Who can you trust? von SweetHeart98 ================================================================================ Kapitel 3: Erste Begegnung -------------------------- „Emrys?“, als Merlin die kindliche Stimme vernahm, drehte er sich blitzartig um und sah nun zu einem kleinen Mädchen, welches schüchtern zurückblickte. Sie hatte dunkle Augen und trug ein einfaches hellbraunes Kleid, sowie es Bäuerinnen trugen und ihr langes dunkelbraunes Haar trug sie offen. „Es ist mir eine Ehre, euch endlich persönlich kennenzulernen“, sagte sie und deutete eine Verbeugung an, „Ich bin Ennlin, eure Defensor und ich bin hier, um euch zu dienen.“ Merlin war wie erstarrt. Das sollte das Mädchen sein, das eine wehrlose Frau angegriffen hatte? Von diesem Mädchen sollte eine Gefahr ausgehen? Er hatte nicht erwartet, dass ein Kind sehr furchteinflößend aussehen konnte, aber dieses Mädchen, war das genaue Gegenteil von furchteinflößend. Sie sah so schüchtern aus, fast schon verunsichert, wie sie so vor ihm stand und auf seine Reaktion wartete, während sie die ganze Zeit seinen Blick mied, ob aus Furcht oder Anstand, wusste Merlin nicht. Da der Zauberer nicht reagierte, versuchte Ennlin es wieder: „Ich habe euch seit Jahren beobachtet und musste mitansehen, wie ihr Furcht und Schmerzen leidet, ohne euch helfen zu können, sowie es meine Aufgabe gewesen wäre. Ich habe nun schon mein ganzes Leben lang meine Kräfte trainiert und ich bin jetzt bereit, euch zu beschützen, Emrys.“ „Merlin“, warf er schnell ein, woraufhin die Kleine verwirrt aufblickte. „Bitte nenn mich doch Merlin, das ist eher nach meiner Gewohnheit“, bat er. „Wenn ihr es so wünscht.“ „Und sei doch bitte nicht so förmlich, okay?“ „Natürlich nicht.“ Merlin musste ein Lächeln unterdrücken, er hatte ja schon des Öfteren gesehen, was für einen Respekt manche Druiden vor ihm hatten, aber sie schien ihn ja geradezu zu verehren. Irgendwie war ihm diese Situation etwas unangenehm. „Wo kommst du her, … ähm … Ennlin?“, fragte er und lächelte sie freundlich an. „Aus einem kleinen Dorf, nicht sehr weit von hier.“, antwortete sie wahrheitsgemäß. „Und was ist mit deiner Familie? Deinen Eltern?“ „Ich bin erst vor einigen Tagen von zu Hause weggegangen, um zu euch, nach Camelot, zu kommen.“ „Machen sich deine Eltern denn keine Sorgen?“ „Doch, ein wenig.“ „Wieso bist du dann schon so früh losgegangen? Du hättest doch erst kommen können, wenn du ein wenig älter bist.“ Ennlin unterdrückte ein Seufzen. Konnte denn das wirklich wahr sein? Jetzt hatte sie Emrys endlich gefunden und dann klang er genau wie ihre Eltern? „Das hatte ich doch schon erklärt. Ich wollte endlich meiner Bestimmung nachkommen, genauso wie ihr eurer nachkommt.“, antwortete sie dann. Merlin sah sie bestürzt an. Sie war noch ein Kind und sollte nun wegen ihrer Bestimmung auf ein normales Leben verzichten. Er kannte dieses Gefühl, nur das er damals kein Kind mehr gewesen war und das nicht direkt er selbst bestimmt hatte, nach Camelot zu gehen, eigentlich war es seine Mutter gewesen, die ihn gebeten hatte, dorthin zu reisen. Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als er die Schritte und Stimmen der anderen Ritter vernahm. „Merlin?“, Arthur. Er würde gleich da sein und Ennlin sehen. Er würde wissen, wer sie ist, würde sie gefangen nehmen und sie nicht eher gehen lassen, bis ihm verraten hatte, dass Merlin ihr Zauberer war, doch das würde nicht passieren. „Geh!“, wies er die Kleine schnell an. Sie schaute erschrocken zu ihm. „Nein“, sagte sie entschlossen, „Ich werde euch nicht wieder verlassen. Ich habe euch doch gerade erst gefunden.“ Der flehende Blick in ihren Augen tat Merlin regelrecht weh. Er konnte es sich nicht erklären, aber auch wenn er sie eigentlich nicht kannte, hatte er das Gefühl irgendwie mit ihr … verbunden zu sein. Nicht so, wie Arthur und er es waren, sondern auf irgendeine andere Art, von der er nicht wusste, wie er sie beschreiben sollte, aber er wusste, dass er das Mädchen auf jeden Fall beschützen würde. „Arthur wird dich gefangen nehmen und solange nicht frei lassen, bis du ihm zu deinem Zauberer führst“, erklärte er, „Du musst gehen.“ Ennlin schüttelte jedoch nur wieder den Kopf. Also gab der junge Zauberer sich geschlagen: „Komm heute Nacht an die Waldgrenze beim Schloss. Dort werden wir uns treffen, aber jetzt musst du gehen.“ Er hörte, wie die Schritte immer näher kamen. „Merlin?!“, kam es diesmal lauter von Arthur. „Sofort!“, wandte er sich noch einmal an die Defensor. Sie zögerte, nickte letztlich aber doch und verschwand im Wald. „Merlin! Bist du schwerhörig?“, beschwerte sich der König genervt. Merlin drehte sich zu ihm um. Sein Gesichtsausdruck muss wohl ziemlich verwirrt ausgesehen haben, denn sofort wurde Arthur wieder ernster. „Hast du sie etwa gesehen?“, fragte er. „Wen?“, fragte sein Diener zurück. Arthur stöhnte genervt auf. „Sag mal, wie kann man nur so schwer vom Begriff sein, Merlin!“, rief er, „Hast du die Defensor gesehen? Weißt du noch, die die wir suchen? Wegen der wir überhaupt hier sind?“ „Oh“, machte Merlin, „Nein, das … war nur ein Hase.“ „Ein Hase?“ „Ja.“ „Bist du sicher?“ „Naja, ich werde jawohl noch ein Mädchen von einem Hasen unterscheiden können.“, der Diener grinste breit. Auch ein paar der anderen Ritter fingen an zu lachen. „Wollen wir´s hoffen“, murmelte Arthur nur und ging zurück zu seinem Pferd. „Es ist schon spät. Wir werden morgen weitersuchen“, verkündete er und stieg auf sein Pferd. Die Ritter und Merlin taten es ihm gleich. Dann ritten sie gemeinsam zurück nach Camelot. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)