Are You Sane, Baby? von Blaubeere20 ================================================================================ Kapitel 20: Der Test | Yami --------------------------- In Ryou konnte ich Furcht und Spannung ablesen, die sich nicht abbaute. Gleichzeitig genoss er jedoch die Dramatik und den Kick, auch, wenn er es nicht vor mir zugeben wollte. Er konnte nicht sagen, dass ihm dieses neue Gefühl gefiel, da er Angst generell nicht mochte und immer nur negativ damit konfrontiert wurde. In diesem Fall aber empfand er es als aufregend; es war eine andere Form von Angst. Ryou schreckte für gewöhnlich vor Sachen zurück, die ihm nicht bekannt waren oder so wirkten, als könnte es ihm seelischen Schaden zufügen. Ich hatte sein Gesicht noch in den Händen und sah meinem Liebling tief in die Augen. Sein Körper bebte. Ryous sanfte Gesichtszüge reichten mir, um mich wohl zu fühlen und glücklich zu sein. Ich könnte mir im Leben nie vorstellen, meinen Schützling zu verlieren - ich würde es mir nie verzeihen können, falls diese Situation eintreffen sollte, immerhin versprach ich ihm und mir selbst, ihn stets zu beschützen und vor allem Bösen zu bewahren. Das Verhalten seines Vaters ließ mich vor Wut kochen, ich hätte diesen Hund am liebsten in Fetzen gerissen, wenn er Ryou nicht im entferntesten Sinne etwas bedeutet hätte. Mit meinen Worten ‘Vertrau’ mir’ habe ich gespürt, wie eine gewisse Unsicherheit in Ryou entstand. Obwohl er wusste, ich würde ihn niemals in eine Gefahr bringen, aus der ich ihn nicht jederzeit hundert prozentig retten könnte, war er sich unsicher und Nervosität machte sich in ihm breit. Als ich ihn fragte ‘Vertraust du mir?’, hatte er gar keine andere Wahl, als zuzustimmen. Er liebte mich und wollte nicht, dass ich sehe, dass seine Angst sein Wissen überrempelte. Immerhin wusste er, dass ich ihn immer beschützen würde. Man brauchte sich trotzdem nicht sonderlich wundern, dass diese zwei Worte etwas in Ryous Magen verdrehten, denn seinem Vater vertraute er früher auch einmal. Früher hatten sie ein gesundes Vater-Sohn-Verhältnis, bis beide merkten, dass Ryou anders war, als die anderen. Und als sein Vater das nicht akzeptierte und sich danach zu einer verdammten Furie entwickelte, musste Ryou miterleben, wie sich die Person, der er von seiner Geburt an vertraute, gegen ihn stellte und ihn somit dermaßen im Stich ließ, bis das letzte Stück Hoffnung in ihm starb. Somit fiel es ihm unglaublich schwer, jemals wieder gänzlich zu vertrauen. Er wusste nicht, ob wieder dasselbe passieren würde. Der Kleine wollte doch nur Verständnis und Akzeptanz. Ich beschloss, den ultimativen Vertrauenstest durchzuführen. Es würde ein Test und gleichzeitig eine Erfahrung für ihn werden. Test in dem Sinne, dass ich sehe, ob er währenddessen an mir zweifelt. Und Erfahrung in dem Sinne, dass er nach dem Test nun zu tausend Prozent Bescheid weiß, dass er bei mir sicher aufgehoben ist - selbst in den extremsten Situationen. “So langsam wird es aber Zeit, mir zu vertrauen”, grinste ich, nahm seine Hand und hielt sie fest. Er fragte sich, was nun kommen würde, Ungewissheit war zu spüren. Als ob die Höhe und der Wind am Dach nicht schon genug war, hatte ich etwas vor, das er sein Leben lang nicht mehr vergessen würde. Ich zog ihn leicht an der Hand mit mir mit und drehte ihn somit um 90 Grad; Er zeigte der Stadt nun den Rücken und ich stand vor Ryou, nahm auch noch seine zweite Hand. Noch mehr Fragen entstanden im Kopf meines Schützlings. Er konnte nicht erahnen, was ich mit ihm vorhatte. “W-was hast du vor”, Ryou zitterte und konnte sich nicht ausmalen, durch was ich ihn in dieser Nacht noch ziehen würde. “Vertraust du mir?”, fragte ich mit einem bestialischen Grinsen, das ihm einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. Ich muss schon zugeben, es war ziemlich zynisch von mir, ihm so eine Angst einzujagen, doch spätestens jetzt hätte er wissen müssen, dass ich eine Mischung aus Sarkasmus, Zynität und Sanftmut war. Noch, bevor er antworten konnte, verpasste ich ihm ohne jegliche Reue einen leichten Schubs mit dem Fuß gegen seinen Bauch, sodass Ryou nun in der Höhe gefährlich herunter baumelte. Der Wind sauste durch seine Haare, seine Pupillen waren extrem geweitet und der Körper wie erstarrt. Es schien fast wie eine Schockstarre zu sein; seine Hände questschten meine, sein Griff wurde aber nicht fester. Die Stärke, mit der er sich an mir festhielt, blieb konstant - er regte sich kaum. Erst ein paar Sekunden später schnappte er einen tiefen Zug Luft und kam quasi zu sich. Ich stand fest am Grund, meine Arme waren angespannt, hielten den Kleinen sicher fest. “WENN DU MICH FALLEN LÄSST, DU ARSCHLOCH, DANN-”, Ryou blickte hinunter und konnte kaum noch nach Luft schnappen. Sein Brustkorb wirkte wie ein Luftballon, der abwechselnd aufgeblasen und dann wieder zerdrückt wurde. “Würdest du mir zumuten, dass ich dich fallen lasse? Würdest du? Würdest du?”, ich beugte mich etwas hinunter und ließ ihn somit noch tiefer herumhängen. Ein Grinsen legte sich auf meine Lippen. Genau konnte ich nicht ablesen, welches Gefühl bei ihm dominierte; es war ein großes Chaos und die verschiedenen Gefühle übertrumpften sich immer wieder und wechselten Positionen. “Würdest du mir zutrauen, dass ich dich loslasse?”, wollte ich nun wirklich wissen und beobachtete amüsiert, wie der Kleine so in der Luft hing. “DEINE STARKEN ARME HABEN SICHER AUCH CONTRAPUNKTE”, brüllte Ryou entzürnt und panisch. Mit einem Mix aus Wut und Angst blickte er mir direkt in die Augen, so gut er konnte. Er wartete. Er wartete darauf, dass ich “zur Vernunft” komme und ihn endlich wieder hinaufziehe. Er wusste, dass ich es konnte. Er wusste, dass ich ihn jederzeit wieder hochnehmen könnte - Test bestanden. Lachend zog ich ihn wieder zu mir herauf und betrachtete seinen Gesichtsausdruck, welcher nicht einfach zu beschreiben war. Noch im Schockzustand versuchte er, ein Wort herauszubringen, bevor er mir eine Ohrfeige verpasste. “Wow, zuerst bin ich ein Arschloch, dann sind meine Arme nicht gut genug und dann das”, ich lachte und hielt mir die Wange, die etwas schmerzte. Ryou war stinksauer, er hätte mich am liebsten vom Dach gestoßen. Doch durch die Erleichterung, dass er wieder sicher am Grund stand, musste er mich einfach umarmen. Auch, wenn er lieber böse auf mich sein wollte. “Du bist so ein Arschloch”, kam es wütend von ihm, während er sich an mich kuschelte. “Ich hätte dich nie fallen lassen. Niemals. Merk’ dir das”, ich löste mich von ihm und küsste ihn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)