Freundschaftsband von Tammix (Durch die Kraft des Bands der Freundschaft) ================================================================================ Kapitel 23: Sich trennende Wege ------------------------------- Sich trennende Wege Fünf Minuten später kommen wir am Hafen des Dorfes, wo wir schon mal die Tickets kaufen, und dann im Norden der Insel an. Auch hier wachsen einige Bäume, es ist allerdings mehr ein Hain, der sich um den Aqua See zieht. Im Gegensatz zum Simplex Wald ist alles um den See und der See selbst hell, klar und freundlich. Hier haben Xanny und ich uns kennengelernt. Wir beide sind immer, wenn Sina und ihre Freundinnen uns geärgert haben, hier her zu unseren Freunden geflüchtet und haben uns hier versteckt. Denn hier trauten sich die Mädchen nicht hin, unsere Freunde beschützten uns vor ihnen. Tja, und eines Tages suchten wir hier eben zur gleichen Zeit Schutz und unsere Freundschaft begann. Als wir den Baumkreis durchschreiten, erblicken wir den Aqua See, der ganz ruhig da liegt und durch die Sonnenstrahlen leicht glitzert. Sein Wasser ist kristallklar und wie ich aus Erfahrung weiß, zu dieser Jahreszeit warm genug, um in dem See schwimmen zu können. Die Laubbäume um uns herum spenden dem Ufer Schatten und ich kann das Zwitschern von Taubsi und Dartiri hören. In dem See kann ich einige Schallquap, Barschuft und Quabbel schwimmen sehen, die uns kurz anblicken, sich dann aber nicht weiter von uns stören lassen. Alles an diesem See strahlt puren Frieden aus. Ich atme tief ein und merke, wie sich all die Muskeln in meinem Körper allein durch die Atmosphäre entspannen. Es ist wie nach Hause kommen. Ruhig. Friedlich. Dennoch… etwas fehlt. Ich lehne meinen türkisfarbenen Rucksack gegen einen der Bäume und gehe näher an den See. Langsam sinke ich auf die Knie und halte meine Hand ins Wasser. Wie ich es mir gedacht habe, ist es mehr warm als kalt. Dann sehe ich mich um. „Freunde? Seid ihr da? Wenn ja, dann kommt heraus, nur keine Angst. Ich möchte euch gerne meine Freunde und Partner vorstellen.“ Einen Moment noch bleibt es ruhig, dann höre ich hektisches Flügelschlagen und spüre ein leichtes Gewicht auf meinem Kopf. Krallen reißen an meinen langen Haaren, doch trotz des Ziehens lache ich auf. „Dartiri! Hallo. Wo hast du denn die anderen gelassen?“ Bevor das Vögelchen mir antworten kann, sehe ich, wie etwas orangenes unter der Wasserfläche schnell auf mich zukommt. Es stupst gegen meine Hand, die ich immer noch ins Wasser halte, dann springt das Pokémon mit einem lauten „Bamelin!“ ans Ufer und schüttelt sich erstmal kräftig. Ich, die daneben knie, werde ganz nass und kreische auf. Dartiri auf meinem Kopf schreit ebenfalls und erhebt sich zeternd etwas in die Luft, bevor er sich wieder in meinen Haaren niederlässt. Nach dem ersten Schreck lache ich auf und sehe auf Bamelin herunter. „Bamelin, wie geht es dir? Ist hier alles in Ordnung?“ „Ba Bam!“, ruft das Pokémon aus und nickt heftig, bevor er mich einfach so umarmt, wodurch ich noch nasser werde. Im nächsten Moment sehe und spüre ich nur noch weißes, weiches Fell in meinem Gesicht. Grinsend greife ich nach dem Pokémon, was mir quasi im Gesicht hängt und einmal quer über dieses leckt. Heftig knuddele ich das Picochilla. Sie liebt das. Ich streichle ihr über das unglaublich weiche Fell und das Normal Pokémon in meinen Armen schnurrt zufrieden, wobei sie mit ihrem Schweif immer wieder durch meine blonden Haare wischt. Da spüre ich eine Berührung an meinem Bein und in Erwartung, dass es Bamelin ist, sehe ich nach unten. Doch nein, es ist mein vierter Freund Griffel, der mir, wie eigentlich immer, ein paar Beeren als Begrüßung anbietet. „Griffel. Wie ich sehe, scheint es dir auch gut zu gehen.“ „Gri Griffel“, erwidert das Pokémon und reckt mir weiterhin auffordernd die Beeren entgegen. Lächelnd will ich nach einer greifen, doch da stürzt sich Dartiri aus meinen Haaren, die inzwischen wohl schon ein Nest sind, und greift sich eine der Beeren mit dem Schnabel, bevor er einige Meter weiter landet und die Beere in Sekundenschnelle zerpflückt. Griffel keckert kurz verärgert, doch wirklich wütend ist er nicht. Dafür ist er den unstillbaren Hunger Dartiris schon zu gewöhnt. Dafür beschwert sich aber Picochilla. Sie haut mir ihre Pfoten ins Gesicht und gibt einen hohen, missbilligenden Ton von sich. Ich habe vergessen, sie weiter zu streicheln. Schnell setze ich sie auf meine Schulter, wo sie ihren Schweif sofort um meinen Nacken schlingt, was ziemlich kitzelt, doch ich sage nichts. Picochilla kann eine ziemliche Diva sein, wenn sie schlecht drauf ist. Aus dem Grund kraule ich sie dann auch sofort weiter. Das Pokémon gibt ein genießerisches Brummen von sich. Lächeln drehe ich mich zu Zac und Karnimani um, die immer noch am Rand der Bäume neben meinem Rucksack stehen. „Zac, Karnimani, kommt ruhig näher. Das hier sind meine Freunde, von denen ich euch erzählt habe.“ Zögerlich kommen die beiden zu uns und bleiben schließlich vor mir stehen. „Also, das ist Bamelin. Er ist sowas wie der große Bruder hier für alle Pokémon, er beschützt sie und kümmert sich um jeden“, beginne ich alle einander vorzustellen. Geschmeichelt läuft das eigentlich orangene Pokémon rot an, was sehr seltsam aussieht und mich zum Kichern bringt. Dann nicke ich mit dem Kopf zu dem Normal Pokémon auf meiner Schulter. „Das ist Picochilla. Sie kann manchmal eine kleine Zicke sein, aber ich habe sie trotzdem unglaublich lieb“, füge ich schnell hinzu, als ich merke, wie sich der Griff ihres Schweifs um meinen Nacken verfestigt. Besänftigt lässt sie wieder lockerer und ich kraule sie beruhigend weiter. Da spüre ich, wie Dartiri sich wieder in meinen Haaren niederlässt. „Und das auf meinem Kopf ist Dartiri. Er ist ziemlich verfressen“ , ich sehe den faszinierten Blick von Zac für das Flug Pokémon und muss schmunzeln „aber ist auch sehr eigen. Du solltest besser nicht versuchen, ihn anzufassen, Zac.“ Ertappt zuckt dieser zusammen und zieht seine Hand wieder zurück, mit der er wirklich im Begriff war, das Pokémon von meinem Kopf zu nehmen. Drohend zwitschert Dartiri los, bevor er es sich in meinen Haaren gemütlich macht und dabei an meinen blonden Strähnen reißt. Einen schmerzhaftes Zischen zurückhaltend sehe ich auf Griffel hinunter. Der sitzt inzwischen zu meinen Füßen und hantiert mit verschiedenen Beeren herum. „Und der letzte meiner Freunde ist Griffel. Wie man sehen kann, versteht er sich ziemlich gut auf Beeren. Es würde mich nicht wundern, wenn das, was er gerade macht, für uns ist.“ Kurz sieht das Äffchen zu mir hoch, bevor er grinst und nickt. Ich lächle zurück. „Das also sind meine vier Freunde, die mir früher immer geholfen und Trost gespendet haben. Sie waren einfach immer für mich da.“ Liebevoll lächle in den vier zu und sie alle schmiegen sich kurz an mich. Dann sehe ich zu Zac und Karnimani. „Der Trainer, den ich mitgebracht habe, heißt Zac. Er hat mir in den letzten Tagen unzählige Male geholfen und ist mir ein guter Freund geworden.“ Rot werdend kratzt Zac sich im Nacken und räuspert sich verlegen, doch bevor er es irgendwie versucht abzustreiten, mache ich schon weiter. „Das ist Karnimani, mein Starter und Partner. Wir hatten unsere Startschwierigkeiten, aber inzwischen… denke ich, sind wir auf einem guten Weg.“ Karnimani wirft mir einen Blick zu, den ich nicht so recht deuten kann, dann rennt er, ohne irgendwas zu sagen auf den Aqua See zu und ist mit einem lauten Platschen darin eingetaucht. Ich seufze. Aus Karnimanis Verhalten werde ich einfach nicht schlau. Im Kampf hört er jetzt zwar auf mich, aber ansonsten? Schnell überspiele ich den Moment, indem ich nach dem zweiten Pokéball an meinem Gürtel greife und mein anderes Pokémon daraus entlasse. „Und das ist Lin-Fu. Sie ist meine kleine Beschützerin und hat somit quasi euren Job übernommen.“ Als die vier das hören, kommt Bewegung in die Gruppe. Während Griffel, Dartiri und Bamelin näher an Lin-Fu heran treten und sie kennenlernen wollen, springt Picochilla von meiner Schulter und faucht sie herausfordernd an. „Picochilla?“ Ich bin verwirrt. Was hat sie gegen Lin-Fu? Auffordernd sieht das Pokémon mich wieder an, bevor sie erneut in Angriffshaltung Lin-Fu anfaucht, die langsam gereizt wirkt. Ich will zwischen die beiden treten und sie trennen, doch da hält Zac mich zurück. „Warte. Es scheint, dass Picochilla einen Kampf gegen Lin-Fu möchte. Möglicherweise will sie überprüfen, ob Lin-Fu geeignet ist, ihre Rolle als Beschützer zu übernehmen.“ „Stimmt das, Picochilla? Du willst gegen Lin-Fu kämpfen, um sie zu testen?“ Wild nickend und mit dem Schweif schlagend sieht sie erst mich und dann Lin-Fu an, die nach kurzem Zögern ebenfalls ihr Einverständnis gibt. „Na gut, wie ihr meint.“ Während ich und Lin-Fu Stellung beziehen und Picochilla auf der anderen Seite vor Aufregung wild auf der Stelle hüpft, hat Bamelin sich zu Karnimani ins Wasser gesellt. Die beiden scheinen eine Art Wettschwimmen zu veranstalten. Solange es nicht in einem richtigen Kampf ausartet, ist das okay. Griffel sitzt am Ufer des Sees und bereitet weiterhin unser Beerenessen vor, während er gleichzeitig versucht, es vor Dartiri zu verteidigen. Dieser wird wiederum von Zac mit Argusaugen betrachtet. „Okay, Picochilla, wir sind soweit“, rufe ich ihr zu und will dann Lin-Fu einen Befehl geben, doch unsere Gegnerin ist schneller. Sowie sie meine Worte hört, rennt sie los und ist gleich darauf auch schon vor Lin-Fu. Bevor diese reagieren kann, beginnt Picochilla mit ihrem weichen buschigen Schweif mein Kampf Pokémon zu kitzeln. Unter den Armen, an der Nase, an den Seiten. Einige Moment kann Lin-Fu sich halten, dann bricht ein Lachen aus ihr hervor und gleich darauf windet Lin-Fu sich unter der Kitzel Attacke auf dem Boden. Und dann holt Picochilla plötzlich mit ihrem Schweif aus. Anstatt Lin-Fu zu kitzeln, schlägt sie nun zu. Den ersten Hieb muss Lin-Fu einstecken, dann habe ich mich gefasst. „Lin-Fu, Scanner!“ Lin-Fus Augen beginnen zu leuchten, kurz bevor Picochilla sie erneut mit ihrem Schweif treffen kann. Und diesmal verursacht die Attacke keinen Schaden. Verunsichert weicht Picochilla zurück. „Ableithieb, Lin-Fu!“ Schnell springt mein Kampf Pokémon auf, doch dieser kurze Moment hat gereicht, damit Picochilla sich vorbereiten und mit einem Schlag ihres Schweifs dagegen halten kann. Beide drücken gegeneinander, doch sie sind gleich stark und springen so schließlich auseinander. „Lin-Fu, Meditation“, befehle ich ihr. Sollte es nochmal zu einem Kräftemessen dieser Art kommen, wird Lin-Fu nun stärker sein. Kurz schließt Lin-Fu die Augen, wobei sie ruhig und tief Ein- und Ausatmet, dann schimmern ihre Umrisse kurz blau auf, bevor Lin-Fu die Augen wieder öffnet und das Licht wieder verschwindet. „Jetzt schnell, Ableithieb ,Lin-Fu!“ Noch haben wir einen Vorteil, den wir ausnutzen müssen. Mit neugewonnener Kraft rennt Lin-Fu los, während sie ihre Faust in eine grüne Aura hüllt. Obwohl Picochilla wieder versucht, mit ihrem Schweif die Attacke abzuwehren, schafft sie es diesmal nicht und Lin-Fus Faust trifft Picochilla. Die wird ebenfalls in eine grüne Aura gehüllt, bevor diese sich wieder in die Aura von Lin-Fu zurückzieht. Dann springt mein Pokémon wieder zurück und sieht gleich viel erholter aus, während Picochilla erschöpft taumelt. Klar, Lin-Fu hat ja auch etwas von der verlorenen Energie Picochillas in sich aufgenommen. Doch Picochilla erholt sich schnell wieder. Anstatt anzugreifen, rennt sie auf einen der Bäume zu, klettert daran hoch und ist schneller verschwunden, als ich gucken kann. Dummerweise hat das Pokémon hier absoluten Heimvorteil. Aufmerksam sehe ich mich um, flüstere Lin-Fu verstohlen zu: „Bereite dich auf einen Scanner vor“ und rufe danach laut und provozierend: „Picochilla, was ist los? Warum versteckst du dich? Gibst du etwa auf?“ Ich hoffe, ihren Stolz anzukratzen, damit sie wieder hervor kommt und angreift. Das tut sie auch. Allerdings springt sie aus einem Baum hinter mir, womit ich nicht gerechnet hätte, und noch im Flug landet sie schon ihren ersten Treffer mit ihrem Schweif, wobei sie wütend schreit. Doch zum Glück kann Lin-Fu rechtzeitig reagieren und Scanner nutzen, wie es ihr geraten habe. Erneut hat der Schlag keine Wirkung. „Unsere Chance. Ableithieb!“ Wieder schlägt Lin-Fu mit ihrer in grüne Aura gehüllte Faust nach Picochilla und weil diese noch direkt hinter ihr steht, trifft Lin-Fu auch. Kurz leuchtet Picochilla grün auf, bevor das Licht sie verlässt und das Normal Pokémon mit einem gehauchten „Piiicooochiiilaaa“ zusammenbricht. Freundlich wie sie nun mal ist, fängt Lin-Fu sie auf und legt sie sanft auf den Boden. Picochilla ist besiegt. Schnell laufe ich auf die beiden Pokémon zu. „Gut gemacht, Lin-Fu. Das war ein klasse Kampf. Und danke, dass du Picochilla aufgefangen hast.“ Dankbar streiche ich ihr über den Kopf und mein Pokémon gibt ein leises Schnurren von sich. Dann hebe ich Picochilla auf den Arm, wobei das Normal Pokémon schon wieder schwach ihre Augen öffnet. „Wie geht es dir, Picochilla?“, erkundige ich mich. Schwach hebt das Pokémon die Pfote und tätschelt mir die Wange, wobei sie lächelt. Es geht ihr also gut. „Ich trage dich über zu Griffel, der hat bestimmt ein paar Beeren, damit es dir gleich wieder gut geht.“ Ich will losgehen, komme aber gar nicht so weit, da sind auf einmal zwei Sinelbeeren in meinem Blickfeld. Lächelnd sehe ich nach unten, wo Griffel neben mir sitzt und mit seinem Schweif die Beeren hochhält, während er auch Lin-Fu noch eine gibt. Ich reiche die zwei blauen Beeren an Picochilla weiter und sehe dann wieder nach unten. „Danke, Griffel. Du bist wirklich der Beste.“ Das Äffchen grinst verschmitzt, dann springt er wieder an das Ufer des Aqua Sees, um sein vorbereitetes Essen vor Dartiri und Zac zu schützen. Inzwischen vergreifen sie sich beide schon an dem Essen. Die zwei, Mensch und Pokémon, sind sich eigentlich ziemlich ähnlich. Beide absolut versessen auf Süßes. „Chi Chilla!“, ruft das Pokémon in meinen Armen auf einmal mit neuer Energie und lächelnd sehe ich auf sie herab. „Na, besser? Und, hat dich Lin-Fu von ihren Fähigkeiten als Beschützerin überzeugen können?“ Picochilla windet sich aus meinen Armen und springt auf den Boden vor Lin-Fu. Dann nickt sie langsam und streckt Lin-Fu die Pfote entgegen. Verdutzt sieht das Kampf Pokémon auf die ihr dargebotene Pfote, dann grinst sie und ergreift sie mit ihrer eigenen. Der Anblick bringt mich zum Lächeln. „Gri Griffel!“, höre ich da auf einmal ein rufen und sehe ans Ufer des Aqua Sees. Dort sitzen Zac und Dartiri, die jetzt beide glücklich ihre Beeren essen, ohne dass Griffel sich darüber aufregt. Scheint, als wäre er fertig mit den Vorbereitungen und ruft uns nun zum Essen. Na, dass lässt sich niemand von uns zweimal sagen! Eine kleine Weile sitzen wir so beisammen und essen, selbst Karnimani hat sich zu uns gesellt. Die Sonne scheint auf den See, der wunderschön funkelt, ich genieße die Ruhe, abgesehen von den wilden Pokémon, die hier herumschwirren und immer wieder zu hören und sehen sind, und bin einfach nur glücklich. Dann fällt mein Blick auf meine Armbanduhr. Entsetzt springe ich auf und erschrecke damit alle um mich herum. „Verdammter Mist! Zac, es ist kurz vor halb fünf! Unser Schiff fährt in wenigen Minuten ab!“, schreie ich panisch los. Sofort springt auch Zac auf. Die glückselige Ruhe ist dahin. „Dann los. Verabschiede du dich, ich räum ihr alles auf und hole deinen Rucksack.“ Dankbar sehe ich ihn an, dann lasse ich mich vor meinen vier Freunden auf die Kniefallen. Diese sehen mich ziemlich überrascht an, dann stürzen sie sich in meine Arme. Fest knuddele ich die vier, bevor ich mich schweren Herzens von ihnen löse. „Passt gut auf einander auf. Kümmert euch um den Aqua See und um die Kinder, die hier Schutz suchen. So wie bei mir früher. Dafür werde ich euch immer dankbar sein, vergesst das niemals.“ Alle vier kuscheln sich enger an mich heran, als wir uns an diese unschönen Zeiten erinnern. Doch durch sie hatte diese Zeit auch viele schöne Momente. Fast kommen mir die Tränen, als ich die Liebe und Fürsorge spüre, die sie mir entgegen bringen. „Danke, Freunde. Für alles“, flüstere ich leise. „Versprecht mir, dass ihr auch weiterhin für Xanny da seid. Sie hat es momentan nicht leicht und braucht Freunde.“ Wild nicken die vier und sehen fast schon etwas beleidigt aus, dass ich es mir heraus nehme, sie daran zu erinnern. Sie lieben Xanny genauso sehr wie mich. Noch einmal gebe ich allen, bis auf Dartiri, der das gar nicht leiden kann, einen Kuss auf den Kopf, dann stehe ich auf, lächle ihnen ein letztes Mal schweren Herzens zu, drehe mich dann um und gehe zu Zac, Karnimani und Lin-Fu, die mich schon am Baumkreis erwarten. Als Zac mir meinen Rucksack reicht und ich ihn anziehe, sehe ich nochmal zu meinen Freunden, die mir zuwinken. Tränen wegblinzelnd versuche ich mir dieses Bild ins Gedächtnis einzubrennen. Diesen Anblick werde ich eine lange Zeit nicht mehr zu sehen bekommen. Zum Abschied winke ich ihnen zu, dann drehe ich mich um und wir gehen los. Doch als ich die vier verlasse, habe ich ein flaues Gefühl im Magen. Als würde ich meine Freunde in der Zukunft hier nicht mehr wieder sehen. Zum Glück haben wir es gerade noch rechtzeitig auf das Schiff geschafft und die Karten schon vorhin gekauft, sonst hätten wir das nicht gepackt. Nun machen wir es uns in Zacs Kabine gemütlich, denn uns allen ist klar, dass Zac sich nicht so weit von seiner Toilette entfernen sollte. Er meinte zwar, ich bräuchte nicht bei ihm zu bleiben, aber das kommt gar nicht in Frage. Ich lasse ihn doch nicht allein! Also sitzen Zac und ich auf dem Boden des Bades, während Karnimani in der Kabine aus dem Fenster sieht und das Meer betrachtet, was heute zum Glück ziemlich ruhig ist. Lin-Fu dagegen trainiert Tritte und Schläge gegen einen unsichtbaren Gegner. Ich hoffe nur, sie nimmt nicht die ganze Kabine auseinander. Da fällt mir auf einmal etwas wieder ein, was mich schon die ganze Zeit leise beschäftigt hat, und so frage ich jetzt rundheraus: „ Woher wusstest du eigentlich, was du sagen musstest, Zac? Bei Xanny, meine ich?“ Lange sieht Zac mich mit seinen braunen Augen einfach nur an, wobei ihm einige ebenso braune Strähnen ins Gesicht fallen, doch er wischt sie nicht weg. Er sieht mich einfach nur an und langsam glaube ich, er gibt mir gar keine Antwort mehr und schäme mich, nach etwas anscheinend sehr privatem gefragt zu haben. Da seufzt Zac plötzlich leise und löst den Blickkontakt. „Ich war früher… stark übergewichtig. Meine Eltern haben ja eine Konditorei und ich habe eigentlich den ganzen Tag dort verbracht. Überall genascht, wenn keiner hingesehen hat. Ich liebe Süßigkeiten immer noch, aber damals war ich wirklich süchtig danach. Und ich hatte ja einen nie endenden Vorrat. Am Anfang verteilte ich die Süßigkeiten immer an meine Freunde, doch mit der Zeit wurden meine Gelüste nach Süßem immer größer und ich immer geiziger. Ich behielt alle Süßigkeiten für mich, erzählte meinen Eltern aber, ich würde immer mit allen teilen. So gab mir meine Mutter nämlich noch extra Süßigkeiten mit, die ich eigentlich verteilen sollte. Stattdessen aß ich sie selbst. Es war also kein Wunder, dass ich ziemlich schnell ziemlich dick wurde.“ Ein schmallippiges Lächeln bildet sich auf Zacs Gesicht. Er sieht aus, als hätte er etwas bitteres gegessen. „Na ja, und dann begannen die anderen Kinder eifersüchtig zu werden. Sie bekamen von mir keine Süßigkeiten mehr geschenkt, stattdessen behielt ich alle für mich und aß sie vor ihren Augen auf. Ich bekam die Süßigkeiten alle umsonst, alles was ich wollte und so viel ich wollte. Sie dagegen mussten entweder ihre Eltern anbetteln oder selbst welche kaufen. Klar, dass einige da neidisch wurden. Und um ihre Wut irgendwie abzubauen, suchten sie ein Ventil, was sie in mir schnell fanden. Immerhin war ich ja auch der Verursacher ihrer Eifersucht. Mein Übergewicht kam ihnen gerade recht. Sie begannen sich über mich lustig zu machen, klauten mir meine Süßigkeiten und sagten mir, dass sie das nur für mich täten, damit ich nicht noch fetter werden würde. Ich wehrte mich natürlich gegen sie, aber sie waren mir zahlen- und kräftemäßig überlegen. Und irgendwann begann ich ihnen zu glauben. Ich ließ zu, dass sie sich über mich lustig machten, weil ich glaubte, es zu verdienen, nachdem ich meine Süßigkeiten nie mit ihnen geteilt hatte. Ich gab ihnen wiederstandlos meine Süßigkeiten, wenn sie sie forderten, weil ich glaubte, dass es das Beste für mich wäre. Doch dadurch, dass sie mir meine Süßigkeiten und meine Freude daran nahmen, wurde ich ziemlich unglücklich. Ich war schnell gereizt, hatte ständig Kopfschmerzen oder Zitteranfälle und wollte, wenn ich keine Süßigkeiten mehr essen durfte, gar nichts mehr essen. Auf einmal nahm ich rapide ab. Meine Eltern machten sich große Sorgen um mich und irgendwann erzählte ich ihnen von allem. Damals war ich 12. Meine Eltern sprachen mit den Eltern der Kinder und mit den Lehrern, die von da an ein wachsames Auge über mich hatten, und die Kinder ließen mich größtenteils in Ruhe. Eigentlich wurde alles wieder normal, doch ich hatte mir geschworen, niemals wieder so dick zu werden und niemals wieder Süßigkeiten zu essen. Ich konnte meinen Schwur nicht lange halten. Jede Nacht bekam ich Fressattacken, bei denen ich mich in die Konditorei schlich und alles aß, was vom Tagesgeschäft noch übrig geblieben war. Hinterher schämte ich mich schrecklich dafür und schwor mir, dass mir das nicht nochmal passieren würde. Doch die nächste Nacht kam und damit die nächste Fressattacke. Ich hasste mich für diese Schwäche. Zu allem Übel nahm ich wieder zu und alles drohte, von vorne loszugehen. Natürlich merkten meine Eltern, dass etwas nicht in Ordnung war. Irgendwann schlug mir meine Mutter vor, eine Kur zu machen, in einer Klinik auf der Insel Jusina, eine der Tarobita Inseln. Dort gibt es viele solcher Einrichtungen. Für alte Leute, die sich nicht mehr selbst versorgen können, für Leute, die sich von einer Krankheit erholen müssen oder für Leute, die eine psychische Krankheit haben. Es ist eine Kurinsel. Du hast bestimmt schon von ihr gehört.“ Fragend sieht Zac mich an, nachdem er die ganze Zeit nur auf seine Finger gestarrt hat und ich brauche einen Moment, um alles zu verarbeiten, bevor ich nicke. Zac nickt ebenfalls. „Ich wurde in eine Ernährungsklinik gebracht. Dort lehrte man mich, mich richtig zu ernähren und brachte mir verschiedene Sportarten näher. Ich lernte, dass ich Süßigkeiten nicht komplett aus meinem Leben streichen, sondern sie nur regulieren muss. Dieses Wissen erleichterte vieles und nach einiger Zeit wurden die Fressattacken weniger, es wurde leichter, dem Drang zu wiederstehen und schließlich hörten sie ganz auf. Nach einem knappen halben Jahr, in dem ich nicht zu Hause war, wurde ich entlassen. Mir ging es wirklich gut und das sah man mir auch an. Ich war gewachsen, meine Hautprobleme waren kaum noch vorhanden und ich hatte endlich ein ganz normales Gewicht. Und das galt es zu halten. Knapp drei Monate war ich zu Hause, dann war es soweit. Meine Eltern begleiteten mich zu Professor Aquilon und ich suchte mir mein erstes Pokémon aus, Igamaro. Mit ihm zusammen startete ich meine Reise.“ Ein kleines, diesmal liebevolles Lächeln legt sich auf Zacs Gesicht, dann sieht er mich an. Anscheinend ist seine Gesichte zu Ende und ich… ich bin erschüttert. Das hätte ich niemals geglaubt. „Natürlich ist es auch heute noch nicht einfach. Ich liebe Süßigkeiten auch heute noch und muss mich ständig disziplinieren. Manchmal habe ich Rückfälle. Aber ich weiß inzwischen, wie ich damit umgehen muss und finde schnell wieder auf den richtigen Weg zurück, anstatt in die Fressspirale zu fallen. Und das ist das Wichtigste.“ Absolut erstaunt sehe ich Zac an, wie er verlegen wieder auf seine Hände guckt und an den Nägeln piddelt. Ich habe absolut keine Ahnung, was ich sagen soll. Was tut man denn in so einer Situation? Wenn ein Freund, von dem man eine solche Geschichte wirklich nicht erwartet hätte, einem so etwas anvertraut. Denn Vertrauen, das gehört auf jeden Fall dazu. Schlussendlich rutsche ich langsam zu ihm und schlinge meine Arme um ihn, lege meinen Kopf auf seine Schulter. Schweigend sitzen wir eine Weile da, während das Schiff leicht, aber anscheinend für Zac nicht unangenehm schwankt. „Ich kann das gar nicht glauben. Was du alles durchgemacht hast. Und vor allem, dass du so gut da raus gekommen bist und gelernt hast, damit umzugehen. Das ist… unglaublich. Du bist wahnsinnig stark, Zac. Nicht nur im Pokémon Kampf, sondern auch als Mensch.“ Lange Zeit ist er wieder still, es scheint ihn wirklich angestrengt zu haben, mir das alles zu erzählen und so halte ich ihn einfach nur fest. Doch schließlich flüstert er leise: „Danke, Svenja. Dafür, dass du SO reagierst und nicht … anders.“ Ich lehne mich zurück, um ihn anzusehen und er dreht sich ebenfalls zu mir. In seinen Augen sehe ich eine Verletzlichkeit, die ich noch nie gesehen habe. „Ich danke dir, Zac. Dafür, dass du mir das erzählt hast. Für dein Vertrauen in mich.“ Im nächsten Moment erfasst eine heftigere Welle das Schiff und bringt es zum Schwanken. Zac wird leichenblass, eine nächste Welle lässt ihn leicht grünlich werden und bei der dritten Welle rutscht er schnell rüber zur Toilette. Mit einem mitleidigen Lächeln reiche ich ihm ein Glas Wasser. Eine knappe Stunde dauert die Schiffsfahrt, dann erreichen wir Serenitia. Erlöst seufzt Zac auf, als er endlich wieder festen Boden unter den Füßen hat. Ich lache leise und er sieht mich gespielt böse an, wobei er aber rot anläuft. Da wird mir etwas klar. Wir sind wieder in Serenitia. Den Grund, warum wir zusammen losgezogen sind, Sina ihr Serpifeu zurück zu bringen, gibt es nicht mehr. Wir sind wieder da, wo wir uns kennengelernt haben. Nun werden sich unsere Wege trennen. Schlagartig fällt mir das Lächeln aus dem Gesicht. Zac scheint mir meinen Gedankengang vom Gesicht ablesen zu können. „Hey“, meint er sanft. „Ein `Auf Wiedersehen´ heißt doch nicht `für immer´, sondern nur `für einen bestimmten Zeitraum´.“ Ich nicke heftig. Ich benehme mich blöd, ich merke es ja selbst. So läuft das eben auf einer Pokémonreise. Man lernt Fremde kennen, reist eine Weile mit ihnen herum, nennt sie irgendwann Freunde und dann trennt man sich wieder. Es gab nur einfach viel Abschied heute. Erst Xanny, dann meine Freunde, bei denen ich schon kein gutes Gefühl hatte, sie zurück zu lassen; und jetzt auch noch Zac. Obwohl wir nur eine Woche zusammen gereist sind, kommt es mir viel länger vor. Er kennt mich so gut wie nur wenige. Und auch ich habe viel über ihn erfahren, was sicher nicht viele wissen. „Was willst du denn jetzt machen, Svenja?“, reißt mich Zac aus meinen Gedanken, in dem offensichtlichen Versuch, mich abzulenken. Um es uns beiden leichter zu machen, versuche ich ihm mit Motivation und Vorfreude zu antworten, obwohl ich die momentan so gar nicht verspüre. „Ich werde erst noch ein bisschen trainieren gehen und dann den hiesigen Arenaleiter herausfordern. Wenn ich die Liga dieses Jahr gewinnen will, um dann den Champion herausfordern zu dürfen, muss ich langsam mal anfangen, Orden zu sammeln. Und ich denke, Karnimani, Lin-Fu und ich sind jetzt so weit, den ersten Schritt auf diesem Weg wagen zu können.“ Kurz sehe ich zu Lin-Fu und Karnimani. Beide sehen mich an und nicken entschlossen. Sie stehen ebenfalls hinter meinem Ziel. Ein wenig länger betrachte ich Karnimani, der den Blick erwidert und ruhig neben mir steht. Sowas wäre vor dem Besuch auf meiner Heimatsinsel nicht möglich gewesen. Da hätte er mich ignoriert oder wäre einfach losgelaufen, wohin auch immer. Doch jetzt ist das anders. Die Schritte, die wir aufeinander zu machen, sind zwar klein, aber dennoch nicht abstreitbar. Und sie führen in eine Richtung. Dahin, ein Team zu werden. Freunde. Partner. „Nun, Svenja, dann brauchst du dir ja keine Gedanken zu machen. Wenn du Orden sammeln willst, werden wir uns auf jeden Fall wieder sehen“, reißt Zac mich erneut aus meinen Gedanken. Verwirrt sehe ich ihn an. „Wie meinst du das?“ „Ich habe dir doch erzählt, dass ich nach meinem 17 Geburtstag die Arbeit meines Vaters übernehmen werde. Meine Eltern sind Konditoren, aber mein Vater ist auch noch der Arenaleiter von Eyeres“, gesteht er mir leise, wird dabei rot und kratzt sich unsicher im Nacken. „Hab ich das nie erwähnt?“ Einige Momente sehe ich ihn einfach nur verdutzt an und versuche zu verstehen, was er mir mit dieser Information sagen will. Zuerst ergibt alles keinen Sinn. Aber dann… „NEIN! Du veraschst mich!“, explodiere ich direkt vor Zacs Nase. Der grinst unsicher und tritt einen Schritt zurück. Scheinbar sehe ich gerade wirklich beängstigend aus. „Ähmm,…, nein?.“ Hektisch schnappe ich nach Luft. „Aber das hieße ja,… das heißt ja, du wirst bald Arenaleiter!“ Vorsichtig nickt Zac, unsicher was er von meinem Ausbruch halten soll. „Ja sag mal, geht das denn so einfach? Musst man da nicht irgendwelche, ich weiß nicht, Vorlagen erfüllen?“, frage ich schließlich etwas ruhiger, nachdem ich ihn einfach nur erschüttert angesehen und den Kopf geschüttelt habe. Erleichtert, dass ich mich wieder beruhigt habe, nickt Zac. „Ja, da gibt es natürlich Anforderungen, sonst könnte den Job ja jeder machen.“ „Die da wären?“, dränge ich ihn ungeduldig, als er nicht mit der Sprache herausrückt. „Also, zum einen muss man alle Orden der Region, in der man das Amt des Arenaleiters übernehmen will, errungen haben. Das habe ich in den letzten zwei Jahren auf meiner Reise geschafft“, erklärt er mir und sieht dabei ziemlich stolz aus. Und das kann er auch sein. Alle Orden zu sammeln ist kein Zuckerschlecken, er muss seine Pokémon wirklich gut trainiert haben. Aber momentmal. Seine Pokémon… „Du meinst… du hast mit diesem Team alle Orden gewonnen?“, frage ich zweifelnd. „Das soll keine Kritik sein“, füge ich schnell hinzu, als ich merke, wie das klingt. „Ibitak und Natu sind wirklich gut trainiert. Aber so gut? Und was ist mit Taubsi? Du kannst mir doch nicht erzählen, dass es alle acht Arenaleiter besiegt hat.“ Hoffentlich ist er jetzt nicht böse. Ich will ja nicht seine Fähigkeiten als Trainer anzweifeln, ich kann mir nur einfach nicht vorstellen, dass er mit diesen drei Pokémon alle acht Arenaleiter besiegt haben soll. Aber zum Glück lächelt Zac mich milde an. „Nein, du hast recht. Das sind nicht die Pokémon, mit denen ich die Arenaleiter besiegt habe. Die sind bei meinen Eltern zu Hause. Aber diese drei sind Pokémon, die ich später als Arenaleiter einsetzen werde. Eyeres hat eine Flugarena, verstehst du? Du musst wissen, dass die erste Anforderung nur die Voraussetzung für die zweite, die entscheidende, ist. Um Arenaleiter zu werden, muss ich gegen den Champion kämpfen. Ich muss sie nicht besiegen, dass wäre wohl unmöglich, aber ich muss Nikita mit einem Team, was ich später als Arenaleiter einsetzen würde, von meinen Qualitäten als Trainer überzeugen. Am Ende hängt alles von ihrer Entscheidung ab, ob ich den Posten übernehmen darf oder nicht. Darum trainiere ich gerade mit den Pokémon, die ich bei diesem Kampf einsetzen werde, und reise mit ihnen herum, damit wir einander kennenlernen und uns einspielen können.“ „Du wirst den Champ kennenlernen!“, stoße ich hervor und leide schon wieder an Schnappatmung. Da dachte ich, nach der Offenbarung auf dem Schiff würde ich Zac gut kennen, aber Pustekuchen! „Also, ehrlich gesagt,… kenne ich sie schon“, lässt der Junge die nächste Bombe platzen und mich fast an einem Herzkasper sterben. „WAS!?“ „Ja, naja, Nikita ist manchmal bei uns zu Hause, wenn es wichtige Angelegenheiten mit meinem Vater, also dem Arenaleiter, zu besprechen gibt“, gesteht er leise. Ich scheine ihm schon wieder Angst zu machen. Einige Momente herrscht Stille, in der ich versuche, alles, was er mir gerade offenbart hat, zu verstehen und Zac mich unsicher mustert. Schließlich sehe ich ihn an und grinse breit. „Du steckst heute voller Überraschungen, Zac.“ Zac erwidert das Grinsen, wenn auch immer noch verlegen. „Aber sag mal, was meintest du damit, dass du gegen den Champ mit einem deiner Teams kämpfen musst, die du später als Arenaleiter einsetzen möchtest?“, will ich nun neugierig wissen. „Oh, das ist einfach erklärt. Je nachdem, wie viele Orden der Herausforderer hat, verwendet der Arenaleiter ein anderes Pokémon Team. Es wäre wohl ziemlich mies, wenn ein Herausforderer, der gerade erst seine Reise begonnen hat, sich plötzlich in einem sechs gegen sechs Dreierkampf wiederfindet. Wie soll ein blutiger Anfänger das schaffen und nicht den Mut verlieren?“ Ich nicke verstehend. Über dieses Thema haben wir mal in der Schule geredet, aber es ist etwas ganz anderes, es von jemandem erklärt zu bekommen, der Erfahrung mit diesem Thema hat. Oder haben wird. Wie auch immer. „Und dieses Team?“, frage ich neugierig und sehe auf die Pokébälle an seinem Gürtel. „Für welchen Herausforderer sind die gedacht?“ „Für solche Trainer, die schon zwei Orden haben und bei mir ihren dritten bekommen möchten. Allerdings müssen dafür einige der Pokémon noch gut trainiert werden, unteranderem Taubsi. Ibitak und Natu sind schon auf dem Level, auf dem ich sie haben möchte.“ Ich nicke langsam. Inzwischen brummt mir der Schädel von all diesen Infos. „Naja, also wenn du nach dem 25.9 nach Eyeres kommst und den Arenaleiter herausforderst, dann werde dort hoffentlich ich dich erwarten“, erklärt Zac mir mit brennend rotem Gesicht. „Dann werde ich bis dahin warten und solange trainieren. Die Chance auf die endgültige Entscheidung, wer von uns besser ist, lasse ich mir doch nicht nehme. Denn ich bin mir sicher, dass Nikita dir den Posten geben wird, sobald sie dich erstmal kämpfen gesehen hat.“ „Danke, Svenja“, meint Zac ehrlich dankbar. „Hey, dank mir nicht zu früh. Den nächsten Kampf gegen mich wirst du verlieren, Zac!“, provoziere ich ihn und boxe ihm spielerisch gegen die Schulter. Tatsächlich hat seine Offenbarung meine Stimmung ziemlich gehoben, ganz wie von Zac geplant. Der grinst nur über meinen Übermut. „ Wir werden sehen. Ich freue mich jedenfalls schon sehr auf den Kampf.“ Und ich erst! Nun kann ich mich auch ohne Traurigkeit von ihm verabschieden. Wir tauschen noch Nummern aus, um einander auf dem neusten Stand halten zu können, dann umarmen wir uns zum Abschied und nach einem letzten Nicken zu mir und meinen Pokémon macht sich Zac auf. Wohin auch immer es ihn als nächstes verschlägt. Ich jedenfalls kenne mein nächstes Ziel. Pokémon Center, wir kommen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)