Nogoth yelta ye Eldar rûth von Ithildin (Zwergenhass und Elbenzorn) ================================================================================ Kapitel 23: Entscheidung ------------------------ Throin versucht vehement diese für ihn äußerst schmerzhaften Gedankengänge zu verdrängen...auch weil er sich eigentlich klammheimlich tief in sich drin etwas anderes wünschen würde, aber er weiß ebenso, dass es keinen Sinn macht, sich etwas zu wünschen, was man doch nicht für sich haben kann. Es ist so schon spät, als es dem jungen Zwerg gelingt, sie endlich zu ihrem Heim zurück zu bringen. Langsam aber sicher wird sie sogar ihm schwer und er ist daher mehr als froh, als es irgendwann vor ihm in der fahlen Dunkelheit, des kaum geborenen Mondes auftaucht. Dwalin ist schon lange vorher in Richtung der Dorfmitte abgebogen und hat die Beiden schweren Herzens allein gelassen. Das was er da zufällig und nicht ganz unfreiwillig erlebt hat, genügt ihm vorerst und er weiß auch noch nicht, ob er seinem König etwas davon sagen wird, was er heute Abend gesehen hat. Er ahnt, dass es besser ist, wenn er nicht noch weiter Öl aufs Feuer gießt. Sein Anführer ist seit neustem auch so schon unausstehlich genug, wenn er schlechte Laune hat und jetzt weiß er endlich auch warum. Derweil ist Thorin mit Lyriel auf deren Türschwelle angekommen. „Was ist kannst du ab hier laufen oder soll ich dich noch hineinbringen Heilerin?“ Seine tiefe, warme Stimme klingt unwirklich und fremd durch die Stille der Nacht, als er nach so langem Schweigen zwischen ihnen, so unvermittelt und plötzlich wieder zu sprechen ansetzt. Er spürt, wie sie kurz aber heftig schluckt, ehe sie ihm antwortet. „Nein Thorin..bitte..bring mich noch hinein, wenn es dir nichts ausmacht. Ich...ich fürchte ich kann nicht laufen, zumindest nicht, bis ich es mir etwas näher angesehen habe. Ich spüre noch ganz deutlich, wie es schmerzt. Wahrscheinlich ist es verstaucht oder so.“ Ihre Stimme klingt dabei zunächst zwar etwas zögerlich aber dann doch fest und nachdrücklich, als sie ihm das sagt. Also seufzt er leise und entgegnet ihr anschließend. „Na schön, ganz wie du willst, hinein werde ich dich noch bringen, aber dann gehe ich...so wie du es wolltest.“ Sie sieht mit fest zusammen gepressten Lippen an ihm vorbei und nickt anstatt dessen knapp, als dass sie ihm etwas darauf antwortet. Kaum sind beide drinnen angekommen fühlt der Zwerg sich sofort unwohl...es ist sein schlechtes Gewissen, das ihn abermals unangenehm schuldbewusst einholt. Er weiß, dass er eigentlich anders handeln müsste, als er es tut...aber er kann nicht anders, es ist fast wie ein Zwang für ihn. Sein von ihm befürchteter Gesichtsverlust hemmt ihn so sehr, dass alles andere für ihn keine Rolle mehr spielt. Mit ein paar energischen Schritten ist er in traumwandlerischer Sicherheit an ihrer Ofenbank angelangt und setzt sie anschließend so hastig und fast schon grob darauf ab, als hätte er sich eben an ihr verbrannt. Er kennt den Weg zum Ofen deshalb so genau, weil er ihn schon einmal gesehen hat....durchs Fenster, damals vor ein paar Monaten, als sie sich allein wähnte und er ihr bis zu diesem Haus heimlich nachgefolgt ist. Sein Gedächtnis hat ihn dahingehend nicht im Stich gelassen. Er hat es sich gemerkt, warum auch immer. Lyriel sieht ihn währenddessen mit einem merkwürdig forschenden Blick an, als er sie umgehend danach los lässt. Sie sagt jedoch nichts weiter dazu. Thorin weicht erschrocken zurück. Als er die zwei etwas unbedachten Schritte rückwärts macht, um sich von ihr zu entfernen und damit schleunigst aus ihrer Nähe zu kommen, spürt er plötzlich, wie etwas warmes und lebendiges unvermittelt um seine Beine streicht. Aber erst, als er das leise Maunzen in der Dunkelheit vernimmt, weiß er...es ist die Katze. Lyriels einsamer wilder Streuner..der, der seinen Namen trägt. Es entlockt ihm für einen Augenblick sogar ein schmales belustigtes Lächeln...eines das sie zufällig sieht. Überrascht folgt ihr Blick ihm nach zu ihrem Kater hin. Beide fühlen sich schlecht, beide fühlen sich einsam und doch wagt es keiner von ihnen, endlich den ersten Schritt in die richtige Richtung zu tun. „Wa....willst du...willst du denn wirklich schon gehen?“ Es schlüpft ganz plötzlich und eigentlich viel zu schnell, ja zu unüberlegt über ihre zitternden Lippen, noch ehe sie sich innerlich darüber schelten kann, das jetzt zu ihm gesagt zu haben. Doch er reagiert darauf ohnehin so, wie bereits von ihr erwartet. “Ja...ich muss...ich kann nicht bleiben...es..es tut mir leid Lyriel.“ Mit diesen knappen, wie höchst unbefriedigenden Worten lässt er sie allein zurück in der Finsternis. Thorin verlässt ihr Haus nahezu fluchtartig, wenn nicht sogar Hals über Kopf. Es treibt ihn mit aller Macht von dort fort. Sie hat es ihm doch selbst gesagt, sie sind nicht füreinander bestimmt. Was also soll er noch hier? Wie kann sie von ihm verlangen, sich diesem Gesichtsverlust freiwillig hinzugeben? Wie....und wozu überhaupt? Das ist es ihm nicht wert und wenn er sie tief in seinem Inneren noch so sehr liebt, das kann er nicht zulassen....auch wenn Dis ihn dafür hassen wird, bis an sein Lebensende. Das nimmt er noch lieber in Kauf, als sich den unbändigen Hass und die offene Ablehnung seines Volkes, der elbenblütigen Frau gegenüber auf die Schultern zu laden. Nie und nimmer.... Als er fort ist hört sie sich leise seufzen, Resignation macht sich fühlbar in ihr breit. So das war es nun also...so einfach, so schnell und so völlig ohne irgend eine körperliche, sowie gefühlsmäßige Regung seinerseits. Lyriel kann es schier nicht fassen, wie einfach er es sich macht...und das auch noch auf ihre Kosten wie es den Anschein macht. Sie spürt den dicken Klos in ihrem Hals. Am Liebsten möchte sie sich diesem Gefühl der Verzweiflung und Niedergeschlagenheit hingeben...aber nein sie wird nicht weinen...ganz gewiss nicht. Keine einzige Träne wird sie deswegen jemals wieder vergießen, das ist er einfach nicht wert...nein bestimmt nicht...nicht noch einmal! Das hat sie lange hinter sich gelassen. Sie muss stark sein..stark für ihr Kind, denn das ist es jetzt unweigerlich. Ihres allein und bald wird es soweit sein...nicht mehr lange...dann ist sie für etwas verantwortlich, etwas das nur ihr ganz allein gehört. Das ist etwas, wofür es sich wahrlich zu kämpfen lohnt...und zu leben, sie wird nicht aufgeben. Sicher nicht und so leichtfertig schon gar nicht. Gut...UND..dann eben nicht, wenn er es nicht fertig bringt zu ihr zu stehen, dann soll er es doch bleiben lassen. Mit dieser Ansicht die er für sich vertritt, kann er ihr getrost gestohlen bleiben. Sie bringt es auch allein groß...wofür braucht sie IHN denn schon...genau wozu eigentlich? Noch als sich ihr dieser Gedanke, so unangenehm ehrlich und schmerzhaft durch den Kopf schiebt...spürt sie, wie ihr kleiner Kater zu ihr auf die Ofenbank kommt...ihr Kater, dem sie Thorins Namen gegeben hat, legt den Kopf auf ihren Schoß und schnurrt leise, als wollte er sie trösten. So als spürte er unbewusst...mit all seinen unergründlichen Katzensinnen, dass sie traurig und verzweifelt ist. Unwillkürlich muss sie lächeln, als sie sieht, wie liebevoll und vertraulich, der noch immer so abgemagert wirkende dunkle Kater sich an sie schmiegt. “Ach wenn ER doch nur etwas von dir hätte mein Lieber, nur...nur ein winziges bisschen, dann wäre ich doch schon vollauf zufrieden.“ Hört sie sich selbst nur einen Moment später verblüfft und ungläubig in die Dunkelheit flüstern. Aber noch, als es sich ihr über die Lippen schiebt schluckt sie es rasch hinunter, denn sie spürt, dass sie den Tränen nahe ist. Hastig schiebt sie die Katze von ihrem Schoß und setzt sie anstatt dessen behutsam vor sich auf dem Boden ab. Sie will zusehen, was ihr verstauchter Knöchel treibt. Als sie ihn kurz darauf vorsichtig betastet, weiß sie dass es glücklicherweise nur halb so schlimm, wie gedacht ist. Aber das Laufen wird ihr trotzdem noch eine ganze Weile schwer fallen. Auch wenn sie selbst Hand an sich legt, was damit unvermeidlich scheint. Die Heilerin ist gezwungen die Kräfte ihres elbenblütigen Volkes in sich zu wecken, um diesem Dilemma entgegen zu wirken. Doch es ist nicht ganz so wie gewünscht...ihr momentaner verwirrter und zutiefst erschütterter Gemütszustand, lässt die Wirkung ihrer heilerischen Kräfte längst nicht so entfalten, wie sie es sich wünschen würde. Also ist sie gezwungen, es teilweise auf ganz normalem Wege ausheilen zu lassen, was bedeutet, dass sie vorerst keinen Schritt vor die Türe und schon gar nicht bis ins Dorf tun kann. Gut, aber vielleicht ist es auch besser so....wer weiß schon wozu es nützt, wenn sie sich beide vorerst nicht sehen... knapp vierzehn Tage später... Es ist bereits früher Nachmittag und Lyriel ist gerade eben damit fertig geworden, das Brot für ihre Bedürfnisse zu backen um es anschließend aus dem alten Backofen zu holen, damit es ihr nicht noch zu Holzkohle verbrennt. Mittlerweile fällt ihr aber auch das schwer...sie verflucht ihren angeschwollenen Leib, der ihr bestenfalls wie eine unförmige Kugel vorkommt und das tägliche Leben beileibe nicht einfacher macht. Sie sieht kaum noch ihre Füße, auch das Ankleiden stellt so seine täglichen Herausforderungen an sie...vor allem, wenn man kaum mehr nach unten blicken kann. Aber immerhin kann sie wieder laufen, die Verstauchung ist inzwischen glücklicherweise so gut wie abgeheilt...dennoch ist sie froh, wenn sie es endlich überstanden hat und das Kind kommt, damit alles wieder seinen gewohnten Gang gehen kann, zumindest ansatzweise. Schweiß überströmt und mit rußigen Armen und Händen versucht sie das Holzofenbrot mit dem Schieber aus der kleinen dafür vorgesehenen Öffnung zu fischen...ihr ist heiß, trotz dass draußen mittlerweile eisige Temperaturen herrschen...so nahe an der Flamme ist es jedoch so, dass man dort kaum spürt, dass der Winter inzwischen Einzug gehalten hat. Immer wieder wischt sie sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und pustet eine ihrer hartnäckigen dunkelroten Strähnen aus dem Gesicht, die ihr immer wieder zurück in die Stirn fällt, wie um sie zu ärgern... ...doch plötzlich schreckt sie auf...sie hat etwas gehört... Ein verdächtiges Geräusch, ein lauter Ruf...ist es gewesen. Hastig richtet sie sich auf um besser zu sehen, was da wohl los sein mag, doch sie bemerkt zunächst nichts ungewöhnliches. Aber gerade als sie sich wieder bücken will, um den Rest des Brotes aus dem Ofen zu heben, da hört sie eine helle Knabenstimme ihren Namen durch die nachmittägliche Stille rufen. Lyriel schreckt abermals alarmiert hoch...sie kennt diese Stimme, nur zu kennt sie die...es ist Kilis unverwechselbar helles und unüberhörbar verzweifeltes Rufen, dass da in ihre Richtung dringt. Lyriel lässt fast sofort reflexartig den Schieber fallen und wischt sich ihre Hände ohne es zu merken an ihrer Schürze ab...kurz danach schiebt eine ihrer Hände wie automatisch die langen gelösten Strähnen zurück in ihren Zopf, den sie mittlerweile lose auf den Rücken fallend trägt...den Stand einer unverheirateten Frau, kann man ihr damit ruhig ansehen. Indem kommt der Junge tatsächlich angehetzt, als ob hundert Orks hinter ihm her wären, sie sieht ihn bereits von weitem in ihre Richtung laufen. Die halbelbische Frau zögert nicht lange..sie langt nach ihrem warmen wollenen Überwurf, den sie neben sich auf einer der Bänke liegen hat und läuft ihm so rasch entgegen, wie es ihr momentaner Zustand zulässt. Kili ist noch nicht einmal ganz in ihre Rufweite gelangt, so weiß sie eigentlich schon, dass etwas furchtbares vorgefallen sein muss...der junge Zwergling hat vom schnellen Laufen ein hochrotes Gesicht, außerdem wirkt er zutiefst aufgelöst. Man sieht ihm an, dass er geweint hat...also ist etwas passiert. Etwas schreckliches fürwahr...sie kann es ihm ansehen. Der Halbwüchsige muss ohne Pause bis zu ihrem Haus gerannt sein und das ist, wenn man es so betrachtet schon eine ganz ordentliche Strecke, die es zurück zu legen gilt. Lyriels Herz krampft sich sofort schmerzhaft zusammen. Es ist ihr, als ob sie es instinktiv spürt. Sie merkt, wie ihre Beine schneller laufen...auf halben Wege treffen sie sich. Kilis Gesicht hellt sich schlagartig auf, als er sie endlich gewahrt. Aber er kann nichts sagen...denn sie kommt ihm zuvor, noch ehe er halbwegs verschnaufen kann. „SAG JUNGE...WAS IST MIT IHM...GEHT ES IHM GUT?“ Fährt sie Kili damit hastig und in dem Augenblick so vollkommen unbeherrscht an, dass er ihr nicht antworten kann, selbst wenn er wollte. Er stutzt kurz überrascht, so als hätte ihre direkte Anfrage ihn damit regelrecht überfallen. „Wo..woher wisst ihr...? Fragt er sie daher entsprechend verdattert. „WAS, DASS ES UM THORIN GEHT? UNWICHTIG....SAG MIR EINFACH NUR WAS GESCHEHEN IST!“ Unterbricht sie ihn mit einer solch unwilligen und unwirschen Geste, noch ehe er überhaupt die Gelegenheit zum fertig Sprechen hat. Kili schnauft einmal kräftig durch, doch er ist noch immer stark am Keuchen, aber dann strafft er sich endlich und bemüht sich dann rechtschaffen darum, ihr die gewünschte Auskunft zu geben, die in diesem Fall und seiner Aufregung geschuldet, entsprechend lautstark ausfällt. "ES..ES IST MEIN ONKEL...HEILERIN, IHR HABT RECHT VERMUTET! BITTE KOMMT SCHNELL! ES ES GEHT UM SEIN LEBEN! Er...er ist schwer gestürzt, es war gewissermaßen ein Jagdunfall. Sie haben es wie immer übertrieben. Onkels Vetter Dain hat ihn dazu angestiftet...er konnte es ja wie üblich nicht lassen, sich als überlegener Krieger zu priviligieren. Die Männer waren allesamt in den Bergen auf der Jagd nach wilden Bergschafen, um sie für unsere Zwecke zu fangen und zu zähmen. Wir wissen nicht genau, wie es passiert ist. DAIN will es uns einfach nicht sagen. Aber Onkel Thorin ist dabei offenbar so schwer gestürzt und hat sich so verletzt, dass meine Mutter wirklich glaubt, dass er sterben wird, wenn du ihm nicht mit deiner Heilkraft hilfst. Gróin und Oin sind längst am Ende mit ihrer Weisheit...mein..mein Onkel hat innere Verletzungen...die sehr stark sein müssen... ...BITTE HEILERIN HILF IHM...BITTE! WIRST DU KOMMEN? DU BIST SEINE LETZTE HOFFNUNG!“ Kilis dunkle schokoladenbraunen Augen hängen flehentlich an ihr und Lyriel merkt, dass sie SEHR hart schlucken muss. Sie hat sich einst etwas geschworen...etwas, das sie eigentlich niemals brechen wollte. Sie hat sich einst vehement geschworen, ihre Kräfte niemals an IHN zu vergeuden....NIEMALS! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)