Are You Sane, Baby? von Blaubeere20 ================================================================================ Kapitel 25: Hin und her | Yami ------------------------------ Ryou kam nicht zur Ruhe - er hatte zwei große Gedankenblöcke: Mutter und Vater. Er versuchte unzählige Male, einzuschlafen, aber ihm fiel immer wieder etwas Neues ein, das ihm Sorgen bereitete. Egal, wie oft ich versuchte, ihn zu beruhigen - ich scheiterte immer wieder. Er war ganz durcheinander und konnte nicht mehr klar denken. Er lag in seinem Bett, bis zum Hals zugedeckt und wälzte sich des öfteren. Seine Körperhaltung war sehr steif und verkrampft. Das ganze war eine zu große Belastung für ihn. Ich hätte mir so sehr gewünscht, dass er zumindest bisschen gschlafen hätte - dann hätte er das alles für eine Sekunde vergessen. Wie gerne hätte ich ihm diese innere Unruhe genommen. "Wenigstens habe ich dich", kam es nervös von ihm. Er verspürte plötzlich die Angst, auch mich zu verlieren. Ich setzte mich auf sein Bett und beobachtete ihn. Seine Stirn war schon ganz verschwitzt und die Augen waren weit aufgerissen. Kalte Luft strömte durch das Fenster. "Und das wird auch immer so bleiben", versprach ich ihm, nahm seinen Arm und zog ihn hinauf. Er saß nun mit gekrümmten Rücken da und sah mich verunsichert an. Er nickte nicht einmal. Ich war mir nicht sicher, ob wir es überhaupt am nächsten Tag zum Krankenhaus schaffen, da Ryou nicht so aussah, als ob er schlafen könnte. Ich spürte eine tiefgründige Belastung in ihm, die nicht leichter wurde. Sie schien sich durch seinen ganzen Körper zu fressen, wie eine dunkle Kraft, die ihn Stück für Stück zerstörte und von innen heraus lehmte. Ryou wirkte körperlich sehr schwach und müde, konnte aber kein Auge zudrücken. Augenringe zierten sein Gesicht und die Mundwinkel waren stark nach unten gefallen. Seine Haare waren zerzaust, die Haut war blasser, als sonst. "Willst du wieder auf's Dach, um dich abzulenken?", wollte ich wissen und streichelte über sein Haar. "Aber es ist so kalt", argumentierte er emotionslos. "In dir scheint es kälter zu sein", argumentierte ich, worauf er nur seinen Kopf weg drehte. Es war mir unmöglich, an ihn ranzukommen. Vielleicht war es auch eine schlechte Idee, wieder auf's Dach zu gehen, da, wo ich ihm so einen Schrecken eingejagt hatte. Ich schmunzelte. Ich wollte ihn nicht einfach so grimmig durch die Nacht gehen lassen. Er erschrack, als sein Handy klingelte. Jedoch hob Ryou nicht ab, er ließ es einfach läuten - er hatte keine Lust, mit irgendwem zu reden. Emotionslos sah er dabei zu, wie das Gerät am Schreibtisch vibrierte und leuchtete. Es versetzte den ganzen Tisch in Schwigung und bewegte sich hin und her. Es läutete lange, bis es endlich ausging. Der Bildschirm verdunkelte sich wieder. "Welcher Idiot würde mich zu der Zeit noch anrufen?", Ryou war nun genervt auch noch dazu. Plötzlich gab er einen Laut von sich und sah mich verzweifelt an; "Yami - meine Mutter!". Seine Augen waren sehr geweitet und der Ton war hoch. Sein Atem ging schneller, er bereute es, nicht abgehoben zu haben. Schnell sprang er aus dem Bett und griff das Handy, nur, um zu erkennen, dass es eine anonyme Nummer war. Die ganze Spannung verließ ihn wieder - seine Körperhaltung erschlaffte. "Ich kann nicht zurückrufen...", bemerkte er und presste die Lippen zusammen. Nachdem er das einsah, legte er das Gerät wieder auf den Tisch und kroch zurück ins Bett. "Wie, glaubst du, geht es ihr?", fragte Ryou mit leiser Stimme. "Ich kann es nicht sagen, mein Kleiner", ich sah ihm in seine braunen Augen. "Kommst du kuscheln?", fragte er. Ich verzog meinen Mund zu einem Lächeln und legte mich neben ihn. Vorsichtig nahm ich ihn in den Arm und küsste seine Wange. Seine Haut war weich. Etwas fester drückte ich Ryou an mich und wollte ihm so gut wie es nur ging das Gefühl von Sicherheit verschaffen. Die Situation war nicht gerade blumig und das wollte ich ausgleichen. Ich wusste, dass Ryou es liebte, mit mir zu kuscheln und in meinem Arm zu liegen. Er genoss jegliche Art von Körperkontakt mit mir. Er fühlte sich dadurch nicht mehr so einsam. Und es freute mich, seinen Schmerz lindern zu können. Als er sich noch enger an mich kuschelte, leuchtete der Bildschirm seines Handys wieder auf. Sofort begab sich Ryou aus dem Bett und griff nach dem Gerät, hob ab und meldete sich; "Bakura Ryou!". Die Augen waren wieder weit offen, sein Herz schien schneller zu schlagen. "Herr Bakura, hier spricht eine Krankenschwester des Krankenhauses, in dem Ihre Mutter eingeliefert worden ist", ich konnte die Stimme klar und deutlich hören, da es so still im Zimmer war. "Ja, wie geht es ihr?!", platzte es aus ihm heraus. Seine Körperhaltung war steif und er schrie beinahe in den Hörer. Es folgte ein paar Sekunden Stille. "Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass sie vor einigen Minuten verstorben ist", die Stimme wurde leiser. Ryou erstarrte. Das Handy fiel ihm aus der Hand und zersprang in zwei Teile. Es war absolut keine Regung zu erkennen. Ich stand auf und wollte ihn umarmen, jedoch wurde ich weggestoßen. "GREIF MICH NICHT AN!", schrie mein Schützling und ballte die Fäuste. Sein Blick war nach unten gerichtet und seine Stimme war sehr energisch. Einige Sekunden später begann er zu weinen. Ich versuchte erneut, ihn in den Arm zu nehmen aber diesmal machte er einen Schritt zurück. Er wollte keinerlei Nähe in diesem Moment. Er konnte sich auch nicht vorstellen, diesen Schock jemals verarbeiten zu können. Schweigend stand ich vor ihm und beobachtete ihn leidend. "Dich werden sie mir sicher auch noch nehmen", behauptete er und seine Stimme überschlug sich. Die Tränen flossen seine blasse Haut entlang, die Fäuste zitterten. Mit einem Schwung drehte er sich um und zerschmetterte die Computertastatur. "Ryou", ich griff mir seine Arme, hielt sie fest. Er fiel auf die Knie und atmete schwer. "Was mache ich ganz alleine auf dieser Welt?", fragte er, keuchend und weinend. "Du hast mir eine heile Welt versprochen! Du hast sie mir versprochen!", er war so enttäuscht. Enttäuscht von der Welt, enttäuscht von mir und enttäuscht von sich selbst. Wir beide hielten inne, als der Millenniumsring begann, zu leuchten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)