Wolfskinder von kleines-sama (DoflamingoXCrocodile (AU)) ================================================================================ Prolog: Part I: Drei Wolfskinder -------------------------------- "Das Wetter ist heute absolut herrlich", meinte Crocodile und wandte sein Gesicht dem strahlend blauem Himmel zu. "Ich denke darüber nach später vielleicht doch noch einen Jagdzug zu starten." Gemeinsam mit Doflamingo hielt er sich im Eingangsbereich ihrer Höhle auf und genoss das Gefühl von wärmenden Sonnenstrahlen auf seiner Haut. Obwohl sich das Jahr dem Ende zuneigte und der Winter kurz bevor stand, war es draußen noch immer verhältnismäßig trocken und warm. "Das ist nicht nötig", warf Doflamingo ein. "Unsere Speisekammer ist gut gefüllt. Genieß doch lieber noch für eine Weile das schöne Wetter und entspann dich ein wenig." "Ich genieße das Wetter, indem ich auf Jagd gehe", erwiderte Crocodile, den die ablehnende Haltung seines Partners erstaunte. Doflamingo selbst war ein begnadeter Jäger, der normalerweise jeden Tag, an dem es nicht regnete, ausnutzte, um ein paar Rehen oder Wildschweinen hinterherzujagen. "Warum kommst du nicht mit?" "Du solltest endlich einmal lernen einfach alle Viere von dir zu strecken und zu faulenzen, Crocodile", meinte Doflamingo ohne auf sein Angebot einzugehen. Er warf seinem Partner einen unerwartet ernsten Blick zu. "Es würde dir guttun. Vor allen Dingen in letzter Zeit bist du ständig ganz fahrig und unruhig. Was ist denn nur los mit dir?" "Du übertreibst", wandte Crocodile ein, doch vermied den Blickkontakt mit dem Wolf, während er sprach. Er war sich dessen bewusst, dass Doflamingo nicht unrecht hatte: Crocodile hatte bereits selbst bemerkt, dass er in den letzten Wochen zur Nervosität neigte. Als befände sich in seinem Inneren eine juckende Stelle, die er nicht kratzen konnte. Es war schwierig in Worte zu fassen. Um das Thema zu wechseln, fuhr Crocodile rasch fort: "Außerdem macht es Sinn, einige Vorräte anzulegen. Auch wenn der heutige Tag nicht unbedingt den Anschein erweckt, steuern wir immerhin auf den Winter zu. Vielleicht fällt dieses Jahr viel Schnee und erschwert uns die Jagd." Er konnte Doflamingo glucksen hören. "Du und dein Schnee", sagte der Wolf kopfschüttelnd. Crocodile warf seinem Partner einen verärgerten Blick zu. "Es ist doch gut möglich, dass dieses Jahr Schnee fällt!", meinte er mit nachdrücklicher Stimme. "Letzten Winter ist kein Schnee gefallen", hielt der Wolf dagegen, "und vorletzten Winter auch nicht. Ich sage es nur ungern, doch du solltest dir lieber nicht zu große Hoffnungen machen, Crocodile. Womöglich wirst du dich noch ein weiteres Jahr gedulden müssen." Angesprochener unterdrückte ein enttäuschtes Seufzen. Schließlich erwiderte er: "Das kannst du doch gar nicht wissen. Instinkte hin oder her. In die Zukunft sehen kannst auch du nicht!", und erhob sich. Zwei Jahre war es her, seit Crocodile zum ersten Mal auf Doflamingo getroffen war. In dieser Zeit hatte sich viel getan: Mit jedem Tag, den sie gemeinsam verbrachten, hatten sie sich besser kennengelernt. Inzwischen führten sie beide eine Beziehung, die nicht länger fragil und von Misstrauen geprägt war, sondern auf hundertprozentigem Vertrauen beruhte. Sie liebten und respektierten einander sehr. Was sie jedoch nicht daran hinderte sich ab und an gegenseitig zu necken und zu ärgern. "Wohin gehst du?", fragte Doflamingo ihn. "Auf Jagd natürlich", antwortete Crocodile. Auch wenn sein Partner den stärken Tiergeist besaß und sich selbst gerne als Alpha in ihrer Beziehung sah, waren sie beide gleichberechtigt. Crocodile war eine sehr stolze Person; für ihn käme es nicht infrage Zuhause zu bleiben, bloß weil Doflamingo sich dies wünschte. Außerdem ärgerte es ihn, dass sein Partner ihn wegen des Schnees im Winter vertrösten wollte, und er hatte vor diesem mit seiner Sturheit eins auszuwischen. Obwohl er nun schon seit zwei Jahren gemeinsam mit seinem Partner in ihrer Höhle im Herzen des Waldes lebte, hatte Crocodile noch immer keine Gelegenheit dazu bekommen Schnee zu erleben. Schon immer war er fasziniert gewesen von den hübschen Flocken, die vom Himmel fielen und die Welt in einen strahlend weißen Mantel hüllten. Als er noch bei Tashigi in der Stadt gelebt hatte, hatte er manchmal Stunden damit verbracht aus dem Fenster zu schauen und zu beobachten wie die Wiese hinterm Haus von einer weißen Decke verhüllt wurde. Doch auch nun, zwei Jahre später und in Freiheit lebend, hatte er noch immer keine Chance dazu bekommen durch den Schnee zu laufen und die weißen Flocken auf seiner Haut zu spüren. "Wenn du unbedingt überschüssige Energie loswerden möchtest, fällt mir da ein viel bessere Methode ein als auf Jagd zu gehen", meinte Doflamingo und erhob sich ebenfalls. Er grinste lüstern und warf seinem Partner einen eindeutigen Blick zu. Crocodile rollte mit den Augen. Auch wenn der Wolf einige Jahre älter war als er, schien dieser über ein deutlich ausgeprägteres Libido zu verfügen. Um ehrlich zu sein, war Crocodile zu Beginn ihrer Beziehung davon ausgegangen, dass Doflamingos Interesse an Sex mit der Zeit ein wenig abflauen würde, doch in diesem Punkt hatte er sich definitiv geirrt. Eher bekam er das Gefühl, dass sein Partner umso mehr Sex haben wollte, je länger sie zusammen waren. Crocodile gestand sich durchaus ein, dass er in dieser Hinsicht selbst nicht unbedingt zurückhaltend war, doch Doflamingo trieb es mit seiner allzeit präsenten Liebeslust manchmal einfach zu weit. "Vielleicht heute Abend", meinte Crocodile ausweichend. Wieder begann ihn der unangenehme Juckreiz zu plagen, den er einfach nicht lindern konnte, weil es sich nicht um ein körperliches Phänomen handelte. Stattdessen schüttelte Crocodile sich und fuhr sich mit der rechten Hand durch sein dunkles Haar. Das Bedürfnis, zu rennen und irgendeinem flinken Tier hinterherzujagen (vielleicht einem Hasen oder einem Marder) wurde mit jeder Minute stärker. Er scharrte unruhig mit den Füßen. "Von mir aus", erwiderte Doflamingo und gab sich nur wenig Mühe die Enttäuschung in seiner Stimme zu verbergen. "Aber dann komme ich wenigstens mit. So schrecklich überreizt und aufgewühlt wie du bist, solltest du dich nicht allein auf den Weg machen. Ich möchte nicht, dass dir irgendetwas zustößt." "Ich brauche keinen Aufpasser", erwiderte Crocodile, doch erhob ansonsten keinen Einwand. Wenn er ehrlich war, dann konnte er die Sorge seines Partners ein Stück weit nachvollziehen. Normalerweise war er eine sehr ruhige und besonnene Person; diese zappelige Art passte überhaupt nicht zu ihm. Doflamingo warf einen besorgten Blick zu dem schwarzen Kater hinüber, der neben ihm herlief. Crocodile war in der Gestalt seines Tiergeistes deutlich kleiner als er; dessen gesamter Körper war vielleicht zwei- oder dreimal so groß wie eine von Doflamingos Tatzen. Natürlich wusste er, dass es sich bei seinem Partner längst nicht mehr um die schutzbedürftige Hauskatze handelte, der er vor zwei Jahren das Leben gerettet und die er mühsam wieder aufgepäppelt hatte. Trotzdem kam Doflamingo nicht umhin sich Sorgen um Crocodile zu machen. In letzter Zeit verhielt sich der Kater äußerst merkwürdig: Er war fahrig und angespannt, schien ständig irgendetwas tun zu müssen, war nicht dazu in der Lage sich einfach einmal hinzulegen und auszuruhen. Selbst in der Nacht schlief er sehr unruhig, zuckte ständig und wachte beim allerkleinsten Geräusch auf. Seine Lust auf Sex hatte sich ebenfalls deutlich verringert. Doflamingo war sich dessen bewusst, dass er selbst ein stärkeres Libido besaß als die meisten Gestaltenwandler. Aus diesem Grund bemühte er sich auch zumeist darum nicht allzu enttäuscht zu wirken und Verständnis aufzubringen, wenn sein Partner ihn ablehnte (was, um ehrlich zu sein, unter normalen Umständen nur recht selten geschah). Doch seit ein paar Wochen häuften sich diese Fälle von Ablehnung seitens Crocodile; und Doflamingo kam nicht umhin sich Gedanken zu machen. Bisher war er noch nicht dazu gekommen seinen Partner auf diese Problematik anzusprechen. Er befürchte, der Kater könnte seine Worte womöglich in den falschen Hals kriegen und würde ihm dann vorwerfen, er reduzierte ihre Beziehung bloß auf die sexuelle Ebene. Dem war jedoch nicht so. Doflamingo gab offen und ehrlich zu, dass Sex für ihn eine sehr große Rolle spielte, doch selbstverständlich waren andere Dinge wichtiger. Es ging ihm bei dieser Sache in erster Linie nicht um seine unbefriedigten Bedürfnisse, sondern um die Sorge um seinen Partner. Er fragte sich, was bloß mit diesem los war und wie er ihm vielleicht helfen könnte. Doflamingo wurde aus seinen bekümmerten Gedanken gerissen, als ihm plötzlich ein ungewöhnlicher Geruch in die Nase stieg. Verwundert hielt er inne und schnupperte teils neugierig, teils argwöhnisch in der Luft. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis er den fremden Geruch einem anderen Gestaltenwandler zuordnen konnte. Um genau zu sein handelte es sich um die Fährte eines Gestaltenwandlers, der ebenso wie er den Tiergeist eines Wolfes besaß. Skeptisch zog Doflamingo die Augenbrauen zusammen. Crocodile, der nur wenige Schritte von ihm entfernt stehen geblieben war, warf ihm einen fragenden Blick zu. Anschließend verwandelte er sich und nahm wieder seine menschliche Gestalt an. "Was ist?", fragte er ihn mit beunruhigt klingender Stimme. "Nichts weiter", antwortete Doflamingo, der sich ebenfalls rasch zurückverwandelt hatte. Er wollte seinen in letzter Zeit sowieso schon so verstörten Partner nicht unnötig in Angst zu versetzen. Dass er den Geruch eines fremden Gestaltenwandlers in seinem Revier wahrnahm, war zwar ein schlechtes Zeichen, doch prinzipiell noch kein Grund zur Panik. "Lüg mich nicht an!", erwiderte jedoch Crocodile und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich kenne dich viel zu gut, Doflamingo. Irgendetwas ist doch faul!" "Es ist nichts weiter", beteuerte Doflamingo und unterdrückte ein Seufzen. Meistens liebte er den Stolz und die Kratzbürstigkeit des Katers, doch manchmal ging ihn dessen Sturheit auch einfach bloß fürchterlich auf die Nerven. Trotzdem bemühte er sich darum ruhig zu bleiben. Er wollte sich jetzt nicht mit Crocodile streiten; nicht in dem empfindlichen Zustand, in dem dieser sich derzeit befand. Herrgott, wäre sein Partner weiblich, hätte Doflamingo längst eine Schwangerschaft vermutet. "Mir ist eben bloß ein seltsamer Geruch in die Nase gestiegen. Es besteht kein Grund zur Beunruhigung." "Bist du dir sicher?", hakte Crocodile nach. "Um was für eine Art Geruch handelt es sich denn? Um den Geruch eines fremden Gestaltenwandlers?" "Es ist alles in Ordnung", erwiderte Doflamingo ohne auf die Fragen des Katers einzugehen. Um das Thema zu wechseln, fügte er hinzu: "Wir sollten uns wieder auf die Jagd konzentrieren. Ich wittere ein paar Baummarder. Was hältst du davon, wenn du dich wieder verwandelst und uns welche fängst? Wir haben schon ziemlich lange keinen Marder mehr zwischen die Zähne bekommen." Man sah Crocodile sehr deutlich an, dass für ihn dieses Gespräch noch lange nicht beendet war und ihm eine Erwiderung auf der Zunge lag, doch schlussendlich gab er klein bei und nahm leise seufzend die Gestalt seines Tiergeistes an. Der kleine schwarze Kater lief vor und hielt Ausschau nach den Baummardern, die sein Partner erwähnt hatte. Auch Doflamingo verwandelte sich; und kaum hatte er die Gestalt seines Tiergeistes angenommen, stieg ihm erneut der prägnante Geruch des fremden Wolfes in die Nase. Es handelte sich vermutlich um einen weiblichen Gestaltenwandler. Die Wölfin war nicht so weit weg wie er es sich gewünscht hätte. Doflamingos geschärften Sinnen nach zu urteilen befand sie sich weniger als fünf Kilometer von ihnen entfernt. Er verengte die Augen zu schmalen Schlitzen und ließ Crocodile, der ein Stück weit vor ihm lief, nicht auch nur für eine Sekunde lang aus dem Blick. Unweigerlich wünschte Doflamingo sich, er hätte seinen Partner dazu überreden können heute Zuhause zu bleiben, anstatt auf Jagd zu gehen. Er hatte von Anfang an ein schlechtes Gefühl gehabt, was diesen Ausflug anging. Er konnte bloß darauf hoffen, dass sich die Wölfin von ihnen beiden fernhalten würde. Fürs Erste zumindest. Sollte sich die Wölfin nicht alsbald aus seinem Revier verziehen, würde Doflamingo sie definitiv zu einer Gefahr erklären und sich selbst um das Problem kümmern. Er konnte nicht riskieren, dass Crocodile womöglich etwas Schlimmes zustieß. Immerhin besaß sein Partner bloß den Tiergeist einer kleinen Hauskatze; gegen einen ausgewachsenen Wolf käme er niemals an. Wenige Minuten später hatte Crocodile den misstrauischen Gesichtsausdruck seines Partners beinahe schon wieder vergessen. Stattdessen hielt er aufmerksam Ausschau nach den Baummardern, die dieser erwähnt hatte. Es tat Crocodile unwahrscheinlich gut zu jagen. Endlich konnte er sich auf etwas anderes konzentrieren als das nervöse Gefühl in seinem Inneren. Als er in der Nähe einer alten Eiche schließlich einen Marder mit hellbraunem Fell ausmachen konnte, dachte er bloß noch daran seine Zähne in dessen zartes Fleisch zu versenken. Leider hatte Crocodile kein Glück: Gerade wollte er zum Sprung ansetzen, als sich im letzten Moment doch noch der Wind drehte und seinen Geruch dem kleinen Raubtier entgegenwehte. Der flinke Mader verlor keine Zeit und ergriff sofort die Flucht. Crocodile verzog unwillig den Mund und setzte rasch zur Verfolgung an. Sein Ehrgeiz war geweckt worden; für ihn kam es nicht infrage seine Beute laufen zu lassen. Mit schnell schlagendem Herzen stürmte Crocodile durch das Unterholz, um den Marder doch noch zu erwischen. Er rannte so lange bis seine Beine zu schmerzen begannen, doch letztendlich hatte Crocodile Erfolg: Er holte den Marder ein und tötete ihn mit einem gezielten Biss in den Nacken. Anschließend blieb er stehen, bemühte sich darum wieder zu Atem zu kommen und legte seine Beute auf den Boden ab. Es erfüllte Crocodile mit Stolz, dass es ihm gelungen war den Marder einzufangen. Er war längst nicht mehr das unbedarfte Haustier von früher, das auf die Nahrung angewiesen war, die ein Anderer ihm brachte. Inzwischen verliefen seine Jagdzüge zumeist sehr erfolgreich (auch wenn er sich im Gegensatz zu Doflamingo eher an kleine Beutetiere hielt). Crocodile sah sich um in der Hoffnung seinen Partner auszumachen, doch konnte diesen nirgendwo finden. Verwundert zog Crocodile die Augenbrauen zusammen und nahm wieder seine menschliche Gestalt an. Anscheinend war er so eingenommen gewesen von der Jagd, dass er überhaupt gar nicht gemerkt hatte, dass Doflamingo ihn aus den Augen verloren hatte. Nun, wie auch immer: Crocodile war zuversichtlich, dass dieser ihn rasch wieder einholen würde. Immerhin war der Wolf schneller als er und besaß auch einen deutlich besseren Geruchssinn. Schulterzuckend hob Crocodile den erbeuteten Marder auf und hielt ihn in seiner rechten Hand fest, während er sich ein wenig umsah. In diesem Teil des weitläufigen Waldes hielt er sich nur selten auf. Crocodile kam nur wenige Schritte weit. Seine Augen weiteten sich, als er einen Blick auf den mit bunten Blättern übersäten Waldboden warf. Gleich vor seinen Füßen, nur mäßig erfolgreich verdeckt von den beinahe nackten Ästen eines nahestehenden Brombeerstrauchs, lagen ... drei kleine Kinder. Sie waren völlig hilflos. Nichts bot ihnen Wärme oder Schutz außer der runden Kuhle, in die man sie abgelegt hatte. Crocodile stockte der Atem. Er zögerte einen kurzen Moment lang, ehe er in die Hocke ging, um einen besseren Blick auf die drei Kinder zu bekommen. Es handelte sich definitiv um den Nachwuchs von Gestaltenwandlern: die kleinen Fellöhrchen und der buschige Schwanz bewiesen, dass die Kinder mit dem Tiergeist eines Wolfes gesegnet worden waren. Sie waren noch sehr klein. Tashigi war einmal von einer Freundin besucht worden, die ihr Töchterchen mitgebracht hatte; das Mädchen war erst drei Monate alt gewesen, doch es war trotzdem deutlich größer als die Säuglinge, die hier ganz allein auf dem Waldboden lagen. Darum vermutete Crocodile, dass es sich wohl um Neugeborene handelte. Wahrscheinlich um Geschwister, Drillinge, denn die Kinder sahen einander sehr ähnlich und hatten etwa dasselbe Alter. Sie schliefen tief und fest; Crocodiles Präsenz schien den Säuglingen überhaupt nicht aufzufallen. Doch müssten sie ihn nicht riechen können? Sollten nicht ihre Instinkte sie vor potenzieller Gefahr warnen? Denn dass Crocodile nicht vorhatte, den kleinen Kindern etwas anzutun, konnten diese schließlich nicht ahnen. Und immerhin handelte es sich bei ihnen um echte Wolfskinder. Bestimmt sind sie noch viel zu klein, um sich selbst zu helfen, schoss es Crocodile durch den Kopf. Um ehrlich zu sein, kannte er sich nicht sonderlich gut mit Kindern aus. Er selbst hatte keine jüngeren Geschwister gehabt, genausowenig wie Tashigi; er hatte höchstens bei der einen oder anderen Gelegenheit einen flüchtigen Blick auf ein paar menschliche Kinder und Babies werfen können. Wo sich wohl die Eltern der Kleinen aufhielten? Crocodile sah sich in alle Richtungen um, doch konnte nirgendwo weder einen Menschen noch einen Wolf ausmachen. Unweigerlich fragte er sich, ob man die Kinder womöglich allein zurückgelassen hatte und diese nun ganz auf sich gestellt waren. Gerade wollte er den toten Marder zur Seite legen und seine Hand nach den kleinen Säuglingen ausstrecken, als Crocodile durch ein Geräusch zu seiner Linken aufgeschreckt wurde. Hastig zog er die Hand zurück und ließ seinen Blick misstrauisch über die Umgebung schweifen. Er war bereit nötigenfalls rasch die Gestalt seines Tiergeistes anzunehmen und zu fliehen. Mit zornigen Wolfseltern wollte er sich jedenfalls nicht auseinandersetzen. Ganz abgesehen davon, dass er sowieso kaum eine reale Chance gehabt hätte. Tatsächlich kam bald ein großer und nur wenig erfreut wirkender Wolf zum Vorschein. Crocodiles Körperhaltung entspannte sich jedoch sofort wieder, als er in seinem Gegenüber seinen Partner Doflamingo erkannte. Rasch nahm dieser seine menschliche Gestalt an und näherte sich ihm mit einem unzufrieden wirkenden Blick. "Was hast du denn?", fragte Crocodile; er konnte sich nicht erklären, wieso sein normalerweise recht unbefangener und fröhlicher Partner plötzlich einen solch ernsten und missgelaunten Eindruck erweckte. Immerhin hatte er nichts Falsches getan. "Ich habe mir Sorgen um dich gemacht", gestand Doflamingo, während er mit eiligen Schritten auf den Kater zuging. Auch wenn er sehr froh darüber war, dass es diesem ganz offensichtlich gut ging, ärgerte er sich ein wenig. Der Geruch der Wölfin war immer stärker geworden, je länger er der Fährte seines Partners gefolgt war, und er hatte bereits das Schlimmste befürchtet. "Du warst plötzlich im Unterholz verschwunden und ich konnte dich nicht wiederfinden. Lass das nächste Mal lieber die Beute laufen; es ist ja sowieso bloß ein blöder Mader gewesen. In diesem Wald treiben sich sowohl Gestaltenwandler als auch Tiere umher, die dir leicht gefährlich werden könnten." Crocodile rollte mit den Augen. "Ich kann auf mich selbst aufpassen", meinte er spitz. Dann wechselte er rasch das Thema: "Sieh mal, was ich gefunden habe, Doflamingo!" Er deutete mit der rechten Hand aufgeregt auf den Boden vor sich. Skeptisch ließ Doflamingo seinen Blick hin zu der Stelle gleiten, die der Kater ihm zeigte. Auf dem Waldboden lagen in einer kleinen Kuhle drei winzige Säuglinge. Die spitzen Ohren und der buschige Schwanz zeichneten sie als die Kinder von Gestaltenwandlern mit dem Tiergeist eines Wolfes aus. Bei genauerem Hinsehen konnte Doflamingo außerdem feststellen, dass es sich um zwei Jungen und ein Mädchen handelte. Vermutlich stammten sie aus demselben Wurf, denn sie besaßen allesamt dieselbe helle Haarfarbe und schienen auch das gleiche Alter zu haben. Er schätzte sie auf etwa drei oder vier Monate. Die Kinder von Gestaltenwandlern kamen zumeist deutlich kleiner als menschliche Kinder auf die Welt. Dies lag daran, dass Menschen in der Regel bloß ein einziges Kind gebärten, während bei Gestaltenwandlern Mehrlinge durchaus keinen Seltenheitswert hatten. Die Anzahl der Kinder in einem Wurf hing von der Art des Tiergeistes ab. Bei Wölfen waren Zwillinge und Drillinge beinahe genauso üblich wie Einzelgeburten. Doflamingo zuckte mit den Schultern. Er konnte die Aufregung seines Partners überhaupt nicht nachvollziehen. Für ihn war der Anblick von Welpen nichts Besonderes. In dem Rudel, das er früher einmal angeführt hatte, hatte es nicht gerade wenige Kinder und Babies gegeben. Da es ihnen sehr gut gegangen war, stand einer Vergrößerung der Gruppe nichts im Wege. "Ja und?", fragte er darum mit wenig begeisterter Stimme. "Da liegen ein paar Welpen. Was haben wir damit zu tun? Lass uns lieber wieder nach Hause gehen und den Marder verputzen, den du erbeutet hast. Komm schon!" Sein Partner warf ihm einen entsetzten Blick zu. "Meinst du das ernst?", fragte er ungläubig und rührte sich nicht von der Stelle. "Du willst die Kleinen einfach da liegen lassen?" "Klar", erwiderte Doflamingo ohne zu zögern. Seiner Ansicht nach handelte es sich hierbei um ein nicht verhandelbares Thema. Er konnte ein Stück weit nachvollziehen, dass Crocodile die drei kleinen Säuglinge gerne mit nach Hause nehmen würde; schließlich gestand Doflamingo sich durchaus ein, dass sie wirklich außerordentlich niedlich aussahen. Trotzdem kam es für ihn nicht infrage die Kinder einfach mitzunehmen. Wie kam sein Partner bloß auf diese irrwitzige Idee? "Wir können sie nicht mit nach Hause nehmen. Sie gehören zu irgendjemandem. Wie fändest du es, wenn man dir einfach so deine Kinder wegnehmen würde?" "Du meinst also, dass ihre Eltern in der Nähe sind?", hakte Crocodile mit zögerlich klingender Stimme nach. Er schien von den Worten seines Partners nicht ganz überzeugt worden zu sein. Doflamingo nickte und ergriff die Hand des Katers. "Bevor du dem Marder hinterhergejagt bist, habe ich eindeutig den Geruch eines Gestaltenwandlers mit dem Tiergeist eines Wolfes wahrgenommen", gestand er schließlich und stellte erleichtert fest, dass diese Information seinen Partner sofort ein klein wenig zu beruhigen schien. "Es war ein weiblicher Gestaltenwandler. Vermutlich handelt es sich dabei um die Mutter." "Trotzdem fühle ich mich nicht wohl dabei die Kleinen einfach hier liegen zu lassen", meinte der Kater und sah zu den drei schlafenden Welpen hinüber. "Sie sind jedem wildem Tier, das vorbeikommt, völlig schutzlos ausgeliefert. Vielleicht sollten wir warten, bis die Mutter zurückgekehrt ist. Nur zur Sicherheit." Doflamingo verzog den Mund. "Was ist in letzter Zeit bloß los mit dir?", fragte er schließlich nach einem Moment des Schweigens. "Du bist ständig ganz furchtbar unruhig und nervös. Wieso interessiert dich das Schicksal dieser Welpen so sehr? Du kennst sie doch überhaupt gar nicht." "Du kanntest mich auch nicht, als du mir vor zwei Jahren mein Leben gerettet hast", wandte Crocodile überraschend schnippisch ein. "Du hast mich hilflos unter einem Brombeerstrauch liegend gefunden, mich aufgenommen und gesund gepflegt. Und nun liegen diese drei kleinen Babies unter einem Brombeerstrauch. Wir wissen nicht, wo sich ihre Mutter aufhält. Und der Winter steht kurz bevor. Ich möchte nicht zulassen, dass sie sterben. Genausowenig wie du damals zulassen wolltest, dass ich sterbe." "Das kannst du nicht vergleichen!", warf Doflamingo mit energischer Stimme ein und zog sanft an der Hand seines Partners, um diesen zum gehen zu bewegen. Leider rührte sich Crocodile keinen Zentimeter. "Du warst ausgehungert, völlig durchnässt und schwer verletzt. Diesen Welpen jedoch scheint es gut zu gehen. Sie sind nicht in Lebensgefahr. Es wäre nicht richtig sie ihrer Mutter wegzunehmen, Crocodile. Sie gehören uns nicht. Und was sollten wir auch mit ihnen anfangen?" "Naja", erwiderte sein Partner und vermied direkten Blickkontakt. "Du hast doch schon des Öfteren gesagt, dass du gerne Kinder haben möchtest. Und diese drei Babies besitzen sogar denselben Tiergeist wie du. Es würde perfekt passen, oder nicht?" Doflamingo konnte nicht fassen, was Crocodile da sagte. "Spinnst du?", fauchte er und zog ein wenig heftiger als zuvor an der Hand seines Partners. "Mag sein, dass wir denselben Tiergeist besitzen, doch ansonsten habe ich mit diesen Welpen überhaupt nichts gemeinsam. Ehrlich gesagt, sind sie mir vollkommen egal. Und darum werde ich sie auch garantiert nicht mit nach Hause nehmen und großziehen als wären es meine eigenen Kinder. Verdammt, Crocodile, du redest wirklich Unsinn! Bist du vielleicht krank oder so etwas? Hast du Fieber? Bist du deswegen durcheinander?" Doflamingo war inbegriff seine linke Hand auf die Stirn seines Partners zu legen und dessen Körpertemperatur zu prüfen, doch dieser ließ den Kontakt nicht zu. Stattdessen befreite er sich aus seinem Griff und wich einen großen Schritt zurück. "Lass das!", meinte er und Doflamingo kam nicht umhin festzustellen, dass die Stimme des Katers absolut gereizt klang. "Ich bin nicht krank!" "Und wie erklärst du mir dann dein seltsames Verhalten?", erwiderte Doflamingo mit nicht minder verärgerter Stimme. "Wie kommt es, dass eine normalerweise so besonnene und rational denkende Person wie du sich plötzlich in den Kopf setzt drei völlig fremde Säuglinge aufzunehmen? Was ist denn nur los mit dir?" "Mit mir ist überhaupt nichts los", meinte Crocodile mit recht halbherzig klingender Stimme. "Ich finde bloß den Gedanken, diese drei Kinder völlig schutzlos hier liegenzulassen, unerträglich. Wie kannst du bloß so schrecklich herzlos sein, Doflamingo?" Doflamingo seufzte leise und fuhr sich mit der linken Hand durch sein kurzes, blondes Haar. Allmählich begann er zu verstehen, worin das Problem bestand. Auch wenn sein Partner nun schon seit zwei Jahren gemeinsam mit ihm im Wald lebte, fiel es ihm allen Anschein nach trotzdem noch schwer gewisse menschliche Eigenschaften abzulegen. Es tat Doflamingo weh, Crocodile vor den Kopf zu stoßen, doch im Moment sah er keine andere Möglichkeit. Er musste ihm einige Dinge ein für allemal klar machen. Doflamingo warf dem Kater einen ernsten Blick zu, ehe er erklärte: "Es hat nichts mit Herzlosigkeit zu tun, Crocodile. Es ist das Gesetz der Natur. Wir kümmern uns um uns selbst und um niemanden sonst. So ist das nun einmal eben. Mir ist bewusst, dass du unter Menschen aufgewachsen bist, doch du solltest dich endlich einmal daran gewöhnen, dass hier im Wald andere Regeln gelten. Es ist nicht unsere Aufgabe uns um diese Welpen zu kümmern, Crocodile. Dafür ist ihre Mutter zuständig. Sagst du nicht ständig, dass du kein Haustier mehr bist und dein altes Leben in der Stadt hinter dir gelassen hast? Dann verhalte dich auch dementsprechend!" Doflamingos Worte waren hart, doch sie zeigten Wirkung. Erleichtert stellte er fest, dass Crocodile den Blick von den drei kleinen Welpen abwandte. Er wirkte niedergeschlagen, schien zum Glück jedoch einzusehen, dass sein Partner recht hatte. Erneut ergriff Doflamingo die Hand des Katers; dieses Mal handelte es sich jedoch um eine sehr zärtliche Berührung. "Ich weiß, dass es sehr schwer für dich ist", sagte er und meinte seine Worte tatsächlich ernst, "doch wir sollten jetzt gehen. Ich bin mir sicher, dass die Mutter der Welpen bald wiederkommt und sich um sie kümmert. Komm, lass uns nach Hause gehen, Crocodile." Crocodile nickte schwermütig. Er blieb stumm, ließ es jedoch zu, als Doflamingo ihn mit sanfter Gewalt von der kleinen Kuhle fortzog, in der die drei friedlich schlafenden Welpen lagen. Obwohl sie nicht erneut die Gestalt ihrer Tiergeister annahmen, schwiegen sie während des gesamten Weges zurück zu ihrer Höhle. Gerade als sie ihr Zuhause betraten, fiel Doflamingo auf, dass der Kater seinen erbeuteten Mader bei den Welpen liegen gelassen hatte. Er wollte ihn darauf hinweisen, ehe ihm in den Sinn kam, dass Crocodile seine Beute womöglich absichtlich dort zurückgelassen hatte. Also beschloss Doflamingo dieses Thema lieber nicht anzuschneiden. Stattdessen fragte er seinen Partner: "Möchtest du etwas essen? Vielleicht ein Stück Reh oder Wildschwein? Ich sagte ja bereits, dass unsere Speisekammer gut gefüllt ist. Selbst wenn diesen Winter viel Schnee fallen sollte, werden wir keine großen Probleme bekommen, denke ich." ~ "Sie ist zu ihren Kindern zurückgekommen", sagte Crocodile, der die Präsenz seines Partners spürte, auch wenn dieser bisher noch keinen einzigen Laut von sich gegeben hatte. Er ging davon aus, dass auch der Wolf geschockt war angesichts des furchtbaren Anblicks, der sich ihnen beiden bot. "Vielleicht hatte sie noch Hoffnung. Sie konnte ihre Kindern nicht einfach im Stich lassen. Schau nur: Sie hat den Marder gegessen, den ich dagelassen habe." (Auszug aus Kapitel 1) bye sb Kapitel 1: Part I: Die Wölfin ----------------------------- Auch wenn längst die Nacht über den Wald hereingebrochen war und Doflamingo, der neben ihm lag, tief und fest schlief, bekam Crocodile kein Auge zu. Er hatte mehrmals versucht einzuschlafen, doch jedes Mal war ihm das Bild der drei kleinen Säuglinge in den Sinn gekommen. Crocodile fragte sich, ob es den Kindern wohl gut ging und sie noch am Leben waren. Auch wenn er Doflamingos kaltherzige Ansicht ein Stück weit nachvollziehen konnte, hielt er es noch immer für falsch die völlig schutzlosen Kinder einfach allein zurückzulassen. Gesetze der Natur hin oder her: Crocodile wurde von schlimmen Gewissensbissen geplagt. Ihn überkam ein Gefühl, das er nicht so recht beschreiben konnte; es handelte sich vielleicht um eine Art Vorahnung. Aus irgendeinem Grund war er davon überzeugt, dass die drei kleinen Welpen in höchster Gefahr schwebten und er sich lieber auf den Weg machen sollte, um die bemitleidenswerten Dinger zu retten. Einen kurzen Moment lang haderte Crocodile noch mit sich, ehe er sich schließlich vorsichtig erhob. Er bemühte sich darum so leise wie möglich zu bleiben, um Doflamingo ja nicht aufzuwecken. Crocodile war überzeugt davon, dass dieser sein Vorhaben sicherlich nicht gutheißen würde. Nicht, dass er sich davon abhalten lassen würde; immerhin handelte es sich bei dem Wolf nicht um seinen Vorgesetzten, sondern um seinen Partner. Sie waren beide gleichberechtigt und aus diesem Grund stand es Crocodile natürlich auch frei seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Trotzdem weckte er Doflamingo nicht auf. Er hatte jetzt keine Lust auf Streit und lange Diskussionen. Stattdessen wollte er sich lieber so rasch wie möglich auf den Weg machen zu den drei kleinen Kindern, die womöglich dringend seine Hilfe benötigten. Die Nacht war kühl und klar. Crocodile atmete tief ein und aus, als er die Höhle verließ, und nahm anschließend die Gestalt seines Tiergeistes an. Als Katze war er schneller und flinker; außerdem bot ihm sein rabenschwarzes Fell zusätzlichen Schutz in der Dunkelheit. In seinem schnellsten Lauftempo machte Crocodile sich auf den Weg. Doflamingo wachte auf, als er seinen Arm um die Hüfte des Katers, der sich eigentlich neben ihm befinden sollte, legen wollte, diesen jedoch nicht vorfand. Prompt riss er seine Augen auf und hielt in dem Raum der Höhle, den sie als Schlaf- und Wohnbereich nutzten, nach seinem Partner Ausschau. Und auch wenn Doflamingo wusste, dass die Abwesenheit des Katers grundsätzlich noch keinen Grund zur Panik darstellte, fühlte Doflamingo sich beunruhigt, als er Crocodile nicht sofort ausmachen konnte. Womöglich hatte er für einen kurzen Moment die Höhle verlassen, um sich zu erleichtern. Oder er war hinüber zur Speisekammer gegangen, weil ihn nachts eine Heißhungerattacke überfallen hatte und er sich ein Stückchen Rebhuhn gönnen wollte. Trotzdem erhob Doflamingo sich von seinem Schlafplatz und rief den Namen seines Partners. Seine Stimme klang deutlich besorgter als von ihm beabsichtigt. In der Speisekammer hielt Crocodile sich nicht auf, genausowenig in dem Raum der Höhle, durch den ein kleiner, unterirdischer Süßwasserbach floss. Schließlich huschte Doflamingo zum Eingangsbereich der Höhle hinüber. Die Nervosität in seinem Inneren wuchs mit jeder Sekunde, die verging. Am Höhleneingang konnte Doflamingo die noch recht frische Fährte des Katers ausmachen; vermutlich hatte er ihre Behausung vor nicht mehr als fünfzehn Minuten verlassen. Doflamingo brauchte weniger als drei Sekunden, um die Entscheidung zu treffen seinen Partner zu verfolgen. Er ahnte bereits, wohin dieser verschwunden war. Sicherlich wollte er nach den drei Welpen sehen, die sie am vorherigen Tag gefunden hatten. Doflamingo seufzte leise, ehe er sich verwandelte und rasch der deutlichen Fährte des Katers folgte. Er hielt Crocodiles Verhalten für völlig übertrieben und verantwortungslos. Außerdem machte Doflamingo sich große Sorgen um diesen. Er befürchtete, dass die Mutter der Welpen inzwischen zurückgekehrt sein könnte. Vermutlich würde sie nicht sonderlich erfreut reagieren angesichts eines Fremdlings, der sich ihrem Nachwuchs näherte. Sie würde in Crocodile eine potenzielle Gefahr sehen und diesen schlimmstenfalls angreifen. Auch wenn der Kater nun schon seit zwei Jahren draußen im Wald lebte, besaß er nur wenig Kampferfahrung. Gegen einen fremden Gestaltenwandler kam er niemals an; schon gar nicht gegen eine ausgewachsene Wölfin. Angesichts dieses beunruhigenden Gedankens beschleunigte Doflamingo sein Lauftempo. Er hoffte bloß, dass sein Partner klug genug sein würde, um sich bedeckt zu halten. Und falls die Wölfin ihn dennoch bereits bemerkt haben sollte, hatte Crocodile sich in der Gestalt seines Tiergeistes hoffentlich auf den nächstliegenden Baum gerettet. Im Gegensatz zu Katzen konnten Wölfe nämlich nicht klettern. Dort wäre sein Partner sicher bis Doflamingo eintraf, um die Situation zu regeln. Bald schon erreichte er die Stelle, an dem Crocodile gestern seinen kuriosen Fund gemacht hatte. Der Kater saß auf dem von bunten Blättern übersäten Waldboden und schien auf die Kuhle zu starren, in der die drei Welpen lagen und aus der leises Weinen zu vernehmen war. Doflamingo prüfte sorgsam die Umgebung. Abgesehen von seinem Partner und den Welpen konnte er momentan keinen anderen Gestaltenwandler ausmachen. Also nahm er kurzerhand wieder seine menschliche Gestalt an und huschte rasch zu Crocodile hinüber. Doflamingo hatte vor diesem einen langen und sehr ernsten Vortrag über Sicherheit zu halten. Er hielt es für absolut inakzeptabel, dass der Kater sich einfach mitten in der Nacht und ohne im Bescheid zu geben davongestohlen hatte. Konnte sich Crocodile denn nicht denken, dass er sich Sorgen machen würde? Gerade wollte Doflamingo den Mund aufmachen, als er in seiner Bewegung stockte. Er warf einen Blick hinüber zu der kleinen Kuhle, in der sich die drei wimmernden und weinenden Welpen befanden. Nur wenige Schritte von dieser Stelle entfernt lag der Kadaver eines Wolfes auf dem Waldboden. Der Körper des armen Gestaltenwandlers war mit blutigen Bisswunden und anderen schlimmen Verletzungen übersät. Vermutlich war die Wölfin nicht sofort gestorben. Blutspuren in einigen Metern Entfernung deuteten darauf hin, dass sie sich weit geschleppt hatte, ehe ihre vielen Wunden sie schließlich dahingerafft hatten. Doflamingo musste schlucken. Seit jeher lebte er in der freien Wildbahn; den Anblick von toten oder verletzten Tieren und Gestaltenwandlern war er vom Kindesalter an gewöhnt. Doch diese arme Wölfin, die so schrecklich zugerichtet neben ihren drei kleinen Kindern lag, ließ auch ihn nicht kalt. Doflamingo kam nicht umhin Mitleid für die Wölfin zu empfinden. Sie musste gestorben sein in dem Glauben, dass auch ihre völlig hilflosen Kinder bald vom Tod eingeholt werden würden. Ein solches Schicksal hatte niemand verdient. "Sie ist zu ihren Kindern zurückgekommen", sagte Crocodile, der die Präsenz seines Partners spürte, auch wenn dieser bisher noch keinen einzigen Laut von sich gegeben hatte. Er ging davon aus, dass auch der Wolf geschockt war angesichts des furchtbaren Anblicks, der sich ihnen beiden bot. "Vielleicht hatte sie noch Hoffnung. Sie konnte ihre Kindern nicht einfach im Stich lassen. Schau nur: Sie hat den Marder gegessen, den ich dagelassen habe." Doflamingo sagte nichts, näherte sich jedoch und ging neben ihm auf die Knie. Obwohl Crocodile schlecht wurde von dem grausamen Bild, fühlte er sich nicht dazu in der Lage seinen Blick von der toten Wölfin und ihren Kindern abzuwenden. Er konnte nicht beschreiben, was er im Moment fühlte: Trauer, Wut, Mitleid, Fassungslosigkeit, Scham. Eigentlich hatte Crocodile sich selbst immer für eine sehr charakterstarke und selbstsichere Person gehalten. Er war davon ausgegangen, dass die letzten beiden Jahre, die er gemeinsam mit dem Wolf im Wald verbracht hatte, ihn abgehärtet hätten. Doch im Augenblick fühlte er sich genauso hilflos wie damals, als Smoker gleich vor seinen Augen seine beiden Brüder abgeschlachtet hatte. Crocodile wusste nicht, was er tun sollte. In seiner Brust kämpften viele unterschiedliche Gefühle um die Vorherrschaft, doch sein Kopf war leer. Er spürte, dass Doflamingo einen Arm um ihn legte und sanft drückte. Crocodile lehnte sich in die Umarmung hinein. Es tat gut seinen Partner so nah zu spüren. Sofort fühlte Crocodile sich ein kleines bisschen besser. "Was sollen wir jetzt machen?", fragte er nach einer Weile. "Mit den Kleinen, meine ich. Im Gegensatz zur Mutter scheinen sie soweit unversehrt zu sein. Ich weiß, dass du von der Idee, sie mit nach Hause zu nehmen, nicht begeistert bist, aber wir können sie doch nicht einfach hier zurücklassen. Nicht jetzt, da wir wissen, dass ihre Mutter sich nicht mehr um sie kümmern kann. Was sollen wir bloß tun, Doflamingo?" Verzweifelt sah Crocodile zu seinem älteren Freund hinüber und hoffte, dass dieser eine simple Antwort für dieses Dilemma parat hatte. Im Gegensatz zu ihm selbst schien sich der Wolf recht schnell wieder gefasst zu haben. Er schwieg für eine Weile, ehe er in einem nachdenklich klingenden Tonfall erwiderte: "Wir sollten einen Kompromiss finden, mit dem wir beide zufrieden sind. Von mir aus können wir die Welpen fürs Erste mit unsere Höhle nehmen und sie dort aufpäppeln. Allerdings möchte ich nicht, dass sie für immer bleiben. Sobald sie versorgt sind, sollten wir uns nach einem geeigneten Ort für sie umschauen." "Was verstehst du denn unter einem geeigneten Ort?", hakte Crocodile verwundert nach. Doflamingo zuckte mit den Schultern. "Das werden wir sehen", meinte er. "Alles der Reihe nach. Zuerst sollten wir die Welpen in unsere Höhle bringen. Die armen Dinger sind ja ganz nackt und wahrscheinlich unterkühlt. Danach besprechen wir Weiteres." Crocodile nickte. Er war sehr froh darüber, dass der Wolf nicht noch einmal darauf bestand, die Kinder ihrem Schicksal zu überlassen. Auch wenn er selbst prinzipiell keine sonderlich sentimentale Person war, hätte er sich nur schwer mit einer solchen Entscheidung anfreunden können. Crocodile war und blieb eben ein Gestaltenwandler, der unter Menschen aufgewachsen war; er tat sich schwer damit den Gesetzen der Natur Folge zu leisten. "Wir sollten unsere Hemden ausziehen", hörte er Doflamingo sagen, der auch gleich seine eigene Anweisung in die Tat umsetzte. "Darin können wir die Welpen einwickeln. Ich werde einen nach dem anderen in unsere Höhle bringen. Du bleibst solange hier und behältst die anderen Welpen im Auge. Geh am besten hinter dem Brombeerstrauch in Deckung. Ich werde mich beeilen." Crocodile nickte und machte sich ebenfalls rasch daran sein Hemd auszuziehen. Sofort stellten sich die feinen Haare an seinen Armen und in seinem Nacken auf. Man spürte sehr deutlich, dass der Winter kurz bevor stand. Auch wenn das Wetter tagsüber noch recht freundlich war, kühlte es in der Nacht deutlich herunter. Trotzdem gab Crocodile sein Hemd gerne her. Er wollte sich gar nicht vorstellen, wie schlimm die armen Babies frieren mussten. Aufmerksam sah er dabei zu, als Doflamingo eines der Kinder hochhob und es in sein Hemd einwickelte. Der Säugling wimmerte und weinte, doch beruhigte sich rasch wieder, als der Wolf ihn zu wiegen begann. Anschließend nahm er ein Stück Stoff zwischen die Zähne, verwandelte sich und machte sich hastig auf den Weg zurück zu ihrer Höhle. Crocodile seufzte leise und breitete sein eigenes Hemd über die beiden verbleibenden Kinder aus. Im Gegensatz zu ihrem Brüderchen schienen sie sich allerdings nicht so leicht beruhigen zu lassen. Ganz gleich wie oft Crocodile auch über ihre kleinen Köpfchen streichelte und ihnen tröstende Worte zuflüsterte, die beiden Säuglinge hörten nicht auf zu weinen und zu wimmern. Unweigerlich fragte Crocodile sich, wieso es seinem Partner so leicht gelungen war das Baby, das er sich für die erste Überfahrt herausgesucht hatte, zu beruhigen. Vielleicht, kam es ihm schließlich in dem Sinn, lag es an dem Umstand, dass sie denselben Tiergeist besaßen wie Doflamingo. Doflamingo hastete dreimal in seinem schnellsten Lauftempo hinüber zu der Stelle, an der die kleinen Welpen und sein Partner auf ihn warteten, und wieder zurück zu der Höhle, die er gemeinsam mit diesem bewohnte. Es war beinahe Morgen, als sich alle fünf Gestaltenwandler endlich der Wärme und Sicherheit ihres Zuhauses erfreuen konnten. Die Welpen hatte Doflamingo in Ermangelung eines Kinderbettes auf dem Schlafplatz abgelegt, den er sich normalerweise mit Crocodile teilte. Die drei kleinen Wölfe hatten sich inzwischen wieder beruhigt und waren nach dem vielen Stress, den ihre Rettung für sie bedeutet hatte, rasch eingeschlafen. Sanft breitete Doflamingo eine wärmende Decke über die schlummernden Geschwister aus und wandte sich dann an den Kater: "Die Arbeit geht gerade erst los. Wir haben noch viel zu erledigen, wenn wir tatsächlich diese drei Welpen aufpäppeln wollen." "Was meinst du damit?", fragte Crocodile arglos nach. Er ließ seinen Blick abwechselnd zwischen den schlafenden Kindern und seinem Partner hin- und herwandern. "Ich muss in die Stadt", erklärte Doflamingo. "Wir benötigen Windeln, Kleidung und vor allem geeignete Nahrung für die Welpen." "Aber wir haben doch genug Fleisch", warf Crocodile irritiert ein. "Und Wölfe sind doch Carnivore, nicht wahr? Können wir ihnen nicht einfach etwas Fleisch klein machen und es ihnen dann geben?" Doflamingo stockte in seiner Bewegung und warf dem Kater einen ungläubigen Blick zu. Zuerst glaubte er, sein Partner würde sich einen blöden Scherz erlauben und ihn auf den Arm nehmen wollen, ehe er feststellen musste, dass dieser seinen Vorschlag tatsächlich absolut ernst zu meinen schien. Doflamingo musste ein Lachen unterdrücken. Stattdessen wischte er sich mit der linken Hand über den Mund und bemühte sich darum gelassen zu bleiben, um seinen Partner nicht in eine unangenehme Situation zu bringen. "Kinder von Gestaltenwandlern brauchen genauso wie menschliche Kinder Milch, um in den ersten Lebensmonaten zu überleben", erläuterte Doflamingo und kam sich selbst furchtbar dämlich vor, während er sprach. Trotzdem ließ er sich diesen Umstand nicht anmerken. Wieder einmal wusste sein Partner bestimmte Fakten nicht, die er selbst als absolut selbstverständlich ansah, weil dieser anstatt in der freien Wildbahn in einem kleinen Einfamilienhaus in der Stadt großgeworden war. Crocodile trug keine Schuld an seiner eigenen Unwissenheit und deswegen verzichtete Doflamingo auch darauf sich darüber lustig zu machen. "Die Milch erhalten sie von der Mutter; deswegen spricht man auch von Muttermilch. Da die Mutter der Welpen jedoch nicht mehr lebt, brauchen sie einen Muttermilchersatz. Den kann ich in der Stadt bekommen." Crocodiles Gesichtsausdruck klärte sich auf. "Ich werde einen Ausflug in die Stadt machen", fuhr Doflamingo fort, "während du hier bei den Kindern bleibst und auf sie aufpasst." "Wieso solltest ausgerechnet du gehen?", warf Crocodile ein, dem es überhaupt nicht zu passen schien, dass sein Partner über seinen Kopf hinweg irgendwelche Entscheidungen traf. "Ich kann genausogut in die Stadt gehen und dort die Nahrung für die Kleinen besorgen, während du Zuhause bleibst!" Doflamingo rollte mit den Augen. Es war wirklich unfassbar, wie stolz und dickköpfig der Kater ab und an doch sein konnte. Dieses Mal ließ sich Doflamingo jedoch auf keine Diskussion ein. Dafür blieb sowieso keine Zeit; je eher er die nötigen Besorgungen machte, desto besser. "Ich bin schneller", erklärte er seinem Partner. "Und stärker. Im Notfall könnte ich mich besser verteidigen als du. Außerdem weiß ich im Gegensatz zu dir wie der Muttermilchersatz aussieht, den wir benötigen. Es macht viel mehr Sinn, wenn ich gehe und du bleibst. Und nun Schluss! Ich sollte mich lieber beeilen; die Welpen brauchen ihre Nahrung dringend!" Doflamingo gab Crocodile einen kurzen, doch sanften Abschiedskuss, ehe er die Gestalt seines Tiergeistes annahm und sich rasch auf den Weg in die nächstgelegene Stadt machte. Crocodile seufzte leise und wandte den Blick von der Stelle ab, an der sein Partner bis vor wenigen Sekunden noch gestanden hatte. Stattdessen ging er zu ihrem Schlafplatz hinüber, den derzeit die Drillinge nutzten, und setzte sich dazu. Er ließ seinen Blick unbehaglich über die kleinen Kinder schweifen. Wenn er ehrlich war, dann hatte Crocodile nicht damit gerechnet mit den Säuglingen allein gelassen zu werden. Er hoffte bloß, dass sie nicht aufwachen würden, ehe Doflamingo zurückgekehrt war. Es ärgerte ihn, dass sein Partner allein losgezogen war. Crocodile wusste, dass Doflamingo mit seinen Worten recht gehabt hatte, doch trotzdem fiel es ihm schwer sich mit der Situation abzufinden. Wieder einmal war ihm vor Augen geführt worden, über welch jämmerlichen Tiergeist er doch verfügte. Crocodile senkte den Blick. Er war kleiner, schwächer und langsamer als der Wolf. Selbst die drei Säuglingen, die derzeit friedlich schlafend neben ihm lagen und kaum größer als dreißig Zentimeter waren, würden ihn eines Tages übertreffen. Eines der Babies schien aufzuwachen. Seine Augenlider zuckten und seine Lippen bewegten sich, als wollte es brabbeln, obwohl kein Laut zu hören war. Crocodile, der unbedingt verhindern wollte, dass die beiden Geschwisterchen aufwachten, streichelte sanft den hellen Pflaum Haare des Säuglings. Dieses Mal hatte er Glück: Der kleine Gestaltenwandler beruhigte sich rasch wieder und schlummerte friedlich weiter. Crocodile nahm seine Hand nicht sofort weg. Er konnte ein zaghaftes Lächeln nicht ganz unterdrücken. Auch wenn er es nur ungern zugab, erfüllte es Crocodile mit Stolz, dass es ihm doch tatsächlich gelungen war das Baby zu beruhigen. Er kannte sich nicht so gut aus wie sein Partner, wenn es um den Umgang mit Kindern ging, und hatte insgeheim befürchtet, dass die Drillinge ihn schnell überfordern würden und er die Kontrolle über die Situation verlieren könnte. Erfreulicherweise schien dies jedoch nicht der Fall zu sein. Die ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages erhellten den Himmel, als Doflamingo endlich das gesuchte Babyfachgeschäft erreichte. Der kleine Laden lag am Stadtrand und schien noch nicht geöffnet zu sein; jedenfalls konnte Doflamingo weder Kunden noch Mitarbeiter im Inneren des Geschäfts mit der verglasten Front ausmachen. Vermutlich war es noch zu früh oder es war ein Sonntag. Letztendlich interessierte es Doflamingo nicht. Er war bloß froh darüber, dass er mit so wenig Menschen wie nur möglich in Kontakt kam und schnell seine Besorgungen erledigen konnte. Er brach in das Fachgeschäft ein, indem er eine der Glasscheiben mit einem gezielten Prankenhieb zertrümmerte. Sofort ging ein lauter Alarm los, dem Doflamingo jedoch nicht sonderlich viel Beachtung schenkte. Stattdessen nahm er wieder seine menschliche Gestalt an und machte sich hastig ans Werk. Im Eingangsbereich schnappte er sich eine große Einkaufstasche, in die er so schnell wie möglich alle Utensilien einpackte, welche die Welpen benötigten: Milchpulver, Fläschchen, Windeln, Tücher, Creme, Strampler und auch ein paar Schnuller. Anschließend verschwand er sofort wieder aus dem Babyfachgeschäft. Aus eigener Erfahrung wusste er, dass es Alarmanlagen gab, die automatisch die Polizei über den Einbruch informierten, und im Augenblick hatte Doflamingo weder Zeit noch Lust, um sich mit bewaffneten Menschen auseinanderzusetzen. Da die Gesetzte der Menschen ihn als Gestaltenwandler nicht schützten, waren Polizisten in der Regel sowieso nicht sonderlich zögerlich und schossen sofort drauf los. Doflamingo nahm den Henkel der Einkaufstüte in den Mund und verwandelte sich. In der Gestalt seines Tiergeistes machte er sich rasch auf den Weg zurück zur Höhle, in der sowohl sein Partner als auch drei sicherlich hungrige Welpen auf ihn warteten. ~ Wortlos nahm Crocodile das Fläschchen entgegen, das sein Partner ihm reichte. Ein seltsames Glücksgefühl breitete sich in seinem Körper aus, als er den kleinen Welpen dabei beobachtete wie er gierig die angebotene Milch verschlang. Seine hellblauen Augen wirkten sehr zufrieden und seine Fellohren wackelten fröhlich im selben Takt wie sein buschiger Schwanz. "Es ist wirklich kaum zu glauben, wie viel Glück diese Kinder gehabt haben, nicht wahr?", hörte er sich plötzlich selbst sagen. "Stell dir nur einmal vor, wir hätten sie nicht gefunden, Doflamingo. Was wohl dann aus ihnen geworden wäre?" (Auszug aus Kapitel 2) Kapitel 2: Part I: Der erste Tag -------------------------------- Crocodile war unfassbar erleichtert, als Doflamingo endlich wieder zurückkehrte. Rasch nahm der Wolf seine menschliche Gestalt an und reichte die große Einkaufstüte, deren Henkel er einen Moment zuvor noch zwischen den Zähnen gehabt hatte, an seinen Partner weiter. Neugierig sah Crocodile hinein. Einige der Dinge, die Doflamingo mitgebracht hatte, erkannte er rasch wieder: Schnuller, Windeln und Strampler waren ihm aus dem Fernsehen bekannt. Mit dem Rest wusste Crocodile jedoch nichts anzufangen. Plötzlich war er sehr froh darüber, dass nicht er, sondern Doflamingo die Besorgungen gemacht hatte. Sein Partner schien sich mit der Pflege von Kindern deutlich besser auszukennen als er. "Wir müssen ein Feuer machen und Wasser holen", meinte der Wolf, kaum hatte er Crocodile mittels eines kurzen Kusses begrüßt. "In einem der Nebenräume müsste ich irgendwo einen Topf haben. Am besten wir machen uns so schnell wie möglich ans Werk." Verwundert zog Crocodile eine Augenbraue hoch. Er verstand nicht so ganz, worauf sein Partner hinauswollte. "Wozu brauchen wir denn ein Feuer und einen Topf?", hakte er irritiert nach. "Kochen tun doch eigentlich nur Menschen. Aber die Drillinge sind doch Gestaltenwandler." Doflamingo schüttelte den Kopf. "Muttermilchersatz gibt es nur in Pulverform", erklärte er rasch. "Wir müssen das Pulver mit Wasser verdünnen und erwärmen. Danach füllen wir die Milch in die Fläschchen und füttern jeden Welpen einzeln." "Das ist aber ziemlich umständlich", murmelte Crocodile, während er hinüber zu den noch immer friedlich schlummernden Säuglingen sah. "Anders geht es aber nun einmal nicht", erwiderte Doflamingo, der seine Worte trotzdem gehört zu haben schien. "Niemand hat behauptet, dass es einfach wäre, sich um ein Baby zu kümmern. Und wir haben gleich drei davon. Nun, du wolltest sie unbedingt mitnehmen, Crocodile, also müssen wir jetzt auch mit dieser Entscheidung leben. Ich gehe draußen Feuerholz sammeln. Nimm du am besten den Topf aus dem Nebenzimmer und hol ein bisschen Wasser vom Bach. Wir sollten uns lieber beeilen, was das Essenmachen angeht, denn ich weiß nicht, wann die Welpen zum letzten Mal gesäugt worden sind." Obwohl es Crocodile prinzipiell überhaupt nicht passte von seinem Partner herumkommandiert zu werden, widersprach er nicht, sondern nickte nur und machte sich an die Arbeit. Wenn er ehrlich war, dann erschreckte es ihn, mit wie viel Mühe das Aufziehen von Kindern verbunden war. Allein das Füttern der Babies schien echten Aufwand darzustellen. Auch wenn Crocodile es nicht zugab, war er sehr froh darüber, dass Doflamingo ihm zur Seite stand und genau zu wissen schien, was sie beide tun mussten. Er war sich sicher, dass ihm die Säuglinge unter der Hand wegsterben würden, wenn er sich ganz allein um sie kümmern müsste. Als Crocodile in den Wohnbereich zurückkehrte, hatte sein Partner längst ein kleines Feuer entzündet und außerdem ein dreibeiniges Metallgestell aufgebaut, an das sie den mit Wasser gefüllten Kochtopf hängen konnten. Crocodile sah aufmerksam dabei zu, als Doflamingo eine bestimmte Menge Milchpulver in den Topf gab und die Mischung langsam zu verrühren begann. "Woher weißt du, wie man all diese Dinge macht?", fragte er seinen Partner neugierig. "In dem Rudel, das ich früher angeführt habe, hat es viele Kinder gegeben", antwortete Doflamingo schulterzuckend. "Und ich habe oft dabei mitgeholfen sie zu versorgen. Manchmal war die Mutter nicht dazu in der Lage ihre Kinder zu stillen; da habe ich dann immer zusammen mit Corazon Pulvermilch aus der Stadt geholt. Du musst dir also keine Sorgen um die Welpen machen, auch wenn du selbst in dieser Hinsicht unerfahren bist. Ich weiß genau, was zu tun ist." Crocodile nickte. Er wusste nicht so recht, was er von den Worten seines Partners halten sollte. Einerseits war er sehr froh darüber, dass Doflamingo sich im Umgang mit kleinen Kindern auszukennen schien, doch andererseits sorgte genau dieser Fakt für ein mulmiges Gefühl in seiner Magengegend. Crocodile wusste, dass sein Partner für lange Zeit in einem großen Rudel gelebt hatte, und er fragte sich manchmal, ob dieser sich nach einer neuen Familie sehnte. Leider konnte er selbst dem Wolf keine Kinder schenken, weil er männlich war. Außerdem wusste Crocodile auch nicht, ob Gestaltenwandler mit unterschiedlichen Tiergeistern überhaupt dazu in der Lage waren sich fortzupflanzen. Adoptivkinder waren also die einzige Möglichkeit, die er Doflamingo anbieten konnte. Doch auch wenn dieser sich im Moment sehr gewissentlich um die Drillinge zu kümmern schien, wusste Crocodile, dass Doflamingo sie nicht behalten wollte. Er hatte bereits mehrmals klargestellt, dass sie beide die Welpen bloß vorübergehend aufnahmen und sich nach einer neuen Bleibe für die Kinder umsehen würden, sobald diese von ihnen aufgepäppelt worden waren. Crocodile biss sich auf die Unterlippe. Er wurde aus seinen bekümmerten Gedanken gerissen, als einer der Säuglinge zu weinen und zu schreien begann. Crocodile sah zu dem kleinen Kind hinüber, doch wusste nicht, was er tun sollte. Hilfesuchend sah er zu seinem Partner hinüber. "Der Erste hat wohl Hunger bekommen", sagte Doflamingo und erhob sich. Er ging hinüber zu dem plärrenden Baby, nahm es sanft in die Arme und wiegte es, während er zu Crocodile zurückkehrte. "Befüll bitte eine der Flaschen mit Milch", bat er seinen Partner. Crocodile, der bloß froh darüber war, dass nicht er das Kind festhalten musste, leistete der Anweisung rasch folge. Aufmerksam sah er dabei zu wie Doflamingo die Temperatur der Milch prüfte und anschließend vorsichtig das Baby zu füttern begann. Kaum hatte der Kleine den Sauger der Flasche im Mund, beruhigte er sich und begann herzhaft zu trinken. Doflamingo lächelte und streichelte den kleinen Säugling sanft. Doflamingo gab es nur ungern zu, doch es war ein sehr schönes Gefühl den Welpen mit der Flasche zu füttern. Der kleine Körper lag schwer und warm in seinen Armen. Lächelnd beobachtete er wie der Welpe gierig die angebotene Milch verschlang. Bei jedem Schluck, den er nahm, wackelten seine winzigen Fellohren ein kleines bisschen. Diese Situation erinnerte Doflamingo an sein altes Leben zurück. In dem Wolfsrudel, das er angeführt hatte, waren nicht bloß die Eltern verantwortlich für die Kinder gewesen. Sie alle hatten sich als eine einzige, große Familie angesehen und darum ganz selbstverständlich bei der Pflege und Erziehung der Welpen mitgeholfen. Noch gut konnte Doflamingo sich daran erinnern wie gerne er früher mit den Kindern gespielt hatte. Wenn sie größer wurden, hatte er sie sogar ab und an mit auf die Jagd genommen. Es war eine unfassbar schöne Zeit gewesen. Als der kleine Gestaltenwandler sein Fläschchen leer getrunken hatte, hob Doflamingo ihn kurz an und klopfte ihm sanft auf den Rücken, damit er aufstoßen und ein Bäucherchen von sich geben konnte. Für dieses Verhalten erntete er einen irritierten Blick seitens seines Partners. "Was tust du da?", fragte Crocodile mit beinahe schon entsetzt klingender Stimme nach. "Wieso schlägst du ihn denn?" "Es tut ihm nicht weh", beruhigte Doflamingo grinsend den aufgeregten Kater. Wieder einmal wurde ihm deutlich bewusst wie wenig Erfahrung sein Partner im Umgang mit Kindern zu haben schien. Doflamingo fand dessen Unsicherheit ab und an doch ganz schön niedlich. "Man muss Säuglingen nach dem Trinken die Möglichkeit geben, die Luft, die sie mitgeschluckt haben, aus ihrem Bauch wieder herauszulassen. Wenn dir das Klopfen zu brutal erscheint, kannst du auch versuchen den Rücken zu reiben." Doflamingo behielt den Welpen noch für eine Weile im Arm, ehe er hinzufügte: "Jetzt, da er schon wach ist, können wir ihn eigentlich auch direkt wickeln und anziehen. Ich möchte sowieso verhindern, dass die Kleinen uns ins Bett machen; die Sauerei können wir uns getrost sparen. Reichst du mir eine der Windeln hinüber?" Crocodile nickte, griff in die mitgebrachte Einkaufstüte und holte ein Paket Windeln hervor. Es handelte sich um Einwegwindeln, die der Säugling bloß einmal trug und die dann sofort entsorgt wurden. Doflamingo hätte lieber mehrfach benutzbare Stoffwindeln gehabt, doch solche hatte er im Babyfachgeschäft, das er aufgesucht hatte, in der Eile nicht finden können. Stoffwindeln hielt er in ihrer Situation für sinnvoller, da man diese waschen konnte und er also nicht ständig neue besorgen müsste. Hoffentlich würde es ihm bei seinem nächsten Ausflug in die Stadt gelingen welche aufzutreiben. "Schau mir am besten genau zu", wies Doflamingo seinen Partner an, während er das Baby vorsichtig auf seinen Rücken legte. "Ich werde alles Schritt für Schritt machen. Dann kannst du es gleich bei einem der anderen beiden selbst mal versuchen." Crocodile warf ihm einen völlig entsetzten Blick zu. "Ich soll das machen?", fragte er mit ungläubiger Stimme nach. Anschließend schüttelte er hektisch den Kopf. "Das geht nicht! Ich weiß überhaupt man nicht wie man ein Baby wickelt. Oder wie man es füttert. Ich habe von solchen Dingen doch gar keine Ahnung!" "Genau deswegen sollst du mir ja zuschauen", erwiderte Doflamingo grinsend. Die Panik, in die sein Partner momentan ausbrach, amüsierte ihn köstlich. Trotzdem versuchte er ihn zu beruhigen: "Und mach dir nicht so viele Sorgen, Crocodile. Es ist nicht schlimm, wenn es zu Anfang nicht perfekt läuft. Übung macht den Meister. Und außerdem bin ich ja die ganze Zeit über bei dir. Es ist also alles in Ordnung." Einen Säugling zu wickeln war überhaupt nicht schwer, wenn man den Dreh einmal raus hatte. Man legte das Baby auf den Rücken und hob vorsichtig die Beine an, um die Windel unter dem Po zu platzieren. "Du solltest den Kleinen nicht an den Füßen hochziehen", erklärte Doflamingo seinem Partner, der währenddessen sowohl aufmerksam als auch nervös zusah. "Greif unter eines der Beinchen durch und halte das andere am Oberschenkel fest; dieser Griff ist schonender für die Hüfte des Kindes." Nachdem die Windel richtig platziert worden war, schob man den vorderen Teil durch die Beine des Säuglings nach oben zum Bauch. Anschließend mussten bloß noch die Klebestreifen an den Seiten verschlossen werden. "Es ist wirklich nicht schwierig", meinte Doflamingo an den Kater gewandt. Angesichts dessen verunsicherten Gesichtsausdrucks war er plötzlich doch ganz froh darüber, dass sie über Einwegwindeln verfügten. Auch wenn diese angesichts ihrer Lebenssituation prinzipiell nicht sonderlich sinnvoll waren, kamen ihnen doch ihre Zweckmäßigkeit zugute: Sie mussten nicht aufwändig gefaltet und festgemacht werden. Man musste bloß die Klebestreifen verschließen. Damit sollte der Kater doch zurechtkommen, oder nicht? "Jetzt müssen wir den Kleinen bloß noch anziehen und dann sind wir mit ihm fertig", meinte Doflamingo. Glücklicherweise hatten sich die beiden Geschwister des Jungen, um den sie sich derzeit kümmerten, noch nicht gemeldet; sie schliefen noch immer tief und fest, worüber Doflamingos angesichts des verunsicherten Gesichtsausdrucks seines Partners sehr froh war. Crocodile wäre wahrscheinlich absolut überfordert gewesen mit gleich drei schreienden und weinenden Säuglingen; Doflamingo war sich sicher, dass er rasch in Panik verfallen würde. "Reichst du mir bitte einen der Strampler herüber?", bat er den Kater in einem ruhigen Tonfall. Doflamingo legte viel Wert darauf einen gefassten Eindruck zu erwecken; er hoffte, dass diese Stimmung auf seinen Partner übergehen würde. Crocodile kramte aus der mitgebrachten Einkaufstüte einen Strampelanzug hervor und reichte diesen an Doflamingo weiter. Er hatte bei der Wahl der Kleidungsstücke keinen Gedanken an spezielle Farben verschwendet. Dafür war nicht genug Zeit übrig gewesen und außerdem legten Gestaltenwandler gemeinhin weniger Wert auf solche Unterscheidungen als Menschen. Für sie waren Kinder Kinder - ob nun männlich oder weiblich spielte für sie keine große Rolle. Auf den ersten Blick sahen die drei Welpen, um die sich kümmerten, sowieso nahezu identisch aus. Die beiden Jungen und das Mädchen waren etwa gleich groß, hatten alle dieselbe Hautfarbe und auch dasselbe helle Haar. Auf die Augenfarben hatte Doflamingo in der vielen Hektik nicht geachtet gehabt, allerdings vermutete er, dass sie allesamt blauäugig waren. Die meisten Gestaltenwandler mit dem Tiergeist eines Wolfes, die über helles Haar (und Fell) verfügten, hatten auch eine helle Augenfarbe. Er selbst stellte schließlich ebenfalls keine Ausnahme dar. Der Strampler, den Crocodile ihm gereicht hatte, war grün-weiß gestreift und verfügte unten über einen einfachen Druckknopf-Verschluss. "Dem Baby einen Strampler anzuziehen ist fast genauso einfach wie das Anlegen einer Windel", versicherte Doflamingo seinem Partner. Er rollte den Stoff auf, dehnte den Kopfausschnitt großzügig und legte den Strampler anschließend um das Köpfchen des Säuglings, indem er diesen leicht anhob. Danach rollte er die Ärmel auf und steckte vorsichtig die kleinen Arme hindurch; dasselbe tat er mit den Beinen. Zuletzt mussten bloß noch die Druckknöpfe verschlossen werden. "Wir dürfen auch nicht vergessen den Welpen ein Paar Söckchen anzuziehen", fügte er hinzu. "Auch wenn Gestaltenwandler zumeist barfuß unterwegs sind, tragen die Kinder so lange Socken, bis sie selber laufen können. Es ist wichtig, dass ihre Füße nicht auskühlen. Hast du alles verstanden, Crocodile?" "Ich denke schon", antwortete der Kater zögerlich. Doflamingo musterte seinen Partner skeptisch. Normalerweise war Crocodile eine sehr selbstsichere und stolze Person. Bisher hatte er ihn nur selten so untypisch zurückhaltend erlebt. "Zumindest theoretisch." "Ich sagte doch bereits, dass du dir keine Sorgen machen musst", meinte Doflamingo aus diesem Grund und strich seinem Partner aufmunternd über den Rücken. "Du sollst doch bloß ein Kind wickeln und anziehen. Ich bin mir sicher, dass du das absolut problemlos schaffen wirst. Du hast schon viel schwierigere Aufgaben gemeistert." "Ich weiß", erwiderte Crocodile ohne den Blick mit ihm zu kreuzen. "Trotzdem bin ich verunsichert. Diese Babies sehen so schrecklich winzig und zerbrechlich aus. Ich möchte ihnen nicht wehtun!" "Das wirst du nicht", versicherte Doflamingo seinem Partner. Einerseits fand er die Zurückhaltung seines Partners unfassbar niedlich, andererseits wollte er nicht zulassen, dass dieser sich vor solchen Pflichten drückte. Er war auf die Unterstützung des Katers angewiesen, wenn es um die Pflege der Welpen ging. Und nicht zuletzt war es dessen eigene Idee gewesen die Säuglinge mit nach Hause zu nehmen und sie aufzupäppeln. "Ich bin die ganze Zeit über bei dir, während du dich um den nächsten Welpen kümmerst", fuhr Doflamingo fort. "Selbst wenn etwas schief gehen sollte, bin ich dazu in der Lage sofort einzugreifen. Du musst deine Ängste überwinden. Wir haben uns dazu entschieden die drei kleinen Welpen aufzunehmen, Crocodile; ich kann sie nicht allein pflegen. Sie müssen ständig gefüttert, gewickelt, neu angezogen und auch gebadet werden. Ich bin auf deine Unterstützung angewiesen, wenn wir die Kleinen durchbringen wollen. Und das möchtest du doch, nicht wahr?" Crocodile nickte. Einen Moment lang zögerte er noch, ehe er sich schließlich wieder fasste und einen ein wenig zuversichtlicheren Gesichtsausdruck aufsetzte. "Du hast recht", gab er schließlich zu und warf dem Welpen, den sein Partner im Arm hielt, einen unerwartet zärtlichen Blick zu. "Die Pflege der Babies ist die Aufgabe von uns beiden. Ich kann dich damit allein lassen. Wir haben uns gemeinsam dazu entschieden die Kleinen aufzunehmen, also müssen wir uns auch gemeinsam darum kümmern." Doflamingo seufzte erleichtert auf. Er war froh darüber, dass der Kater endlich Einsicht zeigte. Um ein einzelnes Kind hätte Doflamingo sich mit Müh und Not noch allein kümmern können. Gleich drei Kinder waren als Einzelperson jedoch auf keinen Fall zu stemmen. Es war weder gelogen noch übertrieben gewesen, als er behauptet hatte, er wäre auf die Hilfe seines Partners angewiesen. Sie mussten die Zeit bis zur Abgabe der Welpen gemeinsam meistern. Crocodile bemühte sich darum alles richtig zu machen, während er sich um den zweiten Welpen kümmerte. Doflamingo hielt sein Wort und blieb die ganze Zeit über neben ihm sitzen, um ihm dabei zu helfen. Zu Beginn war Crocodile noch sehr nervös und unsicher, doch recht schnell gewöhnte er sich daran mit dem Säugling zu interagieren und bald schon machte es ihm überhaupt keine Umstände mehr. Als das kleine Mädchen endlich gefüttert, gewickelt und angekleidet war, wollte Crocodile es gar nicht mehr aus den Händen geben. Es fühlte sich unwahrscheinlich gut an den warmen und schweren Körper des Babies festzuhalten und ihm über das weiche, helle Haar zu streicheln. Ihn überkam sogar ein Anflug an Wehmut, als ihm der Gedanke durch den Kopf schoss, dass Doflamingo darauf bestehen würde die drei kleinen Kinder irgendwann wegzugeben. Unweigerlich begann Crocodile zu überlegen, wie er den Wolf von diesem Vorhaben abbringen könnte. Er selbst hätte jedenfalls kein Problem damit, wenn die drei kleinen Gestaltenwandler dauerhaft bei ihnen einziehen würden. Schließlich hatte Doflamingo doch schon immer Kinder gewollt, nicht wahr? Oft hatte er davon gesprochen ein neues Rudel zu gründen. Und die Welpen besaßen sogar den Tiergeist eines Wolfes. Alles passte perfekt. Crocodile konnte überhaupt nicht nachvollziehen, wieso sein Partner die Kinder nicht behalten wollte. "Es freut mich, dass dir der Umgang mit den Welpen doch so leicht zu fallen scheint", wurde er in seinen Gedanken von der Stimme Doflamingos gestört, "aber du solltest das Mädchen jetzt zur Seite legen. Wir haben noch ein drittes Kind, das wir füttern, wickeln und anziehen müssen." Crocodile nickte und legte das kleine Mädchen vorsichtig neben seinem Brüderchen ab. Anschließend griff er nach dem einzigen Säugling, um den sie sich bisher noch nicht gekümmert hatten. Wortlos nahm Crocodile das Fläschchen entgegen, das sein Partner ihm reichte. Ein seltsames Glücksgefühl breitete sich in seinem Körper aus, als er den kleinen Welpen dabei beobachtete wie er gierig die angebotene Milch verschlang. Seine hellblauen Augen wirkten sehr zufrieden und seine Fellohren wackelten fröhlich im selben Takt wie sein buschiger Schwanz. "Es ist wirklich kaum zu glauben, wie viel Glück diese Kinder gehabt haben, nicht wahr?", hörte er sich plötzlich selbst sagen. "Stell dir nur einmal vor, wir hätten sie nicht gefunden, Doflamingo. Was wohl dann aus ihnen geworden wäre?" "Das ist eine ziemlich leicht zu beantwortende Frage", erwiderte der Wolf. "Sie wären draußen entweder erforen oder verhungert. Vielleicht wären sie auch einem wilden Tier zum Opfer gefallen. Jedenfalls wären sie mit hoher Wahrscheinlichkeit gestorben." "Wir haben ihnen das Leben gerettet", murmelte Crocodile. "Ich hätte niemals gedacht, dass du eine solch weichherzige Person sein kannst", meinte Doflamingo plötzlich. Crocodile wandte seinen Blick vom Gesicht des Säuglings ab und sah stattdessen zu seinem Partner hinüber. Ihn überraschten dessen Worte. "Was meinst du denn damit?", fragte er nach und zog verwundert die Augenbrauen zusammen. Doflamingo zuckte mit den Schultern. "Nun ja", meinte er. "Du denkst meistens sehr rational und vorausschauend. Bist ehrgeizig und intelligent. Ich wäre niemals davon ausgegangen, dass dich das Schicksal dreier völlig fremder Welpen in einem solchen Maße berühren würde. Auch nach mehr als zwei Jahren überraschst du mich immer wieder. Hm.... Womöglich handelt es sich bei dieser sanftmütigen Ader um ein Überbleibsel aus deiner Zeit als Hauskatze. " Crocodile wusste nicht recht, was er auf diese Aussage erwidern sollte. Er schwieg eine Weile, ehe er meinte: "Du weißt genau, dass ich es hasse, wenn du mich als Hauskatze bezeichnest. Aber ich vermute, dass du nicht unrecht hast. Mir fällt es schwer einige Gesetze der Natur zu befolgen. Drei völlig hilflose Kinder dem Tod zu überlassen, bloß weil ihre Pflege ein wenig Aufwand bedeutet, kommt für mich einfach nicht infrage. Vielleicht muss ich noch ein wenig mehr Zeit hier im Herzen des Waldes verbringen, ehe ich endlich zu einer echten Wildkatze werde." "Ich habe meine Worte nicht böse gemeint", warf Doflamingo mit zärtlicher Stimme ein. "Mich stört es nicht, dass du ab und an sanftmütig bist. Ich möchte keine kaltherzige Person als Partner haben." Crocodile nickte, doch gab auf diese Aussage keine Erwiderung. Stattdessen legte er das inzwischen leergetrunkene Fläschchen zur Seite und brachte den kleinen Säugling an seine Schulter. Vorsichtig rieb er ihm über den Rücken, damit er aufstoßen konnte. "Du machst das wirklich gut", kommentierte der Wolf den Vorgang. "Ich habe dir doch gesagt, dass es keinen Grund gibt, um sich Sorgen zu machen. Bald schon wird das Füttern der Welpen für dich zu einer einfachen Routine werden. Genauso wie die das Wickeln, Anziehen und Baden. Du wärst ein guter Vater, Crocodile." Crocodile war sich nicht ganz sicher, ob er die Worte seines Partners als schmeichelhaft oder in Verlegenheit bringend empfinden sollte. Schlussendlich entschied er sich dafür sie als Kompliment anzusehen, denn auf diese Weise waren sie sicherlich auch gemeint worden. "Danke", sagte er darum verlegen und streichelte dem kleinen Baby über sein weiches Haar. Im selben Moment kam ihm jedoch sofort wieder der Gedanke, dass er niemals Vater werden würde. Doflamingo und er waren nicht dazu in der Lage Kinder zu zeugen. Die drei kleinen Gestaltenwandler, die sie aufgenommen hatten, stellte für sie die einzige Möglichkeit dar Kinder großzuziehen. Anscheinend reichten dem Wolf Adoptivkinder jedoch nicht aus. Noch immer schien Doflamingo darauf zu bestehen die Welpen wegzugeben, sobald diese einigermaßen wieder aufgepäppelt worden waren. Crocodile gab es nur ungern zu, doch diese Vorstellung stimmte ihn traurig. Obwohl er die drei Säuglinge erst seit kurzem kannte, waren sie ihm schon über alle Maßen ans Herz gewachsen. Er selbst konnte es sich einfach nicht vorstellen, sie irgendwann wieder wegzugeben. Vermutlich hatte Doflamingo recht: Er war tatsächlich zu weichherzig für das Leben in der freien Natur. "Worüber denkst du nach?" "Ach", meinte Crocodile rasch, der seine bekümmerten Gedanken im Moment nicht mit seinem Partner teilen wollte. "Bloß über passende Namen. Es sind zwei Jungen und ein Mädchen, nicht wahr?" Doflamingo zögerte kurz, ehe er in einem unerwartet ernsten Tonfall erwiderte: "Ich finde, wir sollten ihnen keine Namen geben, Crocodile. Eltern geben ihren Kindern Namen; diese drei kleinen Gestaltenwandler sind jedoch nicht unsere Kinder. Dieses Recht sollten wir lieber den Eltern überlassen, die die Kleinen dauerhaft aufnehmen werden. Alles andere würde es bloß schwieriger für uns machen, wenn wir uns endgültig von ihnen trennen werden. Kannst du das verstehen?" "Hm-hm", machte Crocodile, weil er nicht wollte, dass Doflamingo seine mit Sicherheit belegt klingende Stimme hörte. Er spürte, dass sein Partner näher an ihn heranrückte und sanft eines seiner beiden Katzenohren berührte. Es war das erste Mal seit langem, dass Crocodile diese Berührung als unangenehm empfand; trotzdem ließ er sie zu. "Ich weiß, dass es hart für dich ist", hörte er Doflamingo sagen, "doch es muss sein, Crocodile. Es geht nicht anders. Wir sollten uns nicht zu stark an die Welpen binden. Wir sind nicht ihre Eltern. Und das werden wir auch niemals sein." "Hm-hm", machte Crocodile erneut und wandte sich wieder dem kleinen Baby zu, das er im Arm hielt. Er wurde von zwei hellblauen Augen gemustert. Niedergeschlagenheit und Angst erfüllte Crocodile, als er sich fragte, ob der Wolf sich womöglich von ihm trennen würde, wenn er darauf bestand die Welpen zu behalten. Der Säugling in seinen Armen begann zu wimmern. "Hier, nimm du ihn", meinte Crocodile und gab das Kind an seinen Partner weiter. "Ich weiß nicht, wie man ein weinendes Baby beruhigt. Von solchen Dingen habe ich keine Ahnung. Du musst dich um ihn kümmern." ~ Auch wenn Doflamingo es niemals zugeben würde, fühlte er sich sehr verletzt durch Crocodiles Ablehnung. Es war nicht das erste Mal in ihrer Beziehung, dass der Kater ihm den Sex verweigerte; doch es war das erste Mal, dass er ihn verschmähte, obwohl er eigentlich Lust gehabt hätte. Die Schuld lag Doflamingos Ansicht nach bei den Kindern: Weil sein Partner sich eher den Welpen als ihm verpflichtet fühlte, hatte er ihn abgewiesen. Insgeheim nahm Doflamingo sich vor so bald wie möglich nach passenden Adoptiveltern Ausschau zu halten. Je früher alles wieder zum Alten wurde, desto besser. (Auszug aus Kapitel 3) Kapitel 3: Part I: Ärger im Paradies ------------------------------------ Am nächsten Morgen fühlte Crocodile sich schrecklich gerädert. Doflamingo hatte nicht übertrieben, als er meinte, eine einzelne Person könnte die Pflege dreier Säuglinge niemals allein stemmen. Selbst zu zweit war es unfassbar anstrengend gewesen die Drillinge zu versorgen. Ständig waren sie in der Nacht weinend aufgewacht, wollten entweder gewickelt oder gefüttert werden. Und kaum war das eine Kind beruhigt und endlich wieder hingelegt worden, schrie das nächste auf. "Na, willst du sie immer noch unbedingt behalten?", fragte ihn Doflamingo grinsend, während Crocodile gerade eines der Babies zu beruhigen versuchte. Es brüllte ohne Unterlass; selbst sein kleines Köpfchen war schon knallrot angelaufen. "Kinder bedeuten nun einmal eine Menge Arbeit", erwiderte Crocodile spitz. Um ehrlich zu sein, fühlte er sich schrecklich müde und auch überfordert. Natürlich hatte er gewusst, dass es nicht einfach werden würde die drei Welpen aufzuziehen. Doch damit, dass er nachts nicht einmal eine halbe Stunde lang schlafen konnte ohne von lautem Geschrei aufgeweckt zu werden, hatte er nicht gerechnet gehabt. Selbstverständlich würde er jedoch seinem Partner gegenüber niemals zugeben, dass er die Sache deutlich unterschätzt hatte. Er wollte sich vor Doflamingo keine Blöße geben; dafür war er viel zu stolz. Und natürlich wollte er auch nicht, dass dieser die drei völlig hilflosen Säuglinge weggab. "Gib mir mal den Kleinen", sagte Doflamingo, als es Crocodile auch nach weiteren fünf Minuten nicht gelang das Baby ruhig zu stellen. "Ich habe mehr Erfahrungen im Umgang mit Kindern als du. Vielleicht kann ich ihn beruhigen." Crocodile tat wie ihm geheißen. Er war dankbar für das Angebot seines Partners. So langsam verlor er nämlich die Geduld mit dem schreienden Säugling. Man musste ihm jedoch zugute halten, dass er heute Nacht insgesamt auf höchstens bloß zwei Stunden Schlaf gekommen war. Kaum hatte Doflamingo das Baby auf den Arm genommen, hörte es auf zu schreien und zu weinen. Crocodile warf dem Wolf einen ungläubigen Blick zu. Anschließend seufzte er leise und fuhr sich kopfschüttelnd mit der rechten Hand durch sein dunkles Haar. "Das kann doch nicht wahr sein..." Er konnte es nicht fassen, dass es dem Wolf so unglaublich schnell gelungen war den kleinen Schreihals zu beruhigen. Als handelte es sich dabei um die einfachste Sache der Welt. Doflamingo lachte leise. "Mach dir nichts draus", sagte er und wiegte den Säugling sanft hin und her. "Du bist noch ein echter Anfänger, was solche Dinge angeht. Mit der Zeit wirst du lernen wie man am besten mit einem schreienden Welpen umgeht. Meistens reicht es schon ihn zu wiegen oder ihm ein Lied vorzusingen. Oder man gibt ihm etwas zum Saugen, zum Beispiel einen Schnuller oder auch den kleinen Finger." Crocodile nickte. "Ich wünschte, ich wäre so erfahren wie du", meinte er und konnte ein leises Gähnen nicht ganz unterdrücken. Normalerweise war Crocodile eine sehr belastbare Person, doch er musste zugeben, dass die letzte Nacht ihn furchtbar ausgelaugt hatte. "Der Umgang mit den Kindern wäre viel leichter, wenn ich sie genauso schnell beruhigen könnte." "Du kannst dich gerne für eine Weile schlafen legen", bot der Wolf mit fürsorglich klingender Stimme an. "Du siehst völlig fertig aus." "Ich will dich mit den Kleinen nicht allein lassen", erwiderte Crocodile, obwohl er gegen ein paar Stunden ungestörten Schlaf definitiv nichts einzuwenden hätte. "Derzeit sind die Welpen doch ganz ruhig", meinte Doflamingo. "Und außerdem können wir uns abwechseln. Nachher lege ich mich dann schlafen, während du auf sie aufpasst. Wir sollten den Vorteil ausnutzen, dass wir zu zweit sind." Crocodile nickte. Er machte es sich auf ihrem Schlafplatz gleich neben den anderen beiden Säuglingen gemütlich. Der kleine Junge schlief friedlich, während sich das Mädchen gleichermaßen still und neugierig in der Höhle umsah. Das dritte Kind hielt Doflamingo noch immer im Arm. "Ich frage mich wie lange es wohl dauert, bis es einfacher mit ihnen wird", meinte Crocodile, nachdem er seine Augen geschlossen hatte. Dass im Moment weder Geschrei noch Gebrabbel vonseiten der Kinder zu hören war, empfand er als unfassbar angenehm. "Darauf werden wir nicht hoffen können, denke ich", hörte er Doflamingo sagen. "Es wird mit Sicherheit noch einige Monate dauern bis die Kinder aus den Windeln raus sind und nicht mehr ständig gefüttert werden müssen. Bis dahin werden sie jedoch hoffentlich bereits bei ihren Adoptiveltern sein. Die sollen sich dann mit dem nächtlichen Geschrei herumschlagen. Wenn die Kinder endlich laufen und sprechen lernen, werden sie zum Glück längst nicht mehr unser Problem sein." Diese Aussage versetzte Crocodile einen Stich mitten ins Herz. Natürlich war er sich dessen bewusst, dass Doflamingo nicht vorhatte die Kinder zu behalten. Doch diesen eine solch herzlose Äußerung tätigen zu hören, war noch einmal eine ganz andere Sache. Crocodile konnte die Ansicht seines Partners überhaupt nicht nachvollziehen. Natürlich bedeuteten die Drillinge eine ganze Menge Arbeit für sie beide. Auf der anderen Seite allerdings gab es auch schöne Momente: Wie jetzt gerade zum Beispiel. Auch wenn Crocodile wegen der Babies nachts mehrmals aufstehen musste, um sie zu füttern, zu wickeln oder ihnen einfach nur über den Rücken zu streichen, bereute er es nicht sie aufgenommen zu haben. Noch immer war er überzeugt davon, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. Er selbst sah in den Kindern nicht bloß eine lästige Verpflichtung. Schon als er die Drei das erste Mal gesehen hatte, war es um ihn geschehen gewesen. Und er hoffte, dass es Doflamingo bald ebenso ergehen würde. Crocodile gab einen genussvollen Brummlaut von sich, als er spürte, dass sein Partner ihn sanft hinter einem seiner beiden Ohren zu kraulen begann. Ausnahmsweise benutzte er dafür die rechte Hand, weil er mit der linken noch immer den Kleinen festhielt. "Schlaf jetzt", sagte Doflamingo in einem sanften Tonfall zu ihm. "Du hast dir ein paar Stunden erholsamen Schlaf redlich verdient. Außerdem wirst du all deine Kräfte brauchen, wenn du wieder an der Reihe bist, um auf die Welpen aufzupassen." Er hörte den Wolf leise glucksen. Doflamingo kraulte ihn solange, bis er eingeschlafen war. Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen beobachtete Doflamingo den Kater, während dieser sein Nickerchen hielt. Crocodile war rasch eingeschlafen. Anscheinend hatte ihn bereits die erste Nacht, die sie gemeinsam mit den Kindern verbracht hatte, stärker ausgelaugt als er seinem Partner gegenüber zugeben wollte. Doflamingo nahm es ihm nicht übel. Er wusste genau, dass Crocodile sehr viel an den Welpen lag und er vermeiden wollte, dass sie diese fortgaben. Doflamingos Lächeln schmälerte sich sichtlich, als er sich ausmalte wie schwer es dem Kater fallen würde sich schlussendlich von den Kindern zu trennen. Er wollte Crocodile nicht verletzen, doch für Doflamingo kam es trotzdem nicht infrage diesem zuliebe die Welpen zu behalten. Schon immer hatte er Vater werden wollen, doch bei den Drillingen handelte es sich nicht um seine leiblichen Kinder, womit für ihn persönlich die Diskussion bereits wieder beendet war. Er wusste nicht einmal, woher die kleinen Gestaltenwandler überhaupt stammten. Den Geruch ihrer inzwischen verstorbenen Mutter hatte er niemals zuvor in seinem Revier ausgemacht. Daran hätte Doflamingo sich mit Sicherheit erinnert, denn er besaß ein sehr gutes Gedächtnis, was Gerüche anging. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als einer der Welpen -derselbe Junge, den er bis vor kurzem noch im Arm gehalten hatte- im Schlaf leise zu wimmern begann. Rasch legte Doflamingo ihm seine linke Hand auf den Bauch und ließ sie langsam kreisen; er wollte den Säugling so schnell wie möglich wieder beruhigen, damit Crocodile nicht aufgeweckt wurde. Auch an Doflamingo waren die Anstrengungen der letzten Nacht nicht spurlos vorbeigegangen. Er konnte gut verstehen, dass sein Partner ein paar Stunden erholsamen Schlaf dringend nötig hatte. Schon jetzt freute er sich darauf endlich selbst an die Reihe zu kommen. Gleichzeitig fragte er sich, ob es wohl eine gute Idee sein würde Crocodile mit den Drillingen ganz allein zu lassen. Der Kater hatte im Umgang mit den Säuglingen nicht selten leicht überfordert gewirkt. Auf der anderen Seite würde er sich früher oder später sowieso darauf verlassen müssen, dass sein Partner auch allein mit den Kindern zurechtkam. Er konnte diesen nicht rund um die Uhr unterstützen; immerhin musste er regelmäßig Ausflüge in die Stadt machen, um neue Windeln und Pulvermilch zu besorgen. Ganz zu schweigen von den vielen anderen Verpflichtungen, die er inne hatte; zum Beispiel ihre Höhle vor möglichen Feinden zu verteidigen oder zu jagen. (Auch wenn Crocodile sich inzwischen zu einem fähigen Jäger entwickelt hatte, hielt Doflamingo es noch immer hauptsächlich für seine persönliche Aufgabe dafür zu sorgen, dass sie über genug Nahrung verfügten. Die Beute, die der Kater mit nach Hause brachte, sah er höchstens als eine Art Zusatz an.) Am Ende lief es doch auf ein und dasselbe Ergebnis hinaus: Crocodile würde lernen müssen allein mit den Drillingen zurechtzukommen. Dass der Kater auf Jagd ging oder Besorgungen in der Stadt machte, kam für Doflamingo nicht infrage. Er war deutlich schneller und stärker als sein Partner. Es machte mehr Sinn, wenn er diese Dinge erledigte, während Crocodile Zuhause blieb und sich um die Kinder kümmerte. Crocodile wurde wach, weil er spürte, dass Doflamingo zärtlich an seinem rechten Ohr knabberte, während dieser gleichzeitig beide Hände über seinen Körper wandern ließ. Ihm war sofort klar, worauf der Wolf hinauswollte. Unter anderen Umstände wäre Crocodile womöglich auch auf die Avancen seines Partners eingegangen, doch sobald ihm klar wurde, dass noch immer die drei Säuglinge gleich neben ihnen lagen, verging ihm jede Lust auf Sex. Unsanft stieß er Doflamingo von sich fort und setzte sich anschließend im Bett auf. "Nicht, wenn die Kinder dabei sind", zischte er verärgert. Doflamingo jedoch schien überhaupt nicht nachvollziehen zu können, wieso sein Verhalten unangebracht sein könnte. "Die Welpen schlafen", erwiderte er und näherte sich rasch wieder seinem Partner. "Die bekommen überhaupt nichts von dem mit, was wir tun. Und selbst wenn sie aufwachen sollten: Sie sind doch noch viel zu klein, um zu verstehen, was vor sich geht." "Ich fühle mich trotzdem nicht wohl dabei", meinte Crocodile mit verärgerter Stimme. Für ihn kam es überhaupt nicht infrage mit Doflamingo zu schlafen, während die Drillinge anwesend waren. Allein den Gedanken, dass auch nur eines der Kinder sie beim Sex beobachten könnte, empfand er als furchtbar unangenehm. "Und wann hast du vor wieder mit mir zu schlafen?", hörte er die enttäuscht klingende Stimme seines Partners fragen. "Etwa erst dann wieder, wenn wir die Kinder abgegeben haben? Es könnte Wochen dauern, bis wir passende Adoptiveltern gefunden haben!" "Ich denke, dass die Kleinen derzeit eine höhere Priorität haben als Sex", warf Crocodile mit zusammengezogenen Augenbrauen ein. Er war sich dessen bewusst, dass Geschlechtsverkehr eine sehr große Rolle im Leben des Wolfes einnahm; auch er selbst genoss den Sex, den sie miteinander hatten. Trotzdem war er der Ansicht, dass es wichtigere Dinge gab. "Mir ist klar, dass wir uns um die Welpen kümmern müssen", lenkte Doflamingo ein. "Doch mir ist es auch wichtig, dass wir unsere Beziehung nicht vernachlässigen. Derzeit schlafen die Kleinen doch, nicht wahr? Es spricht überhaupt nichts dagegen Sex zu haben." "Ich will nicht, dass sie zusehen", gab Crocodile zurück und ließ seinen Blick zu den drei Säuglingen hinüber schweifen, die neben ihnen beiden im Bett lagen und friedlich schlummerten. "Dann lass uns in einen anderen Raum gehen", schlug der Wolf vor. "Die Höhle ist groß genug; wir werden sicher ein schönes Plätzchen finden." "Aber ich will die Babies nicht allein lassen", hielt Crocodile skeptisch dagegen. "Womöglich wachen sie auf, weil sie hungrig werden oder gewickelt werden müssen. Und dann wären wir nicht da, um für sie zu sorgen." Doflamingo rollte mit den Augen. Schließlich meinte er: "Es schadet nicht, wenn man ein Kind ab und an mal weinen lässt. Ich finde, dass wir beide uns eine kleine Auszeit verdient haben, nachdem wir uns so gut um die Welpen gekümmert haben. Es wird auch ihnen zugute kommen, wenn wir beide hinterher entspannter sind als vorher." Crocodile zögerte; er war hin- und hergerissen. Auf der einen Seite hätte er durchaus nichts dagegen sich ein paar nette Stunden mit seinen Partner zu machen. Doflamingo war ein sehr guter Liebhaber und sorgte immer dafür, dass ihm der Sex gefiel. Auf der anderen Seite machte er sich große Sorgen um die Säuglinge. Sie waren noch so klein und absolut hilflos. Er wollte nicht riskieren, dass ihnen etwas zustieß. Schlussendlich schüttelte Crocodile den Kopf. "Ein anderes Mal", vertröstete er den Wolf. "Zumindest in der ersten Zeit möchte ich sichergehen, dass es den Kleinen an nichts fehlt. Wir haben uns dazu entschlossen sie aufzunehmen, also sollten wir ihre Pflege auch nicht auf die leichte Schulter nehmen. Sie werden doch sowieso nicht allzu lange bei uns bleiben, nicht wahr?" "Du und dein verdammtes Pflichtbewusstsein", knurrte Doflamingo, doch ließ die Sache ansonsten auf sich zu beruhen. Anstatt einen Streit vom Zaun zu brechen oder weiterhin zu versuchen seinen Partner zu überzeugen, erhob er sich und meinte: "Ich gehe jagen." Crocodile wollte zuerst einwenden, dass ihre Speisekammer noch immer beinahe komplett voll war, doch entschied sich schließlich lieber dafür zu schweigen. Er spürte sehr deutlich, dass der Wolf verärgert und enttäuscht war. Crocodile konnte die negativen Gefühle seines Partners nachvollziehen, doch er war der Ansicht, dass ihre derzeitige Lebenssituation eben ein paar Opfer forderte. Wenn sie vorhatten die Kinder zu vernachlässigen, hätten sie sie auch gleich im Wald zurücklassen können. Doflamingo versuchte ein wenig Frust abzulassen, indem er über mehrere Kilometer hinweg ein junges Reh verfolgte. Er ließ das arme Tier immer wieder an Vorsprung gewinnen, damit es nicht die Hoffnung verlor und weiterlief. Erst als es nach fast zwei Stunden vollkommen erschöpft zusammenbrach, erbarmte Doflamingo sich und tötet das Reh mit einem gezielten Biss in den Hals. Obwohl seine Jagd erfolgreich verlaufen war und sich die Hitze in seinen Muskeln gut anfühlte, war Doflamingo trotzdem nicht zufrieden. Ein wildes Tier zu erlegen bereitete ihm Freude, doch es war nicht dasselbe wie Sex mit seinem Partner zu haben. Auch wenn Doflamingo es niemals zugeben würde, fühlte er sich sehr verletzt durch Crocodiles Ablehnung. Es war nicht das erste Mal in ihrer Beziehung, dass der Kater ihm den Sex verweigerte; doch es war das erste Mal, dass er ihn verschmähte, obwohl er eigentlich Lust gehabt hätte. Die Schuld lag Doflamingos Ansicht nach bei den Kindern: Weil sein Partner sich eher den Welpen als ihm verpflichtet fühlte, hatte er ihn abgewiesen. Insgeheim nahm Doflamingo sich vor so bald wie möglich nach passenden Adoptiveltern Ausschau zu halten. Je früher alles wieder zum Alten wurde, desto besser. Er war eine sehr eifersüchtige Person und ihm gefiel der Gedanke nicht den Kater mit jemand Anderem teilen zu müssen; selbst wenn es sich nicht um einen echten Konkurrenten, sondern bloß um ein paar Babies handelte. Wären es Doflamingos eigene Kinder gewesen, die so viel Aufmerksamkeit von seinem Partner forderten, hätte er womöglich eine Außnahme gemacht und sich darum bemüht sich zurückzuhalten. Doch da es sich bei den Welpen bloß um kurzfristige Besucher handelte, war Doflamingo der Meinung, dass Crocodile sich deutlich mehr um ihre Partnerschaft als um die Pflege der Säuglinge kümmern sollte. Der Kater übertrieb maßlos in seiner Fürsorge. Vermutlich, dachte Doflamingo sich, lag dies an dem Umstand, dass Crocodile in seinem Leben bisher nur sehr wenig mit Kindern zu tun gehabt hatte. Dieser Gedanke stimmte ihn ein wenig versöhnlicher. Mit dem Leib des erlegten Rehs im Maul machte Doflamingo sich auf den Weg zurück nach Hause. Während er den Wohn- und Schlafbereich seiner Höhle durchquerte, um zur Speisekammer zu gelangen, stellte er fest, dass der Kater noch immer bei den Kindern saß. Die Welpen schienen allesamt wach zu sein, doch weinten oder quengelten nicht. Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete Doflamingo, dass Crocodile den Kleinen immer wieder über das Haar oder den Bauch strich, um sie ruhig zu halten. Es handelte sich um außerordentlich sanfte und liebevolle Berührungen. Und obwohl Doflamingo jetzt eigentlich fürchterlich eifersüchtig werden müsste, empfand er stattdessen eine seltsame Art von Stolz. Es freute ihn, dass sein Partner inzwischen so gut mit den Kindern zurechtkam und sich in ihrer Nähe wohl zu fühlen schien. Normalerweise war Crocodile eine eher zurückhaltende Person, die allem Neuen gegenüber misstrauisch eingestellt war und viel Zeit brauchte, ehe sie jemanden an sich heranließ. Die drei Welpen jedoch schienen das Herz des Katers im Sturm erobert zu haben. "Wie ist es dir mit den Kleinen ergangen, während ich auf Jagd war?", fragte Doflamingo, nachdem er das mitgebrachte Reh in der Speisekammer verstaut hatte. Er legte von hinten zärtlich seine Arme um den Körper seines Partners, während er sein Kinn auf dessen Schulter bettete. Es fühlte sich unwahrscheinlich gut an dem Kater so nah zu sein. "Haben sie viel geweint?" Crocodile schüttelte den Kopf und sagte: "Sie waren die meiste Zeit über ruhig." Er schloss für einen Moment seine Augen und Doflamingo stellte zufrieden fest, dass sein Partner sich in ihrer Umarmung sehr wohl zu fühlen schien. Er begann sogar leise zu schnurren. "Hast du etwas gegessen, während ich weg war?", fragte Doflamingo nach einer Weile. Erneut schüttelte Crocodile den Kopf. Plötzlich fiel Doflamingo auf, wie erschöpft der Kater doch wirkte. Vermutlich war es auch dann, wenn die Drillinge sich relativ ruhig verhielten, sehr anstrengend sich um diese zu kümmern. Immerhin war Crocodile ganz allein gewesen. "Ich hole dir etwas zu essen", meinte Doflamingo, der sich sofort um seinen Partner zu sorgen begann. "Du solltest dich selbst nicht vernachlässigen, während du dich um die Kinder kümmerst, Crocodile. Es ist wichtig, dass du genug isst und schläfst. Ich möchte nicht, dass du womöglich noch zusammenbrichst vor Erschöpfung." "Du übertreibst", erwiderte der Kater, doch nahm bereitwillig das großzügige Stück Rehfleisch entgegen, dass sein Partner ihm reichte. "Außerdem stellst du dir alles sehr einfach vor. Es wird schwierig werden genug Schlaf zu finden, wenn ständig eines der Babies schreit. Sie müssen alle paar Stunden gefüttert und gewickelt werden. Ich denke nicht, dass wir in den nächsten Wochen auch nur eine einzige Nacht werden durchschlafen können." "Es ist schon gut", sagte Doflamingo. "Von mir aus kann ich mich heute Nacht um die Kinder kümmern, während du schläfst. Du machst einen sehr müden Eindruck." "Mir geht es nicht schlechter als dir", warf Crocodile zwischen zwei Bissen ein. "Wie wäre es, wenn wir uns stattdessen die Zeit aufteilen? Ich versorge die Babies in der ersten Hälfte der Nacht und du in der zweiten." "Lass es uns ab morgen auf diese Weise machen", erwiderte Doflamingo. "Heute Nacht darfst du durchschlafen. Immerhin hast du dich eben schon ganz allein um die Kleinen gekümmert." "Während du auf Jagd warst", fügte der Kater an. "Trotzdem." Allmählich verlor Doflamingo die Geduld. Er schätzte es sehr, dass Crocodile ihn mit der Pflege der Welpen nicht allein lassen wollte, aber er konnte nicht verstehen, wieso dieser manchmal doch so schrecklich stolz und stur sein musste. Für Doflamingo war es eine absolute Selbstverständlichkeit, dass er das Wohl seines Partners über sein eigenes stellte; immerhin war er der Stärkere und Belastbarere von ihnen beiden. "Heute Nacht schläfst du durch, während ich für die Kinder sorge. Es macht mir wirklich nichts aus. Warum nur musst du dich gegen jede Gefälligkeit wehren, die man dir erweisen möchte?" Crocodile seufzte und gab schließlich klein bei. "Gut von mir aus", sagte er. "Aber ab morgen teilen wir uns die Nächte auf. In Ordnung?" "In Ordnung", meinte Doflamingo und entspannte sich ein wenig. "Bist du satt? Ich kann dir auch einen Hasen oder eine Ente aus der Speisekammer bringen, wenn du immer noch hungrig sein solltest." ~ Die Vorstellung, sich nun wieder um die Kinder kümmern zu müssen, reizte ihn nicht sonderlich stark, wenn er ehrlich war. Lieber wäre er noch ein wenig länger draußen im Wald geblieben, hätte den Sonnenuntergang beobachtet und sehnsüchtig auf die ersten Schneeflocken des Jahr gewartet. Doch es nützte alles nichts: Crocodile war eine sehr verantwortungsvolle Person und er wusste genau, dass er sich vor seinen sich selbst auferlegten Pflichten nicht drücken durfte. Immerhin ging es um das Wohlergehen seiner kleinen Welpen! (Auszug aus Kapitel 4) bye sb Kapitel 4: Part I: Papa Doflamingo und Mama Crocodile ----------------------------------------------------- Doflamingo, der derzeit in der Gestalt seines Tiergeistes unterwegs war, suchte unter den ausladenden Ästen einer alten Buche Schutz vor dem Regen und schüttelte sein inzwischen komplett durchnässten Fell. Er hatte einen Ausflug in die Stadt unternommen, um neue Utensilien für die Welpen zu besorgen; es war unglaublich wie rasend schnell die Windeln und die Pulvermilch von den drei Kindern aufgebraucht wurden. Allein in dieser Woche war Doflamingo schon zweimal losgezogen. Ansonsten verbrachte er viel Zeit damit zu jagen; die Speisekammer war beinahe leer und man spürte deutlich, dass der Winter kurz bevor stand. Er musste dringend weitere Vorräte anlegen, damit er und sein Partner auch bei starkem Schneefall gut durch die kalte Jahreszeit kommen würden. Gerne wäre Doflamingo öfter bei Crocodile und den Kindern, doch er sah wohl oder übel ein, dass andere Dinge Vorrang hatten. Da der Kater die meiste Zeit über Zuhause blieb, um sich um die Welpen zu kümmern, betrachtete Doflamingo es als eine Selbstverständlichkeit, dass er für Nahrung und Schutz zu sorgte. Insgeheim sah er sich selbst längst als das Familienoberhaupt an: Immerhin war er der Älteste und Stärkste. Er fühlte sich sehr wohl in dieser ihm nicht unbekannten Rolle. Doflamingo schüttelte sich ein weiteres Mal, ehe er seinen Weg fortsetzte. Die Höhle, die er gemeinsam mit seinem Partner (und den Kindern) bewohnte, war nicht mehr weit entfernt. Und auch wenn er es niemals zugegeben hätte, freute er sich sehr auf sein warmes Bett. Der Regen, der bloß als harmloser Schauer begonnen hatte, wurde mit jeder Minute stärker. Selbst Doflamingo, der sehr dichtes Fell besaß, spürte bereits die Feuchtigkeit auf seiner Haut. Es war ein furchtbar unangenehmes Gefühl. Ein erleichtertes Seufzen entwich seiner Kehle, als er endlich sein Zuhause erreichte. Noch während Doflamingo den Eingangsbereich der Höhle durchquerte, nahm er wieder seine menschliche Gestalt an. Rasch legte er die Tüte mit den mitgebrachten Einkäufen zur Seite und schälte sich aus seiner nassen Kleidung. Da es sehr früh am Morgen war, ging Doflamingo davon aus, dass Crocodile noch schlief. Er wünschte sich im Moment nichts sehnlicher als zu seinem Partner ins Bett zu schlüpfen, dessen Körperwärme zu spüren und ein paar Stunden erholsamen Schlaf zu finden. Auf leisen Sohlen schlich Doflamingo durch die Höhle und huschte zu dem Schlafplatz hinüber, den er sich mit Crocodile und den Drillingen teilte. Kaum fiel sein Blick auf das Durcheinander von weichen Fellen und Decken, in dem seine Familie es sich gemütlich gemacht hatte, setzte Doflamingos Herz für einen kurzen Moment lang aus. Das Bild, das sich ihm bot, war einfach nur unfassbar niedlich: Crocodile, der beim Schlafen meistens auf der Seite lag, hatte seinen Arm schützend um die Körper der drei ebenfalls friedlich schlummernden Welpen gelegt. Den kleinen Jungen, der am häufigsten nach Aufmerksamkeit verlangte, hielt er besonders dicht am Körper; im Schlaf hatte dieser seine beiden Fäustchen im schulterlangen Haar des Katers vergraben. Doflamingo war vollkommen entzückt. Behutsam legte er sich dazu, kuschelte sich eng an Crocodile und die Säuglinge, die sich zwischen ihnen befanden. Das Mädchen weckte er beinahe auf, es quäkte kurz, doch beruhigte sich schnell wieder, als er ihm zärtlich mit seiner linken Hand über den Kopf strich. "Alles ist gut", hauchte Doflamingo und ließ seinen Blick über die Szenerie schweifen. "Ich bin es, Kleines." Zum ersten Mal seit langem erweckte der Kater keinen besorgten und angespannten Eindruck. Im Schlaf strahlte Crocodile eine sehr angenehme Art von Ruhe aus, die sowohl auf die Welpen als auch auf Doflamingo selbst überzugehen schien. Auch wenn er es versucht hätte, wäre es ihm nicht möglich gewesen in Worte zu fassen, wie unglaublich wohl er sich in diesem Augenblick einfach bloß fühlte. Doflamingo lächelte. Er strich mit den Fingern der linken Hand über die blasse Wange des Katers, während er gleichzeitig sanft seine Lippen auf das Köpfchen des nächstliegenden Säuglings drückte. Zum ersten Mal kam Doflamingo der Gedanke, dass er Momente wie diesen hier bestimmt vermissen würde, wenn die Welpen fort waren. Als Crocodile am nächsten Morgen aufwachte, war er vor allen Dingen überrascht von der angenehmen Stille, die im Schlaf- und Wohnbereich der Höhle herrschte. Normalerweise wurde ständig irgendwo Lärm verursacht: Entweder quasselte Doflamingo oder mindestens einer der Säuglinge weinte und verlangte nach Aufmerksamkeit. Derzeit jedoch war nichts zu vernehmen außer das Geräusch von leisen und gleichmäßigen Atemzügen. Crocodile blieb einige Minuten lang wach im Bett liegen und genoss die entspannte Atmosphäre, ehe er sich langsam erhob. Auch wenn im Moment alles ruhig zu sein schien, wusste er doch, dass es sich bloß um eine Frage der Zeit handelte, bis eines der Babies aufwachen würde. Für diesen Fall wollte er schon den Muttermilchersatz vorbereitet haben. Crocodile war sehr froh darüber, dass der Wolf bereits aus der Stadt zurückgekehrt war. Der Rest an Pulvermilch, den sie noch da gehabt hatten, hätte kaum auch nur für einen einzigen der drei Säuglinge ausgereicht. Es überraschte Crocodile in welcher Geschwindigkeit die Drillinge alles aufbrachten. Ständig musste er die Kleinen füttern, wickeln, baden, ihre Kleidung waschen und noch vieles mehr tun. Währenddessen war Doflamingo zumeist auf Jagd oder schlich in die Stadt, um dort neue Pulvermilch, Windeln und Weiteres für die Kinder zu besorgen. Während Crocodile die Pulvermilch mit sauberem Wasser vermischte, kam ihm der Gedanke, dass er seinen Partner beim nächsten Ausflug in die Stadt begleiten könnte. Zu zweit waren sie dazu in der Lage deutlich mehr Utensilien zu tragen. Oder er könnte auf Jagd gehen, während der Wolf sich um die Drillinge kümmerte. Crocodile verbrachte gerne Zeit mit den Kindern, doch wenn er ehrlich war, dann fiel ihm manchmal auch die Decke auf den Kopf. Er sehnte sich danach endlich wieder kalten Wind im Gesicht zu spüren und einem Marder oder Rebhuhn hinterherzujagen. Inzwischen war er es gewohnt sich viel zu bewegen; und immer nur Zuhause zu bleiben und die Welpen zu versorgen lastete ihn nicht aus. Crocodile nahm sich vor seinen Partner heute darauf anzusprechen. Er sah keinen Grund, wieso dieser seine Vorschläge ablehnen sollte. Gerade befüllte ein Fläschchen mit Milch, als ihn lautes Babygeschrei aus seinen Gedanken riss. Crocodile seufzte leise, doch bemühte sich darum sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Er war längst nicht mehr so unsicher im Umgang mit den Kindern wie zu Beginn; mittlerweile hatte er sich eine gewisse Routine angeeignet. Ohne aufzuhetzen setzte Crocodile seine Aufgabe fort. Erst als die kleine Flasche voll und der Nuckelaufsatz befestigt war, ging er zu dem weinenden Säugling hinüber. Es überraschte ihn nicht, als er feststellte, dass es sich bei dem schreienden Welpen um denjenigen handelte, den er im Schlaf besonders dicht an seinem Körper gehabt hatte. Der kleine Junge machte insgesamt einen weniger robusten Eindruck als seine beiden Geschwisterchen. Er schrie am meisten, wachte in der Nacht am häufigsten auf und benötigte auch die meiste Milch. Crocodile hatte sich nicht die Mühe gemacht mitzuzählen, doch er schätzte, dass er diesen Welpen an einem Tag mindestens zweimal öfter fütterte als seinen Bruder oder seine Schwester. Auch bei diesem Phänomen handelte es sich um eine Sache, über die Crocodile sich mit Doflamingo unterhalten wollte. Er kannte sich mit Kindern nicht sonderlich gut aus und er befürchtete, dass die zusätzliche Aufmerksamkeit, die der kleine Junge benötigte, ein schlechtes Zeichen sein könnte. Hoffentlich, dachte Crocodile besorgt und hob ebenjenen Welpen hoch, um ihn zu füttern, war der Kleine gesund. "Guten Morgen", meinte Doflamingo an seinen Partner gewandt. Er lag noch immer im Bett und rieb sich verschlafen die Augen. Das Weinen eines der Welpen hatte ihn aufgeweckt; um den kleinen Schreihals schien sich glücklicherweise jedoch schon der Kater zu kümmern. "Morgen", erwiderte Crocodile und wandte sich gleich wieder dem Säugling zu. Der kleine Junge verschlang sehr gierig die angebotene Milch, stellte Doflamingo fest. Crocodile fuhr ihm zärtlich mit einer Hand über seinen Kopf und über die kleinen Fellöhrchen, nachdem er die leergetrunkene Flasche zur Seite gestellt hatte. Doflamingo konnte ein liebevolles Lächeln nicht ganz unterdrücken. "Was möchtest du essen?", fragte er, während er aufstand und sich streckte, um seine noch immer müden Glieder aufzuwecken. Auch wenn er sehr gut geschlafen hatte, war er längst nicht auf die Anzahl von Stunden gekommen, die er eigentlich benötigte. Wie auch immer, zu meckern würde ihm auch nichts nützen. Doflamingo hatte vor gemeinsam mit seinem Partner zu frühstücken und anschließend wieder auf Jagd zu gehen, sollte ihm das Wetter keinen Strich durch die Rechnung machen. Da ihnen beiden die zusätzliche Beute, die normalerweise der Kater mit nach Hause brachte, fehlte und sie außerdem Vorräte für den Winter benötigten, startete er so viele Jagdzüge wie möglich. Er wollte nicht, dass sein Partner oder die Kinder Hunger leiden mussten. Die Welpen waren inzwischen etwa vier, vielleicht viereinhalb Monate alt, schätzte Doflamingo. Alle drei waren bereits dazu in der Lage ihren Kopf alleine oben zu halten; das Mädchen konnte sogar schon selbstständig sitzen. Bald würden sie sich mit dem Muttermilchersatz allein nicht mehr zufriedengeben, sondern nach klein gemachten Fleisch verlangen. Sie benötigten also dringend zusätzliche Fleischvorräte. "Ich habe noch keinen Appetit", meinte Crocodile und legte den kleinen Jungen, den er bis vor kurzem noch im Arm gehalten hatte, zurück. Vermutlich rechnete er damit, dass jeden Moment der nächste Säugling aufwachen würde und wollte schon einmal das nächste Fläschchen vorbereiten. Auch wenn Doflamingo die Strebsamkeit seines Partners guthieß, zog er besorgt beide Augenbrauen zusammen. "Du musst vernünftig essen", sagte er. "Wenn du die ganze Zeit über ausgehungert und kraftlos bist, tust du weder dir selbst noch den Kindern etwas Gutes. Es ist wichtig, dass du dir ab und an ein wenig Zeit für dich selbst nimmst. Wenigstens um zu essen und zu schlafen." Crocodile zögerte kurz, ehe er erwiderte: "Ich werde etwas essen, sobald ich alle Babies gefüttert habe. Ich bin mir sicher, dass die anderen beiden jeden Moment aufwachen. Morgens werden sie so gut wie immer ungefähr zur gleichen Zeit wach." "In Ordnung", sagte Doflamingo, der froh darüber war, dass sein Partner ein wenig Einsicht zeigte. "Dann warte ich solange. Ich möchte gerne mit dir zusammen frühstücken. Wenn du möchtest, kann ich dir auch beim Füttern der Kinder helfen." Der Kater nickte. "Das wäre sehr lieb von dir", meinte er, gerade als der zweite Welpe aufwachte und diesen Umstand laut schreiend seinem Umfeld kundtat. Es handelte sich um das Mädchen. Doflamingo hob es hoch und wiegte es sanft, ehe er das Fläschchen entgegennahm, das Crocodile ihm reichte. Dieser wirkte sehr erleichtert angesichts der Tatsache, dass sein Partner ihn bei der Pflege der Säuglinge unterstützte, auch wenn dies eigentlich nicht zu seinem Aufgabenbereich gehörte. Doflamingo nahm es ihm nicht übel. Er wusste, dass das Aufziehen von Welpen unfassbar anstrengend sein konnte. Für eine Weile saßen sie beide einfach bloß da und kümmerten sich um die Kinder, die bald allesamt wach waren und nach Aufmerksamkeit verlangten. Gerade versuchte Doflamingo einen der beiden kleinen Jungen zu beruhigen, als er Crocodile plötzlich sagen hörte: "Wie wäre es, wenn ich heute mit dir auf Jagd gehe? Wir müssen Vorräte für den Winter anlegen, nicht wahr?" Doflamingo warf seinem Partner einen zweifelnden Blick zu; er glaubte sich verhört zu haben. "Das geht nicht", erwiderte er schließlich in einem ruhigen, doch ernsten Tonfall. "Einer von uns beiden muss hierbleiben, um für die Kinder zu sorgen. Bist du nicht sonst derjenige, der sie unter keinen Umständen allein lassen möchte?" "Vielleicht war ich zu Beginn ein wenig überfürsorglich", gestand Crocodile und fuhr sich mit einer Hand durch sein dunkles Haar. "Doch inzwischen habe ich gelernt, dass die Welpen nicht so fragil sind wie ich geglaubt hatte. Sie werden es überstehen, wenn wir sie für eine Weile allein lassen." "Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist", hielt Doflamingo dagegen. "Es ist ein großer Unterschied, ob man sich bloß in einem anderen Raum aufhält oder sie vollkommen sich selbst überlässt. Es wäre verantwortungslos die Kinder allein in der Höhle zurückzulassen." "Wie wäre es dann, wenn du Zuhause bleibst und dich um sie kümmerst, während ich auf Jagd gehe?", schlug Crocodile vor. Doflamingo schüttelte den Kopf. In seinen Augen ergaben die Worte des Katers überhaupt keinen Sinn. Die Aufgabenteilung, die sich bei ihnen beiden eingebürgert hatte, funktionierte bisher außerordentlich gut; er sah keinen Grund, wieso sie diese verändern sollten. Wie kam Crocodile bloß auf solch verrückte Ideen? Immerhin war er doch normalerweise eine rational denkende und sehr vernünftige Person. "Es würde keinen Sinn machen die Rollen zu tauschen", erklärte Doflamingo. "Wir benötigen jetzt jedes Gramm Fleisch, das wir bekommen können. Bald bricht der Winter über uns herein. Viele Tiere halten Winterschlaf; und diejenigen, die es nicht tun, sind aufgrund von Schneefall nur schwer zu fangen. Ohne Vorräte werden wir die kalte Jahreszeit nicht überstehen. Und da einer von uns beiden wegen der Pflege der Welpen ausfällt, muss eben der andere umso mehr Fleisch besorgen. Und dass ich dazu in der Lage größere Beutetiere zu erjagen als du, ist eine unbestreitbare Tatsache. Es handelt sich ganz einfach um die vernünftigste Lösung, wenn ich mich um die Jagd kümmere, während du die Kinder versorgst, Crocodile." "Könntest du trotzdem auf die Kleinen aufpassen?", fragte Crocodile nach. "Du sagtest doch gerade eben, dass ich mir ab und an ein wenig Zeit für mich selbst nehmen soll, nicht wahr? Ein paar Stunden Freizeit könnte ich jetzt gut gebrauchen. Ich werde völlig verrückt, wenn ich immer nur Zuhause bleibe. Ich möchte die Sonne auf meiner Haut fühlen und das Gezwitscher von Vögeln hören. Morgen können wir dann wieder entsprechend der üblichen Regelung vorgehen. Wäre das in Ordnung für dich, Doflamingo?" Doflamingo zögerte; er war hin- und hergerissen. Auf der einen Seite sagte ihm der Gedanke, ihr derzeitiges Rollenverhältnis aufzubrechen, überhaupt nicht zu. Auch wenn er gerne mehr Zeit mit Crocodile und den Kindern verbringen würde, gefiel ihm ihre derzeitige Lebenssituation prinzipiell sehr gut. Er wurde an die Ordnung zurückerinnert, die früher in seinem alten Rudel geherrscht hatte. Auf der anderen Seite jedoch konnte Doflamingo auch die Wünsche des Katers nachvollziehen. Er wusste, dass es schrecklich anstrengend sein konnte sich um gleich drei Welpen auf einmal zu kümmern; vor allem wenn man so gut wie keine Erfahrungen besaß, was die Pflege von Säuglingen anging. Außerdem freute es ihn, dass Crocodile im Umgang mit den Welpen ein wenig lockerer zu werden begann. Doflamingo hoffte, dass sein Partner bald auch wieder ein wenig mehr Zeit für ihn erübrigen würde. Noch immer wurde er oft eifersüchtig, weil dieser den Kindern mehr Aufmerksamkeit schenkte als ihm. Schlussendlich beschloss er der Bitte des Katers nachzukommen. Doflamingo nickte und meinte: "Gut, von mir aus. Ich bleibe für eine Weile Zuhause und kümmere mich um die Welpen. Du hast dir eine Auszeit redlich verdient. Aber bleib bitte nicht zu lange weg, ja? Wenigstens heute Abend möchte ich noch einen Jagdzug starten." Crocodile nickte; er machte einen sehr erleichterten Eindruck. "Ist gut", meinte er. "Ich werde nur für ein paar Stunden wegbleiben. Lange bevor es dunkel wird, bin ich wieder da. Versprochen, Doflamingo." Es tat unwahrscheinlich gut sich draußen auszutoben. Crocodile nahm die Gestalt seines Tiergeistes an, kaum hatte er die Höhle verlassen. Er streckte seine Glieder und raste aus purer Freude im Wald umher. Erst jetzt wurde ihm wirklich bewusst wie nötig er eine Auszeit gehabt hatte. Sich um die Drillinge zu kümmern stellte eine echte Herausforderung dar; vor allem wenn Doflamingo nicht Zuhause war, um ihn zu unterstützen. Nur selten hatte er mal einen Moment ganz für sich allein. Crocodile bereute es nicht die Babies aufgenommen zu haben, doch er gab ehrlich zu, dass es unheimlich guttat wenigstens ab und an von seinen Vaterpflichten befreit zu werden. Gerade als er den dicken Stamm einer Eiche umrundete, machte Crocodile plötzlich eine Gruppe Rebhühner aus. Rasch ging er in Deckung und beäugte die schmackhaften Hühner aufmerksam. Sicherlich würde Doflamingo sich darüber freuen, wenn er ein wenig Beute mit nach Hause brachte, dachte er und leckte sich über die Lippen. Rebhühner aßen der Wolf und er mit am liebsten. Auf leisen Sohlen schlich Crocodile sich näher an seine Beute heran; die arglosen Hühner schienen ihn zum Glück noch nicht bemerkt zu haben. Er wartete gespannt, doch nicht ungeduldig auf den richtigen Moment. Crocodile ließ seine Chance nicht ungenutzt verstreichen: In einem einzigen Satz stürzte er sich auf das größte Rebhuhn und tötete es rasch mit einem gezielten Biss in die Kehle. Anschließend hetzte er noch einem zweiten Huhn hinterher, das er ebenfalls erwischte. Der Rest der Gruppe stob in alle Richtungen auseinander und war für ihn leider nicht mehr zu fassen. Trotzdem ärgerte Crocodile sich nicht. Zwei Hühner waren kein schlechter Fang. Sicher würde Doflamingo sich über die Delikatesse freuen. Als Crocodile sich gegen Ende des Tages mit den beiden erlegten Rebhühner im Arm wieder auf den Heimweg machte, musste er sich wohl oder übel eingestehen, dass er ein Stück weit niedergeschlagen war. Die Vorstellung, sich nun wieder um die Kinder kümmern zu müssen, reizte ihn nicht sonderlich stark, wenn er ehrlich war. Lieber wäre er noch ein wenig länger draußen im Wald geblieben, hätte den Sonnenuntergang beobachtet und sehnsüchtig auf die ersten Schneeflocken des Jahr gewartet. Doch es nützte alles nichts: Crocodile war eine sehr verantwortungsvolle Person und er wusste genau, dass er sich vor seinen sich selbst auferlegten Pflichten nicht drücken durfte. Immerhin ging es um das Wohlergehen seiner kleinen Welpen! "Da bist du ja", begrüßte ihn der Wolf ungeduldig, als er den Wohn- und Schlafbereich der Höhle betrat. "Ich habe schon angefangen mir Sorgen zu machen. Außerdem brauche ich deine Hilfe: Einer der beiden Jungen will sich einfach nicht beruhigen lassen. Ganz gleich, was ich auch tue: Er hört nicht auf zu schreien. Versuch du einmal ihn ruhig zu stellen." Crocodile seufzte leise, doch nahm bereitwillig den weinenden Säugling entgegen, den sein Partner ihm reichte. Es ärgerte ihn, dass er sofort wieder in Regress genommen wurde, kaum dass er Zuhause angekommen war, doch ihm blieb wohl keine andere Wahl. Crocodile warf einen skeptischen Blick auf den schreienden und sich windenden Welpen in seinen Armen; sein Gesicht war knallrot angelaufen und sein buschiges Schwänzchen peitschte aufgeregt umher. Es wunderte ihn nicht, als er feststellte, dass es sich um sein kleines Sorgenkind handelte. "Wie lange geht das schon so?", fragte er Doflamingo, während er den Säugling langsam wiegte. "Seit etwa einer dreiviertel Stunde", erwiderte der Wolf. Erst jetzt bemerkte Crocodile, wie matt die Stimme seines Partners doch klang. "Die anderen beiden Kinder haben sich die ganze Zeit über relativ ruhig verhalten, aber er schreit und weint ohne Unterlass." "Hast du schon versucht ihn zu füttern?" "Natürlich", erwiderte Doflamingo in einem beinahe beleidigt klingenden Tonfall. "Bestimmt drei- oder viermal, doch er hat die Milch jedes Mal abgelehnt. Seine Windeln sind auch noch trocken. Nun, manchmal weinen Welpen einfach ohne Grund. Hoffentlich gelingt es dir ihn zu beruhigen. Ansonsten bleibt uns wohl nichts anderes übrig als den Lärm auszusitzen." "Er weint sehr oft", erklärte Crocodile, während er den kleinen Jungen sanft auf die Stirn küsste. "Viel öfter als sein Bruder oder seine Schwester. Meinst du, dass mit ihm womöglich etwas nicht stimmt?" Doflamingo zuckte mit den Schultern. "Babies weinen eben viel", sagte er schließlich. "Und nur weil die Kleinen Drillinge sind, bedeutet es nicht, dass sie sich in jeder Hinsicht ähneln müssen. Es ist prinzipiell kein schlechtes Zeichen, wenn er öfter weint als seine Geschwister. Du solltest dir keine Sorgen machen, solange er keine echten Symptome einer Krankheit zeigt." Crocodile nickte. Die Worte seines Partners erleichterten ihn. Vor allem in letzter Zeit war ihm häufig der Gedanke gekommen, dass der Welpe womöglich nicht gesund sein könnte. Da Doflamingo jedoch keine akute Gefahr zu sehen schien, beruhigte Crocodile sich wieder ein wenig. Er hoffte bloß, dass der Wolf recht behalten würde. ~ "Ich habe gewusst, dass er krank ist", hörte Doflamingo Crocodile murmeln. Dann meinte dieser mit ein wenig lauterer Stimme: "Was hat er? Wird er wieder gesund werden?" "Ich weiß es nicht", antwortete Doflamingo wahrheitsgemäß. "Er hat hohes Fieber, das steht fest, doch ansonsten kann ich keine Aussage darüber machen, was ihm fehlt. Fieber kann ein Symptom vieler Krankheiten sein. Im besten Fall ist es bloß eine harmlose Erkältung." "Und im schlimmsten Fall?" Crocodile wischte sich mit der rechten Hand nervös über den Mund. Seine beiden Katzenohren zuckten aufgeregt, während sein Schwanz bewegungslos da lag. bye sb Kapitel 5: Part I: Sechster Sinn -------------------------------- Crocodile seufzte frustriert auf und zog zum allerersten Mal ernsthaft in Erwägung, einfach im Bett liegen zu bleiben und das Kind solange schreien zu lassen, bis es von selbst wieder Ruhe gab. In dieser Nacht war er mindestens schon ein Dutzend mal aus dem Schlaf gerissen worden und der Sonnenaufgang war noch lange nicht in Sicht. Schlussendlich raffte Crocodile sich allerdings doch auf, nahm den schreienden Welpen hoch und versuchte ihn zu beruhigen. Wenigstens Doflamingo sollte einige Stunden Schlaf finden, dachte er sich, während er prüfte, ob die Windel des Säuglings voll war. Der Wolf war bis spätabends noch auf Jagd gewesen und hatte ein unwahrscheinlich großes und schweres Wildschwein mit nach Hause gebracht. Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, handelte es sich bei dem schreienden Welpen um denjenigen, der ihnen gestern Abend schon so viel Ärger gemacht hatte. Auch dieses Mal hatte er trockene Windeln und lehnte das Fläschchen Milch ab, das ihm angeboten wurde. Weder das Schlaflied, das Crocodile ihm leise vorsang (Doflamingo hatte es ihm beigebracht), noch sein Schnuller konnten ihn beruhigen. Es war zum Verrücktwerden! Crocodile seufzte und fuhr sich mit der rechten Hand durch sein dunkles Haar. Er gab es nur ungern zu, doch um ehrlich zu sein, wuchs seine Sorge mit jeder Minute. Irgendetwas stimmte mit diesem kleinen Jungen nicht. Ob er wohl krank war? Oder vielleicht fehlte ihm seine Mutter, schoss es Crocodile durch den Kopf und er konnte nicht verhindern, dass ihn dieser Gedanke betrübte. Wieder wurde er daran erinnert, dass Doflamingo darauf bestand die Welpen bald wegzugeben. Es war bestimmt nicht gut für ein solch kleines Kind, dachte Crocodile, wenn es ständig weitergereicht wurde, sich an eine neue Umgebung und neue Eltern gewöhnen musste. "Wenn er sich einfach nicht beruhigen lassen will, dann leg ihn wieder hin und versuch den Lärm zu ignorieren", hörte er plötzlich Doflamingo mit müder Stimme flüstern, als er dem weinenden Säugling zum zweiten Mal das Fläschchen anbot. "Manchmal schreien Kinder ohne Grund. Es gibt nichts, was wir dagegen tun können." Auch wenn Crocodile sich dessen bewusst war, dass sein Partner vermutlich recht hatte, erwiderte er: "Ich kann nicht einfach so tun als wäre er ein kaputtes Radiogerät, Doflamingo. Ich möchte nicht, dass der Kleine denkt, er wäre uns egal." "Er denkt überhaupt nichts", wandte Doflamingo ein, der von dem Geschrei des kleinen Kindes sichtlich genervt wirkte; auch er war in dieser Nacht schon mehrmals aufgestanden, um sich um die Welpen zu kümmern. "Er ist ein Baby und noch viel zu klein, um zu verstehen, was wir beide tun. Du solltest versuchen wenigstens noch ein, zwei Stunden Schlaf zu finden. Die anderen beiden Kinder sind ja meistens relativ ruhig." "Auch wenn er vielleicht noch nicht versteht, was vor sich geht, bin ich überzeugt davon, dass er es fühlt", wandte Crocodile ein. Er konnte die gleichgültige Haltung seines Partners überhaupt nicht nachvollziehen. Wie konnte dieser bloß solch herzlose Dinge sagen? Da war selbst dessen Müdigkeit keine angemessene Entschuldigung mehr. "Und ich möchte ihm keine negativen Gefühle vermitteln. Obwohl er noch so jung ist, hat er schon viele schlimme Dinge miterlebt. Er hat es verdient, dass wir uns gut um ihn kümmern." Crocodile konnte Doflamingo leise seufzen hören; kurz darauf vernahm er das Geräusch von Decken und Fellen, die zur Seite geschoben wurden. Sein Partner stand auf. "Man könnte meinen, es wären deine eigenen Kinder, so fürsorglich wie du dich um sie kümmerst", murmelte Doflamingo und rieb sich mit der linken Hand über sein vom Schlaf noch ganz zerknittert wirkendes Gesicht. "Gib ihn mir mal. Vielleicht habe ich mehr Glück und kann ihn ruhig stellen." Vorsichtig reichte Crocodile den kleinen Jungen an seinen Partner weiter. Doflamingo ging mit dem Säugling ein wenig im Raum umher, wiegte ihn sanft und kraulte sein Bäuchlein, doch nichts wollte helfen. Der Welpe schrie und weinte ohne Unterlass; er wollte sich einfach nicht beruhigen lassen. "Meinst du, dass er womöglich krank ist?", fragte Crocodile den Wolf mit besorgter Stimme. "Vielleicht tut ihm irgendetwas weh, doch weil er noch zu klein ist, um zu sprechen, schreit er stattdessen und teilt uns auf diese Weise mit, dass etwas nicht stimmt?" Doflamingo zuckte mit den Schultern. Beunruhigt stellte Crocodile fest, dass auch sein Partner, den er bisher immer für eine Art Experten gehalten hatte, was die Pflege von Säuglingen anging, allmählich nicht mehr weiter zu wissen schien. "Alles mögliche könnte der Grund für sein Geschrei sein", meinte Doflamingo schließlich. "Eine Verletzung habe ich jedenfalls nicht an seinem Körper ausmachen können. Auch seine beiden Geschwister sind unverletzt. Ich habe jeden einzelnen der Welpen genau untersucht. Zumindest äußerlich machen sie einen sehr gesunden Eindruck." Gerade als er das letzte Wort zu Ende gesprochen hatte, wurde das Geschrei des kleinen Säuglings in seinem Arm ein wenig leiser. Crocodile warf dem Baby einen verwunderten Blick zu: Wieder einmal war das Köpfchen vor lauter Schreien und Weinen knallrot angelaufen. "Er scheint sich wieder zu beruhigen", meinte Crocodile und strich dem Welpen mit einer Hand zärtlich durch sein helles Haar. "Endlich", seufzte Doflamingo und klang außerordentlich erleichtert. "Woran liegt es, dass er ruhiger wird?", fragte Crocodile interessiert nach. "Wir haben doch gar nichts Besonderes getan." "Vermutlich geht ihm einfach die Luft aus", erwiderte sein Partner gelassen. "Säuglinge sind sehr ausdauernd, wenn es ums Schreien geht, doch auch sie haben eine Grenze. Ich hoffe sehr, dass dem Kleinen allmählich die Puste ausgeht. Vielleicht finden wir beide dann doch noch ein paar Stunden Schlaf in dieser Nacht." Crocodile nickte. Auch er freute sich auf die Aussicht, zur Abwechslung wenigstens einmal eine halbe Nacht lang durchzuschlafen, doch trotzdem ließ ihm die Sorge um den kleinen Welpen keine Ruhe. Er hoffte von ganzem Herzen, dass dieser tatsächlich gesund war. Aufgewühlt sah Crocodile dabei zu, wie Doflamingo den kleinen Jungen wieder hinlegte und ihn liebevoll zudeckte. Er streichelte ihm noch für ein paar Minuten über sein Köpfchen, um ihm beim Einschlafen zu helfen, und seufzte erleichtert auf, als endlich leise und gleichmäßige Atemzüge zu hören waren. "Wir sollten uns auch schlafen legen", meinte Doflamingo an ihn gewandt und ergriff seine Hand. "Wer weiß, wann er (oder einer der anderen beiden) das nächste Mal aufwachen wird." "Du hast recht", erwiderte Crocodile und lehnte sich an seinen Partner an. Er konnte nicht erklären, woher dieses Gefühl kam, doch aus irgendeinem Grund fühlte er sich nicht wohl dabei den kleinen Welpen aus den Augen zu lassen. Die emotionale Unruhe, die ihn nun seit Wochen schon plagte, kam wieder besonders deutlich zum Vorschein. Es war, als befände sich irgendwo im Inneren seines Körpers eine juckende Stelle, die er nicht kratzen konnte. Crocodile leckte sich über die Unterlippe und spürte, dass seine beiden Fellohren nervös zuckten. Doflamingo warf ihm einen skeptischen Blick zu. "Nicht durchdrehen", meinte er schließlich und fuhr mit der linken Hand zärtlich über seinen Rücken. "Es gibt keinen Grund zur Beunruhigung. Dass der Kleine viel schreit, muss nichts Schlimmes bedeuten. Und es nützt auch nichts, wenn du dich selbst deswegen verrückt machst. Im Moment können wir sowieso nichts tun. Komm, wir sollten uns nun wirklich schlafen legen. Die Hektik, die du verbreitest, ist ja nicht mit anzusehen." Weil Crocodile insgeheim wusste, dass sein Partner durchaus recht hatte, beugte er sich dessen Willen. Doch auch wenn er sich ernsthaft darum bemühte ein wenig Ruhe zu finden, machte er in dieser Nacht kein Auge zu. Der Grund dafür lag nicht bei den Kindern (in der zweiten Hälfte der Nacht meldete sich keines von ihnen), sondern bei ihm selbst. Nervös peitschte sein Katzenschwanz umher. Er wusste nicht recht, was es war, doch irgendetwas hielt ihn wach. Obwohl Doflamingo eigentlich all seine Kräfte für die morgige Jagd sammeln sollte, blieb auch er beinahe die ganze Nacht über hellwach. Er spürte sehr deutlich, dass Crocodile, der neben ihm lag, nicht zur Ruhe kam und dessen rastlose Stimmung ging auf ihn über. Anstatt sich zu erholen, beobachtete Doflamingo also seinen Partner und fragte sich zum mindestens einhundertsten Mal, wieso dieser in letzter Zeit bloß so schrecklich flatterhaft war. Eigentlich hatte er Crocodile als eine sehr bodenständige und besonnene Person kennengelernt, doch schon seit ein paar Wochen strahlte dieser eine beinahe schon unerträglich nervöse Aura aus. Womöglich, dachte Doflamingo plötzlich, wurden beim Crocodile nun doch einige Instinkte und Triebe aktiv, die er für verloren oder zumindest völlig verkümmert gehalten hatte. Immerhin lebte der Kater nun schon seit zwei Jahren draußen in der Wildnis. Und auch eine Hauskatze verfügte über ein gewisses angeborenes Gespür, oder nicht? Vielleicht entfaltete sich endlich das Potenzial, über das Crocodile verfügte. Unweigerlich kam Doflamingo in den Sinn, dass der Instinkt des Katers sie beide zu den Welpen, um die sie sich inzwischen kümmerten, geführt hatte. Ob da wohl eine Art Vorahnung mit ihm Spiel gewesen war? Hatte Crocodile womöglich gespürt, dass die drei kleinen Säuglinge Hilfe brauchten, lange ehe sie diese überhaupt gefunden hatten? Schließlich hatte der Kater niemals zuvor solch aufgeregtes und angespanntes Verhalten gezeigt. Doflamingo zog die Augenbrauen zusammen. Er verleugnete die Macht der Instinkte nicht. Alle wild lebenden Gestaltenwandler verfügten über einen sechsten Sinn, sozusagen über ein gewisses Gespür, das ihnen manchmal Wege aufzeigte, die ihnen ansonsten verborgen geblieben wären. Es handelte sich nicht um Aberglauben oder Humbug, sondern um real existierende Triebe, die unbewusst das Handeln mitbestimmten. Allerdings war Doflamingo bisher immer davon ausgegangen, dass die Instinkte des Katers weitesgehend verloren gegangen waren. Wenn man als Haustier bei den Menschen lebte, benötigte man diese nicht. Und nach jahrhundertelanger Domestizierung verkümmerten Sinne, die nicht genutzt wurden; mit jeder Generation nahm der Einfluss der Instinkte weiter ab. Doflamingo wusste nicht so recht was er von den Trieben halten sollte, die so plötzlich bei seinem Partner aktiv wurden. Auf der einen Seite war er stolz und freute sich für Crocodile, weil sich dieser schon immer gewünscht hatte über die Sinne einer echten Wildkatze zu verfügen, doch auf der anderen Seite musste Doflamingo ehrlich zugeben, dass ihm diese Veränderung auch missfiel. Er sah es seit jeher als seine Pflicht an den Kater zu beschützen, weil er der Größere, Stärkere und Erfahrenere von ihnen beiden war; in der Rolle des Alpha fühlte er sich ungemein wohl. Dass Crocodile aufgrund der Entwicklung seiner Instinkte unabhängiger von ihm wurde, behagte ihm nicht. Aber vielleicht interpretierte er auch einfach zu viel in diese Situation hinein. Doflamingo wusste über die Bedeutung von Instinkten und Eingebungen Bescheid, doch er wusste auch von der Existenz des Zufalls. Dass sie beide die kleinen Welpen gefunden hatten, musste kein Zeichen einer höheren Macht darstellen. Womöglich handelte es sich gar nicht um eine schicksalhafte, sondern bloß um eine absolut zufällige Begegnung. Doflamingo wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er spürte, dass Crocodile sich im Bett aufsetzte. Verwundert sah er zu seinem Partner hinüber. "Was machst du?", fragte er ihn, denn er hatte weder eines der Kinder schreien noch irgendein anderes verdächtiges Geräusch gehört gehabt. "Ich sehe nur mal kurz nach den Welpen", meinte Crocodile. "Aber sie sind doch ganz ruhig", wandte Doflamingo ein. "Ich habe trotzdem ein ungutes Gefühl", erwiderte der Kater unbeirrt und beugte sich zu den drei kleinen Säuglingen hinüber. Doflamingo beobachtete, wie er seine rechte Hand auf den Kopf desjenigen Babies legte, das ihnen in dieser Nacht bereits so viel Ärger gemacht hatte. Die Augen des Katers weiteten sich entsetzt. Sofort sprang Doflaming von seinem Platz auf und hetzte zu Crocodile hinüber. "Was ist los?", fragte er mit banger Stimme. "Was stimmt nicht mit ihm?" "Er ist ganz heiß", erwiderte sein Partner in einem Tonfall, der so schrecklich besorgt und verzweifelt klang, das er Doflamingo einen schmerzhaften Stich ins Herz versetzte. "Er glüht förmlich!" Nicht minder beklommen warf Doflamingo selbst einen Blick auf den kleinen Säugling. Seine Haut war sichtlich gerötet und obwohl er wach zu sein schien, machte er einen sehr schwachen Eindruck. Normalerweise regten die Welpen sich, wenn er oder Crocodile in ihrem Sichtfeld auftauchten, weil sie inzwischen dazu in der Lage waren sie wiederzuerkennen, doch dieses Mal zeigte das Baby überhaupt keine Reaktion. Es streckte seine Ärmchen nicht nach ihnen aus, zappelte und brabbelte auch nicht. "Ich habe gewusst, dass er krank ist", hörte Doflamingo Crocodile murmeln. Dann meinte dieser mit ein wenig lauterer Stimme: "Was hat er? Wird er wieder gesund werden?" "Ich weiß es nicht", antwortete Doflamingo wahrheitsgemäß. "Er hat hohes Fieber, das steht fest, doch ansonsten kann ich keine Aussage darüber machen, was ihm fehlt. Fieber kann ein Symptom vieler Krankheiten sein. Im besten Fall ist es bloß eine harmlose Erkältung." "Und im schlimmsten Fall?" Crocodile wischte sich mit der rechten Hand nervös über den Mund. Seine beiden Katzenohren zuckten aufgeregt, während sein Schwanz bewegungslos dalag. Doflamingo seufzte leise. Er wollte seinem Partner keine Angst einjagen, doch sie beide mussten der Wahrheit ins Auge sehen: Alles war möglich. Sie wussten nicht, woran der Säugling erkrankt war. "Ich werde ihn zu einem Arzt bringen", meinte er. "Jetzt sofort. Er sollte so schnell wie möglich untersucht werden." "Ich komme mit dir", meinte der Kater sofort, doch Doflamingo schüttelte den Kopf. "Du musst hierbleiben", sagte er und deutete auf die anderen beiden Welpen; sie schliefen friedlich und schienen von der Hektik, die um sie herum geschah, nichts mitzubekommen. "Auch wenn es sich um eine Notsituation handelt, können wir uns nicht bloß auf eines unserer Kinder konzentrieren. Stell dir nur einmal vor, während wir mit dem Kleinen beim Arzt sind, stößt den anderen beiden etwas Schlimmes zu? Dieser Wald ist und bleibt ein gefährlicher Ort." Crocodile machte zuerst den Eindruck als wollte er ihm widersprechen, doch gab schlussendlich nach und nickte. "Wir sollten keine Zeit verschwenden", meinte er und warf ihm einen ernsten Blick zu. "Je schneller der Kleine untersucht wird, desto besser. Nun geh schon! Ich bleibe solange hier und kümmere mich um die anderen beiden." Doflamingo nickte. Gerade wollte er sich verwandeln und die Gestalt seines Tiergeistes annehmen, als ihm noch etwas einfiel. Er wandte sich an seinen schrecklich aufgewühlt wirkenden Partner und sagte: "Du solltest dich von ihm verabschieden. Es wird dir danach besser gehen, glaub mir." Er meinte seine Worte absolut ernst. "Das werde ich garantiert nicht tun!", war allerdings bloß die schrecklich zornige Erwiderung, die er seitens Crocodile erhielt. "Und jetzt mach dich endlich auf den Weg, Doflamingo! Das Leben eines Kindes steht auf dem Spiel!" Doflamingo zuckte zusammen angesichts der wutentbrannten Reaktion seines Partners; er hatte es nur gut gemeint. Er lebte seit jeher in der Wildnis und kannte die Gesetze der Natur. Nicht jedes Kind, das geboren wurde, überlebte bis zum Erwachsenenalter. Auch in dem Rudel, das er früher angeführt hatte, waren vereinzelt Welpen gestorben. Manchmal handelte es sich um plötzlichen Säuglingstod und manchmal um Krankheiten, gegen die sie nichts ausrichten konnten. Doch er hatte die Erfahrung gemacht, dass es den Eltern immer leichter fiel den Tod ihres Kindes zu verarbeiten, wenn sie sich von diesem verabschieden konnten. Und auch wenn er es hoffte (sogar von ganzem Herzen hoffte), konnte er nicht garantieren, dass der Kleine überlebte. Womöglich litt er bloß an einem grippalen Infekt, doch auch Schlimmeres war leider nicht hundertprozentig auszuschließen. Doflamingo wies Crocodile nicht noch einmal auf diesen Umstand hin. Stattdessen verwandelte er sich und packte den Welpen mit seinen Zähnen am Nacken; dieser Griff sah zwar grob aus, doch verursachte keine Schmerzen. Der kleine Säugling war sowieso so stark von dem Fieber eingenommen, dass er zu überhaupt keinem Laut und keiner Bewegung mehr fähig war. Sein Körper verwendete jede Energie darauf, die Krankheit zu bekämpfen, die ihn befallen hatte. Doflamingo warf seinem Partner einen letzten Blick zu, der möglichst zuversichtlich wirken sollte, ehe er sich rasch auf den Weg machte. Kaum war Doflamingo aus der Höhle verschwunden, sackte Crocodile kraftlos zusammen, biss sich auf die Unterlippe und presste die Ballen beider Hände auf seine Augen. Er war furchtbar besorgt. Und dass Doflamingo versucht hatte ihn dazu zu bewegen von dem kleinen Welpen Abschied zu nehmen, stimmte ihn nicht gerade zuversichtlich. Hoffentlich würde der Säugling überleben und bald wieder vollständig gesund werden. Er befürchtete, dass er den Tod eines ihrer Kinder nicht ertragen könnte. Die Welpen lebten nun schon seit einigen Wochen bei ihnen und Crocodile hatte sich inzwischen sehr stark an sie gewöhnt. Sowohl er selbst als auch Doflamingo hatten ihren Alltag komplett umstrukturieren müssen; plötzlich stand nicht mehr ihr eigenes Wohlergehen, sondern das der Kinder im Vordergrund. Alles drehte sich um die Pflege der drei Säuglinge. Es war keine einfache Zeit gewesen, das gab Crocodile ehrlich zu, doch trotzdem hatte er sie sehr genossen. Das Glücksgefühl, das ihn überkam, wenn er eines der Kinder im Arm hielt und fütterte, war einfach unbeschreiblich. Auch wenn er wusste, dass sie nicht miteinander verwandt waren, sah er die drei kleinen Welpen längst als sein eigen Fleisch und Blut an. Manchmal erwischte Crocodile sich sogar selbst dabei wie er die Kleinen mit sich selbst oder Doflamingo verglich. Da sein Partner über denselben Tiergeist verfügte wie ihre Findelkinder, war es sehr einfach Ähnlichkeiten festzustellen: Das helle Haar, die blauen Augen, die spitzen Ohren und buschigen Schwänze. Bloß Doflamingos Haut war um einige Nuancen dunkler als die der Babies. Der Gedanke sich früher oder später von seinen Kindern trennen zu müssen, empfand Crocodile als absolut grauenvoll. Insgeheim hatte er sich längst vorgenommen den Wolf dazu zu überreden die kleinen Welpen zu behalten. Irgendetwas würde ihm da sicher einfallen. Crocodiles Gedanken wanderten zurück zu dem kranken Welpen, der sich derzeit in Doflamingos Obhut befand. Er hoffte von ganzem Herzen, dass sein Partner rasch einen guten Arzt fand und sich die Erkrankung des kleinen Jungen bloß als eine Erkältung oder Ähnliches herausstellte. Im Gegensatz zu Doflamingo war Crocodile den Tod nicht gewöhnt. Er konnte die Gesetze der Natur nicht so einfach akzeptieren wie der Wolf. Noch immer quälten ihn manchmal Alpträume, in denen er seine beiden Brüder sah. Crocodile wollte nicht noch eine Person verlieren, die er liebte. Erst als er einen der beiden Welpen, die sich unter seiner Aufsicht befanden, leise wimmern hörte, richtete Crocodile sich wieder auf. Er atmete zweimal tief ein und aus, und ging dann zu dem Säugling hinüber, der nach seiner Aufmerksamkeit verlangte. Es handelte sich um das Mädchen. Crocodile beugte sich über die Kleine und strich ihr zärtlich mit der rechten Hand über den Kopf. Sie lächelte, als sie ihn erkannte. ~ Crocodile zog sofort misstrauisch die Augenbrauen zusammen. "Ich würde es lieber nicht riskieren zweimal zum selben Arzt zu gehen", erwiderte er rasch. "Auch wenn der Mann auf den ersten Blick hilfsbereit erschien, muss das nicht bedeuten, dass er dir tatsächlich freundlich gesinnt ist. Womöglich hat er längst die Polizei informiert. Im schlimmsten Fall werden eine Menge Polizisten bereit stehen, um dich einzufangen oder sogar zu erschießen, wenn du ein weiteres Mal dort auftauchst. Wir sollten lieber vorsichtig bleiben, Doflamingo. Du weißt doch, dass Menschen grausam sein können." (Auszug aus Kapitel 6) bye sb Kapitel 6: Part I: Sorge ------------------------ In seinem schnellsten Lauftempo machte Doflamingo sich auf den Weg in die Stadt. Den kleinen Welpen, dessen Haut heiß glühte und der ab und an leise wimmerte, hielt er mit dem Maul am Nacken fest. Dieser Griff tat dem Kleinen nicht weh und vor allen Dingen ermöglichte er es Doflamingo sich in der Gestalt seines Tiergeistes fortzubewegen. Als Wolf war er deutlich schneller als in seiner menschlichen Gestalt und jetzt zählte jede Minute. Doflamingo war sich dessen bewusst, dass der Welpe nicht unbedingt in unmittelbarer Lebensgefahr schwebte. In seinem ehemaligen Rudel hatte es ebenfalls Krankheitsfälle unter den Kindern gegeben. Obwohl Gestaltenwandler zumeist robuster waren als Menschen, waren auch sie vor Mumps, Windpocken, Scharlach und vielen weiteren Krankheiten nicht sicher. Die meisten der Kinder hatten sich mithilfe der richtigen Medizin jedoch rasch wieder erholt. Nur sehr wenige waren gestorben. Ein niedergeschlagener Ausdruck legte sich auf Doflamingos Gesicht, als er an ein kleines Mädchen aus dem Rudel, das er früher angeführt hatte, zurückdachte: Es erkrankte an Diphtherie, einer schweren Infektionskrankheit, gegen die sie nichts hatten ausrichten können, und war schlussendlich gestorben. Noch zu gut erinnerte Doflamingo sich an die völlig verzweifelten Eltern, denen ihre Tochter praktisch unter der Hand weggestorben war. Ein solches Schicksal wollte Doflamingo sich selbst und auch seinem Partner ersparen. Er wusste, dass Crocodile, obwohl sie von Beginn an ausgemacht hatten sie wieder wegzugeben, sehr an den Welpen hing. Und auch wenn Doflamingo nicht vorhatte die drei Babies auf ewig bei sich zu behalten, wünschte er sich doch auf keinen Fall, dass diese starben. Es war früher Morgen, als Doflamingo den Stadtrand erreichte. Er kannte eine kleine Arztpraxis, die auf die Behandlung von Kindern und Säuglingen spezialisiert war und gleich in der Nähe lag. Dort wollte er den fieberkranken Welpen hinbringen. Zu seinen Ungunsten bemerkte er jedoch, dass sich in der Praxis trotz der frühen Stunde bereits einige Patienten aufhielten. Seinen ursprünglicher Plan, einfach hineinzumarschieren und dem Arzt die Untersuchung seines kranken Kindes aufzuzwingen, würde er also verwerfen müssen. Das Risiko, dass jemand die Polizei alarmierte, war zu groß. Immerhin wollte er nicht bloß ein paar Medikamente stehlen und sich dann rasch wieder davonmachen. Um ehrlich zu sein, konnte Doflamingo nicht einschätzen wie lange die Untersuchung des Welpen dauern würde. Auf leisen Sohlen huschte Doflamingo zum Hinterhof hinüber. Dort verwandelte er sich und nahm wieder seine menschliche Gestalt an. Er wusste, dass die Untersuchungsräume der Praxis im Erdgeschoss lagen. Durch ein Fenster hindurch konnte er erkennen, dass der Arzt -eine alter Mann mit weißem Haar und Brille- sich gerade um ein menschliches Mädchen kümmerte, das beinahe ununterbrochen hustete. Aufmerksam beobachtete Doflamingo sowohl die Szene, die sich in der Praxis abspielte, als auch seine unmittelbare Umgebung. Obgleich er derzeit seine menschliche Gestalt angenommen hatte, war er nicht außer Gefahr. Aufgrund seiner Fellohren und seines buschigen Schwanzes war er leicht als Gestaltenwandler mit dem Tiergeist eines Wolfes zu erkennen. Und viele Menschen stuften wild lebende Gestaltenwander (durchaus nicht zu unrecht) als sehr gefährlich ein und zögerten nicht entweder die Polizei zu alarmieren oder sogar selbst einzuschreiten, wenn sie welche sahen. Dass er ein unschuldiges und vor allem völlig wehrloses Kind bei sich trug, war für sie nicht von Bedeutung. Er musste auf jeden Fall vorsichtig bleiben. Das Fenster zum Untersuchungsraum, in dem der Arzt sich momentan aufhielt, war bloß gekippt. Doflamingo wusste wie man es von außen komplett öffnen konnte. Auch wenn er im Herzen des Waldes lebte, war ihm die Stadt nicht unbekannt. Früher hatte er häufig mit seinem jüngeren Bruder Ausflüge in die umliegenden Städte und Dörfer unternommen und war dort in Gebäude eingebrochen. Wohnhäuser, Apotheken, Supermärkte... Sie hatten sich nicht gescheut zu nehmen, was sie brauchten. Er wusste wie man beinahe geräuschlos einbrach. Und er wusste auch wie man Menschen in solch große Angst versetzte, dass sie einfach taten, was man wollte, anstatt sich zu wehren oder nach Hilfe zu schreien. Er benötigte keine großen Gerätschaften: ein kleiner, gebogener Draht reichte völlig aus. Da Doflamingo in letzter Zeit häufiger zum Einbrecher und Dieb geworden war, trug er einen solchen so gut wie immer in seiner Hosentasche bei sich. Glücklicherweise auch heute. Doflamingo wartete einige Minuten lang ab. Schließlich entließ der Arzt das hustende Mädchen und seine Mutter, nachdem er ihnen ein Rezept ausgestellt hatte. Anschließend ging er zu einem Schrank hinüber und suchte dort in einer Schublade nach irgendeinem Gegenstand. Nun stand er mit dem Rücken zum gekippten Fenster Genau diesen Moment machte Doflamingo sich zu nutze: Er holte seinen gebogenen Draht hervor und bewegte damit den Fensterbeschlag, sodass sich das Fenster vollständig öffnen ließ. Der Vorgang hatte bloß wenige Sekunden lang gedauert und war so einfach gewesen, dass Doflamingo nicht einmal das Baby hatte zur Seite legen müssen. Noch ehe sich der Arzt umgedreht hatte, war Doflamingo längst durch das offene Fenster hindurch gehuscht und stand nun endlich im Untersuchungsraum. "Wenn du schreist, werde ich dich umbringen", war das erste, was Doflamingo in einem ruhigen Tonfall zu dem Arzt sagte, der sich inzwischen umgewandt hatte und ihn überrascht musterte. "Wenn du kooperierst, wird dir nichts geschehen. Hast du das verstanden?" Der Arzt nickte. Zu Doflamingos Verwunderung machte der alte Mann einen recht gefassten Eindruck, wenn man die Umstände bedachte. Die meisten Menschen, die von ihm bedroht wurden, verfielen trotz seiner Warnung rasch in Panik und wurden völlig hysterisch. Doflamingo war froh, dass dies hier nicht der Fall zu sein schien. Es war wichtig, dass der Welpe so schnell wie nur möglich behandelt wurde. Er legte den Säugling auf den Untersuchungstisch. "Er hat Fieber", erklärte Doflamingo dem Arzt, der näher trat und seinen kleinen Patienten skeptisch musterte. "Seit heute Nacht. Vorher hat er augenscheinlich ohne Grund ständig geschrien und außerdem die Nahrungsaufnahme verweigert." "Wie alt ist er?", fragte der Arzt und betastete den Welpen. "Etwa viereinhalb Monate", antwortete Doflamingo. Es handelte sich bloß um einen geschätzten Wert, da das genaue Geburtsdatum schließlich bloß die inzwischen verstorbene Mutter der Drillinge kannte. Doch Doflamingo vermutete, dass er mit seiner Schätzung recht nah bei der Wahrheit lag. Gespannt beobachtete er, wie der Arzt das Baby untersuchte. Er tastete den kleinen Körper ab, wog ihn, maß das Fieber, hörte sich den Herzschlag an und leuchtete ihm schlussendlich in die Augen und Ohren. Auch wenn der Vorgang bloß wenige Minuten in Anspruch nahm, spürte Doflamingo, dass er immer unruhiger wurde. Jetzt würde es sich entscheiden. Er hoffte von ganzem Herzen, dass der Kleine bloß unter irgendeiner harmlosen Krankheit litt, die man mit den richtigen Medikamenten rasch wieder in den Griff bekam. Er wollte sein Kind unter keinen Umständen verlieren. Als der Arzt schließlich seine Diagnose verlauten ließ, konnte Doflamingo gar nicht anders als erleichtert aufzuatmen. "Es besteht kein Grund zur Beunruhigung", meinte der alte Mann, während er sich die kleinen Fellohren des Welpen ganz genau ansah. "Er leidet bloß an einer beidseitigen Mittelohrentzündung. Diese Erkrankung kommt recht häufig vor bei kleinen Kindern. Gewebeflüssigkeiten (wie beispielsweise Schnupfensekret) fließen deutlich schlechter ab als bei Erwachsenen und bieten einen guten Nährboden für Viren und Bakterien. Es entsteht eine Entzündung, durch welche die Schleimhäute anschwellen. Diese Schwellung verhindert, dass das Sekret abfließt; es verstopft das Innenohr und verursacht Schmerzen." "Und was kann man dagegen tun?", hakte Doflamingo nach. Er war unwahrscheinlich glücklich angesichts der Tatsache, dass der Welpe bloß unter entzündeten Ohren und nicht etwa Schlimmerem litt. "Benötigt er irgendwelche speziellen Ohrentropfen oder so etwas in der Art?" Der Arzt schüttelte den Kopf. "Ohrentropfen nützen nicht viel", meinte er, "da sie nicht weit genug in das Innere des Ohrs gelangen. Das Trommelfell trennt sie vom tiefsitzenden Entzündungsherd. Er benötigt stattdessen Nasentropfen, damit die Schwellung zurückgeht und das Mittelohr wieder mit ausreichend Luft versorgt wird. Außerdem sollte der Kleine etwas gegen seine Schmerzen bekommen. Glücklicherweise habe ich sowohl die richtigen Nasentropfen da als auch ein spezielles Schmerzmittel, das gleichzeitig auch schleimhautabschwellend und entzündungshemmend wirkt." Der Arzt öffnete eine Schublade zu seiner Linken, holte die beiden genannten Mittel hervor, packte sie in eine kleine Tüte und reichte diese schließlich an Doflamingo weiter. "Die Nasentropfen sollten mindestens dreimal täglich angewendet werden", erklärte ihm der Arzt; noch immer machte er einen überraschend ruhigen Eindruck angesichts der Tatsache, dass er mit einem wild lebenden Gestaltenwandler sprach, der eben in seine Praxis eingebrochen war und ihn jederzeit töten könnte. "Die Schmerzmittel verwenden Sie am besten nach Bedarf. Eine halbe Tablette täglich sollte ausreichend. Geben Sie dem Kleinen jedoch auf keinen Fall mehr als eine Tablette am Tag, ganz gleich wie oft er auch schreit. Das Fieber sollte in einigen Tagen von selbst zurückzugehen." Doflamingo nickte. Da es nichts weiter zu geben schien, was er wissen musste, wollte er sich gerade daran machen die Praxis durch das Fenster wieder zu verlassen, als der Arzt noch einmal seine Stimme erhob. Er sagte in einem zögerlich, doch ehrlich klingenden Tonfall: "Wenn, ähm, wenn es dem Kleinen auch in einer Woche nicht besser gehen sollte, dann können Sie wiederkommen, wenn Sie möchten. Kennen Sie sich mit den Wochentagen aus? Ich werde am Montag- und Dienstagmorgen dieses Fenster offenstehen lassen und dafür sorgen, dass keiner meiner Mitarbeiter ungebeten den Raum betritt." Doflamingo nickte. Er blieb unschlüssig stehen, ehe er sich ein letztes Mal zu dem Arzt umwandte und sagte: "Ich danke dir." Und noch ehe dieser die Möglichkeit dazu bekam eine Erwiderung zu geben, war Doflamingo längst aus dem Fenster gesprungen und zu einer Stelle gehuscht, von der aus ihn weder der Arzt noch ein anderer Mensch sehen konnte. Rasch verwandelte er sich und nahm wieder die Gestalt seines Tiergeistes an. Auch wenn der Arzt unerwarteterweise einen sehr freundlichen und entgegenkommenden Eindruck erweckt hatte, wollte Doflamingo lieber kein Risiko eingehen. Womöglich telefonierte dieser längst mit der Polizei, damit er eingefangen oder schlimmstenfalls sogar erschossen wurde. Auch wenn unbewaffneter Einbruch sein einziges Verbrechen darstellte, war Doflamingo sich sicher, dass man nicht zögern würde auf ihn zu schießen. Auch wenn er denken und sprechen konnte wie sie, schützten ihn die Gesetze der Menschen nicht. Gestaltenwandler waren für sie Wesen, die auf der Rangliste nicht höher standen als Tiere. Aus diesem Grund machte Doflamingo sich so schnell wie möglich auf den Rückweg. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er sich den erleichterten Gesichtsausdruck seines Partners vorstellte, den dieser sicherlich aufsetzen würde, wenn er ihm berichtete, dass der Welpe bloß an einer zwar schmerzhaften, doch insgesamt relativ harmlosen Mittelohrentzündung litt. Zum Glück war am Ende doch noch alles gut gegangen. Ungeduldig biss Crocodile sich auf die Unterlippe. Er war schrecklich nervös und tigerte unruhig in der Höhle auf und ab. Mindestens alle zehn Minuten ließ er die beiden Welpen, die sich in seiner Obhut befanden und friedlich schliefen, für einen kurzen Moment allein, um zum Höhleneingang zu gehen und nach seinem Partner Ausschau zu halten. Er hoffte bloß, dass es Doflamingo gut ging; genauso wie dem kleinen Jungen, den dieser mitgenommen hatte. An welcher Krankheit er wohl litt? Hatte Doflamingo einen Arzt gefunden, der dem Kleinen helfen konnte? Als der Wolf endlich den Bereich der Höhle, den sie als Schlaf- und Wohnraum nutzten, betrat, konnte Crocodile seine Sorgen nicht länger für sich behalten. Noch ehe Doflamingo auch nur die Möglichkeit dazu bekam den kleinen Welpen, den er mit dem Maul sanft am Nacken gepackt hatte, abzusetzen und seine menschliche Gestalt anzunehmen, war Crocodile längst zu ihm hinübergehuscht und fragte aufgeregt: "Wie geht es dem Kleinen? Was hat der Arzt gesagt? Wird er überleben?" "Ganz ruhig", erwiderte Doflamingo, der sich von der Aufdringlichkeit seines Partners überrannt zu fühlen schien. "Es besteht kein Grund zur Sorge. Er leidet bloß an einer Mittelohrentzündung. Ich habe Tropfen und Schmerzmittel mitgebracht; wenn wir den Kleinen richtig behandeln, wird er bald wieder vollkommen gesund sein." Crocodile konnte ein erleichtertes Seufzen nicht unterdrücken. Das war eine unwahrscheinlich gute Nachricht; insgeheim hatte er bereits das Schlimmste befürchtet. Er wusste, dass man eine Mittelohrentzündung mithilfe der richtigen Medikamente gut wieder in den Griff bekommen konnte. Er selbst hatte als junges Kitten ebenfalls unter solch einer Entzündung gelitten, genauso wie sein Bruder Mihawk. "Am besten wir verabreichen dem Kleinen jetzt gleich seine Mittel und legen ihn danach ins Bett", meinte Doflamingo, "damit er sich ausruhen kann. Der Ausflug in die Stadt ist für ihn sicherlich sehr stressig gewesen." Crocodile nickte. "Das klingt gut", erwiderte er. Neugierig beobachtete er wie Doflamingo aus der mitgebrachten Tüte eine Packung Schmerztabletten und ein Behältnis mit Nasentropfen hervorholte. "Die Tropfen sollen dreimal täglich angewendet werden", erklärte er seinem Partner. "Und jeden Tag bekommt er außerdem eine halbe Schmerztablette. Auf keinen Fall darf er mehr als eine ganze Tablette täglich bekommen." Doflamingo griff nach der Pipette, mittels der die Nasentropfen verabreicht wurden, legte den Kopf des Säuglings vorsichtig zurück und gab jeweils einen Tropfen in jedes Nasenloch; anschließend drehte er das Köpfchen des Kindes sanft nach links und rechts, vermutlich damit sich die Flüssigkeit besser verteilte. Dem kleinen Jungen schien diese Prozedur überhaupt nicht zu gefallen, er verzog das Gesicht und strampelte ein wenig, doch wehrte sich ansonsten nicht. Noch immer machte ihm das Fieber stark zu schaffen. Anschließend brach Doflamingo eine der Schmerztabletten entzwei. Ehe er sie jedoch dem Säugling gab, meinte er an Crocodile gewandt: "Hast du zufällig gerade ein Fläschchen Milch da? Ich denke, der Kleine wird die Tablette nicht schlucken wollen, wenn wir sie ihm ohne Flüssigkeit geben. Er kennt ja noch keine feste Nahrung." "Hier", meinte Crocodile und reichte seinem Partner eine Flasche, die er tatsächlich eben erst fertig gemacht hatte. Das Mädchen hatte zwischenzeitlich den Anschein erweckt, dass es aufwachen würde, weswegen er direkt schon Milch angerührt und aufgewärmt hatte, doch schlussendlich war es doch liegengeblieben. Nun war dieses Fläschchen Milch also für den kranken Säugling übrig. Doflamingo schob dem Baby unauffällig die halbe Tablette in den Mund, während er es fütterte. Der kleine Junge quäkte kurz, doch schien sich ansonsten an dem festen Stückchen nicht zu stören. Zum ersten Mal seit langem trank er gierig und zügig sein Fläschchen leer. "Es ist gut, dass er endlich wieder vernünftig trinkt", meinte Crocodile und beobachtete zufrieden den kleinen Jungen. "Er benötigt all seine Kräfte, um wieder gesund zu werden. Ich hoffe, dass es ihm bald wieder gut geht." "Das hoffe ich auch", merkte Doflamingo an. Er erweckte einen relativ geistesabwesenden Eindruck, während er sprach. "Was ist los mit dir?", fragte Crocodile darum mit skeptischer Stimme nach. "Ist irgendetwas nicht in Ordnung?" "Nun ja", hörte er Doflamingo unschlüssig antworten. Er zögerte einen kurzen Moment lang, ehe er schließlich sagte: "Der Arzt, zu dem ich den Kleinen gebracht habe, war sehr freundlich und fürsorglich. Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet gehabt. Immerhin handelte es sich um einen Menschen. Doch er hat mir sogar angeboten, dass ich nächste Woche noch einmal zu ihm kommen könnte, wenn es dem Baby bis dahin nicht wieder besser geht. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht so recht, was ich davon halten soll." Crocodile zog sofort misstrauisch die Augenbrauen zusammen. "Ich würde es lieber nicht riskieren zweimal zum selben Arzt zu gehen", erwiderte er rasch. "Auch wenn der Mann auf den ersten Blick hilfsbereit erschien, muss das nicht bedeuten, dass er dir tatsächlich freundlich gesinnt ist. Womöglich hat er längst die Polizei informiert. Im schlimmsten Fall werden eine Menge Polizisten bereit stehen, um dich einzufangen oder sogar zu erschießen, wenn du ein weiteres Mal dort auftauchst. Wir sollten lieber vorsichtig bleiben, Doflamingo. Du weißt doch, dass Menschen grausam sein können." Crocodile hielt kurz inne, ehe er hinzufügte: "Und außerdem besitzen sie Pistolen und Gewehre. Ich habe am eigenen Leib erfahren müssen wie gefährlich diese Art von Waffen ist. Dagegen können wir rein gar nichts ausrichten. Ich möchte nicht riskieren, dass du oder eines unserer Kinder angeschossen wird. Von allen Verletzungen, die ich jemals davon getragen habe, war meine Schusswunde die allerschlimmste." "Ich wusste, dass du das sagen würdest", meinte Doflamingo mit enttäuscht klingender Stimme. "Du bist und bleibst eben ein echter Pessimist. Nun, vermutlich hast du recht. Ich weiß ja selbst, wie grausam die Menschen sind: Schießen auf uns oder sperren uns ein wie Tiere..." "Wir sollten vorsichtig bleiben", wiederholte Crocodile mit eindringlicher Stimme. Er konnte überhaupt nicht nachvollziehen, wieso Doflamingo plötzlich sein Menschenbild infrage stellte. Für Crocodile stand überhaupt nicht zur Debatte, dass es sich bei Menschen um egoistische und überaus grausame Wesen handelte. Da musste er bloß an Smoker zurückdenken, der seine beiden Brüder völlig rücksichtslos massakriert hatte. Crocodile war sich dessen bewusst, dass auch er tötete, doch er tat es niemals aus Wut, sondern immer nur, um sein Überleben zu sichern. Niemals würde er jemanden aus einem so nichtigen Grund wie eine umgestoßene Blumenvase umbringen. Auf solch kranke Gedanken kamen bloß Menschen. Er vermisste das Haus, in dem er früher gemeinsam mit seinen beiden Brüdern und Tashigi gewohnt hatte, überhaupt nicht. Inzwischen hatte Crocodile sich an das Leben in der freien Wildbahn gewöhnt. Er liebte es den Wind im Gesicht zu spüren, das Rauschen von Wasser zu hören, den Geruch von Erde und Laub einzuatmen... Nichts erfüllte ihn mit mehr Freude als hinter ein paar Hasen her zu jagen und sich die Beute anschließend gemeinsam mit seinem Partner zu teilen. Für nichts und niemanden würde Crocodile sein Leben in Freiheit aufgeben. Der Gedanke, irgendwann wieder eingesperrt zu werden, jeden Tag drinnen bleiben zu müssen und gefüttert zu werden wie ein Tier, erfüllte ihn mit Angst und Unwollen. Crocodile warf einen Blick auf die Drillinge, die nebeneinander lagen und friedlich schliefen. Er musterte ihre kleinen Körper, die winzigen Fellöhrchen und buschigen Schwänze. Niemals würde er zulassen, dass seine Kinder ein Leben in Gefangenschaft führen mussten. Sie sollten genauso frei und glücklich werden wie er. "Sie sehen süß aus, wenn sie ruhig sind und schlafen, nicht wahr?", meinte Doflamingo, der den Säuglingen einen zärtlichen Blick zuwarf. "Selbst unser Sorgenkind scheint sich allmählich wieder zu beruhigen. Hoffentlich setzt bald die Wirkung des Schmerzmittels ein." Crocodile nickte. "Was meinst du, was später einmal aus ihnen werden wird?", hörte er sich selbst plötzlich fragen, während er einem der Babies sanft über das helle Haar strich. "Ob sie wohl ein genauso freies und glückliches Leben wie wir beide führen werden?" "Natürlich", erwiderte Doflamingo sofort. "Ich habe nicht vor die Kinder an einen Zoo zu geben! Immerhin besitzen sie den Tiergeist eines Wolfes; sie gehören in die freie Wildbahn. Ich bin mir sicher, dass wir passende Adoptiveltern für sie finden werden. Am besten ein Gestaltenwandlerpaar mit demselben Tiergeist. Sie sollen nicht unter Menschen aufwachsen!" "Aber meinst du denn, dass es einfach wird ein Paar zu finden, das die Drillinge aufnehmen möchte?", hakte Crocodile nach und verlieh somit einer Sorge Ausdruck, die ihn schon seit längerer Zeit belastete. "Ich meine, wo leben denn überhaupt andere Gestaltenwandler mit dem Tiergeist eines Wolfes? Abgesehen von dir und der toten Mutter der Welpen habe ich hier im Wald noch niemals welche getroffen. Und selbst wenn wir ein Rudel finden sollten, bedeutet es noch lange nicht, dass unsere Kinder auch aufgenommen werden. Was tun wir, wenn wir keine passenden Adoptiveltern finden?" "Es gibt einige Wolfsrudel, die im Norden leben", antwortete Doflamingo. "Dort werden wir hingehen, um nach Adoptiveltern Ausschau zu halten." "Und wenn keines der Rudel sie haben möchte?" "Warten wir erst einmal ab", meinte sein Partner ohne auf seine Bedenken einzugehen. "Vermutlich wird sich diese Situation gar nicht ergeben. Ich bin mir sicher, dass es ein nettes Paar gibt, das sich sehr gerne um drei muntere Babies kümmern möchte. Schließlich gibt es auch unter Gestaltenwandlern Frauen, die keine Kindern bekommen können, auch wenn sie gerne welche hätten." Crocodile seufzte, doch beschloss zumindest für diesen Moment klein bei zu geben. Anscheinend stand es für Doflamingo noch immer nicht zur Diskussion die Welpen zu behalten. Crocodile legte den Kopf schief und warf seinem Partner einen abschätzenden Blick zu. Insgeheim überlegte er, wie er diesen doch noch dazu bewegen könnte die Drillinge als seine Kinder anzuerkennen. Crocodile selbst konnte sich ein Leben ohne die Welpen längst nicht mehr vorstellen; er hätte es niemals für möglich gehalten, doch die drei kleinen Schreihälse hatten sein Herz im Sturm erobert. ~ Crocodile plante eine schöne Liebesnacht gemeinsam mit dem Wolf. Er wollte diesem beweisen, dass er immer noch Lust auf Sex hatte und sie beide nicht darauf würden verzichten müssen, wenn die Kinder dauerhaft bei ihnen einzogen. Außerdem hatte natürlich auch Crocodile selbst nichts dagegen einzuwenden; ehrlich gesagt sehnte er sich sogar stark nach der Nähe seines Partners. Er musste zugeben, dass es doch recht lange her war, seitdem sie das letzte Mal intim miteinander geworden waren. (Auszug aus Kapitel 7 [adult]) bye sb Kapitel 7: Part I: Überredungskünste ------------------------------------ Sorgsam prüfte Crocodile die Körpertemperatur des kranken Welpen, indem er ihm seine rechte Hand auf die Stirn legte. Zufrieden stellte er fest, dass das Fieber gesunken war. Die Medizin zeigte ihre Wirkung; es ging bergauf: Der Säugling verweigerte nicht länger seine Milch und wurde mit jedem Tag ein wenig aktiver. Crocodile war zuversichtlich, dass er bald schon wieder vollständig gesund sein würde. Auch den anderen beiden Kindern ging es gut. Das Mädchen lächelte und streckte ein pummeliges Ärmchen nach ihm aus, als es ihn wiedererkannte. Crocodile erwiderte das Lächeln und nahm seine kleine Tochter auf den Arm. Er wiegte sie, sprach mit ihr und strich ihr zärtlich über den Kopf. Doflamingo hatte ihm erklärt, dass es sehr wichtig war sich mit den Kindern zu beschäftigen, um sie bestmöglich zu fördern. Nur wenn man mit ihnen redete und sie dazu animierte sich zu bewegen, lernten sie zu sprechen und zu laufen. Unweigerlich fragte Crocodile sich, wann es soweit sein würde. Er kannte sich nicht aus, was die Entwicklung von Babies anging, und wusste daher auch nicht, in welchem Alter ein Kind eine bestimmte Fähigkeit erlernte. Die Säuglinge waren nun etwa fünf, vielleicht fünfeinhalb Monate alt. Ob sich ihre Entwicklung wohl anders vollzog als bei menschlichen Kindern? Wieder einmal wurde Crocodile deutlich bewusst wie wenig er doch über Babies wusste. Er nahm sich vor, bei Gelegenheit Doflamingo zu fragen, wann Welpen laufen und sprechen lernten. Nur wenn er als Erwachsener über solche Dinge Bescheid wusste, konnte er seine Kinder optimal fördern. Leise sang Crocodile dem Mädchen ein Schlaflied vor. Sein kranker Bruder war wach, doch verhielt sich ruhig, während der andere Junge bereits friedlich schlief. Doflamingo war derzeit auf Jagd, doch würde bald wieder zurück sein. Crocodile zielte darauf ab, dass zu diesem Zeitpunkt alle drei Welpen tief und fest schliefen. Er hatte sich überlegt, dass Doflamingo die Kinder umso eher behalten würde, je angenehmer sich der Alltag mit ihnen gestaltete. Crocodile wusste, dass nicht bloß er, sondern auch sein Partner in den letzten Woche hatte zurückstecken müssen: Seit die Drillinge bei ihnen wohnten, hatte keiner von ihnen auch nur eine einzige Nacht durchgeschlafen; rund um die Uhr mussten die Kleinen gepflegt und betreut werden. Und auch ihr Sexleben hatte stark gelitten; wenn man alles auf das Wohl der Kinder hin ausrichtete, blieb nur wenig Platz für Zweisamkeit. Dies wollte Crocodile ändern. Er war sich dessen bewusst, dass Geschlechtsverkehr eine sehr große Rolle im Leben seines Partners einnahm. Auch er selbst genoss den Sex, doch war nicht ganz so stark darauf fixiert wie Doflamingo. Crocodile plante eine schöne Liebesnacht gemeinsam mit dem Wolf. Er wollte diesem beweisen, dass er immer noch Lust auf Sex hatte und sie beide nicht darauf würden verzichten müssen, wenn die Kinder dauerhaft bei ihnen einzogen. Außerdem hatte natürlich auch Crocodile selbst nichts dagegen einzuwenden; ehrlich gesagt sehnte er sich sogar stark nach der Nähe seines Partners. Er musste zugeben, dass es doch recht lange her war, seitdem sie das letzte Mal intim miteinander geworden waren. Crocodile bereitete ein Bett in einem der Nebenräume der weitläufigen Höhle vor. Da sie früher von deutlich mehr Gestaltenwandlern bewohnt worden war, standen eine Menge Schlafzimmer leer. Crocodile wählte ein kleines und gemütliches Zimmer aus, das sich ganz in der Nähe des Wohnraums befand, in dem sich derzeit die Welpen aufhielten. Im Notfall wären sie innerhalb weniger Sekunden bei ihnen. Auch wenn die Kinder noch viel zu klein waren, um zu verstehen was vor sich ging, fühlte Crocodile sich schrecklich unwohl bei der Vorstellung Sex zu haben, während diese direkt neben ihnen lagen. Einen naheliegenden Raum als Liebesnest zu nutzen hielt er für eine guten Kompromiss. Mühevoll staffierte Crocodile das kleine Zimmer mit allerlei gemütlichen Decken, Fellen und Kissen aus; außerdem richtete er einen Teller mit fertig zubereitetem Marder- und Hasenfleisch her. Er wollte eine möglichst behagliche und romantische Atmosphäre schaffen. Für ein paar Stunden sollten sein Partner und er sich umeinander kümmern, anstatt bloß um ihre Kinder. Doflamingo war verärgert: Der prächtige Hirsch, den er über einige Kilometer hinweg verfolgt hatte, war ihm im letzten Moment doch noch entkommen. Das Fleisch des ausgewachsenen Tieres hätte ihn und Crocodile einige Tage lang versorgen können. Nun belief sich seine Beute allerdings bloß auf zwei weiße Schwäne, die er zuvor schon erlegt hatte. Verdrießlich zog Doflamingo die Augenbrauen zusammen und machte sich auf den Heimweg. Um ehrlich zu sein, hatte er es nicht bloß auf den Hirsch abgesehen gehabt, um Crocodile eine Freude zu machen; er hatte diesem auch beweisen wollen, dass er dessen Unterstützung bei der Jagd nicht benötigte. Gerade in letzter Zeit konzentrierte er sich vor allem auf besonders große Beutetiere, um den Kater zu beeindrucken und seine Rolle als Versorger zu festigen. Doflamingo war gerne der Alpha; ihm gefiel ihre Aufgabenteilung: Während Crocodile Zuhause blieb und sich die Kinder kümmerte, war er für die Beschaffung von Nahrung zuständig. Leider hatte er versagt. Er erweckte keinen guten Eindruck als Alpha, wenn er bloß mit zwei mickrigen Schwänen nach Hause kam. Doflamingo hoffte bloß, dass sein Partner nicht weiter auf die bescheidene Beute eingehen würde. Insgeheim hatte er sich längst vorgenommen gleich morgen früh einen neuen Jagdzug zu starten und ein besonders prächtiges Beutetier zu erjagen; vielleicht ein Wildschwein oder ein Reh. Als Doflamingo den Wohn- und Schlafbereich der Höhle betrat, musste er zu seinem Unmut feststellen, dass alle drei Säuglinge tief und fest zu schlafen schienen. Angesichts seiner mageren Ausbeute wäre es ihm lieber gewesen, wenn die Kinder hätten beruhigt, gefüttert oder gewickelt werden müssen. Nun allerdings schenkte Crocodile ihm seine volle Aufmerksamkeit. "Hast heute wohl kein großes Glück gehabt bei der Jagd", merkte er mitleidig an, als sein Blick auf die beiden Schwäne fiel. Anstatt seinen Frust an seinem Partner auszulassen, beschloss Doflamingo stattdessen sein Versagen herunterzuspielen. Er bemühte sich um ein möglichst unbekümmert wirkendes Grinsen, zuckte mit den Schultern und meinte: "Ehrlich gesagt bin ich heute nicht sonderlich motiviert gewesen. Ich war schrecklich müde, weil die Kinder in der Nacht so viel geschrieen haben. Aber das macht nichts. Morgen werde ich uns ein Wildschwein mit nach Hause bringen, versprochen." Er legte die beiden Schwäne zur Seite und zog den Kater in eine zärtliche Umarmung. Crocodile ließ den Körperkontakt zu; er legte seinen Kopf an die Schulter seines Partners und schloss für einen Moment die Augen. Doflamingo ließ seine Hände unter das Hemd des Katers gleiten und streichelte dessen Rücken. Crocodile schnurrte genüsslich. Unweigerlich spürte Doflamingo wie sein Glied sehr eindeutig auf dieses überaus erotische Geräusch reagierte. Flugs wollte er die Umarmung auflösen, damit sein Partner keine Erektion gegen seinen Bauch drücken spürte, doch zu seiner Überraschung ließ Crocodile dies nicht zu. Stattdessen öffnete der Kater seine bernsteinfarbenen Augen, warf ihm einen absolut unmissverständlichen Blick zu und meinte mit beinahe verschämt klingender Stimme: "Was ist los mit dir? Seit wann flüchtest du vor mir, wenn du Lust bekommst?" "Ich, ähm...", erwiderte Doflamingo relativ unbeholfen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sein Partner, der sich in den letzten Wochen nur sehr selten zu Sex hatte hinreißen lassen, plötzlich die Initiative ergriff. "Ich dachte, du kannst es nicht leiden, wenn wir so etwas in Nähe der Kinder tun." Nicht, dass ihn der plötzliche Sinneswandel des Katers stören würde. Ganz im Gegenteil: Doflamingo leckte sich bereits die Lippen. Spontan fielen ihm mindestens ein Dutzend schmutziger Dinge ein, die er jetzt verdammt gerne mit Crocodile anstellen würde. "Das ist kein Problem", meinte sein Partner und löste die Umarmung auf, nur um ihn kurz darauf an die Hand zu nehmen und durch die Höhle zu führen. "Ich habe uns ein Bett in einem der Nebenzimmer hergerichtet." Ein erstaunter Ausdruck legte sich auf Doflamingos Gesicht, als er den Blick auf das komfortable Liebesnest warf, das der Kater für sie beide vorbereitet hatte. Neben dem Bett befanden sich außerdem ein paar mundgerechte Fleischstücke; vermutlich Hase und Marder, erkannte Doflamingo als erfahrener Jäger sofort. Er freute sich unbändig über die Mühe, die sein Partner sich für ihn gemacht hatte. "Wollen wir es uns gemütlich machen?", fragte Crocodile ihn und Doflamingo entging nicht der leichte Rotschimmer, der sich auf dessen Wangen legte. Auch wenn er dieses Mal die Initiative ergriffen hatte, war Doflamingo sich doch dessen bewusst, dass es sich bei Crocodile um eine sehr schamhafte Person handelte, zumindest wenn es um Sex ging. Diese Worte auszusprechen musste den Kater eine Menge Überwindung gekostet haben. "Sehr gerne", antwortete Doflamingo und ließ sich aus dem Arrangement aus Kissen, Decken und Fellen nieder. Unauffällig suchte er nach dem kleinen Fläschchen mit wohlduftendem Öl, das sie beide immer als Gleimittel benutzten. Schließlich fand er es dezent platziert hinter einem blauen Kissen. Doflamingo war froh darüber, dass sein Partner auch an dieses Detail gedacht hatte. Die Atmosphäre würde deutlich leiden, wenn er noch einmal aufstehen und in den Wohnbereich hinüber gehen müsste, um das Gleitmittel zu holen. Und Doflamingo, der die Gesamtsituation umso mehr wertschätzte, je röter Crocodile im Gesicht wurde, wollte dessen nette Überraschung nicht kaputt machen. Der Kater setzte sich neben ihn. Seine Ohren zuckten nervös und sein schwarzer Katzenschwanz peitschte hin und her. Doflamingo spürte sehr deutlich, dass Crocodile aufgeregt war. Um die Lage ein wenig zu entspannen, griff er nach einem Stückchen Marderfleisch und fragte seinen Partner schelmisch: "Soll ich dich füttern? Ich möchte dich gerne verwöhnen." Nun lief Crocodiles gesamtes Gesicht knallrot an; Doflamingo fand diese Reaktion sowohl niedlich als auch sehr erotisch. Er spürte bereits wie es unangenehm eng in seiner Hose wurde, und wenn er einen Blick auf den Schritt seines Gegenübers warf, dann stellte er fest, dass es diesem nicht anders erging. Liebevoll fütterte Doflamingo den Kater. Mehrmals schob er ihm kleine Fleischstücke in den Mund, berührte seine Lippen mit den Fingern und fuhr mit der feuchten Zunge seinen Hals entlang. Crocodile begann leise zu stöhnen. Als Doflamingo ihm sein Hemd über den Kopf zog, ließ er es nicht bloß geschehen, sondern machte sich gleichzeitig auch an dem Gürtel seiner Jeanshose zu schaffen. Doflamingo tat es ihm gleich. Rasch waren sie beide komplett nackt. Gierig ließ Doflamingo seine Hände über Crocodiles blassen Körper fahren. Das Leben in der Wildnis hatte ihn verändert: Seine Figur war längst nicht mehr beängstigend mager und schmächtig, sondern sportlich-athletisch. Doflamingo gefiel es; er war froh darüber sich endlich keine Sorgen mehr um das Gewicht des Katers machen zu müssen. Dass dieser in seiner Obhut niemals hatte Hunger leiden müssen, erfüllte ihn mit Stolz. Auch die Narben in Crocodiles Gesicht, an seinem rechten Unterarm und an seiner Hüfte berührte Doflamingo ohne jede Zurückhaltung. Als wild lebender Gestaltenwandler war er den Anblick von teils sehr übel ausschauenden Narben von klein auf gewohnt. Er betrachtete sie nicht als Makel; für ihn waren sie nicht außergewöhnlicher als Muttermale. Mit der Zunge fuhr Doflamingo die glücklicherweise gut verheilten Narben an der Hüfte seines Partners nach, während er sich seinen Weg weiter nach unten bahnte. Crocodiles Glied hatte sich bereits zu seiner vollen Größe aufgerichtet und verlangte nach Aufmerksamkeit, die Doflamingo mehr als willig zu gewähren war. Er umschloss die Eichel mit seinen Lippen und genoss für einen Moment das warme Gefühl in seinem Mund, ehe er seine Zunge flach an die Unterseite des Glieds anlegte und in einem gleichmäßigen Rhythmus zu saugen begann. Die leisen Stöhngeräusche, die über ihm ertönten, spornten Doflamingo dazu an die Geschwindigkeit zu erhöhen. Er liebte es Lustgeräusche aus dem normalerweise doch so prüden Kater herauszukitzeln. Sofort spürte er, dass auch sein eigenes Glied auf die einladende Geräuschkulissige reagierte. Inzwischen pochte es beinahe schon schmerzhaft vor Lust und Doflamingo sehnte sich nach ein wenig Entlastung. Er ließ für einen Moment vom Penis seines Partners ab, was dieser mit einem unwilligen Laut quittierte. Doflamingo grinste schelmisch und drückte Crocodile mit der linken Hand sanft in eine liegende Position. Anschließend arrangierte er seine eigene Körperstellung neu: Direkt über dem Körper des Katers ging er auf alle Viere, sodass sie sich nun in der Stellung 69 befanden. Es war nicht das erste Mal, dass sie diese Stellung ausprobierten, doch sie gehörte nicht zu ihrem Standard-Repertoire. Trotzdem wusste Crocodile sofort, was zu tun war: Mit der rechten Hand umfasste er behutsam den Penis seines Partners und führte diesen zu seinem Mund. Hitze breitete sich in Doflamingos Unterleib aus, als er die warme und nasse Zunge des Katers an seiner Eichel spürte. Unweigerlich wurde er wieder daran erinnert, dass es doch länger her war, seitdem sie das letzte Mal miteinander intim geworden waren. Er ahnte, dass er sich nicht allzu lange würde zurückhalten können. Doch bis dahin wollte er selbst nicht untätig bleiben. Erneut nahm Doflamingo das Glied seines Partners in den Mund, verwöhnte es mit seiner Zunge und massierte mit einer Hand die Innenseiten von Crocodiles Oberschenkeln; er wusste, dass der Kater an dieser Stelle extrem empfindlich war. Für eine Weile lagen sie einfach bloß da und verwöhnten sich gegenseitig so gut sie konnten. Doflamingo musste ehrlich zugeben, dass Crocodile in den letzten beiden Jahren viel dazu gelernt hatte. Seine konservative und schamhafte Attitüde verbarg das perverse Können, das dieser manchmal an den Tag legte. Es dauerte nicht lange, bis Doflamingo der anwachsenden Hitze in seinem Unterleib nicht mehr standhalten konnte. Er bemühte sich darum dieses wundervolle Gefühl so lange wie nur möglich zu genießen, seinen Orgasmus noch um ein paar Sekunden hinauszuzögern, doch irgendwann hielt er es einfach nicht mehr länger aus. Erleichtert stöhnend ergoss er sich in mehreren Schüben in den Mund des Katers. Es war ein unwahrscheinlich gutes Gefühl. Als wäre ihm endlich eine schwere Last, die er schon seit Tagen mit sich herumschleppte, von den Schultern genommen worden. Doflamingo löste sich von seinem Partner. Er fühlte sich erschöpft, doch konnte es gleichzeitig kaum erwarten weiterzumachen. Crocodile machte ebenfalls einen sehr ungeduldigen Eindruck. Sein Glied war steif und die Eichel glänzte feucht. Er war noch nicht zum Höhepunkt gekommen. Ein Umstand, den Doflamingo nur zu gerne ändern würde. Vorfreudig leckte er sich über die Lippen. Jetzt, da er von der süßen Vorpeise gekostet hatte, bekam er Appetit auf mehr. "Du siehst mich an als wolltest du mich verschlingen", hörte er Crocodile mit vor Lust ganz belegt klingender Stimme sagen. "Dabei hattest du doch gerade erst einen Orgasmus." Doflamingo konnte ein breites Grinsen nicht unterdrücken; er bemühte sich nicht einmal darum. In seinen Ohren klangen die Worte des Katers wie schöne Komplimente. Auch wenn er einige Jahre älter war als sein Partner und sie nun Kinder hatten, war sein Libido noch längst nicht eingeschlafen. Er hatte Crocodile eine Menge zu bieten; gerade jetzt, wo der schlimmste Druck endlich von ihm genommen worden war. "Ich werde dich auch verschlingen", meinte Doflamingo, während er nach dem Fläschchen mit Öl griff und die glitschige Flüssigkeit auf den Fingern seiner linken Hand verteilte. "Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du stundenlang nicht laufen können. Das verspreche ich dir." "Du bist ein Angeber", warf Crocodile ihm vor, doch er grinste, während er sprach, und spreizte artig die Beine, als die nassen Finger seines Partners sich seinem Eingang näherten. Doflamingos erschlafftes Glied richtete sich sofort wieder auf, als er mit der Spitze des Zeigefingers zärtlich in Crocodiles Inneres eindrang und genüssliches Schnurren zu hören war. Sofort spürte Crocodile wie sich Hitze kribbelnd in seinem Unterleib ausbreitete. Beschämt bedeckte er sein gerötetes Gesicht mit der rechten Hand, doch spreizte gleichzeitig seine Beine so weit wie möglich, um Doflamingo einen möglichst einfachen Zugang zu seinem Intimbereich zu gewähren. Crocodile befand sich in einem ständigen Dilemma, wenn er Sex mit seinem Partner hatte: Auf der einen Seite schämte er sich in Grund und Boden, doch auf der anderen Seite konnte er einfach nicht genug bekommen. Er wünschte sich, dass sie beide die Vorbereitung überspringen und einfach direkt zum eigentlichen Akt übergehen würden, doch dies war leider nicht möglich. Zumindest nicht, ohne ihm schreckliche Schmerzen zuzufügen und Crocodile wusste, dass Doflamingo so etwas niemals zulassen würde. Auch wenn der Wolf ihn oft neckte und sich gerne aufspielte, war er eigentlich eine sehr rücksichtsvolle und fürsorgliche Person. Unter keinen Umständen würde er ihm absichtlich Schmerzen zufügen; nicht einmal dann, wenn sein Glied vor Erregung bereits pochte und er sich nichts sehnlicher wünschte als es endlich im Inneren seines Partners zu versenken. Crocodile blieb also nichts Anderes übrig als die agonische und gleichzeitig doch so lustvolle Vorbereitung auf den Geschlechtsverkehr zu ertragen. Überdeutlich spürte er wie sich Doflamingos lange Finger in seinen engen Eingang hineinzwängten, ihn dehnten und mit reichlich warmen Öl einrieben. Crocodile gelang es nur mäßig erfolgreich mittels der Hand, die er auf seinen Mund gepresst hatte, sein lautes Stöhnen abzudämpfen. "Warum tust du immer so als würde es dir nicht gefallen?", fragte ihn sein Partner mit schelmischer Stimme. Er griff nach Crocodiles Hand und löste diese von seinem Gesicht. "Du darfst ruhig laut sein. Halte dich nicht zurück. Wir sind hier doch ganz ungestört." Crocodile gab keine Erwiderung auf diese Aussage, doch ließ seine Hand liegen, selbst als der Wolf sie losließ. Während Doflamingo mit den Fingern seiner linken Hand den Eingang seines Partners verwöhnte, griff er mit der rechten Hand nach dessen Glied und begann es in einem gleichmäßigen Rhythmus zu pumpen. Crocodile war sich absolut sicher, dass der spitze Stöhnlaut, den er ekstatisch von sich gab, die im Nebenraum schlafenden Kinder aufwecken würde, doch dieser Fall schien glücklicherweise nicht einzutreten. Das heiße Kribbeln breitete sich ausgehend von seinem Unterleib in seinen gesamten Körper aus. An gleich zwei Stellen verwöhnt zu werden fühlte sich unwahrscheinlich schön an; vor allen Dingen dann, wenn man zuvor länger auf den Austausch von Intimitäten verzichtet hatte. Crocodile stöhnte und seufzte ununterbrochen, während Doflamingos überaus talentierte Finger ihn sowohl an seinem Eingang als auch an seinem Glied verwöhnten. Als der Wolf schließlich erneut seinen warmen Mund über die Eichel seines Partners stülpte und herzhaft zu saugen begann, hielt Crocodile es einfach nicht länger aus. Hitzewellen brachen über ihn herein wie ein Tsunami. Er glaubte zu verbrennen. Crocodile wurde plötzlich ganz still. Er gab keinen Laut von sich und lag bewegungslos da; bloß seine zuckenden Bauchmuskeln verrieten, was im nächsten Moment geschehen würde. In mehreren Schüben ergoss Crocodile sich in den Mund seines Partners. Doflamingo schluckte mit einem beinahe schon genüsslich wirkenden Gesichtsausdruck die weiße und warme Flüssigkeit herunter. Erst als Crocodile sich von diesem löste, seufzte er erleichtert auf und bemühte sich darum seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. Diesen Orgasmus hatte er dringend nötig gehabt, wurde ihm plötzlich klar. Obwohl Crocodile erschöpft war, wollte er jetzt noch nicht aufhören. Um ehrlich zu sein, konnte er es kaum erwarten endlich das Glied seines Partners in seinem Inneren zu spüren. Er wusste nicht, wann sich das nächste Mal die Möglichkeit zum Sex ergeben würde, und darum wollte er den Moment so gut wie möglich auskosten. Plötzlich hielt er Doflamingos protziges Versprechen dafür zu sorgen, dass er stundenlang nicht würde laufen können, für überaus verlockend. Crocodile beschloss aufs Ganze zu gehen. Er wollte so lange weitermachen, bis er vollkommen erschöpft war und sein Körper jede weitere Bewegung verweigerte. Heute hatte Crocodile bereits mehrmals die Initiative ergriffen. Und dass sein Partner jedes Mal überaus positiv reagiert hatte, gab ihm ein gutes Gefühl. In einem Anflug von Wagemut drückte Crocodile den Wolf in eine liegende Position, was dieser sich gefallen ließ. Anschließend setzte er sich auf dessen Oberschenkel. Doflamingo warf ihm einen erstaunten, doch keinesfalls unwilligen Blick zu. Crocodile griff nach dem inzwischen wieder komplett steifen Glied seines Partners und pumpte es drei- oder viermal. Er hielt es mit der Hand fest, damit er nicht abrutschte, während er sich vorsichtig darauf niederließ. Es war ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Crocodile stöhnte laut und schloss für einen Moment die Augen. Er spürte Doflamingos warmes und dickes Glied überdeutlich in seinem Inneren. Inzwischen füllte es ihn bis zum Anschlag aus. Crocodile schloss selig die Augen. Er konnte nicht in Worte fassen wie sehr er dieses absolut einzigartige Gefühl vermisst hatte. Er kostete jede Sekunde bis aufs Äußerste aus. Erst die Stimme seines Partners riss ihn aus seiner Trance. "Muss ich doch wieder die ganze Arbeit machen?", fragte Doflamingo ihn neckisch. "Oder möchtest du dich selbst bewegen?" "Halt die Klappe", gab Crocodile zurück. Er erhob sich vom steifen Glied des Wolfes, sodass sich nur noch die Eichel in seinem Inneren befand, ehe er sich erneut darauf niederließ. Das zittrige Stöhnen, dass Doflamingo von sich gab, erfüllte Crocodile mit Genugtuung. Rasch wiederholte er den Vorgang und erhöhte immer wieder die Geschwindigkeit. Mit den Händen stützte er sich dabei an den breiten Schultern seines Partners ab. Crocodile genoss es zum allerersten Mal beim Sex die Oberhand zu haben. Natürlich stellte sich Doflamingo so gut wie möglich auf ihn ein, doch am Ende blieb er derjenige, der über die Geschwindigkeit und die Härte der Stöße bestimmte. Nun allerdings hatte Crocodile das Sagen. Nach Herzenslust neckte er das Glied seines Partners; manchmal ritt er es sehr schnell, manchmal quälend langsam. Manchmal beugte er sich eher nach vorne, manchmal zur Seite oer nach hinten. Crocodile probierte so viele Variationen wie nur möglich aus. Er war eine unwahrscheinlich neugierige Person und noch dazu ein junger kräftiger Mann. Obwohl die Bewegungen, die er vollführte, sehr anstrengend waren (zumindest deutlich anstrengender als Crocodile es vermutet hätte), kam er nicht außer Puste. Dafür genoss er diese Stellung auch viel zu sehr. Wenn der Wolf es zuließ, könnte er diesen stundenlang reiten. Doflamingo war überrascht angesichts des Talents und der Ausdauer, die der Kater bei dieser neuen Stellung an den Tag legte. Er selbst genoss es sehr ausnahmsweise einmal nicht die ganze Arbeit erledigen zu müssen. Stattdessen entspannte er sich einfach bloß und spürte wie sich kribbelnde Hitzewellen ausgehend von seinem Unterleib in seinem gesamten Körper ausbreiteten, jedes Mal wenn Crocodile sich auf seinem erigierten Glied niederließ. Es war ein wunderbares Gefühl. Gleichzeitig genoss Doflamingo die überaus erotische Aussicht, die sich ihm bot: Sein Partner schien sich in der Reiter-Stellung mehr als nur wohl zu fühlen. Crocodile Blick war vor Lust ganz verschleiert. Sein Gesicht war längst nicht mehr dunkelrot gefärbt; das Blut schien nämlich an anderer Stelle benötigt zu werden. Der Penis des Katers hatte sich inzwischen wieder zu seiner vollen Größe aufgerichtet. Ein paar Lusttropfen benetzten die Eichel. Doflamingo leckte sich über die Lippen. Er beschloss, dass sein Partner genug getan hatte. Indem er diesen an den Hüften festhielt, hinderte er ihn daran seine Bewegungen fortzuführen. Crocodile warf ihm einen verwunderten und verunsicherten Blick zu, dem Doflamingo jedoch keine weitere Beachtung schenkte. Stattdessen dirigierte er den Kater erneut in eine liegende Position. Mit der rechten Hand griff Doflamingo nach einem Unterschenkel seines Partners, um dessen langen Beine zu spreizen; mit der linken Hand umfasste er sein eigenes Glied, das glücklicherweise noch mit ausreichend Gleitmittel benetzt war, und führte es in den gut gedehnten und glitschrigen Eingang des Katers ein. Kaum war Doflamingo bis zum Anschlag im warmen Inneren seines Partners versenkt, gab es für ihn kein Halten mehr. Mit harten und schnellen Stößen drang er immer wieder in Crocodile ein, während er im selben Takt dessen Glied pumpte. Er wusste, dass diese Kombination den Kater schnell zum Höhepunkt bringen würde. Und um ehrlich zu sein, war Doflamingo dies sehr recht. Er kannte sich selbst gut genug, um zu wissen, dass er dem Druck, der sich in seinem Unterleib aufbaute, nicht mehr allzu lange würde standhalten können. Doflamingos riss sich so gut wie er konnte zusammen. Mit aller Kraft bemühte er sich darum seinen Orgasmus noch zurückzuhalten. Er wollte unbedingt sichergehen, dass Crocodile auf seine Kosten gekommen war, ehe er sich in diesem ergoss. Doflamingo war in dieser Hinsicht eine sehr stolze Person: Sein Ego würde schrecklich leiden, sollte es ihm nicht gelingen seinen Partner zum Höhepunkt zu bringen. Gerade als Doflamingo sich eingestehen wollte, dass er dieses Mal seine Prinzipien wohl würde brechen müssen, spürte er wie sich die Muskeln, die seinen inzwischen beinahe schon schmerzenden Penis umschlossen, deutlich zusammenzogen. Crocodile gab einen lauten und hohen Stöhnlaut von sich, als er die Hand seines Partners und seinen eigenen Oberkörper mit Sperma bespritzte. Doflamingo sah das laute Geräusch, das der Kater von sich gab, als ein Zeichen an. Nicht weniger laut erlaubte er es sich endlich ebenfalls zu kommen. In mehreren Schüben ergoss er sich in Crocodiles warmes und samtiges Inneres. Selten zuvor hatte er sich so gut gefühlt. Er war ausgelaugt und erschöpft, doch gleichzeitig furchtbar glücklich und entspannt. Schwer atmend ließ Doflamingo sich auf dem Körper des Katers nieder; das Sperma, das diesen frisch und warm benetzte, beachtete er nicht. Ein breites Lächeln zierte seine Lippen. "Doflamingo, du bist schwer." Erst als Crocodile versuchte ihn von sich zu schieben, erbarmte Doflamingo sich schließlich und legte sich stattdessen neben seinen Partner. "Das war gut", sagte er und fuhr sich mit der linken Hand durch sein verschwitztes Haar. "Mehr als gut", erwiderte Crocodile ebenfalls lächelnd. Doflamingo beugte sich zum Kater hinüber und küsste diesen sanft auf den Mund. Der Kuss schmeckte nach Schweiß und ihre Zungen berührten sich nicht einmal, doch trotzdem empfand Doflamingo diesen Kontakt als sehr angenehm. Am liebsten würde er jetzt die Augen schließen und mit seinem Partner im Arm einschlafen. Das laute Babygebrüll, das sie beide dazu zwang ihren Kuss auszulösen, holte Doflamingo jedoch schlagartig in die Realität zurück. Er konnte sich jetzt nicht einfach gemeinsam mit Crocodile schlafenlegen. Immerhin gab es da drei Säuglinge, die ihrer Pflege bedurften. Mit einem mürrischen Gesichtsausdruck setzte Doflamingo sich auf. Die Aussicht, sich um die Welpen zu kümmern, erfüllte ihn nicht gerade mit Freude. Er konnte sich im Augenblick wirklich deutlich schönere Dinge vorstellen als Windeln zu wechseln oder sich beim Füttern bespucken zu lassen. "Wenigstens haben sie uns nicht gestört, während wir mitten dabei waren", sagte Crocodile in einem aufmunternd klingenden Tonfall. "Hm-hm", war die nicht gerade positiv anmutende Erwiderung, die er seitens Doflamingo erhielt. Um ehrlich zu sein, sehnte er den Tag herbei, an dem sie die Welpen endlich in eine andere Familie geben würden und sie beide zu ihrem gewohnten Alltag zurückkehren konnten. Ab und an wurde Doflamingo von Wehmut ergriffen, wenn er an dieses Ereignis dachte; doch in Momenten wie diesem her sah er ihm mit Vorfreude entgegen. Früher hatte er sich gerne ausgemalt wie sein Leben mit Kindern aussehen würde. Dann hatte er sich zumeist eine liebevolle Frau und ein paar hübsche, wohl erzogene Jungen und Mädchen vorgestellt. Daran, dass er nachts ständig aufstehen musste und nur wenig Zeit für Zweisamkeit und Intimitäten übrig blieb, hatte er nie gedacht gehabt. Doflamingo hatte sich nicht die Mühe gemacht sich seine Kleidung wieder anzulegen. Im Gegensatz zu Crocodile, der sehr prüde war, hatte er überhaupt kein Problem mit Nacktheit. Man kam nackt auf die Welt; er empfand diesen Umstand als vollkommen natürlich. Es war nichts, wofür man sich zu schämen brauchte. Der Kater allerdings sah dies natürlich ganz anders. Mit schwerfälligen Bewegungen zwängte Crocodile sich in sein Hemd und seine Hose hinein, ehe er sich mit humpelnden Schritten auf den Weg in den Schlaf- und Wohnbereich machte. Unweigerlich spürte Doflamingo wie ihn die Gewissensbisse packten. Er war nicht gerade sanft zu seinem Partner gewesen. Da hätte er ihm wenigstens anbieten sollen sich allein um die Kinder zu kümmern. Dafür war es nun allerdings wohl zu spät. Einer der Jungen und das Mädchen brüllten lauthals; der zweite Junge (derjenige, der noch immer ein wenig kränkelte) schlief zu Doflamingos Verwunderung trotz des Lärms absolut seelenruhig. Er griff nach dem Mädchen, während Crocodile den Jungen hochnahm. Kaum hatte Doflamingo das Baby mit seiner linken Hand berührt, stellte es das ohrenbetäubende Gebrüll ein. Stattdessen blickte es aus seinen beiden strahlend blauen Augen zu ihm hinauf, wackelte mit seinem buschigen Fellschwänzchen und lächelte ihn freundlich an. Sofort spürte Doflamingo wie ihn ein absolut unbeschreibliches Glücksgefühl überkam. Es war das erste Mal, dass ihn einer der Welpen ganz bewusst anlächelte. "Was ist los mit dir?", fragte Crocodile ihn, der Mühe damit hatte den Jungen, den er im Arm hielt, zu beruhigen. "Sie hat mich angelächelt", erklärte Doflamingo und konnte nicht verhindern, dass Stolz in seiner Stimme mitschwang. "Warum sollte sie das auch nicht tun?", gab Crocodile relativ gleichmütig zurück. "Sie freut sich dich zu sehen. Immerhin bist du doch ihr Vater, oder nicht?" ~ "Ich weiß, dass du dich gerne dem Gedanken hingibst, dass die Kleinen unsere Kinder sind, aber das stimmt einfach nicht", flüsterte Doflamingo. "Wir sind nicht ihr Vater und ihre Mutter. Wir haben sie bloß im Wald gefunden. Sie gehören nicht zu uns; sie sind nicht unsere Familie. Und wir haben von Anfang an beschlossen gehabt sie wegzugeben, sobald es ihnen besser geht. Sei bitte nicht unvernünftig, Crocodile!" (Auszug aus Kapitel 8) bye sb Kapitel 8: Part I: Überredungskünste (zensiert) ----------------------------------------------- Sorgsam prüfte Crocodile die Körpertemperatur des kranken Welpen, indem er ihm seine rechte Hand auf die Stirn legte. Zufrieden stellte er fest, dass das Fieber gesunken war. Die Medizin zeigte ihre Wirkung; es ging bergauf: Der Säugling verweigerte nicht länger seine Milch und wurde mit jedem Tag ein wenig aktiver. Crocodile war zuversichtlich, dass er bald schon wieder vollständig gesund sein würde. Auch den anderen beiden Kindern ging es gut. Das Mädchen lächelte und streckte ein pummeliges Ärmchen nach ihm aus, als es ihn wiedererkannte. Crocodile erwiderte das Lächeln und nahm seine kleine Tochter auf den Arm. Er wiegte sie, sprach mit ihr und strich ihr zärtlich über den Kopf. Doflamingo hatte ihm erklärt, dass es sehr wichtig war sich mit den Kindern zu beschäftigen, um sie bestmöglich zu fördern. Nur wenn man mit ihnen redete und sie dazu animierte sich zu bewegen, lernten sie zu sprechen und zu laufen. Unweigerlich fragte Crocodile sich, wann es soweit sein würde. Er kannte sich nicht aus, was die Entwicklung von Babies anging, und wusste daher auch nicht, in welchem Alter ein Kind eine bestimmte Fähigkeit erlernte. Die Säuglinge waren nun etwa fünf, vielleicht fünfeinhalb Monate alt. Ob sich ihre Entwicklung wohl anders vollzog als bei menschlichen Kindern? Wieder einmal wurde Crocodile deutlich bewusst wie wenig er doch über Babies wusste. Er nahm sich vor, bei Gelegenheit Doflamingo zu fragen, wann Welpen laufen und sprechen lernten. Nur wenn er als Erwachsener über solche Dinge Bescheid wusste, konnte er seine Kinder optimal fördern. Leise sang Crocodile dem Mädchen ein Schlaflied vor. Sein kranker Bruder war wach, doch verhielt sich ruhig, während der andere Junge bereits friedlich schlief. Doflamingo war derzeit auf Jagd, doch würde bald wieder zurück sein. Crocodile zielte darauf ab, dass zu diesem Zeitpunkt alle drei Welpen tief und fest schliefen. Er hatte sich überlegt, dass Doflamingo die Kinder umso eher behalten würde, je angenehmer sich der Alltag mit ihnen gestaltete. Crocodile wusste, dass nicht bloß er, sondern auch sein Partner in den letzten Woche hatte zurückstecken müssen: Seit die Drillinge bei ihnen wohnten, hatte keiner von ihnen auch nur eine einzige Nacht durchgeschlafen; rund um die Uhr mussten die Kleinen gepflegt und betreut werden. Und auch ihr Sexleben hatte stark gelitten; wenn man alles auf das Wohl der Kinder hin ausrichtete, blieb nur wenig Platz für Zweisamkeit. Dies wollte Crocodile ändern. Er war sich dessen bewusst, dass Geschlechtsverkehr eine sehr große Rolle im Leben seines Partners einnahm. Auch er selbst genoss den Sex, doch war nicht ganz so stark darauf fixiert wie Doflamingo. Crocodile plante eine schöne Liebesnacht gemeinsam mit dem Wolf. Er wollte diesem beweisen, dass er immer noch Lust auf Sex hatte und sie beide nicht darauf würden verzichten müssen, wenn die Kinder dauerhaft bei ihnen einzogen. Außerdem hatte natürlich auch Crocodile selbst nichts dagegen einzuwenden; ehrlich gesagt sehnte er sich sogar stark nach der Nähe seines Partners. Er musste zugeben, dass es doch recht lange her war, seitdem sie das letzte Mal intim miteinander geworden waren. Crocodile bereitete ein Bett in einem der Nebenräume der weitläufigen Höhle vor. Da sie früher von deutlich mehr Gestaltenwandlern bewohnt worden war, standen eine Menge Schlafzimmer leer. Crocodile wählte ein kleines und gemütliches Zimmer aus, das sich ganz in der Nähe des Wohnraums befand, in dem sich derzeit die Welpen aufhielten. Im Notfall wären sie innerhalb weniger Sekunden bei ihnen. Auch wenn die Kinder noch viel zu klein waren, um zu verstehen was vor sich ging, fühlte Crocodile sich schrecklich unwohl bei der Vorstellung Sex zu haben, während diese direkt neben ihnen lagen. Einen naheliegenden Raum als Liebesnest zu nutzen hielt er für eine guten Kompromiss. Mühevoll staffierte Crocodile das kleine Zimmer mit allerlei gemütlichen Decken, Fellen und Kissen aus; außerdem richtete er einen Teller mit fertig zubereitetem Marder- und Hasenfleisch her. Er wollte eine möglichst behagliche und romantische Atmosphäre schaffen. Für ein paar Stunden sollten sein Partner und er sich umeinander kümmern, anstatt bloß um ihre Kinder. Doflamingo war verärgert: Der prächtige Hirsch, den er über einige Kilometer hinweg verfolgt hatte, war ihm im letzten Moment doch noch entkommen. Das Fleisch des ausgewachsenen Tieres hätte ihn und Crocodile einige Tage lang versorgen können. Nun belief sich seine Beute allerdings bloß auf zwei weiße Schwäne, die er zuvor schon erlegt hatte. Verdrießlich zog Doflamingo die Augenbrauen zusammen und machte sich auf den Heimweg. Um ehrlich zu sein, hatte er es nicht bloß auf den Hirsch abgesehen gehabt, um Crocodile eine Freude zu machen; er hatte diesem auch beweisen wollen, dass er dessen Unterstützung bei der Jagd nicht benötigte. Gerade in letzter Zeit konzentrierte er sich vor allem auf besonders große Beutetiere, um den Kater zu beeindrucken und seine Rolle als Versorger zu festigen. Doflamingo war gerne der Alpha; ihm gefiel ihre Aufgabenteilung: Während Crocodile Zuhause blieb und sich die Kinder kümmerte, war er für die Beschaffung von Nahrung zuständig. Leider hatte er versagt. Er erweckte keinen guten Eindruck als Alpha, wenn er bloß mit zwei mickrigen Schwänen nach Hause kam. Doflamingo hoffte bloß, dass sein Partner nicht weiter auf die bescheidene Beute eingehen würde. Insgeheim hatte er sich längst vorgenommen gleich morgen früh einen neuen Jagdzug zu starten und ein besonders prächtiges Beutetier zu erjagen; vielleicht ein Wildschwein oder ein Reh. Als Doflamingo den Wohn- und Schlafbereich der Höhle betrat, musste er zu seinem Unmut feststellen, dass alle drei Säuglinge tief und fest zu schlafen schienen. Angesichts seiner mageren Ausbeute wäre es ihm lieber gewesen, wenn die Kinder hätten beruhigt, gefüttert oder gewickelt werden müssen. Nun allerdings schenkte Crocodile ihm seine volle Aufmerksamkeit. "Hast heute wohl kein großes Glück gehabt bei der Jagd", merkte er mitleidig an, als sein Blick auf die beiden Schwäne fiel. Anstatt seinen Frust an seinem Partner auszulassen, beschloss Doflamingo stattdessen sein Versagen herunterzuspielen. Er bemühte sich um ein möglichst unbekümmert wirkendes Grinsen, zuckte mit den Schultern und meinte: "Ehrlich gesagt bin ich heute nicht sonderlich motiviert gewesen. Ich war schrecklich müde, weil die Kinder in der Nacht so viel geschrieen haben. Aber das macht nichts. Morgen werde ich uns ein Wildschwein mit nach Hause bringen, versprochen." Er legte die beiden Schwäne zur Seite und zog den Kater in eine zärtliche Umarmung. Crocodile ließ den Körperkontakt zu; er legte seinen Kopf an die Schulter seines Partners und schloss für einen Moment die Augen. Doflamingo ließ seine Hände unter das Hemd des Katers gleiten und streichelte dessen Rücken. Crocodile schnurrte genüsslich. Unweigerlich spürte Doflamingo wie sein Glied sehr eindeutig auf dieses überaus erotische Geräusch reagierte. Flugs wollte er die Umarmung auflösen, damit sein Partner keine Erektion gegen seinen Bauch drücken spürte, doch zu seiner Überraschung ließ Crocodile dies nicht zu. Stattdessen öffnete der Kater seine bernsteinfarbenen Augen, warf ihm einen absolut unmissverständlichen Blick zu und meinte mit beinahe verschämt klingender Stimme: "Was ist los mit dir? Seit wann flüchtest du vor mir, wenn du Lust bekommst?" "Ich, ähm...", erwiderte Doflamingo relativ unbeholfen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sein Partner, der sich in den letzten Wochen nur sehr selten zu Sex hatte hinreißen lassen, plötzlich die Initiative ergriff. "Ich dachte, du kannst es nicht leiden, wenn wir so etwas in Nähe der Kinder tun." Nicht, dass ihn der plötzliche Sinneswandel des Katers stören würde. Ganz im Gegenteil: Doflamingo leckte sich bereits die Lippen. Spontan fielen ihm mindestens ein Dutzend schmutziger Dinge ein, die er jetzt verdammt gerne mit Crocodile anstellen würde. "Das ist kein Problem", meinte sein Partner und löste die Umarmung auf, nur um ihn kurz darauf an die Hand zu nehmen und durch die Höhle zu führen. "Ich habe uns ein Bett in einem der Nebenzimmer hergerichtet." Ein erstaunter Ausdruck legte sich auf Doflamingos Gesicht, als er den Blick auf das komfortable Liebesnest warf, das der Kater für sie beide vorbereitet hatte. Neben dem Bett befanden sich außerdem ein paar mundgerechte Fleischstücke; vermutlich Hase und Marder, erkannte Doflamingo als erfahrener Jäger sofort. Er freute sich unbändig über die Mühe, die sein Partner sich für ihn gemacht hatte. "Wollen wir es uns gemütlich machen?", fragte Crocodile ihn und Doflamingo entging nicht der leichte Rotschimmer, der sich auf dessen Wangen legte. Auch wenn er dieses Mal die Initiative ergriffen hatte, war Doflamingo sich doch dessen bewusst, dass es sich bei Crocodile um eine sehr schamhafte Person handelte, zumindest wenn es um Sex ging. Diese Worte auszusprechen musste den Kater eine Menge Überwindung gekostet haben. [zensiert] "Doflamingo, du bist schwer." Erst als Crocodile versuchte ihn von sich zu schieben, erbarmte Doflamingo sich schließlich und legte sich stattdessen neben seinen Partner. "Das war gut", sagte er und fuhr sich mit der linken Hand durch sein verschwitztes Haar. "Mehr als gut", erwiderte Crocodile ebenfalls lächelnd. Doflamingo beugte sich zum Kater hinüber und küsste diesen sanft auf den Mund. Der Kuss schmeckte nach Schweiß und ihre Zungen berührten sich nicht einmal, doch trotzdem empfand Doflamingo diesen Kontakt als sehr angenehm. Am liebsten würde er jetzt die Augen schließen und mit seinem Partner im Arm einschlafen. Das laute Babygebrüll, das sie beide dazu zwang ihren Kuss auszulösen, holte Doflamingo jedoch schlagartig in die Realität zurück. Er konnte sich jetzt nicht einfach gemeinsam mit Crocodile schlafenlegen. Immerhin gab es da drei Säuglinge, die ihrer Pflege bedurften. Mit einem mürrischen Gesichtsausdruck setzte Doflamingo sich auf. Die Aussicht, sich um die Welpen zu kümmern, erfüllte ihn nicht gerade mit Freude. Er konnte sich im Augenblick wirklich deutlich schönere Dinge vorstellen als Windeln zu wechseln oder sich beim Füttern bespucken zu lassen. "Wenigstens haben sie uns nicht gestört, während wir mitten dabei waren", sagte Crocodile in einem aufmunternd klingenden Tonfall. "Hm-hm", war die nicht gerade positiv anmutende Erwiderung, die er seitens Doflamingo erhielt. Um ehrlich zu sein, sehnte er den Tag herbei, an dem sie die Welpen endlich in eine andere Familie geben würden und sie beide zu ihrem gewohnten Alltag zurückkehren konnten. Ab und an wurde Doflamingo von Wehmut ergriffen, wenn er an dieses Ereignis dachte; doch in Momenten wie diesem her sah er ihm mit Vorfreude entgegen. Früher hatte er sich gerne ausgemalt wie sein Leben mit Kindern aussehen würde. Dann hatte er sich zumeist eine liebevolle Frau und ein paar hübsche, wohl erzogene Jungen und Mädchen vorgestellt. Daran, dass er nachts ständig aufstehen musste und nur wenig Zeit für Zweisamkeit und Intimitäten übrig blieb, hatte er nie gedacht gehabt. Doflamingo hatte sich nicht die Mühe gemacht sich seine Kleidung wieder anzulegen. Im Gegensatz zu Crocodile, der sehr prüde war, hatte er überhaupt kein Problem mit Nacktheit. Man kam nackt auf die Welt; er empfand diesen Umstand als vollkommen natürlich. Es war nichts, wofür man sich zu schämen brauchte. Der Kater allerdings sah dies natürlich ganz anders. Mit schwerfälligen Bewegungen zwängte Crocodile sich in sein Hemd und seine Hose hinein, ehe er sich mit humpelnden Schritten auf den Weg in den Schlaf- und Wohnbereich machte. Unweigerlich spürte Doflamingo wie ihn die Gewissensbisse packten. Er war nicht gerade sanft zu seinem Partner gewesen. Da hätte er ihm wenigstens anbieten sollen sich allein um die Kinder zu kümmern. Dafür war es nun allerdings wohl zu spät. Einer der Jungen und das Mädchen brüllten lauthals; der zweite Junge (derjenige, der noch immer ein wenig kränkelte) schlief zu Doflamingos Verwunderung trotz des Lärms absolut seelenruhig. Er griff nach dem Mädchen, während Crocodile den Jungen hochnahm. Kaum hatte Doflamingo das Baby mit seiner linken Hand berührt, stellte es das ohrenbetäubende Gebrüll ein. Stattdessen blickte es aus seinen beiden strahlend blauen Augen zu ihm hinauf, wackelte mit seinem buschigen Fellschwänzchen und lächelte ihn freundlich an. Sofort spürte Doflamingo wie ihn ein absolut unbeschreibliches Glücksgefühl überkam. Es war das erste Mal, dass ihn einer der Welpen ganz bewusst anlächelte. "Was ist los mit dir?", fragte Crocodile ihn, der Mühe damit hatte den Jungen, den er im Arm hielt, zu beruhigen. "Sie hat mich angelächelt", erklärte Doflamingo und konnte nicht verhindern, dass Stolz in seiner Stimme mitschwang. "Warum sollte sie das auch nicht tun?", gab Crocodile relativ gleichmütig zurück. "Sie freut sich dich zu sehen. Immerhin bist du doch ihr Vater, oder nicht?" ~ Doflamingo senkte den Blick. Er atmetete zweimal tief durch, ehe er dem Kater fest in die Augen sah und meinte: "Ich werde mich morgen auf den Weg nach Norden machen, um eine passende Adoptivfamilie für die Welpen zu suchen." Crocodile sagte überhaupt nichts, sah ihn bloß aus bernsteinfarbenen Augen heraus völlig entsetzt an. Er wirkte wie erstarrt. Das Baby, das er auf dem Arm hatte, hielt er in einem solch festen Griff, dass es zu schreien und zu weinen anfing. Es dauerte eine oder zwei Minuten, bis er sich wieder einigermaßen gefasst hatte. Und genau wie Doflamingo es befürchtet hatte, reagierte er weder mit Freude noch mit Verständnis, sondern bloß mit unbändiger Wut. "Nein!", brüllte er mit scharfer Stimme. "Nein, nein, nein! Das kannst du nicht tun! Du kannst es einfach nicht! Doflamingo!" (Auszug aus Kapitel 8 "Entscheidung") bye sb Kapitel 9: Part II: Entscheidung -------------------------------- Ein paar Tage vergingen. Und obwohl Crocodile sich darum zu bemühen schien ihren Alltag so entspannt wie nur möglich zu gestalten, sank Doflamingos Laune nach und nach auf einen totalen Tiefpunkt ab. Ihn schmerzte die Vorstellung irgendwann seine Kinder weggeben zu müssen. Er gab es nur ungern zu, doch jedes Lächeln, jedes Zappeln und jedes fröhliche Gebrabbel der Welpen erfüllte ihn mit unwahrscheinlichem Glück. Er spürte sehr deutlich, dass sie ihm allmählich ans Herz wuchsen. Aus diesem Grund beschloss Doflamingo gleich morgen früh eine Wanderung nach Norden zu unternehmen. Er wusste, dass dort mehrere Wolfsrudel lebten, und wollte endlich Ausschau halten nach einer passenden Adoptivfamilie. Je länger die Kinder bei ihnen blieben, desto schwerer würde es ihnen fallen sie wegzugeben. Doflamingo wollte sich selbst und vor allem auch seinem Partner dieses schlimme Schicksal ersparen. Es war das Beste sich so bald wie nur möglich von den Kindern zu trennen. Nun würde er dieses Vorhaben bloß noch Crocodile schmackhaft machen müssen. Doflamingo warf einen skeptischen Blick hinüber zu dem Kater, der gerade einen der Welpen im Arm hielt und ihn mit der Flasche fütterte. Er wusste, dass Crocodile bereits sehr stark an den Kindern hing. Sicherlich würde er furchtbar leiden. Doflamingo schluckte. Er verabscheute die Vorstellung seinem Partner Schmerzen zuzufügen, doch er sah ein, dass ihm keine andere Wahl blieb. Außerdem war er zuversichtlich, dass es ihm gelingen würde Crocodile wieder aufzumuntern. Mit langsamen Schritten ging Doflamingo zum Kater hinüber. Er wusste nicht so recht wie er dieses sensible Thema anschneiden sollte. Er war sich sicher, dass Crocodile sein Vorhaben nicht gutheißen würde. Sein Partner hatte sich bereits sehr stark an die Welpen gewöhnt und wollte sich womöglich überhaupt nicht mehr von ihnen trennen. "Was ist?", fragte Crocodile ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. Er schien zu spüren, dass Doflamingo ihm etwas mitteilen wollte. Doflamingo senkte den Blick. Er atmetete zweimal tief durch, ehe er dem Kater fest in die Augen sah und meinte: "Ich werde mich morgen auf den Weg nach Norden machen, um eine passende Adoptivfamilie für die Welpen zu suchen." Crocodile sagte überhaupt nichts, sah ihn bloß aus bernsteinfarbenen Augen heraus völlig entsetzt an. Er wirkte wie erstarrt. Das Baby, das er auf dem Arm hatte, hielt er in einem solch festen Griff, dass es zu schreien und zu weinen anfing. Es dauerte eine oder zwei Minuten, bis er sich wieder einigermaßen gefasst hatte. Und genau wie Doflamingo es befürchtet hatte, reagierte er weder mit Freude noch mit Verständnis, sondern bloß mit unbändiger Wut. "Nein!", brüllte er mit scharfer Stimme. "Nein, nein, nein! Das kannst du nicht tun! Du kannst es einfach nicht! Doflamingo!" "Ich verstehe, dass du die Vorstellung, dich von den Kindern zu trennen, schlimm findest", erwiderte Doflamingo und bemühte sich um einen möglichst beschwichtigend klingenden Tonfall. "Mir geht es genauso. Doch uns bleibt nichts Anderes übrig. Wir müssen sie weggeben." "Und wieso müssen wir das?", gab Crocodile zurück. Er wirkte furchtbar aufgebracht. Seine Hände zitterten und sein Gesicht war sogar noch bleicher als üblich. "Warum können wir die Kleinen nicht einfach hierbehalten? Wir haben sie in den letzten Wochen problemlos mitversorgen können! Wir können doch genauso weitermachen!" "Die Zeit mit den Kindern war alles Andere als einfach", wandte Doflamingo ein. "Wir waren dazu gezwungen unseren Alltag vollständig umstellen. Einer von uns muss ständig bei ihnen bleiben. Und sie müssen rund um die Uhr gefüttert, gewickelt, umgezogen und gebadet werden. Es ist schrecklich anstrengend sich um gleich drei Kinder auf einmal zu kümmern." "Und deswegen willst du sie weggeben?", warf Crocodile ihm vor. "Weil du den Umgang mit ihnen zu anstrengend findest? Würdest du auch deine leiblichen Kinder weggeben, bloß weil sie dich nachts aus deinem Schlaf holen?" "Die Drillinge sind aber nicht meine leiblichen Kinder!" Nun wurde auch Doflamingo selbst zornig. Ihn verletzte die Reaktion des Katers. Crocodile tat so als wäre er der einzige, dem es schwerfiel sich von den Welpen zu trennen. Ihm selbst erging es doch nicht anders! Doch im Gegensatz zu seinem Partner riss er sich zusammen und versuchte rational zu denken. Er wünschte sich, dass Crocodile ein wenig mehr Verständnis für ihn und die Lage, in der sie beide sich befanden, aufbringen würde. "Ich weiß, dass du dich gerne dem Gedanken hingibst, dass die Kleinen unsere Kinder sind, aber das stimmt einfach nicht", flüsterte Doflamingo. "Wir sind nicht ihr Vater und ihre Mutter. Wir haben sie bloß im Wald gefunden. Sie gehören nicht zu uns; sie sind nicht unsere Familie. Und wir haben von Anfang an beschlossen gehabt sie wegzugeben, sobald es ihnen besser geht. Sei bitte nicht unvernünftig, Crocodile!" Crocodile schloss die Augen und hielt den Atem an. Auch Doflamingo schwieg. Für ein paar Minuten war das Wimmern und Weinen des Welpen, den der Kater noch immer im Arm hielt, das einzige Geräusch, das zu hören war. Schließlich nickte Crocodile. "Vielleicht hast du recht", meinte er mit belegter Stimme. Doflamingo seufzte erleichtert auf. "Sie werden es gut haben", tröstete er seinen Partner. "Ich werde mir jedes Wolfsrudel ganz genau ansehen und sichergehen, dass sie in eine liebevolle Familie kommen." Crocodile nickte. Er schien stark mit seiner Fassung zu ringen. Doflamingo ging zu ihm hinüber und legte seine Arme um ihn. Überdeutlich spürte er die Gestalt und die Körperwärme des Welpen zwischen ihnen. Eines seiner Fellöhrchen kitzelte ihn. Plötzlich war es nicht nur Crocodile, der mit sich kämpfen musste. "Meinst du, dass wir sie hin und wieder besuchen können?", fragte der Kater ihn. "Natürlich", antwortete Doflamingo und bemühte sich um eine feste Stimme. "Sie sind ja nicht aus der Welt. Sie leben nur an einem anderen Ort als wir. Ich bin mir sicher, dass wir sie jederzeit besuchen können. Und wenn du möchtest, dann bringen wir ihnen jedes Mal ein paar schöne Geschenke mit, ja?" Crocodile gab einen zustimmenden Brummlaut von sich und löste sich schlussendlich von ihm. Er wischte sich unauffällig über die Augen, ehe er sagte: "Du kannst aber nicht morgen schon gehen." "Es ist besser, wenn wir uns so bald wie möglich von den Kindern trennen", erwiderte Doflamingo. "Wir sollten es nicht noch länger hinausschieben. Das macht es nur umso schlimmer." "Darum geht es nicht", gab Crocodile zurück und wirkte wiede ein wenig mehr wie der Kater, den Doflamingo kannte. "Wie lange dauert eine Wanderung in den Norden? Doch sicherlich mehrere Tage, oder nicht? Mir fehlen die Mittel, um so lange allein mit den Kindern zurechtzukommen. Ich wollte dich schon gestern darum bitten einen Ausflug in die Stadt zu machen, doch ich habe es vergessen gehabt. Die Welpen brauchen dringend Windeln und Pulvermilch. Und... und wenn du sie danach tatsächlich mit hoch in den Norden nehmen möchtest, dann solltest du auch wärmere Kleidung für sie besorgen. Sie erfrieren zwar nicht so leicht wie menschliche Kinder, aber vielleicht fällt bald ja endlich der erste Schnee und dann benötigen sie unbedingt Jacken und am besten auch Handschuhe und Mützen." Doflamingo nickte. "Okay, gut", sagte er. "Morgen werde ich in der Stadt alles besorgen, was notwendig ist. Anschließend mache ich mich auf den Weg in den Norden, um nach einem passenden Wolfsrudel Ausschau zu halten. Wenn ich ein vertrauenswürdiges Paar gefunden habe, das die Welpen aufnehmen möchte, komme ich mit ihnen hierher zurück. Dann können sie sich die Kinder anschauen. Und gemeinsam bringen wir sie dann zu ihrem neuen Zuhause. In Ordnung?" Crocodile zögerte einen Moment lang. Doflamingo spürte sehr deutlich, dass seinem Partner diese Entscheidung sehr schwerfiel. Doch schlussendlich obsiegte die Vernunft. "In Ordnung", sagte Crocodile. "Aber bitte bring eine ganze Menge Pulvermilch mit, ja? Wer weiß, ob es in dem Rudel, in das die Kleinen kommen werden, eine Frau gibt, die sie stillen kann. Ich möchte nicht, dass sie Hunger leiden müssen. Und denk auf jeden Fall auch an die warme Kleidung! Sie sollen nicht frieren." "Ich werde an alles denken", versprach Doflamingo dem Kater. "Ihnen wird es gutgehen. Wir fügen ihnen keinen Schaden zu. Ein echtes Wolfsrudel ist die beste Umgebung für sie." Am nächsten Tag bemühte Crocodile sich mit aller Kraft darum nicht in Panik auszubrechen und sich selbst unter Kontrolle zu halten. Doflamingo gegenüber spielte er die Rolle des traurigen, doch am Ende vernünftigen Partners und verhielt sich insgesamt eher unauffällig. In Wirklichkeit überlegte er sich stillschweigend einen Plan wie er seine Kinder am besten davor schützen konnte einfach weggegeben zu werden wie Spielzeug, das man nicht mehr haben wollte. Crocodile konnte die Entscheidung des Wolfes überhaupt nicht nachvollziehen. Wochenlang hatten sie die Drillinge versorgt, sich um sie gekümmert als wären sie ihre eigenen Kinder - und nun wollte Doflamingo sie einfach fortgeben. Wie konnte man bloß so herzlos sein? Crocodile war nicht dumm, doch manchmal war er eine schrecklich emotionale Person. Er sah die drei kleinen Welpen längst als einen Teil seiner Familie an. Und er war sich sicher, dass er es nicht noch einmal überstehen würde, wenn man ihm seine Familie wegnahm. Auch wenn der Tod seiner beiden Brüder inzwischen schon mehr als zwei Jahre her war, schmerzte Crocodile die Erinnerung an sie noch immer. Er wollte nicht, dass es ihm genauso erging, wenn er an seine Kinder dachte. Außerdem war er einfach nicht dazu in der Lage zu verstehen, wieso sie die Drillinge nicht behalten konnten. Die letzten Wochen hatten sie doch auch ziemlich gut überstanden. Natürlich war der Alltag mit den Babies ungewohnt und anstrengend gewesen, doch im Großen und Ganzen hatten sie auf nichts verzichten müssen. Und außerdem hatte es ja auch viele sehr schöne Momente gebeben; das würde sich sogar Doflamingo eingestehen müssen. Crocodile war nicht entgangen, dass auch sein Partner es oft sehr genossen hatte die kleinen Gestaltenwandler zu füttern oder sie zu streicheln. Crocodile ging hinüber zu den Welpen. Sie lagen auf ein paar gemütlichen Fellen und Decken und erweckten insgesamt einen sehr zufriedenen Eindruck. Das Mädchen schlief tief und fest; nur die beiden Jungen waren wach. Sie brabbelten, zappelten mit ihren winzigen Füßchen und Händchen und sahen sich neugierig im Raum um. Crocodile hob einen der Jungen hoch und setzte ihn sich auf den Schoß. Inzwischen hatten alle Welpen gelernt ohne Hilfe aufrecht zu sitzen. Und das Mädchen konnte schon allein das Fläschchen halten, während man es fütterte. In den etwa zwei Monaten, die sie nun schon bei Doflamingo und ihm lebten, hatten die Drillinge viel erlebt und sich weiterentwickelt. Crocodile konnte sie einfach nicht hergeben; er hing viel zu sehr an ihnen. Auch wenn er versuchte genauso stark und tapfer zu sein wie Doflamingo, wollte es ihm einfach nicht gelingen. Sein Partner war ein Wolf, den das Leben in der Wildnis abgehärtet hatte. Er selbst hingegen war und blieb bloß eine einfache Hauskatze; er war geprägt durch das Sozialverhalten von Menschen. Und darum konnte er nicht so kaltblütig sein wie Doflamingo. Crocodile schüttelte den Kopf und legte den kleinen Jungen zurück zu seinen beiden Geschwistern. Es nützte nichts in Selbstmitleid zu baden. Er sollte die Zeit, die ihm blieb, während Doflamingo fort war, um die Besorgungen in der Stadt zu machen, lieber nutzen, um sich einen guten Plan zu überlegen. Crocodile hatte vor gemeinsam mit den Kindern zu fliehen, während der Wolf nach Norden ging, um nach einem Rudel Ausschau zu halten, das bereit dazu war die Drillinge aufzunehmen. Er musste irgendeinen sicheren Unterschlupf finden. Auf keinen Fall durfte er zulassen, dass Doflamingo ihm die Welpen gegen seinen Willen wegnahm. Doch was war dann? Crocodile biss sich auf die Unterlippe. Würde er sich zwischen seinem Partner und seinen Kindern entscheiden müssen? Er wollte die drei kleinen Welpen nicht hergeben, doch ohne Doflamingo konnte und wollte er auch nicht leben. Er liebte den Wolf. Doflamingo brachte ihn zum Lachen und gab seiner Existenz einen Sinn. Insgeheim hoffte Crocodile darauf, dass er nicht vor die Wahl gestellt werden würde. Bestimmt blies Doflamingo das Vorhaben ab, die Babies in eine Adoptivfamilie zu geben, wenn Crocodile ihm eindeutig klarmachte, dass er sich ein Leben ohne die Drillinge nicht vorstellen konnte. Er musste nur deutlich genug machen, dass er es ernst meinte. Wenn er mit den Kindern verschwand, blieb Doflamingo nichts Anderes übrig als sich wohl oder übel einzugestehen, dass sein Partner sich nicht von den Welpen trennen würde. Er würde sich darauf einstellen müssen dauerhaft mit den Kindern zusammenzuleben. Das war kein großes Opfer, fand Crocodile. Ihr Leben würde sich nicht sonderlich stark verändern. In den letzten Wochen waren sie sehr gut mit den Welpen zurechtgekommen. "Ich mache mich jetzt auf den Weg in die Stadt", meinte Doflamingo und schulterte den Rucksack, den er von einem seiner Ausflüge mitgebracht hatte und seitdem immer bei sich trug, wenn er Utensilien für die Welpen transportieren musste. Doflamingo hatte sich zwar schon Dutzende Male in die Stadt hineingeschlichen, doch er war sich dessen bewusst, dass trotzdem jeder Besuch ein gewisses Risiko barg. Wild lebende Gestaltenwandler wie er waren bei Menschen nur ungern gesehen. Oft warfen sie Gegenstände nach ihm, um ihn zu vertreiben, oder alarmierten zumindest die Polizei, wenn er sich in der Öffentlichkeit zeigte. Vor allen Dingen vor bewaffneten Menschen wie Polizisten oder Jäger musste Doflamingo sich in Acht nehmen. Die Gesetze der Menschen schützten ihn nicht; man durfte ihn erschießen wie ein Tier und musste keine Strafe fürchten. Wenn er sich in die Stadt aufmachte, um Windeln, Pulvermilch und Weiteres für die Kinder zu besorgen, zählte darum jede Sekunde. Im glücklichsten Fall war Doflamingo längst schon wieder verschwunden, ehe irgendjemand auf ihn aufmerksam wurde. Aus diesem Grund nahm er bei seinen Streifzügen den Rucksack mit. Auf diese Weise musste er keine Zeit verschwenden, indem er nach einem geeigneten Transportbehältnis für die gestohlene Ware suchte, und außerdem konnte er den Rucksack sowohl in seiner menschlichen als auch tierischen Gestalt tragen. Darin sah Doflamingo den größten Vorteil. "Ist gut", sagte Crocodile, der gerade ein paar Rebhühnern, die sein Partner gestern Abend erbeutet hatte, die Federn rupfte. "Denk bitte auch an die Winterkleidung für die Kinder, ja? Für die Reise in den Norden benötigen sie unbedingt warme Jacken und Mützen." Doflamingo nickte. "Natürlich", gab er zurück. Anschließend nahm er die Gestalt seines Tiergeistes an und verschwand aus der Höhle. Normalerweise verabschiedete er sich herzlicher von seinem Partner, ehe er auf Jagd ging oder einen Ausflug in die Stadt machte. In letzter Zeit hatte Doflamingo es sich sogar angewöhnt zu den Drillingen hinüberzugehen und ihnen über die Köpfchen zu streichen, ehe er sich auf den Weg machte. Dieses Mal hielt er es allerdings für klüger sich ein wenig zurückzuhalten. Er spürte, dass Crocodile immer noch wütend auf ihn war, auch wenn er sich darum bemühte sich dies nicht anmerken zu lassen. Doflamingo missfiel die schlechte Laune seines Partners; er konnte es nicht ausstehen, wenn der Kater unglücklich war. Auf der anderen Seite jedoch konnte er Crocodiles Gefühlszustand auch nachvollziehen. Darum versuchte Doflamingo sich ihm nicht aufzudrängen und ihm den Freiraum zu gewähren, den er zu benötigen schien. Doflamingo drang nicht bei erstbester Gelegenheit in die Stadt ein. Viele der Geschäfte, die in Richtung Wald lagen, hatte er zuvor schon besucht und er wollte es lieber nicht riskieren zweimal in denselben Laden einzubrechen. Stattdessen schlich er in der Gestalt seines Tiergeistes am Stadtrand entlang und hielt Ausschau nach einem Geschäft, dem er bisher noch keinem Besuch abgestattet hatte. Viele Fenster leuchteten hell in der Dunkelheit, doch auf den Straßen waren nur wenige Menschen unterwegs und auch der Drogeriemarkt, für den Doflamingo sich schlussendlich entschied, machte einen verlassenen Eindruck. Zwei kräftige Prankenhiebe genügten, um die gläserne Eingangstüre zu zertrümmern. Sofort ging ein lauter Alarm los. Doflamingo wusste, dass ihm nicht viel Zeit blieb. Rasch hastete er hinüber zu dem Gang mit den Babyartikeln. Er griff nach vier Dosen Pulvermilch und einer Packung Windeln, die er hastig in seinen Rucksack stopfte. Da er davon ausging, dass die Wölfe im Norden ihren Welpen keine menschliche Einwegwindeln anlegen würden, machte es wenig Sinn, mehr Packungen als nötig mitzunehmen. So schnell wie Doflamingo gekommen war, war er auch schon wieder verschwunden. Bloß die zerstörte Eingangstüre und der laute Alarm deuteten darauf hin, dass hier ein Einbruch stattgefunden hatte. Das Innere des Geschäfts war nicht verwüstet und die fünf Teile, die Doflamingo sich genommen hatte, waren die einzigen, die fehlten. Bei früheren Ausflügen in die Stadt hatte er sich häufig einen Spaß daraus gemacht die Wohnungen und Läden der Menschen zu zerstören und sogar Dinge kaputt zu machen, mit denen er überhaupt nichts anfangen konnte. Seitdem Doflamingo allerdings die Verantwortung sowohl für Crocodile als auch seine Kinder trug, veranstaltete er solchen Blödsinn nicht mehr. Er wusste, dass seine Familie auf ihn angewiesen war. Und er wollte den Kater nicht enttäuschen. Wenn er sich verhielt wie ein unreifes Kind, könnte Doflamingo seinen Partner niemals von seinen Qualitäten als Alpha in ihrer Beziehung überzeugen. In seinem schnellsten Lauftempo entfernte Doflamingo sich von dem Drogeriemarkt, in den er soeben eingebrochen war. Er war sich nicht sicher, ob er in der Ferne tatsächlich Polizeisirenen hörte oder sich diesen Umstand bloß einbildete, doch um ehrlich zu sein legte er es auch nicht darauf an dies herauszufinden. Erst als Doflamingo etwa zwanzig Kilometer zwischen sich und den Tatort gebracht hatte, gönnte er sich eine kleine Verschnaufpause. Noch war sein Auftrag nicht erledigt. Zwar hatte er wie verlangt Windeln und Pulvermilch besorgt, doch die Welpen benötigten dringend noch Winterkleidung für den langen Marsch nach Norden. Jacken, warme Hosen und Pullover, Mützen und Handschuhe waren ein absolutes Muss - und zwar in dreifacher Ausführung. Zwar waren die Kinder von Gestaltenwandlern von Natur aus besser ausgerüstet für kalte Tage als menschliche Kinder, doch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt herum benötigten auch sie schützende Kleidung. Während Doflamingo durch die Straßen schlich, machte er mehrere Fachgeschäfte für Babykleidung aus, doch jedes Mal war die Tür durch ein Metallgitter gesichert, gegen das nicht einmal seine kräftigen Pranken ankamen. Auch wenn die die Dunkelheit ihm Schutz bot und man ihn in seiner menschlichen Gestalt zumindest nicht gleich auf den ersten Blick als Gestaltenwandler idetnfizieren konnte, war es für Doflamingo sehr gefährlich sich längere Zeit in der Stadt aufzuhalten. Als schließlich die ersten Sonnenstrahlen den dunklen Winterhimmel erhellten, beschloss er ein gewagtes Manöver zu starten. Nicht weit von ihm entfernt entdeckte Doflamingo ein gekipptes Fenster im Erdgeschoss, das eindeutig zu einem Babyzimmer gehörte. Aufmerksam sah und hörte er sich um, doch als er in der Nähe niemanden ausmachen konnte, holte er kurzerhand den kleinen Draht hervor, den er bei seinen Ausflügen in der Stadt immer bei sich trug, und brach das Fenster nahezu lautlos auf. Das Baby, welches das Zimmer bewohnte, lag in seinem Gitterbett (furchtbar, dachte Doflamingo, den dieses Konstrukt unweigerlich an einen Käfig erinnerte) und verfolgte seine Bewegungen mit einem neugierigen Gesichtsausdruck. Doflamingo hingegen schenkte dem Kind nur wenig Beachtung. Solange es nicht schrie und auf diese Weise seine Eltern herbeirief, interessierte es ihn nicht. Stattdessen machte Doflamingo sich daran rasch den Kleiderschrank zu durchsuchen. Mit einem skeptischem Blick schätzte er ab, ob die sich darin befindliche Kleidung wohl seinen eigenen Kindern passen würde. Menschliche Kinder entwickelten sich völlig anders als die Kinder von Gestaltenwandlern, deren Wachstum wiederum durch den jeweiligen Tiergeist bedingt war. Wolfskinder kamen im Regelfall deutlich kleiner als menschliche Kinder zur Welt. Dafür lernten sie früher das Krabbeln und Laufen. Doflamingo kam zu dem Schluss, dass diese Kleidung den Welpen vermutlich zwar ein wenig zu groß sein würde, doch es gehen würde. Es musste gehen. Er hatte keine andere Wahl. Nun da die Sonne aufging, kam es für ihn nicht mehr infrage in ein Bekleidungsgeschäft für Babies einzubrechen, selbst wenn er eines fand, dessen Tür nicht durch ein Gitter gesichert war. Also packte er rasch so viel Kleidung wie nur möglich in seinen Rucksack, ehe er das fremde Kinderzimmer verließ und in einem naheliegenden Park Deckung suchte. Geschützt durch ein paar dichte Hecken kam Doflamingo wieder zu Atem und überlegte sich welchen Weg er nun am besten einschlagen sollte. Wahrend er durch die Straßen gewandert war und nach einem Babyladen Ausschau gehalten hatte, hatte er ein Stück weit die Orientierung verloren. Normalerweise verließ Doflamingo sich in dieser Hinsicht auf seinen Nase, doch in der Welt der Menschen gab es viele unterschiedliche Gerüche, die er nicht einordnen konnte und die ihn verwirrten. Er wusste grob, wo er sich befand und dass der Stadtrand nicht allzu weit weg sein konnte, doch den Park, in dem er sich momentan aufhielt, hatte er noch nie zuvor gesehen. Vorsichtig lugte Doflamingo mit dem Kopf zwischen zwei Hecken hervor und suchte nach irgendeiner Landmarke, die ihm mehr über seinen Aufenthaltsort verraten konnte. Als er nach links sah, stach ihm sofort ein hohr Radioturm ins Auge. Der Anblick dieses menschlichen Bauwerks verschlug Doflamingo den Atem. Nicht wegen seiner Größe. Sondern weil ihn der Turm an die Worte des Katers erinnerte. Dieser hatte ihm einmal erzählt gehabt, dass er früher in einem Haus gelebt hatte, das in der Nähe eines hohen Radioturms stand. Und in dieser Stadt gab es bloß einen einzigen Radioturm. Doflamingo biss sich auf die Unterlippe. Die hellen Strahlen der aufgehenden Sonne hüllte die Umgebung in goldenes Licht. Er fragte sich, ob er es riskieren sollte nach dem Haus Ausschau zu halten, in dem Crocodile zwanzig Jahre seines Lebens zugebracht hatte. Ihn reizte die Vorstellung, doch er war sich auch des Risikos bewusst, welches das Tageslicht für ihn darstellte. Doflamingo zögerte. ~ Crocodile benetzte seinen Handrücken mit Speichel und wischte ihn sich anschließend über die Narbe in seinem Gesicht. Auch wenn die Wunde längst verheilt war und er sie nicht mehr sauber halten musste, neigte Crocodile zu dieser Geste, wenn er nervös oder verunsichert war. Er wusste nicht, ob er es sich selbst zutraute zu diesem Ort zurückzukehren. Unweigerlich kamen Erinnerungen an Law in Crocodile hoch. Dass er einer Vergewaltigung durch den Luchs entgangen war, hatte er lediglich Doflamingos beherztem Eingreifen zu verdanken. Crocodiles Blick schweifte zu den Drillingen hinüber, die friedlich schliefen. Er musterte ihre sorglosen Gesichter und die Händchen, die sie im Schlaf zu winzigen Fäusten geformt hatten. Sofort verflüchtigte sich jede Verunsicherung aus seinem Herzen. Es würde ihm nicht leicht fallen zu der Höhle, die ehemals Law bewohnt hatte, zurückzukehren, doch für seine Kinder war er dazu bereit diesen Preis in Kauf zu nehmen. (Auszug aus Kapitel 9) Kapitel 10: Part II: Vorbereitung --------------------------------- Unruhig kaute Crocodile auf seiner Unterlippe herum. Während Doflamingo in der naheliegenden Stadt unterwegs war, um die Besorgungen für die Babies zu machen, feilte Crocodile an seinem Plan. Derzeit dachte er sich einen sicheren Unterschlupf für sich und die Kindern nach, doch bisher war ihm noch kein passender Ort eingefallen. Ideal wäre eine Höhle, doch Crocodile wusste, dass die allermeisten Höhlen hier im Wald längst von irgendwelchen Tieren oder anderen wild lebenden Gestaltenwandler besetzt worden waren. Und auch wenn er in den letzten zwei Jahren deutlich an Muskelmasse zugelegt hatte, besaß Crocodile nur wenig Erfahrungen im Kampf. Außerdem stellte sein Tiergeist einen entscheidenden Nachteil dar. Im Zweifelsfall käme er gegen einen anderen Gestaltenwandler oder ein wildes Raubtier wohl nicht an. Crocodile wurde aus seinen Gedanken gerissen, als einer der Welpen zu schreien begann; es war das Mädchen. In einer geübten Bewegung nahm Crocodile seine Tochter hoch und versuchte sie zu beruhigen, was ihm glücklicherweise auch recht schnell gelang. Er konnte seinen Plan nur dann durchführen, wenn er eine geeignete Unterkunft für sie fand. Draußen war es viel zu gefährlich für die Kleinen. Jeder Schrei und jedes laute Weinen könnte gefährliche Tiere oder Gestaltenwandler anlocken, die ihnen nicht wohlgesonnen waren. Und dass den Babies etwas Schlimmes zustieß, wollte Crocodile auf gar keinen Fall riskieren. Es ging darum die Drillinge zu beschützen; nicht darum sie in Gefahr zu bringen. Gerade als Crocodile seine Tochter zurück zu ihren beiden Brüdern legte, fiel ihm ein Ort ein, der womöglich infrage kam. Es handelte sich um eine Höhle, die etwa fünfunddreißig, vierzig Kilometer entfernt war. Crocodile schluckte. Der Eingang ebenjener Höhle wurde durch einen steilen Felshang geschützt. Gestaltenwandler, die mit schwerfälligen Tiergeistern gesegnet worden waren, kämen niemals dort hinauf. Crocodile benetzte seinen Handrücken mit Speichel und wischte ihn sich anschließend über die Narbe in seinem Gesicht. Auch wenn die Wunde längst verheilt war und er sie nicht mehr sauber halten musste, neigte Crocodile zu dieser Geste, wenn er nervös oder verunsichert war. Er wusste nicht, ob er es sich selbst zutraute zu diesem Ort zurückzukehren. Unweigerlich kamen Erinnerungen an Law in Crocodile hoch. Dass er einer Vergewaltigung durch den Luchs entgangen war, hatte er lediglich Doflamingos beherztem Eingreifen zu verdanken. Crocodiles Blick schweifte zu den Drillingen hinüber, die friedlich schliefen. Er musterte ihre sorglosen Gesichter und die Händchen, die sie im Schlaf zu winzigen Fäusten geformt hatten. Sofort verflüchtigte sich jede Verunsicherung aus seinem Herzen. Es würde ihm nicht leicht fallen zu der Höhle, die ehemals Law bewohnt hatte, zurückzukehren, doch für seine Kinder war er dazu bereit diesen Preis in Kauf zu nehmen. Vorsichtig schlich Doflamingo in der Gestalt seines Tiergeistes durch die Hintergärten der vielen Einfamilienhäuser. Er hatte sich dazu entschlossen das Risiko einzugehen und nach dem Haus zu suchen, in dem sein Partner einst gelebt hatte. Doflamingo war von Natur aus eine sehr neugierige Person; zu gern würde er ein Blick auf Crocodiles früheres Leben werfen. Der Kater hatte ihm bei der einen oder anderen Gelegenheit von seinen beiden Brüdern erzählt, doch sonderlich viel wusste Doflamingo nicht darüber wie Crocodile damals gelebt hatte. Bloß, dass er gemeinsam mit Mihawk und Zoro in einem etwa einhundertzwanzig Quadratmeter großem Haus in der Nähe des Radioturms gewohnt hatte. Das Haus besaß keinen Balkon. Dafür allerdings einen Garten, der nach hinten hinausging und in dem sich ein Schuppen befand. Es gehörte einer menschlichen Frau namens Tashigi. Leider fügten sich die wenigen Informationen, die Doflamingo besaß, bloß zu einer äußerst vagen Beschreibung zusammen. Die Einfamilienhäuser in der Vorstadt sahen sich allesamt sehr ähnlich. Crocodile könnte in jedem davon gelebt haben. Frustriert blieb Doflamingo stehen und durchforstete sein Gehirn nach irgendeiner spezifischeren Eigenschaft, die sein Partner einst erwähnt hatte. Dunkel erinnerte er sich daran, dass Crocodile einmal von hellgelben Vorhängen im Wohnzimmer gesprochen hätte. Und von einem weißen Zaun, der den Vorgarten umschloss. Doch auch diese Informationen brachten Doflamingo nicht weiter. Doflamingo erstarrte zu Eis, als er in der Nähe plötzlich das laute Geräusch von Sirenen vernahm. Er war sich dessen bewusst, dass der Polizeiwagen vielleicht gar nicht nach ihm suchte, doch trotzdem ging er zur Sicherheit lieber hinter einem hohen Rosenstrauch in Deckung. Durch die Zweige hindurch beobachtete er zwei Einsatzwagen, die in rasender Geschwindigkeit die Straße hinuntersausten. Im selben Augenblick beschloss Doflamingo die Suche nach Crocodiles ehemaligem Zuhause abzubrechen. Es war einfach zu riskant sich länger in der Stadt aufzuhalten, wo er doch gerade eben erst zwei Einbrüche begangen hatte. Außerdem sorgte sich inzwischen bestimmt auch sein Partner um ihn und fragte sich, wo er nur blieb. Doflamingo tröstete sich mit dem Gedanken, dass er ein anderes Mal wiederkommen und seine Suche fortsetzen könnte, und machte sich rasch auf den Heimweg. Crocodile wollte verhindern, dass Doflamingo Verdacht schöpfte. Also verhielt er sich so normal und gefasst wie nur möglich, als dieser von seinem Ausflug in die Stadt zurückkehrte. Er hatte sogar schon das Fleisch einiger Rebhühner vorbereitet, das er an seinen sicher hungrigen Partner weiterreichte. Doflamingo nahm es dankend entgegen. "Hast du schon gegessen?", fragte der Wolf ihn, während er sich beherzt über die Rebhühner her machte. Crocodile nickte, obwohl er heute noch nicht gefrühstückt hatte. Angesichts dessen, was bevorstand, war ihm sein Hunger vergangen. Er war sich dessen bewusst, dass sein Plan riskant war. Im Prinzip hinterging er damit seinen Partner. Crocodile hatte ein ungutes Gefühl, doch er hoffte darauf, dass am Ende alles gut ausgehen würde. Die einzige Alternative würde bedeuten seine Kinder wegzugeben. Und das kam für ihn unter keinen Umständen infrage. "Hast du die Pulvermilch und die Windeln mitgebracht?", fragte Crocodile, um ein möglichst unbefangenes Gespräch einzuleiten. "Vier Dosen Pulvermilch und eine Packung Windeln", meinte Doflamingo und schob sich einen Hühnerflügel in den Mund. "Nur eine Packung Windeln?", hakte Crocodile verwundert nach und zog die Augenbrauen zusammen. Die Drillinge wurden im Durchschnitt etwa zwei- bis dreimal täglich gewickelt; mit einer einzigen Packung, die vielleicht 35 oder 40 Windeln enthielt, kam er also kaum fünf Tage lang aus. Aus diesem Grund brachte Doflamingo zumeist gleich mehrere (oder größere) Windelpackungen mit, wenn dieser Besorgungen in der Stadt machte. "Die Welpen werden bloß noch ein paar Tage bei uns leben", erklärte Doflamingo in einem sachlich klingenden Tonfall. "Da habe ich auf eine weitere Packung Windeln verzichtet und stattdessen lieber noch ein paar Dosen Pulvermilch mitgebracht. Die können die Adoptiveltern der Kleinen wahrscheinlich besser gebrauchen. Die meisten wild lebenden Gestaltenwandler verwenden sowieso keine Windeln für ihren Nachwuchs. Und falls doch, dann Windeln aus Stoff, die man waschen und wiederverwenden kann, und keine Einwegwindeln wie die meisten Menschen heutzutage." "Oh", machte Crocodile. Daran hatte er gar nicht gedacht gehabt. Er kam mit den Einwegwindeln gut zurecht und konnte es sich gar nicht vorstellen, dass manche Eltern Stoffwindeln bevorzugten. Es musste ziemlich eklig sein die Dinger auszuwaschen, schoss es ihm just durch den Kopf. Crocodile hatte sich inzwischen daran gewöhnt die Kinder zu wickeln (das Ekelgefühl ging mit jedem Mal ein Stück weiter zurück), doch er legte es nicht darauf an den Exkremten der Welpen näher zu kommen als unbedingt nötig. "Ich habe auch an die Winterkleidung gedacht", fuhr Doflamingo fort. Er hatte sein Mahl beendet und griff nach dem Rucksack, den er neben sich abgestellt hatte. Eine Menge Babykleidung kam zum Vorschein: Jacken, Pullover, Hosen, Strampler, Mützen, Handschuhe und sogar Schuhe. "Ich musste in einen Privathaushalt einbrechen, weil alle Babyfachgeschäfte, an denen ich vorbeikam, durch Metallgitter gesichtert waren. Wahrscheinlich müssen wir die Ärmel der Pullover und die Hosenbeine umschlagen, aber Hauptsache die Kleinen haben es warm und frieren nicht." "Wann machst du dich auf den Weg?", fragte Crocodile und konnte nicht verhindern, dass er schlucken musste. Alles war vorbereitet. Plötzlich kam ihm die Trennung von den Drillingen absolut endgültig vor. Nur mit viel Mühe gelang es ihm Ruhe zu bewahren. Er zwang sich dazu mehrmals tief durchzuatmen und noch einmal die einzelnen Schritte seines Plans im Kopf durchzugehen. "Gleich morgen früh", sagte Doflamingo. "Heute werde ich noch ein paar Jagdzüge starten, um unsere Speisekammer aufzufüllen. Dann musst du während meiner Abwesenheit nicht die Kleinen allein lassen, um Nahrung für dich zu beschaffen. Wenn die Welpen in ihrer Adoptivfamilie sind, können wir ja schließlich zu unserem früheren Leben zurückkehren und auch beide wieder jagen. Zu zweit dürfte es uns problemlos gelingen genug Vorräte für den Winter anzulegen." Crocodile nickte. "Ist gut", sagte er. Er fühlte sich schrecklich elend, doch ließ sich diesen Umstand nicht anmerken. Stattdessen ging er zu der Babykleidung hinüber, die Doflamingo mitgebracht hatte, und sah sie sich ein wenig genauer an. Ehe Doflamingo sich auf den Weg nach Norden machte, prüfte er sorgsam nach, ob alles soweit vorbereitet war, damit der Kater ein paar Tage lang ohne ihn auskam. Es war ein seltsames Gefühl seinen Partner zu verlassen. In den letzten zwei Jahren waren sie niemals länger als ein paar Stunden voneinander getrennt gewesen. Um ehrlich zu sein hätte er den Abschied am liebsten noch ein wenig hinausgezögert, doch nachdem er zum dritten Mal alles durchgecheckt hatte, blieb ihm nichts Anderes übrig als zu gehen. "Ich bin bald wieder da", versicherte Doflamingo seinem Partner, der einen ziemlich betrübten Eindruck erweckte. "Es gibt einige Wolfsrudel zwei Tagesmärsche von hier entfernt. Dort lässt sich bestimmt ein freundliches Paar finden, das die Drillinge aufnehmen möchte. Und mach dir keine Sorgen: Ich werde sie eine Zeit lang beobachten und anschließend ausführlich mit ihnen sprechen. Die Kinder kommen in eine liebevolle und verantwortungsbewusste Familie." Crocodile nickte. "Pass auf dich auf, Doflamingo", sagte er und gab ihm einen unerwartet zärtlichen Kuss. "Komm auf jeden Fall wieder zu mir zurück, ja?" "Natürlich", erwiderte er ohne zu zögern und mit selbstsicherer Stimme. "In vier oder fünf Tagen wirst du mich wieder in deine Arme schließen können, versprochen." Doflamingo fand, dass der Kater einen stark verunsicherten Eindruck erweckte. Fürchtete er etwa, sein Partner könnte Gefallen am Leben in einem echten Wolfsrudel finden und würde gar nicht mehr zu ihm zurückkehren wollen? Was für ein Unsinn, dachte Doflamingo sich. Crocodile würde er gegen nichts und niemanden eintauschen. Er liebte seinen Partner mehr als alles andere auf der Welt. "Ich liebe dich, Crocodile." "Ich liebe dich auch." Doflamingo ging hinüber zu den Drillingen und strich jedem von ihnen einmal sanft übers Köpfchen, ehe er schließlich die Gestalt seines Tiergeistes annahm und seine Behausung verließ. Noch immer hatte er ein äußerst ungutes Gefühl. Sein sechster Sinn sagte ihm, dass er lieber nicht gehen, sondern bei seinem Partner und den Kindern bleiben sollte. Doch hatte er eine Wahl? Er musste sich auf den Weg nach Norden machen. Je eher die Welpen in eine Adoptivfamilie kamen, desto weniger würde Crocodile unter diesem Verlust leiden und desto eher konnten sie wieder zu ihrem normalen Leben zurückfinden. Kaum hatte Doflamingo die Höhle verlassen, wurde Crocodile von entsetzlicher Panik übermannt. Er spürte, dass er zu zittern begann. Und obwohl seine Finger sich eiskalt anfühlten, war ihm furchtbar heiß. Er zwang sich selbst dazu die Augen zu schließen und dreimal tief ein- und auszuatmen. Crocodile wusste, dass er zur Umsetzung seines Plans einen kühlen Kopf bewahren musste. Um sich ein wenig zu beruhigen, legte er sich zu den Welpen, die allesamt wach waren und ihre neugierigen Blicke durch den Raum schweifen ließen. Crocodile beugte sich zu einem der beiden Jungen hinüber und streichelte ihm sanft über sein warmes Köpfchen. Sofort ging es ihm ein wenig besser. Doflamingo hatte gesagt, er wäre in vier oder fünf Tagen zurück. Crocodile beschloss, zur Sicherheit schon spätestens am dritten Tag in die Höhle umzuziehen, die ehemals von Law bewohnt worden war. Er hatte also 72 Stunden Zeit, um alle nötigen Utensilien für die Babies sowieso diese selbst in die etwa fünfunddreißig Kilometer entfernte Höhle zu bringen. Zum x-ten Mal ging Crocodile im Kopf alles durch, was er für die Kinder benötigte und was auf jeden Fall mit musste: Windeln (plus Babypuder, Creme usw.), Winterkleidung, Pulvermilch und der Topf, in dem sie diese immer zubereiteten. Dazu natürlich auch die Fleischvorräte für ihn selbst. Die Ernährung stellte Crocodile vor ein Problem, an das er zuvor gar nicht gedacht hatte: Um den Muttermilchersatz für die Welpen genießbar zu machen, benötigte er sauberes Wasser. Doch Laws Höhle wurde im Gegensatz zu dieser hier von keiner unterirdischen Quelle gespeist. Wo sollte er also das Süßwasser hernehmen? Die einzige Möglichkeit, die Crocodile einfiel, bestand darin, einen Ausflug in die Stadt zu machen und sich dort in Flaschen abgefülltes Wasser zu besorgen. Unweigerlich musste er schlucken. Normalerweise war es Doflamingo, der die Besorgungen in der Stadt erledigte. Er selbst hatte schon seit zwei Jahren keine menschlichen Bauten mehr zu Gesicht bekommen. Nur ungern nahm er den Weg in die Stadt der Menschen auf sich, doch was blieb ihm anderes übrig? Er wollte seine Kinder nicht verlieren und er wollte sie auch nicht verhungern lassen. Außerdem konnte Crocodile manchmal ein echter Sturkopf sein. Er hatte sich einen Plan ausgedacht und diesen würde er auch umsetzen. Komme, was da wolle. Mit mittlerer Geschwindigkeit huschte Doflamingo durch den Wald. Noch fühlte er sich sehr fit und diesen Zustand wollte er am liebsten beibehalten, wenn er bei den nördlich lebenden Wolfsrudeln ankam. Er wusste nicht, ob man ihn freundlich begrüßen oder ihm mit Ablehnung begegnen würde, wenn er sich ihnen näherte. Sein Vater hatte einst regen Kontakt zu den Gestaltenwandlern gehalten, die seinen Tiergeist teilten, doch Doflamingo war seit der Vernichtung seines Rudels mit anderen Dingen beschäftigt gewesen und hatte, um ehrlich zu sein, nur wenig Gedanken an die anderen Wölfe verschwendet. Ihre Reviere lagen weit auseinander und darum kreuzten sich ihre Wege im Regelfall nicht. Doflamingo hatte vor nachts nur für drei oder vier Stunden zu ruhen, ehe er seinen langen Weg fortsetzen würde. Obwohl er noch nicht sonderlich lange unterwegs war, vermisste er seinen Partner bereits sehr. Ihn schmerzte die Vorstellung, dass er diesen einige Tage lang nicht zu Gesicht bekommen würde. Er liebte Crocodile über alle Maßen und hatte sich in den letzten zwei Jahren auch stark an dessen Gesellschaft gewöhnt. Doflamingo würde bei der Wahl der Adoptiveltern überaus gewissenhaft vorgehen, doch er sah nicht ein, wieso er diese Sache mehr als nötig in die Länge ziehen sollte. Am liebsten wollte er so schnell wie möglich zurück zum Kater. Idealerweise in Begleitung von einem netten Paar, das einen Blick auf die möglichen Adoptivkinder werfen wollte. Erst als Doflamingo schon etwa fünfundsechzig, siebzig Kilometer hinter sich gebracht hatte, gönnte er sich eine erste Pause. Er nahm den Rucksack, den er mitgenommen hatte, von seinen Schultern und holte ein verführerisch duftendes Stück Rehfleisch hervor, in das er beherzt hineinbiss. Natürlich wäre es für ihn absolut kein Problem gewesen auch außerhalb seines Reviers ein paar Beutetiere zu erlegen, doch er hatte sich stattdessen dafür entschieden Proviant mitzunehmen, um Zeit zu sparen. Je eher er zu Crocodile zurückkehren konnte, desto besser. Der Kater musste deswegen keinen Hunger leiden. Doflamingo hatte gestern mehrere Jagdzüge gestartet und so viel Fleisch mit nach Hause gebracht, dass sein Partner davon eine ganze Woche lang leben könnte. Kaum hatte Doflamingo sein kleines Mahl beendet, schulterte er seinen Rucksack und nahm wieder die Gestalt seines Tiergeistes an. Er hatte nicht vor, seine Zeit bei unnötig langen Pausen zu vertrödeln. Je eher er die im Norden lebenden Wolfsrudel erreichte, desto besser. Sicher würde Crocodile sich freuen, wenn er einen oder zwei Tage früher nach Hause kam als geplant. Aufmerksam beobachtete Crocodile das verlassen wirkende Einfamilienhaus, das er sich ausgesucht hatte. Es war Vormittag. Er wusste, dass zu dieser Zeit viele Menschen bei der Arbeit waren; idealerweise war also niemand Zuhause. Crocodile blickte sich mehrfach nervös um. Im Gegensatz zum Wolf war er noch niemals zuvor irgendwo eingebrochen. Das Fell, das er sich einst von Law genommen hatten, um sich vor dem Erfrieren zu schützen, war der einzige Diebstahl, den er in seinem Leben je begangen hatte. Trotzdem plagten ihn keine Gewissensbisse. Crocodile war der Ansicht, dass in diesem Fall der Zweck die Mittel heiligte. Immerhin ging es um das Überleben dreier unschuldiger Kinder. Und es handelte sich ja sowieso bloß um ein paar Flaschen Wasser. Als Crocodile auch nach dem fünften Mal Umsehen niemanden entdecken konnte, huschte er schließlich in der Gestalt seines Tiergeistes zur Türe des Einfamilienhauses hinüber. Er hatte sich für genau dieses Haus entschieden, weil es über eine Katzenklappe verfügte, durch die er einfach hindurchgehen konnte, um hinein zu gelangen. Crocodile musste weder Türen aufbrechen noch Fenstergläser zertrümmern. Bisher stellte ihn dieser Einbruch vor keine großen Probleme. Im Inneren des Hauses horchte Crocodile nach verdächtigen Geräuschen, doch es war absolut still. Nirgendwo waren Gespräche, Schritte oder das Knarren von sich öffnenden Türen zu hören. Anscheinend waren weder menschliche noch tierische Bewohner Zuhause. Crocodile nahm seine menschliche Gestalt an und atmete erleichtert auf. Rasch huschte er in die Küche hinüber und öffnete den Kühlschrank. Darin fand er vier Eineinhalb-Liter-Flaschen stilles Mineralwasser, die er auf den Tisch stellte. Außerdem eine Dose Thunfisch, der Crocodile einfach nicht widerstehen konnte. Das Diebesgut packte er in eine Stofftasche, die er nach kurzer Suche in einem Schublade fand. Anschließend verließ er das kleine Einfamilienhaus wieder. Auch wenn Crocodile sich im Augenblick nicht bedroht, ja nicht einmal sonderlich unwohl fühlte (immerhin hatte er etwa zwanzig Jahre lang in einem Haus wie diesem hier gelebt gehabt), war er nicht erpicht darauf auf die Bewohner zu treffen. Zwar besaß er bloß den Tiergeist einer harmlosen Hauskatze, doch er trug deutliche Merkmale eines Gestaltenwandlers, der draußen in der Wildnis lebte. Es war besser, unnötigen Ärger zu vermeiden. Der Rückweg gestaltete sich leider deutlich beschwerlicher als der Hinweg. Da er ein Gewicht von etwa sechs Kilogramm zu tragen hatte, konnte Crocodile nicht wieder die Gestalt seines Tiergeistes annehmen. Eine kleine Hauskatze war nämlich nicht dazu in der Lage ein solches Gewicht zu stemmen. Glücklicherweise war das Wetter jedoch angenehm: Es war trocken und gemessen an der forgeschrittenen Jahreszeit noch verhältnismäßig warm. Als Crocodile endlich Zuhause ankam, fragte er sich, wieso Doflamingo immer darauf bestanden hatte, dass er allein die Ausflüge in die Stadt unternahm. Zu Beginn war Crocodile zwar noch sehr aufgeregt gewesen, doch im Nachhinein empfand er den begangenen Diebstahl als überhaupt nicht spektakulär. Nicht eine Sekunde lang hatte er sich in Gefahr befunden. Vermutlich, dachte er und rollte mit den Augen, machte der Wolf bloß so gerne die Besorgungen in der Stadt, damit er sich als Alpha aufspielen konnte. Crocodile empfand es beinahe schon als lächerlich, welch großen Wert Doflamingo darauf legte, dass er der Mann in ihrer Beziehung war. Er zumindest sah sie beide als gleichberechtigt an. Dass es ihm nun ebenfalls gelungen war einen Ausflug in die Stadt zu machen und Utensilien für die Kinder zu besorgen, bestätigte Crocodile in dieser Annahme. Es war ihm wichtig, dass er nicht abhängig von seinem Partner war oder diesem womöglich auf der Tasche lag. Er war außerordentlich stolz auf sich selbst. Zur Belohnung gönnte Crocodile sich den leckeren Thunfisch, den er aus der Stadt mitgebracht hatte. Er schmeckte unfassbar gut. ~ Doflamingo drang tiefer in das Revier des Wolfsrudels ein; inzwischen nahm er den Geruch der anderen Gestaltenwandler sehr deutlich wahr. Es handelte sich nur noch um eine Frage der Zeit, bis er auf einen von ihnen treffen würde. Er zeigte es nicht nach außen, doch Doflamingo konnte nicht verhehlen, dass ihn die Nervosität überkam. Bald würde sich alles entscheiden. Fand er ein nettes Paar, das die Drillinge aufnehmen wollte? Oder würde er mit schlechten Nachrichten zu Crocodile zurückkehren müssen? Wobei, schoss es Doflamingo plötzlich durch den Kopf, der Kater die Nachricht, dass niemand Interesse an den Welpen hatte, vermutlich als überhaupt nicht schlecht empfinden würde. (Auszug aus Kapitel 11) bye sb Kapitel 11: Part II: Zweifel ---------------------------- Crocodile ärgerte sich, weil er bei seinem Ausflug in die Stadt nicht daran gedacht hatte, einen Rucksack mitgehen zu lassen. Er hatte eine Menge Dinge zu transportieren. Allein, um für die Ernährung der Welpen sorgen zu können, musste er mehrere Liter Wasser, Pulvermilch, einen Kochtopf plus das dazugehörige Gestell sowie Fläschchen hinüber in die beinahe vierzig Kilometer entfernte Höhle bringen. Von Kleidung, Windeln, Babypuder und Weiterem ganz zu schweigen. Wieder einmal verfluchte Crocodile, dass er bloß mit dem Tiergeist einer Hauskatze gesegnet worden war. Da die vielen Utensilien sowie die Babies selbst zu schwer waren, musste er den langen Weg in seiner menschlichen Gestalt zurücklegen. Außerdem rechnete er mit insgesamt mindestens zwei Gängen. Weil er die Kinder über Nacht auf keinen Fall allein lassen wollte, beschloss Crocodile, heute erst einmal Dinge wie Nahrung und Windeln hinüber zu bringen. Erst morgen würde erst selbst gemeinsam mit den Welpen nachkommen. Ehe er sich auf den Weg machte, wickelte er jeden der drei Welpen neu und bot ihnen allen ein Fläschchen Milch an. Als Crocodile hinaus in das Sonnenlicht trat, überkamen ihn jedoch plötzlich heftige Zweifel. Tat er wirklich das Richtige? Er seufzte leise und wischte sich mit seiner freien Hand ein paar dunkle Haarsträhnen aus dem Gesicht. Noch konnte er umkehren. Einen kurzen Moment lang geriet Crocodile tatsächlich ins Wanken. Erst als in weiter Ferne das Jaulen eines Wolfes zu hören war, kam er wieder zu sich. Er festigte seinen Griff um die Stofftasche, die er bei sich trug, und setzte einen grimmigen Gesichtsausdruck auf. Crocodile war kein Feigling. Er würde nicht klein bei geben und sich von seinen geliebten Kindern trennen. Sein Entschluss stand fest. Doflamingo hob den Kopf und verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. Gerade eben war ihm zum ersten Mal der Geruch von Wölfen in die Nase gestiegen. Er hatte ein fremdes Revier betreten. Trotzdem hielt Doflamingo es für klüger sich nicht zu verstecken, sondern den anderen Gestaltenwandlern mit größtmöglicher Offenheit zu begegnen. Immerhin kam er mit ehrlichen Absichten. Und notfalls, da war Doflamingo absolut zuversichtlich, würde er auch dazu in der Lage sein sich zu verteidigen. Er war ein großer und kräftiger Gestaltenwandler mit viel Kampferfahrung. Er fürchtete sich nicht. Doflamingo drang tiefer in das Revier des Wolfsrudels ein; inzwischen nahm er den Geruch der anderen Gestaltenwandler sehr deutlich wahr. Es handelte sich nur noch um eine Frage der Zeit, bis er auf einen von ihnen treffen würde. Er zeigte es nicht nach außen, doch Doflamingo konnte nicht verhehlen, dass ihn die Nervosität überkam. Bald würde sich alles entscheiden. Fand er ein nettes Paar, das die Drillinge aufnehmen wollte? Oder würde er mit schlechten Nachrichten zu Crocodile zurückkehren müssen? Wobei, schoss es Doflamingo plötzlich durch den Kopf, der Kater die Nachricht, dass niemand Interesse an den Welpen hatte, vermutlich als überhaupt nicht schlecht empfinden würde. Doflamingo spannte den gesamten Körper an, als er zu seiner Linken ein wenig Laub rascheln hörte. Er spürte, dass er nicht allein war. Um keinen Angriff zu provozieren, blieb Doflamingo stehen und rührte sich nicht. Stattdessen wartete er darauf, dass der andere Gestaltenwandler sich zeigen würde. Was schlussendlich auch geschah. Ein großer Wolf mit dunklem Fell und braunen Augen kam zum Vorschein. Mit großen und langsamen Schritten ging er auf Doflamingo zu, ehe er etwa drei Meter von ihm entfernt stehen blieb. Eine Weile lang musterten sie sich stumm gegenseitig, ehe der fremde Wolf schließlich seine menschliche Gestalt annahm. Doflamingo beschloss es ihm gleich zu tun. "Wieso dringst du in unser Revier ein, Fremder?", wurde er in einem wenig freundlich klingenden Tonfall gefragt. Doflamingo zog die Augenbrauen zusammen. Sein Instinkt sagte ihm, dass hier irgendetwas ganz und gar nicht stimmte. Er konnte nicht so recht sagen, worum es sich handelte, doch es war wohl klüger vorsichtig zu sein. Außerdem vermutete Doflamingo, dass sein Gegenüber nicht allein unterwegs war. Sicher versteckten sich in der Nähe ein oder zwei Verwandte, die aufmerksam ihr Gespräch belauschten und jederzeit dazu bereit waren einzuschreiten. Wölfe waren Rudeltiere und verließen ihre Höhle nur selten allein. Doflamingo, der jahrelang ein einsames Leben geführt hatte, ehe er auf Crocodile gestoßen war, stellte somit eine echte Ausnahme dar. "Ich bin nicht hier, um Ärger zu machen", erwiderte Doflamingo und bemühte sich um eine feste Stimme. Er wollte die fremden Gestaltenwandler nicht provozieren, doch er war sich dessen bewusst, dass er auch keine Angst zeigen durfte. Unsicherheit und Unterwürfigkeit wurden schnell als Schwäche ausgelegt. Und Schwächlinge wurden von wild lebenden Gestaltenwandlern nicht respektiert. So wollte es das Gesetz der Natur. "Sondern um zu reden. Ich habe ein Angebot zu unterbreiten." "Was für ein Angebot?", kam es sofort überaus misstrauisch zurück. Doflamingo beschloss gleich auf den Punkt zu kommen. Er sah nicht ein, wieso er seine Absichten verschleiern sollte. Immerhin stellte er keine Bedrohung für das fremde Rudel dar. "Vor etwa zwei Monaten stieß ich in meinem Revier auf drei junge Welpen", erklärte er. "Sie waren verwaist; die Mutter lag in der Gestalt ihres Tiergeistes tot neben ihnen. Mein Partner und ich nahmen die Welpen auf und kümmerten sich um sie. Allerdings haben wir kein Interesse daran sie als unsere Kinder anzuerkennen und großzuziehen. Darum bin ich hier." "Du suchst also nach jemandem, der die Welpen aufnehmen möchte?", schlussfolgerte der Wolf. Doflamingo nickte. "Sie sind in einem guten Zustand", fügte er hinzu, um ein bisschen Werbung zu machen. "Zwei Jungen und ein Mädchen, vielleicht fünf Monate alt. Sehr hübsch und insgesamt pflegeleicht. Kennt ihr vielleicht ein Paar, das Interesse hat?" Der Wolf schwieg für einen Moment. Doflamingo versuchte seine Gedanken zu erraten, doch scheiterte kläglich. Er fühlte sich furchtbar unwohl in der Nähe des Anderen. Um seine Nervosität zu überspielen, musterte er seinen Gegenüber mit einem möglichst unbekümmert wirkendem Gesichtsausdruck. Es kam Doflamingo plötzlich sehr seltsam vor, dass der Wolf dunkles Haar hatte. Er erinnerte sich daran, dass sein Vater, der einst häufiger Ausflüge in den Norden gemacht hatte, immer nur von blondhaarigen Wölfen gesprochen hatte. Und auch Doflamingo wusste, dass die meisten Wölfe, die hier in der Region lebten, über helles Haar und blaue Augen verfügten. Da stellte er selbst schließlich auch keine Ausnahme dar. Aber vielleicht hatte er auch bloß Paranoia. Seine Mutter hatte hellbraunes Haar gehabt. "Unsere Höhle ist etwa fünf Kilometer entfernt", sagte schließlich der fremde Gestaltenwandler. "Dort halten sich die meisten Mitglieder unseres Rudels auf. Wir könnten dich hinbringen, damit du dort dein Angebot erneut unterbreitest. Versprechungen machen kann ich jedoch nicht." "Natürlich nicht", meinte Doflamingo und wägte rasch ab, ob er es tatsächlich wagen sollte die Höhle des fremden Rudels zu betreten. Irgendetwas sagte ihm, dass es sich dabei um keine gute Idee handelte. Doch war er nicht aus genau diesem Grund hierher gekommen? Doflamingo wollte eine Strecke von nahezu einhundertfünfzig Kilometern nicht völlig umsonst hinter sich gebracht haben. Und die Drillinge einfach an jemanden abzugeben, den er noch niemals gesehen hatte, kam für ihn auch nicht infrage. "Ich würde sehr gerne mitkommen", sagte er schließlich. Dann fügte er hinzu: "Mein Name ist Doflamingo." Ihm war nämlich aufgefallen, dass sie sich noch nicht einmal einander vorgestellt hatten. "Akainu", gab sein Gegenüber zurück. Er pfiff einmal laut, was wahrscheinlich eine Art Code darstellte, denn sofort kamen zwei weitere Wölfe herbeigeeilt. "Das sind Aokiji und Kizaru", erklärte Akainu. Weder Aokijo noch Kizaru machten Anstalten ihre menschliche Gestalt anzunehmen; also tat Doflamingo es ihnen gleich und verwandelte sich wieder. Zufrieden stellte er fest, dass er mit Abstand der größte Wolf unter ihnen war. In einem schnellen Lauftempo folgte er den anderen Gestaltenwandlern. Crocodile ließ sich unter den ausladenden Ästen einer Buche nieder und wischte sich mit der rechten Hand den Schweiß von der Stirn. Zwanzig Kilometer hatte er bereits hinter sich gebracht; dieselbe Strecke hatte er noch vor sich. Vom Rückweg ganz zu schweigen. Er gab es nur ungern zu, doch er hatte diese Arbeit eindeutig unterschätzt. Die Stofftasche, die er bei sich trug, war schwer und die Griffe schnitten unangenehm in seine Handfläche ein. Außerdem war es Crocodile nicht gewohnt solch große Strecken in seiner menschlichen Gestalt zurückzulegen. Wenigstens, dachte er, doch dieser Gedanke munterte ihn kaum auf, war es trocken und klar. Schnee, Regen oder Hagel könnte er nun wirklich nicht gut gebrauchen. Crocodile gönnte sich selbst nur wenige Minuten Pause. Er wollte unbedingt vor Sonnenuntergang zurück bei seinen Kindern sein. Die kleinen Welpen fragten sich sicherlich schon, wieso ihre einzigen beiden Bezugspersonen plötzlich verschwunden waren. Dass sowohl er als auch Doflamingo wichtige Dinge zu tun hatten und so schnell wie möglich wiederkehren würden, konnten die Drillinge schließlich noch nicht verstehen. Crocodile biss die Zähne zusammen und setzte seinen Weg fort. Die Sonne hatte ihren Zenit bereits überschritten. Wenn er den Heimweg nicht im Dunkeln antreten wollte, musste er sich beeilen. Das fremde Wolfsrudel lebte nicht wie er in einer weitläufigen Erdbau, sondern in einer großen Felshöhle, die aus bloß einem einzigen, großen Raum bestand. Obwohl viele Rudelmitglieder anwesend waren, darunter auch das eine oder andere Kind, empfand Doflamingo diesen Ort als wenig einladend. Im Gegensatz zu ihm und Crocodile trugen die Wölfe keine von Menschen gefertigte Kleidung, sondern Tierfelle, die sie vermutlich selbstständig zusammengenäht hatten. Und auch wenn er selbst zwar auch nicht allzu viel Wert auf Sauberkeit legte, störten doch sogar ihn die abgenagten Tierknochen und stinkenden Innereien, die überall verstreut lagen. Es herrschte alles andere als eine heimelige Atmosphäre. Plötzlich kamen Doflamingo Zweifel. Und an einem solchen Ort sollten die Drillinge leben? Er war sich nicht sicher, ob es ihnen hier gut gehen würde. "Das ist Doflamingo", wurde er von Akainu dem Rudel vorgestellt. Bei ihm schien es sich um den Anführer zu handeln; denn zumindest trat sonst niemand hervor, der sich als solcher zu erkennen gab. "Er und sein Partner fanden vor kurzem ein paar Welpen, die sie allerdings nicht behalten möchten. Nun suchen sie jemanden, der die Kinder großzieht. Es sind zwei Jungen und ein Mädchen." Wenn Doflamingo ehrlich war, dann erleichterte es ihn, dass niemand sogleich starkes Interesse an seinem Angebot äußerte. Als er seinen Blick über die gut zwanzig Gestaltenwandler schweifen ließ, die sich in der Höhle aufhielten, fiel ihm niemand auf, dem er seine Kinder anvertrauen würde. Alle machten einen äußerst unfreundlichen und sehr rohen Eindruck. Männer wie Frauen. Nirgendwo sah er ein Gesicht, das er als herzlich beschreiben würde. Auch die Kinder machten insgesamt keinen sonderlich guten Eindruck: Sie schienen ungezogen und ungepflegt zu sein. Außerdem bemerkte Doflamingo, das eines der jüngeren Kinder, ein vielleicht Zweijähriger, sehr mager aussah. War dieses Rudel überhaupt dazu in der Lage noch drei weitere Welpen aufzunehmen? "Wie alt sind die Kinder?", fragte plötzlich eine ältere Wölfin. "Und wann hast du sie gefunden?" "Sie sind etwa fünf Monate alt", erklärte Doflamingo recht zurückhaltend. "Gefunden habe ich sie vor circa zwei Monaten." "Ein riskantes Alter", hörte er jemanden zu seiner Rechten murmeln. "Viele Säuglinge sterben, noch ehe sie den ersten Geburtstag erreichen. Außerdem steht bald der Winter bevor." "Die Kinder sollen robust sein", warf plötzlich Aokiji ein, der sich bisher sehr stark zurückgehalten hatte. "Hat sich denn in deinem eigenem Rudel niemand finden lassen, der die Welpen großziehen möchte?", meldete sich wieder die ältere Frau zu Wort. Sie war dünn und hatte viele Falten im Gesicht, doch erweckte alles andere als einen senilen Eindruck. Doflamingo zögerte. Er war sich nicht sicher, ob er den Wölfen gestehen sollte, dass er selbst gar keinem Rudel angehörte. Dass es nur ihn und den Kater gab. Doflamingo wusste, dass viele Gestaltenwandler es nicht guthießen, wenn Personen mit unterschiedlichen Tiergeistern sich zusammentaten. Da ihn schon die ganze Zeit über ein ungutes Gefühl beschlich und er insgeheim sowieso beschlossen hatten, die Drillinge lieber nicht in die Obhut dieses Rudels zu geben, beschloss Doflamingo zu lügen. "Wir sind bereits eine sehr kinderreiche Gruppe", erwiderte er also. "Darum hat sich niemand finden lassen, der die Welpen dauerhaft aufnehmen möchte. Da wir sie nun ja aber schon einige Wochen lang bei uns haben und die ganze Mühe nicht umsonst gewesen sein soll, wollten wir sie anderen Rudeln anbieten, ehe wir ihnen das Genick brechen. Ihr seid die ersten Leute, die ich frage. Falls hier keiner Interesse hat, versuche ich es einfach beim nächsten Rudel. Und ansonsten müssen die Kleinen eben doch sterben." Doflamingo wusste darüber Bescheid, dass es bei manchen Gruppen gang und gäbe war, unerwünschte Welpen einfach zu töten. Zumeist brach man ihnen das Genick, weil es sich dabei um die schnellste Methode handelte. In Doflamingos ehemaligen Rudel hatte man diese Praxis allerdings nicht gepflegt. Auch wenn es nicht immer einfach gewesen war, hatten alle versucht Waisen und Findelkinder so gut wie möglich mitzuversorgen. Andere Gestaltenwandler töteten sie bloß dann, wenn es keine Alternative gab. Einem völlig wehrlosen Baby den Hals umzudrehen, nur weil sie nicht wussten, was sie sonst mit ihm anstellen sollte, hätte keiner von ihnen übers Herz gebracht. "Ich denke, man sollte den Mitgliedern meines Rudels die Gelegenheit dazu geben über dein Angebot nachzudenken", sagte Akainu. "Die Entscheidung, drei Kinder aufzunehmen und wie die eigenen großzuziehen, fällt man nicht innerhalb von Minuten. Warum bleibst du nicht zum Essen, Doflamingo, und erzählst uns ein wenig mehr von deinem Rudel?" Es widerstrebte Doflamingo die Einladung anzunehmen. Selbst wenn sich jemand finden ließe, der sich dazu bereit erklären würde die Welpen aufzunehmen, käme dieser Deal für ihn überhaupt nicht infrage. Er hatte ein furchtbar schlechtes Gefühl. Hier wollte er die Drillinge auf keinen Fall hingeben. Crocodile wäre entsetzt, würde er die potenziellen Adoptiveltern kennenlernen. Und Doflamingo könnte es ihm nicht einmal verübeln. "Sehr gern." Doch er war kein Dummkopf. Doflamingo wusste, dass er nun diplomatisch vorgehen musste. Immerhin befand er sich derzeit in Gesellschaft von etwa zwanzig erwachsenen Gestaltenwandlern, die allesamt den Tiergeist eines Wolfes besaßen. Doflamingo war stark und schnell, doch er legte es nicht auf eine Konfrontation an, wenn es sich vermeiden ließ. Er wollte das Problem klüger lösen. Mit gemischten Gefühlen erreichte Crocodile die Höhle, die einst Law bewohnt hatte. Sie befand sich mehrere Meter über dem Erdboden an einem Steilhang. Rein praktisch gesehen handelte es sich um den perfekten Zufluchtsort: Die kleine Höhle war unauffällig und die steile Felswand für die meisten wilden Tiere und Gestaltenwandler nur sehr schwer zu erklimmen. Doch obwohl Crocodile freiwillig einen Weg von annähernd vierzig Kilometern zurückgelegt hatte und nun endlich sein schweres Gepäck ablegen konnte, überkam ihn keine echte Erleichterung, als er die verlassene Behausung betrat. Diesen Ort verband er mit schlechten Erinnerungen. Hier hatte einst Law gelebt: Der hinterlistige Luchs, der ihn um ein Haar vergewaltigt hätte und außerdem für die Vernichtung von Doflamingos Rudel verantwortlich war. Crocodile schluckte. Auf leisen Sohlen sah er sich um. Die Höhle bestand lediglich aus einem einzigen Raum, der nicht einmal besonders groß war. Für seine Zwecke waren die Räumlichkeiten allerdings mehr als ausreichend. Im hinteren Bereich lagen mehrere Decken, Felle und Kissen auf einem Haufen; vermutlich hatten sie Law als Bett gedient. Ein kalter Schauer lief Crocodile den Rücken hinunter, als er mit der Hand darüber strich. Hätte er dem Luchs damals nicht eines seiner Felle gestohlen, um sich vor dem Erfrieren zu schützen, hätte dieser ihn womöglich niemals gefunden. Crocodile musste würgen, als ihm der Geruch des zum Glück längst toten Gestaltenwandlers in die Nase stieg. Sein Gestand haftete noch immer an den Stoffen. Rasch machte Crocodile sich daran die mitgebrachte Tüte auszupacken. Die Babynahrung, Windeln und so weiter wirkten völlig fehl am Platz. Es würde ihn eine Menge Überwindung kosten morgen zu diesem Ort zurückzukehren, dessen war Crocodile sich sicher. Doch was blieb ihm Anderes übrig? Er wollte seine Kinder nicht in die Obhut irgendwelcher Personen geben, die er überhaupt nicht kannte. Wie konnten sie denn sicher gehen, dass man die Drillinge auch gut behandeln würde? Dass sie immer genug zu essen hatten und nicht frieren mussten? Sie kannten dieses Wolfsrudel, das Doflamingo gerade aufsuchte, doch gar nicht. Crocodile war von Natur aus eine sehr misstrauische Person. Ehe man ihm nicht von sich überzeugte hatte, dachte er von jedem nur das Schlechteste. Eine Eigenschaft, die gerade, wenn man draußen in der Wildnis lebte, durchaus keinen Nachteil darstellen musste. Er war kein naiver Idiot, der seine Kinder an irgendwelche Fremden gab in dem Glauben, diese würden die Drillinge genauso sehr lieben wie er. Und wie Doflamingo. Noch immer glaubte Crocodile fest daran, dass auch seinem Partner die Welpen am Herzen lagen. Er kannte den Wolf gut genug, um zu wissen, dass dieser längst nicht so skrupellos war wie er sich manchmal gab. Er würde Doflamingo bloß die Augen öffnen müssen. Und dies tat er am besten, indem er absolut unmissverständlich klar machte, dass er ohne die Drillinge nicht leben wollte. Seinem Partner würde schlussendlich nichts Anderes übrig bleiben als sich anzuschließen. Crocodile verharrte nicht länger als nötig in Laws ehemaliger Behausung. Zum Einen, weil er nur ungern den in dieser Höhle allgegenwärtigen Erinnerungen an den Luchs nachhing, zum Anderen, weil Zuhause sicherlich schon sehnsüchtig drei kleine Welpen auf ihn warteten. Er machte sich so schnell wie möglich auf den Rückweg. Doflamingo nagte äußerst lustlos an dem Wildschweinbein, das man ihm vor die Füße gelegt hatte. Das Fleisch schmeckte alt. Vermutlich, dachte er, hatte das Wolfsrudel bereits Vorräte für den Winter angelegt. Allerdings fragte er sich dann, wieso man versäumt hatte das Fleisch zum Beispiel durch Räuchern haltbar zu machen, damit es nicht verdarb und somit ungenießbar wurde. "Also, Doflamingo", fragte ihn die alte Wölfin, die sich ihm unter dem Namen Tsuru vorgestellt hatte, "woher kommst du eigentlich?" "Aus dem Süden", antwortete Doflamingo, der selbstverständlich nicht dumm genug war, um völlig Fremden seinen genauen Wohnort zu nennen. Als ihm dieser Gedanke kam, wurde ihm plötzlich schlecht und er legte das Wildschweinbein zur Seite. Wenn er diesen Leuten nicht einmal genug vertraute, um ihnen die Lage seiner Höhle zu verraten, wie könnte er ihnen dann bloß seine Kinder anvertrauen? Unbewusst begann er an seinen Entscheidungen zu zweifeln. Hatte Crocodile womöglich doch recht? War es doch die bessere Entscheidung, die Welpen einfach selbst aufzuziehen? "Und ist das Rudel, das du anführst, groß? Je weiter südlich man geht, desto häufiger trifft man auf Menschen. Sicherlich ist es nicht einfach dort ein großes Rudel vor diesen widerlichen Kreaturen geheimzuhalten, oder? Mit ihren Schusswaffen können Menschen sehr gefährlich sein." Auch wenn er sie nicht mochte, musste Doflamingo zugeben, dass die Fragen der alten Tsuru durchaus nicht unberechtigt waren. "In meinem Revier treffe ich ab und an auf menschliche Jäger", gestand er. "Mein Partner wurde einmal sogar durch einen Gewehrschuss verletzt. Doch das ist lange her. Meistens bleiben die Menschen in ihren Städten; der Wald ist nichts für sie. Insgesamt führen wir ein unbehelligtes Leben." "Hast du nur einen Partner?", wurde er von jemand anderem gefragt. "Oder auch noch eine oder mehrere Frauen? Immerhin bist du doch der Rudelanführer." "Ich habe nur einen Partner", antwortete Doflamingo wahrheitsgemäß. Im Gegensatz zu den Menschen war bei Gestaltenwandlern nicht bloß Homo- bzw. Bisexualität, sondern auch Polygamie sehr stark verbreitet. Gerade bei Wölfen, die ja Rudeltiere waren, nahm sich der Anführer häufig mehr als einen Mann oder eine Frau. Für Doflamingo jedoch käme solch eine Lebensform nicht infrage. Früher hatte er oft mehrere Sexpartner gleichzeitig gehabt, doch keiner von ihnen hatte ihm jemals etwas bedeutet. Aber er käme unter keinen Umständen auf die Idee Crocodile, den er sehr liebte, zu betrügen. (Ganz abgesehen davon, dass der stolze Kater ihn sicherlich niemals mit einer weiteren Person teilen würde.) Und auch schon Doflamingos Vater hatte bloß eine einzige Partnerin gehabt - seine Mutter. "Aber möchtest du denn gar keine Kinder haben?", war die erstaunte Erwiderung, die er erhielt. Doflamingo zuckte mit den Schultern. Um ehrlich zu sein, hatte er kein Interesse daran mit irgendwelchen Fremden über sein Familienleben zu sprechen. Doch wie immer machte er gute Miene zu bösem Spiel. Anstatt seinem aufdringlichen Gesprächspartner über den Mund zu fahren, lächelte er bloß breit und meinte in einem unbekümmert klingenden Tonfall: "Ach, das ist mir nicht so wichtig. Ich führe ein großes Rudel mit vielen Kindern an. Also brauche ich nicht unbedingt eigene, um meine Gruppe abzusichern. Außerdem bleibt dann mehr Zeit für schönere Dinge: jagen, kämpfen und Sex zum Beispiel." Sein Kommentar sorgte für ausgelassenes Gelächter. Noch immer lächelte Doflamingo breit und ließ sich sein Unwohlsein nicht im geringsten anmerken. Er war sich dessen bewusst, dass er auf keinen Fall Schwäche zeigen durfte. In Wirklichkeit jedoch wollte er keine Sekunde länger als unbedingt nötig bei diesem Wolfsrudel verbringen. Er empfand die Gesellschaft der anderen Gestaltenwandler als überhaupt nicht angenehm. Sie schienen zumeist langweilig, oberflächlich und aufdringlich zu sein. Doflamingo bereute es bereits hierher gekommen zu sein; er hatte Sehnsucht nach seinem Zuhause. Nichts würde er lieber tun als die Drillinge in den Schlaf zu singen und anschließend gemeinsam mit Crocodile ein paar Bissen Marder- oder Rebhuhnfleisch zu verputzen. Sein Partner fehlte ihm ganz schrecklich. Doflamingo war überhaupt nicht klar gewesen, dass man jemanden so sehr vermissen konnte. Crocodile war unendlich glücklich, als er bei Anbruch der Dunkelheit endlich die Höhle erreichte, die er zusammen mit Doflamingo bewohnte. Die letzte halbe Meile hatte er praktisch im Sprint zurückgelegt. Und obwohl er außer Atem war, lächelte Crocodile unermüdlich. Hier fühlte er sich deutlich wohler als in Laws enger und ungemütlicher Behausung. Selbst das laute Geschrei dreier Säuglinge und der Gestank ihrer vollen Windeln konnte Crocodiles Laune nicht trüben. Er legte sich neben die Welpen und ließ zu, dass diese sich prompt an ihn kuschelten. Sofort beruhigten sich die Kinder wieder. Es war ein unfassbar schönes Gefühl ihre kleinen Körper so nah zu spüren, wo er sie doch einen ganzen Tag lang hatte allein lassen müssen. Wenn Doflamingo jetzt noch da wäre, schoss es Crocodile durch den Kopf, dann wäre der Moment perfekt. Doch Crocodile war zu erschöpft, um viele weitere Gedanken an seinen Partner zu verschwenden. Er wickelte die Babies und gab jedem zwei Fläschchen Milch, ehe er sich schlafen legte. Der morgige Tag würde nicht weniger anstrengend werden als der heutige. Er musste die weite Strecke zu Laws Höhle noch einmal zurücklegen; dieses Mal jedoch mit drei Welpen im Gepäck. "Wenn hier niemand Interesse an den Kindern hat, würde ich gerne weiterziehen", sagte Doflamingo und legte das Wildschweinbein, das er kaum angerührt hatte, zur Seite. Das Fleisch war alt und schmeckte nicht. Nur aus purer Höflichkeit hatte er notgedrungen ein paar Bissen zu sich genommen; er legte es nicht darauf an das fremde Wolfsrudel zu beleidigen, indem er dessen Gastfreundschaft ablehnte. Den Rest des Wildschweinbeins gab Doflamingo ein paar Kindern, die sich über das unerwartete Geschenk sehr zu freuen schienen; der magere Eineinhalb- bis Zweijährige, der ihm bereits zuvor aufgefallen war, stürzte sich regelrecht auf das Fleisch. Bei genauerem Hinsehen machte der Kleine einen besonders kläglichen Eindruck. "Warum bleibst du nicht über Nacht?", bot ihm die alte Tsuru an. "Es wird bereits dunkel draußen und du scheinst dich in dieser Gegend nicht sonderlich gut auszukennen. Ich denke, es wäre deutlich besser, wenn du uns erst morgen früh verlässt." "Vielen Dank für das verführerische Angebot", gab Doflamingo zurück und bemühte sich um einen glaubhaft klingenden Tonfall, "doch ich mache mich lieber gleich auf den Weg. Je früher ich die anderen Rudel abklappere, desto besser. Ich versprach meinem Partner, dass ich in spätestens vier Tagen zurückkehren würde. Sicherlich vermisst er mich schon sehr." Tatsächlich hatte Doflamingo große Sehnsucht nach dem Kater. Ihm fehlte Crocodiles warmer Körper und seine sture, stolze Art. Auf keinen Fall wollte er länger als nötig bei diesem Wolfsrudel bleiben. Er fühlte sich hier überhaupt nicht wohl. In Gedanken war er längst wieder bei seinem Partner und den Kindern. Das Vorhaben, die Drillinge wegzugeben, hatte Doflamingo insgeheim auch schon längst verworfen. Er würde sich so schnell wie möglich auf den Rückweg machen und Crocodile einfach erzählen, dass sich niemand hatte finden lassen, der die Welpen aufnehmen wollte. Der Kater wäre sicherlich alles andere als traurig angesichts dieser nur halb erlogenen Nachricht. "Ich bestehe darauf, Doflamingo", erwiderte zu seinen Ungunsten jedoch Tsuru mit unerwartet energischer Stimme. "Dieser Wald ist ein gefährlicher Ort. In der Nähe gibt es einige Rudel von Gestaltenwandlern, die Fremden nicht wohlgesonnen sind. Bären und Füchse. Einem einzelnen können sie leicht gefährlich werden." "Ich komme schon zurecht", sagte Doflamingo mit nicht minder energischer Stimme. Für ihn kam es überhaupt nicht infrage länger als nötig bei diesem Wolfsrudel zu bleiben. Er wollte einfach bloß nach Hause. "Ich bin stark und schnell. Es besteht kein Grund zur Sorge. Vielen Dank für die Gastfreundschaft." "Bist du dir sicher, dass..." "Ja, ich bin mir sicher! Verdammt sicher sogar", unterbrach Doflamingo die alte Wölfin mit zischender Stimme. Allmählich verlor er die Geduld. Außerdem war er alles andere als naiv und dumm. Längst schon vermutete er, dass hier irgendetwas ganz gehörig faul war. Wieso sollte ein völlig fremdes Rudel, das offensichtlich Schwierigkeiten hatte die eigenen Welpen vernünftig zu ernähren, einem völlig fremden Gestaltenwandler ihre Gastfreundschaft aufdrängen? Die Wölfe verfolgten doch irgendeinen Plan! Und wenn Doflamingo ehrlich war, dann war er nicht sonderlich erpicht darauf, ihn zu erfahren. "Ich mache mich jetzt auf den Weg", meinte er und bemühte sich nicht einmal mehr darum einen fröhlichen Gesichtsausdruck aufzusetzen. Er hatte genug. Doflamingo wollte bloß noch zu seinem Partner und seinen Kindern zurück. "Das kommt nicht infrage", entgegnete Tsuru, die nun ebenfalls keine Zeit mehr darauf verschwendete gute Miene zu bösem Spiel zu machen. Sie verzog den faltigen Mund; ihr Blick war finster. Als Doflamingo bemerkte, dass Akainu und seine beiden Begleiter erneut die Gestalt ihres Tiergeistes annahmen, zögerte er nicht auch nur für eine Sekunde. Rasch tat Doflamingo es ihnen gleich. Und noch im selben Augenblick rannte er in seinem schnellsten Lauftempo davon. Er war kein Feigling, doch Doflamingo wusste, dass er es nur schwer mit einem gesamten Rudel aufnehmen könnte. Darum überlegte er sich rasch eine Strategie. Er würde den Vorteil ausnutzen, dass er deutlich schneller und ausdauernder war als seine Verfolger. Zuerst lockte er Akainu, Aokiji und Kizaru fort vom restlichen Rudel. Die Jagd, welche die Drei auf ihn machten, würde sie bald ermüden. Erst dann schlug Doflamingo zu und erledigte die feindlichen Gestaltenwandler im Kampf. Er war zuversichtlich, dass ihm dies relativ problemlos gelingen würde. Immerhin war um einiges größer und stärker als die anderen Wölfe; sie kämen niemals gegen ihn an. ~ Derzeit hing bloß noch Akainu an seinen Fersen; Aokiji und Kizaru waren weit zurückgefallen. Die beiden waren längst außer Atem und hatten die Jagd nach ihm eingestellt oder zumindest unterbrochen. Akainu hingegen schien zu stolz zu sein, um ihn einfach laufen zu lassen. Auch wenn die Verfolgungsjagd ebenfalls an seinen Kräften zehrte und der Abstand zwischen Doflamingo und ihm sich mit jeder Sekunde vergrößerte, gab er nicht auf. Doflamingo konnte gar nicht anders als die unfassbare Sturheit des anderen Gestaltenwandlers zu bewundern. Gleichzeitig fragte er sich wie man bloß so dumm sein konnte. Das Grinsen auf seinem Gesicht wurde immer breiter. Blitzschnell schlug Doflamingo einen Haken und ging hinter einem hellen Farnkraut in Deckung. (Auszug aus Kapitel 11) bye sb Kapitel 12: Part II: Krieg -------------------------- Obwohl Crocodile sehr erschöpft war, wachte er am nächsten Morgen auf, noch ehe draußen die ersten Sonnenstrahlen die Baumwipfel gestreift hatten. Er gönnte sich nur wenige Minuten, ehe er sich ans Werk machte. Heute war der große Tag und es gab noch viel zu tun. Crocodile holte einige robuste Tücher hervor, die sich unter den vielen Fellen, Kissen und Decken, die Doflamingo und er als Bett benutzten, finden ließen. Diese Tücher wollte er nutzen, um die Drillinge zu transportieren. Früher, als er noch in der Stadt lebte, hatte Crocodile oft Frauen und Männer gesehen, die ihre Kinder in Tücher gewickelt am Bauch oder Rücken trugen. Er hielt dies für eine gute Strategie, um alle drei Welpen gleichzeitig mitnehmen zu können. Es war keine ideale Lösung, doch Crocodile fiel keine bessere ein. Es würde schon gehen. Das musste es einfach. Ehe er sich mit den Kindern auf den Weg machte, wechselte Crocodile zur Sicherheit noch einmal ihre Windeln und gab jedem außerdem ein Fläschchen Milch. Glücklicherweise verhielten sich die Drillinge insgesamt relativ ruhig. Selbst dann, als Crocodile sie über seine Schulter in die Tücher gleiten ließ und diese anschließend ordnungsgemäß verknotete. Tatsächlich schienen die Welpen sich in dieser Position sogar sehr wohl zu fühlen. Vermutlich, dachte Crocodile, weil sie sich gestern so schrecklich einsam und verlassen gefühlt hatten. Immerhin konnten sie ja nicht verstehen, wieso Doflamingo und er sie hatten allein lassen müssen. Und nun waren die Kleinen so glücklich darüber, dass zumindest einer von ihnen zurückgekehrt war, dass sie still und ohne zu jammern diese Prozedur über sich ergehen ließen. Dieser Gedanke versetzte Crocodile einen Stich ins Herz. Wenn sie die Welpen tatsächlich in eine Adoptivfamilie geben sollten, würden diese sie beide sicherlich vermissen und sehnsüchtig darauf warten, dass sie wieder zurückkamen. Crocodile seufzte leise und fuhr einem der Welpen über sein warme Köpfchen. Es war einer der Jungen; derjenige, der vor einiger Zeit krank gewesen war. Er lächelte und brabbelte leise. Crocodile zwang sich ebenfalls zu einem Lächeln. Bevor er die Höhle verließ, ging er gedanklich noch einmal alles durch. Die Knoten der Tücher, in welche die Welpen eingewickelt worden waren, saßen fest. Jedes der Kinder trug warme Kleidung inklusive Wollsocken, Handschuhe und Mützen. Zwei Fläschchen Milch hatte er auch dabei. Erst als Crocodile die Liste dreimal durchgegangen war, machte er sich endlich auf den Weg. Draußen war die Luft so kalt, dass sie ihm im Gesicht brannte. Ansonsten war das Wetter jedoch gut; klar und frisch. Keine Wolke stand am Himmel. Crocodile atmete tief durch und warf erneut einen Blick auf das Kind, das erst vor kurzem unter der beidseitigen Mittelohrentzündung gelitten hatte. Die Kälte schien dem Jungen nicht viel auszumachen. Noch immer erweckte er einen sehr unbekümmerten Eindruck; er schien bloß froh darüber zu sein, dass sein Vater zurückgekehrt war und ihn nah bei sich trug. Auch die anderen beiden Welpen gaben keinen Laut von sich. Er wusste, dass die Kinder von Gestaltenwandlern, auch wenn sie kleiner zur Welt kamen, im Regelfall deutlich robuster und weniger kälteempfindlich waren als menschliche Kinder. Immerhin waren ihre Körper auf ein Leben draußen in der Wildnis ausgerichtet. Trotzdem kam Crocodile nicht umhin sich Sorgen zu machen. Er hoffte darauf, dass alles gut lief und sie unbeschwert Laws Höhle erreichen würden. Auf Ärger mit anderen Gestaltenwandlern oder wilden Tieren konnte er getrost verzichten. Crocodile warf einen letzten Blick zurück, ehe er schweren Herzens losmarschierte. Doflamingo wechselte so oft wie möglich die Richtung, um seine Verfolger in die Irre zu führen. Mal kam das Jaulen der drei Wölfe aus weiter Ferne, mal konnte er es ganz nah bei sich hören. Doch keinem von ihnen gelang es ihn zu schnappen. Doflamingo war schnell und ausdauernd. Als er mitbekam, dass seine Verfolger laut zu hecheln und zu japsen begannen, war er noch nicht einmal außer Atem. Stattdessen breitete sich ein triumphierendes Grinsen auf seinen schmalen Lippen aus. Ihm war klar, dass er dieses Spiel bald schon gewonnen haben würde. Doflamingo wollte Akainu, Aokiji und Kizaru so rasch wie möglich erledigen. Es war ein Fehler gewesen in den Norden zu gehen und nach Adoptiveltern für die Drillinge zu suchen. Inzwischen hatte Doflamingo nur noch ein Ziel: Seine Verfolger zu töten und dann zu Crocodile und den Kindern zurückzukehren. Doflamingo wartete genau den richtigen Moment ab. Derzeit hing bloß noch Akainu an seinen Fersen; Aokiji und Kizaru waren weit zurückgefallen. Die beiden waren längst außer Atem und hatten die Jagd nach ihm eingestellt oder zumindest unterbrochen. Akainu hingegen schien zu stolz zu sein, um ihn einfach laufen zu lassen. Auch wenn die Verfolgungsjagd ebenfalls an seinen Kräften zehrte und der Abstand zwischen Doflamingo und ihm sich mit jeder Sekunde vergrößerte, gab er nicht auf. Doflamingo konnte gar nicht anders als die unfassbare Sturheit des anderen Gestaltenwandlers zu bewundern. Gleichzeitig fragte er sich wie man bloß so dumm sein konnte. Das Grinsen auf seinem Gesicht wurde immer breiter. Blitzschnell schlug Doflamingo einen Haken und ging hinter einem hellen Farnkraut in Deckung. Akainu war mehr als hundert Schritte zurückgefallen; außerdem hatte dieser aufgrund des dichten Unterholzes bloß eine schlechte Sicht auf ihn. Wie die meisten Gestaltenwandler verließ auch er sich vermutlich eher auf seine Nase als auf seine Augen. Als der Wolf an ihm vorbeihastete, setzte Doflamingo zum Sprung an und stürzte sich in einem einzigen Satz auf seinen Gegner. Der Überraschungsmoment stand auf seiner Seite: Akainu schien nicht damit gerechnet zu haben plötzlich vom Jäger zum Gejagten zu werden. Es fiel Doflamingo nicht schwer den durch das lange Laufen geschwächten Wolf zu überwältigen. Rasch tötete er Akainu, indem er ihm in den Hals biss. Erst als er spürte, wie der Körper unter ihm erschlaffte, ließ Doflamingo von seinem Opfer ab. Zufrieden leckte er sich über die mit Blut benetzten Lippen. Es hatte ihm Spaß gemacht Akainu zu töten. Diese Seite an ihm kam normalerweise bloß bei der Jagd auf Beutetiere zum Vorschein, doch Doflamingo verhehlte nicht, dass er ein sehr blutrünstiger Wolf sein konnte. Er verspürte kein Mitleid. Akainu hatte versucht ihn zu töten; darum verdiente er selbst auch nichts Besseres als den Tod. Doflamingo sah sich absolut im Recht. Als er auf die Leiche des anderen Gestaltenwandlers hinabblickte, nahm Doflamingos Blutdurst plötzlich Überhand. Anstatt diese Sache auf sich beruhen zu lassen und zu fliehen, beschloss er stattdessen nach Aokiji und Kizaru zu suchen. Er wollte alle drei Wölfe tot am Boden liegen sehen. Sie stellten eine vermeidbare Gefahrenquelle dar. Es war nicht unwahrscheinlich, dass sie ihre Jagd auf ihn bald wieder aufnehmen würden. Dann gerieten womöglich auch Crocodile und die Welpen in Gefahr. Dieses Risiko konnte Doflamingo auf keinen Fall eingehen. Er musste auch Aokiji und Kizaru erledigen. Es war seine Pflicht als Familienoberhaupt für den Schutz seines Partners und seiner Kinder zu sorgen. Crocodile seufzte erleichtert auf und fiel schweratmend auf die Knie, als er sich endlich in der ehemaligen Behausung von Law wiederfand. Der Weg hierher war furchtbar beschwerlich gewesen. Auch wenn die drei kleinen Welpen, die er bei sich trug, nicht allzu viel wogen, hatte ihn das zusätzliche Gewicht auf der langen Strecke erschöpft. Außerdem war er hier und dort ein paar Umwege gegangen, weil ihm verdächtige Gerüche in die Nase gestiegen waren und er die Konfrontation mit anderen Gestaltenwandlern und wilden Tieren unbedingt vermeiden wollte. Pausen hatte er nur sehr wenige eingelegt, um den nicht ungefährlichen Weg so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Aber nun war er endlich an seinem Zielort angelangt. Und auch wenn Crocodile sich völlig fertig fühlte, war er sehr glücklich und vor allem auch stolz auf sich selbst. Er hatte nicht feige den Schwanz eingezogen, sondern seinen Plan in die Tat umgesetzt. Von seinen Kindern würde er sich also nicht trennen müssen. Crocodile löste nacheinander die Knoten der Tücher und legte die Drillinge auf das Bett. Die Babies, die die ganze Zeit über sehr ruhig gewesen waren und keine Probleme bereitet hatten, begannen plötzlich zu jammern und zu wimmern. Crocodile rollte mit den Augen und legte sich zu den kleinen Kindern, strich ihnen zärtlich über die Bäuche und Köpfchen. Anscheinend hatte es ihnen gut gefallen, so nah an seinem warmen Körper zu liegen. Crocodile beschloss die Drillinge zu wickeln und zu füttern, ehe er sich schlafen legte. Er war schrecklich müde und könnte ein paar Stunden erholsamen Schlaf gut gebrauchen. Außerdem kam ihm Laws Höhle, nun da die Welpen mit ihm hier waren, längst nicht mehr so furchteinflößend vor wie gestern noch. Auch wenn Doflamingo ein wirklich ausgezeichneter Jäger war, gelang es ihm nicht Aokiji und Kizaru ausfindig zu machen. Anscheinend hatten sie sich zuletzt nicht in der Nähe des Ortes aufgehalten, an dem ihr Anführer sein Ende gefunden hatte. Schade, fand er. Doflamingo hätte zu gerne auch die anderen beiden Wölfe noch erledigt. Nun allerdings war er dazu gezwungen seine Strategie zu wechseln. Doflamingo war hin- und hergerissen. Er vermutete, dass Aokiji und Kizaru die Jagd abgebrochen hatten und in ihre Höhle zurückgekehrt waren. Sollte er die beiden Gestaltenwandler dort stellen? Oder diese Sache lieber auf sich beruhen lassen und zu Crocodile zurückkehren? Doflamingo gab offen zu, dass er den Kater ganz furchtbar vermisste. Und auch die Babies, an die er sich in den letzten Wochen sehr stark gewöhnt hatte, fehlten ihm sehr. Er hätte nichts dagegen den Heimweg anzutreten, Crocodile in die Arme zu schließen und die Drillinge mit Milch zu füttern. Tatsächlich erschien ihm diese Aussicht sogar sehr verführerisch. Auf der anderen Seite allerdings ging er ein unnötiges Risiko ein, indem er Aokiji und Kizaru laufen ließ. Wahrscheinlich würden sie bald auf die Leiche ihres Freundes stoßen und auf Rache sinnen. Und Doflamingo lebte zusammen mit seiner Familie bloß zwei Tagesmärsche von ihnen entfernt. Das war einfach zu gefährlich. Er durfte nicht zulassen, dass das Wolfsrudel seinem Partner oder seinen Kindern Schaden zufügte. Doflamingo beschloss zu der Höhle des fremden Wolfsrudels zurückzukehren. Er würde sich lautlos anschleichen und ganz genau die Lage checken, ehe er sich überlegte wie er weiter vorging. Je nachdem wie sich die Situation gestaltete, würde er entweder zuschlagen oder das Weite suchen. Diesen Plan hielt Doflamingo für vernünftig. Am besten setzte er ihn noch heute Nacht um. Doch vorher musste auf Jagd gehen. Der Rucksack, den er mitgenommen hatte, war beinahe leer und die langwierige Verfolgungsjagd hatte ihn hungrig gemacht. Doflamingo wusste aus eigener Erfahrung, dass es eine schlechte Idee war, auf nüchternen Magen zu kämpfen. Am Stand des Mondes las er die Uhrzeit ab. Es war etwa elf Uhr abends. Einen Auerhahn oder ein paar Enten zu erbeuten dürfte nicht länger als eine Stunde dauern, auch wenn Doflamingo sich hier in der Gegend nicht sonderlich gut auskannte. Rasch machte er sich ans Werk. Obwohl Crocodile unfassbar müde war, schlief er nur schlecht. Ständig stieg ihm Laws Geruch in die Nase und Erinnerungen an den hinterhältigen Luchs schossen ihm immer wieder durch den Kopf. Am liebsten hätte er sich nah an den warmen und trostspendenden Körper seines Partners gepresst, doch da Doflamingo noch immer fort war, blieb dies unmöglich. Und vermutlich würde er auch eine Weile nach dessen Rückkehr auf zärtlichen Körperkontakt verzichten müssen. Crocodile setzte sich im Bett auf und fuhr sich durch sein zerzaustes Haar. Zum hundertsten Mal fragte er sich wie der Wolf wohl auf seine Flucht reagieren würde. Denn genau das hatte er getan: Er war geflohen. Vor seinem eigenem Partner. Doch was blieb ihm anderes übrig, wenn dieser ihm die Kinder wegnehmen wollte? Crocodile malte sich Dutzende Szenarien aus: Doflamingo, der verständnisvoll reagierte, wenn er ihm von seinen Ängsten erzählte. Doflamingo, der vor Wut tobte und die Zähne fletschte. Doflamingo mit ungläubigem Gesichtsausdruck und verletztem Blick. Crocodile konnte überhaupt nicht einschätzen welche Vorstellung wohl am ehesten wahr werden würde. Er konnte nichts tun außer zu warten. Früher oder später würde er eine Antwort bekommen. Schließlich war ihr Aufeinandertreffen unvermeidlich. Einer der Welpen wachte auf. Es war einer der beiden Junge; er zuckte und wimmert im Schlaf, würde jeden Moment aufwachen. Um zu vermeiden, dass der Säugling durch lautes Geschrei seine beiden Geschwister aufweckte, nahm Crocodile ihn rasch auf den Arm und wiegte ihn sanft. Sofort wurde der Kleine ruhiger. Vermutlich nahmen auch die Kinder wahr, dass sie sich an einem anderen Ort aufhielten; bestimmten fühlten auch sie den Unterschied. Hier war nichts von der Liebe und der guten Stimmung zu spüren, die in ihrem Zuhause immer geherrscht hatte. Mit dem Säugling im Arm ging Crocodile zum Eingang der Höhle hinüber. Da sie mehrere Meter über dem Erdboden lag, hatte er eine gute Sicht auf das Umland. Der Wald war dunkel und machte einen ruhigen Eindruck. Nirgendwo waren fremde Gestaltenwandler zu hören oder zu riechen. Und vor wilden Tieren wie zum Beispiel Bären oder Wildschweinen musste Crocodile sich hier sowieso nicht in Acht nehmen; solchen Schwergewichten gelang es wohl kaum den Steilhang zu erklimmen. Trotzdem würde Crocodile sich wohler und vor allem auch sicherer fühlen, wenn sein Partner da wäre. Er vermisste Doflamingo. Der Wolf hatte ihm beigebracht am Stand des Mondes die Uhrzeit abzulesen. Wenn Crocodile richtig lag, dann war es inzwischen beinahe vier Uhr morgens. Er fragte sich, wo Doflamingo sich wohl gerade aufhielt und ob er bereits ein Paar gefunden hatte, das die Drillinge adoptieren wollte. Crocodile warf einen Blick auf den Welpen, der in seinen Armen schlief, und seufzte leise. Im Schlaf drehten sich seine Fellöhrchen hin und her; die Händchen hatte er zu winzigen Fäusten geballt. Nie und nimmer könnte er seine Kinder an völlig fremde Leute geben; nicht, wo sie doch so furchtbar klein und zerbrechlich waren. Das würde auch Doflamingo einsehen müssen. Crocodile sah noch einmal hinauf zum Mond und sandte dem Wolf gedanklich seine Grüße, ehe er mit seinem Sohn im Arm zu dessen beiden Geschwistern zurückkehrte. Es war gegen vier Uhr nachts, als Doflamingo seinen Plan endlich in die Tat umsetzte. Er besaß ein gutes Gedächtnis und wusste noch ganz genau, wo sich die Höhle des fremden Wolfrudels befand. In der Gestalt seines Tiergeistes und auf leisen Sohlen machte er sich auf den Weg dorthin. Bisher machte glücklicherweise alles einen sehr ruhigen Eindruck. Er konnte weder verdächtige Geräusche noch Gerüche wahrnehmen. Hinter einem Himbeerstrauch ging Doflamingo in Deckung. Auch wenn es dunkel war, sah er nicht ein, wieso er unnötiges Risiko eingehen sollte. Immerhin wusste er nur wenig über die Stärke des Rudels. Durch die Lücken im Strauch hatte Doflamingo eine gute Sicht auf den Eingang der Höhle. Er sah zwei Wölfe, die draußen Wache hielten. Der Rest hielt sich wohl im Inneren auf. Vage konnte er das Licht eines Lagerfeuers ausmachen. Doflamingo musste eine Entscheidung fällen. Noch konnte er umkehren und so tun als wäre niemals irgendetwas Außergewöhnliches passiert. Er könnte ein Reh erjagen, es mit nach Hause nehmen und seinem Partner beim Essen erklären, dass er leider niemanden gefunden hatte, der die Drillinge aufnehmen wollte. Die Alternative bestand darin sich allein gegen ein ganzes Rudel zu stellen. Doflamingo biss sich auf die Unterlippe. Diese Entscheidung fiel ihm alles andere als leicht. Doflamingo beschloss wider aller Gefahren gegen das Wolfsrudel vorzugehen. Bei ihrem ersten Aufeinandertreffen hatte er etwa zwanzig Gestaltenwandler gezählt. Davon waren vielleicht ein Drittel Männer (Akainu, Kizaru und Aokiji eingerechnet), ein Drittel Frauen und ein weiteres Drittel Alte und kleine Kinder gewesen. Letztere Gruppe würde kaum eine Gefahr für Doflamingo bedeuten. Und wenn Akainu tatsächlich der Anführer gewesen war, dann bedeutet dies vermutlich, dass die anderen Gestaltenwandler allesamt schwächer waren. Sie dürften also keine allzu große Herausforderung darstellen. Doflamingo verließ seinen Posten hinter dem Himbeerstrauch und umrundete lautlos die Lichtung, die sich vor dem Höhleneingang befand. Auch wenn er sehr stark war, wollte er den Vorteil, den die Finsternis ihm bot, ausnutzen und möglichst viele Wölfe ausschalten, ohne dass die anderen Mitglieder des Rudels von seinem Vorgehen etwas mitbekamen. Je weniger Gegnern er sich am Ende stellen musste, desto besser. Er hatte kein schlechtes Gewissen, als er sich an eine der beiden Wachen heranschlich und den Gestaltenwandler mit dem dunklem Fell mittels eines einzigen Bisses in die Kehle tötete. Seiner Ansicht nach hatte das Wolfsrudel seinen Zorn herausgefordert. Anstatt ihn einfach ziehen zu lassen, war man auf ihn losgegangen und hatte versucht ihn zu töten. Da konnte man wohl nicht mit Mitleid rechnen. So leise wie möglich ließ Doflamingo die Leiche des mittelgroßen Wolfes auf den Boden absinken. Die zweite Wache hatte ihn nicht bemerkt; es handelte sich um einen weiblichen Gestaltenwandler. Die Wölfin hielt sich etwa fünzehn Schritte von ihrem Partner entfernt auf und beobachtete misstrauisch ein paar Farnkräuter, die sich im Wind bewegten. Sie stand mit dem Rücken zu ihm. Doflamingo nutzte die Gunst der Stunde. Mit einem einzigen Satz warf er sie um; sein Körpergewicht drückte sie zu Boden. Ehe sie dazu kam zu jaulen, presste Doflamingo ihr die linke Pranke auf den Mund. Anschließend tötete er auch diese Wache durch einen gezielten Biss in die Kehle. Es war schnell zu Ende. Und vor allen Dingen verlief der Vorgang genauso lautlos wie bei seinem ersten Opfer. Doflamingo leckte sich über die mit Blut benetzten Zähne. Es hatte ihm keinen Spaß bereitet diese beiden Gestaltenwandler zu töten, auch wenn sie dem Rudel angehörten, das ihn umbringen wollte; denn im Gegensatz zu Akainu und seinen beiden Freunden hatten sie ihn nicht direkt bedroht. Trotzdem bereute Doflamingo seine Tat nicht. Er tat alles, was nötig war, um jede Gefahr für seinen Partner und seine drei Kindern auszuschalten. Die Sicherheit seiner Familie hatte oberste Priorität; da gab es überhaupt keine Diskussion. Das Wolfsrudel schien sich nicht gleich am Höhleneingang aufzuhalten, sondern um ein Lagerfeuer weiter hinten im Inneren versammelt zu haben. Vorsichtig schlich Doflamingo sich näher heran. Hinter einem mittelgroßen Fels ging er schließlich in Deckung und observierte die Gruppe so unauffällig wie möglich. Er war sehr nah wie nur möglich an sie herangerückt; er musste sich sogar ducken, damit der Schein des Feuers nicht auf sein Gesicht fiel. Um ein Lagerfeuer herum hatten sich vierzehn Gestaltenwandler niedergelassen. Sieben waren Frauen, eine davon Tsuru. Es gab noch eine weitere Alte, doch an ihren Namen konnte Doflamingo sich nicht erinnern. Möglichst nah am wärmenden Feuer saßen außerdem drei Kinder. Ein Junge und Mädchen, die beide etwa zehn Jahre alt sein mochten, und der dünne Eineinhalb- bis Zweijährige, der ihm zuvor schon aufgefallen war. Dazu zählte Doflamingo noch vier Männer; zwei von ihnen waren mindestens ebenso alt wie Tsuru. Von Kizaru und Aokiji fehlte allerdings jede Spur. Verwundert zog Doflamingo die Augenbrauen zusammen. Wieso nur ließen zwei der stärksten Mitglieder in dieser Situation ihr Rudel allein? Konnten sie sich denn nicht denken oder hatten sie nicht zumindest damit rechnen müssen, dass er zurückkehren würde, um sich zu rächen? Mit misstrauischer Miene lauschte Doflamingo den Gesprächen, die im gange waren. "Dieser verdammte Doflamingo macht mir Sorgen", hörte er eine junge Frau sagen, die sich nur unweit von dem Felsbrocken aufhielt, hinter dem er Deckung gesucht hatte. "Er hat Akainu mit nur einem einzigen Biss getötet. Anscheinend ist er sehr gefährlich. Wir hätten ihn nicht unterschätzen dürfen. Was machen wir denn jetzt? Unser stärkstes Rudelmitglied ist tot!" Der Mann, der neben ihr saß, seufzte. "Du hast recht", meinte er mit wenig motiviert klingender Stimme. "Er ist wohl doch kein so großer Idiot wie wir dachten. Aber es nützt nichts sich über Vergangenes den Kopf zu zerbrechen. Was geschehen ist, ist geschehen. Wir sollten uns lieber Gedanken über die Zukunft machen." Also hatten sie Akainus Leiche bereits gefunden, schlussfolgerte Doflamingo und konnte ein triumphierendes Grinsen nicht unterdrücken. Es erfüllte ihn mit Genugtuung, dass er dem Wolfsrudel offensichtlich Angst einjagte. Und mit der Vermutung, dass es sich bei Akainu um das stärkste Glied der Gruppe gehandelt hatte, schien er ebenfalls recht behalten zu haben. Das waren gute Nachrichten. "Ich wünschte, Aokiji und Kizaru wären hier", jammerte die Frau. "Was sollen wir tun, wenn Doflamingo zurückkehrt und die beiden nicht hier sind? Wie sollen wir uns verteidigen? Gegen einen Gestaltenwandler dieser Größenordnung haben wir nicht die geringste Chance. Er wird uns alle umbringen!" "Beruhige dich", wurde die hysterische Frau von der alten Tsuru unterbrochen, die einen sehr gefassten Eindruck erweckte. "Vergiss nicht, dass wir es bereits mit vielen anderen Gegern aufgenommen haben. Wir werden es auch mit ihm aufnehmen. Akainu war allein, als Doflamingo ihn erledigte. Wir hingegen sind dreizehn erwachsene Wölfe. Gegen uns wird er nicht ankommen. Unsere zahlenmäßige Überlegenheit war schon immer unser größter Vorteil. Denk nur einmal an das Rudel, das hier lebte, ehe wir diese Höhle vor einem Monat einnahmen! Wenn wir gegen dieses starke Wolfsrudel einen Sieg errungen haben, dann wird es uns auch gelingen gegen Doflamingo einen Sieg erringen!" Dann handelte es sich bei diesen Gestaltenwandlern also gar nicht um das Rudel, das einst schon mit seinem Vater bekannt gewesen war, schoss es Doflamingo durch den Kopf. Nun wurde ihm auch klar, warum die Rudelmitglieder kein blondes, sondern dunkles Fell besaßen. Diese Wölfe stammten nicht von hier; sie hatten das ansässige Rudel ausgelöscht und dessen Behausung übernommen. Doflamingo musste schlucken. Damit hatte er nicht gerechnet gehabt. Sofort wurde an sein eigenes Rudel zurückerinnert, das ein ähnliches Schicksal erlitten hatte. Doflamingo war der Ansicht, dass er genug gehört hatte. Dieses furchtbare Wolfsrudel hatte es auf jeden Fall verdient zu sterben. Solche Feiglinge hatten definitiv kein Recht zu leben! Ihm wurde schlecht, als er sich vorstellte wie Akainu, Kizaru und Aokiji die Gestaltenwandler abschlachteten, die schon seit vielen Generationen in dieser Höhle hier gehaust hatten. Anscheinend waren sie selbst über die Alten und die Kindern hergefallen. Doflamingo atmete zweimal tief ein und aus, ehe er die Wölfin anvisierte, die am nächsten zu ihm saß, und sich zum Sprung bereit machte. Gerade wollte er sich auf den weiblichen Gestaltenwandler stürzen, als sich noch einmal die alte Tsuru zu Wort meldete: "Macht euch also keine Sorgen! Außerdem bin ich mir sicher, dass Aokiji und Kizaru bald zurückkehren werden. Doflamingos Revier liegt, wenn man schnell läuft, bloß eineinhalb Tagesmärsche entfernt. Ich erinnere mich daran, dass die Gruppe, die wir überfielen, einen Boten zu ihm schicken wollte, um Hilfe zu erbitten. Nun, leider erreichte er sein Ziel nie." Auch wenn einige der Rudelmitlieder lachten, schien sie die Worte der alten Wölfin nicht beruhigen zu können. Sie alle erweckten einen sehr nervösen und ängstlichen Eindruck. Währenddessen fragte Doflamingo sich, aus welchem Grund Aokiji und Kizaru wohl sein Revier aufsuchten. Was könnten sie dort nur wollen? Sollten sie nicht lieber bei seiner Familie bleiben und versuchen sie zu beschützen? Immerhin musste man doch davon ausgehen, dass er zurückkehren würde, um sich zu rächen. "Hilfe vonseiten Doflamingos Rudel hätte das Blatt womöglich tatsächlich gewendet", warf ein älterer Wolf ein. "Er selbst scheint sehr stark und kampferfahren zu sein. Wer weiß, ob es bei den anderen Mitgliedern seines Rudels ähnlich ist. Wir müssen auf jeden Fall verhindern, dass er und sein Gruppe uns angreifen." "Das stimmt", bestätigte Tsuru. "Allerdings stellt auch er allein schon eine große Gefahr dar. Diese Erfahrung machen wir schließlich gerade am eigenen Leib. Aber sobald Aokiji und Kizaru zurückgekehrt sind, werden ihm auch seine Stärke und seine Erfahrungen nichts mehr nützen. Selbst wenn er mit seinem gesamten Rudel auftauchen sollte, wird er nichts gegen uns ausrichten können." Verwundert zog Doflamingo eine Augenbraue hoch. Was meinte Tsuru mit ihren hämisch klingenden Worten? Hatten sich Aokiji und Kizaru etwa aufgemacht, um Verstärkung zu holen? Lebte irgendwo in der Nähe ein befreundetes Rudel, das ihnen zur Hilfe eilen würde? "Der offene Kampf ist nie unsere Stärke gewesen", fuhr Tsuru unbeirrt fort. "Wir kämpfen mit Köpfchen. Doflamingo war dumm genug, um Fremden von seinem Partner und seinen Kindern zu erzählen. Sobald wir seine Familie in unserer Gewalt haben, wird er es nicht mehr wagen uns anzugreifen. Wenn Doflamingo nicht möchte, dass sein Partner und die drei Welpen sterben, muss er aufgeben." "Aokiji und Kizaru sollen bald zurückkehren", seufzte eine Wölfin, die sich bisher noch gar nicht zu Wort gemeldet hatte. "Erst dann werde ich mich wieder sicher fühlen. Hoffentlich sind sie klug genug, um die Welpen zu töten, ehe sie sich auf den Rückweg machen; mit kleinen Kindern im Gepäck benötigt man viel mehr Zeit. Als Geisel ist Doflamingos Partner allein sowieso völlig ausreichend. Und ich wünsche mir wirklich, dass unsere beiden stärksten Rudelmitglieder wieder da wären. Wer weiß denn schon, wo sich Doflamingo, dieses Monster, momentan aufhält?" In genau denselbem Augenblick, in dem ihn die Wölfin als Monster bezeichnete, fühlte Doflamingo wie ihn absolut purer, bodenloser Hass übermannte. Seine Gefühle begruben ihn unter sich wie eine riesige Tsunami-Welle. In seinem Kopf war für nichts anderes mehr Platz als für grausame Mordgedanken. Plötzlich bereute er es doch, dass er den beiden Wachen draußen am Höhleneingang einen solch schnellen und schmerzlosen Tod bereitet hatte. Sie alle verdienten es zu leiden. Doflamingo fletschte die Zähne. Er würde ihnen bei lebendigem Leibe das Fleisch von den Knochen reißen! Zur rechten Zeit. Doflamingo musste seine gesamte Willenskraft aufwenden, um nicht aus seiner Deckung hervorzukommen und sich einfach auf den nächstbesten Wolf zu stürzen. Dessen Schmerzensschreie würden sich wie Musik in seinen Ohren anhören! Doch zuerst musste er an seine Familie denken. Für Doflamingo waren die Prioritäten klar: Crocodile und die Kinder hatten eindeutig Vorrang. Erst wenn er wusste, dass seine Familie in Sicherheit war, würde er Rache üben. Und alle Mitglieder dieses Wolfrudels würden den Tag ihrer Geburt verfluchen! Anstatt die anderen Gestaltenwandler zu zerfleischen, flüchtete Doflamingo aus der Höhle. Es war ihm vollkommen egal, ob das Rudel seine Anwesenheit mitbekam oder nicht. All seine Gedanken waren auf Aokiji und Kizaru gerichtet. Doflamingo hoffte von ganzem Herzen, dass die beiden Gestaltenwandler seine Familie nicht vor ihm erreichen würden. Gegen zwei ausgewachsene und vor allem rachsüchtige Wölfe hätte Crocodile niemals eine Chance. Doflamingo erhöhte seine Geschwindigkeit und zwang sich zu absoluten Höchstleistungen. Er wusste nicht wie groß der Vorsprung war, den Aokiji und Kizaru hatten. Vielleicht waren sie schon vor Stunden aufgebrochen. Doflamingo wurde schlecht, als er sich ausmalte wie der Kater überwältigt und gefangen genommen wurde bei dem Versuch die Welpen zu beschützen. Er könnte es sich niemals verzeihen, wenn seinem Partner oder seinen Kindern etwas Schlimmes zustieß. Er wollte seine Familie nicht noch einmal verlieren! ~ Er nahm die Marder beim Genick und wollte sich gerade wieder auf den Weg zurück zu seinen Kindern machen, als er plötzlich einen seltsamen Geruch wahrnahm. Verwirrt zog Crocodile die Augenbrauen zusammen. Es roch eindeutig nach Wolf. Was Crocodile jedoch verwunderte, war die Tatsache, dass es sich ganz offensichtlich nicht um seinen Partner handelte; Doflamingos Duftnote hätte er nämlich auf jeden Fall sofort wiedererkannt. (Auszug aus Kapitel 11) bye sb Kapitel 13: Part II: Wiedersehen -------------------------------- Gegen Mittag beschloss Crocodile einen kurzen Jagdzug zu starten. Er ließ die Babies nur ungern in der ungewohnten Umgebung allein, doch da inzwischen all seine Vorräte aufgebraucht waren und sein Magen laut zu knurren begann, sah er keine andere Möglichkeit. Weil ihn sein schlechtes Gewissen plagte, nahm Crocodile sich jedoch vor ganz in der Nähe zu bleiben. Aus Rücksicht auf die Drillinge, die jedes Mal zu wimmern und zu weinen begannen, wenn er sich weiter als fünf Schritte von ihnen entfernte, würde er sich also wohl oder übel mit ein paar Mäusen oder Ähnlichem zufrieden geben müssen. Hauptsache er bekam überhaupt etwas in den Bauch. Während Crocodile in der Gestalt seines Tiergeistes durch das Unterholz schlich und nach potenzieller Beute Ausschau hielt, kam er nicht umhin an die Zeit vor zwei Jahren zurückzudenken, als er sich zum ersten Mal hier aufgehalten hatte. Damals war er noch eine völlig andere Person gewesen. Eine verirrte und verletzte Hauskatze, die sich vor dem Wald fürchtete und nicht einmal dazu in der Lage war sich selbst Nahrung zu beschaffen. Crocodile erinnerte sich noch ganz genau an die Kälte und den Hunger. Doch diese schlimmen Zeiten waren längst vorbei. Inzwischen war er selbstsicherer und erfahrener geworden. Er konnte nicht nur für sich selbst, sondern sogar noch dazu für drei kleine Kinder sorgen. Es gab allen Grund, um stolz auf sich selbst zu sein. Crocodile hielt inne, als ihm plötzlich der überaus verlockende Geruch von Baummardern in die Nase stieg. Unbewusst leckte er sich mit der Zunge über seine weißen Zähne. Er hatte nichts dagegen die Jagd nach Mäusen zugunsten dieser Delikatesse aufzugeben. Immerhin war Marderfleisch sehr zart und absolut köstlich. Auf leisen Sohlen näherte Crocodile sich der Quelle des verführerischen Geruchs. Es dauerte nicht lange, bis er seine potenzielle Beute ausgemacht hatte: Auf der dicken Wurzel einer alten Eiche saßen zwei Baummarder mit grau-braunem Fell. Allein ihr Anblick ließ Crocodile das Wasser im Mund zusammenlaufen. Die lange Strecke, die er gestern mit nicht gerade wenig Gepäck zurücklegen musste, hatte an seinen Kräften gezehrt und ihn hungrig gemacht. Vorsichtig schlich Crocodile an die beiden Marder heran; hinter den langen Blättern eines Farnkrautes ging er schließlich in Deckung. Seine Beute schien ihn zum Glück noch nicht gewittert zu haben. Crocodile wartete einige Sekunden lang ab und behielt die Marder genau im Auge. Ihre schlanken Körper erweckten einen entspannten Eindruck; kein Muskel zuckte. Nichts deutete darauf hin, dass sie ihn bereits bemerkt hätten. Als endlich der richtige Moment gekommen war, zögerte Crocodile nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde. In einem kräftigen Satz stürzte er sich auf den Marder, der links auf der Baumwurzel saß. Das andere Tier entwischte ihm ebenfalls nicht; noch ehe er fliehen konnte, tötete Crocodile den zweiten Marder kinderleicht mit einem Biss in den Hals. Es dauerte weniger als zehn Sekunden, bis die beiden flinken Räuber tot waren. Und Crocodile sich über seine Beute freuen konnte. Er nahm die Marder beim Genick und wollte sich gerade wieder auf den Weg zurück zu seinen Kindern machen, als er plötzlich einen seltsamen Geruch wahrnahm. Verwirrt zog Crocodile die Augenbrauen zusammen. Es roch eindeutig nach Wolf. Was Crocodile jedoch verwunderte, war die Tatsache, dass es sich ganz offensichtlich nicht um seinen Partner handelte; Doflamingos Duftnote hätte er nämlich auf jeden Fall sofort wiedererkannt. Hatte sich etwa nach Laws Tod ein fremdes Wolfsrudel dessen ehemaliges Revier angeeignet? Nein, diese Idee verwarf Crocodile gleich wieder. Die Höhle, in der einst der Luchs gelebt hatte, lag kaum vierzig Kilometer von seinem Zuhause entfernt. Ihm und Doflamingo wäre es mit Sicherheit aufgefallen, wenn hier ein neues Rudel sesshaft geworden wäre. Oder handelte es sich bei diesen Wölfen vielleicht um die Adoptiveltern, die sein Partner ausgesucht hatte? Hatte Doflamingo sie vorgeschickt, weil das Paar es einfach nicht erwarten konnte, um ihre neuen Kindern zu begutachten? Auch dieser Gedanke erschien Crocodile wenig glaubhaft. Laws Höhle lag weit in östlicher Richtung. Doflamingo und seine Begleitung wären einen vielen Kilometer langen Umweg gelaufen, wenn sie hier vorbeikämen. Der Wolfsgeruch, der in der Luft hing, blieb also ein Rätsel. Für einen Moment zögerte Crocodile; ihn hatte die Neugierde gepackt. Sollte er der Versuchung nachgeben und herausfinden, was es mit den Wölfen auf sich hatte? Crocodile war hin- und hergerissen. Schließlich entschied er, dass er zuerst die beiden erbeuteten Marder in die Höhle bringen und nach den Welpen sehen würde, ehe er unter Berücksichtung aller Vorsichtsmaßnahmen Ausschau nach den fremden Gestaltenwandlern hielt. Doflamingo lief so schnell er nur konnte. Erst wenn seine Beine buchstäblich unter seinem Körpergewicht einknickten und jede weitere Bewegung verweigerten, gönnte er sich eine kleine Pause. Er war völlig verrückt vor Sorge. Jedes Mal, wenn er stehen blieb, schossen ihm Bilder von Crocodile durch den Kopf: erniedrigt, geschockt, misshandelt, blutverschmiert... Eine Vorstellung war schlimmer als die andere. Von den Welpen ganz zu schweigen. Doflamingo hoffte von ganzem Herzen, dass Aokiji und Kizaru die Drillinge nicht tatsächlich töten würden. Diesen Gedanken wollte er gar nicht erst zulassen. Seine einzige Hoffnung bestand darin, dass er schneller und ausdauernder war als die anderen beiden Gestaltenwandler, und es ihm auf diese Weise gelingen würde deren Vorsprung einzuholen. Doflamingo musste unbedingt als Erster seinen Partner erreichen. Er durfte nicht zulassen, dass Aokiji und Kizaru seine Familie entführten oder sogar noch Schlimmeres mit Crocodile und den Kindern anstellten. Er musste den Kater unbedingt beschützen. Doflamingo war sich sicher, dass er ohne ihn nicht leben könnte. Die Welpen freuten sich, als Crocodile in ihrem Sichtfeld auftauchte. Die Drillinge, die allesamt wach und munter waren, lächelten und streckten ihre pummeligen Ärmchen nach ihm aus. Crocodile lächelte zurück und hob eines der Kinder auf seinen Schoß. Es freute ihn, dass sie trotz der fremden Umgebung einen solch fröhlichen Eindruck erweckten. Dennoch nahm Crocodile sich nur recht wenig Zeit für die drei Säuglinge. Er bot jedem ein Fläschchen Milch an und wechselte die Windel des Mädchens (die beiden Jungen waren trocken), ehe er die Höhle wieder verließ. Er wollte unbedingt herausfinden, was es mit dem dubiosen Wolfsgeruch auf sich hatte, der ihm zuvor in die Nase gestiegen war. Wenn sich ein Wolfsrudel hier in der Nähe aufhielt, musste er davon wissen. Crocodile nahm die Gestalt seines Tiergeistes an und schlich auf leisen Sohlen durch das Unterholz. Solange er nicht wusste, woran er war, wollte er lieber vorsichtig bleiben. Bevor er sich möglicherweise zeigte, würde er auf jeden Fall sorgfältig die Lage checken. Crocodile war nicht naiv genug, um zu glauben, alle Gestaltenwandler in diesem Wald wären ihm wohlgesonnen. Es dauerte nicht lange, bis er die Fährte der Wölfe wiederfand. Mit geschärften Sinnen folgte Crocodile ihr bis zum Ursprung. Als zwei große Wölfe mit dunklem Fell in seinem Sichtfeld auftauchten, ging er rasch hinter einem umgestürzten Baumstamm in Deckung. (Manchmal gereichte ihm die Tatsache, dass er bloß mit dem Tiergeist einer Hauskatze gesegnet worden war, eben doch zum Vorteil. Wäre Crocodile so groß wie sein Partner, wäre es ihm deutlich schwerer gefallen rechtzeitig Deckung zu finden.) Mit misstrauischem Blick beobachtete Crocodile die beiden Wölfe, die langsam nebeneinander her trotteten. Sie wirkten ziemlich verärgert und niedergeschlagen. Unweigerlich fragte Crocodile sich, was die fremden Gestaltenwandler hier zu suchen hatten und warum sie einen solch unglücklichen Eindruck erweckten. Also spitzte er die Ohren, als sie ihre menschliche Gestalt annahmen und sich zu unterhalten begannen. "Das führt doch zu nichts, Aokiji", sagte der Wolf, der von Crocodiles Perspektive aus gesehen links stand. Er säuselte und hatte überhaupt eine sehr unangenehme Stimme. "Wir werden Doflamingos Partner nie finden. Wir sollten die Suche abbrechen und zu unserem Rudel zurückkehren." "Noch nicht", gab der andere Wolf (vermutlich Aokiji) zurück. "Lass uns wenigstens noch bis Sonnenuntergang weitersuchen, Kizaru." "Und wohin soll das führen?", erwiderte Kizaru mit zweifelnder Stimme. "In der Höhle, die Tsuru uns beschrieben hat, ist er nicht gewesen. Und auch von den Kindern fehlt jede Spur. Dieser Wald ist viel zu groß; er könnte sich überall aufhalten. Wir suchen die Nadel im Heuhaufen." "Also sollen wir einfach aufgeben und mit leeren Händen zu den Anderen zurückkehren?", meinte Aokiji in einem wütend klingenden Tonfall. "Ohne Doflamingos Partner als Geisel werden wir nie gegen ihn ankommen! Hast du etwa schon vergessen, was mit Akainu geschehen ist? Er hat ihm mit einem einzigen Biss in die Kehle getötet. Und wenn wir Doflamingos Familie nicht finden, steht uns dasselbe Schicksal bevor!" "Wir könnten einfach verschwinden", schlug Kizaru vor. "So haben wir es doch immer gemacht, wenn die Situation brenzlig wurde, oder nicht?" Aokiji schüttelte den Kopf. "Es ist Winter", sagte er. "Wir benötigen unbedingt einen sicheren Unterschlupf. Wenn wir die Höhle, in der wir leben, jetzt verlassen, werden wir die kalte Jahreszeit mit Sicherheit nicht überstehen. Schon gar nicht die Alten und die Kinder." "Warum lassen wir sie nicht einfach zurück?", wandte Kizaru ein. "Lieber sollen ein paar Kinder draufgehen als das komplette Rudel. Ich hänge an meinem Leben!" "Lass uns die Suche bis Sonnenuntergang fortsetzen", meinte Aokiji. "Wenn wir Doflamingos Partner bis dahin nicht gefunden haben, kehren wir zum Rudel zurück und verlassen die Höhle." Crocodile lief es eiskalt den Rücken hinunter. Ihn erschreckten die Wölfe. Auch wenn er die Zusammenhänge nicht ganz verstand (was nur hatten sie mit Doflamingo zu schaffen?), wurde ihm doch sofort klar, dass die beiden fremden Gestaltenwandler definitiv eine Gefahr darstellten. Sie schienen es auf ihn und auch auf die Welpen abgesehen zu haben; Aokiji hatte davon gesprochen sie als Geisel zu nehmen. Crocodile schluckte. Er musste unbedingt zu seinen Kindern zurückkehren! Gerade als er diesen Entschluss gefasst hatte, sah Crocodile, wie Aokiji und Kizaru sich sich daran machten ihre verzweifelte Suche fortzusetzen. Die beiden großen Wölfe kamen direkt auf ihn zu! Crocodiles schwarzer Katzenschwanz peitschte ängstlich hin und her. Der Baumstamm, hinter dem er in Deckung gegangen war, würde ihn nicht vor den beiden brutalen Gestaltenwandlern schützen. Nervös sah Crocodile sich um, hielt nach einem besseren Versteck Ausschau, doch er fand keines. Die Wölfe waren bloß noch wenige Schritte von ihm entfernt. Crocodiles Atem ging schwer. Er geriet in Panik und tat schließlich das, was sein Instinkt ihm befahl: Ohne nachzudenken flüchtete Crocodile auf den nächstliegenden Baum. Doflamingos Herz schlug mindestens doppelt so schnell wie üblich und sein Blut rauschte ihm in den Ohren, als er endlich dein Eingang der Höhle erreichte, die er gemeinsam mit seinem Partner und seinen Kindern bewohnte. Er hoffte von ganzem Herzen, dass er seine Familie unversehrt vorfinden würde. Es durfte einfach nicht sein, dass Aokiji und Kizaru vor ihm hier gewesen waren. Dass sie die Welpen getötet und Crocodile verschleppt hatten. Doflamingo war sich sicher, dass er diesen Ausgang der Geschehnisse nicht ertragen könnte. Er wollte seine Familie nicht noch einmal verlieren. Als er in dem Raum der Höhle ankam, den sie als Schlaf- und Wohnbereich nutzten, nahm Doflamingo wieder seine menschliche Gestalt an. Er sah sich hektisch um und brüllte: "Crocodile! Crocodile! Crocodile!" Niemand antwortete. Doflamingo suchte jeden einzelnen Raum der weitläufigen Höhle ab. Er sah in der Speisekammer nach, in den zusätzlichen Schlafzimmern und Wohnräumen. Er hielt am kleinen Bach, der unterirdisch weiter hinten in der Höhle verlief, und an allen Notausgängen Ausschau. Doch weder sein Partner noch seine Kinder waren zu finden. Es fehlte jede Spur von ihnen. Als er sich schließlich eingestehen musste, dass seine Familie nicht mehr hier war, brach Doflamingo völlig zusammen. Er fiel auf seine Knie, presste sich die Hände auf den Mund und brach zum ersten Mal seit Jahren in Tränen aus. Heiß und dick liefen sie ihm über die Wangen. Doflamingo versuchte nicht einmal sie aufzuhalten. Sein Partner und seine Kinder waren verschwunden. Womöglich wurden sie in genau diesem Augenblick gefoltert. Vielleicht waren sie auch längst schon tot. Einige Zeit lang saß Doflamingo einfach bloß auf dem Fußboden der Höhle, in der er seit dem Tag seiner Geburt lebte, und ließ seinen Emotionen freien Lauf. Da waren Hass und Wut. Selbstmitleid. Rachsucht. Doch das Gefühl, das ihn am allermeisten in seinem Griff hatte, war Trauer. Trauer um Crocodile und die Drillinge. Doflamingo konnte ihren Verlust nicht in Worte fassen. Nichts reichte an die schrecklichen Schmerzen heran, die er fühlte. Er wusste nicht wie lange es dauerte, bis er sich wieder einigermaßen gesammelt hatte. Vielleicht waren es Minuten, vielleicht Stunden. Doflamingo schluckte und wischte sich mit der linken Hand die Nässe aus dem Gesicht. Er wusste, dass jetzt noch nicht die rechte Zeit war, um zu trauern. Noch gab es Hoffnung. Auch wenn das fremde Wolfsrudel Crocodile als Geisel genommen hatte, bestand die Möglichkeit, dass dieser noch immer lebte. Und Doflamingo würde nicht aufgeben, ehe er Gewissheit über den Verbleib seines Partners und seiner Kinder hatte. Er würde alles tun, um seine Familie zu befreien. Und danach... wenn Crocodile und die Drillinge in Sicherheit waren... wenn er sie mit Nahrung versorgt und ihre Wunden gepflegt hatte... dann würde er sich an Aokiji, Kizaru und all den anderen Wölfen rächen. Sie würden um den Tod betteln. Doch er gewährte ihnen diese Gnade nicht. Doflamingo ließ sie leiden. Solange bis ihnen die Hölle, in die er sie schickte, wie der Himmel vorkam. Doflamingo richtete sich wieder auf. Die Sicht verschwamm vor seinen Augen. Er bemühte sich um einen regelmäßigen Atem. Wenn er Crocodile und die Welpen befreien wollte, brauchte er einen klaren Kopf. Bedächtig sah Doflamingo sich um. Er hoffte einen Hinweis darauf zu erhalten, was hier geschehen war. Seine Familie war verschwunden. Blutflecken konnte er jedoch keine erkennen. Der Fußboden, der eigentlich bloß aus festgestampfter Erde bestand, war auch nicht aufgewühlt. Nicht einmal die vielen Kissen, Decken und Felle, die ihnen als Bett dienten, machten einen unordentlichen Eindruck. Es hatte also keinen Kampf gegeben, schlussfolgerte Doflamingo. Vermutlich war Crocodile freiwillig auf die Forderungen der beiden Wölfe eingegangen, um eine Eskalation der Situation zu vermeiden. Das war gut. Wenn der Kater sich kooperativ gab, dann war die Wahrscheinlichkeit höher, dass man ihn und die Kinder am Leben ließ. Crocodile sollte ruhig mitgehen und tun, was man von ihm verlangte. Er sollte Zeit herausschlagen. Wenn seine Familie noch lebte und weitesgehend unversehrt war, dann war Zeit das einzige, was Doflamingo benötigte. Er war stärker als sie alle. Gerade wollte Doflamingo sich auf den Weg machen, um seinen Plan in die Tat umzusetzen, als ihm ein weiteres Detail auffiel. Die vier Dosen Pulvermilch, die er besorgt hatte, waren verschwunden. Genauso wie die Windeln, das Babypuder und die Creme. Dasselbe galt für die Fläschchen, den Topf und einige weitere Dinge, die für die Versorgung der Säuglinge benötigt wurden. Augenblicklich zauberte sich ein strahlendes Lächeln auf Doflamingos Lippen. Hoffnung begann in seinem Herzen zu keimen wie ein zartes Pflänzchen. Aokiji und Kizaru wären sicherlich niemals auf den Gedanken gekommen Pulvermilch und Windeln für die Drillinge mitzunehmen. Das Wohlergehen von Geiseln spielte für sie vermutlich keine allzu große Rolle; dass sie irgendwie am Leben blieben, um ihren Zweck als Druckmittel zu erfüllen, reichte vollkommen aus. Also musste Crocodile diese Dinge eingepackt haben. Vielleicht war er mit den Welpen verschwunden, ehe Aokiji und Kizaru hier aufschlugen. Er könnte die beiden Wölfe bei einem Jagdzug bemerkt haben, überlegte Doflamingo. Seine Gedanken überschlugen sich. Und weil Crocodile wusste, dass er -allein und mit der Verantwortung für drei Säuglinge- niemals gegen die fremden Gestaltenwandler ankommen würde, hatte er rasch seine Sachen gepackt und war mit den Kindern verschwunden. Völlig außer sich vor Glück lobte Doflamingo die Klugheit und Voraussicht des Katers. Jetzt stellte sich ihm allerdings eine weitere Frage: Wohin nur war Crocodile geflohen? "Was war das? Hast du das gesehen?" Rasch hasteten die beiden Wölfe zu der alten Eiche hinüber, die Crocodile in Windeseile erklommen hatte. Um nicht doch noch in die Fänge der offensichtlich völlig skrupellosen Gestaltenwandler zu geraten, war er so hoch wie nur möglich geklettert. Jetzt kauerte er in der Gestalt seines Tiergeistes in etwa zehn Metern Höhe auf einem dünnen Ast. Zum zweiten Mal an diesem Tag war Crocodile froh darüber, dass er bloß mit dem Tiergeist einer kleinen Hauskatze gesegnet worden war. Aokiji und Kizaru waren nämlich (selbst in ihrer menschlichen Gestalt) viel zu schwerfällig, um ihn so weit oben zu erreichen. Die Äste, die immer schmaler wurden, je höher es ging, würden unter ihrem Gewicht auf jeden Fall zusammenbrechen. "Da sitzt eine Katze auf dem Baum", hörte Crocodile Kizaru mit verwunderter Stimme sagen. "Eine Hauskatze. Wie ist die denn bloß hier in den Wald gelangt?" "Das interessiert mich nicht", würgte Aokiji ihn ab. "Doflamingo ist ein Wolf; demnach muss sein Partner ebenfalls den Tiergeistes eines Wolfes besitzen. Die blöde Katze ist mir vollkommen egal. Komm schon! Wir suchen weiter!" "Die Stadt ist nicht weit entfernt", murmelte Kizaru. "Vielleicht handelt es sich um eine entlaufene Hauskatze, die es geschafft hat hier draußen in der Wildnis zu überleben. Er oder sie könnte auch ein Gestaltenwandler sein." Doch er sagte es so leise, dass Aokiji, der schon vorgelaufen war, ihn nicht mehr hörte. Also ließ Kizaru das Thema schließlich auf sich beruhen und folgte dem anderen Wolf. Zur Sicherheit wartete Crocodile einige Minuten ab, nachdem die beiden fremden Gestaltenwandler verschwunden waren, ehe er von dem Baum wieder herunterkletterte. Der Schock saß ihm noch immer tief in den Knochen. Während er sich auf den Rückweg machte, versuchte Crocodile verzweifelt seine Gedanken zu ordnen. Ohne jede Vorwarnung tauchten zwei Wölfe auf, die nach ihm und den Drillingen suchten. Offenbar waren sie auch schon bei der Höhle gewesen, die er gemeinsam mit Doflamingo bewohnte, doch hatten ihn dort nicht finden können. Sie sprachen davon ihn und die Kinder als Geisel zu nehmen, um sie gegen seinen Partner einsetzen zu können. Und davon, dass Doflamingo sehr stark war und bereits eines ihrer Rudelmitglieder getötet hatte. Allmählich fügten sich die einzelnen Puzzleteile zu einem großen Bild zusammen. Besorgt fragte Crocodile sich, wo Doflamingo sich in diesem Augenblick aufhielt. Wusste er überhaupt davon, dass man losgezogen war, um seinen Partner und seine Kinder zu entführen? Hielt er sich noch immer im Norden auf? Oder war er bereits auf dem Rückweg? Crocodile wünschte sich, dass Doflamingo rasch zurückkehren würde. Ob er es zugeben wollte oder nicht: Er fürchtete sich vor den beiden brutalen Wölfen, die aufgetaucht waren und nach ihm suchten. Zwar bildete er sich gerne ein, dass er längst nicht mehr die ängstliche Hauskatze von früher war, doch Crocodile war sich auch dessen bewusst, dass er im Zweifelsfall niemals gegen zwei ausgewachsene Wölfe ankäme. Schon gar nicht mit drei Säuglingen in seiner Obhut. Wenn es Aokiji und Kizaru doch noch gelang ihn ausfindig zu machen, hatte er ein verdammt großes Problem. Er war auf Doflamingos Unterstützung angewiesen. Schweren Herzens betrat Crocodile die Höhle, die er derzeit mit den Welpen bewohnte. Es war sein Glück, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf, dass er rechtzeitig geflohen war. Er wollte sich gar nicht ausmalen, was womöglich passiert wäre, wenn Aokiji und Kizaru sie tatsächlich in die Finger bekommen hätten. Der Zufall hatte ihm wohl das Leben gerettet. Gedanklich ging Doflamingo jeden Unterschlupf im näheren Umkreis durch. Da es winterlich kalt war und die Drillinge auf Wärme und Schutz angewiesen waren, hatte Crocodile sich wahrscheinlich kein Plätzchen draußen im Freien gesucht. Sie benötigten ein sicheres und am besten überdachtes Versteck. Idealerweise eine Höhle. Doch die allermeisten Höhlen, die es hier gab, waren längst schon von Gestaltenwandlern oder wilden Tieren besetzten worden. Und Doflamingo ging davon aus, dass sein Partner jede Konfrontation vermeiden würde; zumindest mit den Drillingen im Schlepptau. Wohin könnte er also verschwunden sein? Eine Weile lang durchsuchte Doflamingo relativ ziellos den Wald und hielt hier und dort Ausschau, ehe ihm ein Ort einfiel, der womöglich infrage kam. Laws Höhle. Unweigerlich musste Doflamingo schlucken. Sicherlich war es dem Kater nicht leicht gefallen dorthin zurückzukehren. Doch die kleine Höhle, die an einem steilen Felshang lag, stellte wohl das beste Versteck dar, das zur Verfügung stand. Kurzerhand beschloss Doflamingo sich rasch auf den Weg zu der ehemaligen Behausung des Luchses zu machen. Er hoffte inständig, dass er seine Familie dort unversehrt vorfinden würde. Doflamingos Herzschlag war so laut, dass er sich sicher war, jeder im Umkreis von einem Kilometer müsste ihn hören, als endlich der wenig einladend wirkende Eingang der kleinen Höhle in seinem Sichtfeld auftauchte. In seinem schnellsten Lauftempo legte er die restliche Distanz zurück. Doflamingo war hin- und hergerissen: Einerseits konnte er es kaum erwarten seine Familie endlich wiederzusehen. Doch andererseits fürchtete er sich vor der puren Verzweiflung, die ihn überkommen würde, wenn sich Crocodile und die Welpen doch nicht dort aufhalten sollten. Doflamingos Tatzen zitterten, als er den steinigen Hang erklomm, der hinauf zum Höhleneingang führte. Nun würde sich alles entscheiden. Bevor er sich umsah, nahm Doflamingo wieder seine menschliche Gestalt an. Seine Knie fühlten sich so schwach an wie nie zuvor, als er die Augen öffnete und Crocodiles Namen flüsterte. Er war da. Doflamingo konnte sein Glück kaum fassen. Er war da. Er war tatsächlich da! Einen Moment lang blieb Doflamingo wie festgefroren an seinem Platz stehen, ehe er einen lauten Freudenschrei von sich gab und sich auf den Kater stürzte. Crocodile, der mindestens ebenso überrascht und gerührt zu schein wie er selbst, wurde prompt zu Boden gerissen. Völlig außer sich vor Glück presste Doflamingo seinen Partner fest an sich. Er vergrub die Hände in Crocodiles dunkles Haar und atmete seinen betörenden Geruch ein. Doflamingo konnte nicht in Worte fassen wie unglaublich glücklich und dankbar er in diesem Moment war: Dem Kater ging es gut. Er war unverletzt. Und er konnte ihn endlich wieder in seine Arme schließen. Die Welt war perfekt. "Doflamingo, ich..." Doflamingo schnitt seinem Partner das Wort ab, indem er ihn leidenschaftlich auf den Mund küsste. Crocodiles Lippen waren weich und schmeckten herrlich süß. Er könnte Stunden damit verbringen an ihnen zu saugen. Leider gab der Kater ihm nicht die Möglichkeit dazu; denn nach kaum einer Minute schob Crocodile ihn wieder von sich. "Zwei Wölfe waren hier", sagte er anstellte einer Begrüßung oder Liebesbekundung. "Sie hießen Aokiji und Kizaru. Sie haben nach den Kindern und mir gesucht." "Hier? In dieser Höhle?" Doflamingo wurde aufmerksam. "Nein, aber in unmittelbarer Nähe", antwortete Crocodile. "Ich habe sie belauscht. Bis die Nacht hereinbricht wollen sie ihre Suche noch fortsetzen. Ich bin froh, dass du wieder da bist, Doflamingo! Mit den Drillingen in meiner Obhut käme ich niemals gegen sie an." "Geht es den Kindern gut?" Sein Partner nickte. Mit der Hand deutete er in den hinteren Bereich der Höhle, wo Doflamingo einige Felle und Decken, die Law damals wohl als Bett gedient hatten, ausmachen konnte. Gemeinsam mit Crocodile erhob er sich vom kalten Höhlenboden. Er ließ den Kater nicht los, während er mit ihm hinüber zu den Welpen ging, die auf einem weichen Schaffell lagen und glücklicherweise ebenfalls einen unversehrten Eindruck machten. "Da bin ich wieder", sagte Doflamingo mit sanfter Stimme und beugte sich zu ihnen hinunter. Die Drillinge schienen sich über seine Wiederkehr sehr zu freuen: Sie lächelten und begannen fröhlich zu brabbeln. Eines der Babies, das Mädchen, setzte sich sogar selbstständig auf und streckte seine kleinen Ärmchen nach ihm aus. Doflamingo nahm seine Tochter hoch und küsste sie zärtlich auf die Stirn. Es war ein unfassbar schönes Gefühl wieder bei seinen Kindern zu sein. "Ich werde nie wieder weggehen", flüsterte und wiegte das kleine Mädchen in seinem Arm. "Daddy lässt euch nicht alleine. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um euch zu beschützen. Niemand wird euch mir wegnehmen." Er bemerkte, dass Crocodile ihm einen verwunderten Blick zuwarf. Doflamingo seufzte leise und meinte dann mit fester Stimme: "Ich verstehe nun, warum du die Drillinge nicht weggeben möchtest. Für mich kommt es auch längst nicht mehr infrage. Sie sind meine Kinder. Und du bist mein Partner. Ihr seid meine Familie und ich werde nicht zulassen, dass wir voneinander getrennt werden. Niemals." "Das ist schön zu hören", erwiderte Crocodile und Doflamingo entging das glückliche Lächeln, das auf den Lippen des Katers auftauchte, durchaus nicht. Er nahm ihm seine Erleichterung nicht übel. Doflamingo würde wohl ebenfalls völlig verrückt werden bei dem Gedanken, dass irgendjemand ihm seine Kinder wegnehmen könnte. Diese Diskussion war nun endgültig beendet. Sie würden die Welpen in keine Adoptivfamilie geben. Auf keinen Fall. Sie würden bei ihm und seinem Partner bleiben. Für immer. ~ "Wir müssen uns um dieses scheußliche Wolfsrudel kümmern", erwiderte Doflamingo mit fester Stimme, während er einen der beiden Jungen sanft hinter den spitzen Fellohren kraulte. "Was meinst du damit?", hakte Crocodile skeptisch nach. "Willst du etwa in den Kampf ziehen? Du hast mir selbst gesagt gehabt, dass es sich um ein Rudel von nahezu zwanzig Gestaltenwandlern handelt. Du kannst dich doch nicht allein gegen eine solche Übermacht stellen!" (Auszug aus Kapitel 13) bye sb Kapitel 14: Part III: Ballast ----------------------------- "Was machen wir jetzt?", fragte Crocodile seinen Partner mit ruhiger Stimme. Die Drillinge lagen auf dem Bett zwischen ihnen und waren (obwohl sie nicht schliefen) insgesamt sehr ruhig. Doflamingo und er hatten sie gefüttert, gebadet und frisch gewickelt. Nun schienen sich die Welpen sehr wohl zu fühlen und genossen die vielen Streicheleinheiten, die sie seitens ihrer Eltern erhielten. "Wir müssen uns um dieses scheußliche Wolfsrudel kümmern", erwiderte Doflamingo mit fester Stimme, während er einen der beiden Jungen sanft hinter den spitzen Fellohren kraulte. "Was meinst du damit?", hakte Crocodile skeptisch nach. "Willst du etwa in den Kampf ziehen? Du hast mir selbst gesagt gehabt, dass es sich um ein Rudel von nahezu zwanzig Gestaltenwandlern handelt. Du kannst dich doch nicht allein gegen eine solche Übermacht stellen!" "Es sind bloß noch zwölf", wandte Doflamingo ein. "Davon stellen circa ein Drittel Alte und Kinder da. Und außerdem habe ich ihren Anführer getötet. Sie sind ängstlich und orientierungslos. Mir wird sich keine bessere Möglichkeit ergeben, um diese verfluchte Meute ein für allemal auszulöschen." "Warum lassen wir sie nicht einfach in Ruhe?" Crocodile empfand die Vorstellung, dass sein Partner erneut nach Norden zu dem schrecklichen Wolfsrudel zog, als nur wenig verlockend. Sie hatten sich doch gerade erst wiedergefunden. "Aokiji und Kizaru sprachen davon, die Höhle, die sie derzeit besetzt haben, wieder zu verlassen und weiterzuziehen. Es gibt also keinen Anlass, um sich in Gefahr zu begeben. Das Wolfsrudel wird von selbst verschwinden. Wir müssen nicht noch nachhelfen." "Wir wissen nicht, wohin sie gehen werden", wandte Doflamingo zähneknirschend ein. "Solange ich mir nicht sicher bin, dass dieses Rudel vernichtet ist, habe ich keine ruhige Minute. Sie könnten irgendwann wiederkommen, um Rache zu üben. Und vielleicht sind sie dann nicht mehr bloß zwölf, sondern dreißig oder fünfzig Gestaltenwandler. Jetzt sind unsere Kinder noch klein. Aber was ist in ein paar Jahren? Stell dir nur einmal vor, unsere Welpen spielen draußen im Wald und stoßen auf Wölfe aus diesem Rudel. Davor graut es mir. Ich möchte jedes Risiko ausschließen. Und deswegen muss ich sie auslöschen. Es gibt keine andere Möglichkeit." Crocodile gab es nur ungern zu, doch er konnte die Argumentation seines Partners durchaus nachvollziehen. Der Gedanke, dass diese skrupellosen Gestaltenwandler eines Tages zurückkehren und ihren Kindern etwas antun könnten, jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Vielleicht hatte Doflamingo ja doch Recht. Immerhin ging es dabei um ihre Sicherheit. Crocodile seufzte. "Nun gut", sagte er. "Aber wenn du gehst, dann komme ich mit. Ich möchte nicht schon wieder von dir getrennt werden. Ich würde umkommen vor Sorge." "Auf gar keinen Fall", gab Doflamingo energisch zurück. "Nimm es mir nicht übel, Crocodile, aber im Kampf gegen einen Wolf hat eine Hauskatze keine Chance. Du würdest mich nur aufhalten. Und außerdem muss einer von uns beiden hier bleiben, um auf die Welpen achtzugeben. Sie sind viel zu klein, um so lange allein gelassen zu werden. Jemand muss sie füttern und wickeln." "Und da wären wir wieder bei diesem leidigen Thema", meinte Crocodile augenrollend. "Es hat nichts damit zu tun, dass du weniger mutig oder willenstark wärst als ich", sagte Doflamingo mit zärtlicher Stimme. "Aber ich bin nun einmal der stärkere und erfahrenere Gestaltenwandler von uns beiden. Dabei handelt es sich ganz einfach um eine Tatsache; das musst selbst du einsehen. Es macht mehr Sinn, wenn du hier bleibst und ich gehe. Verstehst du das?" Crocodile nickte widerwillig. "Also gut", gab er sich geschlagen. "Aber dann geh bitte erst morgen, ja? Abgesehen von zwei Mardern habe ich heute noch nichts in den Magen bekommen. Wir sollten einen oder zwei Jagdzüge starten." Crocodile fragte sich, ob sein Partner wohl ahnte, dass es sich bei dieser Bitte bloß um einen Vorwand handelte. Er wollte, dass der Wolf sich wenigstens eine Nacht lang ausruhte und die Möglichkeit hatte wieder zu Kräften zu kommen, ehe er sein gewagtes Vorhaben in die Tat umsetzte. Doch Crocodile war viel zu stolz, um seine Sorgen direkt zu äußern. "Gute Idee", stimmte Doflamingo ihm zu. "Dann kann ich wieder ein wenig Wegzehrung mitnehmen. Und für dich legen wir auch genug zur Seite, damit du die Kleinen nicht allein lassen musst, um dir Nahrung zu beschaffen, während ich weg bin." "Wie wäre es, wenn jeder von uns einen Jagdzug startet?", schlug Crocodile vor. "Wenn wir beide uns abwechseln, müssen wir auch die Kinder nicht allein lassen. Sie sind in letzter Zeit sehr anhänglich." "In Ordnung. Möchtest du anfangen?" Crocodile nickte und erhob sich von seinem Platz. Der Welpe, den er besonders nah bei sich gehabt hatte, begann zu quengeln, doch Doflamingo strich ihm rasch beruhigend über den Rücken. "Bevor ich jage, werde ich nach Süßwasser Ausschau halten", sagte Crocodile und deutete auf die leeren Mineralwasserflaschen, die neben den verbliebenen zwei Dosen Pulvermilch standen. "Wir benötigen sauberes Wasser, um die Milch für die Babies zu mischen. Leider verfügen wir hier nicht über den Luxus einer eigenen Süßwasserquelle im Haus. Aber ich meine ganz in der Nähe einen kleinen Bach gesehen zu haben; dort werde ich es versuchen." Doflamingo nickte, doch zog verwundert die Augenbrauen zusammen. Schließlich fragte er ihn: "Woher hast du diese Flaschen?" "Aus der Stadt", antwortete Crocodile wahrheitsgemäß. Er sah keinen Grund, wieso er lügen sollte. "Wie gesagt, um die pulverisierte Muttermilch für die Welpen genießbar zu machen, benötigt man Wasser. Also habe mich auf den Weg in die Stadt gemacht und dort in Flaschen abgefülltes Wasser besorgt. Die Kleinen scheinen es gut zu vertragen. Ich glaube nicht, dass sie überhaupt einen Unterschied zu dem bemerken, das sie sonst immer bekommen haben." "Du bist in der Stadt gewesen?", hakte Doflamingo verwirrt nach. "Wann denn das? Aokiji und Kizaru sind doch bloß ein paar Stunden vor mir losgelaufen. Und allein die Drillinge hierhin zu bringen, muss dich eine ganze Menge Zeit gekostet haben. Wie hast du es denn dann noch geschafft einen Ausflug in die Stadt zu machen?" Crocodile zögerte. Allem Anschein nach war die Situation wohl doch nicht so klar wie gedacht. Doflamingo ging also davon aus, dass er mit den Kindern geflohen war, weil Aokiji und Kizaru sie gesucht hatten. Dass er schon viel früher ihre Höhle verlassen hatte, um deutlich zu machen, dass er die Drillinge keinesfalls weggeben wollte, hatte sein Partner also überhaupt gar nicht begriffen. Crocodile seufzte und schloss für einen Moment die Augen. Er entschied sich dazu dem Wolf die Wahrheit zu sagen. Hoffentlich würde dieser Verständnis für sein Verhalten aufbringen. "Ich habe die Wasserflaschen vorher schon besorgt", gestand Crocodile. "Und ich habe die Drillinge auch schon hergebracht, ehe ich überhaupt von Aokiji und Kizaru erfahren habe. Ich hatte Angst, dass du sie mir wegnehmen würdest. Darum bin ich verschwunden." Doflamingos verletzter Gesichtsausdruck versetzte Crocodile einen Stich mitten ins Herz. "Du... du bist vor mir geflohen?", fragte ihn sein Partner mit entsetzt klingender Stimme. "Das ist nicht das richtige Wort", erwiderte Crocodile. "Es war nicht meine Absicht lange wegzubleiben. Ich hatte nicht vor dich zu verlassen. Ich wollte bloß deutlich machen, dass ich mich nicht von meinen Kindern trennen werde. Den Gedanken, dass du sie mir einfach wegnimmst und irgendwem anders gibst, finde ich absolut unerträglich. Und ich dachte mir, dass du deinen Pläne verwerfen würdest, wenn du einsiehst wie ernst mir diese Sache ist. Ich bin nicht vor dir geflohen. Ich wollte bloß meinen Standpunkt deutlich machen. Verstehst du das?" "Ich... finde es nicht gut, was du getan hast", sagte Doflamingo nach einigem Zögern. "Doch ich denke, dass ich deine Beweggründe nachvollziehen kann. Vor allen Dingen nach meinem Besuch bei diesem grässlichen Wolfsrudel. Du kannst dir nicht vorstellen wie diese Leute mit ihrem Nachwuchs umgegangen sind: Ich sah ein vielleicht eineinhalb-, zweijähriges Kind, das völlig abgemagert war. Seitdem verstehe ich deine Bedenken." "Ich wollte bloß das Beste für die Welpen", erklärte Crocodile. "Ich habe befürchtet, dass sie von ihren Adoptiveltern womöglich schlecht behandelt werden würden. Du musst mir glauben, Doflamingo, bitte. Ich konnte einfach nicht zulassen, dass du sie mir wegnimmst. Ich wollte meine Familie nicht noch einmal verlieren." "Schon gut", erwiderte Doflamingo und zu Crocodiles Erleichterung klangen seine Worte ehrlich. "Ich verstehe dich. Und ich bin auch nicht wütend auf dich. Inzwischen kommt es für mich selbst ja auch nicht mehr infrage mich von meinen Kindern zu trennen. Vermutlich hätte ich nicht anders reagiert, wenn ich an deiner Stelle gewesen wäre." "Also verzeihst du mir?", bat Crocodile. Doflamingo nickte. "Natürlich." Er breitete seine Arme aus und Crocodile sah diese Geste als eine Einladung an. Rasch hastete er zu seinem Partner hinüber und drückte diesen fest an sich. "Ich bin froh, dass wir diese Sache geklärt haben", sagte er. "Das bin ich auch", gab Doflamingo zurück und küsste ihn auf die Stirn. "Außerdem sollten wir uns lieber auf unsere Zukunft als die Vergangenheit konzentrieren. Sobald ich Aokiji, Kizaru und die anderen Rudelmitglieder getötet habe, steht einem glücklichen Familienleben nichts mehr im Wege. Wir werden wieder in unsere Höhle zurückkehren und dort unsere Kinder großziehen. Niemand wird unser Glück stören. Da bin ich mir absolut sicher." "Das ist eine sehr schöne Aussicht", gestand Crocodile. Nach kurzem Zögern fügte er hinzu: "Ich bin froh, wenn wir diese Höhle endlich wieder verlassen werden. Sie erinnert mich ganz furchtbar an Law. Sein Geruch hängt noch immer in der Luft." "Es tut mir leid, dass du hierhin zurückkehren musstest." Crocodile winkte ab, doch wirkte nicht ganz so souverän wie er es sich gewünscht hätte. "Es geht schon", sagte er. "Law ist seit zwei Jahren tot. Er kann mir nichts mehr anhaben. Trotzdem freue ich mich darauf wieder in meinem eigenen Bett zu schlafen. Ich hoffe, dass es dir gelingen wird dem Wolfsrudel rasch den gar aus zu machen." "Ich werde mich beeilen", versprach Doflamingo. "In ein paar Tagen werde ich wieder bei dir und den Kindern sein. Versprochen." Crocodile blieb noch für einige Minuten in den Armen seines Partners liegen. Als er sich schließlich von ihm löste, weil er die Wasserflaschen auffüllen und Nahrung herbeischaffen musste, tat er es nur sehr ungern. Doflamingo ließ den Blick unruhig durch die Höhle schweifen, während Crocodile seinen Rucksack mit Vorräten füllte. Er konnte durchaus nachvollziehen, wieso sein Partner sich hier nicht wohl fühlte und sich nach seinem Zuhause sehnte. Vielleicht handelte es sich bloß um Einbildung, immerhin war Law schon seit zwei Jahren tot, doch auch Doflamingo meinte den Geruch des Luchses wahrzunehmen. Wie ein Gift, das in seiner Nase juckte. Er tröstete sich mit dem Gedanken, dass sie bald für immer von hier verschwinden würden. Sobald er das fremde Wolfsrudel ausgelöscht hatte, würde er gemeinsam mit Crocodile und den Kindern nach Hause zurückkehren und sie würden ihr Leben wie gewohnt fortführen. Um seiner Familie willen nahm Doflamingo sich vor, sich in seiner Rachsucht zurückzuhalten und die Sache so schnell wie möglich zu beenden. Er wollte die Geschehnisse der letzten Tage einfach aus seinem Gedächtnis streichen und zusammen mit seinem Partner und seinen Kindern eine unbeschwerte Zeit verleben. "Sei vorsichtig", sagte Crocodile zu ihm. "Natürlich", erwiderte Doflamingo, der hoffte, dass sich der Kater nicht allzu große Sorgen um ihn machen würde. "Ich werde gut auf mich aufpassen, versprochen. Du auch, ja?" Crocodile nickte. Er wirkte nicht sonderlich glücklich angesichts der Vorstellung, dass Doflamingo ihn so bald schon wieder verlassen wollte, doch er schien die Entscheidung seines Partners zu akzeptieren. Doflamingo beschloss diesen Abschied nicht noch weiter in die Länge zu ziehen. Er ging hinüber zu den Welpen und gab jedem von ihnen einen Kuss auf die Stirn; anschließend berührte er Crocodile zärtlich an einem seiner schwarzen Katzenohren. Dann war er verschwunden. Draußen schnürrte ihm der kalte Wind den Atem ab. Man spürte sehr deutlich, dass der Winter über den Wald hereingebrochen war. Nur noch wenige Bäume trugen Blätter an den Ästen. Es war bloß noch eine Frage der Zeit, dachte Doflamingo sich, bis die ersten Schneeflocken fallen würden. Er malte sich Crocodiles begeisterten Gesichtsausdruck aus und erhöhte sein Lauftempo. Doflamingo wollte unbedingt dabei sein, wenn sein Partner zum allerersten Mal die weißen Flocken auf seiner Haut spürte. Crocodile seufzte leise und begrub das Gesicht in den Händen. Er hoffte von ganzem Herzen, dass Doflamingo sein waghalsiges Vorhaben gut überstand und unverletzt zurückkehrte. Dass er überhaupt zurückkehrte. Doch was blieb ihm anderes übrig als zu warten? Schweren Herzens ließ Crocodile sich gleich neben den Drillingen auf einer weichen Decke nieder. Sofort stieg ihm Laws Geruch in die Nase. Ein schmerzhafter Knoten bildete sich in seinem Magen. Crocodile konnte nicht verhindern, dass ihm Erinnerungen an die Geschehnisse, die sich vor zwei Jahren ganz in der Nähe dieser Höhle abgespielt hatten, durch den Kopf schossen. Auch wenn er Doflamingo gegenüber zumeist so tat, als wäre er längst über die versuchte Vergewaltigung hinweg, konnte Crocodile sich noch ganz genau an jedes Detail erinnern. Manchmal wachte er nachts schreiend auf, weil er im Schlaf Laws Hände auf seinem Körper oder dessen heißen Atem auf seiner Haut gespürt hatte. Dass er nun in der Höhle genau dieser Person übernachten musste, dass er bei jedem Atemzug Laws Geruch einatmete und niemand da war, der ihm beruhigend über sein Haar strich, wenn er im Schlaf zuckte oder schrie, machte die ganze Sache nicht besser. Crocodile würde verdammt froh sein, wenn er diesen furchtbaren Ort endlich hinter sich lassen konnte. Leider hatte Doflamingo ihm da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Drillinge schienen zu spüren, dass er sich unwohl fühlte. Er hatte schon des Öfteren festgestellt, dass seine Stimmung sich auf sie übertrug. Das Mädchen begann laut zu wimmern und zu quengeln; die beiden Jungen schrieen und weinten sogar. "Ist schon gut", flüsterte Crocodile und streichelte ihnen über ihre Bäuche. Allmählich beruhigten sich die Welpen wieder. Sie richteten ihre kleinen Fellöhrchen auf und schenkten ihm sogar ein zaghaftes Lächeln. "Es ist alles gut", fuhr Crocodile fort und wusste nicht so recht, ob er versuchte die Kinder oder sich selbst zu besuchen. "Ich bin ja hier. Und euer Daddy wird auch bald wiederkommen. Er ist groß und stark; ihm wird bestimmt nichts Schlimmes passieren. Wir müssen uns nur ein wenig gedulden. Das ist doch nicht so schwer, oder?" Kaum eineinhalb Tage später erreichte Doflamingo endlich das Revier des Wolfsrudels, das versucht hatte ihn zu töten und seine Familie als Geisel zu nehmen. Er spitzte die Ohren und bewegte sich so leise wie nur möglich fort; immerhin waren seine Gegner deutlich in der Überzahl und besaßen außerdem einen gewissen Heimvorteil. Doflamingo wollte sich nicht einfach wie ein Verrückter auf das Wolfsrudel stürzen; stattdessen ging er strategisch klug vor. Er würde versuchen immer wieder einen oder zwei Gestaltenwandler abzupassen, die allein und abseits vom Rest des Rudels unterwegs waren, um sie möglichst gefahrlos zu töten. Je später die Gruppe seine Anwesenheit bemerkte, desto besser für ihn. Leider stieß Doflamingo, während er vorsichtig das Revier des fremden Rudels durchstreifte, auf keinen einzigen Wolf. Weder allein oder zu zweit, noch in einer größeren Gruppe. Das gesamte Gebiet wirkte wie ausgestorben. Vielleicht, schoss es Doflamingo durch den Kopf, hatten sie ihren Plan tatsächlich in die Tat umgesetzt und waren längst schon verschwunden. Oder sie hielten sich die meiste Zeit über in der Höhle auf, wo ihnen ihre schiere Überzahl zum Vorteil gereichte. Eine große Gruppe bot dem Einzelnen Schutz. Doflamingo beschloss das Lager des Wolfsrudels zu prüfen, ehe er sich wieder auf den Rückweg machte. Wenn Aokiji, Kizaru und all die anderen Gestaltenwandler bereits die Flucht ergriffen hatten, dann machte es keinen Sinn sie zu verfolgen. Er wusste ja nicht einmal wie lange sie schon verschwunden waren; inzwischen könnten sie überall sein. Die Wölfe in ihrer Höhle zu erledigen würde eine echte Herausforderung darstellen, gestand Doflamingo sich unwillig ein. Zwar war er stark und erfahren im Kampf, doch mit gleich einem Dutzend Gestaltenwandler hatte selbst er es noch nie aufgenommen gehabt. Er würde sich irgendeine Strategie überlegen müssen, um die Wölfe aus ihrem Unterschlupf herauszulocken. Ein offener Kampf war äußerst risikoreich und machte nur wenig Sinn, wenn man als Einzelner ein ganzes Rudel erledigen wollte. Bald erreichte Doflamingo die Höhle, die das Wolfsrudel einst eingenommen hatte. Er ging hinter dem dicken Stamm einer alten Buche in Deckung und beobachtete etwa eine halbe Stunde lang aufmerksam den Höhleneingang. Es geschah überhaupt nichts. Kein Gestaltenwandler betrat oder verließ die große Felshöhle. Vom flackernden Licht eines Lagerfeuers war auch nichts zu erkennen. Vorsichtig schlich Doflamingo näher. Dass das Zuhause des fremden Wolfsrudels auf den ersten Blick einen verlassenen Eindruck machte, hatte nichts zu bedeuten. Er wusste ja bereits, dass die alte Tsuru und ihre Freunde sehr listenreich waren. Womöglich taten sie so als wären sie längst weitergezogen, damit er sich in Sicherheit wiegte und sie ihn überfallen konnten, wenn er sich ihrer Höhle näherte. Einen solchen Schritt würde Doflamingo ihnen auf jeden Fall zutrauen. Er zog also lieber keine voreiligen Schlüsse und blieb genauso vorsichtig und aufmerksam wie zu Beginn. Doch auch als Doflamingo die Felshöhle betrat, tat sich nichts. Niemand stürzte sich von hinten auf ihn oder gab irgendein abgesprochenes Signal von sich. Alles wirkte ruhig und vollkommen verlassen. Allmählich ließ Doflamingo sich doch zu der Vermutung hinreißen, dass Aokiji, Kizaru, Tsuru und der Rest des Rudels weitergezogen waren. Doflamingo gab einen frustriert klingenden Laut von sich, ehe er sich in der großen und wenig einladend wirkenden Höhle umsah. Alles, was irgendeinen Wert hatte, war mitgenommen worden: Nirgendwo waren Lebensmittel oder noch brauchbare Tierfelle zu sehen. Doflamingo ärgerte sich. Nun hatte er also völlig umsonst diesen weiten Weg auf sich genommen. Auf seine Rache würde er verzichten müssen. Das Wolfsrudel, das er auszulöschen geplant hatte, könnte inzwischen schon eine Strecke von mehreren hundert Kilometern zurückgelegt haben. Und er wusste nicht einmal in welche Richtung. Gerade wollte Doflamingo sich wieder auf den Rückweg machen, als er aus dem Augenwinkel heraus eine flüchtige Bewegung wahrnahm. Sofort ging er in Angriffsposition über und fletschte wütend die Zähne. War er etwa doch in einen Hinterhalt geraten? Kaum hatte Doflamingo den Ursprung der verdächtigen Bewegung ausgemacht, verflüchtigte sich sein Zorn ebenso schnell wieder wie er gekommen war. Im ungemütlichen Dämmerlicht hier im hinteren Teil der Höhle war das kleine Kind, das zusammengekauert auf dem kalten Boden saß, kaum zu erkennen. Doflamingo traute seinen Augen nicht. Es handelte sich um den vielleicht eineinhalbjährigen Welpen, der ihm zuvor schon aufgefallen war. Man hatte ihn einfach völlig skrupellos zurückgelassen. Rasch nahm Doflamingo seine menschliche Gestalt an und hastete zu dem ganz verwahrlosten Kind hinüber. Selbst seine Kleidung hatten ihm die Mitglieder seines Rudels abgenommen; der kleine Junge trug nichts am Leib abgesehen von einer dreckigen Stoffwindel. Dabei herrschten derzeit Temperaturen nur knapp über dem Gefrierpunkt! Doflamingo schlüpfte eilig aus dem Hemd, das er trug, und legte es um den Körper des frierenden Welpen. Anschließend hob er den kleinen Jungen hoch; Doflamingo musste schlucken, weil er sich so federleicht anfühlte. Aus seinem Rucksack kramte er die Reste seiner Vorräte hervor. Es war nicht mehr viel da (den Großteil hatte Doflamingo unterwegs schon zu sich genommen), doch er fand zumindest noch den sorgsam gerupften Schenkel eines Rebhuhns, den er er dem abgemagerten Kind hinhielt. Der Welpe aß nur zögerlich; vermutlich, dachte Doflamingo bitter, war er zu schwach, um vernünftig abzubeißen und zu kauen. Um ehrlich zu sein, konnte Doflamingo seinen Fund nicht so recht fassen. Er hatte zwar gewusst, dass es sich bei Tsuru und den Anderen um ein sehr grausames und hinterlistiges Rudel handelte, doch damit, dass sie einfach eines ihrer Kinder zurücklassen würden, hatte er nicht gerechnet gehabt. Vermutlich wollten sie das Risiko, dass ihr jüngstes Rudelmitglied sie aufhielt, nicht eingehen und hatten es darum hiergelassen. Genauso wie all die anderen Dinge, die sie nicht gebrauchen konnten. War der kleine Junge, schoss es Doflamingo durch den Kopf, für sie tatsächlich genauso wertlos wie die durchlöcherten Decken und die alten Knochen, die überall auf dem kalten Höhlenboden herum lagen? Doflamingo schluckte schwer. Was sollte er denn jetzt bloß tun? Er war hergekommen, um zu töten. Damit, dass er auf ein verwahrlosten, völlig unterkühltes und fast verhungertes Kleinkind treffen würde, hatte er beim besten Willen nicht gerechnet. Trotzdem stand seine Entscheidung eigentlich längst schon fest: Doflamingo war sich sicher, dass er es nicht übers Herz bringen würde den kleinen Welpen hier zurückzulassen. Wäre er denn sonst auch nur um einen Deut besser als das Wolfsrudel, dessen Verhalten ihn so furchtbar entsetzte? ~ Der Welpe zeigte zum allerersten Mal eine echte Reaktion, als Doflamingo ihn sanft in eine Kuhle nahe einem alten Baumstumpf absetzte. Er begann furchtbar zu wimmern und zu fiepen. Verzweifelt streckte er seine kleinen Ärmchen nach Doflamingo aus und sah ihn aus ängstlichen Augen heraus an. Sofort spürte Doflamingo, der sich bisher immer für alles andere als weichherzig gehalten hatten, wie sich ein schmerzhafter Knoten in seinem Magen bildete. Anscheinend befürchtete der kleine Junge, dass er nun wieder zurückgelassen werden würde. (Auszug aus Kapitel 14) bye sb Kapitel 15: Part III: Großer Bruder ----------------------------------- Er wickelte den kleinen Jungen fest in sein Hemd ein und hob ihn dann vorsichtig am Nacken hoch. Dieser Griff war nicht schmerzhaft für den Welpen, erlaubte es Doflamingo jedoch sich in der Gestalt seines Tiergeistes fortzubewegen, was einen entscheidenden Vorteil darstellte. Je schneller sie beide nach Hause kamen, dachte er sich, desto besser. Der Kleine wehrte sich nicht im mindesten. Vielleicht freute er sich darüber, dass sich jemand seiner angenommen hatte und sich um ihn kümmerte; vielleicht war aber auch einfach bloß zu schwach, um zu protestieren. Doflamingo wusste es nicht. Die ersten vierzig Kilometer brachten sie relativ problemlos hinter sich. Doflamingo war in seinem schnellsten Lauftempo unterwegs; er wollte den kleinen Jungen so rasch wie nur möglich in Sicherheit bringen. Er erweckte insgesamt einen sehr kläglichen Eindruck und Doflamingo befürchtete, dass er nicht überleben würde, wenn er ihn nicht rechtzeitig an einen Ort brachte, wo man ihn gesund pflegte. Trotzdem hielt er an, als er am Wegesrand einen passenden Unterschlupf für den Welpen ausmachte. Ihre Vorräte waren aufgebracht und selbst bei maximaler Geschwindigkeit benötigte Doflamingo mindestens eineinhalb Tage, um die lange Strecke bis zu Laws Höhle zurückzulegen. Wenn er nicht wollte, dass der Kleine ihm unterwegs wegstarb, musste er für ihn (und am besten auch für sich selbst) ein wenig Nahrung beschaffen. Erst dann konnte die Reise weitergehen. Der Welpe zeigte zum allerersten Mal eine echte Reaktion, als Doflamingo ihn sanft in eine Kuhle nahe einem alten Baumstumpf absetzte. Er begann furchtbar zu wimmern und zu fiepen. Verzweifelt streckte er seine kleinen Ärmchen nach Doflamingo aus und sah ihn aus ängstlichen Augen heraus an. Sofort spürte Doflamingo, der sich bisher immer für alles andere als weichherzig gehalten hatten, wie sich ein schmerzhafter Knoten in seinem Magen bildete. Anscheinend befürchtete der kleine Junge, dass er nun wieder zurückgelassen werden würde. "Keine Angst", sagte Doflamingo und strich dem Welpen zärtlich über sein hellbraunes Haar. "Ich komme gleich zurück. Verstehst du mich, Kleiner? Ich besorge uns beiden etwas zu essen und danach bin ich wieder da. Es ist alles gut." Doflamingo konnte nur schwer einschätzen, ob der Junge ihn verstand oder nicht. Der Nachwuchs von Wölfen lernte im Regelfall deutlich früher zu krabbeln und zu laufen als menschliche Kinder, dafür war es umgekehrt, was die sprachliche Entwicklung anging. Während sich die meisten Menschenskinder im Alter von etwa zwei Jahren schon ganz gut verständigen konnten, hatte es bei Wölfen keinen Seltenheitswert, wenn sogar Dreijährige noch kein einziges Wort von sich gegeben hatten. Doflamingo selbst hatte im Alter von etwa eineinhalb Jahren zu sprechen begonnen; sein Bruder Corazon jedoch erst mit vier Jahren. Er war ein echter Spätentwickler gewesen; aber nicht einmal sein langsamer Bruder war allzu stark aus dem Rahmen gefallen. Doflamingo erinnerte sich noch gut daran, dass seine Mutter oft scherzhaft gemeint hätte, Corazon würde sich sein erstes Wort für einen ganz besonderen Moment aufheben. "Ich bin gleich wieder da", wiederholte Doflamingo zur Sicherheit noch einmal. "Du bleibst hier, ja? Hierbleiben. Nicht weggehen. Nur wenn du hierbleibst und auf mich wartest, bekommst du gleich etwas zu essen." Doch trotz seiner Worte weinte der kleine Junge bitterlich, als Doflamingo sich von ihm entfernte. Die lauten Schluchzer versetzten ihm einen Stich mitten ins Herz und er nahm sich vor sich zu beeilen. Um sich die Zeit bis zur Rückkehr seines Partners zu vertreiben, beschäftigte sich Crocodile ausgiebig mit den Drillingen. Das Mädchen und die beiden Jungen schienen gute Laune zu haben und waren sehr aktiv. Sie alle waren inzwischen schon dazu in der Lage sich selbstständig aufzusetzen; neugierig erkundeten sie ihre Umwelt und griffen nach allem, was sie in die Finger bekamen. Crocodile machte sich einen Spaß daraus ihnen irgendwelche Gegenstände hinzustellen, die so interessiert erkundet wurden als handelte es sich dabei um das tollste Spielzeug der Welt. Begeistert betasteten die Welpen ihre Trinkfläschchen, eine verschlossene Dose Pulvermilch, ein kleines Kissen und überhaupt alles, was Crocodile ihnen gab. Häufig nahmen sie die Gegenstände auch in den Mund. Doflamingo hatte ihm erklärt gehabt, dass Säuglinge alles in den Mund nahmen, was sie zu fassen bekamen. Auf diese Weise nahmen sie ihre Umwelt wahr. Erst wenn sie älter wurden, rückten andere Sinne in den Vordergrund. Während Crocodie den Babies beim Spielen zusah, schoss ihm plötzlich durch den Kopf wie schade es doch eigentlich war, dass sie über keine echte Kinderspielsachen verfügten. Noch gut konnte Crocodile sich an die vielen tollen Dinge erinnern, die er als Kitten besessen hatte. Sein Lieblingsspielzeug war eine großes Wollknäuel gewesen, das Tashigi ihm geschenkt hatte. Aber auch Anderes hatte es gegeben: ferngesteuerte Mäuse, quietschende Bälle und Spielhäuschen aus Holz. Manchmal war hier und dort sogar ein bisschen Katzenminze versteckt gewesen. Ein trauriges Lächeln schlich sich auf Crocodiles Lippen, als er daran zurückdachte wie oft er sich mit seinen beiden Halbbrüdern um das viele Spielzeug gestritten hatte. In Momenten wie diesen fehlten ihm Mihawk und Zoro ganz besonders. Vielleicht bekäme er (wenn Doflamingo zurückgekehrt war und sie ihr normales Leben wieder aufgenommen hatten) die Gelegenheit dazu einen Ausflug in die Stadt zu unternehmen und dort ein paar schöne Spielsachen für die Kinder zu besorgen. Da auch schon Crocodiles erster Einbruch absolut probemllos vonstatten gegangen war, sah er überhaupt nicht ein, wieso er sich nicht erneut auf den Weg in die Stadt machen sollte. Doflamingo schien stark zu übertreiben, wenn er davon sprach, wie gefährlich solch ein Diebstahl sein konnte und wie oft er nur um Haaresbreite entkommen war. Bestimmt wollte er sich bloß wichtig machen und mal wieder als Alpha aufspielen. Das sah seinem Partner sehr ähnlich, fand Crocodile und rollte mit den Augen. Obwohl Doflamingo ein erfahrener Jäger war, benötigte er fast eine dreiviertel Stunde, um endlich etwas Essbares ausfindig zu machen. Da nun endgültig die kalte Jahreszeit über sie hereingebrochen war, hielten viele Tiere Winterschlaf. Und diejenigen, die es nicht taten, verkrochen sich in ihren warmen Höhlen und kamen nur dann hervor, wenn es unbedingt sein musste. Doflamingo war also recht froh, als er mit dem Leib eines Kaninchens im Maul endlich zu der Kuhle zurückkehren konnte, in der er den Welpen abgelegt hatte. Erfreulicherweise hatte sich der kleine Junge an seine Anweisung gehalten und das sichere Versteck nicht verlassen. Er lächelte und begann sogar aufgeregt zu hüpfen, als Doflamingo in seinem Sichtfeld auftauchte. Gierig fiel er über das mitgebrachte Kaninchen her, noch ehe Doflamingo dazu kam dem Tier vernünftig das Fell abzuziehen. Doch wenn er ehrlich war, dann konnte er dem Welpen sein Verhalten nicht übel nehmen. In dem Rudel, in dem er aufgewachsen war, dachte Doflamingo bitter, wäre er vermutlich verhungert, wenn er sich nicht sofort auf jedes Stückchen Fleisch gestürzt hätte, das er sah. Er ließ also dem Kind den Vortritt und gab sich mit den Resten zufrieden, die übrig blieben. Der kleine Junge benötigte die Nahrung deutlich dringender als er. Doflamingo warf einen genaueren Blick auf den Welpen und versuchte abzuschätzen wie stark dessen Untergewicht wohl ausgeprägt war. Er kam zu dem Schluss, dass diesem mindestens zwei oder drei Kilogramm bis zu einem gesunden Körpergewicht fehlten. Für einen nicht einmal zweijährigen Gestaltenwandler mit dem Tiergeist eines Wolfes war das ganz schön viel. "Du kannst schlafen, während ich dich trage", sagte Doflamingo zu dem Jungen, als dieser zu gähnen begann. Er war sich noch immer nicht sicher, ob der Kleine ihn verstand oder nicht (dieser hatte bisher noch keinen artikulierten Ton von sich gegeben), und noch ehe er überhaupt die Gelegenheit dazu bekam etwas zu sagen, hatte Doflamingo ihn erneut am Nacken gepackt. Mit unverminderter Geschwindigkeit setzte er seinen Weg fort. Irgendwann waren die Drillinge spielmüde geworden und eingeschlafen. Mit einem liebevollen Blick musterte Crocodile ihre Gesichter, die unbekümmert und entspannt wirkten. Wieder einmal kam ihm in den Sinn wie viel Glück die Welpen doch gehabt hatten. Wäre er nicht noch rechtzeitig zurückgekommen, um nach ihnen zu sehen, wären sie mit Sicherheit längst tot. Allein der Gedanke an dieses fürchterliche Szenario jagte Crocodile einen kalten Schauer über den Rücken. Während die Kinder schliefen, musste er erneut an seine beiden Brüder zurückdenken. Er wünschte sich, dass er dazu in der Lage gewesen wäre Mihawk und Zoro zu retten. Auch wenn Crocodile sich nicht nach seinem früheren Leben zurücksehnte (er fühlte sich bei Doflamingo sehr wohl), fehlten ihm seine beiden Halbbrüder doch sehr. Selbst Tashigi vermisste er ab und an. Er hasste und verachtete sie dafür, dass sie einem Mann wie Smoker verfiel und sogar duldete, dass dieser ihre geliebten Haustiere misshandelte, doch ansonsten war sie eine sehr liebevolle und fürsorgliche Person gewesen. Nicht einen einzigen Tag lang hatte Crocodile hungern müssen. Bis zu dem Moment, in dem Smoker in ihr Leben getreten war, hatte es ihm und seinen Brüdern an nichts gefehlt gehabt. Sie hatten sozusagen in einem goldenen Käfig gelebt. Crocodile seufzte leise. Ein paar ungeordnete Erinnerungen schossen ihm durch den Kopf: Tashigi, die vom Einkaufen wieder kam und mit den Leckerlies raschelte, die sie mitgebracht hatte. Mihawk, der vor dem Fernseher saß und sich seine Lieblingssendung ansah. Zoro, der sich unerlaubterweise nach draußen in den Garten schlich und ihnen versicherte, er wäre auf jeden Fall wieder da, ehe Tashigi sein Fehlen bemerkte. Ein grünes Wollknäuel, das die Treppe hinunterfiel. Die Schublade mit dem Katzenfutter. Frische Blutspritzer auf dem schwarz-weiß gefliesten Fußboden. Mit einer Axt zerschlagene Küchenschränke. Zoros gespaltener Schädel. Seine völlig ausdruckslosen Augen. Sein... sein Gehirn. Reflexartig presste Crocodile sich die Hand auf den Mund und schüttelte heftig den Kopf. Daran wollte er nicht zurückdenken. Armer Zoror. Armer Mihawk. Er vermisste sie so sehr. Wieso nur hatte Tashigi sich in diesen verfluchten Mann verliebt gehabt? Woher kam Smokers Hass auf Gestaltenwandler und warum genoss er es so sehr sie zu quälen? Mihawk, Zoro und er hatten doch niemals irgendjemandem etwas zuleide getan. Es lagen nur noch knapp fünfundzwanzig Kilometer vor ihnen, als es plötzlich wie aus Kübeln zu regnen begann. Doflamingo zog verärgert die Augenbrauen zusammen und erhöhte seine Laufgeschwindigkeit. Durchnässte Kleidung würde dem sowieso schon stark geschwächten Welpen überhaupt nicht guttun. Dieser benötigte dringend ausreichend Nahrung und ein warmes Bett. Ansonsten wurde der kleine Junge wohl doch noch vom Tod eingeholt werden. Ein Szenario, das Doflamingo unter allen Umständen vermeiden wollte. Er atmete erleichtert auf, als er endlich die Höhle erreichte, die er vorübergehend gemeinsam mit seinem Partner und seinen Kindern bewohnte. Crocodile warf ihm einladendes Lächeln zu, das Doflamingos Herz erwärmte. Es gefror jedoch auf seinen Lippen, als er das kleine Bündel bemerkte, das sein Partner bei sich trug. "Was hast du da?", fragte der Kater ihn skeptisch und huschte rasch zu ihm hinüber. "Einen Welpen", antwortete Doflamingo relativ kurz angebunden. "Lass uns später über die Einzelheiten sprechen, ja? Der Kleine ist völlig durchgefroren und halb verhungert. Hast du noch ein paar Vorräte da, die du fertig machen kannst?" Crocodile wirkte sehr erstaunt, doch folgte glücklicherweise seiner Anweisung. Während er einer Ente die Federn rupfte, schälte Doflamingo den kleinen Jungen so schnell wie möglich aus dem nassen Hemd, in das er diesen eingewickelt gehabt hatte, und entsorgte überdies die dreckige Stoffwindel. Er trocknete seinen besorgniserregend schmächtigen Körper ab und wickelte ihn anschließend in ein kuscheliges Schaffell ein. Wieder ließ der Welpe die Behandlung widerstandslos über sich ergehen, obwohl er Doflamingo kaum kannte. Auch den Entenflügel, den Crocodile ihm anschließend reichte, nahm er ohne zu zögern entgegen. "Kannst du mir bitte einmal erklären, woher dieses Kind kommt?", fragte ihn der Kater, während er dabei zusah wie ebenjenes hungrig über das angebotene Fleisch herfiel. "Ich dachte, du wolltest Tsurus Wolfsrudel vernichten." "Das hatte ich auch vor", räumte Doflamingo ein. "Der Kleine hier gehörte zu ihnen." Er konnte Crocodile leise seufzen hören. "Ich kann mir vorstellen, was passiert ist", sagte er. "Du hast es einfach nicht übers Herz gebracht einen Welpen zu töten, nicht wahr? Und darum hast du ihn hergebracht." "Ich bin kein Kindermörder", erwiderte Doflamingo in einem beleidigt und verletzt klingenden Tonfall. Er konnte überhaupt nicht nachvollziehen, dass der Kater seinen Unwillen ein völlig hilfloses Kleinkind skrupellos abzuschlachten als Schwäche auslegte. "Ich habe es nicht böse gemeint", lenkte Crocodile rasch ein, als er bemerkte, dass sein Partner seine Worte in den falschen Hals bekommen hatte. "Ich weiß doch, dass du nicht so kaltherzig bist wie du oft tust. Außerdem hätte ich selbst vermutlich nicht anders gehandelt." "Ich denke, dass es keinen großen Unterschied macht, ob man nun drei oder vier Kinder großzieht", meinte Doflamingo mit versöhnlicher Stimme und streichelte dem Welpen, der auf seinem Schoß saß, zärtlich durchs Haar. Crocodile zögerte und warf ihm einen skeptischen Blick zu. "Du möchtest ihn also behalten?", fragte er schließlich. "Dauerhaft?" Doflamingo zuckte mit den Schultern. "Ich habe ihn nicht gerettet, um ihn nun dem Tod zu überlassen", gab er zurück. "Außerdem möchte ich mich nur äußerst ungern erneut auf die Suche nach einer Adoptivfamilie zu machen. Immerhin haben wir gesehen, was das letzte Mal dabei herausgekommen ist. Und auf eine Wiederholung von Ereignissen dieser Art kann ich gut und gerne verzichten." "Ich habe gegen eine Vergrößerung unserer Familie prinzipiell nichts einzuwenden", meinte Crocodile, der nicht ganz überzeugt wirkte, "aber bei diesem Fall bin ich mir nicht sicher. Hältst du das wirklich für eine gute Idee?" "Wieso nicht? Er sieht bestimmt niedlich aus, wenn wir ihm erst einmal den ganzen Dreck aus seinem Gesicht gewischt haben." "Darum geht es doch gar nicht", warf Crocodile mit ernster Stimme ein. "Sondern, nun ja, um die Umstände." "Die Umstände?" Doflamingo verstand nicht, worauf sein Partner hinauswollte. "Aber es sind doch fast dieselben Umstände wie damals beim Fund der Drillinge." Sein Partner warf ihm einen zweifelnden Blick zu. "Die leibliche Mutter der Drillinge war bereits tot, als wir beschlossen uns ihrer Kinder anzunehmen. Bei diesem Welpen ist es jedoch anders. Was wirst du ihm erzählen, wenn er eines Tages nach seinen leiblichen Eltern fragt? Dass du sie getötet hast? Du höchstpersönlich; der Mann, der ihn großgezogen hat wie seinen eigenen Sohn. Könntest du mit diesem Wissen leben?" Doflamingo riss entsetzt die Augen auf. Nun endlich verstand er, was der Kater meinte. "So ist es nicht gewesen!", sagte er hastig. "Ich habe seine Eltern nicht hingerichtet. Die Wölfe war längst verschwunden, als ich bei ihrer Höhle eintraf." Für eine Weile schwieg Crocodile. Doflamingo war dazu in der Lage die Gedanken seines Partners ganz deutlich anhand dessen Gesichtsausdruckes abzulesen: Zuerst war da Verwirrung. Erst allmählich wurde dem Kater klar, was geschehen sein musste. Als er schließlich begriff, unter welchen Umständen Doflamingo auf den Welpen getroffen war, wurde er schrecklich blass im Gesicht. "Du willst mir doch nicht etwa sagen", fragte er mit fassungsloser Stimme, "dass ihn sein Rudel einfach zurückgelassen hat?" Doflamingo nickte mit ernster Miene. "Ich fand ihn zwischen Müll und alten Knochen. Die Erwachsenen haben ihn dagelassen; genauso wie all die anderen Dinge, mit denen sie nichts anfangen konnten. Wäre ich nicht aufgetaucht, wäre er mit Sicherheit bald gestorben. Er war völlig ausgehungert und stark unterkühlt, als ich auf ihn stieß. Selbst seine Kleidung haben sie ihm abgenommen." "Als ich Aokiji und Kizaru belauschte, sprachen sie darüber die Kinder zurückzulassen", flüsterte Crocodile. "Doch ich habe nie im Leben damit gerechnet, dass sie ihre Worte wirklich ernst meinen. Wie kann man denn bloß so skrupellos sein und einen Welpen völlig sich selbst überlassen? Seine Eltern müssen doch gewusst haben, dass er draußen in der Wildnis absolut keine Überlebenschance hat!" "Sie haben ihr eigenes Wohlergehen über das ihres Kindes gestellt", meinte Doflamingo, der das Entsetzen seines Partners zu gut nachvollziehen konnte. "Eigentlich ist es eine gute Sache, dass der Kleine nun hier bei uns ist. Seinen Eltern scheint er vollkommen egal zu sein. Sie haben ihm weder Liebe oder Zuwendung geschenkt noch ihn mit ausreichend Nahrung versorgt. Schon als ich ihn das erste Mal sah, war er stark unterernährt." "Dann ist es also beschlossene Sache", sagte Crocodile und musterte den Welpen, der sich in dem Schaffell, in das Doflamingo ihn eingewickelt hatte, sehr wohl zu fühlen schien. Doflamingo nickte. "Wenn du keine Einwände erhebst, würde ich den Kleinen sehr gerne als neuesten Zuwachs unserer Familie begrüßen", sagte er und es war das erste Mal seit vielen Stunden, dass er wieder ein echtes Lächeln zustande brachte. Crocodile lächelte zurück. "Ich hoffe, dass er ein guter großer Bruder wird", meinte er und streichelte dem Welpen über sein hellbraunes Haar. "Bisher ist er außerordentlich pflegeleicht gewesen", merkte Doflamingo an. Er war erleichtert darüber, dass Crocodile gegen eine Vergrößerung ihrer Familie nichts einzuwenden hatte und den kleinen Jungen akzeptierte. "Er verhält sich sehr ruhig und quengelt kaum. Allerdings fängt er an zu weinen, wenn man ihn alleinlässt." "Verständlich", hörte er den Kater murmeln. "So ein armer Junge. Ich hoffe, dass er sein altes Leben bald vergisst. Er hätte ein wenig Glück wirklich verdient." "Ich bin mir sicher, dass er bei uns sehr glücklich wird", bestärkte Doflamingo seinen Partner. "Wir bieten ihm nicht nur ein warmes Bett und gutes Essen, sondern auch ein glückliches Familienleben. Er hat nun Eltern, die sich wirklich um ihn kümmern. Und drei Geschwisterchen gleich noch dazu. Ein echtes Zuhause also. Besser kann ein Kind es nicht haben." Crocodile nickte. Er zog sorgenvoll die Augenbrauen zusammen. "Wir müssen ihn aufpäppeln, bevor wir nach Hause zurückkehren", merkte er an. "Er macht einen sehr schwachen Eindruck. Ich glaube nicht, dass ihm so bald eine Wegstrecke von vierzig Kilometern zuzumuten ist." "Wenn er viel schläft und immer ausreichend Nahrung bekommt, wird er in ein paar Tagen sicherlich reisefähig sein", erwiderte Doflamingo recht ausweichend. Er erinnerte sich noch gut daran, dass Crocodile gemeint hätte, er könnte es kaum erwarten diesen Unterschlupf endlich zu verlassen. "Wir sollten nichts überstürzen", warf dieser nun jedoch ein. "Die Gesundheit unserer Kinder hat oberste Priorität." Doflamingo nickte und küsste seinen Partner liebevoll auf den Mund. Einen besseren Vater als Crocodile konnte man sich wirklich kaum wünschen, dachte er. Es rührte ihn, dass der Kater das Wohl der Welpen über sein eigenes stellte. Doflamingo war sich absolut sicher, dass es den Kleinen in ihrer erst vor kurzem gegründeten Familie sehr gut gehen würde. Mit sorgenvollem Gesichtsausdruck musterte Crocodile ihren neuesten Familienzuwachs. Der kleine Junge lag eingewickelt in einer weichen Decke auf seinem Schoß. Er hatte furchtbar zu fiepen und zu weinen begonnen, als Doflamingo ihn hochgehoben und auf seine wackeligen Beinchen gestellt hatte, weil er einen Jagdzug starten wollte; erst als Crocodile sich seiner angenommen hatte, war er wieder ruhiger geworden. Inzwischen war er eingeschlafen. Crocodile konnte nicht in Worte fassen wie sehr ihn das Schicksal des Welpen berührte. Er war unwahrscheinlich froh darüber, dass zumindest die Drillinge noch viel zu klein waren, um sich an ihr früheres Leben zu erinnern. Vermutlich verblasste inzwischen sogar das Bild vom Gesicht ihrer Mutter in ihren Köpfen. Darüber war Crocodile froh; er hoffte vor allem, dass die Kleinen sich nicht an die zerfleischte Leiche der Wölfin erinnern würden. Er selbst hingegen war sich sicher, dass er diesen Anblick niemals wieder vergessen konnte. Doch wenigstens hatte sie ihren Kindern beigestanden; hatte versucht sich so gut wie möglich um sie zu kümmern und sie zu schützen. Dieser kleine Junge hingegen war von seinen Eltern einfach im Stich gelassen worden. Sie hatten ihn zurückgelassen als handelte es sich bei ihm nicht um ihren eigenen Sohn, sondern bloß um unnützen und unzumutbaren Ballast. Crocodile hoffte von ganzem Herzen, dass sich auch das älteste seiner Kinder bald nicht mehr an die Gesichter seiner Eltern erinnern würde. Dass er die Erinnerung an die erste Zeit seines Lebens hinter sich ließ. Und bald schon ein genauso glückliches und zufriedenes Leben wie seine Geschwister führte. Der kleine Junge begann im Schlaf zu wimmern und zu schluchzen. Seine Fellöhrchen zuckten hektisch und sein buschiger Schwanz peitschte ängstlich hin und her. Crocodile fuhr dem Welpen zärtlich durch sein hellbraunes Haar und flüsterte ein paar beruhigende Worte. Schon bald wurde der Kleine viel ruhiger. Er war kein Idiot; Crocodile war sich dessen bewusst, dass die nächste Zeit definitiv kein Zuckerschlecken werden würde. Nun kümmerten sich Doflamingo und er nicht bloß nur um fünf Monate alte Drillinge, die alle paar Stunden gefüttert und gewickelt werden mussten, sondern noch dazu um einen etwa eineinhalbjährigen Welpen, der unter schlimmen Verlustängsten und Alpträumen litt. Vermutlich würden sie in den nächsten Monaten nicht auch nur eine einzige Nacht durchschlafen. Trotzdem bereute Crocodile die Entscheidung nicht, die sein Partner und er getroffen hatten. Doflamingo hatte sich schon immer Kinder gewünscht; wollte ein neues Rudel gründen, nachdem dasjenige, das er einst angeführt hatte, ausgelöscht worden war. Und auch Crocodile hatte nichts dagegen einzuwenden. Seine Sehnsucht nach familiärem Zusammenhalt wurde immer größer. Gerade in letzter Zeit schmerzte ihn die Erinnerung an seine Brüder ganz besonders heftig. Er wünschte sich, dass Mihawk und Zoro hier wären und ihn sehen könnten. Crocodile war sich sicher, dass sie sich für ihn freuen würden. Es war schade, dachte er betrübt, dass die beiden nie die Gelegenheit dazu bekommen würden ihre Neffen und ihre Nichte kennenzulernen. ~ Der ehrfürchtige Gesichtsausdruck, den der Kater aufsetzte, als er den vom Schnee bedeckten Wald sah, amüsierte ihn köstlich. Trotzdem hielt Doflamingo sich zurück und schluckte jeden schnippischen Kommentar hinuter, der ihm auf der Zunge lag. Zwei Jahre lang hatte Crocodile darauf gewartet. Doflamingo wusste, dass er ihm diesen einzigartigen Moment nicht kaputt machen durfte. (Auszug aus dem Epilog) bye sb Kapitel 16: Part III: Der erste Schnee -------------------------------------- Zwei Wochen waren vergangen seit dem Tag, an dem sie Laws Höhle hinter sich gelassen hatten. Crocodile fühlte sich viel wohler, nun da er endlich wieder in seinem eigenen Bett schlafen konnte und nicht mehr ständig den Geruch des hinterlistigen Luchses in der Nase hatte. Er gähnte leise und genoss die Ruhe, die ausnahmsweise einmal herrschte. Abgesehen von den gleichmäßigen Atemzügen seines Partners, der direkt neben ihm lag, war nichts zu hören. Sogar alle vier Kinder schliefen noch tief und fest. Crocodile, der sich dessen bewusst war, dass sich dieser Zustand jederzeit ändern konnte, kostete den Moment in vollen Zügen aus. Er genoss die Körperwärme, die Doflamingo ausstrahlte, und warf einen liebevollen Blick hinüber zu den vier Welpen, die sich im Schlaf eng aneinander gekuschelt hatten und deren Gesichter absolut entspannt wirkten. Aus irgendeinem Grund hatte Crocodile das Gefühl, dass heute ein außerordentlich guter Tag werden würde. Zoro wachte als erstes auf. Er schrie nicht, sondern strampelte bloß mit seinen pummeligen Ärmchen und Beinchen und brabbelte leise vor sich hin. Bisher hatte noch keines der vier Geschwister einen artikulierten Laut von sich gegeben. Doflamingo hatte ihm erklärt, dass die Altersspanne, in der Wolfskinder das Sprechen erlernten, sehr breit war und er sich deswegen keine Sorgen zu machen brauchte. Trotzdem hörte Crocodile gerne genauer hin, weil er auf keinen Fall das erste Worte eines seiner Kinder verpassen wollte. Außerdem amüsierte ihn das niedliche Gebrabbel, das die Drillinge von sich gaben. Sein ältester Sohn hingegen, bei dem es prinzipiell nicht unwahrscheinlich war, dass er demnächst zu sprechen beginnen würde, äußerte sich eher selten. Eigentlich bloß dann, wenn er Hunger hatte oder eine frische Windel brauchte. Oder ihn im Schlaf die Erinnerungen an sein früheres Leben einholten. Nach etwa zwei Minuten beschloss Zoro sich aufzusetzen und nach seinen Eltern Ausschau zu halten. Leise seufzend erhob Crocodile sich und ging zu seinem kleinem Sohn hinüber, um diesen hochzuheben. Er gab Zoro einen Kuss aufs Haar und machte sich anschließend daran das Frühstück für die Welpen vorzubereiten. Aus Erfahrung wusste er, dass, wenn eines der Kinder wach wurde, es nie lange dauerten bis die anderem diesem Beispiel folgten. Crocodile rechnete mit höchstens zehn Minuten, ehe alle vier Wolfskinder putzmunter waren. Er verrührte gerade die Pulvermilch mit Wasser, als er hinter sich ein paar Decken rascheln hörte. "Du hättest mich ruhig wecken können", sagte Doflamingo mit freundlicher Stimme und ging zu seinem Partner hinüber. "Du weißt doch, dass ich gerne dabei helfe das Frühstück für die Kinder vorzubereiten." "Ich wollte dich ein paar Minuten länger schlafen lassen", erwiderte Crocodile und ließ zu, dass Doflamingo zuerst ihn und dann Zoro, den er noch immer im Arm hielt, küsste. "Immerhin bist du gestern Abend erst so spät nach Hause gekommen." Inzwischen war der Winter endgültig über sie hereingebrochen. Draußen war es bitterkalt und an den Ästen der Bäume hing kein einziges Blatt mehr. Nichtsdestotrotz starteten sie beide immer wieder Jagdzüge. Ihre Speisekammer musste dringend aufgefüllt werden. Die Drillinge ernährten sich zwar noch immer ausschließlich von Muttermilchersatz, doch Corazon, ihr ältester Sohn, nahm sowohl Milch als auch Fleisch zu sich; und sie wollten auf keinen Fall zulassen, dass er Hunger leiden musste. Hunger war ein Gefühl, das Crocodile und Doflamingo am liebsten für immer aus dem Leben ihres neuesten Familienzuwachses verbannen würden. Obwohl Corazon noch nicht einmal zwei Jahre alt war, hatte er bereits viel zu viele Tage mit knurrendem Magen zugebracht. "Ich kann dir trotzdem helfen", bot Doflamingo an. "Bestimmt freut sich Corazon zum Frühstück über die Baummarder, die du vorgestern von der Jagd mitgebracht hast. Ich ziehe ihnen schon einmal das Fell ab." "Danke", sagte Crocodile, der sich darüber freute, dass der Wolf ihm ein wenig Arbeit abnahm. Der Alltag mit gleich vier kleinen Kindern gestaltete sich zumeist sehr anstrengend. Ohne die Unterstützung seines Partners wäre Crocodile mit der Pflege der Welpen definitiv überfordert. Umgekehrt galt natürlich dasselbe. Behutsam fütterte Crocodile seinen kleinen Sohn mit der fertig zubereiteten Milch. Zoro schien großen Appetit zu haben; gierig nuckelte er an dem Fläschchen und trank es innerhalb weniger Minuten komplett leer. Während Crocodile ihn an seine Schulter hob und ihm leicht auf den Rücken klopfte, meinte Doflamingo plötzlich ganz unvermittelt: "Ich finde es unfassbar schön, dass sich inzwischen alles zum Guten gewendet hat." Crocodile zog verwundert eine Augenbraue hoch. "Was meinst du denn damit?", fragte er nach und setzte Zoro neben sich auf den Boden. Monets kleine Fellöhrchen wackelten, was für ihre Eltern ein eindeutiges Anzeichen dafür war, dass sie gleich aufwachen würde. Und bis dahin wollte er am liebsten gleich schon das nächste Fläschchen vorbereitet haben. "Nun ja", sagte Doflamingo und hielt inne. "Es hat in letzter Zeit so viele unerwartete Geschehnisse gegeben. Und nicht alles, was passiert ist, war gut. Manchmal, wenn ich meine Augen schließe, sehe ich die Mutter der Drillinge vor mir. Ihre zerschundene Leiche gleich neben der Kuhle, in der wir Zoro, Monet und Mihawk damals fanden. Und mir läuft es auch eiskalt den Rücken hinunter, wenn ich an das Wolfsrudel denke, dem Corazon früher angehört hat. Womöglich hätte ich nur ein paar Stunden später aufbrechen müssen und sein Leben wäre nicht mehr zu retten gewesen. Mir wird ganz anders, wenn ich an diese Dinge denke." "Wir haben diese Zeit hinter uns gelassen", sagte Crocodile und senkte den Blick. Er konnte seinen Partner gut verstehen. Auch er träumte nachts manchmal von Corazon; wie er hungerte, fror und sich danach sehnte, dass sich jemand um ihn kümmerte. Das Schlimmste an dieser Vorstellung war, fand Crocodile, dass sein ältester Sohn genau diese Situation tatsächlich erlebt hatte. Oft fragte er sich sogar, ob Corazon sich dessen bewusst war, dass man ihn im Stich gelassen hatte. Crocodile hoffte, dass sein Sohn noch zu jung war, um diese furchtbare Erkenntnis zu begreifen. "Dieses scheußliche Wolfsrudel ist fort. Und wir haben sowohl Corazon als auch die Drillinge aufgepäppelt. Bei uns geht es ihnen gut. Der Einfluss ihrer Vergangenheit wird immer weiter abnehmen; bald werden sie sich nicht mehr an diese Geschehnisse erinnern können. Wir werden ein schönes Leben führen. Wir alle zusammen als Familie. Besser können es die Kleinen nicht haben." "Das denke ich auch", stimmte ihm Doflamingo breit lächelnd zu. "Unserem Glück steht nichts mehr im Wege. Ich freue mich schon auf die Zukunft: Ich kann es kaum abwarten Corazons erstes Wort zu hören. Oder zu sehen wie die Drillinge das Laufen lernen. Auch wenn es nicht immer einfach ist mit den Welpen, bereue ich es kein Stück sie aufgenommen zu haben. Für nichts auf der Welt würde ich meine Familie hergeben." Crocodile war ganz der Meinung seines Partners. Auch er freute sich auf die kommenden Jahre mit den Kindern. Er konnte sich nichts Schöneres vorstellen als ihnen beim Wachsen zuzusehen und sie zu unterstützen, wo immer es möglich war. Gerade hatte er diesen Gedanken zu Ende geführt, als Crocodile ein Zupfen an seinem rechten Hemdsärmel spürte. Verwundert sah er sich um und bemerkte Monet, die zu ihm hinüber gekrabbelt war und nun neben ihrem Bruder auf dem Boden saß. Crocodile lächelte und nahm seine kleine Tochter hoch, um sie zu füttern. Monet war der einzige Drilling, der schon dazu in der Lage war zu krabbeln. Sie schien ihren gleichaltrigen Brüdern in der motorischen Entwicklung ein Stückchen voraus zu sein, denn Crocodile erinnerte sich daran, dass sie auch als Erste gelernt hatte sich selbstständig aufzusetzen. Auch wenn Monet, Zoro und Mihawk das gleiche Alter hatten, waren sie sehr unterschiedlich. Crocodile und Doflamingo hatten sich mit diesem Umstand längst abgefunden und bemühten sich darum die Welpen nicht zu stark miteinander zu vergleichen oder gar unter Druck zu setzen. "Ich mache das schon", sagte Doflamingo, als Mihawk laut brüllend aus seinem Schlaf erwachte. Mihawk war der Welpe, der damals unter der beidseitigen Mittelohrentzündung gelitten hatte. Im Gegensatz zu seinen Geschwistern schrie er häufig, wenn er aufwachte. Durch den Lärm wurde automatisch auch Corazon, ihr ältester Sohn, geweckt. Der etwa eineinhalbjährige Welpe rieb sich kurz die Augen, ehe er seine Hand nach seinem schreienden Bruder ausstreckte, der gleich neben ihm lag, und ihm zärtlich über sein rot angelaufenes Köpfchen streichelte. Sofort wurde Mihawk ein wenig ruhiger. "Anscheinend hast du einen Helfer", gluckste Crocodile. "Corazon macht sich gut als großer Bruder", erwiderte Doflamingo mit stolzer Stimme und huschte zu seinen beiden Söhnen hinüber. Corazon schenkte seinem Vater ein Lächeln, als dieser in seinem Blickfeld auftauchte; Mihawk hingegen war (vermutlich wegen der Streicheleinheiten seines Bruders) beinahe schon wieder weggenickt. "Du kümmerst dich wirklich toll um deine Geschwisterchen", lobte Doflamingo seinen Sohn in einem Tonfall, bei dem Crocodile unweigerlich mit den Augen rollte. Auch wenn er wusste, dass es wichtig war die Welpen immer wieder zu loben (allen voran Corazon, der oft verunsichert wirkte), könnte er selbst nie in einem solch lächerlichen Ton mit ihnen sprechen. Während er weiterhin Monet fütterte (sie trank weniger eifrig als Zoro), sah Crocodile dabei zu wie Doflamingo ihrem Ältesten beim Essen half. In dem Rudel, dem Corazon einst angehörte, hatte man anscheinend nicht allzu viel Wert darauf gelegt den Kindern Manieren beizubringen. Obwohl er unter der Aufsicht seiner neuen Eltern nie Hunger leiden musste, stürzte sich Corazon noch immer gierig auf jedes Stück Fleisch, das man ihm gab, und verschlang es so schnell wie möglich. Leider war es nicht gerade einfach diesem Verhalten entgegenzuwirken; immerhin hatte es sich dabei lange Zeit um eine wichtige Überlebensstrategie gehalten. Crocodile konnte sich gut vorstellen, dass Aokiji, Kizaru und die Anderen nur sehr wenig Fleisch für die jüngsten Mitglieder ihres Rudels übrig gelassen hatten. Da hieß es: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. "Langsam, Corazon", sprach Doflamingo zu seinem Sohn, der auf seinem Schoß saß und dem er immer wieder ein Stückchen Fleisch gab. "Es ist mehr als genug da. Iss langsam, sonst verschluckst du dich bloß wieder." Monet hatte ihr Fläschchen leergetrunken. Crocodile ließ sie aufstoßen und setzte sie dann wieder neben Zoro ab. "Wollen wir ein bisschen nach draußen gehen, wenn wir fertig mit dem Frühstück sind?", fragte er seinen Partner und bemühte sich darum so unverfänglich wie möglich zu klingen. Doflamingo durchschaute ihn natürlich trotzdem sofort und brach in Gelächter aus. Als er sich wieder beruhigt hatte, sagte er schließlich: "Klar. Vielleicht ist heute Nacht ja endlich Schnee gefallen. Ich würde mich wirklich für dich freuen, wenn es so wäre. Immerhin wartest du schon seit mehr als zwei Jahren auf diesen Tag." Crocodile verzog den Mund, doch gab keine Erwiderung auf die Aussage seines Partners. Er wusste, dass Doflamingo absolut recht hatte; trotzdem wollte er sich vor diesem keine Blöße geben. Dafür war er einfach viel zu stolz. Ein breites Grinsen schlich sich auf Doflamingos Lippen, als er sich im Eingangsbereich der Höhle niederließ und sah, dass die Welt draußen tatsächlich von einer makellosen Schneeschicht eingehüllt worden war. Für ihn war dieser Anblick, um ehrlich zu sein, nichts Besonderes. Schon als kleines Kind hatte Doflamingo mit seinem jüngeren Bruder und mit den anderen Kindern des Rudels im Schnee gespielt. Sie hatten Schneemänner gebaut und Schneeballschlachten geschlagen; es war eine wirklich schöne Zeit gewesen. Doflamingo erinnerte sich gerne daran zurück und freute sich schon darauf, mit seinen eigenen Kindern im Schnee zu spielen. Der ehrfürchtige Gesichtsausdruck, den der Kater aufsetzte, als er den vom Schnee bedeckten Wald sah, amüsierte ihn köstlich. Trotzdem hielt Doflamingo sich zurück und schluckte jeden schnippischen Kommentar hinunter, der ihm auf der Zunge lag. Zwei Jahre lang hatte Crocodile darauf gewartet. Doflamingo wusste, dass er ihm diesen einzigartigen Moment nicht kaputt machen durfte. Anstatt sich also über seinen Partner lustig zu machen, der die herabfallenden Schneeflocken mit großen Augen bestaunte, schwieg Doflamingo geduldig. Crocodiles Zögern rührte ihn sogar. Der Kater traute sich einfach nicht seine Hand auszustrecken, um endlich eine Antwort auf die Frage zu bekommen wie sich Schnee wohl anfühlte. Erst nach einigen Minuten überwand er sich schließlich. Gespannt musterte Doflamingo seinen Partner: Sein schwarzer Katzenschwanz peitschte hin und her und seine Augenbrauen zuckten nervös, als er mit der rechten Hand die makellose Schneedecke berührte. Crocodile schloss seine Augen und verharrte etwa eine Minute lang absolut bewegungslos in dieser Position. Nicht einmal einen Atem konnte Doflamingo ausmachen. Als der Kater seine Hand wieder zurücknahm, war diese knallrot angelaufen. Nun konnte Doflamingo sich einen neckischen Kommentar doch nicht ganz verkneifen. "Vielleicht hätte ich dich vorwarnen soll", grinste er und meinte dann im selben Tonfall, den er oft den Welpen gegenüber anschlug: "Schnee ist übrigens kalt." Sein Gelächter erstarb jedoch abrupt, als er Crocodile ungerührt sagen hörte: "Das wusste ich nicht." Doflamingo zog die Augenbrauen zusammen und sah skeptisch zu seinem Partner hinüber. "Meinst du das ernst?", fragte er mit ungläubiger Stimme. "Du wusstest nicht, dass Schnee kalt ist?" Crocodile zuckte mit den Schultern. "Ich habe schon hunderte Male dabei zugesehen wie der Schnee fällt. Doch jedes Mal bloß durch eine Glasscheibe hindurch. Zwanzig Jahre lang dachte ich, dass Schnee sich warm anfühlt und so weich wie Watte ist. Aber da habe ich mich wohl geirrt. Er ist eiskalt und schmilzt zu Wasser auf meiner Haut." Doflamingo konnte nur schwer fassen, was sein Partner da sagte. In den letzten zwei Jahren hatte er sich sehr stark an die Gesellschaft des Katers gewöhnt; oft vergaß er dabei sogar, dass dieser nicht schon immer gemeinsam mit ihm hier draußen im Wald lebte. Stattdessen hatte Crocodile zwei Jahrzehnte hinter verschlossenen Türen zugebracht. Nie hatte weiches Gras seine Füße gekitzelt, hatte kalter Wind ihm ins Gesicht geblasen. Doflamingo wurde schlecht bei dieser Vorstellung. Am liebsten würde er die Frau ausfindig machen, die seinen Partner fast sein gesamtes Leben lang wie einen Gefangenen gehalten hatte, und sie zerfleischen. "Hoffentlich bist du nicht allzu stark enttäuscht", sagte Doflamingo mit mitleidiger Stimme. "Wieso sollte ich enttäuscht sein?", gab Crocodile kopfschüttelnd zurück. "Ich bin froh darüber, dass ich nun endlich die Wahrheit herausgefunden habe. Zwanzig Jahre lang bin ich von einer völlig falschen Annahme ausgegangen. So ist es mir schon bei vielen Dingen ergangen: Bevor ich geflohen bin, wusste ich nicht, dass die Rinde von Bäumen sich rau anfühlt. Dass Bienen beim Fliegen summen. Oder dass meine Haut sich pellt, wenn ich zu lange in der Sonne bleibe." Doflamingo wusste nicht, was er auf diese Aussage erwidern sollte. Sein Partner tat ihm furchtbar leid. Er konnte sich nichts Schrecklicheres vorstellen als ein Leben in Gefangenschaft zu führen. Nicht einmal seinen schlimmsten Feinden wünschte Doflamingo dieses Schicksal. "Wir sollten Corazon holen", meinte Crocodile plötzlich. "Der letzte Schnee ist vor mehr als zwei Jahren gefallen, nicht wahr? Für ihn ist es also auch das allererste Mal. Bestimmt freut er sich über die schöne Aussicht." Doflamingo nickte. "Bleib du ruhig hier", sagte er in einem zärtlich klingenden Tonfall. Inzwischen schien Crocodile nicht bloß an den Drillingen, sondern auch am neuesten Zuwachs ihres kleinen Rudels sehr zu hängen. Der Kater, der selbst den Großteil seines Lebens in Gefangenschaft verbracht hatte, schien sich zu wünschen, dass seine Kinder von klein auf möglichst viele Erfahrungen mit der Natur sammeln konnten.. Diese Vorstellung rührte Doflamingo sehr. Er war sich absolut sicher, dass Crocodile sich gut als Vater machen würde. Ein wohlwollendes Lächeln zauberte sich auf Crocodiles Gesicht, als er seinen ältesten Sohn beobachtete. Kaum hatte Corazon die in strahlend weißen Schnee gehüllte Landschaft erblickt, wurden seine Augen tellergroß. Ehrfürchtig sah er sich um. Es dauerte eine Weile bis er sich traute von seinem Lieblingsplatz (Doflamingos Schoß) aufzustehen und das ihm unbekannte Phänomen genauer zu untersuchen. Crocodile und Doflamingo ermunterten ihren Sohn bei seiner kleinen Erkundungstour, doch drängten ihn nicht. Sie hatten bereits die unangenehme Erfahrung gemacht, dass der etwa eineinhalbjährige Welpe absolut negativ auf Druck jedweder Art reagierte. Wenn er sich bedrängt fühlte, brach er jede Handlung sofort ab, bedeckte sein Gesicht mit den Händen und begann jämmerlich zu fiepen. Die Schneeschicht, welche die Wiese vor dem Eingang ihrer Höhle bedeckte, reichte Corazon beinahe bis zum Bauchnabel. Neugierig berührte er die weiße Masse, ließ sie in seinen Händen zu Wasser schmelzen und versuchte sogar eine Schneeflocke mit der Zunge aufzufangen. Er hörte Doflamingo fröhlich lachen; auch Crocodile selbst kam nicht umhin zu schmunzeln. Er konnte es sich nicht so recht erklären, doch es machte ihn unfassbar glücklich seinen kleinen Sohn im Schnee spielen zu sehen. Plötzlich kamen ihm all die schlimmen Dinge, die sie in den letzten Wochen erlebt hatten, sehr weit weg vor. Crocodile beobachtete wie Corazon zu seinem Vater zurückkehrte. Der kleine Welpe zog stürmisch an dessen Hemdsärmel und schien ihn dazu bewegen zu wollen zusammen mit ihm im Schnee zu spielen. Selbstredend konnte Doflamingo seinem Sohn diese Bitte nicht abschlagen. Er ließ sich also von Corazon nach draußen lotzen und nahm diesen auf seine Schultern. Nun versuchten sie gemeinsam mit der Zunge eine Schneeflocke aufzufangen. Crocodile rollte mit den Augen und hoffte, dass sein Partner das Lächeln, das sich auf seine Lippen gestohlen hatte, nicht bemerkte. Er gab es nur ungern zu, doch Doflamingo sah absolut hinreißend aus mit seinem kleinen Sohn auf den Schultern. Einen besseren Vater konnte Corazon sich nicht wünschen, schoss es Crocodile durch den Kopf. Er war das Beste, was ihm und seinen drei jüngeren Geschwistern passieren konnte. bye sb Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)