Abseits der Wege von hunny123 (ein weiteres Abenteuer für Oscar) ================================================================================ Kapitel 19: 19. Résumé ---------------------- Oscar hatte sich geweigert, dass ihr nach wiederholter Behandlung der Schussverletzung, ein kompletter Schulter-Arm-Verband angelegt werden sollte. Wie sollte sie denn damit die Zügel ihres Pferdes führen? Seufzend schüttelte der alte Mediziner den Kopf. Dann überklebte er die Wunde mit einem Leinenstoff und warmem Bienenwachs. Er wandte sich an die junge Frau und sagte beinahe verzweifelt: „Das Pflaster wird nicht lange halten, wenn Ihr Euren Arm so oft bewegt. Seid wenigstens vernünftig und lasst Euch versorgen, sobald Ihr in Paris angekommen seid! Mit einer auftretenden Entzündung ist nicht zu spaßen!“ Oscar nickte stumm. „Ruht Euch aus!“ Der alte Mann verließ den Raum. Oscar wollte diesen Ort eigentlich so schnell wie möglich verlassen, doch die Moral der Männer und die Anzahl der Verletzten, stimmte sie um. Nur diese eine Nacht würde sie hier bleiben. Sie blickte sich in dem kleinen Zimmer um. Es befand sich in einem Anbau des Anwesens. Nie wieder würde sie freiwillig den Hauptflügel dieses Gebäudes betreten. Zu tief saß das fratzenartige Gesicht von De Baux in ihrem Kopf. Seufzend ließ sie sich auf dem Bett nieder. Danach fielen ihr die schweren Augen zu. Erschöpft und mit einem dumpfen Pochen unter dem Pflaster, schlief sie ein. Am nächsten Tag wurde alles für die Rückkehr nach Versailles vorbereitet. Das oberste Gericht in Paris würde sich dem Verbrechen des Lehnsherrn annehmen und einen Prozess veranlassen. Es galt dort, das Ausmaß seiner Bestrafung zu bestimmen, falls dieser seiner Verwundung auf dem Weg dorthin nicht erliegen würde. Oscar inspizierte noch die Vorräte und gab danach den Befehl zum Aufbruch. Der Konvoi ritt los. An der Spitze Alain, von Fersen und André. Sie selbst trabte währenddessen neben einer Kutsche. Oscar sah hinein, erblickte De Baux, der auf der Seite lag, und den Doktor, der sich um ihn kümmerte. Sie beobachtete für eine Weile das Geschehen im Inneren des Gefährtes. Der Arzt überwachte De Baux`s kritischen Zustand. Permanentes Schwitzen an Gesicht und Rumpf, verdeutlichten, wie hart sein Körper gegen diese Verletzung arbeitete. Er fühlte den Puls an der kühlen blassen Hand. Flach und rasend, jedoch regelmäßig. Ein Resultat des hohen Blutverlustes, nachdem er die Klinge aus dem Gewebe gezogen hatte. Die Wunde war nun versorgt, genäht und verbunden. Nun hieß es abwarten und den Schmerz in Schach halten. Oscar kniff die Augen zusammen und spannte ihre Kiefermuskeln an. Ja, sie hatte sich auf den Deal mit dem alten Mann eingelassen und deshalb musste sie ihn in seinem Tun gewähren lassen. Sie straffte die Zügel, gab ihrem Pferd etwas unsanft die Sporen und bekam sofort die Strafe dafür. Blitzartig durchzuckte ein reißendes Gefühl ihre linke Schulter. Ihr wurde für einen Moment schwarz vor Augen. Doch schon beim nächsten Wimpernschlag klarte ihre Sicht wieder auf und sie galloppierte nach vorn zu André und den anderen. Sie richtete das Wort an die drei Männer: „Ich danke Euch allen!“ Und als sie ihr zur Antwort zunickten, fügte sie zögerlich hinzu: „Ich weiß nicht, was geschehen wäre, wenn...“ Alain winkte als erster ab: „Kommandant, ich wüsste da einige kleine Annehmlichkeiten für Eurer Regiment, als Wiedergutmachung!“ Gespielt lässig zog er seine Uniform zurecht. „Ich glaube wir haben uns einen kleinen Urlaub verdient.“ Oscar atmete innerlich auf. Alain`s unverfrorene Art ließ sie für kurze Zeit vergessen, aus welch misslicher Lage sie gerade entkommen waren. Sie stimmte ihm mit einem angedeuteten Lächeln zu. Als Nächstes ergriff von Fersen das Wort: „Ich trage die Hauptschuld dieser ganzen Aktion, Lady Oscar. Es tut mir Leid, dass ich Euer gesamtes Regiment wegen einer Finte in höchste Gefahr gebracht habe.“ Es senkte beschämt seinen Blick. „Sobald wir in Versailles sind, stelle ich Nachforschungen an, über diese ominöse Verwicklung Ihrer Hoheit Marie Antoinette. Es muss einen Spitzel im Palast geben, der das Gerücht über ein Attentat auf unsere Königin verbreiten konnte. Ich hoffe, dass man es noch aus Comte De Baux herausquetschen kann.“ Von Fersen blickte zurück zur Kutsche. „Wie steht es um Euren Gedächtnisverlust?“ fragte Oscar besorgt. Sie hatte gestern zufällig ein Gespräch zwischen Alain und von Fersen verfolgt. „Oh, es fügt sich alles wieder. Ein bisschen Kopfschmerz, ein paar wenige Lücken, doch das Meiste ist wieder an seinem Platz.“ Er zeigte auf seinen Kopf und lächelte. Oscar erwiderte das Lächeln und zog ihre Stute etwas zur Seite. André ritt etwas abseits und schien in Gedanken. „André, wie geht es dir?“ „Danke, heute schon deutlich besser. Der Arzt war gestern noch bei mir und gab eine gute Prognose ab. Das Durchschlafen hat gut getan. Und wie geht es dir?“ „Wir scheinen einen sehr kompetenten Doktor in unserer Nähe zu haben. Mir geht es ebenfalls besser. Ich freue mich auf zu Hause.“ „Ja, ich mich auch.“ André grinste schief. Irgendetwas behagte ihr nicht. Sie kaufte ihm sein Grinsen nicht ab. Es wirkte aufgesetzt und verkrampft. Dabei war doch jetzt der ganze Spuk vorbei. Sie würde ihn später unter vier Augen noch einmal fragen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)