Wolfskinder von kleines-sama (DoflamingoXCrocodile (AU)) ================================================================================ Kapitel 6: Part I: Sorge ------------------------ In seinem schnellsten Lauftempo machte Doflamingo sich auf den Weg in die Stadt. Den kleinen Welpen, dessen Haut heiß glühte und der ab und an leise wimmerte, hielt er mit dem Maul am Nacken fest. Dieser Griff tat dem Kleinen nicht weh und vor allen Dingen ermöglichte er es Doflamingo sich in der Gestalt seines Tiergeistes fortzubewegen. Als Wolf war er deutlich schneller als in seiner menschlichen Gestalt und jetzt zählte jede Minute. Doflamingo war sich dessen bewusst, dass der Welpe nicht unbedingt in unmittelbarer Lebensgefahr schwebte. In seinem ehemaligen Rudel hatte es ebenfalls Krankheitsfälle unter den Kindern gegeben. Obwohl Gestaltenwandler zumeist robuster waren als Menschen, waren auch sie vor Mumps, Windpocken, Scharlach und vielen weiteren Krankheiten nicht sicher. Die meisten der Kinder hatten sich mithilfe der richtigen Medizin jedoch rasch wieder erholt. Nur sehr wenige waren gestorben. Ein niedergeschlagener Ausdruck legte sich auf Doflamingos Gesicht, als er an ein kleines Mädchen aus dem Rudel, das er früher angeführt hatte, zurückdachte: Es erkrankte an Diphtherie, einer schweren Infektionskrankheit, gegen die sie nichts hatten ausrichten können, und war schlussendlich gestorben. Noch zu gut erinnerte Doflamingo sich an die völlig verzweifelten Eltern, denen ihre Tochter praktisch unter der Hand weggestorben war. Ein solches Schicksal wollte Doflamingo sich selbst und auch seinem Partner ersparen. Er wusste, dass Crocodile, obwohl sie von Beginn an ausgemacht hatten sie wieder wegzugeben, sehr an den Welpen hing. Und auch wenn Doflamingo nicht vorhatte die drei Babies auf ewig bei sich zu behalten, wünschte er sich doch auf keinen Fall, dass diese starben. Es war früher Morgen, als Doflamingo den Stadtrand erreichte. Er kannte eine kleine Arztpraxis, die auf die Behandlung von Kindern und Säuglingen spezialisiert war und gleich in der Nähe lag. Dort wollte er den fieberkranken Welpen hinbringen. Zu seinen Ungunsten bemerkte er jedoch, dass sich in der Praxis trotz der frühen Stunde bereits einige Patienten aufhielten. Seinen ursprünglicher Plan, einfach hineinzumarschieren und dem Arzt die Untersuchung seines kranken Kindes aufzuzwingen, würde er also verwerfen müssen. Das Risiko, dass jemand die Polizei alarmierte, war zu groß. Immerhin wollte er nicht bloß ein paar Medikamente stehlen und sich dann rasch wieder davonmachen. Um ehrlich zu sein, konnte Doflamingo nicht einschätzen wie lange die Untersuchung des Welpen dauern würde. Auf leisen Sohlen huschte Doflamingo zum Hinterhof hinüber. Dort verwandelte er sich und nahm wieder seine menschliche Gestalt an. Er wusste, dass die Untersuchungsräume der Praxis im Erdgeschoss lagen. Durch ein Fenster hindurch konnte er erkennen, dass der Arzt -eine alter Mann mit weißem Haar und Brille- sich gerade um ein menschliches Mädchen kümmerte, das beinahe ununterbrochen hustete. Aufmerksam beobachtete Doflamingo sowohl die Szene, die sich in der Praxis abspielte, als auch seine unmittelbare Umgebung. Obgleich er derzeit seine menschliche Gestalt angenommen hatte, war er nicht außer Gefahr. Aufgrund seiner Fellohren und seines buschigen Schwanzes war er leicht als Gestaltenwandler mit dem Tiergeist eines Wolfes zu erkennen. Und viele Menschen stuften wild lebende Gestaltenwander (durchaus nicht zu unrecht) als sehr gefährlich ein und zögerten nicht entweder die Polizei zu alarmieren oder sogar selbst einzuschreiten, wenn sie welche sahen. Dass er ein unschuldiges und vor allem völlig wehrloses Kind bei sich trug, war für sie nicht von Bedeutung. Er musste auf jeden Fall vorsichtig bleiben. Das Fenster zum Untersuchungsraum, in dem der Arzt sich momentan aufhielt, war bloß gekippt. Doflamingo wusste wie man es von außen komplett öffnen konnte. Auch wenn er im Herzen des Waldes lebte, war ihm die Stadt nicht unbekannt. Früher hatte er häufig mit seinem jüngeren Bruder Ausflüge in die umliegenden Städte und Dörfer unternommen und war dort in Gebäude eingebrochen. Wohnhäuser, Apotheken, Supermärkte... Sie hatten sich nicht gescheut zu nehmen, was sie brauchten. Er wusste wie man beinahe geräuschlos einbrach. Und er wusste auch wie man Menschen in solch große Angst versetzte, dass sie einfach taten, was man wollte, anstatt sich zu wehren oder nach Hilfe zu schreien. Er benötigte keine großen Gerätschaften: ein kleiner, gebogener Draht reichte völlig aus. Da Doflamingo in letzter Zeit häufiger zum Einbrecher und Dieb geworden war, trug er einen solchen so gut wie immer in seiner Hosentasche bei sich. Glücklicherweise auch heute. Doflamingo wartete einige Minuten lang ab. Schließlich entließ der Arzt das hustende Mädchen und seine Mutter, nachdem er ihnen ein Rezept ausgestellt hatte. Anschließend ging er zu einem Schrank hinüber und suchte dort in einer Schublade nach irgendeinem Gegenstand. Nun stand er mit dem Rücken zum gekippten Fenster Genau diesen Moment machte Doflamingo sich zu nutze: Er holte seinen gebogenen Draht hervor und bewegte damit den Fensterbeschlag, sodass sich das Fenster vollständig öffnen ließ. Der Vorgang hatte bloß wenige Sekunden lang gedauert und war so einfach gewesen, dass Doflamingo nicht einmal das Baby hatte zur Seite legen müssen. Noch ehe sich der Arzt umgedreht hatte, war Doflamingo längst durch das offene Fenster hindurch gehuscht und stand nun endlich im Untersuchungsraum. "Wenn du schreist, werde ich dich umbringen", war das erste, was Doflamingo in einem ruhigen Tonfall zu dem Arzt sagte, der sich inzwischen umgewandt hatte und ihn überrascht musterte. "Wenn du kooperierst, wird dir nichts geschehen. Hast du das verstanden?" Der Arzt nickte. Zu Doflamingos Verwunderung machte der alte Mann einen recht gefassten Eindruck, wenn man die Umstände bedachte. Die meisten Menschen, die von ihm bedroht wurden, verfielen trotz seiner Warnung rasch in Panik und wurden völlig hysterisch. Doflamingo war froh, dass dies hier nicht der Fall zu sein schien. Es war wichtig, dass der Welpe so schnell wie nur möglich behandelt wurde. Er legte den Säugling auf den Untersuchungstisch. "Er hat Fieber", erklärte Doflamingo dem Arzt, der näher trat und seinen kleinen Patienten skeptisch musterte. "Seit heute Nacht. Vorher hat er augenscheinlich ohne Grund ständig geschrien und außerdem die Nahrungsaufnahme verweigert." "Wie alt ist er?", fragte der Arzt und betastete den Welpen. "Etwa viereinhalb Monate", antwortete Doflamingo. Es handelte sich bloß um einen geschätzten Wert, da das genaue Geburtsdatum schließlich bloß die inzwischen verstorbene Mutter der Drillinge kannte. Doch Doflamingo vermutete, dass er mit seiner Schätzung recht nah bei der Wahrheit lag. Gespannt beobachtete er, wie der Arzt das Baby untersuchte. Er tastete den kleinen Körper ab, wog ihn, maß das Fieber, hörte sich den Herzschlag an und leuchtete ihm schlussendlich in die Augen und Ohren. Auch wenn der Vorgang bloß wenige Minuten in Anspruch nahm, spürte Doflamingo, dass er immer unruhiger wurde. Jetzt würde es sich entscheiden. Er hoffte von ganzem Herzen, dass der Kleine bloß unter irgendeiner harmlosen Krankheit litt, die man mit den richtigen Medikamenten rasch wieder in den Griff bekam. Er wollte sein Kind unter keinen Umständen verlieren. Als der Arzt schließlich seine Diagnose verlauten ließ, konnte Doflamingo gar nicht anders als erleichtert aufzuatmen. "Es besteht kein Grund zur Beunruhigung", meinte der alte Mann, während er sich die kleinen Fellohren des Welpen ganz genau ansah. "Er leidet bloß an einer beidseitigen Mittelohrentzündung. Diese Erkrankung kommt recht häufig vor bei kleinen Kindern. Gewebeflüssigkeiten (wie beispielsweise Schnupfensekret) fließen deutlich schlechter ab als bei Erwachsenen und bieten einen guten Nährboden für Viren und Bakterien. Es entsteht eine Entzündung, durch welche die Schleimhäute anschwellen. Diese Schwellung verhindert, dass das Sekret abfließt; es verstopft das Innenohr und verursacht Schmerzen." "Und was kann man dagegen tun?", hakte Doflamingo nach. Er war unwahrscheinlich glücklich angesichts der Tatsache, dass der Welpe bloß unter entzündeten Ohren und nicht etwa Schlimmerem litt. "Benötigt er irgendwelche speziellen Ohrentropfen oder so etwas in der Art?" Der Arzt schüttelte den Kopf. "Ohrentropfen nützen nicht viel", meinte er, "da sie nicht weit genug in das Innere des Ohrs gelangen. Das Trommelfell trennt sie vom tiefsitzenden Entzündungsherd. Er benötigt stattdessen Nasentropfen, damit die Schwellung zurückgeht und das Mittelohr wieder mit ausreichend Luft versorgt wird. Außerdem sollte der Kleine etwas gegen seine Schmerzen bekommen. Glücklicherweise habe ich sowohl die richtigen Nasentropfen da als auch ein spezielles Schmerzmittel, das gleichzeitig auch schleimhautabschwellend und entzündungshemmend wirkt." Der Arzt öffnete eine Schublade zu seiner Linken, holte die beiden genannten Mittel hervor, packte sie in eine kleine Tüte und reichte diese schließlich an Doflamingo weiter. "Die Nasentropfen sollten mindestens dreimal täglich angewendet werden", erklärte ihm der Arzt; noch immer machte er einen überraschend ruhigen Eindruck angesichts der Tatsache, dass er mit einem wild lebenden Gestaltenwandler sprach, der eben in seine Praxis eingebrochen war und ihn jederzeit töten könnte. "Die Schmerzmittel verwenden Sie am besten nach Bedarf. Eine halbe Tablette täglich sollte ausreichend. Geben Sie dem Kleinen jedoch auf keinen Fall mehr als eine Tablette am Tag, ganz gleich wie oft er auch schreit. Das Fieber sollte in einigen Tagen von selbst zurückzugehen." Doflamingo nickte. Da es nichts weiter zu geben schien, was er wissen musste, wollte er sich gerade daran machen die Praxis durch das Fenster wieder zu verlassen, als der Arzt noch einmal seine Stimme erhob. Er sagte in einem zögerlich, doch ehrlich klingenden Tonfall: "Wenn, ähm, wenn es dem Kleinen auch in einer Woche nicht besser gehen sollte, dann können Sie wiederkommen, wenn Sie möchten. Kennen Sie sich mit den Wochentagen aus? Ich werde am Montag- und Dienstagmorgen dieses Fenster offenstehen lassen und dafür sorgen, dass keiner meiner Mitarbeiter ungebeten den Raum betritt." Doflamingo nickte. Er blieb unschlüssig stehen, ehe er sich ein letztes Mal zu dem Arzt umwandte und sagte: "Ich danke dir." Und noch ehe dieser die Möglichkeit dazu bekam eine Erwiderung zu geben, war Doflamingo längst aus dem Fenster gesprungen und zu einer Stelle gehuscht, von der aus ihn weder der Arzt noch ein anderer Mensch sehen konnte. Rasch verwandelte er sich und nahm wieder die Gestalt seines Tiergeistes an. Auch wenn der Arzt unerwarteterweise einen sehr freundlichen und entgegenkommenden Eindruck erweckt hatte, wollte Doflamingo lieber kein Risiko eingehen. Womöglich telefonierte dieser längst mit der Polizei, damit er eingefangen oder schlimmstenfalls sogar erschossen wurde. Auch wenn unbewaffneter Einbruch sein einziges Verbrechen darstellte, war Doflamingo sich sicher, dass man nicht zögern würde auf ihn zu schießen. Auch wenn er denken und sprechen konnte wie sie, schützten ihn die Gesetze der Menschen nicht. Gestaltenwandler waren für sie Wesen, die auf der Rangliste nicht höher standen als Tiere. Aus diesem Grund machte Doflamingo sich so schnell wie möglich auf den Rückweg. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er sich den erleichterten Gesichtsausdruck seines Partners vorstellte, den dieser sicherlich aufsetzen würde, wenn er ihm berichtete, dass der Welpe bloß an einer zwar schmerzhaften, doch insgesamt relativ harmlosen Mittelohrentzündung litt. Zum Glück war am Ende doch noch alles gut gegangen. Ungeduldig biss Crocodile sich auf die Unterlippe. Er war schrecklich nervös und tigerte unruhig in der Höhle auf und ab. Mindestens alle zehn Minuten ließ er die beiden Welpen, die sich in seiner Obhut befanden und friedlich schliefen, für einen kurzen Moment allein, um zum Höhleneingang zu gehen und nach seinem Partner Ausschau zu halten. Er hoffte bloß, dass es Doflamingo gut ging; genauso wie dem kleinen Jungen, den dieser mitgenommen hatte. An welcher Krankheit er wohl litt? Hatte Doflamingo einen Arzt gefunden, der dem Kleinen helfen konnte? Als der Wolf endlich den Bereich der Höhle, den sie als Schlaf- und Wohnraum nutzten, betrat, konnte Crocodile seine Sorgen nicht länger für sich behalten. Noch ehe Doflamingo auch nur die Möglichkeit dazu bekam den kleinen Welpen, den er mit dem Maul sanft am Nacken gepackt hatte, abzusetzen und seine menschliche Gestalt anzunehmen, war Crocodile längst zu ihm hinübergehuscht und fragte aufgeregt: "Wie geht es dem Kleinen? Was hat der Arzt gesagt? Wird er überleben?" "Ganz ruhig", erwiderte Doflamingo, der sich von der Aufdringlichkeit seines Partners überrannt zu fühlen schien. "Es besteht kein Grund zur Sorge. Er leidet bloß an einer Mittelohrentzündung. Ich habe Tropfen und Schmerzmittel mitgebracht; wenn wir den Kleinen richtig behandeln, wird er bald wieder vollkommen gesund sein." Crocodile konnte ein erleichtertes Seufzen nicht unterdrücken. Das war eine unwahrscheinlich gute Nachricht; insgeheim hatte er bereits das Schlimmste befürchtet. Er wusste, dass man eine Mittelohrentzündung mithilfe der richtigen Medikamente gut wieder in den Griff bekommen konnte. Er selbst hatte als junges Kitten ebenfalls unter solch einer Entzündung gelitten, genauso wie sein Bruder Mihawk. "Am besten wir verabreichen dem Kleinen jetzt gleich seine Mittel und legen ihn danach ins Bett", meinte Doflamingo, "damit er sich ausruhen kann. Der Ausflug in die Stadt ist für ihn sicherlich sehr stressig gewesen." Crocodile nickte. "Das klingt gut", erwiderte er. Neugierig beobachtete er wie Doflamingo aus der mitgebrachten Tüte eine Packung Schmerztabletten und ein Behältnis mit Nasentropfen hervorholte. "Die Tropfen sollen dreimal täglich angewendet werden", erklärte er seinem Partner. "Und jeden Tag bekommt er außerdem eine halbe Schmerztablette. Auf keinen Fall darf er mehr als eine ganze Tablette täglich bekommen." Doflamingo griff nach der Pipette, mittels der die Nasentropfen verabreicht wurden, legte den Kopf des Säuglings vorsichtig zurück und gab jeweils einen Tropfen in jedes Nasenloch; anschließend drehte er das Köpfchen des Kindes sanft nach links und rechts, vermutlich damit sich die Flüssigkeit besser verteilte. Dem kleinen Jungen schien diese Prozedur überhaupt nicht zu gefallen, er verzog das Gesicht und strampelte ein wenig, doch wehrte sich ansonsten nicht. Noch immer machte ihm das Fieber stark zu schaffen. Anschließend brach Doflamingo eine der Schmerztabletten entzwei. Ehe er sie jedoch dem Säugling gab, meinte er an Crocodile gewandt: "Hast du zufällig gerade ein Fläschchen Milch da? Ich denke, der Kleine wird die Tablette nicht schlucken wollen, wenn wir sie ihm ohne Flüssigkeit geben. Er kennt ja noch keine feste Nahrung." "Hier", meinte Crocodile und reichte seinem Partner eine Flasche, die er tatsächlich eben erst fertig gemacht hatte. Das Mädchen hatte zwischenzeitlich den Anschein erweckt, dass es aufwachen würde, weswegen er direkt schon Milch angerührt und aufgewärmt hatte, doch schlussendlich war es doch liegengeblieben. Nun war dieses Fläschchen Milch also für den kranken Säugling übrig. Doflamingo schob dem Baby unauffällig die halbe Tablette in den Mund, während er es fütterte. Der kleine Junge quäkte kurz, doch schien sich ansonsten an dem festen Stückchen nicht zu stören. Zum ersten Mal seit langem trank er gierig und zügig sein Fläschchen leer. "Es ist gut, dass er endlich wieder vernünftig trinkt", meinte Crocodile und beobachtete zufrieden den kleinen Jungen. "Er benötigt all seine Kräfte, um wieder gesund zu werden. Ich hoffe, dass es ihm bald wieder gut geht." "Das hoffe ich auch", merkte Doflamingo an. Er erweckte einen relativ geistesabwesenden Eindruck, während er sprach. "Was ist los mit dir?", fragte Crocodile darum mit skeptischer Stimme nach. "Ist irgendetwas nicht in Ordnung?" "Nun ja", hörte er Doflamingo unschlüssig antworten. Er zögerte einen kurzen Moment lang, ehe er schließlich sagte: "Der Arzt, zu dem ich den Kleinen gebracht habe, war sehr freundlich und fürsorglich. Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet gehabt. Immerhin handelte es sich um einen Menschen. Doch er hat mir sogar angeboten, dass ich nächste Woche noch einmal zu ihm kommen könnte, wenn es dem Baby bis dahin nicht wieder besser geht. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht so recht, was ich davon halten soll." Crocodile zog sofort misstrauisch die Augenbrauen zusammen. "Ich würde es lieber nicht riskieren zweimal zum selben Arzt zu gehen", erwiderte er rasch. "Auch wenn der Mann auf den ersten Blick hilfsbereit erschien, muss das nicht bedeuten, dass er dir tatsächlich freundlich gesinnt ist. Womöglich hat er längst die Polizei informiert. Im schlimmsten Fall werden eine Menge Polizisten bereit stehen, um dich einzufangen oder sogar zu erschießen, wenn du ein weiteres Mal dort auftauchst. Wir sollten lieber vorsichtig bleiben, Doflamingo. Du weißt doch, dass Menschen grausam sein können." Crocodile hielt kurz inne, ehe er hinzufügte: "Und außerdem besitzen sie Pistolen und Gewehre. Ich habe am eigenen Leib erfahren müssen wie gefährlich diese Art von Waffen ist. Dagegen können wir rein gar nichts ausrichten. Ich möchte nicht riskieren, dass du oder eines unserer Kinder angeschossen wird. Von allen Verletzungen, die ich jemals davon getragen habe, war meine Schusswunde die allerschlimmste." "Ich wusste, dass du das sagen würdest", meinte Doflamingo mit enttäuscht klingender Stimme. "Du bist und bleibst eben ein echter Pessimist. Nun, vermutlich hast du recht. Ich weiß ja selbst, wie grausam die Menschen sind: Schießen auf uns oder sperren uns ein wie Tiere..." "Wir sollten vorsichtig bleiben", wiederholte Crocodile mit eindringlicher Stimme. Er konnte überhaupt nicht nachvollziehen, wieso Doflamingo plötzlich sein Menschenbild infrage stellte. Für Crocodile stand überhaupt nicht zur Debatte, dass es sich bei Menschen um egoistische und überaus grausame Wesen handelte. Da musste er bloß an Smoker zurückdenken, der seine beiden Brüder völlig rücksichtslos massakriert hatte. Crocodile war sich dessen bewusst, dass auch er tötete, doch er tat es niemals aus Wut, sondern immer nur, um sein Überleben zu sichern. Niemals würde er jemanden aus einem so nichtigen Grund wie eine umgestoßene Blumenvase umbringen. Auf solch kranke Gedanken kamen bloß Menschen. Er vermisste das Haus, in dem er früher gemeinsam mit seinen beiden Brüdern und Tashigi gewohnt hatte, überhaupt nicht. Inzwischen hatte Crocodile sich an das Leben in der freien Wildbahn gewöhnt. Er liebte es den Wind im Gesicht zu spüren, das Rauschen von Wasser zu hören, den Geruch von Erde und Laub einzuatmen... Nichts erfüllte ihn mit mehr Freude als hinter ein paar Hasen her zu jagen und sich die Beute anschließend gemeinsam mit seinem Partner zu teilen. Für nichts und niemanden würde Crocodile sein Leben in Freiheit aufgeben. Der Gedanke, irgendwann wieder eingesperrt zu werden, jeden Tag drinnen bleiben zu müssen und gefüttert zu werden wie ein Tier, erfüllte ihn mit Angst und Unwollen. Crocodile warf einen Blick auf die Drillinge, die nebeneinander lagen und friedlich schliefen. Er musterte ihre kleinen Körper, die winzigen Fellöhrchen und buschigen Schwänze. Niemals würde er zulassen, dass seine Kinder ein Leben in Gefangenschaft führen mussten. Sie sollten genauso frei und glücklich werden wie er. "Sie sehen süß aus, wenn sie ruhig sind und schlafen, nicht wahr?", meinte Doflamingo, der den Säuglingen einen zärtlichen Blick zuwarf. "Selbst unser Sorgenkind scheint sich allmählich wieder zu beruhigen. Hoffentlich setzt bald die Wirkung des Schmerzmittels ein." Crocodile nickte. "Was meinst du, was später einmal aus ihnen werden wird?", hörte er sich selbst plötzlich fragen, während er einem der Babies sanft über das helle Haar strich. "Ob sie wohl ein genauso freies und glückliches Leben wie wir beide führen werden?" "Natürlich", erwiderte Doflamingo sofort. "Ich habe nicht vor die Kinder an einen Zoo zu geben! Immerhin besitzen sie den Tiergeist eines Wolfes; sie gehören in die freie Wildbahn. Ich bin mir sicher, dass wir passende Adoptiveltern für sie finden werden. Am besten ein Gestaltenwandlerpaar mit demselben Tiergeist. Sie sollen nicht unter Menschen aufwachsen!" "Aber meinst du denn, dass es einfach wird ein Paar zu finden, das die Drillinge aufnehmen möchte?", hakte Crocodile nach und verlieh somit einer Sorge Ausdruck, die ihn schon seit längerer Zeit belastete. "Ich meine, wo leben denn überhaupt andere Gestaltenwandler mit dem Tiergeist eines Wolfes? Abgesehen von dir und der toten Mutter der Welpen habe ich hier im Wald noch niemals welche getroffen. Und selbst wenn wir ein Rudel finden sollten, bedeutet es noch lange nicht, dass unsere Kinder auch aufgenommen werden. Was tun wir, wenn wir keine passenden Adoptiveltern finden?" "Es gibt einige Wolfsrudel, die im Norden leben", antwortete Doflamingo. "Dort werden wir hingehen, um nach Adoptiveltern Ausschau zu halten." "Und wenn keines der Rudel sie haben möchte?" "Warten wir erst einmal ab", meinte sein Partner ohne auf seine Bedenken einzugehen. "Vermutlich wird sich diese Situation gar nicht ergeben. Ich bin mir sicher, dass es ein nettes Paar gibt, das sich sehr gerne um drei muntere Babies kümmern möchte. Schließlich gibt es auch unter Gestaltenwandlern Frauen, die keine Kindern bekommen können, auch wenn sie gerne welche hätten." Crocodile seufzte, doch beschloss zumindest für diesen Moment klein bei zu geben. Anscheinend stand es für Doflamingo noch immer nicht zur Diskussion die Welpen zu behalten. Crocodile legte den Kopf schief und warf seinem Partner einen abschätzenden Blick zu. Insgeheim überlegte er, wie er diesen doch noch dazu bewegen könnte die Drillinge als seine Kinder anzuerkennen. Crocodile selbst konnte sich ein Leben ohne die Welpen längst nicht mehr vorstellen; er hätte es niemals für möglich gehalten, doch die drei kleinen Schreihälse hatten sein Herz im Sturm erobert. ~ Crocodile plante eine schöne Liebesnacht gemeinsam mit dem Wolf. Er wollte diesem beweisen, dass er immer noch Lust auf Sex hatte und sie beide nicht darauf würden verzichten müssen, wenn die Kinder dauerhaft bei ihnen einzogen. Außerdem hatte natürlich auch Crocodile selbst nichts dagegen einzuwenden; ehrlich gesagt sehnte er sich sogar stark nach der Nähe seines Partners. Er musste zugeben, dass es doch recht lange her war, seitdem sie das letzte Mal intim miteinander geworden waren. (Auszug aus Kapitel 7 [adult]) bye sb Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)