Love Happens von May_Be ================================================================================ Kapitel 18: Versuchung ---------------------- Etwas weckte Mio aus ihrem süßen Schlaf. So friedlich hatte sie schon lange nicht mehr geschlafen. Sie blinzelte und erkannte, dass sie sich immer noch in dem Krankenzimmer befand. Sie war wohl eingeschlafen. Mio kuschelte sich noch mehr in die Decke und schloss erneut die Augen. Etwas drückte sich gegen ihren Rücken, dem sie zuerst keine Beachtung schenkte. Was ist das? – dachte sie schlaftrunken und spürte, wie sich etwas um ihren Körper schlang. Was zum… Mio öffnete abrupt die Augen und drehte sich zu der Person um, die sie fest umschlungen hatte. „Keiji-Sempai!“ Er sah sie mit seinem schelmischen Grinsen an. „Was… was tust du denn hier?!“ Mio versuchte sich aus seiner Umarmung zu lösen, aber das ließ er natürlich nicht zu, sondern drückte sie noch mehr an sich. „Ich liege hier mit dir.“ Warum klang das aus seinem Mund nur so verführerisch? Mio spürte die Hitze in ihre Wangen aufsteigen und schüttelte sich innerlich. „Das meine ich nicht!“ Keiji lachte leise. Anscheinend schien ihn die ganze Situation zu amüsieren. „Ich wollte dich nach der AG abholen, aber man hat mir gesagt, du seist hier.“ „Das erklärt immer noch nicht, warum du in diesem Bett liegst!“, fuhr sie ihn an und versuchte das starke Herzklopfen zu unterdrücken. Aber das erwies sich als schwierig, wenn ein so gutaussehender Kerl in ihrem Bett lag und sie mit diesem schmachtenden Blick ansah. Immer zog er solche unberechenbaren Sachen ab. Konnte er sich nicht wie ein normaler Junge verhalten und ihr ein bisschen hinterherlaufen? Und sich nicht gleich zu ihr ins Bett legen?! „Ist das denn nicht klar?“, murmelte er an ihrem Ohr, während seine Hand über ihre Seite strich. Gänsehaut breitete sich über ihren Körper aus und sie schloss die Augen. Ganz ruhig. Reiß dich zusammen, Mio! Du bist doch nicht eins von diesen Hühnern, die ihm verfallen?! Oder… ODER? „Aus, Keiji! AUS!“ Mio legte ihm ihre Hand auf den Mund, damit er sie ja nicht wieder küsste. Sie musste sich beruhigen, aber das würde nicht funktionieren, wenn er sich ständig an sie drückte, sie auf diese Weise berührte und ihr Sachen ins Ohr flüsterte. Und was, wenn jemand hereinkam?! Als ihre Blicke sich trafen, stockte Mio der Atem. Sein liebevoller Blick irritierte sie. Zuerst machte er sich schamlos an sie ran und jetzt sah er sie so unschuldig an, als würde er keiner Fliege etwas zu Leide tun! Warum brachte er sie so durcheinander? Sie wusste einfach nicht, was sie von ihm halten sollte. In einem Moment war er dieser dominante Kerl, der irgendwelche Forderungen und Ansprüche an sie stellte, im nächsten war er ein fürsorglicher, lieber Junge, der sie beschützen wollte. War sie die einzige, die ihn auf diese Weise sah und beide Seiten kannte? Mio senkte den Blick. Er sollte sie nicht so ansehen, sonst würde sie noch die Kontrolle über sich selbst verlieren. „Hör auf damit, Keiji“, murmelte sie und nahm ihre Hand von seinem Mund. „Was meinst du?“, fragte er sie und strich ihr eine Strähne hinters Ohr. „Na damit! Mit diesem Spiel!“ Das war doch sicher nur ein Spiel für ihn. Wahrscheinlich langweilten ihn Frauen, die wie Hündchen hinter ihm herliefen. Jetzt brauchte er eine richtige Herausforderung. Und wer, wenn nicht sie, war besser dafür geeignet? Er hatte ihr schon einmal das Herz gebrochen, auch wenn auf einer anderen Ebene, und nun wollte er es zurückerobern. Wenn das keine reizvolle Aufgabe war! „Spiel?“, fragte er fassungslos nach, „du denkst, ich spiele mit dir?“ Mio gab ihm keine Antwort. Er sollte sie einfach in Ruhe lassen. Ohne ihn war ihr Leben um einiges einfacher. Jetzt hatte sie nichts als Ärger. Seinetwegen wurde sie doch gemobbt! Ok, das war unfair, ihm das vorzuwerfen. Aber er war mitverantwortlich. Keiji umfasste ihr Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich um, damit sie ihn ansah. „Sieh‘ mich an und sag mir, dass ich nur mit dir spiele!“ Sein herrischer Tonfall ließ sie zusammenzucken. Doch sie ließ sich von ihm nicht einschüchtern. „Was sonst?!“, fuhr sie ihn nun an und schlug seine Hand weg. „Du hast den Kontakt zu mir abgebrochen! Dann sagst du mir wie aus heiterem Himmel, dass du mich liebst und erwartest, dass ich dir das abkaufe? Du spinnst doch!“ Mio konnte sich nicht länger beherrschen. Er hatte sie provoziert und das hatte er nun davon. Doch nachdem sie die Worte ausgesprochen hatte, tat es ihr fast schon wieder leid. Denn egal, wie unausstehlich und aufdringlich er auch war, er hatte auch nette Seiten. Bei ihrem Date hatte sie eine solche Seite kennengelernt. Und er versuchte sie immer zu beschützen, auch wenn die Art, wie er das tat, ziemlich verquer war. Gleich würde es zwischen ihnen eskalieren, gleich würde er sie anschreien, gleich… Keiji senkte seinen Kopf an ihre Schulter, sodass Mio verblüfft ihre Augen weitete. Diese Reaktion war das letzte, womit sie gerechnet hätte. „Du… hast recht. Wahrscheinlich bin ich echt ein Spinner“, gab er kleinlaut bei, „die letzten Jahre war ich echt ein Feigling. Ich konnte dir nie sagen, was ich wirklich empfinde.“ Er hob seinen Blick und sah ihr ernst in die Augen. „Es mag vielleicht so aussehen, aber das ist kein Spiel für mich.“ Seine Worte klangen aufrichtig, sodass Mio ihn nur schweigend anstarren konnte. Er beugte sich zu ihr hinab und legte seine Lippen auf die ihren. Als er sie diesmal küsste, zuckte Mio nicht erschrocken zurück und stieß ihn auch nicht von sich. Sie konnte nicht. Selbst wenn das, was er sagte, eine Lüge sein sollte, war sie nicht in der Lage ihn abzuweisen. Sie wollte seine bittersüßen Worte glauben. So naiv und dumm das auch war. Der Kuss war zärtlicher, als ihr erster. Diesmal erkundete er ganz langsam ihre Lippen, liebkoste sie mit seinen, biss sanft hinein und knabberte daran. Mio verspürte ein Kribbeln in ihrer Bauchgegend, das sie noch nie zuvor gefühlt hatte. Sie erwiderte ganz automatisch seinen Kuss und seufzte entzückt, als er sich mehr an sie drückte. Sein Bein schob sich zwischen ihre und Mio spürte, wie die Hitze ihren ganzen Körper ergriff. Ihr leises Stöhnen nahm Keiji als Aufforderung auf, den Kuss zu vertiefen. Mio konnte nicht mehr klar denken. Ihre Sorge, dass jemand den Raum betreten und sie erwischen könnte, war wie weggeblasen. Als wäre sie ihm willenlos ausgeliefert. Fühlte es sich etwa so an, wenn man sich auf den Teufel einließ und der Versuchung verfiel? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)