Love Happens von May_Be ================================================================================ Kapitel 10: Knutschfleck ------------------------ Nachdem Keiji gegangen war, blieb Mio noch einen Augenblick lang sitzen. Sie war immer noch fassungslos über das, was noch vor wenigen Minuten geschehen ist. Mio ließ die Geschehnisse Revue passieren und kam zu dem Schluss, dass Keiji durchgeknallt wäre -.- Wütend über ihre Machtlosigkeit sprang sie vom Bett und knallte die Tür zu, die er beim Rausgehen offen gelassen hatte. Langsam hatte sie genug von seinen Spielchen. Wie konnte er sich nur so verändert haben? Früher war er ein lieber Junge und jetzt ist er zu einem arroganten, dominanten Idioten herangewachsen! Wenn er dachte, sie würde mit so jemandem zusammen kommen, hatte er sich gewaltig geirrt. Aber andererseits... Mio dachte an diejenigen Augenblicke, als sich ihr Verstand in seiner Gegenwart ausgeschaltet hatte und sie ihm kaum widersprechen konnte, als ihr Puls raste und sie sich nur eins wünschte... Mios Gedankengang endete abrupt. Was dachte sie denn da? War sie jetzt auch vollkommen übergeschnappt? Müde von ihrem inneren Konflikt ließ sie sich aufs Bett fallen. Sein harmloses Liebesgeständnis hatte eine drastische Wendung genommen. Jetzt sollte sie doch tatsächlich seine Freundin sein! Nein, das konnte er nicht allein entscheiden. Morgen würde sie alles richtigstellen und dann war er für sie gestorben. Damit würde das Kapitel Keiji-Sempai endlich und für alle mal zu Ende gehen, der Vorhang würde fallen und Mio wäre frei. Am nächsten Tag in der Schule schien alles wie immer zu sein. Mio hatte mit wilden Gerüchten gerechnet. Darin war Keiji doch Spezialist, dachte sie zynisch. Aber um ehrlich zu sein, war Mio nicht mehr ganz davon überzeugt, dass Keiji je ein Gerücht in die Welt gesetzt hatte. Seine Reaktion auf ihre Beschuldigungen fühlte sich aufrichtig an. Genau so gut konnte er sie auch täuschen, aber egal wie herrisch er war, er würde sie nie hintergehen. In der großen Pause traf sie Akira. Sie setzten sich zusammen auf den hinteren Schulhof, um gemeinsam zu Mittag zu essen. Zwischen ihnen schien alles wieder in Ordnung zu sein und das erleichterte Mio ungemein. Wenigstens hatte sie ihren Kumpel wieder. Aber wie lange noch? Wenn er erfuhr, dass Mio mit Keiji zusammen war, würde er ausrasten. Deshalb musste sie so schnell wie möglich mit Keiji sprechen und seine irrsinnige Idee im Keim ersticken. Doch jetzt nahm sie sich erst einmal Zeit für Akira und genoss diesen Frieden zwischen ihnen. Sie unterhielten sich über den nächsten Wettkampf in Leichtathletik und darüber, dass Matsura-Sensei jetzt harte Geschütze ausfahren würde. „Also kommst du wieder zum Training?“, fragte Mio nach, da er sich in den letzten Tagen nicht blicken ließ. Akira lächelte. „Ich denke schon. Matsura-Sensei wird mir sonst sicher die Hölle heiß machen. Ich hab ja jetzt schon Angst, dass sie mich wegen der fehlenden Stunden ein paar Extrarunden laufen lässt.“ Mio konnte ein Lachen nicht unterdrücken. „Das wird dir eine Lehre sein!“ „Du freches Biest!“ Akira wuschelte ihr durchs Haar und hielt dann kurz inne. „Was hast du da?“ Mio blinzelte. „Wo denn?“ Akira hob seine Hand und legte diese auf eine Stelle an ihrem Hals. „Na genau hier. Ein Bluterguss?“ Mio stieg sofort die Hitze zu Kopf. War das nicht die Stelle, in die Keiji gestern gebissen hatte? Sie hatte heute morgen gar nicht richtig in den Spiegel geschaut! Mio schob Akiras Hand weg. „Eh, keine Ahnung. Kann sein.“ Mio verdeckte die Stelle mit ihren Fingern. „Vielleicht ein Ausschlag.“ „Aha.“ Akira nahm sich ein eingelegtes Ei und widmete ihrem Hals keine weitere Beachtung. Mio atmete innerlich erleichtert auf, bis Akira sie wieder ansah. „Sieht für mich eher nach einem Knutschfleck aus.“ Mio wollte am liebsten im Boden versinken. Dieser Keiji...! „Woher willst du denn wissen, wie einer aussieht?!“ Akira lachte. „Da hab ich wohl einen wunden Punkt getroffen!“ Dann veränderte sich seine Miene und er sah sie ernst an. „Ist es denn einer?“ Mio suchte nach Worten, nach einer plausiblen Erklärung. Am Ende kam sie nicht einmal zu Wort, denn die lange Pause genügte Akira als Antwort. „Ist er von Keiji?“ „Nein!“ Ihr Mund war schneller als ihr Verstand, ihre Lüge offensichtlich. Akira verzog sich die Lippen zu einem enttäuschten Lächeln. „Und jetzt lügst du mich auch noch an.“ Er erhob sich vom Gras und sah auf sie herab. „Ich dachte, ihr hättet nichts miteinander.“ „Akira, jetzt hör mal zu.“ Mio erhob sich, um auf gleicher Augenhöhe zu sein. „Es ist nicht so wie du denkst.“ „Okay. Dann erklär's mir.“ Akira verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie abwartend an. Mio wusste nicht recht, in wie weit sie ihm alles erzählen konnte. Sie wollte sich so gerne jemandem mitteilen, aber war Akira der richtige Zuhörer ihrer Geschichte? „Keiji hat mich bedrängt“, fing sie langsam an und ihr wurde ganz unwohl, nachdem sie diese Worte ausgesprochen hatte. Irgendwie hörte es sich schlimmer an, als es tatsächlich war. „Er hat bitte was?!“ Akira schien geschockt. „Hat er...“ Er sprach seine Gedanken nicht zu Ende, aber Mio wusste, worauf er andeutete. „Nein, Unsinn. Da ist nicht mehr passiert.“ „Dieser Scheißkerl...!“ Akira ballte wütend seine Faust zusammen. Er sah dabei aus wie ein Möchtegernheld. „Ich werde ihn mir vorknöpfen!“ Mio konnte nicht sagen, dass sie seinen Heldenmut nicht schätzte, aber das war nun grade zu lächerlich. „Entspann dich mal und erinnere dich bitte daran, als du mich bedrängt hast!“ Seine Kussattacke lag gar nicht mal so weit in der Vergangenheit. Das hatte er wohl ganz vergessen! Mio gab ihm Stoff zum Nachdenken, denn er sagte kein Wort darauf. Sie selbst machte sich daran, die Dosen mit dem Essen aufzusammeln. „Hilfst du mir mal?“, fragte sie etwas genervt. „Ja, sicher.“ Akira ging in die Hocke und half ihr beim Abräumen. Die Dosen legten sie in eine kleine Tasche, die Mio extra mitgebracht hatte. „So, ich muss jetzt zum Unterricht. Wir sehen uns heute in der AG, ja?“ Akira erwiderte nichts auf ihre Abschiedsworte, sondern ergriff ihren Arm, um sie näher an sich zu ziehen. „Akira, was... soll das?“ Ohne ihr sofort zu antworten, schloss er sie in seine Arme. „Hast du dich von mir wirklich so bedrängt gefühlt?“, flüsterte er an ihrem Ohr. Sein Atem verursachte bei ihr Gänsehaut, aber es war eine reine körperliche Reaktion. „Ich war mehr überrascht“, erwiderte Mio wahrheitsgetreu. Sie drückte ihn langsam von sich. „Aber bitte tu das nie wieder.“ Akira ließ sie los und seufzte. „Wenn du das sagst, blutet mein Herz“, meinte er theatralisch und grinste anschließend. „Ich kann es dir nicht versprechen.“ Mio hob skeptisch eine Augenbraue. „Na wenigstens bist du ehrlich. - Also dann, bis später.“ Als Mio ging, spürte sie deutlich seinen Blick im Rücken. Sah er ihr ernsthaft hinterher? Sie drehte sich um, aber Akira war bereits gegangen. Komisch, weshalb sie sich dann beobachtet fühlte. Hosted by Animexx e.V. 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