So far away von Pfeffersosse (Sommerwichteln 2014 - Ren_Koumei) ================================================================================ Prolog: -------- Seine Augen waren wie ausgetrocknet und sein Kopf schmerzte ihn vom vielen Nachdenken. Wie viele Stunden verbrachte er nun schon in diesem Zimmer? Wie viele davon hatte er damit verbracht seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen? Er hatte nicht nur geweint in dem Zimmer, er hatte auch geschrien, aber so leise, dass keiner es hätte mitbekommen können. Dennoch, war sein Aufenthalt in diesen Gemächern nicht zu seiner Zufriedenheit, denn er hatte einfach zu viele für seinen Geschmack darin verbracht. Und immer noch tat es einfach zu schrecklich weh daran zurückzudenken. An den Moment, in dem er alles verlor. In dem er ihn verlor.   Er blickte auf und sah in sein verweintes und leicht angeschwollenes Gesicht und hätte am liebsten den Spiegel zerschlagen. Sein Anblick war erbärmlich. Wie tief war er gefallen, dass er so aussehen musste? Doch Alibaba Sajula, so hieß der junge Mann, war nicht in seiner alten Heimat Balbadd, sondern als Gast bei König Sinbad in Sindria. Deshalb konnte er es sich nicht erlauben irgendeine Sachbeschädigung am Mobiliar zu verantworten. Obwohl es sicherlich auch nicht aufgefallen wäre. Viel hatte er bis jetzt noch nicht von den anderen Räumlichkeiten, außerhalb seines Zimmers und des Badezimmers, gesehen. Dafür litt er zu sehr an dem Verlust seines besten Freundes, obwohl er so viel mehr für ihn war. Es versetze ihm wieder einen Stich, als er an sein Gesicht denken musste und an den Moment, in dem er in seinem Armen gestorben und ihn für immer verlassen hatte. Denn er hatte absolut nichts dagegen tun können. Er hätte ihn sicherlich vorher retten können, doch noch schlimmer, er hatte ihn mit seinen eigenen Händen getötet. Kassim ...   Alibaba konnte nicht genau sagen, was er gerade denken oder machen sollte. Zu sehr hatte sich die Schuld in seinen Knochen gefressen und sie wollte ihn partout nicht loslassen. Es war seltsam, denn eigentlich hätte er den anderen dafür auch hassen können. Immerhin war Kassim der Dunkelheit verfallen und das einzige Licht, das er noch besaß, wollte er ein ums andere Mal mit seinen eigenen Händen zum Erlöschen bringen. Aber Alibaba war nicht so leicht unterzukriegen gewesen, wie es sich der Junge mit den Rastas gedacht hatte. Obwohl er zu dem Zeitpunkt eher gute Miene zum bösen Spiel gemacht hatte. Zu sehr hatte es ihn geschmerzt, dass sein bester Freund vom rechten Weg abgekommen war. Was war nur in der Zeit passiert, als sich ihre Wege getrennt hatten? War noch mehr im Spiel, als das was Kassim ihm erzählt hatte? Er hatte sich eh die letzten Tage Gedanken darüber gemacht, ob er vielleicht genauso geworden wäre, hätte der König ihn nicht zu sich genommen und so von seiner Familie getrennt. Es war für ihn umso schwerer zu akzeptieren, dass seine Familie so stark gelitten hatte, während er täglich den Arsch abgeputzt bekam. Obwohl dies vielleicht etwas übertrieben war. Sein Blick schweifte umher und er ging langsam zu dem großen Fenster. Die Aussicht konnte ihn auch nicht fröhlicher stimmen, obwohl es wirklich ein wunderschöner Tag war. Die Sonne schien über die lebhafte Stadt und das Getümmel von Menschen war bis zu seinem Zimmer zu hören. Doch er hatte sich zu sehr an die allgegenwärtige Trauer und Wut geklammert, die in seinem Inneren wütete. Er hatte nämlich gehofft, endlich, nach so langer Zeit wieder mit Kassim vereint zu werden. Die alten Zeiten wieder aufleben zu lassen, doch nun würde keiner seine Träume in Erfüllung gehen. Immerhin waren sie mehr als nur beste Freunde gewesen, denn seine Mutter hatte sie zu Brüdern werden lassen. Doch es war noch so viel mehr, das beide verband, dass es sich für ihn so anfühlte, als wäre sein Herz herausgerissen worden. Und doch war da dieses eine kleine Sache, die beide verband. Auch wenn diese mit der Zeit anderes wurde, als Alibaba je gedacht hätte. Denn auch wenn er wusste, dass Kassim sein Bruder war, so hatte er sich öfters gewünscht, dass es mehr als nur das zwischen ihnen gab. Denn die Momente, die sie zusammen verbracht hatten, hatten sie zusammengeschweißt und zu Komplizen gemacht. In jeglicher Hinsicht, sei es nun als Verbrecher oder anderwärtig. Alleine der Gedanke an diese gemeinsame Zeit schmerzte in seiner Brust und so riss er sich von der lebhaften Stadt los und warf sich wieder auf sein Bett. Diese Nachdenklichkeit, die sich in sein Gewissen gehaftet hatte, machte ihn fast rasend. Am liebsten hätte er wieder laut geschrien, die Ausstattung, gegen seine Prinzipien, zerstört und den einen oder anderen niedergestochen. Doch so war seine Persönlichkeit nicht. Er würde nicht wegen der Trauer wüten, denn so tief war er noch nicht gefallen.  Kapitel 1: 1. Traum: Kennenlernen --------------------------------- Kaum hatte sein Körper das weiche Bett berührt, da schlich sich die Müdigkeit in jede Faser seines Körpers. Zuvor hatte er sie nicht bemerkt oder gewissenhaft ignoriert. Doch nun, mit einem Schlag, überkam sie ihn mit solcher Heftigkeit, dass er dachte, er würde nie wieder daraus erwachen. Aber vielleicht war dies für alle das Beste? Einfach einschlafen und nie wieder erwachen. Oder, vielleicht doch wieder erwachen und Kassim wiedersehen? Doch er konnte seine Gedanken nicht wirklich zu Ende führen, denn der Schlaf überkam ihn, als wolle er ihn unbedingt einnehmen. Ihm etwas zeigen oder sonstiges mit ihm tun. Also gab er sich dem hin und träumte das erste Mal seit vielen Jahren.   Alibaba Sajula saß bei seiner Mama und beobachtete sie, wie sie in ihrem Mittagsschlaf weinte. Er hatte dies schon öfters bei ihr gesehen, aber noch nie getraut nachzufragen, was oder wieso sie so traurig war. Er hatte immerhin auch so seine kleinen Geheimnisse. Deshalb dachte er einfach, dass seine Mama diese sicherlich auch vor ihm hatte und machte sich keine weiteren Gedanken darüber, bis sie wieder weinen würde.   Er war noch nicht sehr alt und konnte eh noch nicht alles verstehen, was die Erwachsenen manchmal taten oder sagten. Aber er wusste eines sich, dass seine Mama ihn wirklich liebte. Er liebte sie auch über alles, deshalb versuchte er ein so braves Kind zu sein, wie nur möglich. Er war nur seit einiger Zeit ein wenig neidisch auf die anderen Kinder, die in der Gasse spielen durften, aber er wollte sich auch nicht wirklich mit ihnen abgeben. Obwohl es gleichzeitig nach so viel Spaß aussah. Alibaba hatte nun schon einige Tage überlegt, ob er nicht vielleicht doch nach draußen gehen und mit den Kindern spielen sollte. Immerhin war er auch nur ein Kind und die wollten nun mal spielen. Vorsichtig, um seine Mama nicht zu wecken, schlich er sich aus ihrer kleinen Behausung und lief den anderen Kindern hinterher. Sie lachten und tobten und bemerkten den Neuankömmling nicht sofort. Deshalb dachte der kleine Alibaba, dass es schon keine Probleme geben würde, weil er ihnen gefolgt war.   Nachdem die Kinder schon einige Zeit gelaufen waren, blieben sie plötzlich an einer  unbewohnten Stelle stehen. Alibaba war ein wenig von der Umgebung abgelenkt gewesen, deshalb stieß er mit einem der Größeren zusammen. Schnell haspelte er eine Entschuldigung und wich dem leicht wütenden Blick aus. Vielleicht hatte seine Mama doch recht gehabt. Die Kinder wirkten nicht gerade erfreut, dass da einer ihnen gefolgt war. Dabei hatte Alibaba doch überhaupt nichts verbrochen, er war ihnen lediglich gefolgt und mit einem von ihnen zusammengestoßen. So schlimm war das ganze doch überhaupt nicht. „Was will denn so ein Wicht wie du hier bei den großen Jungs?“, fragte der Junge selbstsicher und verschränkte seine Arme, während er sich breitbeinig über den zusammengekauerten Jungen beugte. Die anderen in der Gruppe lachten oder kicherten verstohlen. Der Junge blickte ihn herausfordernd an und so schluckte Alibaba ein wenig, ehe er vorsichtig antwortete: „Ich wollte euch fragen, ob ich mit euch spielen darf, a…aber ihr seid so schnell gelaufen. Da bin ich einfach hinterher.“ Der Junge, scheinbar der Anführer der Kinder, blickte ein wenig skeptisch und schüttelte dann den Kopf: „Solch kleine Kinder dürfen nicht mit uns spielen.“ Er wirkte immer noch selbstsicher und reckte das Kinn in die Höhe. Sein Blick hatte sich etwas verändert, denn nun sah er auch ein wenig schmollend aus. Die anderen blieben im Hintergrund und bejahten nur seine Aussage. Doch plötzlich sah Alibaba eine Bewegung hinter dem größeren Junge und wirkte sichtlich verwirrt. Wieso durfte er nicht mitspielen, dieses kleine Mädchen scheinbar doch? Vorsichtig zupfte sie dann an der zerlumpten Kleidung des Jungen, um so die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken: „Aber Bruder. Ich bin doch auch hier. Er kann doch immer noch mit mir spielen. Oder willst du nicht, dass jemand mit mir spielt?“ Sie hatte die Worte nur genuschelt, doch Alibaba hatte sie sehr wohl verstanden. Und ihr Bruder scheinbar auch. Vorsichtig drehte er sich zu seiner Schwester um und sein Blick wurde weicher, dann strich er ihr sanft über die Haare und gab ihr einen kleinen Kuss auf die Stirn. Nach einiger Zeit nickte er schlussendlich und hielt Alibaba grinsend die Hand hin: „Wenn meine Schwester mit dir spielen will, dann kannst du auch gleich mit uns allen spielen.“ Der Junge mit gebräunter Haut, Rastalocken und ein etwas schäbiges Aussehen, half ihm auf. Seine Kleidung zeigte, dass er in den Slums lebte. Denn sie war nicht mehr ganz und auch ein wenig dreckig hier und da. Schlussendlich stellte sich der Junge vor: „Ich bin Kassim. Und das ist meine Schwester Mariam. Und du Sonderling?“ Alibaba klopfte sich den Schmutz von der Kleidung und strahlte den Größeren förmlich an: „Ich heiße Alibaba Sajula. Was heißt denn Sonderling?“ Lachend warf Kassim die Bemerkung mit einer Handbewegung weg und zerrte Alibaba zu den anderen, um ihn ihnen allen vorzustellen.   Etwas verwirrt wachte Alibaba während diesem sonderbar lebhaften Traum auf. Er verstand nicht genau wieso er über diese Zeit geträumt hatte, aber etwas in ihm schien zu wollen, dass er es noch einmal erleben sollte. Er fühlte sich auf einmal so unsagbar nackt, denn diese Erinnerung war so echt gewesen. Doch viele Gedanken konnte er nicht daran verschwenden, denn er war schneller in der Traumwelt, als er blinzeln konnte.   Kassim lachte, als er mit seiner Schwester und Alibaba unterwegs war. Er hatte sich schon lange nicht mehr so befreit gefühlt. Es schien ihm, als hätte dieser Junge - wenn auch ihm noch etwas fremd - sein Herz im Sturm erobert. Er war wie seine kleine Schwester Mariam. Etwas tollpatschig, lachte anstatt zu weinen - obwohl die Tränen in seinen Augenwinkeln geglitzert hatten – und hatte schnell einen Narren an den braungebrannten Jungen gefressen. Immerhin war er sicherlich älter als sein neuer Spielkamerad und so fühlte er sich ihm auch verpflichtet. Obwohl er ihm eigentlich auch hätte egal sein können, immerhin hatte sich der Junge einfach in ihre Gruppe geschlichen ohne vorher ein Wort mit ihnen gewechselt zu haben. Entweder der Blondschopf war etwas Besonderes oder seine Eltern wollten ihn nicht mit den anderen spielen lassen. Denn Alibaba hatte ihm gebeichtet, dass er einfach verschwunden war ohne seiner Mutter Bescheid zu geben. Kassim war daraufhin etwas wütend geworden, weil er sah, dass der andere an seiner eigenen Entscheidung zweifelte. Doch schnell hatte sich der Spielspaß unter den Kindern verbreitet und der Gedanke an Alibabas Mutter hatte sich auch aus Kassims Gedächtnis geschlichen. Nun war es doch etwas später geworden, denn Mariam war eingeschlafen und er hatte sie Huckepack genommen, damit er sie nicht wecken musste. Alibabas Augen fielen ihm auch schon beim Gehen fast zu, deshalb versuchte der Größere ihn ein wenig zu führen. Denn das leichte Torkeln des Kleineren machte es Kassim schwer geradeaus zu gehen. „Darf ich noch einmal mit dir spielen Kassim? Das hat viel Spaß gemacht. Und, und dieses Mal da frage ich auch Mama ob ich gehen darf“, strahlte Alibaba und strich sich über die müden Augen. Kassim hatte das Gefühl von diesem Strahlen geblendet zu werden, deshalb blickte er kurz zur Seite und murmelte nur ein kleines ‚ist okay‘ als Antwort. Das schien den Jungen glücklich zu machen, denn er wollte Kassim sofort umarmen, doch ein Ruf hielt beide davon ab. „Alibaba?! Alibaba? Ali- Den Göttern sei Dank, da bist du ja.“ Eine schöne Frau kam, aufgelöst und zielstrebig, auf sie zugelaufen. Alibaba schien auch den Tränen nahe zu sein, doch er schluckte sie schnell weg. Seine Mutter – das hatte Kassim nun erkannt – drückte ihn fest an sich und flüsterte liebevolle Worte in seine Ohren.   „Wo habt ihr beiden wieder gesteckt? Und du Nichtsnutz, willst du deinen Vater etwa weiterhin enttäuschen? Und wo sind meine Flaschen?“ Kassim hasste es wirklich nach Hause zu gehen. Er hatte nämlich immer noch das Bild der liebevollen Mutter vor seinen Augen und wie glücklich Alibaba mit ihr ausgesehen hatte. Dabei hatte er gekonnt verdrängt, was für einen ekelerregenden Mann er als Vater bezeichnen musste. Am liebsten wäre er mit Mariam weggelaufen, doch es hätte ihnen eh nichts gebracht. Kassim versuchte seinen nervigen Vater so gut es nur ging zu ignorieren, als er seine Schwester liebevoll zu Bett legte. Ruppig wurde er dann herumgerissen und wütend angeschaut. Sein Vater roch so übelkeitserregend, dass Kassim am liebsten gespuckt hätte. Doch er wollte nicht, dass seine Schwester noch irgendetwas davon mitbekam. „Also? Spuck es schon raus. Oder willst du, dass ich es aus dir herausprügele?“, knurrte sein Vater und griff gleichzeitig nach der zerschlissenen Kleidung von Kassim. Er versuchte den Blick standzuhalten und sah im letzten Augenblick wie die Hand liebevoll über seine Wange streichelte. Seine Mama war wirklich die Beste. Auch wenn sie geweint und Angst um ihn gehabt hatte, so war sie fast nicht wütend auf ihn gewesen. Alibaba kicherte leicht, als sie eine Stelle erwischte, an der er kitzelig war. Er wand sich unter den Fingern und hatte seine Müdigkeit fast gänzlich vergessen. Er liebte seine Mama wirklich sehr, deshalb erzählte er ihr auch von Kassim, Mariam und den anderen Kindern. „Und, weißt du was Mama? Kassim hat sogar gesagt, dass ich jetzt jeden Tag mit ihnen spielen darf!“ Alibaba war hellauf begeistert und hatte deswegen auch ‚jeden‘ langgezogen, um die Wichtigkeit dieses Wortes zu unterstreichen. Auch wenn es vielleicht nicht zu hundert Prozent stimmte, so hatte Alibaba dennoch die Wahrheit erzählt. Denn Kassim hatte ja gesagt, dass er nichts dagegen hätte, wenn Alibaba noch einmal mit ihnen spielen würde. Seine Mama lächelte ihn auch glücklich an und strich sanft über seine Haare. „Das freut mich für dich. Du kannst ja Kassim und Mariam einmal mit nach Hause bringen? Dann könnt ihr auch hier zusammen spielen?“, schlug seine Mama vor und er strahlte sie zufrieden an. Das war eine tolle Idee, das musste er Kassim unbedingt vorschlagen!   Schlaftrunken wachte er auf und strich sich leicht über die Augen. Er konnte sich nicht recht an alles aus seinem Traum – oder waren es sogar Träume gewesen? – erinnern, doch er wusste, dass irgendetwas daran nicht stimmen konnte. Wieso kam es ihm so vor, als hätte er etwas geträumt, das er nicht wissen konnte? Er legte seinen Arm über seine Augen und blieb noch einige Zeit liegen. Er fühlte sich unfähig überhaupt etwas Wirkliches zu machen, denn seine Trauer war so unheimlich groß in dem Moment. Es war für ihn schon schwer genug gewesen, einsehen zu müssen, dass Kassim sich mit der Zeit verändert hatte. Aber nun das Ganze mit dem schwarzen Rukh, dem dunklen Djinn und auch den ganzen Kämpfen zu verbinden, machte alles nur noch schwieriger zu verstehen. Er hätte nie gedacht, dass er ihn so vermissen würde. Immerhin hatte Kassim nicht nur Gutes getan und war nicht immer für Alibaba da gewesen. Aber das beruhte auf Gegenseitigkeit. Denn Alibaba hatte sich auch nicht mehr um Kassim, Mariam und seine anderen Freunde gekümmert, nachdem er zu seinem Vater gegangen und wie ein Vogel im goldenen Käfig gehalten wurde. Er hatte schon öfters nachgedacht, wie wohl sein Leben verlaufen wäre, wenn er sich nicht dazu entschieden hätte zu dem König zu gehen. Wieso hatte er überhaupt auf Kassim gehört? War er so in seiner Trauer gefangen gewesen, dass er nicht bemerkt hatte, wie schwer es seinem Bruder gefallen war, dies in erster Linie vorzuschlagen? Manchmal konnte auch Alibaba selbstsüchtig sein, obwohl er immer versucht hatte es jedem gerecht zu machen. Doch bei diesem bestimmten Punkt hatte er schlussendlich nur für sich selbst entschieden und hatte nicht an das Wohl seiner Familie gedacht. Auch wenn seine Mutter zu dem Zeitpunkt nicht mehr da war, so hatte er immer noch einen großen Bruder und eine kleine Schwester. Vorsichtig setzte sich Alibaba auf und blickte in das große, dunkel gewordene Zimmer. Er fühlte sich wieder in die Vergangenheit versetzt, denn die erste Nacht im goldenen Käfig von Balbadd war auch von Träumen durchzogen oder eher von Erinnerungen an vergangene Tage. Und doch, so konnte er es nicht anders sagen, war dies hier doch etwas ganz Sonderbares. Die Gewissheit, dass er Sachen geträumt hatte, die er nicht hätte träumen dürfen, war schon seltsam. Doch er versuchte nicht zu viel daran zu denken, denn je länger er versuchte sich an den Inhalt zu erinnern, desto durchsichtiger wurde das, was er darin erlebt hatte. Mit einem Kopfschütteln seinerseits hatten sich die kleinen Erinnerungsfetzen wieder verflüchtigt und so stand er dann auch auf.   Das Einzige, das Alibaba in seiner Zeit bei Sinbad machte, war schlafen, weinen und essen. Auch wenn sie ihm keine wirkliche Satisfaktion gab, so war jede Mahlzeit ein Gaumenschmaus. Es gab ihm bekannte und auch unbekannte Speisen, von denen er auch jedes Mal ein, zwei Teller aß. Er war nicht der Einzige, der seinen Kummer im Essen versenkte, denn sein neuer Freund und Wegbegleiter Aladdin hatte auch einen Schicksalsschlag erlitten. Doch beide wollten nicht darüber sprechen, deshalb hatte er auch nie versucht nach dem Befinden des Kleineren zu fragen. Die Einzige, die immer versuchte an beide heranzukommen, war Morgiana. Das Mädchen wirkte zwar öfters trotzig oder so, als würde sie schmollen, doch sie war an und für sich sehr mitfühlend. Obwohl ihre Art dies anderen zu zeigen auch ein wenig schmerzhaft werden konnte. Doch nichtsdestotrotz munterte es Alibaba ein wenig auf, das Mädchen so zu sehen. Immerhin hatten alle Drei schwere, aber auch gute Zeiten erlebt. Umso schöner fand er es deshalb, dass sie zwar versuchte mit ihm zu reden, doch sofort von ihm abließ und nicht nachbohrte, sobald er sie abblockte oder ignorierte. Denn keiner kam gerade wirklich an ihn heran. Auch wenn er versuchte den Gesprächen der anderen zu folgen, so kreisten seine Gedanken weiterhin immer nur um eine einzige Person. Kassim. Alibaba hatte zuvor schon Menschen wehgetan, aber dass er gerade den wichtigsten Menschen in seinem Leben getötet hatte, setzte der ganzen Sache nur die Krone auf. Er spürte auch die Blicke der Bewohner des Anwesens auf sich, doch er wollte nicht reden und diese bemitleidenswerten Blicke nicht auf sich spüren. Es machte ihn wütend, weil er dieses heuchlerische Getue hasste. Doch er sagte immer noch nichts, denn er hatte Angst, dass er sich im Ton vergreifen könnte.   Er war schnell nach dem Essen wieder in seinem Zimmer verschwunden. Er wollte nicht zu lange in der Anwesenheit der anderen sitzen bleiben, deshalb hatte er sich entschuldigt und wieder zu seinem Rückzugsort begeben. Er wusste, dass es vielleicht ein wenig frech von ihm war, aber er konnte einfach nicht zu lange in der Anwesenheit der anderen bleiben, weil er Angst hatte, dass sich die anderen durch ihn auch schlecht oder heruntergezogen fühlten. Aber er störte sich auch wenig daran. Er lag lieber im Bett und dachte über alles, was er so mit Kassim erlebt hatte, zurück ... Kapitel 2: 2. Traum: Zwischenfall --------------------------------- Es dauerte dieses Mal etwas länger, bis die Müdigkeit Alibaba wieder übermannt hatte. Er konnte sich wirklich nicht genau erklären, wieso er die letzten Tage so ausgelaugt war und am liebsten die ganze Zeit geschlafen hätte. Aber ihm sollte es recht sein. Er hatte eh die letzten Tage nicht wirklich etwas geschafft und deshalb gönnte er sich dieses faul Sein und in Gedanken schwelgen. Denn ehe er einschlafen konnte, musste er immer wieder an Kassim denken. Und es war ihm dann jedes Mal, als würde etwas Warmes in seiner Brust auftauchen und ihn damit noch mehr aus dem Konzept bringen. Er hatte bis jetzt noch jeden Tag, nachdem er sich diesem Gefühl in seiner Brust hingegeben hatte, seinen eigenen freien Lauf gelassen. Dann flossen die Tränen und er weinte sich manchmal in den Schlaf. Obwohl er generell ziemlich müde war und es für ihn auch eher so schien, als würden es von Nacht zu Nacht weniger werden. Sanft glitt er wieder in den Schlaf hinein und gab sich seiner Traumwelt hin ...   Am nächsten Tag freute sich Alibaba sehr, denn er konnte wieder mit Kassim und Mariam spielen. Immerhin hatte seine Mama ja gesagt, dass die Beiden auch mit zu ihnen kommen könnten, doch er wollte heute draußen mit ihnen spielen. Alibaba war sich nämlich nicht ganz sicher, ob er den Vorschlag direkt schon heute weitergeben sollte. Er lief, nachdem er sich dieses Mal von seiner Mama verabschiedet hatte, zu der Stelle, an der die Kinder am Tag zuvor gespielt hatten. Mariam war die Erste, die ihn erblickte und begrüßte: „Hallo, Abibi!“ Freudestrahlend zerrte sie sofort an Alibabas Kleidung. Gestern hatte sie ihn immer nur ‚Abibi‘ gerufen, deshalb beschloss er ihr diesen Kosenamen durchgehen zu lassen. Obwohl er sich fragte, wie sie darauf kam. Denn sein ganzer Name war ihr einfach nicht richtig über die Lippen gekommen. Dabei war der doch gar nicht so schwer! Kassim hatte ihnen den Rücken zugedreht und Alibaba wollte sofort zu ihm laufen. Doch Mariam zupfte an seiner Kleidung und schüttelte dann leicht den Kopf. Das Mädchen neigte sich dann zu ihm und flüsterte ihm zu: „Papa war sehr böse gestern, deshalb ist Akh auch nicht ganz froh heute. Er hat nämlich ein großes Aua.“ Ihre Stimme wurde plötzlich sehr leise und sie blickte etwas traurig zu Boden. Es schien ihr schwer zu fallen darüber zu reden, deshalb zerrte sie Alibaba dann kurze Zeit später wortlos weiter und schmiss ihm eine Kugel zu. „Lass uns spielen, Abibi!“, strahlte sie und lief besser gelaunt von ihm weg, um ihm gegenüber zu stehen. Alibaba blickte zu der Kugel, die sich in seiner Hand befand und fragte sich, aus was sie wohl hergestellt war. Sie war nicht sehr schwer und auch nicht kreisrund. Aber keiner der Kinder hatte je einen richtigen Ball in der Hand gehalten, dennoch war die Arbeit der Älteren ziemlich gut geworden. Etwas unsicher legte der Junge den Ball dann auf den Boden und schob ihn mit seinem Fuß ein wenig vor sich her. Er hatte noch nie wirklich mit einem solchen gespielt, nur mal davon gehört und den anderen Kinder auch dabei zugesehen, wie sie damit umgegangen sind. Plötzlich, denn es war Alibaba wirklich nicht aufgefallen, dass sich Kassim zu ihnen gesellt hatte, wurde ihm der Ball vom Größeren abgenommen und er lief breit grinsend damit davon. Auch wenn Mariam ihm vorhin gesagt hatte, dass er nicht so gut gelaunt war, so wirkte er dennoch ziemlich fröhlich auf Alibaba. „Hey, Kassim! Das ist fies von dir!“, rief ihm Alibaba gespielt wütend hinterher und lief ihm dann lachend nach. Immerhin wollte er ja lieber mit dem größeren Jungen spielen. Auch wenn er Mariam lieb und süß fand, so wollte er so toll werden wie ihr Bruder. Denn Kassim wirkte so erwachsen auf ihn und so super. Am liebsten hätte er mehr Zeit mit ihm verbracht, doch das war im Moment nicht wirklich möglich. Denn sie spielten ja nur miteinander und hatte beide eine Familie, zu der sie abends zurückgehen würden. Obwohl Alibaba merkte, dass da wohl irgendetwas mit Kassim und Mariams Papa war, das beide nicht mochten. Er wollte schon fragen, wie es denn Kassim heute ging, doch dann fiel ihm auf, dass der Junge mit den Rastas heute anders aussah. Seine Wange war stark angeschwollen und er hatte einen leichten blauen Schimmer um sein linkes Auge. War das vielleicht was Mariam ihm vorhin sagen wollte? Alibaba fragte schlussendlich nichts, weil er mit Kassim spielen und ihn nicht wütend machen wollte. Deshalb versuchte er so gut es ging mit dem Größeren mitzuhalten, als dieser weiterhin lachend mit dem Ball weglief.   Alibaba lief aufgeregt zu sich nach Hause, sein Atem ging stockend und er hoffte, dass seine Mama da war. Denn er brauchte sie ganz, ganz dringend. Es war nämlich etwas Schlimmes passiert und sie wollte nicht zu Kassim und Mariams Papa laufen. Erstens wusste er überhaupt nicht wo er hingehen musste und zweitens hatte Mariam geweint und ihm gesagt, dass er nicht zu ihm gehen sollte. Er lief so schnell ihn seine kleinen Beine tragen konnten und war sogar einige Male gestolpert oder sogar hingefallen. Doch er hatte sich jedes Mal aufgerappelt und tapfer die Tränen niedergekämpft. Kleine blutige Striemen waren auf seinen Knien zu sehen, aber er lief unbeirrt weiter. Sobald er seine Mama erreicht hatte, würde er den ganzen Weg wieder zurücklaufen müssen, aber dann wäre er wenigstens nicht mehr alleine. „Mama! Bist du da Mama?“, rief Alibaba, als er in der Höhe ihrer Behausung war und lief außer Atem in die kleine Wohnung. Seine Mama kam dann auch schnell zu ihm und fragte, was los sei, aber alles was er sagen konnte war: ‚Komm mit‘. Nachdem er seine Mama mit sich gezerrt hatte und sie sich auf den Weg gemacht hatten, hievte sie ihn hoch und nahm ihn Huckepack. Sie wollte wohl nicht, dass Alibaba noch müder wurde, weil er es jetzt schon war. Schnell hatten die Beiden die Stelle erreicht, an der die Kinder gespielt hatten, als Alibaba wieder zu Boden gelassen wurde und schnell zu Mariam und Kassim lief. Mariam schluchzte noch immer und hielt die Hand ihres Bruders. Die anderen Kinder hatten alle mit angepackt, um Kassim in den Schatten zu tragen und dort lag er nun ohne Bewusstsein. Alibaba hatte vorhin auch noch seiner Mama mitteilen können, dass sie Wasser benötigten und so ging sie sofort zu dem bewusstlosen Jungen und nahm ihn in ihre Arme. Ihr Blick veränderte sich, als sie merkte, dass er eine angeschwollene Wange und ein blaues Auge hatte. „Wer hat ihm das angetan? Habt ihr zu arg miteinander gespielt, dass euer Freund so aussieht?“, fragte Anise – so hieß seine Mama - leicht aufgebracht. Die Kinder blickten alle bedrückt zu Boden und keiner wollte antworten, ehe sich Mariam zu Anise beugte und sagte, dass es ihr Papa war. Seine Mama wollte die Worte wohl nicht glauben, denn sie wirkte plötzlich ganz anders wie sonst. Alibaba hatte sie noch nie so aufgewühlt gesehen. Er hatte ein wenig Angst, dass sie etwas Böses sagen würde, doch als ihr Blick wieder auf Kassim fiel, veränderte er sich schnell wieder. Die liebevolle Art war wiedergekehrt und sie strich ihm sanft über die Haare. „Ich denke das Beste wäre, wenn wir mit deinem Freund nach Hause gehen, Alibaba. Ich denke er ist ziemlich müde gewesen und durch die Hitze ist er dann umgekippt“, schlussfolgerte Alibabas Mama und nahm den bewusstlosen Jungen dann vorsichtig in ihre Arme. Mariam wollte sofort wieder nach Kassims Hand greifen, doch Alibaba kam ihr zuvor. Er bot ihr seine an und lächelte schüchtern. Zuerst wollte sie nicht zugreifen, doch nach einigen Momenten hatte sich ihre Unsicherheit verzogen und sie ging schweigend mit den beiden mit.   Alibaba saß die ganze Zeit bei Kassim und versuchte nicht einzuschlafen. Er machte sich Sorgen um seinen neuen Freund und auch seine Mama wollte nicht, dass der immer noch bewusstlose Kassim alleine gelassen werden sollte. Es war in der Zwischenzeit schon Abend geworden und Mariam lag zusammengekauert auf den Boden und schlief. Alibaba hätte sich wirklich sehr gerne neben sie gelegt, doch er wollte nicht. Auch wenn seine Mama nicht wirklich ganz froh darüber war, dass er nicht dann, wenn er müde war, schlafen ging. Aber sie sagte nichts. Nach einer gefühlten Ewigkeit schien es auch, als würde Kassim wieder zu sich kommen, denn seine Augenlider zitterten leicht und als er die Augen öffnete, sah er einen Engel. So kam es ihm zumindest vor. Das Licht der kleinen Kerze spiegelte sich im hellen Haar von Alibaba und Kassim hatte das Gefühl, dass so viel mehr an dem Jungen war, als er annahm. Sein Kopf dröhnte und er hatte das Gefühl, dass er sich übergeben musste, doch es verging wieder. Da war nämlich etwas anderes, das seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Die schöne Frau von gestern stand plötzlich neben ihm und half ihm vorsichtig sich aufzusetzen. Ein Wasserschlauch wurde an seine Lippen gelegt und erst jetzt spürte er, wie durstig er überhaupt war. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, seit er solch sanfte Finger auf seiner Haut gespürt hatte. Auch wenn er sich gleichzeitig davon befreien wollte, so hatte er das Gefühl, dass es genau das war, was er die ganze Zeit gebraucht hatte. Sein Vater war in letzter Zeit nur noch auf seinen Alkohol fixiert und bemerkte noch nicht einmal, wie seine beiden Kinder langsam zu Grunde gingen. Obwohl es eigentlich nichts Neues in den Slums war, dass die Kinder entweder verdursteten, ermordet oder einfach vergessen wurden. Dennoch wollte er nicht zu dieser Sparte Kinder gehören. Er ersehnte sich seine Mutter wieder herbei, doch die war seit einiger Zeit nicht mehr da. Als er merkte, dass die schöne Frau mit ihm sprach, blickte er zu ihr und sah ein sehr sanftes Lächeln auf ihrem hübschen Antlitz. Auch sie könnte ein Engel sein, obwohl auch gleichzeitig in ihren Augen so viel Traurigkeit und ein wenig Wut zu sehen war. „Ich bin Anise, Alibabas Mutter. Du bist Kassim oder? Alibaba ist heute Mittag ganz aufgebracht zu mir gelaufen gekommen, als du plötzlich umgekippt bist. Ich denke es wäre wohl erst einmal das Beste, wenn du liegen bleiben würdest. Sag mir einfach, wo deine Familie wohnt, dann geh ich schnell Bescheid sagen, dass ihr Beiden bei mir übernachtet“, erklärte sie und blickte dann auf den Boden. Er folgte ihrem Blick und erblickte eine Schwester. Sie wirkte gerade so friedlich auf ihn und er hatte plötzlich Angst, dass es nie wieder so werden würde. Er blickte dann zur Seite und presste die Lippen aufeinander. Erst einige Zeit später öffnete er sie wieder und sagte dann: „Am besten Mariam und ich gehen jetzt nach Hause.“ Er wollte sich schon aufsetzen, doch er wurde mit sanfter Gewalt wieder auf die Schlafmöglichkeit gedrückt. Anise schüttelte den Kopf und wirkte wieder wie ein Engel auf ihn. Sie beugte sich dann zu ihm herunter und lächelte so freundlich wie auch vorher: „Ich denke es wäre das Beste, wenn ihr beiden heute bei uns schlafen würdet. Dein Vater hat dir das angetan oder?“ Ihre Stimme war leise geworden und sie wirkte nun wieder etwas wütend. Dann stand sie auf und bat Alibaba auf sie drei aufzupassen. Dann war sie aus der Baracke verschwunden und Kassim wäre am liebsten in den Erdboden versunken. Denn aus irgendeinem unerfindlichen Grund sickerten einige Tränen aus seinen Augenwinkeln und er wusste nicht genau weshalb.   Es dauerte einige Zeit ehe Alibaba realisierte, dass auch er weinte. Er war wieder einmal erwacht, doch er fühlte sich noch nicht wach genug, um irgendeinen Muskel in seinem Körper zu bewegen. Zu frisch war der Traum noch. Denn dieses Mal hatte er das Gefühl, dass er sich besser daran erinnern konnte als vorher. Doch wieso sah er manche Sachen aus Kassims Blickwinkel? Das konnte doch nicht sein. Immerhin war er tot und nicht mehr auf dieser Welt zu finden. Aber Alibaba ließ das Gefühl nicht los, dass irgendetwas nicht mit ihm - oder seinen Träumen - stimmte. Als er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, legte er sich wieder auf das Bett und drehte sich auf die andere Seite. Es war ihm als würde ihm jemand sanft über die Wange streicheln, deshalb schloss er unbekümmerter die Augen und driftete wieder ab in diese angenehme, wenn auch traurige, Traumwelt.   Alibaba blickte auf, als seine Mama zurückkam, doch sie schien keineswegs gut gelaunt. Ihre fröhliche Miene war einer wütenden gewichen und er hatte Angst, dass sie deswegen mit einem von ihnen schreien würde. Doch als sie die Kinder erblickte, wechselte sich ihre Miene schlagartig und sie seufzte kurz vor sich hin. Dann schüttelte sie kurz den Kopf und ging auf Kassim zu. Alibaba hatte sie kurz beim Vorbeigehen durch die Haare gestrichen. „Dein Vater war wenig davon erfreut, dass ich euch beide heute Nacht bei mir aufnehme. Er hat auch nicht wirklich den Eindruck erweckt, als würde es ihm kümmern, was er dir angetan hatte.“ Sie sprach ganz normal mit Kassim und Alibaba war eh zu müde, um die Worte wirklich zu registrieren. „Ich habe ihm gesagt, dass er seine Wut nächstes Mal an Jemand anderen verschwenden und seine Kinder nicht dafür misshandeln sollte. Er schien ziemlich unbeeindruckt gewesen zu sein von meiner Drohung, doch ich denke, dass er gemerkt hat, dass ich es ernst meinte. Sollte er dich also noch einmal unsäglich anfassen, sei es nun ein Schlag, egal ob man ihn sieht oder nicht, dann komm zu mir okay?“ Alibaba sah, wie sich Tränen in den Augen seiner Mama gesammelt hatten und sie Kassim in eine Umarmung zerrte. Er hätte gerne mit ihm getauscht, doch er genoss die Umarmung. Auch wenn sie plötzlich kam und er sich ein wenig überrumpelt fühlte, so gab er sich dieser warmen Berührung hin und legte vorsichtig auch die Arme um Anise. Sie weinte. Nicht vor Trauer, sondern vor Wut und weil sie Angst um ihn hatte. Kassim versuchte sich nicht zu lange an die Wärme zu gewöhnen, denn ein Abschied von etwas Schönen war schwerer als von etwas Schrecklichen. „Du kennst mich doch überhaupt nicht. Wieso tust du das?“, flüsterte er im Versuch Anise zur Vernunft zu bringen. Es war schon schwer genug den Starken zu spielen und wenn dann noch Jemand kam, der sich für ihn einsetze, so würde er wahrlich Probleme bekommen. Und das nicht nur von seinem Vater. Sein eigenes Gewissen schien ihm auch einen Strich durch die Rechnung machen zu wollen, denn nach einiger Zeit löste er sich aus der Umarmung und blickte beschämt auf den Boden. „Auch wenn ich dich vielleicht nicht kenne Kassim, so bist du dennoch ein Kind dieser Stadt. Und Kinder sollen geschützt werden. Wenn deine Eltern das nicht fertig bringen, dann versuche ich wenigstens einen kleinen Teil davon zu erfüllen. Und nun schlaf“, sagte Anise leise und beugte sich zu Kassim herunter, um ihm einen sanften Kuss auf die Stirn zu hauchen. Dann beugte sie sich zu Mariam und hob das schlafende Mädchen hoch. Behutsam legte sie es neben ihn und sobald seine Schwester spürte, dass er neben ihr lag, kuschelte sie sich schon an ihn. Dann wurden seine Augen schwer und er schlief das erste Mal seit langem ein, ohne das Gemecker seines Vaters zu hören.   Am nächsten Morgen weckte ihn ein Gefühl, das er nicht kannte. Es schien als läge etwas auf ihm und deshalb knurrte er leise vor sich hin und wollte das Gewicht von sich schieben. Doch als er merkte, dass es schmatzend die Position wechselte, stutzte er. Langsam öffnete Kassim die Augen und linste zur Seite. Neben ihm - oder besser gesagt halb auf ihm – lag Alibaba. Auf seiner anderen Seite lag seine Schwester noch immer an seine Seite gekuschelt und die größte von ihnen hatte es sich neben Alibaba bequem gemacht. Kassim grummelte etwas vor sich hin und versuchte Alibaba von sich zu schieben. Auch wenn er den Kleinen vielleicht süß fand, so wollte er doch nicht zu viel Körperkontakt mit ihm aufnehmen, denn das würde sich eher negativ auf die Zukunft auswirken. Es war nämlich das gleiche Gefühl wie bei Anise. Er hatte Angst, dass er sich zu sehr an dieses Gefühl gewöhnen und es nachher missen würde, deshalb musste er es so schnell wie möglich von sich schieben, um nicht davon abhängig zu werden. Denn Kassim hatte auch einen Ruf zu verlieren, immerhin rann das Blut seines nichtsnutzigen Vaters in ihm. Er würde dem Alten schon noch zeigen, dass er sich besser nicht mit seinem eigen Fleisch und Blut anlegen sollte. Da konnte er Gift drauf nehmen. Aber dafür musste Kassim erst einmal ungesehen mit Mariam von hier verschwinden. Denn er wusste, dass sein Vater sehr unangenehm werden konnte. Und die Wut spürte er genauso stark brodeln in sich, wie die Liebe zu seiner Schwester. Er musste schnell handeln, sonst ...   Alibaba öffnete wieder seine Augen und atmete schwer ein und aus. Die Gefühle, die gerade in ihm aufwallten, waren sicherlich nicht die seinen. Und doch, so schien es, wollte sein Körper ihm weismachen, dass es sich darum handelte. Vielleicht wurde er doch wegen der ganzen Trauer noch verrückt und musste irgendwann zu hören bekommen, dass sein Kopf nicht mehr das war, was er einmal war. Dennoch, soviel konnte Alibaba sagen, waren die Gefühle sehr dominant und nicht die seinen, doch verstehen konnte er es in dem Moment noch so überhaupt nicht. Er setzte sich auf und griff nach dem Paket Zigarren, das er neben sich gelegt hatte. Mit flinken Fingern präparierte er alles und paffte daran, als hätte er es schon öfters getan. Kapitel 3: 3. Traum: Konsequenzen --------------------------------- Einige Tage später Alibaba fiel mit einem dumpfen Klang zu Boden und rappelte sich perplex wieder hoch. Wie kam es, dass er aus dem Bett gefallen war ohne wirklich zu merken, dass er zu nahe am Bettrand lag? Hektisch blickte er umher, ob ihm Jemand nicht vielleicht einen Streich gespielt hatte, doch es war keiner zu sehen. Obwohl er das Gefühl hatte, dass da doch etwas wäre, aber was genau, das konnte er nicht wirklich erklären. Er rieb sich den Kopf, weil er ihn sich gestoßen hatte und stand dann - da er ja nun eh wach war - auf. Er rieb sich auch seine Seite, weil er wirklich ziemlich ungünstig dort aufgekommen war. Sein Blick glitt kurz in seinem Zimmer umher, ob doch nicht irgendetwas da war, doch er sah nichts. Er versuchte auch noch auszumachen, ob nicht irgendwelche Geräusche zu hören war, doch er konnte sich nicht lange darauf konzentrieren, weil ein Poltern ihn aus dem Kontext brachte. Mit einem unangenehmen Klang lag er wieder auf dem Boden und sah kleine Sterne, weil er sich den Kopf wieder gestoßen hatte. Er wollte den anderen schon herrisch angehen, weil er jetzt noch mehr Schmerzen hatte, doch er hörte nur ein wisperndes ‚ich wollte es nicht‘. Als er seinen Blick senkte, bemerkte er, dass sich Aladdin auf seiner Brust befand. Wie er genau in diese Situation kam, war ihm nicht bekannt, aber er wusste, dass er seinen Freund wohl verjagen musste. Auf jeden Fall. „Aladdin?“ Mit zusammengebissenen Zähnen hatte er den Namen gesagt und den kleineren, wenn auch schwereren, Magi von sich geschoben. Er konnte es nicht leiden, wenn er morgens so früh aufgeweckt wurde, obwohl er noch nicht einmal mit Sicherheit sagen konnte, ob es wirklich noch so früh war. Aber es war ihm ziemlich egal, deshalb versuche er Aladdin weiterhin von sich zu schieben, doch dieser hatte sich an seiner Kleidung festgekrallt. „Hilf mir Alibaba! Ich wollte das doch nicht“, jammerte der Jüngere und wackelte fast unkontrollierbar doof mit seinen Beinen rum. Ein leicht knirschendes Geräusch ließ beide zusammenschrecken und als beide zur Tür sahen, stand eine leicht schnaubende Morgiana vor ihnen. Sie war knallrot angelaufen und hatte andere Kleidung an als sonst. Man konnte ihre Proportionen besser erkennen und obwohl sie wenig Oberweite hatte, lief auch Alibaba etwas rot an. Die Farben und der Stoff schmeichelten ihr ungemein und er hätte am liebsten irgendetwas gesagt, doch seine Lippen waren wie versiegelt. Der Marmor unter ihren Füssen gab langsam nach und Aladdin und Alibaba bekamen es beide ein wenig mit der Angst zu tun. Da aber Alibaba nicht wusste, was vorgefallen war, konnte er nichts anderes als fragend zwischen Aladdin und Morgiana den Blick zu wechseln. Das Mädchen stand plötzlich über ihnen und blickte mit ihren durchdringenden Augen auf die zusammengekauerten Jungs herunter. Aladdin musste schon etwas wirklich Schlimmes getan haben, damit Morgiana so außer sich war vor Wut. Und dann fiel ihm etwas auf und er konnte sich auf ungefähr vorstellen, was sich wohl abgespielt hatte. Denn die Kleidung über ihrer Oberweite ließ nicht viel Fantasy offen und so sah er auf die nackte Haut. Und wie auf Knopfdruck war das Gewicht von Aladdin von seiner Brust verschwunden und er hing zwischen den - wenn auch kleinen - Brüsten von Morgiana. Alibaba wollte schon anfangen zu lachen, doch die zärtlich auf ihn niederrasende Faust setzte ihn für einige Zeit außer Gefecht.   Er hatte es sowas von satt. Wieder einmal hatte sein Vater die Hand erhoben, doch dieses Mal war er nicht der Einzige, der mit blauen Flecken und einer blutigen Nase davonkam. Sein Vater hatte es gewagt auch Mariam zu schlagen. Das konnte und wollte er einfach nicht tolerieren. Deshalb waren bei ihm in dem Moment alle Sicherungen durchgebrannt und Kassim hatte sich gewehrt. Es war spätabends und sein Vater hatte mal wieder nach seiner Flasche Alkohol gerufen, die Kassim ihm nicht mitbringen konnte, weil er beim Klauen erwischt wurde. Eigentlich war er ziemlich gut darin, denn wie würden Mariam und er sonst überleben können, wenn sie sich kein Essen von anderen nahmen. Jedenfalls war sein Vater gar nicht froh darüber, dass sein ‚unfähiger‘ Sohn ihn schon wieder trocken hat sitzen lassen. Kassim hatte jede Anschuldigung und jedes schlechte Wort von sich abprallen lassen, doch als er dann anfing nach seiner Schwester zu schlagen, waren alle guten Vorsätze mit ihm durchgegangen. Er hatte sich auf seinen Vater geworfen, damit er mit seinen Hieben und Tritten aufhören sollte. Doch es ließ den Älteren kalt von seinem schmächtigen Jungen davon abgebracht werden zu lassen nach seiner Tochter zu schlagen. Wutentbrannt hatte sich dann sein Vater zu ihm gewendet und ihn mit so einem hasserfüllten Blick angeschaut, dass Kassim ihm am liebsten vor die Füße gespuckt hätte. Doch er war wie gelähmt, denn seine geliebte Schwester lag wie leblos auf dem Boden und rührte sich nicht mehr. Der einzige Gedanke, der ihm zu dem Zeitpunkt durch den Kopf ging, war, dass er diesen alten Sack unter die Erde bringen würde. Koste es, was es wolle! Schnell hatte er auch etwas gefunden, das sich als Waffe benutzen ließ und so ging er dann auf seinen ahnungslosen Vater zu und stach beherzt zu. Der erste Schlag war noch nicht tödlich, aber sein Vater fiel gurgelnd auf die Knie. Der Schnitt durch die Kehle würde ihm den Rest geben, das wusste Kassim genau. Auch wenn er seinen gehassten Vater am liebsten länger gequält hätte.   Anise hatte sich die letzten Tage schon sehr liebevoll um sie gekümmert, weil sie mit ansehen musste, wie sein Vater ihn geschlagen hatte. Und das konnte sie nicht tolerieren, deshalb hatte sie kurzerhand Kassim und Mariam mit zu sich nach Hause genommen und wie ihre eigenen Kinder angesehen. Er musste zugeben, dass er diese Frau für ihre Courage und ihr Handeln wirklich liebte. Auch wenn sie seine Liebeserklärung freundlich abgelehnt hatte, weil sie ‚zu alt für ihn sei‘ und er ‚das Wort eh noch nicht verstand‘, so behandelte sie ihn weiterhin wie ihr eigen Fleisch und Blut. Aber er würde sicherlich nicht aufgeben und irgendwann würde sie ihn sicherlich auch lieben. Notfalls könnte er ja immer noch etwas mit Alibaba anfangen, weil er so süß war. Doch er verwarf den Gedanken alsbald, weil es doch seltsam war, dass er so für Jemand anderen fühlen konnte. Immerhin waren sie beide noch so klein und verlieben konnte man sich in dem Alter noch sehr schnell. Doch nun hatte er nichts davon um sich. Er stand vor den Trümmern seiner Kindheit und blickte auf seine blutigen Hände. Gerade eben hatte er seinen Vater ohne Reue getötet und hatte es auch ein wenig genossen. Gleichzeitig aber fühlte er sich so verletzlich und zerbrechlich, weil er doch nur das getan hatte, was ihm das Blut seines Vaters gab. Dieses schlechte, minderwertige und abtrünnige Blut! Er hasste es wirklich. Wie schön wäre es, wenn er als Kind von Anise geboren wäre, da hätte er wenigstens immer geborgen gelebt, doch er hatte das schlechtere Los gezogen und diesen Nichtsnutz als Vater erhalten. Die ganze Last, die er mit sich getragen hatte, fiel ihm plötzlich von den Schultern und ihm wurde übel. Er entleerte seinen Mageninhalt in die Blutlache, die sich unter dem Körper seines toten Vaters ausgebreitet hatte. Schwer atmend blickte er zu Mariam und sah, wie sich ihre Brust leicht hob und senkte. Wenigstens hatte er nicht alles verloren, denn sie war sein Rettungsring. Ohne sie war er verloren, das wussten beide. Doch nun hatte er ein anderes Problem. Er musste die Leiche seines Vaters loswerden. Und das schnell, ehe die Nachbarn davon Wind bekamen. Er überlegte sich etwas aus, doch keine seiner Ideen schien wirklich hinzuhauen, doch dann entschied er sich dazu, dass es am besten wäre, wenn-   Alibaba öffnete wieder vorsichtig die Augen und hatte das Gefühl von einem Problem in das nächste zu rutschen. Zuerst die wütende Morgiana, die von Aladdin begrabscht wurde, dann dieser übelkeitserregende Traum. Und dieses Mal war er sich zu hundert Prozent sicher, dass es keiner seiner Träume war. Denn er konnte und sollte die Sachen, die da geschehen waren, nicht wissen. Er erinnerte sich daran, dass Kassims Vater von einem Tag auf den anderen verschwunden und ihre Hütte abgebrannt war. Nun konnte er das Verhalten, das Kassim an den Tag legte auch ein wenig besser verstehen. Er wirkte distanzierter und nicht mehr so fröhlich und offen wie zuvor. Es war seltsam für ihn gewesen seinen Adoptivbruder so zu sehen, aber er hat es hingenommen und versucht ihn immer wieder aufzumuntern. Auch wenn es nicht immer klappte und er eher von Kassim weggestoßen wurde, so wollte Alibaba einfach nicht aufgeben. Denn es machte mehr Spaß mit einem gut gelaunten Kassim zu spielen, als mit einem niedergeschlagenen. Seufzend schloss Alibaba seine Augen wieder und strich sich kurz darüber. Er hoffte diese ganzen Träume hatten nur damit zu tun, dass er sich so nach Kassim sehnte. Denn er war sich sicher, dass er sonst zuvor noch nie von dem anderen so intensiv geträumt hatte, das war ziemlich neu für ihn im Moment. Seine Augen wurden plötzlich schwerer und er schloss sie wieder. Alles war doch einfacher, wenn man schlief ...   Kassim war sich bewusst, dass es sehr gewagt war, was er vor wenigen Minuten getan  hatte. Der Geruch von verbranntem Fleisch drang noch immer in seine Nase und er musste sich zusammenreißen nicht wieder zu brechen. Der Moment, als er die Lumpen seines Vater, irgendwo abgeschieden von den Slums, angezündet hatte, war wie ein triumphaler Sieg für ihn, auch wenn es gleichsam bedeutete, dass er nun mit Mariam alleine da stand. Er hatte dem Lecken und Zischeln des Feuers zugesehen, ehe er sich wieder in die Stadt gemacht hatte und auch Feuer in ihrer alten Wohnung gelegt hatte. Die einzigen wichtigen Gegenstände, die sich noch in ihrer Baracke befanden, hatte er zuvor Mariam mitgegeben, als er sie heimlich bei Alibaba und Anise abgeliefert hatte. Beide hatten schon geschlafen, doch er war sich sicher, dass sie Mariam schnell finden und ihre Wunden behandeln würden. Er selbst hatte sich in den naheliegenden Fluss geschmissen, damit das meiste von dem Blut von seiner Kleidung verschwand. Er wollte nicht zu offensichtlich wie ein Mörder aussehen. Nachdem er sich dann noch etwas im Dreck gewälzt hatte, machte er sich wieder zurück zu seiner neuen Familie. Es hätte dennoch sicherlich keinen gestört, wenn er mit blutigerer und noch zerschlissenerer Kleidung aufgetaucht wäre. Er wollte nur Anise und Alibaba keine zu großen Sorgen bereiten. Und Mariam sicherlich auch nicht.   Ziemlich müde und hungrig erreichte er dann auch die Baracke, in der er nun mit Mariam, Anise und Alibaba zusammenlebte und sah, wie Anise aufgelöst auf ihn zulief. „Den Göttern sei Dank, es geht dir gut. Ich habe mir solche Sorgen gemacht Kassim!“, schluchzte Anise und drückte ihn fest an ihre Brust. Er fühlte sich unwohl ihr so nahe zu sein, da er sich noch so schmutzig fühlte. Sein Blick war leer geworden und er sah im Augenwinkel, wie auch Alibaba mit den Tränen kämpfte. Dann schloss er die Augen und drückte sich doch ein wenig näher an die Wärme, die von der schönsten Frau ausgingen. „Es wurde gerade bekannt, dass dein Vater verschwunden und euer Zuhause lichterloh brannte. Und da habe ich Mariam gesehen und hatte schon Angst, dass du vielleicht im F...Feuer warst.“ Ihre Worte brachen, als sie weiterhin weinend Kassim an sich drückte. Er verblieb noch einige Zeit still, ehe er sich dazu entschied, doch etwas zu sagen, damit sich Anise nicht so viele Gedanken um ihn machen musste: „Mach dir nicht so viele Sorgen, als ich sah, dass es lichterloh in Flammen stand, bin ich sofort zum Fluss gelaufen, habe mich nass gemacht und nachgeschaut ob noch jemand drin war.“ Er versuchte ihrem Blick standzuhalten und seufzte dann etwas. „Ich bin froh, dass ich Mariam noch zuvor retten konnte, auch wenn ... wenn er sie geschlagen hat. Aber dann die Baracke in Brand zu setzen und einfach zu verschwinden, das finde ich wirklich unfair von ihm!“, knurrte Kassim und krallte sich unangenehm an die Kleidung von Anise. „Kassim, beruhige dich. Mariam geht es gut, auch wenn es vielleicht schlimm aussah, so war es nichts Lebensbedrohliches. Also versuch dich jetzt erst einmal zu beruhigen und dann ziehst du dir frische Kleidung an, verstanden?“, sagte Anise und strich sich die letzten Tränen aus den Augen. Dann lächelte sie ihn liebevoll an und ließ ihn vollends los. Sie streichelte ihm auch noch sanft über die Wange und ging zu Mariam. „Ich versuch‘s ... Mama“, flüsterte Kassim und sah, wie sich neue Tränen in Anises Augen sammelten. Ihre Freude, dass er sie ‚Mama‘ genannt hatte, hatte seine düsteren Gefühle für den Moment vertrieben und sie lebten glücklich zusammen. Keiner konnte ahnen, dass es nach einigen Jahren anders werden würde ...   Alibaba hatte sich so sehr daran gewöhnt mit Kassim und Mariam zusammenzuleben, dass er sich wirklich sehr sicher in ihrer Umgebung fühlte. Kassim neckte ihn mal wieder und zog ihn damit auf, dass sie, obwohl sie beide fast gleich alt waren, dennoch unterschiedlich hoch gewachsen waren. Es war wieder einer der Tage, an dem die Sonne unbarmherzig auf die Erde knallte und dadurch das Spielen nicht wirklich viel Spaß machte. Dennoch ließ sich keines der Kinder davon abhalten in der Hitze zu spielen. Alibaba war wie immer in seinem selbstgegrabenen Versteck und wartete darauf im richtigen Moment einzugreifen, doch alles kam anders, als erhofft. „Alibaba? Kassim, Mariam? Wo seid ihr? Es ist wirklich sehr, sehr wichtig!“ Ein Nachbar kam auf sie zu gerannt und Alibaba musste sich wohl oder übel aus seiner Festung befreien, um den Mann ansehen zu können. Die umstehenden Kinder tuschelten miteinander und versuchten den drei aus dem Weg zu gehen, als sie losliefen. Alibaba hatte immer davor Angst gehabt, dass es passieren würde, wenn er nicht zuhause war. Und nun schien der schlimmste seiner Albträume wahr geworden zu sein. Kassim und Mariam mussten das Gleiche denken, denn ihre verbissenen Blicke sagten mehr als tausend Worte. Im Einklang sagten die drei gleichzeitig ‚Mama‘ als sie die Schlafstelle erreicht und den Zustand sahen, in der sie sich befand. Sie sah wirklich schrecklich aus. Ihre Haut war fahl und eingefallen, tiefe Augenringe hatten sich unter ihre Augen geschlichen und ihr sonst so lebensfrohes und großes Lächeln, war einem schmalen gewichen. Alibaba hörte, wie Mariam sofort anfing zu schluchzen, als sie die Situation erkannte und merkte wie ausweglos sie war. Kassim kämpfte mit seinen Emotionen und hatte die Fäuste geballt und drückte sich die Fingernägel so fest in die Haut, dass einige Bluttropfen auf dem Boden landeten. Vorsichtig nahm Alibaba eine Hand seiner Mutter und gab ihr einen sanften Kuss darauf. Sie fühlte sich schon kälter an als heute Morgen und er sah, wie die Kräfte stetig in ihr schwanden. „Ich weiß, dass das alles ziemlich plötzlich kommt und mein Leben viel zu kurz war, aber ich will, dass ihr drei so weiterlebt. Als Familie“, sprach seine Mutter mit brüchiger Stimme und es verlangte ihn alles jedes Wort zu verstehen, was sie sagte. Denn er war sich sicher, dass es ihre letzten sein würden, deshalb sog er jedes Wort wie einen Schwamm auf und hoffte, dass er sie nie vergessen würde. Er erhoffte sich, dass sie sofort mit ihm sprach, doch sie richtige ihr Augenmerk auf Mariam und strich ihr schwach über die tränennassen Wangen. „Mariam, Liebes. Ich weiß, es wird hart werden für dich, aber lass den Kopf nicht hängen. Deine beiden Brüder werden immer für dich da sein. Ich liebe dich wie meine eigene Tochter und wünschte mir wirklich, dass dem so wäre“, flüsterte Anise und versuchte Mariam von ihrem Weinkrampf zu beruhigen. Dann bat sie Kassim näher an sie heranzutreten, da er sich ein wenig abseits von den anderen hingestellt und das alles von Weiten beobachtete: „Kassim, mein Junge. Ich weiß, dass du sehr viel Gutes in dir hast. Ich habe es jeden Tag gesehen und ich möchte, dass du diesen Teil in dir nie vergisst. Wie gerne hätte ich dich weiter aufwachsen gesehen. Du bist wie ein zweiter Sohn für mich geworden. Ich liebe dich.“ Sie streichelte Kassim sanft über die Wange und wischte ihm eine einzelne Träne weg. Dann hustete sie und röchelte ein wenig, ehe sie sich wieder gefangen und zu ihrem eigentlichen Sohn sah: „Alibaba, mein Ein und Alles. Du wirst auch ohne mich auskommen, du hast immerhin deinen Bruder und deine Schwester. Beschütze sie mit all deinen Kräften  und gib dich nicht der Versuchung hin Böses zu tun. Dein Vater wäre sicherlich sehr stolz auf dich, wenn er dich jetzt sehen könnte.“ Ihre Stimme wurde immer leiser und Alibaba beugte sich nun tiefer zu ihr herab. „W...wie heißt mein Vater?“ Diese Frage hatte so lange auf seiner Zunge gelegen, doch er hatte sich nie getraut sie auszusprechen. Ein liebevolles Lächeln schlich sich in das Gesicht seiner Mutter, ehe sie sagte: „Er ist ein sehr stattlicher Mann, wunderschön, liebevoll und ein sehr, sehr wichtiger Mensch. Sein Name lautet Ra...“ Ihre Stimme brach plötzlich ab und ein letzter Atemzug verließ ihre Lippen. Alibaba wartete dennoch weiterhin auf eine Antwort und rüttelte kurz an seiner Mutter: „Wie lautet sein Name, Mama?“ Heiße Tränen quollen aus seinen Augen und er konnte nicht realisieren, dass seine Mutter für immer gegangen war. „Bitte! Sag es mir Mama“, schrie er und brach schlussendlich in sich zusammen.   Ein Schrei zerriss die friedliche Nacht und Alibaba saß kerzengerade mit schwerem Atem in seinem Bett. Schmerzhafte Erinnerungen hatten sich in seinen Traum gemischt und er schluchzte herzzerreißend, als er sich an die letzten Momente seiner Mutter erinnerte. Er hätte ihr gerne noch so viel gesagt, doch es war zu spät gewesen. Ihre Augen waren gebrochen und auch sonst war kein Leben mehr in ihr gewesen. Und erst später würde Alibaba die ganze Wahrheit erfahren. Doch zu dem Zeitpunkt war er nur ein einfacher Junge, der seine Mutter verloren hatte. „Ein Engel ist an dem Tag gestorben“, flüsterte er und hatte plötzlich das Gefühl, dass nicht er, sondern Kassim dies gesagt hatte. Doch dies ergab doch keinen Sinn! Kapitel 4: 4. Traum: Umschwung ------------------------------ Alibaba war schon wieder den ganzen Tag ziemlich trübsinnig. Er wollte nicht wirklich mit jemanden sprechen und auch sonst war es eher schwierig mit ihm zu kommunizieren. Er hätte zwar gerne mit Jemanden über seine Probleme gesprochen, doch er wusste nicht, ob er nicht vielleicht wirklich so langsam verrückt wurde. Denn gestern Abend war er sich sicher, dass er Kassims Stimme gehört hatte. Es war in seinen Augen ziemlich unmöglich, dass dies passieren konnte, denn Kassim war nicht mehr auf Erden. Und auch die Träume, die er hatte, waren ein wenig abwegig. Immerhin hatte er - so viel war sicher - Momente erlebt, die er nicht hätte wissen können. Er hatte zwar geahnt, dass irgendetwas mit Kassim passiert war, als er nach dem Brand ihres Hauses wieder zurückkam, doch dass er seinen eigenen Vater umgebracht hätte, war ihm nie wirklich in den Sinn gekommen. Er hatte immer nur das Gute in Kassim gesehen und gehofft, dass er sich nicht gegen ihn, sondern mit ihm arbeiten würde. Auch wenn es in gewissem Masse geklappt hatte, so hatte er ihn dennoch an seinen Starrsinn verloren. Hätte er doch besser seine Vergangenheit kontrollieren können. Wäre er nicht mit Rashid, seinem Vater, mitgegangen, was wäre dann wohl passiert? Wäre Kassim dann noch immer an seiner Seite? Sein wichtigster Mensch, neben seiner Mutter, war nicht mehr bei ihm. Und er fühlte sich das erste Mal wie ein Abtrünniger, der von anderen gemieden wurde, auch wenn er die Blicke auf sich spüren konnte. Selber blickte er auf sein Essen und stopfte sich lustlos die Köstlichkeiten in den Magen. Er hatte, neben dem Essen, angefangen zu rauchen, auch wenn er den Gestank und Geschmack nicht ausstehen konnte. Aber etwas in ihm hatte das große Bedürfnis danach, und das galt es zu stillen. Auch wenn er es nicht wirklich verstehen konnte. Er paffte eine Zigarre und saß auf dem Fenstersims. Die aufgeregt umherlaufenden Leute interessierten ihn nicht wirklich, doch er konnte auch nicht nur dauernd essen und schlafen. Auch wenn sein Körper manchmal sehr eigenartige Bedürfnisse hatte, so versuchte er dennoch nach außen so normal wie möglich zu wirken. Obwohl in seinem Innern das größte Chaos herrschte. Er hustete und seufzte dann auf. Er drückte die Zigarre aus und rieb sich über seine schmerzenden Augen. Wieder hatte er geraucht, obwohl er es nicht wirklich wollte. Wieder einmal hatte er etwas getan, das nur er tat. Aber, wieso machte er sich überhaupt noch Gedanken über solch triviale Sachen. Alles war doch gerade überflüssig. Genauso wie die Gedanken, die er gerade hatte. Nichts würde ihn zurückbringen, auch wenn es sein Wunsch war, so würde er ihn erst wieder sehen, wenn er auch gestorben war. Doch für den Moment versuchte er für sie beide zu leben und den Traum zu erfüllen, den beide hatten. Der Traum nach Freiheit und Einheit. Aber ohne ihn war es so schwer in die Tat umzusetzen, dass Alibaba immer unsicherer wurde. Dennoch würde er nicht aufgeben. Niemals! Ein leichtes Zwicken an seinem Ohr lenkte ihn von seinen negativen Gedanken ab und zog ihn wieder in die Gegenwart. Es war momentan eh schon ziemlich schwierig für Alibaba den Überblick zu behalten, denn er befand sich in einem Dauerzustand zwischen Traum und Gedanken. Irgendwann würde es sicherlich zu viel werden und er würde einfach zu Staub zerfallen. Er strich behutsam über seinen Ohrring und musste leicht lächeln. Auch wenn es ihn schmerzte daran zu denken, so wusste er mit Sicherheit, dass es Kassim sicherlich nichts ausgemacht hat, dass er sich ihrer annahm. Auch wenn es nur eine Kleinigkeit war, so fühlte sich Alibaba so näher an seinem toten Freund. Und das benötigte er für den Moment auch. In Gedanken versunken verschloss er seine Augen wieder und lehnte sich leicht gegen die Mauer. Ein sanftes Lächeln hatte sich auf seine Züge gelegt und er fühlte sich seit längerem, als würde er einen erholsamen Schlaf bekommen. Doch dem war nicht so … Kassim hatte nun auch noch seine lebenswichtige Stütze verloren. Er hatte sich die letzte Zeit noch verzweifelter an Mariam geklammert, denn seine Gedanken kreisten immer nur um ihn. Ihn, den er nun wohl nie wiedersehen würde. Doch das Klammern war dieses Mal anderer Natur und die Umstände dafür so grausam, dass er am liebsten die ganze Zeit geschrien hätte. Er erinnerte sich wieder an die Zeit zurück, als plötzlich alles anders wurde. Es waren nur gefühlte Stunden seit Anise, seine Mutter, verstorben war, als plötzlich ein Mann mit Gefolge zu ihrem Haus kam und Alibaba mit sich zerren wollte. Schlussendlich war Kassim es, der Alibaba dazu gedrängt hatte mit dem Mann mitzugehen, weil er tief in sich schon immer gewusst hatte, dass sein Engel kein Kind der Slums war. Aber dass sein Vater König Rashid war, überraschte dann doch alle. Wenigstens einer von der Familie sollte größeres Glück erfahren, auch wenn er sich immer gewünscht hätte, dass es sich um Mariam handeln würde. Aber Alibaba war ihm so ans Herz gewachsen, dass er sich dennoch für ihn freuen konnte, auch wenn die Wahrheit wie ein Schlag ins Gesicht für ihn war. Doch nun war Alibaba von ihm genommen und zum Palast gebracht worden. Es war eine ziemlich schwierige Entscheidung gewesen, doch nachdem er außer Sichtweite war, fühlte sich Kassim wie schon lange nicht mehr. Hass und Wut hatten sich zu einem gefährlichen Gemisch zusammengefasst und wüteten unaufhörlich in seiner Brust. Mariam hatte lange geweint, weil sie das Ganze nicht wirklich verstehen konnte und Kassim hatte versucht sie so gut es ging zu beruhigen, doch auch in ihm war etwas verschwunden. Obwohl er wusste, dass sich dort etwas Neues eingenistet hatte, auch wenn er es nicht richtig benennen konnte, so wusste er, dass er dieses Gefühl noch nie für Jemanden außer Anise empfunden hatte. Er blickte auf Mariam herunter und ignorierte seine unaufhörlich laufenden Tränen. Die letzten Wochen waren der Horror gewesen und Kassim konnte nicht genau sagen, ob es nur wegen Alibabas Abschied war, aber das Leben in den Slums wurde anders. Es schien alles noch unbarmherziger abzulaufen und jedes Stück Essen wurde mit solcher Sorgfalt behandelt, als sei es der größte Schatz. Das Wasser wurde nach einiger Zeit auch knapp und das war es auch, was die meisten seiner Freunde hingerafft hatte. Nicht mehr viele lebten und aus dem einstigen fröhlichen Haufen wurde ein verzweifelter. Einige bettelten regelrecht jegliche Götter an, um endlich von ihrem Leid erlöst zu werden, doch so tief war Kassim noch nicht gefallen, als dass er sich dem beugen würde. Sein Magen schmerzte ihn zwar und sein Mund fühlte sich so unsagbar trocken an. Er konnte sich noch nicht einmal mehr an seinen letzten Tropfen Wasser erinnern, so lange schien er hier zu hocken. Er hatte nämlich das Gefühl, als würde seine Zunge unbarmherzig über seinem Gaumen reiben, um den letzten Tropfen Speichel zu finden. Doch sie fand keinen mehr. Auch wenn er gerade körperliche Qualen litt, so war es wichtiger, dass es Mariam besser ging. Doch sie hatte sich nun schon einige Stunden nicht mehr bewegt und ihr Körper wurde langsam steif in seiner Umklammerung. Schluchzend wehrte er sich nicht mehr gegen die schreckliche Realität und ließ seinen Gefühlen freien Lauf. Mit letzter Kraft rief er: "MARIAM!" Und die Welt um ihn wurde schwarz. Alibaba wusste nicht, wie lange er nun hier in diesem goldenen Käfig gefangen wurde, doch er konnte nicht anders als an seine Familie zu denken. Er hatte schon öfters versucht auszubrechen, doch es wurde alles so gut geschützt, dass es für ihn unmöglich war nach draußen zu gelangen Die Blicke und das Getuschel waren heute genauso schlimm wie die letzten Tage und er hätte am liebsten irgendetwas dagegen getan, aber er fühlte sich unfähig etwas Gescheites zu tun oder zu sagen. Deshalb ließ er es dann doch lieber sein und konzentrierte sich wieder mehr an die Erinnerungen, die ihn mit Mariam und Kassim verbanden. Doch unwillkürlich hatte sich das Gesicht seiner Mutter mit den Beiden verbunden, deshalb war es schwerer für ihn daran zu denken ohne auch an sie zu denken. Es wurde gesagt, dass Zeit Wunden heilte, aber es schien so la wäre es noch zu früh dafür. Auch wenn er von seinem Vater mit in den Palast genommen und als dritter Prinz von Balbadd angesehen wurde, so fühlte er sich dennoch ziemlich unnütz und gar nicht königlich. Er sehnte sich die Zeit zurück, als er noch mir Kassim und Mariam spielen konnte. Alles war jetzt so steif geworden. "Kassim ...", flüsterte er und strich über seine neue Kleidung. Er konnte sich vorstellen, dass sich seine Geschwister sicherlich auch ohne ihn durchschlagen konnten, aber es wäre ihm lieber gewesen bei ihnen zu sein, als jetzt so weit von ihnen entfernt zu sein. Er würde es auf jeden Fall noch einmal versuchen aus dem Käfig auszubrechen. Denn dieses ganze Gefasel machte ihn noch verrückt. Er konnte nicht genau sagen, wie viel Zeit nun wirklich vergangen war - Wochen, Monate oder sogar Jahre? -, aber er wusste, dass es schon eine halbe Ewigkeit her war seit er sie gesehen hatte. Seine Gedanken an Kassim und Mariam wurden von Tag zu Tag stärker und er konnte den Drang, beide zu besuchen, einfach nicht mehr unterdrücken. Doch jedes Betteln und Flehen bei seinem Vater oder einem der Angestellten half nichts, denn er wurde weiterhin wie ein Vogel im Käfig festgehalten. Mit dieser Aussicht würde er es nie heraus schaffen, doch er hatte sich geschworen seine Geschwister nicht zu lange alleine zu lassen. Sein Körper war mit der Zeit auch reifer geworden und er hatte etwas an Höhe gewonnen, doch er war noch immer der Kleinste. Das Verhältnis zu den Leuten im Palast war auch stetig besser geworden und nun akzeptierte sogar die letzte Magd, dass er ein Sohn Rashids war. Mit seinen Halbbrüdern, Ahbmad und Sahbmad, kam er einigermaßen gut zurecht, obwohl er doch mit Ahbmad so seine Probleme hatte. Er machte ihm immer wieder klar, dass er eigentlich ein Kind aus der Gosse war und deshalb war sein Umgang mit ihm auch nicht gerade freundlich. Sahbmad dagegen war der Freundlichste, neben seinem Vater, der Alibaba so akzeptierte, wie er war. Er konnte nicht sagen, ob sie nun Freunde waren oder sich einfach nur gut verstanden, aber es verband sie dennoch etwas. Und das lag nicht nur an der Blutsverwandtschaft. Dennoch fehlte etwas, um das Verhältnis zwischen den Halbbrüdern zu festigen. Ob es daran lag, dass sich der Lebensstandard von Alibaba von einem Tag auf den anderen geändert und die beiden anderen schon mit dem goldenen Löffeln im Mund geboren wurden, war wohl nicht der einzige Grund. Denn Alibaba fehlte der freundliche, wenn auch ein wenig neckische Umgang zwischen den Geschwistern. Er hatte zwar versucht mit Sahbmad so umzugehen, wie er es mit Kassim tat, doch er hatte sich damit keine wirklichen Freunde gemacht. Denn er musste jedes Mal an Kassim denken und nach einiger Zeit rief er nicht mehr nach seinem Halbbruder, sondern nach seinem Bruder im Herzen. Betrübt saß er deshalb heute in seinem Zimmer und hatte Lust auf nichts. Die Bücher, die er lesen und studieren sollte, lagen geöffnet vor ihm, doch er hatte kein wirkliches Interesse daran sie zu verstehen. Seine Gedanken kreisten nämlich wieder einmal um ihn. Seufzend legte er seinen Kopf auf seine Arme und blickte auf keinen bestimmten Punkt. Er vermisste Kassim, auch wenn er bei Gesellschaft so tat, als hätte er schon alles, was vor seinem Einzug in den Palast war, vergessen. Doch dem war mitnichten so. Er konnte sich eher an zu viele schöne Dinge außerhalb erinnern, als im Palast. Das machte das Ganze noch unerträglicher. Tränen sickerten aus seinen Augenwinkeln und mit einem Ruck hatte er die Bücher zu Boden geworfen, die er eigentlich hätte lesen sollen. Schluchzend schmiss er sich in sein Bett und kam sich wie ein großes Kind vor. Doch ein Kind war er nicht mehr, das hatte ihm sein Körper schon öfters gezeigt. Es hatten sich frühzeitig Regionen an seinem Körper geregt, von denen er nichts wusste. Aber er fand es zu peinlich, um mit jemanden darüber zu reden, denn er wollte dieses kleine bisschen Privatsphäre für sich behalten. Auch wenn er wegen der Scham fast im Erdboden hätte versinken können. Er legte sich auf den Bauch und versuchte seine erregte Region so gut es ging zu ignorieren, doch stöhnend blickte er auf seine Hand. Kassim wusste nicht, wie oft er das nun schon gemacht und dabei an ihn gedacht hatte, aber sein Körper schien es zusehends mehr zu genießen. Es war ihm ziemlich peinlich gewesen, als sich bei ihm untenrum plötzlich einmal etwas geregt hatte und hatte versucht herauszufinden, um was es sich da gehandelt hatte. Als er merkte, dass es ihm gute Gefühle bescherte, wenn er es berührte, hatte er unwillkürlich an Alibaba denken müssen und dabei seinen Namen gestöhnt. Er hoffte nur, dass keiner seiner neuen ‚Freunde‘ von seinen kleinen Aktionen Wind bekam. Er blickte auf das, was sich in seiner Handfläche befand und verzog leicht angewidert das Gesicht. Auch wenn es sich gut anfühlte, so war dennoch dieses andere Gefühl in ihm, das ihn davon abhielt vollends glücklich zu sein. Denn er wusste, dass das, was er für Alibaba fühlte, nicht sein durfte. Auf der einen Seite war da der Fakt, dass beide Männer waren. Und auf der anderen Seite war ihr Lebensstandard nun so unterschiedlich, dass es für beide sehr schwer werden würde, wenn sich etwas zwischen ihnen hätte entwickeln können. Zudem war da noch das Problem, dass Kassim ja noch nicht einmal wusste, ob Alibaba auch Gefühle für ihn hegte. Er hatte Alibaba nun schon so lange nicht mehr gesehen, dass er so langsam glaubte, dass das Ganze mit Mariam, Anise und Alibaba nur ein Traum war. Doch er wusste mit Sicherheit, dass das alles Realität war, auch wenn diese schon so oft grausam zu ihm war. Als er Mariam verloren hatte, dachte er, er würde neben ihr friedlich einschlafen können. Denn jede Last war plötzlich von ihm genommen und er fühlte sich leicht und befreit. Doch etwas schien ihn aufhalten zu wollen, denn eine sanfte Stimme sagte die Worte ‚nicht einschlafen, Kassim‘ und er kannte sie nur zu gut. Sie hatte ihn schon so oft geholfen, deshalb öffnete er wieder schwermütig die Augen, blinzelte gegen das helle Sonnenlicht und krächzte ein sehr brüchiges ‚Mama‘. Er wusste, dass es nicht sein konnte, denn sie war schon lange tot, doch sie stand über ihm und hielt ihm die Hand hin. Doch die Gestalt antwortete weniger lieb auf diese Vermutung und schnaubte leicht verächtlich: „So alt bin ich nun auch wieder nicht, Idiot! Steh auf, oder willst du hier sterben?“ Das ältere Mädchen beugte sich tiefer über ihn und er erkannte sie nun etwas besser. Sein Blick war verschwommen, deshalb konnte er sich nicht mehr wirklich an das Gesicht erinnern, aber er wusste, dass sie zu seiner frisch gegründeten Truppe gehörte. Sie hatte ihn schlussendlich einfach mitgenommen und ihn ein wenig aufgepäppelt. Sie hieß Zaynab und wohnte auch in den Slums, doch sie hatte sich mit anderen verbündet und so war es in verschiedenen Teilen sicherer als in anderen. Er verdankte ihr so viel, deshalb sah er sie als größere Schwester an, als neue Stütze, die ihn und sein Vorhaben voranbringen würde. Sie hatte ihm immer zugehört und nach einiger Zeit den Älteren vorgestellt. Jedem hatten seine Ideen zugesagt und schnell wurde er zu ihrem Anführer genannt. Auch wenn er nicht genau wusste, was er tun musste, so war er sich sicher das Richtige zu tun. Denn solange diese Männer mit ihren teuren Roben, Essen bis zum Umfallen und ihrem Hass den Volk gegenüber, lebten, könnten die Leute in den Slums nicht länger weiterleben. Es hatte sich so viel verändert. Die ganze Infrastruktur war über den Kopf geworfen worden und Baracke um Baracke wurde dem Erdboden gleichgemacht. Oft stand er an der Stelle, an der er mit Mariam, Alibaba und Anise gelebt hatte, doch es war nichts mehr davon übrig, was an ihr Zuhause erinnern würde. Nur Schutt und gelegentlich auch Asche war noch zu sehen vom einst größten Slum der Stadt Balbadd. In seinem Innern sah es nicht besser aus, denn niedergetrampelte Gefühle konnten schlecht wieder aufgebaut werden. Und so hatte sich, über die Zeit hinweg, der Hass und die Wut in ihn hineingefressen wie eine ätzende Säure. Er konnte dem Allen hier nicht entrinnen, denn das verdammte Blut seines Vaters rann in ihm und hatte ihn verdorben. Auch wenn er den Worten von Anise Glauben schenken wollte und noch Gutes in ihm war, so war das letzte Bisschen davon mit Alibaba verschwunden. Er wollte ihn keinen Verräter nennen, doch manchmal wusste er, dass die letzten Worte, die Alibaba ihm zugerufen hatte, nie in Erfüllung gehen würden. Er schüttelte den Kopf und wischte seine Hand an einem Stück Stoff ab. Dann hob er den Blick und starrte verächtlich in den Spiegel, der auf der anderen Seite hing. „Ich werde bald wiederkommen, hast du gesagt. Sag Alibaba, hast du mich etwa schon vergessen?“, flüsterte Kassim und spuckte auf den Boden. Schlagartig öffnete er seine Augen und stand plötzlich kerzengerade im Zimmer. Er hatte so viel an Kassim und Mariam gedacht, dass er etwas total vergessen hatte. Denn, auch wenn die Zeit, als er mit den anderen Kindern gespielt hatte, wie eine Ewigkeit entfernt schien, so konnte er sich an etwas sehr Wichtiges wieder erinnern. „Tunnel ...“, flüsterte er und Hoffnung keimte in ihm auf. Er würde einen Weg hinausfinden und wenn es auch nur für kurze Zeit sein würde. Solange er seine Geschwister wiedersehen könnte, wäre alles wieder gut und der Weg zurück wäre kein schwerer. Er wollte einen Moment zuhause sagen, doch das existierte schon so lange Zeit nicht mehr. Geschmeidig wie eine Wildkatze drängte er sich in den Schatten an die Wand und suchte nach dem, was er so lange vermisst hatte: der Freiheit. Kapitel 5: 5. Kapitel: Wiedersehen ---------------------------------- Nach gefühlten Stunden hatte er endlich das gefunden, nach dem er so lange gesucht hatte. Er fragte sich, wieso er nicht schon früher auf den Gedanken gekommen war danach zu suchen. Doch dann fiel ihm ein, dass er fast täglich von morgens bis abends mit Gepflogenheiten des Adels und der königlichen Pflichten vertraut gemacht wurde. Etwas Gutes hatte sein Aufenthalt hier dennoch gehabt, denn er hatte gelernt sich richtig zu verteidigen. Auch wenn er seinen Dolch eigentlich noch nicht mit sich schleppen durfte, so hatte er ihn sich dennoch umgebunden. Auf die Gefahr hin, dass Taschendiebe danach greifen würden. Erleichtert, endlich wieder auf heimatlichem Territorium zu stehen, atmete er erst einmal tief ein und aus. Er hatte seine Augen geschlossen und ließ die Eindrücke, außerhalb des Käfigs, auf sich wirken. Seine Erinnerungen spielten ihm Eindrücke vor, die nicht da werden, denn etwas hatte sich gewaltig verändert. Es war ziemlich leise geworden und auch die Gerüche hatten sich verändert. Stutzig geworden, öffnete Alibaba die Augen und ging schnellen Schrittes zu seinem alten Zuhause, doch er fand Nichts. Einfach ... nichts. Alles war wie vom Erdboden gefegt und es erstreckte sich eine Mauer aus Leere vor ihm. Sein Herz schmerzte in seiner Brust und er hatte das Gefühl ihm würde die Luft zugeschnürt werden. Wut wallte auf und er musste sich zusammenreißen nichts Unüberlegtes zu tun. Wie konnte es nur Jemand wagen die Slums zu zerstören? Seine wirkliche Heimat, sein Zuhause, zu zerstören? War es die Schuld seines Vaters? Oder hatte einer seiner Halbbrüder die Finger im Spiel? Er presste die Zähne zusammen und zitterte am ganzen Körper. Dann schloss er die Augen wieder und versuchte seine Atmung zu kontrollieren und ballte hierfür die Fäuste. Kein wirklicher Laut drang an seine Ohren, doch ein einziges Wort veränderte die ganze Situation. „Alibaba?“ Verdutzt und verwirrt blickte Kassim auf den Rücken des jungen Mannes, der vor ihm stand. Er würde ihn unter Tausenden wiedererkennen, auch wenn er größer geworden war. Das Haar hatte sich nicht sonderlich viel verändert und der leichte Mondschein ließ es hell erstrahlen. Er blickte momentan nur auf den Hinterkopf, aber er wusste, sobald sich der Andere umdrehen würde, würde alles schlagartig anders werden. Doch Kassim hatte sich verändert und das ließ sich nicht einfach verstecken. Auch wenn er den Anderen liebte, so konnte er nicht anders als ihn auch gleichzeitig zu hassen. Doch wurde dieses Gefühl nicht sogar aus Ersterem geboren? Die Zeit schien für einen Moment stillzustehen, als sich Alibaba langsam zu ihm drehte und ihn fast schon empört ansah. Kassim blickte nicht minder erstaunt auf den Anderen und wartete auf den ersten Schritt. Auch wenn er ihn wagen wollte, so ließ er dem anderen lieber den Vortritt. So konnte der andere ihm nämlich mit seiner Geste zeigen, ob er ihn auch so sehr vermisst hatte, wie er selbst. Sollte dem nicht so sein, so konnte Kassim keine wirklichen Gedanken weiterführen. Stotternd sagte Alibaba seinen Namen und kam zögerlich auf ihn zu. Kassim blieb wie angewurzelt auf der Stelle stehen und wartete darauf, dass sein Gegenüber etwas tat. Doch es dauerte länger, als er es ertragen konnte und so war dann schlussendlich doch er es, der seinen ‚Bruder‘ in die Arme zerrte und fest an sich drückte. Auch wenn ein schmerzhaftes Gefühl in ihm aufkeimte, was er schlecht einschätzen konnte, so war er zum ersten Mal seit langem wieder der freundliche Kassim. Würde er sich sofort so offenbaren, wie er seinen Untergebenen und Freunden bekannt war, so könnte er auch sofort Alibaba nehmen und ihn töten. Er wollte dem anderen auf gar keinen Fall seine düstere Seite zeigen, obwohl er zugeben musste, dass es ihm Spaß machen würde zu sehen, wie Alibaba darauf reagieren würde. Deshalb zog er seinen so lange vermissten Bruder fest an sich und blieb einige Zeiten mit ihm da stehen, da sämtliche Dämme beim Prinzen gebrochen waren. Er konnte es einfach nicht glauben. Er war noch nicht einmal fünf Minuten außerhalb der Palastmauern, als er schon die Person fand, nach der er sich so sehr gesehnt hatte. Kassim stand vor ihm und er hatte ihn sofort umarmt. Als er ihn so fest an sich zog, brachen bei Alibaba alle Dämme und er fing an wie ein kleines Kind zu heulen. Dabei klammerte er sich auch noch an die Kleidung des Anderen und schämte sich gar nicht dafür. Doch nun, als er die erste Überraschung überstanden und mit Kassim in ein Wirtshaus gegangen war, fühlte er sich total beschämt. Er konnte den Blick nicht heben, sprach eher mit dem Tisch als mit Kassim. Richtig registrieren, was der andere ihm so sagte, konnte er auch nicht wirklich, aber er wusste, dass es eh nur freundliches und unwichtiges Geplänkel war. „Seh‘ ich etwa so schlecht aus, dass du mich nicht anschauen kannst?“, neckte ihn Kassim und grinste breit. Schnell hob Alibaba deswegen den Kopf und lief knallrot an. Wieso kam ausgerechnet solch eine Frage aus dem Mund seines Freundes? Er hätte mit allem gerechnet, aber nicht mit solch einer pikanten Frage. Natürlich sah er nicht schlecht aus, er war sogar verdammt gut aussehend. Aber würde er dies laut aussprechen? Niemals, dafür war es ihm einfach zu peinlich. Deshalb schüttelte er einfach den Kopf und trank noch einen Schluck. Er war sich bewusst, dass Kassim ihm Alkohol untergejubelt hatte, aber es war ihm recht so. Doch nun hatte er eher das Problem, dass er nicht aufhören konnte auf Kassim zu starren. Seine Züge waren markanter geworden, seine Haare länger und auch sonst wirkte alles an ihm maskuliner. Und erst jetzt fiel ihm auf, dass etwas fehlte. Vorhin, als sie eng umschlungen in den Slums standen, war es ihm nicht so ins Auge gefallen, aber nun, in diesem geschlossenen Raum, fiel es ihm umso mehr auf. Jemand fehlte. Lächelnd wandte er sich deshalb an Kassim und fragte unverfroren nach: „Du, sag mal. Wo ist denn Mariam? Ist sie schon schlafen? Ich würde sie gerne sehen.“ Doch schlagartig hatte sich die Atmosphäre verändert und die Leute, vorwiegend Erwachsene, tuschelten hinter vorgehaltener Hand. Auch Kassim wirkte nicht mehr so fröhlich wie noch vor einigen Sekunden und blickte starr geradeaus. Er hatte auch seine Fäuste geballt und knirschte leicht mit den Zähnen. Alibaba konnte Gesprächsfetzen ausmachen wie ‚das hätte er nicht sagen sollen‘ oder ‚er hat das M-Wort gesagt‘. Doch er konnte es nicht wirklich richtig einordnen. Alibaba musste unweigerlich schlucken und er hätte das Glas fast fallen lassen, als ein kalter Blick seinen eigenen traf. Er verstand sofort, auch ohne Worte, dass Kassim darüber nicht reden wollte. Er hätte nur gehofft, dass er es nicht so erfahren hätte müssen. Zitternd blickte er kurze Zeit in diese hasserfüllten Augen und schluckte dann stark. „Sie ...“, wollte Alibaba ansetzen, doch Kassim schnitt ihm das Wort ab: „Sie hat es nicht geschafft. Als das Wasser und das Essen knapp wurde, hat sie irgendwann einfach aufgehört zu atmen.“ Der Blick war noch immer so kalt wie vorhin und etwas in Alibaba zerbrach. Zu hören, dass dieses liebe Mädchen nicht mehr unter ihnen weilte und er von den ganzen Umständen in den Slums nichts mitbekommen hatte, fuhr wie ein scharfkantiges Schwert in seine Haut und vor allen in sein Herz. Wut und Schmerz vermischten sich in ihm und ihm wurde so unsagbar schlecht. Mit der Hand vor dem Mund lief er aus dem Wirtshaus und entleerte seinen Mageninhalt in den allgegenwertigen Schmutz. Tränen vernebelten sein Blickfeld und er musste sich zusammenzureißen, nicht schreiend zusammenzubrechen. Es war in Kassims Augen verständlich, dass der gut behütete Sohn aus dem Palast die Nachricht erst einmal verdauen musste. Es war nicht nur die Erinnerung an den schlimmsten Moment in seinem Leben, die ihn so zermürbte, sondern der Fakt, dass er dem anderen seine dunkele Seele gezeigt hatte. Mit einem Hand-Wink hatte er die Männer und Frauen im Wirtshaus dazu aufgefordert, aufzuhören zu tuscheln und ihn einfach zu ignorieren. Es war ihm bewusst gewesen, dass Alibaba nach Mariam fragen würde. Er konnte ja nicht wissen, dass alleine der Name in seiner Truppe nicht mehr laut ausgesprochen werden durfte. Es war ein bekanntes Tabu-Thema, das keiner anschneiden wollte. Die Einzige, die über die ganze Misere Bescheid wusste, war Zaynab und sie blickte stillschweigend auf ihn. Er schüttelte nur den Kopf, um ihr zu zeigen, dass alles in Ordnung war und wartete darauf, dass Alibaba endlich wieder zurückkommen würde. Es würde schon schwer genug sein ein normales Gespräch wieder aufzubauen, aber er würde sein Bestes versuchen. Dann plötzlich kam ihm ein Gedankenblitz und er rief Zaynab doch noch zu sich, um das Wichtigste mit ihr abzuklären, solange Alibaba vor der Tür war und seine Gedanken sortieren konnte. Lachend saßen beide zusammen und Alibaba spürte, wie der Alkohol so langsam seine Sinne vernebelte. Er konnte sich schon nicht mehr richtig an die Gespräche, die sie vor einigen Minuten geführt hatten, erinnern, doch irgendetwas schien wohl so lustig daran gewesen zu sein, dass sich beide vor Lachen nicht mehr einkriegten. Die Erwachsenen um sie herum waren langsam weniger geworden und nach einiger Zeit saßen nur noch eine Handvoll Männer und Frauen an den anderen Tischen. Alibaba versuchte sich dennoch vehement an das zu erinnern, was er erzählt hatte und musste dann wieder lachen. „Und, und dann kam er so ‚ich werde einmal König‘ und wirkte total stolz. D...dabei stand er ohne Hose vor uns. Ohne Hose!“, prustend musste er sich zusammenreißen, um überhaupt einen Satz zu bilden. Es war momentan einfach alles witzig, sogar die kleinen Anekdoten, die er seinem Bruder offenbart hatte, schienen einfach nur noch aus Dummheiten zu bestehen. Alibaba hatte Kassim erzählt, wie Ahbmad voller Stolz davon geprahlt hatte, dass er einmal König werden würde. Immerhin wäre er der Älteste und hätte somit das Recht auf die Krone. Als dann plötzlich alle anfingen zu lachen, fand er es weniger komisch, doch noch weniger erfreute er sich daran, dass seine Hose nicht mehr da war. Alibaba hatte ihm einen Streich gespielt und so vor Jedem lächerlich gemacht. Natürlich hatte er auch andere peinliche Sachen erzählt, an die er sich jetzt aber nicht mehr wirklich erinnern konnte. Hinzu kam, dass er Kassim das Geheimnis anvertraut hatte, wie er aus dem Palast geflohen war. Doch wirklich erinnern wann und wie detailliert er das getan hatte, konnte er wirklich nicht mehr sagen. Zu viel Alkohol war geflossen und zu wenig vertrug Alibaba. Ihm war schwindelig, seine Wangen waren rot und er hatte das dringende Bedürfnis schlafen zu gehen. Doch er war nicht im Palast, also waren auch keine Betten in der Umgebung. „Komm, lass uns nach draußen gehen Alibaba. Hier drinnen ist es einfach zu heiß geworden“, schlug Kassim vor und stützte Alibaba, als sie in die frische Luft gingen. Alibaba wollte für immer hier draußen bleiben und auch die Seite von Kassim nicht mehr verlassen, aber irgendwann müsste er wieder zurückgehen. Auch wenn er dafür erst einmal ein wenig nüchtern werden musste. Die plötzlich auftretende Übelkeit durchbrach dennoch das fröhliche Treiben der Beiden und er erbrach sich noch einmal. Kassims Plan war aufgegangen. Alibabas Zunge wurde mit jedem Glas lockerer. Auch wenn er sich nicht wirklich gut bei der Sache fühlte den anderen so auszunutzen, so war es nur zum Besten. Die Anwohner Balbadds litten und wenn er durch einen Insider Informationen erhalten konnte, dann würde er so lange nachbohren, bis er das erhielt, was er wissen wollte. Und Alibaba hatte wirklich sehr viel ausgeplaudert. Er konnte ihm sagen, gegen wieviel Uhr die Wachen ausgetauscht wurden, wie viele es überhaupt waren und wie man sie überwältigen konnte. Dies konnte der Jüngere ihm alles erzählen, weil er gestand schon öfters ausbrechen zu wollen, aber jedes Mal am gleichen Problem gescheitert war. Verschiedene Informationen konnte er dennoch nicht gebrauchen, zum Beispiel das Verhältnis zwischen Alibaba und König Rashid oder wie er sich mit seinen Halbbrüdern verstand. Das war einer der Gründe, weshalb er das Gefühl hatte, dass diese ganze Sache nur einen tieferen Keil zwischen sie rammen würde. Dabei wollte er Alibaba doch näher sein als jedem anderen. Die wichtigste Aussage aber bekam Kassim, nachdem Alibaba fast nur noch belangloses Zeugs zusammensetzen konnte. Seine Worte waren dennoch sehr genau und sogar Zaynab wirkte erfreut über diese Nachricht. Denn Kassim hatte schon länger einen Überfall auf den Palast geplant, doch es fehlten ihm einfach zu viele wichtige Details. Auch wenn er ein schlechtes Gewissen hatte, so würde er diese Information zu ihren Gunsten nutzen und seinen Plan in die Tat umsetzen. Kassim liebte es zu rebellieren und wenn er den wundesten Punkt attackieren konnte, ohne vorher gesehen zu werden, so würde sich seine Truppe sicherlich schnell einen Namen machen und so für Angst und Schrecken sorgen. Sein Blut war in Wallung geraten, als er hörte, dass sich versteckte Tunnel in der Palastmauer befanden. Er hätte es sich eigentlich gleich denken können, dass es solche gab, aber es erschien ihm vorher eher unlogisch. Doch nun hatte er die Bestätigung, dass es auch einen Hintereingang gab. Gerade blickte er erst einmal zur Seite, weil sich Alibaba unangekündigt lauthals erbrach. Auch wenn er sich denken konnte, dass der Alkohol seinen Tribut gezollt hatte, so hatte er dennoch gehofft nichts davon mitzubekommen. Seufzend strich er sich durch die Haare und half Alibaba dann auf. Er würde nun den letzten Teil seines Planes in die Tat umsetzen und dann wieder für einige Zeit aus Alibabas Leben verschwinden. Auch wenn er ihn wirklich sehr gerne berühren und mit in sein Nachtlager nehmen wollte. „Ich denke es wäre besser, wenn ich dich zum Palast begleite. Du kannst ja noch nicht einmal mehr gerade stehen“, schlug Kassim vor und hievte Alibaba ungelenk auf seine Schultern. Er entschied sich lieber dazu ihn sofort Huckepack zu nehmen, da er so dennoch ein wenig Körperkontakt aufbauen konnte. Alibaba nuschelte nur irgendeine Bestätigung und als er ihm auf ungefähr erklärt hatte, wohin er gehen musste, wurde Kassims Kopf plötzlich geküsst. „Weis‘ du Kassim? Ich mag dich wirklich sehr, sehr gerne“, nuschelte Alibaba etwas lallend und sehr schläfrig. Kassim bekam einen leichten Stich in sein Herz und fühlte sich bestätigt, dass er seine Aktion sicherlich bereuen würde. Doch er sagte einfach nur: „Ich dich auch“ und merkte schnell, dass Alibaba eingeschlafen war. Er öffnete seine Augen und legte einen Arm auf seine Stirn. Er fühlte sich komischerweise sehr ausgeschlafen, obwohl der Traum ihn gleichzeitig ziemlich mitgenommen hatte. Es wurde ihm nun auch immer bewusster, dass er Sachen von Kassim träumte. Ein leichtes Zwicken an seinem Ohr ließ ihn zusammenschrecken und er rieb schnell darüber. Es schien eine Art Bestätigung auf seine Vermutung zu sein, denn so schnell es kam, war es auch wieder verschwunden. Er lächelte sanft und setzte sich dann schlussendlich auf. Dann schloss er wieder die Augen und hatte das Gefühl, dass ihm jemand sanft über die Wange streichelte. Er neigte sein Gesicht deshalb zu dem Gefühl hin und lächelte immer weiter. Auch wenn es sich nur wie ein sanfter Lufthauch auf seiner Haut anfühlte, so wusste er, dass er momentan nicht alleine war. Wie zur Bestätigung drang ein Flüstern mit seltsamen Echo an seine Ohren: „Du bist nie allein, Alibaba.“ Er nickte nur sanft zur Bestätigung und verblieb in dieser Pose. „Du siehst total dämlich aus“, murrte eine Stimme und Alibaba fühlte sich plötzlich ertappt. Sein Gesicht fühlte sich glühend heiß an, als er die Augen aufriss und auf die schmollenden Gesichter seiner Freunde blickte. Er hatte noch nicht einmal bemerkt, dass sie in sein Zimmer gekommen waren, bis … Er blickte um sich herum und bemerkte mit einem Schlag, dass er nicht in seinem Bett lag, sondern zusammen mit Aladdin und Morgiana eins teilte. Dann wurde ihm klar, dass er irgendwann aufgewacht und ein wenig spazieren gegangen war. Danach hatte er sich wohl im Zimmer geirrt und war mit seinen Freunden in einem Bett gelandet. Morgiana kniff ihm schmerzhaft in die Wange und zog daran. Alibaba war zu perplex, um sofort zu reagieren, doch als Aladdin dann plötzlich anfing mit dem Finger in seine etwas grösser proportionierte Seite zu stechen, konnte Alibaba nicht anders als anzufangen zu lachen. Aladdin hatte unbewusst mit seiner Geste herausgefunden, dass Alibaba kitzelig war und so ließen seine Freunde sämtliche Hemmungen fallen und fielen lachend über ihn her. Es war das erste Mal seit langer Zeit, dass er sich wieder so gut fühlte. Auch wenn von Morgiana gekitzelt zu werden, hieß, eine Körperverletzung über sich ergehen zu lassen. Auch wenn sie es wirklich nicht böse meinte. Epilog: Epilog -------------- Er hatte die letzten Tage ziemlich selten geträumt. Und wenn, dann waren es nur Bruchstücke aus der Zeit, die zwischen dem Brand im Palast und seiner Zeit mit Aladdin und Morgiana, vergangen war. Auch wenn er sich beim Schlafenlegen immer wieder angestrengt hatte, einen wirklich schönen Traum rund um Kassim und ihm war schon längere Zeit her. Seufzend legte er sich deshalb etwas trübsinnig aufs Bett, weil er sich wirklich gefreut hatte, wieder etwas von ihm zu träumen. Es waren nun schon einige Monate seit dem schicksalshaften Tag vergangen und so langsam merkte er, dass er neue Energie getankt hatte. Auch wenn das Hineinstopfen von Essen - seine neue Energie - so seine negativen Effekte hatte. Schläfrig rollte er sich deshalb auf seinem Bett hin und her und merkte langsam, wie die Traumwelt ihn in sich einlullte. Alibaba war endlich angekommen. Die große Stadt Baldbadd erstreckte sich vor ihm und er zog das Kopftuch tiefer in sein Gesicht. Viele kannten sein Aussehen, deshalb war es sehr riskant einfach in seine Heimat zurückzukehren. Doch, auch wenn die Zeit mit Aladdin und Morgiana wirklich spaßig war und er durch die beiden viele neue Freunde kennen gelernt hatte, so fühlte er sich dennoch so unvollständig. Sein Blick schweifte langsam umher und er fühlte sich zunehmend unwohler. Die Stadt hatte sich schon wieder verändert und dies wollte ihm nicht gefallen. Hatte Ahbmad etwa seine schmutzigen und gierigen Finger im Spiel? Wieso sah er so viele hungernde Menschen? Ihm kam fast die Galle hoch, weil er nicht mit ansehen wollte, wie seine geliebte Stadt wieder einmal litt. Zielstrebig ging er in das einzige Wirtshaus weit und breit und versuchte dort sein Glück. Denn er war nicht nur der Nostalgie halber zurückgekommen. Ein spezieller Mensch wartete sicherlich sehnsüchtig auf seine Rückkehr. Obwohl er sich gleichzeitig nicht ganz sicher war, ob dies wirklich der Fall war. Breitbeinig und ausgelassen saß Kassim in der Mitte und ließ sich wie ein Held feiern. Der heutige Anschlag mit seiner Fog Troupe war ein voller Erfolg gewesen und die Schreckensherrschaft ihrer Truppe wurde immer gewaltiger. Lachend stieß er mit seiner neuen Familie an und verkündete lauthals: „Ich denke kaum, dass es in diesem Land noch Jemanden gibt, der sich mit uns anlegen möchte!“ Zustimmender Jubel drang an seine Ohren und er fühlte sich bestätigt darin, dass er dieses Land umkrempeln würde. Seine Ideologie würde sich ausbreiten wie ein Lauffeuer und durch die Hilfe der Metal Vessels war es ein Einfaches dies auch wirklich zu bewerkstelligen. Doch plötzlich steckte ein Dolch in einem nahestehenden Tisch und eine Stimme sprach: „Wenn es sein muss, lege ich mich gerne mit dir an. Auch wenn es mir widerstrebt.“ Kassim hätte sich fast an seinem Getränk verschluckt, als er die Stimme erkannte. Er versuchte das Gesicht des Mannes zu erkennen, doch er sah nur einen dunklen Schatten. Plötzlich jedoch erstrahlte ein breites Grinsen und mit einem Ruck war die Identität der Person offenbart. Völlig perplex blickte er auf ihn und stand dann vorsichtig auf. „Alibaba?“, fragte er deswegen ziemlich unsicher nach und zog ihn schnell in eine feste Umarmung. Er hatte Kassim ziemlich schnell gefunden und war froh darüber. Auch wenn er ein wenig von seiner Aufmachung eingeschüchtert war, so war die Wiedersehensfreude einfach zu groß. Er sah unverschämt gut aus und seine Anhänger schienen ihn förmlich zu vergöttern. Auch wenn es riskant war einfach so aufzubegehren, so hatte es sich doch gelohnt. Schnell war er wieder an die breite Brust von Kassim gezogen worden und spürte die Wärme des anderen. Wie in einem Nebel hörte er noch, wie Kassim sagte, dass sie ohne ihn weiterfeiern sollten und zog ihn dann in einen Nebenraum. Schnell wurde ihm bewusst, dass dies wohl ein Unterschlupf war. Er blickte sich etwas um, doch viel konnte er nicht erkennen. Kassim ging schnellen Schrittes und zielstrebig auf ein Zimmer zu und öffnete dann die Tür. Plötzlich fand sich Alibaba in einer eher unvorteilhaften Position wieder und wurde an die Wand genagelt. Die goldenen Augen schienen ihn fast zu verzehren und er fühlte sich wie paralysiert. Unfähig irgendetwas zu tun blickte Alibaba einfach in Kassims Gesicht und spürte, wie sich sein eigener Herzschlag plötzlich erhöhte. Kassims Atem streichelte sanft seine Wange, als er sich zu ihm beugte und ihm ins Ohr flüsterte: „Ich habe dich vermisst, Alibaba.“ Es lag so viel Gefühl in diesen Worten, dass er schlucken musste. Er hätte am liebsten geantwortet, doch etwas schien seinen Hals unangenehm zuzuschnüren. Unkontrolliert stieß er den Atem aus und fing leicht an zu zittern. Auch wenn er regelrecht an die Wand gepinnt wurde, so fühlte es sich bei Kassim nicht falsch an. Bei jedem anderen hätte er sich Sorgen gemacht, doch diesen Mann vertraute und liebte er zu sehr. Auch wenn er schon einmal von ihm verraten wurde. „Meine Gedanken kreisen immer nur um dich, wenn ich im Bett liege. So oft habe ich mir den Tag herbeigesehnt, an dem du wieder zu mir zurückfindest“, hauchte Kassim und strich vorsichtig mit seinen Lippen über Alibabas Gesicht. Ein Schaudern lief über seinen Rücken und er musste sich konzentrieren nichts Unüberlegtes zu tun. Das Gefühl von Kassims Atem auf seiner Haut war atemberaubend und er merkte, dass es dem anderen nicht besser ging. Vorsichtig hob er seine Hand und strich die Konturen von Kassims Gesicht nach. Auch wenn er immer noch kein Wort gesprochen hatte, so wusste er, dass der andere ihn verstehen würde. Zuerst vorsichtige, danach etwas festere Küsse wurden auf seiner Gesichtshaut verteilt und Alibaba fühlte sich immer noch unfähig etwas anderes zu tun, als zu atmen und zu starren. Langsam strich er selbst mit seiner Hand über die Lippen des Älteren und beobachtete, wie sich dessen Augen langsam schlossen. Wie in Tranche strich Alibaba weiter, ehe er den zittrigen Atem wieder auf seiner Wange spürte. Genießerisch schloss er die Augen und er schalt sich einen Narren. Eigentlich müsste es sich verboten anfühlen, doch er genoss es mit jeder Faser seines Körpers. „Du weißt nicht, wie oft ich mir das hier herbeigewünscht habe.“ Kassim flüsterte gegen seine Haut und das sanfte Vibrieren seiner Stimme fühlte sich so verdammt gut an. Seufzend genoss Alibaba die sanften Berührungen und strich Kassim durch sein Haar. Er konnte sich nicht länger halten und strich etwas grob über den Hinterkopf seines Freundes. Mit sanfter Gewalt versuchte er die Distanz zwischen ihnen zu brechen, doch Kassim legte ihm frech grinsend einen Finger auf die Lippen. „Zuerst will ich eine richtige Begrüßung bekommen“, neckte Kassim und Alibaba öffnete wieder die Augen. Er lächelte sanft und hauchte dann: „Ich bin wieder zu Hause Kassim.“ Kassim erwiderte hierauf nur ein ‚ich weiß‘ und beugte sich dann wieder vor. Weniger Millimeter vor seinen Lippen machte er dann doch noch einmal halt und lachte selbstsicher auf. Dann endlich legte er sie sanft auf die leicht bebenden von Alibaba und verharrte für einen Moment dort. Immer länger wurde der erste Kuss und viele weitere folgten. Die Atmosphäre im Zimmer stieg immer weiter an und Alibaba offenbarte jegliche Gefühle, die sich in ihm ausgebreitet hatten. Es war einfach nur wunderbar geliebt zu werden ... Schwer atmend erwachte Alibaba aus diesem schönen Traum und blieb erst einmal liegen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er nie gesagt hatte, wie sehr er den anderen geliebt hatte. Deshalb sagte er mit so viel Gefühl, wie er in diesem Moment aufbringen konnte: "Ich liebe dich, Kassim ..." Als diese Worte Alibabas Lippen verließen, keimte plötzlich ein sehr warmes Gefühl in ihm auf und er fühlte sich geborgener als sonst. Endlich hatte er sich getraut diese drei Wörter auszusprechen, die so lange auf seiner Zunge gelegen hatten. Zu gerne hätte er jedoch die Reaktion von Kassim gesehen, doch es war nun definitiv zu spät dafür. Vielleicht war es der erneut annähernde Schlaf, der ihm einen Streich spielte, doch er hätte schwören können Kassims Stimme gehört zu haben, die sanft in sein Ohr flüsterte: "Ich dich auch. Schon immer." Mit einem sanften Lächeln und einer letzten Träne, die seine geröteten Wange herunterlief, schlief er wieder ein. Kassim. Ich werde dich nie vergessen. THE END Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)