Are You Sane, Baby? von Blaubeere20 ================================================================================ Kapitel 7: Das Ideal, das du bist | Ryou ---------------------------------------- Mitten in der Nacht wachte ich durch ein Kratzen an der Türe auf; es war Aurora. Da ich einen leichten Schlaf hatte, riss mich das sofort aus der Ruhe. Ich brauchte einen Moment, um zu realisieren, woher dieses warme Gefühl an meinem Rücken kommt - Yami hielt mich. Er atmete gleichmäßig und schien tief und fest zu schlafen. Vorsichtig drehte ich mich in die andere Richtung, blickte den ruhig schlafenden Mann an. Ein warmes Lächeln umspielte meine Lippen. Langsam begab ich mich aus dem Bett und öffnete die Türe. Die Katze schritt edel in das Zimmer herein, worauf ich die Türe wieder schloss. Ansonsten würde Mum oder Dad in der Früh einfach so hereinplatzen, denn ein nicht geschlossenes Zimmer bedeutete bei uns einfach, dass man ohne Fragen reinkommen durfte. Und das wollte ich nicht - vor Allem nicht, weil Yami da war. Ich ging in die Hocke und sah der weißen Katze direkt ins Gesicht, die mühseelig mit dem Fuß versuchte, ihr Halsband runterzukriegen. Das rote Stück Leder schien zu fest zugeschnürt zu sein. “Ach, Dad…”, sagte ich und seufzte laut durch den Raum. “Das ist viel zu locker, es soll sitzen!”, imitierte ich ihn spottend. So verstellte ich das Band um ein Loch, worauf Aurora mich anmiaute. Ich nahm es als Dankeschön wahr. Sanft streichelte ich den Kopf der Kleinen, als diese plötzlich anfing, einen Geruch zu wittern. Die Katze schritt von mir weg und sprang aufs Bett. Neugierig aber dennoch angriffslustig schnüffelte sie an Yamis Körper. Moment, sie kann ihn wahrnehmen? Sie nimmt seine Präsenz wahr? Erstaunt sah ich dabei zu, wie Aurora sich an Yamis Brust schmiegte und schnurrte. Wenn die Katze ihn genau so behandelt, wie andere Menschen, bedeutet das, er ist real… Mein Haustier legte sich hin und döste vor sich hin. Nichts desto Trotz schlief Yami immer noch, wie ein Stein und schien die Bewegungen und Vibrationen der Katze gar nicht gespürt zu haben. “Du scheinst ihn zu mögen”, stellte ich fest und beobachtete die schnurrende Fellkugel. “Du nimmst ihn wahr…”, meine Lippen bebten. Fassungslos sah ich Yami an. Unverschämt platzierte ich die Katze auf den Boden und legte mich wieder zurück ins Bett. Wollte den Mann wieder für mich haben. Ich war mit dem Gesicht zu ihm gedreht und starrte auf seine Lippen. Ich hatte das Bedürfnis, ihn nochmal zu küssen. Während dem Kuss hat es sich so angefühlt, als wäre ich innerlich wieder aufgeblüht. Es fühlte sich rein, zart und ehrlich an. Eine Gänsehaut bildete sich auf meinem Körper, gefolgt von einem kurzem Zittern. Ich musste die Sache noch verarbeiten; den ersten Kuss. So oft habe ich mir vorgestellt, wie es sein muss, die Lippen eines Anderes an den eigenen zu spüren. Wie warm es sein muss, mit wem zu kuscheln. Wie richtig es sein muss, jemandem in die Augen zu sehen, der sich um einen kümmert. Mit meinen Fingern fuhr ich an Yamis Wange entlang. Er hatte ein schönes Gesicht. Gleich danach rutschte ich ein Stück runter und drückte meinen Kopf gegen seine Brust. Tränen bildeten sich in meinen Augen; ich fühlte mich nicht mehr so alleine. Nicht mehr so auf mich selbst gestellt. Ich hörte seinen Herzschlag, ließ ihn auf mich wirken. Er war beruhigend. Wann hast du jemals den Herzschlag eines Anderen gespürt, Ryou? Niemals. Wann hast du jemals in den Armen eines Anderen geschlafen? Niemals. Das ist das aller erste Mal - und es ist wunderschön. Unvergleichlich schön. Plötzlich überkam mich das Verlangen, ihn zu berühren. Ich löste mich von ihm und meine Augen musterten seinen Oberkörper. Du wolltest schon immer wissen, wie es ist, mit wem rumzumachen, nicht wahr? Aber du warst zu schüchtern, zu ruhig, zu schwul. “Ihr hattet alle Recht”, flüsterte ich mir selber zu. “Ich bin einfach schwul”, beendete ich meinen ausgesprochenen Gedanken und biss in die Unterlippe meines Gegenübers. Dieser öffnete die Augen und fing schwach an, zu lächeln. War Yami im Halbschlaf? “Kannst wohl nicht genug davon kriegen”, stellte er fest und lachte kurz auf. “Weißt du, was mich gerade am meisten fasziniert?”, seine Stimme war rau. Still lag ich da. “Du bist gerade dabei, deine nie befriedigten Triebe an mir auszuleben. Nichts desto Trotz hast du immer noch dein schüchternes, zurückhaltendes Image behalten. Du scheinst, mich küssen und dich an meinem Körper vergreifen zu wollen, jedoch bist du bei dieser Handlung noch immer sehr vorsichtig und gar noch etwas unsicher und ängstlich. Diese Mischung ist interessant”, Yami strich mir durch die Haare. “Du hast Gefühle in mir freigesetzt”, behauptete ich und hätte ihm am liebsten das Shirt ausgezogen. “Oder du willst die Einsamkeit einfach nur füllen und es geht hier gar nicht um mich. Du würdest das vielleicht auch mit jeder anderen Person tun, die hier liegen würde”, glaubte er und wirkte fast schon etwas beleidigt. Möglicherweise kam er sich ausgenutzt vor. Nur dafür hier, um meine Depressionen zu lindern. Nur dafür hier, dass ich etwas hatte, mit dem ich mich glücklich machen konnte. Nein. Das durfte nicht sein. “Aber du bist so besonders…”, hauchte ich. “Du bist das Ideal, das ich mir immer im Kopf ausgemalt hatte”, gab ich zu und konnte dem Drang, ihm körperlich noch näher zu sein, nicht mehr standhalten. Ja, er war das Ideal, nach dem ich mich gesehnt hatte; meine Fantasie, unreal. Doch sein großer, stark gebauter Körper zog mich an. Ich schloss die Augen und biss mir auf die Unterlippe. “Ich will dich nicht ausnutzen. Ich will dir nur nah sein”, meine Stimme klang sehr zerbrechlich. “Vielleicht bereust du’s, wenn wir es hier überstürzen”, meinte Yami und hatte mittlerweile die Augen wieder zu, wollte weiterschlafen. “Wer hat mich aus heiterem Himmel geküsst?”, ein Grinsen war in meinem Gesicht zu erkennen. Yamis Mundwinkel zogen sich nach oben, der Mann schmunzelte. “Das war ein Unfall”, sagte der Weißhaarige lachend, die Augen immer noch geschlossen. Ich stahl ihm sein Kopfkissen und drückte es ihm ins Gesicht. Yami zog das Kissen weg und durchwuschelte meine Haare, woraufhin ich auch seine Frisur zerstörte. Der Mann begann, mich zu kitzeln. Lachend versuchte ich, mich gegen seine Kitzelattacken zu wehren. Aurora sprang zu uns, miaute mich an. Wahrscheinlich hatte sie Hunger. Total unverschämt griff sich Yami das Kätzchen und drückte es mir ins Gesicht. Fell spuckend sah ich gespielt sauer in die klaren braunen Augen, die mich vertrauensvoll ansahen. Ich hatte die beste Medizin gefunden, die ich mir niemals erträumen hätte können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)