Coldhearted Lover von Blaubeere20 ================================================================================ Kapitel 18: Ich bereue es (K) ----------------------------- Perfekt. Das Foto wurde geschossen und somit hatte ich Bestätigung, dass alles nach Plan lief. Die Menschen in dieser Stadt würden sich dann in zwei Teile spalten: Die einen, die wissen, dass ich das nur für meinen beruflichen Weg tue, und die ganze Sache nicht glauben - gut. Und dann die Leute, die das total rührend und mutig von mir finden - ebenfalls gut. Keine Missgeschicke vorsehbar. Ich werde heller im Mittelpunkt scheinen, als jemals zuvor. Ich werde Aufmerksamkeit erlangen. Zwar durch ein falsches Bild, aber dennoch. Dieses Trugbild lässt meine Karriere wieder aufatmen. “Vielleicht noch ein Kussfoto?”, fragte die Frau mit einem Lächeln. Ohne Joeys Zustimmung drehte ich seinen Kopf zu mir und legte meine Lippen auf seine - kein einziger Hauch von Gefühlen. Ich habe es abgestellt. Habe es nun endgültig geschafft, diesem ganzen Quatsch nicht mehr unterwürfig zu sein. Kein Drang nach Zuneigung, kein Bedürfnis nach gemeinsamen Nächten, keine Abhängigkeit. Du hast es geschafft, Kaiba. Hast dich endlich losgerissen von der schlechten, billigen Romanze. Hast dich endlich wieder unter Kontrolle. Das Bild wurde geschossen und man konnte Joeys Rötung im Gesicht nicht verfehlen. Bist du denn immer noch so in mich verliebt, du naive Töle. Glaubst du wirklich, ich wäre dir noch emotionaler Untertan. Zart strich ich noch über die Wange des Blonden, der mich mit Begierde ansah. “Hier wird’s ja heiß!”, die Interviewerin ließ einen kurzen Lacher aus. Danach verabschiedete sie sich von uns und wurde von Roland aus dem Raum geführt. Die Türe ging zu und einen Moment herrschte Stille. “I-ich liebe dich so”, Joey war den Tränen nahe und wusste gar nicht, wie er sich verhalten hätte sollen. Er fiel mir in die Arme und presste sein Gesicht gegen meine Brust. Meine Hände vergrub ich in seinen Haaren und gab ihm ein Gefühl von Geborgenheit. Ich kann nicht nur Gefühle unterdrücken, ich kann sie auch vorspielen. “Ich liebe dich auch”, meine Stimme klang warm, zart und weich. “Ich muss jetzt aber in die Schule. Meine Abschlussprüfung”, Joey hatte ein Zittern in der Stimme, das mich keineswegs kümmerte. Ich erhob mich, drückte ihm seine folierte Arbeit in die Hand und bestellte ihm ein Taxi, dessen Fahrer ich einen Zwanziger in die Hand drückte. Mach’, dass du mir aus den Augen kommst. Zumindest für ein paar Stunden. Der Schüler umarmte mich und stieg in das gelbe Auto und winkte mir noch herzlich zu. Ich legte ein Lächeln auf die Lippen, das sofort verschwand, nachdem der Wagen weit genug war. Ich putzte meinen Mantel ab und machte mich wieder auf den Weg in mein Büro. Kaum hatte ich mich auf meinen Stuhl gesetzt, begann das Telefon zu läuten. Es waren wie immer zahlreiche Anrufe in der Leitung. Gerade, als ich den ersten durchstellen lassen wollte, stürmte Mokuba herein und ich legte auf. “Seto, erkläre mir, was das mit Joey auf sich hat!”, forderte der Kleine und sah mich komplett orientierungslos an. Ich lachte kurz auf und zuckte mit den Schultern. “Ihr habt...zusammen in einem Bett geschlafen”, seine Augen weiteten sich. “Mokuba, es reicht!”, fuhr ich ihn an, worauf er ein paar Schritte zurück machte und sich letztendlich umdrehte, um zu gehen. Du hast ihn schon wieder angeschrien, Kaiba. Er geht schon wieder traurig aus deinem Büro. Als er den letzten Schritt aus dem Raum gemacht hatte, schlug er die Türe hinter sich kräftig mit dem Fuß zu. Es knallte. Sauer fuhr ich mir durch die Haare und musste wieder etwas Produktives machen. Hastig rief ich Roland an; “Bitte die nächsten Statistiken über den Verkauf von Duel Discs ausdrucken und mir so bald, wie möglich, bringen”. Damit beendete ich auch schon das Gespräch und seufzte laut. Am liebsten hätte ich alles hier umgeworfen und zerschmettern sehen. Ja, ich habe mit ihm ein Bett geteilt. Ja, ich habe mit ihm geschlafen. Ja, ich habe ihm meinen nackten Körper komplett zur Verfügung gestellt. Und ich bereue es. Ich dachte, ich hätte die Situation halbwegs unter Kontrolle, da ich keine Gefühle durchdringen lassen habe - aber nun verliere ich den Verstand. Es trieb mich zur Weißglut. Mit der Faust schlug ich gegen die Wand und fühlte mich machtlos. Ich, der große Seto Kaiba, fühlte sich machtlos. Welch ein Jammer. Du liebst ihn nicht. Du liebst ihn nicht, verdammt! Ein weiterer Faustschlag. Wie, als würde man mir die Luftzufuhr nehmen, atmete ich kräftig und laut ein und aus. Es machte mich so fertig. Die Sache mit Wheeler ließ jegliche Leitungen in mir durchbrennen. “Was ist aus dir geworden”, sprach ich gegen die Wand. “Wie willst du der Öffentlichkeit eine Beziehung mit diesem Idioten vortäuschen, wenn du nicht einmal den Gedanken an ihn aushältst”, meine Lippen zitterten. Ich spürte, wie mein ganzer Körper zitterte und kurz davor war, in sich einzusacken. Er hat heute seine Abschlussprüfung. Danach würde er sich einen Job suchen und sein eigenes Leben endlich auf die Reihe bekommen. Das bedeutet, dass ich ihn, nach erfolgreicher Verkaufsquote der Duel Discs, wieder alleine zurücklassen kann. Er wird dann schon klarkommen. Wird er schon. Und ich? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)