Bleibt doch einfach mal stehen von BeforeLunchtime (Eine Geschichte über die Unaufmerksamkeit der Menschen) ================================================================================ Kapitel 1: Bleibt doch einfach mal stehen ----------------------------------------- Bleibt doch einfach mal stehen Wenn die ersten Sonnenstrahlen über die sanften Kurven der Berge zu kriechen beginnen, liegt seine majestätische Gestallt noch immer im Schatten. Versteckt von der hölzernen Häuserfassade, geschützt vom Regen unter einem Dach. Die vom Herbst leuchtend rot gefärbten Blätter der Kletterranken, wurden in Vorbereitung für den Winter schon alle hinuntergerissen. Die Menschen deren Schönheit nicht bewusst. Erst im Frühling werden sie wieder erwachen und das Haus sowie seine Gestallt mit Farbe schmücken. Doch es kümmert ihn nicht, genau so wenig wie die Menschen, dass er vor einer kahlen Häuserwand stehen muss. Seine Augen sind stets auf die Strasse unter ihm gerichtet. Unermüdlich, Tag und Nacht, beobachtet er das Geschehen unter ihm. Er bewacht seine Treppe, die steinernen Stufen krumm und schief zu seinen Füssen. Er überblickt die Strassenkreuzung mit wachsamen Augen, sieht Autos kommen und gehen, Fussgänger vorbei eilen, und den stolzen, kräftigen Baum, der in seiner ganzen Pracht, schon seit hunderten von Jahren, inmitten der Kreuzung steht. Menschen bleiben nur selten stehen um die Magie und Schönheit dieser Szenerie zu bewundern, zu geschäftig ist ihr Leben. Ihre Sinne nehmen selten mehr war, als vor ihrer eigenen Nase liegt. Seiner Stolz aufragenden Gestallt tut dies jedoch kein Abbruch, er wird sie alle überdauern. Genauso wie der Baum sie überdauern wird. Er wird noch dort Oben thronen, nachdem sie alle von der Zeit verschluckt wurden, ohne jemals mehr gesehen zu haben, als sie sehen wollten. Als die Sonne ihren weg über das blaue Himmelszelt fortsetzt, beginnen ihre Strahlen langsam seine kalte, hölzerne Gestallt zu wärmen. Sie taucht ihn in ein sanft, goldenes Licht, und somit auch die gesamte Kreuzung, die Strasse, die Treppe, die Häuser um ihn Herum, den Brunnen weiter weg und den Baum in der Mitte der Strasse. die Schönheit des Ortes noch mehr hervorhebend. Noch immer haben die Menschen keine Augen für seine Formen. Auf der Mauer, oberhalb der steinernen Treppe, da steht er. Der Bär aus Holz, noch jung aber schon jetzt voller Gedanken und Erinnerungen. Unbewegt, unerschütterlich sieht er die Strasse entlang, überwacht seine Strassenkreuzung und fragt sich, wieso die Menschen keine Zeit zu haben scheinen. Die Zeit wird ihn irgendwann gezeichnet haben, die Sonne wird seine helle Farbe in eine dunklere verwandeln, der Regen wird ihn an manchen Stellen grau färben. Doch auch die Zeit wird ihn nicht dazu bringen zu gehen, und den Menschen die Augen zu öffnen. Gemacht um zu bleiben, alles zu überdauern, wird er immer da sein, die Menschheit beobachten und sich fragen, wieso sie sich so wenig Zeit nehmen um einmal in ihrem Leben stehen zu bleiben, um das zu betrachten was betrachtenswert ist. Warum sie sich keine Zeit nehmen um das zu tun, was sie eigentlich tun wollen. Denn für sie, wird es eines Tages zu spät sein und alles was sie gesehen haben würden, wäre der Weg vor ihrer Nase, Grau in Grau, von der Zeit vernichtet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)