The Story of a Bastard Child von dattelpalme11 ================================================================================ Kapitel 36: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold ------------------------------------------------ Since you been gone My life has moved along quite nicely actually Die Worte klangen hart, egal wie sie sie auch betonte. Der Bass hämmerte in ihrem Bauch und sie sah zu den Jungs, die beide neben ihr standen und sich auf ihre Instrumente konzentrierten. Mimi konzentrierte sich nur auf den Text, ließ sich von dessen Inhalt führen und brachte das zum Ausdruck, was sie empfand, wenn sie darüber sang. Wut. Hass. Unverständnis. Sie hatte diesen Song zwar nicht geschrieben, aber sie spürte mit jeder Faser ihres Körpers, was der Songschreiber empfand. Oder besser die Songschreiberin. Noriko hatte ihn geschrieben, kurz nachdem ihr Vater sie verlassen hatte. Mit Vater meinte sie nicht ihren gemeinsamen, sondern den Mann, der sie jahrelang als sein eigenes Kind aufgezogen hatte und sich nie wieder bei ihr meldete. Mimi hatte nur erfahren, dass er mit seiner Mutter zurück nach England gegangen war, als sein eigner Vater an einem Herzinfarkt gestorben war. Noriko hatte durch diesen Song versucht, ihren Schmerz und ihr Leid zu verarbeiten, da sie als 13-Jährige nicht verstehen konnte, warum ihr Vater nicht mehr ihr Vater sein wollte. Eine tiefe unsichtbare Narbe hatte sich gebildet, die in ihrem Text ihren Ausdruck und ihre Sichtbarkeit fand. Zwischen Verrat, Verwirrung und Bedenken gefangen, hatte Noriko im Schreiben von Songs ihre Sicherheit zurückerlangt. Sie wollte ihm sagen, dass sie ihn nicht brauchte um glücklich zu sein, auch wenn ein bitterer Beigeschmack blieb. Mimi bewunderte sie dafür, da es nicht einfach war, seine Gefühle für sich sprechen zu lassen. Ihr war es unsagbar schwer gefallen ihre Enttäuschung in die richtigen Worte zu verpacken, ohne dass es sich komplett bescheuert anhörte. Sie wollte sich nicht offenbaren und anderen Menschen, die sie kaum kannte, einen Einblick in ihre Gefühlswelt bescheren, aber sie fühlte sich danach besser. Gut, die Probleme waren nach wie vor da, lösten sich nach ein paar Zeilen sicher nicht in Luft auf, aber sie hatte sich damit auseinander gesetzt. Schrieb auf, was sie beschäftigte, störte oder verletzte. In den letzten Wochen waren viele Eindrücke auf sie hinabgeprasselt. Es war Freitag, das letzte Wochenende bevor die Schule wieder anfing. In den Wochen davor hatten sie viel geprobt, da Noriko die Jungs davon überzeugen konnte, ihre musikalische Ader auch außerhalb der Schule auszuleben. Sie hatte ein Funkeln in den Augen, das man gar nicht so recht beschreiben konnte. So als durchströmte die pure Energie ihre Adern, die sie für ihre Chemo brauchte, da sie sie doch sehr mitnahm, auch wenn man es ihr nicht gleich ansah. Noch immer hatte sie diese langen braunen Haare, die jedoch dünner geworden waren und langsam ausfielen. Manchmal konnte sie sich mehrere Haarsträhnen auf einmal von ihrem Kopf ziehen, doch sie versuchte die Haltung zu wahren. Sich so zugeben, als würde es ihr nichts ausmachen, obwohl genau das Gegenteil der Fall war. Die Musik gab ihr irgendwie die nötige Kraft, die sie brauchte. Deswegen hatte sich wohl auch keiner getraut etwas dagegen zu sagen. Jeder wollte ihr eine kleine Freude bereiten, auch wenn die ersten Proben ein Graus waren. Weder Masaru, noch Chiaki hatten die passenden elektronischen Instrumente, die sie als rockige Band benötigten. Über Etsukos Vater mieteten sie sich welche, da er ihnen auch angeboten hatte vormittags im Club zu Proben. Anfangs fiel es Mimi unsagbar schwer lange Töne zu halten, da es ihre Stimme zu sehr anstrengte. Viel zu schnell kam sie bei manchen Songs außer Puste und auch die Jungs hatten Probleme sich von ihren Standardinstrumenten auf die elektronische Variante umzugewöhnen. Am leichtesten fiel es Yasuo, den sie als Schlagzeuger mit ins Boot geholt hatten. Mittlerweile kannten sie die Songs in und auswendig, hatten tagtäglich daran gearbeitet, viel Zeit und Mühe investiert, damit man sie endlich auch vor Publikum vorführen konnte. Etsuko hatte sie oft mit der Kamera gefilmt, damit sie sich im Nachhinein noch einmal beobachten und eventuelle Fehler verbessern konnten. „Wow, das war wirklich verdammt gut“, meinte Noriko, als das Lied zu Ende war. Auch Etsuko applaudierte und wischte beiläufig über den Thesen. „Wenn ihr in zwei Wochen auch so gut seid, werden sie euch zu Füßen liegen“, meinte sie bestätigend und nickte eifrig. „Habt ihr jetzt endlich mal einen Namen gefunden?“ Mimi seufzte resigniert und befestigte das Mikrofon in der passenden Halterung. Bisher waren sie noch zu keinem einheitlichen Ergebnis gekommen. Masaru und Chiaki entledigten sich ihren Instrumenten, während Yasuo etwa übermütig von der Bühne sprang, aber heil auf seinen Füßen landete. Er stürmte zu Noriko, die ihm bereits eine Flasche Wasser in die Hand drückte. „Bisher sind wir uns noch uneinig“, erklärte Masaru, als auch er zu den drei aufschloss. Mimi und Chiaki ließen sich auf den Stühlen nieder, während sich Masaru auf einem der Tische bequem machte. Etsuko zog fragend die Augenbraue in die Höhe. „Und wie soll ich euch ankündigen? Soll ich euch ‚die Namenslosen‘ nennen?“ Ihre Stimme triefte vor Sarkasmus, doch Mimi hatte sich noch nie über Bandnamen und so einen Kram Gedanken gemacht. Nie im Leben hatte sie erwartet, dass sie mal in einer Band singen würde, auch wenn ihr das Singen schon immer Spaß machte. „Habt ihr denn noch keine Auswahl getroffen?“, hakte Etsuko skeptisch nach. „Nicht wirklich, die meisten Namen klingen so bescheuert, wenn man sie auf Japanisch sagt“, murrte Masaru und öffnete sich eine Flasche. „Ich wäre ja für einen Englischen, aber das wollte Chiaki nicht“, erwiderte Mimi und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich habe nur gesagt, dass ich einen japanischen Namen bevorzuge. Von mir aus kann es auch ein Englischer sein. Hauptsache wir haben überhaupt einen. Als namenslose Band will ich nicht in die Geschichte eingehen“, erklärte er schulterzuckend, doch unterbreitete mal wieder keinen Vorschlag. Mimi verrollte nur die Augen und bekam am Rande mit, wie sich Noriko und Yasuo vielversprechend angrinsten. „Also wir hätten da vielleicht einen“, begann Noriko geheimnisvoll. Yasuo legte sein Unschuldsgesicht auf und lächelte verhalten. Mimi, Masaru und Chiaki richteten ihre volle Aufmerksamkeit auf die beiden. Auch Etsuko schien interessiert mitzuhören, während sie den Boden fegte. „Wir beide haben uns letztens über unsere Gemeinsamkeiten unterhalten und haben festgestellt, dass wir alle irgendwie ungewollt sind und Eigenschaften besitzen, mit denen andere nicht so gut klarkommen.“ Fragend runzelte Mimi die Stirn und sah zu Masaru, die ihren Blick ebenso verwirrt erwiderte. Sie wandte den Kopf zu Chiaki, dessen Gesichtsausdruck sich verfinstert hatte. „Wie wäre es mit ‚The Unwanted‘? Klingt doch voll cool“, erwiderte Yasuo freudig. Mimi ging die Idee in ihrem Kopf durch. Irgendwie hatte dieser Name etwas und er schien wirklich zu jedem einen Bezug zu haben, auch zu Noriko, die zwar nicht mitspielte, aber als Songwriterin aktiv mitwirkte. Sie hatte viele Erfahrungen mit dem „ungewollt sein“ gemacht. Genauso wie Mimi, die von ihrem Vater sehr verletzt wurde und jemandem hinterher lief, der wohl nie Gefühle für sie entwickelte. Auch Masaru hatte Probleme mit seinem Vater, der ihn aufgrund seiner Sexualität anders behandelte. Yasuo war in seiner Klasse als Freak verschrien und wurde ebenfalls als Störenfried mit Kamera wahrgenommen. Aber was war mit Chiaki? „Ist das wirklich dein Ernst?“, fragte dieser aufgebracht. „Die Ungewollten? Willst du mir damit irgendwas sagen, Noriko?“ Erschrocken blickte sie ihn an, doch bevor sie etwas antworten konnte, sprang er schon auf und stürmte zur Tür. _ „Ich glaube, ich habe ihn verärgert“, meinte Noriko niedergeschlagen, als sie sich auf dem Nachhauseweg befanden. „Ja, er war ganz schön sauer“, antwortete Mimi langsam und studierte ihre Reaktion genau. So ganz hatte sie den Zusammenhang leider nicht erfassen können. Chiaki war schneller weg, als man gucken, geschweige denn reagieren konnte. Danach stellte sich ein betretenes Schweigen ein, dass Mimi wahnsinnig machte. Sie hatte zwar schon gemerkt, dass zwischen Noriko und Chiaki irgendetwas war, doch ihre Beziehung war für sie nach wie vor ein Rätsel. „Was läuft da zwischen euch?“, fragte Mimi unverblümt und bleib einfach mit verschränkten Armen hinter ihr stehen. Auch Noriko wandte sich ihr zu, verlangsamte ihre Schritte bis sie ebenfalls zum Stehen kam. Bedrückt sah sie zu Boden und fuhr sich mit den Fingern durch ihre langen dünnen Haare. „Er mag mich und das ist das Problem“, gab sie zu und lächelte müde. „Aber du scheinst ihn doch auch zu mögen“, stellte Mimi nüchtern fest, als sich etwas in Norikos Blick veränderte. „Ich kann aber nicht mit ihm zusammen sein. Das wäre egoistisch“, kam es von ihr und Mimi sah wie sie sich kurz mit ihrer Handfläche über die Augen fuhr. Besorgt ging Mimi ein paar Schritte auf sie zu und berührte ihre beiden Schultern. Noriko sah auf und Tränen hatten sich tatsächlich in ihren Augen gebildet. „Ist er deswegen so sauer geworden? Weil du ihm ständig ‘ne Abfuhr erteilst?“, erkundigte sie sich vorsichtig. Noriko nickte nur betreten. „Er versteht nicht, dass ich es nur gut mit ihm meine. E-Er hat etwas Besseres verdient.“ Die Verzweiflung und Trauer war aus ihrer Stimme herauszuhören. Ohne darüber nachzudenken zog Mimi sie in eine herzliche Umarmung, die Noriko zögerlich erwiderte. „Du darfst auch glücklich sein“, hauchte Mimi mit schwerer Stimme und drückte sie noch ein bisschen fester an sich. „Du darfst die Menschen, die dich lieben, nicht aus deinem Leben verbannen. Du musst ihnen einen Platz geben.“ Mimi ließ sie los und sah sie dringlich an. „Und Chiaki mag dich wirklich. Das sehe ich immer, wenn er dich ansieht und seine Augen förmlich leuchten! Er hat eine Chance verdient, auch wenn die Zeit nur begrenzt ist. Ich glaube, er kann dich wirklich glücklich machen!“ Ein zartes Lächeln zog sich über ihr Gesicht, während Noriko lautlose Tränen über die Wangen kullerten. „Ich weiß, aber…“ „Kein aber“, widersprach Mimi vehement und strafte sie mit einem strengen Blick, der sich jedoch schnell aufhellte. „Ich möchte, dass du glücklich wirst.“ _ Am darauffolgenden Tag hatte sich Mimi von Sora zu einem Mädelsabend breitschlagen lassen. In den letzten Wochen hatten sie wenig Zeit zu zweit miteinander verbracht, besonders nach dem ersten August, der in Mimi etwas verändert hatte. Sie war nicht böse auf sie, auch wenn sie in der Vergangenheit oft von Neid zerfressen war. Dennoch hatte sie sich erhofft, dass Sora ihr diesbezüglich etwas erzählen würde. Zwar hatten sie sich ab und an mal getroffen, aber meist waren Yolei und Kari ebenfalls dabei gewesen. Zeit zum Reden war kaum vorhanden gewesen, auch wenn sie vor Neugier förmlich platzte. Doch wahrscheinlich hätte sie sich sowieso nicht getraut das Thema Tai anzusprechen, weil es einfach noch zu sehr wehtat. Vielleicht hatte Davis Recht. Manchmal musste man die Person, die man liebte, loslassen, auch wenn es nicht leicht fiel. Kurz bevor Mimi zu Sora aufbrach, hatte Noriko ihr eine SMS geschrieben und ihr mitgeteilt, dass sie heute ein offenes Gespräch mit Chiaki führen wollte. Mimi hatte schon längst gemerkt, dass beide etwas Besonders verband. Noriko durfte nicht aufgeben, selbst wenn sie nur noch wenig Zeit hatte. Liebe war zeitlos und jeder Mensch verdiente sie, egal wie lange er auf dieser Erde auch verweilte. Mimi glaube ganz fest daran. Noriko sollte diese Erfahrung nicht missen, nur weil sie Angst davor hatte. Denn Liebe war eine kraftvolle Macht, die einen zwar nicht heilen konnte, aber das Leben erleichterte. Mimi drückte ihr beide Daumen, als sie ihre Nachricht las und sie gleich darauf beantwortete. Außer ‚Viel Glück‘ und einem Zwinkersmiley hatte sie nichts geschickt. Danach machte sie sich auch schon auf den Weg zu Sora, die ihr eine halbe Stunde später lächelnd die Tür öffnete. „Ich bin froh, dass wir uns endlich mal wieder alleine treffen“, sagte sie und nahm Mimi ihre Sachen ab. Ihre Mutter war arbeiten, daher hatten die beiden Mädchen wie immer sturmfrei und tobten sich aus. Wenn Mimi mit ihr alleine war, war es so unbeschwert wie früher, obwohl sich so viel verändert hatte. Veränderungen, die sie vor ihrer besten Freundin nicht traute zuzugeben, obwohl es sich nicht mehr ändern würde. Ihr Vater war schon vor Wochen ausgezogen und hatte mittlerweile eine neue kleine Wohnung. Mimi hatte den Kontakt zu ihm gänzlich eingeschränkt, während ihre Mutter gelegentlich mit ihm telefonierte, um über finanzielle Anforderungen zu diskutieren. Nebenher sah sie sich auch schon nach einer kleineren Wohnung in Schulnähe um, da das Haus zu groß und zu teuer für zwei Personen war. Doch so langsam gewöhnte sie sich an die Situation, auch wenn es immer noch schwer für sie war. Oft verspürte sie das Gefühl, Sora alles zu erzählen, doch sie verkniff es sich immer wieder, da sie einerseits weiterhin ihre Fassade aufrechterhalten, andererseits sie auch nicht mit ihren Problemen zusätzlich belasten wollte. Die Sache mit den Jungs zerrte an ihren Nerven, wie sie ihr nach dem Abendessen berichtete. „Mit Matt habe ich schon ewig nicht mehr geredet und irgendwie glaube ich, dass er mir aus dem Weg geht“, erzählte sie bedrückt, während beide zwei Löffel in einer riesigen Eiscremeschale hatten und genussvoll das Eis rauslöffelten. Mimi hörte gespannt zu, auch wenn sie ihr gegenüber ein schlechtes Gewissen hatte. Sie hatte mit Matt geschlafen und sicherlich einen Freundinnencodex dadurch gebrochen, auch wenn sie noch nicht mal offiziell zusammen waren. „Und wie sieht´s mit Tai aus?“, fragte Mimi unsicher und schaufelte eine extra große Portion Eis in ihren Mund. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Gehirn kurz erfror und hielt sich mit einer Hand die rechte Schläfe. Sora kicherte leise und schüttelte leicht den Kopf. „Du hast immer schon zu viel Eis auf einmal in dich reingeschaufelt. Du weißt doch, das gibt Gehirnfrost“, sagte sie gespielt mahnend und zeigte mit dem Löffel auf sie. „Ja Mama, aber es ist so lecker“, erwiderte sie stur und hatte prompt eine etwas kleinere Portion auf dem Löffel. „Du bist einfach unverbesserlich“, lachte sie, wurde aber automatisch wieder ganz ernst. Sie ließ den Löffel in die Schale sinken und blickte traurig zu Mimi. „Die Sache mit Tai ist nach wie vor schwierig und ich muss dir auch noch was beichten“, erklärte sie langsam, biss sich auf ihre Unterlippe und zog diese nach hinten. Mimi konnte sich schon denken, um was es ging. „Er hat mich geküsst! Am ersten August. Ungefähr zur gleichen Zeit, wo du deine üblen Bauchschmerzen hattest und früher gegangen bist. Jedenfalls warst du damals schon weg gewesen und eigentlich wollte ich es dir auch schon viel früher erzählen, aber nicht wenn seine Schwester dabei ist. Nachher erzählt sie ihm ausversehen irgendwas“, erklärte sie leicht aufgebracht und redete sich in Rage. „Wir haben uns danach furchtbar gestritten, weil er meine Beweggründe nicht verstehen wollte. Ich kann mich nicht zwischen den beiden entscheiden, ohne einen zu verlieren, obwohl ich Matt anscheinend schon verloren habe.“ Sie seufzte herzergreifend und Mimi sah sie für den Moment mit großen Augen an. Tai und sie hatten sich gestritten? Hatte sie den Kuss etwa nicht erwidert? Nachdenklich durchleuchtete Mimi Sora mit ihren Augen. Sie wirkte auf sie so niedergeschlagen und erst jetzt fiel ihr auf, dass sie außer Matt und Tai nicht sonderlich viele gute Freunde hatte. Zwar trafen sie sich ab und an mit Yolei und Kari und natürlich hatte sie auch noch sie, aber nur mit den beiden Jungs verband sie eine tiefe und enge Freundschaft, die wohl nun vorbei war, da sich Gefühle dazu geschlichen hatten. „D-Du kannst dich wirklich nicht entscheiden, oder?“ „Ich will mich nicht entscheiden“, korrigierte Sora sie, „aber ich glaube, mittlerweile ist viel zu viel passiert, dass es schwer fallen wird, nur noch miteinander befreundet zu sein. Besonders bei Matt.“ „Verstehe…“, sagte Mimi leise und fuhr mit den Lippen über ihren Löffel. Der süße Geschmack breitete sich in ihrem Mund aus und benetzte ihre Zunge. „Kannst du deine Gefühle beschreiben? Also für Tai und Matt.“ Sora zuckte nur mit den Schultern und ließ sich auf den Stuhl sinken. „Ich mag beide wirklich unheimlich gerne, da wir so viel miteinander erlebt und durchgestanden haben. Beide sind für mich dagewesen, wenn’s mir schlecht ging und ich? I-Ich bin einfach überfordert“, gestand sie sich ein. Mit zitternden Händen ergriff sie wieder ihren Löffel und beugte sich ein wenig vor. „Die Sache mit Matt war unheimlich aufregend, besonders weil er der erste Junge war, dem ich so richtig nah gekommen bin. Du kennst ihn ja, eigentlich ist er immer so richtig verschlossen, aber bei mir war er komplett anders.“ Mimi nickte nur beiläufig und merkte erst gar nicht, wie ihr etwas Eis über die Handfläche tropfte. Sie ließ den Löffel in die Schüssel gleiten und leckte sich über die Hand, während Sora nach den passenden Worten rang. „Aber ich merkte auch, dass mir Tai nicht egal ist. Auch wenn ich glaube, dass dieser Kuss einen anderen Beweggrund hatte.“ „Warum glaubst du das?“, fragte Mimi verdutzt. „Beim ersten Mal, als er mich geküsst hat, war er sehr nervös gewesen, doch diesmal war es ganz anders. Und auch seine Reaktion danach war sehr fragwürdig gewesen.“ „Inwiefern fragwürdig?“, hakte sie bewusst nach. „Wir hatten uns ja danach gestritten, aber er hat mir die ganze Zeit versucht zu erklären, dass es selbst gerade nicht weiß, was er tut und das es sich diesmal so anders angefühlt hat und er mit so einem Gefühlschaos niemals gerechnet hätte. Bevor ich nachfragen konnte, hatte er sich entschuldigt und meinte, ich sollte es am besten vergessen. Danach ist er verschwunden und hat mich einfach stehen lassen.“ Verwirrt über Soras Erzählung hob Mimi die Augenbraue an und musterte sie kritisch. Was sollte man von dieser Reaktion nur halten? Was meinte er mit Gefühlschaos? Er war doch in Sora verliebt… Mimi schnürte sich der Hals zu und eine Schwere legte sich über ihre Brust. Für eine Sekunde überlegte sie, Sora die Wahrheit über ihre Gefühle für Tai zu sagen. Doch dann sah sie ihr tief in die Augen und wusste, dass sie diese Tatsache noch mehr ins Unglück stürzten würde. Daher entschied sie sich zu schweigen, auch wenn es ihr schwer fiel, Sora dabei zuzuhören, welche seltsamen Veränderungen auf sie zukamen. Es erleichterte sie daher ein wenig, dass Sora von beiden die Finger lassen wollte, um das Chaos so minimal wie möglich zu halten. Sie würde es nicht ertragen, Sora und Tai als verliebtes Pärchen zu sehen. Sie wusste auch, dass es Matt genauso ging, obwohl er es niemals zugeben würde und bald eh über alle Berge war. Insgeheim wünschte sie sich eine Zeitmaschine herbei, die ihr helfen sollte, dass Vergangene anders zu gestalten. Sie würde vieles gern ändern wollen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)