Are You Sane, Baby? von Blaubeere20 ================================================================================ Kapitel 4: Erste Begegnung | Yami --------------------------------- Es war bereits dunkel und ich spürte, dass Ryou langsam begann, Panik zu kriegen. Sein Nahtlicht war zwar an, aber er hatte trotzdem Angst. Ich befreite mich aus dem Milleniumring, sah zuerst wie ein Hologramm oder ein Geist aus, bevor ich letztendlich in Menschengestalt vor dem Kleinen stand. Er war auf die andere Seite gewälzt. “Ryou”, flüsterte ich. Der Junge drehte sich um und wurde bleich, wie sein Haar. Sein Atem ging nur stoßweise und die braunen Augen waren weit aufgerissen. “Ich wusste nicht, dass ich so gestört bin!”, ertönte es hysterisch von ihm. Er blinzelte stark, um sicherzugehen, dass ich keine optische Täuschung war. Ein Grinsen schmiegte sich an meine Lippen. “Keine Angst”, ich setzte mich auf sein Bett und sah ihn amüsiert an. Der 17-jährige schmiss ein Kissen nach mir und wurde noch panischer, als er merkte, dass das Kissen gegen mich prallte und mein Körper somit nicht nur Rauch oder Ähnliches war. Langsam gingen ihm die Ideen aus, um sich selber zu beweisen, dass ich keineswegs echt war. “Ich werde wahnsinnig!”, stellte er fest und war total zerstreut. “Yami Bakura. Die Freude ist ganz meinerseits”, ich streckte ihm meine Hand aus, die er nicht einmal im Traum angefasst hätte. Stattdessen schenkte mir der Kleine nur einen Blick, gemischt aus den Gefühlen Angst, Misstrauen und Wut. Ja, er war sauer, gab sich selber die Schuld daran, so durchzudrehen. Er gab sich für alles die Schuld; so, wie es ihm sein Dad beigebracht hatte. Undankbarer Narr. Er befahl mir, zu verschwinden. “Das möchtest du nicht. Du fühlst dich einsam”, machte ich ihm klar und strich durch sein Haar. Ryou war wie paralysiert, in einer Schockstarre. Ich habe alles mitbekommen; Seine Ängste, seine Wünsche und seine Worte. Alles habe ich aufgenommen. Ich hatte den Schlüssel zu seinem Verstand. Im Milleniumsring, den er sich gekauft hatte, war ich zuhause. Dort hauste ich und bekam jede einzelne Kleinigkeit mit, die in ihm und mit ihm passierte. Die Gespräche, die er führte und die Emotionen, die sich in ihm stauten. Wie ich genau dazu kam, in diesem Schmuckstück gefangen zu bleiben, weiß ich nicht. Meine Vergangenheit ist in meinem Kopf vollständig ausgelöscht. Das Einzige, das ich zu wissen glaube, ist, dass das Schicksal zu mir sprach, befreit zu werden, sobald der Auserwählte die Prophezeiung erfüllt. Nun schien es so weit zu sein. Ich bekam die Aufgabe zugeteilt, den Auserwählten zu beschützen und ihn in eine heile Welt zu bringen. Behutsam glitten meine Finger durch sein prächtiges Haar. “Jetzt verstehe ich!”, der Junge klang erleichtert. “Da ich mir so sehr Nähe wünschte, projeziert mein Gehirn nun dieses Wunschdenken in bizarre Halluzinationen um!”, seine Stimme hörte sich nun stärker und sicherer an, als vorher. Ach, du ahnungsloser, armer Ryou. Wir werden dich schon gesund pflegen. “Ich bin hier, um dir deine Ängste zu nehmen”, informierte ich ihn und legte meine Hände auf seine heißen Wangen. Folgendes schoss ihm dabei durch den Kopf; Das fühlt sich viel zu real an, dafür, dass das nur eine Fälschung ist. Leise lachte ich auf und merkte, dass er komplett verwirrt war. Er wusste nicht, was er nun glauben sollte. Vertieft in Angst und Hysterie. “Anstatt sie mir zu nehmen, flöst du sie mir ein!”, er zog sich die Decke bis zur Nase und presste seinen Rücken gegen die Wand, an die das Bett gestellt war. Wie ein Tier, das gerade von einem größeren, gefährlicheren bedroht wird, versuchte er, einen Fluchtweg zu finden. “Ich werde dir nichts Böses tun. Lass’ dich stattdessen von mir halten. So, wie du dir es wünschst”, kam es ruhig von mir. Ryou schüttelte den Kopf kräftig, atmete viel mehr Luft ein, als aus. Ein letztes Stück kam ich ihm noch näher, bis wir uns direkt in die Augen sahen. Seine hatten genau die selbe Farbe, wie meine; strahlten aber mehr Unschuld und Reinheit aus. Ryou war ein ehrlicher Junge. Jemand, der niemandem Schaden zufügen könnte. “All die Eigenschaften, die dir vorgehalten werden, sind die, die ich an dir liebe”, ertönte es sanft aus meinem Mund. Ryou wurde plötzlich ganz still und durchdachte das, was ich eben zu ihm gesagt hatte. “Du hast richtig gehört. Die Art, für die du täglich verspottet wirst, ist für mich das Puzzleteil, das mich komplett macht”, mein Herz fing ebenfalls an, schneller zu schlagen. Dieser Junge vor mir war so schön und zerbrechlich. Beschützungsbedürftig. “Wenigstens einer, der mir sagt, dass ich nicht so schrecklich bin, wie alle sagen”, fiel ihm auf. “Zwar ist es nur eine fiktive Person, die mir das sagt, aber Hauptsache jemand”, er ließ die Decke fallen und seufzte. Sein Blick war zuerst nach unten gerichtet, bevor er direkten Augenkontakt mit mir aufnahm. Ich rutschte neben ihn und legte meine Arme um ihn. Er fühlte dadurch eine Art Geborgenheit und errötete im Gesicht. Behutsam streichelte ich ihm wieder durchs Haar. Ryou wehrte sich nicht. Stattdessen klammerte sich der 17-jährige an mich und schmiegte seinen Kopf an meine Brust. “Ich weiß, dass du in der Nacht nie schlafen kannst. Ich bin für dich da”, versicherte ich ihm. Ryou schrack leicht auf; “Woher weißt du das alles über mich?... Ah, natürlich - du bist Fantasie. Erwünschte Fantasie - du weißt das alles, weil ich mich selber kenne. Schon klar”, seine Gedanken spielten verrückt und seine Körpertemperatur erhöhte sich. Erschöpft vom folternden Tag löste sich jegliche Körperspannung in ihm, und er sackte leicht ein. Er war zwar erschöpft, aber nicht müde. Leider. Er lauschte meinem Herzschlag. Seine Augen waren geschlossen, sein Atem war wieder regelmäßig - er hatte sich beruhigt. Meine linke Hand war auf seiner Schulter und mit der rechten streichelte ich seine Wange. Sein schmächtiger Körper war die perfekte Ergänzung für meine starken Arme. Ich werde dich beschützen, wie meinen eigenen Augapfel. “Willst du nicht doch wieder Schlaftabletten nehmen?”, fragte ich und beobachtete seine schönen Gesichtszüge. “Ich werde mit Tabletten vollgestopft…”, erzählte er mir leise. Ein verärgertes Geräusch entkam aus seinem Mund - er fühlte sich missverstanden. Von seinen Mitschülern, von seinen Lehrern und von seinem Vater. Also einfach gesagt: Von jedem, von dem er umgeben war. Ryou löste sich aus dem Griff meiner Arme und sah mich an; “Wenn du mit mir reden und mich halten kannst”, fing er an, “kannst du mich dann auch lieben?” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)