Run von Hinarika ================================================================================ Kapitel 35: falter ------------------ - Am nächsten Tag in Sakuras Wohnung - Was sie am nächsten Morgen zuerst spürt, ist die widerliche Schwere ihrer Glieder, die immer noch von Krankheit zeugt. Aber wenigstens ist ihr Verstand nicht länger vom Fieber getrübt und sie schafft es immerhin schon sich aufzusetzen, ohne dass der Raum vor ihren Augen zu tanzen anfängt. Dann registriert sie, dass sie alleine ist und die schöne Medic-nin runzelt verwirrt die Stirn. Ihre Erinnerungen an den letzten Abend sind zwar vom Fieber getrübt, aber sie ist sich dennoch sicher, dass Sasuke noch neben ihr gelegen hat, als sie eingeschlafen ist. Sie schüttelt die seltsame Enttäuschung ab, die sich ihr ungebeten aufdrängt und erhebt sich vorsichtig aus ihrem Bett. Als sie erleichtert feststellt, dass ihre Beine sie wieder relativ sicher tragen, strebt sie als erstes ihr Badezimmer an und registriert gleichzeitig, dass die verborgene Chakrapräsenz ihres ehemaligen Teamkameraden im ganzen Haus fehlt. Ein Blick in den Spiegel und Sakura beschließt, dass sie furchtbar aussieht und dringend eine Dusche braucht. Aber sie hat es kaum geschafft, sich die Zähne zu putzen, als sie ein vertrautes Chakra vor ihrer Haustüre wahrnimmt und Sasuke kaum eine Minute später im Türrahmen ihres Badezimmers auftaucht. „Ich war nur schnell Brot holen.“ Sie weiß längst, dass er nicht einfach wie ein normaler Mensch guten Morgen sagen kann, aber seine Aussage klingt trotzdem so häuslich und damit aus dem Mund des Uchiha so bizarr, dass es ihr augenblicklich ein ehrliches Schmunzeln auf die Lippen legt. „Danke. Ich will nur schnell duschen, aber ich beeil mich, dann können wir noch frühstücken, bevor wir los müssen.“ Sie will ihm bereits den Rücken zudrehen, sieht aber aus dem Augenwinkel wie sich seine Gesichtszüge drohend verdunkeln und hält fragend inne. „Und wohin genau willst du los?“ „Uh, es gibt da diese Sache, die sich Training nennt?“ „Ja, und da wirst du heute bestimmt nicht hingehen.“ Sie schließt die Augen, zählt bis drei und mahnt sich, sich von seinem Befehlston nicht schon wieder provozieren zu lassen. „Sasuke-“ „Du hattest gestern Abend noch hohes Fieber, Sakura! Du wirst nicht trainieren-“ „Wenn du mich ausreden lassen würdest, könnte ich dir sagen, dass ich nicht vorhabe aktiv an diesem Training teilzunehmen. Ich will lediglich sicherstellen, dass Naruto Neji nicht gleich umbringt, sobald er ihn sieht.“ Sie verfolgt stirnrunzelnd wie eine gänzlich andere Emotion in seinen Gesichtszügen aufflattert, von der sie nicht sicher ist, ob sie wissen will, was es ist und sie wünscht sich plötzlich eindringlich, er würde sie alleine lassen. Sie braucht unbedingt einen Moment für sich, um ihre wirren Gedanken zu sortieren. „Ich habe gesagt, ich muss duschen, also los, verschwinde gefälligst!“ „Bist du sicher, dass du das schon alleine schaffst?“ Ihre Augenbraue klettert angesichts seines Tonfalls, den sie so noch nie vernommen hat, bereits eine ganze Etage nach oben, während sie seine Worte in Erwägung ziehen lassen, ob er sich so schnell bei ihr angesteckt haben könnte, dass er bereits ebenfalls fiebert- „Ich könnte dir helfen.“ Nein, kein Fieber, nur der übliche Größenwahn. Bevor sie eine passende Antwort auf seinen dreisten Vorschlag formulieren kann, tritt er einen Schritt auf sie zu und weil sie viel zu stur ist, um auch nur einen Zentimeter zurückzuweichen, berühren sich ihre Körper im nächsten Moment beinahe und sie muss den Kopf in den Nacken legen, um ihn weiter ansehen zu können. „Außerdem ist da nichts, was ich nicht schon gesehen habe.“ Sie wartet seit Tagen darauf, dass er ihre gemeinsame Nacht anspricht, aber natürlich wartet er erst einmal ab, bis sie langsam anfängt sich in Sicherheit zu wiegen, bevor er zuschlägt. Er ist wirklich eine Schlange. „Du bist so ein Arschloch“, murmelt sie leise, aber es steckt viel zu wenig Härte dahinter. „Gestern hast du noch behauptet ich wäre zu nett“, raunt er belustigt und sie ringt mit dem verräterischen Zittern ihres Körpers, als sein Atem leicht über ihre Stirn streift. „Daran kann ich mich nicht erinnern. Außerdem war ich in meinem gestrigen Zustand nicht ganz zurechnungsfähig.“ Nicht ihre beste Ausrede, dessen ist sie sich durchaus bewusst. „Mhm, dann lass mich deinem Gedächtnis mal auf die Sprünge helfen.“ Seine selten amüsierte Stimmlage stellt ausgesprochen gefährliche Dinge mit ihrem törichten Herzen an und für einen Moment verharrt sie angespannt vor ihm, während der Uchiha ohne jede Hast den Kopf senkt, bis seine Lippen ihre streifen. Aber statt sich von ihm küssen zu lassen, verpasst ihm die talentierte Medic-nin unerwartet einen heftigen Schlag gegen die Schulter, der sogar den mürrischen Clanerben für eine Sekunde das Gesicht verziehen lässt. „Was-“ Aber eine eben aufgekommene Erinnerung, hat schlagartig ehrlichen Zorn in ihr aufkeimen lassen. „Das war dafür, dass du deine ach-so-tollen Augen gestern darauf verwendet hast, mich einzuschläfern wie ein Tier! Und solltest du so eine Aktion jemals nochmal versuchen werde ich-“ Aber so sehr er ihre erheiternden Wutausbrüche mitunter auch genießt, hat er heute andere Pläne und nutzt seine neu gefundene Lieblingsmethode, um seine frühere Teamkameradin wirkungsvoll zum Schweigen zu bringen. Er greift beinahe grob mit einem Arm um ihre Hüfte, schiebt seine anderen Hand in ihre langen Haare und reißt ihren Körper besitzergreifend gegen seinen, während er ihr rau seine Lippen aufdrückt und ihren anhaltenden Protest in Sekunden erstickt. Die Anspannung in ihrem Körper verliert sich gegen seinen und die junge Medic-nin schlingt ihrem früheren Teamkameraden in stummer Kapitulation beide Arme um den Hals und öffnet ihre Lippen seufzend gegen seine. Der berüchtigte Clanerbe schiebt seine rauen Finger ohne zu zögern unter den Saum ihres Oberteils und während sie leise seufzend den Kopf in den Nacken legt, erwägt sie ernsthaft, den Rest ihrer Vernunft auch noch zum Teufel zu jagen und einfach auf sein Angebot einzugehen. Aber als sie gerade beschließt, dass es nicht noch mehr kaputt machen kann, wenn sie sich noch einmal auf ihn einlässt, reißt sie das vertraute Geräusch der Klingel einmal mehr auseinander und der Uchiha knurrt beinahe. „Wenn das so weiter geht, reiß ich das Ding aus der Wand!“ Aber statt sich über seine primitive Drohung zu amüsieren, legt sich die talentierte Medic-nin stöhnend eine Hand über die Augen, als sie den Störenfried anhand seiner Chakrasignatur erkennt. „Verdammt, ich hab gewusst, dass diese anhaltende Schonfrist zu gut ist, um wahr zu sein.“ Sie sieht sich kurz suchend um und erkennt erleichtert einen natürlichen Fluchtweg. „Ich geh duschen!“ „Was? Willst du nicht aufmachen?“ „Mach du ihr auf oder lass es bleiben! Persönlich rate ich dir eher zu letzterem!“ Damit schiebt sie den perplexen Uchiha kurzerhand aus ihrem Badezimmer und der Clanerbe registriert verdattert das leise Klicken des Türschlosses. Für einen Moment verharrt er in der Tat ein wenig verdutzt vor der verschlossenen Tür, bevor ihn ein neuerliches und ausgesprochen penetrantes Klingeln zu einem derben Fluch veranlasst. „Ich komme!“ Auch ihm kommt das Chakra dunkel vertraut vor, aber eigentlich ist es ihm scheißegal, wer es ist, er wird demjenigen- „Sasuke, wie schön dich zu sehen!“ „Ino.“ Statt zu fragen, ob sie reinkommen kann, schiebt sich die redselige Blondine bereits an ihm vorbei und der dunkelhaarige Shinobi wirft einen finsteren Blick in Richtung Decke, mit dem stummen Versprechen seiner alten Kollegin diese hinterhältige Aktion baldmöglichst heimzuzahlen. Er folgt der Yamanaka mürrisch in die Küche, in der sie sich offensichtblich bestens auskennt, denn als er den Raum betrifft, bedient sie sich bereits an Sakuras spärlich bestücktem Kühlschrank. „Wo ist Sakura?“ „Duschen.“ „Und da bist du dir sicher?“ Wenn er nicht so verflucht schlechte Laune hätte, würde ihn diese Frage vielleicht amüsieren. „Hn.“ „Und warum bist du da so sicher?“ Das Kreuzverhör der aufgeweckten Kunoichi längst leid, spricht er tatsächlich die erste bissige Antwort aus, die ihm durch den Kopf geht. „Ich habe nachgesehen.“ Und verflucht sich selbst, als er beobachtet, wie Inos Augenbrauen beinahe nach oben springen. „Wirklich?“ „Nein.“ Aber mit dem Beschluss, dass er genau das schleunigst nachholen sollte, dreht er sich wortlos um und verlässt den Raum. „Wo willst du hin? „Sicherstellen, dass sie sich nicht ertränkt hat“, grummelt er leise und wechselt in wenigen Sekunden das Stockwerk. Er will gerade an die verschlossene Badezimmertür klopfen und verlangen, dass seine frühere Teamkameradin schleunigst herauskommt und sich gefälligst selbst mit ihrem ungebetenen Gast beschäftigt, als die Tür schwungvoll aufgerissen wird, sein Arm umfasst und er zurück in den Raum gerissen wird. Der rehabilitierte Nuke-nin registriert mit mildem Interesse, dass die erfahrene Medic-nin sich für die Ultrakurzversion einer Dusche entschieden zu haben scheint, denn obwohl sie lediglich ein Handtuch trägt, sind ihre langen Haare noch trocken. „Du musst zurück und sie davon abhalten hier hochzukommen“, zischt sie leise, aber der dunkelhaarige Clanerbe verschränkt lediglich die Arme. „Einen Teufel muss ich. Yamanaka war schon vor acht Jahren sogar noch schwerer abzuschütteln als du“, er ignoriert den giftigen Blick, den er sich dafür einfängt, gleichgültig, „und ich weigere mich noch eine Minute länger den Vermittler zu spielen, nur weil du deiner besten Freundin aus dem Weg gehst.“ Er verengt kritisch die Augen, als ihm aufgeht, dass dieses Verhalten eigentlich nicht in das Bild der langjährigen Freudinnen passt. „Warum eigentlich?“ „Weil ihre erste Frage, sobald sie mich einen Moment alleine erwischt, sein wird, was zwischen uns beiden läuft.“ Spätestens damit ist ihm dieses Gespräch offiziell rundum zu dumm. „Und warum sagst du es ihr nicht einfach?“ Sein offensichtlich mangelhaftes Einfühlungsvermögen beschert ihm einen weiteren vorwurfsvollen Blick aus tosenden grünen Augen. „Selbst wenn ich das selber wüsste“, betont sie bemüht gleichmütig, „würde ich Ino das erst erzählen, wenn ich außerdem planen würde, diese Meldung gleichzeitig auch an das ganze Dorf herauszugeben. Und jetzt bitte, halt sie mir einfach zwei Minuten vom Leib, damit ich mich zumindest in Frieden anziehen kann. Dann müssen wir ohnehin zum Training“, fügt sie sichtlich glücklich über diese rettende Aussicht hinzu. Sakura dreht sich zurück zu dem kleinen Waschbecken und dem darüber platzierten Spiegelschrank und zieht ihre Bürste hektisch durch ihre langen Haare, während der Uchiha interessiert beobachtet, dass ihre ruckartigen Bewegungen den losen Halt des Handtuchs um ihren Körper stetig zu lockern beginnen. Er stößt sich kurz entschlossen von der Tür ab und vernimmt zufrieden das leise Seufzen seiner ehemaligen Teamkameradin, das nicht einmal ansatzweise so genervt klingt, wie sie das zweifellos beabsichtig hat, als er seine Hände an ihre Hüften und seine Lippen auf ihr entblößtes Schulterblatt legt. „Dafür schuldest du mir was.“ Die talentierte Medic-nin nickt kurz angebunden, aber als er trotz ihres wortlosen Eingeständnisses immer noch keine Anstalten macht sie loszulassen, legt sie seufzend den Kopf in den Nacken und jagt ihren Stolz für den Moment zum Teufel. „Sasuke, bitte.“ Aber sie registriert überrascht, wie der Uchiha seinen Halt um ihren Körper in der Konsequenz auf ihre Worte besitzergreifend festigt und sie noch näher gegen seinen eigenen Körper zieht. So nahe, dass sie die leichte Vibration in seinem Brustkorb an ihrem Rücken spürt, als er beinahe knurrend spricht. „Bitte was?“ Sie begegnet seinem dunklen Blick in dem kleinen Spiegel über ihrem Waschbecken und registriert beinahe verstört den erhitzten Ausdruck in ihren eigenen Augen. „Verschwinde“, raunt sie leise, viel zu atemlos und der dunkelhaarige Clanerbe brummt lediglich amüsiert und drückt seine Lippen noch einmal gegen ihren Hals, direkt über ihren rasenden Puls. Sie greift nach seinen Händen, um ihn entschlossen von sich zu schieben, aber als er seine Lippen über ihrem Hals öffnet und seine Zähne mahnend in ihrer Haut vergräbt, bäumt sich ihr Körper gegen ihren Willen auf und sie muss keuchend nach ihrem Handtuch greifen, um zu verhindern, dass es sich öffnet und sie ganz seinen Augen ausliefert. „Mhm, aber du weißt nicht, was du verpasst.“ „Doch, ich glaube schon.“ Ihre Stimme klingt beinahe lächerlich atemlos, aber sie schafft es nicht mehr, sich noch darüber aufzuregen, solange sie viel zu sehr damit beschäftigt ist, sich selbst in Erinnerung zu rufen, warum es eine unglaublich dumme Idee wäre, hier und jetzt auf sein offensichtliches Angebot einzugehen. Aber der Uchiha schüttelt ablehnend den Kopf und sie fragt sich, wie sie nur von seinen Haarspitzen, die ihren nackten Hals kitzeln, eine Gänsehaut bekommen kann. Oder vielleicht liegt es auch an dem tiefen Raunen seiner Stimme, das sie bis in ihre Zehenspitzen spürt. „Tust du nicht. Beim zweiten Mal ist es so viel besser.“ Verdammt. Wenn sie die drohende Präsenz ihrer besten Freundin nicht immer noch im Erdgeschoss wahrnehmen würde, hätte er sie damit. Aber so greift sie ganz tief um den schwachen Rest ihrer Beherrschung und schiebt ihn innerlich fluchend aus dem Bad. Sie lugt vorsichtig um die Ecke, das Treppengeländer hinunter und erkennt erleichtert, dass Ino sich immer noch in ihrer Küche aufzuhalten scheint. „Ich zieh mir nur schnell was an, dann bin ich da.“ Sie hört den Uchiha noch unzufrieden grummeln, aber sie schließt schnell die Tür ihres Schlafzimmers hinter sich und gönnt sich einen beruhigenden Atemzug, bevor sie sich für diesen Tag stählt, der – wenn dieser Morgen eine Indiz auf den weiteren Verlauf darstellt – nur katastrophal werden kann. Er weiß nicht warum, aber er kehrt schließlich doch wieder in die Küche zurück, obwohl ihm sein Instinkt eigentlich rät dem Raum tunlichst fern zu bleiben. „Und lebt sie noch?“ Das gruselig zufriedene Grinsen auf den Lippen der Yamanaka lässt ihn beinahe verstehen, warum Sakura ihrer Kindergartenfreundin aus dem Weg geht. „Sie kommt gleich runter.“ Er ignoriert die Antwort der blonden Kunoichi einfach, lässt sich stattdessen am Tisch nieder und greift nach einem der kleinen Brötchen und dem Marmeladenglas, die er beide bereits dort hingestellt hat, damit seine frühere Teamkameradin nicht behaupten kann, sie hätte keine Zeit mehr zum Frühstücken. Er freut sich gerade an seiner zurückgewonnen Ruhe, als Inos Stimme doch wieder zu ihm durchdringt. „Ich wusste gar nicht, dass du Marmelade magst.“ „Hn.“ Tut er nicht. Aber glücklicherweise schneit in diesem Moment Sakura in die Küche. „Ino, wie schön dich zu sehen, aber wir müssen leider los!“ Sie greift nach dem Marmeladenbrot, das Sasuke ihr wortlos hinhält und nimmt einen undamenhaften Bissen, bevor sie sich kauend an ihre beste Freundin wendet. „Du weißt ja, wie Neji ist, wenn man seine geheiligten Trainingszeiten nicht auf die Sekunde genau einhält, also-“ „Kein Problem, ich begleite euch einfach noch ein Stück!“ Das breite Grinsen auf den Lippen ihrer besten Freundin verrät ihr stumm, dass jeglicher Fluchtversuch ihrerseits vollkommen vergebens sein wird. Ja, genau das hat sie befürchtet. • Den rettenden Trainingsplatz bereits im Blick, spürt Sakura resignierend wie sich eine schmale Hand um ihren Unterarm schließt und sie begegnet über ihre Schulter dem vertrauten Blick ihrer Kindergartenfreundin, während diese leise raunt. „Wir müssen reden!“ Sie nickt stumm, schwört aber gleichzeitig leise, dass sie alles tun wird um dieses zweifellos qualvolle Gespräch so lange wie möglich hinauszuzögern. Und in diesem Moment präsentiert sich zum Glück die Rettung in vertrauten blonden Haaren, die nur wenige Meter vor ihnen um die nächste Ecke verschwinden und die Haruno beschleunigt ihre Schritte schnell. „Naruto!“ Sie registriert stirnrunzelnd, dass ihr bester Freund keine Sekunde inne hält, obwohl er sie zweifellos gehört haben muss und schließt rasch zu ihm auf. „Naruto, verdammt noch mal-“ Sie greift nach seinem Arm, aber ihr langjähriger Teamkamerad schüttelt sie hektisch ab und da entdeckt sie auch den besorgten Ausdruck in seinen sonst so fröhlichen Gesichtszügen. „Ich hab jetzt keine Zeit dafür, Sakura.“ Die talentierte Medic-nin registriert seinen ungewohnt angespannten Tonfall sofort und greift dieses Mal energischer nach seinem Arm, um ihn aufzuhalten. „Was ist los?“ Er bleibt zwar stehen, aber seine Augen wandern bereits weiter in die Richtung ihres Trainingsplatzes. „Nichts, ich muss nur mit Hinata reden.“ „Du weißt, dass nichts im Kontrast zum Rest dieses Satzes steht oder?“ Der Uzumaki begegnet ihren Augen nun doch noch, aber nur um sie beinahe anzuflehen. „Kannst du mich nicht einmal damit verschonen? Nur heute? Bitte?“ „Naruto-“ „Guten Morgen!“ Der blonde Shinobi knurrt ungehalten als Antwort auf Tentens freundlichen Gruß und Sakura wirft einen besorgten Blick auf ihren besten Freund, der sich erneut von ihr losmacht, wortlos an ihr vorbei stapft und seinen zielstrebigen Weg Richtung Trainingsplatz hektisch fortsetzt. Die erfahrene Waffenexpertin sieht ihrem blonden Teamkameraden ebenso verwirrt hinterher. „Was hat denn dem heute schon die Laune verdorben?“ Aber Sakura schüttelt nur den Kopf und wechselt einen kurzen Blick mit Sasuke, bevor sie ihre Schritte beschleunigt, um erneut zu dem Uzumaki aufschließen zu können. „Würdest du mir bitte sagen, was mit dir los ist?“ „Genau das muss ich erst mal selber rausfinden.“ Die kryptische Antwort lässt sie besorgt die Stirn runzeln, aber in diesem Moment dringen vertraute Stimmen an ihr Ohr, die nicht nur Sakura und Naruto, sondern auch Sasuke, Tenten und Ino, die ihnen gefolgt sind, für einen Moment innehalten lassen und im ersten Moment registriert keiner von ihnen, dass Shikamaru, Temari und Kiba sich ihnen von der anderen Seite des Platzes anschließen, denn was über die wenigen Meter Entfernung deutlich zu ihnen herüber dringt, ist so bizarr, dass es zweifellos nichts Gutes verheißt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Hinata und Neji die ersten am Trainingsplatz sind. Der untypische Teil liegt darin, dass sie ihre Stimmen schon hören, bevor sie sie sehen und die beiden ruhigen Hyuuga offensichtlich streiten. Naruto runzelt angespannt die Brauen. Er hätte seinem Gefühl vertrauen sollen, als sie gestern Abend zu ihm gekommen ist und darauf bestehen sollen, dass sie miteinander reden. Ihre offensichtliche Verzweiflung hätte bereits gereicht, selbst wenn er den gut verborgenen Schmerz in ihren Augen nicht gesehen hätte. Aber was hätte er sagen sollen? Nejis ungehaltene Stimme dringt bereits laut zu ihnen herüber, bevor die beiden Hyuuga in ihr Blickfeld rücken. „Dir bleibt früher oder später sowieso nichts anderes übrig, als dich ihm zu fügen!“ „Hörst du dir eigentlich selbst zu? Ist dir klar, was du da sagst?“ Naruto beschleunigt seine Schritte, als er den echten Zorn in Hinatas Stimme hört und die anderen folgen ihm besorgt. „Ich weiß, was die Alternative ist und eines kannst du mir glauben, Hinata, das willst du nicht!“ „Wag es nicht mir zu sagen, was ich will oder nicht! Mir reicht ein Mann, der glaubt mir vorschreiben zu können wie ich mein Leben zu leben habe! Ich sage das zum letzten Mal: Halt dich da raus, Neji!“ Naruto tritt als Erster an die beiden heran und so wie Hinata zusammenzuckt, als er die Stimme hebt, könnte man beinahe glauben, dass sie ihr Kommen nicht bemerkt hat. „Hina, was ist hier los?“ Nejis Blick schwingt zu ihm und Naruto hat seit ihrer ersten Chuninprüfung nicht mehr so viel Zorn von dem Hyuuga abbekommen. Aber Hinata deutet seinen Blick richtig. „Wag es nicht, Neji, ich warne dich!“ „Vielleicht ist es Zeit, dass ihm mal jemand sagt, was hier los ist. Schließlich wirfst du seinetwegen gerade dein Leben weg!“ Die schöne Clanerbin stößt ihren Cousin als Antwort so grob mit der flachen Hand in den Magen, dass dieser tatsächlich zu Boden fällt. „Hinata!“ Tenten tritt besorgt neben ihre beste Freundin, aber diese schüttelt ihren Arm zornig ab. „Ich habe gesagt, du sollst ihn da raushalten! Dass ich nicht länger die Marionette des Hyuuga-Clans sein werde, hat nichts mit Naruto zu tun!“ Der Teamleader springt wütend zurück auf die Beine und baut sich vor seiner jüngeren Cousine auf, aber die weicht keinen Millimeter vor ihm zurück und ihre zornige Miene nimmt einen selten spöttischen Zug an. „Was ist, Neji? Willst du mich wieder schlagen? Nur zu! Dann bist du wirklich wie er!“ Aber jetzt weicht der talentierte ANBU zurück, als hätte sie ihn geschlagen. Naruto erwacht zuerst aus seiner Starre, umfasst sanft Hinatas Oberarme und dreht sie zu sich herum. „Hinata, bitte, sag mir was hier los ist!“ Neji öffnet erneut den Mund, aber weil sie keine Lust hat, dass ihre Freunde seine verdrehte Version zuerst hören, gibt sie ihr Geheimnis doch preis. Und er sieht schon an dem tiefen Schmerz in ihren Augen, dass er endlich erfahren wird, warum sie in den letzten Tagen so verzweifelt war. „Mein Vater will – nein, er verlangt, dass ich… dass ich h-heirate… einen Hyuuga.“ Sie flüstert die letzten beiden Worte nur noch und Narutos Gesicht verliert schlagartig jegliche Farbe und seine Hände fallen von ihren Armen, aber Hinata nimmt sein Gesicht fest in ihre Hände und zwingt ihn ihren Blick zu erwidern. Deshalb wollte sie nicht, dass er es erfährt. „Nein, bitte sieh mich an! Es ist mir egal, was er sagt oder womit er mir droht! Das ist nur sein neuester Versuch mich zu kontrollieren und mich zum Austritt aus der ANBU zu bewegen. Und wenn es das ist, was es kostet, dann werde ich es tun! Ich habe ihm heute Morgen gesagt, dass ich als seine Erbin zurücktreten werde, wenn es das ist, was er will! Was er nicht begreift ist, dass ich all das in einem Wimpernschlag aufgeben würde und es wäre mir egal! Ich kann nur dich nicht verlieren!“ Das bewegende Liebesgeständnis der jungen Clanerben rührt die anwesenden Frauen beinahe zu Tränen, aber Naruto verharrt erstarrt in dem Halt seiner verzweifelten Freundin, die angesichts seines anhaltenden Schweigens schwer um ihre eigene Beherrschung ringt. Sakura löst sich zuerst aus ihrer Schockstarre und tritt vorsichtig an die beiden heran und sieht dann zu Neji. „Und worüber streitet ihr beide dann?“ Naruto sieht wie sich Hinatas Züge verdunkeln, bevor sie angespannt herumfährt und sich wieder ihrem Cousin stellt. „Weil Neji der Meinung ist, dass ich nachgeben sollte!“ „Weil ich weiß, was dir blüht, wenn du es nicht tust! Hiashi wartet doch nur darauf, endlich eine Ausrede zu haben, um dir das Bannmal zu verpassen, weil er Hanabi so viel leichter lenken könnte!“ Die schöne Clanerbin macht wieder einen Schritt auf ihren Cousin zu und dieses Mal schwingt ein beinahe gefährlicher Unterton in ihrer Stimme mit. „Hast du eigentlich schon mal darüber gedacht, wie viele männliche Hyuuga in unserem Alter es in unserem Clan gibt? Hast du Lust mich zu heiraten, Neji?“ Die ganze Gruppe holt entsetzt Luft und auch Neji weicht die Zornesröte auf einen Schlag aus den Wangen, aber Hinata hält nicht inne. „Ich habe dich mein ganzes Leben lang Bruder genannt, aber du bist „nur“ mein Cousin zweiten Grades und nach den Sitten unseres Clans wäre das nichts Ungewöhnliches. Ich liebe dich, Neji, aber bei dem Gedanken dich zu heiraten, wird mir schlecht! Was würdest du machen, wenn mein Vater morgen von dir verlangt, dass du mich heiratest? Wie hast du es vorhin so schön formuliert: Dir bleibt früher oder später sowieso nichts anderes übrig, als dich ihm zu fügen? Vielleicht solltest du das mal Tenten erklären!“ Der sonst so stolze Teamleader sieht plötzlich geschlagen aus. „Es ist nicht wirklich so, dass ich eine Wahl hätte.“ Aber Hinata schüttelt angewidert den Kopf. „Und das ist der Unterschied zwischen uns beiden: Ich würde lieber sterben!“ „Du benimmst dich wie ein verzogenes Kind! Du sagst, du würdest all deine Privilegien aufgeben, aber du weißt gar nicht wovon du sprichst-“ „Und du weißt natürlich wie immer alles besser, was?!“ Keiner von den anderen hat jemals erlebt, dass Hinata überhaupt einmal ihre Stimme erhoben hat, aber in diesem Moment zittert ihr ganzer Körper unter ihrem schwerlich unterdrückten Zorn. „Denkst du wirklich, du bist der einzige unglückliche Mensch in unserem verkorksten Clan? Und du nennst mich naiv!“ Zu ihrer Wut mischt sich sichtlicher Schmerz in ihre hellen Augen und schon ist nicht mehr klar, ob es allein ihr Zorn ist, der sie zittern lässt. „Ich habe mir mindestens so oft wie du gewünscht, dass dein Vater statt meinem der Erstgeborene gewesen wäre. Unser ganzer Clan – uns beide eingeschlossen – war schon immer der Ansicht, dass du der bessere Anführer wärst und ich wäre definitiv glücklicher gewesen, wenn ich nicht die Clanerbin wäre.“ Sie sehen alle wie Neji das Gesicht verzieht und natürlich entgeht diese Regung auch Hinata nicht. „Da ist es wieder“, versetzt sie anklagend, „die stumme Verachtung in deinen Augen, jedes Mal wenn ich mich beschwere. Aber ich bin es leid den Mund zu halten und mich zu verbiegen, um die Erwartungen anderer zu erfüllen, nur um mir danach anzuhören, dass auch meine größten Bemühungen wieder einmal nicht gut genug waren! Dass ich nicht gut genug bin! Du denkst ich sollte dankbar sein überhaupt noch einen Vater zu haben, aber unsere Beziehung ist so verkorkst, dass wir beide nichts daraus gewinnen. Ich bin eine einzige Enttäuschung für ihn und ich lebe mittlerweile ganz gut damit. Aber es gab eine Zeit, da hätte mich das fast das Leben gekostet.“ Ebenso wie der Teamleader sind auch alle anderen Anwesenden schockiert erstarrt, aber Hinatas Augen wandern für einen Moment überraschend zu Sakura, die in einer zustimmenden Geste nickt. „Sag es ihnen.“ Scheinbar war die Suche nach der Bestätigung der Haruno alles, was die junge Clanerbin für den Moment innehalten ließ, denn sie nimmt lediglich einen tiefen Atemzug, bevor sie in gefährlich ruhigem Ton weiter spricht und sich bereit macht eines ihrer größten Geheimnisse zu offenbaren. „Es hat für einige Verwunderung gesorgt, als Sakura und ich uns vor ein paar Jahren plötzlich angefreundet haben und ich weiß, die meisten von euch haben gedacht, dass es wegen Naruto war. Wir haben das so stehen lassen, aber das ist nur die nette Seite des Ganzen. Wir haben uns zu der Zeit irgendwann einmal zum Training getroffen und dabei festgestellt, dass wir eine entscheidende Gemeinsamkeit hatten: Wir wollten unbedingt stärker werden, egal um welchen Preis. Körperliche Erschöpfung oder ein versäumtes Abendessen war da nur der geringste Preis, den wir regelmäßig gezahlt haben. Aber es gab eine Zeit, da ist mein Eifer in Gleichgültigkeit umgeschlagen. Mein Vater und ich haben uns kurz vor einer schwierigen Mission heftig gestritten.“ Ihr Blick verliert sich für einen kurzen Moment in der Ferne und zweifellos in der alten Erinnerung. „Ich wurde auf der Mission von den anderen getrennt und schwer verletzt. Und als ich da lag, kurz davor zu verbluten, war es mir egal, ob ich sterben würde. Für einen Moment habe ich mir überlegt, dass es vielleicht sogar besser wäre.“ Tenten verliert den Kampf gegen ihre Tränen zuerst, aber auch Ino schlägt entsetzt eine Hand vor ihren Mund und sogar Temari greift nach Shikamarus Hand. Nur Sakura lauscht dem bewegenden Geständnis der jungen Hyuuga absolut stoisch und Sasuke, dessen Blick in diesem Moment auf ihr ruht, begreift vor allen anderen, was das bedeutet: Sie hat es gewusst. Hinata scheint die Erinnerung abzuschütteln, aber sie beendet ihre schockierende Beichte. „Diese Gleichgültigkeit hat danach noch eine ganze Weile angehalten und wir wissen alle, wie gefährlich eine solche Denkweise sein kann. Statt mich zu töten, hat es mir geholfen in die ANBU einzutreten. Aber es hätte genauso gut andersrum ausgehen können. Bis ich endlich begriffen habe, dass mein Leben nie etwas wert sein wird, solange ich nicht anfange, es um meiner selbst willen zu leben.“ Der bekümmerte Ausdruck in ihren Augen verrät stumm, dass es zu dieser Offenbarung garantiert noch weitere Details gibt, die sie ihnen immer noch verschweigt, aber was die schweigsame Clanerbin mit diesem Geständnis offen gelegt hat, ist bereits weit mehr, als die meisten Elite-shinobi auf einmal verdauen können. Aber Hinata ist noch nicht fertig und sucht bei ihren nächsten Worten erneut ihren Cousin, der mittlerweile absolut regungslos vor ihr verharrt. „Du fandest meine Gefühle für Naruto schon immer übertrieben, aber du hast nie verstanden, was er für mich bedeutet. Wenn er nicht gewesen wäre, stünde ich heute mit ziemlicher Sicherheit nicht hier. Denn wenn meine Gleichgültigkeit noch einen Monat länger angehalten hätte, hätte mich das zweifellos umgebracht. Er ist mein Grund für alles. Und es stimmt, ich tue mir diesen ganzen Stress mit meinem Vater auch seinetwegen an, aber in erster Linie ist es meinetwegen. Ein Leben ohne ihn hat für mich weder Sinn noch Reiz. Deswegen, ob du es verstehst oder nicht, ist es mir ernst, wenn ich sage, dass ich mein verfluchtes, belastendes Erbe gerne aufgeben würde, wenn es das ist was nötig ist, um endlich glücklich sein zu können. Und es ist mir wirklich scheißegal, ob irgendjemand sonst das versteht!“ Damit verschwindet sie und lässt ihre Freunde fassungslos auf dem verstummten Platz zurück. . . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)