum bist du überhaupt hier?“, gab Blondie die Konversationsversuche nicht auf. „Du siehst viel zu edel aus für die Spelunke. Die anderen Mädels sind ganz eifersüchtig.“ „Die hatten gehofft, der Held des heutigen Abends würde sich um sie kümmern. Tu ihnen den Gefallen.“ Ich machte eine Geste, die ihn verscheuchen sollte, aber nur zum Lachen brachte. „Und was, wenn ich mich nur um eine Dame und nicht um Mädels kümmern will?“, flüsterte er, trotz der lauten Musik gut hörbar, und mir lief ein Schauder den Rücken runter. „Dann solltest du dir eine Dame suchen“, erwiderte ich gelassener, als ich mich fühlte, und sah zu ihm auf. Die Schlitze der Maske warfen so dunkle Schatten, dass ich seine Augen nicht sehen konnte. Wieder lachte er und schob den Strohhalm unter die Maske. „Und das sieht lächerlich aus.“ „So? Ist das eine indirekte Aufforderung, die Maske abzunehmen?“, fragte er amüsiert. „Das ist ein Hinweis, dass du so weder Mädchen noch Damen abbekommst. Entweder du spielst den Mysteriösen und hast Durst, oder du zeigst dein Gesicht. Ist doch nicht so schwer.“ „Harte Worte“, stellte er nach wie vor belustigt fest. „Damit werde ich dann wohl leben müssen.“ Und damit schob er sich demonstrativ seinen Strohhalm unter die Maske. Ich verdrehte die Augen und leerte meine Flasche. Zeit zu gehen – Wenn nicht irgendetwas an ihm gewesen wäre, das mich neugierig machte. „Was willst du von mir?“, fragte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Es war sehr irritierend, seine Augen nicht sehen zu können, obwohl ich seinen Blick auf mir spürte wie ein Röntgengerät. „Vielleicht spioniere ich vor meinem nächsten Kampf…?“ Ich verengte die Augen zu Schlitzen. War das ein Scherz oder wusste er, wer ich war und was ich hier trieb? Und wenn ja, woher? Mir kam in den Sinn, was Shikamaru und Sakura gesagt hatte; Dass Naruto wissen wollte, was ich tat. Ich trat näher zu Kitsune und funkelte zu seinen Augenschlitzen hoch. „Wenn du wegen des Hokage hier bist, kannst du dich gleich verpissen. Das hier hat nichts mit ihm zu tun.“ „So?“ Es kam mir vor, als benutze er den Strohhalm inzwischen nur noch um mich zu nerven. Diesmal schlürfte er sogar extra laut an der fast leeren Flasche, bis ich sie ihm ungehalten abnahm. Er lachte leise aus seiner Maske hervor. „Keine Sorge, deswegen bin ich nicht hier. Es geht um den Nervenkitzel. Das kannst du nachvollziehen, oder? Deswegen bist du sogar heute hier, oder, Sasuke…?“ Mein Blick verdüsterte sich und ich verschränkte wieder die Arme. „Von wem redest du?“ „Ach komm schon.“ Er trat so nah an mich, dass er mir ins Ohr flüstern konnte. Mir stellten sich jedes Nackenhaar auf, als er hauchte: „Ich erkenne dich, egal wie du aussiehst, Sasuke…“ Bevor er zurückweichen konnte, holte ich aus, rammte ihm die Faust in den Magen und ließ ihn ohne ein weiteres Wort stehen. Leider hatte mein Schlag stahlharte Muskeln getroffen, sodass Blondie sich wohl kaum so jämmerlich krümmen würde wie der Anzug-Affe, aber wehgetan hatte es sicher. Was bildete er sich auch ein, mir ungefragt so nahe zu kommen? Hatte er nichts aus dem Schicksal des anderen Mannes gelernt? Auf dem Weg durch die dunklen Flure bemerkte ich verwundert, wie mein Herz raste. Es dauerte etwas, bis ich merkte, wieso ich so reagierte, denn Angst war es nicht. Blondie wirkte nicht im Geringsten bedrohlich. Aber sehr erregend. Diese Selbsterkenntnis irritierte mich ein wenig. Es war nicht so, dass ich sonst keine Erregung verspürte, aber normalerweise brauchte es einen größeren physischen Anreiz als eine Hand auf meinem Rücken und ein paar geflüsterte Worte. Noch dazu von diesem Möchtegern Prince Charming. Ich fragte mich, woher diese Reaktion rührte, denn sein gutes Aussehen konnte es ja nicht sein. Klar, er war muskulös, wie alle meine Kollegen, aber sein blondes Haar war mir eigentlich zu kurz und sonst konnte ich nicht viel zu seiner Erscheinung sagen. Es musste also alleine von seiner Ausstrahlung herrühren, die aus einer souveränen, schwebenden Aura von Kraft bestand. Er hatte es verbal mit mir aufgenommen und mir Komplimente gemacht, ohne zu schleimen. Außerdem hatte er mich nicht zu sehr angetatscht, gerade als wüsste er, dass ich das bei Fremden nicht schätzte. Aber das hatte er sich durch die Auseinandersetzung mit dem Wichser vor ihm denken können, und überhaupt; sein Interesse hatte mir als Frau gegolten… Oder? Immerhin hatte er ja scheinbar gewusst, wer ich war. Noch immer verwirrt kehrte ich nach Hause zurück und zog mich aus. Dabei bemerkte ich, dass Kitsunes Geruch an den Kleidern hing und hielt sie mir an die Nase. Der Gestank von Alkohol, Zigaretten und Schweiß überdeckte viel, aber irgendwie kam mir der Duft vage bekannt vor. Kopfschüttelnd schmiss ich die Kleider in den Wäschekorb – Man wusste ja nie, wann man wieder inkognito gehen musste – Und ging schlafen. Ich träumte davon, Sex mit Blondie zu haben und wie er unter seiner Maske hervor lachte: „Das wird deinem Freund aber nicht gefallen“, während er meinen Schwanz ritt. Beim Aufwachen hatte ich Kopfschmerzen. Stöhnend verfluchte ich das billige Gesöff, das Giro seinen Kunden andrehte, und quälte mich aus dem Bett in die Küche. Takeshi war schon wach und schob mir eine Tasse Kaffee hin. Ich brummte meinen Dank und durchsuchte den Apothekerschrank nach einer Aspirin, welche die feste Komponente meines Frühstücks darstellte. Ausgewogene Mahlzeit und so. Mein Blick fiel auf meinen Mitbewohner, der schon wusste, dass er morgens nicht viel sagen sollte, wenn er keinen Ärger wollte. Wie seltsam die fünf Tage gewesen waren, in denen er nicht auf diesem Stuhl gesessen hatte… Natürlich hätte der Junge das Krankenhaus am liebsten noch am selben Tag verlassen, aber die Ärzte wollten ihn weiterhin beobachten. Unter der Androhung, andernfalls ans Bett gefesselt zu werden, war er schließlich geblieben. Jetzt war er bereits ein paar Tage wieder zu Hause, aber so ganz fit war er noch nicht. Ich hätte nie im Leben gedacht, zu solcher Angst fähig zu sein. Als ich Takeshi ins Krankenhaus gebracht hatte, hatte ich unter Schock gestanden, und dann hatte die Sache mit Naruto mich völlig aus der Bahn geworfen. Aber sobald ich zu Hause im Bett lag, ließen mich die Bilder des bewusstlosen Jungen und die ´Was wäre wenn…?`- Gedanken nicht mehr los. Ich wollte mir nicht vorstellen, wie es wäre, sein mürrisches Gesicht nicht mehr zu sehen, seine trotzigen Antworten zu vermissen oder sogar seine dreckige Wäsche nicht mehr regelmäßig auf sein Kopfkissen zu legen, weil er zu lange nicht geputzt hatte. „Was ist?“, fragte genau diese unersetzlich mürrische Stimme, als Takeshi merkte, wie ich ihn anstarrte. Er verzog leicht das Gesicht. „Nur, weil du den Hokage jetzt eine Woche nicht gesehen hast, brauchst du mich nicht anschwulen.“ Und schon waren meine ganzen positiven Gefühle wie weggeblasen. „Ich ´schwule` dich nicht an. Außerdem verbitte ich mir eine solche Ausdrucksweise.“ Unter meinem strengen Blick nickte er und murmelte eine Entschuldigung, obwohl er die Augen verdrehte als er glaubte, ich sähe nicht hin. „Und ich habe dir schon gesagt, dass ich nicht über Naruto reden will.“ „Musst du ja auch nicht – Aber mit ihm solltest du reden.“ „Hatten wir uns nicht geeinigt, das mit den Beziehungstipps zu lassen?“ „Das mit euch ist was anderes als bei Sakura-san. Ihr solltet das klären.“ Takeshi runzelte besorgt die Stirn, aber ich schnaubte nur. Seit wann brauchte ich jemanden, der sich Sorgen um mich machte? „Nein.“ „Aber… Er ist der Hokage!“, jammerte der Junge, als würde das alle Probleme beseitigen. Tat es aber nicht. Einige der Probleme waren gerade dieser Tatsache entwachsen. „Na und?“ Und wenn Naruto der verdammte Kaiser von China gewesen wäre, es interessierte mich nicht. War ich ein Weib, das einen Versorger brauchte und deshalb auf die Größe des Nestes schielte, wenn es um einen potentiellen Partner ging? Potentiell… Jetzt fing ich selbst schon an, es in Erwägung zu ziehen! Daran war nichts ´potentiell`, sondern einfach unmöglich. Unnötig. Ungewollt. „Aber du magst ihn doch auch“, ließ er Junge nicht locker und mich zusammenzucken. Verdammt, wer bildete er sich zu sein ein? Gimini Grille? „Du brauchst jetzt gar nicht so böse zu schauen.“ Takeshi kam näher, obwohl ich die Arme verschränkte und auch sonst alle Signale sendete, die dieses Gespräch bei jedem anderen beendet hätten. Leider war der Junge ein ausgesuchter Sturkopf. Woher er das nur hatte? „Wenn es nicht so wäre, hättest du ihm längst gesagt, dass er sich verpissen soll und würdest ihn nicht so schmoren lassen. Aber hat er jetzt nicht lange genug bewiesen, dass er es ernst meint?“ Das musste Naruto nicht beweisen, ich wusste es auch so. Der Trottel trug das Herz auf der Zunge und hatte sich auch nie die Mühe gemacht, seine Zuneigung zu mir zu verstecken. Nur war ich wohl Analphabet, wenn es um das Lesen von Gefühlen ging. Ehrlichgesagt hatte ich es auch nie entziffern wollen, das Herz des Mannes, der mich nie aufgegeben hatte. Es war mir zu bunt, zu laut, zu voll mit allem Möglichen – Menschen, Orten, Erinnerungen. Alles, was er zu sehen bekam, schloss Naruto ins Herz und ließ es nicht mehr los, bis sein Inneres einer Rumpelkammer glich. Und diese Rumpelkammer gehörte scheinbar mir. Das warme Gefühl, das sich bei diesem Gedanken in mir ausbreitete, missfiel mir. Man konnte nur zu leicht verlieren, was einem gehörte. Und wie hätte ich etwas so Großes wie Narutos Herz jemals ersetzen sollen? Nein, da wollte ich es lieber gar nicht erst haben. „Und was machst du, wenn er irgendwann nicht mehr kommt?“, fragte Takeshi in mein Schweigen hinein genau das, worum ich mir Sorgen machte. Irgendwann würde ich Naruto langweilen – Und dann? Ich vermisste ihn ja jetzt schon (Ja, ich hatte es mir eingestanden), wie sollte es da sein, wenn ich ihn als festen Freund verlor? Wenn wir zusammen wohnten, wie er sich das jetzt so romantisch vorstellte, und er dann auszog? Wenn wir heirateten, und er es irgendwann leid war, den Ring eines Mannes zu tragen wie ein Stigma am Finger? Das alles machte mir solche Angst, dass ich nicht darüber sprechen konnte und wollte. „Das ist meine Angelegenheit“, wies ich Takeshi deshalb schroff ab. „Ich kümmere mich darum, sobald ich deine geklärt habe.“ Der Junge wurde rot; er mochte es ebenso wenig wie ich, wenn andere sich um ihn kümmern mussten. Sagen tat er aber nichts mehr, bevor er die Küche verließ und seine Zimmertür hinter sich zuwarf. Ich rieb mir erschöpft über das Gesicht. Wenn sich all diese beängstigenden Zukunftsvisionen mit Naruto nur nicht gleichzeitig so verlockend anhören würden. In den folgenden Tagen trainierte ich eigentlich ständig, wobei ich versuchte, Takeshi von mir fernzuhalten. Ich wollte ihm schließlich nicht schmackhaft machen, im nächsten Jahr wieder am Shadow Dance teilzunehmen. Allerdings war dieser Vorsatz an bedacht der Tatsache, dass wir nach wie vor zusammen wohnten, nicht wirklich umzusetzen. Außerdem vermutete ich, dass der Junge sich nach wie vor Sorgen um mich machte. Das war natürlich lächerlich, es war ja nicht so, als hätte ich Herzschmerz oder sowas. Genau genommen hatte ich beschlossen, sauer auf Naruto zu sein. Wie kam er überhaupt dazu, mir eine Beziehung anzudichten? Normale Menschen redeten über so etwas zuerst mit dem gewünschten Partner. Aber nein, seine Majestät stand über solch unnötigen Konventionen. Verärgert darüber, schon wieder an Naruto zu denken, schnaubte ich und sperrte die Tür zu dem Wohnhaus auf, in dem ich lebte. Dabei fiel mein Blick auf den Briefkasten zu meiner Rechten, den ich schon seit Tagen nicht beachtet hatte. Jetzt öffnete ich ihn und blätterte lustlos durch Prospekte, Rechnungen… Und einen Brief. Auf dem Weg durch das kleine Treppenhaus öffnete ich das Schriftstück und begann zu lesen, als ich vor der Tür stand. Der Inhalt verblüffte mich so sehr, dass ich vergaß, aufzusperren. Die Nachricht war von Chiharu Mimori, die besorgte Mutter, die mich vor einer Weile aufgesucht hatte. Im Namen des Elternbeirates (eine vollständige Unterschriftenliste lag bei) schlug sie mir vor, ein anderes, meinen Fähigkeiten angemesseneres Arbeitsfeld zu suchen. Man wäre der Meinung, es sei zum Besten für sowohl die Ausbildung der Kinder als auch mein berufliches Fortkommen. Für meinen weiteren Werdegang wünsche man mir alles Gute. Gerade so, als wäre mein Abritt schon beschlossene Sache. Als meine erste Verwirrung sich legte, kam die Wut. Ich ging in die Wohnung, nur, um meine Sachen abzulegen, dann verließ ich sie direkt wieder, den Brief im Gepäck. Irgendwie hatte ich mir denken können, dass meine Provokation gegen Frau Mimori und ihre Mutti-Armee nicht ohne Folgen bleiben würde. Wahrscheinlich hatte ich die ganze Sache bereits als unwichtig abgestempelt, nachdem Naruto darüber gelacht hatte, und es verdrängt. Und jetzt zwang sie mich, meinen Liebhaber aufzusuchen, was ich um jeden Preis hatte vermeiden wollen. In den letzten zwei Wochen hatte ich es erfolgreich vermieden, Naruto zu sehen, aber in dieser Angelegenheit blieb mir nichts anderes übrig, als ihn zu konsultieren. Immerhin war es an ihm, zu entscheiden, wie ich dem Dorf am nützlichsten war. Wäre es nämlich nach mir gegangen, hätte ich den Babysitterjob schon lange an den Nagel gehängt. Gegen den Inhalt dieses Briefes hatte ich also rein gar nichts, sondern nur gegen die anmaßende Art, auf die sich diese Frau Kompetenzen herausnahm, die sie eindeutig nicht hatte. Im Hokage Turm wartete ich nicht darauf, in Narutos Büro gebeten zu werden, sondern trat einfach ein. Er war nicht alleine; das war er so gut wie nie. Jetzt war Sakura bei ihm, und ihre Gesichter erhellten sich praktisch synchron bei meinem Anblick. „Sasuke-kun…“, flüsterte Sakura, trotz ihrer Freude verlegen, doch ich ignorierte sie. „Wir müssen reden“, erklärte ich dem Hokage, indem ich ihm den Brief vorlegte. Dabei wanderte mein Blick über sein Gesicht (Er sah dünner aus) und blieb an seinem Haar hängen. Es stand nicht mehr unbezwingbar von seinem Kopf ab, sondern war auf wenige Zentimeter abgeschnitten worden. Ein Gefühl von Verlust fuhr mir in die Brust; ich hatte es gemocht, die Finger durch seine Haare gleiten zu lassen, die dann noch weiter abstanden als sowieso schon. Das, und seine Hände, die sanft und gleichzeitig fordernd sein konnten. Und seine Augen, die er jetzt nur so wiederwillig von mir abwandte, um den Zettel zu lesen, den ich ihm gereicht hatte. Was wollte er als nächstes abschneiden lassen, dachte ich verärgert, seinen Penis? Naruto runzelte die Stirn, als er zu Ende gelesen hatte. „Was soll das?“ „Ich habe der Rädelsführerin vor ein paar Wochen die Meinung gesagt. Das hat ihr wohl nicht gepasst, und hier siehst du ihre Antwort.“ „Das ist die Frau, die mich letztens schon aufgesucht hat, oder?“ „Was steht denn da?“, mischte Sakura sich ein, als ich nickte. Erneut überging ich sie. „Von mir aus kannst du ruhig tun, was sie will und mich versetzen.“ Narutos Augen wurden hart. „Du bleibst in der Stadt. Punkt.“ So direkt und autoritär hatte er das noch nie gesagt und ich sah ihn kühl an, ehe ich eine Verbeugung andeutete. „Wie Sie wünschen, Hokage-sama“, lamentierte ich, was ihn leicht zusammenzucken ließ. „Sasuke…“ „Du solltest jedenfalls mit Chiharu sprechen. Diesen Ton kannst du dir nicht bieten lassen.“ Naruto sah aus, als wäre ihm der Inhalt des Briefes völlig egal, aber er nickte. „Ich werde mich darum kümmern… Sakura-chan, kannst du uns alleine lassen?“ „Aber ich wollte mit Sasuke-kun sprechen.“ „Ich auch“, beharrte der Hokage. Früher mal hätte sie ihm für den Tonfall eine mitgegeben, aber jetzt stand er als ihr Vorgesetzter vor ihr und strahlte diese Aura von Autorität aus, die ihn manchmal umgab und ich unglaublich sexy fand. Sakura dagegen nickte nur und verließ das Büro. Ich ignorierte ihren Abschiedsgruß, die Hände auf dem Rücken gefaltet, die Haltung militärisch gerade. Wenn Naruto mir Befehle geben wollte, würde ich eben einer seiner Soldaten sein, nicht sein Geliebter. „Hokage?“, fragte ich, als wir alleine waren. Wieder sah er aus, als hätte ich ihn geschlagen. „Bitte mach das nicht, Sasuke…“ Zwar sah ich ihn kühl an, doch ich gab die Militärhaltung auf, um die Arme locker zu verschränken. „Worüber willst du reden?“ „Na, über uns. Du ignorierst mich seit zwei Wochen, und ich verstehe nicht, wieso.“ „Ach, nicht?“, giftete ich. „Bist du tatsächlich der Meinung, ich solle froh sein darüber, dass du alleine entschlossen hast, dass wir eine Beziehung führen? Soll ich dankbar sein, eine gute Partie wie dich abbekommen zu haben, und den Mund halten?“ „So war das nicht gemeint.“ Er stand auf und kam um den Tisch, doch ich machte mit einem Blick klar, dass er mich besser nicht anfasste. „Du weißt so gut wie ich, dass du jeden haben könntest.“ Leider war ich durchaus anfällig für Komplimente – Besonders von Naruto. Aber ich wollte mich jetzt nicht beruhigen. Eigentlich wollte ich dieses Gespräch gar nicht führen. Konnten wir nicht einfach die Tür absperren und auf der Couch vögeln? Aber nein, diese Einfachheit hatte er ja kaputtmachen müssen. „Ja, das weiß ich“, gab ich gereizt zurück. Sonst hätte er über meine Arroganz gelacht, aber jetzt seufzte er nur. „Aber das willst du nicht. Das mit uns geht jetzt mehr als drei Jahre, und war immer exklusiv.“ Wir hatten zwar nicht darüber geredet, aber er kannte mich und wusste, dass ich nicht rumvögelte. Es mochte Teil meiner Arroganz sein, aber man musste es sich verdienen, mich berühren zu dürfen. Ich war ein Uchiha und ich war über solche niederen Instinkte wie bloßes sexuelles Verlangen erhaben. Wenn sich jemand das Recht verdiente, mit mir körperlich zu werden beziehungsweise es schaffte, mich zu erregen, konnte er sich etwas darauf einbilden. Mir kam meine Reaktion auf „Kitsune“ wieder in den Sinn und Verärgerung und Scham stiegen in mir auf. So viel zu ´Über solche Instinkte erhaben`. Ich sah aus dem großen Fenster, von dem aus man nur die Dächer des Dorfes sehen konnte. „Vielleicht sollte ich einfach Sakura heiraten…“, murmelte ich, plötzlich einfach nur erschöpft von diesen ganzen Spielchen mit Reputation, Sex und Gefühlen. „Warum sagst du sowas?“, fuhr Naruto mich an und jetzt hatte sich zu seiner Trauer auch Wut in seine Augen geschlichen. „Du weißt, wie viel du mir bedeutest, und… Ich dachte, du empfindest dasselbe.“ Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen und ich spannte die Schultern an. „Und was soll das sein?“, fragte ich, obwohl ich es ahnte. „Komm schon, Sasuke…“, nuschelte Naruto und fuhr sich durch die Haare, als ich ihn nur auffordernd ansah. Doch dann holte er tief Luft, sah mir fest in die Augen und sagte: „Ich liebe dich.“ Der Knoten in meinem Magen verwandelte sich in Würmer und die krochen mir durch den ganzen Körper. Sakura hatte mir das als Kind mal gesagt, aber das zählte eigentlich nicht, also war das hier mein erstes Liebesgeständnis. Mit 29. Eigentlich peinlich. Naruto lachte traurig. „Ich wusste, dass du so schauen würdest… Als hätte man dir Krebs diagnostiziert.“ Seufzend rieb ich mir die Augen, um diesen Ausdruck aus ihnen zu wischen, der Naruto verletzte. Ich wollte ihm nicht wehtun, eigentlich. Was ich wollte, das war die Frage ohne Antwort. Und vor allem; liebte ich ihn auch? Ich hatte darüber weder nachgedacht, noch wollte ich es tun. Es gefiel mir ja jetzt schon nicht, mir vorzustellen, ihn zu verlieren, wie wäre es da, wenn er offiziell mir gehörte und dann feststellte, mich nicht mehr zu wollen? „Wie hast du dir das vorgestellt?“, fragte ich nüchtern gegen seine Gefühlsbetontheit. „Du bist der Hokage. Du solltest eine Frau heiraten und Kinder bekommen und… Normal sein.“ Da lachte er auf. „Seit wann bin ich normal? Und seit wann tue ich, was ich sollte?“, wollte er wissen und kam näher. Als ich nicht zurückwich, nahm Naruto meine Hände. „Ich will keine Frau oder ´Normalität`. Ich will dich… Uns. Kinder wären schon schön, aber das muss nicht sein. Wir müssen es nicht öffentlich machen, wenn du nicht willst. Nichts muss sich ändern… Nur verlass mich nicht, Sasuke. Nicht nochmal.“ Das war ein Schritt zu viel, und ich entzog ihm meine Hände. „Ich kann dich nicht verlassen. Wir waren nicht zusammen.“ Sichtlich geknickt lehnte er sich gegen den Schreibtisch und sah mich an wie ein geprügelter Hund. „Ist die Vorstellung, mit mir zusammen zu sein, wirklich so schrecklich für dich?“ Nein, das war sie nicht. Ganz im Gegenteil war Naruto vermutlich der einzige Mensch, mit dem ich es längerfristig aushalten könnte, obwohl er eine Nervensäge war. Aber so einfach ´Ja` sagen konnte ich nicht. Das wäre, egal, was er sagte, der Verlust eines Grades an Freiheit, zu dem ich nicht bereit war. Außerdem war er nach wie vor mein Vorgesetzter. „Ich muss darüber nachdenken“, sagte ich schließlich ausweichend. Er sah zwar traurig aus, akzeptierte aber mit einem Nicken. „Ok…“ „Ich werde jetzt gehen.“ „Ah, eins noch“, hielt er mich auf und ich dachte schon, er würde auf der Beziehung beharren, doch er sagte: „Es geht um Takeshi. Ich denke, es wäre besser, er zöge aus.“ „Und in welche Wohnung?“, fragte ich ein wenig perplex. „Ich habe das geregelt. Ende des Monats zieht er aus.“ „So plötzlich?“ „Ich bitte dich. Dachtest du wirklich, wir hätten innerhalt eines halben Jahres keine Wohnung für mein Mündel gefunden?“ Der Spott machte Narutos Stimme fremd. Er stand auf und stellte sich mit dem Rücken zu mir, um sein Dorf zu betrachten. „Ich habe ihn dir gelassen, weil ich dachte, es tut euch beiden gut, aber wie sich herausstellte, befördert ihr nur das Schlechte im jeweils anderen.“ „So?“, fragte ich kühl. Zuerst hatte er mir den Jungen gegen meinen Willen aufgedrängt und jetzt, da ich mich an ihn gewöhnt hatte, wollte er ihn mir einfach so wieder wegnehmen, das war alles, was ich hörte. „Seit er bei dir wohnt, bist du ein noch größerer Geheimniskrämer. Du ziehst dich von allem zurück. Und Takeshi gebärdet sich wie dein Doppelgänger. Er ist gleichermaßen arrogant seinen Altersgenossen und Vorgesetzten gegenüber, hört auf niemanden und macht nur dumme Sprüche…“ „Das hat er auch davor.“ Nur hatte ihm niemand zugehört, bevor Naruto ihn zu seinem (Und meinem) persönlichen Problem gemacht hatte. „Ihr steht euch zu nahe. Du bist sein Ausbilder.“ Kurz sah ich Naruto nur ungläubig an. Er konnte doch niemandem nahe genug stehen, jeder war sein Freund. Und wenn ich mich gut mit meinem Schüler und Mitbewohner verstand, war das unlauterer Wettbewerb? Unwillkürlich dachte ich wieder an das, was Shikamaru gesagt hatte. ´Er wird nicht die Füße stillhalten, wenn es um dich geht.` Mich… „Du bist eifersüchtig.“ Das war eine Feststellung, keine Frage. Ich nickte zu Chiharus Brief. „Du glaubst den Quatsch.“ Naruto drehte sich nicht um, aber ich sah, wie seine Nackenmuskulatur sich anspannte, sodass das viel zu kurze Haar sich sträubte wie das Fell eines Hundes. Er sah so fremd aus... „Was soll ich denn sonst glauben, Sasuke?“, fragte er. „Ihr habt irgendein Geheimnis – Du gibst dir ja nicht mal Mühe, das zu verbergen. Und er ist ein hübscher Junge.“ "Er ist sechzehn“, erinnerte ich ihn genervt und noch bevor er etwas erwidert konnte, schüttelte ich den Kopf und ging. Das würde ich mir nicht weiter anhören. Natürlich war mir bewusst, dass Naruto das nicht wirklich glaubte. Er war verunsichert von unserer momentanen Situation, das war alles, aber das gab ihm noch lange nicht das Recht, jeden Mist zu reden. Wahrscheinlich würde er sich noch am selben Abend entschuldigen, und vielleicht könnten wir dann etwas Zeit miteinander verbringen, ohne über diesen Beziehungsquatsch oder den Jungen zu reden. Ich vermisste ihn, auch, wenn ich es mir nicht gerne eingestand. Ich erledigte noch einige Angelegenheiten, dann kehrte ich nach Hause zurück. Die Wohnung war leer, und obwohl ich keinen Grund dazu hatte, hatte ich ein ungutes Gefühl bezüglich Takeshis Abwesenheit. Da irrte Naruto sich nämlich: Mein Mitbewohner hatte in den letzten Monaten eine engere Bindung zu seinen Mitschülern aufgebaut und hing viel mit ihnen rum, noch mehr, seit Sakura ihn so hintergangen hatte. Er war sauer geworden, als ich ihn ermahnt hatte, sich bei seinen neuen Freunden nicht zu verplappern. Vielleicht hatte Naruto zumindest in einer Hinsicht Recht. Ich hatte wieder mehr Geheimnisse vor ihm. Es war nur dieses eine, aber es nahm inzwischen so viel Platz in meinem Leben ein, dass es war, als wüsste mein Geliebter praktisch nichts mehr von mir. Kein Wunder, dass ihm das nicht gefiel. Die Wahrheit war, dass ich mir kaum vorstellen konnte, wie es ohne dieses Turnier sein sollte. Mein Mitbewohner würde ausziehen, sodass ich die Abende alleine in meiner Wohnung verbringen würde, sofern mein Hokage mich nicht zwischen zwei Termine quetschen konnte. So war es vorher auch gewesen, doch jetzt kam mir das trostlos vor. Andererseits hatte ich auch keine Lust, mich ständig mit Narutos Freunden zu treffen. Ich hatte mir nie eingeredet, es wären meine Freunde, und es mir auch nie gewünscht. Wir kamen klar, das war alles, und mehr musste nicht sein. Ich hatte noch nie viel Zuspruch gewollt. Der einzige, den ich dauerhaft wollte, war Naruto, aber vielleicht stellten wir uns das auf unterschiedliche Arten vor? Im Moment zeichnete sich das Ende unserer Liaison ab, denn ich wusste, dass Naruto keine halben Sachen mehr wollte. Und wenn ich entschied, ihm nichts Ganzes geben zu können, würde ich gar nichts haben. Ich könnte gehen, bevor es so weit war. Ich wollte nicht, dass er ´Schluss machte`, sofern das bei dem, was wir bisher gehabt hatten, überhaupt möglich war. Lieber würde ich selbst verschwinden. Wie ich es hasste, ständig an ihn zu denken. Ziemlich genervt erledigte ich einigen Papierkram, der noch zu tun war, aber ich konnte mich nicht richtig konzentrieren. Stattdessen formte sich der Gedanke in mir, tatsächlich das Dorf zu verlassen, sobald der Shadow Dance vorbei war. Ich wollte einfach nicht zurück in dieses dröge, ergebene Nichtstun, zu dem Naruto mich gezwungen hatte, und da er wohl auch nicht bereit war, seinen selbsternannten ´Lebensgefährten` (Oder: Schoßhund) loszulassen, blieb mir wahrscheinlich nichts anderes übrig. Es war spät, als ich meine Pflichten erledigt und die Wohnung in Ordnung gebracht hatte. Nur ein Zimmer hatte ich nicht gesäubert, aber es war sowieso leer. Takeshi war noch nicht heimgekehrt. Wir hatten keine feste Vereinbarung über Ausgehzeiten und es war noch nicht Mitternacht, aber das ungute Gefühl von zuvor war zurück. Ich wusste einfach, dass er keine Videospiele mit seinen Freunden spielte. Ich holte mir gerade eine Flasche Wasser aus der Küche, als ich die Haustür leise auf und wieder zugehen hörte. Langsam ging ich zur Küchentür und lehnte mich in deren Rahmen, von wo aus ich beobachtete, wie mein Mitbewohner zu seinem Zimmer schlich. „Wo warst du?“ Takeshi zuckte zusammen, als er meine Stimme hörte. Wahrscheinlich hatte er nicht damit gerechnet, sich erklären zu müssen. Nur zögerlich kam er näher, blieb vor mir stehen und rieb sich den Nacken, ohne mich anzusehen. „Ich habe gearbeitet“, gab er dann wiederwillig zu, weil er wusste, dass ich es letztlich sowieso herausfinden würde, wenn er log. „Ich habe dir gesagt, dass ich das nicht möchte.“ „Aber jetzt ist es was anderes!“, platzte er heraus. Er flüchtete sich vor seinen Schuldgefühlen in Wut. Das kannte ich. „Ich habe versagt, da muss ich das Geld halt anders auftreiben, oder?“ Ein wenig überrascht sah ich ihn an. Das war der Grund? Ich hatte gedacht, er wolle mal wieder rebellieren, aber stattdessen trieben ihn Pflichtgefühl und Versagensangst in die Arme dieser Kinderschänder. „Du hast nicht versagt, sondern verloren“, erklärte ich ruhig. „Das ist dasselbe.“ Wie giftig seine junge Stimme klingen konnte. „Nein. Außerdem ist es egal. Ich werde gewinnen, dann ist der größte Teil der Schulden gedeckt. Der Rest…“ „Ich will nicht, dass du für mich zahlst.“ Diesmal verstand ich ihn sogar; Takeshi wollte nicht von mir abhängig sein. Ich hätte es genauso gehalten, aber er war nicht ich, sondern ein Kind, das Hilfe brauchte, und ich würde nicht zulassen, dass er wieder mehr Zeit bei Giro und seinen Spießgesellen verbrachte. Nie wieder würde er des Geldes wegen so zugerichtet sein, solange ich für ihn verantwortlich war. „Das ist kein Geschenk“, erklärte ich Takeshi ruhig. „Du wirst es mir zurückzahlen. Und dafür wirst du dich wohl oder übel in eine leitende Position arbeiten müssen. Du kannst dir mir der Rückzahlung so viel Zeit lassen, wie du willst, aber wehe, es fehlt auch nur ein Yen. Und wehe, du gehst nochmal dort arbeiten.“ Seine Augen wurden ein bisschen glasig, aber er blinzelte die Tränen weg und nickte. „Ich werde dich nicht enttäuschen.“ Im Vorbeigehen wuschelte ich ihm durch die Haare. „Ich weiß“, sagte ich, ohne ihn mein Lächeln sehen zu lassen. Als die Chunin-Prüfungen nahten, war ich in der besten Form seit langem. Muskeln zeichneten sich unter meiner straffen Haut, meine Kondition war hervorragend und meine Kollegen besiegte ich in den Übungskämpfen mit Leichtigkeit. Zu schade, dass diese straffen Muskeln niemand zu Gesicht bekam. Naruto war nicht an dem Abend gekommen, um sich zu entschuldigen, und auch nicht am nächsten Tag. Zuerst war ich irritiert gewesen; er lief mir doch immer nach. Aber inzwischen hatte ich mich damit abgefunden, dass vorbei war, was immer wir da gehabt hatten. Wegen der Prüfungen sah ich ihn öfter, aber er behandelte mich mit derselben kühlen Professionalität wie ich ihn. Takeshi erzählte zwar Gerüchte darüber, dass es unserem Hokage ganz und gar nicht gut ging, aber was ging mich an, wenn er in Besprechungen einschlief oder Gesandte anschnauzte oder seine Regierung Sakura und seinen Beratern überließ? Ich war nicht sein Babysitter. Ich war wohl gar nichts mehr für ihn. Nach ein paar Wochen schmeckte dieser Gedanke immer noch bitter. Umso intensiver beschäftigte ich mich mit dem Shadow Dance. Ich war zwar enttäuscht, von Blondie um die Gelegenheit zur Rache gebracht worden zu sein, aber meinen nächsten Kampf gewann ich trotzdem. Gerne hätte ich mit ´Kitsune` gesprochen, doch er tauchte nicht im Kampfring auf, wenn er nicht selbst in den Käfig stieg. Ich ertappte mich dabei, jeden blonden Kollegen zu scannen und zu raten, ob er der andere Kämpfer sein konnte, der mich so leicht enttarnt hatte, aber es gelang mir nicht. „Vielleicht siehst du ihn jetzt ja wieder“, stichelte Takeshi, als wir mal wieder auf dem Weg ins Casino waren. Es regnete und scheinbar fühlte der Junge sich zwischen den Tropfen sicher, aber ich sah mich aufmerksam um. Sakuras Spionage und Shikamarus Warnung hatte ich noch nicht vergessen. „Könnte sein.“ „Warum interessierst du dich eigentlich so für ihn? Du hast doch höchstens ein paar Worte mit ihm gewechselt“, erinnerte Takeshi mich, dem ich von meinem Ausflug in den Ring erzählt hatte. Ich wartete mit der Antwort bis wir an den Türgorillas vorbei waren und durch die Tunnel gingen. „Er ist ein Kollege und mich interessieren seine Gründe, an dem Turnier teilzunehmen.“ Das war sogar Teil der Wahrheit. Der Rest davon war, dass ich einer Intuition und persönlicher Neugierde folgte. Irgendetwas der Ausstrahlung dieses Mannes faszinierte mich und das, ohne auch nur ein Mal in seine Augen geschaut zu haben. Vielleicht war es auch der Sexentzug, der mich so neugierig machte, aber Tatsache war, dass ich diesen Fremden erneut sprechen wollte. Da er ja nicht mehr am Turnier teilnahm, durfte Takeshi meinem Kampf zusehen. Mir behagte nicht, dass er dabei wieder bei Giros Gefolge verkehren würde. „Kein Wort über Naruto oder mich. Oder Staatsgeschäfte“, mahnte ich, doch er verdrehte nur die Augen. „Am besten sage ich gar nichts“, murrte er sarkastisch. „Ich bin kein Kind mehr, und du solltest langsam lernen, mir zu vertrauen. Bald sind wir immerhin Kollegen.“ Damit stolzierte er durch die Menge davon und ich sah ihm nachdenklich hinterher. Dass er nicht dumm war wusste ich ja, und auch, dass er Naruto gegenüber loyal war. Nur hatte Giro ihn aufgezogen und ich war nicht sicher, welche Loyalität größer war. Die Lichter gingen aus und ich schob mich in Richtung des Käfigs, noch bevor Mamoru diesen betreten hatte. Das Publikum bemerkte mich und wich flüsternd zurück, doch ich beachtete sie nicht, denn da vor der Arena sah ich, worauf ich gehofft hatte; blondes, eine Spur zu kurzes Haar über einer Fuchsmaske. Die Brille des Moderators glänzte im Spott, als er zu sprechen begann, und er sah aus wie eine Made im Speck. „Willkommen, Ladies and Gentlemen! Wie immer scheuen wir weder Kosten noch Mühen, um Ihnen die größtmögliche Unterhaltung zu bieten, aber die heutige Begegnung ist ein Geschenk von Fortuna selbst! Das Los hat entschieden und schickt zwei unserer spannendsten Teilnehmer schon im Halbfinale in den Ring. Begrüßt mit mir… Kitsune und Sasuke!“ Ich ließ meinem Kontrahenten den Vortritt, der in den Käfig lief wie andere in ihr Schlafzimmer. Mamoru erzählte noch weiter, aber ich hörte nicht zu. Blondie zog meine Aufmerksamkeit an wie ein schwarzes Loch. Seine kräftige Gestalt steckte in einem Sweatshirt, dessen Kapuze er sich tief ins Gesicht gezogen hatte. Darunter trug er die obligatorische Maske der ANBU. Seine Hände waren von dünnen Lederhandschuhen verborgen. Das einzig offene an ihm war sein Blick, der aus dem Halbschatten der Kapuze hervorleuchtete. Hier, im Scheinwerferlicht der Bühne, sah ich zum ersten Mal Blondies Augen. Sie waren azurblau „Ihr kennt die Regeln. Keine Jutsu, keine Waffen, kein Töten. Alles verstanden? Dann… Kämpft!“, rief Mamoru in meine temporäre Erstarrung. Er zog sich aus dem Käfig zurück… Und ich ging auf ein Knie, eine Hand auf dem Boden, die andere an der Brust, den Blick gesenkt. „Hokage“, sagte ich so, dass nur der Angesprochene es hören konnte. „Steh auf“, befahl er über den Lärm der aufgeregten, verwirrten Menge und Mamorus Erklärungsversuche hinweg. Ich blieb, wo ich war, wo wir beide wussten, dass es mein Platz war. Hätte ich ihn angegriffen, wäre es Hochverrat. Aus dem Publikum waren Pfiffe zu hören und der Moderator zählte wiederwillig die Sekunden bis zu meiner Disqualifikation. „Steh auf, Sasuke. Das ist ein Befehl. Steh auf und kämpfe.“ Mit einem Satz war ich über ihm und holte aus. Für einen Moment blitzten die Augen unter der Maske erschrocken auf, doch dann wich er aus. Bevor er weit kam packte ich sein Bein und riss ihn zurück. Er landete auf dem Bauch und ich sprang auf seinen Rücken. Naruto rollte sich zur Seite, sodass meine Faust hart auf den Boden knallte. Flink tänzelte er zurück, ließ mir Zeit, mich aufzurappeln. „Seit wann befolgst du Befehle, Sasuke? Du hast dich wirklich verändert“, spöttelte er und täuschte einen Tritt an, doch ich fing den Schlag ab und verpasste ihm dafür einen Kinnhacken, der ihn gegen die Käfigwand pfefferte. „Kannst du mich nicht mal hier in Ruhe lassen?“, zischte ich und ging wieder zum Angriff über. Statt zu antworten, lachte Naruto unter seiner Maske. Ein heftiger Schlagabtausch, bei dem wir beide einstecken mussten, trieb uns durch den Käfig. Ich hörte das grölende Publikum nicht, nicht Mamorus Kommentare, nicht mal meinen eigenen Atem. Ich sah nur diese blauen Augen und das Blut an den Verbänden, die sich unsere Arme hochzogen wie eine groteske Abwandlung von Freundschaftsarmbändern. Da sprang Naruto von mir, brachte Abstand zwischen uns, um uns eine kurze Verschnaufpause zu gönnen. Schwer atmend bewegten wir uns im Kreis umeinander. Die Scheinwerfer, die ihn vorher verraten hatten, standen dem Hokage jetzt im Rücken und ließen seine Augen als schwarze Löcher zurück. Hatte ich tatsächlich geglaubt, etwas vor ihnen geheim halten zu können? Plötzlich wieder wütend stieß ich mich vom Boden ab, sprang über ihn hinweg und versetzte ihm noch in derselben Bewegung einen Tritt. Er stolperte einige Schritte zurück, dann ging auch Naruto wieder zum Angriff über. Für die Zuschauer waren die Schläge immer noch nur als Schemen zu erkennen, doch ich spürte, wie wir beide langsamer wurden. Allerdings war mir auch klar, dass keiner von uns aufgeben würde. Irgendwie war klar, warum wir hier kämpften. Ich um meine Freiheit, er um die Beziehung, die er sich wünschte. Wir hatten schon so oft gekämpft, dass wir genau wussten, woran wir beim jeweils anderen waren. Früher hätten wir Jutsu verwendet, aber jetzt wollten wir uns ja nicht töten. Als ich daran dachte, dass er nicht mehr aufstehen könnte, fiel mein Schlag unwillkürlich schwächer aus. Naruto, der unter mir gelegen hatte, nutzte diese kurze Ablenkung, um seine Arme zu befreien. Gerade noch konnte ich mich von seiner Faust weglehnen, wofür ich aber von ihm runterrollen musste. Er rappelte sich auf, sodass wir uns gegenüberstanden. Narutos Maske hatte einiges an Farbe eingebüßt, wie auch seine Kleidung mehrere Risse aufwies. Ich sah kein bisschen besser aus. „Willst du das wirklich?“, fragte er durch den anschwellenden Lärm des ungeduldigen Publikums. Unser Kampf dauerte bereits zu lange, als das sie uns noch ein Pläuschchen oder eine Verschnaufpause gönnen würden. Zur Antwort knurrte ich nur, kämpfte mich auf die Beine und ging wieder auf ihn los. Beinahe synchron rissen wir die Fäuste empor und die Münder zu einem Kampfschrei auf. Nach zwei Schritten waren wir beieinander, ich duckte mich unter seiner Faust weg und rammte meine in Narutos Gesicht. Der hatte das aber wohl kommen sehen, denn er zog das Knie an, das mich voll in die Magengegend traf. Ich sackte nach vorne gegen Naruto und obwohl er selbst halb ohnmächtig in sich zusammensank spürte ich, wie er mich zu stützen versuchte, als wir zu Boden gingen. Idiot, dachte ich, dann wurden meine Gedanken schwarz. Kapitel 11: Abschlussarbeit --------------------------- „… ke! Sasuke!“ Ich kniff die Augen fest zu ehe ich sie blinzelnd aufschlug. Es brauchte etwas, bis meine Sicht sich scharf gestellt hatte, ehe ich Takeshis Gesicht dicht über meinem erkannte. Zuerst sah er besorgt aus, doch dann lächelte er strahlend. „Na endlich! Ich dachte schon…“ Ich schob ihn zur Seite und setzte mich in dem schmalen Feldbett auf, in dem ich mich befand. „Naruto“, sprach ich den ersten klaren Gedanken aus, der sich aus dem Nebel in meinem Kopf löste. Er war zu Boden gegangen… Und dann? Takeshi runzelte die Stirn. „Der Hokage? Willst du jetzt mit ihm sprechen? … Sasuke?“ Aber ich hörte meinem Schüler schon gar nicht mehr zu, denn mein Blick lag auf der gegenüberliegenden Seite des kleinen Zimmers. Auch dort stand ein Bett – Ich erkannte es als das, in dem Takeshi nach seinem letzten Shadow Dance Kampf behandelt worden war – Vor dem der inkompetente Arzt saß und auf einen weiteren Patienten einredete. „Ich kann dich nicht richtig behandeln, wenn wir die Maske nicht abnehmen“, erklärte der Quacksalber ungeduldig, doch sein Gegenüber blieb stur. „Das ist auch nicht nötig.“ „Nach so einem Schlag denke ich das aber durchaus“, beharrte der Arzt und streckte die Hände nach der ANBU-Maske aus, aber ´Kitsune` fing die Handgelenke mitten in der Bewegung ab. „Ich sagte nein.“ Seine Tonlage duldete keinen Wiederspruch und obwohl es ihm sichtlich gegen den Strich ging, fügte der Medic-Nin sich. Würdevoll stand er auf. „Na schön.“ Sein Blick fiel auf mich. „Wie sieht es mit dir aus? Bist du auch unverwundbar?“ Ich würdigte ihn keiner Antwort. Stattdessen sah ich Naruto an, der mich ebenfalls eindringlich musterte. Im Licht des Krankenzimmers wirkten seine Augen dunkler – Oder lag das an seiner Verärgerung? „Hier hört ja scheinbar niemand auf mich! Dann werde ich jetzt gehen, aber wehe, ihr sagt Giro, ich hätte euch nicht behandelt! Das ist eure eigene Schuld! Einen schönen Tag noch“, empörte sich der ignorierte Arzt auf seinem Weg nach draußen wie ein schimpfender Rohrspatz. „Aber du solltest dich wirklich untersuchen lassen“, meldete Takeshi sich besorgt zu Wort, der die Spannung zwischen dem verkleideten Hokage und mir wohl nicht bemerkte. „Soll ich dich ins Krankenhaus bringen? Oder Sakura…“ „Was machst du hier?“, unterbrach ich meinen Schüler. Naruto schnaubte und rutschte an den Rand des Bettes. „Das könnte ich dich auch fragen.“ „Das hat nichts mit dir zu tun.“ „Oh doch, es hat sehr wohl etwas mit mir zu tun, wenn mein… Mein bester Mann hier den Mafiosi spielt.“ „Bester Mann“, spöttelte ich. „Deinen ´besten Mann` würdest du wohl kaum zum Babysitten abstellen.“ „Scheinbar Babysittest du ja auch nach Dienstschluss noch gerne weiter“, erwiderte Naruto und nickte in Takeshis Richtung. „Was blieb mir denn anders übrig, nachdem du ihn mir aufgedrängt hast?“ „Moment… Hokage?“, mischte Takeshi sich auch wieder ein, woraufhin der Angesprochene nur nickte. „Aber du solltest nicht den Namen von Leuten aussprechen, die offensichtlich undercover unterwegs sind. Zum Glück übertragen die Kameras keinen Ton“, belehrte Naruto sanft. Der Junge murmelte errötend eine Entschuldigung, doch unser Staatsoberhaupt wandte sich bereits wieder mir zu. „Ich hätte nicht gedacht, einem deiner Schüler so etwas erklären zu müssen.“ „Lass ihn aus dem Spiel.“ „Ein Spiel – Ist es das für dich?“ „Du hättest nicht mitspielen müssen, wenn es dir nicht passt“, erwiderte ich trotzig. Naruto sprang von seinem Bett und kam näher. „Du hast deinen Schüler in Gefahr gebracht und dich genauso. Du hast mich… Das ganze Dorf hintergangen, Sasuke.“ Ich schnaubte herablassend. „Übertreib nicht.“ Wir wussten beide, dass ich ´das Dorf hintergehen` besser konnte als mich in einem Hinterhof zu prügeln. Offenbar gefiel es Naruto jedoch nicht, daran erinnert zu werden, denn er presste die Augen zu kleinen Schlitzen zusammen. Ich nutzte die Gelegenheit, um Takeshi zu fragen: „Was ist passiert, als wir KO gegangen waren?“ Der Junge war noch beschämt über seine dumme Frage und sah aus, als wolle er am liebsten nicht antworten. „Die Leute waren ganz aus dem Häuschen. So gleichzeitig zu Boden zu gehen ist aber auch eine Kunst… Ich habe das noch nie gesehen, sonst bleibt einer doch immer ein bisschen länger stehen.“ Während der Junge redete, betastete ich meinen Bauch, wo Narutos Knie mich getroffen hatte. Ich berührte die Stelle nur leicht, zuckte aber trotzdem zusammen und hob das Shirt an um die Verletzung zu inspizieren. Mein ganzer Bauch war blau und geschwollen, an manchen Stellen war die Haut aufgeplatzt. Das war aber nur eine Verletzung von vielen, die sich über meinen ganzen Körper zogen. Ich hatte jetzt schon einige Kämpfe im Shadow Dance hinter mir, aber so hatte ich noch nie ausgesehen. Mein Blick fiel auf Naruto, dessen Wunden bereits wieder heilten. Als sich unsere Augen trafen, sah ich seine Sorge, aber die verschwand schnell, so böse, wie ich ihn anstarrte. „Giro wollte mit ein paar Angestellten entscheiden, wer denn nun gewonnen hat“, fuhr Takeshi fort. „Dann wollte er euch Bescheid geben. Inzwischen müsse Sango“ – Das war wohl der Arzt – „Ihm gesagt haben, dass ihr wach seid, also wird er vermutlich bald hier auftauchen. Er hat auch ihm auch gesagt, dass er Ihnen nicht die Maske abnehmen soll, Ho... Kitsune-sama.“ „Dann sollte ich ihm wohl dankbar sein“, witzelte Naruto, der sich durch die viel zu kurzen Haare fuhr. Tatsächlich war diese Akzeptanz von Geheimnissen unser Glück; ich konnte mir nicht vorstellen, dass unser Hokage so einfach hier rausspaziert wäre, wenn man herausgefunden hätte, wer er war. Er hätte verletzt werden können… „Du bist ein Idiot“, ließ ich meinem Unmut freien Lauf. „Du hättest jemanden schicken können, wegen dem sie nicht versuchen, uns alle umzubringen, sobald sie seine Identität herausfinden. Das war leichtsinnig.“ Normalerweise hatten Narutos Augen ein warmes Blau, wie das Meer in der Karibik oder ein Sommerhimmel. Jetzt leuchteten sie wie Eis. „Hätte jemand anderes euch in diese Geschäfte verwickelt gefunden und mir darüber berichtet, hätte ich euch einsperren müssen“, zischte der Hokage. Darüber hatte ich während des Kampfes nicht nachgedacht, so wütend war ich darüber gewesen, dass er mir gefolgt war. Aber jetzt wurden mir die Dimensionen nur zu deutlich bewusst; nicht nur hatten wir die Chance auf das Preisgeld vertan, sondern auch noch Takeshis Zukunft zerstört. Käme er ins Jugendgefängnis, hätte er nie wieder die Chance auf ein normales Leben, er würde in diesen zwielichtigen Kreisen versumpfen. Irgendwann würde seine Leiche, ausgemergelt von Drogen, gefunden werden, und ich würde Schuld sein… Sofern ich es überhaupt mitbekommen würde, denn es gab nach wie vor nicht wenige Stimmen im Dorf, die meinen Kopf forderten. Allerdings machte mir die Aussicht, selbst eingesperrt oder getötet zu werden, nicht so viel aus wie der Gedanke daran, was mit meinem Schützling passieren könnte. „Heißt das… Weil Sie uns gefunden haben, werden Sie uns nicht verhaften lassen?“, fragte Takeshi, dessen Stimme gerade ungewohnt hoch und kindlich klang, gar nicht gehässig wie sonst. Auch hielt er sich auffällig dicht an meiner Seite als ich jetzt aufstand. „Ich muss darüber nachdenken, was mit euch passiert“, blockte Naruto ab. „Aber jetzt sollten wir uns darauf konzentrieren, wie wir uns Giro gegenüber verhalten sollen. Er wird bald eintreffen.“ „Wir werden fragen, wer gewonnen hat und wie es weiter gehen soll, aber am besten kennen wir uns nicht“, beschloss ich, dann sah ich meinen Schüler an. „Und du solltest gehen.“ „Waas?!“, empörte er sich, doch bevor wir das ausdiskutieren konnten, öffnete sich bereits die Tür und unser Gesprächsthema betrat mit zwei Bodyguards im Schlepptau das kleine Krankenzimmer. Die beiden Gorillas hatte er wohl von der Kasinotür abgezogen. Sie stellten sich neben einen der Eingänge zum Krankenzimmer und schienen sich in Marmorsäulen zu verwandeln. Ihr Arbeitgeber nahm auf einem der Betten Platz und bot uns großzügig das andere an. Naruto kam dem nach, ich blieb mit verschränktem Armen in seiner Nähe stehen, Takeshi auf der anderen Seite. Es sah aus wie eine grotesk verzerrte Szene aus der Vergangenheit, als ich als Leibwächter des Hokage hinter diesem gestanden hatte. „Ihr werdet mit verzeihen, dass ich euch ein wenig warten ließ“, begrüßte Giro uns, ließ uns aber keine Zeit, das auch zu tun, bevor er weitersprach: “Nach eurem herrlichen Fotofinish gab es noch einige Angelegenheiten zu klären. Aber was für ein Kampf es war!“ Seine hellbraunen Augen leuchteten vor Begeisterung. „Die Spannung! Das Können! Die Präzession! Und vor allem das dramatische Ende! Kein Hobby-Autor hätte sich das besser ausdenken können!“ „Wir haben unser Bestes getan“, witzelte Naruto, wofür ich ihm einen säuerlichen Blick zuwarf während unser Gastgeber schallend lachte. „Sehr schön, sehr schön! Das erwarte ich auch von meinen Kämpfern! Nur… Leider bringt mich dieses Ende jetzt eine missliche Lage. Wen soll ich als Sieger in das Finale schicken?“ Er machte eine dramatische Pause. „So, wie ich das sehe, haben wir mehrere Möglichkeiten. Wir könnten euch erneut gegeneinander antreten lassen. Allerdings würde das das Turnier verzögern, und wie ihr wisst, hatten wir sowieso schon ein paar organisatorische Probleme.“ Dabei lächelte er mich strahlend an, weil er nicht wusste, dass die Nachforschungen meiner Kollegen eigentlich auf Narutos Kappe gingen. „Außerdem vermute ich, dass wir zu demselben Ergebnis gelangen würden. Eine weitere Möglichkeit wäre, euch beide ausscheiden zu lassen und den anderen Halbfinalkampf als Finale anzusetzen. Nur würden uns dabei die Einnahmen eines Kampfes verlorengehen, und das wollen wir natürlich nicht, nicht wahr?“ Mir war das ziemlich egal und ich gab mir keine Mühe, dieses Desinteresse zu verbergen, aber Naruto ließ sich zu einem bestätigenden: „Natürlich nicht“, hinreißen. „Die dritte Möglichkeit wäre, das Publikum entscheiden zu lassen, wer von euch ihnen besser gefallen hat und wen sie im Finale sehen wollen. Ich halte das für die beste Variante. Die Leute mögen es, mit einbezogen zu werden, und sie werden eher wiederkommen, wenn sie sich die Begegnung selbst ausgesucht haben… Und weil ich die Idee so gut finde, werden wir es auch so machen.“ Er lachte viel zu laut über sich selbst und klopfte sich auf die Beine der schlecht sitzenden Hose, bevor er aufstand. „Das für den heutigen Abend keine Bezahlung ausgestellt werden kann, leuchtet euch hoffentlich ein; kein Gewinner, kein Preis.“ „Das wird dann nachgeholt, sobald der Gewinner feststeht“, warf ich ruhig ein. Giro presste die Lippen aufeinander, wedelte dann aber nur mit der Hand. „Na schön. Ich will dich nicht davon abhalten, dem Jungen Almosen zuzustecken… Sofern du als Gewinner gewählt wirst.“ Takeshi rührte sich auf Narutos anderer Seite, hielt aber den Mund, was man vor ein paar Monaten noch nicht von ihm hätte erwarten können. Er lernte also wohl doch noch dazu. Auch Giro schien diese Veränderung zu bemerken, denn er musterte seinen früheren Angestellten amüsiert und aufmerksam. „Du hast den Kleinen gut abgerichtet, Sasuke. Vorhin wollte er gar nicht von deiner Seite weichen.“ Er lächelte, als der Junge errötete. „Wie dem auch sei, es ist spät und du solltest dein Findelkind ins Bett bringen. Wenn ihr durch diese Tür geht“ – Er wies auf den zweiten Ausgang aus dem Zimmer – „Müsst ihr euch immer links halten, dann kommt ihr zurück ins Kasino. Du bist den Weg ja schon mal gegangen. Meine Herren, ich empfehle mich.“ Als Giro zur Tür ging, erhob auch Naruto sich. Zu dritt verließen wir den Raum und fanden uns in dem Tunnelsystem wieder. Takeshi ging voraus, den Weg nach links, denn ich selbst konnte mich kaum mehr erinnern, auf welcher Route ich ihn hier rausgebracht hatte. An diesen Vorfall hatte Giro mich vorhin nicht zufällig erinnert, es war eine Drohung gewesen. Allerdings lag es nicht mehr bei mir, die Obrigkeit zu informieren, es war nur noch die Frage, was diese zu tun gedachte. „Ich möchte in die Büros dieses Mannes“, kündigte Naruto direkt an, wobei nicht mal der Hauch eines Zweifels in seiner Stimme lag, dass ich ihn dorthin bringen würde. Wie Recht er damit hatte. „Wieso das?“, fragte Takeshi, für den dasselbe sicherlich nicht zutraf. „Das geht dich nichts an. Du wirst nach Hause gehen“, wies ich meinen Schüler an. Natürlich schmollte er und verschränkte die Arme. „Ich kenne mich hier besser aus als ihr. Ich kann euch helfen.“ „Das ist nett von dir, aber wir kommen zurecht. Außerdem wäre es besser, wenn du nicht mit uns gesehen wirst, solange wir hier sind“, belehrte Naruto sanft. „Aber die wissen doch eh alle, dass ich Sasukes Schüler bin! Und was, wenn Giro schon Ihre Identität erraten hat? Sie könnten in Gefahr sein, Hokage-sama! Es ist meine Pflicht als Shinobi, auf Sie aufzupassen“, brüskierte Takeshi sich. Naruto sah aus seiner Maske amüsiert zu mir rüber als er meinte: „Ihr habt mich nicht erkannt, und ihr kennt mich besser als dieser Mann.“ Das war natürlich nur auf mich gemünzt und er hatte Recht: Was für ein bester Freund und Geliebter erkannte seinen Partner nicht, wenn dieser direkt vor ihm stand? Ich vermutete zwar stark, dass Naruto gewisse Modifikationen an seiner Gestalt und seiner Stimme vorgenommen hatte, aber das war eine schwache Ausrede. Er war schon immer schlecht in Genjutsus gewesen, während sie meine Stärke sein sollten. Ich hatte einfach nicht mit ihm gerechnet, so naiv das auch sein mochte. Und ich hasste es, naiv zu handeln. „Außerdem kann ich sehr wohl auf mich aufpassen. Und wenn alle Stricke reißen, habe ich immer noch meinen besten Mann an meiner Seite.“ Mürrisch presste ich die Lippen aufeinander und ballte die Hände zu Fäusten, aber ich ging nicht auf die Provokation ein. „Es ist spät. Geh nach Hause“, befahl ich Takeshi stattdessen schlicht. Der wirkte zwar beleidigt und schimpfte leise vor sich hin, zog aber den Gang hinunter ab. Seine Stimme hallte noch eine Weile von den Wänden wieder, dann war ich zum ersten Mal seit Wochen alleine mit Naruto. Meine Haut begann zu prickeln und mein Herzschlag beschleunigte sich ohne ersichtlichen Grund als ich ihn ansah. Eine Weile schwiegen wir, sahen uns nur an. Dann sagte er: „Gut gekämpft.“ Ich brummte als Antwort. „Hast du Schmerzen?“ „Was soll das?“, ignorierte ich die Frage. „Wieso bist du hier?“ Er seufzte tief und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Also tut das Ego weh…“, stellte er fest, doch bevor ich etwas dazu sagen konnte, antwortete er: „Weil ich immer kommen werde, wenn du mich brauchst. Egal, ob du willst oder nicht. Ich habe es dir doch gesagt: Ich liebe dich.“ Erneut zog sich bei diesen Worten mein Magen zusammen, aber diesmal waren es nicht Würmer sondern Schmetterlinge, die mir durch den Bauch flatterten. Nach der Zeit, in der wir uns nicht gesehen hatten, zu hören, dass seine Gefühle sich nicht geändert hatten, war erleichternd. Am liebsten hätte ich ihm diese dumme Maske vom Kopf gezogen und ihn geküsst, aber gerade war dafür nicht der richtige Moment. „Was für Almosen meinte er?“, fragte Naruto weiter, als ich nicht antwortete. „Das haben der Junge und ich schon geklärt.“ Er schloss die Hand um mein Handgelenk, riss mich herum und drückte mich gegen die schmutzige Wand. In der Dunkelheit des Flures konnte ich seine Augen nicht sehen, aber ich spürte Naruto, nicht nur seinen Körper dicht an meinem oder seine Hände auf mir, sondern seine ganze Aura um mich herum. „Es reicht jetzt, Sasuke“, knurrte er leise. „Sag mir, was bei euch läuft, seit wann und vor allem warum.“ Mein Herzschlag beschleunigte sich erneut, schien in meiner viel zu engen Kehle zu sitzen und meinen flachen Atem nur noch weiter zu blockieren. „Lass mich los“, verlangte ich. Er verstärkte seinen Griff nur und knurrte leise. „Sofort.“ Äußerst widerwillig tat er, was ich wollte. „Sag mir trotzdem…“, fing er an, doch weiter kam er nicht, denn ich schob ihm die Maske vom Gesicht, zog ihn am Revers an mich und presste die Lippen auf seine. Scheiß auf ´nicht der richtige Moment`. Zuerst war er zu überrascht um zu reagieren, doch dann öffnete er den Mund für meine Zunge. Die Maske fiel scheppernd zu Boden als ich meine Finger brauchte, um über das Gesicht, die Brust und die Arme meines Mannes zu streichen. Gott, wie ich es vermisst hatte, ihn anzufassen… Grob packte ich seinen Hintern und presste ihn enger an mich. Naruto stöhnte leise auf, als er meine Erregung spürte, dann lachte er leise. „Diese Maske macht dich scharf, oder?“, schnurrte er, nur Millimeter getrennt von meinen Lippen. „Halt den Mund“, befahl ich und verschloss selbige wieder mit meinen. Ich schob die Hände in seine Hose und umfasste den festen, kleinen Hintern. Am liebsten wäre ich in ihm gewesen, tief, eng und heiß. Als meine Finger sich jedoch zu seiner Ritze schoben, löste Naruto sich erneut, diesmal endgültig. „Ich bin nicht dein Sexspielzeug“, belehrte er mich, und obwohl er sich Mühe gab, streng zu klingen, war seine Stimme tief und belegt vor Erregung. Es tat gut, zu wissen, dass er mich genauso sehr wollte wie ich ihn. „Und wir haben anderes zu tun.“ Nur wiederwillig gab ich ihm mit einem Nicken Recht. Im Moment ging es um die Zukunft des Jungen – Auch, wenn es schwer war, daran zu denken, als Naruto sich bückte um seine Maske aufzuheben. Ich erzählte ihm alles; von Takeshis Familie, wie er an Giro geraten war, wie ich es herausgefunden hatte, von den Schulden und von unserem Plan, das Geld durch die Kämpfe im Turnier zu gewinnen. Irgendwann während des Berichts hatte Naruto sich an die gegenüberliegende Wand des Flures gelehnt und die Arme verschränkt. In einiger Entfernung flackerte surrend eine Lampe, sonst war es still und dunkel. „Er ist dir wirklich ähnlich“, stellte der Hokage mal wieder fest. „Zu stolz, um Hilfe anzunehmen.“ „Lange Zeit hat ihm niemand welche angeboten“, korrigierte ich. Ich sah ihn abwartend an, aber er hatte zur Sicherheit gegen eventuelle Passanten die Maske wieder aufgesetzt und ich konnte nicht erkennen, was er dachte. „Was hast du mit ihm vor?“ „Ihm?“, fragte Naruto amüsiert. „Du machst dir zuerst Sorgen um den Jungen statt um dich? Das hätte ich auch nicht erwartet.“ Ich verengte leicht die Augen. Eigentlich erwartete ich nicht, dass Naruto mich bestrafen würde, sonst wäre er gar nicht erst selbst hier aufgetaucht. Andererseits hatte ich eben auch nicht erwartet, dass er hier auftauchen würde. Vielleicht war es gar nicht so abwegig, dass er mich einsperrte, nur, damit ich ihm nicht mehr weglief. „Was solltest du denn mit mir tun?“, fragte ich kühl. „Mich degradieren? Wohin? Zum Küchendienst?“ „Vielleicht. Du sähst sicher heiß aus in Schürze und mit Haarnetz“, kicherte Naruto, worüber ich nur die Augen verdrehte. „Witzig.“ „Ich weiß.“ Er stieß sich von der Wand ab und kam mir wieder näher, ohne mich jedoch zu berühren. „Was genau hattest du denn erwartet, dass ich tun würde? Es muss ja wirklich schrecklich gewesen sein, wo du dich so beharrlich gewehrt hast, mich einzuweihen. Ich sollte es versuchen, danach hörst du vielleicht endlich mal auf mich.“ „Ich hatte erwartet, du würdest deine Pflicht tun und mich verhaften lassen.“ Gleich in der Zelle neben dem Jungen und seiner toten Zukunft. Und ich hatte gedacht, wenigstens hier unten, im Halbdunkel, ich selbst sein zu können statt des Schoßhundes meines Liebhabers. Ich hatte meine Selbstbestimmtheit wieder gewollt. „Sasuke…“, seufzte er, bevor er den Kopf schüttelte. „Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass ich immer hinter dir stehe? Das habe ich getan, als du Konoha verlassen hast, da werde ich es doch sicher auch tun, wenn du einen Schüler beschützt, den ich dir anvertraut habe.“ Das gefiel mir ja gerade nicht. Ich wollte nicht davon abhängig sein, dass Naruto als Hokage mir den Rücken freihielt. Noch dazu konnte ich nicht von ihm erwarten, dass er so einen Alleingang, wie ich ihn durchgezogen hatte, einfach so hinnahm. Er hatte Pflichten, das vergaß ich nie – Im Gegensatz zu ihm, wie es aussah. „Und was hättest du tun können? Wärst du auch hierher gekommen und hättest deinen Kopf riskiert?“, wollte ich distanziert wissen. „Ich hätte euch das Geld geben können, das Takeshi diesen Leuten schuldet – Auch wenn ich der Meinung bin, dass er das nicht tut. Ich hätte das Kasino filzen lassen können. Ich hätte dem Jungen Wachen zur Verfügung stellen können, die ihn vor Giro beschützen. Ich hätte alles getan, hättest du nur darum gebeten.“ „Und alles hätte den Jungen hinter Gitter gebracht“, schnaubte ich trocken. Naruto lachte freudlos. „Ich hätte dir deinen Liebling schon nicht weggenommen.“ Ich verdrehte die Augen. „Hör jetzt auch mit dem Eifersuchtsquatsch.“ „Das kann ich nicht. Dazu bist du mir zu wichtig“, giftete er zurück, bevor er etwas kleinlauter wurde. „Und du hast immer noch nichts dazu gesagt.“ Ausgerechnet hier fing er mit der Gefühlsduselei an, na wundervoll. Nicht, dass es mir andernorts angenehmer gewesen wäre, aber es war trotzdem unpassend. „Wir haben jetzt wirklich anderes zu besprechen.“ „Du hast Recht.“ Er klang wiederwillig, zeigte aber, dass er die Situation bereits überdacht hatte, indem er sagte: „Wir müssen dafür sorgen, dass Takeshi nie hier gewesen ist. Fotos, Rechnungen, Briefe, Mails – Alle Aufzeichnungen über ihn müssen ausgelöscht werden, bevor die anderen hier sind.“ „Die anderen?“, fragte ich ungläubig und er lachte verschlagen. „Nachdem du mir nicht sagen wolltest, was los ist, habe ich selbst ein paar Nachforschungen angestellt. Als ich merkte, dass ihr ständig hier in der Gegend herumhängt, habe ich Untersuchungen durchführen lassen und eine Einheit zusammengestellt, die hier alles auseinandernimmt. Sie besteht aus unseren Freunden und geht davon aus, dass du Undercover Ermittlungen durchgeführt hast und deswegen so oft hier warst. Für deine Anwesenheit gibt es also eine Erklärung, aber die Beweise über Takeshi sollten wir trotzdem vernichten. Es wäre nur unnötiger Papierkram und würde deinem Ruf schaden, wenn dein Protegé in so etwas verwickelt ist. Die Truppe war darauf angesetzt, das Kasino im Auge zu behalten, die Angestellten zu überwachen und dergleichen. Sie haben schnell herausgefunden, dass für irgendetwas Gelder abgezwackt werden, aber den Wettring habe ich erst entdeckt, als ich selbst interveniert habe… War ziemlich anstrengend, neben der ganzen Büroarbeit.“ Also war das der Grund für Narutos andauernde Erschöpfung, von der Takeshi erzählt hatte, und nicht unsere Trennung. Selber schuld, dachte ich, genervt zwar, aber doch wiederwillig beeindruckt von seiner Hartnäckigkeit. „Sobald ich wusste, wonach wir suchen, war es leicht, Shikamaru auf die richtige Fährte zu locken. Aber bevor die Razzia beginnt, haben wir noch einiges zu tun.“ „Takeshi lebt seit seinem zehnten Lebensjahr praktisch hier“, merkte ich an, denn das bedeutete einige Arbeit. „Dann sollten wir uns beeilen.“ Kurz sah ich ihn nur an, dann zog ich die Augenbrauen hoch. „Jetzt?“ Er nickte. „Dachtest du, wir machen vorher noch einen netten Ausflug? Wir haben bis sechs Zeit, dann wird hier alles gefilzt.“ Als ich verblüfft schwieg, lachte Naruto unter seiner Maske. „Wie du siehst, bin ich dir nicht einfach nachgelaufen. Ich gedenke, diesem Spiel hier ein Ende zu machen. Wenn ich Takeshi da raushalten kann, umso besser, wenn nicht, müssen wir uns etwas anderes ausdenken.“ Zugegeben, ich war sprachlos. Es war so leicht zu vergessen, dass Naruto nicht mehr der übereifrige Lausbub von früher war, sondern ein kompetenter Stratege, Anführer und Feldherr. Er wusste seine Möglichkeiten zu nutzen und seinen Willen durchzusetzen – Und er war mir gegenüber genauso loyal wie ich es bei ihm war. Mir fiel es immer noch schwer, anderen zu vertrauen, das trug wohl dazu bei, dass ich diese Tatsachen so schnell verdrängt hatte. Aber je länger ich hier stand und darüber nachgrübelte, wie reif mein Liebhaber geworden war, desto unsicherer waren seine Planungen. Außerdem war seine bloße Anwesenheit nach wie vor ein Risikofaktor. Die Gefahr, dass jemand Narutos Identität entdeckte und alle Maßnahmen, die er und ich zu Takeshis Schutz ergriffen hatten, hinfällig machte, war enorm. Noch schlauer wäre es von ihm gewesen, jemand anderen zu schicken, dem er vertraute, vielleicht Sakura. „Wenn sie dich erwischen, war es das mit ´undercover`. Dann müssen wir uns den Weg hier rauskämpfen.“ Er lachte leise. „Das ist der einzige Grund, aus dem du bleiben darfst.“ Mürrisch presste ich die Lippen aufeinander, aber ich schluckte einen Kommentar runter. Immer hatte ich ihm verboten, seine Sonderposition an mir auszuspielen, mich darüber beschweren, dass er mich nicht einsperrte, konnte ich mich allerdings auch schlecht. „Was ist der Plan?“, verlangte ich knapp zu wissen. Als er sich unschlüssig am Kopf kratzte, sah der Undercover-Hokage so dümmlich aus, dass ich ihn am liebsten geschlagen hätte. „Ok, vielleicht darfst du auch bleiben, weil du besser im Planen bist.“ Ich seufzte und sah ins Halbdunkel, das den Flur beherrschte. Hier kamen nur gelegentlich Runner vorbei, die Lagerbestände holten. Die Gäste, die auch jetzt noch im Kampfring feierten, nahmen den Haupteingang, der durch die Stahltür führte. Der Keller diente jetzt allerdings als Disco und würde noch bis in den frühen Morgen stundenlang gut besucht sein: Bei meinen Recherchen über den Fleischberg hatte ich mich ein paar Mal dort rumgetrieben. Man musste durch die feiernde Menge und an zwei Türstehern vorbei, um zu Giros Büro zu gelangen, in dem er seine Unterlagen aufbewahrte. Und diese Männer waren weder so dumm, noch so auffällig wie die Gorillas an der Tür des Kasinos. Ich glaubte nicht, dass sie Naruto und mir in einem Kampf irgendwelche Probleme bereiten würden, aber wir wollten unauffällig agieren und dafür würden wir sie loswerden müssen. Hinzu kam Giro selbst. Er hielt sich meist in seinem Büro auf wenn gerade kein Kampf stattfand, und das wir dort alle Informationen finden würden, die wir brauchten, stand für mich außer Frage. Irgendwie mussten wir ihn also dort rausbekommen, und das möglichst schnell, denn es musste bereits weit nach Mitternacht sein. Der Plan, der sich daraus ergab, war simpel und Naruto stimmte nickend zu, als ich ihm alles erklärte. Ich formte die Fingerzeichen für einen Doppelgänger und spürte das warme Kribbeln in meinem Körper, als der Hokage sein Chakra mit mir teilte. Besorgt die Stirn runzelnd musterten er und sein Klon mich und mein Ebenbild. „Bist du fit genug dafür? Du hast bei dem Kampf einiges eingesteckt.“ „Nicht mehr als du“, schoss ich sofort zurück und Naruto verdrehte die Augen. „Aber in dir lebt kein Biju, das alle deine Wunden in Rekordgeschwindigkeit heilen lässt.“ „Es geht mir bestens. Los jetzt, sonst können wir es gleich vergessen.“ Das sah er ein, und wir liefen mir unseren Doppelgängern den Flur entlang zum Haupteingang, wo Naruto an die Eisentür klopfte. Der Türsteher sah uns misstrauisch durch seinen Schlitz an. „Solltet ihr nicht im Krankenzimmer sein?“, fragte er meinen Doppelgänger, der in meinem normalen Körper neben mir stand, während ich mal wieder als Mädchen verkleidet war. Langsam wurde mir das echt zu viel Östrogen, aber bei Spionageeinsätzen durfte man wohl nicht so wählerisch sein. „Wir halten mehr aus als das bisschen!“, prahlte Narutos Doppelgänger, der ebenfalls die maskuline Variante meines Liebhabers verkörperte, während der Echte als Frau auftrat. Sein weiblicher Körper war kleiner als meiner und wesentlich kurviger. ´Naruko` hatte Schmolllippen und spielte mit dem hüftlangem blonden Haar, wobei sie irgendwie dümmlich aussah. „Kommen wir jetzt rein oder nicht?“, quengelte sie. Der Türsteher musterte sie und dann mich und ein wissender Ausdruck trat in seine Augen. „Aaah, ihr wollt euren Sieg ein wenig feiern. Sagt das doch gleich.“ Er öffnete die Tür und wies ins Innere des Clubraums. „Na, dann tretet ein, Ladys.“ Naruto kicherte und hakte sich bei meinem Doppelgänger unter um ihn in den Raum zu ziehen. Obwohl mein Klon sie genauso mürrisch ansah wie ich es getan hätte, gaben sie ein hübsches Paar ab. Jemand Kitschigeres hätte von Sonne und Mond gesprochen. Das Abbild meines Liebhabers legte den Arm um meine Schulter und beugte sich dicht zu meinem Ohr. „Na, haust du mir wieder eine runter?“ „Fordere es nicht heraus.“ „Das würde aber unseren tollen Plan zunichtemachen.“ Als ich ihn anfunkelte, lachte er und drückte die Maske auf meine Wange wie zu einem Kuss. Ein paar Frauen aus dem Publikum, das beim Kampf zugegen gewesen war, beobachteten sowohl uns als auch Naruto eifersüchtig, die mit meinem Doppelgänger flirtete als hätten wir uns nie gestritten und halb tot geprügelt. „Manchmal verstehe ich dich wirklich nicht“, sagte ich leise zu meinem Begleiter als wir zur Bar gingen und bestellten. Die Frau, als die ich jetzt hier stand, sah ein wenig anders aus als die von meinem letzten Besuch; sie hatte langes Haar bis zur Taille, war aber weniger kurvig. Die Unterschiede waren groß genug, dass der Barkeeper mich nicht erkannte, aber wahrscheinlich hätte er sich sowieso nicht erinnert, schließlich sah er täglich hunderte von Menschen. Jetzt war er zudem damit beschäftigt, Naruto auf den Ausschnitt zu glotzen. „Was daran verstehst du nicht?“, fragte sein Doppelgänger neben mir, der mir ganz unbefangen die Hand auf den Hintern legte. Ein warmer Schauder lief mir den Rücken runter und erinnerte mich an die Reaktion dieses Körpers auf ´Kitsune` (Was ein nicht gerade kreativer Name war, wie mir jetzt in den Sinn kam). Ich verfluchte meinen eigenen Körper und wusste nicht, ob es schlimmer war, so auf einen Fremden zu reagieren oder auf meinen Geliebten, ohne diesen auch nur zu erkennen. Entziehen tat ich mich ihm aber auch nicht als er sagte: „Egal, was sonst zwischen uns läuft oder ob du mich als deinen Mann willst, eines ändert sich nie; die Tatsache, dass du mein bester Freund bist. Wenn du Probleme hast, bin ich für dich da, unabhängig von allem anderen.“ Ich wusste nicht so recht, was ich dazu sagen sollte, also wechselte ich das Thema: „Wir sollten jetzt anfangen.“ Der Doppelgänger lachte leise, nickte aber und wandte sich von mir ab um seinem eigenen Erschaffer einen Klaps auf den Arsch zu geben. Das Bild war für mich absurd, doch mein Doppelgänger folgte dem Plan und schupste den anderen Mann grob zur Seite. „Was soll die Scheiße? Bleib bei deiner eigenen Schlampe“, befahl mein Klon in einer Wortwahl, die ich nie genutzt hätte. „Die Kleine ist doch froh, wenn sie dich Langweiler mal los ist“, schoss Naruto 2.0 zurück und stieß dabei seinen Kontrahenten ebenfalls weg. Der Richtige Naruto zog sich zu mir zurück, während unsere Abbilder immer lauter und handgreiflicher stritten. Dabei mussten sie sich keine große Mühe geben, passende Beleidigungen zu finden; wir waren schon immer gut darin gewesen, uns zu beschimpfen, und seit wir miteinander schliefen, hatten wir nur noch mehr Zündstoff. Schon kurz darauf hatten die beiden die Aufmerksamkeit aller Umstehender und sobald der erste Schlag ausgeteilt war, wunderte niemand sich, dass Naruto und ich den Rückzug antraten. Schon bald schirmte ein Kreis aus Schaulustigen, die sich nicht dazwischen zu gehen trauten, die Kontrahenten vor unseren Blicken ab. Wir hörten nur noch Rufe, das Klirren zerbrechender Gläser und etwas, das verdächtig danach klang, als habe einer der Doppelgänger einen Barhocker abbekommen. „Das ist schnell eskaliert“, kicherte Naruto neben mir, als sich gerade einige Angestellte durch die Schaulustigen drängten um die ´Streithähne` zu beruhigen. „Was hattest du erwartet?“, fragte ich und zog sie mit mir in Richtung der Tür, hinter der Giros Büro lag. „Eine Stunde Vorlauf?“ Naruto funkelte mich amüsiert an. Ihre Augen waren auch in diesem Körper azurblau und es war angenehm, sie zu sehen, während wir sprachen. „Sollen wir uns auch prügeln?“, erkundigte sie sich neckend. „Später“, spöttelte ich zurück, denn in dem Moment öffnete sich die Tür zum Vorraum der Arbeitsräume des Mafia-Chefs und dieser kam in Begleitung seiner Organistin und seiner zwei Türsteher heraus. Hikari hatte ihm wohl gesagt, was an der Bar los war, denn er murmelte etwas wie: ´Was für ein Abend`, als er zu der Menschentraube schritt. Der Hokage und ich waren weit genug entfernt, sodass sie uns nicht bemerkt hatten. Jetzt nickten wir uns zu und traten zur Tür. Unbeachtet von den anderen Anwesenden, die wahlweise die Tänzerinnen im Käfig oder die Streitenden an der Bar beobachteten, schlüpften die beiden Frauen in das spießige kleine Wartezimmer mit der abgewetzten Bank. Kaum hatte die Tür sich hinter ihnen geschlossen, waren sie keine Frauen mehr. Ohne zu zögern gingen wir zu der zweiten Tür, die direkt in Giros Büro führte. Ich hatte gehofft, er hätte in der Eile vergessen abzuschließen, aber die Türklinge reagierte nicht auf meinen Druck. Natürlich hätten wir sie einfach aufbrechen können, aber das hätte man sogar im lauten, vollen Clubraum gehört, also kniete Naruto sich vor das Schloss und fummelte so lange mit einem Draht daran herum bis es mit einem Klicken nachgab. „Nach dir“, bot der Hokage an und hielt galant die Tür auf. Er war schon immer gut gewesen in so etwas, erinnerte ich mich und betrat das Büro. Wir waren ein ausgezeichnetes Team gewesen bevor er hinter seinem Schreibtisch versumpfte und mich ans Dorf gekettet hatte. „Wir dürfen keine Spuren hinterlassen“, erinnerte ich, schließlich kannte ich meinen Liebhaber. Dann zog ich einen der Schränke auf und begann, die Unterlagen darin durchzublättern. „Ach ne?“ „Ich sage nur: Das Hotel.“ Naruto, der gerade einen Ordner durchblätterte, stöhnte genervt auf. „Das war was anderes! Sie hatten uns entdeckt und ich wollte sie von unserer Fährte ablenken!“ „Und dafür hast du das ganze Haus in die Luft gejagt“, merkte ich hilfsbereit an, falls er es vergessen hatte. „Und jetzt konzentrier dich.“ Halblaut nörgelte Naruto, wie lang diese Geschichte schon her sei, hielt sich ansonsten jedoch an meine Anweisung. So fanden wir in kurzer Zeit alle Beweise, die wir für einen Durchsuchungsbefehl brauchten; unklare Ausgaben, die angeblich das Kasino getätigt worden waren; angaben, die darauf schließen ließen, dass nicht nur Hikari vor ihrer Volljährigkeit hier gearbeitet hatte; sogar Beweise dafür, dass der Arzt ein Behandlungsverbot bekommen hatte, nachdem er verbotene Techniken studiert hatte. Und mehr Hinweise auf Takeshis Anwesenheit, als mir gefallen wollten. Wir nahmen alles mit, aber als wir uns wieder der Tür zuwandten, war ich nicht sicher, ob wir nichts übersehen hatten. Zumal Giro nicht alle seine Akten hier aufbewahren würde. Aber wir hatten nicht viel Zeit, der Chef des Kampfringes würde sich nicht ewig mit unseren Doppelgängern aufhalten und dann zu seiner Arbeit zurückkehren. Also traten wir den Rückzug an, verwandelten uns wieder in Frauen und schlichen aus dem Vorraum. Ein paar Männer bemerkten uns, aber das ließ sich jetzt nicht mehr ändern. Wir schoben uns durch die Menge zur Stahltür, wobei wir unsere Doppelgänger nicht zu Gesicht bekamen. Vermutlich waren sie nach wie vor an der Bar, allerdings stand vor der keine Gaffermenge mehr, was wohl bedeutete, dass man den ´Streit` beendet hatte. Vielleicht waren sie bereits aus dem Etablissement geworfen worden. „Wie lange bleiben sie noch?“, fragte ich auf dem Flur, der uns ins Kasino bringen würde. Ich warf einen Blick auf die Armbanduhr, die an dem Frauenhandgelenk schlackerte. Halb vier. Genug Zeit, bis Narutos Jagdhunde loslegen würden. „Raus müssten sie es noch schaffen“, mutmaßte Naruto, die wartete, bis ich die Tür in den Raum mit den Spielautomaten aufgeschoben hatte. Niemand beachtete die beiden Frauen, die sich aus den Lagerräumen stahlen; man sah uns nicht, hielt uns für Angestellte oder wusste über den Shadow Dance Bescheid, es war ganz egal, Hauptsache, wir gelangten unbehelligt durch das Kasino und auf die Straße. Ich nickte zu der Seitengasse, durch die ich Takeshi zum ersten Mal hierher gefolgt war, und wir ließen uns von ihrem Halbdunkel verschlucken. Keine fünf Meter weiter spürte ich, wie mein Doppelgänger sich auflöste. Ich sah seine Erinnerungen und spürte die Schmerzen, wo Narutos Klon ihn geschlagen hatte. Auch sie war stehengeblieben und rieb sich verstohlen den Arm, den ich in einem anderen Körper verletzt hatte. Als sie meinen Blick bemerkte, ließ sie grinsend die Hand sinken und tat, als wäre alles super. Idiot. „Verwandeln wir uns zurück?“ Ich nickte, doch ehe wir auch nur die Hände heben konnten, nahmen wir beide die Präsenz anderer Menschen wahr und sahen auf. Aus dem zwielichtigen Gewirr der Gassen tauchten fünf Männer auf, alle in dunkelblauen Mänteln, unter denen sich sehr gut auch die dunkelblauen Blazer von Giros Angestellten befinden konnten. „Hallo?“, fragte Naruto in der Unschuldsmasche, die perfekt zu ihrem momentanen Aussehen passte. „Wenn die Damen uns begleiten wollen“, sagte einer der Blauröcke übertrieben höflich. „Es gibt da eine Angelegenheit, in der Sie uns behilflich sein könnten.“ „Angelegenheit?“ „Sie waren heute in Begleitung zweier Herren in dem Etablissement, in dem wir beschäftigt sind. Wir suchen diese Herren.“ „Was für Männer?“ Der Höfliche wollte weiter erklären, doch sein Kollege fuhr ihm dazwischen: „Merkst du nicht mal, dass das Miststück dich verarscht?“ „Das würde ich nie tun!“, brüskierte Naruto sich, doch ein breites Grinsen schlich sich auf ihre Züge und verriet sie. Der Wortführer errötete, dann wurde er zornig und langte nach Narutos Handgelenk. „Ihr kommt jetzt mit…“ Schneller, als er schauen konnte, hatte ich seine Hand weggeschlagen und ihn zurückgeschupst. Ich sagte nichts, aber er zuckte vor meinem Blick weg, bevor er sich fasste. „Wir können das jetzt auf die harte oder die sanfte Tour machen, aber ihr werdet mitkommen“, beharrte er und hatte den Anstand, unglücklich auszusehen, als mein Schweigen und Narutos Kichern ihn zwang, sich an seine Kollegen zu wenden. „Jungs, sammelt sie ein. Aber tut ihnen nicht weh.“ Ich warf Naruto über die Schulter hinweg einen Blick zu, der fragte, ob sie die harte oder die sanfte Tour wünschte. „Lass sie leben“, lächelte mein Hokage, und ich nickte knapp. Der Höfliche griff nach mir und ich trat ihm in seine ungeschützte Seite, sodass er keuchend zurück taumelte. Mit einem Satz war ich über ihn hinweggesprungen und schlug dem nächsten ins Gesicht, ehe ich mich unter den grabschenden Händen eines anderen wegduckte. Ich war gerade mit einem weiteren beschäftigt, als der Letzte es an mir vorbei schaffte und sich Naruto schnappen wollte. Sie wich ihm aus, stolperte dabei aber über einen herumliegenden Müllsack und geriet ins Straucheln. Ihr Angreifer wollte sie wahrscheinlich auffangen, erwischte dabei aber ihre Backe, die aufplatzte. Für eine Sekunde sah ich nur Narutos Blut. Und diese Ablenkung nutze mein Gegner, um mir einen Faustschlag in den Magen zu verpassen, der das Jutsu verpuffen ließ, das mich in eine Frau verwandelte. Als die Rauchschwaden sich verzogen, starrten die beiden verbliebenen Blauröcke mich noch ziemlich blöd an. Ich dagegen ignorierte den aufbegehrenden Schmerz in meiner sowieso schon zerschundenen Körpermitte und schlug dem Mann vor mir die Faust ins Gesicht. Der Rüpel, der Naruto geschlagen hatte, kam endlich auf die Idee zu fliehen, doch da war ich schon über ihm. Mein erster Tritt ließ ihn stolpern, der zweite warf ihn zu Boden und der dritte traf ihn ins Zwerchfell. „Sas…“ Ich ignorierte die ruhige Stimme hinter mir und schlug Giros Mann ins Gesicht, so, wie er es bei Naruto getan hatte. „Sasuke.“ Eine männliche Hand legte sich auf meine Schulter und hielt mich zurück. „Es reicht.“ Langsam drehte ich mich zu meinem Hokage um. In seinem gewohnten Männergesicht sah die dünne Blutspur, die an der Lippe herablief, gar nicht mehr so schlimm aus. Dennoch wischte ich sie weg. Naruto fing meine Hand auf und küsste die Finger, bevor er sie sich auf die Wange legte. „Es ist alles in Ordnung. Mir ist nichts passiert, siehst du? Unkraut vergeht nicht“, kicherte er meine Verlustängste weg, nachdem er sich viel zu kurz ernsthaft bemüht hatte, sie zu zerstreuen. Verärgert darüber, so leicht durchschaut worden zu sein, zog ich die Hand zurück und sah mich um. Zu den Füßen des Hokages lagen alle fünf Männer bewusstlos, wie Mäuse, die eine überdimensionale Katze ihrem Herren zum Geschenk gemacht hatte. Naruto hatte nicht einen Finger gerührt, nicht mal, als der Mann ihn angriff. Hätte er sich gewehrt, hätte er nicht mal diesen leichten Kratzer davongetragen. Als er meinen misstrauischen Blick bemerkte, lächelte er, doch jetzt war nicht die Zeit, ihn für seine alberne Bezeugung von Vertrauen zu rügen. „Du musst den Einsatz sofort anberaumen“, drängte ich. „Wenn Giro seine Leute vermisst, wird er alles räumen lassen.“ „Viele Beweise wird er ja nicht mehr verstecken können“, witzelte der Hokage, trotzdem schickte er mich los, die Mitglieder seiner Truppe zu wecken. Kaum eine halbe Stunde später stand ich mit fünfzehn Kollegen wieder vor Naruto, der alle instruierte. „Ich wünsche keine Verletzten. Diese Leute sind Verbrecher, aber keine Shinobi, also haltet euch wenn möglich zurück.“ Seine Leute nickten einhellig, obwohl sie die verheilenden Kratzer im Gesicht ihres Hokages skeptisch beäugten. Allerdings wagte in dieser großen Runde keiner, nachzufragen. „Gut. Kiba, du hast das Kommando. Kümmert euch darum, und beeilt euch.“ Alle Kollegen warfen mir fragende Blicke zu, da sie damit gerechnet hatten, dass ich die Aktion leiten würde, immerhin hatte Naruto ihnen gesagt, ich hätte einen Undercover-Einsatz durchgeführt. Dann verneigten sie sich jedoch und verließen einer nach dem anderen das Büro. Nur ich blieb mit auf dem Rücken gefalteten Händen stehen und starrte den Hokage verbissen an. Dieser hatte nämlich mit keinem Wort erwähnt, dass ich mich dem Trupp anschließen sollte. Obwohl ohne mich gar keine Untersuchung möglich gewesen wäre. Obwohl wir so gut zusammengearbeitet hatten, obwohl er mich selbst als seinen besten Mann bezeichnet hatte… Es machte mich so wütend. „Was soll ich tun?“ Als Naruto leicht die Brauen hochzog, presste ich die Zähen aufeinander. „Hokage“, fügte ich widerwillig hinzu. „Geh nach Hause.“ „Das alles geht mich mehr an als jeden anderen, den du losgeschickt hast.“ „Ja, weil du schon wieder deine Ränke geschmiedet und niemanden eingeweiht hast. Hättest du mich vor Monaten einbezogen, als du von der Sache erfahren hast, hättest du die Mission leiten dürfen, aber ich belohne es nicht auch noch, dass du mich hintergehst.“ „Inwiefern habe ich das?“ „Du hattest Geheimnisse vor mir. Du hast an einem illegalen Wettkampf teilgenommen. Du hast die einzige Aufgabe versaut, die ich dir gegeben habe; dafür zu sorgen, dass den Kindern nichts passiert.“ Die Erinnerung an den halbtoten Takeshi ließ mich schweigen. Naruto schnaubte und wandte sich ab. „Geh nach Hause und tu deinen Job – Wenigstens ein Mal.“ „Er ist kein Kind mehr, und er hat sich das selbst ausgesucht.“ „Was er nicht gemusst hätte, wenn du mir alles erzählt hättest. Ich hätte ihm helfen können.“ „Ich bin nicht dein Hausfrauchen, das du vor allem beschützen musst“, fuhr ich ihn an. „Und selbst wenn du mich im Dorf bei den Kindern einsperrst, kann mir genauso etwas passieren. Erinnere dich an unsere erste Mission.“ „Das tue ich!“, platze Naruto heraus, doch dann wich die Wut in seinen Zügen langsam tiefer Qual. „Das tue ich, und ich will dich nie wieder so leblos sehen. Ich will dich sicher und glücklich sehen. Du hast Recht, am liebsten würde ich dich in einen goldenen Käfig sperren, damit du mich nicht mehr verlässt. Ich will dich einfach nicht verlieren, Sasuke. Kannst du das denn gar nicht verstehen?“ Doch, das konnte ich, viel zu gut sogar. Bloß reagierte ich völlig gegensätzlich auf diese Verlustangst. Naruto wollte nicht loslassen, während ich gar nicht erst haben wollte, was ich verlieren könnte. In letzter Zeit hatte ich gedacht, ich hätte ihn schon vertrieben, aber so, wie Naruto mich jetzt gerade anschaute, war seine kühle Art einfach nur eine Show gewesen. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn an. „Wenn du mich weiter wie einen Schoßhund behandelst, wirst du das aber.“ Naruto zuckte schmerzlich zusammen. „Sasuke…“ "Du weißt, dass ich für andere Aufgaben besser geeignet bin. Wenn du mich unbedingt hier haben willst, mach mich wieder zu deiner Garde, aber ich werde nicht länger Babysitter spielen… Nicht mal für dich.“ Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, ja, doch erst jetzt wurde mir bewusst, wie ernst es mir mit diesen Überlegungen war, das Dorf zu verlassen. Bevor ich eine weitere Genin-Gruppe annähme, würde ich eher Konoha verlassen, und Naruto mit ihm. Die latente Unzufriedenheit, die mich in den Shadow Dance getrieben hatte, würde nicht einfach so verschwinden, und wer wusste, welche Möglichkeit sich mir als nächstes böte, sie zu überwinden? Der Kampfring war eine Spielerei gewesen, doch ich schloss nicht aus, unantastbar für wirklich gefährliche Strömungen zu sein. Im Moment war ich Naruto treu ergeben, doch wer wusste, wie das in ein paar Jahren aussah? Und bevor ich ihn wirklich hinterging, ging ich lieber ganz direkt. „Erpresst du mich?“ Ich legte den Kopf schief. „Könnte ich das denn?“ Der Hokage seufzte tief und winkte mich um den Tisch herum zu sich. Zögernd folgte ich der Aufforderung. Als ich vor ihm stand, ergriff er meine Hände. Ich ließ sie ihm, nach wie vor misstrauisch. „Du weißt genau, dass ich alles tun würde, um dich bei mir zu haben“, begann er und lächelte unglücklich zu mir auf. „Auch, wenn es mir nicht gefällt, dich dafür in Gefahr zu bringen.“ „Das heißt?“ „Das heißt, ich werde eine geeignete Stellung für dich finden“, versprach Naruto. „Aber deine jetzige Gruppe musst du noch durch die Prüfungen bringen.“ „Wie du möchtest.“ „Das möchte ich. Es wäre nicht gut, ihnen so kurz vor dem Abschluss noch einen anderen Lehrer vor die Nase zu setzen. Außerdem mögen sie dich.“ Ich sah ihn verblüfft an und Naruto lachte. „Ich frag mich auch, wieso. Wobei… Eigentlich nicht“, änderte er seine Meinung und zeigte mal wieder dieses dumme, bekiffte Lächeln, das ich so hasste. Nur, dass ich jetzt wusste, dass es nicht bekifft war. Es war verliebt. Unbehaglich wandte ich das Gesicht ab. „Sie sind bald fertig.“ „Das stimmt.“ Naruto hatte bis dahin auf seinem Stuhl gesessen und stand jetzt auf, nur, um sich direkt auf seinen Schreibtisch zu setzen. „Aber ich denke trotz allem, es wäre besser, wenn du nicht mehr mit Takeshi zusammenwohnst.“ „So?“, fragte ich leicht verärgert. Das ganze wäre aber auch zu einfach gewesen, hätte es keinen Haken gegeben. „Und stattdessen?“ Naruto zog mich näher zu sich und schob mein Shirt hoch. Seine Finger strichen so sanft über die zerschundene Haut meines Bauches, dass es nicht schmerzte. „Ich habe da schon so eine Idee“, deutete er an, doch bevor ich nachfragen konnte, küsste er mich hungrig. Ich stand zwischen seinen leicht geöffneten Beinen und mein Schwanz reagierte sofort auf die sanfte Bewegung seines Beckens. Vielleicht war ich doch sein Schoßhündchen, auf gewisse Art. Leise lachend löste Naruto die Lippen von meinen. „Ich dachte schon, ich müsste jetzt diese ANBU-Maske aufsetzen“, neckte er, wofür ich ihn grob in den Hintern kniff. Er quiekte ganz entzückend, drückte sich aber nur noch enger an mich. „So scharf wie du auf ´Kitsune` warst, dachte ich echt, du vernascht mich gleich auf der Bar… Wirst du immer geil, wenn du sauer bist?“ „Kann sein.“ Naruto lachte, lehnte die Stirn an meine und ließ die Finger zärtlich über meine Wangen streichen. „Ich hab dich so vermisst…“, flüsterte er leise. Ich dich auch, dachte ich, aber statt zu antworten, küsste ich ihn. Kapitel 12: Extra: Weihnachten ------------------------------ Hinter Konohas Häusern versank langsam die Sonne, völlig ohne spektakulären Sonnenuntergang, da Wolken jede Farbe verschluckten. Vor einer Woche hatte es geschneit, aber inzwischen hatte der kalte Wind die Flocken auf den Hausdächern zu festen Eisplatten zusammengeschweißt, und seither war es zu kalt für neuen Schnee. Ähnlich trostlos fühlte sich der Hokage, der dieses Szenario durch sein Bürofenster beobachtete, anstatt sich den Dokumentenstapel vor sich zu widmen. Ihm war, als höre er die so ungewöhnliche Stille des Shinobi-Hauptquartiers an seiner Türe branden. Konnte es sein, dass er die einzige lebende Seele im ganzen Gebäude war? Und sie hatten ja Recht. Aber ihm hätte es nichts gebracht, nach Hause zu gehen. Nach Hause – was hieß das überhaupt? Naruto hatte immer starkes Pflichtgefühl und Verbundenheit zu Konoha empfunden. Er war stolz, wenn ihre Chunin sich bei den Prüfungen besonders gut anstellten oder seine Shinobi sich auf Missionen hervortaten und er verteidigte die Belange seiner Untertanen (obwohl er sie eher als seine Familie betrachtete) in internationalen Belangen. Was auch kommen würde, er würde das Dorf und seine Bewohner beschützen, in seiner Funktion als Hokage genauso wie als Bewohner. Hier gehörte er her. Aber das war Heimat, und Heimat war nicht zu Hause, wie Naruto in den letzten Jahren festgestellt hatte. Letzteres war für ihn etwas Privateres, ein Rückzugsort – und als Hokage hatte er diese Qualitäten als Luxus zu schätzen gelernt. Zu Hause hieß für ihn, seine Pflichten für ein paar Stunden in den Hintergrund zu schieben, denn ganz vergessen könnte und wollte er sie niemals. Zu Hause hieß sein, wie er war, denn so sehr er sich immer geschworen hatte, sich nie zu verstellen, gehörte dies doch in gewisser Weise einfach zu seinen Aufgaben. Diese Aufgaben ermöglichten es ihm, in einer luxuriösen Wohnung zu leben, obwohl er das persönlich nicht gebraucht hätte. Es gehörte wohl dazu, wenn man Staatsoberhaupt war. Und – bei dem Gedanken lächelte Naruto – seinem Verlobten gefiel es, obwohl er das natürlich nie zugegeben hätte. Es war nicht so, als stünde Sasuke auf Prunk und Protz; sein Stil war in jeder Hinsicht eher schlicht. Doch er mochte eindeutig hochwertige Güter, was ein Grund war, aus dem der Hokage damals Sakura seine Wohnung hatte einrichten lassen. Er wollte, dass sie Sasuke gefiel, damit dieser vielleicht doch einzog, und seine beste Freundin hatte eher ein Händchen für Minimalismus als er selbst. Geholfen hatte es nicht, sein persönlicher Starrkopf war nur äußerst selten bei ihm gewesen. Doch Naruto wusste, dass Sasuke das Mobiliar gefiel, sonst hätte er viel mehr bissige Kommentare gemacht. Und das war der Punkt, den Naruto ´Zu Hause` nannte: Sasuke. Er liebte es, in die Wohnung zu kommen und von seinem Verlobten begrüßt zu werden, weshalb er, seit sie offiziell zusammen waren, kaum eine Nacht im Büro verbracht hatte. Egal, wie müde er war oder wie spät es geworden war, er hatte sich immer nach Hause geschleppt. Und Sasuke war da. Zu Beginn hatte er sich nicht alleine ins Bett legen wollen und hatte entweder gewartet oder war auf der Couch eingeschlafen. Doch nachdem der Hokage seinen Liebsten ein paar Mal ins Schlafzimmer getragen hatte, war dieser dazu übergegangen, von selbst schlafen zu gehen. So kam es, dass Sasuke manchmal, wenn Naruto nach Hause kam, einfach die Bettdecke hob, sodass er darunter schlüpfen konnte, und kommentarlos weiterschlief. Naruto gefiel das sehr. Meistens war sein Verlobter jedoch eher zickig, wenn er geweckt wurde, was den Hokage jedoch genauso wenig störte, es gehörte eben einfach zu Sasuke. Bis es dazu gekommen war, hatte er jedoch einiges an Überzeugungsarbeit geleistet, denn natürlich hatte der Uchiha nicht so einfach Narutos Wohnungsschlüssel annehmen wollen. Irgendwann hatte er aber eingesehen, dass es praktischer war, direkt im Appartement des Hokages zu warten, wohin sie sich sowieso meist zurückzogen, um ungestört zu sein. Zwar verbrachten sie durchaus Zeit mit Takeshi und ihren Freunden, aber meist hatte Naruto einfach zu wenig Zeit, um sonderlich viel zu unternehmen. Er hatte allerdings nicht das Gefühl, als würde es Sasuke stören. Der war sowieso niemand, der ständig unterwegs sein wollte. Schade nur, dass er es gerade jetzt trotzdem war. Naruto wandte sich wiederwillig seiner Arbeit zu, als seine Gedanken diese Richtung nahmen. Dabei wollte er gar nicht daran denken, dass sein Verlobter auf einer Mission war – und zwar schon zwei Tage länger als ursprünglich geplant. Hatte er doch gewusst, warum er ihn nicht hatte gehen lassen wollen. Andererseits, musste er zugeben, wollte er ihn nie gehen lassen. Aber der Dickkopf hatte darauf beharrt, die Truppe zu begleiten, welche ins Grenzgebiet aufgebrochen war, um dortige Aufstände zu beenden. Er hatte gesagt, ´Es wäre gut, wenn der Hokage dort direkte Präsenz zeigte`, und sich damit so sehr als einen Teil von Narutos Leben und Persönlichkeit ausgestellt, dass dieser gar nicht mehr hatte nein sagen können. Er war dahingeschmolzen, und sein verdammter, berechnender Freund hatte das ganz genau gewusst. „Mistkerl…“, murmelte Naruto dem leeren Büro zu. Warum wusste Sasuke nur so genau, welche Knöpfe er bei ihm drücken musste? Manchmal war es zum verrückt werden, vor allem, weil er diese Fähigkeit meistens nutzte, um ihn in den Wahnsinn zu treiben. Wenn sie sich stritten, konnte der Uchiha ihn mit chirurgischer Präzision verletzten oder auf die Palme bringen. Das zeigte, wie gut er ihn eigentlich kannte, und Naruto fragte sich, wieso er das nicht manchmal durch nette Gesten zeigte. Aber nein, wenn Sasuke sich mal ´süß` benahm, dann nur, um seinen Liebhaber zu manipulieren. Obwohl dieser das ganz genau wusste, funktionierte es trotzdem jedes Mal. Gr. Und trotzdem hätte Naruto gerade alles getan, um den Bastard bei sich zu haben. Er hasste es, länger von ihm getrennt zu sein. Obwohl er eigentlich wusste, dass sein Verlobter auf sich aufpassen konnte, kroch jedes Mal die Verlustangst aus ihrem Versteck und zog ihre unruhigen Kreise hinter den Gittern in Narutos Kopf. Kurama hasste diesen Zustand, und er stauchte seinen Jinchuriki oft zusammen, doch irgendwann reckte das andere Biest in ihm wieder den Kopf. Es war stärker als der Neunschwänzige, und das wollte schon etwas heißen. Andererseits war es Liebe, also wohl nicht verwunderlich. Ein Klopfen an der Tür riss den Hokage aus seinen wehmütigen Gedanken. Auf seinen Ruf trat ein junger Mann mit kurzem Maulwurfshaar ein, der eine kurze Verbeugung andeutete und näher trat. „Hokage-sama.“ „Takeshi, schön, dich zu sehen“, begrüßte er ehrlich erfreut den ehemaligen Mitbewohner seines Verlobten. Er mochte den Jungen, obwohl er bisweilen rechthaberisch und launisch sein konnte. „Wie geht es dir?“ „Äh, gut, danke“, antwortete er, ein wenig verunsichert von den Smalltalk-Versuchen. „Und Ihnen?“ Naruto nickte lächelnd. Er verstand, dass es dem Jungen unangenehm sein musste, ein derartiges Vertrauensverhältnis mit seinem Staatsoberhaupt zu haben. Sie verstanden sich im Privaten recht gut, doch wenn sie bei der Arbeit miteinander sprachen, verfiel der Junge oft in seine steife Nervosität zurück. Mit dieser Mischung aus Freundschaft und Vorgesetztem konnte wohl nicht jeder so selbstbewusst umgehen wie Sasuke. Dem war damals scheinbar egal gewesen, welchen Titel sein Liebhaber trug, was den frischgebackenen Hokage sehr beruhigt hatte. Er hatte diese Bestätigung gebraucht. „Wie kann ich dir helfen?“ Scheinbar erleichtert reichte Takeshi ihm den Missionsbericht und fasste kurz alles zusammen. Irgendwas von wegen aufwieglerische Reden gegen Naruto, aber das kam alle paar Monate vor und war das Recht jeden Bürgers. Wenn sie ihn nicht mehr wollten, würde er abtreten. Die meisten schienen allerdings zufrieden mit seiner Arbeit, sodass er diese nach bestem Gewissen fortführen würde. „Sehr gut. Im Moment habe ich keine weitere Arbeit für dich, aber wenn etwas ansteht, werde ich es dich wissen lassen.“ Der Junge verneigte sich, zögerte, wandte sich halb ab, zögerte erneut. Naruto sah dem Spektakel halb amüsiert, halb verwirrt zu und verlangte schließlich schmunzelnd: „Spuck´s schon aus.“ Errötend straffte Takeshi die Schultern, bevor er erklärte: „Es geht um einen Platz in Ihrer Garde, Hokage-sama.“ Ah ja, darüber hatte er bereits mit seinem Verlobten gesprochen. Naruto hatte nicht unbedingt versucht, Sasuke zu überzeugen – das hatte sowieso keinen Sinn, wie er wusste. Aber er hatte dem Uchiha einige Argumente gegeben, die für den Jungen sprachen. Trotzdem hatte er natürlich nicht hören wollen, und es machte durchaus Sinn, was er gesagt hatte. „Ich fürchte, in der Hinsicht kann ich nichts für dich tun.“ „Aber Sie sind…!“, platzte er heraus, bevor er sich zusammenriss und die unangebrachte Bemerkung herunterschluckte. „Ich verstehe nur nicht, was dagegen spricht, mich die Prüfung machen zu lassen. Wenn er es nicht versucht, wird er nie sehen, dass ich gut genug bin. Außerdem weiß er ganz genau, dass ich stark bin.“ „Das ist nicht das Problem“, wiedersprach Naruto nachsichtig. Er verstand Takeshis Wunsch, Sasuke zu beeindrucken, der einerseits von der Ausstrahlung des Schwarzhaarigen und andererseits von seiner Funktion als Mentor herrührte. Nur war sein Verlobter nicht leicht zu beeindrucken, und von Leuten, die er mochte, erwartete er tendenziell eher noch mehr als von Außenstehenden, immerhin mussten sie seiner Aufmerksamkeit würdig sein. „Sasuke möchte nur Jonin in der Garde, die schon ein paar Jahre gedient haben. Sein Test ist hart und…“ „Also hält er mich doch für schwach“, platzte Takeshis innerer Teenager jetzt doch heraus. Allerdings merkte er sofort, dass er eine Grenze überschritten hatte, und zog den Kopf etwas ein. „Entschuldigen Sie, das war unangebracht. Es ist nur… So frustrierend.“ Naruto zuckte die Schultern. „Daran wirst du dich bei ihm gewöhnen müssen oder dir einen anderen Lehrer suchen. Er wird dir nicht mit Lob hinterher rennen – vermutlich wird er dich nie loben. Und seine Zuneigung zeigt er durch fehlende Abneigung. Er…“ „Ich weiß, dass Sasuke kompliziert ist, danke.“ Diese motzige, sarkastische Antwort erinnerte Naruto so sehr an ihren Gesprächsgegenstand, dass er schmunzeln musste. Ja, der Junge hatte sich eindeutig einiges bei seinem Lehrer abgeschaut. Wenn Sasuke Kinder hätte, ob die dann wohl genauso wären? „Tja, und was erwartest du dann?“ Er nahm sich ein neues Dokument und überflog die Überschrift. Steuern. Ugh. Aus dem Augenwinkel sah er zu Takeshi. „Dass er dir Beförderungen schenkt, weil du sein Lieblingsschüler bist? Das kannst du vergessen. Gerade deswegen wirst du härter arbeiten müssen als die anderen. Zeig ihm, dass du nicht auf den leichten Weg aus bist. Dass du arbeiten willst. Dabei hilft er dir sicher.“ „I-Ich wollte gar keine Abkürzung nehmen… Ich glaube einfach, dass ich dafür gut geeignet wäre. Und ich will Sie beschützen, Hokage-sama“, plädierte er mit wachsendem Selbstbewusstsein und zunehmend flammendem Blick. Das fand Naruto angesichts der Tatsache, dass er neben einer elitären Garde Kurama hatte, davon abgesehen, dass er selbst nicht gerade hilflos war, sehr niedlich, und er musste lachen, was Takeshi natürlich gar nicht passte, so, wie er die Lippen aufeinander presste. „Ich weiß deinen Einsatz zu schätzen“, erklärte er versöhnlich. „Aber ich bin Sasukes Meinung. Du brauchst noch ein paar Jahre. Gib dir selbst Zeit.“ Von der Ungeduld des Jungen hatte er schon so einiges gehört, und gerade bewahrheitete sich alles davon. Nun war es nicht so, dass Naruto Takeshi für unfähig hielt, ganz im Gegenteil. Unter einem anderen Gardenhauptmann hätte er die Prüfung wahrscheinlich ablegen und unter Umständen vielleicht sogar bestehen können. Normalerweise delegierte der Wachvorsteher des Hokage die Ausbildung an jemanden, hatte er doch selbst genug mit Planung, Training und eben Wacheschieben zu tun. Doch Sasuke delegierte nicht. Das hätte ja geheißen, sich auf jemand anderen zu verlassen. Oh nein, Sasuke riss alle Aufgaben an sich und erledigte sie natürlich mit Bravour, obwohl ihn gewisser Kleinkram nervte und er eigentlich zu viel zu tun hatte. Mit Vorliebe regte er sich über Dilettantismus unter seinen Leuten auf. Naruto riet ihm immer, die Zügel zumindest ein wenig lockerer zu lassen, anderen Arbeit zu geben, doch davon wollte er nichts hören. Er war Perfektionist, Narzisst und neigte zum paranoiden Misstrauen. Eine perfekte Führerfigur, eben. Man beachte den Sarkasmus. „Ich bin sicher, wenn es so weit ist, wirst du einer der besten Anwärter sein“, bemerkte Naruto noch, als sein Gegenüber wütend die Lippen aufeinander presste. Ein wenig entspannter deutete Takeshi eine kleine Verbeugung an. „Danke für Ihre Zeit, Hokage-sama.“ „Natürlich.“ Der junge Shinobi war schon auf halbem Weg zur Tür, als sein Vorgesetzter ihn nochmal zurückrief: „Ach, Takeshi… Möchtest du heute Abend zu mir kommen? Wir können zusammen Essen. Dann sind wir nicht so alleine.“ Takeshi sah Naruto ungläubig an, dann senkte er verlegen den Blick. „Ich kann leider nicht…“ „Du brauchst echt nicht verlegen sein. Weihnachten sollte man mit seinen Lieben verbringen. Wie wäre es, wenn wir…“ „I-Ich bin bei meiner Freundin, Hokage-sama.“ „Deine… Oh.“ Unbehagliche Stille trat ein. Naruto war fest davon ausgegangen, dass Takeshi aus bloßem Stolz behauptet hatte, nicht zu können, um nicht bedürftig zu wirken. Doch in Wahrheit war er selbst der Bedürftige. Er hasste es, alleine zu sein, und an Heiligabend konnte er sich nicht mal mit Arbeit ablenken oder mit Kollegen reden. Blöder Teme, warum musste er ausgerechnet jetzt weg sein, an ihrem ersten Weihnachten als offizielles Paar…? „Oh, ähm, das ist schön“, brachte er hervor und lachte, als Takeshi rot wurde. „Wie heißt sie?“ Leuchtend braune Augen strahlten ihn an, alle Verlegenheit vergessend. „Muuto Teru. Sie ist Bänkerin und echt süß!“ Gar keine Kunoichi… Ob das längerfristig gut gehen würde, stand wohl in den Sternen. Natürlich wünschte Naruto jedem das Beste, doch die Berufsbedingungen seiner Shinobi waren einfach schwierig. Obwohl sie in friedlichen Zeiten lebten, waren sie oft lange auf Missionen unterwegs, und verletzt werden konnten sie jederzeit. Daher waren so viele Kollegen untereinander liiert – was dann oft nicht lange hielt – oder eben single. Naruto selbst hatte das vor seiner Beziehung (oder Affäre, wenn es nach Sasuke ging) eher locker gehandhabt. Er war ein paar Mal mit Hinata ausgegangen (schließlich hatte sie ihm ein Liebesgeständnis gemacht), doch war sie so nervös gewesen, dass sie kaum ein Wort herausgebracht hatte, weshalb sich ihre Treffen irgendwie im Sande verliefen. Sein erstes Mal hatte er mit einer älteren Kollegin gehabt, mit der er danach noch eine Weile etwas gehabt hatte. Allerdings war er ihr irgendwann zu anhänglich geworden, sodass sie sich jemand anderen suchte. Danach hatte er sich ausgelebt, jedoch hauptsächlich mit Sakura eine Art ´Freunde mit gewissen Vorzügen`-Arrangement getroffen. Damals hatte er sie schon ´nur noch` als beste Freundin gesehen, und es hatte gut geklappt. Bis Sasuke zurückgekommen war. Natürlich hatte Sakura (wieder) versucht, den Uchiha für sich zu gewinnen. Offensichtlich hatte sie seine Verabschiedung als Versprechen interpretiert, wobei ihr jedoch recht schnell klar geworden war, dass es höchstens ein Versprechen auf Freundschaft gewesen war. Damals hatte Naruto seine eigene Erleichterung noch nicht verstanden. Jetzt kam es ihm bescheuert vor, aber er hatte tatsächlich nicht gemerkt, wie vernarrt er eigentlich in Sasuke gewesen war, hatte es für Freundschaft gehalten. Er hatte nicht gemerkt, dass er sich Nähe wünschte, körperlich und emotional. Er hatte nicht realisiert, dass dieses Kribbeln im Bauch, wenn ihre Blicke sich trafen, nicht ´normal unter so guten Freunden` war. Er war ein Vollidiot gewesen. Aber zum Glück hatte sich ja irgendwie alles zum Guten gewendet, und jetzt würden sie heiraten. Obwohl sie immer noch kein Datum festgelegt hatten, bemerkte er mal wieder mit einem Blick auf seinen Ring. „Mhm, und ich schätze, älter als du?“, führte Naruto das Gespräch fort. Takeshi grinste schief und kratzte sich am Kinn. „24.“ „Hm, das geht ja noch… Dann wünsche ich euch viel Spaß und schöne Weihnachten.“ „Danke. Ihnen auch!“, rief der Junge ausgelassen und verließ endlich das Büro. Scheinbar hatte er zumindest seinen Ärger wegen der Prüfung vergessen, die er noch nicht antreten durfte, das war immerhin etwas. Aber jetzt war Naruto alleine, und er würde es für den Rest des Abends bleiben. Ein unangenehmes Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit, das er zu vertreiben suchte, indem er sich in die Steuertexte vertiefte. Er war bereits ein gutes Stück weiter gekommen und draußen war es inzwischen stockdunkel, als es erneut an der Tür klopfte. Diesmal trat eine junge Frau, Mitte 20, mit kinnlangem, hellbraunem Bob und intelligenten, grünen Augen, ein. Auf dem Arm hielt sie einige penibel sortierte Blätter, welche sie mit einem Lächeln auf den Stapel auf Narutos Schreibtisch legte. „Ist das dein Ernst, Chise…?!“, stöhnte der Hokage seine Assistentin erschöpft an, woraufhin sie scheu lächelte. „Ich fürchte, das muss noch erledigt werden, Hokage-sama.“ Ihr Blick fiel auf den Stapel der Papiere, die er bereits durchgearbeitet hatte, und ein Hauch von Unzufriedenheit schlich sich in ihre Augen. „Sie haben nicht so viel erledigt, wie wir angedacht hatten.“ „Ein Chunin war hier und hat Beratung gebraucht“, rechtfertigte er sich, nahm jedoch folgsam das nächste Dokument. „Außerdem ist es noch gar nicht so spät. Es ist erst… Oh“, stockte er, als er auf die Uhr blickte und feststellte, dass es bereits fast halb zwölf war. Der Gesichtsausdruck seiner Sekretärin wurde etwas weicher. „Nun, es ist Weihnachten. Vielleicht sollten Sie lieber nach Hause gehen. Heute schaffen wir sowieso nicht mehr viel.“ „Wundert mich eher, was du hier noch treibst. Alle anderen sind doch bestimmt schon heim, oder?“ „Solange Sie noch hier sind…“ „Das ist doch Quatsch!“, unterbrach Naruto und stand auf, um sie sanft an der Schulter zu nehmen und in Richtung Tür zu führen. „Ich bin immerhin Hokage und es ist meine Verantwortung, wenn ich zu lahmarschig bin. Dafür musst du dich doch nicht bestrafen!“ „Aber…“ „Du gehst jetzt nach Hause und isst gemütlich, was noch übrig ist, und ruhst dich ein bisschen aus, ja? Und gönn dir ein paar Kekse für mich mit.“ „Hokage-sama…“ „Das war kein Vorschlag, Chise“, beharrte Naruto, woraufhin sie sich kurz in die Augen sahen, er auffordernd lächelnd, sie unsicher die Stirn runzelnd, bevor die junge Frau langsam nickte. „Wie Sie möchten, Hokage-sama.“ „Ja, ich möchte.“ Bekräftigend öffnete er die Tür, musste sie jedoch beinahe nach draußen schieben. Ein wenig erschöpft sah er ihr hinterher. So ein Arbeitstier hatte er ja schon lange nicht mehr gesehen, sie war ja fast schlimmer als Sakura, die ihn zuvor bei administratorischen Aufgaben unterstützt hatte. Schließlich schloss er die Tür, um sich wieder an den Schreibtisch zu begeben. Dort griff er jedoch nicht nach der nächsten Akte, sondern öffnete eine Schublade, aus der er ein Foto nahm. Es zeigte ihn und Sasuke, ganz schlicht, keine Küsse, kein Händchenhalten oder kuscheln. Nur sie beide. Und damit alles, was Naruto sich wünschte. Viel lieber als es in die Schublade zu stecken, hätte er es auf den Schreibtisch gestellt, doch das wollte sein Verlobter nicht, weil ihn dann ja jeder sehen würde. Als würde ihn nicht sowieso schon jeder im Dorf kennen. Aber der Hokage respektierte die Wünsche seines Verlobten, und musste sich eben mit solchen flüchtigen Blicken wie jetzt begnügen. Eine Welle heißer Sehnsucht durchfuhr ihn plötzlich und unerwartet, und ihm schnürte sich die Kehle zu. „Ach, scheiße…“, murmelte er und rieb sich den Nasenrücken. „Du solltest doch jetzt da sein, Teme…“ Es war ihr erstes Weihnachten als richtiges Paar. Es war ihr erstes (und vermutlich einziges) Weihnachten als Verlobte. Es war einfach Weihnachten. Aber eigentlich war es egal, was für ein Tag war, denn Naruto wollte Sasuke immer bei sich haben. Er vermisste seinen Sarkasmus und seine Intelligenz und seinen Starrsinn und seinen Putzfimmel und seine Morgenmuffeligkeit und sein Lachen und seine Stimme und seinen Körper und seinen Geruch und seine Hand zu halten. Gerade vermisste er Sasuke so sehr, dass es körperlich wehtat, und dieses Gefühl rief schmerzhafte Erinnerungen wach an eine Zeit, als er nicht sicher gewesen war, ob er den anderen je wiedersehen würde. Seine Augen brannten unangenehm und er wischte darüber, doch die Erleichterung zu weinen war ihm sowieso nicht vergönnt. Fast war es, als könnte er seinen Verlobten: „Heulsuse“, sagen hören. Und dann fast so, als würde sich eine kühle Hand auf seine Wange legen, sein Kinn heben und warme Lippen sich an seine schmiegen. Doch dann blinzelte Naruto ungeweinte Tränen weg, und er war wieder alleine in seinem Büro. Er hatte sich noch nie geschämt, zu weinen, und jetzt kullerten ein paar Tropfen über seine Wangen, bevor er sich wieder einkriegte. Es reichte aber! Schließlich würde sein Teme schon bald wieder hier sein, vielleicht sogar am nächsten Tag. Da war es vollkommen unnötig, hier herumzujammern. Vermutlich war er nur übermüdet und sollte langsam ins Bett gehen, es war immerhin schon fast dreiviertel zwölf. Die paar Minuten bis Mitternacht würde er jetzt noch durchhalten, beschloss er, dann würde er sein Schlafzeug aus dem Schrank holen und es sich auf der Couch bequem machen. Während er also weiter arbeitete, bewegte der große Zeiger der Uhr sich unaufhörlich in Richtung der Senkrechten, auf seinen kleinen Bruder zu. Im ganzen Gebäude war es geisterhaft still. Naruto war jetzt wirklich die einzige lebende Seele im ganzen Gebäude. So kam es, dass er die Schritte auf dem Flur hörte bevor sie die Tür erreichten. Ein wenig verwundert richtete er sich auf. Wer wollte denn um diese Zeit noch etwas? Ein Notfall, vielleicht? „Her…“, fing er in Erwartung des obligatorischen Klopfens an, doch die Tür öffnete sich einfach und herein trat kein anderer als Sasuke. Zuerst dachte Naruto, er würde schon wieder phantasieren und schob endgültig seine Arbeit von sich. Doch dann sagte die Halluzination: „Du arbeitest also wirklich noch“, und seine Stimme jagte dem Hokage einen angenehmen Schauer den Rücken runter, den er sich gar nicht einbilden konnte, nicht mal in der ausschweifendsten Sexphantasie. Völlig verblüfft konnte er Sasuke nur ansehen. Ein paar Schneeflocken – Naruto hatte nicht mal bemerkt, dass es angefangen hatte zu schneien - hingen noch in seinem Haar und schmolzen. Über seine Schulter schlang sich der abgegriffene Gurt eines Rucksackes. Seine Kleider waren schmutzig und er hatte Ringe unter den Augen und er war es wirklich. „Sasuke!“, schrie der Hokage und sprang praktisch über den Tisch in die Arme seines Liebsten. Dieser taumelte unter so viel Begeisterung und brummte etwas Unwilliges, doch er legte die Hände in Narutos Taille, als dieser ihn überschwänglich küsste. Naruto grub die Finger in sein Haar und zog ihn enger an sich. Er wollte mehr, viel mehr, nach dem sie so lange getrennt gewesen waren und vor allem nach seiner vorherigen Sehnsuchtsattacke. Gott, da glaubte er gerade, es vor Einsamkeit nicht mehr auszuhalten, und genau in dem Moment tauchte der Bastard wieder auf. Und es tat so gut, ihn sehen, zu halten, zu schmecken, zu riechen… Er tat so unendlich gut. Schließlich löste Sasuke sich mit gerunzelter Stirn wieder. „Was ist los?“, wollte er misstrauisch wissen, doch Naruto lachte nur. „Nichts. Ich freue mich nur, dass du dich extra beeilt hast, um mich heute noch zu sehen.“ Wie erwartet wurden die schwarzen Augen abweisend, doch Naruto erkannte dies als Sasukes Art, verlegen zu werden. "Wir sind eben jetzt nach Hause gekommen, das hat nichts mit dir zu tun...", murrte er, doch der Hokage wusste es besser und grinste breit. Sein Blick fiel auf die Uhr. Samstag, der 24. Dezember, 23.59 Uhr. Er küsste seinen Liebsten nochmal. „Frohe Weihnachten, Sasuke.“ Epilog: Flügge werden --------------------- Ein kalter Wind fegte durch das hohe Tor und trug einzelne Schneeflocken mit sich, die im Haar der Wartenden verfingen und schmolzen. Eine kleine Truppe hatte es trotzdem nicht eilig mit der herzlichen Verabschiedung. Freunde ließ man eben nicht gerne gehen. „Ich werde dich echt vermissen“, verkündete Naruto nicht zum ersten Mal und ich verzog leicht das Gesicht. Langsam hatten es alle gehört. „Aber es wird ja nicht für lange sein.“ „Wenn du uns weiter in dieser Eiseskälte aufhältst, wird er nie wieder kommen, weil er erfroren ist“, beschwerte sich die Schwester des angesprochenen Kazekage. Naruto lachte verlegen und reichte allen ein letztes Mal die Hand bevor er die Suna-Leute endlich ihrer Wege ziehen ließ. Neben Temari und dem Kazekage war noch ein Shinobi mitgekommen, der Kankuro ersetzte. Dieser hatte sich nämlich in Abwesenheit des Staatsoberhauptes um die Belange ihres Dorfes gekümmert. Nachdem die Chunin-Prüfungen nun vorbei waren, würde alles wieder seine geregelten Bahnen gehen… Nun, soweit es das in Konoha je tat. Sobald die Gäste außer Sicht waren, wandte unser eigener Kage sich seinem Dorf zu. Wo zuvor nur er, Sakura und ich zu sehen gewesen waren, standen jetzt sieben weitere Kollegen, die die Abreise der Staatsgäste überwacht hatten. Unter anderem auch Shikamaru, welcher seiner Frau nachschaute. Sie wollte ihren Bruder nach Hause eskortieren und ihre Heimat besuchen, und ihr Mann war wohl noch nicht sicher, was er von seinem Strohwitwerdasein halten sollte. Seine Shinobi standen stramm in einer Reihe, während Naruto ihnen freundlich zulächelte. „Gute Arbeit in den letzten Tagen. Ich bin sehr zufrieden. Sasuke, Sakura-chan, begleitet unsere Gäste zur Grenze und meldet euch bei mir, sobald ihr die Berichte fertig habt. Die anderen können sich zurückziehen.“ Unsere Kollegen verneigten sich, dann verschwanden sie so spurlos wie sie aufgetaucht waren. Sakura und ich ließen den Hokage zurück, der gemütlich in sein Dorf spazierte, um den Kazekage zu folgen, der seinem eigenen Dorf entgegeneilte. Es war nicht gesagt worden, dennoch war uns klar, dass wir nicht gesehen werden sollten. „Naruto hat ihn gefragt, ob er kommt, wenn es so weit ist, oder?“, fragte Sakura einige Stunden später, als wir von einem Ast aus zusahen, wie der Kazekage hinter der Grenze immer kleiner wurde. Ich nickte. „Glaubst du, er wird kommen?“, ließ sie nicht locker, denn sie freute sich zu sehr, dass ich sie nicht mehr ignorierte. Dass sie es nur unserem besten Freund zu verdanken hatte, dass ich wieder mit ihr redete, war ihr sicherlich klar. Als er merkte, wie ich Sakura ignorierte, hatte Naruto gefragt, was passiert war (Ich hielt es Sakura zugute, dass sie ihn nicht schon vorher auf mich angesetzt hatte). Natürlich hatte Naruto sofort Partei für seine beste Freundin ergriffen, und nachdem er mich ewig mit seinem Gebettel penetriert hatte, hatte ich nachgegeben. Allerdings war ein wichtiger Grund für dieses Nachgeben meinerseits, dass ich keine Lust auf das alberne Drama hatte. Wenn sie mit mir reden wollte, sollte Sakura das eben tun – Und das wollte sie. Deshalb fuhr sie bei meinem Schweigen auch fort: „Es ist ein weiter Weg und er wirkte irgendwie enttäuscht, wenn du mich fragst.“ Das hatte ich aber nicht, und so wandte ich mich mit einem Schulterzucken wieder Richtung Heimat. „Wir werden sehen.“ Wenn der Kazekage wirklich enttäuscht über den Grund für Narutos Einladung war, wollte ich ihn gar nicht da haben. Es gab sowieso schon zu viele wiederwillige oder angeekelte Stimmen, da brauchte ich nicht auch noch einen eifersüchtigen Nebenbuhler. Seufzend dachte ich an die allgemeine Verblüffung, der Entsetzen gefolgt war, als Naruto und ich unsere Beziehung öffentlich machten. Nur seine besten Freunde wussten, dass das nicht alles war, und sogar von denen hatten einige es dem Hokage ausreden wollen (ich selbst nicht zuletzt), doch er war stur wie immer geblieben. Plötzlich lag meine Hand in Sakuras und sie wiederholte, was sie so oft schon kopfschüttelnd gesagt hatte: „Ich kann es immer noch nicht richtig glauben.“ Es fiel ihr schwer, mich loszulassen, wenn sie mich mal berührte. Deshalb entzog ich ihr die Hand jetzt und betrachtete selbst den Ring, der sie in derartigen Unglauben stürzte. Es war ein schlichter Silberreif auf den ein Kreis gestanzt worden war, ganz ähnlich der Sonne, die früher auf Narutos Hand geprangt hatte. Er selbst trug einen goldenen Ring in den eine Mondsichel graviert worden war. Hätte ich nicht diesen (kitschigen) Beweis, hätte ich es wohl selbst genauso wenig geglaubt wie Sakura, aber es stimmte. Ich war verlobt mit dem Hokage, und dieser hatte seinen guten Freund, den Kazekage, zur Hochzeit eingeladen. Wir hatten zwar noch keinen Termin (Und ich hatte es sicherlich auch nicht eilig damit, einen zu finden), aber Naruto war vollkommen aus dem Häuschen. Wie eine Frau hörte er gar nicht mehr auf, davon zu reden, seit er mir vor drei Monaten den Antrag gemacht hatte, und er liebte es, mich ´seinen Verlobten` zu nennen. Das hatte kurz nach dem ganzen Shadow-Dance-Fiasko angefangen. Kibas Team hatte genug Beweise gefunden, um eine ganze Menge Leute hinter Gitter zu bringen. Die Verhörräume waren während der nächsten Wochen in Dauerbelegung gewesen, und ein paar Mal mussten auch Takeshi und ich uns dort einfinden. „Tut mir Leid, Alter, aber diese Mafiosi behaupten einhellig, ihr wärt in die Sache verwickelt“, entschuldigte Kiba sich, als er und seine Leute unsere Wohnung durchsuchten. Ich hatte nur die Schultern gezuckt. „Ich hab dort gearbeitet“, erwiderte ich schlicht. Das war die Geschichte, die Naruto sich ausgedacht hatte, und er hatte sogar die entsprechenden Befehle unterzeichnet und mich nachträglich Berichte schreiben lassen. So dumm, wie er aussah, war unser Hokage manchmal doch nicht. „Ich weiß, aber der Junge…“, hatte Kiba beharrt. „Sie wussten, dass er mein Schüler und Mitbewohner ist, und haben deshalb falsche Informationen über ihn platziert. Ich weiß nicht, wie sie an ihn rangekommen sind, aber sie sollten nicht seine Zukunft zerstören.“ Mein Kollege hatte skeptisch ausgesehen, und einige seiner Leute drängten auf weitere Untersuchungen, aber als die ersten Ermittlungen nichts ergaben, wurde die Sache fallengelassen. Das war wohl Narutos Einfluss auf uns zu verdanken und großes Glück, denn hätten sie weiter gebohrt, hätten sie sicher etwas herausgefunden. Takeshi musste Naruto hochheilig schwören, sich nie wieder in diese Kreise zu begeben, was er sofort tat. Vielleicht war es naiv, ihm so einfach zu vertrauen, vielleicht verdiente sich der Hokage damit einen hundertprozentig loyalen Gefolgsmann, das würde die Zeit zeigen müssen. „Mit Sasuke wirst du trotzdem nicht mehr zusammen wohnen“, hatte Naruto dem Jungen verkündet, als das geklärt gewesen war. Takeshi warf mir einen hilflosen Blick zu, aber ich sah stur weiter auf unseren Chef. Dieser hatte mir nämlich immer noch nicht sagen wollen, was er vorhatte, aber jetzt musste er ja wohl mit der Sprache herausrücken. Der Hokage lächelte über unsere angespannten Gesichter. „Du, Takeshi, wirst in der Wohnung bleiben. Dein Sensei wird ausziehen.“ „Aber…!“, fing der Junge an, während ich nur das Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerte. Das gefiel mir nicht, und es lag nicht in seinem Befugnis Bereich, wie Naruto sehr wohl wusste. „Keine Sorge“, hatte Naruto mit einem Lächeln gesagt, bei dem mein Magen sich unangenehm verknotet hatte. „Ich habe schon eine andere Unterkunft für ihn.“ Und heute war es an der Zeit, diese zu beziehen. Die letzten Monate hatten für die Klärung diverser Angelegenheiten gedient, aber jetzt war alles geregelt und als ich mich von Sakura trennte und in meine alte Wohnung kam, fand ich dort nur wenige Umzugskartons. Naruto hatte gesagt, ich müsse gar nichts mitnehmen, aber ganz zurücklassen konnte ich mein altes Leben eben auch nicht. Takeshi zerlegte gerade den einzigen Schrank, den ich mitnehmen würde, als ich in die Galerie trat, die bisher als mein Schlafzimmer gedient hatte. Seit der Ankündigung, dass ich ausziehen würde, hatte ich nicht viel Zeit hier verbracht. „Eigentlich ist die Wohnung viel zu groß für einen“, stellte Takeshi fest, als ich ihm half, das Möbelstück zu verpacken. Gemeinsam trugen wir die Kisten nach unten und über die kühlen Straßen des Dorfes. „Du hast den Hokage gehört. Lange wirst du nicht alleine bleiben“, erinnerte ich ihn „Es war schon schwer genug, sich mit dir zusammen zu raufen. Noch mal brauche ich das nicht – Und dann noch mit ständig anderen Kindern“, beklagte Takeshi sich, als wäre er keines mehr, nur, weil ihm ein fransiger Bart an ein paar Stellen am Kinn wuchs. Narutos Plan war es, eine Art Kindergarten mit Übernachtungsmöglichkeit für den Nachwuchs seiner Shinobi aufzubauen, während diese auf Missionen waren. Natürlich war ihm bewusst, dass ein (inzwischen) Siebzehnjähriger sich nicht um ein solches Unterfangen kümmern konnte, weshalb Erwachsene das Projekt betreuen würden, aber Takeshi sollte seinen Teil dazu beitragen. Immerhin war er jetzt seit drei Tagen ein Chunin. So würde er nicht nur Verantwortung lernen, sondern auch Zusammenarbeit und Rücksicht. Außerdem wollte Naruto einen Ausbau von Waisenhäusern und eine bessere Einbindung der Familienlosen erreichen, aber ob unser junger Freund sich so sehr für diese Richtung interessierte, wie der Hokage sich das scheinbar wünschte, blieb noch abzuwarten. „Ich habe nie darum gebeten!“, beschwerte er sich gerade. „Das war die Idee des Hokage. Wegen mir hätten wir auch weiter zusammenwohnen können…“ Ich zog die Brauen hoch und verlagerte das Gewicht des Pakets auf meiner Schulter. „Wie hattest du dir das vorgestellt?“ Darauf konnte Takeshi nur verlegen mit den Schultern zucken, immerhin war er dabei gewesen, als Naruto mir den Ring gab. Direkt, nachdem er von seinen Wohnungsplänen erzählt hatte, hatte er eine Schublade seines Schreibtisches geöffnet und eine kleine schwarze Schachtel hervorgezogen, die er dann zu mir schob. „Ich habe schon eine andere Unterkunft für ihn. Immerhin wäre es komisch, wenn mein Ehemann nicht bei mir wohnte, oder?“, hatte er Takeshi gefragt, ohne den Blick von mir abzuwenden. „Ihr…? Oh“, verstand der Junge, sobald auch er mich ansah. Langsam hatte ich die Hand nach der Schatulle ausgestreckt und die Ringe gesehen, die wir jetzt an den Fingern trugen. Damals waren sie mir genauso kitschig vorgekommen, aber ich hatte es von der ersten Sekunde an verstanden. Naruto wollte verhindern, dass ich Konoha erneut verließ. Dass ich ihn erneut verließ, wie ich es ihm angedroht hatte. „Ist das dein Ernst?“, hatte ich gefragt, ohne das Metall zu berühren. Ich fürchtete, es könne sich genauso an der Haut festsaugen wie der, der es mir schenkte. „Natürlich. Und wenn du jetzt wieder von den ´Widrigkeiten` redest, verprügle ich dich gleich nochmal“, warnte Naruto vor, der aufstand, um den Tisch kam, den Silberring nahm und mir auffordernd die Hand hinhielt. Gerade so, als wäre es keinerlei Frage, wie ich auf diesen Überraschungsangriff-Antrag reagieren würde. „Du hast mich nicht verprügelt“, wich ich aus. Der Hokage verdrehte die Augen. „Ich war vor dir wieder wach.“ „Darum geht es jetzt auch nicht.“ Mein Blick lag auf dem Schmuckstück in Narutos Hand, dann sah ich ihm wieder in die Augen, suchte nach einem seiner dummen Scherze. Aber das war kein Scherz. Dieser Trottel wollte mich wirklich heiraten, ohne auch nur einen Tag mit mir zusammengewohnt zu haben, ohne eine längerfristige (offizielle) Beziehung geführt zu haben, ohne auch nur ein Mal ´Ich liebe dich` aus meinem Mund gehört zu haben. Andererseits hatten wir auf Missionen mehr Zeit miteinander verbracht als so manch anderes Paar von sich behaupten konnte. Wir hatten wochenlang nur uns als Gesellschaft gehabt, und auch nicht mehr Streit als sonst gehabt. Und eigentlich basierte unsere Beziehung darauf, dass wir so wunderbar miteinander streiten konnten. Was die Länge unserer Beziehung anging, so hatte ich festgestellt, dass wir zwar erst seit der Nacht im Kampfring offiziell zusammen waren, sehr wohl aber davor schon ein Paar gewesen waren. Er war zu mir gekommen, wann immer er Zeit erübrigen konnte, und wann immer das nicht ging, hatte ich bei ihm aufgeschlagen. Er hatte mir seine Probleme erzählt und sich von mir beraten lassen und sich (soweit ich das konnte) trösten lassen, und er hatte mir entweder den Grund für meine etwaige schlechte Laune aus der Nase gezogen oder sie mir aus dem Kopf gevögelt. Und zwar nur mir, in den letzten drei Jahren. Bei uns gab es keine Herzchen, kein Händchenhalten und keine geflüsterten Versprechungen, weil ich das nicht wollte, und keine Dates, weil er dafür keine Zeit hatte, aber es funktionierte. Wir funktionierten, und vielleicht war das der einzige Weg, wie es für mich funktionieren konnte, Teil einer Partnerschaft zu sein. Und vielleicht war Narutos Liebe zu mir so groß, dass es für uns beide reichte. Denn wenn ich mir vorstellte, diese drei Worte auszusprechen, schnürte sich mir nach wie vor die Kehle zu. Aber er hatte nie darum gebeten. Er war sich sicher, mich für immer zu lieben, so sicher man sich eben sein konnte, sonst hätte er mich nicht gefragt. Er war sich meiner sicher, und das konnte er auch sein. Ich war ihm gegenüber als Hokage und Freund loyal, und als Ehemann würde ich es auch sein. Als mein Schweigen immer länger wurde, ließ er die Hand sinken und sah mich ungewöhnlich ernst an. "Ich weiß, dass du mich nicht brauchst", sagte er leise. "Aber ich glaube, dass du mich trotzdem willst. Und du kannst mich haben… Für immer, wenn du möchtest." Endlich verstand ich, was das alles sollte. Mal wieder hatte Naruto mich durchschaut, meine Unsicherheit, was unsere Zukunft als Paar anging, bemerkt, und das hier war seine Reaktion darauf. Er wollte mir beweisen, dass er bei mir bleiben würde und ich keine Angst zu haben brauchte. Diese Geste war so übertrieben und dumm und sentimental, wie sie nur Naruto zustande bringen konnte. Und doch rührte sie mich, denn ich wusste, dass er es ernst meinte. Also nahm ich ihm wortlos den Ring aus der Hand steckte ihn mir an. Es war noch immer seltsam, sich Naruto als Ehemann vorzustellen, dachte ich, als ich meinen Schrank in seine Wohnung trug… Unsere Wohnung, rief ich mir ins Gedächtnis. Seit dem Verlöbnis hatte ich fast jede Nacht hier verbracht, sofern ich nicht mit den Kindern auf Missionen gewesen war. Und fast jeden Morgen war Naruto nicht neben mir aufgewacht und ich hatte ihm Frühstück gebracht und wir hatten Sex auf seinem Schreibtisch oder auf seiner Bürocouch oder in seinem Badezimmer oder auf dem Fensterbrett… Er hatte nicht gelogen; es hatte sich nichts geändert, seit wir offiziell ein Paar waren. In der Wohnung selbst hatte sich ebenfalls nicht viel getan. Seine Einrichtung war hochwertig und dank Sakura geschmackvoll und bis auf meine Kaffeemaschine (Er besaß keine, weil er zu Hause so gut wie nie Kaffee trank), und den Schrank, den ich gerade mit Takeshi im Wohnzimmer abstellte, brachte ich nur meine Kleidung, Schriftrollen und Bücher mit. Meine Möbel spendete ich Narutos Hilfsprojekt, immerhin brauchte ich sie jetzt nicht mehr. Mein Verlobter hätte mir eine Villa hingestellt, wenn ich das verlangt hätte. „Ab morgen wohnst du offiziell hier“, stellte Takeshi wehmütig fest. Sein Haar war wieder so kurz wie am Anfang seiner Ausbildung, aber er war noch ein gutes Stück gewachsen. Inzwischen war er fast so groß wie Naruto, und vermutlich würde er genauso breite Schultern und kräftige Arme bekommen. Zusammen mit seiner Intelligenz würde er es noch zu etwas bringen, hoffte ich. Er fuhr sich durch die Haare und sah mich stirnrunzelnd an. „Ich… Ich werde dich vermissen…“, gestand er verlegen. Verblüfft sah ich meinen ehemaligen Mitbewohner an, der eigentlich genauso wenig zu Gefühlsausbrüchen neigte wie ich. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, aber da rettete mein Verlobter mich, der aus dem Büro kam und den Arm um meine Schulter legte. „Es war schon schwer genug, ihn davon zu überzeugen herzukommen“, beschwerte Naruto sich und küsste meine Schläfe. „Red ihm nichts anderes ein, sonst bist du deine Beförderung schneller wieder los als dir lieb ist!“ „Das können Sie gar nicht!“, empörte sich der Junge, der der einzige zu sein schien, dem es nichts machte, Naruto und mich so zu sehen. Das lag wohl daran, dass er es vor dem Rest des Dorfes gewusst hatte. „Ich bin der Hokage. Ich kann alles“, behauptete er und die beiden zankten sich wie so oft spielerisch. Ich löste mich von meinem Zukünftigen und machte mich auf den Weg zur Haustür. „Baut den Schrank auf, während ihr spielt. Ich hole den Rest aus meiner Wohnung.“ „Takeshis Wohnung“, betonte Naruto, der mir in den Flur gefolgt war. „Wie viel ist noch da?“ Ich überlegte. „Vier Kartons.“ Bevor ich auch nur meine Schuhe anziehen konnte, hatte mein Verlobter drei Doppelgänger beschworen, die mir alle die Wange küssten, bevor sie in den Hausflur traten und loszogen, um sich als Umzugshelfer zu betätigen. Mürrisch sah ich Naruto an. „Das ist unnötig.“ „Wieso?“, fragte er gut gelaunt und trat näher, um die Hände auf meine Hüften zu legen. „Du bist der Hauptmann meiner Wache und solltest nicht von meiner Seite weichen, um ein paar Kisten zu holen.“ Er erstickte meine Beschwerde mit einem Kuss, den ich bereitwillig erwiderte. Meine Hände fanden sich in seinem Haar wieder, das er auf meinen Wunsch hin hatte nachwachsen lassen, und seine Finger wanderten zu meinen Hintern. Mehr Platz war in den letzten Monaten selten zwischen uns gewesen. Seit ich seinen Ring am Finger trug, konnte er seine kaum noch von mir lassen, und ich musste zugeben, dass es mir ähnlich ging. Es war ein schönes Gefühl, nichts als den schmalen Silberreifen am Körper zu tragen. Bevor es jetzt aber soweit kommen konnte, meldete unser Gast sich: „Ganz ruhig, ihr zwei! Wartet wenigstens, bis ich gegangen bin.“ Seine schüchterne Nervosität vor Naruto war von Takeshi abgefallen, seit er den Hokage näher kannte. Er bewunderte ihn zwar noch immer, aber seit Naruto ihn von den Verdächtigungen bezüglich der Mafiosi entlastet hatte, behandelte der Junge ihn eher wie einen normalen Menschen. „Ach was, du kannst gerne bleiben. Willst du mit uns Abendessen?“, fragte mein Verlobter, wobei er jedoch die Hand hinter meinem Rücken tiefer in meine Hose schob. Für Takeshi sah es aus, als läge die Hand auf meinem Rücken, aber wenn ich etwas dagegen getan hätte, hätte es der Junge sicher gemerkt, also blieb ich stehen und biss die Zähne zusammen. „Echt?“, fragte Takeshi und strahlte, als wir nickten. „Cool! Ich bin am Verhungern.“ „Wann bist du das nicht?“, fragte mein Verlobter und zog die Hand von mir zurück, um meinem Schützling in die Küche folgen zu können. „Das könnte man dich auch fragen“, erklärte ich Naruto, woraufhin dieser beleidigt die Backen aufblieb. In ähnlicher ausgelassener Stimmung spielten Kochen und Abendessen sich ab, und danach sahen wir noch einen Film an, bevor der Junge sich auf den Heimweg machte. Ich verstand, dass er nicht alleine in die große Wohnung zurückkehren wollte, aber lange würde er ja nicht ohne Gesellschaft bleiben. „Gehen wir ins Bett?“, fragte Naruto, sobald wir alleine waren, und ich nickte. Wie normal es auf ein Mal war, zusammen schlafen zu gehen. Auf dem Weg ins Badezimmer funkelte ich ihn jedoch an. „Du sollst mich nicht vor dem Jungen anfassen“, stellte ich bezüglich seiner kleinen Grabscherei von vorhin fest. Mein Verlobter lachte ohne die geringste Spur von Schuldbewusstsein. „Tu nicht so, ich weiß, dass du das magst. Außerdem hast du angedeutet, dass du mir wieder weglaufen willst. Das war nur Prävention.“ „Ich laufe nicht weg“, erwiderte ich einigermaßen verwirrt. „Nein, das hast du ja noch nie gemacht“, sagte Naruto sarkastisch und zog sich die Hose aus, denn er schlief nur in Boxershorts. „Nicht, als du ohne ein Wort Itachi nachgerannt bist oder als du Konoha nach dem Krieg verlassen hast und sicherlich auch nicht erst letztens, als du dich vor mir versteckt hast, weil du nicht mit mir reden wolltest. Aber du hast gesagt, dass du eigentlich nur wegen dem Sex mit mir zusammen bist, also gebe ich dir so viel davon, dass du gar nicht mehr weggehen kannst.“ Zuerst hielt ich das für einen Scherz, doch als ich mich von der Kiste, in der unsere dreckige Wäsche auf die Putzfrau wartete, abwandte um ihn anzusehen, merkte ich, dass er es ernst meinte. Nicht, dass ich ihm wieder weglaufen würde, aber die Sorge, dass ich nur seinen Körper wollte. Andererseits musste ihm bewusst sein, dass ich ihn nicht deswegen heiraten würde, also war es wohl irgendwie auch ein Scherz. Mein Verlobter war so ein Vollidiot… Nun, zumindest wusste ich jetzt, wieso er in den letzten drei Monaten praktisch auf mich gesprungen war, sobald er mich gesehen hatte. Kommentarlos nahm ich den Ring vom Finger und warf ihn Naruto an den Kopf, doch er fing ihn auf, bevor er zu Boden fallen konnte. Missbilligend schnalzte er mit der Zunge und trat über seine Wäsche auf dem Boden auf mich zu. Er streckte die Hand fordernd nah meiner aus und steckte mir das Schmuckstück wieder an, bevor er seine Finger um meine schloss und meine Hand küsste. „Nimm ihn nicht zu oft ab. Irgendwann glaub ich wirklich noch, dass du ihn nicht willst.“ „Will ich auch nicht“, motzte ich, ließ mich aber noch im selben Atemzug küssen. Ich wollte es wirklich nicht, dieses Drama um eine Beziehung zwischen Männern, zwischen Staatsoberhaupt und Abtrünnigen, zwischen Vorgesetztem und Bodyguard. Ich wollte nicht für das Glück eines anderen Menschen verantwortlich sein, wo ich mein eigenes noch nicht mal sichern konnte. Ich wollte keine Kinder und ich wusste, dass mein Verlobter das irgendwann anbringen würde – Vermutlich würde er die Hälfte der Kinder adoptieren wollen, die er eigentlich ins Waisenhaus stecken sollte. Ich wollte nicht, dass Sakura eifersüchtig (oder traurig) war, nachdem wir uns wieder angenähert hatten. Ich wollte nicht so sehr an einen Partner gebunden sein. Schon die Vorstellung, mit Naruto zusammen zu wohnen, machte mich nervös. Ich wollte all das wirklich nicht. Aber ich wollte Naruto, und wenn er das brauchte, würde ich mich wohl damit arrangieren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)