Momente, in denen ein roter Hund auf der Seife ausrutschte von Sternenschwester (OS/Drabbelsammlung) ================================================================================ Kapitel 27: Feige (Smoker, Hina) -------------------------------- Das Leben, fand Smoker, konnte auf der einen Seite anstrengend kompliziert sein, auf der anderen Seite so einfach erscheinen.   Einfach war zum Beispiel die klare Anweisung seiner Versetzung in den South Blue, als Leutnant von Vizeadmiral Kuzan, oder wie es Smoker uncharmant ausgedrückt hatte, wahrscheinlich  als dessen persönliches Mädchen-für-alles. Gerüchte über den mangelnden Eifer und der schlampigen Arbeitsmoral des Eismenschen, waren sogar bis zu ihnen in das G6-Quatier gedrungen, was Smoker veranlasste sich die anstrengendsten Zeiten unter den Kommando dieses Kretin auszumalen. Das war soweit der leichte Part seiner baldigen  Zukunft, komplizierter wurde es nun mit dem was in seiner Brust rumorte, seit dem ihm klar wurde das er für mindestens das kommende Jahr, die gewohnten Umgebung  verlassen musste, an die er sich die letzten Jahre gewöhnt hatte. Dabei bezog sich dies weniger auf das G6-Quatier mit den dazugehörenden Gewässern, über welche es die Verantwortung trug, als mehr die Einheit in welche er die letzten Jahre gedient und seine Ausbildung genossen hatte.  Als Marineangehöriger war er es gewohnt nicht an einen Ort gebunden zu sein, aber er hatte die Menschen, welche mit ihm dieses unstete Leben gewählt hatten gern gewonnen und im Falle einer Person sogar mehr. Womit er bei seinem eigentlichen Problem angekommen  war.  Der junge Mann war kein Freund von langen Abschieden, so dass er beschlossen hatte , die letzten Stunden vor dem Antritt der Reise in den South Blue, alleine auf dem Dach des kleineren Wirtschaftsgebäude des Quartieres zu verbringen und seine Zigarren zu rauchen.  Seit er den Platz vor ein paar Monaten für sich entdeckt hatte, war dies zu seinem Lieblings Rückzugsort avanciert. Das Dach war mit seiner geringen Neigung, über eine simple Leiter zu erreichen und  durch die Lage der anderen Gebäude soweit gut kaschiert. So dachten die meisten seiner Vorgesetzten nach einer seiner zahlreichen disziplinarischen Übertretungen nicht daran ihn dort suchen zu lassen, wodurch er sich sicher sein konnte wenigstens dort für eine Weile seine Ruhe zu haben, bis sich der Sturm halbwegs beruhigt hatte. Soweit zu Theorie, die Praxis sah nicht immer ganz so aus. So hätte er hier bis zu seiner Verschiffung Richtung Süden seinen Frieden  haben können, hätte sich ausgerechnet die einzige Kollegin, welche er aus bestimmten Gründen in diesen Stunden nicht bei sich haben wollen, in den Kopf gesetzt  ihn hier oben aufzusuchen. Ohne ein Wort zu verlieren hatte sie sich neben ihn gesetzt und die Frechheit bewiesen sich an seine Brust zu lehnen.   Seitdem war mindestens eine Stunde vergangen und Smoker konnte nicht einmal sagen, an der wievielten Zigarre er nun schon zog. Einzig die kuriose Stille zwischen ihnen, hatte sich nicht verändert.  Das lange, rosane Haar, welches seine Freundin offen trug, strich sanft über seine Haut, wenn es eine aufkommende Brise kurz ein wenig wehen ließ.  Doch es war nicht nur diese kaum  wahrzunehmende Berührung, welche er  verstärkt wahrnahm. Das regelmäßige Auf- und Absenken des schmäleren Brustkorbs gegen den seinigen fühlte sich völlig seltsam an und nur allzu deutlich vermeinte er das fremde Gewicht gegen ihn zu spüren. Er war kein Mensch, welcher großen Wert auf Körperkontakt legte und soweit seine Erkenntnisse der letzten Jahre sie auch nicht. Umso überraschender war es für den Rauchmensch eben jene Frau in den Armen zu haben, welche er langsam zu durchschauen gemeint hatte. Dass er dabei tiefere Gefühle für sie empfand, als er zugab und schon seit geraumer Zeit sie nicht mehr wie eine einfachere Freundin betrachtete, blähte  den  Umstand, der so einfach für ihn sein hätte könnte zu einem komplexen Problem auf.  In den letzten Jahren hatte Smoker vieles über das Leben, oder besser gesagt überleben auf See gelernt. Von den verschiedensten Seemansknoten angefangen  bis hin zu den Grundlagen der  militärischen Ausbildung der ersten Hören Ränge, aber in Herzensangelegenheiten hatte ihm niemand bisher eine einfach zu verstehende  Bedienungseinleitung näher bringen können.   Bis es ihn selbst erwischt hat, hatte er mit Spott auf jene Kameraden herab gesehen, welche in ihren pubertären Taumel das Herz an so manche Angehörige des anderen Geschlechtes verloren hatten. Dabei war Smoker kein Pessimist, noch war er frei von jeglichen Gefühlen,  wie sein jetziger Zustand es bewies. Nur war es für ihn  ein unverständliches Rätsel geblieben, wie Kollegen und so manch Vorgesetzter sich   völlig zum Affen machte nur um ein wenig Aufmerksamkeit der Angebeteten zu erhaschen.   Doch dann hatte er sich selbst eingestehen müssen, vielleicht etwas anderes  als simple Freundschaft für eben jene Person zu empfinden, welche ihm wohl nach all den Jahren der Ausbildung  am radikalsten die Treue gehalten hatte.  Dem jungen Offiziersanwärter war es sehr wohl bewusst, dass er im Umgang nicht die einfachste Person war und seine ungünstig volle Personalakte war ein kummervolles Zeugnis seiner Schwierigkeiten sich einem hierarchischen System ohne Reibungen unterzuordnen. Teils hatten seine Fähigkeiten ihn davor bewahrt hochkantig aus  der Marine zu fliegen, wenn er wiedermal sein Mundwerk gegenüber seinen Vorgesetzten nicht halten hatte können, teils hatte das unbarmherzige Eingreifen seiner Freundin ihn vor dem Rausschmiss bewahrt.  Sie war so gänzlich anders als er und dabei ihm Wesen nicht unähnlich. Vielleicht war das auch der Grund, dass sie beide es gelernt hatten sich perfekt in Fähigkeiten zu ergänzen und ihn dazu gebracht hatte sich ausgerechnet in seine jüngere Kollegin  zu verlieben. „Hina hat gehört, das dein Schiff in einer halben Stunde ausläuft“ Durch das lang angehaltene Schweigen, schreckte Smoker beim Registrieren des leichten auszumachenden Vorwurfs in der Stimme der Jüngeren aus den Gedanken.  Hina hatte sich indes ein wenig mit dem Oberkörper zu Seite gedreht und sah  ihn  über die Schulter an. Ein anklagender Ausdruck blitze ihn aus den dunklen Augen entgegen und unbewusst wandte er seinen Blick ausweichend von ihr ab. Anstatt einer Antwort zog er an  seiner Zigarre und beobachtete stumm, wie der gräuliche Rauch sich im sanften Wind, der vom Meer zu ihnen rüber wehte, aufgelassen wurde. „Hina hat dich was gefragt“, murrte es von seiner Brust zu ihm herauf und eine warnende  Note in der Stimme hallte in seinen Gehörgängen nach. Ihm war zu gut bewusst, dass er langsam den Mund aufbekommen sollte, wollte er sich nicht den Zorn seiner Kollegin zuziehen. Denn so sehr ihn der Abschied von ihr missfiel, umso weniger wollte er im Streit von ihr gehen. „Wenn du es weist, warum fragst du dann?“, grummelte Smoker dann nach einer kleinen Schweigepause schlussendlich und sah dann von seiner Seite aus das Thema für beendet. Unerwarteter Weise erhielt er für die patzige Antwort keine nennenswerte Reaktion. Den nicht eben liebvollen Knuff in seine Seite, überging der Rauchmensch geflissentlich. „Versprich Hina eines, egal was passiert, bleib am Leben!“ Er war von Hina raueres Verhalten gewöhnt. Während sie sich wieder von ihm mit einem pikierten Gesichtsausdruck von ihm abwandte, ihren Oberkörper noch mehr gegen ihn lehnte, sodass er spürbar, die feinen Unebenheiten der Wand hinter ihnen im Rücken erahnen konnte, schlich sich ein leiser, aber durch seinen Inhalt unheimliche Vorstellungen  in seine Gedankengänge ein. Es wäre doch nun so leicht, die junge Frau vor ihm, sanft zu ihm zu drehen, mit einer Hand das zierliche Kinn zu heben und sie einfach zu küssen. Das sollte doch nicht so schwer sein, verdammt. Ein einfacher und ehrlicher Kuss, vielleicht ein Kuss der schon viel zulange überfällig war. Etwas was den Abschied aufschob und ein Wiedersehen versprach. Die wertvollen Augenblicke vor seiner Abreise verstrichen jedoch und es passierte nichts. Smoker war in vielen Lebenslagen mutig und bewahrte eines ums andere Mal einen kühlen Kopf, aber wenn es um seine Gefühle ging war er und blieb er feige. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)