Are You Sane, Baby? von Blaubeere20 ================================================================================ Kapitel 16: Schmerzen über Schmerzen | Ryou ------------------------------------------- Da ich die Schmerzen nicht aushielt, rief ich selber die Rettung. Außerdem hätte ich dann erfahren können, was Mum passiert war. Ich streckte meine Hand mit viel Mühe aus und griff nach dem Handy, in das ich die drei Zahlen eintippte, und meinen Unfall beschrieb. Ebenfalls kündigte ich an, dass meiner Mutter etwas passiert sein könnte. Der Mann gab eine ungefähre Zeit von 10 Minuten an. Ich bedankte mich und legte auf. “Wehe, du hast ihr etwas angetan…”, drohte ich meinem Vater indirekt mit geschlossenen Augen. Ich presste die Lippen zusammen und atmete tief aus. Aurora kam ins Zimmer und miaute laut, als hätte sie mir etwas sagen wollen. Ihre schwarzen Pupillen waren geweitet und füllten fast das ganze Auge aus. Erneut miaute sie und stupste mein Schienbein mit ihrer Nase. Ich blickte sie eindringlich an, machtlos. “Kleine, ich kann Nichts tun”, sprach ich zu ihr und streichelte ihren Kopf. Sie sprang auf meinen Schoß und machte es sich dort gemütlich, schien aber trotzdem noch sehr angespannt und nervös. “Weißt du, was passiert ist?”, fragte ich sie zart. In innerhalb weniger Minuten hörte ich Sirenen draußen schrillen. Mein Vater öffnete verwirrt die Türe, sagte den Sanitätern, sie sollen raus aus seiner Wohnung. “Und Sie sollten sich besser auf eine Anzeige wegen Körperverletzung vorbereiten”, entgegnete einer der Männer. Ich fragte mich, was mit Mum passiert war, ehe Aurora von meinem Schoß sprang, weil ein ihr Fremder die Treppe hinaufkam. “Ah, und Sie sind der mit dem Splitter”, erinnerte sich der Herr und kniete sich nieder, um sich meinen Fuß genauer anzuschauen. Er verband ihn mit einem eher dickeren Stoff, bevor ich in den Rettungswagen gebracht wurde. Gleich darauf wurde Mum neben mir hingelegt, ihr Gesicht war blass und sie schien nicht bei Bewusstsein zu sein. Geschockt und besorgt blickte ich den reglosen Körper an, hoffte, es war nichts all zu Schlimmes. “In der Küche befand sich eine zersplitterte Vase. Wir nehmen an, dass man diese nach ihr geschmissen hat”, informierte mich der blonde Mann, der den Puls von Mum checkte. Dad hat eine verdammte VASE nach ihr geworfen?! Ich schloss die Augen und presste die Lippen gegeneinander, am liebsten hätte ich aggressiv losgeschrien. Ich bin vielleicht nur ein schwächlicher, 17-jähriger Sohn aber ich kann sehr wohl auch unangenehm werden. Dieser Idiot kann doch nicht einfach so meine Mum verletzen - schon wieder. Der Wagen fuhr sehr schnell und die Welt schien sich so schnell zu verändern, wenn man aus dem Fenster sah. All die Menschen, die Häuser und die Bäume rasten an uns vorbei, und es fühlte sich so an, als wäre ich in der Zeit stehen geblieben. Ein kalter Schauer machte sich in mir breit, worauf ich mich kurz schüttelte. “Alles in Ordnung?”, fragte einer der Sanitäter, worauf ich eifrig nickte. Die Schmerzen in meinem Fuß hatte ich für einen Moment wegen der Wut vergessen. Es brauchte einen Moment, bis ich wieder zu mir kam, und die Situation, in der ich eigentlich war, wieder erkannte. Als das Fahrzeug hielt, fragte ich mich, was mit Mum passieren würde. Wird man sie in die Notaufnahme schicken? Meine Finger zitterten stark; es tat mehr weh, Mum so zu sehen, als der Schmerz in meinem Fleisch. Einer der Männer erhob sich, schob die Türe auf und verkündete;“Den Jungen in Zimmer 45a und die Dame 19f”. Ich erschrack kurz, als ich in einen Rollstuhl gesetzt wurde, der soeben geholt wurde. Mit diesem wurde ich in mein verordnetes Zimmer gebracht, ehe ich sah, wie Mum hastig von den Männern wo anders hingetragen wurde. Wird man sich gut um dich kümmern? Ich wurde in einen kleinen Raum gebracht, wo bereits ein Arzt drinnen war. Die Sanitäter setzten mich vorsichtig auf die Liege und verließen das Zimmer, als sie mich richtig positioniert hatten. Ich erläuterte kurz meine Situation, ehe der Doktor ein paar Instrumente und eine Spritze auf seinem Tisch vorbereitete. Meine Spritzenphobie kehrte seit Langem wieder zurück und ich versuchte mir einzureden, dass ich mich nicht fürchten solle; dennoch wurde ich ganz panisch. “Ausatmen”, befahl der Arzt und stach mit der Spitze ein, als ich seine Worte befolgte. Es piekste und danach kam dieses unangenehme Gefühl, wenn dir die Flüssigkeit in den Körper transferiert wird. Als er fertig war, schüttelte ich mich kurz vor Ekel. Mein Fuß wurde betäubt und der Mann begann, mit seinen verschiedenen Werkzeugen herumzutun. Während er dies tat, starrte ich an die Decke und fragte mich, ob ich heute noch entlassen werden konnte oder ob ich eine Nacht hier bleiben müsse. Meine Aufmerksamkeit wurde erregt, als ich ein eigenartiges Gefühl an meinem Fuß spürte; der Splitter war draußen und die Wunde wurde genäht. Es war sehr komisch, dabei zuzusehen, wie deine Haut zusammengeflickt wird. Vor jedem Stich denkst du, du wirst gleich vor Schmerzen umkippen, obwohl du einfach garnichts davon spürst. Während der Doktor flickte, war es still. Ich starrte auf den Splitter, der mit Blut übersäht war. Er war ziemlich groß und ich konnte von Glück reden, dass er nicht irgendeine Sehne verletzt hat. “Wir wären fertig”, wurde ich informiert. “Ich habe Ihnen den Fuß mit einem sehr robusten, aber nicht all zu dickem Verband umwickelt. Sie sollten noch in Ihre Schuhe passen”, er klang sehr entspannt. Ich meisterte es, meinen verbundenen Fuß in den Schuh zu packen, und hatte somit keine Zweifel mehr, ob ich nach Hause kommen würde. “Falls etwas passieren sollte, einfach anrufen!”, waren die letzten Worte an mich, bevor ich mich auf den Weg Heim machte. Meine Bewegungsgeschwindigkeit litt nicht unter meiner Verletzung, es war alles wie immer. Ich musste mich erst einmal orientieren, wo genau ich war und mit welchen Verkehrsmitteln ich nach Hause kommen würde. Es war schon dunkel und die Wege waren nicht mehr so gut zu erkennen. Ein Taxi hupte mich an, als ich auf der Suche nach einer Straßenbahnhaltestelle war. “Brauchen Sie ein Taxi?”, wollte der dunkelhaarige Fahrer wissen. “Ich hab’ nur nen 10er dabei”, antwortete ich etwas schüchtern und zuckte mit den Schultern. “Kommst du gerade aus dem Krankenhaus dort?”, führte er das Gespräch weiter, worauf ich nickte. “Dann steig’ ein; ich nehm' dich gratis mit”. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)