Love Happens von May_Be ================================================================================ Kapitel 6: Träume ----------------- Den ganzen Weg nach Hause dachte sie daran, warum Akira sie so unfair behandelt hatte. Lag es daran, dass sie sich nicht mehr bei ihm gemeldet hatte? Okay, das tat ihr ja leid. Aber er war selbst Schuld, wenn er sie wie aus dem Nichts küsste! Das war noch lange kein Grund so fies zu werden. Vor allem vor der ganzen Mannschaft! Der supernette, coole Akira war zu einem Arsch mutiert. Was hatte sie ihm verdammt noch mal getan? Die ganze Sache regte sie dermaßen auf, dass sie erst einmal ihre Schultasche in die nächstliegende Ecke ihres Zimmers schleuderte. Jungs waren solche Idioten! Und Keiji und Akira waren die größten davon. Sie würde das alles nicht einfach so auf sich sitzen lassen. Morgen in der Schule würde sie Akira zur Rede stellen und Keiji würde sie ab jetzt ignorieren. Aber bis dahin... In der Küche schnappte sie sich einen Eisbecher und einen großen Löffel. Brummend setzte sie sich ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher an. Sie blieb bei einem K-Drama hängen. Ihr Leben schien im Moment einer dieser Geschichten entsprungen zu sein. Ein mega Drama. Dabei dachte sie, so etwas passierte wirklich nur im Film. Mio schaltete den Fernseher aus, da sie keinen Nerv für diesen Kitsch hatte und ging auf ihr Zimmer, nachdem sie den leeren Eisbecher weggeworfen hatte. Warum musste alles nur so kompliziert sein? Erst Keiji mit seinem Liebesgeständnis, dann Akira mit seiner Kussattacke! Was kam als nächstes? Ein Heiratsantrag? Mio schmiss sich aufs Bett und umklammerte das Kissen. Ihre Mutter sagte immer, viele Probleme klärten sich oft von selbst. Vielleicht gehörten ihre Probleme ja dazu? Während sie ihren Gedanken nachging, übermannte sie der Schlaf und sie träumte von einem Ereignis, dass schon lange vergessen war. Es war einer dieser heißen Tage im Sommer. Keiji und sie spielten draußen im Garten. Damals ist sie gerade 10 Jahre alt geworden. Keiji war schon 13 und ein kleiner, wilder Junge, der sich nicht mehr für Spielchen im Sandkasten interessierte. Trotzdem ist er an diesem Tag bei ihr gewesen. Ohne sich zu beschweren, spielte er alle Spiele mit ihr, die sie ihm vorschlug. Irgendwann fielen sie müde ins Gras, sie hatten gelacht. So laut gelacht, dass ihnen die Tränen kamen. „Mit dir macht es Spaß!“, sagte Mio und grinste ihn an. „Ja, mit dir auch.“ „Sehen wir uns morgen wieder? Du kannst gerne zu uns kommen. Mama und Papa haben bestimmt nichts gegen.“ „Ich weiß noch nicht. Ich wollte eigentlich...“, fing er an, doch stockte, als sie ihn erwartungsvoll ansah. „Okay, ich komme.“ In diesem Moment war sie der glücklichste Mensch auf der Welt. In ihrem Traum verflogen zwei Jahre, sie wurde 12 und er 15. Sie träumte von jener Nacht in Shibuya, von lichten Wegen und lauten Menschenmengen. Von sagenhaften Clubs und geheimnisvollen Gassen. Keiji hatte sie für wenige Stunden in das Vergnügungsviertel entführt, aber diese Erinnerung brannte noch lichterloh in ihr, als wäre es erst gestern gewesen. In dieser Nacht schlichen sie sich durch das Fenster zurück auf ihr Zimmer. Müde fiel Mio ins Bett. Sie erinnerte sich nicht daran, wie Keiji gegangen war. Sie wusste nur, dass nach dieser aufregenden Nacht nichts mehr so war wie bisher. In ihrem Traum wechselte sich die Szene und Mio stand mitten auf dem Flur ihrer Schule. Sie sah Keiji, wie er ein Mädchen küsste. Leidenschaftlich, besitzergreifend. Dann wandte er seinen Blick zu Mio und grinste. Ab da sprachen sie kaum mehr ein Wort miteinander. Er besuchte sie nicht mehr und auch ihre Eltern hielten es wohl für besser, wenn Mio ihn mied. Wahrscheinlich hielten sie ihn nicht mehr für einen geeigneten Umgang. Aber warum so plötzlich? Zumindest kam ihr das alles ziemlich plötzlich vor. Etwas musste passiert sein, etwas, das ihre Freundschaft zerbrechen ließ. Danach sahen sie sich nur noch selten: flüchtig in der Schule oder wenn ihre Eltern sich gelegentlich besuchten. Sonst waren sie nicht mehr allein. Bis zu dem Tag, an dem ihre Noten den Bach untergingen. „Ich liebe dich, Mio!“ Seine rauchige Stimme lockte sie, zog sie in den Abgrund. Der schmale Grad, auf dem sie sich bewegte, gab nach und sie stürzte. Erschrocken wachte sie auf. Sie hatte immer noch das Gefühl zu fallen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)