Melly oder wie zähme ich meinen Vampir von kateling ================================================================================ Kapitel 18: Kapitel 17 ---------------------- Kapitel 17: Ich starre hinunter auf Cyr. Er blinzelt nicht mal. Sieht mich nur aus weit aufgerissenen Augen an. „Was habe ich getan?“ Tonlos verlassen die Worte seine Lippen. Er fährt sich mit der gesunden Linken über die Augen. Ich bin wie erstarrt. Da vor mir auf dem Boden liegt eine der gefährlichsten Kreaturen der Welt. Ein Vampir. Ein verletzter, unterernährter und ausgekühlter Vampir. Er hat mich gebissen, mein Blut getrunken. Und doch stehe ich noch immer hier. Ich bin am Leben. Cyr unter mir rappelt sich auf. Sieht mich noch immer voller Schuld an. „Es tut mir so leid, Melly. Ich hätte das nicht tun dürfen! Es tut mir so leid!“ Er stolpert Richtung Tür. Nur mit Boxerbriefs bekleidet. „Ich verschwinde. So wie du es wolltest.“ Er stammelt. Ich habe Mühe überhaupt zu verstehen, was er da von sich gibt. Er verlässt das Wohnzimmer, verschwindet aus meinem Blickfeld. Ich höre wie eine Tür aufgezogen wird und schwer wieder ins Schloss fällt. Die Haustüre! Plötzlich fällt die Starre von mir. Entsetzt springe ich auf. Er ist wieder raus in die eiskalte Nacht. Wie kann man nur so blöd sein. Habe ich ihn nicht erst vor einer halben Stunde da rausgeholt? Und jetzt ist er wieder da raus. Nur mit Unterwäsche bekleidet. So kann ich ihn doch nicht gehen lassen! Ich laufe ihm nach. Am Gartentor hole ich ihn ein. „Cyr, Cyr!“ Ich packe ihn am Oberarm und ziehe ihn herum. Er ist schmal noch schmaler als sonst. Hat er in den letzten Tagen überhaupt etwas zu sich genommen? Jetzt sollte ich mir erst mal Gedanken darüber machen wie ich ihn dazu bekomme zu bleiben. Zumindest bis mein Telefon wieder geht und ich Mirko anrufen kann, damit er ihn abholt. „Du willst doch nicht ernsthaft einfach wieder abhauen?!“ Aus zusammengekniffenen Augen sehe ich ihn an. Er lässt den Kopf hängen, fährt sich wieder durchs Haar. „Ich gehöre nicht hier her.“ Irgendwie hat er mit seinen Worten ja Recht. Wir haben ja eindeutig gemerkt, dass das mit uns unter einem Dach nicht so wirklich funktioniert. Aber das heißt noch lange nicht, dass er da draußen zu einem Eisklotz frieren muss. „Mag sein Cyr, du bist ein Vampir, ich ein Mensch. Jäger und Beute. Aber du kannst immer noch abhauen, wenn es nicht mehr so kalt draußen ist.“ Er sieht mich lange an. Die grauen Augen starr und ausdruckslos. „Ich habe dich gebissen! Ich habe dein Blut genommen… ohne deine Zustimmung!“ Er entzieht seinen Arm meinem Griff und dreht sich wieder zum Gartentor. „Cyr hör mir zu!“ Ich atme tief durch. „Ich habe dir mein Blut angeboten. Also hast du nichts Falsches getan!“ Traurig sieht er mich über seine Schulter hinweg an. „Ich habe abgelehnt und du hast unsere Partnerschaft beendet…Du musst mich eigentlich hassen!“ Ich schließe die Augen und entscheide mich dazu ehrlich zu sein. Was habe ich auch zu verlieren? „Ja, ich habe es beendet. Aber nicht weil ich dich hasse! Nein im Gegenteil. Ich mag dich! Nur kann ich nicht länger mit ansehen wie du leidest!“ Cyr steht vor mir im Schnee. Starr und regungslos. „Melanie glaub mir daran kannst du nichts ändern!“ sagt er leise und greift nach dem Griff des Törchens. „Wenn du meinst Cyr!“ erwidere ich ruhig. „Du kannst jetzt gehen. Es ist ganz alleine deine Entscheidung. Aber beantworte mir eine letzte Frage: Warum hast du es dann überhaupt die beiden Jahre mit mir ausgehalten?“ Er steht noch immer mit dem Rücken zu mir. Seine Schultern sind heruntergesackt und er lässt den Kopf hängen. „Ich fühle mich in deiner Gegenwart wohl!“ Ein Satz. Sieben Worte. Aber sie machen mich sprachlos. Ich stehe da in meinem zugeschneiten Garten und sehe auf den schmalen Rücken des Vampirs. Seine Schultern beben. Er verschränkt die Arme vor der Brust. Langsam gehe ich um ihn herum, sehe ihm ins Gesicht. Dunkle Haarsträhnen hängen ihm ins Gesicht, verdecken seine Augen. Etwas glänzendes zieht über seine Wangen. Sind das etwa Tränen? Weint Cyr? Ich nehme sein Gesicht zwischen meine Hände, wische ihm die feuchten Tränen vom Gesicht. Warum weint er? „Warum willst du dann gehen?“ frage ich leise. Meine Stimme schwnakt. „Was soll ich denn sonst tun?“ Er klingt verzweifelt. „Einfach mal mit mir reden?“ Vielleicht klinge ich etwas patzig, aber genau das scheint er zu brauchen, denn er seufzt leise. „Als ich dich als meine Partnerin ausgesucht habe… da lag das nicht an deiner Gabe. Zumindest nicht nur. Du hattest etwas an dir… etwas, dass mich angezogen hat. Ich weiß nicht, ob es an deinem Geruch liegt, an deiner Art oder wie du mich an siehst. Aber egal was es ist … es hat mich irgendwie fasziniert. Und in den zwei Jahren, in denen du meine Partnerin warst, da habe ich mich irgendwie nicht so einsam gefühlt. Du warst einfach da, obwohl ich dich immer weg gestoßen habe…“ Er sackt vor mir in die Knie, vergräbt das Gesicht in den Händen. Mit großen Augen sehe ich ihn an. Was? Cyr ist einsam? Er fühlt sich wohl in meiner Gegenwart? Ich fahre mir durchs Haar. Dann lasse ich mich vor Cyr auf in den Schnee sinken. „Warum zum Henker willst du dann gehen?“ Ich versuche ihm in die Augen zu blicken, vergeblich, er nimmt die Hände nicht herunter. „Weil ich dich damit verletze. Immer und immer wieder! Meinst du ich merke das nicht? Deine Enttäuschung?“ Er reißt den Kopf hoch. Seine silbrigen Augen schwimmen. Ich packe ihn an den Schultern. Fest. Er zuckt zusammen. „Warum änderst du es dann nicht einfach?“ Jetzt stehen auch mir Tränen in den Augen. „Weil du irgendwann sterben wirst!“ Er schreit. Dann ein unterdrücktes Schluchzen. „Weil du irgendwann sterben wirst… und dann…“ Er wird immer leiser, sackt nach vorne gegen mich. „…dann bin ich wieder alleine. Ich kann das nicht mehr! Ich kann nicht mehr zusehen wie alle um mich herum sterben. Du weißt nicht wie das ist! Du weißt nicht wie das ist, wenn man nicht sterben kann!“ Er zittert am ganzen Körper. Seine Tränen durchweichen meine Schulter. Ich weiß nicht was ich sagen soll. Wie ich reagieren soll. Egal was ich jetzt sage… es klingt falsch. Ich kann niemals nachvollziehen wie es Cyr geht. Wie es ist seine Lieben immer und immer wieder sterben zu sehen. Ich streiche ihm über den Nacken, durch sein dunkles Haar. „Es tut mir so leid, Cyr!“ flüstere ich leise. „Du kannst doch nichts dafür!“ erwidert er, schlingt seine Arme um meine Taille. Nein, ich kann nichts dafür. Aber ich habe auch nie darüber nachgedacht. Ich habe mir nie darüber Gedanken gemacht wie es sein muss Jahrhunderte zu Leben. Generationen um Generationen, ja ganze Völker zu überdauern. Cyr war immer so stark, ich hätte nie gedacht, dass sich hinter seiner Maske ein solcher Schmerz verbirgt. „Ich kann dir nicht helfen… ich weiß ja nicht mal, was ich dazu sagen kann. Aber etwas weiß ich. Wenn du es willst, dann kannst du bei mir bleiben.“ Er nickt an meiner Schulter. Langsam, zögerlich. Mein Herz wird ganz warm. Ich habe mich tatsächlich verliebt. Allein diese Umarmung in meinem eiskalten Garten lässt die Schmetterlinge in meinem Bauch tanzen. Es war mir noch nie so bewusst wie heute. Ich liebe Cyr. „Ein Fr… jemand hat mal gesagt, lieber wenige Zeit glücklich zusammen, als keine Zeit zusammen und Jahrhunderte der verpassten Chance nachgetrauert.“ Er sieht mir tief in die Augen. Sein Gesicht nähert sich immer weiter dem meinen. Sein warmer Atem schlägt gegen meine Haut. Seine rissigen Lippen legen sich auf meine. Ein Kuss. Flüchtig, hauchzart. Ein Kuss. Schneeflocken wirbeln um uns herum durch die Dunkelheit. Ich vergesse wie eiskalt es eigentlich ist, dass meine Knie vom Schnee durchweicht sind. Dass noch immer der Schneesturm um uns herum tobt. In diesem Moment sind da nur Cyr und ich. Nur wir beide. Zusammen. Ich liebe ihn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)