Die Dinge, die wir immer wollten... von Sakuran (Taichi & Mimi) ================================================================================ Kapitel 9: Das Leuchten der Sterne ---------------------------------- Die Legende des japanischen Tanabata: Orihime, die Tochter des Himmelsgottes, war eine fleißige Weberin. Um ihr Abwechslung von der Arbeit zu ermöglichen, wurde sie von ihrem Vater mit dem Rinderhirten Hikoboshi verheiratet. Sie waren so verliebt, dass beide deswegen ihre Arbeit vergaßen. Darüber war der Himmelsgott so erbost, dass er Hikoboshi auf die andere Seite des großen Flusses (die Milchstraße) verbannte. Weil das getrennte Liebespaar aber vor Kummer immer noch nicht arbeiten konnte, erlaubte der Himmelsgott, dass sich die beiden Liebenden einmal im Jahr treffen durften und zwar am siebenten Abend des siebenten Monats – an Tanabata. In Japan ist es Brauch, dass kleine Bambusbäume aufgestellt werden, an denen Zettel mit Wünschen aufgehängt werden. In der Hoffnung, dass sich diese dadurch erfüllen und sich Liebende beispielsweise im nächsten Jahr wieder treffen können. 07. Juli 2015, Tateyama, Präfektur Chiba – Mimis Geburtstag Ihr gesamter Geburtstag war bereits die reinste Katastrophe. Seit der hitzigen Auseinandersetzung heute Nacht, hatte sich Taichi noch nicht blicken lassen. Auch die Laune von Mimi verfinsterte sich jede Sekunde zunehmend. Zwar hatte sich ihre Mutter tatsächlich per Mail gemeldet, aber von ihrem Vater hatte sie bislang noch keinen einzigen Glückwunsch zum Geburtstag erhalten. Die junge Frau saß gerade mit ihrer Großmutter im Garten und beobachtete den Sonnenuntergang. Überall hörte man Musik und das Gelächter der Menschen, welche sich nach und nach auf das Tanabata begaben. „Du solltest mit deinem Geliebten auf das Fest gehen...“ Erschrocken fuhr Mimi herum und starrte ihre Großmutter an. Hatte sie die Worte der älteren Dame gerade richtig verstanden? „Wovon sprichst du?“ stotterte die junge Frau. Kimiko grinste und sah ihrer Enkeltochter ins Gesicht. „Möchtest du deiner alten Großmutter etwa Märchen erzählen? Dieses lodernde Feuer zwischen euch beiden ist bereits dann zu spüren, wenn man sich nur mit euch in einem Raum befindet. Außerdem bin ich nicht dumm. Ihr habt bislang jede Nacht miteinander verbracht.“ Die Röte schoss der Brünetten sofort ins Gesicht. Offenbar hatte sie ihre Großmutter etwas unterschätzt. Die junge Frau wusste überhaupt nicht, was sie jetzt sagen oder denken sollte. Scheinbar war es jedem einzelnen Menschen auf diesem Planten klar, was da zwischen ihr und Taichi lief, außer den beiden. „Mimi, er ist ein wirklich guter Mann mit einem großen Herzen. Ich glaube fest, dass er es, trotz aller Hindernisse schaffen kann, dich glücklich zu machen. Du musst es nur zulassen...“ ohne noch etwas hinzuzufügen erhob sich Kimiko geschmeidig von der hölzernen Gartenbank und begab sich nach drinnen. Verwundert folgte ihr ihre Enkeltochter. Im Wohnzimmer befand sich eine antike Kommode und Kimiko öffnete die untere Schublade. Darin befand sich ein großer Karton aus weißer Pappe. Als sie ihn öffnete lag darin, sorgfältig in Seidenpapier verpackt, ein wundervoller Kimono. Auf der rosafarbenen Seide befanden sich mit Silberfaden gestickte florale Blütenmuster. Mimi's Augen weiteten sich und sprachlos starrte sie auf das wundervolle Kleidungsstück. „Diesen Kimono habe ich vor langer Zeit getragen...“ die Stimme ihrer Großmutter war ungewohnt schwach. „Ich möchte, dass du ihn heute Abend trägst und deinen Geburtstag genießt. Ihr solltet euch miteinander aussprechen.“ Irgendwie war es schon beschämend für Mimi, dass sie es verlernt hatte sich einen Kimono selbstständig anzuziehen, geschweige denn einen Obi zu binden. Vollkommen routiniert half Kimiko ihrer Enkeltochter dabei, das traditionelle japanische Kleidungsstück anzulegen. Abschließend formte die ältere Dame, aus den wundervoll langen kastanienbraunen Haaren, eine schlichte Hochsteckfrisur und befestigte die einzelnen Haarsträhnen mit einem rosafarbenen Seidenband. „Du siehst wundervoll aus...“ stolz betrachtete sie Mimi und küsste ihre Stirn. Plötzlich läutete es an der Haustür, doch noch ehe Mimi das Wohnzimmer durchqueren konnte, um die Tür zu öffnen, war es Taichi, der ihr zuvor kam. Es waren die kleinen Jungs aus der Nachbarschaft, die freudig den etwas zu klein geratenen Bambuszweig ins Haus trugen. „Eure Wunschzettel fehlen noch!“ zwitscherte der Eine aufgeregt und starrte den brünetten Mann an. „Habt ihr den Zweig für das Tanabata gemacht?“ fragte Taichi interessiert und grinste, als er einige der Wunschzettel durchlas. „Ja, in der Schule! Wir haben schon alle Zettel eingesammelt, nur ihr fehlt noch!“ ein anderer Junge reichte ihm eines der länglichen Papierstreifen und ging weiter ins Wohnzimmer. „Oh, du bist aber eine hübsche Tante...“ sagte er und reichte Mimi ebenfalls einen Zettel. Taichi folgte den drei frechen Jungs und erblickte ebenso seine Freundin, welche bereits komplett fertig angezogen im Wohnzimmer stand. Er hatte Mimi noch nie in einem Kimono gesehen und es war, als würde ihn ein heißer Blitz durchzucken. Ihr anmutiger Hals ragte aus dem zarten rosafarbenen Seidenstoff hervor. Einzelne Haarsträhnen waren aus ihrer Frisur gerutscht und umspielten ihre rosigen Wangen. Als sich ihre Blicke trafen, kehrte Taichi sofort zurück in die Realität. Noch immer wütend, schob er seine Hände in die Hosentaschen und ging an ihr vorbei, damit er sich wieder nach oben in sein Zimmer begeben konnte. „Viel Spaß...“ sagte er abweisend und ließ Mimi im Wohnzimmer zurück. Er wollte gerade die Tür hinter sich zuziehen, als Kimiko seinen Arm packte. „Du dämlicher Idiot! Hör auf so ein Kindskopf zu sein, zieh dich an und geh mit ihr zusammen auf das Fest.“ sie drückte ihm ein Bündel Stoff in die Hand und fixierte ihn mit einem strafenden Blick. „Was soll das? Ich will nicht mit ihr auf's Tanabata.“ „Das ist mir egal was du willst. Solange du hier in meinem Haus bist, hast du meine Regeln zu befolgen. Ich weiß nicht, was da schon wieder zwischen euch passiert ist, aber du musst mit ihr darüber sprechen. Hast du denn immer noch nichts gelernt?“ sie lächelte sanftmütig und seufzte. „Das wahre Gesicht eines Menschen liegt nicht darin, was er dir offenbart, sondern in dem, was er dir nicht offenbaren kann. Wenn du Mimi verstehen willst, dann höre nicht nur auf das, was sie dir sagt. Sondern frage vielmehr, warum es Dinge gibt, die sie dir verschweigt...“ durcheinander starrte er in das Gesicht der älteren Dame und presste seine Finger in das Bündel Stoff in seinen Händen. Mittlerweile waren auch Sae und Onkel Kazuki erschienen und holten Mimi ab. Die Jungs rannten nervös auf der Straße umher und wollten endlich auf das Fest gehen. Vorsichtig band Mimi ihren Zettel an den Bambuszweig, als sie plötzlich zwei Hände neben sich spürte. Taichi befestigte ebenso seinen Zettel und einen von Kimiko an dem Zweig. Er sah sie nicht an und sprach auch kein Wort mit ihr. Zu unwohl fühlte er sich in dieser Situation, vor allem auch deswegen, weil sie nicht alleine waren. „Ich würde gerne mitkommen...“ sagte er unsicher und richtete den Kragen seines Yukata. Der dünne Baumwollstoff kratzte fürchterlich und Taichi konnte es noch nie leiden, diese dämlichen Baumwollgewänder zu tragen. Doch Kimiko zwang ihn förmlich in diese traditionelle Klamotte und peitschte ihn aus dem Haus. Etwas verstört betrachtete Mimi ihren Freund und war unsicher, was sie jetzt antworten sollte. Er sah süß aus in seinem Yukata, aber sie konnte nicht verstehen, warum er immer noch so merkwürdig abweisend ihr gegenüber war. „Wir sollten jetzt los gehen, sonst verpassen wir das Feuerwerk. Bleibt Kimiko zu Hause?“ fragte Sae und ergriff die Hand ihrer Halbschwester. „Ja sie fühlt sich heute nicht so gut, um den ganzen Weg zu laufen.“ antworte Tai und lief neben den beiden Mädchen her. „Irgendwie liegt es wohl in der Luft. Meine Frau bleibt auch zu Hause und lässt mich alleine gehen...“ Kazuki versuchte traurig zu klingen, aber die beiden Mädchen lachten ihn nur aus. „Deine Frau hat ein gebrochenes Bein. Hättest du sie lieber den gesamten Abend getragen?“ fragte Mimi und bemerkte, dass ihr Freund sehr nachdenklich wirkte. Den gesamten Weg zum Festplatz hatten Mimi und Tai keine Möglichkeit miteinander zu sprechen. Die kleinen frechen Jungs redeten ununterbrochen auf den jungen Mann ein und wollten alles über Fußball von ihm erfahren. Mimi hingegen wurde von ihrer Schwester über die neuesten Neuigkeiten im Krankenhaus informiert. Sie erzählte ihr, dass ein neuer Assistenzarzt im nächsten Monat anfangen sollte und er sich heute vorgestellt hätte, doch leider habe ihn Sae nicht persönlich gesehen. Als die kleine Gruppe endlich den Festplatz erreichte brannten bereits überall die bunten Laternen. Es wirkte als würden tausende glühende Sterne über ihnen hängen. Die Jungs stellten ihren Bambuszweig mit den Wunschzetteln zu den anderen Zweigen und verschwanden dann im Getümmel. Überall gab es leckere Essensstände mit lokalen Köstlichkeiten und verschiedene Spielbuden, an denen man die blödesten Preise gewinnen konnte. Kazuki und Sae versuchten sich gleich am ersten Stand dabei, einige Goldfische mit einem Papiersieb zu fangen. Mimi beobachtete die beiden lachend und Taichi stand mit finsterem Gesichtsausdruck neben ihr. „Mimi, wir sollten miteinander sprechen...“ sagte er leise. Sie drehte ihren Kopf leicht zur Seite und sah ihn fragend an. „Worüber denn? Warum bist du so merkwürdig?“ wollte sie wissen und ging einige Schritte von ihrem Onkel und ihrer Schwester weg. Tai holte tief Luft und versuchte die richtigen Worte zu finden, denn obwohl er den gesamten Weg darüber nachgedacht hatte, fiel ihm jetzt doch nichts mehr ein. „Happy Birthday wunderhübsches Geburtstagskind. Als seist du keinen Tag gealtert...“ diese vertraute Stimme riss die beiden jäh aus ihrem Gespräch und erstaunt drehte sich Mimi um. Hinter ihr stand ein großer junger Mann mit dunklem Haar und stechend blauen Augen. Im Gegensatz zu den anderen Besuchern des Festes trug er eine Jeans, ein weißes Hemd und ein dunkelblaues Sakko darüber. Er hatte beide Hände in seinen Hosentaschen und lächelte die junge Frau mit einem breiten Grinsen an. „Joe!“ schrie Mimi auf und sprang ihm förmlich in die Arme. Taichi hatte sich nicht umdrehen brauchen, denn er stand dem Älteren gegenüber. Genervt verdrehte er seine Augen, als er die Worte seines Freundes hörte und musste sich beherrschen ihm nicht sofort auf die Füße zu kotzen. So ein Schleimbeutel, was wollte der überhaupt hier? Taucht hier einfach auf, lässt ein paar coole Sprüche los und macht einen auf ober geilen Traumprinzen. Aber mit einem Mal durchfuhr es ihn wie ein gleißender Blitz. Plötzlich blieb alles um ihn herum stehen. Tai hielt inne und starrte Joe schockiert an. Die Kürzel unter dem Brief, dort stand: »J.K.« - Joe Kido. Jetzt ergab einfach alles einen Sinn. Warum Joe hier war, weshalb die beiden immer wieder so vertraut miteinander umgingen und Mimi all das vor Tai verheimlichte. Seine dunkelbraunen Augen betrachteten die zwei und es schien, als würde alles um ihn herum in tausend winzige Scherben zerbrechen. Jede Berührung von Joe auf ihrem Rücken, jedes zärtliche Lächeln das sie ihm schenkte, jedes einzelne Wort, das sie so liebevoll miteinander wechselten. Taichi konnte es nicht länger ertragen und musste aus dieser demütigenden Situation fliehen. Kurz davor den Verstand zu verlieren, drängte er sich durch die Menschen und versuchte zu verschwinden. Was sollte er nur tun? Wie sollte er damit umgehen? „Warum bist du denn hier?“ fragte Mimi und löste sich aus seiner Umarmung. „Ich hatte hier sowieso zu tun.“ er lächelte und strich ihr einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Was hast du denn hier zu tun?“ „Ich war im Krankenhaus, sie haben eine Stelle für einen Assistenzart und ich habe mich heute persönlich vorgestellt.“ sie schluckte hart und blickte ihn eindringlich an. „Ist das dein Ernst? Aber wieso? Du könntest doch überall arbeiten, da musst du doch nicht hierher in die Pampa.“ Joe lächelte stumm und schüttelte mit seinem Kopf. „Was ist mit dir und ihm?“ Mimi wurde rot und drehte sich verlegen um. Aber erschrocken musste sie feststellen, dass Tai überhaupt nicht mehr hinter ihr war. „Er ist vor einigen Minuten verschwunden. Weiß er von dir und mir? Er schien wahnsinnig wütend zu sein.“ sagte Joe und schob seine Hände wieder in die Hosentasche. „Ich....ich weiß nicht...“ sie drehte sich wieder zu dem Älteren um und ihre Mimik verfinsterte sich. „Ich muss ihn suchen, bitte entschuldige. Ich bin gleich wieder hier...“ Die junge Frau eilte in ihrem engen Kimono durch die Menschen und suchte ihren Freund, doch von Tai fehlte jede Spur. Was war nur in ihn gefahren? Warum verhielt er sich so komisch? Er hatte Joe nicht einmal begrüßt oder mit ihm ein paar Worte gewechselt. Mittlerweile hatte die junge Frau den Festplatz hinter sich gelassen. Irgendwie fand sie sich mitten auf einer großen Wiese wieder. Im feuchten Gras lagen einige kleine brennende Papierlampions. Der warme Schein erhellte die Dunkelheit und plötzlich erkannte sie seine Silhouette am anderen Ende des Weges. Als sie ihn dort stehen sah, überfiel sie ein beißendes Gefühl von Wut. Mit eiligen Schritten näherte sie sich ihm und zog ihm heftig am Ärmel. „Was ist mit dir los? Du bist so ein Blödmann! Warum musst du dich so aufführen?“ ihre Stimme bebte förmlich vor Wut. Taichi hatte sie überhaupt nicht bemerkt und zuckte unter ihrer Berührung zusammen. Doch seine Schockstarre hielt nicht lange an. Sofort verfinsterte sich sein sonst so liebevoller Gesichtsausdruck. Schmerz, Trauer und Wut zeichnete seine dunklen Augen. Alle Worte, die er sich überlegt hatte, alle Emotionen, die er versuchte zu sortieren, einfach alles brach über ihm zusammen. Er konnte nicht mehr. „Wie kannst du mich so belügen? Wie lange geht das mit euch? Wann wolltest du es mir sagen?“ sein Tonfall war gefährlich aggressiv und Mimi wich sofort einige Schritte zurück. „Wovon sprichst du überhaupt?“ Er ballte seine Hände zu Fäusten und sie konnte deutlich erkennen, dass er in seiner rechten Hand etwas festhielt. Vor Zorn spannte sich jeder Muskel in seinem Körper an. Wollte sie ihn zum Narren halten? „Tai?“ fragte sie leise nach. In einer hastigen Bewegung warf er ihr das kleine Ringkästchen entgegen. Gerade so konnte sie es fangen und blickte völlig schockiert auf die mit Samt überzogene Schachtel. Im gleichen Moment kam ihr eine etwas größere Schmuckschatulle entgegen geflogen. „Ich spreche davon! Ach und das andere ist dein Geburtstagsgeschenk. Happy Birthday!“ schrie er sie an und lachte zynisch. „Du und er, wie lange läuft das schon? Er kommt hierher und will eine Antwort von dir! Welche wirst du ihm geben? Mhm? Mimi, sag es mir! Für wen von uns entscheidest du dich? Oder willst du uns beide warm halten?“ verzweifelt schüttelte er seinen Kopf und seine Stimme wurde nicht leiser. „Ich dachte wirklich, dass ich mich in dir getäuscht hätte, aber du bist die selbe durchtriebene, egoistische Verräterin wie immer. Sag mal bist du dir eigentlich für nichts zu schade?“ Bevor er auch nur noch ein Wort sprechen konnte fing er sich eine Ohrfeige von ihr. „Wie kannst du es wagen, so mit mir zu sprechen? Wie kommst du dazu meine Sachen zu durchsuchen?“ fuhr sie ihn an und kämpfte mit ihren Tränen. „Wie bitte? Du hast alles auf deinem Tisch liegen gelassen und ich sollte deine Jacke holen. Schön hast du es mir unter die Nase gerieben! Hat er dich wenigstens glücklicher gemacht als ich? Denn offenbar gelang es ihm, dich zu halten. Bei mir bist du ja nicht geblieben. Bist einfach abgehauen und zwar mit ihm.“ beide schrien sich so heftig an, dass es an ein Wunder grenzte, dass es niemand mitbekam. „Ach du und dein elendiges Selbstmitleid. Warum hast du mich nicht aufgehalten? Warum hast du niemals um mich gekämpft, wenn es dir so wichtig war? Du hast mich immer wieder von dir weggestoßen. Du hast mir mein Herz gebrochen! Und jetzt, jetzt tust du es schon wieder! Also warum soll ich mich nicht für Joe entscheiden? Er war immer für mich da. Er möchte mit mir zusammen sein und er verletzt mich nicht ständig. Sag mir einen einzigen Grund, warum ich ihn nicht heiraten sollte. Warum sollte ich mich für dich entscheiden?“ Er riss seine Augen auf und schrie ihr diese Worte, die ihm schon so lange auf dem Herzren brannte, mit all seiner Kraft ins Gesicht. „Weil ich dich....“ Aber Mimi konnte den Rest nicht mehr hören, da das ohrenbetäubende Donnern des Feuerwerks seine letzten Worte verschlang. Sie konnte lediglich seine Lippenbewegung im Schein der explodierenden Raketen erahnen. „Was? Was hast du gesagt?“ wisperte sie und versuchte nach seiner Hand zu greifen, doch er entzog sie ihr. Verzweifelt fuhr sich Tai durch sein Haar und starrte auf den Boden. „Ich kann das nicht mehr. Ich kann nicht mehr um eine Frau kämpfen, die überhaupt nicht mit mir zusammen sein will...“ der junge Mann sagte diese Worte beinahe schon kraftlos. Mimi blickte mit gläsernen Augen zu ihm rauf und presste ihre zitternden Hände gegen ihre Brust. „Was sagst du denn da? Du hast vor einigen Tagen noch gesagt, dass es erst dann vorbei ist, wenn wir aufgeben und nicht mehr kämpfen?“ Ohne sie eines Blickes zu würdigen, lief Taichi langsam an ihr vorbei. Der Schein der bunten Feuerwerkskörper färbte alles um sie herum in einem rötlichen Schimmer. Seine Stimme erreichte sie kaum hörbar. „Genau, es ist vorbei.“ Damit ließ er sie einfach stehen und verschwand in den Schatten der Nacht. Mimi versuchte ihm hinterher zu rennen, doch in der Dunkelheit und aufgrund ihres engen Kimonos stolperte sie immer wieder. Weinend stürzte sie im feuchten Gras zu Boden. Verkrampft fuhren ihre Finger in die aufgeweichte Erde. War das sein Ernst? Sollte es so enden? Sollte es jetzt für immer vorbei sein? Langsam öffnete sie die Schmuckschatulle, die er ihr zum Geburtstag schenken wollte. Ein lautes Schluchzen entfuhr ihren Lippen. Vorsichtig nahm sie das wunderschöne Blütenarmband aus der Einlassung heraus. Es handelte sich um genau das gleiche Armband, welches sie vor einigen Tagen im Schaufenster betrachtet hatte. Sie hatte alles kaputt gemacht. Er wollte ehrlich zu ihr sein, um sie kämpfen, sich bemühen und letzten Endes war sie es, die ihn von sich gestoßen hatte. Die ihm sein Herz gebrochen hatte. ------- „Mimi, was ist denn mit dir passiert?“ fragte er besorgt und wischte ihr das verlaufende MakeUp aus dem Gesicht. Joe blickte seine Freundin besorgt an und nahm sie fest in den Arm. „Wo bist du gewesen?“ Weinend presste sie sich in seine Arme. Alles tat ihr so weh. Selbst das Atmen bereitete ihr unerträgliche Schmerzen. „Er hat den Ring gefunden....ich habe ihm nichts gesagt....“ stammelte sie nur in unzusammenhängenden Sätzen. Joe holte tief Luft und drückte sie etwas von sich weg. Mit einem sanften Lächeln streichelte er ihr über die Stirn. „Schon gut. Ich glaube, das solltest nicht du mit ihm klären. Irgendwie bin ich ja auch dran schuld. Ich sollte mit ihm reden.“ „Warte! Bitte bleib...“ Mimi packte seinen Arm. „Nein, dieses Mal nicht. Ich komme wieder, versprochen.“ damit begab sich Joe zurück zum Parkplatz und setzte sich in sein Auto. Natürlich wusste er nicht wohin Tai gegangen war, aber es gab nur eine Hauptstraße und der junge Arzt hatte beschlossen, ihn einfach genau dort zu suchen. Es dauerte einige Zeit bis Joe ihn tatsächlich ausfindig gemacht hatte. Langsam fuhr er an ihn heran, doch Tai dachte überhaupt nicht daran stehen zu bleiben. Also stieg Joe aus dem Wagen aus und lief ihm zu Fuß hinterher. „Jetzt warte doch mal Tai. Hey Tai....sei nicht so kindisch. Lass mich erklären....“ In Taichi stieg die Wut so immens an, mit jedem Wort, das er aus seinem Munde hörte, kochte er beinahe über. Irgendwann drehte er sich um und rannte in einem Anfall wilder Raserei plötzlich auf seinen älteren Freund zu. Noch bevor Joe überhaupt hätte ausweichen können, packte ihn Tai an der Taille und schleuderte ihn mit einem wütenden Aufschrei zu Boden. Zunächst rangelten beide auf dem harten Asphalt der Straße, bis Joe einen Treffer in der Magengrube seines Freundes landete. Schmerzlich ließ dieser von ihm ab. Der Ältere ließ seinen Gegner langsam wieder aufstehen und versuchte ihn zu besänftigen. Aber Taichi war für sämtliche Ansprachen unerreichbar. Erneut stürzte er sich auf seinen Freund und verpasste ihm einen heftigen Kinnhaken, woraufhin Joe's Lippe aufplatzte. Diesen Angriff parierte Joe mit einem gezielten linken Haken und traf Tai gefährlich an der Schläfe, woraufhin dessen rechte Augenbraue sofort aufklaffte. Unmittelbar setzte eine starke Blutung ein und dem jungen Yagami wurde kurzzeitig schwarz vor Augen. Das Blut lief in seine Augen und er konnte nicht länger klar sehen. Keuchend und entkräftet stützte er sich auf der Motorhaube von Joe's Wagen ab. „Verdammt Kido, was hast du denn für einen heftigen linken Haken?“ japste Tai und hielt sich die blutende Wunde. „Du hast auch gut getroffen....“ sagte Joe und wischte sich mit seinem Ärmel das Blut aus dem Gesicht. Besorgt ging er zu seinem Freund rüber und drehte ihn zu sich. „Lass mal sehen....“ sagte er bestimmend, als Taichi ihn unsanft von sich weg drückte. „Die Blutung ist stark. Es ist eine klaffende Wunde an deiner Augenbraue, das muss ich nähen, sonst entzündet sich das und du behältst eine unschöne Narbe.“ „Ach lass das! Fass mich nicht an!“ schnauzte Tai und wollte den Älteren erneut von sich weg stoßen, doch er war viel zu kraftlos und immer wieder lief ihm das Blut in die Augen. Ohne das Gekeife seines Freundes weiter zu beachten, holte Joe seine Arzttasche aus dem Auto. Er öffnete eines der sterilen Blister und drückte die Wunde zunächst mit einem Tupfer ab. Gleichzeitig presste er Taichi auf die Motorhaube. „Halt still....“ sagte er trocken und wischte das restliche Blut aus seinem Gesicht. „Ah! Verdammte Scheiße! Du Mistkerl!“ schrie Tai, als Joe etwas Jod auf die Wunde tupfte. „Halt deine dämliche Klappe. Ich habe noch nicht einmal angefangen zu nähen!“ entgegnete der Ältere. Joe hatte noch nie jemanden im Schein von Straßenlaternen zusammengeflickt, doch er konnte diese Wunde nicht offenen lassen. „Halt das mal...“ sagte er und drückte dem schimpfenden Brünetten seine Armbanduhr in die Hand. Sie hatte eine Leuchtfunktion und bescherte dem angehenden Arzt etwas bessere Sicht, als er zum ersten Stich ansetzte. „Verfluchter Dreck...willst du mich verarschen?“ Tai hätte niemals gedacht, dass es tatsächlich so wehtun könnte. Das letzte Mal, das er genäht wurde, war vor vielen Jahren und damals hatte er auch eine örtliche Betäubung bekommen. Jetzt jagte ihm dieser Metzger in Ausbildung diese Nadel einfach so durch sein Fleisch und verzog dabei nicht mal eine Miene. Irgendwie musste sich Joe jetzt schon das Lachen verkneifen. Immer eine große Fresse und dann jammern wie ein kleines Mädchen. Nach drei Stichen war es vorbei und Joe klebte ein großes Pflaster über die frische Wunde. Mittlerweile hatte sich Taichi auch etwas beruhigt und setzte sich erschöpft aufrecht hin. Er hielt sich seine schmerzende Augenbraue und sah zu seinem Freund, der im Moment seine eigene blutende Lippe verarztete. „Was tust du ihr nur an? Sie hat das nicht verdient.“ Tai sah zu ihm und fixierte ihn mit einem zornigen Blick. „Offenbar hat es dich nicht davon abgehalten, deine Chance sofort zu nutzen und ihr Trost zu spenden.“ „Wo bist du denn gewesen als sie dich brauchte? Wo bist du gewesen als ihr Großvater starb, als ihr Vater sie vor die Tür setzte, als ihr ein dämliches infantiles Arschloch das Herz brach und zwar immer und immer wieder? Komisch, deine große Fresse habe ich damals nirgendwo gesehen. Aber jetzt sitzt du hier und spielst dich auf, als hätte sie dich betrogen. Haust mir so dermaßen auf die Schnauze, als hätte ich dir etwas weggenommen...“ Tai schluckte hart und wusste nicht, was er darauf antworten sollte, denn irgendwie hatte Joe vollkommen recht. „Du hast den Unterschied zwischen Liebe und Freundschaft immer noch nicht verstanden.“ der Ältere lächelte und setzte sich neben Tai auf die Motorhaube seines Autos. Aus seiner Jackentasche holte er eine Packung Zigaretten und bot seinem Freund eine an. „Der Herr Doktor konsumiert tödliches Nikotin? Wie paradox ist das denn?“ dankend nahm er sie an und ließ sich von Joe Feuer geben. „Das hilft gegen die Schmerzen...“ sagte der Ältere grinsend und nahm einen kräftigen Zug. „Sag es bloß der Prinzessin nicht...“ Tai lachte auf die Worte seines Freundes und ließ sich ebenso die Zigarette schmecken. „Was meinst du damit, Joe?“ „Mhm? Na, dass du es nicht verraten sollst, dass wir heimlich die Friedenspfeife geraucht haben.“ „Nein, das meine ich nicht. Was meinst du damit, dass ich den Unterschied zwischen Liebe und Freundschaft immer noch nicht verstanden hätte?“ Auf die Frage seines Freundes musste Joe lächeln. „Ich dachte du hättest es damals schon begriffen. Zwischen dir und Sora. Zwischen mir und Mimi. Manchmal ist der Grat zwischen Liebe und Freundschaft sehr schmal und man kann es irgendwann nicht mehr voneinander unterscheiden.“ Das Nikotin brannte in seiner Lunge und Joe wischte sich erneut über die blutende Lippe. „Wenn man jemanden liebt, dann legt man seine Waffen ab. Man gibt sich dem anderen schutzlos hin. Man vertraut ihm blind und riskiert verletzt zu werden. Denn nur so kann Liebe funktionieren und genau das ist nämlich der Unterschied zwischen Liebe und Freundschaft. Keine Maske, kein gespieltes Lächeln, keine zurückhaltende Höflichkeit.“ Ein bitteres Lächeln zog sich über seine verletzten Lippen. „Aber ich bin so ein Idiot. Egal was ich gesagt oder getan habe, es gab immer nur dich. Ich habe mir Hoffnungen gemacht, obwohl ich genau wusste, wie es um ihr Herz bestellt ist.“ Mit großen Augen sah Taichi in das traurige Gesicht seines Freundes. Kurz lächelte er matt und zog erneut an seiner Zigarette. „Nein, ich bin hier der Idiot. In all den Jahren bist du ihr ein viel besserer Freund gewesen als ich. In ihren schweren Zeiten, bist du an ihrer Seite gewesen. Ich war so dumm und unfähig diese wunderbare Frau, die ich über alles liebe, festzuhalten. Was soll ich nur tun?“ Überrascht über diese Worte verschluckte sich Joe an seiner Zigarette und musste unweigerlich husten. Hatte Tai ihm gerade gesagt, dass Mimi die Frau war, die er über alles liebte? „Wie kannst du so eine dumme Frage stellen? Du bist wirklich ein Idiot.“ lachend erhob sich der Ältere. „Liebe sie einfach genauso wie du es tust. Ohne wenn und aber, ohne Reue, ohne zurück zu sehen. Gib ihr alles was du ihr geben kannst. Einfach alles von dir.“ Verblüfft sah er Joe an und suchte nach den Worten, die ihm einfach nicht einfallen wollten. Plötzlich drehte sich Joe zu ihm um und sein Blick war todernst. „Ich gebe dir diese letzte Chance, wenn du sie nicht nutzen solltest, werde ich dir Mimi wegnehmen. Ich lasse nicht zu, dass du sie noch einmal so sehr verletzt.“ Joe öffnete die Wagentür und wollte sich in sein Auto setzen. „Und jetzt schwing' deinen Arsch von meiner Motorhaube. Ich hole sie ab und fahre sie nach Hause. Du gehst dich umziehen, du siehst nämlich wie ein abgeschlachtetes Schwein aus.“ „Jō...“ die Stimme seines Freundes erschütterte ihn bis ins Mark. Entsetzt drehte sich der angehende Arzt zu ihm um. „Oh Gott, das letzte Mal hat mich meine Oma an ihrem Sterbebett so angesprochen.“ Joe war es überhaupt nicht gewohnt, dass ihn seine Freunde mit seinem richtigen Namen ansprachen und die japanische Aussprache dafür benutzten. Daraufhin musste Taichi lächeln und verneigte seinen Kopf etwas. „Vielen Dank....“ sagte er leise. Er lächelte leicht und verneigte sich ebenso höflich. „Du solltest nicht mir danken. Sollte sie dir verziehen, bist du ihr zu Dank verpflichtet. Sie trifft die Wahl, nicht wir beide, denn wir sind nur die Statisten in diesem Stück.“ ------- Mittlerweile war das Fest beendet und Mimi räumte noch die letzten Reste auf. Sie band alle Wunschzettel von den Zweigen und legte sie in die dafür vorgesehenen Wunschboxen. Einige Wünsche waren wirklich süß und brachten die junge Frau zum Lächeln. Irgendwann erwischte sie den Wunschzettel ihrer Schwester. »Watanabe, Sae wünscht sich: Einen hübschen Arzt zu heiraten ☺« Weiter unten hing der Wunsch ihrer Großmutter. »Tachikawa, Kimiko wünscht sich: Als du vor neun Tagen bei mir angekommen bist, hast du mir meinen sehnlichsten Wunsch erfüllt. Ich wünsche mir, dass du dir nun selbst deinen sehnlichsten Wunsch erfüllst.« Tränen liefen über ihre Wangen und sie drückte den schmalen Zettel dicht an ihre Brust. Langsam pflückte sie die restlichen Zettel vom Zweig und hielt mit einem Mal ihren eigenen Wunsch in der Hand: »Tachikawa, Mimi wünscht sich: Bis ans Ende meines Lebens neben dir einzuschlafen und aufzuwachen.« Wie töricht von ihr, dieser Wunsch würde sich jetzt wohl nie mehr erfüllen. Er hatte alles aufgegeben, es beendet, sie verlassen. Ganz unten entdeckte Mimi schließlich den letzten Papierstreifen. Schluchzend wischte sie sich über die Augen und versuchte die Schriftzeichen darauf zu entziffern. »Yagami, Taichi wünscht sich: Das ich dich für immer an meiner Seite halten kann.« „Nein....“ verzweifelt kniete sich Mimi vor den Bambus und versuchte ihre Tränen zurückzuhalten. Es war zu spät. Ihre beiden Wünsche würden sich wohl niemals erfüllen. Eine Hand auf ihrer Schulter riss die Brünette jäh aus ihren Gedanken. „Hey, hör auf zu weinen.“ Sie erkannte seine Stimme sofort und stand langsam auf. Erschüttert starrte sie in das entstellte Gesicht ihres Freundes. Besorgt fuhr sie über seine Lippen und betrachtete die Blutflecken auf seinem Hemd. „Um Gotteswillen, was ist passiert?“ „Ach halb so wild. Ich bin hingefallen...“ „Hingefallen? Wohl eher gegen seine Faust gelaufen? Was ist denn in ihn gefahren? Habt ihr euch etwa geprügelt?“ völlige außer sich fing Mimi an zu zittern. Er brachte sie zu seinem Auto und hielt ihr die Tür auf. „Falls es dich beruhigt, er sieht nicht viel besser aus....“ „Was? Nein! Das beruhigt mich nicht! Seid ihr etwa Höhlenmenschen? Warum prügelt ihr euch?“ Joe warf die Wagentür zu und ließ Mimi weiter aufgebracht zetern. Entspannt setzte er sich ans Steuer und fuhr los. „Jetzt halt doch mal die Luft an.“ sagte er mit einem liebevollen Lächeln. Wütend blies sie ihre Wangen auf und starrte ihn an. „Er ist so ziemlich der größte Volltrottel, der mir jemals unter die Augen gekommen ist. Aber seine Gefühle für dich sind tief und ehrlich. Wenn ich dich jetzt zurück gebracht habe, solltest du zu ihm gehen und nochmal mit ihm sprechen.“ mit einem zynischen Grinsen fuhr er sich durchs Haar und schaute konzentriert auf die Straße. „Ich hasse mich selbst dafür, dass ich das sage, aber du solltest deine Entscheidung erst dann treffen, wenn du nochmal mit ihm gesprochen hast. Gib ihm diese letzte Chance.“ Joe hielt vor dem großen Anwesen der Tachikawa Familie an und sah zu seiner Freundin. Mimi blickte betroffen auf ihre Knie. „Was willst du damit sagen?“ flüsterte sie unsicher. Er legte ihr seine Hände auf den Oberschenkel und küsste ihre Schläfe. „Das ich so lange warten werde und es ist mir egal für wen du dich entscheidest.“ Joe lächelte bitter und holte tief Luft. „Tai und du, ihr bedeutet mir sehr viel und ich schätze seine Freundschaft ungemein. Am Ende möchte ich einfach, dass sowohl du, als auch er glücklich seid. Selbst wenn das für mich bedeuten würde, dich aufzugeben.“ Sie schloss ihre Augen und rang um Fassung. Joe war wirklich ein besonderer Mann. Bedächtig griff sie in ihren Obi und holte die Ringschatulle hervor. Mimi öffnete ihr Augen und sah ihren Freund entschuldigend an. Zärtlich legte sie seine Hand in ihre und platzierte das kleine Kästchen darin. „Selbst wenn jetzt alles vorbei ist, wäre es nicht richtig. Es wäre falsch und egoistisch von mir, wenn du meine zweite Wahl sein würdest. Du hast es verdient die erste Wahl zu sein, denn genau das hast du mir beigebracht.“ Er konnte nicht verbergen, dass ihn ihre Entscheidung verletzte, doch Joe zwang sich zu lächeln.„Mimi, wenn du jetzt zu ihm gehst, dann wird er dich nicht zurückweisen. Er ist dir hoffnungslos verfallen und er kann überhaupt nicht ohne dich sein. Geh zu ihm. Ich will, dass du glücklich bist.“ Mimi streichelte ihm liebevoll durchs Haar. „Joe, willst du denn überhaupt nicht wissen, was ich tatsächlich damals gesagt hätte?“ Verwundert sah er sie an. „Was meinst du?“ „Als du mich fragen wolltest, ob ich dich heirate sagtest du, dass du tief in deinem Herzen meine Antwort wüsstest. Du glaubtest ich hätte gesagt, es täte mir leid, dass ich dich zwar lieben würde, aber nicht auf diese Weise.“ „Wäre deine Antwort denn anders gewesen?“ „Ja.“ Mimi stieg aus seinem Auto aus und lief auf die andere Seite. Mit einem charmanten Lächeln lehnte sie sich an das herunter gelassene Fenster und sah ihn an. „Ich hätte gesagt: »Ich danke dir für alles. Du hast mich gerettet. Du hast mich in meinen dunkelsten Stunden festgehalten und mich nicht aufgegeben. Du hast meine Wunden geheilt und mir Kraft gegeben wieder aufzustehen. Dafür werde ich dich immer lieben, aber leider gehört mein Herz schon einem Anderen.«“ Langsam beugte sie sich zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange. In der Dunkelheit färbte sich sein Gesicht feuerrot und man konnte sein Herz sicherlich noch im nächsten Dorf pochen hören. Auch wenn er heute nicht die Antwort bekommen hatte, die er sich über alles wünschte, so war er dennoch mit ihrer Entscheidung zufrieden. Er hoffte aus tiefstem Herzen, dass die beiden ihr Glück gemeinsam finden würde. Er hoffte, dass sie den Glanz in ihren Augen niemals wieder verlieren würde. Er hoffte, dass sie endlich das fand, was sie immer gewollt hatte. ------- Als Taichi vor einigen Minuten völlig erschöpft sein Zimmer erreichte, schälte er sich lediglich aus dem blutverschmierten Yukata und legte sich nackt in sein Bett. Es war ihm so was von scheißegal und er wollte nur noch schlafen, diesen Tag vergessen und die Schmerzen seiner pulsierenden Wunde verdrängen. Nach zwei Gläsern Scotch gelang es ihm trotzdem nicht in den Schlaf zu finden. Das hätte er der alten Lady gar nicht zugetraut, dass sie so gutes Zeug im Haus hatte. Doch Kimiko war offenbar immer wieder für Überraschungen gut. Plötzlich hörte er leise Schritte, welche über den hölzernen Boden glitten. Er rührte sich nicht und stellte sich schlafend. Sie kniete sich neben sein Futon und betrachtete sein scheinbar schlafendes Gesicht. Erschrocken fuhr sie leicht über seine Wunde, woraufhin der junge Mann zusammen zuckte, aber dennoch seine Augen nicht öffnete. „Ich glaube, dass wir einen Fehler machen, denn das mit uns fing doch gerade erst an. Obwohl ich an uns glaube, tut es mir nicht gut, denn du lässt mich wieder zurück und du bist auf der Flucht. Dabei wünscht du dir so sehr, mich halten zu können. Für immer an deiner Seite. Es tut mir so leid, ich habe es nicht zugelassen. Das Gute schien mir nicht gut genug. Dabei bist du alles was ich brauche. Bitte gib uns nicht auf.“ Kaum hörbar und zitternd durchbrach ihre Stimme die Stille der Dunkelheit. Ihre Worte durchdrangen ihn bis in die Tiefe seines schmerzenden Herzens. Sämtliche Zweifel verschwanden und Taichi öffnete seine Augen. Mimi konnte überhaupt nicht so schnell darauf reagieren, da packte er sie schon und zog sie heftig zu sich runter. An ihrem Handgelenk spürte er das Armband. Es machte ihn unsäglich glücklich, dass sie sein Geschenk trug und zu ihm gekommen war. Ihre Worte waren alles was er brauchte, um erneut Mut zu fassen. Verlangend küsste er sie und legte seine Hand in ihren Nacken. Taichi setzte sich auf und zog sie auf seinen Schoß. Dieser Betrüger schlief überhaupt nicht und hatte alles mit angehört, was sie gerade sagte. Leicht verwirrt erwiderte sie seinen innigen Kuss. Ungeduldig schob er den seidenen Stoff über ihre Schultern und legte seine Hände auf die freigelegte nackte Haut. Nach Atem ringend löste sie sich von seinen Lippen und streichelte ihm durchs Haar. „Tai....was hast du vorhin zu mir gesagt?“ „Du hast es genau verstanden...“ flüsterte er lächelnd. „Nein, das Feuerwerk war viel zu laut...“ murmelte sie und betrachtete sein lädiertes Auge. „Mimi, du konntest es von meinen Lippen ablesen.“ er war sich absolut sicher, dass sie wusste, was er ihr da ins Gesicht geschrien hatte. „Bitte sag es mir.“ „Das habe ich doch schon sooft.“ flüsterte er liebevoll in ihr Ohr. „Bitte sag es mir nicht so, wie es japanische Männer für gewöhnlich sagen.“ Er lachte kurz auf und sah sie fragend an. „Ich bin nunmal ein Japaner. Was stört dich daran, wie wir es sagen?“ „Es ist immer so indirekt und es hört sich.....“ „Ich liebe dich. Ich sagte vorhin, ich liebe dich.“ Stille. Bebend krallte sie ihre Finger in seinen nackten Rücken. „Bitte....bitte sag es nochmal....“ wisperte sie heiser. Seine Hände fuhren unter ihren Kimono, zwischen ihre zitternden Schenkel. Sehnsüchtig umschlossen seine Lippen ihre und die junge Frau bemerkte nicht wie, sondern spürte nur noch, dass er vorsichtig in sie eindrang. Im selben Moment hauchte Tai drei winzige Worte gegen ihre Lippen. „Ich liebe dich.“ Erstickt keuchte sie auf und presste ihren Körper an seinen, als sie seine Worte hörte und spürte, wie er anfing sich in ihr zu bewegen. Noch nie hatte sie ihn so unvermittelt in sich gespürt. Es war ein unbeschreibliches Gefühl der Verbundenheit, als gäbe es nichts, das sie voneinander trennen könnte. Sie konnten sich nicht näher sein, als sie es in diesem Moment waren. Immer wieder keuchte sie in seine Küsse. Verkrampft hielt er ihre Hüften fest und bewegte ihr Becken auf seinem Schoß. Seine Atmung wurde schwer und seine Bewegungen kraftvoller. Sanft drückte er sie nach hinten und legte Mimi auf den Rücken. Sofort schlang sie ihre Beine um ihn und presste seine Lenden noch fester gegen sich, woraufhin er tiefer in sie eindrang. Er spürte, wie bereits jede Muskelfaser in seinem Körper anfing unkontrolliert zu zucken. Angestrengt kniff Tai seine Augen zusammen und musste sich ungemein beherrschen, seinen Höhepunkt nicht bereits jetzt schon zu erreichen. „Mimi....ich....“ keuchte er und wollte sich aus ihr zurück ziehen, damit er nicht in ihr kam. Aber sie löste ihre Schenkel nicht von ihm, sondern drückte ihn noch inniger an sich. Mit beiden Händen umschloss sie seinen Nacken und zog ihn zu sich runter. „Schon gut. Es ist in Ordnung...“ flüsterte sie mit lustverhangener Stimme und küsste ihn leidenschaftlich. Noch ehe Taichi irgendwas hätte tun können, erlag er seinem Körper und errichte in ihr seinen Höhepunkt. Vollkommen außer Atem ließ er sich auf ihr nieder. Seinen Kopf bettete er auf ihrer Brust. Tai konnte ihren unregelmäßigen Herzschlag deutlich hören. Seine Hand suchte ihre und strich kurz über ihr Armband. Lächelnd sah er zu ihr rauf und küsste ihr Kinn. „Alles Gute zum Geburtstag...“ Mimi fuhr ihm zart über seine Verletzung und grinste. „Etwas besseres als das, hättest du mir nicht schenken können.“ Tai richtete sich etwas auf und sah sie unverschämt grinsend an. „Was jetzt genau? Das Armband oder der Sex?“ Unbeeindruckt von seiner Dreistigkeit drückte sie mit ihrem Daumen auf seine frisch genähte Wunde. Schmerzvoll keuchte er auf und sah sie strafend an. „Weder noch.“ sagte sie sanft und spürte, dass sie noch immer miteinander verbunden waren. Seine Wärme fühlte sich großartig an. -------- Taichi war in die Küche verschwunden und holte etwas zu trinken. Mimi stand nachdenklich vorm Fenster und versuchte endlich diesen Kimono auszuziehen. Irgendwann schaffte sie es tatsächlich die Knoten zu lösen. Unzählige Schweißperlen glänzten auf ihrer Haut. Ein schwacher Windzug bewegte ihr Haar und noch immer spürte sie seine Berührungen auf ihrem Körper. Plötzlich legte er von hinten seine Hände auf ihren nackten Bauch. Seine Lippen benetzten ihre Schulter mit zärtlichen Küssen. Langsam wanderte er mit seiner Zunge hinauf zu ihrem Hals. Lustvoll legte sie ihren Kopf seitlich und schloss ihre Augen. „Was soll das werden?“ fragte sie leise. „Ich glaube, dass du vorhin nicht auf deine Kosten gekommen bist...“ Bevor sie etwas erwidern konnte fuhren seine Finger zwischen ihre Beine. Unterdrückt keuchend stützte Mimi ihre Hände aufs Fensterbrett und beugte sich etwas nach vorne. In rhythmischen aber dennoch bestimmenden Bewegungen verwöhnte er ihre Weiblichkeit, drang ab und an mit seinem Finger in sie ein, bevor er wieder anfing ihre empfindliche Perle zu liebkosen. Seine rauen Lippen erkundeten jeden Zentimeter ihres entblößten Rückens. Seine Berührungen machten sie wahnsinnig und Mimi verzehrte sich nach mehr. Ihre Nägel bohrten sich in das Holz unter ihren Fingern. Schließlich kamen seine Lippen wieder bei ihrem Hals an und jeder einzelne Kuss von ihm brannte wie Feuer. Ungeduldig griff sie in seine zerzauste Mähne. „Bitte....“ stöhnte sie und umspielte mit ihrer Zunge sein Ohr. „Was bitte?“ fragte er spitzbübisch. „Quäl mich nicht so, du Scheißkerl...“ erwiderte sie keuchend und schenkte ihm ein hingebungsvolles Lächeln. „Scheißkerl?“ fragte er und musst ebenso lustvoll stöhnen, als sie ihm ihren Hintern verführerisch entgegen drückte. Gottverdammt, er war auch nur ein Mann und konnte sich ihren Reizen nicht länger widersetzten, auch wenn er es gewollt hätte. Seine Finger zogen sich aus ihr zurück und zärtlich drang er von hinten in sie ein. Mimi stöhnte laut auf und vergrub ihre rechte Hand in seinem Nacken, während die Finger ihrer andere Hand sich unnachgiebig im Holz des Fensters vergruben. Bald fand sie sich in seinen Rhythmus und bewegte ihm ihr Becken entgegen. Taichi legte seinen Kopf auf ihre Schulter und atmete immer schwerer. In dieser Position fühlte sie sich noch viel enger an. Jede Bewegung brachte ihn um den Verstand, dennoch vergaß er nicht, ihre empfindsamste Stelle weiterhin mit seinen Fingern zu verwöhnen. Der betörende Duft ihres Haares stieg ihm in die Nase und genüsslich küsste er ihren Hals. Er konnte deutlich spüren, dass sich ihre Lust kontinuierlich steigerte und es nicht mehr lange dauern würde, bis sie ihren Höhepunkt erreichte und doch wollte er es noch etwas hinaus zögern. Unerwartet zog er sich aus ihr zurück, nur um sie dann zu packen und auf der Kommode zu platzieren. Sie war kurz davor und jetzt hatte er einfach aufgehört. Beinahe vorwurfsvoll sah sie ihn an. Tai lächelte und schob ihre Schenkel auseinander. Dieses Mal drang er weitaus fordernder in sie ein und fing auch gleich an sich schneller in ihr zu bewegen. Erneut stöhnte sie geräuschvoll auf und krallte ihre Finger in seinen nackten Rücken. Kraftvoll schlang sie ihre Beine um seine Hüften und presste seine Lenden an ihren Schoß. „Du vernascht mich hier auf den Möbeln und im Zimmer meines Vaters...“ keuchte sie grinsend. Taichi biss sich lustvoll auf die Unterlippe und grinste. „Dann sollten wir das wohl besser für uns behalten, was ich hier mit seiner Tochter anstelle...“ Sanft legte er seinen Daumen an die sensibelste Stelle ihres Körper und bewegte diesen mit kleinen kreisenden Bewegungen. Er spürte, wie sie immer enger wurde und somit unmittelbar vor ihrem Höhepunkt stand. Auch bei ihm würde es nicht mehr lange dauern und so bewegte er sich schneller in ihr. Mimi zog ihn in einen ungestümen Kuss, konnte diesen aber nicht halten, da sie vollkommen berauscht in ihren Höhepunkt stöhnte. Taichi konnte es auch nicht länger zurückhalten und lehnte seine Stirn keuchend gegen ihre. Heftig presste sie ihn ein letztes Mal an sich und legte ihre Lippen an sein Ohr. „In der dunkelsten Nacht, solange die Sterne über uns leuchten, ist es dein Gesicht, was ich vor mir sehe. Deine alles durchdringenden Augen, die mich jeden Tag zu einem besseren Menschen machen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)