A Beacon of Hope von ayachan ================================================================================ Kapitel 10: Intermezzo ---------------------- Kapitel X ( Sanji ) - Intermezzo The empty page reveals no truth no longer These tired eyes won't read this through The letters from the sunny side of this coma Can't reach the darkness you are in Enforcer - Nightmares Sanji hatte die Schläge Specters nur weit entfernt wahrgenommen, sie waren nicht mehr als ein entfernter Schrei, welcher in der unendlichen Dunkelheit dieser langen Nacht verhallte, verschlungen von all den Schatten und Albträumen, die ein ständiger Begleiter in dieser Zeit geworden waren, unterdrückt durch Jahre grausamer Herrschaft. Hoffnungslosigkeit war das Gebot der Stunde und immer, immer wieder fragte sich ein jeder von ihnen, warum sie überhaupt weitermachten. Einige behaupteten, dass es einfach das Richtige war, andere wiederum wollten nur ihre eigene Haut retten, wieder andere mochten wohl auch ganz andere Interessen verfolgen. Aber bisher war es immer darum gegangen, weiterzumachen. Freunde und Verbündete waren auf jedem Meter dieses Weges gefallen, zurückgelassen worden oder hatten sich von hehren Idealen abgewandt, aber manche von ihnen konnten einfach nicht aufhören. Bis zu diesem verhängnisvollen Traum war er einer der ihren gewesen. Er hatte geblutet, gekämpft und weitergemacht, egal, was das Schicksal ihnen entgegenwerfen konnte. Schlamm, Blut und die Schreie sterbender Kameraden begleiteten jeden einzelnen von ihnen auf diesem Weg. Aber sie machten weiter, mussten es, weil es sonst einfach niemand tat. Jeder von ihnen stellte seine eigenen Träume, seine eigenen Hoffnungen und Wünsche an dieses Leben hintenan, um der ganzen Welt eine Chance zu geben. Auch das war es, was Sanji tat. In stundenlangen Gesprächen mit sich selbst, die immer wiederkehrten, redete er sich ein, dass sein eigenes Verlangen nach Glück in dieser Welt unbedeutend war, sogar hochgradig egoistisch, wenn man es damit ins Verhältnis setzte, wie viele Menschen unter der neuen Ordnung zu leiden hatten. Und es war nicht schwierig gewesen, sich selbst davon zu überzeugen, dass sein Leben, sein Glück so viel weniger wert war, als das aller anderen. Seine Familie hatte in einer weit entfernten Vergangenheit dafür gesorgt, dass er sich unwert fühlte, überhaupt leben zu dürfen, geschweige denn einen Traum verfolgen zu dürfen. Daher war er immer wieder an vorderster Front zu finden, führte Soldaten in aussichtslose, verlustreiche Kämpfe und trauerte um jene, die er nicht hatte retten können. Manchmal handelte es sich dabei um Frauen, was den Schlag nur noch härter werden ließ. Aber diese unzähligen Schlachten, all die Toten, die er begraben musste, all die letzten Momente, in denen er versuchte, einem Sterbenden Trost und Wärme zu spenden, führten dazu, dass er ihre Bedürfnisse vor seine eigenen stellte. Er unterdrückte sie, so gut er nur konnte. Die meiste Zeit konnte er damit leben. Nur in jenen Momenten, in denen er Nami sah, drohten seine Gefühle überzukochen und alle Aufopferungsbereitschaft für die Sache des Widerstands, für die Ideale ihrer Rebellion, verlor ihren Wert. Die Momente, in denen sie lächelte, sogar einen Anflug von Glück zeigte, waren die schlimmsten. Alle Banner unter einem brennenden Himmel waren nicht in der Lage, sein Herz gleichermaßen zu berühren, wie das Lächeln der schönsten Frau, die er je gesehen hatte. Nichts wünschte er sich so sehr, wie ihr Ritter zu sein, ihr Champion, wann immer sie ihn brauchte. Auch wenn sie ihn abweisend oder kalt behandelte, sogar herrisch anfuhr, all das hatte ihm in der Vergangenheit nichts ausgemacht, sondern seine Gefühle für sie nur noch verstärkt. So sehr, dass es selbst seinem Unterbewusstsein egal geworden war, dass der Tod an seine Tür klopfte. Solang er sich nur an ihren Namen, an all die Erinnerungen, die sie beiden teilten, klammern konnte, würde er dem Tod ins Gesicht lachen und nicht für eine Sekunde Reue für seine Rücksichtslosigkeit zeigen, jene Rücksichtslosigkeit, die für seinen nahenden Tod verantwortlich war. Allein der Klang ihres Namens war für ihn zu einem Mantra geworden, das er wiederholte, wenn Zweifel oder Angst ihn überkamen. Der sanfte Geruch von Orangen, der stets an ihr haftete, sollte in diesen letzten Momenten bei ihm sein. Alles an ihr erschien ihm perfekt, eine Göttin, die ihre schützende Hand über seinen Körper legte, mit dem Versprechen des sicheren Geleits in das Reich der Toten. Sein Hoffnungsschimmer in der dunkelsten Stunde einer sternenlosen Nacht. Und nun musste er dabei zusehen, wie sie starb. Nami-san ... Er schien sich zu bewegen, und doch bewegte er sich nicht. Er saß aufrecht, obwohl er nur eine Sekunde zuvor noch zusammengekauert auf dem Boden lag. Seine Kleidung fühlte sich bedeutend schwerer an, als er es gewohnt war. Ungewohntes Gewicht fand sich auch an seiner Hüfte. Was viel wichtiger war: Er atmete frische Luft. Ungläubig schlug er die Augen auf, welche sich eben noch mit stummen Tränen gefüllt hatten. Und was er sah, ließ ihn erschrocken aufatmen. Nicht länger befand er sich im Keller irgendeiner verlassenen Anstalt, nicht länger war Specter bei ihm, es gab keine Spuren mehr von Angreifern. Hatte seine Fantasie ihm einen Streich gespielt und er war schlicht auf dem Rücken seines treuen Pferdes eingeschlafen? Er konnte sich daran erinnern, dass dieser Umstand schon einige Male eingetreten war. Langsam beugte er sich nach vorn und tätschelte dem Pferd, Sunny war ihr Name, vorsichtig den Hals. Seine rechte Hand war in einen dicken Lederhandschuh gehüllt. Er ließ den Blick weiter aufwärts, seinen Oberarm entlang, gleiten und stellte nach wenigen Sekunden fest, dass er sich in voller Rüstung auf Sunny befand. Das war der Grund, warum ihm seine Kleidung so unnatürlich schwer vorgekommen war. Der Handschuh ging, zumindest seinen rechten Arm betreffend, nahtlos in ein Kettenhemd über, das zusätzlich im Bereich seiner Schulter noch durch eine geschwungene, sich an seinen Oberarm schmiegende Stahlplatte geschützt war. Sein linker Arm wies eine stärkere Panzerung auf, der Lederhandschuh war durch einen stählernen Stulpen ersetzt, der auch nicht in ein Kettenhemd überging, sondern in eine stählerne Unterarmschiene. So ging es weiter bis hin zu seiner Schulter, auf der eine mächtige Schulterplatte mit einer leichten Erhebung in Richtung seines Halses saß, um ihn gegen tödliche Hiebe gegen seine linke Seite abzuschirmen. Dann sah er an sich herunter und bemerkte, zu seiner eigenen Überraschung, dass sich dort ein Langschwert an seinem Gürtel befand. Aber warum nur verwirrte ihn das? Schließlich war er ein Ritter. Und schloss er die Augen, dann wusste er, dass sich sein Körper an den bewaffneten Kampf mit dem Schwert erinnerte. Warum dann kam es ihm wie ein ungewollter Fremdkörper vor, der sich an ihn heftete? Hatte sein Vater ihn nicht selbst im Umgang mit dem Schwert geschult? Doch ihm blieb nur wenig Zeit, um sich Gedanken über Sinn und Unsinn dessen zu machen, was er empfand. Diese Landstraße war doch nicht so einsam gewesen, wie er zunächst angenommen hatte. Die Sonne stand ihm im Rücken, weshalb es kein großes Problem war, die einsame Person zu sehen, die sich schnell auf ihn zubewegte und dabei mit den Armen zu rudern schien. Er hielt Sunny an, den lockeren Trab etwas zu beschleunigen. Nur für den Fall, dass es sich um etwas Wichtiges handelte. Nur wenige Minuten später befanden er und die Person, die er in der Entfernung gesehen hatte, sich auf einer Höhe. Sie war völlig außer Atem, hielt sich den Bauch. Doch als sie sich aufrichtete, machte sein Herz einen Sprung: Sie war schön! Obwohl sie nur die Kleidung einer Bäuerin trug und ihr lavendelfarbenes Haar zerzaust und nur durch ein rotes Band halbwegs in Form gehalten wurde, konnte nichts darüber hinwegtäuschen, dass sie wahrhaft schön war. Sie war immer noch ganz außer Atem, zwang sich jedoch dazu, das Wort an ihn zu richten, wobei sie ihn nicht direkt ansah, sondern auf den Boden starrte:"Bitte helft mir..", ein schweres Keuchen drängte sich dazwischen:".. meine .. meine Schwester .. sie wollen sie verbrennen!", bevor Sanji etwas darauf erwiderte, hatte er sich schon nach vorn gelehnt, sich mit einer Hand an den Zügeln festhaltend, und reichte der Frau die rechte Hand:"Das werde ich nicht zulassen. Weist mir den Weg!". Mit einem Ausdruck von unendlicher Dankbarkeit in ihrem schönen Gesicht griff die Frau nach seiner Hand und wurde durch ihn aufs Pferd gezogen und schon in der nächsten Sekunde gab er Sunny die Sporen. Die Frau war aus dieser Richtung gekommen, also standen die Chancen gut, dass sie der Straße nur folgen müssten, um ihre Schwester zu retten. "Edler Herr, ich danke Euch von ganzem Herzen!", versuchte sie ihm während des gewaltsamen Ritts zu vermitteln, doch schüttelte er nur den Kopf:"Ihr müsst mir nicht dafür danken, dass ich meine Pflicht tue. Das Verteidigen von Frauen, Kindern, Armen und Schwachen ist die Aufgabe eines jeden Ritters!", um nicht aus dem Sattel zu fallen hatte sie ihre Arme um seinen Bauch geschlungen, nach wenigen Minuten jedoch löste sie eine Hand von ihm und wies geradeaus:"Dort .. dort ist es, dort wollen sie meine Schwester verbrennen! Bitte, Herr!", nochmals trieb Sanji die Sporen tiefer in Sunnys Seite und trieb sie in einen halsbrecherischen Galopp. Aus der Ferne waren mittlerweile Stimmen zu hören, ein wildes Gemisch aus "HEXE!"-Rufen und weiteren Unflätigkeiten, die ihn zu noch größerer Eile anspornten. "Hexe, während des Verhörs, bei dem zehn ehrbare Männer als Zeugen anwesend waren, hast du gestanden, mit dem Teufel im Bunde zu sein! Im Auftrag Gottes, im Einklang mit den Gesetzen des Königs und zum Wohle all jener hier versammelten guten und rechtschaffenen Menschen, denen du durch deine Hexerei geschadet hast, wirst du den Flammen übergeben, auf dass sie deine Seele reinigen mögen!", endlich hatten sie den Platz der Hinrichtung erreicht. "Die Hexe hat meinen Mann verführen wollen, ich seh's in ihren Augen!", vernahm er das Kreischen einer Frau. Dem Lärm nach waren mindestens 30 Leute zugegen. Er brachte Sunny zum Stehen und glitt sofort aus dem Sattel. Wenn es zu einem Kampf kam, war es ihm lieber, auf den eigenen zwei Beinen zu stehen, viel zu oft hatte er ansehen müssen, wie Reiter von ihren Pferden gerissen und auf den Boden gedrückt wurden, wo sie kampfunfähig ihrem Schicksal ergeben waren. "Bleibt hinter mir.", wies er die Schwester der Frau an, die ebenfalls aus dem Sattel gestiegen war. Sie quittierte diese Aufforderung nur mit einem Nicken und schließlich setzten sich beide in Bewegung. Der Platz, an dem die Verbrennung stattfinden sollte, war schnell gefunden. Nicht nur durch den Lärm, der von den Zuschauern ausging, sondern auch, weil der in der Mitte des Scheiterhaufens aufgestellte Pfahl weit genug in den Himmel reichte, damit sie ihm folgen konnten. Die Menge der Gaffer hatte sich zwar versammelt und bildete gewissermaßen eine Mauer, doch Sanji war groß genug, um zumindest einen Blick auf die Frau, die man soeben an den Pfahl fesselte, zu werfen. Und wieder war es sein Herz, das schneller als sein Verstand reagierte und für einen kurzen Augenblick stillzustehen schien. Eine junge Frau mit kurzgeschorenem, vielleicht ehemals rotem oder orangenem Haar, wurde an den Pfahl gebunden, doch er konnte nicht sagen, ob sie schön war. Man hatte sie grün und blau geschlagen, überall auf ihrem Gesicht fanden sich Blutergüsse, eines ihrer Augen war komplett zugeschwollen und unter ihrer, mehrfach gebrochenen, Nase befand sich getrocknetes Blut. Ihre Lippen waren trocken, an vielen Stellen gerissen und durch das Büßergewand, das man ihr aufgezwungen hatte, könnte er sehen, dass es um ihre Füße und Beine nicht viel besser bestellt war. Einer ihrer Füße war blutüberstromt und er schloss daraus, dass man ihr die Fußnägel herausgerissen hatte. Unvermittelt ballten seine Hände sich zu Fäusten. Er musste diese Frau beschützen. "NAMI!", schrie die junge Frau, die mit ihm geritten war, unvermittelt auf. Sie wollte sich von Sanji lösen und ihrer Schwester zu Hilfe eilen, doch hielt er sie zurück. Jetzt war der Mob endlich auf sie aufmerksam geworden und, entgegen seiner ursprünglichen Hoffnung, dass sie sich einem Ritter gegenüber respektvoller verhalten würden, verdichteten sich ihre Reihen, um ein Näherkommen an den Scheiterhaufen zu erschweren. Einige der Dorfbewohner trugen Mistgabeln mit sich, andere Knüppel, von denen ein paar mit Nägeln durchschlagen waren. Was ging hier nur vor sich? Doch das war eine Frage, der er sich später annehmen musste. Die Fackeln waren bereits entzündet und es fehlten nur noch ein paar Meter, um die Frau in Flammen aufgehen zu lassen. Schließlich hob er seine Stimme und bemühte sich um einen ehrfurchteinflößenden, kommandierenden Ton:"Löscht die Fackeln und bindet die Frau los..", er hielt für einen Moment inne, schätzte die Situation ab. Diese Menschen waren auf Blut aus, keine Frage, und es machte nicht den Eindruck, als hätten sie auch nur den geringsten Respekt vor ihm, also musste eine Drohung her, eine glaubwürdige. ".. oder ich verwandle dieses Dorf in einen Totenacker.", damit ließ er die rechte Hand auf das Heft des Schwertes an seiner Seite sinken und zuckte innerlich zusammen. Warum fühlte es sich so falsch an?! Die Erinnerungen daran, wie ihn sein Vater in der Schwertkunst unterwiesen hatte, waren so klar und frisch, als wäre es am gestrigen Tage geschehen, doch keine Willenskraft der Welt hätte ihn dazu bewegen können, die Klinge aus ihrer Scheide zu befreien. Sein Griff wurde fester und er hoffte inständig, dass keiner der Männer und Frauen vor ihm sein Zögern bemerkt hatte. "Habt ihr mich nicht verstanden?! Macht die Frau sofort los!", fuhr der die Menschen nochmals an und ging einige Schritte auf sie zu, die rechte Hand immer noch fest mit dem Schwert verankert. Doch sie wichen nicht, einige umfassten lediglich ihre improvisierten Waffen etwas fester und richteten die Mistgabeln auf ihn:"He, Edelmann, sie ist eine Hexe und es ist unser gutes Recht, sie für ihre Buhlschaft mit dem Teufel zu strafen!", er konnte nicht ausmachen, wem die Stimme gehörte, aber er schien sich in der Menge sicher zu fühlen. "Sie hat meinen Mann verhext!", brüllte ihm eine korpulente Frau entgegen, deren Gesicht mit Pockennarben übersät war, und an ihrer Hand hielt sie einen kleinen, dürren Jungen, welcher mit der Situation überfordert schien. "Außerdem hat sie in der Befragung gestanden, mit dem Höllenfürsten im Bunde zu stehen! Ihr seht, Edelmann, dass wir hier im Recht sind!", erneut konnte er nicht ausmachen, wem die Stimme gehörte. Und natürlich, dachte er sich, hat sie gestanden. Sie hatten sie verprügelt, sie gedemütigt, mit heißem Eisen gequält und ihr die Nägel herausgerissen! Jeder würde alles unter diesen Voraussetzungen gestehen, nur, damit die Tortur endlich aufhörte! "Wenn ihr sie nicht losbindet, werde ich JEDEN in diesem Dorf töten und es niederbrennen! Ich werde Salz auf eure Felder streuen und mit jedem Haus, das ich niederbrenne, mit jedem Herz, das ich durchstoße, eure Seelen mit einem neuen Fluch belegen! Ich werde jede Erinnerung an euch aus dem Gedächtnis dieser Welt löschen, sodass kein Einsiedler, kein Mönch, nicht einmal die hohe Kirche selbst für euer Seelenheil nach dem Tode einstehen kann!", er war von seinen Worten schockiert. Er hatte diesen Leuten angedroht, jede Erinnerung an sie für immer aus dieser Welt zu verbannen. Für das Leben einer Frau, die er nicht kannte, wollte er ein ganzes Dorf niedermetzeln, keinen Halt vor Frauen und Kindern machen. Niemand sollte entkommen. Doch warum? Schließlich war er doch ein Ritter, oder? Dazu bestimmt, Frauen und Kinder, die Schwachen zu beschützen! Und doch brachen diese Worte nur so aus ihm hervor. Und das erste Mal war er mit der Reaktion, die sie erzeugten, zufrieden. Der Mob wich ein paar Schritte zurück, die Frau, die sich eben noch gegen ihn gewandt hatte, ging in die Knie, um ihren Sohn in die Arme zu nehmen, ihn zu schützen. Dieser Moment schien sich endlos in die Länge zu ziehen. Dort stand er nun, gerüstet, kampfbereit, eine Hand auf dem Heft seines treuen Schwertes, doch unfähig, es singen zu lassen. Und ihm gegenüber eine Menschenmenge, die nach dem Blut einer jungen Frau lüstete. Unter ihnen Frauen, deren Blicke so hasserfüllt waren, dass sie beinahe seine stählerne Rüstung durchstießen, verwirrte Kinder, die sich nach Halt in dieser Welt sehnten, die noch keinen Kontakt mit der Sterblichkeit hatten. Und Männer. Männer, die Mistgabeln hielten, Knüppel, denen der Wahnsinn längst in die Seele getropft war. Er war sicher, dass einige von ihnen die junge Frau auf dem Scheiterhaufen begehrt hatten, wenn sie die leibliche Schwester der anderen war, dann musste sie unglaublich schön gewesen sein. Und vielleicht konnte er jetzt sogar noch einen Rest dessen erkennen, in ihren glasigen, großen braunen Augen, an den Formen ihres Körpers, wenn der Wind das Büßergewand gegen sie drückte. "Bindet sie los!", herrschte er die Menge vor ihm nochmals an, einen weiteren Schritt auf die Menge zugehend. Hätte man ihn in diesem Moment gefragt, ob er diese Menschen wirklich abgeschlachtet hätte, hätte er ohne Zögern mit 'Ja' geantwortet. Ein Blick auf die 'Hexe', Nami war ihr Name, genügte, um seinen eigenen Blutdurst anzuheizen. Sie war gequält worden, an Körper und Geist gebrochen und er wollte sich gar nicht ausmalen, was die Scharfrichter noch während des Verhörs taten, um sie zu einem Geständnis zu zwingen. Er musste sich zwingen, nicht daran zu denken, weil er sonst in Raserei verfallen wäre. Diese Menschen verdienten den Tod. Keiner von ihnen stand für diese arme Frau ein, niemand konnte oder wollte sich auch nur an den hehren Idealen der Ritterschaft orientieren. "Edler Herr Ritter, bitte, versteht doch, dass die Hexe bereits verurteilt wurde! Vor den Augen der ehrbaren Bürger dieses Dorfes und vor den Augen Gottes!", ein hochgewachsener, dürrer Mann löste sich schließlich aus der Menge und trat auf ihn zu, die dürren Arme in gebieterischer Geste geöffnet, als würde er ihn umarmen wollen. Das bisschen Haar, das er noch auf dem Kopf hatte, war ausgedünnt, grau und fettig. Er versuchte sich an einem freundlichen Lächeln, um Sanji gegeneüberzutreten, aber das schlug eher ins Gegenteil um. Einige Zähne fehlten ihm und die, die noch vorhanden waren, waren über und über mit braunen und gelben Flecken versehen, die Kanten seiner Schneidezähne abgebrochen. Seine Augen waren von einem kalten Blau und Sanji dachte im ersten Moment daran, dass sich kein Mitgefühl in ihnen befand. Auch war er gewiss ein wenig besser gekleidet, als die restlichen Dorfbewohner. Seine Stiefel bestanden aus gutem Leder und waren kniehoch, sein Hemd war nur leicht vergilbt und darüber trug er einen langen, bis zu den Knien reichenden Wollmantel. "Herr Ritter, mein Name ist Budo, und als Schultheiß unseres kleinen Dorfes darf, nein, ich muss Euch versichern, dass beim Verhör alles nach den Regeln der heiligen Kirche zugegangen ist. Diese Frau hat zweifelsfrei gestanden, dass sie eine Hexe ist, mit dem Teufel buhlte und viele Männer dieses Dorfes durch Hexerei an sich band! Als die guten Gläubigen, die wir sind, sehen wir uns in der Pflicht, sie dem reinigenden Feuer zu übergeben, auf das ihre Seele vom Makel des Bösen befreit werde!", allein für diese Worte wollte Sanji den Mann die selben Höllenqualen erleiden lassen, denen das Mädchen ausgesetzt war. Ein Exempel an ihm statuieren, den Dorfbewohnern zeigen, dass er nicht zu Scherzen und leeren Drohungen aufgelegt war, wenn es um das Leben dieses Mädchens ging. Doch er konnte nicht. Je mehr er sich bemühte, sein Schwert endlich zu befreien und das schreckliche Grinsen dieses Mannes mit einem Hieb von einem Ohr zum anderen zu erweitern, desto falscher fühlte es sich an. Desto schwerer wurde der geschmiedete Stahl an seiner Hüfte. Seine Muskeln versteiften und ließen jetzt nicht mehr zu, dass er sich rührte. Es fühlte sich an, als wäre das gesamte Gewicht der Welt auf seinen Schultern zusammengekommen. Eine Million Hände hielten ihn fest, lähmten nicht nur seine Bewegungen, sondern auch seine Zunge. Er wollte diesem Mann drohen, wollte die Drohung wahrmachen. Doch er konnte nur dort stehen und ihn anstarren. "BITTE, edler Herr! Rettet meine Schwester!", die Stimme der Frau mit dem lavendelfarbenen Haar schrie ihre Verzweiflung heraus, ihre Stimme klang erstickt. Obwohl er sie nicht sehen konnte, wusste er, dass sie weinte, hörte, wie sie auf die Knie sank, ein letztes, erstickendes 'Bitte..' auf den Lippen. Warum konnte er sich nicht rühren?! "Ich sehe, edler Herr Ritter, dass Ihr die Richtigkeit unseres Anliegens erkannt habt und nicht mit Waffengewalt gegen diese ehrbaren und gesetzestreuen Menschen vorgehen werdet.", das widerwärtige Grinsen des Schulzen wurde immer breiter und er hob träge den rechten Arm. Doch bevor er das Wort wieder an die Dorfbewohner richtete, beugte er sich zu Sanji nach vorn, kam so nah an sein Gesicht heran, dass Sanji den süßlichen Gestank von Verwesung aus dem Mund des anderen riechen konnte. Als er sprach, war seine Stimme zu einem Flüstern geworden, die Worte waren nur an Sanji gerichtet. Und jedes einzelne von ihnen troff nur so vor Boshaftigkeit und Schadenfreude: "Genießt das Schauspiel, solang Ihr wollt, edler Herr Ritter. Es wird niemals enden." Damit ließ er den Arm sinken und hob seine Stimme, um sich an den Rest der Dorfgemeinschaft zu wenden:"Vollstreckt das Urteil, Scharfrichter. Übergebt das Weib den Flammen, reinigt ihre Seele und sorgt dafür, dass dieses Freudenfeuer nur ein Vorgeschmack dessen sein wird, was Hexen im Fegefeuer zu erwarten haben!", grinsend wandte er sich dann nochmals an Sanji, doch er schwieg. Stattdessen fixierten diese kalten, blauen Augen jetzt die Schwester der Frau, die sich immer noch auf Knien befand. Nachdenklich wog er den Kopf zu beiden Seiten, bevor sein Grinsen nochmals breiter wurde. "Und woher sollen wir eigentlich wissen, dass die Hexerei nicht auch Namis Familie vergiftet hat? Es wäre nicht das erste Mal, dass zwei Schwestern sich zur selben Zeit der Teufelsbuhlschaft hingegeben hätten, nicht wahr?", darauf ertönten zustimmende Rufe aus dem Mob, der jetzt wieder näher rückte, da die Gefahr, die von Sanji ausging, wohl beseitigt war. "Meine lieben Freunde, lasst uns dem edlen Herrn Ritter zeigen, dass die Gastfreundschaft in unserer kleinen Gemeinde alles andere als nur ein Wort ist! Fixiert Nojiko und unterzieht sie direkt hier, vor den Augen unseres hochwohlgeborenen Gastes, der Befragung. Vielleicht können wir ihn ja mit einem Geständnis von ihrer Seite davon überzeugen, dass unser Handeln richtig ist, was denkt ihr?" Was geschah hier nur?! Sanji wusste, dass er eingreifen musste. Nicht nur, um beide Frauen zu retten, sondern die Dorfbewohner und grade auch ihren Schulzen für ihren ungläubigen Sadismus zu bestrafen! Doch er konnte sich nicht bewegen, sein Körper war seiner Kontrolle entrissen. Er konnte den Arm nicht heben, die Klinge nicht aus ihrer Scheide befreien und seine Rüstung fühlte sich an, als würde sie mehrere Tonnen wiegen. Alles, was ihm blieb, war wie angewurzelt dort zu stehen, während all diese Eindrücke auf ihn wirkten. Kreischen, Schreien und Weinen der Frau, die mit ihm zu diesem Ort gekommen war. Unterdrücktes Schluchzen von jener, die sich auf dem Scheiterhaufen befand. Stumme Tränen rollten ihre Wange herab, doch ihr Kampfgeist war gebrochen. Und jetzt .. das! Dieser Bastard wollte die junge Frau vor seinen Augen zu einem Geständnis zwingen? Warum in aller Welt hatte er die Kontrolle über seinen Körper verloren, warum wollte sein Waffenarm nicht gemeinsam mit dem Schwert arbeiten? Warum versagte er? Er vermochte es nicht einmal, die Augen zu schließen, als die Scharfrichter an den Scheiterhaufen herantraten und die lodernden Köpfe ihrer Fackeln an das getrocknete, strohbedeckte Holz zu Namis Füßen hielten. Es dauerte keine Sekunde, bis der Funke übersprungen war und sich das Feuer ausbreitete, an ihren Füßen leckte und einen schmerzerfüllten Schrei aus ihrer Kehle fahren ließ:"BITTE!" Doch er konnte ihr nicht helfen. Er konnte nicht einmal sich selbst helfen, sich bewegen, brachte kein Wort hervor. Selbst als sich ihre Blicke trafen und er in dieses eine sichtbare, wunderschöne, traurige und gequälte braune Auge sehen konnte, kehrte keine Kraft in seinen Körper zurück. Und die Flammen begannen, ihre Umrisse zu verschlingen. Ihre letzten Kraftreserven wurden mobilisiert und sie schrie aus voller Kehle um Hilfe, die nicht kommen würde. Rauch umhüllte ihren Körper und ihre Hilferufe wurden durch einen Hustenanfall unterbrochen. Und währenddessen, als würden sie sich nicht einmal um diese arme Frau kümmern, hatten zwei der Männer aus dem Mob Nojiko unter den Armen gepackt und sie über den Boden geschleift, sodass sie in Sanjis Blickfeld geriet. Sie schienen sich nicht einmal Mühe zu geben, sondern wollten nur dafür sorgen, dass er zusehen konnte. Und diesmal begann es nicht mit Faustschlägen, kein Vorzeigen der Instrumente wurde vollzogen. Es ging direkt ans Eingemachte. Mit jedem erstickenden, schwächer werdenden Hilfeschrei Namis ging ein Hammer auf Nojiko nieder und zertrümmerte unter dumpfem Aufschlag ihre Knochen. Und er konnte nichts dagegen tun, nicht einmal seine Finger konnten sich der unglaublichen Schwere erwehren, die auf ihm lastete. Zu einem anderen Zeitpunkt wäre er vielleicht sogar überrascht gewesen, dass er noch hatte atmen können. "BITTE, HERR!", ein weiterer Hilfeschrei. Eine schwächer werdenden Stimme. Eine wunderschöne junge Frau, deren Körper jetzt von Flammen eingeschlossen war. Auch das Büßergewand, das sie trug, hatte Feuer gefangen, war jetzt an vielen Stellen zerstört und gab den Blick auf darunterliegende Haut frei, doch er liebend gern hätte er darauf verzichtet. Feuer kannte keine Unterschiede. Ihm war es egal, ob eine Person tugendhaft oder voller Sünde war. Es hatte bereits damit begonnen, Namis Haut weiter zu entstellen, das wenige Körperfett der Frau kochte, beim Anblick ihrer Füße hätte er sich übergeben, wenn er es gekonnt hätte. Und wieder erfolgte der dumpfe Aufprall eines Hammers und Nojikos schmerzerfülltes Kreischen. Diese Menschen .. nein, keine Menschen, diese MONSTER ließen sich Zeit. Sie hatten die Gelenke beider Füße zertrümmert, damit sie, für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie sich befreien konnte, nicht fortrennen würde. Unbändiger Zorn machte jede Faser von Sanjis Dasein aus, doch es half ihm nicht. Millionen kräftiger Hände schienen ihn zurückzuhalten, das Gewicht der Welt lastete immer noch auf seinen Schultern und egal, wie sehr er sich auch anstrengte, er würde sich keinen Zentimeter bewegen können. Mit einem breiten Grinsen auf den spröden Lippen trat der Dorfschulze mit den kalten, blauen Augen auf ihn zu, beugte sich zu ihm nach vorn und brachte sein Gesicht nah an das von Sanji:"Ich hoffe, Ihr genießt den Anblick, edler Herr Ritter. Gutes wird getan, habe ich nicht Recht? Die Bestrafung dieser zwei Hexen wird die Welt zu einem besseren Ort machen. Und .. oh, Ihr könnt Euch so lang daran satt sehen, wie Ihr nur möchtet. Manche Qualen währen ewiglich, hihihi..", und in diesem Augenblick weiteten sich Sanjis Pupillen und die Offenbarung traf ihn wie ein heftiger Tiefschlag, der ihm Tränen in die Augen trieb. Der Dorfschulze hatte Recht. Sanji zwang sich, den Blick nicht von Namis Pein abzuwenden und konnte so beobachten, wie ihr verbranntes Fleisch nie verschwand, nie den Blick auf das freigab, was darunterlag. Nein, es erneuerte sich im Sekundentakt, nur, um wieder von diesen ewigen Flammen verschlungen zu werden. Der Kreislauf des kochenden Fettes und sterbenden Fleisches begann von Neuem und die Qualen setzten sich fort. Keine gnädige Ohnmacht erlöste diese arme Frau. "Oh, Sanji-kun, Sanji-kun, Sanji-kun .. wie fühlt es sich an, den Rest deines erbärmlichen Daseins dabei zuzusehen, wie sie brennt? Dort ist sie nun, deine geliebte Nami-san, deine Jungfrau in Not .. obwohl es vermessen wäre, sie nach der Behandlung durch die Scharfrichter noch eine Jungfrau zu nennen.", wieder erfolgte das bösartige Kichern des Schulzen. "Oh, Nami-san .. eine brennende Hure mehr oder weniger auf dieser Welt, welchen Unterschied macht das schon? Und, wenn du ehrlich zu dir selbst bist, du 'Ritter', dann weißt du doch, dass sie sich niemals auf dich einlassen würde, oder? Dass du niemals mehr als ein nakama für sie wärst. Ich kenne dich, oh Sanji-kun, ich weiß, dass du diese Wahrheit fürchtest. Aber .. das ist sie nun einmal, die Wahrheit. Sie schert sich nicht um dich. Du träumst davon, sie zu küssen, dein Leben mit ihr zu teilen, aber diese Träume werden niemals auch die ihren sein. Und das weißt du ganz genau. Warum genießt du es nicht, dieser Hure dabei zuzusehen, wie sie immer und immer wieder verbrennt?" Wovon zur Hölle sprach dieser Bastard?! Er hatte die Frau und ihre Schwester noch nie in seinem bisherigen Leben gesehen! Sunny und die Einsamkeit waren die einzigen Begleiter in seinem Leben, nachdem sein Vater ihn verbannt hatte. Woher sollte er sie kennen? Warum sollte er sich an ihrem Anblick ergötzen?! Und dann, ganz langsam und mit winzigen Schritten, begann er die Situation zu begreifen. Es gab keine vernünftige Erklärung dafür, dass ihr Fleisch immer wieder heilte, es gab keine Erklärung dafür, dass er sich nicht bewegen konnte, dass dieser Mann so viel über ihn zu wissen schien. Die Gesetze der realen Welt spielten hier keine Rolle. Weil er sich in einem Traum befand. Und er hoffte wirklich, dass ihm dieses Wissen in irgendeiner Weise nützen würde, versuchte in sich zu gehen und sich zum Erwachen zu zwingen, doch die starken Arme Morpheus' hielten ihn so fest, dass er nie und nimmer aus eigener Kraft aus diesem Albtraum erwachen konnte. Egal, wie sehr er sich anstrengte, seine Fesseln zu sprengen, sie waren stärker. Sie erzittern nicht mal unter dem mächtigen Beben, das durch seinen Körper raste. Keine noch so rohe Gewalt konnte ihn befreien, genausowenig, wie sie hatte helfen können, die Dorfbewohner oder den Schulzen einzuschüchtern. Mit Gewalt würde er sie nicht retten können. Oder sich selbst. Gab es überhaupt noch einen Strohhalm, nach dem er greifen konnte? Vielleicht. Einen allerletzten. Er mobilisierte jede noch so lächerlichen Kraftreserven, die sich in seinem Körper befanden, jeden kümmerlichen Rest an Willenskraft .. doch nicht, um sich zu rühren. Der Mann mit den kalten Augen kannte ihn, doch kannte er sich auch selbst? Er richtete den Blick seines geistigen Auges nach innen, so sehr es ihn auch verletzen würde. Und es sollte nicht umsonst sein. Zuerst langsam, kriechend traten Bilder seines wahren Lebens vor sein geistiges Auge: Eine wunderschöne, blonde Frau, die sich auf dem Krankenbett befand. Eine Zelle in den Kerkern des Palastes, ein einsamer, weinender Junge mit einer eisernen Maske. Eine Insel, auf der sich zwei Personen befanden, ausgemergelt, dem Hungertod nahe. Ein erster Schwur in seinem Leben. Kämpfe. Und dann .. sie. Das erste Treffen und eine Umarmung, die alles verändern würde. Die Bilder kamen jetzt schneller, als er sie bewusst wahrnehmen konnte. Schlachten, Blut und Tränen. Und Schläge, mit denen sie auf zu forsches Vorgehen reagierte. Sein Körper schien sich in diesem Moment nicht daran erinnern zu können, dass er sich nicht rühren konnte. Ein freudloses Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, als er für einen Moment wieder aus den Tiefen seines Geistes auftauchte. Dieser Mann, der Dorfvorsteher, hatte Recht. Zumindest teilweise. Sanji war sich der Tatsache bewusst, dass Nami nie auf seine Avancen eingehen würde, nicht in diesem Leben, nicht in der Situation, in der sich die beiden und der Rest der Crew befanden. Doch er würde sie niemals hassen können. Niemals würde er davon abweichen, ihr Ritter sein zu wollen. Egal, was es ihn kosten würde. Er wollte ihm diese Worte ins Gesicht speien, doch gehorchte ihm sein Körper noch immer nicht. Lächerlicherweise fixierte sein Auge die brennende, unendliche Qualen erleidende Nami. Als würde dies irgendetwas ändern können. Stille. Wieder griff er in sich hinein, suchte verzweifelt nach mehr Erinnerungen. Was er vorfand, war nicht in dieser Welt beheimatet. Er hatte seinen Verstand gezwungen, sich an Nami zu erinnern. An jede Einzelheit in ihrem wunderschönen Gesicht, an ihre Haare, an ihren Geruch, ihre sanften, braunen Augen. Es musste weh tun. Der Gedanke daran, dass er sie nie wieder sehen konnte. Und das tat es. So sehr, dass selbst sein Körper in der Realität darauf reagierte, eine wilde Symbiose mit seinem Unterbewusstsein einging und sein Haki entfesselte. Eine einzelne Träne prallte auf steinernen Boden. Tonlos, nutzlos, doch nicht vergessen. Nicht von ihm. Sanji-kun. In diesem Moment war Entfernung nur ein Wort, hunderte von Seemeilen nur eine Zahl. Vor seinem geistigen Auge erschien sie. Sein Engel, seine Göttin, die Frau seiner Träume. Und sie brauchte ihn, ihr Herz und ihre Lippen riefen seinen Namen. Und schon in der nächsten Sekunde sollte er erfahren, warum. Ihr wunderschönes Gesicht, gezeichnet von stummen Tränen, verschwand und er blickte auf die weite See. Und sie beherbergte sieben Schlachtschiffe der Marine Blackbeards! Sie würde nie sein werden. Aber das war jetzt bedeutungslos, denn er würde immer ihr gehören. Und er würde nicht ruhen, dies ein ums andere Mal unter Beweis zu stellen. "Nami-san braucht mich.", kein Zorn war in seiner Stimme zu hören, ihm fiel nicht einmal auf, dass er wieder Kontrolle darüber hatte. Er ließ den Blick sinken, auf die rechte Hand, die auf dem Heft seines Schwertes festgefroren schien. Freudlos lächelnd ließ er die Hand sinken. Er brauchte kein Schwert. Seine Hände waren heilig und für die Zubereitungen von Speisen bestimmt. Und zur Verehrung seiner Göttin. Der Dorfschulze war einige Schritte zurückgewichen, doch fand sich in seinem Gesicht keine Spur von Furcht. Viel mehr .. lächelte er. "Willkommen zurück." Zu Sanjis Überraschung machte das sogar Sinn. Der Schulze, die Dorfbewohner, Nami und Nojiko. Sie alle waren in diesem Moment ein Teil seines Traumes, seines Unterbewusstseins. Und so sehr sich der Angreifer auch darum bemühte, ihn mit allem zu schlagen, wovor er sich fürchtete, versuchte er sich selbst zu helfen. Er fühlte sich stark. So stark, wie noch nie zuvor in seinem Leben. Wenn auch die Erinnerungen an seine Vergangenheit, an seine Kindheit, wie ein heißes Eisen auf seiner Seele brannten, akzeptierte er sie als ein Teil seines Wesens. Er ballte seine rechte Hand zur Faust und setzte sich in Bewegung, auf Nami zu. "Essence du Roi Dragon.", diese Worte gingen ihm leicht über die Lippen, jetzt, nachdem er ein weiteres Puzzleteil seiner selbst hinzugewonnen hatte. Und ihre Wirkung auf seinen Körper ließ nicht auf sich warten. Augenblicklich umhüllten Flammen seinen Körper, doch im Gegensatz zu den übrigen Techniken, die er verwendete, entstanden diese nicht auf einem physikalischen Weg. Ihre Quelle waren nicht Reibung und Rotation, sondern eine Kraft, die sich tiefer befand. Die physische Manifestation seines Kampfgeistes. "Wenigstens hier .." Der Mob vor ihm stob auseinander und ebnete ihm den Weg zum Scheiterhaufen .. ".. gestatte mir diesen Wunsch .." Er hatte den Scheiterhaufen erreicht, doch weder die Hitze der Flammen noch der schwarze Rauch stellten sich ihm in den Weg .. ".. auch wenn ich weiß, dass es nie geschehen wird .." Die Flammen des Scheiterhaufens wichen zurück, als würden sie sich ihm unterwerfen wollen, leckten nicht mehr an Namis Körper .. " .. lass mich von deinen Lippen kosten." Er hob beide Hände und legte sie sanft auf das verletzte Gesicht der Frau vor ihm, lehnte sich nach vorn und hielt für einen Moment den Blickkontakt mit dem Auge, das nicht zugeschwollen war. Man hatte sie beinahe bis in die Unkenntlichkeit geschunden, doch darunter .. darunter lag immer noch die Erinnerung an seine Göttin, die sich in diesem Traum manifestierte. Ihre Lippen waren spröde, zerrissen, ihr Haar kurz geschoren, doch es war immer noch Nami. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden schloss er die Augen und fand ihre Lippen mit den seinen. Und noch in dem Moment, in dem sein Körper in der realen Welt die Augen aufschlug, konnte er ihre Lippen, diesen letzten, einzigen Kuss, spüren. "Danke .." So let me out of it Out of the cold To bring back light and hope for all Blind Guardian - When Sorrow Sang Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)