A Beacon of Hope von ayachan ================================================================================ Kapitel 8: The Oncoming Storm ----------------------------- Kapitel VIII ( Yosei I ) - The Oncoming Storm Der Piratenkönig hatte sich sehr eindeutig ausgedrückt. Dieses Mal sollte das letzte Mal sein. Es sollten keine Gefangenen gemacht werden, niemand, der den Funken der Rebellion in sich trug, sollte diesen Tag überleben. Und ausgerechnet ihm hatte man diese Aufgabe übertragen, direkt per Teleschneckenübertragung. Vizeadmiral Yosei, ein Hüne von einem Mann, stolz, diszipliniert und trotz seines forteschrittenen Alters immer noch in einer körperlichen Verfassung, die so manchem Sportler gut zugestanden hätte, atmete tief ein und versuchte sich seelisch und moralisch auf die vorliegende Aufgabe vorzubereiten. Das bereits ergrauende Haar ging über seine Schultern, wurde aber durch einen einfachen Pferdeschwanz im Nacken gehalten. Über seine breiten Schultern hatte er den neuen, schwarzen Mantel der vereinten Flotte dieses Piratenkönigs gelegt, im Gegensatz zu den alten weißen Mänteln der Marine war es nicht mehr das Kanji für 'Gerechtigkeit' das seinen Rücken zierte, sondern jenes, welches für 'kenryoku' stand: Macht. Er hatte die kräftigen Arme vor der Brust verschränkt und starrte auf die See hinaus, 30 Minuten würde es noch dauern, bis sie sich in Schussreichweite befanden. Und dann, so lautete der Befehl, sollten sie aus allen Rohren feuern, den Himmel mit dem Rauch und den Kugeln ihrer Kanonen schwarz einfärben und jeden Mann, jede Frau und jedes Kind im Stützpunkt der Rebellen auslöschen. Gnade sollte keine gewährt werden, eine Kapitulation durfte nicht akzeptiert werden. Mit anderen Worten: Es wurde der Buster Call befohlen. Eine Viertelstunde sollten sie die Insel mit allem bombardieren, was sie hatten, sie sturmreif schießen und erst dann würden die schweren Kreuzer, die für das Geleit der beiden Schlachtkreuzer und für mehr Feuerkraft sorgen sollten, sich den Küsten nähern und die Infanterie an Land setzen. Die ungefähre Dauer des Einsatzes wurde mit maximal einer halben Stunde bemessen, danach sollten mindestens 90% der Rebellen den Tod gefunden haben. Yosei runzelte die Stirn und fragte sich, wie es nur so weit kommen konnte. Er gehörte zu einer Gruppe hochrangiger Marineoffiziere, die nicht bei der Verteidigung des Marine Forts zugegen waren und denen hinterher, nach dem großen Zusammenbruch, nur zwei Möglichkeiten gegeben wurden: Sie konnten sich der vereinten Flotte des neuen Piratenkönigs Marshall D. Teach anschließen oder sie, ihre Familien und jeder, den sie kannten, würde rücksichtslos verfolgt und vernichtet werden. Einige von ihnen schlossen sich Teach ohne Widerworte an, die Gründe dafür waren vielfältig. Angst um ihre Familien, um sich selbst, Opportunismus oder das Versprechen, dass sie unter der neuen Hoheit so rücksichtslos gegen 'Verbrecher' vorgehen durften, wie sie nur wollten. Auch die Marine war ein Sammelbecken für Psychopathen. Yosei schüttelte langsam den Kopf und ließ die Arme sinken, die linke Hand auf das Heft des Schwertes an seiner Hüfte. Viele Jahre lang hatte die Waffe ihm treu im Kampf für die Unschuldigen gedient, für diejenigen, die nicht kämpfen konnten. Und alles hatte sich so richtig angefühlt. Seit dem Fall der Weltregierung hatte er es nicht mehr gezogen. Auch wenn er selbst die Seiten gewechselt hatte, vor allem, um seine Familie zu beschützen, wollte er das Andenken an den gerechten Kampf nicht dadurch beschmutzen, dass er mit dieser Waffe Unschuldige abschlachtete. Auch das Schiff, auf dem er sich befand, hatte eine ähnliche Geschichte. Die 'Knight Errant', der Wandernde Ritter, war einst der Stolz der Flotte gewesen. Ein gigantischer Schlachtkreuzer, mit mehr Waffen ausgestattet, als so manche Festung und einer Besatzung von 1500 Männern und Frauen, von denen jeder einzelne durch Yosei handverlesen war, ganz abgesehen davon, dass sie über einen neuartigen Antrieb verfügte – der Standard für diese Baureihe von Schlachtkreuzern, von denen allerdings nur noch eine handvoll existierten -, der die Manövrierfähigkeit und Geschwindigkeit gegenüber älteren Schiffen deutlich erhöhte. Aber am wichtigsten waren immer noch seine Besatzungsmitglieder, jede Person an Bord hätte ihr Leben für ihn gegeben, wenn er darum gebeten hätte. Sie waren bereit, ihm in die Hölle und zurück zu folgen, man konnte beinahe der Meinung sein, dass alle hier an Bord eine große Familie waren. Allerdings war dies auch einer der Gründe, warum Yosei gegenüber Teach kapituliert hatte. Die 'Knight Errant' hätte mit ihrer Bewaffnung, ihrem fortschrittlichen Antrieb und mit fähigen Leuten an Bord dutzende feindlicher Schiffe vernichten können, daran hatte Yosei nicht eine Sekunde lang gezweifelt. Aber irgendwann wäre auch ihr Widerstand gebrochen worden und 1500 Männer und Frauen hätten ihr Leben verloren. Natürlich wären sie mit einem reinen Gewissen in den Tod gegangen, aber er war zu diesem Zeitpunkt davon überzeugt, dass es das nicht wert gewesen wäre. Doch auch in den Diensten des neuen Piratenkönigs hatte Yosei versucht, seine Prinzipien zu wahren, hatte sich dafür eingesetzt, auch unter der neuen Flottenleitung, keine Kampfeinsätze anzunehmen. Zu seinen Aufgaben gehörten in der Vergangenheit Seeblockaden und vor allem die Einschüchterung aufsässiger Inselbewohner und man konnte sich gut vorstellen, dass er dabei sehr erfolgreich war. Allein der Anblick dieses mächtigen Schiffes brach ungeordneten Widerstand schnell und so kam es nur selten dazu, dass seine Besatzung von den installierten Waffensystemen Gebrauch machen mussten, ein Umstand, der ihm sehr entgegenkam. Doch irgendwie hatte der Piratenkönig davon erfahren, dass eines der mächtigsten Schiffe in seiner neuen Flotte nie an 'Befriedungen', wie er sie nannte, teilgenommen hatte. Das war wohl der Grund dafür, dass er sich persönlich an Yosei gewendet hatte und keine Zweifel daran ließ, wie er mit ihm und der Besatzung umspringen würde, sollte er sich gegen diese direkte Order wenden. Die Aufklärung hatte nur sehr dürftige Informationen darüber liefern können, wie viele Menschen sich momentan in der Basis des Widerstands befanden, die verschiedenen Zahlen schwankten zwischen 10.000 und 30.000 Leuten, kein Wort davon, wie viele von ihnen bewaffnet waren, wie viele Frauen, wie viele Kinder. Und eigentlich hätte das keinen Unterschied für ihn machen sollen, seine Befehle waren klar und die Feuerkraft, die diese sieben Schiffe mit sich brachten, wäre ausreichend gewesen, um eine weit größere Insel im Meer zu versenken. "Yosei.", eine vertraute Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und langsam wendete er den Kopf zur Seite, lächelnd. Die meisten seiner Untergebenen sprachen ihn mit dem Titel des Vizeadmiral an, doch es war eine andere Sache, wenn es um Adelinda ging, seine erste Offizierin. Eine langjährige Freundschaft und hunderte von gemeinsamen Einsätzen verband die beiden und ihre gemeinsamen Taten waren vor dem großen Zusammenbruch der Stoff für Trinklieder in den Speisesälen der Marine gewesen. Sie war gute zwölf Jahre jünger als er, aber das hatte ihn nie gestört. Diese Frau war durch und durch ein Soldat und ein unverzichtbarer Offizier, beinahe ebenso hochgewachsen wie er, die schwarzen Haare zu einem strengen Dutt gebunden und ausgestattet mit einem eher unüblichen, zweihändigen Schwert, das sie über die Schulter geschlungen hatte. Eine feine Narbe zog sich über ihre Schläfe, allerdings, so dachte Yosei zumindest, könnte man sie dennoch als attraktiv erachten. Ihre stahlblauen Kanoniersaugen, wie er sie zu nennen pflegte, ließen sie kalt und unnahbar wirken, wie eine Eiskönigin aus irgendeinem Märchen. Aber er hatte schon davon gehört, dass einige Männer den unnahbaren Typ Frau bevorzugten. Für ihn hatte all das nie einen Unterschied gemacht, die längste Zeit seines Erwachsenenlebens war er ohnehin sehr glücklich verheiratet gewesen. Und wie immer nach dem großen Zusammenbruch trug sie einen Koffer unter dem Arm. "In 20 Minuten werden wir uns in effektiver Schussreichweite befinden, Yosei.", fuhr sie fort und musterte ihn dabei aufmerksam. "Großartig, nicht wahr?", der Sarkasmus in seiner Stimme war nicht zu überhören, jeder an Bord wusste, dass der Vizeadmiral weder mit der neuen Ordnung noch mit den neuen Aufgaben, die er erfüllen musste, glücklich war. "Sie werden uns sicher erwarten und eine Evakuierung in die Wege leiten, einige werden sich jedoch zum Kampf stellen, um ihren Freunden den Rückzug zu sichern.", jetzt sah sie ebenfalls auf die See. "Ich .. ich meine, es handelt sich dabei um unsere Feinde, nicht wahr? Viele von ihnen sind ehemalige Piraten, viele haben Verbrechen begangen und ich bin mir sicher, dass einige von ihnen auch als Mitglieder des Widerstands geraubt und geplündert haben. Wir machen die Welt sicherer. Und wirst du mir vielleicht irgendwann einmal verraten, was in diesem verdammten Koffer ist?", er hatte die Arme wieder vor der Brust verschränkt, seine Hand hatte sich schlicht unwohl auf dem Heft des Schwertes gefühlt, das ihn an bessere Zeiten erinnerte. An den besseren Mann, der er einst war. "Irgendwann wirst du es sicher erfahren.", tatsächlich lächelte sie bei diesem Gedanken, ein Umstand, der schon in der alten Ordnung unglaublich selten vorgekommen war. Yosei schüttelte darüber nur den Kopf:"Sie haben uns die 'Baneblade' zur Seite gestellt.", dabei handelte es sich um den zweiten Schlachtkreuzer in dieser kleinen Flotte. Auch sie gehörte zur selben Baureihe wie die 'Knight Errant', war mit der selben Bewaffnung und dem selben Antrieb versehen, jedoch unterschieden sich die Mannschaften wie Tag und Nacht voneinander. Die Besatzung der 'Baneblade' bestand komplett aus Piraten, loyal gegenüber Blackbeard, weil er sie königlich für ihre Dienste belohnte. Frauen, Gold, neue Waffen und die Möglichkeit, ihre mörderischen Gelüste zu jeder Zeit ausleben. Immer, wenn es einen Buster Call zu erledigen gab, war die 'Baneblade' an vorderster Front und schoss so lang aus allen Rohren, bis ihre Kanonen im wahrsten Sinne des Wortes rot glühten. "Und jeder hier an Bord weiß, warum. Teach traut dir nicht.", eine unausgesprochene Wahrheit. Die 'Baneblade' befand sich in einiger Entfernung hinter ihnen und niemand gab sich irgendwelchen Lügen hin, warum das so war. Sollten sie nicht mit der selben Begeisterung und Feuerkraft ans Werk gehen, um die Basis der Rebellen auszulöschen, würde sie das Feuer eröffnen und das schwächer gepanzerte Heck der 'Knight Errant' schwer beschädigen. Oder sie würden das Schiff einfach versenken. "Ich befürchte, dass uns dieses Mal keine andere Möglichkeit bleibt, als den Befehlen des Königs zu folgen.", ihm war nicht entgangen, mit welcher Abscheu sie das Wort 'König' aussprach. Tatsächlich hatte wohl kein einziges der Besatzungsmitglieder irgendeine Art von Liebe für Teach übrig. Es war ein Wunder, dass sie das Schiff noch nicht hatten räumen müssen, um es einer loyaleren Mannschaft zu überlassen. Aber Yosei konnte sich vorstellen, woran das lag. Nachdem die Marine und kurze Zeit später auch die Weltregierung gefallen war, war die verbleibende Infrastruktur in der gesamten bekannten Welt für die längste Zeit lahmgelegt und die neuen Herren waren eher darauf bedacht, Beute zu machen oder Blackbeard zu gefallen, als sich um, zum Beispiel, ein funktionierendes Kommunikationsnetz zu kümmern. Sicher, Order erreichten ihn in der Regel, aber die Zeit, die Informationen vom einfachen Soldaten zu Teach selbst benötigten, war um ein Vielfaches gestiegen. Ganz abgesehen gewährte ihm sein eigener Name und der seines berühmten Schiffes einen gewissen Schutz. "15 Minuten, bis wir in Schussreichweite sind.", erinnerte ihn Adelinda, worauf er die Stirn in Falten legte und sich mit der Hand über das frisch rasierte, markante Kinn fuhr. "Sag der Mannschaft, dass sie die Geschütze besetzen sollen.", er versuchte, apathisch zu klingen, was ihm allerdings nicht gelang. Selbst ein Taubstummer hätte mitbekommen, dass er diese Order nur mit größtem inneren Widerstand gab. "Zu Befehl, mein alter Freund." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)