Transextonicum von MichaelSilverleaf ================================================================================ Kapitel 2: Missverständnisse ---------------------------- Missverständnisse Sanjis Part: Ich war gerade mitten in den Vorbereitungen für das Mittagessen, als Nami und somit auch das schönste Geschöpf auf Erden in die Küche geschneit kam. „N-Namilein!“, ich wischte meine Hände an der Schürze ab und drehte mich zu ihr um. Was wollte sie nur? Brauchte sie schon etwas zu essen? Einen kleinen Vormittagssnack? Einen Drink? Sollte ich sie etwa gar massieren? Mein Hirn spielte verrückt vor lauter Vorstellungen, eine schöner als die andere. „Sanji.“ Die Härte ihrer Stimme brachte mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Nun ja, zumindest fast. Wer hätte diesem barschen, bestimmenden Klang denn auch widerstehen können? „Ja, Namilein? Was gibt’s?“ Sicher brauchte sie meine Hilfe bei etwas, das Frauen nicht alleine schafften. Schwere Gegenstände tragen oder so. Eben etwas, das Frauen nicht tun sollten, da ihnen leicht etwas passieren konnte. Schließlich hatten sie zarte Körper. In jedem Fall würde ich also etwas tun können, das Nami Freude bereitete und das war das Wichtigste. Gespannt wartete ich auf das, was sie mir zu sagen hatte. Vielleicht war ich ja ihr Retter in der Not. „Bist du schwul?“ Mir fiel die Kinnlade runter. Mit allem hatte ich gerechnet – aber nicht mit dieser Frage. „N-Namilein, wie kommst du denn darauf, dass ich... schwul sein könnte?!“ „Könnte ja sein, dass du dich nur so... begeistert um uns kümmerst, weil du nicht willst, dass wir wissen, dass du auf Kerle stehst.“ Schlauer Gedanke. Ganz, wie man es meinem Namilein zutrauen könnte. Aber leider falsch. Wobei... weshalb leider? Ich war ganz froh, nicht auf Männer zu stehen. Frauen waren... weich und zart und einfach nur schön. Ich lächelte Nami an. „Nein, Namilein, ich bin ganz sicher nicht schwul. Ich fröhne einzig und allein der weiblichen Schönheit. Den zarten Blumen, die jeden Tag aufs neue blühen. Schöner als am Tage zuvor und immer kräftiger strahlen. So sehr, dass ich in ihrem Glanz versinke und glaube, vor Wonne zu sterben. Diese Ausstrahlung, die mich alles andere vergessen lässt und...“ „Ja, das Fleisch in der Pfanne scheinst du auch vergessen zu haben, Sanji.“, unterbrach mich Nami in meinem Redeschwall und deutete hinter mich. Verdammt! Schnell widmete ich mich wieder dem Fleisch, das jetzt auf einer Seite etwas zu gut durch war. Ich musste Nami beweisen, dass ich trotz dieses kleinen Fehlers ein wunderbares Essen zustande bringen konnte! Zu meiner inneren Freude stellte sich Nami direkt neben mich und sah mir beim Kochen zu. Sie war begeistert! Sie war eindeutig zufrieden mit mir! „Und... auf welchen Typ stehst du so am ehesten? Den südlichen?“ Solch schöne Fragen aus Namis Mund! Ich schwebte eindeutig im siebten Himmel! Moment..! Den südlichen? Dachte Nami etwa, ich würde andere ihr vorziehen?! „Aber Namilein!“, protestierte ich und sah ihr fest in die Augen, „Ich würde nie auch nur irgendeine Frau schöner finden als dich!“ „Aber... generell findest du den südlichen Typ attraktiver, ja?“, sie ließ nicht locker. Fand sie sich etwa selbst so hässlich?! „N-Namilein, das kann man so nicht sagen. Jede einzelne Frau ist ein Unikat so reich an Schönheit, dass...“ „Ja, danke, das war alles, was ich wissen wollte.“, Nami drehte sich um und ging raschen Schrittes zur Tür. Verwirrt sah ich ihr nach. „N-Namilein!“, ich eilte ihr so schnell es ging hinterher. Draußen hatte ich sie dann eingeholt. „Namilein, ich wollte dich nicht verärgern oder so! Ich... Ich... kann ich irgendetwas für dich tun?“ Sie sah mich mit hochgezogener Braue an und schien zu überlegen. Dann meinte sie: „Gerne. Du könntest mir ein paar Drinks in mein Zimmer bringen. Schließlich haben Lysop und ich keine große Lust, zu verdursten.“ Sie zwinkerte mir noch einmal kokett zu und ging dann die Treppe hinunter. „L-Lysop?!“ Das konnte doch nicht wahr sein! Wütend rauschte ich in die Küche zurück und kramte einige Gläser aus dem Geschirrschrank, die ich dann energisch auf die Anrichte stellte. Lysop! Wie konnte Nami nur?! Nein... wie konnte LYSOP nur?! Sich einfach an einem Wesen wie Nami zu vergreifen! Rauchend vor Zorn hastete ich in die Vorratskammer, um eine Flasche Waldmeistersirup zu holen. Zurück in der Küche füllte ich etwas davon in jedes der Gläser und goss dann den Rest mit Wasser auf. Ein paar Eiswürfel und ein Schirmchen in jedem der Drinks machte das ganze perfekt. Eigentlich zu perfekt, als dass Lysop was davon abhaben sollte! Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie Nami und Lysop turtelnd auf Namis Bett saßen und die Drinks schlürften, die ich mit so viel Liebe hergerichtet hatte! Warum ausgerechnet Lysop?! Etwas in mir schrie nach Rache! Und ich wusste auch schon, wie ich die bekam. Die Lösung für mein Problem huschte gerade eben hinter mir zum Kühlschrank und machte sich wie sooft an dem Zahlenschloss zu schaffen. „RUFFY!!!“, ich wirbelte herum und unser Käpt'n höchstpersönlich hüpfte vom Kühlschrank weg, als wäre dieser eine große, haarige Spinne. „Öhh.. Sanji... ich... ich hab dich gar nicht gesehen...“ „Ja, das denk ich mir. Sonst hättest du ja nicht versucht, den Kühlschrank aufzukriegen.“ „Ach... thehe... der Kühlschrank... ja, weißt du, Sanji, ich wollt nur überprüfen, ob noch alles da ist. Immerhin muss ich als Käpt'n...“ „Die Verantwortung für unsere Vorräte trägt der Smutje, wenn mich nicht alles täuscht.“, überlegte ich laut und sah Ruffy vielsagend an, „Aber das jetzt mal nur nebenbei... es würde mich viel mehr interessieren, ob du schon wusstest, dass Lysop mit Nami rummacht.“ Jetzt war es an Ruffy, wütend zu werden. „Lysop tut was?!“, er ballte die Hände zu Fäusten. Kein Wunder, schließlich war er schon lange in Nami verliebt. Tatsächlich verliebt im Gegensatz zu mir. Ich fand einfach nur jede Frau schön und wollte das Beste für sie. Aber Ruffy liebte Nami auf solch eine ehrliche Art und Weise, dass ich mich noch nicht einmal zwischen die beiden stellen würde. „Nun ja... Nami war gerade bei mir und da hat sie sowas durchblicken lassen.“, ich versuchte gar nicht erst, meinen eigenen Zorn zu verbergen. Immerhin war das, was sich Lysop hier erlaubte, eine riesengroße Frechheit. „Wie meinst du das?“, Ruffy setzte sich auf den Boden und starrte mich so ernst an, wie man ihn nur selten zu Gesicht bekam. „Sie meinte, ich soll ihr und Lysop ein paar Drinks bringen.“, gab ich zerknirscht zu. „Wirklich?“ „Denkst du, ich würde lügen, wenn es um Nami geht?“ „Nein, natürlich nicht, Sanji. Danke, dass du mir das gesagt hast.“ Er stand auf und durchquerte die Küche. „He! Ruffy, wo willst du hin?“ „Na, zu Nami.“, er warf mir einen entschlossenen Blick über die Schulter zu und rückte seinen Hut zurecht, „Immerhin sitzt jemand in ihrem Zimmer, dem man mal dringend in den Arsch treten muss!“ Und schon war er zur Tür hinaus. Er... er hat doch jetzt nicht ernsthaft vor...? Lysop benahm sich zwar gerade eben wie der größte Arsch der ganzen Grand Line, aber alles in allem... war er immer noch mein bester Kumpel. Und auch, wenn es unerhört war, dass er mit Nami rummachte, hatte er doch keine Prügel von Ruffy verdient. „Hee! Hee, Ruffy!!“, ich eilte hinaus aufs Deck und konnte Ruffy gerade eben noch vor Namis Zimmertür abfangen. (Hierbei muss nicht erwähnt werden, dass ich fast über den Marimo gestolpert wäre, der es sich am Fuße der Treppe gemütlich gemacht hatte.) „Geh zur Seite, Sanji, ich muss da rein!“, Ruffy kochte vor Wut und ich tat mein Bestes, um ihn davon abzuhalten, die Tür einzuschlagen. Oder mein Gesicht. Ganz wie man das sehen wollte. „Ruffy! Denk doch mal nach!“, ich hielt Ruffys Arm fest und sah ihm fest in die Augen, „Was denkst du denn wie sauer Nami wird, wenn du Lysop zu Brei schlägst?!“ „Mir egal! Lysop soll sie nicht haben!“ „Du benimmst dich wie ein stures Kleinkind, Ruffy! Da ist ja der Marimo vernünftiger!“ „Was ist mit mir!?“, tönte es von der Treppe her. „Fresse halten, Spinatschädel!!“ Ich wandte mich wieder an Ruffy, der mich nur schmollend anstarrte. „Denkst du nicht, es wäre schlauer, Nami um den Finger zu wickeln, anstatt ihren Lover zu vermöbeln?“ „Wie soll das denn gehen?“, Ruffy glotzte mich blöde an und augenblicklich erschlaffte seine Hand. Gut, er war wieder ganz der Alte. Ich legte Ruffy einen Arm um die Schulter und zog ihn mit zur Treppe. Auf dem Weg ins Jungszimmer konnte ich es mir allerdings nicht verkneifen, dem Säbelrassler kräftig auf die Finger zu treten. Zufrieden schloss ich die Tür hinter mir, während der Marimo draußen rumbrüllte, als würde er einen Preis dafür kriegen. Mit einem sanften Schubs verfrachtete ich Ruffy auf die Couch und ließ mich dann selbst darauf nieder. Ich nahm einige Züge von meiner Zigarette, dann begann ich zu reden. „Ruffy, du liebst Nami, nicht wahr?“ „Klar tu ich das.“, meinte er wie selbstverständlich und setzte sich gemütlicher hin. „Gut.“, ich lehnte mich zurück und sah Ruffy ernst an, „Dann willst du genauso wenig wie ich, dass sie traurig ist, nehme ich an.“ „Nein! Auf keinen Fall!“ „Siehst du. Und deshalb war es wichtig, dass du Lysop in Ruhe lässt.“ „Ehh? Warum?“, Ruffy verschränkte die Arme und legte den Kopf schief. Hatte sich der noch nie Gedanken über so etwas gemacht? Hoffte er etwa, dass Nami eines Tages einfach in sein Bett gehüpft kam? „Himmel Herrgott noch einmal, Ruffy! Wenn Nami wirklich auf Lysop steht und du dem was tust wird sie sauer und traurig! Und das wollen wir ja nicht! Was wir wollen ist, dass du mit Nami zusammenkommst!“ „Ehh, wollen wir das?? Also... ich mein... willst du das?“ „Nun ja, den Umständen entsprechend...“, ich schlug die Beine übereinander und sah zerknirscht drein, „...bist du mir allemal lieber als Lysop.“ „Achso.“ Wir saßen einen Moment lag da und schwiegen. Dann meinte Ruffy irgendwann (und diese Frage hätte naiver nicht sein können): „Also, was soll ich machen, Sanji?“ Ich stöhnte unbewusst auf. Der Junge hatte wirklich keine Ahnung von nichts! „Ruffy. Ich erklär's dir jetzt ein letztes Mal...“ „Du hast mir noch gar nichts erklärt, Sanji.“ „Halt die Klappe, wenn ich mit dir rede, Ruffy!“, ich funkelte ihn wütend an. Manchmal raubte mir diese gesamte Mannschaft den letzten Nerv! „Oke.“, Ruffy setzte sich brav hin, kniff den Mund zu und sah mich erwartungsvoll an. Geht doch. „Also... Das Wichtigste für den Anfang ist, dass du ihr... positiv auffällst. Ihr zeigst, dass sie dir wichtig ist.“ „Ich soll wie du um sie rumrennen und Herzchenaugen machen?“, Ruffy klang etwas hilflos, „Das kann ich nicht, Sanji. Und das tut auch ganz sicher im Auge weh.“ Ich stöhnte erneut auf. Das würde ein langes Gespräch werden... Lysops Part: Während ich auf Nami wartete, schossen mir die kuriosesten Gedanken durch den Kopf. Was, wenn Nami das Ganze nur ausnutzte, um selbst an Sanji ranzukommen? Was, wenn Sanji Lunte roch und nie wieder ein Wort mit mir reden würde? Was, wenn... Was, wenn Sanji tatsächlich schwul war?! Würde Nami ihm sagen, dass ich ihn liebte? Würde er sofort zu mir gerannt kommen? Hastig besah ich mich im Spiegel, stellte aber bald fest, dass man an mir nichts hübscher machen konnte. (Das hieß nicht, dass ich hübsch war! Überhaupt nicht! Das hieß nur, dass man nichts; aber auch rein gar nichts an mir hübsch finden konnte!) Die Tür hinter mir ging schwungvoll auf und ich drehte mich hastig um. Dabei stolperte ich fast über meine eigenen Füße und musste mich an Robins Bett abstützen, um nicht auf die Schnauze zu fallen. Mit rotem Gesicht sah ich auf und erkannte dass es glücklicherweise Nami war, die vor mir stand und nicht Sanji. „N-Nami!“, ich rappelte mich wieder einigermaßen auf und hastete auf sie zu, „Was.. was hast du gemacht?!“ Sie lächelte nur kokett und zuckte die Schultern. „So genau weiß ich das auch noch nicht.“, gab sie zu und ließ sich wieder auf ihr Bett sinken. „Was soll das denn heißen?!“, entrüstete ich mich und starrte Nami fassungslos an. Da lief sie erst weg mit den Worten, dass Sanji auf sie schon reinfallen würde und dann kam sie mit so einer... nichts aussagenden Aussage wieder! „Naja...“, sie verschränkte die Arme hinterm Kopf und überschlug ihre Beine. Dann sah sie mich grinsend an. „Ich will nicht behaupten, dass Sanji schwul ist, aber komplett hetero ist er sicher auch nicht.“ Mir fiel die Kinnlade runter. „Was lässt dich da so sicher sein?!“ „Als ich ihn gefragt hab, ob er schwul ist, kam mir sein Gesülze danach ein kleines Bisschen geschauspielert vor. Da muss also Irgendwas sein. Ich weiß nur noch nicht, was.“ Kraftlos ließ ich mich neben Nami auf ihr Bett sinken und starrte sie dämlich an. „Du hast ihn einfach so gefragt, ob er schwul ist?“ Das konnte ich ihr nicht ganz glauben. Aber wenn es wirklich stimmte, dann war Nami schon ziemlich dreist. Und unverschämt. Aber nach kurzem Überlegen kam ich zu dem Schluss, dass sie das eigentlich sowieso war. Wenn man alleine ihre ganzen Geldgeschäfte bedachte... Plötzlich fiel mir ein, dass ich ihr noch 500 Berry schuldete, weil sie mir im letzten Hafen Geld für Munition geliehen hatte. Schnell schluckte ich jeglichen Kommentar zu Namis ach so unmöglichem Verhalten runter und wechselte das Thema. „Öhmm... und... was genau sollen wir als nächstes tun?“ „Kein Ahnung, Lysop. Momentan bin ich ideenlos.“, sie seufzte und sah mich entschuldigend an. „Vielleicht solltet ihr erst einmal bestimmte Gerüchte aus der Welt schaffen.“ Schockiert wandten Nami und ich unsere Köpfe in die Richtung, aus der dieser Vorschlag gekommen war. In der Tür stand Robin. Lässig lehnte sie am Türrahmen und amüsierte sich offenbar prächtig über uns. Langsam schlenderte sie in den Raum hinein und machte nebenher die Tür zu. Dann setzte sie sich elegant auf ihr Bett und sah uns neugierig an. Es dauerte eine ganze Weile, bis Nami das Wort ergriff. „Was für Gerüchte, Robin?“, fragte sie stirnrunzelnd, „Wenn es ein Gerücht auf dem Schiff geben würde, wüsste ich doch schon längst davon.“ Ah, wie nett, sie gibt zu, dass sie eine Klatschtante ist. Ich grinste. Aber nur solange, bis Robin auf Namis Frage antwortete. Zwar in Rätseln, wie immer, aber ich musste zugeben, dass sie schon weniger offensichtliche Sätze von sich gegeben hatte. „Nicht unbedingt, Nami. Schließlich geht es bei dem Gerücht um dich und Lysop.“ Verwirrt starrten wir Robin eine Weile an. Bis bei Nami der Groschen fiel. Empört kreischte sie auf und sprang aus dem Bett. Dann deutete sie auf mich und wetterte: „Bitte was?! Behaupten die wirklich, ich hätte was mit Lysop?!“ „Sieht ganz so aus.“, lächelte Robin und musterte uns fröhlich, „Ich denke, ich gehe recht der Annahme, dass es sich tatsächlich nur um ein Gerücht handelt.“ „Ich würde niemals auch nur irgendwas mit Nami anfangen wollen.“, meinte ich trocken und sah finster drein. Wie kamen die anderen denn auf diese blöde Idee? Nami und ich waren nie mehr als gute Freunde gewesen. Aber das wussten eigentlich alle aus der Mannschaft. „Wer hat denn so einen Kokolores in die Welt gesetzt?!“, keifte Nami und sah Robin an, als sei sie Schuld an der gegenwärtigen Situation. „Soweit ich mitbekommen habe, Sanji. Es könnte aber auch Ruffy gewesen sein.“, sie zuckte mit den Schultern. „Ohhhhhhhhh...... RUFFY!!!“ Schneller, als man 'Furie' sagen konnte war Nami auch schon vor Wut rauchend aus dem Zimmer gestürzt, sichtlich wütend auf unseren Kapitän. Robin sah ihr nur hinterher und gluckste. Sie fand das ganze scheinbar sehr erheiternd, wie so ziemlich alles, was unsere Mannschaft den lieben langen Tag so fertigbrachte. Ich jedoch fand das Ganze in keinster Weise auch nur ein bisschen lustig. Schnell sprang ich auf und eilte Nami hinterher. Das war gar nicht so einfach und das obwohl Nami Absatzschuhe trug. Manchmal war diese Frau schon erstaunlich. Ich fand Nami einige Minuten später im Jungszimmer, wo sie Ruffy zur Schnecke machte. Zorro lag in seinem Bett und beschwerte sich, dass er seine Ruhe zum Schlafen bräuchte und auf einer der Couchen saß Sanji. Sanji. Ich schluckte schwer. Das half jetzt alles nichts, ich musste da rein und die Sache zusammen mit Nami aufklären. „RUFFY! DU VOLLIDIOT!! Weshalb sollte ich mit Lysop zusammen sein?!“, brüllte Nami den Kapitän in Grund und Boden während dieser immer mehr auf der Couch zusammensackte und ziemlich schuldig drein sah. „Aber Nami...“, versuchte er sich zu rechtfertigen, „Sanji hat doch gesagt, dass du und Lysop...“ „SANJI?!“, Nami wirbelte herum und funkelte jetzt den Smutje an, „Was fällt dir eigentlich ein?!“ Krachend verpasste sie Sanji einen Tritt in die Seite. Ich verzog das Gesicht. Das musste ziemlich weh getan haben und einmal mehr wurde mir bewusste, weshalb Nami Absatzschuhe trug. Eigentlich hatte ich erwartet, dass Sanji Nami gleich wieder mit Liebesgeständnissen und Lobreden überhäufen würde, diese blieben jedoch voll und ganz aus. Stattdessen setzte er sich mit einem qualvollen Gesichtsausdruck auf. „Du warst es doch, die Drinks für sich und Lysop haben wollte, Namilein.“, man konnte aus Sanjis Stimme heraushören, dass ihn diese Tatsache schwer traf. Ich jedoch stutzte. „Drinks?“, fragte ich dämlich und sah Nami an, „Warum denn Drinks?“ „Naja, Sanji hatte gefragt, ob er was für mich tun kann und dann meinte ich er soll uns Drinks in mein Zimmer bringen.“ Ich stöhnte auf. Natürlich! Es war ja zu erwarten gewesen, dass Sanji so eine Aussage sofort in den falschen Hals bekommen würde. Ich packte Nami an den Schultern und schüttelte sie. „Nami, hast du sie noch alle?! Wir wissen vielleicht, dass wir nur beste Freunde sind und auch nie vorhaben, mehr als das zu sein, aber Sanji weiß das doch nicht! Und jemand, der Frauen so sehr vergöttert wie Sanji... KANN so einen Satz ja nur falsch verstehen!“ „Lysop, lass Namilein los.“, zischte Sanji. Ich sah ihn dämlich an und ließ Nami augenblicklich los. Toll, Lysop. Du hast dich gerade eben noch unbeliebter bei ihm gemacht. Echt, ganz klasse. Nami richtete sich ihre Haare, stammelte ein 'Ist schon gut' und sah dann von mir zu Sanji. „Sanji, bitte, glaub mir... ich würde es niemals auch nur in Erwägung ziehen, was mit Lysop anzufangen.“ „Namilein!“, vor Glückseligkeit strahlend sprang Sanji auf und umarmte Nami, „Das ist ja wunderbar! Nein, dass ist... einfach das Beste, was passieren konnte!“ „Aber ich werde es auch nie in Erwägung ziehen, was mir dir anzufangen, Sanji.“, meinte Nami kalt und schob den Smutje beiseite. „Das macht überhaupt gar nichts, Namilein!“, sponn Sanji seine euphorischen Gedanken weiter, „Du sollst ja auch gar niemanden haben! Dann kann ich dich für immer einfach nur bewundern! Wie eine Blume, die in einem großen Park wächst und...“ „Jaja, bla, bla, bla, danke, Sanji. Spar dir dein Gesülze.“, Nami drängelte sich an ihm vorbei und drehte sich im Türrahmen noch einmal um, „Ach ja, und vielleicht solltet ihr hier drinnen mal wieder aufräumen. Das Chaos ist ja nicht zum Aushalten!“, sie knallte die Tür hinter sich zu und ließ mich mit den anderen alleine. Etwas verwirrt sah ich in die Runde. Mein Blick blieb an Sanji hängen, der mit sehnsüchtigem Blick zur Tür starrte. „Ehh.. Sanji... bist du mir noch irgendwie sauer?“ Besser ich fragte jetzt nach, als dass ich es anderweitig mitbekommen musste. Aus seiner Trance gerissen drehte Sanji sich zu mir um. „Du willst Nami wirklich nicht... also... du weißt schon...“ „Nein, will ich nicht.“, stimmte ich ihm zu. Wie kam er denn darauf? So toll sah Nami wirklich nicht aus. Außerdem war sie eine Frau. Das war eigentlich der Hauptgrund, weshalb ich sie nie im Leben haben wollen würde. Aber das brauchte ich Sanji nun mal wirklich nicht auf die Nase zu binden. „Na, dann.“, Sanji grinste mich an und schlug mir freundschaftlich auf den Rücken. Leider nur freundschaftlich. „Weshalb sollte ich dann noch länger sauer auf dich sein?“ Mit den Worten, dass er jetzt das Essen fertig kochen würde, schlüpfte Sanji zur Tür hinaus. Zorro schnarchte mittlerweile so laut, dass man wahrscheinlich Schwierigkeiten gehabt hätte, sich ordentlich zu unterhalten und Ruffy, der dem Geschehen Nase bohrend gefolgt war, sah mich nur erwartungsvoll an. „Ich geh angeln.“, verkündete ich und machte mich daran, meine Angel aus einem der Schränke hervorzukramen. Ich musste nachdenken und das ging am besten wenn ich alleine war und meine Ruhe hatte. Wenn ich jedoch gehofft hatte, die zu bekommen, so hatte ich mich gründlich geirrt. „Oh, super, Lysop, ich komm mit!“, freute Ruffy sich und griff seinerseits nach einer Angel. Ziemlich unbegeistert trottete ich hinter dem Hampelmann her und fragte mich innerlich, weshalb ich mein Vorhaben laut ausgesprochen hatte. Zumindest wusste ich, dass mir ein sehr gesprächiger Vormittag bevorstand. Ob ich das sonderlich passend fand, war natürlich die andere Frage... Den ganzen Tag fand ich keine weitere Möglichkeit, mich mit Nami zu unterhalten. Den Vormittag verbrachte ich mit Ruffy beim Angeln und war erstaunt darüber, dass das meine Laune nicht weiter senkte, sondern wieder anhob. Beim Mittagessen bedachten Sanji, Nami und ich uns mit äußerster Vorsicht, aber ansonsten war alles wie sonst. Direkt nach dem Essen bat Frankie mich, ihm bei einer neuen Waffe für die Little Lamb zu helfen und so schaffte ich es kurz vor dem Abendessen nur noch, eine Dusche zu nehmen, um das ganze Schmieröl von meinen Händen und meinem Körper zu bekommen. Das Abendessen selbst verlief weit erheiternder als das Mittagessen, was mit daran lag, dass Brook, Ruffy und Chopper irgendwann anfingen, neue Strophen für 'What shall we do with a drunken Sailor' zu dichten und ziemlich bald alle bei diesem Spektakel mitmischten. Dann, nachdem Sanji sowohl Ruffy als auch Zorro zum Tisch abräumen und Geschirr spülen auserkoren hatte, fiel mir ein, dass ich ja Wachdienst hatte. Deshalb sagte ich allen Gute Nacht und trollte mich ins Krähennest hinauf – nicht, ohne mir vorher aus der Vorratskammer eine Tüte Chips zu krallen. Jetzt saß ich in luftiger Höhe auf einer der Couchen und sah hinaus auf die Wellen, die das Mondlicht widerspiegelten. Was hätte ich nicht alles dafür gegeben mit Sanji hier oben zu sitzen, still und einfach nur den Ausblick genießend. Aber nein, der Tag hatte mir einmal mehr gezeigt, dass Sanji wohl niemals schwul werden würde, sondern für ewig allen Frauen hinterher rennen würde, die ihm vor die Füße liefen. Ich seufzte schwer und stopfte mir eine weitere Hand voll Chips in den Mund. Frustessen war in so einer Situation wirklich das einzige, was ein klitzekleines Bisschen half. „Lysop? Kann ich raufkommen?“ Ich drehte mich um und stutzte. Es war Robin. „Klar, kein Problem. Du kannst auch was von meinen Chips haben, wenn du willst.“ „Oh, nein, danke, ich hab mir Kaffee mitgebracht.“, meinte Robin und kletterte die letzten paar Leitersprossen hinauf, bis sie im Krähennest stand. Dann setzte sie sich neben mich und schlug das Buch auf, das sie mitgebracht hatte, um darin zu lesen. „Kaffee? Am Abend? Warum das denn, Robin?“ Jemand wie ich, der froh darum war, Abends einfach nur ins Bett zu fallen und zu schlafen würde Robin wohl nie ganz verstehen. „Wie soll ich denn sonst wach bleiben?“, fragte sie und sah mich erstaunt an, „Ich brauch schließlich meine Ruhe, um komplizierte Bücher zu lesen.“ Kompliziert? Wenn Robin das schon sagte, würde ich wohl kein einziges Wort verstehen, das darin geschrieben stand. Ich warf einen Blick auf den Einband. Das karthogonische Xyprassystem des Archibald Cartophas hieß es da. Ich runzelte die Stirn. Das klang nach einer ziemlich langweiligen Lektüre. „Wer ist dieser... Archibald Sarkophag?“, fragte ich, nur um eine Stille zu vermeiden. „Cartophas.“, korrigierte mich Robin und fügte dann hinzu, „Er war ein Wissenschaftler kurz vor der Zeit der 100 leeren Jahre. Angeblich entwickelte er ein System, mit dem man auf einem Porneglyph herausfinden könne, wo sich das nächste seiner Art befindet.“ „Denkst du, es funktioniert?“, verwundert sah ich von dem Buch zu Robin. „Nein.“, sie lachte, „Aber es ist ein sehr erheiterndes Buch, muss ich sagen.“ Jetzt war ich nur noch verwirrter als vorher und ich beschloss, lieber nichts mehr zu dem Thema zu sagen, sondern wieder aufs Meer hinauszusehen. Eine ganze Weile hörte man nichts außer den Knistern meiner Chipstüte und das Blättern von Buchseiten. Doch dann hob Robin wieder die Stimme. „Was willst du tun, Lysop?“ „Häh? Was meinst du, Robin?“ „Nun ja, wegen Sanji.“ Fast wären mir die Chips, die ich gerade festhielt aus der Hand gefallen. „Woher weißt du, das...!?“ „Es war offensichtlich.“, sie lächelte und schlug das Buch zu, das sie neben sich auf die Couch legte. Erwartungsvoll sah sie mich an. Ich kratzte mich verlegen am Kopf. „Naja... Nami und ich wollten...“, ich brach ab. Genau genommen hatte mir Nami noch kein Stück weiter geholfen. „Aha. Ich sehe schon, ihr habt überhaupt keine Ahnung.“, Robin meinte diesen Kommentar nicht böse, das merkte man. Vielmehr deutete sie mit dem Unterton in ihrer Stimme an, dass sie die Kindereien von mir und Nami zwar nett fand, aber nicht davon überzeugt war. Verzweifelt sah ich sie an. „Kannst du mir irgendwie helfen, Robin?“, jammerte ich und ließ meinen Kopf auf die Couchlehne fallen. „Ich kann Sanji nicht schwul machen.“, lächelte sie, „Aber ich könnte mir vorstellen, dass uns auf der nächsten Insel sicher schnell etwas einfallen wird.“ „Aber, Robin.“, meine Stimme überschlug sich fast, so sehr jammerte ich, „Welche Insel denn bitte? Die kann doch auch erst in fünf Wochen auftauchen, oder-“ „Na, die Insel.“, unterbrach Robin mich und wies mit einem Finger aus dem Fenster. Hastig setzte ich mich wieder auf und griff nach dem Fernglas. Kaum hatte ich hindurch gesehen, erkannte ich, dass Robin recht hatte. Weit draußen am Horizont konnte man einen Streifen Land erkennen. Ich hätte beinahe Luftsprünge gemacht vor Freude. „Das... das ist ja genial, Robin!“, rief ich aus, schmiss das Fernglas beiseite und fiel Robin um den Hals. „Na, na, nicht so stürmisch.“, kicherte Robin und hielt mich fest, damit wir nicht beide von der Couch fielen, „Noch wissen wir nicht, was sich machen lässt. Und auch nicht in was für Schwierigkeiten Ruffy uns eventuell bringt.“ „Oh, stimmt.“, ich ließ sie los, „Das vergesse ich immer.“ Fast sofort war meine Laune wieder im Keller. „Warum nur muss dieser Kapitän so bescheuert sein?!“ „Also, Lysop, jetzt übertreib mal nicht.“, kicherte Robin, „So schlimm ist es doch meistens gar nicht.“ „Wohl ist es das!“, jammerte ich und rutschte von der Couch auf den Boden, „Das endet doch jedes Mal damit, dass dieser Idiot uns in irgendeine Geschichte mit rein zieht, die wir uns komplett hätten sparen können und stattdessen einfach... keine Ahnung, am Strand rumgammeln oder so!“ „Redet ihr über Ruffy?“ Diesmal war es Nami, die ihren roten Haarschopf durch die Bodenluke steckte. Sie sah ziemlich müde aus und nicht gerade glücklich. Außerdem hatte sie ein Kissen dabei. „Öh.. ja, warum?“, hakte ich nach. Was war jetzt schon wieder passiert? „Der Vollidiot meinte wohl es wäre unheimlich witzig, mitten in der Nacht anzufangen, mit Zorro, Sanji und Frankie unten im Soldier-Dock-System Kegeln zu spielen! KEGELN!! Mit Kanonenkugeln und riesigen Holzklötzen! Wer soll denn da schlafen können?!“, Nami ließ sie an meiner anderen Seite auf die Couch fallen. Sie seufzte. „Wisst ihr, das Schlimme an der Sache ist ja, dass man ihn noch nicht einmal dafür schimpfen kann, weil er das mit einer Unschuldsmiene macht, die verboten gehört!“, sie ließ ihren Kopf auf das Kissen in ihren Händen fallen. Robin kicherte nur während ich Nami blöd anglotzte. „Vielleicht sollte ich zu ihnen runter gehen und verkünden, dass sie ihre Kräfte schonen sollen, wenn sie Morgen die Insel erkunden wollen, auf die wir zusteuern.“, schlug Robin vor. Doch Nami hielt sie sofort von dem Vorhaben ab. „Lieber nicht, Robin! Am Ende freuen sie sich nur wie wild drüber und beschließen, zur Feier des Tages auch noch ein Wettsaufen zu veranstalten. Nein, danke!“, sie legte sich auf die Couch und grummelte, „Weckt mich, wenn es Frühstück gibt.“, dann war sie auch schon eingeschlafen. „Meinst du, sie hat überhaupt mitbekommen, dass wir Morgen an einer Insel ankern?“, fragte ich Robin und sah zu Nami, die sich wie eine Katze eingerollt hatte und jetzt ihr Kissen voll sabberte. „Ich denke nicht.“, lächelte Robin, „Aber wir lassen sie lieber schlafen. Sonst ist sie Morgen wieder unausstehlich.“ Ich grinste. „Stimmt auch wieder.“, meinte ich und setzte mich wieder auf die Couch, „Robin, macht's dir was aus, wenn du für mich Wache hältst? Ich bin hundemüde.“ „Mach dir keine Sorgen, Lysop, ich pass schon auf.“, Robin zwinkerte mir zu und begann wieder in ihrem Buch zu lesen. Nebenher sah sie mit einem dritten Auge zum Fenster hinaus. Froh darum, endlich schlafen zu können, streckte ich mich auf der Couch aus. Darauf achtend, dass ich nicht Namis Füße vor meinem Gesicht hatte, machte ich es mir gemütlich und war daraufhin ziemlich schnell eingeschlafen. Noch während ich in seltsame Träume hinüber glitt, dachte ich daran, dass wir schon bald an einer Insel ankern würden. Und irgendwie hatte ich das seltsame Gefühl, dass wir uns auf seltsame Dinge gefasst machen mussten. Aber vielleicht bildete ich mir das nur wieder einmal ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)