Are You Sane, Baby? von Blaubeere20 ================================================================================ Kapitel 19: Heile Welt | Ryou ----------------------------- “Ich soll da rauf?”, fragte ich etwas nervös. “Na komm, ich helf’ dir”, Yami hob mich hoch und ich setzte meinen rechten Fuß auf die erste Stufe und hielt mich fest. Als ich oben angekommen war, kam Yami nach und wir waren nun in einer Etage, in der man nicht wohnen konnte; eine weitere Leiter würde uns bis aufs Dach führen. Diese Leiter war jedoch etwas höher angesetzt. Yami hob mich wieder hoch und ich kam erfolgreich auf die erste Stufe. Mit festen Griffen schaffte ich es, bis ganz hinauf und spürte schon die Sommernachtsluft. Vorsichtig betrat ich mit meinen Füßen die drittletzte Sprosse und stützte mich bereits mit den Händen am Dach ab. Mit etwas Mühe und Geschick gelang es mir, heil oben anzukommen. Ich sah zu Yami runter, der flink die Sprossen raufkletterte und schnell bei mir angelangt war. Die Panorama war wunderschön. Wir sahen zwar nicht die ganze Stadt, aber es reichte. Die Laternen und Lichter beleuchteten die Straßen und ließ sie trotz der Dunkelheit lebendig wirken. “Vertraust du mir?”, kam es plötzlich von Yami. “Ja”, antwortete ich selbstsicher und sah ihn an. Er nahm meine Hand und führte mich bis an die Kante des Daches, ehe er sich setzte und meinte, ich solle neben ihm Platz nehmen. ‘Ich vertraue dir’, schoss es mir dabei durch den Kopf. Ich setzte mich und bekam einen Minischub Adrenalin, als ich spürte, wie meine Füße runterbaumelten. Yami legte den Arm um mich und wir blickten beide nach vorne. “Du hast die Prophezeiung erfüllt. Du bist des Milleniumringes würdig. Du bist nun mein Schützling und ich werde auf dich aufpassen. Ich bin nur Nachts rausgekommen, weil ich wusste, es würde unangenehme Konsequenzen haben, wenn mich jemand zu Gesicht bekommen hätte, doch heute ging es zu weit. Es ist meine Pflicht, dich zu beschützen und immer, wenn dir jemand weh tut, werde ich dich rächen. Meine Aufgabe ist es, deine blutenden Stellen zu heilen und dich niemals gehen zu lassen”, Yami klang sehr ernst und er drückte mich fester an sich. Ich legte meinen Kopf an seine Schulter und schloss die Augen. “Ich werde auch nicht zulassen, dass dir jemand jemals etwas antut”, alleine die Vorstellung daran brachte mich zum Glühen. Yami ist mir in diesen zwei Nächten unglaublich wichtig geworden, es war kaum zu glauben. Er berührte meine Seele, ohne sich an den Splittern zu schneiden. Er berührte meine Seele, ohne sie mit einer falschen Bewegung endgültig zum Zerfall zu bringen. Die Art, mir Sicherheit und Geborgenheit zu geben, war eine ganz eigene bei ihm. Yami brauchte nur aufzutauchen, damit sich ein Gefühl von innerer Wärme in mir bildete und meinen Körper stets beruhigte. Mir fehlte immer etwas in meinem Leben. Es ging mir wahrscheinlich deshalb auch so schlecht. Irgendetwas hat gefehlt, und das machte mich so verdammt traurig und hoffnungslos, ich fand keine Freude mehr am Leben - bis Yami kam. Er gab mir Halt, Verständnis und Bestätigung. Ich war mir so sicher, dass es mit ihm nur noch Berg auf gehen würde. Nicht, weil er die Höhen und Tiefen in meinem Leben beeinflussen konnte, - was man nie kann - sondern weil er immer hinter mit stehen würde, egal, was passiert. Und so jemanden brauchte ich. “Es hieß”, begann Yami, “dass ich dich in eine neue, heile Welt bringen würde. Ob dies symbolisch oder wortwörtlich aufgefasst werden soll, weiß ich nicht”. Ich starrte gerade aus, betrachtete die Stadt in den Lichtern der Nacht. “Aber du bist meine heile Welt”, ich musste lächeln. Yami küsste meine Wange und sah mich mit seinen braunen Augen an. Der Wind wehte leicht, kaum spürbar und die Sommerluft umgab unsere beiden Körper. Unsere Füße hingen lose in der Luft. Ich wagte einen Blick runter, bei dem mir sehr unwohl wurde. Reflexartig klammerte ich mich an Yami und versuchte, das Bild der Höhe, das in meinem Kopf gespeichert wurde, zu verdrängen. “Hast du Angst, Kleiner?”, fragte Yami sanft und ich spürte, dass er mich ansehen wollte. Ich nickte und traute mich gar nicht mehr, die Augen zu öffnen. Mein Freund stieß ein grelles Lachen aus und wuschelte mir durch die Haare. Er bat mich, aufzustehen. An dem Platz, wo ich saß. An der Kante des Daches. Da, wo mich eine falsche Bewegung runterfallen lassen hätte können. Genau da wollte er, dass ich auf beiden Beinen stehe. “Tut mir Leid, aber -”, protestierte ich. “Vertraust du mir?”, unterbrach mich Yami und gab mir keine andere Wahl, als seine Bitte in die Tat umzusetzen. Sehr nervös und angespannt, aber vorallem vorsichtig, erhob ich mich und stand im Endeffekt auf meinen Beinen. Meine linke Körperhälfte war der Stadt zugeneigt. “Ich zieh’ dich zu mir, falls du ausrutschst”, versprach er und schien sich blind auf seine Reflexe zu verlassen. Laut atmete ich die Luft aus, als ich an der Kante des Daches stand. Ohne viel zu zweifeln stand Yami gekonnt auf und stellte sich mit seiner rechten Körperhälfte zur Stadt und war direkt gegenüber von mir platziert. Meine Angst ließ den Wind nun stärker erscheinen, und die Höhe höher, als sie tatsächlich war. Meine Beine zitterten und ich befürchtete, jeden Augenblick runterzufallen. Ich musste aufhören, zu zittern. In diesem Moment konnte ich mich nicht auf mein Vertrauen zu Yami konzentrieren. Ich war damit beschäftigt, meinen unruhigen Körper ruhig stellen zu wollen. Unerwartet nahm Yami mein Gesicht in seine Hände und blickte mir bestimmt in meine durchterfüllten Augen. Er streichelte meine linke Wange und zog mich dann mit der anderen Hand zu sich. Wir standen uns nun sehr nahe gegenüber, während mein Herz zu hoch schlug. Das Adrenalin pumpte sich durch meine Adern und ließ jegliches klares Denken in mir kalt. Ein sehr intensives Kribbeln machte sich in meinem Körper breit und ich konnte nur noch an die Höhe denken, in der wir uns befanden. Ich zuckte, als Yami mein Gesicht wieder in seine Hände nahm, seine weichen Lippen auf meine legte und mich küsste. Mein Körper schlotterte immer noch, die Angst ging nicht weg, aber es war wunderschön. Ich war seins und er war meins. Als wir uns von einander lösten, sah er mich grinsend an; “War das nicht der aufregendste Kuss in deinem Leben? Ein Kuss mit einem solch heftigen Adrenalinschub und einem Platz, wo dir jeden Moment der Tod den Arm um den Hals legen könnte, und in dem Augenblick hattest du einen Kuss mit der Person, die du am meisten liebst”. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)