Crossroads von lunalinn (decisions are never easy) ================================================================================ Kapitel 18: Halbblut -------------------- „Seht euch die an…“ Träge hob Remus den Blick von seinem Zaubertränke-Buch, folgte dem Wink seines Freundes und erfasste die beiden Personen, die ein paar Meter weiter standen und sich unterhielten. Die Sonnenstrahlen ließen Lilys rotes Haar noch mehr als sonst leuchten und er beobachtete, wie sie sich eine Strähne hinters Ohr schob. Ein leichtes Schmunzeln umspielte ihre Lippen, während James anscheinend einen Scherz machte und sich dabei durch die Haare fuhr – die Angewohnheit würde er wohl niemals ablegen. Sie schien es jedoch eher amüsant zu finden, zog ihn vermutlich gerade mit seiner Eitelkeit auf…James tat, als würde er schmollen. „…man könnte meinen, sie hätte ihn nie gehasst.“ Remus lächelte bei Sirius‘ Worten; es stimmte, dass Lily ihre Meinung über James anscheinend geändert hatte. Jedoch bezweifelte er, dass das nur an ihrer Rettung aus dem See lag. Dabei musste er an ihr Gespräch denken, als sie ihn über James‘ Beweggründe ausgefragt hatte. „Sie hat ihn nie wirklich gehasst, Tatze“, murmelte er, lehnte sich dabei an den Baum hinter ihm. „Sie fand ihn kindisch und arrogant...aber seitdem er sich vernünftiger verhält, hat sie Interesse an ihm.“ „Bist ja ein echter Frauenversteher, Moony…“, spottete sein Freund und Remus verdrehte die Augen. „Ich habe mich nur ein paar Mal mit ihr unterhalten.“ „Ja, ja…schon klar.“ „Sie sind ein schönes Paar, oder?“, bemerkte Peter und sah mit verträumtem Blick zu den beiden rüber. Nun war es an Sirius, die Augen zu verdrehen. „Ja, sie sind ganz bezaubernd“, erwiderte er übertrieben und ließ sich nach hinten ins Gras fallen. Remus zog die Brauen zusammen. „Das klingt, als würdest du es ihnen nicht gönnen…“, bemerkte er skeptisch und Sirius ließ ein Schnauben verlauten. „Quatsch…Krone hat’s verdient, dass sie ihm endlich mal ne Chance gibt! So lange, wie er ihr schon nachrennt…“ Remus beobachtete, wie er sich eine dunkle Strähne aus der Stirn pustete. „…ich hoffe nur, dass er uns nicht wegen Evans vernachlässigt.“ „Na ja…wenn sie miteinander gehen, dann wird das wohl der Fall sein“, mutmaßte Remus, wobei Sirius das Gesicht verzog und Peter den Kopf hängen ließ. „Dagegen können wir wenig machen.“ „Jaah…ich weiß, aber trotzdem…mir gefällt der Gedanke nicht, dass wir keine Streiche mehr aushecken…nicht mehr nachts umherstreifen…“ „Ich denke nicht, dass er überhaupt keine Zeit mehr für uns hat“, unterbrach Remus ihn ernst, allerdings war er sich selbst nicht sicher. Der Gedanke, zu Vollmond ohne seine Freunde umherzustreifen, machte ihm mehr Angst, als Sirius auch nur ahnen konnte. Generell fand er die Vorstellung, dass alle seine Freunde irgendwann ein eigenes Leben haben würden und er allein blieb, furchtbar, doch es würde wohl unvermeidlich sein. Erneut glitt sein Blick zu Lily und James rüber, die immer noch miteinander sprachen…und zur Abwechslung sah sie mal nicht so aus, als würde sie ihm gleich ihre Bücher um die Ohren hauen. Sie hörte ihm zu, lächelte ab und zu…und Remus stellte beschämt fest, dass er seinen Freund beneidete. Nicht um Lily – sie waren nur Freunde –, sondern darum, dass er jemanden hatte, der ihn mochte…und irgendwann vielleicht sogar lieben würde. So jemanden würde er niemals haben…auch wenn die Hoffnung seit einiger Zeit immer wieder in ihm aufloderte. Vergeblich…aber was erwartete er auch? „Sag mal, Moony…“ Remus blinzelte, ehe er zu Sirius sah, der ihn aus seinem inneren Monolog gerissen hatte. Sein Freund setzte sich auf, funkelte ihn aus seinen grauen Augen an. „…warum sitzt du eigentlich in letzter Zeit so oft mit Snape in der Bibliothek?“ Eigentlich hätte er mit der Frage rechnen müssen, dennoch erwischte es ihn so eiskalt, als hätte Sirius einen Eimer Wasser über seinem Kopf ausgeschüttet. Er nahm sehr wohl wahr, dass sein Freund Snapes Namen aussprach, als handele es sich dabei um etwas Ekelerregendes. Remus machte sich gar nicht erst die vergebliche Mühe, ihn dafür zu tadeln. „Wir lernen“, gab er knapp zurück und sah wieder in sein Buch. „…warum lernst du mit Snape?“, bohrte Sirius weiter. „Genau, Moony“, pflichtete Peter ihm direkt bei. „Er ist ein Slytherin!“ Remus war bereits jetzt genervt von dem Gespräch, einfach weil er wusste, dass er sagen konnte, was er wollte, es würde den beiden nicht recht sein. „Das ist mir bewusst“, gab er daher lediglich zurück und seine beiden Freunde fixierten ihn. „Ist dir auch bewusst, dass er der schleimigste und schwarzmagischste Slytherin ist?“, fragte Sirius kalt. Remus schnaubte daraufhin. „Wenn wir zusammen lernen, dann geht es um Zaubertränke oder Verwandlung…oder irgendein anderes Fach. Er jagt mir keine Flüche auf den Hals und wir lesen auch nicht in der verbotenen Abteilung…also was ist dein Problem, Tatze?“ Es war mehr, als er hatte sagen wollen, doch er hatte sich nicht bremsen können. Vielleicht, weil der Unmut schon so lange in ihm geschlummert hatte, er wusste es nicht, doch Sirius‘ perplexer Gesichtsausdruck war es wert gewesen. Neben ihm schnappte Peter nach Luft, als hätte er etwas zutiefst Anstößiges von sich gegeben. Langsam glättete sich Sirius‘ Mimik wieder und seine grauen Augen wirkten dunkler als noch zuvor. „Er ist der Feind, Moony!“, zischte er und schien es ernst zu meinen. „Er tut doch nur so widerwärtig freundlich, um an Krone ranzukommen…damit er ihm was antun kann!“ Remus zog eine Braue hoch, wusste im ersten Moment nicht, was er sagen sollte…einfach, weil es so lächerlich klang. „Er tut nicht freundlich…die meiste Zeit über ist er sarkastisch und…na ja, unfreundlich.“ Das war nicht gelogen, denn Snape war zwar friedlicher ihm gegenüber geworden, doch seine Art blieb dieselbe. Hätte er sich plötzlich vollkommen gewandelt, wäre das auch unheimlich gewesen. „Warum gibst du dich dann mit so einem ab?!“ Remus seufzte stumm. „Weil er gut in Zaubertränke ist…mehr als gut und das weißt du auch. Außerdem seid ihr meistens bei Krones Training oder anderweitig beschäftigt.“ „Also…nutzt du ihn aus?“, hakte Sirius misstrauisch nach und Remus stockte kurz. „Ich…also…“ „Wahrscheinlich ist er ganz versessen drauf, sich bei dir einzuschleimen…und du benutzt ihn für die Prüfung!“, schlussfolgerte Sirius merklich erleichtert. „Das ist genial, Moony!“ Anscheinend war ihm diese Erklärung weitaus lieber als die Möglichkeit, dass Remus Snape tatsächlich gern um sich haben könnte. Sollte er ihn aufklären? Er entschied sich dagegen. Sirius hatte seine Meinung und würde sich nicht beirren lassen, es würde nur Streit geben und darauf konnte er verzichten. Zumal er an der Freundschaft zu den Dreien hing…und wusste, dass Peter sich sowieso auf Sirius‘ Seite stellen würde. Er konnte nur verlieren…und deshalb schwieg er. „Genial? Ihr redet doch hoffentlich von mir?“ Ein bis über beide Ohren grinsender James stand plötzlich vor ihnen, woraufhin ihr Gespräch abrupt verstummte. Sirius verdrehte die Augen, als er seinen gut gelaunten Freund sah. „Oh ja, Krone…von wem sollten wir auch sonst reden…“ Ihr Freund setzte sich zu ihnen, schmunzelte über die spöttische Antwort. „Meine Rede, Tatze!“ „Okay, du Angeber…klär uns auf – was läuft da jetzt mit Evans? Hast du sie rumgekriegt?“ James fuhr sich abermals durchs Haar und Remus enthielt sich nur mit Mühe eines Kommentars. „Ein Gentleman genießt und schweigt!“ „Also habt ihr ein Date.“ „Nächstes Wochenende in Hogsmeade!“ Nicht mal das hellste Feuerwerk hätte James‘ Strahlen Konkurrenz machen können. Remus konnte nicht anders, als zu lächeln. „Das freut mich für dich“, sagte er ehrlich, auch wenn sich da noch ein anderer Gedanke in seinem Kopf formte. Wenn Snape davon erfuhr, dass Lily mit James ausging, wenn sie gar ein Paar werden würden, was mehr als wahrscheinlich war, würde er ausrasten. Es würde ihn treffen und das tat Remus ebenso leid, wie es den Funken Hoffnung in seiner Brust wieder aufglimmen ließ. Vielleicht war es, weil Snape ein bisschen wie er war…weil sie beide Außenseiter waren, auch wenn er im Gegensatz zu ihm Freunde hatte. Mittlerweile kam er sogar ganz gut mit Snapes Launen klar und vielleicht war es Einbildung, doch er hatte das Gefühl, dass dieser sich gebessert hatte. Nun ja, bis er Lily zusammen mit James gerettet und diese nur Augen für letzteren gehabt hatte. Seitdem war er wieder unausstehlicher und gereizter, ließ sich auch wieder mehr über seine Freunde aus. Er schien nicht zu merken, wie sehr sich Remus um ihn bemühte…doch er konnte auch nicht wirklich ausdrücken, um was es ihm ging. Es war schrecklich verzwickt, er verstand es ja selbst kaum. Vielleicht war es auch nur eine Phase, die es zu überwinden galt. Wenn Remus wenigstens mit jemandem darüber hätte reden können, doch das ging natürlich nicht. Er musste allein damit fertig werden, es entweder verdrängen oder…nein. Nein, das ging auch nicht. Vor allem nicht, wenn er sich selbst so dermaßen unsicher war, was es bedeutete. Bestimmt würde es vergehen, sich irgendwie einpendeln. „Moony? Bist du noch anwesend?“ Er zuckte zusammen, als ihn James so unvermittelt ansprach und er sah zerstreut auf. „Ähm…ja…bin ich…tut mir leid“, stammelte er. „Was hast du gesagt?“ Seine Freunde warfen sich untereinander skeptische Blicke zu, doch dann fuhr James fort. „…ich hab nur gerade gefragt, ob du nicht einen guten Tipp für mich hast?“ „Oh…“, entkam es ihm ein wenig ratlos, doch James grinste nur. „Da du doch unser Frauenversteher bist…“ Remus wusste, dass es nicht spöttisch, sondern mehr neckisch gemeint war, und es brachte ihn zum Lächeln. „Ich denke, du bist jetzt so weit, es auch ohne meine Hilfe zu schaffen, Krone. Ihr beide habt vorhin sehr harmonisch ausgesehen…“ „Ja, nicht wahr?“, erwiderte James und wirkte, als würde er gleich vor Stolz platzen. „Ich habe es nicht versaut – sie hat sogar über einen meiner Scherze gelacht!“ Sirius kippte stöhnend zurück ins Gras, klatschte sich die Hand vor die Stirn. „Kaum hasst Evans ihn nicht mehr, dreht er vollkommen durch…“ „Ach, halt die Klappe, Tatze! Du bist ja bloß neidisch!“ James streckte seinem besten Freund die Zunge raus und schlug ihm gegen die Schulter. Dieser verzog übertrieben das Gesicht und rieb sich die Stelle, als würde diese schmerzen. „Und jetzt verprügelst du deinen besten Freund, Krone…du brichst mir das Herz!“ „Welches Herz?“ „Witzbold…“ Remus belächelte die Zankerei der beiden Spaßvögel, während Peter gespannt von einem zum anderen sah, als würde er einen guten Film schauen. Jedoch lenkte eine Gestalt, die soeben über das Gelände schritt, seine Aufmerksamkeit von seinen Freunden ab. Er runzelte die Stirn, als er die drei Slytherins bemerkte, die Snape doch sehr beharrlich zu folgen schienen. Zufall? Er glaubte es kaum, auch wenn man es hätte vermuten können, und stand deshalb nach kurzer Zeit auf. „Wohin, Moony? Wir haben frei…“, bemerkte James stirnrunzelnd, woraufhin Remus‘ Lächeln wankte. „Ich wollte meinen Aufsatz für Verwandlung noch korrigieren…“ „Wie jetzt?“ „Das fällt dir ja früh ein“, meinte Sirius und man merkte ihm an, dass er ihm nicht glaubte. „Willst du vielleicht wieder in die Bibliothek?“ Remus versuchte krampfhaft, nicht rot zu werden, denn er wusste genau, worauf sein Freund anspielte. Dessen graue Augen blitzten eine Spur zu wissend auf – diese ganzen Anspielungen wurden langsam unangenehm. „Eventuell…wenn ich noch was brauche“, murmelte er und hörte Sirius schnauben. „Wir sehen uns dann später!“ Damit ging er einfach, wartete gar nicht erst die Antwort ab. Er hatte keine Lust, sich auf eventuelle Fragen irgendwelche Lügen ausdenken zu müssen; generell nervte es ihn, dass er das ständig tun musste, wenn es um Snape ging. Es dauerte eine Weile, bis Remus den Slytherin fand – und das auch nur mithilfe eines Aufspürzaubers. Allerdings war er doch recht irritiert, als ihn der Zauber zu einer von Filchs Besenkammern führte. Snape war doch mit Sicherheit nicht hier drin. Er griff kopfschüttelnd nach der Türklinke – und stutzte merklich, als sich diese nicht öffnen ließ. Er versuchte es noch einmal, rüttelte fester – vergebens. Kurz ließ er den Blick schweifen und stellte fest, dass er allein im Korridor war. Wobei, selbst wenn es nicht so gewesen wäre, tat er ja nichts Verbotenes…andererseits würde Filch ihn sicher beschuldigen, irgendeinen Streich ausgeheckt zu haben. Remus seufzte innerlich, ehe er nach seinem Stab griff und einen Gegenzauber murmelte. Ein leichtes Antippen der Klinke und die Tür sprang von allein auf. Ein leises Schnaufen alarmierte ihn, so dass er rasch in die Kammer trat und die Tür hinter sich anlehnte. „Lumos!“, flüsterte er und erstarrte in der nächsten Sekunde. In der hintersten Ecke des kleinen Raumes lag eine zusammengerollte Gestalt auf dem Boden. Remus trat einen Schritt näher, erkannte, dass die Person mit dünnen Seilen gefesselt und geknebelt worden war. „…Snape? Was zum…?!“, entkam es ihm entsetzt. Der Slytherin war unter seinen schwarzen Haaren so blass, dass er beinahe wie eines der Gespenster aus Hogwarts wirkte. Als er sich neben ihn kniete, blitzten die dunklen Augen hasserfüllt auf, was Remus hart schlucken ließ. Dann fing er sich aber und löste mit einem Zauber die fest gezurrten Seile, so dass sich Snape wieder bewegen konnte. Dieser setzte sich zittrig auf, doch sein Blick blieb weiterhin mörderisch, als er sich fahrig über die Stirn strich. „…starr nicht so!“, zischte er so scharf, dass Remus zusammenzuckte. „Ich wollte nur…ist das Blut?!“ Tatsächlich sickerte ein rotes Rinnsal an Snapes Schläfe entlang und Remus verengte die Augen, als sich der andere abermals an die Stirn fasste. Blut klebte an seinen Fingern und er wischte es rasch an seinem Umhang ab. „Nein, es ist Kürbissaft, Lupin!“, wurde er angeblafft, ehe sich Snape taumelnd erhob. Rasch stand auch Remus auf, um den anderen zu stützen, was ihm einen finsteren Blick einbrachte. „Fass mich nicht an!“ Jedoch ließ er sich dieses Mal nicht davon einschüchtern, sondern hob stattdessen den Stab höher, so dass er etwas durch Snapes wirre Haare blitzen sehen konnte. Der Slytherin kniff aufgrund der Helligkeit kurz die Augen zusammen, was Remus nutzte, um ihm die schwarzen Haare aus der Stirn zu streichen. Ein erschrockenes Keuchen entkam ihm, als er das eingeritzte Wort in seiner fahlen Haut sah. Halbblut. Wie entzündet leuchteten ihm die Buchstaben entgegen und er war im ersten Moment nicht fähig, etwas zu sagen – bis Snape heftig seine Hand beiseite schlug. „Bist du nun zufrieden?!“, fauchte er ihn an und seine schwarzen Augen schimmerten voller Hass. „Du…wer…wer hat das-“, stammelte Remus, doch Snape unterbrach ihn. „Niemand!“ „Snape…das ist kein dummer Scherz, du wurdest angegriffen!“ „Als wäre das etwas Neues…“, kam es sarkastisch zurück, doch Remus bemerkte, dass Snape zitterte. „Du musst in den Krankenflügel! Madame Pomfrey kann das bestimmt heilen, ohne dass Narben bleiben! Komm…ich bringe dich hin…und dann erzählst du es Slughorn!“ „…und was soll ich ihm erzählen?“, ätzte der Slytherin, der sich jedoch nicht gegen seinen Griff wehrte. Remus sah ihn verwirrt an. „Dass du angegriffen wurdest!“, erwiderte er. „…es waren welche aus deinem Haus, nicht wahr? Ich habe gesehen, wie sie dir gefolgt sind.“ Snape presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen, schien nicht gewillt zu sein, sich dazu zu äußern. Es erleichterte Remus, dass seine Freunde nichts mit der Sache zu tun haben konnten, schließlich waren sie die ganze Zeit zusammen gewesen. James und Sirius wären aber auch niemals so weit gegangen, Snape sowas anzutun. „Snape?“, sprach er ihn erneut an, als sich der Slytherin nicht rührte. „Ich brauche deine Hilfe nicht“, knurrte dieser, doch es klang so halbherzig, dass Remus es nicht ernstnehmen konnte. „Komm…“ Er nahm es als gutes Zeichen, dass sich Snape nicht weiter wehrte, und brachte ihn hoch in den Krankenflügel. Glücklicherweise trafen sie auf keine bekannten Gesichter, was wohl vor allem in Snapes Sinne war. Dieser war ungewohnt schweigsam und gerade das machte Remus Sorgen. Madame Pomfrey machte natürlich einen ziemlichen Aufstand, als sie Snape sah. Allerdings verriet er ihr ebenso wenig wie ihm, wer dafür verantwortlich war, so dass sie ihn schließlich bestimmt auf eines der Betten drückte. „…wenn der Schulleiter davon erfährt…unmöglich! Warten Sie hier!“ Snape blieb mit finsterem Gesichtsausdruck sitzen, während er seinen Blick mied. Ob er sich schämte? Remus fand diesen Streich einfach nur furchtbar…immerhin war er selbst ein Halbblut, doch es hatte ihm nie etwas ausgemacht. Im Gegenteil, denn seine Muggel-Mutter war eine so warmherzige und tolerante Frau, dass er niemals auch nur auf den Gedanken gekommen wäre, lieber eine Hexe zur Mutter haben zu wollen. „Snape?“, fragte er leise und hörte den Angesprochenen schnauben. „Was willst du?“ „…wieso erzählst du ihr nicht, wer es war?“ „…“ „Wenn du nichts dagegen tust, wird es wieder passieren.“ Snape gab ein verächtliches Geräusch von sich. „Wann immer ich etwas gegen Potter und Black unternommen habe, ist es auf mich zurückgefallen…und danach noch schlimmer geworden.“ Remus warf ihm einen unsicheren Blick zu; eigentlich wollte er widersprechen, denn oft hatte sich auch Snape falsch verhalten, doch wenn er das laut sagen würde, würde es nur wieder zu Streit führen…und er wollte gerade nicht streiten, sondern helfen. „Was passiert wohl, wenn ich Leute aus meinem eigenen Haus verpetze…“, fuhr Snape zynisch fort. Remus konnte es sich gut vorstellen, wenn sie ihn jetzt schon so zugerichtet hatten. Andererseits musste man doch etwas tun können? Was hätte er an seiner Stelle getan? Seine Freunde hätten sich vermutlich für ihn eingesetzt, doch Snape…hatte keine Freunde, nicht mal in Slytherin. „Du bist mit daran schuld.“ Remus fuhr herum, als er das hörte, und er starrte ihn fassungslos an. „Ich?“, entkam es ihm und Snape senkte den Blick auf seine Hände. „Es passt ihnen nicht, dass ich mich mit einem Gryffindor-Halbblut rumtreibe…nachdem ich mich schon mit einem Sch- …mit ihr…“ Remus blinzelte. „Du sprichst von Lily.“ Es brauchte keine Antwort seitens Snape, um zu wissen, dass er richtig lag. Remus konnte nicht glauben, dass man so rassistisch sein konnte, doch leider wusste er es gut genug. Zögernd setzte er sich neben Snape, warf diesem einen Seitenblick zu. Wie er dort saß und mit zusammengepressten Lippen vor sich hin starrte, während das Blut an seinem Kinn herunter tropfte…verspürte Remus einfach nur tiefes Mitgefühl. So unfreundlich Snape auch oftmals war, das hatte er einfach nicht verdient…und er wollte ihm zeigen, dass er nicht allein war. Vorsichtig legte er eine Hand auf seine Finger, die sich in seinen Umhang verkrallt hatten. Im ersten Moment zuckte Snape zusammen und Remus befürchtete schon, er würde aufspringen und ihn anfahren – er tat es nicht. Tatsächlich zog er seine Hand erst weg, als Madame Pomfreys hektische Schritte auf dem Gang ertönten…und Remus konnte sich nicht erklären, warum allein das sein Herz höher schlagen ließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)