Als wir Kinder waren von KarliHempel ================================================================================ Epilog: Die Notwendigkeit des Unnötigen --------------------------------------- Mit angestrengtem Blick blieb er stehen und sah sich um. Laut der Wegbeschreibung, die Schuldig ihm gegeben hatte war er auf dem richtigen Weg. Sicher hätte Ran auch nach dem Weg fragen können, doch in seinem Aufzug kam er sich schon albern genug vor. Aber Schuldig fand es nötig. Ihm zu liebe hatte er sich dazu überreden lassen einen schwarzen Anzug zu tragen. Zu dieser ganzen Aktion hatte er sich überreden lassen. Leise schnaufte er und nahm sich vor keine solch wichtigen Entscheidungen mehr zu treffen, wenn sie mit einander schliefen. Dabei war er einfach nicht mehr Herr seiner Sinne. So hatte er auch zugestimmt Schuldigs Versteck auszubauen zu lassen. Nun lebten sie auf drei Etagen und hatten eine große Terrasse, auf der ihre alte Holzkiste stand. Ran schüttelte resignierend den Kopf, als er daran dachte. An den ganzen Baulährm und Schuldigs breites Grinsen. Der Deutsche hatte ihn in den letzten sieben Jahren einiges an Kraft und Nerven gekostet. Dafür hatte er ihm aber auch beim Einbürgerungstest geholfen. Das wog es wieder etwas auf. "Verdammter Kerl", fluchte er auf deutsch. Er hatte sehr schnell deutsch gelernt. Als Schuldig es nicht mehr für nötig hielt in seinem Heimatland japanischen zu sprechen, war es für Ran eine Notwendigkeit gewesen diese Fremdsprache zu beherrschen. Schon bald war seine Bandbreite an deutschen Flüchen ebenso beeindruckend wie die Schuldigs. Ein kurzes Lächeln zuckte über seine Lippen. Ihre Streitigkeiten waren dadurch jedoch nicht wortreicher geworden. Es hatte sich nur in eine andere Sprache verlagert, endete aber dennoch jedes mal damit, dass die die Laken zerwühlten. Entschlossenen Schrittes lief er weiter. Er wollte nicht zu spät kommen, wenn er schon zugestimmt hatte. Endophinrausch hin oder er. Er hatte seine Ehre und stand zu seinem Wort und wenn er ehrlich zu sich war, schmeichelte es ihm auch ein wenig. Etwas nervös trat er in das große Gebäude. Mit kühlen Fingern öffnete er die Tür und schluckte trocken. Schuldig stand mit einer jungen Dame zusammen und unterhielt sich angeregt. Sie trug ein helles Kostüm und Schuldig einen ebenso hellen Anzug. Neidvoll musste Ran zugeben, dass Schuldig dieser Aufzug besser stand, als ihm. Mit dem zweiten Blick fand er, dass Schuldig und diese Frau gut zusammen aussahen. Zu einer anderen Zeit wären sie wohl ein schönes Paar gewesen. Schuldig sah zu ihm und legte sich bestes Lächeln auf. Ran knurrte ganz leise um seine Verlegenheit zu verbergen und tat auf ihn zu. "Wollen wir? ", fragte die Frau und Ran atmete einmal tief durch. Nun gab es kein Zurück mehr. Er sah heimlich zu Schuldig hinüber, der mit vor Stolz geschwollener Brust neben ihm stand und breit lächelte. Ein mal mehr wurde Ran bewusst, wie nötig das hier geworden war. Nicht nur für Schuldig. Auch er begann das hier immer dringender zu wollen. Der fragende Blick der Frau riss ihn aus seinen Gedanken. So oft hatte er es heimlich geübt. Er wusste, was sie, was Schuldig jetzt von ihm hören wollte. "Ja", war alles, was nötig war und er hörte Schuldig erst erleichtert durchatmen, dann kichern. "Für einen Moment hatte ich geglaubt, du überlegst es dir doch noch anders" Ran hörte die ehrliche Sorge deutlich heraus. Aber nein. Er hätte es nicht anders gewollt. Versichernd griff er nach Schuldigs Hand. Sie war kalt und feucht. Ein wenig musste Ran schmunzeln über die offensichtliche Nervosität des Deutschen. Nun sah die Dame Schuldig an und er brachte eine brüchige Bestätigung heraus, ehe er sich räusperte und es nur wenig fester wiederholte. Schuldig griff in seine Tasche und nach Rans Hand. Das kühle Titan schmiegte sich in einem schlichten Band um seinen Finger. Ein ungewohntes Gefühl. Ungewohnt, aber nicht unangenehm. Im Gegenteil. Mit leicht zittrigen Fingern griff Ran nun in die Tasche seines Anzuges, holte das Gegenstück hervor und schob es Schuldig über den Finger. Alles hier war so schlicht, wie diese zwei Ringe. Keine Zeugen, keine Musik, keine langen Reden. Nichts, dass die Wichtigkeit dieses Moments hätte störten können. Er hatte genug Bedeutung. Auf den Tag genau vor sieben Jahren hatten sie sich in diesem Land vor einem Haufen Verrückter versteckt, hatten in ihrer ersten Nacht zu einander gefunden. Dieses Datum war ihnen immer wichtig gewesen. Sie hatten diese Entführung fast unbeschadet überlebt. Einzig eine winzige, unscheinbare Narbe an Rans Bein war geblieben. Diese Narbe und ihre Liebe. Sie hatten dieses Wort all die Jahre nicht in den Mund genommen und würden es vermutlich auch nicht. Es war nicht nötig. Sie wussten, welche starke Kraft sie zusammen hielt. Es musste nicht benannt werden. Schuldigs erleichterter Kuss auf seinen Mundwinkel riss Ran ins hier und jetzt zurück. Drei Unterschriften spät war es dann offiziell. Ran war nicht mehr nur ein Mann mit doppelter Staatsbürgerschaft. Ab diesem Moment war er verheiratet. Mit Doppelnamen. Ran Fujimiya-Schuldig. So unscheinbar, wie sie das Gebäude betreten hatten verließen sie es wieder. Ran wollte nach Hause. Er fühlte sich im Anzug einfach nicht wohl. Zu sehr hatte er sich schon an Jeans und Shirt gewöhnt. Selbst bei der Arbeit in dem kleinen Blumenladen in der Altstadt trug er höchstens bequeme Stoffhosen. Maria, seine Chefin, hatte über Minuten nichts sagen können, als er ihr von diesem albernen Detail erzählt hatte. Schnaufend lehnte Ran sich mit einer Tasse Tee an die Wand hinter dem Bett. Sein Blick heftete sich auf das schlichte Titan, dass er Mit dem Daumen der selben Hand um seinen Ringfinger schob, während er An seinem Tee nippte. Er spürte, wie Schuldig sich neben ihn sinken ließ. Mit kurzen Blicken versicherte er sich, dass beide Anzüge ordentlich geglättet an den Griffen des Kleiderschrankes hingen. Schuldig lag in Jogginghose und Shirt neben ihm. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt und selig grinsend. Während Ran seinen Tee trank blieben sie beide ruhig. Erst, als er die leere Tasse neben das Bett auf den Boden stellte, drehte Schuldig sich auf die Seite zu ihm und grinste unheilvoll dunkel. Eisige Schauer liefen durch Rans Rücken und er schluckt hart. Er kannte dieses Grinsen zu gut und wusste, was passieren würde, als der Deutsche allmählich zu ihm kroch. Schuldigs Lippen auf seinem mit Stoff bedeckten Knie ließ ihn schaudern und er fragte sich, ob er jemals weniger empfindlich auf ihn reagieren würde. Doch im nächsten Moment war es ihm egal. Er schloss genießend die Augen, wollte nur fühlen. Seine Hochzeitsnacht wollte er ganz besonders auskosten. Die geschickte Finger auf seiner Haut, diee warmen Lippen und denn erhitzen Körper seines Mannes. Ein wenig öffnete er die Augen, sah auf Schuldig herab, der voller Hingabe die Haut um seinen Nabel liebkoste. Heiße und kalte Schauer jagten über seine Haut. Dieser Mann war seiner. Ganz allein seiner. Ganz offiziell. Die letzten Jahre waren nötig um sie beide hier her zu bringen. Ran fand, dass es all das wert war. Jeder Streit, jedes heimliche Treffen, jede Wunde, jede kraftezehrende Nacht. Gierig zog er an Schuldigs Shirt. Er wollte nicht länger warten. Er hatte eine Woche auf Schuldig verzichten müssen. Dieser war ohne große Erklärung losgefahren. Angeblich ein spontaner Junggesellenabschied. Als Ran nur zwei Tage später von einem gehäuften Auftreten von Schlaganfällen in der Schweiz hörte, hatte er eine Ahnung gehabt. Dennoch. Er hatte nicht gefragt, wollte es nicht wissen. Wichtig war nur, dass er wieder hier war. Zuhause. Bei Ran und, dass Er ihn so dicht bei sich spüren konnte. Er wollte ihn jetzt. Und er wusste, dass es immer so bleiben würde. -Ende- Hosted by Animexx e.V. 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