This Is Called Love von Shunya (Kurzgeschichten Sammlung) ================================================================================ Kapitel 16: Ein (un)romantisches Date ------------------------------------- „Hör mal, Nicholas! Können wir nicht irgendwie... ich meine, dass hier...ˮ Unschlüssig bleibe ich stehen und lasse den Blick durch die Eissporthalle schweifen. Sie ist nicht so voll wie im Winter, aber auch zu dieser warmen Jahreszeit kommen hin und wieder gerne einige Schlittschuhläufer in die Halle um ihren Spaß zu haben oder zu trainieren, die normalerweise von der ortsansässigen Eishockeymannschaft genutzt wird. Ich habe mein erstes richtiges Date mit Nicholas und wir verbringen es ausgerechnet hier. Mein Freund hat so gar keine Ahnung was Romantisch ist. Allerdings kann man ihn auch nicht als Romantiker bezeichnen. Das einzige was für ihn darunter fällt ist Sex und der ist in meinen Augen noch weniger romantisch. Schon gar nicht mit ihm. „Komm schon! Sei keine Memme! Rauf aufs Eis!ˮ, ruft Nicholas und fährt seelenruhig ganz in meiner Nähe seine Runden. Ich stehe auf wakeligen Kufen auf dem Rand vor der Absperrung und kralle mich daran fest um nicht umzukippen. Ich habe ihm schon so oft gesagt, dass ich nicht der sportliche Typ bin und er schleift mich hierher. Nicholas ist ein Sadist. Mittlerweile ist er wesentlich netter zu mir geworden als in der Anfangszeit, aber er denkt immer noch nur an seinen Spaß. Ich bleibe hingegen doch oft auf der Strecke. Jammernd setze ich einen Fuß auf die glatte Eisfläche und rutsche sofort weg. Wie soll man da drauf stehen bleiben? Mühsam kämpfe ich mich auf das Eis und muss mir anhören wie Nicholas herzhaft über meine kläglichen Versuche lacht. Idiot! Verbissen arbeite ich mich an der Absperrung entlang. Nie im Leben würde ich loslassen und beneide die anderen Läufer, die hier so geschmeidig und sanft über das Eis gleiten als wäre es das Normalste auf der Welt. Ich habe jetzt schon keine Lust mehr. Mein Blick sucht Nicholas, der sich von mir entfernt hat und sein eigenes Ding durchzieht. Ich komme mir hier ziemlich verloren und auf mich gestellt vor. Gefrustet hangele ich mich weiter an der Absperrung vorwärts. Ab und an rutschen mir die Beine dann aber doch weg. Ein kleiner Junge läuft schnurstracks an mir vorbei. Mir klappt glatt die Kinnlade herunter. Wenn der das kann, kann ich das doch auch. Unsicher lasse ich los und versuche ein paar Meter zu gleiten. Von gleiten ist allerdings keine Spur zu sehen. Ich rudere mit den Armen und falle schmerzhaft zu Boden. „Aua...ˮ Mein Hintern schmerzt. „Du sollst laufen und nicht herumsitzen!ˮ, höre ich Nicholas belustigte Stimme hinter mir. Ich sehe zu ihm auf als er sich über mich beugt. „Sagt sich so leicht. Ich kann das nicht.ˮ „Übung macht den Meister!ˮ Nicholas grinst, lässt mich sitzen und zieht wieder seine Kreise, doch diesmal um mich herum. Grummelnd versuche ich mich zu erheben und kämpfe mich zurück zur Absperrung was Nicholas scheinbar äußerst amüsant findet. Wenn der so weitermacht gehe ich nach Hause. Egal, was er dann sagt. Als ich mich endlich wieder an die rettende Absperrung klammere atme ich erleichtert auf. Erschocken schnappe ich nach Luft, als Nicholas gegen mich prallt und seine Arme um mich schlingt. Ich werde gegen die hüfthohe Wand gedrückt und schnappe nach Luft. Ärgerlich drehe ich mich zu ihm herum, bekomme jedoch schon im nächsten Moment einen Kuss auf die Lippen gedrückt. Widerwillig gebe ich nach und lehne mich gegen ihn. Meine Hände krallen sich aber trotzdem noch in die Absperrung. Nicholas Hände legen sich auf meine und lösen langsam meine Finger davon was ich gar nicht so witzig finde. „Los, komm! Wir versuchen es nochmal!ˮ, flüstert er eindringlich gegen meine Lippen. Er zieht mich zu sich herum und stellt sich vor mich. Langsam fährt er rückwärts und zwingt mich dazu hinterherzukommen. Meine Hände lässt er jedenfalls nicht los. Mit wackeligen Beinen und total unsicher auf den Schlittschuhen rutsche ich vorwärts und lasse mich von Nicholas mitziehen. „Benutz' deine Beine oder soll ich hier alles machen?ˮ, meckert Nicholas mit mürrischer Miene. Vorsichtig bewege ich meinen Fuß vorwärts und rutsche sofort wieder aus. Ich hänge mich gegen Nicholas Hände oder an sie, wie auch immer, denn kurz darauf hänge ich wie ein nasser Sack in seinen Armen und komme mir echt blöd dabei vor. „Etwas tiefer und...ˮ, deutet Nicholas breit grinsend an. „Halt die Klappe!ˮ, erwidere ich knallrot und versuche mich aufzurichten. „Für ein Fliegengewicht bist du echt schwer!ˮ, beschwert er sich. Ächzend rappele ich mich auf und hänge immer noch mit meinem ganzen Gewicht an ihm. „Das macht keinen Spaß!ˮ, nörgele ich und halte mich an Nicholas fest. „Du gibst dir ja auch keine Mühe.ˮ „Das ist mir zu kompliziert.ˮ „Willst du zu mir kommen und vögeln?ˮ, fragt Nicholas hoffnungsvoll. Ernüchtert sehe ich in sein Gesicht und schüttele entschieden den Kopf. Dann lieber doch das hier. Ist immerhin unser erstes Date. Wir hatten noch nie ein Date. Es sei denn Sexdates zählen dazu. Jedes Mal, wenn wir uns außerhalb der Schule treffen landen wir ausschließlich in seinem Bett. Kommt er zu mir beginnt er für gewöhnlich erst mal mein Chaos aufzuräumen und dann landen wir im Bett. Es läuft also im Prinzip immer darauf aus, dass wir Sex haben. Das hier hingegen ist mal eine Abwechslung, auch wenn sie mir weniger Spaß macht als Nicholas. „Los, du Mimose! Ein Fuß vor den anderen!ˮ Nicholas gleitet rückwärts und schleift mich mit sich. Hoffentlich falle ich nicht wieder auf den harten Boden. Die ganze Zeit starre ich auf meine Füße und die gefrorene Eisfläche. „Guckst du auf meinen Schritt oder was machst du da?ˮ, fragt Nicholas neckend. „Ich versuche nicht den Boden zu küssen.ˮ „Küss lieber mich!ˮ Ich sehe zu Nicholas auf, der sich nicht mehr bewegt und mich in seine Arme zieht. Er küsst mich frech und umarmt mich so fest, dass ich mich in seinem Klammergriff kaum rühren kann. Peinlich ist es mir in der Öffentlichkeit zwar schon, aber Nicholas zu küssen ist auch nicht so übel. Ich entspanne mich, da er mich hält und genieße es. Mein Körper schmiegt sich an seinen. Nicholas Lippen sind warm und weich. Ich schließe meine Augen und genieße den Moment der trauten Zweisamkeit. Zumindest solange bis der kleine Streberbengel von vorhin Nicholas rempelt und wir mit einem überraschten Aufschrei zu Boden segeln. Polternd falle ich auf den Rücken, Nicholas auf mir liegend. „Aua...ˮ, jammere ich schon das zweite Mal an diesem Tag. Vielleicht hätte ich den Sex doch vorziehen sollen? „Noch alles dran?ˮ, fragt Nicholas und richtet sich auf. „Glaub schon...ˮ Er hilft mir auf was sich wieder als äußerst schwerfällig darstellt, da ich einfach nicht sicher auf den Schlittschuhen stehen kann. Er bringt mich zur sicheren Absperrung zurück. Ich laufe über die kleine Erhebung und finde wieder sicheren Halt auf dem rutschfesten Boden. Seufzend lasse ich mich auf einer Bank nieder. Der Junge fährt weiter seine Runden als sei nichts geschehen. Kleine Ratte! Nicholas setzt sich neben mich. „Sex?ˮ, fragt er. „Definitiv!ˮ Ich lehne mich an seine Schulter und schließe die Augen. Er klopft mir tätschelnd aufs Knie. „Dir ist aber schon klar, dass ich dich spätestens im Winter wieder hierherschleifen werde?ˮ, fragt er scheinheilig. „Bitte nicht!ˮ, jammere ich und drücke mein Gesicht in seine Jacke. „Weihnachtsmarkt?ˮ „Besser! Viel besser!ˮ Er lächelt und gibt mir eine kleine Kopfnuss. Ich greife mir murrend an die Stirn, als er mir auch schon grinsend einen Kuss auf den Mund drückt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)