Nogoth yelta ye Eldar rûth von Ithildin (Zwergenhass und Elbenzorn) ================================================================================ Kapitel 6: Erkenntnis --------------------- Sie sind allein in der Dunkelheit, nichts als der weite Sternenhimmel spannt sich über ihnen. Der Zwerg scheint in seinem unbändigen Zorn auf sie nicht einmal zu bemerken, dass er ohne darauf zu achten ihr gegenüber wie selbstverständlich in die vertrauliche Anrede gewechselt hat so als wären sie beide einander schon ewig vertraut. Lyriel selbst registriert dies sehr wohl und doch ist es ihr vollkommen einerlei. Wenn ER sie so vertraulich anspricht, dann wird sie es genauso bei ihm tun. Und so nimmt sie sich einen Augenblick später keinerlei Blatt vor den Mund, als sie ihm antwortet, wobei sie ihn jedoch vorsichtshalber nicht aus den Augen lässt, auch weil sie nicht weiß, wie er auf sie reagieren wird. „Ach na das hättest du wohl gerne Zwerg. Kannst du noch etwas anderes als mir ständig drohen zu wollen? Sag mir, woher in aller Welt sollte ich wissen, wer sich da des nächtens so alles heimlich zwischen den Sträuchern meines Hauses herum drückt, wie ein Vagabund oder ein dahergelaufener Bandit? Oh aber ich vergaß, das bist du ja auch so Eichenschild. Manieren hattest du was das anbelangt meines Wissen noch nie welche, zumindest nicht in den Dingen, was den Umgang mit einer Frau anbelangt. Und wenn du es unbedingt drauf anlegen willst, dich mit mir zu schlagen, kannst du es gerne haben. Ich fürchte mich nicht vor dir Thorin! Mich schüchterst du nicht mehr ein. Du hast schon mal einen Denkzettel von mir erhalten, soweit es meiner Erinnerung geläufig ist. Aber bitte sehr, wenn du es nicht lassen kannst dir nochmal einen abzuholen, kannst du das von mir aus gerne haben. Was ist, worauf wartest du dann noch? LOS dann komm schon und zeig`s mir CASAR! Das ist es doch was du tun willst oder etwa nicht?“ Ihre klare Stimme klingt kalt wie Eis. Sie hat keine Angst vor ihm...nicht mehr, das ist lange vorbei. Was hat sie schon noch zu verlieren? Nichts! Im schlimmsten Fall tötet er sie, gut dann wäre es wenigstens endlich vorbei mit all diesen Demütigungen und der Schmach für immer eine Ausgestoßene zu sein. Und wenn sie diesen Kampf gegen ihn wider erwarten gewinnt, wird er sie dann hoffentlich endlich in Ruhe lassen. Die Heilerin ist es so leid, ständig von ihm gekränkt und offen vor allen anderen Dorfbewohnern gedemütigt zu werden. Aber dabei fragt sie sich ganz ernsthaft, was er hier will und warum er hier einfach so aufgetaucht ist? Sie hat in diesem Gebüsch mit so ziemlich allem an üblen Gefahren gerechnet, aber dabei ausgerechnet auf IHN zu treffen im Leben nicht. Es durchdringt ihren Sinn wie pures Gift, genau die Frage, die sie sich bisher noch niemals offen zu stellen gewagt hat. Vielleicht war es ja Absicht? Vielleicht ist seine Anwesenheit kein Zufall. Sie ist bisher noch nie darauf gekommen, dass er sie vielleicht absichtlich beobachten könnte, auch weil sie sich keinen Reim darauf machen kann, warum das so ist oder was er davon hätte? Lyriels Gedankengänge überschlagen sich und geben ihr damit die eigenartigsten Antworten, auf die sie so normalerweise wohl nie kommen würde. Nun vielleicht liegt es daran, weil er sie so sehr hasst, für das was sie ist? Gut deswegen bräuchte er sie aber nicht extra zu verfolgen, oder ihr in diesem Sinne in den Büschen aufzulauern, denn das kann er auch so haben. Hassen kann er sie auch in den stummen, leeren Wänden seiner Kammer...dazu muss er sie nicht extra sehen. Hass ist eine übermächtige Waffe, eine die ER wie kein Anderer zu führen weiß, das hat sie in all der Zeit von ihm gelernt. Wenn nichts anderes als das, aber genau dies hat sich bis in ihr Innerstes hinein eingeprägt. In dem Moment als ihr das alles in Bruchteilen von Sekunden durch den Kopf geht, reagiert er endlich auf sie. Ihre von ihm geradezu aufgezwungene Kampfansage ist offenbar doch nicht ganz spurlos an ihm verpufft. Sie sieht das gefährliche Funkeln in seinen schönen blauen Augen. Der Zwergenmann ist unglaublich zornig und damit angreifbar, denn das ist seine Schwäche...seine Einzige, aber damit auch seine Größte und sie kann sie nutzen und sie wird sie nutzen...gnadenlos. Lyriel sieht ihn durchdringend an. „Komm schon, was ist jetzt, ich dachte du willst mich herausfordern Zwerg?“ Faucht sie ihm dabei abermals nicht eben freundlich entgegen. Im selben Moment als sie verstummt um sich gegen ihn zu wappnen, dringt ein unterdrücktes Knurren aus seiner Brust. „Was fällt dir ein elende Elbenhexe, oh du hast es doch geradezu drauf angelegt. Ich zeige dir jetzt was es bedeutet mich ganz offen herauszufordern!“ Des jungen Zwergenkönigs Stimme klingt tief und von unendlichem Hass erfüllt. Die rothaarige Heilerin sieht sehr deutlich, dass seine Lippen regelrecht vor Zorn zittern, als er spricht. Der Zwerg ist ein Wesen der Tiefe und des Abgrundes, ebenso tief sind alle seine Empfindungen im Guten, wie im Bösen, das darf sie niemals vergessen...niemals! Wenn sie diese Grenze nur einmal bei ihm überschreitet, wird er für sie nicht mehr berechenbar sein. Und noch als sie darüber nachdenkt, greift er sie bereits an. Er ist viel stärker als sie, das weiß sie...aber damit auch schwerfälliger, noch ein Pluspunkt für die ungleich zierlichere und ihm an Körpermaß deutlich unterlegenere Frau. Denn so schnell wird er ihr damit nicht folgen können. Lyriel reißt ihre Klinge schützend vor sich hoch und das keine Sekunde zu früh. Klirrend prallen beide Schwerter mit voller Schlagkraft aufeinander. Von der Wucht weggedrückt weicht sie zurück, gerät kurz ins Straucheln fängt sich aber sofort wieder. Indem setzt er unbarmherzig nach. Seine Paraden sind schnell und präzise...links rechts Ausfallschritt...nachsetzen. Thorins Schläge sind kraftvoll und geübt, das bekommt sie deutlich zu spüren. Die elbenblütige Frau hat so große Mühe ihm halbwegs vernünftig auszuweichen, der Zwerg kann sie damit ungewollt weiter zurückdrängen. Er ist besser geworden, wesentlich besser als beim letzten Mal, aber vielleicht liegt es auch daran, dass sie ihr Schwert schon so lange nicht mehr richtig führen musste. Doch jetzt hängt ihr Leben davon ab, wenn er sie nur ein einziges Mal dumm erwischt, so kann er sie mit einem einzigen ungünstigen Schlag töten, das weiß sie. Er setzt weiterhin hartnäckig nach, denn sie kann seinen Atem hören, der inzwischen leicht keuchend geht, kämpfen ist anstrengend und so leicht wird sie es ihm nicht machen. Diesmal nicht. Wenn er sie schon erwischen will, dann muss er sich gefälligst richtig darum bemühen. Doch er ist dummerweise sehr viel besser wie von ihr angenommen. Das merkt sie bereits Sekunden später am eigenen Leib. Lyriel kann sich gerade noch so unter seiner gekonnten Angriffsparade hindurch wegducken, seine Klinge fährt damit nur um Haaresbreite an ihrer Taille vorbei, beinahe hätte er sie getroffen. Triumph schimmert in seinem Blick durch, als er es erkennt. Ja Triumph ist es, den sie sieht und noch etwas ist dabei....offensichtliche Genugtuung, ja fast schon Befriedigung darüber sie im Kampf zu dominieren. Der Blick mit dem er sie dabei fixiert, ist jener als wäre sie sein Wild, das es für ihn zu erbeuten gilt. Die Halbelbin versucht der Klinge erschrocken auszuweichen, die sie eben nur um wenige Millimeter verfehlt hat und begibt sich damit ungewollt versehentlich genau in Reichweite seiner Arme. Ohne weiter darüber nachzudenken packt er zu, auch weil er sie so weitest gehend risikofrei in seine Gewalt zwingen und unterwerfen kann, was er damit auch beabsichtigt. Thorin will diese Auseinandersetzung dieses mal für sich gewinnen, koste es ihn was es wolle. Und so erwischt er sie eher zufällig am Saum ihres Hemdes, denn mehr trägt sie ihm Moment ja nicht auf der Haut. Ein lauter schmerzhafter Schrei macht ihm allerdings nahezu sofort klar, dass er ihr mit seinen schweren klobigen Stiefeln auf die bloßen Füße getreten sein muss. „AUUTSCHHHH...du grober Klotz von einem NAUG, bist du wahnsinnig geworden? Stell dir vor, das tut weh!“ Schreit sie ihn mit wütend funkelnden Augen entgegen, als sie zu ihm herumfährt um sich energisch von ihm loszumachen. Woraufhin er verdutzt wie er ist, tatsächlich ein wenig zurück weicht. Die Klinge in seiner Schwerthand scheint vollkommen vergessen...er sieht nur in ihre Augen...diese für ihn so fesselnd grünen Augen...und sie sind den seinen so nah..so nah... Thorin sieht sich unmittelbar von ihnen eingefangen. Es überkommt ihn der unbändige Drang, sie für sich festhalten zu wollen. In dem Moment, in dem er sich wie unter Zwang vorbeugt, um den Geschmack ihrer zitternden Lippen zu kosten, um diesen Augen nahe zu sein, reißt sie sich wütend von ihm los. Er spürt Stoff unter seiner Hand nachgeben. Es ist nichts anderes, als der Saum ihres Hemdes, das er noch immer in Händen hält. Das wüste ratschende Geräusch, das dem Reißen des Stoffs folgt lässt ihn augenblicklich hochfahren...ebenso wie sie. Sie sieht erschrocken zu ihm hin, der sie inzwischen vor Schreck losgelassen hat, aber sein Blick hängt wie gefesselt an ihrer nackten Haut fest. Das erste Mal sieht sie mit eigenen Augen, mit welch begehrlichem Blick er sie betrachtet, wenn er sich unbeobachtet wähnt. Das erste Mal sieht sie so, was sie eigentlich nicht sehen darf....was sie nicht sehen soll. Sie wirkt entsetzt und gleichermaßen verwirrt darüber, was sie eben mit aller Deutlichkeit bei ihm wahr genommen hat, nicht länger zu verleugnen und nicht mehr länger zu verdrängen. Sie hat ganz eindeutig den üblen Selbstbetrug gesehen, dem er sich damit unterworfen hat. Hastig versucht die Heilerin halbelbischen Blutes die verräterisch entblößte Stelle ihres Körpers möglichst rasch wieder zu verdecken, auch um sich damit seinem neugierigen und aufdringlichen Blicken zu entziehen. Sie dreht sich weg und schlägt den Stoff hoch, den er ungewollt zerrissen hat. Erst dann dreht sie sich zu ihm um, sie sagt kein Wort aber ihre Augen funkeln. So zornig wie jetzt, ist sie noch nie zuvor gewesen, noch nie zuvor. ER ist ein Lügner, ein gottverdammter Lügner dieser elendigliche Bastard von einem Zwerg. Wie kann er nur? Unwillkürlich fängt sie seinen Blick auf. Er sagt keinen Ton, aber als er sich kurz darauf in Bewegung setzen will um zu ihr zu gelangen, durchdringen plötzlich laute Stimmen die Stille in der Dunkelheit. „Thorin?“ Thorin wo steckst du..?“ Jemand sucht nach ihm.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)