This Is Called Love von Shunya (Kurzgeschichten Sammlung) ================================================================================ Kapitel 14: Strike! ------------------- Genervt und mit vor der Brust verschränkten Armen sitze ich auf einer Bank und sehe missmutig in die Runde. Meine Mutter hat meinen Bruder überredet mich mit zur Bowlingbahn zu nehmen. Jetzt muss ich mit ihm und seinen Freunden abhängen, wo doch heute der Star Trek-Marathon läuft. Tobias' Freunde sind auch noch solche halbstarken, lärmenden Proleten. Ich passe da so ganz und gar nicht in die Runde. „Hey, du bist dran, du Wicht!ˮ, meint einer der Jungs, boxt mir in die Schulter und macht sich neben mir breit, so dass ich erst Recht Platz machen muss. Genervt erhebe ich mich also und reibe mir über den schmerzenden Arm. Zu dumm. Der Kerl sieht echt gut aus. So ein richtiger Aufreißer, aber wenn er den Mund aufmacht möchte man ihn nach kurzer Zeit mit einer Bowlingkugel bewerfen. Matthias heißt er, wenn ich mich recht erinnere. Bei all den Typen kann man sich auf Anhieb sowieso nicht alle Namen merken und wozu auch? Nach dem heutigen Abend sehe ich sie ohnehin nicht wieder. Ich greife nach den Kugeln und suche mir eine aus, die gut in der Hand liegt. „Na, wie viel wetten wir?ˮ „Der Kleine wirft doch voll daneben!ˮ „Hey, Zwerg! Die Pins musst du treffen!ˮ „Genau! Nicht in die Rinne!ˮ „Oder gleich auf die Bahn unserer Nachbarn!ˮ, grölt einer lachend. Grummelnd kehre ich ihnen den Rücken zu. Arschlöcher! Tobias macht auch noch mit. Das gibt Prügel zuhause! Ich ziehe die Hand mit der Bowlingkugel nach hinten und stelle mich in Position. „Auch ein hübscher Arsch kann entzücken!ˮ, brüllt einer der Jungs lachend. Ich stöhne innerlich. Was findet Tobias nur an diesen Affen? „Du machst das schon.ˮ Irritiert drehe ich mich um. Der Junge, der mich eben vom Platz gedrängt hat sieht mich aufmunternd lächelnd an. Matthias. Verlegen sehe ich zu ihm. „Hey, Matze! Mach ihm keine schönen Augen!ˮ „Genau, sonst wirft er sich dir noch an den Hals!ˮ „Matze! Wenn er einen Strike schafft kannst du ihn ja zur Belohnung vernaschen!ˮ „Wo ist da die Belohnung für ihn?ˮ „Na, er darf es mit Mr. Long-John treiben!ˮ Die Jungs lachen, dabei sind sie nicht mal betrunken, aber sie reden sich so in Rage, dass sie nicht mal merken was sie da von sich geben. „Streng dich an, Benni!ˮ, feuert Tobias mich an. „Matze ist auch schwul. Vielleicht läuft da noch was!ˮ Beschämt wende ich den Blick ab, weil jetzt alle Jungs durcheinander reden. Ich schaue flüchtig zu Matthias, der nur breit grinst. Irgendwie anzüglich? Irritiert wende ich den Blick ab. Ich gehe wieder in Position und schwinge den Arm. Die Kugel entrutscht meiner Hand und rollt über die Bahn. Angespannt sehe ich zu wie sie auf die Pins zurollt. Wenigstens ein Kegel soll umfallen. Wäre zumindest nicht übel. Ich balle meine Hände zu Fäusten und halte den Atem an. Angespannt sehe ich zu den Kegeln. Schließlich herrscht fassungslose Stille. Die Jungs hinter mir geben keinen Laut von sich. Dann jubelt Tobias. „Strike!!!ˮ Benommen sehe ich zu den Pins. Kein einziger steht noch. „Pah! Ist doch nur Anfängerglück!ˮ „Genau!ˮ „Anfängerglück!ˮ Ich drehe mich um und trete hastig einen Schritt zurück, als Matthias auf einmal zu mir kommt. „Gut gemacht!ˮ, lobt er mich. Er ist so groß, dass ich zu ihm aufsehen muss. Erst jetzt nehme ich ihn so richtig wahr. Seine kurzen schwarzen Haare, braune Augen, die breiten Schultern und die große Statur. Er trägt ein enganliegendes schwarzes Shirt und eine dunkelblaue Jeans. Er grinst seine Freunde an und beugt sich zu mir herunter. Noch ehe ich zurückweichen kann küsst er mich. Die Jungs grölen. Hastig löse ich den Kuss und wische mir mit dem Handrücken über den Mund. Was soll der Mist? Mit geröteten Wangen sehe ich zu Matthias und würde am liebsten im Erdboden versinken, doch der tut sich nicht auf. Sehr zu meinem Leidwesen. Ein anderer Junge mit strohblonden Haaren springt auf und schubst uns aus dem Weg. „Los, weg da! Ich bin dran!ˮ Ich werde gegen Matthias gedrückt und spüre wie er mich am Arm stützt. Ich winde mich aus seinem Griff und gehe zurück zur Sitzecke. Hastig stürze ich mein Glas Cola herunter. Matthias lässt sich neben mich fallen. Unsere Beine berühren sich. Ich linse zu ihm, aber er bemerkt es nicht sondern guckt zu dem Typen der jetzt dran ist. Ich habe das Gefühl seine Lippen liegen noch immer auf meinen. Wieso hat er das bloß gemacht? Aus einer Laune heraus? Weil die anderen Jungs ihn angestachelt haben? Der Rest des Abends wird megalangweilig. Matthias glotzt immer zu diesem Blondschopf und scheint ihn mit den Augen aufzufressen und meine nächsten Kugeln gehen entweder in die Rinne oder treffen nur ein paar Kegel. Meine Laune sinkt auf den Tiefpunkt. Nach einiger Zeit suche ich die Toiletten auf. Hoffentlich kann ich bald nach Hause gehen. Ich habe keine Lust mehr. „Ach, du bist auch hier?ˮ, höre ich Matthias' Stimme. Überrascht drehe ich mich ihm zu. Er sitzt auf einer Toilette, die Tür weit offen und raucht heimlich. Stimmt ja, er hat sich vor mir aus dem Staub gemacht. „Hast du keine Lust mehr dem Blonden auf den Arsch zu glotzen?ˮ, frage ich ihn gehässig. Er grinst und bläst den Rauch aus. „Hast es bemerkt, was?ˮ „War ja ziemlich offensichtlich.ˮ „Ich habe ihm mal den Schwanz geblasen, aber mehr lief da nicht. Wir waren sturzbetrunken.ˮ Er nimmt einen Zug und lehnt sich zurück. „Dein Arsch ist auch nicht von schlechten Eltern, Benni.ˮ „Aha...ˮ Unschlüssig bleibe ich stehen. Eigentlich wollte ich pissen, aber nicht vor ihm. Deftinitiv nicht vor ihm! „Soll ich dir zur Hand gehen?ˮ, fragt Matthias anzüglich. „Nee!ˮ Trotzdem bleibe ich noch immer stehen. Vor diesem Jungen, den ich im Grunde gar nicht kenne. Der mit mir flirtet. Der so viel mehr Erfahrungen mit Jungs gesammelt hat als ich bisher. Es ist die Neugierde, die mich hier verharren lässt. Der erste Eindruck war nicht gerade der Beste, aber Matthias scheint trotz dem Affenzirkus ein netter Kerl zu sein. Er drückt seine Kippe auf dem weißen Fliesenboden aus und winkt mir lasch zu. „Komm her.ˮ Erst zögere ich, dann gehe ich auf ihn zu bis ich schließlich zwischen seinen gespreizten Beinen verharre. Er drückt hinter mir die Tür zu und sieht zu mir auf. Ich atmete tief durch und bin nervös. Matthias lächelt und zieht mich auf seinen Schoß, bis ich ganz nahe an ihn gepresst auf seinen Beinen sitze. Wir küssen uns. Einfach so. Ohne irgendwelche Hintergedanken. Zumindest meinerseits. Matthias Hände wandern flink unter meinen Pullover. Ich spüre sie an meiner nackten Haut, sie erkunden jeden Zentimeter und wandern immer tiefer zu meinem Hosenbund. Ich atme gegen seine Lippen und öffne meine als er mir die Zunge in den Mund schiebt. Feucht und frech neckt sie meine, lässt sich von ihr umgarnen und raubt mir den Atem. Seine Hand steckt längst in meiner Hose. Als zwei Jungs lachend ins Männerklo kommen sind Matthias und ich längst mit unserer Erkundungstour zu tieferen Einblicken angelangt. Er hat mich gegen die Tür gedrängt. Die Hose hängt mir irgendwo in den Kniekehlen und knallrot lausche ich den Jungs, während Matthias sich an mir austobt. Wie soll man da leise bleiben? „Wo sind eigentlich Matze und der Kurze abgeblieben?ˮ „Keine Ahnung. Ob die es miteinander treiben?ˮ „Kennst doch Matze. Der kann seine Finger nicht bei sich behalten.ˮ Matthias stöhnt unterdrückt. Oh man, kann er nicht leiser sein? „Whoa, schnell raus hier. Da scheint jemand eine längere Sitzung vor sich zu haben!ˮ „Igitt! Das stinkt immer so grauenvoll!ˮ Die Jungs hasten aus dem Klo, nachdem sie sich erleichtert haben. Matthias liebkost meinen Hals. „Stört es dich nicht, dass sie so über dich reden?ˮ, frage ich ihn. „Nö. So ganz unrecht haben sie doch nicht oder?ˮ Er lacht leise und streicht mir durch die Haare. „Ich kanns nicht fassen was wir hier gerade gemacht haben!ˮ Ich lehne meinen Kopf an die kühle Tür. Meine Wangen glühen. Matthias zieht seine Hose hoch, also tue ich es ebenfalls hastig. Ich öffne die Tür. Matthias wirft einen Blick hinaus. Wir treten in den Raum und verlassen schließlich die Bowlingbahn. Draußen schlägt uns frische Luft entgegen. Aus einem Automaten holt Matthias uns Coladosen. Nach dem Quickie tut das echt gut. Die Flüssigkeit rinnt mir durch die trockene Kehle. Wir sitzen auf einem Ständer für Fahrräder. Nicht gerade angenehm, aber besser als uns die Beine in den Bauch zu stehen. Matthias' Hand streicht über mein Bein. Ich grinse. Er kann seine Hände wirklich nicht bei sich behalten. „Magst mich mal treffen? Also ohne die anderen?ˮ, fragt er nach einiger Zeit. „Denke schon.ˮ Er nickt breit grinsend und trinkt seine Cola. Müde lehne ich meinen Kopf an seine Schulter. Meine Hand streicht über seinen linken Arm bis hinunter zu seiner Hand. Unsere Finger verschlingen sich miteinander. Mir streicht die kühle Abendluft über das Gesicht, zerzaust meine Haare und lässt mich leicht fröstelnd näher an Matthias heranrücken. Wieder bin ich es, der seine Nähe sucht. Bleibt nur zu hoffen, dass er es zulässt und abzuwarten, ob mehr daraus wird. Dass vielleicht irgendwann mal aus mir und ihm ein wir wird. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)