Abseits der Wege von hunny123 (ein weiteres Abenteuer für Oscar) ================================================================================ Kapitel 9: 9. Hinterhalt ------------------------     Wieviel Zeit mochte vergangen sein, als sie aufwachte und zusammengesunken an der Wand lehnte. Oscar richtete sich auf und bemerkte die untergehende Sonne. Gedankenversunken blickte sie zum Horizont in den glühenden Abendhimmel, der bereits lange Schattensilhouetten auf die Erde warf. Dabei bemerkte sie nicht, dass sich ihre sonst so filigranen Hände zu wütenden Fäusten ballten. Ihr Blick blieb dabei scheinbar ruhig...immer noch in die Ferne schauend...     Jener Banditenüberfall... nur ein Zufall oder ein abgekartetes Spiel? Nein, das waren keine gewöhnlichen Banditen. Sie hatten sie gezielt in den nahe gelegenden Wald gelockt, ein unbekanntes Terrain für ihre Einheit. Oscar hatte ihr Regiment aufgeteilt, um die Banditen zu flankieren. Doch plötzlich ertönten donnerartige Schüsse aus dem Dickicht. Sie schienen aus allen Richtungen zu kommen. Der Wald gab ein grauenhaftes Echo wieder. Schreie und das schrille Wiehern der Pferde sorgten für eine grässliche Geräuschkulisse. Dieser Hinterhalt war perfekt geplant worden.   Oscar beruhigte ihr Pferd und verschaffte sich einen Überblick. Von Fersen und Alain griffen von beiden Seiten an und konnten die blitzartig dazugekommenen Gegner in Schach halten. André war dicht hinter ihr. Sie spürte seine Nähe. Ohne es zu wissen,  gab er ihr mit seiner bloßen Anwesenheit ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle über die Situation. Sie kämpften sich tapfer durch die feindlichen Reihen. Die übriggebliebenen Gegner flüchteten in verschiedene Richtungen.   „Oscar, lass sie laufen!“, ertönte die wohl vertraute, nun vor Erschöpfung schwer atmende, Stimme von André hinter ihr.   Doch Oscar war voller Wut über diesen Hinterhalt und setzte, ohne eine Antwort zu geben, zur Verfolgung an. Sie jagte ihren Schimmel über kniehohe Büsche und rutschiges Geäst und näherte sich rasch einem gegnerischen Reiter.     Was Oscar nicht mehr mitbekam war, dass:   André ihr nachhetzte. Doch er war langsamer als sie und verlor schon wenige Minuten später jegliche Spur von ihr. „Verdammte Bäume...!“ Eigentlich mochte André den Wald mit seinem beruhigenden Klang, wenn der Wind sanft durch das Blattwerk fuhr. Die Vögel, die im Einklang dazu eine Melodie sangen, in der man einfach nur zur Ruhe kommen konnte. Ein wunderbarer Rückzugsort, bei dem man das Hier und Jetzt einfach vergessen konnte...   ... André hasste den Wald in diesem Moment. Die Bäume türmten sich vor ihm auf und ließen ihn nicht weiter gewähren. Wie eine Mauer blockierten sie seine Sicht und seinen Weg. Ein Schauer fuhr ihm durch Mark und Bein...er hatte ein ungutes Gefühl und er würde zu spät kommen.    ...Ein Schuss...   Das Ziel: Eine Uniform. Weiche blasse Haut, zartes straffes Muskelgewebe, durchtränkt von einer dunkelroten, warmen Flüssigkeit. Durch die Wucht des Projektils löste sich der Griff um die Zügel ihres Schimmels. Oscars Körper wich zur Seite und prallte auf den herrlich duftenden, moosigen Waldboden.   Die Geräusche um Oscar herum wurden dumpfer... leiser... und verstummten.   Angenehme Stille.   Es fiel ihr schwer, die Augen offen zu halten. Ein schwarzer Schleier breitete sich unersättlich aus und verschlang das gedämpfte Licht, welches durch die Baumwipfel des Waldes schimmerte.  André war verschwunden und mit ihm... die Kontrolle über ihren Körper.     Das Nächste, an das sie sich schemenhaft erinnern konnte, waren zwei Männerstimmen, die sich freundschaftlich miteinander unterhielten: „ ... gute Arbeit!“  Ein Säckchen mit klangvollem Inhalt wechselte den Besitzer.   „Habt Dank, Herr!“   „Verkauf die Gewehre, sie haben gute Dienste gegen das Regiment geleistet, aber sie müssen verschwinden! Und lass dich hier nie wieder blicken!“   „Jawohl, Herr!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)