Desperate Love von Melodie-chan14 (Eine Tales from the Borderlands FF) ================================================================================ Kapitel 13: Das Telefonat ------------------------- Rhys: Das gefiel mir gar nicht. Ich war wieder alleine mit Jack und er hatte mit mir anscheinend immer noch eine Rechnung offen. Dass ich Angst bekam, war sicher nicht schwer zu erkennen. Wieso war er überhaupt hier? Hatte er sich wohl mit Rose unterhalten? Ein wenig neugierig war ich schon, allerdings wagte ich es nicht wirklich ihn zu fragen. Denn er war eindeutig sauer. Auf mich. Wahrscheinlich weil ich ihn letzte Nacht nicht auf das Bett gelassen hatte. Dabei stellte sich mir immer noch die Frage, OB er überhaupt auf dem Bett liegen konnte. Schließlich war er lediglich ein Hologramm und fiel wahrscheinlich wie ein Geist einfach dadurch. Wobei ein Geist schweben konnte, im Gegensatz zu ihm. Schluckend schielte ich zu ihm. Er beobachtete mich ganz genau und das gefiel mir gar nicht. Als ob er sich schon überlegen würde, was er mir antun könnte. Konnte Rose nicht wieder zurückkommen? Ich hatte ehrlich Angst mit ihm alleine zu sein. Zum Glück war er nicht mit im Badezimmer, ansonsten wäre das ziemlich peinlich geworden. Vor allem hätte er bestimmt ausgenutzt was er gesehen hätte. Wahrscheinlich hätte er mich damit erpresst oder sonst etwas. Zum Glück wusste er nicht was ich dort unter der Dusche getrieben hatte. „Und hast du an das Püppchen gedacht, während du dir einen runter geholt hast?“, fragte er mich direkt, woraufhin ich weit die Augen aufriss. Woher-wie-WIESO? Wie konnte er wissen, was ich gemacht hatte? Ich meine, dass hatte ich NATÜRLICH nicht getan. Ach wem versuche ich hier etwas vorzumachen? Natürlich hatte ich unter der Dusche ein paar Fantasien, die weit über das Küssen hinausgingen. Und natürlich hatte ich so gehandelt, wie die meisten Männer es getan hätte. Daran war nichts peinlich! Trotzdem schämte ich mich irgendwie dafür. Hoffentlich würde Rose niemals etwas davon erfahren. Sie würde mich dafür sicher hassen. Wenn nicht sogar richtig verachten und mir auf ewig aus dem Weg gehen. „Was… was interessiert dich das?“, fragte ich nervös und schielte mit errötetem Kopf weg. „Nein wie süß! Jungfrau hier ist das peinlich. Hör zu Cupcake, entweder du tust ab sofort was ich dir sage oder deine kleine Angebetete wird erfahren was du so alles treibst, wenn sie nicht anwesend ist – naja – oder wenn sie schläft“, befahl er mir bedrohlich, woraufhin ich ihn erneut erschrocken anblickte. Was wusste der Kerl eigentlich nicht? Hatte er mich etwa heimlich beobachtet? Mir war das alles schon unangenehm genug. Wieso musste er es mir auch noch unter die Nase reiben? Verdammt. Ich konnte auch gar nichts dagegen unternehmen. Er hatte gerade die Macht über mich. Würde ich nicht machen was er sagt, dann wäre alles verloren. Natürlich wäre alles einfacher, wenn sie mich hassen würde, doch trotzdem wollte ich das nicht. Vor allem würde ich dann nie wieder ihre schüchterne Seite sehen, wenn ich sie ärgerte. Diese Röte in ihrem Gesicht, wenn ich sie ein wenig neckte. Das würde sie mir alles wahrscheinlich verwehren, würde sie von all dem wissen. Von daher seufzte ich nur kurz und nickte. „Gut ich tue alles was du sagst…“ „Du tust alles was wer sagt?“, hörte ich plötzlich Vaughn hinter mir fragen, woraufhin ich mich zu ihm umdrehte. Er sah ausgeruhter aus als ich. War auch nicht weiter erstaunlich. Er musste letzte Nacht nicht mit Schmerzen im Kopf und schließlich im gesamten Körper kämpfen, da ein gewisser Jemand einem das Leben zur Hölle versuchte zu machen, während das Mädchen, welches man mochte, neben einem liegt. Sonst hatte ich eigentlich eine wunderbare Nacht gehabt. Mehr oder weniger. Wahrscheinlich sah ich aus, als ob man mich verprügelt hätte. Selbst nach der erfrischenden Dusche am Morgen, fühlte ich mich immer noch wie erschlagen. Jack hatte es eindeutig übertrieben. Ich verstand immer noch nicht wie er das angestellt hatte. Wahrscheinlich hing es wirklich damit zusammen, dass er eine direkte Verbindung zu meinem Gehirn hatte. Doch was ist eigentlich mit Rose? Sie konnte ihn auch sehen. Ob er dadurch wohl ebenfalls eine Verbindung zu ihrem Gehirn hatte? Vielleicht keine so direkte wie er zu meinem, doch es könnte sein, dass er indirekt mit ihr verbunden war. Der bloße Gedanke ließ mich erschüttern. Hinterher könnte er sie ebenfalls alles fühlen lassen, was er wollte. Ich musste sie dafür schützen. Das würde sie doch niemals überleben. Und wer weiß, was er sie alles fühlen lassen würde! „Rhys? Hörst du mir zu?“, fragte mich Vaughn, woraufhin ich aus meinen Gedanken schreckte und ihn verblüfft ansah. „Hm? Sorry war in Gedanken. Aber erst einmal wünsche ich dir auch einen guten Morgen und nein ich habe beschissen geschlafen, danke der Nachfrage. Wie war denn deine Nacht?“, antwortete ich schließlich ironisch, während ich mir entnervt stöhnend meine Schläfen rieb, bevor ich mich schließlich einfach auf das Bett fallen ließ. Konnte ich nicht noch ein bisschen schlafen? Danach würde es mir sicher besser gehen. „Wow, Kumpel, was ist denn passiert?“, fragte er nun endlich ein wenig besorgt. Seufzend setzte ich mich auf und saß nun knapp auf der Bettkante. Vaughn setzte sich direkt neben mich und blickte zu mir. „Jack ist passiert…“, brummte ich, woraufhin dieser so tat als ob er nichts gehört hätte. Nicht einmal meinen bösen Blick, den ich ihm zuwarf, schien er wirklich zu beachten. Stattdessen verschränkte er seine Arme vor der Brust und schloss seine Augen. Wollte er jetzt etwa schlafen oder was? Dieser Mann war wirklich unglaublich. „Ok… Wie genau meinst du das? Du hattest doch keine seltsamen Träume von ihm oder?“, fragte mich Vaughn, woraufhin ich ihm einen vielsagenden Blick zu warf. War das sein ernst? Ich hatte ihm doch erzählt, dass ich Handsome Jack sehen konnte und ich war NICHT von ihm besessen. Wie oft musste ich das noch wiederholen? „Was für- NEIN! Vaughn was… wie kommst du auf sowas?“, fragte ich erschrocken und seufzte laut, bevor ich weiter versuchte zu erklären, „Hör zu… Jack scheint mich irgendwie alles fühlen lassen zu können was er will. Naja und das hat er gestern Abend demonstriert. Ich habe mich sogar vor Schmerzen gekrümmt und verkrampft!“ „Haha ja. Dein Gesicht war wirklich zu genial. Das war ein Genuss. Du hättest dich sehen müssen, Cupcake! Zu köstlich“, sagte Jack und begann laut los zu lachen, während er mit seinem Zeigefinger auf mich deutete. Ihn schienen Schmerzen von Anderen wirklich zu amüsieren. Ich fand das eher WENIGER amüsant. Um genau zu sein GAR NICHT. Doch er konnte groß reden, er war ja nicht derjenige, der das Gefühl hatte zu sterben, dank den ganzen Schmerzen, die einem durch den gesamten Körper fuhren. „Ok… das ist echt… wow…“, meinte Vaughn kurz. „Kannst du laut sagen…“, brummte ich und ließ mich wieder nach hinten fallen. Dabei legte ich meine Hände und meinen Kopf und starrte an die Decke. Dabei fiel mir auf wie schlicht das Zimmer war. Vor allem die Decke. Anscheinend hatte sie nie jemand die Mühe gemacht sie zu streichen oder mit irgendetwas angenehmen zu tapezieren. „Naja Themenwechsel. Gibt gleich Frühstück, wo ist deine Freundin?“, fragte Vaughn, woraufhin ich ihm einen eiskalten Blick zu warf und leise grummelte. „Sie ist nicht meine Freundin. Und-“ „Trotzdem hast du sie geküsst, Kiddo. Und erneut frage ich mich, ob du mutig oder einfach nur lebensmüde bist. Gut ich hätte mir sowas erlauben dürfen. Mir fliegen die Frauen aber sowieso zu“, unterbrach mich Jack und ließ mal wieder sein riesen Ego raushängen. „Es waren bloß die Lippen ok?!“, beschwerte ich mich ernst, woraufhin mich Vaughn mit einer hochgezogenen Augenbraue ansah, bevor er laut zu seufzend begann und seine Hand sachte gegen seinen Kopf klatschte. Dabei achtete er darauf, seine Brille nicht zu beschädigen. Kurz darauf nahm er seine Hand wieder weg. Schnell blickte ich weg. Er warf mir einen Blick zu, den ich nicht gerne sehen wollte. Ein Blick, der einem quasi in das Gesicht klatschte „Bist du ein IDIOT?“. „Du hast sie nicht wirklich geküsst oder?“, fragte er, woraufhin ich kurz zu ihm schielte und schnell versuchte eine Ausrede zu finden. „Was? Pff nein! Ich… was denkst du von mir?“ „War sie wach?“, fragte er. War ja klar, dass er mir das nicht abkaufen würde. Dafür kannten wir uns eindeutig schon zu lange. Jetzt musste ich mich auch noch vor ihm rechtfertigen. Konnte dieser Tag noch schlimmer werden? „Nein… Sie hat geschlafen. Ich weiß auch nicht wieso ich das gemacht habe. Es kam einfach so über mich. Und bevor ich überhaupt registrierte was ich mache, habe ich sie geküsst. Nur auf die Lippen natürlich“, erklärte ich Vaughn ein wenig verzweifelt und setzte mich erneut auf, bevor ich auf meine Hände starrte. „Na super… Aber gemerkt hat sie nichts, oder?“ „Zumindest nicht, dass ich wüsste.“ „Naja dann hoffen wir mal, dass sie es nicht herausfindet. Zumindest nicht bis du ihr gestehst was du fühlst“, meinte Vaughn plötzlich. Sofort starrte ich ihn an. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Vor allem wusste ich nicht worauf er hinaus wollte. Sollte ich ihr jetzt etwa plötzlich gestehen, dass ich mich von ihr angezogen fühle, nur wegen dem einen Kuss? Naja und paar nicht Jugendfreien Träumen. Das könnte ich nicht. Nicht so früh. Sie würde mich sicherlich abweisen. Da wäre es mir lieber, wenn sie es niemals erfahren würde. Kurz seufzte ich und überlegte was ich Vaughn sagen sollte, doch da hörte ich plötzlich Rose laut kreischen. Sofort sprang ich vom Bett auf. Ich wollte schon zu ihr stürmen, doch dazu kam ich gar nicht mehr, da sie in das Zimmer gerannt kam. Sie wirkte total verängstigt. Allerdings war das nicht unbedingt das, was mir als Erstes auffiel. Sie war lediglich mit einem Handtuch bedeckt und ihre Haare tropften auf den Boden. Dazu liefen ihr immer noch vereinzelte Tropfen dem eindeutig nackten Körper entlang. Ich spürte wie die Hitze mir in den Kopf schoss und das Blut woanders hin. Wie konnte sie so in das Zimmer kommen? Sie wusste doch, dass ich hier war. Musste sie mich eigentlich ständig so fertig machen? Allerdings bemerkte ich, dass sie den Tränen nahe war. Was hatte sie bloß so verschreckt. „Was ist los?“, fragte ich schnell und ging auf sie zu. Sie blieb stehen wo sie war. Mit einer Hand klammerte sie sich an dem Handtuch fest, welches um ihren Körper gewickelt war. Ihr ganzer Körper zitterte und die Augen hatte sie zusammen gekniffen. „Spinne! SPINNE! Mach sie weg! Bitte!“, flehte sie und versuchte zu mir zu schielen, doch anscheinend spürte sie das Krabbeln auf ihrem Körper und zuckte stark zusammen. Was ich nicht so alles über sie erfuhr. Jetzt wusste ich auch noch, dass sie eindeutig Angst vor Spinnen hatte. Eine richtige Panik schien sich in ihr auszubreiten. „Was wo?!“, fragte Vaughn erschrocken, welcher Spinnen ebenfalls nicht unbedingt leiden konnte. Stattdessen verzog er sich nun komplett auf das Bett, indem er seine Beine anzog. Also blieb es an mir hängen, das Tier wegzumachen. „Keine Sorge, ich mache sie weg“, meinte ich beruhigend, als ich bei ihr stand, dabei sah ich mich genau an ihrem Körper um, bis ich die Spinne schließlich ihren Hals hochkrabbelnd erblickte. Sie war nicht unbedingt groß oder fett, sondern eher klein, mit äußerst langen Beinen. Wahrscheinlich war sie nicht einmal gefährlich. Ich fand sie auch nicht ekelhaft oder so. Sie schien mir noch ein Baby zu sein, so klein wie sie war. Allerdings brachte sie Rose trotzdem zum Zittern. Ihr ganzer Körper vibrierte und immer mehr Tränen schossen in ihre Augen. Ich wollte sie nur noch in die Arme nehmen und ihr sagen, dass alles gut werden würde. Wobei das wahrscheinlich nicht helfen würde, solange dieses kleine Tierchen auf ihrem Körper Party machte. Ein wenig fragte ich mich, ob ich die Spinne wirklich sofort weg machen sollte. Rose sah so süß aus, wenn sie Angst hatte. Sie wirkte so hilflos. Aus diesem Grund musste ich einfach endlich handeln. Mein Beschützerinstinkt wurde geweckt. Außerdem wollte ich sie mich wieder ihren Helden nennen hören. „Beeil dich Rhys!“, schluchzte sie. Sofort schnipste ich die Spinne von ihrem Hals runter und zertrat sie, als sie versuchte auf dem Boden zu flüchten. Zum Glück waren die Schuhe nicht von mir. Sonst hätte es mich geärgert, dass ich nun eine Spinnenleiche an der Sohle kleben hätte. Doch da sie umsonst und dazu noch ziemlich hässlich waren, konnte ich das entschuldigen und ignorieren. Was ich nicht ignorieren konnte war Rose, welche mich begeistert umarmte und dabei beinahe umwarf. Dank dem Handtuch spürte ich genau ihre Brüste gegen mich gepresst, woraufhin ich stark schlucken musste. Schnell versuchte ich andere Bilder in den Kopf zu bekommen, ansonsten wäre das mal wieder eine sehr peinliche Situation. „Danke Rhys! Du bist wirklich mein Held“, sagte sie schließlich und schon kratzte ich mich verlegen am Hinterkopf, während ich sie beschämt anlächelte. „Ach findest du?“, fragte ich, woraufhin sie mir zu nickte. Danach starrte sie an sich hinunter und lief knallrot an. Ohne ein Wort zu sagen, stürmte sie aus dem Zimmer zurück in das Badezimmer. Anscheinend hatte sie erst jetzt bemerkt, dass sie immer noch nur ein Handtuch um hatte. Ich konnte ein Lachen nicht mehr unterdrücken. Zum Glück hatte sie das nicht gehört. Vaughn stieg währenddessen wieder vom Bett runter und verabschiedete sich, indem er sagte, dass er schon einmal vorgehen würde. Wir würden sowieso bald nachkommen. Sobald Rose fertig wäre. Rose: Nachdem ich mich endlich fertig umgezogen hatte, kam ich zurück in das Zimmer, wo sich nur noch Rhys und Jack aufhielten. Vaughn war anscheinend wieder gegangen. Meine Haare hatte ich mit einer Haarklammer, welche ich im Badezimmer gefunden hatte, hochgesteckt, da sie immer noch feucht war. Leider würde das auch noch lange so bleiben, da ich leider nirgendwo einen Föhn gesehen hatte. Somit mussten sie an der Luft trocknen. Bei Haaren, die einem sogar bis über den Hintern reichten, konnte so etwas ziemlich lange dauern. Wenn nicht schon fast den halben Tag. Es war nervig, allerdings würde ich sie mir trotzdem niemals abschneiden lassen. Dafür liebte ich sie zu sehr und war auch stolz auf sie. Naja Hauptsache sie tropften mir nicht die ganze Zeit meinen Rücken oder den Nacken voll. „Hey. Wo ist Vaughn?“, fragte ich Rhys ein wenig neugierig, wobei ich auch etwas überrascht war. Schließlich waren die Beiden beste Freunde. Doch die meiste Zeit hing Rhys hier in dem Zimmer rum. Ob er auf mich gewartet hatte? Bestimmt gab es Frühstück und er wollte mir Bescheid geben. Das wäre zumindest meine erste Idee gewesen. „Er ist schon mal los zum Frühstück“, antwortete Rhys. Also lag ich mit meiner Vermutung richtig. Ich bin gut! „Gut dann lass uns auch gehen“, meinte ich lächelnd, doch dabei fiel mir plötzlich mein Handy auf, welches in meinem Rock zu blinken schien. Sofort nahm ich es zur Hand und entschlüsselte es, um nachsehen zu können was los war. Ich hatte eine Nachricht. Diese öffnete ich sofort, worin stand, dass ich ZEHN vermisste Anrufe hätte. Alle waren von Rika. Es schien wirklich dringend zu sein. Sofort breitete sich Panik in mir aus. War etwa etwas mit meiner Mutter? Hatte sie einen Nervenzusammenbruch? War sie tot? Ich wurde panisch. Mein Atem ging immer schneller. Ich betete, dass das nicht wahr war. Ansonsten würde ich es hier nicht aushalten. Ich könnte niemals mit dem Wissen weiterleben, dass meine Mutter wegen MIR Tod sei. Hoffentlich war es etwas anderes, das Rika mit mir zu besprechen hatte. Oh bitte sei ein anderer Grund! Schnell wählte ich Rikas Nummer und hoffte, dass sie so schnell wie möglich abnehmen würde. Verdammt dauerte das lange. Warum ging sie denn nicht ran? Ich wurde immer nervöser und lief im Zimmer auf und ab, dabei knabberte ich an meinen Fingernägeln. Ich machte mir große Sorgen. Vielleicht war auch etwas mit dem Haus oder sie hätte herausgefunden, dass ich doch nicht mehr nach Hause zurück könnte. Alles was ich mir überlegte waren schlechte Neuigkeiten. Mir fiel gar nichts Positives ein. Plötzlich spürte ich Rhys Hand auf meinem Arm ruhen, wahrscheinlich damit ich mich ein wenig beruhigte. Es half mir zum Stillstand, allerdings kochte es in meinem Körper. Mein Magen schien sich immer mehr zuzuziehen. Ich wollte endlich wissen was los war. Dann kam er endlich. Der Ton der Befreiung. Rika war am Telefon und erneut begrüßte sie mit einem barschen: „Hallo!“ Anscheinend war sie sauer, da ich die ganze Zeit nicht rangegangen war. Allerdings war ich unter der Dusche gewesen. Da konnte ich nichts hören. Das musste sie mir verzeihen. Sie konnte mir sowieso niemals lange sauer sein. Warum machte ich mich also überhaupt so kirre? Oh stimmt. „Hey Rika. Was ist los? Du hast mich zehn Mal angerufen!“, fragte ich hektisch und setzte mich schließlich auf die Bettkante, damit ich nicht aus den Latschen fiel, falls ich nun tatsächlich eine schlechte Nachricht erwarten musste. Ich schluckte stark und laut. Hätte ich überhaupt Fragen sollen? Hinterher würde sie mir tatsächlich beichten, dass meine Mutter tot sei. Und dann? Was sollte ich dann machen? Ich würde verzweifeln und wahrscheinlich gar nicht mehr leben wollen. Nicht einmal Rhys hätte mich wieder aufmuntern können. Allerdings war es besser, es sofort zu erfahren, statt irgendwann in was weiß ich wie vielen Jahren. „Naja ich habe sowohl eine gute, als auch eine schlechte Nachricht“, begann Rika. Ich wollte schon erleichtert ausatmen, bis sie meinte, dass sie tatsächlich eine schlechte Nachricht hatte. Ich konnte das nicht. Ich wollte nicht mehr hinhören. Schnell legte ich das Handy zur Seite und stellte es auf laut, damit ich nicht mehr in mein Ohr alles gesagt bekommen musste. Hinterher würde es nur noch mehr schmerzen. Innerlich zerbrach ich sowieso schon, weshalb ich den Kopf seufzend in meine Hände legte und mich nach hinten auf das Bett warf. „Schlechte Nachricht zuerst bitte…“, nuschelte ich verzweifelt. „Keine Sorge es geht nicht um deine Mutter. Um die geht es eher in der guten Nachricht“, sagte Rika sofort beruhigend, woraufhin ich hochfuhr und überrascht zu dem Handy blickte. Gute Nachricht und meine Mutter in einem Satz? Das passte nicht zusammen. Was wäre das denn für eine Nachricht? Vielleicht dass sie endlich ihren Kummer überwunden hätte? Konnte ich kaum glauben, allerdings starb die Hoffnung bekanntlich zuletzt. Somit konnte ich ein schwaches Lächeln nicht mehr unterdrücken. „Ok… dann schieß mal los.“ „Also~ Ich war vor drei Tagen in einer Irrenanstalt. Dort lebt nämlich eine Frau, die so etwas Ähnliches wie du durchgemacht hat. Anscheinend wurde sie in einen Anime gezogen. Irgendwas mit Alchemie oder so-“ „Fullmetal Alchemist?“, unterbrach ich sie kurz. Schließlich hatte ich den Anime früher selber gesuchtet. Vor allem Edward hatte es mir angetan. Allerdings war es damals ein anderes Gefühl gewesen, als das dass ich nun für Rhys spürte. Wahrscheinlich war das nur eine Schwärmerei gewesen und nun… nun hatte ich mich tatsächlich verliebt. „Ja genau! Nerd…“, brummte Rika scherzend, woraufhin ich meine Augen verdrehte. „So what? Ich steh dazu! Jetzt komm auf den Punkt. WARTE! Drei Tage? Aber… ooooh… die Zeit vergeht hier langsamer?“, fragte ich plötzlich, da ich doch erst vor zwei Tagen mit Rika geredet hatte. Diese seufzte kurz und antwortete mit einem knappen „Ja“, bevor sie sich wieder an ihre Erzählung widmete. „Auf jeden Fall habe ich diese Frau besucht und sie hat mir erzählt wie man WAHRSCHEINLICH wieder zurück in die reale Welt kommt. Allerdings wird dir die Lösung nicht gefallen…“ „Sag einfach. Ich bin gerade auf alles vorbereitet“, meinte ich schnell. Ich wollte das hier bloß hinter mich bringen. Und wenn es hinterher hieß, dass ich doch nicht nach Hause könnte, Hauptsache ich wusste es endlich. Dann müsste ich mich halt damit abfinden. Anders ging es leider nicht. Doch das wäre dann in Ordnung für mich. Lieber war ich mir sicher, anstatt die ganze Zeit weiter zu hoffen und zu träumen. „Naja… anscheinend hat man eine Aufgabe, wenn man in eine andere Welt gezogen wird. Und wenn diese gefährdet wird, wirst du zurück geschickt. Das ist allerdings nur dann der Fall, wenn du… nun… wenn du nicht mehr nach Hause willst, weil diese andere Welt quasi dein neues zu Hause geworden ist. Wenn du dann zurück geschickt wirst, dann spürst du eine tiefe Leere in dir, da du deine Freunde und vor allem die vermisst, die du liebst oder denjenigen, in den du dich verliebt hast“, erklärte Rika mir, woraufhin ich verblüfft auf das Handy starrte. Mir blieb der Atem im Hals stecken. Das konnte nicht wahr sein. Ich würde also erst zurück können, wenn ich NICHT mehr wollte. Wie grausam das war. Also müsste ich mich dank diesem Wissen nun quasi entscheiden, ob ich lieber darunter litt nie wieder nach Hause zu können, oder mir den Schmerz und das Leid nach der Trennung von dieser Welt antat. Wer könnte sich denn da entscheiden? Sowohl das Eine, als auch das Andere waren schrecklich. Vor allem wurde mir eines bewusst, als ich darüber nachdachte. Ich wollte langsam nicht mehr nach Hause. Ich hatte eher das Gefühl zu MÜSSEN. Und dieses Gefühl machte mir Angst. Was wäre, wenn ich mich schon längst zu sehr hieran gewöhnt hatte und bald zurück müsste? Würde ich mich dann freuen oder würde ich weinen? Ich wollte doch jetzt schon nicht mehr von Rhys weg. Ich musste es irgendwie aufhalten. Ich musste mich aufhalten. Ich durfte mich nicht noch mehr in ihn verlieben. Würde ich das tun, dann würde ich nach einer Trennung nur noch weinen. Tag und Nacht. Nein! Das durfte niemals geschehen! Allerdings war das leichter gesagt als getan. Denn seine Nähe tat mir gut. Konnte er mir nicht einfach sagen, dass er mich hasst und die Sache wäre gegessen gewesen? Stattdessen verstanden wir uns von Tag zu Tag besser. Ich konnte ihn schon fast als meinen besten, männlichen Freund bezeichnen. „Ok… danke Rika. Naja wenigstens gibt es Hoffnung, dass ich nach Hause kann. Ha…ha…“, täuschte ich ein Lachen vor, bevor ich stark ausseufzte und kurz zu Rhys schielte, welcher in Gedanken versunken zu sein schien. Ob er überhaupt zugehört hatte? „Naja jetzt die guten Neuigkeiten. Deine Mutter ist in Therapie! Ich habe ihr erzählt, dass du Verschwunden bist und sie hat gemerkt, dass sie so nicht mehr weiter machen kann. Sobald du zurück bist, möchte sie dir beweisen, dass sie wieder deine Mutter sein kann, so wie früher. Sie kocht sogar und hat sich auf einer Dating Website angemeldet! Ist das nicht großartig?“, erzählte mir Rika begeistert, woraufhin ich zu strahlen begann. Meine Augen funkelten und mein Herz machte Freudensprünge. Was ich da hörte konnte ich kaum glauben. Nach all den Jahren hatte sie es endlich geschafft. Sie hatte ihre Trauer überwunden und sich Hilfe geholt. Ich war so glücklich. Mir kamen sogar vor Freude die Tränen. Nicht nur die Tränen. Ich begann gleichzeitig zu lachen und zu weinen. „Das sind wunderbare Neuigkeiten“, schluchzte ich fröhlich und versuchte die Tränen wegzuwischen, doch es kamen immer wieder Neue. Kurz nahm ich mein Medaillon zur Hand und drückte es feste gegen mich, bevor ich mich freudig nach hinten warf und die Arme von mir warf. „Ich bin so glücklich!“, schrie ich glücklich. „Das hatte ich erwartet. Naja ich muss langsam auflegen. Sonst isst mir deine Mutter alles weg. Wobei… so schlimm wäre das gar nicht“, beschwerte sie sich seufzend, woraufhin ich laut zu lachen begann, dabei wischte ich mir die restlichen Tränen weg und setzte mich wieder auf. „Lass mich raten. Sie ist eine furchtbare Köchin?“ „Oooooh ja. Ich brauche meine Rose! KOMM ZURÜHÜCK! Ich brauche deine wunderbaren Kochkünste. Bitte! Ich brauche dich Rose! Hier bei mir. Im Bett. Neben mir…“, beschwerte sie sich erneut, bis es zu einem Schnaufen überging und man schließlich Sabbergeräusche vernehmen konnte. Sofort wich ich von dem Handy ein Stück zurück. „Öhm Rika? Sabberst du etwa?“, fragte ich schockiert, doch sie schien mir gar nicht mehr zuzuhören. „Rose beim Umziehen. Essen von Rose. Mh~“, schwärmte sie, woraufhin ich rot anlief. Das war nicht mehr normal. Sie erinnerte mich irgendwie an jemanden, allerdings fiel mir nicht ein an wen. Es war eine Spielfigur. Wobei es dazu auch einen Anime gab. Doch wie hieß die nochmal? Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. „Ist gut du Seiko Verschnitt. Ich leg dann mal auf. Und wegen diesem Thema reden wir, wenn ich wieder zu Hause bin. Falls ich jemals nach Hause komme. Also bye~ Hab dich lieb, Süße“, verabschiedete ich mich und wartete darauf, dass sie sich ebenfalls verabschiedete. „Ok. Bis dann, Süße! Liebe dich“, trällerte sie, bevor ich schließlich auf den Auflegen Knopf drückte und mein Handy weg packte. Seufzend rieb ich mir meine Schläfen. Dieses Mädchen machte mich fertig. Plötzlich bemerkte ich intensive Blicke auf mir ruhen. Sofort blickte ich nach oben und sah Rhys, welcher mich fragend anstarrte. „Was?“, gab ich lediglich von mir, bevor ich mich erhob und ihn leicht zur Seite schob. Ich musste mir angewöhnen ihn kälter zu behandeln. Am besten fing ich sofort damit an. Doch wenn ich ihn ansah, mit seinen tiefbraunen Haaren und diesen intensiven Blicken, dann wurde ich einfach schwach. Dazu noch sein Körper. Gut gebaut war er, das konnte man nicht abstreiten. Klar war er kein Supermann und stark muskulös, doch trotzdem hatte er auch Einiges zu bieten. Er war einfach mein Traummann. Da fiel es mir natürlich schwer ihn wie Dreck zu behandeln. Vor allem da wir uns gerade erst näher gekommen waren. Vielleicht sollte ich mich doch normal benehmen und auf das Beste hoffen. „Kann es sein, dass deine Freundin in dich… naja… verliebt ist?“, fragte er direkt, woraufhin ich mich an der Wange kratzend zu ihm wandte. Mir stieg leichte Röte in mein Gesicht. Ein wenig beschämt schielte ich zur Seite. „Kann sein“, gab ich kleinlaut von mir und schon riss Rhys seinen Mund weit auf. Dieser blieb für längere Zeit offen stehen, als ob er nicht glauben könnte, was er gerade gehört hatte. Schockiert blickte er zu mir. Schließlich kriegte er sich wieder ein, doch sein Blick blieb bestehen. „Warte aber… d-du bist nicht in sie… oder?“, fragte er ein wenig hektisch, woraufhin ich eine meiner Augenbrauen hochzog. Warum machte ihn das so nervös? Hatte er noch nie Lesben gesehen? Wobei ich nicht dazu gehörte. Trotzdem war das hier seltsam. „Nein bin ich nicht. Ich stehe lediglich auf Männer. Wieso? Bist du eifersüchtig?“, fragte ich scherzend, nicht ahnend, dass es so sein könnte, und drehte ihm den Rücken zu. „Na komm. Ich habe HUNGER!“ Im Hintergrund konnte ich Rhys lediglich etwas vor sich hinmurmeln hören, allerdings verstand ich nicht was er gesagt hatte. Ich fragte auch nicht weiter nach. Stattdessen stürmte ich in die Küche und wunderte mich lediglich darüber, was er vielleicht gesagt hatte. Hätte ich es gehört, dann wäre mir wahrscheinlich Einiges schon viel früher bewusst geworden. Wahrscheinlich wären seine Worte die ganze Zeit in meinem Kopf herumgeschwirrt, da sie eindeutig gewesen wären. Wenn du wüsstest… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)