Love Happens von May_Be ================================================================================ Kapitel 5: Abgestoßen --------------------- Dieser verrückte Abend ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Im Unterricht musste sie ständig an Keiji denken, dabei war es Akira, der sie geküsst hatte. Apropos. Akira hatte sie bis jetzt nicht gesehen. Da sie in unterschiedlichen Klassen waren, liefen sie sich generell nicht sehr oft über den Weg. Doch nach dem Unterricht hatten sie gemeinsam Leichtathletik. Mio konnte Keijis Aufforderung auf keinen Fall nachgehen. Sie konnte sich auch nicht erklären, warum sie dieser überhaupt zugestimmt hatte. War sie denn völlig bekloppt gewesen an dem Abend? Mio gab dem Alkohol die Schuld. Es war immer der Alkohol. Als die Glocke das Ende des Unterrichts ankündigte, packte Mio ihre Sachen zusammen und machte sich mit Dori auf den Weg zu der Sporthalle. Ihre Freundin war wie sie ein Mitglied im Leichtathletik-Club. Die Sporthalle lag am anderen Ende des Schulgeländes und so mussten sie den Schulhof überqueren, um dorthin zu gelangen. „Schau mal, ist das nicht Keiji-Sempai?“, meinte Dori und zeigte mit dem Finger auf den hochgewachsenen Schwarzhaarigen. Tatsache. Da stand er, umringt von seinen weiblichen Verehrerinnen. Sein helles Lachen drang bis zu ihnen vor. Es klang rein und herzlich. In diesem Moment war er ein ganz anderer Mensch als an dem gestrigen Abend. Bis gestern hatte sie ihn auch ganz anders wahrgenommen. Wer hätte gedacht, dass er ein zweites Ich besaß. Und warum zeigte er diesen Hühnern nicht mal sein anderes Ich? Würden sie sich dann immer noch so um ihn herum scharen und ihn anhimmeln? Mio spürte ein Ziehen in der Brust, als sie bemerkte, wie die Mädchen ihn „zufällig“ berührten und kicherten. Sie durfte also keinen Kontakt mit Akira haben und er ließ sich einfach so begrabschen? Sie hatte von Anfang an gewusst, dass sein Liebesgeständnis wertlos und unaufrichtig war. Jetzt hatte sie sogar einen Beweis. Keiji war und blieb ein Schürzenjäger, der sich nahm, was kam, bisschen damit spielte und es anschließend weg warf. Sie würde ihm keinen Gefallen tun und selbst zu einem weiteren Spielzeug werden. „Lass uns gehen“, meinte Mio und zog ihre Freundin hinter sich her. „Willst du ihm denn gar nicht Hallo sagen? Ihr seid doch befreundet.“ Nein, nicht befreundet. Nicht mehr, dachte Mio bei sich. Dori sollte es besser wissen. Mio hatte ihr erzählt, dass die Freundschaft zwischen ihr und Keiji schon lange nicht mehr bestand. Es hatte lange gedauert, bis Mio es akzeptiert hatte. Bis zu seinem Geständnis, das sie unnötigerweise aufgewühlt hatte. „Mio!“ Sie musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, wessen Stimme es war. Keiji löste sich von seinem Fanclub und holte Mio und Dori ein. „Du kommst doch heute? Ich dachte, wir bereiten uns langsam für die Abschlussprüfungen vor.“ Alles in ihr streubte sich dagegen, ihm eine nette Antwort zu geben. Wäre nicht Dori anwesend, hätte sie ihm die Hölle heiß gemacht. „Hab keine Zeit.“ „Ach wirklich?“, fragte er ungläubig nach. Mio blieb abrupt stehen und sah zu ihm auf. „Wirklich!“, zischte sie und betonte ihre Worte mit einer Geste. Keiji sah sie verdutzt an und schien nicht zu verstehen, was sie für ein Problem hatte. Aber das war ihr egal. Sie ließ ihn stehen und stampfte zur Sporthalle. Beim Laufen konnte sie ihrer Wut etwas Luft lassen. Sie schaffte den 100 Meter Lauf in ihrer Bestzeit und blieb keuchend stehen, beugte sich nach vorn, die Arme auf den Oberschenkeln gestützt. Die ganze Sache mit Keiji ließ sie gereizt und komischerweise auch eifersüchtig werden. In den vergangenen Jahren hatte sie versucht, darüber hinwegzukommen, dass ihre Freundschaft plötzlich zerbrochen ist. Es war hart erarbeitet und nun bröckelte ihr Schutzschild langsam aber sicher. Sein Liebesgesülze ließ sie an nichts anderes mehr denken. Ihr Blick wanderte durch die Halle und traf auf Akiras, der seinen sofort abwandte. Jetzt musste sie erst einmal die Angelegenheit mit Akira klären, um nicht noch einen Freund zu verlieren. Unbeirrt ging Mio auf ihn zu. „Hast du eine Minute?“ Die beiden kassierten wie immer neugierige Blicke von ihren Kameraden, doch Mio ließ sich daran nicht stören. Akira sah kurz zu ihr. „Eher nicht.“ Mio hatte mit seiner abweisenden Antwort nicht gerechnet und hob skeptisch eine Braue. „Alles okay mit dir?“ Sie würde nicht locker lassen, schließlich wollte sie ihn noch ganz diskret fragen, warum er sie zum Teufel geküsst hatte! Akira sah etwas genervt drein, als er sich zu ihr umwandte. „Nein. Und jetzt lass mich in Ruhe.“ Mio runzelte die Stirn. „Warum bist du so abweisend? Was hab ich getan?“ Akira schnaubte und wollte sie ohne eine Antwort stehen lassen. „Hey, ich rede mit dir!“ Sie packte ihn am Arm, doch er riss ihn augenblicklich aus ihrem Griff. „Man, du nervst, Mio. Zisch ab zu deinem Stecher.“ Mio konnte es nicht fassen. Klar, dass er sauer auf sie war, aber er musste nicht gleich so ausfallend werden. Außerdem wen meinte er überhaupt damit? Etwa Keiji? Akira hatte das so laut gesagt, dass es jeder mitbekommen hatte. Mio sah sich verlegen um. Die ganze Sache war mega unangenehm. Es war still geworden und jeder einzelne starrte sie unverblümt an, als hätte sie irgendwas im Gesicht. Die neugierigen Blicke erdrückten sie fast, bis die laute Stimme der Trainerin ertönte. „Hab ich etwa gesagt, ihr sollt Pause machen? Na los. Stellt euch zu dritt an die Startlinie...“ Mio war die einzige, die sich nicht rühren konnte. Die Art, wie Akira mit ihr gesprochen hatte, versetzte ihr einen Stich. Von seinem ungerechten Verhalten gekränkt, steuerte sie die Umkleidekabinen an. Hinter sich hörte sie die Stimme von Matsura-Sensei, sie solle gefälligst zurück kommen, doch Mio lief geradewegs raus aus der Halle. In der Umkleidekabine steckte sie ihre Uniform in die Sporttasche und machte sich in ihrem Trainingsanzug auf dem Weg nach Hause. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)