Du scheinst so anders, wie ich von Ventus21 ================================================================================ Kapitel 4: Nebel ---------------- Ich wachte mit einem sehr unangenehmen Gefühl auf. Als ob mir jemand die Kehle zudrückte und die Luft zum atmen stahl. Ich riss die Augen auf und sprang nach vorne. Genau dieses Gefühl war es warum ich nicht wollte, dass mich jemand berührte, nicht mal meine eigenen Brüder. Sie sind die ganze Zeit an meiner Seite geblieben. Jetzt sah ich aber dass sie beide auf die Seite rollten. Hati öffnete ein Auge halb. °Darf ich dir sagen, dass du eine unsensible Krätze bist?°, murrte er. °Das einzige was du darfst, ist ruhig sein, Blödmann°, murrte ich genau so liebevoll zurück. Eine Eigenschaft teilten wir uns alle: uns machte die Tageszeit nichts aus wann wir aufstanden, aber wecken durfte uns keiner. Ich ging zu ihm hin, schloss meine Augen und legte meine Stirn auf seine. °Du bist echt unmöglich°, meinte er. Ich merkte, dass er meine Geste erwiderte. Langsam aber sicher merkte ich wie er lächelte. Ich machte meine Augen auf und blickte in seine. Die Augen meiner Brüder, die alles Heimat, was ich noch besaß, für mich bedeuteten. Nach einem kurzen Augenblick löste ich mich von ihm. Er ließ seinen Kopf wieder auf die Erde fallen. Ich ging zum Fluss um zu trinken. Wie schön sich die Sonne im Fluss spiegelte. Jetzt machten sich ganz kleine Wellen, die von meiner Zunge ausgelöst wurden, auf der Oberfläche bemerkbar. Wie viele kleine Sterne glitzerte die Oberfläche. Nach dem ich das Schauspiel kurz beobachtete, merkte ich wie meine Schulter fürchterlich zu jucken begann. Ich legte mich hin und wollte daran knabbern. Ein weiteres Laster: ich konnte Wunden einfach nicht in Ruhe lassen. Als ich schon fast dort war, schob sich etwas zwischen meinen Kopf und meine bis zum Verrücktwerden juckende Schulter. °Lass das, sonst heilt das wieder wochenlang nicht zu.°, knurrte mich Skalli an. Ich riss die Augen auf vor Schreck. Das hätte ins Auge gehen können, wortwörtlich. Er schob meinen Kopf weiter weg von der Wunde. Eine Chance, wenn auch verschwindend gering, hatte ich noch. 3…2…1…und Welpenblick. °Nur einmal, ganz kurz?° °Nein!°, knurrte er wieder. Mit einem resignierten Blick sah ich ihm in die Augen. Ich wusste ja, dass er recht hatte. Wenn Skalli nicht immer auf mich aufpassen würde, wenn ich Wunden hatte, hätte ich mich vermutlich schon selbst abgenagt. Wir hielten alle inne, als wir die Schritte hörten. Unsere Ohren wanderten kurz herum bis wir die Quelle des Geräusches ausgemacht haben. Jetzt hörten wir auch das nervöse Hecheln. Fragen blickend wir uns alle an. Ich stand auf. Jetzt sahen wir auch woher die Geräusche kamen. Eine der Weibchen, war mit ihren 4 Welpen auf den Weg zu uns. Sie ging geduckt. Sie stellte keinerlei Rangansprüche. °So früh?°, fragte ich. °Ich will meine Welpen nicht einen Tag der Gefahr des Hungers aussetzten.°, antwortete sie. Ich nickte. Wir gingen auf sie zu und sie legte sich mit angelegten Ohren vor uns auf den Boden. Ihre Welpen zappelten unterdessen nervös hinter ihrer Mutter herum. Sie wussten noch nicht wie man sich in so einer Situation entsprechend verhalten musste. Ich ging an der Mutter vorbei, zu ihnen und sah sie scharf an. Alle 4 verstummten und ließen sich augenblicklich niederfallen. Kleinlautes Knurren kam von der Mutter. Sie war eine gute Mutter, die sich jedem entgegenstellen würde der ihren Jungen Leid antun wollte. Sie war sogar bereit sich gegen mich zu stellen. Genau sowas wollten wir von unseren neuen Rudelmitgliedern. Man darf vor nichts zurückschrecken um das zu beschützen was einem am teuersten ist. Ich sah sie an. Ich fing an mit meinen Schwänzen zu wedeln und schmiss mich zu den Kleinen auf den Boden. Dieser Duft, herrlich. Nie könnte ich einem Welpen etwas antun. Sie verstanden, dass ich mit ihnen spielen wollte. Sofort sprangen sie auf mich und wir wuzelten uns am Boden herum. Ihre Mutter stand auf und sah mich mit einem verwirrten Blick an. °Keine Angst Irmi. Ich wollte dich nur testen.°, grinste ich ihr entgegen. °Warum?°, fragte sie mit erstauntem Gesichtsausdruck. °Glaubst du wirklich das wir jemanden zu uns lassen, der nicht bereit ist für sein Fleisch und Blut einzustehen?°, fragte ich zurück und deutete auf Hati und Skalli. Ein erleichtertes Seufzen entkam ihr und sie wedelte auch. Plötzlich zwickte mich was in die Ferse. Ich sah nach hinten und sah 4 kleinen Wedlern entgegen die mich herausfordernd ansahen. Ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht und sie begannen vor mir wegzulaufen. Sofort fuhr ich herum und „sprintete“ hinter ihnen her. Sie waren noch so tapsig dass sie über ihre eigenen Füße fielen. Vor lauter Lachen achtete ich nicht auf meine eigenen Füße und küsste einige Augenblicke später auch den Boden. Sie wollten laut losbrüllen, man sah es ihnen an, sie trauten sich aber nicht. Erst als ich grinste ließen sie ihren Gefühlen freien Lauf. Ich hörte schnelles Getrippel und kurz darauf wurde mir die Luft aus den Lungen gedrückt. Ich sah nach oben, Hati hatte sich mit voller Wucht auf mich geworfen. Er ist schwer geworden. Schnell sog ich die verlorengegangene Luft wieder ein und mir entfuhr ein leises Grummeln. Neckisch warf er seinen Kopf zurück und damit begannen wir zu rangeln. Kurz schweifte mein Blick zu Skalli und Irmi, die das Schauspiel nur mit einem Kopfschütteln bedachten. Ich sah zu den Kleinen die es uns gleich taten und dann zu Hati. °Meinst du nicht auch wir sollten…°, fing ich an. Er verstand mich ohne dass ich den Satz vollenden musste. Er sprang von mir runter, ich auf meine Beine und wir rannten zu ihnen. Ihnen blieb nicht mehr Zeit zum reagieren, als die Augen aufzureißen. Sekunden später hatten sich Skalli und ich überschlagen und rangelten mit einander. In seinen Augen blitzte der kleine Welpe von früher hervor. Kurz ignorierte ich den Mix aus spielerischem Knurren, Jaulen und Fiepen. Ich hörte nur auf das Herz meines Bruders und auf das Meinige. *Bumm Bumm* Sie schlugen laut, kräftig und schnell. So wie nur freie Herzen schlugen. Das pure Glück schoss durch meine Adern. Jetzt merkte ich wie sehr uns Freki in die Enge getrieben hatte und dass wir noch nie so frei waren. Plötzlich zog er an meiner Schulter und riss die Wunde wieder ein Stück auf. Ich winselte auf. Erschrocken starrte mir mein Bruder ins Gesicht und dann auf die Wunde. Als ich ihn ansah, sah ich nur mehr seine Zunge, er schleckte mir den Nasenrücken und über die Augen. Das hat er früher auch immer gemacht um mir die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. Ich schnaufte. °Ich wein‘ schon nicht, Skalli°, meinte ich. Ein leises Fiepen hörte ich zur Entschuldigung, aber er hörte trotzdem nicht auf. Erst als ich wieder grinste, weil das Ganze nach einer Zeit kitzelte, ließ er von mir ab. Skalli sah in den Himmel und sein Blick verfinsterte sich. °Morgen ist Vollmond°, meinte er an mich gewandt. Meine Glücksgefühle ebbten ab. Ich sah zu Boden und nickte. °Passt du auf? °, fragte ich. Er senkte seine Stirn auf meine. °Immer° Entschlossen blickten wir uns an. Ich stand auf, blickte zu den anderen. °Bis Übermorgen° sagte ich zum Abschied. Ich wandte ihnen den Rücken zu und rannte. So schnell ich konnte und so weit mich meine Füße trugen. Je mehr Energie ich verbrauchte, desto einfacher und schneller haben wir das leidige Thema hinter uns. --- am Abend--- Der Mond stand schon hoch am Himmel. Eine dünne Wolkenschicht tauchte ihn in ein schaurig-schönes Licht. Als würde er einsam durch den Nebel wandern. Er und ich, ich und er. Er wandert dort oben zwischen den Gestirnen, ich hier unten zwischen den Bäumen in einem alten Stück des Waldes. In solchen Nächten wanderten wir immer gemeinsam. Sein Licht säuselte mir die fürchterlichsten Gedanken ins Ohr, die sich direkt in meinen Kopf bohrten. Diese letzten klaren Gedanken konnte ich noch fassen, bevor meine Sicht in die verführerische Farbe frischen Blutes getaucht wurde. Ich sah, roch und hörte intensiver. Meine Aufmerksamkeit wurde von einem Duft in Gefangenschaft genommen. Ich richtete meinen Kopf in die Richtung des Geruches und rannte. Ich rannte dem Duft, der wie ein seidener Faden, nur für mich sichtbar, in der Luft hing, hinterher. Jetzt hörte ich auch das Pochen eines panischen Herzens. Mein Blutdurst krallte sich intensiver in jeden Sinn, schmerzhaft und erfüllend. Mit einem Satz riss ich mein Opfer zu Boden und vergrub meine Zähne in den Halsschlagadern. Der süße Geruch der Angst knebelte meinen Geruchssinn. Der eiserne Geschmack des Blutes liebkoste zuerst meine Zunge, dann meine Lefzen. Die letzten verzweifelten Zuckungen der Hinterhufe, entzückten meine Sicht mit ihrer Anwesenheit. Alle meine Sinne seufzten vor Genugtuung auf. Als das Tier sich nicht mehr bewegte, verwandelten sie sich wieder in randalierende Bestien. Sie rissen mich mit und ich ließ mich von ihnen leiten. Mein Gehörsinn säuselte mir das nächste Ziel in meinen Kopf und führte mich, gierend nach mehr, zu seinem Ziel. Ich spürte weder Erschöpfung noch meine weiße Seite des Gewissens. Sie waren wie das Urteilsvermögen und die Vernunft in einen Kampf mit der schwarzen Seite meines Gewissens verwickelt. Das Mondlicht verleiht der schwarzen Seite ungeheure Kräfte, die nur der nächste Tag zu binden vermag, wenn die weiße Seite wieder an Stärke gewann. Die Hetzjagd spornte meine Sinne noch mehr an und sie trieben mich zur Eile. Ich ließ mich bereitwillig vom Strom ihrer Gier mitreißen. Ich packte das borstige Tier am Genick und überschlug mit ihm. Das Geräusch der brechenden Knochen ließ den Gehörsinn vor Freude in die Luft springen und jubeln. In diesen Nächten nahm ich die Geräusche der Angst meiner Opfer mit jeder Faser meines Körpers auf, nachdem sie meine Ohren passierten. Es sind Geräusche, so hoch, dass nur die Hunde der Hölle sie hören konnten, und nichts anderes war ich zurzeit. Dann ließ der erste Strahl der aufgehenden Sonne die Glieder der weißen Seite erstarken und sie schoss auf den dunklen Zwilling zu. Sie war stark genug um ihn zu packen und zu Boden zu reißen. Dann begann das Rot aus meiner Sicht zu weichen und einen Augenblick später brach ich zusammen. Die Erschöpfung hatte sich losreißen können. ---Morgen--- Der Ruf meines Bruders holte mich aus dem Schlaf. Ich sprang sofort auf und ließ mein Heulen durch den Wald rasen. Einige Zeit später stand er vor mir. °Es geht ihnen gut°, antwortete er auf die Frage die ich an dieser Stelle immer stellen wollte. Erleichterung machte sich in mir breit. Ich hatte niemanden aus unserem Rudel verletzt, oder noch schlimmer. Ich schluckte schwer und schüttelte meinen Kopf um den Gedanken zu vertreiben. °Sieht lecker aus° meinte er und deutete auf das unter mir liegende Tier. Ich nahm es und deutete ihm zum gehen. Wir gingen zurück zum Rudel. ~eines Herbsttages~ Ich ging gemächlich durch den Wald und ließ mich von meiner goldenden Duftspur leiten, gefolgt von tapsigen Schritten. Der Wald ließ die Farbenpracht seiner Blätter schon auf den Boden fallen. Jeder Schritt raschelte. Dicker Nebel verhing heute jeden ein bisschen die Sicht. Ich steuerte auf einen Platz im Wald zu. In der Mitte dieses Platzes standen die Überreste eines sehr alten, großen Baumes. Die Zeit hatte schon Löcher in ihn genagt und ihn begonnen auszuhöhlen. Ein Grund warum die Menschenwelpen hier gerne spielten. Heute war mein Welpentag. Ich hatte Irmi überreden können mir ihre Sprösslinge für ein paar Stunden anzuvertrauen. Glücklich über diesen Triumph und noch glücklicher über meine freudigen Begleiter, marschierten wir durch den Wald nahe Konohas. Ich beschloss das Problem des Menschenhasses an der Wurzel zu packen und der erste Schritt dafür war das ich den Welpen Naruto zeigen wollte. Ich deutete ihnen leise hinter mir herzuschleichen. Sie gaben wirklich keinen Ton mehr von sich und kauerten sich neben mir hinter einem, noch begrünten, Gebüsch hin. Dann sah ich mein Ziel. Er schien grad mit einem anderen Jungen zu diskutieren, denn er hüpfte von einem Bein aufs andere und fuchtelte mit den Händen in der Luft herum. Sein gegenüber, ein Junge mit Ananasfrisur, tippte sich auf die Stirn. Das machte Naruto aber nur noch wütender. Ich sah mich um. Bei ihnen stand noch ein Junge der einen Hundewelpen auf dem Kopf sitzen hatte. Daneben stand ein Menschenwelpe mit einer Chipstüte. Einige Meter weiter, auf dem Baum, saßen drei Mädchen. Eine mit rosa Haaren, eine mit langen blonden Haaren und die dritte hatte kurze blauschwarze Haare. Sie blickte etwas ängstlich in der Gegend umher und als ihr Blick auf Naruto liegen blieb, küsste sanftes rosa ihre Wangen. Ich grinste. So läuft also der Hase. Ich wandte mich wieder meinen Welpen zu. Ich erzählte ihnen davon wie ich ihn entdeckt hatte und von unserer Begegnung. Wir hatten uns in der Zwischenzeit wieder getroffen aber die Treffen waren nicht sehr spannend. Ich erlaubte ihnen auch einen kleinen Einblick in meine Gefühlswelt, wie ich mich bei ihm fühlte. Aber irgendwie interessierte das den Jüngsten nicht wirklich und er machte sich aus dem Staub. Das merkte ich aber erst als ich das Surren eines Stolperdrahtes hörte. Blitzschnell ließ ich meine Deckung fallen und raste auf den Ausreißer zu. Ich wusste wie gefährlich die Fallen der Menschen waren, sie waren heimtückisch und meist gut versteckt. Aus Erfahrung wusste ich, meistens etwas aus den Baumwipfeln geschossen kam. Ich sprang auf den, vor Schreck erstarrten, Welpen zu um ihn zu schützen. Noch bevor die erste meiner Pfoten den Boden berühren konnte, wurde ich von einer ungeheuren Wucht erfasst und auf den Platz mit den Menschenwelpen geschleudert. Verdammt, so war das nicht geplant. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)