Run von Hinarika ================================================================================ Kapitel 41: darken ------------------ - Am nächsten Morgen in Tentens Wohnung - Nachdem er alleine in ihrem Bett aufwacht, findet er die verborgene Chakrastruktur seiner langjährigen Teamkameradin schnell im Wohnzimmer. Neji bewegt sich mit gerunzelter Stirn innerhalb weniger Sekunden aus dem Bett und aus dem Raum, ohne sich die Mühe zu machen mehr als seine Hose anzuziehen. „Tenten.“ Die junge ANBU zuckt sichtbar zusammen und dass sie ihn nicht wahrgenommen hat, bevor er sich bemerkbar gemacht hat, lässt ihn schon stutzig werden, bevor sie sich ihm zögernd zuwendet und er die verräterische Röte um ihre Augen erkennt. Mit ihrem nächsten Wimpernschlag steht Neji vor ihr und greift mit beiden Händen sanft nach ihrem Gesicht. „Was ist los?“ Die talentierte Waffenexpertin dreht ablehnend den Kopf zur Seite, aber das bewegt ihren langjährigen Teamkameraden keineswegs dazu sie loszulassen. „Ni-“ „Wag es nicht“, unterbindet er ihre Lüge warnend. „Du hast geweint.“ Sie dementiert es nicht und das ist Eingeständnis genug. „Ist es Hinata?“, will er leise wissen. „Auch.“ Das halbe Eingeständnis der erfahrenen Kunoichi erfolgt mit einem müden Flüstern und natürlich veranlasst die einsilbige Antwort Neji lediglich dazu weiter nachzuforschen. Da er keineswegs vergessen hat, dass sie ihm am gestrigen Tag bereits ein paar Antworten schuldig geblieben ist, setzt er zuerst dort an. „Was ist gestern bei deiner Untersuchung rausgekommen?“ Die Art wie ihre Lider zucken, bevor sie jegliche verräterische Reaktion ihres Körpers unterbindet, verrät seinen aufmerksamen Augen, dass er die Quelle ihres Kummers bereits gefunden hat. Nur hat er nicht ganz damit gerechnet, dass sich seine schöne Teamkameradin ungewohnt störrisch von ihm losmachen würde. „Tenten?“ „Ich will nicht darüber reden.“ Aber er hat auch keineswegs vergessen, dass er noch etwas gut zumachen hat, deshalb beobachtet er ihre abwehrende Haltung lediglich für einen weiteren Moment, bevor er vollkommen unvorhergesehen vor seiner Freundin auf die Knie sinkt und damit wirkungsvoll ihre volle Aufmerksamkeit zurück auf sich zieht. Tentens entsetzter Gesichtsausdruck spricht Bände. „Was-was tust du?! Verdammt, Neji, steh auf!“ Aber der stolze ANBU verharrt mit einem schmalen Schmunzeln an Ort und Stelle, bevor er unglaublich offen zugibt „Du bist der einzige Mensch in meinem Leben, vor dem es mir nichts ausmacht zu knien.“ Ihr ist unterbewusst klar, dass ihr Mund vermutlich offen steht, aber ihre Fassungslosigkeit reicht so weit, dass sie sich im Moment nicht in der Lage sieht auch nur einen Muskel zu rühren. Außerdem spricht ihr Teamkamerad ruhig weiter und es dauert eine Weile, bis ihr klar wird, dass er diese ganze Aktion geplant haben muss. Zumindest mehr oder weniger in diesem Ausmaß. Trotz ihrer stärksten Bemühungen treibt ihr jedes seiner unfassbar ehrlichen Worte eine weitere Träne in die Augen. „Ich habe unzählige Fehler, Tenten und leider weiß das niemand besser als du. Ich weiß nicht, wie du es überhaupt mit ihr aushältst, aber der Gedanke, dass mein letzter Fehler der eine zu viel gewesen sein könnte… Mein Leben ist ohne dich leer und sinnlos, Ten. Und egal was es kostet, ich bin nicht bereit dich aufzugeben. Ich habe mit meinem Onkel gesprochen… aber letztendlich ist es mir egal, was er sagt. Ich will dich heiraten, Tenten. Am liebsten noch heute, aber falls du mich noch willst, bin ich mir ziemlich sicher, dass du warten willst, bis es Hinata besser geht und-“ Es ist dieser Moment, in dem ihre Tränen den Weg über ihre Wangen nach unten finden und den talentierten Hyuuga dazu bringen sich zu unterbrechen. Ihr Anblick bringt ihn dazu sich hart auf die Zunge zu beißen, bevor er sich zwingt auszusprechen, was möglicherweise der selbstloseste Satz seines Lebens ist. „Tenten, wenn du nicht mehr mit mir zusammen sein willst, dann sag es einfach. Ich will dich nicht unglücklich machen.“ Sie kann einfach nicht anders. Wo sie gestern noch geschworen hat, dass sie es zumindest eine Weile ohne einander versuchen müssen, zählt das alles in diesem Moment nicht mehr. Der Anblick dieses unglaublich stolzen, egoistischen, arroganten Mannes, den sie seit ihren Genin-Tagen mehr liebt als gut für sie ist, wie er aus freien Stücken vor ihr kniet, lässt sie selbst auf den Boden sinken, um sie zurück auf eine Augenhöhe zu bringen. Tenten schluckt hart an dem verräterischen Kloß in ihrem Hals und legt ihrem langjährigen Teamkameraden zärtlich eine Hand an die Wange. „Du bist so ein Idiot“, flüstert sie betroffen, immer noch hörbar mitgenommen und er quittiert die liebevolle Beleidigung mit einem seltenen Grinsen, zutiefst erleichtert darüber, dass er ihre Tränen missinterpretiert hat. Neji fährt mit seinen Fingern sanft in ihre offenen Haare und sie lehnt sich seufzend gegen seinen Halt. „Und was macht das aus dir, wenn du mich trotzdem liebst?“ Die schöne Waffenexpertin zuckt gutmütig mit den Schultern. „Auch einen Idioten schätze ich.“ Der erfahrene Teamleader streicht ihr sorgfältig eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht, während er mit seiner freien Hand unauffällig in seine hintere Hosentasche greift. „Heirate mich, Tenten.“ Das selten unbeschwerte Lächeln auf ihren Lippen war schon vor neun Jahren das erste, was ihm an ihr aufgefallen ist, als sie einem Team zugeteilt wurden. „Ich dachte, dazu habe ich bereits ja gesagt.“ „Dann dürfte es dir ja nicht allzu schwer fallen, es noch einmal zu tun.“ Er zieht seine Hand hinter seinem Rücken hervor und hebt den Ring darin fragend an. Sie weint schon wieder, als sie von dem schlichten silbernen Ring, der lediglich in der Mitte mit einem milchig weißen Edelstein verziert ist, zurück in seine Augen sieht. „Ja.“ Es vergehen eins, zwei, drei, vier Sekunden, bevor Neji sich zuerst rührt und beinahe in einer einzigen Bewegung den Ring über Tentens Finger schiebt und seine andere Hand gleichzeitig in ihren Nacken legt, um sie ungestüm an seine Lippen zu ziehen. Tenten legt ihre Hände selbst an beiden Seiten an seine Wangen und zieht ihn näher, noch näher zu sich und im Nachhinein kann sie nicht mehr sagen wessen Hände zuerst unter die Kleidung des anderen gewandert sind. Unter ihrer Haut brennt eine Hitze, die jeder seiner Berührungen folgt, bis sie nicht mehr genau bestimmen kann, wo sein Körper aufhört und ihrer anfängt. Sie braucht seine Nähe so dringend, dass sie für den Moment alles andere vergisst. Er kann das Gefühl nicht beschreiben, das in diesem Moment in seinen Adern pulsiert. Ein solches Glück ist ihm fremd und eigentlich sind ihm solch starke Emotionen beinahe unheimlich. Aber sie war schon immer seine Ausnahme zu allem. Ihm ist seit ihrer Genin-Zeit klar, dass was er für sie empfindet, für ihn immer einzigartig bleiben wird. Und es hat ihn lange beschäftigt und sogar fast ein bisschen verärgert, dass er nie festmachen konnte, wann seine Gefühle für sie entstanden sind. Aber irgendwann hat er den Verdacht entwickelt, dass sie ihn in gewisser Weise von Anfang an hatte. Die Art wie sie ihn immer angelächelt hat, obwohl er damals schon ein distanziertes und gleichgültiges Arschloch war. Sie hat ihm beigebracht, dass man stolz und fähig sein kann, ohne alle anderen als nutzlos und schwach abzustempeln. Sie wollte noch nie von ihm gerettet werden. Während er sie dafür respektieren gelernt hat, hat sie schlussendlich ihn gerettet. Ihre Kleidung landet wild verstreut auf dem Boden um sie herum und keiner von ihnen schert sich darum den Ort zu wechseln, während ihre Hände mit einer Hektik über die Haut des anderen fahren, die sie seit den frühen Anfängen ihrer Beziehung nicht mehr so dringlich verspürt haben, begierig so viel wie möglich von dem anderen unter den Fingerspitzen zu fühlen. Sie zieht ihn augenblicklich zurück an ihre Lippen, nachdem er sie hastig ihres Oberteils entledigt hat und lehnt sich unter seinem sanften Druck seufzend zurück auf den Boden. Wie hat sie nur glauben können, dass sie auch nur einen Tag ohne diesen sturen Idioten sein könnte. • „Ich glaube wir haben es tatsächlich geschafft den einen Ort in meiner Wohnung zu finden, den wir bis jetzt noch nicht eingeweiht haben.“ Neji schmunzelt selten sorglos über die neckenden Worte seiner Freundin, dreht seinen Kopf zu ihr und streicht ihr liebevoll eine lose Haarsträhne aus der Stirn. Aber der Hyuuga beweist auch, dass es mehr als einen guten Grund gibt, warum er nicht umsonst einer der jüngsten ANBU-Teamleader ihrer Generation ist. Er vergisst nie etwas und etwas ruhen zu lassen, würde ihm auch in hundert Jahren noch nicht in den Sinn kommen. „Würdest du mir jetzt bitte erzählen, was gestern bei deiner Untersuchung rausgekommen ist?“ Auch ohne sein Bluterbe zu aktivieren, entgeht ihm keine noch so winzige Regung in ihren Gesichtszügen. Ihr unbeschwertes Lächeln rutscht in Sekunden von ihren Lippen und ihre Lider flattern für eine Sekunde, bevor sie ihren Blick schnell von ihm abwendet, weil sie allzu gut weiß, dass er andernfalls viel zu viel in ihren Augen lesen könnte. „Tenten.“ Aber Neji verfolgt mit einem besorgten Stirnrunzeln, wie seine langjährige Teamkameradin sich ein wenig zu überstürzt aufrichtet und ihm den Rücken zudreht, während sie schnell zurück in ihre Sachen schlüpft. Er lässt ihr ihren Willen soweit, dass er selbst seine Hose wieder anzieht, aber anschließend dreht er sich zu ihr und zwingt sie mit einem sanften Griff um ihr Kinn dazu ihn anzusehen. Er fragt nicht noch einmal nach und sieht seine Teamkameradin lediglich abwartend an, in der stummen Gewissheit, dass sie seine Frage früher oder später beantworten muss. Aber als sie es tut, ist es schlagartig er, der nichts mehr zu sagen weiß. Tenten schluckt und ihr Herz schlägt so schnell, dass ihr davon schwindelt, während sie sich mit aller Macht zwingt ihm weiterhin in die Augen zu sehen, bevor sie schließlich offen ausspricht, was sie seit dem gestrigen Tag beinahe um den Verstand bringt. „Ich bin schwanger.“ Dieses Mal ist sie viel zu angespannt, um die Sekunden zu zählen, die er absolut erstarrt vor ihr verweilt, aber es ist auf jeden Fall lange genug, dass sie es schließlich nicht mehr ertragen kann. „Bitte sag etwas“, fleht sie leise. Sie vergisst beinahe zu atmen, als Neji ohne ein einziges Wort zu verlieren sein Bluterbe aktiviert und sein Blick in einer bezeichnenden Bewegung auf ihren Bauch herabfällt. Sie ist sich nicht sicher, ob das winzige Wesen in ihrem Bauch schon groß genug ist, dass es mit den Byakugan gefunden werden kann, aber als sich die Augen ihres Freundes in seltenem Schock sichtbar weiten, erhält sie erklärungslos die Antwort auf diese Frage. Tenten ringt schon wieder mit der Kontrolle über ihren eigenen Körper, der unter der beinahe schmerzhaften Anspannung unkontrolliert zu zittern beginnt und sie hasst sich selbst für die Tränen, die sich schon wieder ungewünscht in ihren Augen sammeln. „Ich weiß, du wolltest das so nie, aber-“ Doch Neji scheint mit ihren verzweifelten Worten endgültig aus seiner Schockstarre zu erwachen und die erfahrene Waffenexpertin blinzelt verdutzt, als seine Hände schlagartig zurück zu ihren Wangen schnellen. „Du bist das Beste was mir je passieren konnte!“ Seine unerwartet sanften Worte, rütteln schwer an dem Rest ihrer Beherrschung und eine verräterische Träne löst sich aus ihren langen Wimpern und perlt über seine langen Finger, während sie zittrig um ihren Atem ringt. „Das- heißt das-“ Er senkt seine Lippen sanft auf ihre Stirn und wischt mit seinen Fingern zärtlich die Tränen unter ihren Wimpern beiseite. „Das heißt, dass ich im Zweifelsfall Berge und Flüsse bewegen werde, um sicherzustellen, dass du und dieses Baby immer alles haben werdet, was ihr je brauchen könntet.“ Sie kann nur nicken und als sie endgültig den Kampf gegen ihre Tränen verliert, sinkt sie erschöpft gegen seine Schulter und lässt sich von ihm halten. . . . - Kurz darauf im Krankenhaus von Konoha - „Er war die ganze Nacht hier, oder?“ Sakura sieht stirnrunzelnd durch das kleine Fenster in der Tür, das einen Blick in Hinatas Krankenzimmer gewährt, wie es auf dem Stockwerk für Intensivpatienten üblich ist und registriert besorgt die angespannte Haltung ihres besten Freundes, der in einem Stuhl neben dem Krankenbett der jungen Hyuuga ausharrt und seine Augen keine einzige Sekunde von ihr zu nehmen scheint. Tsunade nickt mit einem Seufzen. „Abgesehen von der einen Stunde, die ich ihn zwangsweise von hier verbannt habe. Als ich heute Morgen zum ersten Mal nach ihr gesehen habe, hat er leise mit ihr gesprochen, aber jetzt sitzt er schon seit beinahe zwei Stunden so da, spricht kein Wort und rührt sich kaum.“ Es schwingt hörbare Sorge in der Stimme der Hokage mit, aber sie wendet sich lediglich mit einem letzten Satz an ihre frühere Schülerin, bevor sie sich abwendet und den Flur hinunter eine andere Problemstelle anstrebt. „Komm zu mir, wenn du hier fertig bist.“ Sakura spürt Sasukes Blick auf sich, aber sie hat keinesfalls vor schon wieder einen neuen Streit zu provozieren und die Chancen dafür wären garantiert exzellent, wenn sie ihm sagen würde, dass sie ihm nicht sagen kann, worüber sie mit Tsunade sprechen muss. Sie haben den Morgen in seltenem Einvernehmen in überwiegender Stille verbracht und sind nach einem kurzen Frühstück sofort ins Krankenhaus aufgebrochen. Aber sein Schweigen bietet ihr auch keinen Anhaltspunkt darüber, ob sie ihre gestrige Auseinandersetzung letzte Nacht wirklich behoben oder eine erneute Diskussion darüber nur aufgeschoben haben. Als sie leise die Tür zu Hinatas Krankenzimmer aufschiebt, gilt ihr Fokus jedoch ausschließlich der zusammengesunkenen Gestalt ihres besten Freundes, der erst aufsieht, als sie ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter legt. „Sakura-“ Seine Stimme klingt ebenso hilflos, wie seine ganze Haltung auf sie wirkt und sein offensichtlicher Schmerz bricht ihr das Herz. „Hey.“ Sie sinkt vor ihm in die Hocke und lehnt ihre Stirn in einem Akt stummen Trostes vertraut gegen seine. Weil sie weiß, dass es keine Worte gibt, die seinen Kummer in diesem Moment lindern könnten, verweilt sie stumm neben ihm. Sasuke verharrt im Hintergrund und es braucht nicht viel, um zu erkennen, dass der zurückgekehrte Nuke-nin mit der emotionalen Szene vor sich nicht allzu viel anzufangen weiß. Dennoch rührt er sich nicht vom Fleck und es vergeht eine ganze Weile, bis Naruto schließlich die angespannte Stille bricht. „Ich kann sich nicht verlieren! Ich-“, er unterbricht sich und wischt sich müde über die Augen, bevor er den Kopf zurück zu seiner bewusstlosen Freundin dreht und seine nächsten Worte sind nur noch ein schwaches Flüstern. „Ich weiß nicht, ob ich ohne sie leben kann.“ Sakuras Hand ruht im Nacken ihres besten Freundes und sie widersteht der Versuchung zurück über ihre Schulter zu Sasuke zu sehen, dessen Blick sie erneut auf sich spürt. „Du könntest.“ Naruto sieht noch einmal auf und ihre nächsten Worte sind ein definitives Einverständnis. „Aber du würdest nie mehr derselbe sein.“ • Sie lässt Sasuke nach einer Weile bei Naruto zurück, da sie unglücklicherweise anerkennen muss, dass sie im Moment nicht viel für ihren besten Freund tun kann. Außerdem erwartet sie ihre ehemalige Lehrmeisterin bereits mit undurchschaubarer Miene in ihrem Büro, mit ihrer eigenen Krankenakte in der Hand. „Ich habe deine Blutergebnisse.“ Sakura nimmt den Papierumschlag aus der Hand ihrer früheren Sensei und studiert ihre eigenen Werte selbst kritisch, bevor sie stirnrunzelnd aufsieht. „Hast du so etwas schon einmal gesehen?“ „In einer ähnlichen Form, ja, aber das ist schon viele Jahre her. Ein solch perfides Gift ist eigentlich unmöglich herzustellen, aber es gab einmal Gerüchte über einen alten Clan aus Ame, deren Atem mit Gift versetzt war. Es befällt nach und nach die Organe, bis sie schließlich alle versagen. Allerdings gibt es diesen Clan soweit ich weiß schon lange nicht mehr.“ Sakura sinkt fluchend in den Stuhl hinter ihrem Schreibtisch und legt seufzend den Kopf in den Nacken. „Na, das klingt ja verlockend.“ Sie sieht zurück in die ernste Miene ihrer Kage. „Wir werden ein Gegengift finden, Sakura. Zwischen dir und mir sollte das eine Trockenübung werden.“ Die talentierte ANBU nickt nur und nach wenigen Sekunden verabschiedet sich Tsunade mit der Abmachung, dass sie sich sobald wie möglich in den Laboren zusammenfinden würden, um die Zusammensetzung des Giftes genauer zu analysieren und möglichst bald mit der Herstellung eines ersten Gegengiftes zu beginnen. Sakura lehnt sich mit einem zynischen Schmunzeln zurück gegen den breiten Schreibtisch, der einen großen Teil der freien Fläche in ihrem Büro einnimmt. Sie arbeitet lange genug in ihrem Beruf, um zu wissen, dass ein einziger Fehler oftmals furchtbar bestraft wird, aber das hält die erfahrene Medic-nin dennoch nicht davon ab, sich selbst aufs übelste zu verfluchen, dass sie in diese im Nachhinein so offensichtliche Falle getappt ist. Sie hat auch Tsunade verschwiegen, dass der Mann sie mit seinen Worten relativ direkt dazu aufgefordert hat, ihn zu suchen, um das Gegengift zu erhalten. Denn zumindest in dieser Hinsicht steht ihr Entschluss fest: Sie wird bestimmt kein zweites Mal auf denselben dämlichen Trick rein fallen. Ein Klopfen reißt sie aus ihren Gedanken und auf ihre Aufforderung betritt einer ihrer Kollegen den Raum und schließt die Tür hinter sich, aber sein Anblick lässt Sakura innerlich das Gesicht verziehen, wenn sie auch nach außen hin kaum mit der Wimper zuckt. „Taito.“ Und damit währt ihr Vorsatz, nicht gleich den nächsten Streit mit Sasuke zu provozieren, gerade mal eine knappe Stunde. „Was kann ich für dich tun?“ Im Gegensatz zu ihr ist dem dunkelhaarigen Medic-nin anzusehen, dass er sich nicht ganz wohl in seiner Haut fühlt, als er zwei Schritte auf sie zumacht. „Ich brauche deinen Rat zu einem meiner Patienten.“ Ihre Haltung entspannt sich schlagartig, als sie näher an Taito heran tritt, um einen Blick in die Akte werfen zu können, die er in den Händen hält. „Natürlich.“ Solange es nur das ist. „Außerdem wollte ich mich bei dir für mein Verhalten neulich entschuldigen.“ Natürlich. • - Währenddessen in Hinatas Krankenzimmer - Seit Sakura das Zimmer verlassen hat, kommt er sich noch ein wenig deplatzierter vor und sein Verstand scheint nicht in der Lage zu sein, auch nur einen einzigen Satz zu produzieren, der dieser Situation zumindest ansatzweise angemessen wäre. Er war seinem früheren Teamkameraden selten so dankbar wie in dem Moment, in dem Naruto schließlich die Stille bricht. „Alles in Ordnung zwischen euch beiden?“ Die Frage lässt den Uchiha jedoch die Stirn runzeln und Naruto nutzt genau diesen Moment, um seinen Blick für einen Moment von Hinata zu nehmen und dafür seinen besten Freund zu mustern. „Sieh mich nicht so an, Teme, denkst du mir ist entgangen wie sauer du gestern darüber warst, dass sie den Kerl alleine verfolgt hat?“ Sasuke hebt skeptisch eine Augenbraue und lässt sich einmal mehr nicht in die Karten schauen. „So was ist dir früher immer entgangen.“ Natürlich hat er es geschafft genau das Falsche zu sagen, denn Narutos Blick wandert schon wieder zurück zu Hinata und er ergreift vorsichtig ihre blasse Hand. „Mir ist früher so einiges entgangen.“ Die zynische Selbstverachtung in der Miene seines früheren Teamkameraden treibt sogar den Uchiha dazu ihr Gespräch von sich aus weiterzuführen. Und ihr gemeinsames Teammitglied kommt ihm da als Thema gerade Recht. „Wie kannst du nur mit ihr arbeiten, wenn sie sich andauernd so verdammt leichtsinnig verhält?“ Der seltene Ausbruch des dunkelhaarigen Clanerben lässt Naruto trotz der unglücklichen Umstände schmunzeln. „Ich war schon immer der Meinung, dass ihre Impulsivität zur richtigen Zeit einer der Hauptgründe ist, warum wir so gut zusammenarbeiten. Sakura kann verdammt kalkuliert sein, wenn es von Nöten ist, aber dafür haben wir normalerweise Neji und Tenten.“ In dem Wissen, dass das seinen besten Freund in keinster Weise besänftigen wird, hebt Naruto seinen Blick erneut zu dessen erwartungsgemäß finsteren Miene. „Sie hatte eine Millisekunde Zeit sich zu entscheiden, Teme und im Nachhinein betrachtet mag es ein Fehler gewesen sein, aber wir wissen beide, dass unsere Entscheidung ebenso ausgefallen wäre, wenn wir an ihrer Stelle dort gewesen wären.“ „Hn.“ Das mürrische Grummeln veranlasst Naruto zu einem schmalen Grinsen. „Es ist nicht einfach sich um jemanden zu sorgen, was?“ Seine Augen wandern beinahe zwanghaft zurück zu Hinata und ihre regungslose Miene erinnert ihn schmerzhaft daran, dass er einfach alles dafür tun würde, dass sie aufwachen und ihm mit ihrem sanften Lächeln versichern würde, dass sie nur ein paar Kratzer hat. „Sei nicht so dämlich, Teme und mach nicht denselben Fehler wie ich. Unser Beruf ist zu unsicher, um so viel Zeit zu verschwenden. Hör mit den Spielchen auf und sag ihr endlich, was du für sie empfindest.“ Es ist einen langen Moment still zwischen den beiden Männern, bevor Sasuke sich schließlich umdreht und ohne ein weiteres Wort das Zimmer verlässt. Naruto sieht seinem besten Freund mit einem Grinsen nach, bevor er seine Lippen für einen Moment vorsichtig gegen Hinatas kühle Finger drückt, die er immer noch sanft mit einer Hand umfasst hat. „Wenn du jetzt aufwachen würdest, könntest du wirklich stolz darauf sein, was ich hier gerade geleistet habe.“ Er beugt sich weiter über sie und streicht ihr zärtlich ein paar lose Haare aus der Stirn. „Wach auf, Liebling.“ Aber er erhält keine Antwort. • Nicht gewillt anzuerkennen, dass er gerade tatsächlich einem Ratschlag von Naruto folgt, strebt der dunkelhaarige Clanerbe zielstrebig das Büro seiner ehemaligen Teamkollegin an. Er ist jedoch gerade um die letzte Ecke gebogen, als sich die Tür zu eben diesem Zimmer öffnet und ein Mann heraustritt, den er in den letzten Tagen viel zu gut kennen gelernt hat. Sakura will ihre Tür gerade hinter Taito schließen, als Sasuke so ruckartig vor ihr auftaucht, dass sie beinahe mit einem überraschten Keuchen vor ihm zurückweicht. „Verdammt, Sasuke-“ Aber die genervte Verwünschung bleibt ihr im Hals stecken, als der Uchiha sie energisch zurück in ihr Büro schiebt und sie im nächsten Moment vernimmt, wie er ihr Türschloss hinter seinem Rücken umdreht. Die junge ANBU hebt ihren Blick überrascht zu seinen Augen, in denen einmal mehr Mord- und Rachegelüste zu toben scheinen und schüttelt seufzend den Kopf. „Wir haben uns nur unter-“ Aber er gibt ihr keine Gelegenheit ihre beschwichtigende Erklärung weiter auszuführen und die hübschen Augen der Medic-nin weiten sich überrascht, als ihr Teamkamerad aus Genin-Tagen ihr einmal mehr ungefragt seine Lippen aufdrückt. Sie stolpert unter seinem herrischen Einfluss überrascht nach hinten, bis ihre Hüfte schmerzhaft gegen ihre Schreibtischkante stößt. Der Clanerbe nutzt ihr stummes Keuchen jedoch lediglich raffiniert aus, um ihre Berührung weiter zu intensivieren und zieht seine Zunge aufreizend über ihre Unterlippe. Sobald sie darüber hinweg kommt, dass er natürlich schon wieder genau das Gegenteil ihrer Erwartungen als Reaktion gewählt hat, schlingt Sakura mit einem Schulterzucken beide Arme um seinen Hals und erwidert seinen Kuss seufzend. Das hier ist in jedem Fall viel, viel besser als der erneute Streit den sie erwartet hat. Außerdem ist ihr seine Art von Ablenkung in diesem Moment alles andere als unwillkommen und als er ihr Top ein Stück weit anhebt und seine Finger unerwartet sanft über ihre Hüften zieht, legt sie lediglich seufzend den Kopf in den Nacken und schließt flatternd ihre Lider. Es vergehen jedoch kaum fünf Sekunden, bis sie ihre Augen keuchend wieder aufreißt und ihren Kuss unterbricht, um sich ein Stück weit von ihm lösen zu können und entgeistert seinen Blick zu suchen. Sie begegnet seinem süffisanten Grinsen, während er in personifizierter Gelassenheit schamlos und gleichzeitig quälend langsam seine Finger unter den Bund ihrer Hose schiebt. Seine intime Nähe lässt ihren Körper bereits verräterisch zittern, während ihre Gedanken beängstigend schnell in einem berauschten Nebel zu verschwinden scheinen. Die stolze ANBU presst ihre Kiefer hart aufeinander, um der instinktiven Reaktion, die sich nicht leugnen kann, nicht auch noch verbal Ausdruck zu verleihen. Eigentlich sollte sie seine unverschämte Arroganz mittlerweile nicht mehr überraschen, aber das ändert nichts daran, dass sie in dieser Hinsicht kaum mit ihm mithalten kann und sie seine Nähe in absolut unvorbereiteten Momenten wie diesen immer noch ein wenig überfordert. Noch nicht ganz zu einer Entscheidung gekommen, ob sie ihn für diese Dreistigkeit schlagen oder küssen soll, hebt sie eine Hand zu seinem Handgelenk, aber der Clanerbe bewegt sich schneller und bindet ihr mit seiner freien Hand geschickt beide Arme auf den Rücken, was ihren Körper nur noch näher gegen seinen drückt. „Sasuke!“ Ihr Zischen klingt nicht halb so empört wie sie geplant hat und die erfahrene Medic-nin beißt sich hart auf die Unterlippe, um ein lautes Keuchen zu unterdrücken, als er sein Spiel schmunzelnd weiterführt und windet sich unruhig in seinem Halt, aber zwischen seinem Körper und ihrem Schreibtisch in ihrem Rücken hat sie kaum Bewegungsspielraum. „Was tust-“ Seine körperliche Nähe wirkt sich bereits verräterisch auf die Stärke ihrer Stimme aus, deshalb bricht sie ihren Satz erneut ab. Sie krallt ihre Finger hinter ihrem Rücken seufzend in das dunkle Holz der Schreibtischkante, während der Uchiha sich selbstzufrieden zu ihr herunter beugt, bis seine Lippen mit jedem Wort, das er leise spricht beinahe ihr Ohr streifen. „Ich dachte eigentlich über die Phase, in der ich dir das erklären muss, sind wir hinaus.“ Seine grenzenlose Arroganz veranlasst seine ehemalige Teamkameraden einmal mehr zu einem genervten Augenrollen. „Du bist-“ Aber er erlaubt ihr erneut nicht, ihren Unmut in Worte zu fassen und ihr ist durchaus klar, dass sie sich viel zu leicht von ihm lenken lässt, als er seine Lippen erneut zügellos gegen ihre drückt, während seine andere Hand ihre Handgelenke freigibt, nur um in der nächsten Sekunde dreist unter ihr Oberteil zu wandern. Sie kann das Zittern nicht verhindern, das die Reaktion ihres Körpers zweifellos an ihn verrät, als seine Finger neckend über die sensible Haut über ihren Rippenbögen fahren. Mit der stummen Erkenntnis, dass sie sich zu diesem Zeitpunkt genauso gut auf sein perfides Spiel einlassen kann, erwidert sie seinen Kuss seufzend, während sie gleichzeitig in einer ersten Initiative nach seiner Gürtelschnalle greift. Und natürlich wählt das Schicksal genau diesen Moment, um einmal mehr zu beweisen, dass es einen sehr zweifelhaften Sinn für Humor hat. Das vorsichtige Klopfen an ihrer Bürotür, lässt Sakura augenblicklich zusammenfahren und während sie das unglaublich unpassende Timing ihrer Mitmenschen gedanklich übel verflucht, schiebt sie Sasuke dennoch energisch ein Stück von sich weg, während sie sich panisch daran erinnert, dass er wenigstens so weitsichtig war die Tür abzuschließen. „Sakura-sama?“ Sie kennt die zaghafte Stimme der jungen Schwester, aber im Moment schlägt ihr Herz so schnell, dass sie ihr weder Gesicht noch Namen zuordnen kann. „Einen Moment!“ Sie stößt sich von ihrem Schreibtisch ab und beginnt hektisch mit dem Versuch ihre Kleidung wieder weitestgehend in Ordnung zu bringen, während sie den Blick ihres ehemaligen Teamkameraden hartnäckig ignoriert. „Wenn Sie einen Moment Zeit hätten, wir bräuchten Sie für ein Konsul in der Zwei.“ „Ich komme sofort!“ Die Haruno gibt es mit einem unterdrückten Fluch auf, ihre Haare richten zu wollen und greift nach einem herumliegenden Kittel, um den immer noch leicht verräterischen Zustand ihrer Kleider zu kaschieren. Aber während sie den weißen Stoff hastig zuknöpft, fängt sie doch noch Sasukes Blick auf und kann sich angesichts seines typisch selbstzufriedenen Gesichtsausdrucks einen geflüsterten Kommentar nicht verkneifen. „Hör gefälligst auf so selbstgefällig auszusehen!“ Aber ihre Worte entlocken dem Uchiha lediglich ein seltenes Grinsen und sein lauernder Gesichtsausdruck drängt ihr die unerwünschte Erkenntnis auf, dass er sie im Moment genau da hat, wo er sie haben will. „Aber ich habe im Moment so viele gute Gründe selbstgefällig auszusehen. Komm einfach wieder her, dann erkläre ich sie dir nochmal.“ Mit einer gemurmelten Verwünschung, die trotz ihrer Unverständlichkeit ihre Botschaft überbringt, zieht Sakura ihre Tür auf, vorsichtig darauf bedacht sie nicht weit genug zu öffnen, um jemanden sehen zu lassen, dass sich Sasuke mit ihr in diesem Raum aufhält, während ihr das dumpfe Geräusch seines rauen Lachens hinaus auf den Flur folgt und sie sich fluchend fragt, was sie Kami-sama eigentlich getan hat. . . . Es vergehen fast fünf Stunden, in denen sie von einem Behandlungsraum zum nächsten springt, weil der gestrige Angriff zwar ohne Verluste ihrerseits, aber dennoch nicht ohne zahlreiche Verletzungen verlaufen ist und das Krankenhaus einmal mehr hoffnungslos unterbesetzt ist. Sie hat es gerade einmal geschafft, nochmal bei Hinata vorbeizuschauen und hat Naruto unverändert an ihrem Bett und Sasuke schweigsam wie gewohnt wieder an seiner Seite vorgefunden. Die einzige weitere Aufregung zwischen Behandlungszimmern, Laboren und Operationssälen, ereignete sich vor zwei Stunden, als sich auf ihrem Weg zum Medikamentenschrank eine Tür zu ihrer Rechten geöffnet hat und sie zwei bekannte Arme grob in die dunkle Abstellkammer gezerrt. „Sasuke-“ Sie weiß nicht, ob sie über seine Beharrlichkeit lachen oder den Kopf schütteln soll. „Ich habe gerade wirklich keine Zei-“ Aber statt sie einmal mehr auf die altmodische Art zum Schweigen zu bringen, verschluckt sie sich beinahe an dem belegten Brot, das er ihr unzeremoniell in den Mund schiebt. Sie schluckt einen undamenhaft großen Bissen, aber als sie mit verengten Augen den Mund öffnet, um ihm klar zu machen, was genau sie von dieser Aktion hält, steckt er ihr nur ungerührt erneut das Brot zwischen die Lippen. „Ich werde nicht fragen, ob du seit heute Morgen noch mal etwas gegessen hast.“ Natürlich kennt er auch diese Antwort längst. Die talentierte Medic-nin rollt kauend mit den Augen, um wenigstens nonverbal ihren Unmut zu verdeutlichen, nimmt ihm aber in seltener Kooperation das Brötchen aus der Hand, wenn auch laut eigenem Gedankengang nur, um zu verhindern, dass er sie beim nächsten Mal vielleicht damit erstickt. „Fertig. Zufrieden?“ Aber statt ihr zu antworten, legt er beide Hände an ihre Wangen und senkt seinen Kopf zu ihr. Die junge Medic-nin schließt mit einem leisen Seufzen kooperierend die Augen und die flatternde Sehnsucht in ihrem Bauch bringt ihre Gefühle für den launischen Mann an ihrer Seite wortlos auf den Punkt. Aber als er sie erneut küsst, ist es nicht die wilde, leidenschaftliche Berührung, die sie erwartet hat. Vielmehr streift er seine Lippen lediglich für einen Moment mit unerwarteter Zärtlichkeit über ihre, bevor er sie wieder frei gibt. „Jetzt schon.“ Damit verschwindet er ohne ein weiteres Wort durch die Tür nach draußen und lässt seine ehemalige Teamkameradin atemlos und wenn möglich noch verwirrter als zuvor, mit verdächtig weichen Knien in dem kleinen Raum zurück. Wenn das Gift, das immer noch unbehandelt durch ihren Körper spuckt, sie nicht erledigt, dann wird es irgendwann dieses Schleudertrauma von Gefühlen, das sie seinetwegen durchmacht, tun. • - Ein wenig später in Temaris Krankenzimmer - Als es am frühen Abend erneut an ihrer Tür klopft, hofft sie nicht mehr, dass es Shikamaru sein könnte. Eine der Schwestern hat ihr versichert, dass er heute bereits zweimal hier war um nach ihr zu sehen, aber offensichtlich hat er dummerweise immer genau die Zeiten erwischt, in denen sie geschlafen hat, was bei der anhaltenden Schwäche ihres Körpers eine ärgerliche Anzahl Stunden war. Nur hat Temari noch nie an Zufälle geglaubt und die anhaltende Abwesenheit ihres Verlobten ist auch keine. Aber der Anblick der Haruno ist ihr dennoch eine willkommene Abwechslung zu der Öde des Krankenhausalltags und ihren wenig erheiternden Gedankengängen. „Sakura. Was verschafft mir denn die Ehre?“ Die junge Medic-nin nimmt lächelnd auf dem Stuhl an ihrer Bettseite Platz, nicht jedoch ohne vorher in alter Gewohnheit einen Blick auf die Krankenakte der Sabakuno zu werfen. „Tut mir leid, ich wollte eigentlich schon früher nach dir sehen, aber-“ Aber Temari unterbindet die Entschuldigung der anderen ANBU mit einer abwinkenden Handbewegung. „Du brauchst mir nicht zu erklären, dass außerhalb dieser Tür immer noch der Ausnahmezustand herrscht. Gibt es etwas Neues von Hinata?“ Der gut verborgene Schmerz in Sakuras markanten Augen beantwortet diese Frage bereits. „Ich fürchte nein. Wir müssen abwarten, bis sie aus dem künstlichen Koma aufwacht.“ Auch Temari schließt für einen Moment müde die Augen. „Einer ihrer Wölfe hat mir gestern das Leben gerettet.“ Sakura sieht angesichts dieser neuen Offenbarung fragend auf, aber überrascht ist sie von Temaris ruhiger Erzählung nicht unbedingt. Die Schwester des Kazekagen endet ihre Schilderung der gestrigen Ereignisse aus ihrer Sicht mit einem leichten Kopfschütteln. „Sobald sie sich erholt hat, müssen wir dem Mädel dringend beibringen, wenigstens alle hundert Jahre einmal ein bisschen mehr an sich zu denken.“ Sakura nickt wortlos und für einen Moment verhängt sich schweres Schweigen über die beiden sonst so redseligen Frauen. Zumindest für die viereinhalb Minuten, in denen Temari es erträgt. „Erzähl mir was, was mich aufheitert. Wie läuft´s mit dir und Sasuke?“ Allerdings entlockt das der talentierten Medic-nin nur ein aufgebrachtes Seufzen. „Ich habe im Moment weder genügend Zeit noch die nötigen Nerven um mich mit Sasuke und den eine Trillion Fragen die mit dieser Büchse der Pandora zusammenhängen, auseinanderzusetzen.“ „Was gibt es da noch abzuwägen? Du willst ihn, er will dich – Fall gelöst.“ Sakura wischt sich zickig eine Haarsträhne aus der Stirn, während sie ihrer grinsenden Freundin einen eindeutigen Blick zuwirft. „Sehr witzig, Sherlock.“ Aber Temari ist noch nicht fertig. „Übrigens hat Ino dich vorher gesucht-“ „Ne-ein!“ Die Suna-nin verfolgt belustigt wie ihre rosahaarige Freundin stöhnend die Hände auf ihrer Matratze verschränkt und den Kopf darin vergräbt, während sich ihr rosafarbener Schopf ablehnend hin und hier bewegt. „Du weißt, dass du ihr nicht ewig aus dem Weg gehen kannst?“ „…“ „Und es nur schlimmer wird, je länger du es hinauszögerst?“ Sakura hebt den Kopf aus ihren Händen und fixiert die vorlaute Suna-nin erneut mit einem Blick, der dem allseits gefürchteten von Tsunade durchaus Konkurrenz macht. „Temari?“ „Ja?“ „Halt die Klappe!“ Das Grinsen von Shikamarus Verlobten weicht einem ehrlichen Lächeln. „Dann sag ihr halt, dass zwischen dir und Sasuke nichts läuft.“ Aber Sakura hat für diesen durchaus gut gemeinten Ratschlag nur ein verächtliches Schnauben übrig. „Und das wird sie mir ebenso abnehmen, wie wir ihr, dass zwischen ihr und Sai nach Tentens Geburtstag nichts gelaufen ist.“ Die Erinnerung an diese Geschichte zaubert der Sabakuno augenblicklich ein amüsiertes Schmunzeln auf die Lippen. „Das zu leugnen ist auch unmöglich, nachdem ich sie am nächsten Morgen aus seiner Wohnung kommen gesehen habe – in dem Kleid vom Abend davor.“ Aber Sakura beweist mit einer lockeren Handbewegung, dass sie darüber längst informiert ist. „Jaja, sie gibt zu, dass sie bei ihm übernachtet hat, aber Miss Yamanaka behauptet steif und fest, dass es eine einmalige Sache war und sie überhaupt keine Gefühle für Sai hat.“ „Ist er eigentlich immer noch auf Mission?“ „Soweit ich weiß.“ Sakura lehnt sich gähnend in ihrem Stuhl zurück. „Aber nachdem es bald zwei Monate sind, gehe ich eigentlich davon aus, dass er bald zurückkommen wird. Und dann wollen wir doch mal sehen, wie sich Miss Yamanakas nicht vorhandene Gefühle für den guten Sai in der Realität darstellen.“ „Dann gehst du ihr aus dem Weg, bis du ihr das mit Sai vorhalten kannst, bevor du ihr das von dir und Sasuke erzählst?“ Aber Sakura sieht sie immer noch an, als würde sie an ihrem Geisteszustand zweifeln. „Temari, wenn es nach mir geht, wird Ino am besten niemals erfahren, dass zwischen Sasuke und mir etwas läuft. Mal davon abgesehen, dass das schlimmer wird, als jede mögliche Apokalypse, weißt du was sie mit mir macht, wenn sie erfährt, dass ich mit Sasuke geschlafen habe, ohne ihr am nächsten Tag sofort darüber Bericht zu erstatten?“ „Ich will dir jetzt nicht zu nahe treten, aber… du hast sie nicht mehr alle, Haruno. Selbst wenn wir hier nicht über Ino reden würden, ist sie immer noch deine beste Freundin. Du kannst ihr das mit dir und Sasuke nicht ewig verheimlichen.“ „Temari, einen Tag nachdem Ino erfährt, dass zwischen mir und Sasuke was läuft, wird ganz Konoha Einladungen zu unserer Hochzeit erhalten!“ Die Schwester des Kazekagen zieht über die Theatralik der talentierten Medic-nin lediglich skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. „Denkst du nicht, dass du vielleicht einen Tick übertreibst?“ „Wir reden hier von Ino, Temari!“ Die Sabakuno beschließt mit einem Schmunzeln ihre aufgebrachte Freundin nicht darauf hinzuweisen, dass sie eben das erst vor zwanzig Sekunden selbst festgestellt hat. „Ich will dich ja nicht demotivieren, aber so sehr interessiert sich nicht einmal Ino für dein Liebesleben.“ „Genau und Jiraya ist eigentlich Feminist!“ „Wer ist Feminist?“ Sakura fährt entgeistert in ihrem Stuhl herum, nur um festzustellen, dass ihr Gehörn noch intakt ist und ihre beste Freundin tatsächlich hinter ihnen in der geöffneten Tür steht. „Ino. Von Anklopfen hast du noch nie was gehört, oder?“ Shikamarus frühere Teamkameradin stolziert seelenruhig in den Raum und tippt Sakura frech gegen die Stirn. „Sagt das Wunderkind, das bei der Hokage immer mit der Klinke in der Hand durch die Tür fällt. Und hör auf mit dem ewigen Stirnrunzeln, das gibt Falten. Und bei der Fläche, die du dafür anzubieten hast, wäre das besonders unvorteilhaft.“ Sakura öffnet augenblicklich erbost den Mund, aber während Temari sich mit einem Augenrollen in ihren Kissen zurücklehnt, um die gewohnten Kabbeleien der beiden Kindergartenfreundinnen entspannt aus erster Reihe beobachten zu können, kommt Ino ihrer besten Freundin überraschend zuvor und beweist mit ihrer nächsten Aussage, dass sie unter all ihrer Fassade einen durchaus ernsthaften Kern verbirgt, für den ihre Freunde ihr ihre Leidenschaft für Getratsche und ihr vorlautes Mundwerk immer wieder verzeihen. „Ich habe Neji und Tenten gerade durch den Eingang kommen sehen. Und ich weiß nicht, wie gut es ist, wenn Naruto jetzt schon auf Neji trifft-“ Aber Tsunades ehemalige Schülerin ist schon fast an der Tür. „Verdammt! Temari, ich komm später nochmal vorbei!“ Damit rauscht sie schon nach draußen, während Ino ihren Platz an der Seite von Temaris Bett einnimmt, elegant die Beine überschlägt und getreu ihrer Art augenblicklich auf den Punkt kommt. „Und? Hat sie dir was erzählt?“ Temaris teuflisches Grinsen verrät wortlos, wie gefährlich diese mögliche Allianz ist. „Was hast du anzubieten, Yamanaka?“ Ino zuckt ungerührt mit den Schultern. „Ich schreibe den Schichtplan für nächste Woche. Du kannst die guten Schwestern haben oder die, die dir beim Blut abnehmen schlimmere blaue Flecken verpassen, als Neji beim Training.“ „Deal.“ • Sakura stellt erleichtert fest, dass Tsunade mit Neji und Tenten vor Hinatas Krankenzimmer steht und sich leise mit den beiden unterhält, was zumindest diese Katastrophe für den Moment abwendet. Allerdings ist sie durchaus darüber informiert, dass Hiashi bisher noch nicht hier war, um nach seiner Tochter zu sehen, auch wenn Hanabi dafür schon dreimal hier war. Und sie ist sich ziemlich sicher, dass Narutos Hass auf Hinatas Vater seine Verachtung für Neji immer noch deutlich in den Schatten stellt. Diese glorreichen Aussichten an jeder Front bescheren ihr unerwünschte Kopfschmerzen, die sie ebenso ignoriert, wie all die anderen Aspekte ihres Lebens, für die sie im Moment schlichtweg keine Zeit entbehren kann, während sie sich mit einem leisen Gruß an den Dreien vorbei in das kleine Krankenzimmer schieben will, um Naruto daran zu erinnern, dass es ebenso wenig ratsam ist, seinem Teamleader außerhalb des Trainings eine zu verpassen, wie auf das Oberhaupt des Hyuuga-Clans loszugehen. Allerdings wird die Tür zu Hinatas Krankenzimmer aufgerissen, bevor sie nach der Klinke greifen kann. Sasukes ein wenig gehetzt wirkender Blick findet sie sofort und seine Worte lassen hinter ihr augenblicklich das Chaos ausbrechen. „Ich glaube, sie wacht auf!“ Sakura stürzt wortlos an ihrem ehemaligen Teamkameraden vorbei in den Raum und nimmt unterewusst wahr, dass die anderen ihr geschlossen folgen. Tsunade stürmt ihr gegenüber beinahe gleichzeitig an das Bett der jungen Hyuuga und schiebt Naruto energisch zur Seite, der besorgt über die zierliche Gestalt seiner Freundin gebeugt war. Die beiden Medic-nin erkennen die charakteristische Bewegung in dem leichten Flattern ihrer Lider, wenige Sekunden bevor Hinata tatsächlich blinzelnd die Augen aufschlägt und dann augenblicklich beginnt sich panisch gegen den Beatmungsschlauch in ihrem Mund zu wehren. „Hinata!“ Es braucht Sasukes geistesgegenwärtigen Griff um Narutos Schultern, um den blonden ANBU zurück zu halten, während Sakura Hinata energisch an ihren Schultern zurück in die Kissen drückt und Tsunade den Tubus mit jahrzehntelanger Routine und wenigen Handgriffen schnell entfernt. Hinata sackt keuchend zurück in die Kissen und während Tsunade routiniert ihren Puls überprüft, reißt Naruto sich grob von seinem besten Freund los und greift vorsichtig nach der Hand seiner Freundin. „Hinata?“ Die junge Clanerbin blinzelt einen Moment lang angestrengt gegen das grelle Licht des Krankenhauszimmers, bevor sie ihre Augen endgültig aufschlägt und von Narutos Gesicht mit ihren Augen rastlos von einem zum anderen wandert. „W-“ Aber ihre Stimme ist lediglich ein heiseres Krächzen und scheitert schon an der ersten Silbe, deshalb greift Sakura schnell nach dem Glas Wasser auf dem Nachtisch und führt es der jungen Clanerbin sanft an die Lippen. Es herrscht eine angespannte Stille in dem sterilen Raum, bevor Hinata erneut ansetzt leise zu sprechen. „W-wo bin ich?“ Während Sasuke und Neji in seltener Einigkeit über diese Frage offen die Stirn runzeln, Naruto vor lauter Erleichterung kaum aufrecht steht und lediglich immer wieder mit dem Daumen sanft über ihren Handrücken fährt, schätzen die beiden Medic-nin diese momentane Desorientierung als vollkommen normal ein und Sakura greift an der anderen Bettseite ebenfalls nach der Hand der jungen Clanerbin und versucht sie mit einem ruhigen Lächeln ein wenig zu beschwichtigen. „Im Krankenhaus von Konoha.“ Aber Hinatas Gesichtsausdruck erscheint weiterhin verwirrt und sogar ein wenig panisch. „Konoha?“ Ihr Blick huscht erneut sichtlich ratlos von einem zum anderen und Tsunade beugt sich schlagartig besorgt weiter zu ihr herunter. „Hinata?“ „Hinata“, wiederholt sie ihren eigenen Namen leise und sieht auf ihre Hände, bevor sie den Kopf hebt und die Hokage verwirrt mustert. „Bin ich das?“ . . . 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